Das Hockey-Magazin der Schweiz
CHF 7.50 • Juni /Juli 2013 • Nr. 8 • Saison 2012/2013
Playoffs, Silber, NHL:
Das Jahr des Reto Berra Silber-WM 2013: Die logische Folge einer Entwicklung
Marco Bührer: Der SCB-Goalie ist in Bern eine Kultfigur
Josh Holden: Der EVZ-Stürmer knipst auch neben dem Eis
Schneller als ein Slapshot. Der MINI Paceman. Der MINI Paceman ist der neue Topscorer unter den MINI Modellen. Denn mit dem ersten Sports Activity Coupé von MINI wird jede Fahrt zum Powerplay: Bis zu 218 PS und optionaler ALL4 Allradantrieb sorgen für mächtig Action und Speed. Mit seiner einzigartigen Linienführung punktet er auch in Sachen Coupé-Look. Fix am besten noch heute eine Probefahrt bei deinem MINI Partner und sei mal wieder richtig schön antibrav. Mini.ch
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Nino Niederreiter
«Kraft und Technik sind wichtig» Nino Niederreiter ist mit 20 Jahren der Jüngste unter den Schweizer WM-Silber-Medaillengewinnern. Obwohl der Stürmer aus der NHLOrganisation der New York Islanders eine harte Saison hinter sich hat, hat er den Fuss noch immer auf dem Gaspedal – auf demjenigen seines Mini Paceman Cooper S. Text: Matthias Müller Fotos: freshfocus
Nino Niederreiter, Sie haben als 20-Jähriger mit der Schweizer Nationalmannschaft S ilber gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg? Es ist einfach nur unglaublich, dass ich da dabei sein durfte. Wir hatten einen riesigen Zusammenhalt, sind gemeinsam einen fantastischen Weg gegangen. Natürlich ist es auch mir persönlich gut gelaufen. Aber ich denke, dieses Turnier hat in erster Linie gezeigt, dass man einfach automatisch gut aussieht, wenn auch das Team gut aussieht. Sie hatten eine Saison mit Aufs und Abs: Während des NHL-Lockouts spielten Sie in der AHL bei Bridgeport, waren Topskorer und alle erwarteten, dass Sie wieder in die NHL berufen würden... Was ja leider nicht passierte. Die Enttäuschung war in diesem Moment schon gross. Ich habe gewusst, dass ich jetzt noch weiter Gas geben muss, um wieder raufzukommen.
einfach nicht mehr so oft gepunktet. Wenn von acht Schüssen keiner ins Tor geht, machst du dir natürlich viele Gedanken. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mir selber wohl zu viel Druck auferlegt und die Sache aus einem falschen Blickwinkel betrachtet habe. Ich dachte immer daran, dass ich jetzt viel skoren müsste, damit ich wieder ins Kader der Islanders berufen werde. Zwischenzeitlich war sogar von einem Trade die Rede. Es ist in dieser Zeit sehr viel passiert. Die Kommunikation zwischen uns und der Organisation war vielleicht nicht optimal. Ich wusste nicht recht, was man von mir erwartet. Es war gut, dass ich mich in dieser Zeit intensiv mit meiner Mentaltrainerin unter halten konnte. Sie hat mir geholfen,
Das taten Sie anfangs auch, doch im Februar liess Ihre Produktion nach. Weshalb? Nach dem AHLA l l - St a r-G a m e Ende Januar bin ich in ein Loch gefallen. Ich spielte eigentlich gut, habe
mich wieder aufs Wesentliche, aufs Eishockey, zu fokussieren. An der WM hat man nun gesehen, dass Sie sich auch gegen die Besten körperlich durchsetzen und etwas kreieren können. Hat Ihnen dieses Jahr in der AHL geholfen, sich weiterzuentwickeln? Absolut. Ich hatte in Bridgeport eine Leaderrolle, habe viel gespielt. Ausserdem lernt man, automatisch steil und direkt aufs Tor zu ziehen. Das konnte ich in die Nati einbringen. Auffallend war insbesondere Ihre Standfestigkeit und Durchsetzungskraft. Ist das eigentlich eine Frage der Technik oder der Kraft? Beides. Die Kraft ist natürlich wichtig, um sich insbesondere stehend vor dem Tor zu behaupten. Auf der anderen Seite muss man auch breit und mit tiefem Schwerpunkt skaten. Man lernt in Nordamerika ja auch, schlechte Pässe anzunehmen und mit der Scheibe auch auf engstem Raum noch etwas zu schaffen. Viel Kraft auf wenig Raum hat auch Ihr neues Auto, der Mini Paceman Cooper S. Wie sind Sie zu diesem Stück gekommen? Ich habe ihn direkt vor der WM von Mini Switzerland für den Sommer zur Verfügung gestellt bekommen. Als ich ihn mit meiner Mutter in Dielsdorf abholen ging, habe ich ihn draussen stehen gesehen. Ich wusste, dass ich einen Mini bekomme, aber nicht welchen. Ich habe gehofft, dass es dieser Paceman ist. Er scheint Ihnen zu gefallen... Und wie! Diese sportliche Variante mit drei Türen und dem gegen hinten abfallenden Dach ist sehr schick. Sie leben im Bündnerland. Ist da ein solches Auto praktisch? Absolut, ich brauche den Paceman jeden Tag. Er ist klein, hat aber alles drin, was mein Herz begehrt. Auch mein grosser Bag passt da locker rein. Zudem hat er ziemlich «Zupf», ich freue mich jetzt schon darauf, mit ihm von Chur hinauf in die l Lenzerheide zu fahren.
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Face Off Schluss mit «Kleinreden»
Und noch etwas in persönlicher Sache. Diese WM-Medaille hat mich aus einem ganz bestimmten Grund zusätzlich gefreut. Ich habe in den letzten 20 Jahren viel Spott über mich ergehen lassen, weil ich immer wieder die NL A als eine der besten Ligen Europas bezeichnet habe. Und weil ich schon in den 1990er-Jahren überzeugt war, dass die besten Schweizer eigentlich in der NHL spielen müssten und ein Schweizer Team eine NHL-Mannschaft unter günstigen Umständen besiegen kann. Was ich damit sagen will: Wir haben in der Schweiz eine Eigenart, uns kleiner zu machen, als wir sind. Dieses «kleine Den-
ken» ist mit ein Grund, warum wir so lange auf eine weitere WMMedaille warten mussten und die Schweizer nicht schon früher die NHL erobert haben. Mit diesem Kleinreden profilieren sich vor allem jene «Experten», die ständig von der ach soooo grossen Überlegenheit der Skandinavier, der Russen und der Nordamerikaner und der NHL schwadronieren, aber sich noch nie vor Ort ein Bild gemacht haben. Denen das Herz in die Hose fällt, wenn sie die drei Buchstaben NHL auf einer Dächlikappe sehen. Die WM 2013 gibt unserem Eis hockey das Selbstvertrauen, das uns oft gefehlt hat – und die Verpflichtung, mit gesundem Selbstvertrauen alles zu tun, dass wir so gut bleiben. Dazu gehört auch, Sorge zu tragen zum Gleichgewicht zwischen Liga und Verband, zwischen Kommerz und Ausbildung und – ich erlaube mir wieder einmal, den Allerhöchstdenselben zu zitieren – zwischen Geld und Geist.
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Endlich! Es ist vollbracht! Die erste WM-Medaille seit 1953! Und mit Damien Brunner nun auch der erste Stürmer in der NHL! Das Frühjahr 2013 sagt uns die Wahrheit über unser Hockey. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir 2014 beim Olympischen Turnier in Sotschi oder bei der WM in Minsk das Viertelfinale verpassen sollten. Es ist nicht die Frage, ob wir wieder das Halbfinale oder das Finale erreichen und eine WMMedaille gewinnen. Sondern nur wann. Wir analysieren in dieser Ausgabe die Entwicklung unseres Eis hockeys, die zum Silber von Stockholm geführt hat (Seite 16 bis 29).
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Inhalt Snapshot So sehen Sieger aus!
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Das Interview
Reto Berra «Wir waren alle auf dem gleichen Trip» 10
2013 IIHF World Championships Schweden/Finnland Schweizer Nationalmannschaft Das silberne Wunder Die Schweizer Helden
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Zaugg’s Red Line Keine Polemik mehr – Das Ende der Geschichte
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Poster Denis Hollenstein Roman Josi
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National League A
SC Bern Marco Bührer – «Zürich ist für mich eine fremde Stadt» ZSC Lions Cyrill Bühler – Kloten-Oerlikon retour
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Zuerst Arosa (2008, «Arosa isch besser»), dann der SC Bern (2012, «SCB – eine einmalige Geschichte»): Die Filmproduktionsgesellschaft «klubkran» scheint Gefallen an sporthistorischen Dokumentarfilmen über Eishockeyklubs gefunden zu haben. In diesem Jahr nimmt sich das Team um Produzent Andri Probst einem weiteren Traditionsverein an: dem Rekordmeister HC Davos. Für den unabhängigen Dokumentarfilm mit dem so einfachen wie prägnanten Titel «HCD – Der Film» werden ehemalige Spieler, Funktionäre und Fans interviewt sowie historisches Film- und Fotomaterial zusammengetragen. Im Mittelpunkt sollen die Leidenschaft und das Herzblut der Zeitzeugen stehen. Die Verantwortlichen des HCD seien von der Idee begeistert, schreiben «klubkran» in ihrer Medienmitteilung. Das Projekt passe ideal zu deren eigenen Bemühungen, die Geschichte des Klubs aufzuarbeiten und Interessierten zugänglich zu machen, zumal beim Brand des Eisbahngebäudes 1991 viel wertvolles Material verloren gegangen war. Geplant ist, dass die DVD in diesem November in den Verkauf gelangt. l
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Persönlich
Josh Holden Knipser aus Leidenschaft
Die Geschichte eines Rekordmeisters
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EA SPORTS – 8 NHL 13-GAMES ZU GEWINNEN Dank der grössten Innovation seit sechs Jahren bildet NHL 13 die Geschwindigkeit, Kreativität und Strategie der NHL mit dem revolutionären TruePerformance Skating präzise ab. Das neue Game verfügt über 1000 neue Animationen und weiteren Features. Machen Sie mit und werden auch Sie ein NHL-Star – gewinnen Sie das neue NHL 13-Game!
NHL
Damien Brunner Die NHL im Sturm erobert
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Die Stadiontester
The Ultimate Sports Road Trip Ein permanenter Roadtrip Die PostFinance-Arena im USRT-Rating
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Senden Sie bis zum 30. Juni 2013 ein E-Mail mit dem Vermerk «Josi» an ims@ims-sport.ch und hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Adresse.
Inline-Hockey
Matthias Müller «Inline-Hockey ist mein Spiel»
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Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Viel Glück!
History
SCL Tigers Andreas Meyer – Ein Mann mit drei Karrieren
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NHL Entry-Draft 2013
Mirco Müller Der vierte im Bunde?
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Nach der Karriere
Antoine Descloux Meister der mobilen Eisbahnen
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Overtime Viel mehr als eine Briefmarke
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Titelbild Nach zwei Jahren Konkurrenzkampf gegen seinen langjährigen Weggefährten Leonardo Genoni wechselt Reto Berra 2009 vom HCD zum EHC Biel. Noch im ersten Jahr wirkt er mental zerbrechlich, er muss mit den Seeländern bis ins siebte Spiel der Ligaquali. Nach diesem Horror tritt eine Veränderung ein. Er wirkt gelöster, seine Leistungen werden konstanter, er führt Biel 2012 ein erstes Mal in die Playoffs. Nun kommt die Saison 2012/2013. Berra ist der beste Torhüter der Liga, er hext Biel in die Playoffs, er unterschreibt bei den Calgary Flames, er gewinnt WMSilber. Es ist eine unglaubliche Reise, die noch lange nicht zu Ende ist. Foto: Valeriano di Domenico
SLAPShots Schiri-Kampagne Servette im Business-Award-Rennen zeigt Wirkung Weil dem Schweizer Eishockey rund 200 Schiedsrichter fehlen, hat Swiss Ice Hockey zu Beginn der Saison 2012/2013 die Rekrutierungs-Kampagne «No Refs. No Game.» lanciert. Die Message hat ihre Wirkung nicht verfehlt: «Bislang haben sich rund 120 Interessierte gemeldet», sagt Andreas Kohler, Head of Referee Regio League und Recruiting des Verbands. Hinsichtlich des Ziels, in den nächsten drei Jahren 200 neue Schiedsrichter anzuwerben, liegt man also gut im Fahrplan. Allerdings dürfe die Zahl von 120 Interessenten nicht eins zu eins mit neuen Unparteiischen gleichgesetzt werden: «Es wird sich zeigen, wieviele Ende August und Anfang September tatsächlich am Schiedsrichterkurs teilnehmen werden.» Grundsätzlich blicke man aber positiv in die Zukunft, zumal auch weitere Mass nahmen, wie die obligatorische Einführung eines Schiedsrichterverantwortlichen in jedem Klub, nun umgesetzt werden. «Sicher ist bereits jetzt, dass unsere gesamte Sensibilisierungskampagne funktioniert und uns in der Schweizer Hockeykultur besser l verankert hat», bilanziert Kohler.
Wieder einmal ist für den HC Genf-Servette das sportliche Titelrennen ohne finalen Erfolg ausgegangen. Immerhin ein schönes Trostpflaster wäre da der Gewinn des Swisscom Business Awards 2013, der an Unternehmen vergeben wird, die wegweisende Lösungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie umsetzen. Für diesen ist der Klub nämlich, zusammen mit pharmaSuisse und Swiss Life, in der Kategorie «Effizient zusammenarbeiten»
nominiert. Der Jury gefällt, «dass der GSHC mit seiner neuen Telepresence-Lösung die Reisekosten im Bereich des Scoutings minimieren kann». Interviews mit potenziellen Spielern seien nun weltweit möglich, ohne ein Flugzeug besteigen zu müssen, ausserdem könne die Lösung für taktische Mass nahmen in den Trainings- und Spielvorbereitungen genutzt werden. Der Preis wird am 19. September im l Zürcher Hallenstadion verliehen.
Argovia Stars für den Kanton Aargau Strukturprobleme sind in der Regio League kein seltenes Phänomen: Anforderungen an Organisation und Infrastruktur steigen stetig, gleichzeitig üben die Klubs der National League eine immer grössere Anziehungskraft aus. Im Kanton Aargau, de fakto eine «National- League-freie» Zone, haben sich nun der EHC Aarau und der EHC Wettingen-Baden zusammengetan und den neuen Verein «Argovia Stars» gegründet. Damit vertiefen die beiden Klubs ihre bereits seit drei
Jahren andauernde Zusammenarbeit. Unter diesen Namen werden neben einer 1.- und einer 2.-Liga-Mannschaft rund 350 Jugendliche in verschiedenen Nachwuchsklassen betreut. Zusätzlich wird die Organisation mit dem HC Wohlen-Freiamt eine Zusammenarbeit pflegen und mit dem EV Zug über ein Partnerteam in der NL A verfügen. Neuer Trainer der 1. Mannschaft wird übrigens der langjährige NL A-Stürmer Daniel Meier l (u.a. EV Zug, SC Bern).
Lions auf ungewohnter Unterlage Der Cup kehrt zurück
© Sandro Frei, www.zsclions.ch
Lukas Flüeler (l.) und Cédric Hächler hatten gegen die Iron Cats gar kein leichtes Spiel, aber viel Spass.
Eishockey, Unihockey, Rollhockey, Inline-Hockey, Street-Hockey: Hockey ist ein facettenreicher Sport. Eine weitere Art des Hockeys durften am 5. Mai fünf Spieler der ZSC Lions kennenlernen. Am 21. Love Ride, einer jährlichen Benefizveranstaltung für muskelkranke und behinderte Menschen auf dem Areal des Flugplatzes Dübendorf, traten Mark Bastl, Marco Maurer, Reto Schäppi, Cédric Hächler und Lukas Flüeler bei strahlendem Sonnenschein gegen die meisterschaftserprobten Iron Cats Zürich im Elektrorollstuhl-Hockey an. Das Fort bewegungsmittel war für die ZSC-Profis für einmal nicht der Schlittschuh, sondern ein Handrollstuhl. «Es war eindrücklich zu sehen, was der Sport diesen Menschen gibt und mit welcher Leidenschaft sie ihn verfolgen», sagt Lukas Flüeler. Wer auf dieser Unterlage der Profi ist, machten die Elektrorollstuhl-Sportler denn auch schnell klar: Erst nachdem die Lions mit 0:3 in Rückstand geraten waren, vermochten sie einigermassen mitzuhalten, zum Schluss gewannen die Iron Cats mit 4:3. «Ehrlich gesagt, hatten wir kaum eine Chance, obwohl wir keineswegs auf Halbflamme gespielt hatten», zeigt sich Flüeler beeindruckt. Dem Spassfaktor tat dies l freilich keinen Abbruch: «Das Spiel, der Anlass, das Wetter – es war wirklich ein mega cooler Tag.»
Zum ersten Mal seit der Saison 1971/1972 wird das Schweizer Eishockey in der übernächsten Saison (2014/2015) wieder in den Genuss eines Cups kommen. Im wettbewerbsüblichen K.O.-System werden über fünf Runden alle NL-Klubs und 10 Regio-League-Vertreter (Kriterien sind noch nicht bestimmt) den Gewinner des Swiss Ice Hockey Cup unter sich ausspielen. Dabei werden die 12 NL AKlubs in vier Regionen aufgeteilt und jeweils mit dem besten NL B-Klub der Region ergänzt. Diese 16 Teams sind gesetzt und können damit in der ersten Runde noch nicht aufeinandertreffen. Die anderen Klubs werden nach Ortsansässigkeit einer der vier Regionen zugeteilt und einem der entsprechenden vier Gegner zugelost. Das tiefer klassierte Team geniesst dabei stets Heimrecht, bei Gleichklassigkeit entscheidet darüber aber der Losentscheid. Die Auslosung der Erstrundenpartien soll im Mai 2014 erfolgen, die weiteren Partien jeweils direkt nach der gespielten Runde. Betreffend Durchführung ist vorgesehen, im September 2014 mit der ersten Runde zu beginnen. Der Final ist für Januar 2015 vorgesehen. Entwickelt wurde das Projekt von der Swiss Ice Hockey Federation und l dem Vermarkter «Infront Ringier».
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So sehen Sieger aus!
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«Say cheese!» Beim offiziellen Fototermin während der WM-Vorrunde scheint noch niemand zu ahnen, was da noch alles kommen könnte. Die erste Medaille seit 60 Jahren? Ernste Gesichter, da und dort ein verhaltenes Lächeln. Nur einer strahlt regelrecht aus dem Kollektiv heraus – ausgerechnet der stets skeptische Trainer Sean Simpson. Es scheint fast, als hätte da einer mehr gewusst als die anderen...
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Das Interview
ÂŤW dem
Reto Berra
Wir waren alle auf m gleichen Trip» Reto Berra spricht im Interview über seine Wandlung vom guten zum aussergewöhnlichen Torhüter, der Wirkung von Yoga, dem unglaublichen Weg zur WM-Silbermedaille und erklärt, weshalb er keine Freundin hat. Text: Klaus Zaugg, Matthias Müller Fotos: Valeriano di Domenico, Pius Koller
alle Energie da ist und es für mich nur noch den Puck gibt, wenn es los geht.
Unser Treffpunkt im Hotel Radisson Blu am Flughafen Zürich ist eine gute Vorbereitung für Ihren nächsten Karriereschritt. Wie meinen Sie das?
Der Gegner, die gegnerischen Spieler interessieren Sie nicht? Überhaupt nicht. Wenn ich mich mit den Gegenspielern befasse, wenn ich mir überlegen, was dieser oder jene Spieler in einer bestimmten Situation tun könnte, dann habe ich schon verloren. Ich konzentriere mich nicht auf den Spieler, sondern auf den Puck. Es geht darum, dass ich die richtige Position gegenüber dem Puck einnehme.
Sie werden nun in der NHL sehr oft in solchen Hotels wohnen. Ach so. Das wird kein Problem für mich sein. Ich kann mich jeder Situation anpassen. Sie entsprechen nicht dem Klischee, dass Torhüter eigenwillig und schwierig sind? Nicht unbedingt. Ich lebe aber in meiner eigenen Welt. Das passt wohl eher zur Vorstellung, wie Torhüter sind. Was meinen Sie mit einem Leben in einer eigenen Welt? Ich muss mich als Torhüter zurückziehen und in meiner eigenen Welt leben, wenn ich Erfolg h aben will. Wie zeigt sich das? Ich bin keineswegs arrogant. Aber am Matchtag bin ich nicht ansprechbar. Wenn ein Anruf am Mittag kommt, wird daraus das kürzeste Telefon. Beim Umziehen in der Kabine nehme ich meine Umgebung schon nicht mehr ganz wahr. Ich versuche, so ruhig wie möglich zu sein. Damit
Wie schaffen Sie es, diese Ruhe und Konzentration zu finden? Durch Yoga. Sie machen Yoga? Ja, seit zwei Jahren. Dino Stecher hat mich in Biel dazu ermuntert. Nach zwei Lektionen entschied ich mich weiterzumachen. Welche Yoga-Übungen machen Sie? Es geht nicht um Gelenkigkeit oder Beweglichkeit. Es geht um die Atemtechnik und die beherrsche ich inzwischen ganz gut. Manchmal ist im Spiel gerade nichts los. Da mache ich für mich Atemübungen. Ein- und Ausatmen, der Puck und ich. Das ist dann alles auf dieser Welt. Haben Sie sich dank Yoga von einem guten zu einem grossen Torhüter entwickelt?
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Das Interview Yoga spielt sicher eine Rolle. Talent hatte ich ja schon immer. Aber ich war mental zerbrechlich, um Ihre Formulierung zu verwenden. Ich hatte mich technisch durchaus weiterentwickelt. Aber ich war innerlich nicht ruhig. Warum war das so? Ich hatte mein Leben nicht so im Griff wie jetzt. Früher löste ein entscheidendes Spiel bei mir Versagensängste aus und war für mich eine schwere Aufgabe. Es war ein «Chrampf». Ich dachte viel zu viel darüber nach, was alles passieren könnte, wenn ich versage. Was denken die Mitspieler? Was schreiben die Journalisten? Heute habe ich diese Ängste überwunden und ich freue mich auf solche Spiele. Sind Sie überrascht, dass Sie diesen Schritt geschafft haben? Nein, eigentlich nicht. Arno Del Curto hat zu mir in seinem ganz besonderen Dialekt immer g esagt: «Du muesch numä dä Kopf änäbringe, de bisch i dr NHL.» In Davos haben Sie auch mit Torhütertrainer Marcel Kull gearbeitet. Ja und ich verstehe erst jetzt seine Philosophie richtig und wie viel ich ihm zu verdanken habe. Ich habe bei ihm viel mehr gelernt als die Perfektion meines Stils. Die Bewe-
In den letzten zwei Jahren hat Reto Berra den «Underdog» Biel zwei Mal in die Playoffs gehext.
Reto Berra durfte in der Saison 2008/2009 mit dem HC Davos den Meisterpokal in die Höhe stemmen.
gungsabläufe beherrscht man ja nach einer gewissen Zeit und es geht nicht mehr um technisches Training. Ich habe bei Marcel Kull gelernt, immer auf Puckhöhe zu sein, immer den Puck im Auge zu behalten und mich nicht mehr auf den scheibenführenden Spieler zu konzentrieren. Ich habe bei ihm auch eine Trainingsmethode gelernt, die mir sehr zusagt: Ich mag lieber zehn Minuten sehr intensives und konzentriertes Training, als eine Stunde lang auf dem Eis zu stehen. Sie waren neun Jahre fast immer mit Leonardo Genoni im Team. Von den Elite-Novizen bis zum Meistertitel mit Davos. Er ist zwar gleich alt wie Sie – aber war er immer auch ein wenig ein Vorbild? Ja, er hatte diese Ruhe und Gelassenheit, die mir damals fehlte. Vielleicht hat er das von seinem Vater. Der ist ja Herzchirurg. Verband Sie eine Freundschaft mit ihm oder war es eine erbitterte Rivalität?
Es war eine sehr gute Rivalität. Unbewusst haben wir uns gegenseitig dazu angestachelt, wirklich das Letzte aus uns herauszuholen. Diesen Konkurrenzkampf haben Sie verloren. Er ist in Davos die Nummer 1 geworden und Sie mussten gehen. Theoretisch kann man das so sehen. Aber wenn ich in Davos hätte bleiben wollen, dann hätte Arno für mich ganz sicher ein Plätzchen gehabt. Wir hatten den Titel gewonnen und wir hatten im Finale gegen Kloten beide gespielt. Es war der perfekte Abschluss in Davos. Ich habe einfach gespürt, dass für mich die Zeit gekommen war, eine neue Herausforderung zu suchen. Da kam das Angebot von Biel gerade zum richtigen Zeitpunkt. Es war «nur» Biel. Aber es war der perfekte Entscheid. Dort haben Sie ja dann am Ende ihrer ersten Saison in der Liga-Qualifikation auch eines dieser schlimmen entscheidenden Spiele erlebt, von denen Sie vorhin gesprochen haben… …ja, dieses siebte Spiel in der Liga-Qualifikation gegen Lausanne werde ich nie vergessen. Das war wirklich ein «Chrampf». Dieser negative Druck. Es geht ja nicht einfach um einen Sieg. Es geht darum, ob andere ihre Arbeit verlieren. Zu diesem Zeitpunkt machten Sie noch kein Yoga. Nein, eben noch nicht. Später, nach der zweiten Saison in Biel schon. Ich wusste, dass ich mich weiterentwickeln muss.
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Reto Berra
Hatten Sie eigentlich von allem Anfang an das Ziel Nationalmannschaft und NHL oder hat sich das so ergeben? Der Anfang hat sich so ergeben. Ich komme nicht aus einer Sportlerfamilie. Als ich drei Jahre alt war, hat mich die Mutter aus Verzweiflung zur Eisbahn Hirslen in Bülach gebracht. Ich war so wild, habe alles heruntergerissen und trat gegen alles, so dass sie schliesslich dachte, dass ich vielleicht dort m eine überschüssige Energie loswerden kann. Heute gibt man solchen Kindern Ritalin. Sie sind durch Sport beruhigt worden. So ungefähr. Zuerst war ich Feldspieler. Im Bambini-Alter habe ich erstmals Torhüter gespielt. Der Trainer fragte, wer ins Tor möchte und ich habe die Hand aufgestreckt weil ich unbedingt mal diese coole Ausrüstung tragen wollte. Torhüter bin ich aber erst viel später geworden. Noch als Piccolo habe ich abwechselnd im Tor und auf dem Feld gespielt, und bis heute habe ich am Spiel grossen Spass und spiele gern in der Torhüterausrüstung mit der Scheibe. Stocktechnisch bin ich gut, aber etwas zu langsam. In meinem nächsten Leben werde ich wohl Stürmer oder Verteidiger.
Zu Hause waren Sie dann ruhiger? Zu Hause schon. Dafür habe ich meine Mitschüler genervt. Ich war immer noch ruhelos und wenn das Fussball-Schülerturnier anstand, habe ich Trainingspläne gemacht und war vor dem Turnier so aufgeregt, dass ich in der Nacht davor nicht schlafen konnte. Ich wollte einfach unbedingt gewinnen und heute tut es mir leid, wie ich meine Mitspieler zusammengestaucht habe. Von Bülach aus wäre es naheliegend gewesen, nach Kloten zu wechseln... ...aber Kloten hatte die besseren Juniorentorhüter und unser Goalietrainer Markus Peter wechselte
von Bülach in die Organisation der ZSC Lions. Da bin ich mit ihm gegangen. Auch weil ich dort ab dem 7. Schuljahr die Sportschule besuchen und anschliessend mein Handelsdiplom machen konnte. Im Februar Ihrer zweiten Saison in Biel haben Sie Ihren Vater verloren. Hat dieser Schicksalsschlag etwas mir Ihrer Wandlung zu tun? Ja, sehr viel. Ich war zu diesem Zeitpunkt oft unzufrieden, weil es nicht so gut lief wie ich wollte. Ich war zu verbissen und Eishockey war für mich zu wichtig. Als ich meinen Vater verlor, da habe ich auf einmal verstanden: Es ist ja
An der WM in Stockholm war Reto Berra mit einer Fangquote von 96,72 Prozent der statistisch beste Goalie des Turniers.
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Reto Berra gar nicht so schlimm, wenn ein Eishockeyspiel verloren geht. Es gibt unendlich viel Wichtigeres im Leben als ein Eishockeyspiel. Eishockey ist für mich sehr wichtig geblieben. Aber Eishockey ist seither nicht mehr zu wichtig. Ich habe eine Balance in meinem Leben gefunden. Ich habe gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen und zu geniessen, in der Gegenwart zu leben und auch die kleinen Dinge zu geniessen. Wir wissen ja alle nicht, was morgen sein wird – es kommt ja sowieso meistens anders als wir denken. Die ganze Nationalmannschaft hat bei der WM auch diesen Eindruck gemacht, ganz im Augenblick zu leben. Ja, das war es. Wenn Sie so wollen, waren wir gemeinsam auf einem Trip. Als würden wir durch dieses Turnier fliegen. Heute war heute, wir kümmerten uns nicht darum, was morgen sein könnte. Wir gingen immer weiter, wir realisierten gar nicht, was wir taten, wir dachten und fühlten alle gleich. Es war unglaublich. Nun ganz ehrlich: Sie hätten gerne an Stelle von Martin Gerber im Finale gespielt? Natürlich hätte ich gerne gespielt und früher hätte ich auch mit der Situation gehadert. Aber das habe ich nicht eine Sekunde getan. Wir waren alle auf dem gleichen Trip, ich habe diesen Entscheid von Sean Simpson voll und ganz akzeptiert und ich war so voller Energie, dass ich mich so fühlte, als würde ich selber spielen. Aber ab und zu muss Ihnen ja schon bewusst gewesen sein, was da abgeht. Vor allem als Sie gegen die USA im Halbfinale keinen Gegentreffer zugelassen haben. Ja, es hat kurz vor dem Einschlafen schon Augenblicke gegeben, da dachte ich: «Das ist ja krass.» Die Freude war so gross, dass es mir kurz die Häärchen aufgestellt hat. Die Freude ist auch so gross, weil ich weiss, dass ich so viel mit meinen eigenen Gedanken steuern kann und einfach glücklich bin. Martin Gerber war bereits Nationaltorhüter, als Sie erst 14 waren. War er Ihr Vorbild? Reto Pavoni war eigentlich mein Vorbild. Wenn wir Besuch hatten, wurde ich als Bub gefragt, ob ich so gut werden wolle wie der Pavoni. Da habe ich schon als sechsjähriger Knirps gesagt: «Nein. Ich will besser werden.» Das war damals schon diese verkrampfte Verbissenheit… …die Sie nach der zweiten Saison in Biel überwunden haben. Eben, und dann haben wir in Biel zweimal die Playoffs geschafft…
Hat Sie Calgarys Cheftrainer Bob Hartley schon angerufen? Ja, kurz nach der Vertragsunterzeichnung. Sind Sie schon gewarnt worden? Wie meinen Sie das? Von den ZSC-Spielern. Ja, ja, natürlich. Sie haben mir gesagt, das sei dann schön hart und ich müsse viel trainieren und es gebe viele Videositzungen und so. Kein Wunder, der sei ja ein ehemaliger Torhüter und sein Assistent auch. Sind Sie nun verunsichert? Überhaupt nicht. Ich freue mich auf diese Herausforderung. Es ist ja für mich auch nicht gerade ein Sprung ins kalte Wasser. Ich war schon dreimal mit St. Louis im Development Camp und kenne die Abläufe ein bisschen. Fliegen Sie schon im Sommer nach Calgary? Ja, für einen ersten Besuch. Aber dann komme ich zurück und werde im August mit Biel und Kloten das Eistraining machen und dann in Calgary ins Camp einrücken. Sind Sie eigentlich Single, weil bei der Belastung durch das Eishockey keine Zeit mehr für eine Freundin bleibt? Nein. Eine Beziehung wäre zwar nicht ganz einfach, aber sicher möglich. Ich bin Single, weil ich so glücklich bin. l
Reto Berra
Geboren: 3.Januar 1987 | Grösse: 194 cm | Gewicht: 95 kg | Zivilstand: Single | Klubs: Blüach, Dübendorf (1. Liga), ZSC Lions (Elite Junioren, NL A), GCK Lions (NL B), Davos und Biel, Zug (für 6 Spiele) und Langnau (für 2 Spiele). Ab Saison 2013/14 Calgary Flames (NHL) | Hobbies: Sport, Musik (spielt Gitarre und Schlagzeug, war in Bülach bei den Tambouren). | Grösste Erfolge: Novizen-Elite Meister ZSC Lions, Meister und Spengler Cup-Sieger HC Davos, zweimal Playoff-Viertelfinals mit Biel, WM-Silber 2013 in Stockholm. Mit einer Fangquote von 96,72 Prozent statistisch bester WM-Torhüter 2013 mit mehr als drei Partien, bei der WM kein Spiel verloren (gegen Tschechien, Dänemark, Weissrussland und die USA). 40 Länderspiele. WM-Teilnehmer 2012 und 2013.
…und die erste WM-Medaille und nun stehen Sie auch noch vor dem Abenteuer NHL.
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2013 IIHF World Championships
Das silberne
Schweden/Finnland
e Wunder
Weil sich unser Eishockey in ein Gallisches Dorf verwandelt hat, ist das silberne Wunder von Stockholm mรถglich geworden. Und deshalb wird der internationale Hรถhenflug weiter gehen.
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2013 IIHF World Championships Sean Simpson, unser Eishockey-Messias Ein Nationaltrainer bildet keine Spieler aus. Die Basisarbeit wird in den Klubs geleistet. Und trotzdem kann der Anteil von Nationaltrainer Sean Simpson am Silber-Erfolg gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In keiner anderen Mannschaftssportart hat der Coach einen so grossen Einfluss auf die Spieler und damit auf den Erfolg wie im Eishockey. Seit mehreren Jahren haben wir in der Schweiz die einzelnen Bausteine für eine WM-Medaille. Aber eine WM-Medaille ist eben nur dann möglich, wenn ALLE diese Bausteine richtig zusammengefügt werden. Der Meistertitel in Zug, die internationalen Triumphe der ZSC Lions und das WMSilber von Stockholm haben den gleichen Vater: Sean Simpson. Zug hatte schon lange die Bausteine für den ersten Titel, die ZSC Lions für internationale Erfolge und die Nationalmannschaft für eine Medaille. Es brauchte lediglich noch den Messias. So wird einer bezeichnet, der eine Wende zum Wohl für alle herbeizuführen vermag. Wenn wir so wollen, ist Sean Simpson der Messias, der
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Zug den Titel (1998), den ZSC Lions die Champions League sowie den Victoria Cup (2009) und der Schweiz die erste Medaille seit 1953 beschert hat. Weil er aus dem vorhandenen Potenzial ein Maximum herausgeholt und die Bausteine zusammengefügt hat. Das Gespür für die Möglichkeiten eines Spielers, für das zum Team passende Konzept, für die richtige Balance zwischen den verschiedenen Alpha-Tieren in der Hierarchie – ein Leader alleine genügt nicht – und schliesslich für die Führung einer Mannschaft in Ausnahmesituationen: Das ist es, was Sean Simpson zum erfolgreichsten Nationaltrainer der Neuzeit macht. Darin ist er sogar seinem Vorgänger Ralph Krueger überlegen. Nur in der Selbstvermarktung wird Simpson nie so gut sein wie Krueger. Mit dem WM-Silber von 2013 ist die «Ära Krueger», die offiziell von 1997 bis und mit Olympia 2010 dauerte, aber inoffiziell bis zur WM 2013 nach wie vor nicht aufgearbeitet war, nun definitiv zu Ende. Mit der WM 2013 in Stockholm hat die «Ära Simpl son» begonnen.
Schweden/Finnland Text: Fotos:
Klaus Zaugg Andy Müller, freshfocus
Woran erkennen wir, ob ein sportlicher E rfolg historische Dimensionen hat? An der Grösse und Länge der Schlagzeilen? An der Anzahl der jubilierenden und gratulierenden Politikerinnen und Politiker? Ja. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Aber wichtiger ist etwas ganz anderes: Wie weit zurück liegt die Jahrzahl, die von den Chronistinnen und Chronisten bei der Einordnung eines Erfolges aus dem Archiv hervorgeholt wird? Beispiel: Der SCB-Titel von 2013 hat keine historischen Dimensionen. Es ist der grösste Erfolg für den Club seit 2010. Bei der silbernen WM in Stockholm kramten die Chronistinnen und Chronisten ein Datum aus dem letzten Jahrhundert hervor, das noch vor ihrem Geburtsjahr liegt: Anno 1935. Der grösste Erfolg seit 1935. Das sind wahrlich historische Dimensionen.
Erster Final seit 78 Jahren Was war 1935? Die Eishockey-WM wird vom 19. bis zum 27. Januar 1935 in Davos zelebriert. Es ist das bisher grösste Weltturnier. 15 Nationen nehmen teil (Rekord) und in neun Tagen werden 51 Partien gespielt (heute noch Rekord). Nach der Vorrunde beginnen direkt die Halbfinals. Die Schweizer bodigen am 26. Januar die Tschechoslowakei 4:0 und treten am 27. Januar um 11.00 Uhr vor 2500 Fans unter freiem Himmel gegen die
Beim ersten Duell gegen die Schweden hatten Luca Cunti und die Schweizer die Nase vorne – im Final triumphierten dann aber die Gastgeber.
himmelhoch favorisierten Kanadier an. Vico Rigassi reportiert auf Radio Beromünster live in drei Sprachen (Deutsch, Französisch und Italienisch). Nach zwei Dritteln steht es 2:2 und am Ende unterliegen die durch Grippe geschwächten Schweizer heldenhaft 2:4. Noch nie hatten die Kanadier gegen einen europäischen Gegner bei einem Titelturnier so viel Mühe. Niemand ahnt, dass es bis zum nächsten WM-Endspiel und zur nächsten WM-Silbermedaille 78 Jahre dauern wird. Bis zum 19. Mai 2013.
Teamstats der Schweizer Nr. Name
Pos
GP
G A PTS PIM
+/- GWG PPG SHG SOG SG% TM M/G TSh AT/S
3 Vauclair Julien D 10 0 3 3 2 +8 0 0 0 16 0.00 143:21 14:20 254 0:33 D 10 0 1 1 12 +2 0 0 0 1 0.00 184:06 18:24 291 0:37 5 Blindenbacher Severin 10 Ambühl Andres F 10 2 4 6 16 +1 0 1 0 27 7.41 159:18 15:55 260 0.36 12 Cunti Luca F 10 2 3 5 2 +3 1 2 0 10 20.00 134:11 13.25 200 0:40 16 Diaz Raphael D 4 0 1 1 0 0 0 0 0 5 0.00 78:16 19:34 116 0:40 17 Monnet Thibaut F 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0.00 0:00 0:00 0 0:00 20 Berra Reto GK 4 0 1 1 2 0 0 0 0 22 Niederreiter Nino F 10 5 3 8 2 +2 1 1 0 25 20.00 149:36 14:57 245 0:36 Bodenmann Simon F 10 2 3 5 2 +1 0 0 0 28 7.14 123:36 12:21 189 0:39 23 Reto Suri F 10 5 3 8 8 +3 1 0 0 20 25.00 148:58 14:53 234 0:38 24 26 Martin Gerber GK 6 0 0 0 0 0 0 0 0 28 Plüss Martin F 10 0 6 6 4 +6 0 0 0 28 0.00 171:52 17:11 274 0:37 Seger Mathias D 10 0 2 2 6 +8 0 0 0 4 0.00 149:25 14:56 262 0:34 31 43 Trachsler Morris F 10 0 1 1 4 +3 0 0 0 9 0.00 135:05 13:30 233 0:34 48 Bieber Matthias F 10 2 1 3 2 +1 1 1 0 14 14.29 133:52 13:23 234 0:34 Gardner Ryan F 10 2 3 5 0 +1 2 1 0 14 14.29 157:01 15:42 253 0:37 51 54 Furrer Philippe D 10 0 1 1 4 +3 0 0 0 11 0.00 178:55 17:53 286 0:37 Blum Eric D 9 0 1 1 2 0 0 0 0 4 0.00 81:35 9:03 130 0:37 58 70 Hollenstein Denis F 10 4 4 8 2 +4 0 1 0 31 12.90 134:38 13:27 201 0:40 72 Von Gunten Patrick D 10 1 1 2 0 +2 0 1 0 11 9.09 142:30 14:15 218 0:39 82 Moser Simon F 10 3 2 5 6 +5 1 1 0 19 15.79 150:13 15:01 267 0:33 Josi Roman D 10 4 5 9 4 +2 2 1 1 22 18.18 201:25 20:08 304 0:39 90 91 Grossmann Robin D 6 0 0 0 2 +1 0 0 0 2 0.00 49:57 8:19 89 0:33 Walker Julian F 10 3 5 8 8 +5 0 0 0 15 20.00 129:21 12:56 228 0:34 95
Nr. Name
GPT
GKD
GPI MIP MIP%
GA SVS SOG SVS%
GAA SO
W L
20 Berra Reto 10 10 4 240:00 39.68 4 118 122 96.72 1.00 1 4 0 26 Gerber Martin 10 10 6 364:51 60.32 11 132 143 92.31 1.81 0 5 1 52 Stephan Tobias – – – – – – – – – – – – –
Dieser Blick zurück hilft uns, die Gegenwart, die Bedeutung der silbernen WM 2013 in Stockholm besser zu verstehen und einzuordnen. Stockholm ist mit Abstand der grösste Erfolg unserer Hockeygeschichte. Denn 1935 sind die NHL-Profis noch nicht dabei. Kanada hat das Amateurteam von Winnipeg an die WM geschickt. Eishockey ist noch nicht so global wie im 21. Jahrhundert. Die Finnen und die Russen sind noch gar nicht dabei, die Schweden haben gerade erst Laufen gelernt. Der internationale Verband hat 1935 gerade mal 21 Mitglieder. 2013 sind es 66 Länder, die lizenzierte Spieler gemeldet haben. Und da ist noch etwas: Zum ersten Mal überhaupt ist eine Schweizer Nationalmannschaft 2013 an einem WM-Turnier im Fussball oder Eishockey spielerisch und taktisch, also in jeder Beziehung, auf Augenhöhe mit den Besten der Welt. Der Erfolg ist das Produkt einer politischen, wirtschaftlichen, spielerischen und taktischen Entwicklung und hat deshalb ein solides Fundament. Die Silber-WM von 2013 ist, anders als etwa der EM-Titel der Griechen im Fussball (2004) oder der WM-Halb final unserer Handballer (1993), kein einmaliges, nie mehr wiederholbares Zufallsereignis.
Der grösste Erfolg des Schweizer Teamsports Wie ist es möglich, dass die Schweiz den Anschluss an die Weltspitze wieder geschafft hat? Dieser WM-Final 2013 ist mit Abstand die grösste Erfolgsgeschichte des gesamten Schweizer Mannschaftsportes, in den historischen Dimensionen höchstens noch halbwegs mit dem Fussball-Olympiafinal von 1924 (0:3 gegen Uruguay) vergleichbar. Doch auch das war letztlich ein Zufallserfolg im Sinne des Dichters Emanuel Geibel: «Was rühmst du deinen schnellen Ritt! Dein Pferd ging durch und nahm dich einfach mit.»
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2013 IIHF World Championships
Mit vereinten Kräften gegen Schweden.
Die Schweizer Nationalmannschaft präsentierte sich an der WM 2013 als verschworene Einheit.
2013 sind dem Schweizer Eishockey nicht einfach die Pferde durchgegangen. Das WM-Silber von 2013 ist verdient und logisch und krönt eine jahrelange Aufbauarbeit. Die Art und Weise, wie unser Hockey aus der internationalen Lächerlichkeit zu höchstem internationalem Ruhm zurück gekehrt ist, mag anderen Sportverbänden als Beispiel dienen. Es ist die grösste Hollywood-Geschichte unseres Sportes. Es lohnt sich, über die tägliche
Jubelberichterstattung hinaus nachzusehen, wie dieses Wunder möglich geworden ist. Bei einer Analyse fällt dem Chronisten ein Begriff ein. Ein gallisches Dorf. Ja, das ist die treffendste Bezeichnung. Die Schweiz ist das gallische Dorf auf dem Planeten Eishockey. Das Dorf der unbeugsamen Helvetier. 60 Jahre lang, im Sport eine unfassbare lange, Zeitspanne, haben sieben Völker die Welt unter sich aufgeteilt und regiert:
Der Tscheche hat gegen Roman Josi das Nachsehen.
SPIEL 3 20
Die Russen (sie kamen erst 1954), die Tschechen, die Slowaken, die Finnen, die Schweden, die Amerikaner und die Kanadier. Sie haben seit 1953 alle WM-Medaillen unter sich gefeiert. 1953 waren die Schweizer und die Deutschen die letzten gewesen, die diese stabilste Hierarchie des Weltsportes bei einer WM geknackt hatten. Allerdings auch nur, weil bloss drei Mannschaften die WM in Zürich und Basel beendeten. Die Kana-
Schweden/Finnland
SPIEL 1
Nino Niederreiter umkurvt gleich zwei Kanadier.
dier und die Amerikaner fehlten wegen sport politischer Querelen und die CSSR reiste wegen des Todes ihres Staatspräsidenten Klement Gottwald frühzeitig heim. Die Schweizer Nationalmannschaft kam hinter Schweden und Deutschland auf den 3. und letzten Platz. Bronze! Die Olympische Bronzemedaille der Deutschen von 1976 blenden wir bei diesem Rückblick aus. Sie ist ein Kuriosum: Beim Boykott-Olympiaturnier von
Andres Ambühl erzielt das 6:1 gegen Slowenien.
SPIEL 2 Innsbruck, das nicht als WM zählte, fehlten die Schweden und die Kanadier. Es hat seit 1953 in vielen europäischen Ländern viele Versuche gegeben, besser zu werden. Die Schweiz, Deutschland, Polen, England, Österreich, Italien, Rumänien, Holland, Frankreich, Dänemark, Norwegen und die durch die Auflösung des Ostblockes entstandenen Staaten wie Lettland, Kasachstan, Ukraine oder Weissrussland gehörten
SPIEL 5
oder gehören zur erweiterten Weltklasse. Oft gelang der kurzzeitige Tanz mit den Besten nur, weil ein paar Kanadier eingebürgert oder Doppelbürger in Nordamerika aufgestöbert wurden. Aber es schien einfach in alle Ewigkeit unmöglich, an WM-Medaillen heranzukommen. Nun wird oft argumentiert, Eishockey sei ja kein Weltsport und deshalb könne die internationale Konkurrenz nicht mit jener im Fussball verglichen
Auch für die Dänen gibt es kein Durchkommen.
SPIEL 4
21
2013 IIHF World Championships
SPIEL 6 werden. Weil so wenige Länder überhaupt eine Chance haben und der Titel jedes Jahr ausgespielt wird, hat die Eishockey-WM keine internationale Strahlkraft. Sie bleibt im Vergleich zur FussballWM und ist im Vergleich zu einer Fussball-WM ein lokales Ereignis und findet, mit Ausnahme von ein paar Spitzenspielen, in halbleeren Arenen statt. Den historischen Viertelfinalsieg der Schweizer gegen Tschechien (2:1) sahen im Globen zu Stockholm (Fassungsvermögen 12 500 Zuschauer) weniger als 3000 Fans. Aber durch schlaue
Eric Blum stoppt den norwegischen Stürmer.
Vermarktung hat der vom Schweizer René Fasel präsidierte Internationale Verband (IIHF) bei jeder WM garantierte Werbeeinnahmen von rund 16 Millionen Franken. Da muss einfach jedes Jahr gespielt werden. Aber Eishockey ist in den sieben Völkern, die seit 1953 den Hockeyplaneten beherrschen, ein wichtiger Sport. In Kanada sogar in der Verfassung als Nationalsport verankert. Die internationale Konkurrenz mag nur ein Bruchteil jener im Fussball sein. Aber der harte Kern dieser Konkurrenz ist so
SPIEL 7 stark, dass er seit 60 Jahren intakt geblieben ist. Dieses scheinbar in Stein gemeisselte Macht kartell des internationalen Eishockey aufgebrochen zu haben – das ist die grosse, schier unfassbare Leistung des Schweizer Eishockeys im Frühjahr 2013. Die Schweiz gehörte aufgrund ihrer geographischen Lage (Natureis in den Höhenlagen) bis Anfang der 1950er-Jahre zu den Hockey-Welt mächten und holte bis 1953 neun WM-Medaillen. Bibi Torriani, ein Stürmer des HC Davos, war der
Nino Niederreiter erlöst die Schweiz mit seinem 1:0 gegen die USA.
HALBFINAL 22
Schweden/Finnland Roman Josi bezwingt den weissrussischen Keeper zum 1:0.
erste ganz grosse Star unseres Sportes und wurde in den 1930er- und 1940er-Jahren verehrt wie ein Popstar. Die Erinnerungen an diese «Belle Epoque» mit dem Höhepunkt bei der WM 1935 in Davos sind bei uns nie verblasst. Der Traum, wieder einmal eine Medaille zu gewinnen, ist nie er loschen, wie ein kostbarer Schatz von Generation zu Generation weitergegeben worden. Die Eis hockeybegeisterung, die Bedeutung dieses Sportes in unserem Land ist nie verloren ge gangen, die Anstrengungen sind nie erlahmt.
AL VIERTELFIN Geschafft: Nach dem 2:1 über die Tschechen zieht die Nati ins Halbfinale ein.
Zuerst schien es, der Bau von Kunsteisbahnen im Unterland werde den Anschluss an die Weltspitze rasch wieder ermöglichen. Doch Ende der 1950erJahre nahm die Schweiz wegen Chancenlosigkeit nicht einmal mehr an der WM teil (1957 und 1958) und am 6. März 1959 folgte bei der WM in Bratislava der absolute Tiefpunkt: 0:23 gegen Kanada, letzter Platz. Als Übel galten nun die Ausländer, die den eigenen Talenten im Wege standen. Also wurden die ausländischen Spieler ab 1961 ein Jahrzehnt lang verboten. Die Schweiz fiel ins Bodenlose und wurde gar in die C-Klasse relegiert.
Initialzündung im Bären zu Ostermundigen
Grenzenloser Jubel nach dem historischen 3:0-Halbfinal-Sieg gegen die USA.
Eine leichte Erholung setzte zu Beginn der 1970er Jahre ein. 1974 spielten wir in Frankreich unsere letzte C-WM. Doch die Initialzündung, die schliesslich 2013 in Stockholm zur ersten WM-Silbermedaille seit 1935 führen sollte, erfolgte am 6. Dezember 1986 im Bären zu Ostermundigen. René Fasel, Zahnarzt und ehemaliger Schiedsrichter, ist Verbandspräsident geworden. Er ist erst 36 und hat den Kopf voller verrückter Ideen. Er macht einen Schweizer zum Nationaltrainer (Simon Schenk, der später für die SVP auch im Nationalrat sitzen wird) und holt die Sowjets zu einem Länderspiel nach Bern. Wir verlieren 2:10. Vom Prager Hockey-Chronisten Bohumil Cervenka lässt er sich vor dem Bankett zu Ehren der Russen im Bären Ostermundigen ein paar Worte Russisch bei bringen. René Fasel würzt welschen Charme mit melancholischem Russisch und gewinnt die Herzen der entzückten Gäste. Sie werden ihm mit ihren politischen Beziehungen zum Aufstieg in höchste Höhen verhelfen. Heute ist Fasel als IIHF-Präsident und IOC-Mitglied einer der mächtigsten Sportfunktionäre der Welt.
Vor allem aber wird der junge Vorsitzende unseres Verbandes an diesem 6. Dezember wegen der schmählichen 2:10 Niederlage zornig. Als wäre er Rumpelstilzchen, ruft er aus, er werde nicht rasten und nicht ruhen, bis wir diese Russen schlagen und wieder WM-Medaillen holen. In seiner Entourage macht sich Sorge um seinen Geisteszustand breit. Aber die Worte sind in die Welt gesetzt. 2013 werden sie versilbert. Wie hatte doch der Davoser Landammann Dr. Erhard Branger schon bei seiner Eröffnungsrede bei der Silber-WM von 1935 in Davos gemahnt: «Sport ist nicht Wort. Sondern Tat und Handeln.» Auch René Fasel redet nicht nur. Er handelt. Er bringt ein neues, umfangreiches internationales Ausbildungsprogramm auf den Weg, das von Verbands-Sportdirektor Peter Zahner (heute Manager ZSC Lions) ausgearbeitet wird und den Junioren Spiele gegen die besten Alterskollegen der Welt ermöglicht und ihnen die Angst vor den grossen Tieren nimmt. Parallel dazu entwickelt sich unsere höchste Spielklasse zu wirtschaftlicher und sportlicher Blüte und ist seit Ende der 1990er Jahre eine der besten Meisterschaften ausserhalb Nordamerikas. Jetzt wird die Schweiz zum Gallischen Dorf des globalen Eishockeys. Eishockey wird im kleinen Sportmarkt Schweiz zur massgebenden Kraft. Die grossen Städte wie Bern, Genf und Zürich sind starke Standorte, die übrigen Klubs auf der Hockeylandkarte gut in allen Landesteilen vertreten. Schweizer Klubs werden international konkurrenzfähig. Die ZSC Lions gewinnen die Champions League und besiegen eine Mannschaft aus der NHL (Chicago), der HC Davos holt 2000 erstmals seit 1958 wieder den Spengler Cup. In die Führung der Nationalmannschaft kommt Kontinuität: Sean Simpson, ein Kanadier, der seit bald 30 Jahren mehr-
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Das Hockey-Magazin der Schweiz, gratuliert der Schweizer Nationalmannschaft zum Vize-Weltmeistertitel 2013. N채her geht nicht!
Schweden/Finnland
Letztlich war
Schweden im
Final zu stark.
FINAL
Schlussrangliste
Gold Schweden Silber Schweiz Bronze USA 4. Finnland 5. Kanada 6. Russland 7. Tschechien 8. Slowakei 9. Deutschland 10. Norwegen 11. Lettland 12. Dänemark 13. Frankreich 14. Weissrussland 15. Österreich 16. Slowenien
11. Lettland 12. Dänemark 13. Frankreich 14. Weissrussland 15. Österreich 16. Slowenien
heitlich in der Schweiz lebt und bald eingebürgert wird, ist erst der zweite Nationaltrainer seit 1998. Die Gestaltungskraft im nationalen Hockey ist mehr und mehr von den Funktionären auf fähige Manager der Grossklubs (wie Marc Lüthi in Bern, Peter Zahner in Zürich, Patrick Lengwiler in Zug) übergangen. Gerade die Grossklubs übernehmen Vorbildfunktion bei der Ausbildung der Junioren, die ZSC Lions unterhalten sogar eine der grössten und besten Nachwuchsabteilungen Europas mit mehr als 600 Junioren. Alle Versuche von europhilen Sportjuristen,
die Anzahl der ausländischen Spieler ins uferlose zu vermehren, werden abgeblockt. Nach wie vor sind in der Schweiz nur vier ausländische Spieler zugelassen, während sie in allen westlichen Hockeynationen praktisch uneingeschränkt zugelassen sind. Aber gleichzeitig suchen die jungen Schweizer die internationale Herausforderung. Noch zu Beginn der 1990er-Jahre war die nordamerikanische National Hockey League, die mit Abstand wichtigste und beste Liga der Welt, für Schweizer weiter entfernt als der Mond für eine in der Eidgenössischen Pulverfabrik Wimmis fabrizierte Rakete. Inzwischen spielen regelmässig sechs oder sieben Schweizer in Unmittelbar nach der Niederlage dominiert der Frust.
Martin Gerber und Mathias Seger sind geschlagen.
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Schweden/Finnland der NHL und werden dort zu Dollarmillionären. Diese Kombination aus sportlich, politisch und wirtschaftlich starkem, geschütztem heimischem Markt, gesundem Selbstvertrauen, Heimatschutz,
internationaler Herausforderung, diese Schaffung eines Gallischen Dorfes inmitten des globalen Sportes, hat dem Schweizer Eishockey die Rückkehr zur l Weltgeltung beschert.
Spiel 1 Schweden – Schweiz 2:3 (0:0, 1:2, 1:1) Tore Schweden: Fransson, Hjalmarsson Tore Schweiz: Bieber, Niederreiter, Gardner Schüsse aufs Tor: 31:24
Spiel 6 Norwegen – Schweiz 1:3 (0:2, 0:1, 1:0) Tor Norwegen: Tollefsen Tore Schweiz: Moser, Josi, von Gunten Schüsse aufs Tor: 17:37
Spiel 2 Schweiz – Kanada 3:2 n.P. (1:0, 0:1, 1:1, 0:0) Tore Schweiz: Hollenstein, Niederreiter Tore Kanada: Ladd, Read Schüsse aufs Tor: 29:21
Spiel 7 Weissrussland – Schweiz 1:4 (0:1, 0:0, 1:3) Tore BLR: Kovyrshin Tore Schweiz: Josi, Bieber, Walker (2) Schüsse aufs Tor: 21:40
Spiel 3 Schweiz – Tschechien 5:2 (1:0, 1:2, 3:0) Tore Schweiz: Ambühl, Niederreiter, Moser Bodenmann, Suri Tore Tschechien: Hudler (2) Schüsse aufs Tor: 31:39 Spiel 4 (1:3, 0:3, 0:1) Slowenien – Schweiz 1:7 Tor Slowenien: Pajic Tore Schweiz: Bodenmann, Cunti, Moser Hollenstein (2), Ambühl, Suri Schüsse aufs Tor: 14:38 Spiel 5 Schweiz – Dänemark 4:1 (1:0, 1:1, 2:0) Tore Schweiz: Cunti, Gardner, Suri, Niederreiter Jensen Tor Dänemark: Schüsse aufs Tor: 27:33
Viertelfinal Schweiz – Tschechien 2:1 (1:0, 1:0, 0:1) Tore Schweiz: Hollenstein, Josi Tor Tschechien: Kutlak Schüsse aufs Tor: 32:34 Halbfinal (0:0, 1:0, 2:0) Schweiz – USA Niederreiter, Walker, Suri Tore Schweiz: Schüsse aufs Tor: 31:29 Final (1:2, 0:0, 0:3) Schweiz – Schweden 1:5 Tor Schweiz: Josi Tore Schweden: Gustafsson, Sedin H. (2), Hjalmarsson, Eriksson Schüsse aufs Tor: 27:27
Topskorer Rank Name Team Pos GP G A PTS PIM +/-
1. Kontiola Petri FIN F 10 8 8 16 8 +6 2. Stastny Paul USA F 10 7 8 15 6 +7 3. Smith Craig USA F 10 4 10 14 18 +5 4. Kovalchuk Ilya RUS F 8 8 5 13 29 +5 5. Stamkos Steven CAN F 8 7 5 12 6 +6 6. Aaltonen Juhamatti FIN F 10 4 7 11 4 +3 RUS F 8 5 5 10 4 +4 7. Radulov Alexander 8. Eriksson Loui SWE F 10 5 5 10 0 +4 9. Sedin Henrik SWE F 4 4 5 9 2 +4 10. Josi Roman SUI D 10 4 5 9 4 +2 11. Niederreiter Nino SUI F 10 5 3 8 2 +3
Torschützen Rank Name Team Pos GP G S SG% +/-
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Kovalchuk Ilya RUS F 8 8 22 36.36 +5 Kontiola Petri FIN F 10 8 28 28.57 +6 Stamkos Steven CAN F 8 7 31 22.58 +6 Stastny Paul USA F 10 7 29 24.14 +7 Darzins Lauris LAT F 7 5 31 16.13 +2 Radulov Alexander RUS F 8 5 24 20.83 +4 Eriksson Loui SWE F 10 5 19 26.32 +4 Niederreiter Nino SUI F 10 5 25 20.00 +3 Suri Reto SUI F 10 5 20 25.00 +3 10. Sedin Henrik SWE F 4 4 7 57.14 +4 16. Hollenstein Denis SUI F 10 4 31 12.90 +4 16. Josi Roman SUI D 10 4 22 18.18 +2
Bad Boys Rank Name Team Pos GP PIM 2 5 10 GM MP
1. Cipulis Martins LAT 2. Kovalchuk Ilya RUS AUT 3. Welser Daniel 4. Berzins Armands LAT CAN 5. Schenn Luke 6. Pesonen Janne FIN 7. Edler Alexander SWE 8. Martinsen Andreas NOR 9. Johnson Erik USA AUT 10. Pock Thomas
F 7 29 2 F 8 29 2 F 6 27 1 F 7 27 1 D 7 27 1 F 9 27 1 D 2 25 0 F 7 25 0 D 10 20 5 D 7 18 4
1 0 1 1 1 0 1 0 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 1 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0
Goalies Rank Name Team Min. SOG GA SVS SVS % SO
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Roman Josi, der neue «Hocky-Superstar» der Schweiz Mit dem Titel des WM-MVP ist der erst 22-jährige Nashville-Verteidiger Roman Josi in der Schweiz zum «Hockey-Superstar» aufgestiegen. Nur logisch, dass für den Berner nach dem Turnier nicht Ferien, sondern ein eigentlicher Medienmarathon angesagt war. «Ich habe es genossen», sagt Josi über die intensive Zeit danach, «der Grund war ja auch ein wirklich schöner.» Trotzdem stellt er die individuelle Auszeichnung klar unter den Teamerfolg: Die Silbermedaille habe für ihn einen noch höheren Stellenwert, weil er sie mit dieser «tollen Gruppe» realisieren konnte. Dass ihm die MVP-Trophäe bei den anstehenden Vertragsverhandlungen mit den Nashville Predators – Josi wird im Juli restricted free agent – helfen könnte, glaubt er nicht. «In der NHL zählt nur die NHL», hält er fest. Letztlich kann ihm das auch egal sein. Seine Saison war so gut, dass er sowieso in den Genuss einer saftigen Gehaltserhöhung kommen wird (vermutlich ein Jahressalär um die 3 Millionen US-Dollar). Ausserdem könnte er auch bald einen Schweizer Teamkollegen haben: Mit Simon Moser (24) wird im September ein weiterer Silber-Held am Camp der Predators teilnehmen. Ganz überraschend kam das Ganze für Josi nicht: «Zum einen bringt er alles mit, um sich durchzusetzen, zum anderen haben mir die l Verantwortlichen schon während der Saison Fragen zu ihm gestellt.»
Enroth Jhonas SWE 418 183 8 175 95.63 Gibson John USA 308 164 8 156 95.12 Smith Mike CAN 255 126 7 119 94.44 Rob Zepp GER 302 153 9 144 94.12 Pavelec Ondrej CZE 297 112 7 105 93.75 Raanta Antti FIN 430 208 15 193 92.79 Belinski Vitali BLR 270 147 11 136 92.52 Gudlevskis Kristers LAT 244 120 9 111 92.50 Gerber Martin SUI 365 143 11 132 92.31 Haugen Lars NOR 311 164 14 150 91.46
2 1 1 2 0 1 0 0 0 0
Media-All-Star-Team Position Name Team
Torhüter Verteidiger Verteidiger Stürmer Stürmer Stürmer
Enroth Jhonas Josi Roman Vauclair Julien Kontiola Petri Stastny Paul Sedin Henrik
Schweden Schweiz Schweiz Finnland USA Schweden
Most Valuable Player – MVP Stürmer Josi Roman
Schweiz
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Schweizer Nationalmannschaft Sie brachen auf, um Grosses zu leisten, nachause kamen sie mit einer Silber-Medaille: Innert zwei Wochen wurden die 26 Hockey-Spieler, die Sean Simpson und sein Coachingstaff für die WM 2013 nominierten, zu «Eisheiligen». SLAPSHOT hat sie einzeln unter die Lupe genommen, allerdings auf eine Klassifizierung verzichtet. Alle haben die Prüfung mit der Bestnote 6 bestanden! Torhüter 03.09.1974 Grösse: 180 cm Gewicht: 90 kg
26 Martin Gerber Torhüter 03.01.1987 Grösse: 194 cm Gewicht: 95 kg
20 Reto Berra Verteidiger 10.02.1979 Grösse: 183 cm Gewicht: 98 kg
3 Julien Vauclair Verteidiger 15.03.1983 Grösse: 180 cm Gewicht: 88 kg
5 Severin Blindenbacher Verteidiger 09.01.1986 Grösse: 181 cm Gewicht: 88 kg
16 Raphael Diaz Verteidiger 17.12.1977 Grösse: 181 cm Gewicht: 86 kg
31 Mathias Seger Verteidiger 16.06.1985 Grösse: 187 cm Gewicht: 92 kg
54 Philippe Furrer 28
Nur im Finale keine goldenen Paraden Start in der 2. Liga (Signau), schwedische Meisterschaft (2002) und Stanley Cup (2006) als Zwischenstopps auf dem Weg zum Gipfel des internationalen Ruhmes (WM-Final) – die grösste Schweizer Hockey-Karriere. Beste Partie im Viertelfinale (2:1 Tschechien), die unglücklichste im Finale (1:5 Schweden).
Nächste Station: Stanley Cup Der statistisch beste Schweizer WM-Torhüter aller Zeiten. Er hat eine NHL-Postur, spielt den NHL-Stil und inzwischen ist er auch mental für die NHL bereit: Er hat unter maximalem Druck im Halbfinale (3:0 gegen die USA) auf höchstem Niveau die beste Partie seines Lebens gespielt. Nun ist er auf dem Weg zu Ruhm und Reichtum in der NHL.
Erst im zehnten Spiel der erste Fehler Verdient im All-Star-Team (mit Roman Josi). Er stand als einziger schon 1998 im U20-Bronzeteam. Bis ins Finale der beste Vauclair, den es je gegeben hat: Ein ruhiger und verlässlicher Verteidiger, kein welscher Schillerfalter, der viel zu grosse Risiken eingeht. Erst im letzten Spiel der erste Fehler.
Der beste Blindenbacher aller Zeiten Nach eher durchschnittlichen Zeiten bei den ZSC Lions nun auf höchstem internationalem Niveau der beste Blinden bacher aller Zeiten. Der Glanz hoher Passqualität und spielerischer Schlauheit wurde nicht durch Blackouts getrübt: Die paar Aussetzer hatten keine Folgen.
Das letzte Teilchen fürs Medaillen-Puzzle Seine Nachnomination war das letzte noch fehlende Teilchen fürs Silber-Mosaik: Erst das 2:0 gegen Tschechien, das er im Viertelfinale im Powerplay einleitete (Endstand 2:1) öffnete den Weg zu Silber. Kompletter, unauffällig, leise und sehr effizient spielender Verteidigungsminister.
Der beste WM-Seger aller Zeiten WM-Debüt 1998 (4. Platz/9 Spiele/1 Tor/0 Assists). Internationale Krönung 2013 (WM-Silber/10/0/2). Vor einem Jahr in Helsinki noch zwischendurch als Stürmer Lückenbüsser, jetzt Captain und Leitwolf auf und neben dem Eis. Wir haben den leidenschaftlichsten und deshalb besten Seger im Nationalteam gesehen.
Unser dritter NHL-Verteidiger Im sechsten grossen internationalen Turnier haben wir endlich den wahren Furrer gesehen. Erstmals hat er auf höchstem Niveau sein bestes Eishockey ohne Aussetzer gespielt. Unser härtester und bester Defensiv-Verteidiger, ja er war in dieser Form so etwas wie unser dritter NHL-Verteidiger.
Martin Gerber (38) hat an dieser WM bewiesen, dass er immer noch zu den Weltbesten seines Fachs gehört.
Verteidiger 13.06.1986 Grösse: 178 cm Gewicht: 82 kg
58 Eric Blum Verteidiger 10.02.1985 Grösse: 180 cm Gewicht: 83 kg
72 Patrick von Gunten Verteidiger 01.06.1990 Grösse: 188 cm Gewicht: 90 kg
90 Roman Josi Verteidiger 17.08.1987 Grösse: 180 cm Gewicht: 85 kg
91 Robin Grossmann
Der stark unterschätzte Samurai Der Verteidiger mit japanischen Wurzeln, der als Zürcher erst im Emmental zum NL A-Spieler reifte, spielte mutig wie ein Samurai: flink und schlau, aber nie verspielt und im Zweikampf zäh. Er ist unterschätzt worden und hätte auch mehr Eiszeit verkraftet.
Die B-Version von Rafael Diaz Dass er seinen Platz in der sportlichen Teamhierarchie an Raphael Diaz überlassen musste, macht durchaus Sinn: Wenn er, so wie bei dieser WM, sein bestes Hockey spielt, dann mahnt dieser komplette, smarte und krative Verteidiger an Raphael Diaz – er war in Stockholm die B-Version von Diaz.
Einer der besten Verteidiger der Welt Wären wir deutsch, dann würden wir sagen: Wir haben den besten Verteidiger der Welt. Wir sind bescheiden: Er ist offiziell der beste Verteidiger und wertvollste Spieler dieser WM. Wir haben noch lange nicht den besten Josi gesehen. Er kann auch in der NHL der beste Verteidiger werden.
Silber als Ticket für nächstes WM-Aufgebot? Er verletzte sich im Startspiel seine rechte Hand, war kein entscheidender Faktor und musste dann Raphael Diaz weichen. Aber er hat sehr vielversprechende Ansätze gezeigt. Er gehört zum Silber-Team, hat dadurch einen Bonus und wird deshalb weitere Chancen auf höchstem Niveau erhalten.
Die Schweizer Helden Sturm 14.09.1983 Grösse: 176 cm Gewicht: 82 kg
10 Andres Ambühl Sturm 04.07.1989 Grösse: 184 cm Gewicht: 85 kg
12 Luca Cunti Sturm 08.09.1992 Grösse: 188 cm Gewicht: 94 kg
22 Nino Niederreiter Sturm 02.03.1988 Grösse: 178 cm Gewicht: 83 kg
23 Simon Bodenmann Sturm 25.03.1989 Grösse: 183 cm Gewicht: 84 kg
24 Reto Suri Sturm 05.04.1977 Grösse: 175 cm Gewicht: 85 kg
28 Martin Plüss Sturm 15.07.1984 Grösse: 183 cm Gewicht: 90 kg
43 Morris Trachsler Sturm 14.03.1986 Grösse: 181 cm Gewicht: 88 kg
48 Matthias Bieber Sturm 18.04.1978 Grösse: 198 cm Gewicht: 103 kg
51 Ryan Gardner
Auch auf Weltniveau ein Leitwolf Wenn er mehr als zwei Tore erzielt hätte, dann wäre gleich nach dem Turnier klar gewesen, dass er in Calgary einen NHLEinwegvertrag bekommt. Ein charismatischer, zäher, mutiger Energiespieler und Leitwolf mit intensiver, geradliniger Spielweise, aber verhältnismässig geringer Torproduktion.
Der einzige Schweizer mit der Leichtigkeit des Seins Er war der kreativste Schweizer Stürmer und der einzige Schweizer Center mit einem Hauch Genialität und mit einer tänzerischen läuferischen Eleganz und Leichtigkeit. Noch fehlt die Intensität im Spiel, um auch gegen die Titanen eine dominierende Rolle zu spielen. Aber die wird er bald haben.
Der Mann der wichtigen Tore Der wirkungsvollste und härteste Schweizer Stürmer. So gut war er auf Weltniveau noch nie. Selbstsicher, mutig und mit jenem direkten, «bösen» Spiel aufs Tor, das man nur im Stahlbad des nordamerikanischen Hockeys lernen kann. Das machte ihn bis ins Halbfinale zum Mann der wichtigen Tore.
Eine der ganz grossen Entdeckungen Sein Talent (Mut, Tempo) ist schon immer unterschätzt worden. Jetzt hat er gelernt, direkt aufs Tor zu laufen und erkannt, dass er am ehesten einen Treffer erzielt, wenn er sich vor das Tor stellt. Spielte noch nie so kanadisch und direkt wie an diese WM. Eine der ganz grossen Entdeckungen des Turniers.
Der nächste Damien Brunner Die grösste Überraschung in unserem WM-Team. Der WM-Neuling verblüffte mit zwei verwerteten Penaltys gegen Kanada und ist der nächste Damien Brunner. Frech und cool im Abschluss, aber nicht ganz so kreativ wie Brunner. Dafür robuster und geradliniger als Brunner und deshalb ähnlich wirkungsvoll.
Fürs All-Star-Team fehlten nur die Tore Der beste Zweiweg-Center dieser WM. Im All-Star-Team, wenn er zwei oder drei Tore erzielt hätte. Leitwolf, Forechecker, Energiespieler, Einfädler. Zwischen Nino Niederreiter und Simon Moser der Kopf des besten Schweizer Sturms (bis zum Finale kein Gegentreffer) der wichtigste Stürmer unserer WM-Mannschaft.
Einer der besten Defensiv-Center des Turniers Führte die vierte Linie zu einer Plus-Bilanz. Seine mutige und intensive Spielweise täuscht immer wieder darüber hinweg, dass er nicht nur einer der härtesten, sondern auch einer der intelligentesten Schweizer Spieler ist: Viel mehr Defensiv-Computer als Traktor. Einer der besten Defensiv-Center des Turniers.
Der Gretzky der Defensive Einer der talentiertesten Defensivstürmer des gesamten WMTurniers. Ein Gretzky der Defensive und des Boxplays: Nicht viele können das Spiel so gut ein, zwei Züge im Voraus erahnen. Er kann auf beiden Flügelpositionen und als Center eingesetzt werden. Wenn er im Abschluss kaltblütiger wäre, längst in der NHL.
Horst Hrubesch des Eishockeys Der eingebürgerte Kanadier war noch nie so gut an einer WM, weil er noch nie so fit war. Der schlaue, mit allen Wassern gewaschene Riese mit den schnellen Händen und der grossen Wasserverdrängung spielt vor dem gegnerischen Tor eine ähnliche Rolle wie einst im deutschen Fussballnationalteam Horst Hrubesch.
Sturm 15.10.1989 Grösse: 183 cm Gewicht: 88 kg
70 Denis Hollenstein Sturm 10.03.1989 Grösse: 188 cm Gewicht: 95 kg
82 Simon Moser Sturm 10.09.1986 Grösse: 187 cm Gewicht: 94 kg
95 Julian Walker
Jetzt so gut wie sein Vater im gleichen Alter Unser komplettester Stürmer. Ein bisschen wie Luca Cunti, ein bisschen wie Andres Ambühl: Ein guter Mix aus Schnelligkeit, Wendigkeit, Kreativität, Frechheit, gewürzt mit der Härte, die er sich als Junior in Nordamerika geholt hat. Der Bub von Felix Hollenstein wird in der NHL eine Chance erhalten.
Der beste Ergänzungsspieler des Teams Auch auf Weltniveau ein König der Aussenbahnen. Seine Grösse und Wasserverdrängung täuschen: Er erzielt seine Wirkung nicht nur durch Dominanz, Wucht und Kraft. Sondern auch durch eine nach wie vor unterschätzte Spielintelligenz und Schnelligkeit. Kein Leitwolf, aber der beste Ergänzungsspieler des Teams.
In WM-Form gut genug für die NHL Jetzt haben wir erstmals auf höchstem Niveau gesehen, warum Minnesota den Defensivstürmer 2006 im NHL-Draft «gezogen» hat (Nr. 162). Ein disziplinierter, hart einsteigender und smarter Stürmer, der in der Offensive sein Potenzial nach wie vor nicht ausgeschöpft hat. In der WM-Form gut genug für die NHL.
Torhüter Tobias Stephan und Stürmer Dario Bürgler sind nicht gemeldet worden. Stürmer Thibaut Monnet ist zwar einmal eingesetzt worden. Aber er hat keine Sekunde Eiszeit bekommen.
Die grösste Entdeckung dieser WM: EVZ-Flügel Reto Suri überzeugte auf der ganzen Linie.
Keine Polemik mehr – das Ende der Geschichte Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (56) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als
der wohl einflussreichste Eishockeyjournalist der Schweiz.
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Erstmals seit der B-WM 1982 in Klagenfurt und Nationaltrainer Lasse Lilja hat der Chronist nichts mehr zu kritisieren und zu polemisieren. Es ist das Ende der Geschichte. Wie schlimm ist es? Brauchst du Hilfe von einem Psychiater? Die Frage stellt mir ein welscher Kollege kurz vor WMSchluss. Ich verstehe zuerst nicht, was er meint. Er klärt mich auf: Eine WM ohne jede Polemik – das müsse für mich doch furchtbar sein. Er mache sich Sorgen. Er warte immer noch auf meine Polemik: Nur im WM-Finale, weil wir so wenig welsche Frösche haben. Polemisieren heisst, gegen eine (bestimmte andere) Ansicht zu argumentieren. Unter Polemik verstehen wir in der Eishockey- Berichterstattung eine scharfe, in direkter Sprache vorgetragene, mit per sönlichen Angriffen, Übertreibungen, Ironie und Sarkasmus garnierte Kritik. Nun, ich bin nicht zum Psychiater gegangen und ich habe dem welschen Kollegen den Wunsch nicht erfüllt. Aber erst in diesem Augenblick ist mir bewusst geworden: Dieses WM-Finale von 2013 ist für den Chronisten das Ende der Geschichte. So wie es der Historiker Francis Fukuyama nach dem Zusammenbruch des Kommunismus etwas voreilig ausgerufen hatte. Fukuyama meinte damals, nun sei Freiheit und Wohlstand für alle Zeiten garantiert, der Kampf der Systeme habe aufgehört. So ähnlich empfinde ich diese WMSilbermedaille. Es gibt nichts mehr zu kritisieren. Natürlich wissen wir, dass es so nicht ist. Und doch ist es für mich ein gefühltes Ende der Geschichte, die in den frühen 1980er-Jahren begonnen hat. Erst ein Blick zurück in diese wilden 1980er-Jahre mit heuten unvorstellbaren Zustän-
den lässt sich die Dimension der wundersamen Entwicklung unseres Hockeys vom Krawallsportverband zum weltweit beachteten Erfolgsmodell erahnen. 1981 ist der charismatische Poltergeist Lasse Lilja Hockeygott in der Schweiz. Er gewinnt mit Arosa Titel und amtet als Nationaltrainer. Die Schweiz spielt die B-WM im italienischen Ortisei. Die A-WM wird in diesem Jahr in Stockholm ausgetragen. Auf der Fahrt nach Ortisei lässt Lasse Lilja den Bus auf der Autobahnraststätte anhalten. Kaffeepause. Aber es geht um etwas anderes: Er will Arne Strömberg nicht als Assistenten haben. Strömberg ist ein schwedischer Gentleman mit Weltruf. Lasse Lilja lässt weiterfahren, als Arne gerade die Toilette aufsucht. Er ist den Assistenten los. Das ist eine tolle Geschichte! Lasse Lilja ist nicht mehr tragbar! Er muss sofort, noch vor dem Turnier abgelöst werden! Da nimmt mich ein älterer, erfahrener Chronist zur Seite und ermahnt mich väterlich: Nein, das ist keine Geschichte. Es gibt Dinge, die verschweigen wir. Ich bin einsichtig. Keine Story, keine Polemik. Weil sich während des Turniers der Teambusfahrer verspätet, wird er von Lasse Lilja so heftig geohrfeigt, dass er verarztet werden muss. Das ist eine tolle Geschichte! Das ist ein Skandal! Lasse Lilja ist nicht mehr tragbar! Er muss sofort, noch während des Turniers abgelöst werden! Da nimmt mich ein älterer, erfahrener Chronist zur Seite und ermahnt mich väterlich: Nein, das
ist keine Geschichte. Es gibt Dinge, die verschweigen wir. Ich bin einsichtig. Keine Story, keine Polemik. Die Delegationsleitung schenkt dem Buschauffeur eine Schweizer Uhr und er kapiert: Es ist nicht Zeit für eine Strafanzeige. Ein Jahr später ist die Ausgangslage bei der B-WM, diesmal in Klagenfurt, ganz besonders delikat. Wenn die Schweiz und Rumänien im letzten Spiel unentschieden spielen, muss China in die C-Gruppe absteigen. Wenn die Schweiz oder Rumänien gewinnt, dann bleibt China oben und der Verlierer der Partie taucht in die internationale Lächerlichkeit. Lasse Lilja und der rumänische Nationaltrainer machen ein Päckli. Sie vereinbaren sogar eine Schlägerei in den Schlussminuten, um verbissenen Kampf vorzutäuschen. Auf Schweizer Seite ist Jakob Köbi Kölliker für die Inszenierung zuständig. Die Partie endet 3:3. China steigt ab. Dieses abgesprochene Unentschieden ist ein Skandal! Lasse Lilja ist nicht mehr tragbar! Er muss sofort gefeuert werden! Da nimmt mich ein älterer, erfahrener Chronist zur Seite und ermahnt mich väterlich: Nein, das ist keine Geschichte. Es gibt Dinge, die verschweigen wir. Ich bin einsichtig. Keine Story, keine Polemik. Jetzt ist es 30 Jahre später bei der Eishockey-WM erstmals wieder so wie 1982. Es kommt von mir keine Polemik von der WM-Front. Aber nicht, weil ein väterlicher Kollege zur Vernunft mahnt. Heute wäre ich nicht mehr einsichtig. Sondern weil es einfach keinen Grund zu polemisieren gibt. Das ist es, das Ende der Geschichte. Mit einem welschen Kollegen, der mich zur Polemik provoziert. Vielleicht sollte ich ihm den Gefallen tun: Ist es nicht bemerkenswert, dass beim grössten Erfolg seit Menschengedenken so wenig l Welsche eine Rolle spielten?
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«Zürich ist fü fremde Stadt» Seit diesem April darf sich Marco Bührer dreifacher Meister nennen. Im Interview mit SLAPSHOT spricht der langjährige SCB-Goalie über den steinigen Weg zum Titel, das Geheimnis seiner inneren Ruhe und seine Bindung zu seiner neuen Heimat. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, Reto Fiechter
Marco Bührer, Sie sind am 16. April in der PostFinance-Arena Meister geworden. Am 17. April des Vorjahres, also vor 364 Tagen, standen Sie im selben Torkreis und mussten 2,5 Sekunden vor Schluss den Meistertreffer der ZSC Lions hinnehmen. Ist dieser Titel für Sie eine Genugtuung? Die Ereignisse des Vorjahres haben mich natürlich lange beschäftigt. Immer wieder hatte ich damit gehadert und mir gedacht: «Das kann es ja nicht sein!» Und gleichzeitig lief da eine andere Saison.
Die Mannschaft war zu grossen Teilen eine andere und wir haben auch dieses Jahr so viel miteinander durchgemacht. Man kann das also kaum vergleichen. Aber dass wir die Chance hatten, gleich wieder den Final zu erreichen, war schon toll. Und wir waren uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, bereits zum dritten Mal in vier Jahren im Final zu stehen. Gleichzeitig wird es von Mal zu Mal nicht einfacher, sondern immer schwieriger. Deshalb ist das schon eine Leistung. Der SCB hat in diesen Playoffs gleich mehrmals Nahtod-Erfahrungen machen müssen. Gegen Genf und gegen Zug stand man ganz
knapp vor dem Aus. Verleiht das d iesem Triumph eine andere Note? Ab einem gewissen Zeitpunkt hatten wir nur noch Game-7-Spiele. Schon in den Viertelsund dann auch im Halbfinal lebten wir im Moment. Es mag vielleicht paradox klingen, doch das half uns – wir waren echt bereit. Wir sind immer besser geworden, und im Final haben wir die Konstanz gefunden. Wäre es noch weiter gegangen, hätten wir wohl noch einmal eine Schippe drauf legen können. Wieso hat die Mannschaft denn gegen Genf zu Beginn so viel Mühe gehabt? Die Ausgangslage war ja mit Platz 2 in der Quali fikation sehr gut. Der Grund ist so einfach wie klar: Wir hatten gegen Ende der Regular Season fast keine Ver teidiger mehr. Das Vertrauen in unsere Defensive war nicht mehr da. Wir sind zwar mit einem 4:0Sieg gestartet, doch plötzlich haben wir so viele Tore bekommen, die wir sonst nicht bekommen. Die Spieler waren angeschlagen, einer hat den Finger gebrochen, der andere hat dieses, der andere jenes – und die Genfer versuchten uns kaputt zu machen. Die wenigen Verteidiger, die wir noch hatten, haben sie fair, aber sehr hart
Der SCB und seine Goalies Die Geschichte lehrt uns: Wer zur Nummer 1 beim SCB berufen wird, erlangt eines Tages Kultstatus. Seit 1955 hat der SC Bern nämlich nur auf fünf Stammkeeper gesetzt: René Kiener (1955–1973), Jürg Jäggi (1973–1980), Edgar Grubauer (1980– 1987), Renato Tosio (1987–2001) und Marco Bührer (seit 2001). Was bei jeder Wachablösung galt, wird eines Tages auch bei Bührer gelten: Sein Nachfolger muss eine Legende ersetzen. Vier Goalies, vier Generationen SCB: René Kiener (75), Edgar Grubauer (58), Renato Tosio (48), Marco Bührer (33).
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Marco Bührer
ür mich eine Normalerweise bleibt Marco Bührer nach Toren immer in seinem Torraum stehen. Nach dem dritten Treffer im entscheidenden Finalspiel gegen Gottéron kann aber auch er seine Emotionen nicht mehr zurückhalten.
Nichts. Ich habe meiner Frau gesagt, sie solle den Hockeyteil rausreissen – so konnte ich in Ruhe die Fussballberichte lesen ohne darauf Acht zu geben, plötzlich über eine Hockey-Schlagzeile zu stolpern. Was ich mir erlaubt habe, waren die TV-Zusammenschnitte der anderen Spiele. Die Playouts, die anderen Serien – das interessiert mich schon. Aber eben, ich habe vermieden, Kommentare, Einordnungen und Wertungen zu konsumieren. Was mein eigenes Spiel betrifft, habe ich vom Goalietrainer jeweils eine Disk bekommen, ab der ich mir im Schnelldurchlauf den ganzen Match ansehen konnte. Das gehört sowieso zu meiner Vorbereitung.
attackiert. Das haben wir intensiv gespürt. Wir waren jedes Mal froh, wenn einer zurückgekommen ist und wir immer noch in den Playoffs waren. Es war haarscharf. Hatten Sie nie Zweifel? Wir waren eigentlich fast immer zuversichtlich – ausser vielleicht im Moment unmittelbar nach einer Niederlage. Natürlich, Genf hat teil weise wirklich sehr, sehr stark gespielt. Zudem haben wir uns in vielen Partien selbst ein Bein gestellt. Wären wir rausgeflogen, hätten wir ziemlich genau gewusst, weshalb: zu viele Eigenfehler, zu wenig Verteidiger. Doch dann haben wir eben begonnen, die Fehlerquote zu reduzieren. Wir wussten, dass wir gewinnen können, wenn wir einen guten Match spielen.
Bern ist eine hockeyfanatische Stadt. Am Meisterumzug durch die Altstadt nahmen rund 20 000 Leute teil. Muss man sich so das Gefühl, des absoluten Triumphs vor stellen? Nein, das war der absolute Genuss. Den absoluten Triumph verspürte ich bei der Schlusssirene – oder sogar noch ein wenig vorher. Als das 3:0 fiel. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich: Das Spiel ist noch im Gang und du weisst, dass du Meister wirst. Wenn wir ein Tor schiessen, bleibe ich normalerweise im Kasten stehen, aber nun fuhr ich jeweils von Bande zu Bande, hin und her. Das mache ich sonst absolut nie. Die Emotionen, das Adrenalin – das schoss in diesem Moment in höchste Sphären.
Das klingt so einfach... Natürlich ist es nicht einfach. Ich habe es mir in diesem Jahr aber einfach gemacht: Ich habe keine Interviews mehr gegeben und gar nichts gelesen. So habe ich gut fünf Wochen in meiner komplett eigenen Welt gelebt. Das ging relativ gut. Sie haben wirklich nichts gelesen? Keine Zeitung, kein Internet?
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Seit über 20 Jahren unterstützt Peugeot den SC Bern – als Sponsor und als Fan. Wir wünschen dem amtierenden Schweizer Meister einen dynamischen Start in die neue Saison und freuen uns auf spannende Spiele.
Marco Bührer Kommen wir noch rasch zum «absoluten Genuss», dem Meisterumzug. Wie haben Sie diesen erlebt? Es war beeindruckend. Das Wetter war nicht gut und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass der Zuschaueraufmarsch dieses Mal verhalten ausfallen könnte. Dann zogen wir los und immer mehr Leute schlossen sich an. Zum Schluss standen wir am prall gefüllten Bundesplatz. Es war zudem ein speziell schönes Gefühl, mit den Leuten zu sprechen. Da habe ich gemerkt, wie sehr sie mit uns gelitten hatten. Nicht wenige haben mir gesagt, sie hätten sich in den Viertel- und Halbfinals prophylaktisch immer wieder einen schönen Sommer gewünscht. Neigt der Berner ein wenig zum Fatalismus? (lacht) Da ist vielleicht etwas dran. Es genügt eine Niederlage und er ist niedergeschlagen. Das merkt man schon. Sie selber leben und spielen seit 12 Jahren in Bern. Sie sind ein Aushängeschild und eine Integrationsfigur dieses Klubs geworden, obwohl Sie ursprünglich aus dem Zürcher Unterland stammen. Könnten Sie sich vorstellen, nach Ihrer Karriere hier zu bleiben? Ich könnte mir das durchaus vorstellen. Natürlich wissen meine Frau und ich jetzt noch nicht, was später einmal sein wird. Aber wie Sie gesagt haben: Ich lebe seit 12 Jahren hier. Seit ich damals in Kloten auszog, war ich immer unterwegs. Zürich selber kenne ich gar nicht. Für mich ist das eine fremde Stadt – ganz im Gegensatz zu Bern. Uns fällt aber auf, dass Sie auch nach über einem Jahrzehnt in Bern immer noch astreines «Zürichdeutsch» sprechen. Die Berner würden es sicher gerne hören, wenn Sie endlich ihren Dialekt annehmen. (lacht) Nein, das kann ich nicht. Abkürzungen, beispielsweise in den SMS, das geht. Aber ausser «Grüessech» gebrauche ich keine Berner Ausdrücke. Das klänge doch irgendwie komisch. Mein Töchterchen «bernert» schon ein wenig. Die Kinder nehmen das aus der Umgebung auf und ich finde das schön. Aber meine Frau und ich sprechen «Zürichdeutsch». Das ändert ja letztlich auch nichts daran, dass Bern meine Heimat geworden ist. Sind Sie überhaupt noch in Zürich? Im Sommer schon. Wir pendeln ein wenig. Wir haben so viel Besuch im Winter – sicher drei bis vier Übernachtungen pro Woche –, da kommen manchmal ganze Familien vorbei. Im Sommer liegt es dann ein wenig an uns, die anderen zu besuchen.
Nach der strengen Meisterschaft reisen einige Ihrer Berufskollegen jeweils an die Weltmeisterschaft. Sie selber haben schon vor geraumer Zeit klar gemacht, dass Sie nicht mehr bereit sind, als Nummer 3 an dieses Turnier zu reisen. Verfolgen Sie es nun vor dem TV? Nein, ich verfolge es im Internet – die Zusammenschnitte halt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die NHL-Playoffs. Im Sommer habe ich einfach mit Familie, Training und Arbeit so viel los, dass ich sowieso nicht oft vor den Fernseher komme. Aber natürlich interessieren mich die Auftritte der Schweizer – es sind ja immerhin viele Freunde und Teamkollegen, die dort engagiert sind. Es interessiert mich übrigens auch sehr, wie und welche unserer Goalies spielen. Verfolgen Sie also auch die Entwicklung von Reto Berra, der sich im kommenden Herbst
bei den Calgary Flames in der NHL versuchen wird? Ja klar. Ich verfolge das nicht nur, ich honoriere es auch. Das ist richtig cool für ihn. Ich bin sehr gespannt, wie es nun weiter geht. ●
Marco Bührer
Geboren: 9. Oktober 1979 in Bülach | Grösse: 176 cm | Gewicht: 83 kg | Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder | Position: Goalie | Vertrag: bis 2014 | Stationen: bis 1997 Kloten (Junioren), 1997–1998 Bülach (NLB), 1998–1999 Kloten (NLA), 1999–2000 Thurgau (NLB), 2000–2001 Chur (NLA), seit 2001 Bern (NL A) | International: U20-WM 1997/1998, 1998/1999, A-WM 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, Olympia 2006 | Grösste Erfolge: Schweizer Meister 2004, 2010, 2013, NLAGoalie des Jahres 2003/2004.
Alle News und Resultate zu Deinem Team:
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Kloten-Oerlikon r Fünf Jahre lang hat der Klotener Cyrill Bühler bei den ZSC Lions für seine Teamkameraden auf dem Eis gearbeitet und sie in der Garderobe unterhalten. Nun kehrt er mit drei Titeln zurück in die Heimat, die er zumindest im Kopf gar nie ganz verlassen hatte. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller
Zwischen dem Marktplatz Oerlikon und dem Stadtplatz Kloten liegen 5,7 Kilometer. Zu Fuss legt man diese Strecke in gut einer Stunde zurück, mit dem Zug sind es drei Stationen in 7 Minuten. Sogar in einem kleinen Land wie der Schweiz ist diese Entfernung mickrig. Doch Oerlikon und Kloten – das sind zwei Welten. Zumindest aus der Hockeyperspektive betrachtet. Cyrill Bühler kennt sie beide. In Kloten aufgewachsen, bei den Flyers zum Profi gereift und dabei zwei Mal in die Playouts verbannt, wechselte er 2008 vom Schluefweg ins Hallenstadion. Nun führt sein Weg wieder zurück. Mit im Gepäck hat der 29-Jährige nun einen Meistertitel, einen Champions Hockey League- und einen Vicotria Cup-Sieg. Ausserdem hatte er als Junior an der U18-WM 2001 Silber gewonnen – Bühler ist also faktisch ein hochdekorierter Hockeyspieler. Dass er diese Feststellung quasi mit einer «Ach was»Handbewegung abtut, sagt viel über seine Persönlichkeit aus. Natürlich ist Cyrill Bühler in erster Linie ein Rollenspieler – und zwar auf wie neben dem Eis. Im Spiel war er meist Wasserträger, unter Bob Hartley auch noch Boxplayspezialist. Neben dem Eis sorgte der Stürmer mit seiner offenen Art für gute Laune und Teamzusammenhalt. Eine Funktion, die von Aussenstehenden gerne unterschätzt wird, für erfolgreiche Teams aber unerlässlich ist. Es passt auch zu
Alte Heimat:e Cyrill Bühler vor deme Bahnhof Oerlikon.e
Cyrill Bühler
retour dieser Rolle, dass er seine Bedeutung mit einer gesunden Portion Selbstironie runterspielt. «Ein Teamplayer? Tja, jeder, der wenig Tore schiesst, ist halt ein Teamplayer», sagt er und lacht.
«Im Loslassen bin ich nicht sehr gut» Für den ersten Teil des Gesprächs haben wir uns am Marktplatz Oerlikon, direkt neben zwei «Wahrzeichen» des Stadtteils, dem Einkaufszentrum Neumarkt und dem Swissôtel, getroffen. Das dritte Aushängeschild, das Hallenstadion, ist nur ein paar Gehminuten entfernt. Es ist schönes Wetter, die Location gut bevölkert, die Stimmung sommerlich, der letzte Saison-Auftritt der Lions liegt schon einige Wochen zurück. Jetzt, da er sich hier mit SLAPSHOT noch einmal mit seinem Abschied auseinandersetzen muss, überkommt ihn ein leiser Anflug von Wehmut. «Mein Abschied war präsent. Wir lagen mit 0:3 in der Serie hinten, da weiss man, dass jedes Spiel das letzte sein könnte», so der Stürmer. Und natürlich sei er traurig gewesen, als es letztlich passiert war. «Es hat in diesem Team einige sehr, sehr gute Typen – da sind ein paar echte Freundschaften entstanden, die ich auch übers Hockey hinaus pflegen möchte. Sowieso, im Loslassen bin ich nicht sehr gut.» Gleichzeitig war Bühler enttäuscht, dass er in seiner letzten Saison bei den Löwen nur noch sehr unregelmässig zum Zug gekommen ist. Schwierig sei das gewesen, schliesslich habe ein Sportler immer den Drang, etwas zu leisten. Es ist quasi ein Leben von Einsatz zu Einsatz: «Du musst positiv bleiben und in jedem Shift deine Aufgabe so gut wie möglich erledigen.» Auf der anderen Seite legt er Wert auf das Wort «Enttäuschung»: «Ich war nicht wütend auf Crawford – er war fair. Zudem muss man sich immer bewusst sein, dass ein anderer für einen spielt. Der hat sich das verdient, dem neidet man das nicht.» Unter dem Strich kann er viel mehr positive, als negative Erfahrungen mitnehmen. Gut erinnert er sich noch daran, wie er 2008 hierhergekommen war – der ZSC, das war damals eine andere, eine
grössere Schuhnummer. Der Klub war in der Saison zuvor Meister geworden, als Neuling durfte er beim Run auf die Champions Hockey League hautnah mit dabei sein. «Das Selbstverständnis der Leader, wie die bei jedem Gegner einfach rausgegangen sind und gesagt haben: ‹Wir gewinnen!› – das war echt beeindruckend und davon habe ich versucht, mir eine Scheibe abzuschneiden.» Andere bleibende Eindrücke waren die kanadische Philosophie, die vielen Trainerwechsel – in fünf Jahren waren es nicht weniger als fünf Headcoaches, darunter zwei echte NHL-Generäle mit Stanley Cup-Ringen in ihren Vitrinen –, der Abschied der finnischen Lions-Legende Ari Sulander, der «2,5-Sekunden-Meistertitel» 2012, zu dem auch die Wut darüber, «dass wir im Vorjahr echt schlecht waren», ihren Teil beitrug. «Als ich kam, wusste ich, dass man in Zürich Meister werden konnte. Dass man Meister, Champions Hockey League- und Victoria Cup-Sieger werden konnte? Nein, das hätte ich mir niemals erträumt», sagt Bühler.
Zurück zur Identität Szenenwechsel: Nur wenige Zugminuten später stehen wir am Bahnhof Kloten, Bühlers neuen, alten Heimat. Der zentrale Platz heisst hier nicht Markt-, sondern Stadtplatz, er ist kleiner und natürlich hat es weniger Leute. Für das Shooting gehen wir in den Hinterhof vor die «Fige»-Statue, die hier seit Ende 2011 steht. «Identität» ist ein Stichwort, das angesichts dieses Sujets auf der Hand liegt. «Ich finde, man ist jetzt wieder zu diesen Werten zurückgekommen – zur ursprüng lichen Identität», findet Bühler. «Seinen Klub» hat er aus der «Ferne» stets und mit zunehmender Dauer auch mit besorgter Miene beobachtet. «Es wurde je länger je mehr mit der grossen Kelle angerührt, gleichzeitig wurden weniger Junge eingebaut. Das hat mich befremdet. Es war nicht die Klubpolitik, die ich kannte», blickt er zurück. «Man kann den Gegner nicht mit dessen Waffen schlagen, sondern nur mit den eigenen. Kloten ist nicht Zürich, Kloten ist nicht Bern – Kloten ist Kloten.» Als es vor einem Jahr zum Showdown kam, nahm er deshalb auch am Solidaritätsmarsch teil. «Der Tod dieses Klubs hätte mich unglaublich hart getroffen. Neben dem ZSC war er mir immer am nächsten. Man muss sich mal vorstellen: Wenn ich irgendwann zurücktreten werde, wird es keinen Ort
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Neue Heimat: e Vor der «Fige»-Statue hintere dem Klotener Stadtplatz.e
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Cyrill Bühler geben, an dem ich mehr Zeit verbracht habe als im Schluefweg. Das ist schon eindrücklich, nicht?» Nun ist er also wieder zurück. Den Klub gibt es noch und die Statue vor der er da sitzt, ist jetzt sein Trainer. «Ich freue mich riesig unter ihm zu spielen. Wir kennen uns ja schon eine halbe Ewigkeit», sagt Bühler. Eine Freude die übrigens auch Felix Hollenstein teilt: «Ich freue mich auch einen erfahrenen Charakterspieler, der verschiedene Rollen einnehmen kann und diesen Klub als Eigengewächs bestens kennt», wird er später über seinen neuen Stürmer sagen. Überraschungen, so viel ist klar, wird es hier keine mehr geben. ●
Cyrill Bühler
Geboren: 4. November 1983 | Grösse: 181 cm | Gewicht: 90 kg | Position: Flügel | Vertrag: bis 2015 | Stationen: bis 2008 Kloten Flyers (Junioren, NL A), 2008–2013 ZSC Lions (NL A), seit 2013 Kloten Flyers (NL A) | Statistik: 518 NL ASpiele (46 Tore, 62 Assists, 229 PIM) | International: U18-WM 2001 (7 Spiele, 3 Tore, 2 Assists), U20-WM 2002/2003 (6 Spiele, 2 Tore, 1 Assist) | Grösste Erfolge: U18-Silber 2001, Champions Hockey League-Sieg mit den ZSC Lions 2009, Schweizer Meister mit den ZSC Lions 2012.
Wie früher: Bald werden sich Mathias Seger und Cyrill Bühler wieder als Derby-Gegner begegnen.
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Persönlich
Knipser aus L Auf dem Eis ist EVZ-Star Josh Holden für seine Künste so bekannt wie berüchtigt. Doch der Kanadier macht auch als Fotograf eine gute Figur. Für SLAPSHOT hat er sechs seiner besten Bilder kommentiert. Photoshop, Oxford-Street London «Vor ein paar Jahren waren wir in London. An einem Abend besuchten wir das Musical Wicked. Danach war in den Strassen noch so viel los, dass wir kurzerhand beschlossen, die bekannte Oxford-Street hinunter zu spazieren. Am Ende sah ich diesen Bus, den ich spontan fotografierte. Als ich zurück im Hotel war und die Aufnahmen bei Licht durchklickte, kamen mir diese klassischen Ikea-Sujets in den Sinn: Diese Bilder aus New York, auf denen man ein gelbes Taxi in einer Schwarz-weiss-Umgebung sieht. Ich dachte mir, dass dies eine gute Möglichkeit wäre, so etwas auch einmal zu versuchen. Ich habe also eine farbige und eine schwarzweiss-Aufnahme dieses Bildes im Photoshop übereinander gelegt und den Bus mit dem Stift-Werkzeug freigestellt. Das war nicht sonderlich schwer, hat aber Zeit gebraucht. Mit dem Photoshop ist es so eine Sache. Ich habe mir ein Programm mit Tipps gekauft. Da habe ich gemerkt, wie kompliziert das ist. Einfacher lernt es sich da fast schon über Youtube-Videos. Es ist Wahnsinn, da kann man sich von einem kleinen Kind erklären lassen, wie eine einzelne Funktion genau funktioniert (lacht). Letztlich habe ich da immer noch sehr viel Raum gegen oben.»
Flugzeug-Aufnahme, Rocky Mountains Colorado «Diese Luftaufnahme entstand vor etwa drei Jahren über den Rocky Mountains in Colorado. Mein Schwiegervater hatte mich und meinen Stiefsohn Cody zum Fliegenfischen nach Vail eingeladen. Danach hat er uns mit seiner eigenen kleinen Maschine zurück nach Phoenix geflogen. Damit wir über die Berge kamen, mussten wir auf 4900 Meter Höhe aufsteigen und folglich auch die Sauerstoffmasken aufsetzen. Die Sicht war unglaublich. Also habe ich die Kamera, die direkt neben mir lag, genommen und begonnen Bilder zu machen. Es hat einige unglaubliche Fotos gegeben, auch aus der Wüste. Dieses hier ist allerdings insofern speziell, als dass der Flügel sauber den Himmel begrenzt. Wegen dem Spiegeleffekt des Fensters musste ich den Graufilter verwenden, was dem Bild, neben dem Glas an sich, ein wenig Schärfe nahm.»
Josh Holden
Leidenschaft
Dass Josh Holden Tore schiessen kann, ist hinlänglich bekannt. Dass der EVZ-Kanadier aber auch Fotos schiessen kann dagegen eher weniger. Tatsächlich ist die Fotografie Holdens zweite Leidenschaft. Entdeckt hat der 35-Jährige sein Flair dafür bereits im Teenager-Alter, richtig begonnen hat er dagegen erst vor 12 Jahren nach der Geburt seiner ältesten Tochter Noa. «Am Anfang wollte ich einfach Lebenserinnerungen aufzeigen, doch irgendwie hat es mich gepackt», blickt Holden zurück. Sein Schwiegervater, der von Beruf Anwalt ist, in seiner Freizeit aber leidenschaftlich fotografiert, habe ihm später einige Kniffe und Tricks gezeigt und ihm den Zugang zu grösseren Kameras und Objektiven ermöglicht. «Ausserdem habe ich vor vier, fünf Jahren übers Internet einige Kurse absolviert. Das war sehr interessant und lehrreich, zum Schluss aber dann doch ein wenig zu technisch.» Mittlerweile fotografiert er mit seiner Canon 5D MK II immer noch mehrheitlich die Aktivitäten der Familie, aber auch Landschaften und Architektur, auch für seine Freunde. Stolz erzählt er, wie der Osteopathe des EVZ, Stan Mostard, eines seiner Bilder unbedingt in seiner Praxis aufhängen wollte. «Erst kürzlich war ich dort, um es für ihn zu signieren.» Dass die Fotografie für ihn eines Tages zu einem neuen Beruf werden könnte, will er sich nicht entlocken lassen. «Das scheint mir dann doch ein wenig ambitiös zu sein.» Es gebe da noch ganz viele schwierige Felder, die er noch lange nicht beherrsche: «Die Eis hockeyfotografie etwa, ist enorm anspruchsvoll. Mein Stiefsohn Cody hat in der letzten Saison bei Sion in der 1. Liga gespielt, da habe ich mich mal darin versucht. Das war sehr schwierig. Aber wer weiss, vielleicht könnte ich das lernen. Es würde mich jedenfalls sehr reizen, einmal den SLAPSHOT-Fotografen bei der Arbeit zu beobachten!»
Mehrfachbelichtung, Maren Zugersee «Das ist eine Mehrfachbelichtung meiner Tochter Maren. Ich mag diese Technik, die beispielsweise oft bei Sprüngen von Snowboardern angewendet wird. Ich habe mir einige Youtube-Videos dazu angesehen, es ist anspruchsvoll. Es war ein warmer Sommertag am Zugersee und wir waren in einem Bad, in dem es nicht sehr viele Leute hatte. Meine jüngste Tochter Kapri ist immer wieder übers Sprungbrett in den See gesprungen und ich habe einige Bilder gemacht. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass ich hier ideale Möglichkeiten für eine solche Aufnahme hätte. Ich habe also meiner mittleren Tochter Maren gesagt, sie solle springen, damit ich das einmal ausprobieren könne. Dazu musste ich zuerst den Fokus auf sie richten, die Kamera auf manuell einstellen, tief einatmen und mehrmals abdrücken. Ich weiss nicht mehr, wieviel Mal ich abgedrückt hatte, es waren etwa zwischen sieben und zwölf Schüsse. Dann habe ich die Bilder über Photoshop zusammengesetzt, was nicht ganz einfach war, weil ich die Kamera natürlich nicht komplett ruhig halten konnte. Das hat sicher eine Stunde gedauert. Es ist schwierig, aber ich habe das einigermassen hingekriegt.»
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Josh Holden Aussicht, Eiffelturm Paris «Wir waren im letzten Sommer mit der Familie in Paris. Da gehörte es natürlich dazu, den Eiffelturm zu besteigen. Auf der zweiten Aussichtsplattform hielten wir inne, ich machte einige Bilder von meinen Töchtern, bis sie irgendwo einen Souvenir-Shop entdeckten. So war ich für einen Moment alleine und konnte mich mit den anderen Touristen ganz der Aussicht widmen. Ich habe mit dem Weitwinkel-Objekt fotografiert und einige Sachen ausprobiert. Erst als ich wieder zuhause war und die Bilder gesichtet hatte, ist mir aufgefallen, dass mir da ein Schnappschuss gelungen ist. Ich hatte Glück, dass es später Nachmittag war und ich die Sonne im Rücken hatte. Das ermöglichte mir optimale Lichtverhältnisse und den Schatten des Eiffelturms, der in dieser Aufnahme wirklich prägnant wirkt. Um das Zurechtschneiden im Photoshop kam ich nicht rum. Zum einen war der Himmel hoch, zum anderen hat man mit dem Weitwinkel-Objektiv stets eine leichte Wölbung. Dieses Bild fand ich übrigens so gut, dass ich es in der Wohnung aufhängen wollte. Bis heute bin ich leider noch nicht dazu gekommen.»
Portrait-Bild Kapri «Dieses Porträt meiner Tochter Kapri habe ich für einen meiner Online-Foto-Kurse gemacht. Ich hatte die Aufgabe die so genannte ‹High-Key›-Technik anzuwenden. Dabei geht es darum, für helle Farbtöne, weiche Kontraste und weiches Licht zu sorgen. Es ist sieht so aus, als wäre es schwarz-weiss, ist es aber in Wahrheit gar nicht. Ich habe also viel Licht und einen starken Blitz gebraucht, ausserdem habe ich einen sehr engen Fokus eingestellt. Kapri selber war für dieses Bild das perfekte Sujet. Sie hat relativ helle Haare und mit dem weissen T-Shirt und mit diesem kleinen Fun-Tattoo passte das wirklich gut. Ausserdem hat sie so ein hübsches Lachen, es widerspiegelt wirklich ihre Persönlichkeit! Mit dem Foto habe ich übrigens nicht sehr gut abgeschnitten, aber das war mir letztlich egal. Ich finde es toll.»
Panorama, Schloss Schönbrunn Wien «Im letzten Mai sang meine mittlere Tochter Maren drei Konzerte mit ihrem Schulchor in Wien. Wir gingen also mit der ganzen Familie nach Österreich. Einer dieser Auftritte war in einer kleinen Kirche, direkt neben dem bekannten Schloss Schönbrunn. Als ich danach dieses Schloss sah, wusste ich, dass ich ein PanoramaBild schiessen wollte. Ich hatte diese Funktion aber nicht auf meiner Kamera und mit dem Weitwinkelobjektiv wäre das zwar möglich gewesen, aber in der Mitte wäre das Gebäude sehr, sehr eng geworden. Also habe ich vier verschiedene Bilder gemacht und die danach im Photoshop zusammengesetzt. Danach habe ich gleich auch noch die Farben hervorgeholt. Es war ein Versuch – manchmal funktioniert das, manchmal nicht. In diesem Fall ist es voll aufgegangen.»
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Die NHL im Stu Als erster Schweizer Angreifer hat sich der Zürcher Damien Brunner in der NHL durchgesetzt. Nun warten neue Aufgaben – und eine kräftige Lohnerhöhung.
Text: Nicola Berger Fotos: Julian H. Gonzalez/Zuma Sports Wire/ freshfocus, zVg
97 Spiele, 44 Tore, 52 Assists: So lauten die Kennzahlen der Saison 2012/13 von Damien Brunner. Aufgestellt zwischen Detroit, Zug, dem SpenglerCup in Davos und Länderspielen in Arosa. Es sind
imposante Werte, doch wer in den letzten drei Jahren sah, mit welcher Leichtigkeit Brunner die NL A dominierte, den kann nicht überraschen, dass er sich auch in der NHL, der besten Liga der Welt durchgesetzt hat. In 58 Partien produzierte Brunner 17 Tore und 18 Assists, im Playoff war er trotz limitierter Einsatzzeit Detroits bester Torschütze. Die
Damien Brunner bezwingt AnaheimGoalie Jonas Hiller in der Overtime und sichert damit seinem Team den Sieg in Spiel 4 des ConferenceHalbfinals.
Damien Brunner
Geboren: 9. März 1986 in Zürich | Grösse: 180 cm | Gewicht: 85 kg | Zivilstand: ledig | Position: Flügel | Vertrag: bis 2013 | Jahressalär: 1,35 Millionen US-Dollar | Stationen: bis 2005 Kloten Flyers (Elite-Junioren), 2005–2006 EHC Winterthur (1. Liga), 2006–2008 Kloten Flyers (NL A), 2008 Thurgau (NL B), 2008–2012 EV Zug (NL A), seit 2013 Detroit Red Wings (NHL) | Statistik: 340 NL A-Spiele (117 Tore, 160 Assists, 277 Punkte), 58 NHL-Spiele (17 Tore, 18 Assists) | International: A-WM 2010, 2012 (total 14 Spiele, 4 Tore, 8 Assists) | Grösste Erfolge: 2012 NL A-Topskorer, NL A MVP.
Damien Brunner
urm erobert Werte sind für einen NHL-Frischling hervorragend, und wenn man berücksichtigt, dass Brunner zwischen Februar und März in eine tiefe Formkrise glitt (15 Spiele ohne Tor), dann ist klar, dass seine Möglichkeiten auch in der NHL enorm sind. Es gibt gute Gründe dafür, zu glauben, dass Brunner 2013/14 noch besser sein wird:
1. Die Akklimatisation In Detroit wurde er im Januar ins kalte Wasser geworfen. Der Lockout verhinderte eine Angewöhnungsphase, Trainings gab es kaum, die Erholungszeit war von Beginn weg rar. Zwar kümmern sich die Red Wings – wie alle NHL-Organisationen – erstklassig um ihre Spieler. Die Reisen im Privatjet sind so angenehm wie möglich, und im kalten, garstigen Winter von Detroit wird den Profis nach dem Training von Mitarbeitern sogar extra das Auto aufgeheizt. Auch Brunner sagt: «Die Red Wings haben alles dafür getan, dass ich mich so gut und schnell wie möglich akklimatisiere. Aber es ging alles brutal schnell, und ich brauchte Zeit, das zu verarbeiten.» Zu schaffen machten ihm auch die im Vergleich zur Schweiz sehr viel längeren Distanzen und die ständige Zeitumstellung. Zwischen Detroit und der Westküste besteht eine Differenz von drei Stunden. Sollte Brunner bei den Red Wings bleiben (hierzu später mehr), wäre Besserung in Sicht: Detroit spielt ab der neuen Saison in der Eastern Conference.
2. Die Rolle In Detroit begann Brunner in einer Linie mit seinem Zuger Lockout-Kumpel Henrik Zetterberg und Pawel Datsjuk, spielte ab Saisonmitte und auch im Playoff jedoch fast ausschliesslich im dritten Block mit den gleichfalls unerfahrenen Gustav Nyquist sowie Joakim Andersson – und hatte teilweise weniger als zehn Minuten Eiszeit. Produktiv war er zwar trotzdem, aber Brunner ist dann am besten, wenn er forciert wird und das Spiel an sich reissen kann. Die SLAPSHOT-Prognose: Erhält er bei einem Team gegen 18 Minuten Eiszeit, kann er schon diese Saison die 70-Punkte-Marke knacken.
3. Das Spiel Brunner interessiert sich seit Jahren für die NHL, sah sich nachts oft Spiele an und tauschte sich mit profunden Kennern des nordamerikanischen Hockeys wie Ex-Teamkollege Raphael Diaz (Montréal) oder EVZ-Coach Doug Shedden über die Gepflogenheiten in Übersee aus. Doch Theorie ist eben nicht Praxis.
Damien Brunner zum WM-Silber Nach zwei WM-Teilnahmen fehlte Damien Brunner heuer bei den Titelkämpfen in Stockholm, weil er mit Detroit im Playoff engagiert war. Doch hätte er das Angebot angenommen, wäre Detroit im siebten Spiel an Luca Sbisas Anaheim gescheitert? Die Antwort lautet: Ja. Doch so weit kam es nicht. Die Schweiz schaffte es indes auch ohne Brunner in den WM-Final – was diesen wiederum frohlocken liess. Er sagt: «Ich habe mich über den Erfolg der Nati extrem gefreut. Für den Stellenwert des Eishockeys in der Schweiz war dieses Turnier Gold wert. In der Schweiz wird sonst gerne genörgelt, aber die Euphorie um die Nationalmannschaft hat mich beeindruckt – auch wenn ich sie bloss aus der Ferne erlebt habe. Für mich war diese WM der Beweis dafür, dass wir uns vor niemandem verstecken müssen. Auch die Schweiz kann Eishockey spielen. Und das ziemlich gut.» Brunner sagt: «Ich habe diese Saison sicher Lehrgeld bezahlt.» Inzwischen kennt er die Mechanismen, weiss worauf er sich einstellen muss. Und er ortet bei sich selber Verbesserungspotenzial: «Ich muss daran arbeiten, den Puck in den Ecken besser zu verteidigen. Ich schaue mir dafür so viel wie möglich von Zetterberg ab. Niemand macht das besser als er.»
Ein spannender Sommer an der Transfer-Front Die Frage ist nur, wo der schon jetzt erfolgreichste Schweizer NHL-Angreifer aller Zeiten in der nächsten Saison spielt. Sein Vertrag bei den Red Wings endet ja bekanntlich, und ab dem 5. Juli kann er seinen Arbeitgeber frei aussuchen. An Interessenten, welche bei Agent Neil Sheehy (vertritt unter anderem auch Ryan Suter und Drew Stafford) vorstellig werden, dürfte es nicht mangeln. Auch Brunner weiss, dass er den eigenen Marktwert mit seinen Darbietungen im Playoff in die Höhe getrieben hat. Beobachter gehen davon aus, dass er einen langfristigen Vertrag mit einem Jahressalär in der Region von 3,5 Millionen Franken unterschreiben wird. Das kann in Detroit sein – es muss aber nicht, auch wenn die Red Wings ihn gerne halten würden. Gerade Trainerlegende Mike Babcock (50) hält grosse Stücke auf seinen Schützling und würde die Zusammenarbeit gerne ausdehnen. Für die Organisation kündigt sich ohnehin ein spannender Sommer an; neben jenem von Brunner laufen auch die Verträge von Filppula, Cleary und Miller aus.
Und bei Smith, Nyquist, Andersson und Kindl liegen die Rechte zwar weiterhin beim Klub – Lohnerhöhungen sind jedoch unumgänglich. Brunner sagt zu seiner Zukunft bloss: «Ich hatte ein tolles erstes Jahr bei den Red Wings und bin dankbar dafür, dass mir die Organisation eine Chance gegeben hat.» Er genoss die Monate in Michigan auch neben dem Eis: Mit Justin Abdelkader ging er in der Vorortsgemeinde Royal Oaks nicht selten ins Steakhouse, mit Weltstar und Garderoben-Nachbar Datsjuk besuchte er mehrmals das Kino. Aber welches Fazit zieht er selber? Er sagt: «Ich bin mit meiner Saison zufrieden, weil ich mich schnell auf dem hohen Niveau zurechtfand. Kann ich besser spielen? Klar. Und ich werde diesen Sommer hart daran arbeiten, dass mir das gelingt.» Für die Konkurrenz muss das wie eine Drohung klingen, denn Brunner spielte teilweise angeschlagen. Schon während der Regular Season zwickte die Hüfte, und nach dem vierten Spiel der Serie gegen Chicago kämpfte er gar mit derart schwerwiegenden Beschwerden, dass er verriet: «Am Ende habe ich praktisch auf einem Bein gespielt.» Die Batterien waren zuletzt ohnehin leer. Die Strapazen der kräfteraubendsten Spielzeit seiner Karriere gingen nicht spurlos an ihm vorbei. Am Tag nach dem Saisonende gestand er SLAPSHOT: «Ich bin einfach nur kaputt.» Doch es hat sich gelohnt: Schnürt Brunner im August in der Schweiz das nächste Mal seine Schlittschuhe, wird er längst Dollarmillionär sein. l
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Die Stadiontester
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Die beiden Amerikaner Peter Farrell (links) unde Andrew Kulyk in der PostFinance-Arena: ÂŤUnseree Reise ist zu einem Lebenswerk geworden.Âťe
The Ultimate Sports Road Trip
manenter Roadtrip
Andrew Kulyk und Peter Farrell haben ein ganz spezielles Hobby: Die beiden Amerikaner bereisen und bewerten seit 14 Jahren Sportstadien. Baseball, Basketball, Football oder Eishockey – in Nordamerika haben sie bereits alles gesehen. Mit der Berner PostFinance-Arena haben Sie nun die erste Arena in der Schweiz unter die Lupe genommen.
Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg
«Wow, what a view!» Andrew Kulyks Augen glänzen, als er auf dem höchsten Punkt der SCBStehrampe steht und aufs Eis herunterblickt. So etwas habe er in seinem Leben noch nicht gesehen. «Just amazing», sagt er leise und schüttelt den Kopf. Wenn Kulyk so etwas sagt, will das etwas heissen. Seit 1999 bereist er mit seinem Freund Peter Farrell Städte in den USA und Kanada – oder besser gesagt: deren Sportstadien. Eine «Bieridee» sei das gewesen, damals 1999 am NHL-Allstar- Game in Tampa, Florida. Schon zuvor waren die beiden Nachbarn aus Buffalo und eingefleischten Sabres-Fans immer wieder an Auswärtsspielen ihres Teams gewesen. Nun könnte man doch einmal versuchen, alle NHL-Stadien zu bereisen. Das Bier floss weiter und noch in derselben Nacht schmiedeten die beiden erste Pläne. Zuerst ging es nur um die NHL, dann, in der Hitze des Gefechts, plötzlich auch noch um die NBA (Basketball), die MLB (Baseball) und die NFL (Football). Gesagt, getan: Bereits im Dezember 2002, im Ford Field von Detroit, der Heimstätte des FootballTeams Detroit Lions, hatten sie ihr Ziel erreicht: Kulyk und Farrell hatten alle 121 Major-SportsTeams Nordamerikas in ihren insgesamt 102 Heimstätten in 49 Städten besucht. Das Ganze haben sie fein säuberlich auf ihrem Blog mit dem passenden Titel «The Ultimate Sports Road Trip» (USRT / www.thesportsroadtrip.com) aufgezeichnet und beschrieben – jede Arena mit ihrer eigenen Kritik. Und weil im nordamerikanischen Profisport im-mer wieder Teams in andere Städte verkauft, neue Teams gegründet und Stadien renoviert oder neugebaut werden, ist aus der dreijährigen Reise ein Dauerzustand geworden, der die beiden an unzählige Minor-League-Spiele und zuletzt auch nach Europa geführt hat. «Unsere Reise ist zu einem Lebenswerk geworden», gibt Kulyk denn auch zu. Er kann nur schätzen, wieviele Sportstadien er bereits besucht hat: «In Nordamerika haben wir alle Major- und Minor-LeagueArenen gesehen. Das dürften etwas mehr als 310 gewesen sein. In Europa waren es bislang mit Fussball, Rugby und Eishockey ca. 15. Wir sind aber auch immer wieder an Stätten, die wir bereits besucht haben, zurückgefahren, um sie neu zu beurteilen. Manchmal glaube ich selber kaum, wieviel Live-Sport wir schon gesehen haben.»
Mannheim empfiehlt Bern Auf den Besuch in der PostFinance-Arena sind die beiden dank Supportern der Adler Mannheim gekommen. «Tolle Fans», sagt Peter Farrell, der sich aus der selbst erklärten Hockeytown Deutschlands einen Schal als Souvenir mitgenommen hat. Leider muss er schnell merken, dass der heutige Gegner der Berner – die ZSC Lions – ein ähnliches Blau tragen und die Hockey-Rivalitäten etwas feindseliger
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Die Stadiontester wirken als beim nördlichen Nachbarn. «Es ist wohl besser, wenn ich den jetzt a blege», meint er lächelnd. Da Farrell und Kulyk in den Jahren zuvor Fussballspiele in England und Deutschland besucht haben – es ist ihr dritter Euro-Trip – wissen Sie, wie man in solchen Fällen reagieren muss. Tatsächlich kommen die beiden kaum aus dem Staunen raus. Auf dem Rundgang, den SLAPSHOT für die beiden Amerikaner und ihren englischen Begleiter und Europa-Guide Chris Boyes organsiert hat, saugen sie so viel wie möglich auf. Sie s tellen Fragen um Fragen, begutachten und zählen die Restaurants und Verpflegungsstände, das Angebot im VIP-Bereich, die Sicht von den Spielerbänken. Selbstverständlich halten sie das Gesehene in Schrift und Bild fest. Beeindruckt zeigen sie sich in erster Linie von der Architektur. Insbesondere das grosse Hallendach und die riesige Stehrampe haben es ihnen angetan. «10 000 Leute sollen da stehen?», fragt Farrell erstaunt. Als dann später beim Einlauf der Spieler das riesige Banner entrollt wird, gibt er zu: «Ich habe Gänsehaut.» Weil das Spiel im Anschluss spätestens im letzten Drittel wenig Gesprächstoff bietet – der SCB verliert mit 2:7 und lässt sich am Schluss regelrecht demon-
tieren –, bleibt ausreichend Zeit nachzufragen. Was bewegt die beiden, sich solche Strapazen aufzubürden? Wie finanzieren sie das? Wie kriegen sie dieses Abenteuer mit ihrer Arbeit unter den Hut? Und was meinen ihre Familien dazu?
Presseausweis, Meilen und Rabatte Nun, reich sind die beiden nicht. Der 55-jährige Kulyk ist Kammerjäger und hat sein eigenes kleines Geschäft, Farrell ist Briefträger bei der US-Postal. Beide sind alleinstehend und sich bewusst: «Mit Ehefrau und Kindern wäre so etwas niemals möglich.» Zu viel Zeit frisst dieses Hobby, ja diese Lebensaufgabe. Zusammengerechnet etwa einen Monat pro Jahr ist das Duo auf Stadion-Tour. Stetig haben sie ein Auge auf die neuesten Entwicklungen, permanent arbeiten sie an ihren Plänen. Das Ziel muss sein, die Trips so speditiv wie möglich zu gestalten. Das heisst u.a., dass in einer Stadt neben dem Major- gleich auch noch ein Spiel eines Minor-Teams besucht wird. Einlass erhalten Sie oft von den Klubs, ausserdem hat Kulyk einen Presseausweis, weil er zusätzlich zum USRT auch für das Internetportal Artvoice und das Stadionbewertungsportal
Stadiumjourney schreibt. Die Flüge vergünstigen sich bekanntlich über Meilen (die die beiden ja fleissig sammeln), die Übernachtungen versuchen sie in Hotels zu buchen, in denen man über diverse Promotionen und Aktionen Vergünstigungen oder Vielbucherrabatte kriegen kann. Das kann so weit gehen, dass Kulyk beispielsweise Kreditkarten bestellt, die er gar nicht erst nutzt und später wieder zurückgibt – einzig um Hotelpunkte zu kriegen. «Wir sind mittlerweile sehr versiert darin. Glauben Sie mir, es gibt einige Wege, wie man Geld sparen kann», sagt Kulyk lächelnd. Um nochmal auf das Stichwort Familie zurückzukommen: Die Familie, das sind quasi sie selbst und irgendwie auch die Buffalo Sabres, ihr Heimund Lieblingsteam. Im First Niagara Center sind sie Stammgäste, die Sabres waren denn auch der Ausgangspunkt für das Projekt. Gleichzeitig schätzen die beiden «Sportfreaks» die Freund- und Seilschaften, die sich in diesen Mikrokosmen ergeben. So trafen sie ihren Europa-Guide Boyes, ein eingefleischter Buffalo-Bills-Fan, im lokalen Ralph Wilson Stadium. Boyes war es, der die beiden erstmals nach England an ein Fussballspiel einlud und Boyes ist es, der sie auf ihren Euro-Trips begleitet
Die PostFinance-Arena im Text: Foto:
Matthias Müller Reto Fiechter
Eigentlich sind die Arenen-Ratings, die Andrew Kulyk und Peter Farrell erstellen, nur für NHL-, NFL, MLB- und NBA-Stadien vorgesehen. Für SLAPSHOT haben die beiden allerdings eine Ausnahme gemacht. Für zehn verschiedene Kriterien werden je zwischen 0 und 10 Punkte vergeben. Die PostFinance-Arena kommt dabei auf insgesamt 73 Punkte. Würde sie im NHL-Ranking des Ultimate Sports Road Trip (USRT) geführt läge sie damit auf Platz zwei, nur einen halben Punkt hinter der Nationwide Arena der Columbus Blue Jackets. Kulyks und Farrells Fazit: «Die PostFinance-Arena ist quasi eine NHL-Arena.»
Architektur: 9 Punkte «Das grosse, hohe Hallendach ist absolut einzigartig. So etwas haben wir noch nie gesehen. Von aussen wirkt die Arena relativ dezent, innen ist sie absolut wuchtig. Eine schöne Kombination aus Tradition und Moderne.»
Verpflegung: 6 Punkte «Dieser Punkt ist für uns schwierig zu bewerten, weil wir nicht dazu gekommen sind, richtig zu es-
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sen. Allerdings haben wir das grosse Angebot gesehen. 5 Inhouse-Restaurants sind viel, ausserdem gibt es aus unserer Sicht genügend Verpflegungsstände.»
Anzeigetafel: 8 Punkte «Alles dabei, was dabei sein muss und sie ist von überall her sichtbar. Die Grösse ist angemessen, da gibt es nichts auszusetzen.»
Platzanweiser und Angestellte: 9 Punkte «Wir wurden von allen Leuten sehr zuvorkommend behandelt und gut beraten. Keine Ärgernisse.»
Fans: 10 Punkte «Die PostFinance ist die grösste Hockey-Arena Europas und mit der steilen, imposanten Stehmrampe hat sie alles, um sie explodieren zu lassen. Die Berner Fans haben das entsprechende Selbstverständnis und sind für unsere Begriffe, sehr, sehr laut. Absolut top.»
Standort: 4 Punkte «In Nordamerika gibt es immer wieder Stadien, die mitten im Zentrum angesiedelt sind und sich perfekt ins Stadtbild einpassen. So sind sie zu Fuss
erreichbar. Die PostFinance-Arena liegt dagegen an der Peripherie. Auto oder öffentlicher Verkehr ist Pflicht.»
Geschichte und Banner: 8 Punkte «Der SC Bern ist ein Klub mit Tradition. Das haben wir gespürt und gesehen. In der Oldies Bar hat es Bilder der Legenden an den Wänden, unter dem Hallendach hängen – wie in der NHL üblich, Banner der zurückgezogenen Nummern. Das Ganze ist nicht mit Werbung oder irgendwelchen komischen Fantasie-Titeln aufgebläht. So muss es sein.»
Event-Präsentation: 9 Punkte «Der Einlauf vor der Stehrampe ist imposant. Ein Animator auf Schlittschuhen, der Berner Marsch, ein spezieller Trailer mit Bären, die ins Stadion rennen, die Spieler betreten das Feld durch einen Bärenkäfig – alles ist mit dem Wappentier der Stadt verbunden. Dazu kommt das riesige Banner, das über die Stehrampe gezogen wird. Das gefällt.»
Fan-Komfort und Wandelhallen: 6 Punkte «Hier treffen amerikanische und europäische Kultur aufeinander. Eigentlich wäre alles in Ordnung,
The Ultimate Sports Road Trip
Damals und heute, nah und fern: Peter Farrell und Andrew Kulyk 2000 in Detroit (l.) und Washington (m.) und 2013 in der Mannheimer SAP-Arena (r.).
und ihnen hilft, sich zu organisieren. «Das ist für uns vielleicht etwas vom Wichtigsten: Es ist wunderbar, so viele tolle Leute kennenzulernen. Immer wieder entstehen neue Freundschaften.»
Von Bern weiter nach England Mittlerweile ist die Partie zu Ende gegangen, das Stadion leert sich. Auch Kulyk, Farrell und Boyes müssen sich auf den Weg machen. Sie übernachten im Hilton Hotel in Basel – bei dieser Kette geniessen
sie schliesslich Rabatt. Nachdem sie zuvor in Deutschland die Stadien der Adler Mannheim, von Red Bull und Bayern München gesehen h aben, geht es schon bald nach England weiter. Dort stehen Hockey in Coventry und Fussball bei Manchester City auf dem Programm. Der Aufenthalt in der Schweiz, versichern sie, sei einzigartig gewesen. «Ein schönes Land, alles ist gut organisiert», sagt Farrell. «Und die PostFinance-Arena ist absolut einzigartig – echter NHL-Standard», ergänzt Kulyk
beim Abschied. Ein Haar in der Suppe haben die beiden allerdings doch gefunden. «Extrem teuer», sei die Schweiz, finden die Stadiontester. «Wenn Sie zu uns in die USA kommen, müssen Sie sich ja wie ein König fühlen», sagt Farrell bestimmt. Doch nach diesem Abend wissen wir: Es braucht einiges mehr als hohes Preisniveau, um die beiden von ihren Plänen abzubringen. «Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann wir wieder kommen», ruft Kulyk, bevor er ins 9er-Tram steigt. l
USRT-Rating die Restaurants sind bequem, im grossen VIP-Bereich gibt es viel Komfort. Doch in der PostFinance-Arena ist es sehr kalt. Das verleiht der Halle zwar ihren eigenen Charme, doch eine ungeheizte Arena wäre in der NHL ein No-Go. Das wäre wohl aber auch der einzige Grund, weshalb man die PostFinance-Arena nicht eins zu eins in den USA oder Kanada nachbilden könnte.»
Bonus: 4 Punkte «Dieses Kriterium haben wir für spezielle Dinge kreiert, die uns positiv aufgefallen sind. Einen Punkt geben wir dem Stadion für die schöne Bar direkt vor dem Stadion, einen für die Trainingshalle unter Tag, direkt vis-à-vis der Haupteisfläche und einen für den guten Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Das 9-Tram bringt einen schliesslich vom Zentrum praktisch direkt vor die Halle. Den letzten Punkt, der sogenannte USRT-Bonus, vergeben wir jeweils für den Service. Wir haben den SC Bern über einen Freund kontaktiert, von da an hat sich der Vermarkter des Klubs um alles gekümmert. Mit ein paar wenigen Mails haben wir eine Stadion-Tour, Zugang zu allen Ecken der Arena und beste Plätze erhalten. Das war grosse Klasse.» l
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Inline-Hockey
«Inline-Hockey ist
Das Tor ist kleiner, die Ausrüstung nicht: Matthias Müller vor dem Spiel gegen Embrach.
Seit mehr als 15 Jahren hat Eishockey auch in der Schweiz einen kleinen, wenig beachteten Bruder: das Inline-Hockey. Matthias Müller, Goalie des IHC Thurgau und langjähriges Nationalmannschaftsmitglied, hat die Sportart auf ihrem Weg von Anfang an begleitet. Doch der 37-Jährige ist noch viel mehr. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller
Es ist ein schöner Nachmittag, an dem sich der Hockeyredaktor Matthias Müller und der Hockeygoalie Matthias Müller im Restaurant La Piazza im Zentrum von Gossau treffen. Hier ist der Goalie Matthias Müller oft anzutreffen, schliesslich ist der Raum Gossau das Gebiet, für das er bei der
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Mobiliar Versicherung St. Gallen zuständig ist. Er kennt hier viele Leute, darunter ganz offensichtlich auch das Personal der Lokalität. «Darf ich vorstellen: Matthias Müller», sagt er zur Bedienung und zeigt dabei auf sein Gegenüber. Die Frau zeigt sich ein wenig skeptisch, lächelt dann aber und grüsst freundlich. Sie hatte kurz an einen Scherz geglaubt. Man kann ihr das nicht verübeln. Bei Matthias Müller muss man immer mit einem
Spässchen rechnen. Der 37-Jährige ist ein sehr aufgestellter Typ, mit dem es wohl nur selten langweilig wird. Er spricht direkt, erzählt gerne Anekdoten und streut immer wieder Scherze ein. Eigentlich gäbe er einen guten Entertainer ab. Stattdessen ist Matthias Müller Torhüter. Ausgerechnet. Diese Spezies von Sportlern, die innerhalb eines Teams als Einzelsportler gilt. «Vielleicht bin ich ja gar kein richtiger Goalie? Ich trainiere jedenfalls öfter als Stürmer», witzelt er. Tatsächlich ist und war er immer Keeper. Und ein talentierter noch dazu. Als Junioren-Internationaler kam er 1994 von Uzwil nach Kloten, wo er als Backup von Reto Pavoni zwei Meistertitel gewann. Er wechselte zum ZSC, konnte sich aber auch dort nicht richtig durchsetzen. Er erhielt keinen Vertrag mehr, wagte zuerst einen Ab stecher zu den Dayton Bombers in der East Coast Hockey League und ein Jahr später zu einem viertklassigen Team in San Diego. Parallel dazu hatte er angefangen, in der neu gegründeten SIHL (Swiss Inline Hockey League) zu spielen. Es war die Zeit, als noch fast alle NLA-Klubs ein eigenes Team stellten. Beim grössten Erfolg dieser Ära, dem Weltmeistertitel 1999 in Thun, war Müller allerdings nicht dabei, weil er gleichzeitig mit der «SIHL»-Nati an der WM des internationalen Eishockeyverbands in Anaheim war. Das Turnier in Thun war allerdings dasjenige des Internationalen Rollsportverbandes (FIRS), im Tor stand dort übrigens niemand Geringeres als Martin Gerber. Heute, mehr als ein Jahrzehnt nachdem sich die SIHL aufgelöst hat, gibt es nur den dem FIRS angegliederten Verband IHS und folglich auch nur noch ein Nationalteam.
Stammkeeper beim IHC, Trainingsgast beim HC Während viele der grossen Eishockeyspieler das Projekt Inline-Hockey nach einigen Saisons wieder verliessen, ist Matthias Müller bis heute als Keeper des IHC Thurgau geblieben. Zusammen mit anderen Cracks wie seinem besten Freund Michael Diener, dem kürzlich verstorbenen Walter Gerber, Rolf Schrepfer oder Pascal Stoller vertrat er die Schweiz immer wieder an internationalen Turnieren. «Elf Weltmeisterschaften und zwei World Games waren es», rechnet der Ostschweizer vor. «Inline-Hockey ist mein Spiel.» Gründe könne er viele aufzählen: Er habe die richtige Grösse, die richtige Postur. Weil die Agilität in seinem Alter nicht mehr die beste sei, profitiere er
Matthias Müller
mein Spiel» davon, dass die Gegenspieler, haben sie sich einmal für eine Seite entschieden, auf den Skates nicht mehr gross variieren können – «im Eishockey, wechseln sie die Richtung auf einer Strecke von drei Zentimetern ja noch drei Mal.» Ausserdem wiege das Spiel oft hin und her, was echten Verkehr vor dem Tor zur Ausnahme mache. «Und last but not least ist auch noch das Tor kleiner.» Dem Eishockey hat Müller allerdings nicht den Rücken gekehrt. Nach zwei Jahren Pause stieg er beim 2001 beim HC Thurgau wieder ein. Zuerst auf Trainings-, später auf Vertragsbasis. Obwohl er 2006 die Schlittschuhe offiziell an den Nagel hängte, ist er Teil des B-Ligisten geblieben. Als Trainingsgoalie steht er regelmässig auf dem Eis, in der letzten Saison ist er, nach dem alljährlichen Ausverkauf vor den Playoffs, sogar noch zu zwei NL B-Spielen gekommen. «Das erste Spiel gegen Visp war auch gleich der Teleclub-Match. Meine Familie ist deshalb in einem Pub zusammengekommen und hat quasi Public Viewing gemacht», sagt er lachend. Sowieso sei die Situation für ihn genial: «Ich kann in Form bleiben und das als Vorbereitung für meine Saison im Sommer nutzen.»
Drummer Chris Scherrer, der sich für die Konzerte eine Spezialkonstruktion Marke Eigenbau angefertigt hat. Die beiden absolvieren gemeinsam pro Jahr zwischen 20 und 30 Auftritte, alle im privaten Rahmen. Dabei covern sie in erster Linie Schweizer Hits, in ihrem Repertoire führen sie aber auch Boogie-Woogie und Rock n’ Roll – «Hauptsache die Stimmung passt!» Doch warum, wenn er ja kein Musiker ist, nimmt er all diesen Strapazen auf sich? «Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen und die Leute zu unterhalten, das ist fantastisch», sagt Matthias Müller und lacht. Und jetzt ist auch klar, was er mit seiner eingangs etwas kryptisch gestellten Frage – «Vielleicht bin ich gar kein Goalie?» – gemeint hat: Eigentlich ist er ja vor allem Entertainer. l www.familyandfriendsband.ch
Matthias Müller geniesst seine Auftritte als Sänger.
Gesang als Mittel zum Zweck Ein weiterführendes Engagement kommt für den zweifachen Familienvater aber nicht in Frage. Zu viel hat er mit der Familie, seinem Job und dem Inline-Hockey um die Ohren. Ausserdem hat er sich vor fünf Jahren einen Traum erfüllt und eine Band gegründet. «Dabei konnte ich weder singen noch ein Instrument spielen – mit Musik hatte ich nichts am Hut», sagt er lächelnd. Aus komplett eigener Initiative stellte er seine Gruppe «Family & Friends Band» zusammen und organisierte eine Benefiz veranstaltung zugunsten der Kinderkrebsliga St. Gallen. «Es war ein riesiger Aufwand, ich habe, zusammen mit meiner Familie und guten Freunden, alles selber organisiert. Es hat sich gelohnt, nach den drei Austragungen 2008, 2009 und 2010, konnten wir unter dem Strich 6000 Franken spenden», sagt er stolz. Im Verlaufe der Jahre änderte sich die Zusammensetzung stetig, heute spielt Müller zusammen mit dem Pianisten und
Matthias Müller – Die Bank im Tor des IHC Thurgau.
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History
Ein Mann mit dre Er war der Mark Streit der 1970er-Jahre und hält heute einen einsamen Rekord: Andreas «Res» Meyer (59) ist der einzige Spieler, der in seiner Karriere in sämtlichen Ligen und Nationalteams gespielt hat. Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller, zVg
Millionär wie Mark Streit ist er nicht geworden. Aber es geht im sehr gut. Die Unterschiede zu seiner Epoche und der heutigen Zeit lassen sich so zusammenfassen: Sein Status als bester Schweizer Verteidiger hat ihm in den 1970er-Jahren zu einer guten Arbeitsstelle in der Druckerei Schürch in Huttwil verholfen. Er ist dort inzwischen Geschäftsführer. Heute würde er mit seiner spielerischen Klasse so viel Geld verdienen, dass er nach dem Karrieren-Ende die Druckerei Schürch kaufen und andere für sich arbeiten lassen könnte. In
seinem Meisterjahr habe er alles zusammengerechnet vielleicht um die 15 000 Franken verdient. Heute würde ein Verteidiger seiner Hubraumklasse mit 400 000 bis 600 000 Franken entlöhnt. Andreas Meyer erlebt die letzte Hochphase des Amateurhockeys. 1976 holt er mit dem SC Langnau (aus dem später die SCL Tigers werden) den Meistertitel und er verteidigt zusammen mit seinem Standardpartner Ernst Lüthi auch in der Nationalmannschaft. Er gehört zu jenem legendären 1954er-Jahrgang. Fünf Spieler der Langnauer Meisterschaft haben Jahrgang 1954 und spielen zeitweise im gleichen Block: Torhüter Edgar
Grubauer, die Verteidiger Ernst Lüthi und Res Meyer sowie die Stürmer Jürg Berger, Michael Horisberger und René Wittwer. Andreas Meyer ist einer der besten Verteidiger im Land und doch arbeitet er zu 100 Prozent. «Bei Dienstagsrunden hatten wir am Dienstagnachmittag und am Mittwochvormittag frei und der Klub entschädigte meine Arbeitgeber für die Absenz. So kam ich immer auf 100 Prozent meines Lohnes.» Erst in seiner letzten NLB- und NLASaison (1986/1987 und 1987/1988) habe er sein Arbeitspensum auf 50 Prozent reduziert. «Das Mittagstraining wurde eingeführt.»
Von der NLA direkt in die 4. Liga Mit dem SC Langnau ist Res Meyer zweimal in die NLB abgestiegen: 1985 und 1988. Er hat 17 Jahre für die Langnauer verteidigt und in der Nationalliga in 503 Spielen 65 Tore und 129 Assists erzielt – in einer Zeit, da noch keine zweiten Assists gutgeschrieben worden sind. Sonst hätte er wohl über 300 Skorerpunkte erreicht. Nach dem zweiten Abstieg beendet er im Frühjahr 1988 das Kapitel NationalligaHockey im Alter von 34 Jahren mit einem der spektakulärsten Transfers unserer Hockeygeschichte. Sein Transfer vom SC Langnau aus der NLA direkt in die Niederungen der 4. Liga zum EHC Rohrbach ist bis heute, neben Karl Odermatts Gastspiel beim Erstligisten FC Herzogenbuchsee, das grösste Ereignis im bernischen Regionalsport. Dieser Spektakel-Transfer, den es so vorher und nachher nie mehr gegeben hat, machten ganz besondere Umstände möglich: Damals führt Mode-Zar Pedro Lüthi, noch heute der führende Händler feiner Mode-
Sein Klub: Mit dem SC Langnau durfte Andreas Meyer 1976 den einzigen Meistertitel der Emmentaler feiern.
Andreas Meyer
ei Karrieren stoffe im Land, den EHC Rohrbach. Er liess damals jedes Jahr wunderschöne vierfarbige Kataloge für seiner erlesene Kundschaft (Missen und Bundesrats-Gattinnen) drucken. Res Meyer ist ja bei der Druckerei Schürch beschäftigt und Pedro Lüthis Offerte ist zu verlockend: Du spielst bei uns und ich lasse meine Kataloge künftig bei dir drucken.
Und plötzlich juckt es Meyer noch einmal Res Meyer produziert in der tiefsten Liga im Schnitt pro Partie 4,8 Punkte und steigt als Spielertrainer mit Rohrbach in die 3. Liga auf. Nun juckt es ihn doch noch einmal und er wechselt für zwei Saisons in die 1. Liga: Erst zu Zuchwil, dann zum SC Langenthal. Gedruckt werden die Kataloge trotzdem bei Schürchs. Im Frühjahr 1992 kehrt er zu Rohrbach zurück und feiert im Frühjahr 1993 den Aufstieg in die 2. Liga. Seine Karriere beendet er mit den Rohrbachern in der 2. Liga. Und damit steht der Rekord: Andreas Meyer hat aktiv in der NLA, in der NLB, in der 1. Liga, in der 2. Liga, in der 3. Liga und in der 4. Liga gespielt. Später hilft er 1996 mit, den EHC Rohrbach, den EHC Huttwil und den EHC Wasen-Sumiswald in einer Fusion zum EHC Napf (später Huttwil Falcons) zu machen. Mit der Überführung der 1. Mannschaft in eine AG und der Namensänderung auf Huttwil Falcons gibt er alle Ämter auf und ist seither Hockey-Konsument. Res Meyer kann auf eine der ganz grossen Schweizer Hockeykarrieren zurückblicken und es gibt nur einen Wermutstropfen: Er kommt verletzungsfrei durch seine ganze Karriere, durch alle Ligen und Nationalteams, durch fünf B-Weltmeisterschaften, ein Olympia-Turnier (1976), 503 Nationalliga-Partien und 64 Länderspiele. Und dann erwischt es ihn nach Karriere-Schluss bei einem internationalen Seniorenturnier in Engelberg. Er wirft sich in einen Schuss und wird im Gesicht getroffen. Nun hat er halt, wie es für ehemalige grosse HockeySpieler der Brauch ist, auch künstliche Zähne.
Der Abstieg der Tigers schmerzt Der Emmentaler gehört nicht zu den Spielern, die dazu neigen, die gute alte Zeit zu verklären. Er weiss, dass sich die Zeiten geändert haben und sagt mit keinem Wort, früher sei alles besser gewesen. Es war einfach anders. Dass seine Generation noch nicht sechsstellig verdiente, lag ganz einfach daran, dass niemand bereit war,
Geschäftsführer Andreas Meyer (59) in seinem Büro in der Druckerei Schürch in Huttwil: In den 1970er- Jahren war er einer der besten Verteidiger der Schweiz, an dem sich auch die grossen Stars wie SCB-Spielertrainer Paul-André Cadieux die Zähne ausbissen (Bild oben).
erwachsenen Männern so viel Geld für die Ausübung eines Spiels zu bezahlen. Aber der Mannschaftssport funktioniert halt immer noch nach den gleichen ewigen Gesetzen. Er weiss aus eigener Erfahrung, warum eine Mannschaft eine Meisterschaft gewinnen oder eben absteigen kann. Deshalb schmerzt ihn der Abstieg der SCL Tigers. Hinterher mag er nicht den Besserwisser spielen. Er stellt lediglich fest: «Dieser Abstieg hätte verhindert werden kön nen.» Langnau ist und bleibt sein Klub: «Dort wo man die Wurzeln hat, dort bleibt man verbunden. Langnau ist der Klub meines Herzens.» Und so blickt er mit Wehmut auf die Leibchen, die vor ihm liegen und jedes für eine Epoche der Langnauer
Hockeykultur steht. «Dass die Tiger nun abgestiegen sind, ist nicht die Folge eines Fehlers. Es war ein schleichender Prozess.» Die verpassten Investitionen ins Team oder das viel zu lange Zaudern und Zögern bei der Trainerentlassung. «Vor allem hat es mich sehr getroffen, dass einige Spieler nach dem Abstieg in Lausanne auf dem Eis zu Scherzen aufgelegt waren. Egal auf welcher Stufe: Ein Spieler, der mit seinem Team absteigt, hat nichts zu lachen.» So endet eine Epoche der Langnauer Hockeykultur ausgerechnet in einem der seltenen Momente wirtschaftlicher Sorglosigkeit: Im neuen Eis hockeytempel haben die Langnauer den rechten Glauben verloren. Zuviel Geld, zu wenig Geist. l
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unikat
«Feine Kirschen.» «Natürlich aus der Schweiz.»
www.swissfruit.ch
NHL Entry-Draft 2013
Mirco Müller
Der Vierte im Bunde? Am 30. Juni findet im Prudential Center in Newark der 51. NHL-EntryDraft statt. Dank dem Verteidiger Mirco Müller dürfte dabei zum vierten Mal in den letzten sechs Jahren ein Schweizer in der ersten Runde gezogen werden. Schweizer in der NHL – das ist längst keine Hoffnung oder Vision mehr. Es ist Realität. Der Weg dorthin kann viele Wendungen nehmen. Roman Josi, Damien Brunner, Jonas Hiller oder Mark Streit glänzten etwa allesamt mehrere Saisons in der NL A, bevor sie sich auf der anderen Seite des grossen Teichs versuchten. Das zeigt, wie sehr unsere Liga und unser Hockey an Reputation gewonnen haben. Gleichzeitig hat in den letzten Jahren auch die Zahl der Schweizer zugenommen, die auf dem «kanadischen» Weg – demjenigen durch die kanadischen Juniorenligen OHL, WHL und QMJHL – in die beste der Liga der Welt kommen wollen. Seit 2007 sind unsere besten Draftpicks stets Talente, die für ein kanadisches Juniorenteam spielten. Dank dem Verteidiger Mirco Müller, der die vergangene Saison mit den Everett Silvertips in der WHL bestritt, wird sich dies auch heuer nicht ändern. Der Winterthurer, der als Junior zuvor in Kloten gespielt und dort auch sein NL A-Debüt gegeben hatte, dürfte in der ersten Runde ge zogen werden. Es wäre der vierte Schweizer Erstrundenpick aus den letzten sechs Entry-Drafts.
Statt bei Portland in Everett gelandet Dass Müller den «kanadischen Weg» wählte, ist deshalb kein Zufall. «Ich habe insbesondere die
Andrighetto mit guten Chancen
Im letzten Draft wurde Sven Andrighetto (20) übergangen, heuer könnte es ihm doch noch reichen. Der Flügel, der seit 2011 bei den RouynNoranda Huskies in der QMJHL spielt, hat eine fantastische Saison mit 128 Punkten aus 67 Spielen hinter sich. An der U20-WM in Ufa (Rus) war er mit 5 Toren und 3 Assists bester Schweizer Skorer. Andrighetto hat zwar bereits für drei Jahre bei Servette unterschrieben, verfügt aber über eine NHL-Ausstiegsklausel. Im Ranking der «Hockey News» wird er auf Platz 76 geführt, was einem Drittrundendraft entsprechen würde. Zumindest Aussenseiterchancen kann sich auch Kloten-Center Fabio Högger (17) ausrechnen.
Wege von Niederreiter und Bärtschi genau mitverfolgt», sagt Müller. Er sei sich deshalb schon früh sicher gewesen, dass er sich ebenfalls in Nordamerika versuchen möchte. Eigentlich wäre vorgesehen gewesen, dass Müller für die Portland Winterhawks aufläuft. Sein Agent André Rufener, der bereits seine Klienten Sbisa, Niederreiter und Bärtschi zum diesjährigen WHL-Champion gelotst hatte, hatte Gespräche geführt, doch im CHL Import-Draft wurde Müller an 11. Stelle von Everett gezogen. Mit Portland wäre er, neben einer Memorial-Cup-Teilnahme, auch in den Genuss gekommen, mit dem aktuellen Nummer-1-Kandidaten Seth Jones zu verteidigen. Am Fakt, dass sich Müller in diesem Jahr enorm entwickelte, ändert das freilich wenig. Zum einen habe es ihm in Everett sehr gefallen, zum anderen kam er als draftberechtigter Rookie unter permanenter Beobachtung der Scouts zu viel Eiszeit, was der Adaption des nordamerikanischen Spielstils und der Technik nur entgegen kommen konnte. Gleichzeitig konnte er sich voll aufs Eishockey konzentrieren und eine spielreiche Saison mit je einer starken U20- und U18-WM absolvieren. All das lief so gut, dass die renommierte «Hockey News» ihn in ihrem Draft-Ranking auf Platz 18 setzt. Der zuständige Redaktor schreibt in seiner Bewertung, ihm habe ein europäischer Scout gesagt, dass der Zweiwegverteidiger, wäre er in der Schweiz geblieben, nicht in die ersten beiden Runden gekommen wäre. Müller sei zwar weder speziell offensiv talentiert, noch sonderlich physisch, aber er mache viele Dinge richtig – deshalb passe er in jedes Team.
Mirco Müller
Geboren: 21. März 1995 | Grösse: 188 cm | Gewicht: 85 kg | Position: Verteidiger | Stationen: bis 2010 EHC Winterthur, 2010–2012 Kloten (Novizen Elite, Elite A, NL A), seit 2012 Everett Silvertips (WHL) | Statistik WHL: 69 Spiele, 6 Tore, 26 Assists, 63 Strafminuten | International: U18-WM 2013 (5 Spiele, 1 Tor, 2 Assists), U20-WM 2012/2013 (6 Spiele, 0 Tore, 2 Assists).
SLAPSHOT hatte vor einem Jahr Parallelen zu Roman Josi gesehen (Nr. 7, 2011/2012), insbesondere wegen seiner geschmeidigen und sehr abgeklärten Art und der hervorragenden Spielübersicht. Der Vergleich mit dem aktuellen WM-MVP schmeichelt Müller, doch er kann ihn auch nicht gänzlich von der Hand weisen: «Es ist schwierig, solche Vergleiche zu ziehen, doch eine gewisse Ähnlichkeit gibt es wohl schon.» Ein grosser Unterschied ist freilich der Weg. Josi hat sich zuerst in der Schweiz und dann in der AHL durchsetzen müssen, bevor er bei Nashville zum NHL-Stammspieler wurde. Müller wird voraussichtlich versuchen, sich über einen guten Draft und mindestens ein weiteres Jahr in der WHL für den Platz in einem NHL-Kader aufzudrängen. «Ich lasse mich über raschen», sagt er. «Vor zwei Jahren habe ich immerhin noch bei den Novizen in Kloten gespielt und jetzt darf ich plötzlich auf einen Draft in der ersten l Runde hoffen.»
Nach der Karriere
Meister der mobilen Als der Fribourger Antoine Descloux 2004 seine Karriere beendete, hatte er keinen Schimmer, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Auf gut Glück gründete er 2005 die Pati SA und stieg ins Geschäft mit mobilen Eisbahnen ein. Heute ist er Marktführer in der Romandie und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 3 Millionen Franken.
Antoine Descloux im Lager seiner Pati SA:d Genf (oben) und das Einkaufszentrum ind Marin (unten) sind nur zwei Standorte, and denen er Eisbahnen montierte.d
Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, SLAPSHOT-Archiv Jürg Wymann
Antoine Descloux ist ein stolzer Mann. Als er SLAPSHOT in seinem Büro im fribourgischen Rossens empfängt, mag er irgendwie nicht lange um den heissen Brei herumreden. Nach ein, zwei Fragen zum Wohlergehen, dreht er seinen Bildschirm und zeigt eine Excel-Tabelle. «Bei diesen Zahlen handelt es sich um Flächen – Eisflächen», erklärt der 44-Jährige, während er mit der Maus langsam nach unten scrollt. «Alles ist aufgelistet nach Jahr und Projekt. Hier sehen Sie das Total: 195 Eisflächen mit insgesamt 67 587 Quadratmeter haben wir seit 2004 produziert. Schauen Sie: 14 022 Quadratmeter waren es alleine dieses Jahr!» Descloux lächelt zufrieden, er weiss genau: Diese Zahlen hinterlassen Eindruck. Nicht minder beeindruckend sind aber auch die Zahlen, die ihm SLAPSHOT vorlegt: In seiner Karriere hat der frühere Gottéron-Junior zwischen 1984 und 2004 18 volle NLA-Saisons gespielt. 16 davon im Dress der Drachen, eine als Tiger in Langnau und zum Schluss noch eine beim HC Lausanne. «Ja, das stimmt tatsächlich», sagt der Patron, nimmt sich das Blatt und legt es in den Kopierer. Obwohl, oder gerade weil er als kleingewachsener Defensivverteidiger keine Kunst, sondern solides Handwerk ablieferte, wird er von den hockeybegeisterten Fribourgern für seine Klubtreue und
Antoine Descloux
n Eisbahnen seine Verdienste geschätzt, wenn nicht sogar verehrt. In der Saanestadt vergisst man seine Helden nicht.
«Ein enormes Risiko» «Zum Schluss war ich 35 Jahre alt. Ich war müde, hatte keine Lust mehr», blickt Antoine Descloux zurück. Obwohl er vor und während seiner Aktivzeit fünf Ausbildungen hinter sich gebracht hatte, stand er nun ohne konkrete Zukunftspläne da. «Ich hatte ein wenig Angst», gibt er zu. Um zumindest einmal Optionen zu haben, engagierte er einen Headhunter, der ihm den Kontakt zu drei Projektgruppen herstellte, die ihrerseits Partner für ihre Geschäftsidee suchten. «Die ersten zwei waren für mich weniger interessant, das dritte hatte mit Eisbahnen zu tun. Das klang verlockend, denn das Element Eis gab mir Sicherheit.» Er entschloss sich, sich anzuschliessen – obwohl man ausser dem Know-How rein gar nichts hatte. Das Material, das Büro, die Lagerräumlichkeiten – alles musste finanziert werden. «Es war ein enormes Risiko», blickt er zurück. Was es bedeutet, in Fribourg nicht vergessen zu werden, durfte er nun erfahren. Über den kürzlich verstorbenen Gottéron-Präsidenten Laurent Haymoz, der damals noch Präsident der Kantonalbank war, bekam er den so dringend notwendigen Kredit – zuvor hatte er das Unterfangen aus der eigenen Tasche bezahlt. Im April 2005 konnte er die Firma Pati SA gründen und als er danach loszog, sein Produkt zu verkaufen, hat ihm sein Name insbesondere im eishockeyverrückten Fribourg die Türen geöffnet. Noch heute ist Descloux beeindruckt: «Niemals hätte ich gedacht, wie wichtig das sein kann!» Den ersten Auftrag hatte er sich 2004, also noch vor der Firmengründung, auf dem Place de Moudon in Estavayer-le-Lac geangelt. Eine kleine Eisbahn, 220 Quadratmeter, die er fast nur mit seinem Namen verkauft habe. Für das Vertrauen, dass man ihm damals schenkte, werde er ewig dankbar sein. «Mittlerweile kann ich irgendwo hingehen und sagen: Hey, das funktioniert. Es funktioniert seit bald zehn Jahren.»
Stadt, Land, Platz, Einkaufszentrum Die Aufträge nahmen zu, Descloux expandierte. Zu seinem Namen, der ihm ganz besonders in der Region Fribourg die Türen zu den Chefetagen öffnete, kamen nun auch der Erfahrungsschatz und positive Referenzen hinzu. Mit seiner Firma, die
die Eisbahnen nicht einkauft, sondern selbst herstellt, kam er durch die ganze Romandie und bis ins Tessin. Sein Team baute in Städten und auf dem Land, in Einkaufszentren oder in Hotels, für kurze und längere Dauern, grössere und kleinere Felder. Später kamen auch noch Curlingbahnen hinzu. Und weil in dieser Sparte neben der Produktion und dem Errichten einer Anlage auch deren Unterhalt gewährt sein muss, fällt nicht nur an bestimmten Zeitpunkten, sondern permanent Arbeit an. Gerade weil die ganze Sache sehr vielschichtigem Know-How bedarf, gleicht sein Unternehmen bezüglich der Personalstruktur einem kleinen Gemischtwarenladen. Über das gesamte Jahr arbeiten zehn Personen für die Pati SA: Neben ihm, dem Verkäufer und Geschäftsleiter, sind dies ein Ingenieur, ein Mechaniker, ein Schweisser, ein Sanitär, ein Schreiner, eine Sekretärin, zwei Elektriker und ein «Eisbahn-Spezialist». Logisch, dass man diese Kräfte auch im Sommer gut einsetzen kann. So ging der umtriebige Descloux im Verlauf der letzten Jahre verschiedene Partnerschaften ein, u.a. mit dem grossen Sportbelaghersteller Realsport. Vom Inlinehockeybelag bis zur Tenniscourt – heute gibt es in diesem Bereich kaum mehr etwas, wo er nicht in irgendeiner Form mitmischen könnte.
Nächster Halt: Deutschschweiz Geht es nach Antoine Descloux, dürfte das noch lange nicht alles gewesen sein. Der erklärte Visionär – auf seiner Website schreibt er etwa vom «Palm-Beach-Syndrom», dem massiven Erfolgsgeschichte des privaten Swimmingpools in den letzten 30 Jahren, um danach vom «QuébecSyndrom» und den Eisbahnen im Garten zu träumen –, sieht zwei Felder, die es zu beackern gilt. Zum einen arbeitet er daran, den Weg in die Eishallen zu finden, zum anderen möchte er auch in der Deutschschweiz Fuss zu fassen. «Auch wenn ich da mein Deutsch wieder massiv aufpolieren muss», wie er lächelnd meint. Als etablierter Unternehmer und früherer Hockeyprofi sollte dieses Unterfangen ebenso wenig an Erfahrung und Renommee, wie an den Kontakten scheitern. Schliesslich hat er nicht nur seines Berufs wegen, diesen Sport nie verlassen.
Eine echte GottéronLegende: Nicht weniger als 16 Saisons hat Descloux für die Drachen gespielt.
Wie sehr er dem Eis hockey noch verbunden ist, zeigt sich auf dem abschliessenden Rundgang durch das Materiallager. Unter den eingangs erwähnten Stolz mischt sich nun, zwischen «9000 Quadratmeter» Banden, zahllosen Schlittschuhen und Maschinen, auch ein wenig Demut, als das Thema auf seine Verbundenheit mit Gottéron fällt. «Unglaublich stolz», sei er auf das, was die Mannschaft in dieser Saison geleistet hat. Diese Jubiläumssaison Gottérons, die 75., war für ihn eine Wohltat auf allen Ebenen. Als Studioexperte für den Westschweizer Teleclub und Radio-Co-Kommentator für Radio Fribourg hat er die spielerische Entwicklung – «sie nähert sich nun dem Höhepunkt» – über Jahre eng verfolgt. Und als Präsident der Ehemaligenvereinigung «Les Vieilles Lames» (zu deutsch: die alten Kufen), liegt ihm selbstredend die Tradition ganz besonders am Herzen. «Die Linie mit Sprunger, Bykov und Plüss ist über Jahre zusammengewachsen. Sie hat für uns riesiges Identifikationspotenzial», freut er sich. Das sei gut für die Gegenwart Gottérons und möglicherweise auch für die Zukunft der drei Stars. Descloux weiss es schliesslich aus Erfahrung: In der Saane● stadt vergisst man seine Helden nicht.
Antoine Descloux Geboren: 11. August 1969 | Zivilstand: Verheiratet mit Laurence | Beruf: Inhaber und Geschäftsführer der Pati SA | Position als Spieler: Verteidiger | Stationen: bis 1986 Nachwuchs Fribourg-Gottéron, 1986-1999 Fribourg-Gottéron (NLA), 1999-2000 Langnau (NLA), 2000-2003 Fribourg-Gottéron (NLA), 2003-2004 Lausanne (NLA) | Statistiken: 688 NLA-Spiele, 69 Tore, 114 Assists, 613 Strafminuten | Grösste Erfolge: 1992, 1993, 1994 Schweizer Vize-Meister.
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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz 27. Jahrgang, Saison 2012/2013 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 3. Juni 2013 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch
Overtime
Viel mehr als eine Briefmarke
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So schön uns der Gedanke an die WM-Silbermedaille der Schweizer Eishockeynationalmannschaft auch einen Monat nach Turnierende noch erscheinen mag – über den historischen Wert dieses Erfolgs werden letztlich künftige Generationen richten. Da aber die Geschichtswissenschaft zur Bestimmung der gesellschaftlichen Relevanz eines Ereignisses Referenzsysteme braucht, dürfte die Tatsache, dass die Schweizer Post diesem WM-Silber eigens eine Ereignisbriefmarke widmete, sicherlich ins Gewicht fallen – zumal ja in den letzten 14 Jahren nur drei solche Marken herausgegeben wurden (Bertrand Picards Weltum-
rundung im Heissluftballon 1999, Americas CupSieg des Segelteams Alinghi 2004 und Roger Federers Wimbledon-Sieg 2007). Da sich auch die SLAPSHOT-Redaktion der Bedeutung dieses Ereignissen bewusst ist, hat sie noch am 31. Mai, dem Tag des Erscheinens, die Beine in die Hand genommen und den exklusiven Kleinbogen mit 10 Briefmarken mit je einem Frankaturwert eines Frankens ergattert. Natürlich in der stillen Hoffnung, dass die Briefmarken frühestens in einem Jahr verwendet werden können, weil bereits eine neue, eine Goldmarke ● zum Kauf bereit steht.
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Tel. 031 740 97 67 • Fax 031 740 97 76
KEYSTONE / RIA NOVOSTI / Grigoriy Sokolov
Herzliche Gratulation! Die ganze Schweiz freut sich 端ber den WM-Erfolg. Wir freuen uns mit der ganzen Schweiz 端ber die sensationelle Leistung der Eishockey-Nationalmannschaft. PostFinance unterst端tzt die Nationalmannschaft, die Clubs der National League und den Eishockey-Nachwuchs. Damit wir auch in Zukunft spannendes Eishockey erleben d端rfen.
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