Slapshot Nr. 6 2011–2012

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Das Hockey-Magazin der Schweiz

CHF 7.50 • März/April 2012 • Nr. 6 • Saison 2011/2012

NL A-Top Scorer Damien Brunner

Der Knipser Persönlich: Unterwegs mit LionsGoalie Lukas Flüeler

Das Interview: Kevin Schläpfer ist Biels «Hockeygott»

NL B - Langenthal: Das Atomduo Campbell/Kelly


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Liebling der Nation

Als Liebling der Nation ist der ŠKODA Octavia Combi garantiert eine treffsichere Wahl. Mit gutem Grund war er auch 2011 zum wiederholten Male der meistgekaufte Combi der Schweiz. Das ist aber nicht alles, hat er doch auch als 4x4 und Dieselversion bei Schweizerinnen und Schweizern ins Schwarze getroffen. Den ŠKODA Octavia Combi gibt es bereits ab CHF 24’840.–* oder ab CHF 219.– pro Monat **. Am besten überzeugen auch Sie sich auf einer Probefahrt bei Ihrem ŠKODA Partner. www.skoda.ch * Empfohlener Nettoverkaufspreis inklusive 8% MwSt. Octavia Combi Active, 1.2 l TSI, 77 kW/105 PS, 5 Türen. Treibstoffverbrauch gesamt: 5.8 l/100 km, CO2-Ausstoss: 136 g/km, Energieeffizienz-Kategorie: C. Mittelwert aller Neuwagen in der Schweiz: 159 g/km. ** Leasingbeispiel, Finanzierung über AMAG LEASING AG: ŠKODA Octavia Combi Active, 1.2 l TSI, 77 kW/105 PS, 5 Türen. Effektiver Leasingzins: 3.97% (Laufzeit: 48 Mte./10’000 km/Jahr), Barkaufpreis: CHF 24’840.–, Sonderzahlung: 20% des Barkaufpreises, Leasingrate: CHF 219.95/Mt. exklusive obligatorischer Vollkaskoversicherung. Änderungen jederzeit vorbehalten. Alle Preise inklusive 8% MwSt. Die Kreditvergabe ist unzulässig, falls sie zur Überschuldung des Konsumenten führt. Leasingaktion ist gültig für Leasinganträge bis 30.4.2012.


Face Off

Kevin Schläpfer – die Hockey-Persönlichkeit des Jahres Wir würdigen in dieser Ausgabe noch einmal die Playoff-Qualifi­ kation der Bieler. Der EHC Biel ist zwar kein publizistisch mehrheits­ fähiges Eishockeyunternehmen wie der HC D ­ avos oder der SC Bern, die nicht nur oft auf dem Eis domi­nieren. ­Sondern auch die grösste Medienpräsenz für sich beanspruchen. Aber in Biel steht Kevin Schläpfer an der Bande, und der Verwaltungsrat hatte in Biel den Mut, die Mannschaft einem Schweizer anzu­ vertrauen, der noch nie eine Mannschaft auf diesem Niveau eine ganze Saison lang geführt hatte. Dieser Mut zum grossen Risiko kann nicht hoch genug bewertet werden. Nur wenn Hockeyunternehmen bereit sind, jungen Trainern eine Chance zu geben, gibt es eine dy­namische Weiterentwicklung des Eishockeys. Für mich ist Kevin Schläpfer die Eishockey-Persönlichkeit des Jahres, und wir haben im Gespräch versucht, etwas über seine Führungsmethoden zu erfahren.

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Dabei ist mir etwas aufgefallen: Sehr oft wird im lockeren Gespräch ein bisschen über die Konkurrenz gelästert, gerade von Trainern. ­ Aber der begnadete Sprücheklopfer Kevin Schläpfer hat nicht ein ein­ ziges böses Wort über irgendje­ manden verloren. Seine Analysen sind zwar oft schmerzhaft ehrlich. Aber er verspottet oder beleidigt nie jemanden. Das hat mich beeindruckt. Er ist ein Trainer, der seine Grundsätze vorlebt und nicht nur bei den anderen einfordert. Lesen Sie das grosse ­ Interview mit Kevin Schläpfer ab ­ ­Seite 50.

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Inhalt Snapshot Halt mal still, Pappkamerad!

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PostFinance Top Scorer

Die Ehrung: 302 000 Franken für den Nachwuchs 12 EV Zug: Damien Brunner – Höhenflug des Edeltechnikers 16 Fribourg-Gottéron: Julien Sprunger – Die Nase vor dem Tor 20 HC Lugano: Jaroslav Bednar – Ein Traum wurde zur Realität 22 HC Davos: Petr Sykora – Die perfekte Tormaschine 24 ZSC Lions: Jeff Tambellini – Endlich wieder ein guter Transfer 26 Kloten Flyers: Tommi Santala – Jetzt halt ohne seinen Kimmo 28 SC Bern: Byron Ritchie – Der SCB-Ausländer, der überzeugte 32 SCL Tigers: Kurtis McLean – Fusts Taktstock auf dem Eis 34 EHC Biel: Alain Miéville – Miéville, c'était bienne 36 Genf-Servette HC: Rico Fata – Und wieder darf Fata kein Held sein 44 HC Ambrì-Piotta: Maxim Noreau – Noreau maximus 46 Rapperswil-Jona Lakers: Stacy Roest – Die achte Krönung 48

Das Interview

Kevin Schläpfer: «Lieber Hockeygott als Hockeflop»

Persönlich

NL B

66

Reports

Mein zweiter Arbeitsplatz: Joël Fröhlicher, EHC Biel 64 Vor der Karriere: Christoph Bertschy – Der Freche 74 Nach der Karriere: Ruedi Nideröst – Der Abräumer im Klassenzimmer 75

Ausland

Lino Martschini – Der geborene Publikumsliebling Schweizer Junioren im Exil: Wer steht wo im Playoff-Rennen?

Overtime

70 73

Michel Zeiter: «Eine geile Karriere!» 78

4

Der kommende April hat es in sich. Im Rahmen der WM-Vorbereitung 2012 trifft das Team von Nationaltrainer Sean Simpson zweimal auf den Weltmeister aus Finnland. Den Schlusspunkt der Vorbereitung bilden die beiden Spiele gegen die kanadischen Topstars. SLAPSHOT verlost Tickets für alle vier Eishockeykracher. Weltmeister Finnland mit Offensiv-Eishockey Bevor die Schweizer Eishockey Nationalmannschaft am 5. Mai 2012 in Helsinki ins WM-Turnier eingreift, stehen vier Heim­ länderspiele gegen Top Gegner auf dem Programm. Der amtierende Weltmeister aus Finnland wird mit seiner geballten Offensivkraft die Schweizer Verteidigung auf Herz und Nieren prüfen. Das erste der beiden Spiele gegen Finnland wird am Mittwoch, 4. April 2012, in der Diners Club Arena in Rapperswil ausgetragen. Zwei Tage später, am Karfreitag 6. April, findet das zweite Kräftemessen im neu umgebauten Sportund Kongresszentrum in Arosa statt.

Kanada mit WM-Team 50

ZSC Lions: Lukas Flüeler – Der Thronfolger vom Pfäffikersee 56 Zaugg’s Red Line/History: Wie Sulo die NL A veränderte 62 SC Langenthal: Jeff Campbell und Brent Kelly – Einfach perfekt!

Weltmeisterliche April-Länderspiele

Die letzten beiden Heimländerspiele bestreiten unsere Eishockey-Cracks gegen die kanadischen Topstars aus Übersee. Knapp eine Woche vor dem Start zur 2012 IIHF Eishockey Weltmeisterschaft ein weiterer Härtetest für die Schweizer Mannschaft. Das kanadische Team wird wenige Tage vor dem Beginn der Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden gespickt sein mit NHL-Stars. Am 29. April 2012 messen sich die beiden Teams in der BCF-Arena in Freiburg ein erstes Mal. Das letzte Vorbereitungsspiel für beide Mannschaften findet am 1. Mai 2012 in der Kolping-Arena in ­Kloten statt.

Mit SLAPSHOT VIP-Tickets gewinnen Für dieses Eishockeyspektakel im April verlost SLAPSHOT jeweils 5x 2 Stehplatztickets. Exklusiv für das letzte Spiel der Nationalmannschaft in Kloten werden 2x 2 VIP-Tickets verlost, im Gesamtwert von CHF 1200. Sende eine E-Mail an ims@ims-sport.ch mit dem gewünschten Spielort (Rapperswil, A ­ rosa, Freiburg oder Kloten) und deiner Adresse als Zusatz. Teilnahmeschluss für die Verlosung ist der 28. März 2012. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. ­ Viel Glück! Weitere Tickets für die April-Länderspiele gibt es unter www.swiss-icehockey.ch oder www.ticketcorner.ch sowie an der jewei­ligen Stadionkasse des Länderspielortes. l

Titelbild Ein Schweizer Top Scorer in der National League A? Über Jahre war dies ein frommer Wunschtraum gewesen. Seit Guido Lindemann 1982 als letzter dieses Kunststück geschafft hatte, hat sich das Hockey verändert, der Einfluss der Ausländer zugenommen. Nun hat EVZ-Stürmer Damien Brunner diesen Traum in die Realität umgesetzt und Hockey-Geschichte geschrieben. Nach einer überragenden Saison mit 60 Punkten (24 Tore) durfte sich der 26-Jährige Ende Februar im Berner Kornhauskeller die Krone aufsetzen lassen. Ob er nun seine Mannschaft auch zum Titel schiessen kann, wird sich jetzt zeigen müssen. Foto: Pius Koller


SLAPShots Weber und die fliegenden Fäuste

hotSHOT des Monats Jenna ist Ice Girl bei den Nashville Predators und befreit in den Werbeunterbrechungen unter anderem für unseren Shootingstar Roman Josi das Eis von überflüssigem Schnee.

Jenna mit ihren «Ice Girls»Kolleginnen bei der Arbeit auf dem Eis.

Jenna, wie ich gelesen habe, bist du aus Nord Minnesota. Es gibt viele andere Organisationen in der Nähe deiner ­Heimatstadt. Warum bist du ein Ice Girl bei den Nashville Predators geworden? Ich bin schon vor ein paar Jahren nach Nashville Tennessee gezoFotos: Nashville Predators Ice Girls gen, um etwas Neues im Leben erfahren. Eines Tages hörte ich von so genannten «tryouts», um ein Nash­ville Predators Ice Girl zu werden. Was für eine grosse Chance! Ursprünglich wollte ich in einem lokalen Eishockey-Team Hockey spielen gehen, um ein bisschen Eiszeit zu haben. Aber in der Organisation der Predators bekam ich die Möglichkeit, dem Sport nahe zu sein und Spass auf und neben dem Eis zu haben. Du bist das erste Jahr ein Predators Ice Girl. Warum bist du ein Ice Girl und nicht bei den Dancers? Ich bin ein Ice Girl, weil ich Schlittschuh laufe, seit ich fünf Jahre alt bin. Ich habe es einmal versucht, einen schicken Jive zu tanzen. Ich bin aber überhaupt nicht koordiniert, wenn es um Routine-­ Tänze oder so geht.

Christian Weber weiss, dass die Schweiz für einen Trainer ein heisses Pflaster sein kann. Bei den SCL Tigers wollte es ihm in fünf Saison partout nicht ­gelingen, die Playoffs zu erreichen und nachdem er während der Saison 2009/2010 bei den Lakers unterschrieb, wurde er entlassen. Als ihn am Obersee ­wenig später dasselbe Schicksal ereilte, entschied er sich, seine Karriere als Nachwuchstrainer bei Klagenfurt in Österreich neu zu lancieren. Dass es in der Hockey-Welt unserer Nachbarn nicht minder heiss zu und her geht, erfuhr er im Februar kurz vor den Playoffs. Da wurde er plötzlich zum Headcoach der ersten Mannschaft in der Erste Bank Liga befördert. In den Viertelfinals schaltete er den Liga-Krösus Red Bull Salzburg mit 4:2 aus. Dabei ging es in Spiel 3 so ruppig zu, dass das österreichische Pendant zum Schweizer Einzelrichter, der Strafensenat, fünf Spieler sperrte. Auch im Halbfinal gegen Medvescak Zagreb mit dem Schweizer Dario Kostovic gings gleich mächtig zur Sache: In der ersten Begegnung provozierte Zagrebs Frank Banham (ex Fribourg, Biel, Lausanne) eine grosse Massenschlägerei, in Zuge derer der Strafsenat erneut in Aktion treten musste. Zum ­Redaktionsschluss war noch nicht klar, wie die Serie endet. Klar ist nur, dass ein Schweizer den Final erreichen wird. Und dass der Weg dorthin ruppig ist. l

Du bist das einzige Ice Girls die Männerschlittschuhe trägt. Wie kommt das? Der Grund ist ganz einfach. Ich trage Eis­ hockeyschlittschuhe, weil ich mit dem ­Eishockeyspielen aufgewachsen bin. Anfangs hatte ich schon Eiskunstlaufschlittschuhe, als ich aber dann Hockey zu spielen begann, musste ich natürlich wechseln. Was machst du, wenn du nicht als Ice Girl im Einsatz bist? Ich arbeite in einem Vollzeit-Job im Vertrieb und Marketing. Aber in meiner Freizeit liebe ich es, die Zeit mit guten Freunden, mit Reisen, Musik und in der Natur zu verbringen. Und wie sieht deine Zukunft aus? Was wirst du später werden? Ich bin mir nicht sicher, was die Zukunft bringen soll. Aber ich bin ein sehr spontaner Mensch.Ich bin sicher, es wird etwas Unerwartetes sein. Ich hoffe, es wird ein Job sein, der mich wirklich begeistert. Erzähl uns etwas über dich. Was sollten wir wissen, was niemand weiss? Ich liebe das Eisfischen! l

Verletzt ins Tor Wer ab und zu ein wenig Plauschhockey spielt, dürfte die Situation kennen: Der Goalie will oder kann nicht mehr, ein Spieler muss ins Tor. So geschah es auch Anfang März in der kanadischen OHL im Spiel zwischen den Niagara Ice Dogs und den Erie Otters. Letztere waren dermassen in Personalnot, dass sie mit nur einem angeschlagenen Keeper anreisen konnten. Prompt verletzte sich dieser gleich zu ­Beginn. Connor Crisp (17) ein Stürmer, der verletzungshalber noch kein Spiel bestreiten konnte, stieg in dessen Goalieausrüstung und spielte den Match zu Ende. Die Otters verloren übrigens mit 4:13. l

5


Virtual National League

Der HC Fribourg-Gottéron ist Qualifikationssieger der Virtual National League

Was ist die Virtual National League? In der Virtual National League stellt jeder National League A-Club eine eigene «Gamer Mannschaft» zusammen, die in einer Qualifikationsphase und den anschliessenden Playoffs um den offiziellen, virtuellen Schweizer Meistertitel kämpft! An fünf verschiedenen Standorten, verteilt über die ganze Schweiz, bestreiten die virtuellen Teams die 300 Qualifikationsspiele, je zehn Spielrunden pro Event, an PlaySation3-Konsolen und vor High-End Sony-Screens und TVs. Im PlayoffEvent kämpfen die acht bestplatzierten Mannschaften um den offiziellen virtuellen Meistertitel.

Rangliste

Sp.

S

N

S.n.V. N.n.V S.n.P. N.n.P.

TV

P

1.

Fribourg

50 37 8 1 3 1 0 193:95 118

2.

EHC Biel

50 35 11 3 0 0 1 191:85 112

3.

SC Bern

50 31 12 1 3 1 2 175:110 102

4.

Ambri-Piotta 50 28 17 1 1 3 0 179:118 93

5.

Lakers

50 25 17 5 2 0 1 194:135 88

6.

ZSC Lions

50 28 20 1 0 1 0 182:116 88

7.

HC Lugano 50 26 21 2 0 1 0 160:122 84

8.

SCL Tigers

9.

Kloten Flyers 50 24 20 1 5 0 0 187:148 79

10.

EV Zug

50 9 34 0 2 0 1 60:184 30

Genève

50 0 44 0 0 0 0 0:220 0

HC Davos

50 0 44 0 0 0 0 0:220 0

11. CK

E Y- C

12. DA

6

VOS

50 25 20 2 1 0 2 152:120 82

L

Nach dem fünften und letzten Quali­ fikationsevent der Virtual National ­League in der Bossard Arena in Zug steht mit dem HC Fribourg-Gottéron der virtuelle Qualifikations-Sieger fest. Wie in den vorangehenden Events zeigten die Fribourger auch in Zug eine durchwegs souveräne Leistung und erspielten sich in den 10 gespielten Runden noch insgesamt 25 von 30 möglichen Punkten. Mit dem Gesamttotal von 118 Punkten distanzierten die Saanestädter den EHC Biel mit 112 Punkten und den SC Bern mit 102 Punkten auf die Plätze zwei und drei. Wie in der realen Meisterschaft war auch in der Virtual National League der Kampf um den letzten Playoff-Platz spannend. Der HC Lugano, die SCL Tigers und die Kloten Flyers waren in einem Dreikampf involviert. Letztlich musste das virtuelle Team der Kloten Flyers in den sauren Apfel ­beissen, jene Mannschaft, die vor zwei Jahren nach einer überzeugenden Saison den offiziellen virtuellen Meistertitel gewonnen hat.

Playoff Event im April Am 14. April 2012 findet nun der Playoff-Event der Virtual National League statt, an dem die acht bestplatzierten Teams um den Meistertitel kämpfen. Die Paarungen für den Playoff-Viertelfinal lauten: • Fribourg (1.) – Langnau (8.) • Biel (2.) – Lugano (7.) • Bern (3.) – ZSC Lions (6.) • Ambrì (4.) – Lakers (5.)

Zwei spezielle Events zum Abschluss der Qualifikation Die letzten beiden Qualifikationsevents der Virtual National League der Saison 2011/12 im Hallenstadion in Zürich und in der Bossard Arena in Zug waren sehr speziell – die Veranstaltungen fanden nämlich während je einem Spiel der realen Meisterschaft der National League A statt. Zusätzlich wurden in den Pausen des realen Spiels aus­ gewählte Partien der Virtual National League übertragen. Entsprechend gross war auch die Nervo-sität bei den Gamern. l


SLAPShots Die Nummer 2

Die ZSC Lions gewannen 2009 die Champions Hockey League. 2012 konnte nun auch das Frauenteam nachziehen. Das Team besiegte am Finalturnier die Finninnen von Hämeenlinna und den ESC Planegg-München und holte sich Silber. Wie bei den Männern sorgten die Löwinnen damit für den grössten Erfolg einer Schweizer Klubmannschaft. l

Geglücktes Finale

Sechs Monate des Schwitzens sind für Annette Fetscherin erfolgreich gewesen. Am 10. Februar endete das Teleclub-Experiment «Annette in die Nati» mit einem Nati-Einsatz gegen die Slowakei. Die 28-Jährige blickt zurück: «Ein halbes Jahr hatte ich darauf hingearbeitet. Am Mountain Cup in Romanshorn durfte ich nun mein erstes Länderspiel absolvieren. Es sind die besten Hockeyspielerinnen des Landes, mit denen ich aufs Eis ging. Obwohl ich alles investiert habe in den letzten Monaten, komme ich in keinem Bereich an ihr Können heran. Trotzdem war ich willkommen. Weil ich gekämpft habe und Respekt davor zeige, was sie leisten. Hockey lernt man nicht in einem halben Jahr. Aber ich werde dran bleiben, l weil in mir die Leidenschaft entfacht wurde.»

History-Test: Lukas Stoop, HC Davos «Nur wer die Geschichte kennt, kann die Zukunft gestalten», hatte einst der preussische Philosoph, Politiker und Schulreformer Wilhelm von Humboldt gesagt. Diese Lebensweisheit gilt auch für den Sport. Deshalb hat sich SLAPSHOT aufgemacht, unsere Hockeystars auf ihre Geschichtskenntnisse zu testen. Dabei werden ihnen je fünf Fragen zu zwei Themenfeldern gestellt. In dieser Ausgabe ist Davos-Verteidiger Lukas Stoop (22) an der Reihe. Lukas Stoop, Sie haben Ihre Karriere einst in der ZSC-Organisation begonnen. Wissen Sie, wann aus dem ZSC die ZSC Lions wurden? Nein. Die ZSC Lions gibt es schon, seit ich begonnen hatte, mich für Eishockey zu interessieren. Seit 1997. Damals fusionierten der ZSC und die Eishockeysektion von GC. Ein Jahr später verstarb ein Lions-Spieler, dem danach eine Statue vor dem Hallenstadion gewidmet wurde. Um wen handelt es sich? Der Name liegt mir auf der Zunge – das war doch die Sache mit dem Check, den er zuvor einstecken musste. Ich weiss genau, wie diese Statue ­aussieht (überlegt)... Sorry, muss passen. Chad Silver. Er starb am 3. Dezember 1998 an einem Herzversagen. Wer schoss beim ersten Titel der ZSC Lions das entscheidende Tor? Das war im Jahr 2000 Adrien Plavsic. Ich kenne übrigens auch den Meisterschützen von 2001: Morgan Samuelsson. Das ist richtig. Plavsic traf in Spiel sechs gegen Lugano zehn Sekunden vor Schluss zum 4:3, Samuelsson ebenfalls gegen Lugano in der Overtime von Spiel 7. 2008 holten die Lions noch einen dritten Titel. Welche Spieler waren bei allen drei Titeln dabei? Mathias Seger und Ari Sulander? Richtig. Springen wir ein wenig weiter zurück. Einer der erfolgreichsten Schweizer Trainer hatte einst sein erstes NLA-Trainerengagement im Hallenstadion. Wissen Sie, wer das war?

Das war damals Arno Del Curto, irgendwann zu Beginn der 1990er Jahre. Stimmt, Arno Del Curto trainierte von 1991 bis 1993 den ZSC. Wechseln wir zum HCD. Dieser stellte einst die berühmteste Linie Europas. Wie hiessen die Protagonisten? Keine Ahnung. Bibi Torriani, Hans Cattini und Ferdinand Cattini. Der «ni-Sturm» spielte zwischen 1933 und 1948 beim HCD und in der Nati zusammen und wurde praktisch jedes Jahr Meister. A propos Titel: Wieviele hat Davos bislang geholt? 33? Nein, es sind 30. Welcher Spieler und heutige NHL-Coach führte den HCD 1984 und 1985 zu zwei Titeln? Auch das weiss ich nicht... Haben Sie nicht noch eine Frage zum ZSC? Da weiss ich anscheinend viel besser Bescheid (lacht). Ron Wilson, bis vor Kurzem Trainer der Toronto Maple Leafs. Welcher Davoser wurde als erster Schweizer überhaupt gedraftet? Michel Riesen? Nein, Reto von Arx. Falsch, es war Jacques Soguel der 1976 an 121. Stelle von den St. Louis Blues gezogen wurde. Stimmt, der Bruder von Sergio, der in der LionsOrganisation angestellt ist. Davon habe ich gehört. In der Lockout-Saison 2004/2005 spielten mit Rick Nash und Joe Thornton zwei First OverallDraft-Picks in Davos. Danach gewann aber noch ein anderer First Overall-Pick mit Davos zwei Titel. Wie hiess dieser Kanadier? Alexandre Daigle. Mit dem habe ich ja noch ­selber gespielt! Richtig! Der ZSC scheint Ihnen tatsächlich besser zu liegen. Sie haben 5,5 Punkte erreicht. Dafür erhalten Sie von und die Note -4.

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SLAPShots

Nostalgie und Träume

Lang, lang ist her, seit der EHC Visp den grössten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feiern konnte. 1962, also vor genau 50 Jahren, gewannen die Walliser ihren ersten und bisher einzigen Schweizer Meistertitel in der höchsten Spielklasse, dazu kamen die NLB-Titel in den Jahren 1960 und 2011. Um die Helden von damals noch einmal gebührend feiern zu können, wurde die Meistermannschaft 1962 kürzlich zu einer «Meister-Fete 50 Jahre danach» geladen. Gleichzeitig wurden 19 der damaligen Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt. Dies waren: Kurt Pfammatter, Walter Salzmann, Herold Truffer, Richard Truffer, Anton Truffer, German Schmid, Rolf Meyer, Martin Henzen, Heinz Hug, Arnold Pauli, Anton Nellen und Anton Pfammatter. Ebenfalls geehrt wurden der damalige Präsident Josef Kuonen und MeisterMaterialverwalter Mario Paris. Schon verstorben sind leider Roman Studer, Erwin Schmidt, Erwin Fankhauser, Otto Truffer sowie der damalige Meistertrainer, die Schweizer Eishockey-Legende Bibi Torriani. An diesem Anlass wurde in Erinnerungen geschwelgt, war die Nostalgie Trumpf.

Nochmals wurde die ganze Eishockeygeschichte aufgerollt – so wurde beispielsweise bekannt, dass der Vorgänger des heutigen EHC Visp 1935 Konkurs ging, auf Betreibung des FC Visp hin... Doch wie so oft im normalen Leben folgte auch in Visp auf die Feier der Kater. Nachdem die Walliser vor einem Jahr noch den Titel in der NL B gewinnen konnten (und dann in der Liga-Qualifikation am HC Ambrì-Piotta scheiterten), schieden sie in dieser Saison schon in den Halbfinals aus – und zwar erst noch sang- und klanglos nach einem 0:4 gegen den HC Lausanne. «Da war natürlich Frust und Enttäuschung da», erklärte Sébastien Pico, heute noch Geschäftsführer und Sportchef des EHC Visp und ab der kommenden Saison CEO, am Tag nach dem Ausscheiden. «In dieser Serie haben wir nicht das Maximum herausgeholt.» Aber dennoch sei nicht alles schlecht gewesen. «Wir wussten, dass die Saison nach dem Titel ­extrem hart wird. Unser Ziel war es, in die Top 4 zu kommen – das haben wir erreicht. Und in den Viertelfinals konnten wir mit Olten einen der ­Mitfavoriten mit 4:1 besiegen. Zudem sind wir

nun schon zum fünften Jahr in Folge an der Spitze der Liga ­dabei.» Dereinst mal als Meisterhelden gefeiert zu werden wie jüngst das Team von 1962 ist – zumindest momentan – natürlich eine Utopie. Doch die Walliser sind stolze Menschen und streben nach Höherem. «Wir wollen auch in Zukunft an der Spitze der Liga mitmischen», sagt Sébastien Pico. «Und wir wollen im Hinblick auf die Zukunft die Mannschaft etwas verjüngen und frisches Blut hinein bringen.» Hierfür wurden auch schon erste Nägel mit Köpfen gemacht: Von den GCK Lions kommt Niki Altorfer (21) zu Visp, mit Sascha Zeiter (Jahrgang 1994), Mathias Wit­ schard (1995) und Fabian Heldner (1996), einem Enkel von Meisterheld Walter Salzmann, werden junge Eigengewächse in den Kader eingebaut und so gefordert und gefördert. Zudem kehrt Torhüter Martin Zerzuben von Sierre nach Visp zurück, wo er einst seine Karriere lanciert hatte – und so ­verfügen die Visper in der kommenden Saison mit ihm und Matthias Schoder über ein äusserst ­starkes Goalie-Duo. Und die vielleicht wichtigste Änderung findet wohl hinter der Bande statt: ZSC-Legende Michel Zeiter ist nun zurückgetreten (siehe Seite 78) und löst als Chefcoach Bob ­Mongrain ab. Die Blutauffrischung ist eine Massnahme für die Zukunft, die auch neben dem Eis erfolgreich sein soll. Die Litternahalle ist mittlerweile mehr als in die Jahre gekommen und seit einiger Zeit gibt es Pläne für ein neues Eishockeystadion. «Wir hoffen, dass wir 2015/21016 in einer neuen Halle spielen können. Bis dann werden die jungen Spieler reifen und wollen wir auch um den Aufstieg mitspielen», erklärt Sébastien Pico. «Wir wollen als Verein so fit sein, dass wir den Aufstieg ­an­nehmen können, wenn wir es wieder einmal bis in die Liga-Qualifikation schaffen und dort auch ­gewinnen sollten.» Und dann wären die Spieler von heute den Helden von damals schon einen grossen Schritt näher. l

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Mehr Live-Eishockey. Mit Swisscom TV. www.swisscom.ch/hockey

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SnapSHOT presented by

Halt mal still, Papp-Kamerad! Kein Pausentee für Marco Bührer am 18. Februar im Spiel gegen GenfServette. Zur Präsentation der Miss Bern-Finalistinnen musste Marco Bührer fürs Torwandschiessen der Missen herhalten. Damit die Miss-­ Kandidatinnen auch im Tore schiessen eine gute Figur machten, reichte es aber aus, einen Papp-Kameraden des Berner Torhüters hin zu hängen...

Machten auf und neben dem Eis eine gute Figur (o.v.l.n.r. ): Albjana Thaqi, Rahel Grünig, Lisa Ng und Nola Schibler – und unten Noemi Mürset und Rahel Hofmann.

Fotos: z.V.g. usgang.ch


302 000.– fü

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«PostFinance Top Scorer»-Ehrung 2012

ür den Nachwuchs

Am 28. Februar wurden in Bern zum 10. Mal die PostFinance Top Scorer der National League ausgezeichnet. 302 000 Franken haben sie mit ihren Toren und Assists heuer für den Eishockeynachwuchs eingespielt, 3,5 Millionen Franken seit der Lancierung des Projekts. Zum Jubiläum gabs auch noch eine Premiere: Dank Damien Brunner wurden sie erstmals von einem Schweizer angeführt.


Text: Matthias Müller Fotos: Reto Fiechter

SF-Moderatorin Steffi Buchli ist ein Profi. Seit sechs Jahren steht die 33-Jährige vor der Kamera, es braucht schon einiges, um sie aus dem Konzept zu bringen. Genfs Top Scorer Rico Fata hat es trotzdem fertiggebracht. «Wieso wünscht du mir möglichst kurze Playouts, wenn du vorher Stacy Roest dasselbe gewünscht hast?», fragt er sie scherzhaft, nachdem sie ihn nach seinem Kurzauftritt an der PostFinance Top Scorer-Ehrung von der Bühne verabschieden wollte. Die Moderatorin antwortet ihm verlegen, dass sie dies ja allen Playout-Teil­ nehmern wünsche – sie wolle ja nur freundlich sein. Gelächter schwingt durch den Keller. Die Episode war der erste Farbtupfer an diesem Nachmittag. Ein weiterer waren die Einspielungen von Kloten- und Lugano-Junioren, die, angelehnt an die berühmte Fernsehshow «Dingsda» aus den 90’er-Jahren, versuchten, Begriffe so zu umschreiben, dass sie erraten werden können. Trotzdem wirkte das Ambiente zeitweise ein wenig steif. Vielleicht lag es am Thema, das irgendwie nicht so recht zu der im klassischen Stil gehaltenen Location passen wollte, vielleicht auch am fehlenden Tageslicht, das noch im Vorjahr den Stufenbau von Ittigen geflutet hatte. Dabei war der Anlass ja einmal mehr eine freudige Sache. 302 000 Franken

Hansruedi Köng und Harry John.

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Der neue PostFinance-CEO Hansruedi Köng und Liga-Top Scorer Damien Brunner bei der Check-Übergabe: «Habe früh gemerkt, dass es sich um Historisches handeln könnte.»

erspielten das anwesende NL A-Dutzend und die zehn bereits drei Wochen zuvor ausgezeichneten NL B-Top Scorer für den Eishockeynachwuchs. Zur Erinnerung: Für jeden Punkt eines NL A-Top Scorers zahlt PostFinance 200 Franken in die ent­ sprechende Klubkasse, dasselbe Modell wird auch in der NL B angewandt, allerdings beträgt der Betrag hier 100 Franken. Zusätzlich zahlt der Sponsor den erzielten Gesamtbetrag auch an die Junioren-

CHF 1 NL A 01 80 0

Neben Damien Brunner der meistgefragte Interview-Partner an der Top Scorer-Ehrung: Gottérons Flügel Julien Sprunger.

Nationalmannschaften von Swiss Ice Hockey. Ins­ gesamt waren das zwar 26 000 Franken weniger als 2011, im Gegenzug erzielte aber heuer der Beste sieben Punkte mehr als sein Vorgänger. Und noch wichtiger: Der Beste war in diesem Jahr mit EVZStürmer Damien Brunner zum ersten Mal seit 30 Jahren endlich wieder ein Schweizer. Sein erster

Pius-David Kuonen und Peter Lüthi.

Top S core r

Daniel Villard mit Ueli Schwarz.


«PostFinance Top Scorer»-Ehrung 2012 Verfolger mit Julien Sprunger (Gottéron) ebenfalls. Eine Konstellation, die dem Engagement von PostFinance eine ganz spezielle Note und zusätzliche mediale Aufmerksamkeit bescherte.

Sprunger: «Nie in die Nähe gekommen» Er habe schnell gemerkt, dass es sich um etwas Historisches handeln könne, sagte der 25-jährige Brunner, der als Letzter der zwölf Protagonisten auf die Bühne gerufen wurde. Mit dem Aroser Guido Lindemann hatte letztmals 1982 ein Schweizer diesen Preis gewonnen. Dessen Sohn Sven spielt heute mit Brunner beim EVZ, gemeinsam waren sie in den Festtagen bei Guido zu Gast, der mög­liche Top Scorer-Titel sei natürlich auch ein Thema gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er Sprunger bereits um elf Punkte distanziert. «Ich bin die ganze Saison durch nie wirklich in seine Nähe gekommen. Damien hat eine unglaubliche Saison gespielt, es ist nur logisch, dass er zum Schluss an erster Stelle stand», rückt es der Fribourger ins richtige Licht und ergänzt: «Es hat seit 30 Jahre keinen Schweizer Top Scorer mehr gegeben, geschweige den gleich einen Doppelsieg. Wir ­dürfen wirklich stolz sein.»

B L N r e r o c S p To

So sahen das wohl auch die Journalisten, welche die beiden nach der offiziellen Zeremonie sofort in Beschlag nahmen. Sprunger und Brunner waren die mit Abstand meistgefragten Interviewpartner. Inbesondere Letzterer musste einen regel­ rechten Spiessrutenlauf hinlegen und sich durch Notiz­blöcke, Radiomikrofone und Fernsehkameras kämpfen. Es war ein Vorgeschmack auf das, was schon bald auf ihn zukommen ­könnte. Im nächsten Jahr will der Klotener ­nämlich in Nordamerika, am besten natürlich in der NHL spielen, was er auch an diesem Anlass mehrmals bekräftigte. Die Mitkonkurrenten hatten es da ein wenig ­einfacher. Zwar wurde auch ihnen das eine oder andere Zitat und Foto abverlangt, doch kamen sie während des Apéro riche wesentlich entspannter in den Genuss von Smalltalk mit ihresgleichen, Klubvertretern und Funktionären. Ausserdem erhielten sie die Zeit, um das Geschenk, das ihnen der neue PostFinance-CEO Hansruedi Köng zusammen mit dem Check überreicht hatte, zu inspizieren: Der Modell-Helikopter als Symbol für die Kindheitserinnnerung sorgte jedenfalls beim einen oder anderen für grosse Augen. l

Erspielte Prämien Saison 2011/2012 Name D. Brunner J. Sprunger J. Bednar P. Sykora J. Tambellini T. Santala B. Ritchie K. McLean A. Miéville R. Fata M. Noreau S. Roest

Club T. A. Pt. à CHF 200.– EV Zug 24 36 60 12 000.– Fribourg 27 24 51 10 200.– HC Lugano 16 34 50 10 000.– HC Davos 21 28 49 9 800.– ZSC Lions 23 22 45 9 000.– Kloten 9 35 44 8 800.– SC Bern 22 21 43 8 600.– SCL Tigers 14 28 42 8 400.– EHC Biel 9 25 34 6 800.– Genf-Servette 17 16 33 6  600.– Ambrì-Piotta 7 23 30 6 000.– Lakers 7 21 28 5 600.–

Pro erzielten Punkt erhielten die Top Scorer der NL A jeweils CHF 200.– von PostFinance, jene der NL B CHF 100.–. Total erspielten die Top Scorer der NL A und NL B 151 000 Franken. PostFinance verdoppelte diesen Betrag. Somit fliessen insgesamt 302 000 Franken in unseren E­ ishockey Nachwuchs.

Philippe Gaydoul, Präsident Swiss Ice Hockey, nimmt von Hansruedi Köng, Leiter Post­Finance, den Check für die Nachwuchsförderung entgegen.

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Reto Bertolotti und Peter Zahner.

Jean-Jacques Aeschlimann und Marc Furrer.

Esther Zürcher und Willi Vögtlin.

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NL A Top Scorer

Höhenflug CHF 12 000.–

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Damien Brunner

des Edeltechnikers Aus dem Wunderkind Damien ­Brunner ist ein Superstar erwachsen. Als erster Schweizer Spieler seit Guido Lindemann 1982 wurde er Top Scorer der höchsten Schweizer Spielklasse. Was den Stürmer des EV Zug und der Schweizer Nationalmannschaft antreibt, was ihn so stark macht – und wohin sein Weg führt... Unerschütterliches Selbstvertrauen

Text: Nicola Berger Fotos: Pius Koller/Reto Fiechter

Das Talent stand nie zur Debatte. Schon auf Juniorenebene erzielte Damien Brunner (25) ­ ­Lawinen von Toren – und doch wurde er in den Auswahlen der Nachwuchs-Nationalmannschaften nie berücksichtigt. Im Alter von 15, 16 Jahren träumte Brunner nicht davon, Liga-Topskorer zu werden. Er wollte es ganz einfach die NL A schaffen. Und musste sich dafür auch Woche für Woche seinem Vater Kurt, einem passionierten Volley­ baller, beweisen. Vater Brunner war gleichzeitig der grösste Fan und Kritiker seiner Söhne Damien und Adrian (24, spielt beim SC Bern). Es kam vor, so erzählt Damien es heute, dass er auf der Rückfahrt von einem Spiel auch dann für jene zwei ausgelassenen Chancen kritisiert wurde, wenn er vier Tore erzielt hatte.

Stetes Streben und ewige Rastlosigkeit Geschadet hat es dem dynamischsten Schweizer Angreifer der letzten Jahre nicht. Im Gegenteil: Das stete Streben nach mehr, die ewige Rastlosigkeit sind zwei der wichtigsten Gründe für den Höhenflug des Edeltechnikers. Nach der Quali­fi­ kation konnte er sich mit 60 Skorerpunkten aus 45 Partien ja dank komfortablem Vorsprung auf Julien Sprunger als erster Schweizer seit Guido Lindemann 1982 die Top Scorer-Krone aufsetzen – und liess sich dabei auch von seiner Kolitis-­ Erkrankung nicht zurückbinden. Trotz seiner ab­ soluten Über-Saison, die er an der Seite der Center Josh Holden, Esa Pirnes und Glen Metropolit (in dieser Reihenfolge) bewerkstelligte, sagte er: «Es gab kein Spiel, bei dem ich sagen musste: Besser geht es nicht.» Was verblüffend ist: Die Bescheidenheit ist nicht gespielt, nicht einmal nach seiner 5-Punkte-Nacht am 17. September gegen Servette, nicht beim spektakulären 8:4-Sieg über die New York Rangers oder bei seiner pfiffigen Airhook-Finte vor Jahresfrist in Biel war der rechte Flügelstürmer vollends zufrieden. Es ärgert Brunner ehrlich, wenn er Chancen versiebt oder Pucks verliert.

Hier die Bescheidenheit, da aber im nächsten Augenblick wieder das unerschütterliche Selbstvertrauen. Brunner weiss, was er kann, und er würde sich selber niemals kleiner machen, als er ist. Das Schweizer Duckmäusertum nervt ihn, weil er es nicht nachvollziehen kann. «Die Schweizer haben sich lange genug hinter den Ausländern versteckt. Dabei können wir auch Hockey spielen! Wir müssen in der letzten Minute eines Spiels auch einmal selber den Puck fordern und die Verantwortung nicht abschieben.» Brunner lobbyiert seit langem für einen Charakterwandel im Schweizer Sport – und speziell im Eishockey. Bis heute fuchst es ihn ungemein, dass die Seinen an der WM 2010 in Deutschland dem Gastgeber im Viertelfinal mit 0:1 unterlegen waren. «Dieses Spiel hätten wir nie verlieren dürfen», sagt D ­ amien Brunner verärgert. Er steht stellvertretend für eine neue Generation an «jungen Wilden», die der Nationalmannschaft bei der sich abzeichnenden Wachablösung (Plüss, Rüthemann oder Seger stehen im Spätherbst ihrer Karriere) ein neues, frecheres Image verpassen werden. Doch was zeichnet Brunner im Spiel aus? Es sind mehrere Komponenten. Er kann jederzeit den

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Damien Brunner Turbo zünden, hat ein enorm hohes Spielverständnis – und natürlich Hände aus Gold. Angeboren zu sein scheint der Torriecher. Brunner gibt selber zu: «Manchmal schaue ich mich in der Liga um und sehe alle diese talentierten Spieler: Julien Sprunger, Andrej Bykow und so weiter. Das sind Jungs, die ich für unglaublich gut halte. Da frage ich mich manchmal schon, warum ich mehr ­Punkte buche.»

Damien Brunner

Persönlich: 09.03.1986, 180 cm, 84 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: NL A, Kloten Flyers 53 Spiele 10 T. 9 As. 18 Pt. 2007/2008: NL A, Kloten Flyers 55 Spiele 5 T. 2 As. 7 Pt. 2008/2009: NL B, HC Thurgau 3 Spiele 1 T. 3 As. 4 Pt. 2008/2009: NL A, Kloten Flyers 12 Spiele 0 T. 0 As. 0 Pt. 2008/2009: NL A, EV Zug 45 Spiele 15 T. 16 As. 31 Pt. 2009/2010: NL A, EV Zug 60 Spiele 28 T. 40 As. 68 Pt. 2010/2011: NL A, EV Zug 48 Spiele 23 T. 31 As. 54 Pt. 2011/2012: NL A, EV Zug 45 Spiele 24 T. 36 As. 60 Pt.

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Shedden als grösster Förderer 26 PIM 6 PIM 4 PIM 2 PIM 20 PIM 28 PIM 36 PIM 48 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Seinen Trainer erstaunt die grosse Ausbeute dagegen nicht. Doug Shedden sagt: «Er hat diesen Zug aufs Tor. Das kann man nicht lernen. Und dann ist es schon wahnsinnig, was er mit dem Puck alles anstellen kann.» Der Kanadier ist der grösste ­Förderer, und die beiden haben sich einiges zu verdanken. Shedden befreite Brunner 2008 aus dessen Klotener Karriere-Sackgasse, indem er sich beim EVZ dafür stark machte, Thomas Walser g­ egen den Jüngling einzutauschen. Auf der anderen Seite hatte Brunner mit seinen Toren grossen Anteil daran, dass Shedden seine so missratene ­Debütsaison in Zug als Trainer überhaupt überlebte. Fest steht, dass Shedden die in Kloten sträflich verkannten Fähigkeiten des Star-Angreifers rasch erkannte. Brunner erinnert sich: «Nach zehn Tagen sagte er mir in einem Einzelgespräch: ‹Du musst in dieser Liga 30 Tore pro Saison erzielen.›

Ich dachte: Wow. Ich meine, ich hatte in meiner ganzen NL A-Karriere noch keine 30 Treffer erzielt.» Es gibt Akteure, die an einer solchen Forderung eines Trainers zerbrechen würden. ­ Nicht Brunner. Der sagt: «Es hat mir unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben, dass Shedden mir das zugetraut hat. Ich war mir so etwas aus ­meiner Klotener Zeit nicht gewohnt.»

Im Sommer wartet viel Arbeit Die Liaison mit dem langjährigen NHL-Crack Shedden dürfte es Brunner erleichtern, 2012/2013 in seiner Traumliga NHL Fuss zu fassen. Wie vor einem Jahr beim nach Montréal abgewan­derten Rafael Diaz scheut sich der bestens ­ vernetzte Shedden nicht, die Vorzüge seines Musterschülers im Gespräch mit Scouts oder Managern herauszustreichen. Er glaubt: «Damien Brunner hat alle An­lagen, um es in der NHL zu schaffen.» Ein Hindernis scheint derzeit noch die Physis. Schlüpft Brunner aus seiner Ausrüstung, hinterlässt er noch immer einen relativ schmächtigen Eindruck. Er sagt: «Da mache ich mir nichts vor: Im Sommer habe ich diesbezüglich reichlich Arbeit vor mir.» Vielleicht schadet es dann nicht, wenn Vater Kurt mit im Fitnessraum steht und bei 48 perfekten die zwei etwas missratenen Liegenstützen kritisiert. Sicher ist sicher. l


Patrick Oppliger

Unsung Hero: Patrick Oppliger Der Romand Patrick Oppliger (37) geniesst in Zug intern höchste Wertschätzung – auch wenn seine Qualitäten von aussen schlecht messbar sind. Patrick Oppliger hat offenbar kein gutes Timing. Er steht jetzt in seiner 14. Saison für den EV Zug. Das ist eine im heutigen, so schnellebigen ProfiGeschäft längst nicht mehr übliche Zeitspanne. Das Dumme ist nur: Oppliger ist für seine Klubtreue bislang nicht belohnt worden. Nicht mit einem Meistertitel jedenfalls. Denn der 18-fache Nationalspieler wechselte just ein Jahr nach dem letzten EVZ-Meistertitel von 1998 an den Zugersee. Hat er sich in all den Jahren nie überlegt, den Verein zu wechseln? Er verneint und sagt: «Ich wollte unbedingt als Zuger zurücktreten.» Nun, Oppliger mag nicht zu Meisterehren ­gekommen sein, aber an ihm hat das nicht ge­ legen. Als er den Weg nach Zug fand, war der Mittelstürmer einer der gefragtesten Center der Liga. Beim EVZ führte er die zweite Sturmlinie an, bevor er an Tempofestigkeit einbüsste und gen hinten relegiert wurde. Unter Doug Shedden, der sein Amt auf der Zuger Trainerbank im Sommer 2008 antrat, kam Opp­ liger vorab in der dritten und vierten Linie zum Einsatz – und als Verteidiger. «Er ist jemand, auf den ich mich immer verlassen kann», lobt ­Shedden, der «Opplischee» gerade wegen ­seiner

Nie mehr das Wichtigste verpassen!

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Polyvalenz schätzen gelernt hat. Genau diese hat indes seine Offensivproduktion in den Keller rasseln lassen: In 49 Qualifikationsspielen kam der gelernte Verkäufer bloss noch auf neun Skorerpunkte (drei Tore/sechs Assists). Oppliger mag noch immer einer der smartesten Defensivcenter der Liga sein, aber auch an ihm nagt der Zahn der Zeit. Das ist insbesondere dann spürbar, wenn er als Abwehrspieler zum Einsatz kommt – und ihm die gegnerischen Angreifer um die Ohren sausen. Für den EVZ ist Oppliger dennoch von hoher Wichtigkeit. Er wird in der Garderobe für seinen träfen, oft trockenen Humor geschätzt – und er ist mit der effizienteste BoxplaySpieler. Und doch wird der Chaux-de-Fonnier seine Laufbahn nach Saisonende beenden. Offiziell aus freien Stücken, aber eigentlich war es so, dass die Zuger Verantwortlichen dem Routinier im Zuge einer Blutauffrischung des Kaders ­keinen Vertrag mehr angeboten hatten. Weil er das Vertrauen von Sportchef Patrick Lengwiler und aufgrund verkürzter Einsatzzeiten auch von Coach Shedden nicht mehr uneingeschränkt

­gespürt hatte, kam Oppliger im Frühjahr indes selber zum Schluss, dass es an der Zeit ist, zu gehen. Er sagte: «Für mich stimmt es so. Ich habe in meiner Karriere viel erlebt.» Für die Zeit nach der Aktivkarriere hat Oppliger sich längst gewappnet und wird im Herbst sein Studium zum eidgenössisch diplomierten Betriebswirtschafter abschliessen. Bevor er die Schlittschuhe nach diesem Playoff an den Nagel hängt, will er endlich das erreichen, was ihm in seiner Karriere verwehrt geblieben ist: der Meistertitel. Denn wenn schon der Zeitpunkt seines Debüts beim EVZ nicht gepasst hat, dann soll immerhin der Moment der Derniere passen. l

Hockey-News Für SMS: Senden Sie Eisho Start an 164 (50 Rp./SMS). Fürs Telefon: Wählen Sie 164 (90 Rp./ Anruf und Min.). Fürs iPhone: Senden Sie SMS mit Stichwort iPhone an 164. Für alle übrigen Handys: Senden Sie Stichwort Sport an 164. Mehr Infos unter: www.sport164.ch

28.02.12 15:06

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NL A Top Scorer

Die Nase vor dem Tor Wenn Julien Sprunger gesund ist, dann ist er kaum zu bremsen. Der 26-Jährige hat die beste Quali seiner Karriere gespielt und ist bereits zum dritten Mal Top Scorer von Gottéron geworden. Wichtig dabei: Er tat dies zum ersten Mal in einer Spitzenmannschaft. Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Als Julien Sprunger vor zehn Jahren als 16-Jähriger sein Debüt in der ersten Mannschaft gab, da stand noch die alte Gottéron-Generation auf dem Eis. Mario Rottaris, Antoine Descloux, Philippe Marquis oder Gil Montandon hiessen damals die Volks­ helden in der Patinoire Saint-Léonard. Es war eine Zeit, in der immer wieder investiert wurde, die ­Erwartungen hoch waren und unter dem Strich doch nie wirklich etwas herausschaute. In den Folge­jahren kam es noch härter für den Traditionsverein – meist ging es darum, überhaupt die Playoffs zu erreichen. In diesem Umfeld entwickelte sich Eigengewächs Sprunger vom Draft-Kandidaten zum Nationalspieler, zu einem der wichtigsten Punktelieferanten und zur Integrationsfigur. Einzig der Erfolg mit der Mannschaft, der fehlte. Das hat sich in dieser Qualifikation geändert. Sprunger, der zum dritten Mal Top Scorer wurde,

hat seine Mannschaf t mit 27 Toren (Ligabestwert) auf den dritten Rang geschossen, der erste Quali-Sieg seit der Ära Bykow/Chomutow 1994 war zum ­Greifen nah. Es war für den 26-jährigen Flügel befreiend, endlich einmal Erfolge zu feiern. Wohl auch deshalb konnte er statistisch mit 51 Punkten seine beste Saison hin­ legen. «Er ist ja schon lange einer der besten Stürmer in der Liga. Er hat eine unglaublich gute Nase vor dem Tor. Und jetzt hat er auch gelernt, zu ­gewinnen», freut sich sein Trainer Hans Kossmann. «Es hilft schon, dass wir endlich erfolgreich waren», sagt Julien Sprunger selbst und ergänzt: «Auch letztes Jahr habe ich gepunktet, aber die Saison war hart und schwierig.» Einen weiteren Grund für die Locker­heit sieht er darin, dass auf diese Saison mit Christian Dubé, Simon ­Gamache und Pavel Rosa drei grosse Namen nach Fribourg gekommen sind. Alle Welt habe von ihnen ­gesprochen, «wir wurden ein wenig vergessen. Das hat uns gut getan».

CHF 10 200.–

Die beste Schweizer Sturmformation

Mit «wir» – und das ist bei einer Abhandlung über Sprunger wichtig –, meint er seine Linie. Denn des Top Scorers Leistung

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zu würdigen, ohne dabei seine langjährigen Partner Andrej Bykow und Beni Plüss zu erwähnen, wäre ein Frevel. Flügel Plüss erzielte heuer 42 Punkte und egalisierte sein Bestergebnis von 2008, C ­enter Bykow konnte nur 36 Spiele absolvieren, kam dabei auf satte 29 Assists und 8 Tore. Die drei bilden zweifelsohne seit Jahren die beste Schweizer Sturmformation. «Wir denken genau gleich, wissen intuitiv, was der andere macht. Ausserdem ergänzen wir uns gut: Beni ist derjenige, der viel harte Arbeit macht, Bykow ist der kreative Lenker und ich bin der Skorer», erklärt Sprunger. Kossmann adelt die Linie sogar mit dem Vergleich zur legendären «French Connection» der Buffalo Sabres in den


Julien Sprunger

1970'er-Jahren (Gilbert Perreault, Rick Martin und René Robert). Nun soll in den nächsten Jahren der nächste Schritt folgen. «Julien ist nicht mehr der Junge, der hinter Legenden wie Montandon oder Rottaris anstehen muss. Er ist jetzt ein Leader, eine Integrationsfigur. Das muss er wissen», sagt sein

Trainer. Sprunger nickt: «Ich habe bei meiner vorzeitigen Vertragsverlängerung Verantwortung ­ auf und neben dem Eis gefordert. Die hat man mir gegeben. Jetzt ist es an mir, dem Klub etwas zurückzugeben. Ich glaube, in dieser Saison habe l ich das gut gemacht.»

Unsung Hero: Alain Birbaum Lange kompensierte Gottéron-Verteidiger Alain Birbaum seine untersetzte Statur (172 cm) vorwiegend mit Bissigkeit und Grid. Nun hat sich der 26-Jährige auch auf seine läuferischen und technischen Fähigkeiten besonnen. Das Resultat: die beste Saison seiner Karriere.

Julien Sprunger

Persönlich: 04.01.1986, 194 cm, 90 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: NL A, Fribourg-Gottéron 34 Spiele 10 T. 10 As. 20 Pt. 46 PIM 2007/2008: NL A, Fribourg-Gottéron 54 Spiele 29 T. 21 As. 50 Pt. 54 PIM 2008/2009: NL A, Fribourg-Gottéron 57 Spiele 31 T. 25 As. 56 Pt. 62 PIM 2009/2010: NL A, Fribourg-Gottéron 35 Spiele 13 T. 19 As. 32 Pt. 12 PIM 2010/2011: NL A, Fribourg-Gottéron 54 Spiele 16 T. 28 As. 44 Pt. 46 PIM 2011/2012: NL A, Fribourg-Gottéron 49 Spiele 27 T. 24 As. 51 Pt. 22 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Alain Birbaum ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Rösti-Graben sich auch durchs Eishockey zieht. In Fribourg, seiner Heimatstadt, gehört das Gottéron-Eigengewächs zu den Publikumslieb­ lingen, in der Deutschschweiz kennt man ihn ­dagegen kaum. Dabei wäre er es nach dieser ­Regular Season durchaus wert, auch einmal bei uns genauer zu begutachtet zu werden. Birbaum hat nämlich unter Trainer Hans Kossmann eine spannende Wandlung durchgemacht. War er in den vergangenen Jahren eher ein ­kleiner «Wadenbeisser» (172 cm), der viele Strafminuten sammelte, ist er heuer zum produktivsten Spieler in Fribourgs Hintermannschaft avanciert. In 43 Spielen kam er auf 18 Punkte (4 Tore). Mit Plus-8 weist er dort ausserdem die drittbeste Plus-Minus-Bilanz auf. Als Backpartner von Shawn Heins ist er mittlerweile unumstrittenen in den Top-4 der drittbesten Abwehr der Liga (nur Kloten und Davos mussten weniger Gegentreffer hinnehmen) und damit auch massgeblich mitverantwortlich, dass die vermeintliche Achillesferse der Mannschaft zu einer ihrer grossen Stärken wurde. Kurz: Birbaum ist heute ein technisch und läuferisch guter Zweiwegverteidiger, der seinem Team in allen Zonen Impulse geben kann. «Sehr zufrieden», sei er mit dieser Saison, sagt der Angesprochene selbst. «Der Trainer hat mir von Anfang an gesagt, ich solle mehr Schittschuhlaufen und die Stürmer auch offensiv unterstützen.» Kossmann selbst erklärt die Weisungen

mit einer Frage: «Er ist ein verhältnismässig kleiner Akteur, der gute läuferische und technische An­ lagen hat. Er kann das Spiel gut lesen. Der beste NL A-Verteidiger mit solchen Qualitäten ist Klotens Micki DuPont. Wieso also soll Alain nicht auch so spielen?» Der 26-Jährige selbst findet, dass er nicht nur spielerisch einen grossen Schritt nach vorne machen konnte: «Ich war im Oktober drei Wochen verletzt. Noch nie musste ich so lange zuschauen. Es war hart, hat mich aber echt stärker gemacht.» Ausserdem habe er nun, da er viel Eiszeit erhalte, auch gewisse Leaderaufgaben übernommen, was etwa die Unterstützung der jungen Spielern betrifft. «Ähnlich, wie es Shawn Heins in den ­vergangenen Jahren bei mir getan hatte.» Birbaum, das zeigt auch seine vorzeitige ­Vertragsverlängerung bis 2016, will bei seinem Stammklub etwas bewirken. «Ich bin so gerne hier, viele Spieler haben langfristige Verträge und wir sind in dieser Saison zu einem TopTeam geworden. Wenn man weiss, wie die Fribourger aufsflippen können, kann es nichts Besseres geben, als hier einen Titel zu gewinnen. Das ist mein Ziel», sagt er selbst­bewusst. Ausserdem stehe ihm mit dem Spengler Cup, bei dem es lange aussah, als könnte er ihn in dieser Saison als Verstärkungsspieler mit Kloten bestreiten, ja aller Voraussicht nach noch ein weiteres Highlight bevor. l

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NL A Top Scorer

Ein Traum wurde In der letzten Saison war Jaroslav Bednar als «Notnagel» für den verletzten Peter Sejna zum HCD gestossen – und wurde dann eine der grossen Figuren beim Titelgewinn. Mittlerweile spielt er in Lugano – und ist dort der erfolgreichste Spieler.

Text: Foto:

Kurt Wechsler, Andy Maschek Pius Koller

49 Punkte sammelte Bednar beim HCD in der ­Regular Season 2010/2011, nur einen weniger als Scharfschütze Petr Sykora damals. 17 Punkte waren es dann in 12 Playoff-Spielen, womit ­ ­Bednar den besten Wert der ganzen Liga realisierte und so auch zum «Meistermacher des HCD» wurde. Jetzt zaubert der Tscheche im Tessin und wurde auch da zum eifrigsten Punktesammler ­seiner Mannschaft. Kein Wunder, dass er nach ­seiner ersten Regular Season beim HC Lugano ein erfreuliches Fazit zieht. «Hier fühlen wir uns wohl, das Wetter ist unglaublich schön – es ist wie ein Traum, der Realität wurde», sagt Bednar. Er sei schon in Florida, Kalifornien gewesen, und das sei vergleichbar. «Dieser Sonnenschein – einfach grossartig!»

Lieber Assists als Tore Grossartig war auch seine Bilanz in dieser Saison. Mit 50 Punkten in 45 Spielen konnte er das Niveau seiner Regular Season beim HCD halten, war beim Durchschnittsteam Lugano nicht weniger produktiv als beim Spitzenklub HCD. «Ich lege Wert auf das Team und nicht darauf, wie viele Tore und Assists ich persönlich erziele», entgegnet der 35-Jährige. «Ich will dem Team helfen. Ich bin glücklicher, wenn ich jemandem den Pass spiele und dieser erzielt dann das Tor.» Dieses Denken ist zwar schön und gut, doch es ist genau auch diese Einstellung, die sein Trainer Larry Huras

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Jaroslav Bednar

zur Realität Jaroslav Bednar

Persönlich: 9.11.1976, 182 cm, 84 kg Stürmer, schiesst rechts

2006/2007: Czech, Slavia Praha HC 58 Spiele 23 T. 27 As. 50 Pt. 66 PIM 2007/2008: Czech, Slavia Praha HC 59 Spiele 35 T. 14 As. 49 Pt. 69 PIM 2008/2009: Czech, Slavia Praha HC 64 Spiele 39 T. 53 As. 92 Pt. 52 PIM 2009/2010: KHL, Nizhny Novgorod Torpedo 53 Spiele 14 T. 20 As. 34 Pt. 40 PIM 2010/2011: NL A, HC Davos 57 Spiele 26 T. 40 As. 66 Pt. 24 PIM 2011/2012: NL A, HC Lugano 45 Spiele 16 T. 34 As. 50 Pt. 18 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

bemängelt: «Jaroslav sucht immer den Pass, aber er muss mehr schiessen. Die meisten seiner Treffer hat er im Powerplay erzielt, er muss mehr Tore bei 5-gegen-5-Situationen erzielen, das versuchen wir nun zu verbessern.» Was Bednar gemäss ­seinem Trainer auch noch besser machen könnte, ist die Defensivarbeit. «Das ist nicht seine Spezialität, da muss er mehr machen», erklärt Huras. «In Davos hat er in einer Linie mit Marha gespielt, und der hat dann auch die Defensivarbeit erledigt.»

Bednar und das Spektakel... Dennoch ist Bednar einer jener Akteure, die ein Spiel zu einem Spektakel machen können. Also genau das bringen, was Larry Huras beim SCB den Job gekostet hatte – er wurde ja in Bern nicht in erster Linie wegen schlechter Resultate gefeuert, sondern weil das Team den Zuschauern zu wenig Spektakel geboten hatte. Hätte Bednar Ihnen beim SCB also helfen können, Larry Huras? «Ja, genau», sagt der Coach schmunzelnd. «Sicher im Powerplay, denn dort hat die Kreativität gefehlt. Diese Rolle hätte Kevin Lötscher übernehmen ­sollen, aber das war nach seinem Unfall leider nicht möglich. Aber man kann ja auch nicht mit fünf Bednars spielen...» Bednars Vertrag bei Lugano läuft nun noch ein weiteres Jahr. Und obwohl er im November 36

Jahre alt wird, scheint es nicht unmöglich, dass er sich noch länger an der Tessiner Sonne wird f­ reuen können. Zumal man ja in Lugano ein Herz für ältere Spieler hat, wie die Beispiele von Petteri Nummelin und Kimmo Rintanen zeigen, die vier bzw. drei Jahre älter sind als Bednar. Dieser sagt aber

zur Zukunft lediglich: «Man weiss nie, was kommt. Die Gesundheit spielt sicher eine Rolle. Aber wenn Lugano interessiert ist – wieso nicht? Ich kann auf jeden Fall versprechen: Ich werde immer mein Bestes geben!» Und das war bisher definitiv gut genug. l

Unsung Hero: Oliver Kamber Seine persönlich erfolgreichste Zeit erlebte Oliver Kamber in Rapperswil. Seinen grössten Triumph feierte er mit den ZSC Lions. Und jetzt ist er beim HC Lugano eine wichtige Figur – obwohl er keiner der grossen Stars ist. Oliver Kamber war Mitglied jenes ZSC-Teams, das in der Saison 2008/2009 Eishockey-Europa eroberte und in der Champions Hockey League triumphierte. Ebenso war er in der folgenden Saison bei den Zürchern, als diese am 29. September 2009 sensationell die Chicago Blackhawks besiegten und den Victoria Cup gewannen. Doch bald darauf war die Beziehung mit den Lions geschieden – der ZSC und Lugano tauschten die Stürmer Dario Kostovic und Oliver Kamber. Während Kostovic mittlerweile für Medvescak Zagreb in der österreichischen Meisterschaft spielt, hat Oliver Kamber offensichtlich in Lugano sein Glück gefunden. In der Qualifikation dieser Saison erzielte er 23 Punkte (6 Tore/17 Assists) – so viele wie seit der Saison 2007/2008 nicht mehr, seinem ­Rekordjahr, als er noch für die Lakers stürmte und danach zu den ZSC Lions wechselte. «Ich war ja schon mal mit 16 Jahren in Lugano und musste als Junior mehrheitlich Italienisch lernen und sprechen. Da war meine Rückkehr doch einfacher», erklärt der heute 32-Jährige. Zudem habe er in Lausanne (2000 bis 2002 und 2003 bis 2005) auch noch Französisch gelernt und sich dank seiner Sprachkenntnisse besser ins Team integrieren können. «Und dies hat auch Einfluss auf meine Leistungen.» Der grosse Vorteil von Oliver Kamber ist, dass er sowohl als Center als auch als Verteidiger ein-

gesetzt werden kann. So ist er für seinen Trainer Larry Huras eine wertvolle Allzweckwaffe. Dieser sagt: «Oliver ist ­sicher ein sehr guter Center, kann aber beide Aufgaben erfüllen und verfügt über ein sehr ­gutes Auge für das Spiel. Krister Cantoni und Nicola Celio waren ja einst auch Stürmer und später Verteidiger. Solche Leute haben dann vor allem im Powerplay einen sehr guten Spielüberblick.» Weitere Stärken sieht der Coach bei Kamber in der Spiel-Intelligenz, dass er mit der Scheibe clever umgehe, gute Pässe spiele und auch torgefährlich sei. «Aber das defensive ­Verhalten kann er verbessern – und die Konstanz, so wie das ganze Team in dieser Saison.» Kamber selber spielt zwar lieber als Center, schätzt aber auch die Position des Verteidigers und sagt: «Da ist der erste Pass sehr wichtig und damit habe ich kein Problem.» Im Zusammenhang mit Kamber fallen auch ab und zu Worte wie Schillerfalter und Gambler, was er aber anders sieht. «Ein Gambler bin ich keineswegs. Auf dem Eis höchstens insofern, als dass ich zu oft den Pass statt den Abschluss suche.» Und der Schillerfalter? «Ich bin ruhiger geworden. Aber ich gehe gerne nach Mailand einkaufen. Kleider interessieren mich und ich ziehe mich modebewusst an.» Dank der Nähe zu Italien ist Lugano für ihn also nicht nur ­hockeytechnisch ein gutes Pflaster... l

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NL A Top Scorer

Die perfekte Tormaschine Der Tscheche Petr Sykora ist in der NL A eine Lichtgestalt. Mit seiner Postur, seinem Tempo und seinem extrem harten Schuss, den jeder Goalie und jeder Verteidiger fürchtet, müsste er eigentlich in der NHL spielen. Zum Glück für den HCD, braucht der 33-Jährige ein harmonisches Umfeld, um sein ganzes Potenzial zu entfalten.

Text: Foto:

Klaus Zaugg Pius Koller

Petr Sykora ist eine stattliche Erscheinung mit der Postur für die NHL. Bei einer Grösse von 191 Zentimetern bringt er 101 Kilo auf die Waage. Seine Schusskraft ist unheimlich und wenn er zum Abschluss kommt, gibt es drei Varianten: 1.) Der Puck prallt vom zufälligerweise richtig stehenden Torhüter ab. 2.) Er trifft das Tor nicht. 3.) Tor. Zu halten sind seine scharfen, präzisen Schüsse fast

nicht. Er kann bei Bedarf den Goalie aber auch «austanzen.» Viele halten ihn für den besten Stürmer der Liga. Kurzum: Die perfekte Tormaschine. Zusammen mit seinem Landsmann Petr Taticek und Reto von Arx bildet Sykora eine der besten Sturmlinien der Liga und er gehört beim HCD in den «Spezial-Teams» (Powerplay/Boxplay) zu den zentralen Figuren. Letzte Saison gelang ihm ein besonderes Kunststück. Er schoss mehr Tore in Unter- als in Überzahl: acht Treffer im Boxplay, sechs in Powerplay.

«Der sanfte Scharfschütze»» Aber Petr Sykora ist kein Solist und kein Egoist und die «Südostschweiz» hat für ihn die treffende Bezeichnung gefunden: «Der sanfte Scharfschütze.» Sanft in der Art, stark in der Tat. «Ich denke nicht, dass ich ein hervorragender Goalgetter bin», sagt Sykora selbstkritisch, «denn ich vergebe auch noch ziemlich viele gute Torchancen.» Nicht schlecht, wer trotzdem Top Scorer seines Teams wird. Die Statistik bestätigt die Einschätzung der «Südostschweiz» («sanfter Scharfschütze»). Obwohl der HCDTopscorer von den Gegenspielern eng beschattet und oft auch hart attackiert wird,

CHF 9 800.– 24

Petr Sykora

Persönlich: 21.12.1978, 191 cm, 101 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: Czech, Pardubice HC 68 Spiele 49 T. 22 As. 71 Pt. 2007/2008: Czech, Pardubice HC 45 Spiele 25 T. 8 As. 33 Pt. 2008/2009: NL A, HC Davos 49 Spiele 23 T. 16 As. 39 Pt. 2009/2010: Czech, Pardubice HC 61 Spiele 39 T. 19 As. 58 Pt. 2010/2011: NL A, HC Davos 52 Spiele 36 T. 17 As. 53 Pt. 2011/2012: NL A, HC Davos 46 Spiele 21 T. 28 As. 49 Pt.

98 PIM 44 PIM 20 PIM 66 PIM 20 PIM 4 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012


Petr Sykora Trainer.» Arno Del Curto sei anders als die Coaches, die er zuvor erlebt habe. Er schätze das Vertrauensverhältnis zwischen den Spielern und dem Trainer und die fordernde Art des Chefs. Unter Arno Del Curto ist Petr Sykora ganz klar noch besser geworden. 2009 und 2011 gewann der Tscheche die Schweizer Meisterschaft mit Davos, dazwischen 2010 die heimische Extraliga mit Pardubice. Eigentlich müsste Petr Sykora mit seiner Postur und seinen technischen Qualitäten ein Dollar-­ Millionär in der NHL sein. Seine Sensibilität dürfte mit ein Grund sein, warum er sich in der wichtigsten Liga der Welt nicht durchgesetzt hat. 1997 wird er zwar im Draft als Nummer 76 von den ­Detroit Red Wings gezogen. Aber es ist nicht der

Auftakt zu einer grossen Karriere. 1998 spielt er während etwas mehr als einer Saison bei den Milwaukee Admirals in der International Hockey League (IHL) und dazwischen bloss zwei NHL-Partien für Nashville. Einen zweiten Abstecher in die NHL beendete er 2006 nach zehn Partien für die Washington Capitals. «Es war eine komplizierte Zeit», sagt er über seine Amerika-Abenteuer. «Für mich war es besser, nach Pardubice zurückzukehren.» Und so kommt es, dass sich Petr Sykora bis heute eigentlich nur in zwei Mannschaften wohl gefühlt hat: Bei Pardubice, wo er aufgewachsen ist, und beim HCD. Die zwei einzigen Klubs, für die er in Europa gespielt hat. Und es ist bis heute auch bei einer einzigen WM-Teilnahme für Tschechien ­geblieben (2007). l

Unsung Hero: René Back HCD-Trainer Arno Del Curto muss nicht lange überlegen, um den unbesungenen Helden seines Teams zu benennen: René Back. «Er ist sehr vielseitig und technisch stark, wir können ihn auch als Mittelstürmer einsetzen. Er ist rundum ein Musterprofi, übernimmt jede Aufgabe, die ich ihm zuweise, und wenn er nicht so brav und anständig wäre, dann wäre er vielleicht sogar ein Star geworden.»

kassierte er in der abgelaufenen Regular Season in insgesamt 46 Meisterschaftsspielen lediglich zwei Zweiminutenstrafen. Das sei deshalb so, weil er den Zweikämpfen eher ausweiche. Seine Postur lässt einen harten Mann vermuten. Doch genau das ist er nicht. Petr Sykora muss sich wohl fühlen, um sein enormes Potenzial entfalten zu können. In Davos ist dies der Fall. Es gefällt ihm, seiner Frau Lucie und der kleinen Tochter Nathalie in den Bündner Bergen. «Hier sind die Voraussetzungen wegen des perfekten Umfelds sehr gut», hat er im Interview mit der «Südostschweiz» einmal gesagt. «Wir haben beim HCD eine Super-Mannschaft mit hervorragenden Mitspielern und einem tollen

Zum Platz im Scheinwerferlicht hat es René Back (29) also nicht ganz gereicht – aber zum Gewinn eines Meistertitels. «Er ist eigentlich zu uns zurückgekommen, weil er Meister werden wollte», sagt sein Trainer. Back hatte Davos 2001 verlassen und kam nach einer Tour de Suisse (Chur, Herisau, ZSC Lions, GCK Lions, und Zug) im Sommer 2009 heim zu Arno. Vor einem Jahr hat er dann tatsächlich den Meisterpokal gestemmt. Er verteidigt oft mit Jan von Arx an der blauen Linie, und auch im Boxplay ist René Back ein sicherer Wert geworden. Inzwischen trifft er meist die richtige Entscheidung, wenn es zwischen einem Spektakelvorstoss und konservativem Defensivspiel abzuwägen gilt: Er wählt meist die sichere, defensive Variante. Viel Pech hat auch dafür gesorgt, dass René Back noch kein Star geworden ist: Tatsächlich hat der Thurgauer ja schon 16 Länderspiele (2 Assists) absolviert. Aber ein richtiger Star wird man halt erst durch Heldentaten an einer WM. Und die hat Back noch nicht vollbringen können. Auch das ist eine ganz besondere Geschichte.

Eishockey-WM 2010 in Mannheim. Im schwarzen Anzug und mit schicker Krawatte sitzt René Back in der Mannheimer SAP-Arena in einer der vordersten Reihen auf der Tribüne, wenn die Schweizer während den WM-Spielen dem Puck nachjagen. Nur allzu gerne würde er seine «Schale» gegen Matchtrikot, Helm, Schlittschuhe und Eishockeystock eintauschen und auf dem Eis mitwirken. Aber seine Hoffnungen auf ein WM-Debüt in Deutschland haben sich zerschlagen: Nationaltrainer Sean Simpson nominierte im Laufe des Turniers als achten Verteidiger Patrick Geering und Björn Christen als 14. Stürmer. Das WM-Kontingent ist ausgeschöpft. Eine Trainingsverletzung hat die WMPremiere verhindert. Das ist bitter: 2010 gehörte Back vom ersten Tag der WM-Vorbereitung an zum Nationalteam und nach acht guten Testspielen waren die Hoffnungen auf einen WMEinsatz berechtigt – aber letztlich vergeblich. Doch eigentlich ist es ja immer noch viel besser, als unbesungener Held in Davos den Kübel zu stemmen, als in der Starrolle die WM-Viertel­ finals zu verpassen. l

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NL A Top Scorer

Endlich wieder ein guter Transfer Vieles kam bei den ZSC Lions in der Regular Season 2011/2012 anders, als man es sich vorgestellt hatte. Neuzuzug Jeff Tambellini darf davon getrost ausgenommen werden. Der 27-jährige Kanadier hat die hohen Erwartungen ohne Vorbehalte erfüllt.

Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Die Schweiz ist ein schönes Land inmitten Europas. Vancouver, Jeff Tambellinis Heimatstadt und letzter Arbeitsort, ist in Nordamerika für europäisches Flair bekannt. Trotzdem erlitt der ZSC-Kanadier einen Kulturschock: Am 15. Juni 2011 spielte er mit den Vancouver Canucks zuhause gegen die

Boston Bruins vor 18 800 Zuschauern. Es war das Spiel 7 der Stanley Cup-Finalserie. Nur 94 Tage später, am 17. September, trat er mit den ZSC Lions im Bieler Eisstadion an und spielte 26 Minuten – bis die Partie ­wegen Nebels abgebrochen wurde. «Das war

Unsung Hero: Cyrill Bühler Cyrill Bühler (28) hat ein echtes Löwenherz. Bei den ZSC Lions hat sich der Stürmer mit solidem Defensivspiel zum Boxplay-Spezialisten entwickelt. Ebenso wichtig ist seine Rolle neben dem Eis, wo er mit seiner aufgestellten Art für gute Laune in der Mannschaft sorgt. Die Reaktion mag irgendwie nicht zu überraschen. «Eine sehr gute Wahl», sagt Bob Hartley als er erfährt, dass SLAPSHOT Cyrill Bühler zum «Unsung Hero» der ZSC Lions erkoren hat. Als langjähriger NHL-Trainer ist für ihn weder dieses Konzept noch die Tat­sache, dass Spieler wie Bühler dafür in Frage kommen neu. Der 28-jährige Klotener spielt mittlerweile seine vierte Saison bei den Löwen, gewann mit ihnen die Champions Hockey League und den Victoria Cup, kam aber nie richtig über die dritte Linie hinaus. «Bei einem Top-Klub wie Zürich, hast du in den beiden ersten Linien Spieler, die zur Crème de la Crème gehören», erklärt der Flügel und ergänzt: «Als junger Spieler, hast du natürlich den Drang, um jeden Preis in eine Toplinie zu kommen. Doch mit den Jahren findet jeder seine Rolle.» Seine ist diejenige des Defensivstürmers, der mit seiner guten und aufgestellten Art dem Team neben dem Eis Unterhaltung und gute Laune bringt. «Es macht wirklich Spass, mit Bühler zu arbeiten. Er hat nie einen schlechten Tag, beschwert sich nie. Solche Spieler bringen Energie und Charakter in eine Mannschaft», lobt Hartley. Innerhalb des Teams werde er deshalb «Sunshine» genannt. «Vielleicht ist das aber auch, weil er sich immer wieder sehr farbig anzieht», so der Trainer lachend.

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Wie angesprochen, geht es für Cyrill Bühler in erster Linie darum, Tore zu verhindern. In dieser Saison hat er sich als echter Boxplay-Spezialist etabliert, der immer zur Stelle ist, wenn einer seiner Kameraden auf die Strafbank wandert oder gegen Ende des Spiels einen Vorsprung über die ­Runden gebracht werden muss. «Ein guter Penaltykiller ist genauso wichtig wie ein guter Powerplayspieler», erinnert Hartley. Und es scheint, als habe Bühler diese Aufgabe mittlerweile verinnerlicht: «Wenn ich auf dem Eis stehe und wir einen Gegentreffer erhalten, kotzt es mich dermassen an – das kann man sich kaum vorstellen. Ob ich einen Fehler gemacht habe, tut da gar nichts zur Sache. Ich fühle mich immer mitschuldig.» Obwohl er als Stürmer nur zu gerne Tore schiessen würde, sei sein grösster Anreiz der Erfolg des Teams. Kritisch gibt sich der mehrfache Junioreninternationale (u.a. war er 2001 beim Gewinn der Silbermedaille an der U18-WM mit dabei) gegenüber seiner eigenen Performance in diesem Jahr. Auch wenn für seinen Spielertyp die offensive Ausbeute nicht oberste Priorität geniesst, kann er mit seinen drei Toren und insgesamt 5 Skorerpunkten (die schwächste Ausbeute, seit er 2003 Stammspieler bei Kloten ­wurde) nicht zufrieden sein: «Ich hatte schlecht begonnen und in der Folge kaum regulär gespielt. Erst gegen Mitte des Jahres habe ich langsam Fahrt aufgenommen. Um meinen Platz gefürchtet habe ich aber nie. Ich wusste, dass die Zeit kommt, wo meine Qualitäten gefragt sein werden.» l


Jeff Tambellini

Jeff Tambellini

Persönlich: 13.04.1984, 180 cm, 87 kg Stürmer, schiesst links 2006/2007: NHL, New York Islanders 23 Spiele 2 T. 7 As. 9 Pt. 6 PIM 2006/2007: AHL, Bridgepoint Sound Tigers 50 Spiele 30 T. 29 As. 59 Pt. 46 PIM 2007/2008: NHL, New York Islanders 31 Spiele 1 T. 3 As. 4 Pt. 8 PIM 2007/2008: AHL, Bridgepoint Sound Tigers 57 Spiele 38 T. 38 As. 76 Pt. 38 PIM 2008/2009: NHL, New York Islanders 65 Spiele 7 T. 8 As. 15 Pt. 32 PIM 2008/2009: AHL, Bridgepoint Sound Tigers 6 Spiele 3 T. 0 As. 3 Pt. 2 PIM 2009/2010: NHL, New York Islanders 36 Spiele 7 T. 7 As. 14 Pt. 14 PIM 2010/2011: NHL, Vancouver Canucks 68 Spiele 9 T. 8 As. 17 Pt. 20 PIM 2010/2011: AHL, Manitoba Moose 7 Spiele 5 T. 2 As. 7 Pt. 0 PIM 2011/2012: NL A, ZSC Lions 50 Spiele 23 T. 22 As. 45 Pt. 14 PIM

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wirklich sehr, sehr speziell», blickt er lachend zurück. Auch wenn vieles neu war – ­Anpassungsschwierigkeiten hatte er keine. Auf den ersten Blick mag es überraschend scheinen, wie gut und vor allem ansatzlos Tambellini den Sprung vom Dritt- und Viertlinienspieler beim NHL-Spitzenteam der Canucks zum Leader der zeitweise strauchelnden Löwen geschafft hat. Bei seinem Debüt gegen Zug erzielte er auf Anhieb vier Punkte, danach gab es nur zwei Mal eine Serie von drei Spielen, in denen punktelos blieb. Mit 23 Toren und 22 Assists ist er in der teaminternen Statistik einsame Spitze, er spielt in allen Spiellagen und erhält enorm viel Eiszeit. Die Zahlen sind für ZSCTrainer Bob Hartley aber bei weitem noch nicht alles. «Dass er den Fans mit seinem grossen ­Hockeytalent auf dem Eis viel Freude bereiten wird, war uns klar. Wir vom Coachingstaff sahen aber auch, wie er neben dem Eis Leadership übernahm», sagt der 50-Jährige und ergänzt: «In den letzten zwei, drei Jahren in der NHL war er meist ein Rollenspieler. Es ist nicht einfach, wenn du plötzlich der Leader bist. Doch Jeff hat die Erfahrungen mitgenommen und sie bei uns in dieser neuen Rolle toll eingebracht.»

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

«Es hat viel Talent in dieser Liga» Tambellini selbst sieht die Schwierigkeiten des Rollenwandels weniger einschneidend, schliesslich habe er ja auch schon in den Minor Leagues immer ­wieder viel Eiszeit und Verantwortung erhalten. Stattdessen nennt er andere Gründe, die den sauberen Übergang ermöglichten. Ein Spielplan mit nur 50 Spielen, jede Nacht im eigenen Bett schlafen zu können oder auch die grösseren Eisfelder, die seinem schnellen und smarten Spiel entgegenkommen. «Es hat viel Talent in dieser Liga», sagt er und nennt ex­plizit Josh Holden und Petr Sykora, die ihn speziell beeindruckt hätten. Mit sich selber ist er indessen noch nicht ganz zufrieden. «Ich setze die Messlatte für mich hoch.» Den ZSC Lions dürfte dies nur recht sein. Mit Jeff Tambellini haben sie bei den Ausländern endlich wieder einmal einen richtig guten Transfer ge­tätigt, der zu einem sehr grossen Teil dafür verantwortlich war, dass die Zürcher letztlich zumindest die Playoffs sicher erreichten. Wer weiss wohin die Lions kommen, wenn Tambellini die hohen Erwartungen an ihn sogar noch übertrifft. l

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NL A Top Scorer

Jetzt halt ohne seinen Kimmo Die Regular Season 2011/2012 unterscheidet sich bei den Kloten Flyers in vielen Punkten von den vorhergehenden. Auf zwei Dinge kann man sich aber in immer verlassen: Dass der Finne Tommi Santala mehr als 40 Punkte skort und teaminterner Top Scorer wird. Text: Matthias Müller Foto: Pius Koller

Das Problem der Kloten Flyers war in dieser Qualifikation in erster Linie fehlende Konstanz. Nur einmal konnte die Mannschaft aus der Flughafenstadt mehr als vier Spiele in Serie gewinnen. Und das war in der ersten Oktoberhälfte. Dafür gibt es verschiedene Gründe, der grösste dürfte aber einmal mehr die Verletzungshexe gewesen sein, die insbesondere die Hintermannschaft mit besorgniserregender Regelmässigkeit befiel. ­ Tommi Santala, Denker und Lenker in Klotens Spiel, blieb zwar von grösseren Blessuren verschont, konnte sich aber in Sachen Konstanz auch nicht speziell von seinen Teamkameraden abheben. Mit 44 Punkten aus 47 Spielen zog er in absoluten Zahlen sein «schwächstes» Jahr ein, nichtsdestotrotz steht er auch in diesem Jahr wieder ganz zuoberst in der internen Skorerliste. Schaut man in die Statistikbücher, fällt auf, dass er es damit fertiggebracht hat, zum vierten Mal in Folge die 40´er-Marke zu übertreffen und zum dritten Mal in Serie mit dem gelben Top ScorerHelm in die Playoffs zu steigen. Das wiederum ist sehr konstant, insbesondere, wenn man sich ­vergegenwärtigt, dass der 32-Jährige zum ersten Mal ohne seinen genialen Sturmpartner Kimmo Rintanen antreten musste.

«Natürlich habe ich Rintanen vermisst» «Ich musste mein Spiel schon ein wenig um­ stellen», gibt der 32-Jährige zu. Rintanen sei ein einzigartiger Spieler. «Natürlich habe ich ihn zu Beginn vermisst.» Dass es trotzdem geklappt hat, spricht für ihn und seine Mitspieler. Zeitlich ist es besonders der Tatsache zu verdanken, dass er bis

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zur Jahreswende mehr als einen Punkt pro Spiel verbuchen konnte. Vor dem Ende Qualifikation zog er eine Serie von acht Spielen ohne Punkte ein. Zwischenzeitlich kamen ihm Micki DuPont und Michael Liniger sehr nahe, mit vier Punkten in den letzten beiden Spielen konnte er sich – gerade rechtzeitig vor den Playoffs – die gelbe Krone doch noch ­sichern. «Viele Punkte sind schön, weil sie dem Team ­helfen. Dass ich Top Scorer werde, ist mir aber egal», sagt der Finne gewohnt zurückhaltend. «Hätte Michael Liniger zum Schluss mehr Punkte erzielt, wäre das

Tommi Santala

Persönlich: 27.06.1979, 190 cm, 97 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: NHL, Vancouver Canucks 31 Spiele 1 T. 5 As. 6 Pt. 24 PIM 2006/2007: AHL, Manitoba Moose 6 Spiele 0 T. 3 As. 3 Pt. 8 PIM 2007/2008: SM-liiga, Jokerit Helsinki 69 Spiele 32 T. 42 As. 74 Pt. 100 PIM 2008/2009: NL A, Kloten Flyers 65 Spiele 17 T. 40 As. 57 Pt. 114 PIM 2009/2010: NL A, Kloten Flyers 57 Spiele 21 T. 37 As. 58 Pt. 79 PIM 2010/2011: NL A, Kloten Flyers 65 Spiele 14 T. 43 As. 57 Pt. 110 PIM 2011/2012: NL A, SCL Tigers 47 Spiele 9 T. 35 As. 44 Pt. 46 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

schön gewesen. Für ihn und noch mehr für das Team.» Und: «Die punktelose Zeit war sicher nicht ganz einfach. Richtig geärgert hat es mich aber nur, wenn wir das Spiel verloren.» Sein Trainer Anders Eldebrink hatte ihn im Vorjahr als Seele des Flyers-Spiels bezeichnet. Diese Eigenschaft wird von ­ aussen oft unterschätzt. Auch wenn Tommi Santala in diesem Jahr nicht immer unwiderstehlich schien, war er immer noch der Stürmer, der mit am Abstand meisten Eiszeit generiert. Einer, der die Big Shifts suchte, bei Gleichstand, in Über- und in Unterzahl in der ersten Einheit gesetzt war. Der Top-Center, der Offensive und Defensive ­zusammenhält. Für Kloten hat er mittlerweile fast die Wichtigkeit eines Reto von Arx in Davos ­erreicht. Es ist aus dieser Sicht nachvollziehbar, dass man ­seinen Vertrag in Kloten trotz aller finanzieller Nebengeräusche bis 2014 verlängerte. Denn ­ nichts würde den bislang titellosen Santala mehr freuen, als wenn er auch in Sachen Meisterschaften langsam zu einem RvA werden könnte. l


Tommi Santala

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Unsung Hero: Philippe Schelling Als die Kloten Flyers vor einem Jahr bekanntgaben, dass sie den, vom Lokalrivalen ZSC Lions für untauglich befundenen Verteidiger Philippe Schelling verpflichteten, schüttelten viele Experten ungläubig den Kopf. Doch der 27-Jährige hat die Skeptiker eines Besseren belehrt. Viele Leute haben Mühe damit, geduldig zu sein. Philippe Schelling nicht. Erst mit 23 erhielt der Lions-Junior seine erste Chance beim ZSC. Mit 24 riss sein Kreuzband, mit 25 glückte ihm das Comeback nicht. Bevor er auf diese Saison im Alter von 26 Jahren zu Kloten kam, hatte der Verteidiger erst 53 NL A-Spiele bestritten. Manch einer fragte sich, was die in der Defensive so ­talentierten Klotener mit diesem Spieler wollen. Rückblickend dürfen wir getrost sagen, dass Sportchef Jürg Schawalder durchaus wusste, wen er da verpflichtet hatte. Schelling kam ohne jegliche Ansprüche als siebter Verteidiger ins Team. Er murrte nicht, er muckte nicht auf – er war froh, überhaupt dabei zu sein und bereitete sich darauf vor, seine Chance zu nutzen. Als schon bald die ersten Verteidiger ausfielen, sprang der Oberengstringer ein und trat, sobald der Betroffene wieder gesund war, wieder ins hintere Glied zurück. Ohne Murren. Am Anfang noch überfordert, kam er je länger er auf dem Eis stand, mit der intensiveren Gangart in der NL A immer besser zurecht. Ein Zwischenziel war für den Wirtschaftsinformatikstudenten der Universität Zürich der Spengler Cup. «Ich spielte zum Saisonbeginn weder gut noch schlecht und musste langsam schauen, dass ich mich auch für eine gute Rolle an diesem Tur-

nier aufdrängte», blickt er zurück. Mit der Teilnahme, die zumindest für ihn persönlich positiv verlief, konnte er sich einen Bubentraum erfüllen und neuen Schwung für das neue Jahr holen. Schelling steigerte sich weiter und erhielt von Trainer Anders Eldebrink immer öfters das Vertrauen. Insbesondere mit seinen Rushes nach vorne, konnte er das eine oder andere Mal auch offensive Akzente setzen. Sein Tempo und sein guter Schuss kamen zunehmend zur Geltung. Unter dem Strich steht er in der Statistik mit 6 Punkten (1 Tor) und einer Minus-4-Bilanz team­ intern zwar nicht speziell toll zu Buche, doch immerhin ist er der einzige Verteidiger, der alle 50 Spiele der Regular Season bestreiten konnte. Das alles hat auch in Schellings Selbstverständnis etwas ausgelöst. «Heute habe ich den Mut, etwas zu versuchen. Es würde mich jetzt grausam wurmen, den Platz unter den Top 6 zu verlieren», erklärt er. Bei den Lions sei er bis zum Schluss der «Junior» geblieben, in Kloten ist er dagegen der «richtige» Philippe Schelling als vollwertiges Mitglied eines NL A-Teams. Wer ­daraus schliesst, dass aus dem demütigen Schaffer, eines Tages doch noch ein Rebell werden könnte, dem nimmt der 27-Jährige schnell den Wind aus den Segeln. «Ich würde niemals zum Coach gehen um zu sagen, dass ich mehr spielen will. Stattdessen würde ich ihn fragen, weshalb ich nicht mehr spiele», erläutert der 27-Jährige einen seiner Grundsätze. Und nennt damit auch den Grund, weshalb ihn SLAPSHOT zum ­«Unsung Hero» l der Kloten Flyers gewählt hat.

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Die Sammlerkultur erobert die Hockeyschweiz Seit Anfang Saison sind die neuen Eishockey Playercards der Swiss National League im Handel erhältlich. Täglich kommen neue Sammler dazu und die Tauschbörsen und das speziell eingerichtete Online-Forum erfreuen sich grosser Beliebtheit. Fans und Spieler haben das Produkt mit Gefallen aufgenommen und man ist sich allenthalben einig: Die Schweizer Hockeyszene ist nun auch im Bereich der Playercards auf einem international anerkannten Standard angelangt. «Suche Sonderkarten der Kloten Flyers», oder «Biete Top Prospect Karte von Inti Pestoni», so tönt es im Forum auf www. playercards.ch/forum, wo sich die Sammler zum gegenseitigen Austausch treffen. Das Playercard Sammelfieber scheint tatsächlich den Weg von Nordamerika in die Schweiz gefunden zu haben. Dies bestätigt auch Marco Christ von der Playercard Collectors Association Switzerland (PCAS), der als zuständiger Moderator des Forums und internationaler Playercard Spezialist täglich mit den Anliegen der Sammler und dem weltweit florierenden Playercard Markt konfrontiert wird. «Das Feedback zur Serie ist hervorragend und die Fans gelangen mit Fragen und Themen an uns, die vor einem halben Jahr noch kaum interessierten», so ein hoch erfreuter Christ, der hinter dem Produkt und dessen Möglichkeiten noch viel Potential sieht und die Entstehung einer Playercard Kultur im nordamerikanischen Sinn mit seiner Organisation weiter vorantreiben möchte.

Micki Dupont / Kloten Flyers

NLA Spieler begeistert Nebst den Fans haben auch die Spieler längst bemerkt, dass die Playercards die Supporter von jung bis alt beschäftigen und einen intensiveren Bezug zu den Spielern herstellt. Dazu passt die Aussage von Kloten-Verteidiger Micki DuPont, der erzählt, dass seit dem Release der Cards die Spieler nach jedem Spiel am Garderobenausgang von wartenden Fans empfangen werden und sich so in die Zeiten zurückversetzt fühlt, als er noch in der NHL oder AHL aktiv war. Auch Jeff Tambellini, zeigt sich erfreut über die Qualität der Schweizer Playercard Serie und begrüsst es ausserordentlich, dass die Sammlerkultur aus Kanada nun auch in der Schweiz Fuss zu fassen versucht. «Playercards gehören zum Eishockey und da die Schweizer Liga eine der besten ausserhalb der National Hockey League ist, braucht sie auch ein solches Produkt, welches auf hohem Standard daherkommt», so der sichtlich begeisterte Stürmer des Stadtzürcher Traditionsvereines. Hobby wird weiter gefördert Gemäss den Verantwortlichen der PCAS sind laufend Events zum Thema Playercards geplant, um den Schweizer Fans so auch die ganze Bandbreite dieses Hobbys zeigen zu können. Sollte sich die diesjährige Serie in der Schweizer Eishockeyszene etablieren, so dürfte auch einer Ausgabe 2012-13 nichts im Wege stehen. Marco Christ als Vertreter der PCAS dazu: «Mit der aktuellen Serie haben wir den Grundstein gelegt, um das Hobby in der Schweiz zu verankern. Nur zu gerne würden wir dies in der Schweiz analog den Produkten in der NHL umsetzen und den Sammlern auch

Jeff Tambellini / ZSC Lions in Zukunft aussergewöhnliche Karten ihrer Lieblingscracks anbieten.» Der Start in das neue Zeitalter Schweizer Playercards darf sicher als gelungen bezeichnet werden. Ob die Hockeyszene Schweiz nun in den Genuss weiterer Möglichkeiten kommt und die Sammlerleidenschaft in der Schweiz nordamerikanische Dimensionen annimmt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, schliesslich ist Eishockey auch im Bereich der Playercards mittlerweile ein «Ganzjahressport» und beschäftigt die Verantwortlichen bereits jetzt und auch in den Sommermonaten, in welchen das Thema Playercards von der Playercard Collectors Association Switzerland gefördert und zusammen mit Exponenten wie Clubs, Spieler und Fans für die Schweiz weiter ausgebaut werden soll.

www.playercards.ch


NL A Top Scorer

Der SCB-Auslände Beim SCB erwartete man in dieser Saison vom neuen Kanadier Byron Ritchie viele Tore. Diese Erwartungen hat der Stürmer mit seinen 22 Treffern auch erfüllt. Dennoch ist der 34-Jährige mit der Regular Season nicht ganz zufrieden.

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Text: Foto:

Andy Maschek Pius Koller

«Er ist ein guter Läufer mit ausgezeichneter Übersicht, und er kann auch in der Defensive sehr stark spielen. Er soll neben Martin Plüss jener Center sein, der auf dem Eis für das Team die Verantwortung übernimmt. Zudem erwarten wir von Ritchie eine hohe Torproduktion.» Mit diesen Worten erklärte Sven Leuenberger vor der Saison seine Erwartungen an Byron Ritchie. Nach der Regular Season konnte der SCB-Sportchef dann eine zufriedenstellende Bilanz ziehen: «Das Ziel für ihn waren 20 Tore und ein Platz in den Top Ten der besten Scorer der Liga, das hat er erreicht. Er verfügt über einen ausgezeichneten Torriecher und ist auch ein Playmaker. Er kann sowohl den Pass spielen als auch selber den Abschluss suchen, bei ihm weiss man nie, woran man ist. Er wäre wohl noch effizienter gewesen, wenn er J.P. Dumont schon früher an seiner Seite gehabt hätte.»

Ritchie selber nicht ganz zufrieden Beim SCB wurde Ritchie also auf Anhieb erfolgreichster Punktejäger, dennoch war er nicht ganz zufrieden: «Ich kam zu Bern, weil der Klub eine Siegestradition hat und ich dachte, dass wir viele Siege feiern können. Dann hatten wir eine schwierige Regular Season.» Aber generell fühle er sich sehr wohl in Bern.

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Byron Ritchie

er, der überzeugte «Wir geniessen das Leben hier. Bern ist kleiner als Genf, die Leute sind sehr freundlich und behandeln uns gut.» Auch der Winter mit dem vielen Schnee in den Bergen sei sehr schön gewesen, sagt Ritchie. «Am Spengler Cup waren meine Frau und die Kinder auf den Ski. In der Nati-Pause waren wir ein paar Tage in Grächen – das war gross­artig.» Gut gefühlt hatte er sich auch letzte Saison in Schweden, als er für MoDo spielte. «Meine Frau ist Schwedin und auch ich verstehe die Sprache ein wenig», sagt er mit einem Funkeln in seinen Augen. «Ich liebte es, für MoDo zu spielen. Mein Schwager war der Assistant Coach, was auch sehr speziell war.» Weniger angenehm war das Jahr zuvor gewesen, als er in der KHL für Minsk gespielt hatte: «Minsk ist zwar nicht Russland, aber es ist dennoch Russland. Das Eishockey in der KHL ist fantastisch, das beste ausserhalb der NHL. Wenn ich zurückschaue, war es eine grosse Erfahrung für mich und die ganze Familie. Aber es war manchmal schon hart, vor allem im Winter.»

Lieber Druck als kein Interesse Doch zurück zum Sport. Die Ausländer des SCB wurden in dieser Saison oft kritisiert, am wenigsten allerdings Ritchie. Dennoch spüre auch er einen gewissen Druck. «Aber das ist natürlich, wenn man für ein grosses Team wie Bern spielt. Ich habe das auch erwartet, als ich hierher kam. Und ich genies­se das auch – es ist schöner, Druck zu spüren als wenn sich niemand mit dem Eishockey, Siegen und Nieder-

Byron Ritchie

Persönlich: 24.04.1977, 181 cm, 91 kg Stürmer, schiesst links 2006/2007: NHL, Calgary Flames 65 Spiele 8 T. 6 As. 14 Pt. 78 PIM 2007/2008: NLH, Vancouver Canucks 71 Spiele 3 T. 8 As. 11 Pt. 80 PIM 2008/2009: NL A, Genève-Servette 48 Spiele 22 T. 38 As. 60 Pt. 78 PIM 2009/2010: KHL, Minsk Dynamo 12 Spiele 3 T. 2 As. 5 Pt. 8 PIM 2010/2011: SEL, Modo Hockey Ornskoldsvik 63 Spiele 25 T. 26 As. 51 Pt. 80 PIM 2011/2012: NL A, SCB 47 Spiele 22 T. 21 As. 43 Pt. 50 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

lagen beschäftigt.» Es mache Spass, jedes Heimspiel vor so vielen Zuschauern zu bestreiten. «Ich geniesse das. Wenn wir nicht gut spielen, geben uns das die Fans auch zu spüren – und das ist fair.» Allzu vielen Grund für Unmut hatten die Fans ­wegen Ritchie, der zusammen mit J.P. Dumont und Pascal Berger eine starke Linie bildete, aber nicht.

Vor allem auch Pascal Berger spielte eine hervorragende Qualifikation. «Dass er so stark wurde, hat viel mit J.P. Dumont zu tun. Er ist ein smarter Spieler, der fantastische Pässe gibt. Dass Pascal eine so gute Saison gespielt hat, ist sein Verdienst, aber auch jener von Dumont – und nicht gross meiner», erklärt Ritchie bescheiden. l

Unsung Hero: Beat Gerber Beat Gerber fällt beim SCB eigentlich fast nur durch seine wehende Lockenpracht auf. Oder wenn er mal einen Fehler macht, seine Leistung nicht bringt. Denn der Verteidiger besticht beim SCB durch seine unglaubliche Konstanz und Zuverlässigkeit. «Bidu» Gerber ist kein Blender, kein Selbst­ darsteller, kein Mann der grossen und lauten Worte. Er führt seinen Job auf dem Eis verlässlich und mit einfachem spielerischen Handwerk aus. Er ist furchtlos und zäh im Zweikampf und für jeden Gegenspieler so lästig wie eine Zecke, die immer wieder unter die Haut geht. Und trotz dieser Härte ist Gerber jederzeit ein äusserst fairer Spieler. In seinen 492 Spielen für den SCB hat der Defensivverteidiger 333 Strafminuten kassiert, was für einen Spielertyp wie ihn doch eher wenig ist. «Man muss einfach die Grenzen kennen und darf die Nerven nicht verlieren. Aber die Gegenspieler wissen mittlerweile, dass sie mich nicht provozieren können», erklärte Gerber, der am 16. Mai seinen 30. Geburtstag feiern wird, kürzlich dem SCB-Fanmagazin «spirit». Durch seinen Kampfgeist, seinen unbändigen Einsatz, weil er einfach nie aufgibt, ist Beat Gerber bei den Fans und im Klub eine geschätzte Grösse. «Geht nicht, gibt’s nicht» heisse es bei Bidu Gerber, sagt Sportchef Sven Leuenberger: «Ihm müsste man wohl ein Bein abschneiden, damit er nicht mehr spielt. Er ist unglaublich konstant und gibt nie auf. Das wissen auch die Gegenspieler. Er ist wie ein Pitbull – wenn er sich mal irgendwo festgebissen hat, kann man ihn nicht mehr abschütteln.» In der nordamerikanischen Eis­ hockeysprache nennt man all

d­ iese Eigenschaften kurz und bündig «leading by example». Auch in der Schweizer Nationalmannschaft hinterliess Beat Gerber seine Spuren – er ­ brachte es auf bisher 89 Länderspiele. Und ­ ­dennoch war er nie der Mann, der in den Medien für die grossen Schlagzeilen sorgte und im Rampenlicht stand. Was ihm auch recht ist, wie er sagt: «Das ist ­sicher nicht frustrierend. Ich bin nicht unglücklich darüber, dass ich nicht im Rampenlicht stehe. Und es ist logisch, dass die guten Scorer für Fans und Medien von grösserem Interesse sind als ich. Aber wer ­ ­etwas von Hockey versteht, wird auch meine Arbeit anerkennen. Und es ist natürlich schön, wenn nach einem Spiel jemand lobend auf mich zukommt.» Dieses Lob kommt regelmässig. Ein Zeichen dafür, wie sehr er geschätzt wird, war die Tat­ sache, dass er als erster SCB-Spieler überhaupt mit einem Fünfjahresvertrag belohnt wurde. Dieser Kontrakt läuft nun nach der nächsten Saison aus. Für Gerber selber ist klar, dass er bei keinem anderen Klub unterschreiben würde, bevor er nicht mit dem SCB geredet hat. Dass sich die Wege Gerbers und des SCB bald trennen, ist aber kaum vorstellbar. Denn Sven Leuenberger sagt: «Wir haben mal kurz darüber gesprochen und wir wissen beide, was wir wollen.» l

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NL A Top Scorer

Fusts Taktstock auf dem Eis Kurtis McLean ist Top Scorer der SCL Tigers, weil er ein Teamplayer ist. Manchmal vergeigt er eine hundertprozentige Torchance – doch noch in der gleichen halben Minute wirft er sich vor dem eigenen Tor in den Schuss eines Gegners. Ein Mannschaftsspieler im besten Sinne des Wortes.

Text: Foto:

Bruno Wüthrich Pius Koller

In einem Orchester fallen auch dem Laien drei Figuren sofort auf: der Dirigent, der Solist, und der Mann an der Pauke. Diese drei prägen das Konzert. Die SCL Tigers spielen keine klassische Musik und haben keinen Solisten. Aber sie haben einen Dirigenten (Coach John Fust) und einen, der auf dem Eis den Takt vorgibt: Kurtis McLean. Der Scouting-Report von «Elite Prospects» beschreibt McLean kurz, bündig und träf: «Ein Zwei-WegCenter. Ein sehr guter Spielmacher mit viel Übersicht und Spielinstinkt. Ein harter Arbeiter und ein guter Boxplay-Spieler. Zeigt ­Führungsqualitäten.» Kurtis McLean war eigentlich noch nie ein Star und kam logischerweise auch nie in den NHL-Draft. Und als er 2005 in Pittsburgh trotzdem einen Vertrag ­bekam, reichte es lediglich zu Einsätzen im Farmteam. Erst bei den New York ­Islanders spielt er vier Partien in der NHL und erzielt das erste und einzige Tor in der

CHF 8400.–

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wichtigsten Liga der Welt (2008/2009). Aber eine Verletzung stoppte seine Karriere und er bekam in der NHL keine Chance mehr. Der Gang nach Europa war der logische Weg aus der Karriere-Sackgasse und er fand sein Glück in Finnland bei Lukko Rauma. Dort wählten ihn die Coaches am Ende der letzten Saison zum besten Ausländer der Liga.


Kurtis McLean

Das lässt auf den ersten Blick doch einen Solisten vermuten. Beim genauerem Hinsehen zeigt sich aber: In Finnland sind die Ausländer sehr oft keine Solisten und sie dominieren die Skorerliste nicht im gleichen Masse wie bei uns. Unter den besten 30 Skorern der diesjährigen Qualifikation finden wir nur acht Ausländer.

Eher ein «Anti-Elik» Der gelernte Pädagoge – er studierte in Norwich Biologie und Bewegungswissenschaften – ist Langnaus Leitwolf. Er arbeitet hart, ohne Rücksicht auf den Spielstand und von der ersten bis zur letzten Sekunde. Seine Schwäche: Er vergibt zu viele Torchancen. Mit 42 Punkten (14 Tore, 28 Assists) ist er trotzdem der beste Skorer des Teams in der abgelaufenen Qualifikation. «Kurtis ist Top Scorer, weil er ein Teamplayer ist. Er arbeitet sehr hart für seine Mitspieler und die arbeiten ebenso hart für ihn» sagt Langnaus Assistenzcoach Alex Reinhard. «Deshalb steht Kurtis immer wieder im Brennpunkt des Geschehens und kommt zu seinen Toren und Punkten.» Langnaus Top Scorer ist also kein Solist wie es einst Todd Elik war. Eher ist Kurtis McLean ein «Anti-Elik» und mahnt im Wesen und Wirken an Jeff Shantz, der den Fans immer noch in bester Erinnerung ist und zwei Jahre

Kurtis McLean

Persönlich: 02.11.1980, 181 cm, 80 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: ECHL, Wheeling Nailers 16 Spiele 11 T. 12 As. 23 Pt. 21 PIM 2006/2007: AHL, Wilkes-Barre/Scr. Penguins 65 Spiele 20 T. 19 As. 39 Pt. 28 PIM 2007/2008: AHL, Wilkes-Barre/Scr. Penguins 99 Spiele 26 T. 47 As. 73 Pt. 64 PIM 2008/2009: AHL, Bridgeport Sound Tigers 62 Spiele 15 T. 37 As. 52 Pt. 30 PIM 2008/2009: NHL, New York Islanders 4 Spiele 1 T. 0 As. 1 Pt. 0 PIM 2009/2010: SM-liiga, Lukko Rauma 46 Spiele 18 T. 26 As. 44 Pt. 30 PIM 2010/2011: SM-liiga, Lukko Rauma 73 Spiele 22 T. 43 As. 65 Pt. 28 PIM 2011/2012: NL A, SCL Tigers 49 Spiele 14 T. 28 As. 42 Pt. 34 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Unsung Hero: Adrian Gerber Unter seinen vielen bekannten Namensvettern ist er wohl der unbekannteste: Adrian Gerber (28). Als Ur-Langnauer ist er in der Ilfis-Halle zwar eine Identifikationsfigur, als «Chrampfer» und BoxplaySpezialist aber auch ein «unbesungener Held». Er akzeptiert seine Rolle als Center des vierten Blocks und ausserhalb des Scheinwerferlichts diskussionslos. Er ist einer der besten ToreVerhinderer und kommt trotzdem auf 5 Tore und 8 Assists. Adrian Gerber ist ein Langnauer Junior und stürmte mit Ausnahme von drei kurzen Abstechern in die NL B zu Visp (2003/2004) und Basel (2004/2005 und 2009/2010) immer für die SCL Tigers. In Langnau ist er ein unbesungener Held, aber für viele Fans trotzdem eine Identfikationsfigur. Spielertypen wie er ­haben in den letzten Jahren an Wertschätzung bei den Trainern und beim Publikum zugelegt. Nicht nur in der NL A haben die Coaches längst erkannt, wie wichtig die verlässlichen, disziplinierten und kampfstarken Zweiweg-Mittel­ stürmer der vierten Linie sind, die den Stars die defensive Schwerarbeit abnehmen. Adrian Gerber erhielt in der Qualifikation durchschnittlich etwas mehr als zehn Minuten Einsatzzeit und erreichte, gemessen am negativen Torverhältnis der SCL Tigers, eine sehr gute

für Langnau stürmte (2003/2004, 2004/2005). Alex Reinhard schätzt an seinem besten Skorer, dass er auch Tore verhindert: «Kurtis ist für unser Defensivkonzept sehr wichtig. Zudem ist er ein aus­gezeichneter Boxplay-Spieler.» Seine Mitspieler müssen wegen ihrem Top Scorer nicht oft in Unterzahl spielen: Kurtis McLean kassiert trotz seiner intensiven Spielweise wenig Strafen: In 49 Qualifikations-Partien waren es lediglich sieben kleine und zwei 10 Minuten-Strafen.

Hämäläinen sei dank Der Kanadier ist also ein Glücksfall für die SCL Tigers, und den Transfer verdanken die Langnauer ihren guten Beziehungen: Der finnische Vertei­

Plus/Minus-Bilanz (-4). Er kam in allen vier Blöcken zum Einsatz, die meiste Zeit (während 35 Partien) jedoch in der vierten Linie. Hinter den beiden Kanadiern Kurtis McLean und Pascal Pelletier ist er mit 82 Minuten Einsatzzeit der drittfleissigste Stürmer im Boxplay. Alex Reinhard, Assistenzcoach der SCL Tigers, rühmt Adrian Gerber, dämpft indes sein Lob auch mit etwas Kritik: «Adrian ist ein sehr ruhiger, disziplinierter und zuverlässiger Spieler und spielt in unserem Konzept eine wichtige Rolle. Mit ­seinen technischen Fähigkeiten wäre jedoch in offensiver Hinsicht noch etwas mehr möglich.» Immerhin: Adrian Gerber produzierte in der abgelaufenen Qualifikation 5 Tore und 8 Assists. So gut war er offensiv noch nie. Mit der Tor­ hüterlegende Martin Gerber, mit Servette-Stürmer Roland Gerber und mit SCB-Verteidiger Beat Gerber ist Adrian Gerber nicht verwandt. Er ist sowieso drauf und dran, mit 28 Jahren endlich aus dem Schatten der berühmten ­Hockey-Namensvetter zu treten. l

diger Eric Hämäläinen, in der Saison 2001/2002 Teamkollege von John Fust bei den Tigern, arbeitet heute als Assistenzcoach in Rauma. Er fädelte den Wechsel ein. Kurtis McLean ist mit seiner Verlobten ins Emmental gezogen. Es gefällt ihm im Gotthelf-Land und er hat seinen Vertrag bereits für ein weiteres Jahr verlängert. «Ich komme aus einem ganz ähnlichen Ort wie Langnau. Ich liebe die kurzen Wege in der Schweiz, und schätze es, viel Zeit mit meinem Teamkollegen verbringen zu können.» Es ist halt schon ein besseres Leben als einst in Amerika, als er in den Farmteams spielte und mit dem Bus hunderte von Meilen durch die Prärie touren musste («On the Road Again»). l

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NL A Top Scorer

Miéville, c'était Bienne Es ist schön, dass der Sport auch immer solche Geschichten schreibt: Der EHC Biel qualifiziert sich erstmals seit 19 Jahren wieder für die Playoffs und Top Scorer wird mit Alain Miéville ein 26-jähriger Schweizer, der erst seine zweite volle Saison in der NL A spielt. Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Haben Sie vor dieser Saison Alain Miéville gekannt? Nein? Nun, Julien Sprunger schon. Die ­beiden haben bei Gottéron alle Junioren-Stufen zusammen durchlaufen. Unterschiede mag es zwischen den beiden viele gegeben haben, einer hat ihre Karrieren geprägt. «Er kam direkt in die NL A, mir sagte der Trainer, ich müsse in der NL B Anlauf holen», so Miéville. Ende Februar haben sich die beiden nun wieder einmal an einem offiziellen Anlass getroffen: An der PostFinance Top Scorer-Ehrung im Berner Kornhauskeller. Mit Miéville hat damit einmal mehr ein Spieler den Beweis geliefert, dass der Umweg über die zweithöchste Klasse auch mittelfristig zum Ziel

CHF 6800.–

führen kann. Bei La Chaux-de-Fonds, Biel und Lausanne ist der 26-Jährige zu einem Top-B-Center gereift. «Vier NL B-Titel, zwei Mal im Spiel 7 der Liga-Quali gescheitert und ein Aufstieg», zählt der Romand seine Er­folge auf.

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2010 holte ihn Kevin Schläpfer von ­Lausanne in die NL A. «Ich wusste um seine Qualitäten, besonders als Passgeber. Wir stellten einen Plan auf, der sehr zu meiner Freude aufging», sagt der BielTrainer. In der ersten Saison sollte er zum Stammspieler reifen und lernen, auf A-Niveau einen


Alain Miéville Block zu führen. In diesem Jahr hat er ihn nun neben den Kanadier Ahren Spylo gestellt und im Powerplay eingesetzt. Mit 9 Toren und 25 Assists zahlte er das in ihn gesetzte Vertrauen mit Zinsen zurück. Miéville selber gibt einen Teil der Lorbeeren an Spylo weiter: «Er hat es mir da schon einfach gemacht. Wenn du ihm den Puck auflegst, dann leuchtet die Torlampe halt, etwas überspitzt gesagt, in zwei Versuchen einmal auf. Auch dank ihm konnte ich diese vielen Assists sammeln.»

Der mit Abstand beste Vorlagengeber Tatsächlich fällt auf, dass sich Miéville die interne Krone mit seinen Vorlagen gesichert hat. Dies ­unterstreicht die weit verbreitete Sicht, dass der EHC Biel seine Playoff-Qualifikation in erster Linie einer starken Defensive zu verdanken hat. Ausser Zug, Davos und Kloten hat kein Team weniger Tore erhalten, Goalie Reto Berra zeigte eine eindrückliche Kampagne und wurde von allen NL ACaptains und -Trainern zum Liga-MVP gewählt. Auf der anderen Seite hat ausser den Lakers und ­Ambrì keine Mannschaft weniger Tore geschossen. Trotzdem widerspricht Trainer Schläpfer der Behauptung, er lasse ein kompromissloses

«­Defense-First»-System spielen: «Natürlich war das Toreschiessen in dieser Saison nicht unsere grosse Stärke. Man darf deshalb sagen, dass es sinnbildlich ist, dass bei uns der mit Abstand beste Vorlagengeber Top Scorer wird. Aber wir haben nicht einfach betoniert. In dieser Saison waren es halt vornehmlich der Goalie und einige Verteidiger wie Clarence Kparghai oder Anthony Huguenin, die grosse Fortschritte gemacht haben.» Die beiden Letztgenannten sind übrigens wie ­Miéville über die NL B ins Team gekommen. Eine Strategie, die man in Biel auch künftig fahren muss. «Zumindest bis die neue Halle da ist», präzisiert Schläpfer. Der Platz von Miéville ist ­ nächste Saison jedenfalls wieder frei, er wechselt nach Ambrì. «Ich möchte gerne noch etwas anderes sehen. Da ich eine sechs Monate alte Tochter habe, muss ich jetzt und nicht erst in vier oder fünf Jahren wechseln», erklärt er. Vielleicht war es auch das Geld, das lockte. An den Bemühungen von Bieler Seite dürfte es gemäss Schläpfer ­jedenfalls nicht gelegen haben: «Er war einer der ersten, der eine Offerte auf dem Tisch hatte. Wir haben sie dann noch einmal nachgebessert. Aber wir haben einfach unsere Limiten.» l

Alain Miéville

Persönlich: 25.11.1985, 181 cm, 82 kg Stürmer, schiesst links 2006/2007: NL A, Fribourg-Gottéron 14 Spiele 0 T. 0 As. 0 Pt. 4 PIM 2006/2007: NL B, HC La Chaux-de-Fonds 9 Spiele 4 T. 3 As. 7 Pt. 8 PIM 2006/2007: NL B,EHC Biel 43 Spiele 17 T. 24 As. 41 Pt. 72 PIM 2007/2008: NL B,EHC Biel 70 Spiele 29 T. 39 As. 68 Pt. 56 PIM 2008/2009: NL B, HC Lausanne 67 Spiele 31 T. 43 As. 74 Pt. 84 PIM 2009/2010: NL B, HC Lausanne 71 Spiele 36 T. 45 As. 81 Pt. 70 PIM 2010/2011: NL A,EHC Biel 52 Spiele 5 T. 17 As. 22 Pt. 14 PIM 2011/2012: NL A,EHC Biel 50 Spiele 9 T. 25 As. 34 Pt. 24 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Unsung Hero: Philipp Wetzel Wo er hingeht, tut es weh – ihm und dem Gegner. Biel-Flügel Philipp Wetzel frisst Schüsse, teilt Checks aus und lässt für die Mannschaft auch mal die Handschuhe fallen. Der 26-Jährige ist für seinen Trainer die personalisierung von Opferbereitschaft. «Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Spieler, der in einem heiklen Moment ohne zu Zögern einen Hammer-Slaphsot von Petr Sykora blockt. Ein solche Aktion kann denselben Impuls geben wie ein Tor», sagt Biel-Trainer Kevin Schläpfer über Philipp Wetzel. Wohlwissend, dass er mit dem ehemaligen SCB-Junior wohl einen Prototypen eines Unsung Heros in ­seinen Reihen zählen darf. Wetzel sei für ihn die Personalisierung des ­Begriffs Opferbereitschaft: «Das ist Balsam auf meine – ja auf jedes ­Trainers Seele.» Ein früherer Mitspieler sagte vor einigen Monaten im ­Zusammehang über Lohnvariablen im Eishockey sogar: «Wenn du ein Spielertyp wie Wetzel bist, der auch noch viele Tore schiesst – dann bist du ein gemachter Mann.» Schade also für Philipp Wetzel, dass seine Torproduktion bislang bescheiden bleibt. Ein Tor (und fünf Assists) war es in dieser Regular Season, vier in der letzten. Es wäre ja nicht so, dass ihm das Skoren verboten w ­ urde. «Er kann offensiv noch mehr aus sich herausholen», weiss Trainer Schläpfer und ergänzt: «Mit dem Defensiv-Part alleine ist es heute nicht mehr getan.» Auch Wetzel selbst ist überzeugt, dass er gegen vorne noch mehr bringen kann: «Natürlich möchte auch ich Tore schiessen, natürlich kann und will ich in diesem Bereich noch besser werden. An erster Stelle kommen bei mir

aber die defensiven Aufgaben.» Unter dem Strich wachse jeder Hockeyspieler in eine Rolle hinein. Dass er mit seinen 98 Kilogramm auf 196 cm in seiner aktuellen gut aufgehoben ist, zeigt er Abend für Abend. «Manchmal tut es am nächsten Tag schon ziemlich weh», gibt der Stürmer zu. Dass er dafür nicht mit medialer Aufmerksamkeit belohnt wird, ist für ihn aber weder schlimm noch unverständlich. «Als kleiner Bub habe auch ich immer die Spieler wahrgenommen, die Tore geschossen und die gespielt haben.» Wertschätzung für seine Arbeit erhalte er von seinem Trainer und den Mitspielern genug. Zum Beispiel damit, dass eines seiner eher raren Tore von den Kollegen umso mehr bejubelt wird. Umgekehrt erhalte ein Skorer mehr Aner­ kennung, wenn er einmal einen harten Schuss blockt. «So geht das halt. Hockey ist kein Sport in dem man sich gegenseitig ‹Merci› sagt.» Philipp Wetzel ist also in seiner Rolle zuhause. Dass er sie lieben gelernt habe, stimme allerdings nur bedingt. «Passender wäre, dass ich fast nichts anderes kenne. Wenn es in einer Partie ruppig zu und her geht, dann komme ich viel besser ins Spiel», erklärt er. Und auch wenn er sich als Teamsoldaten und seine Stärken im harten Spiel sieht, ist ihm das Tor lieber als der gute l Check – Letzteres ist die Arbeit, Ersteres das Vergnügen.

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#96 Damien Brunner



#21 Jaroslav Bednar



NL A Top Scorer

Und wieder darf Fa Obwohl er einst zu den ganz grossen Talenten gezählt wurde, hat Rico Fata (32) in seiner langen Karriere sein Glück nie ganz gefunden. In dieser Saison wurde er nun Top Scorer von Genf-Servette. Doch angesichts der Tatsache, dass er mit seinem Team die Playoffs verpasste, ist dieser Titel nicht mehr als ein Trostpreis. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller

Rico Fata ist ein Grund für Servettes schwierige Saison. Was keineswegs abwertend gemeint ist. Sondern als Kompliment. Servette verlor bereits am 23. September 2011 im Spiel gegen Fribourg seinen Topskorer Toni Salmelainen. «Das hat dazu geführt, dass Rico Fata unser wichtigster ­Offensivspieler wurde», sagt Trainer Chris Mc­ Sorley. Er hatte Rico Fata nicht als möglichen Top Scorer geholt. Sondern als Ergänzungs- und Ener­ giespieler. Die Rolle, die der kanadisch-italieni­

sche Doppelbürger mit den schnellen Füssen und den hölzernen Händen am besten spielt. Servette hätte locker die Playoffs erreicht, wenn wir an dieser Stelle die Geschichte des Top Scorers Toni Salmelainen erzählen könnten – wir hätten dann

CHF 6600.– 44


Rico Fata

ata kein Held sein Rico Fata in der Rubrik «Unsung Hero» gewür­ digt. Denn im Grunde ist er genau das. Es brauch­ te schon eine Krise, um aus einem unbesungenen Helden einen Topscorer zu machen.

Einst in der Liga von Gagne, Gomez oder Richards Eigentlich hätte Rico Fata ja ein Star werden sollen. Die NHL-Scouts haben ihn einst höher eingestuft als die heutigen NHL-Millionäre Simon Gagne, Scott Gomez oder Brad Richards: Die Calgary Flames sicherten sich die Rechte an Fata 1998 bereits in der 1. Runde mit der Nummer 6. Doch zu einer grossen Karriere hat es nicht gereicht: 230 Spiele in der NHL (27 Tore/36 Assists) und häufige Rückversetzungen ins Farmteam. Der Wechsel nach Europa im Sommer 2006 war das logische Resultat des Scheiterns in Nordamerika. Sein Glück hat Rico Fata auch in Europa nicht ganz gefunden. Mannheim verlängerte seinen Vertrag nicht mehr und das gleiche Schicksal ereilte ihn auch in Biel. Obwohl er drei Jahre hintereinander mit der Verlässlichkeit eines Uhrwerks seine Punkte produziert hatte: 37, 31 und 34 Punkte zwischen 2008 bis 2011. Biels Sportchef und Trainer Kevin Schläpfer wollte in seinem Team im Früh­ jahr 2011 ein paar Wechsel und holte deshalb neue Aus­ länder. So hat Chris McSorley auf dem Transferwühltisch

Rico Fata

Persönlich: 12.02.1980, 180 cm, 91 kg Stürmer, schiesst links 2006/2007: NHL, Washington Capitals 10 Spiele 1 T. 1 As. 2 Pt. 2 PIM 2006/2007: DEL, Mannheim Eagles 40 Spiele 10 T. 14 As. 24 Pt. 20 PIM 2007/2008: DEL, Mannheim Eagles 58 Spiele 7 T. 16 As. 23 Pt. 69 PIM 2008/2009: NL A, EHC Biel 60 Spiele 29 T. 24 As. 53 Pt. 62 PIM 2009/2010: NL A, EHC Biel 56 Spiele 18 T. 21 As. 39 Pt. 44 PIM 2010/2011: NL A, EHC Biel 51 Spiele 14 T. 25 As. 39 Pt. 16 PIM 2011/2012: NL A, HC Genève-Servette 50 Spiele 17 T. 16 As. 33 Pt. 26 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

eine Rolex gefunden: Rico Fata. Einen Ausländer für brutto weniger als 300 000 Franken – ein ­ausländischer Arbeitnehmer kostet in der Regel eine halbe Million brutto. Rico Fata ist also der «billigste» NL A-Teamtop­ scorer. Was sich aber auf den Preis und nicht auf die Leistung bezieht. Er dürfte sogar der auslän­ dische Arbeitnehmer mit dem besten Preis/Leis­ tungsverhältnis der Liga sein. Der spektakuläre Fräser ist auf dem ersten Meter immer noch schneller als jeder Gegenspieler und er reisst bei seinen Rushes immer wieder Lücken in die gegnerischen Abwehrreihen. Lücken für Toni Salmelainen. Aber eben: Der Finne fiel früh und zu lange aus und so musste Rico Fata auf

eigene Faust skoren. Das fällt dem leidenschaft­ lichen Kämpfer nicht ganz leicht. Weil seine Füsse schneller sind als seine Hände und weil er dann, wenn es wirklich darauf ankommt, zu viel will und sich verkrampft. Vielleicht illustriert nichts so sehr sein Schicksal wie das zweitletzte Qualifikationsspiel: In der 34. Minute gelingt Rico Fata gegen die Kloten Flyers das 3:0 in Unterzahl (!). Ein Sieg in dieser Partie hätte Servette in die Playoffs gebracht. Aber wieder darf er kein Held sein. Servette verliert am Ende 4:6 und muss in die Playouts. Die Hockey­ götter meinten es diese Saison nicht gut mit ­Servette und Rico Fata. Der Titel des Team-Top­ scorers ist eher ein Trostpreis. l

Unsung Hero: Marc Gautschi Marc Gautschi (29) hat in seiner Karriere nicht Millionen verdient. Aber er hat Land und Leute kennen gelernt. Von Langnau aus ist er zu einer ansehnlichen Tour de Hockey aufgebrochen: Bern, Lausanne, Basel, Zug, Kokkola (Finnland), Bern, Biel, Langenthal, Bern, Ambrì und nun auf diese Saison hin Genf. Der Vertrag bei Servette ist so etwas wie eine späte Adelung des Verteidigers: Servette-General Chris McSorley hat ein gutes Gespür für Spieler, die an anderen Orten unterschätzt worden sind. Der Kanadier musste nach den Abgängen von John Gobbi, Robin Breitbach und Martin Höhener die blaue Linie wieder besetzen und holte den eigenwilligen Emmen­ taler. Tatsächlich ist Gautschi bei Servette bald Stammverteidiger geworden. Dass er in der Schlussphase der Qualifikation wegen einer ­Gehirnerschütterung ausgefallen ist, dürfte ei­ ner der vielen Gründe für die schwierige ­Saison der Genfer sein. «Marc kann das Spiel sehr gut lesen und sich an ein taktisches Konzept ­halten» rühmt Bandengeneral Chris McSorley seinen braven Defensivsoldaten. So mache Gautschi fehlendes Talent mehr als wett. Der bisher interessanteste Arbeitgeber Gaut­ schis war der Hockeyklub Hermes in der finni­

schen Kleinstadt Kokkola, rund 500 Kilometer nördlich von Helsinki. Gautschi war noch nicht ganz 20 Jahre alt, als er auf Empfehlung des ehemaligen Langnau-Trainers Wassili Tichonow in die zweite finnische Liga kam. Dort bewährte er sich eine ganze Saison lang (43 Spiele/3 Tore, 13 Assists) als einziger Ausländer im Team bei rund 1000 Franken Monatslohn. Finnlands zweithöchste Spielklasse, die «Mestis-Liiga», ist eine Ausbildungsliga, die meisten Spieler sind nicht älter als 22 und spekulieren auf einen ­Vertrag bei einer der grossen Mannschaften in Tampere, Turku oder Helsinki. Aus der ganz grossen Karriere ist zwar nach der Rückkehr in die Schweiz im Sommer 2003 nichts geworden. Aber inzwischen hat er sich der ­ehemalige Junioren-Internationale in unse­ rer höchsten Spielklasse schon in 283 Spielen (8 Tore/36 Assists) bewährt. Keine schlechte Karriere für einen unbesungenen Helden. l

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NL A Top Scorer

Noreau maximus! Text: Foto:

Kurt Wechsler, Andy Maschek Pius Koller

Das lateinische Wort «magnus» heisst auf Deutsch gross, stark, bedeutend, wichtig. Der Superlativ heisst «maximus» und wird dann als «der Grösste» übersetzt – was perfekt zu Maxim Noreau passt. Denn seit der Saison 2002/2003 werden die PostFinance Top Scorer zu Gunsten des Nachwuchses gekürt, und in diesen Jahren ist es erst zwei Verteidigern gelungen, beste Scorer ihres Teams zu werden: Petteri Nummelin (Lugano) und Mike Gaul (Gottéron) in jener ersten Saison.

Maxim Noreau

Persönlich: 24.05.1987, 180 cm, 87 kg Verteidiger, schiesst rechts 2006/2007: QMJHL, Victoriaville Tigres 75 Spiele 19 T. 54 As. 73 Pt. 114 PIM 2007/2008: AHL, Houston Aeros 50 Spiele 8 T. 8 As. 16 Pt. 48 PIM 2007/2008: EHCL, Texas Wildcatters 2 Spiele 0 T. 3 As. 3 Pt. 0 PIM 2008/2009: AHL, Houston Aeros 97 Spiele 18 T. 32 As. 50 Pt. 51 PIM 2009/2010: AHL, Houston Aeros 76 Spiele 18 T. 34 As. 52 Pt. 60 PIM 2009/2010: NHL, Minnesota Wild 1 Spiele 0 T. 0 As. 0 Pt. 0 PIM 2010/2011: AHL, Houston Aeros 100 Spiele 12 T. 54 As. 66 Pt. 81 PIM 2010/2011: NHL, Minnesota Wild 5 Spiele 0 T. 0 As. 0 Pt. 0 PIM 2011/2012: NL A, Ambri-Piotta 44 Spiele 7 T. 23 As. 30 Pt. 22 PIM

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Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Maxim Noreau kam auf diese Saison hin zum HC Ambrì-Piotta, spielte und skorte. Und dies so gut, dass der 24-jährige Kanadier, der Mark Streit verehrt, als erst dritter Verteidiger bester Scorer einer NL A-Mannschaft wurde. «Ich hätte nie erwartet, dass mir dies auch gelingt», sagt Offensivverteidiger Noreau. «Es ist grossartig, diese Auszeichnung zu erhalten.»

«Ich sehe doch, was hier los ist!» Spass hat er auch bei Ambrì, auch wenn die Playoffs verpasst wurden. «Ich liebe es, hier in der Schweiz zu sein», sagt der exzellente Läufer mit dem offensiven Temperament. Dass er in der Leventina so einschlug, sorgte natürlich auch bei anderen Klubs für Interesse. «Ja klar, ich sprach mit anderen Klubs und es war aussergewöhnlich und unangenehm für mich, dies während der Saison zu tun», gesteht Noreau. «Aber ich habe mit meiner Familie entschlossen, dass wir in Ambrì bleiben wollen, auch wenn ich ­anderswo mehr hätte verdienen können. Ich sehe doch, was hier los ist. Ich liebe die Kultur mit


Maxim Noreau

! dem Stadion und der Atmosphäre hier. Die Fans sind einmalig und treu.» So unterschrieb Noreau für weitere drei Jahre, was natürlich auch Trainer Kevin Constantine, mit dem er schon in der AHL zusammen gearbeitet hatte, freute: «Maxim hat seinen Job definitiv sehr gut gemacht – vor allem wenn man berücksichtigt, dass er sein erstes Jahr in der Schweiz gespielt hat.» Gemäss Constantine sei vor allem das Leben, die Rolle neben dem Eis eine Herausforderung für Noreau gewesen: «Das war neu für ihn. Er kam ruhig ins Team, war verhalten, wie es so ist, wenn man in ein ‹anderes Haus kommt›. Seit er die Kultur verstanden und die Spieler kennengelernt hat, übernimmt er auch mehr Verantwortung und verbringt nach den Trainings Zeit mit den­ jungen Spielern, die sich gerne von ihm belehren lassen und davon ­profitieren.»

für mich deswegen aber nicht abgeschlossen. Ich will Ambrì helfen, die Playoffs zu schaffen. In drei Jahren bin ich 27 Jahre und habe vielleicht immer noch eine Chance, in die NHL zu wechseln.» Dass dies geht, hat ja auch Mark Streit bewiesen, der mit 28 Jahren von den ZSC Lions zu den Montréal Canadiens gewechselt ist. Und genau diesen Mark Streit, mittlerweile Captain der New York

Islanders, verehrt Noreau: «Die Schweiz hat auch dank ihm ein gutes Hockey-Image in Montréal und in der NHL! Ich bin als Montréal-Fan aufgewachsen und schaue jeden Morgen die Zusammenfassungen der NHL-Spiele an. Ich will sehen, was Mark gemacht, wie er gespielt hat. Er ist ein sehr konstanter Spieler, der jedes Spiel seine TopLeistung abruft. Ich möchte so sein wie er!» l

Unsung Hero: Julian Walker Vor vier Jahren kam der ehemalige SCB-Junior Julian Walker von Basel zum HC Ambrì-Piotta. Nach dieser Saison verlässt der harte Arbeiter mit dem harten Schuss das Tessin in Richtung Genf – als Nationalspieler.

NHL nicht abgeschrieben In der NL A hat Noreau also eingeschlagen, in der NHL (noch) nicht; dort hat er es bisher auf sechs Einsätze für Minnesota gebracht. Ist der Dreijahres­ vertrag – ohne Ausstiegsklausel – also das Ende aller NHL-Träume? «Es war schon nicht einfach, einen Vertrag ohne Klausel zu unterschreiben, aber ich habe mich dazu ent­ schlossen», erklärt Noreau. «Das Thema NHL ist

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Im November war es so weit. Julian Walker wurde von Nationaltrainer Sean Simpson für den Deutschland-Cup aufgeboten und kam zu seinen ersten zwei Länderspielen. «Ich habe vorher zwar nie darauf geschaut, aber es war schon schön und auch die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Es gibt Mut, auf diese Art und Weise weiterzumachen und sich weiterhin Mühe zu geben», sagt er. Julian Walker war in dieser Saison mit seinen 19 Skorerpunkten einer der produktivsten ­Spieler bei Ambrì, stand aber dennoch nie im Rampenlicht. «Ich suche das auch nicht unbedingt. Auch wenn es natürlich schön ist, geehrt zu werden und Komplimente zu erhalten», erklärt Walker. Deshalb tut es ihm auch gut, dass er von SLAPSHOT zum «Unsung Hero» seines Teams bestimmt wurde. «Es macht mir auch Spass, von Jahr zu Jahr mehr Verantwortung übernehmen zu können. Aber das darf man auch erwarten und habe auch ich von mir selber erwartet.» Lob erhält er auch von Trainer Kevin Constantine: «Julian hatte letzte Saison etwas Mühe und haderte mit dem Selbstvertrauen. Das hat er wieder gewonnen und so macht er einen guten Job mit Leadership und ist auch torgefährlich. Zudem hat er sich auch im Boxplay stark ver­ bessert.» Umso bitterer ist es für Constantine und Ambrì, dass Walker den Klub im Frühling in

Richtung Genf verlässt. «Das ist frustrierend», sagt der ­Trainer. «Er kämpft für das Team, gibt alles und ist einer unserer besten Spieler. Wir versuchten natürlich, ihn zu behalten, denn wir mögen es ganz und gar nicht, solche Spielertypen zu ­verlieren.» Doch Julian Walker hat sich seinen Entscheid gut überlegt und nimmt die Herausforderung Servette an. Er habe vier schöne Jahre in der Leventina verbracht, hätte sich auch vorstellen können, bei Ambrì zu bleiben. «Aber ein Wechsel dient auch dazu, den Mut zu haben für eine Abwechslung, etwas Neues zu erleben. Es ist eine neue Herausforderung, die auf mich ­wartet. Zudem lerne ich einen anderen Teil der Schweiz kennen.» Dass sein ehemaliger Teamkollege Adrian Brunner auf diese Saison wohl mit ähnlichen Absichten vom Tessin in die Westschweiz gewechselt hat, von ServetteCoach Chris McSorley aber auf Eis gelegt, nie lizenziert und dann während der Saison zum SCB transferiert wurde, wo er aber ebenfalls keine gewichtige Rolle spielte, mache ihm jedoch keine Angst: «Es liegt ja einzig und allein an mir selber, mich durchzusetzen. Letztlich muss ich mir meinen Platz erkämpfen. Natürlich will ich dieses Ziel auch verwirklichen. Es ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme. Wir werden dann sehen, was passiert.» l

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NL A Top Scorer

Die achte Krönung Stacy Roest als Mann mit dem gelben Helm – an dieses Bild haben sich die Lakers-Fans längst gewöhnt. Neun Regular Seasons hat der Kanadier in Rapperswil-Jona gespielt, achtmal war er der beste Scorer des Teams. Eine brillante Bilanz!

Text: Foto:

Andy Maschek Pius Koller

Während fast einem Jahrzehnt war Roest der Star am oberen Zürichsee. Egal, ob die Lakers die Meisterschaft mit mehr oder weniger Erfolg ­bestritten – Roest war der eifrigste Punktesammler. Einzig in der Saison 2005/2006 war er «nur» zweitbester Skorer; damals stand ihm Christian Berglund teamintern vor der Sonne und erreichte Roest in der Qualifikation lediglich 35 Skorerpunkte. Es war seine geringste Ausbeute für die Lakers – bis zu dieser Saison, in der er in der Qualifikation 28 Skorerpunkte realisierte.

«Es gibt keine Entschuldigung» «Zu Beginn der Saison hat man gemerkt, dass ihm Niklas Nordgren fehlte, der sehr gut zu ihm gepasst und viele Pucks ausgegraben hat», liefert Lakers-Coach Harry Rogenmoser eine Erklärung für die ungewohnt tiefe Punkteproduktion ­Roests. «Nach dem Abgang von Nordgren mussten wir einen Spieler finden, der gut mit Stacy har­ moniert und das hat gedauert. Aber mit ­Jordy Murray ergab sich dann eine sehr gute Lösung.» Etwas kritischer geht Roest selber mit sich ins Gericht: «Es gibt keine Entschuldigung. Ich weiss, dass ich nicht mein bestes Eishockey gespielt habe.» Doch je länger die Saison dauerte, desto mehr steigerte sich Roest. «Es ging Schritt für Schritt aufwärts mit ihm», sagt Coach Rogenmoser. «Er ist in der Lage, die Mannschaft zu stabili­ sieren, ist wohl der Bully-König der gesamten

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Stacy Roest

g Stacy Roest

Persönlich: 15. März 1974, 177 cm, 81 kg Stürmer, schiesst rechts 2006/2007: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 47 Spiele 15 T. 41 As. 56 Pt. 42 PIM 2007/2008: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 54 Spiele 16 T. 41 As. 57 Pt. 40 PIM 2008/2009: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 56 Spiele 19 T. 50 As. 69 Pt. 50 PIM 2009/2010: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 56 Spiele 20 T. 44 As. 64 Pt. 28 PIM 2010/2011: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 60 Spiele 15 T. 44 As. 59 Pt. 22 PIM 2011/2012: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 45 Spiele 7 T. 21 As. 28 Pt. 10 PIM

Stand Ende Regular Saison 25.02.2012

Liga, in der Defensivarbeit stark und bildet mit Jordy Murray ein starkes Duo. Zudem ist er auch im fortgeschrittenen Alter ein grosses Vorbild, was den Einsatz und den Fleiss betrifft.» Und was ist mit dem immer wieder zu vernehmenden ­Vorwurf, dass Stacy Roest kein Teamplayer, sondern ein Egoist sei? «Dieser Ruf ist ihm voraus­ geeilt», sagt Harry Rogenmoser. «Aber ich stellte das nie fest.»

Die Nummer 3 der Söldner Mittlerweile ist Stacy Roest 38 Jahre alt und seine Karriere neigt sich dem Ende entgegen. Er brachte es auf 247 NHL-Spiele (28 Tore, 48 Assists) für ­Detroit und Minnesota, war aber vor allem in ­Rapperswil-Jona, eine fixe Grösse – in der Liste der dienstältesten Söldner liegt er mit seinen neun Rappi-Saisons jetzt auf Rang drei. Nur Kimmo ­Rintanen (elfte NL A-Saison in Serie) und Sébastien Bordeleau (zehnte Saison) waren noch treuer. Wenn jemand so konstant seine Tore schiesst und Assists realisiert wie Roest, werden natürlich bei anderen Klubs Begehrlichkeiten geweckt. Doch der Kanadier blieb standhaft und sagt: «Ich bin nicht der Spieler, der immer wieder den Klub wechselt, das zeigt meine Vergangenheit. Ich ­liebe die Kontinuität.» Diese Kontinuität kam den Lakers in Form von Skorerpunkten zu Gute. Wie aber sieht es in der Zukunft aus? Roests Vertrag läuft aus und mit ­seinen 38 Jahren steht er vor dem Karrierenende. «Nach der Saison werde ich sehen, wie ich mich

körperlich und mental fühle, wie es meiner Frau und unseren zwei Kindern geht – dann wird es einen Entscheid der ganzen Familie geben», ­erklärt Roest. Während langer Zeit schien es, als sei das Ende der Beziehung Roest/Lakers fix. Nun könnte es aber doch noch eine Fortsetzung, ein

zehntes Jahr geben. «Wir sind zusammen ge­ sessen und haben gesagt, dass wir nach der ­Saison entscheiden», erklärt Trainer Rogenmoser, der zugleich auch Sportchef der Lakers ist. «Zuletzt war seine Formkurve stark steigend, ­ ­deshalb ist alles offen.» l

Unsung Hero: Cyrill Geyer Wenn man wie die Lakers eine Saison lang am Tabellen­ ende rumseucht, ist es für Mannschaft und Trainer schwierig. Umso besser ist es für alle, wenn man j­ emanden wie den Verteidiger Cyrill Geyer im Team hat. Cyrill Geyer hat einst das Abc des Eishockeys beim EHC Chur gelernt, verteidigt nun aber seit 2002 für Rapperswil-Jona. Der 31-Jährige ist kein Blender, kein Schillerfalter, sondern ein ruhiger und verlässlicher Defensivverteidiger, ­ der nach bestem Wissen und Gewissen seine Arbeit erledigt. Er erfüllt so perfekt die An­ forderungen an einen «Unsung Hero». «Er ist ein Spieler, der immer die Leistung bringt, die man von ihm erwartet», sagt Coach Harry Rogenmoser über Geyer. «Er ist immer top eingestellt und vorbereitet, stellt sich in den Dienst der Mannschaft, ist sich nicht zu schade, sich in die gegnerischen Schüsse zu werfen und knallhart. Kurz gesagt: Er ist extrem mannschaftsdienlich.» Wertvoll sei Geyer aber auch bei der Entwicklung der Spieler, so zum Beispiel in der laufenden Saison, in der er den Verteidiger Marc Geiger (25) ans geforderte Niveau der NL A heranführt. Cyrill Geyer hat in seinen bisher zehn Saisons in Rapperswil viel erlebt. Erfolgreiche Zeiten mit der Qualifikation für die Playoff-Viertelfinals (2003, 2005, 2007, 2008) oder dem absoluten Highlight 2006, als die St. Galler in den Viertelfinals den EV Zug eliminierten und erst im Halbfinal am HC Davos scheiterten. Dazu kommen die insgesamt 21 Berufungen in die Schweizer Nationalmannschaft, wo Geyer ein Tor und zwei Assists realisierte. Es gab aber auch die ande-

ren, schwierigen Zeiten mit vielen Niederlagen, Playouts und Existenzkampf – jetzt verpassten die Lakers bereits zum vierten Mal in Folge die Playoffs. Dass die Lakers auch in diesem Jahr diese Eis­ hockey-Festzeit nur als Zuschauer erleben, hat nichts mit Cyrill Geyer zu tun. Auch in der ­Garderobe erfülle er seine Rolle, so Rogenmoser. «Er ist kein Lautsprecher, kein Brüller – aber sein Wort hat bei der Mannschaft Gewicht.» Nicht zuletzt weil Cyrill Geyer immer das von ihm erwartete Niveau bringt und ein ehrlicher Arbeiter ist, wurde er im Januar 2011 als Nachfolger von Loïc Burkhalter zum Captain der Lakers bestimmt. Er sei darüber sehr über­ rascht, sagte Geyer, der seit dem Juniorenalter nie mehr Captain einer Mannschaft gewesen war, damals. Trotzdem habe er nicht lange überlegen müssen: «Für mich war schnell klar, dass ich das Amt übernehmen werde.» Wie schon damals mussten die Lakers auch in dieser Saison wieder sportlich unten durch. Schon vor einem Jahr hatte Geyer erklärt, dass die älteren Spieler in schwierigen Zeiten mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung übernehmen müssten. Das ist heute nicht anders. Die Geschichte scheint sich in RapperswilJona zu wiederholen – so wie Cyrill Geyer wiederholt mit soliden Leistungen aufwartet. l

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Das Interview

ÂŤLieber Hockey 50


Kevin Schläpfer Kevin Schläpfer ist Biels Hockeygott. Er sagt, wie er die Mannschaft führt, enthüllt, wie er aus Biel ein Playoffteam gemacht hat und warum es Spieler gibt, die seinen Führungsstil nicht aushalten. Und er versucht zu verstehen, warum seine zwanzigjährige Freundschaft mit Kent Ruhnke zerbrochen ist. Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller

Warum hat es diese Saison im Gegensatz zum Vorjahr für die Playoffs gereicht? Wir hatten zwar nie eine lange Siegesserie. Aber was noch wichtiger ist: Wir sind auch nie in eine Krise geraten. Weil wir gelernt haben, Partien zu gewinnen, ohne unser bestes Hockey zu spielen. Wir sind nach Niederlagen gerade in der Schlussphase immer wieder aufgestanden. Sehr grossen Anteil daran hat unser Goalie Reto Berra. Er hat uns so oft im Spiel gehalten und für uns Spiele gewonnen. Warum war das in dieser Saison so und ­warum nicht schon ein Jahr früher? Was hat die Differenz gemacht? Torhüter Reto Berra und die ganze Mannschaft. Einzelne Spieler sind besser geworden. Ich sagte unseren Jungs vor der Saison: Die Transfers alleine machen uns nicht stärker. Wir werden nur besser sein, wenn jeder einzelne besser wird. Und warum sind so viele Spieler besser geworden? Wir haben hart gearbeitet und sehr viel verlangt. Ich kann die Spieler fordern und ich habe beispielsweise Thomas Wellinger gesagt, dass ich ihn nicht nach Biel geholt habe, damit er bei uns eine schöne NL  A-Saison hat. Ich habe ihm klar gemacht, dass ich erwarte, dass er sich bei uns zu einem der besten Spieler der Liga entwickelt. Als ich Clarence Kparghai holte, erklärte ich ihm, dass ich ihn im Nationaldress sehen will. Wenn wir einen Spieler holen, dann verlange ich von ihm, dass er uns hilft, als Mannschaft besser zu w ­ erden. Im Gegenzug bin ich gewillt, jedem eine Chance zu geben und Fehler zu verzeihen. Wenn es mir nicht gelingt, die Spieler besser zu machen, dann haben wir in Biel keine Chance. Weil wir nicht das Geld haben, um Stars einzukaufen. Sie sind ja auch Sportchef und Sie haben ein erstaunliches Gespür für Spieler. Aus der

NL  B haben sie beispielsweise Anthony Huguenin oder ­ Clarence Kparghai geholt und zu NL A-Verteidigern gemacht. Ich hole nur dann einen Spieler aus der NL B, wenn ich sehe, dass er noch Reserven hat und wenn ich das Gefühl habe, er könne noch mehr. Worauf achten Sie? Auf Talent, auf Schlauheit, auf die Fähigkeit, das Spiel lesen zu können, auf seinen Mut und seine Lust zum Risiko. Dann bin ich sicher, dass wir den Rest im Training erarbeiten können. Ich war ja auch einer, der vom Talent und der Schlauheit gelebt hat. Deshalb hat Todd Elik auch immer gerne mit mir gespielt. Manchmal erkenne ich mich in einem Spieler wieder – und dann hole ich ihn natürlich. Aber Biel hatte gerade deshalb Erfolg, weil jeder nicht zu viel riskiert und primär defensiv denkt und spielt. Sie haben ­ während der Qualifikation weniger Tore zuge­lassen als Zug. Es stimmt, wir spielen defensiv. Sobald der Gegner die Scheibe hat, wechseln wir auf ein 1-1-3-System. Aber wenn wir im Scheibenbesitz sind, dann fordere ich meine Spieler auf, frech zu sein und etwas zu riskieren. Ich sage schon mal zu Tschantré, er solle den Zauberstab sprechen lassen und einmal habe ich Haas aufgefordert, endlich einen Trick zu probieren. Und tatsächlich hat er ein paar Einsätze später mit einem Trick ein Tor erzielt. Wichtig ist, dass jeder lernt, wann es Zeit ist, sich auf das Defensivspiel zu konzen­ trieren und wann es Zeit ist, den Zauberstab auszu­packen. Es darf niemals sein, dass es ein Spieler vor lauter taktischem Gehorsam nicht mehr wagt, sein Talent zu gebrauchen. Warum erreichen Sie die Spieler so gut? Vielleicht weil ich gerne Kinder habe. Ich habe schon immer sehr gerne mit Junioren gearbeitet. Es ist für mich das Schönste, wenn ich sehe, dass ich Freude vermitteln kann und der Leistungswille der Spieler beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

ygott als Hockeyflop»


Das Interview Die Jungen sind also nicht verweichlicht? Nein, ganz und gar nicht. Aber die Jungen verlangen Erklärungen. Wenn ich einem Spieler genau sagen kann, warum er dies und das machen und dafür «secklen» muss, dann tut er es. Wenn ich es selber nicht weiss, dann tut er es nicht. Und Sie wissen es? Ich glaube, die Spieler spüren, dass ich weiss, was es braucht, um weiter zu kommen. Meine Glaubwürdigkeit gegenüber den Spielern ist gross. Wenn ich sage: So jetzt rennen wir mit dem Kopf voran durch die Wand, dann tun sie es. Die Spieler glauben mir, was ich sage. Warum? Es ist ein Nehmen und ein Geben. Ich will es Ihnen an einem Beispiel erklären: Wenn einer zu mir

kommt und fragt, ob er ein Training auslassen ­dürfe, weil er eine Einladung ans Tennisturnier in Basel hat und Roger Federer spielen sehen möchte, dann erlaube ich ihm das. Aber ich erlaube das nur, weil ich ganz genau weiss, dass dieser Spieler dann noch härter arbeitet. Denn er spürt, dass er mir ­etwas zurückgeben muss, und dass ich von ihm für diesen Urlaub noch mehr Leistung erwarte. Freiheit geben ja, aber nur dann, wenn es geschätzt wird. Vielleicht ist die Erklärung dafür ja das, was wir Charisma nennen. Sie haben Charisma. Ob ich Charisma habe, kann ich nicht beurteilen. Es geht mir um etwas anderes: um menschliche Werte. Darunter verstehe ich Ehrlichkeit und ­Toleranz. Darunter verstehe ich Loyalität: Keiner nützt es aus, wenn ich etwas gebe. Ich denke, das wissen meine Spieler.

Das geht mit gutem Zureden und ohne dass Sie toben müssen? Manchmal muss ich toben. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Ahren Spylo kam vor dem Spiel, das wir in Langnau 3:2 gewonnen haben, nicht rechtzeitig aus dem Bett. Wir mussten ihn wecken und er verpasste das Aufwärmtraining. Obwohl wir gewannen und obwohl er gut gespielt und ein Tor erzielt hatte, tobte ich nach dem Match. Ich hatte ihm erlaubt, in der Altjahrswoche frei zu nehmen und in Amerika ein Hochzeitsfest zu ­feiern. Und nun liess er die Mannschaft gleich im ersten Spiel nach der Weihnachtspause hängen. Das konnte ich nicht akzeptieren. Aber Konsequenzen hatte die ganze Sache für Ahren Spylo keine? Nein. Aber er wusste nach diesem viertelstün­ digen Zusammenschiss, was es geschlagen hat. Sie tobten eine Viertelstunde lang? Na ja, für mich war es eine gefühlte Viertelstunde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie richtig böse sein und toben können. Ich bin auch nicht böse. Anstand muss gerade auch dann sein, wenn ich einen hochroten «Grind» und ­einen Puls von 200 habe. Auch wenn ich noch so ausser mir bin, gehe ich nie unter der Gürtellinie. Welche Ausdrücke verwenden Sie denn, um Ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen? Ich beleidige niemals einen Spieler und wenn ich das Gefühl habe, zu weit gegangen zu sein, dann kann ich mich dafür auch entschuldigen und eingestehen, dass ich zu weit ­gegangen bin. Aber welche Wörter verwenden Sie? Nie persönlich beleidigende Worte. Höchstens Hockeybeleidigungen wie «fucking pussy». Sie schonen auch die Stars nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Ich muss gerade jene Spieler hart anpacken, die am Ende des Monats mehr Geld im Portemonnaie haben. ­Diese Spieler verdienen mehr, weil wir von ihnen mehr verlangen dürfen. Gestatten Sie mir eine böse Bemerkung: In Biel müssen Sie demnach öfters die auslän-

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Kevin Schläpfer dischen Spieler hart drannehmen. In welcher Sprache tun Sie das? Ich rede vor versammelter Mannschaft immer Englisch. Damit meine ausländischen Spieler alles verstehen und sich nicht ausgeschlossen fühlen. Sie sind schliesslich die wichtigsten Spieler. Alle halten das nicht aus… Sie meinen Mario Scalzo? Ja, er hat die Tasche gepackt und ist ge­ gangen. Ja, ich denke, er ist mit mir nicht klargekommen. Was war der Auslöser für den Krach? Er ist im Spiel gegen Kloten einem Schuss aus­ gewichen und der Puck ist im Tor gelandet. Da habe ich getobt. Es kann einfach nicht sein, dass

einer, der dreimal mehr verdient als viele seiner Mitspieler, einem Schuss ausweicht und die Mannschaft im Stich lässt. Er hat meine Zurechtweisung nicht ertragen, in der zweiten Pause hat er die Ausrüstung ausge­zogen und ist gegangen. Man muss mental also robust sein um Kevin Schläpfer «unplugged» auszuhalten. Ja natürlich. Das erwarte ich von meinen Spielern. Man soll nicht gleich wegen ­jedem «Seich» weinen. Wer im Hockey drin ist, soll ein bisschen robust und im Nehmen hart sein. Nicht nur körperlich. Auch ­mental. Vieles findet ja im Kopf statt. Ich erwarte, dass man mit meiner harten, aber ehrlichen Kritik umgehen kann. Gehen Sie eigentlich mit den Spielern in den Ausgang? Stürzen Sie vielleicht sogar hin und wieder mit den Spielern ab? Ausgang ja, abstürzen ist völlig unmöglich. Ich trinke keinen Schluck Alkohol. Auch nicht zur Feier der Playoffquali­ fika­ tion? Nein, keinen Schluck. Ich gehe hin und wieder mit meinen Spielern zum Mittagessen. Meistens

f­ragen mich die Spieler, ob ich nicht mit ihnen ­mitkommen wolle und das freut mich dann jeweils sehr. Machen Sie kein Team-Buildung-Hokus­pokus? Das ist doch heute Mode. Ach was. Wenn ich meine Mannschaft zu­ sammenrufe, dann will ich reden. Dann will ich keine Ablenkung. Sondern Konzentration auf die Sache. Meine Teammeetings sind kurz, aber intensiv, höchstens eine Stunde lang. Etwas anderes ist es aber, wenn wir mal etwas ­ gemeinsam unternehmen. Beispielsweise eine ­ Bootsfahrt mit dem Verwaltungsrat in Begleitung der Frauen und Freundinnen. Dann kann Eis­ hockey nicht das Thema sein. Dann sollen es alle geniessen und nicht noch Reden des Trainers ­hören.

Es gibt Parallelen zwischen Biel und Davos. Beides sind verschworene Einheiten. In Davos geht es gegen die Teams aus dem ­ ­Unterland, in Biel gegen die Liga-Mafia… …ach hören Sie auf mit dem Liga-Mafia-Komplex. Ich habe selber miterlebt, was man in Biel alles durchgemacht hat, bis endlich der Aufstieg gelungen ist. Der Modus war zeitweise so absurd –

«Ich erwarte, dass man mit meiner harten, aber ehrlichen Kritik umgehen kann.» Kevin Schläpfer, Trainer und Sportchef EHC Biel

etwa mit fünf Ausländern in der Ligaqualifikation –, dass tatsächlich das Gefühl aufkommen konnte, die Liga wolle Biel nicht. Aber das hat in der Kabine noch nie eine Rolle gespielt. Wir hatten noch nie das Gefühl, wir seien nicht willkommen oder man sei gegen uns. Die Schiedsrichter sind bei uns beispielsweise gar kein Thema und ich ­kritisiere sie nicht vor meiner Mannschaft oder in der Öffentlichkeit. Das wäre ja nachgerade absurd, wenn Sie über die Schiedsrichter jammern würden.

Wieso? Die Schiedsrichter helfen Biel ja: Ohne den aberkannten regulären Ausgleich der Langnauer und ohne das Phantomtor gegen ­Servette, bei dem der Puck gar nie im Tor ­gewesen war, hätten Sie die Playoffs nicht geschafft. Hören Sie auf mit solchen Unterstellungen. ­Fehlentscheide gleichen sich im Laufe der Saison aus. In Zug wurde auch ein Icing gegen uns gegeben, das keines war und aus dieser Situation heraus kassierten wir drei Sekunden vor Schluss ein Tor zum Ausgleich. Wir gewannen deshalb erst im Penalty-Schiessen und verloren einen Punkt. Wie ist eigentlich Ihre Beziehung zu Arno Del Curto?

Wir sind verschiedene Typen. Aber es kann schon sein, dass wir mit den Spielern ähnlich umgehen. Arno hat mir viel geholfen: Als ich in Biel Trainer wurde, hatte ich das Gefühl, dass Arno das sehr begrüsst, und er hat mich seither immer unterstützt. Als er mir sagte, ich mache einen guten Job, hat mich das fast umgehauen und es hat mir sehr, sehr viel bedeutet. Auch von Chris McSorley habe ich Anerkennung für meine Arbeit ­bekommen. Auch das hat mich sehr gefreut und bedeutet mir viel: Arno und Chris sind Charakterköpfe, die ihren eigenen Weg ­gehen. Was bedeutet es eigentlich, dass Sie in Biel als «Hockeygott» verehrt werden? Nun ja, lieber «Hockeygott» als «Hockeyflop». Es ist mir manchmal schon ein wenig komisch zumute. Beispielsweise wenn die Kinder fragen: Papi, warum sagt man dir Hockeygott? Was sagen Sie dann? Weisst du, Papi hat ein paar Sachen gut gemacht. Aber ich nehme das nicht zu ernst. Aber der Status «Hockeygott» ist nicht zu unterschätzen.

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Kevin Schläpfer Nun, es hilft mir gerade als Schweizer Trainer, wenn ein neuer Ausländer kommt und hört, dass man mir Hockeygott sagt. Wir müssen als Schweizer Coaches gegenüber den Ausländern ja immer noch um Akzeptanz kämpfen. Sie haben Ihren Freund Kent Ruhnke über Jahre hinweg wie einen Hockeygott verehrt. Dann haben Sie ihn in Biel gefeuert, seinen Platz an der Bande übernommen und es ­besser gemacht. Das muss sozusagen ein Orgasmus für Ihr Ego und der Durchbruch für Ihre Trainerkarriere gewesen sein: Die ­Gewissheit, besser zu sein als Ihr Idol. Nein. Zu denken, ich sei der bessere Hockeytrainer als Kent Ruhnke, wäre arrogant. Das gehört sich nicht. Der Durchbruch war für mich etwas anderes: Die Gewissheit, dass ich mit meiner Art über einen längeren Zeitraum hinweg eine Mannschaft führen kann. Gerade Sie haben immer die ­Meinung vertreten, dass ich mit meiner Art für ein paar ­Wochen ein Nottrainer, aber nicht Cheftrainer für eine ganze Saison sein könne. Warum haben Sie diesen Durchbruch geschafft? Weil ich ein gutes Gespür für die Werte im Umgang mit Menschen habe. Ich sehe, dass diese Werte geschätzt werden. Aber man kann diese Werte nicht einfach einfordern. Man muss sie vorleben. Um die Jungen für unseren Sport zu gewinnen, sollten wir die Werte des Hockeys noch viel mehr pflegen und besser verkaufen. Damit die ­Eltern sagen, wir schicken unsere Jungs zum ­Hockey, dort ist ein Wort ein Wort und es gibt ein Ehrgefühl und keine Schwalben. Wir geben uns nach dem harten Kampf die Hand. Hin und wieder sprechen aber auch die Fäuste. Das hat durchaus eine positive Seite. Wenn sich einer nicht nach unseren Wertvorstellungen verhält, dann bekommt er eine Tracht ­Prügel und dann ist die Sache geregelt. Ich möchte noch einmal auf Ihre Freundschaft mit Kent Ruhnke zurückkommen. Hat sie durch die Entlassung gelitten? Sie hat nicht gelitten. Unsere Freundschaft ist zerbrochen. Kent hat sich seit der Entlassung vor zwei Jahren nie mehr bei mir gemeldet. Das tut mir weh. Ich weiss nicht, was los ist. Wir hatten uns ja bei seiner Anstellung genau mit diesem Szenario befasst. Uns war beiden klar, dass ein Scheitern in seine Entlassung ­münden könnte. Wie lange waren Sie vorher mit Kent Ruhnke befreundet? 20 Jahre lang. Er war Gast bei meiner Hochzeitsfeier. Ich hatte ihn während der Qualifikation

Kevin Schläpfer Geboren: 24. November 1969 | Grösse: 184 cm | Gewicht: 90 kg. | Karriere als Spieler: Basel/NLB (1986 bis 88), Lugano (1988 bis 1990), Zug (1990 bis 1992), Olten/ NLA/NLB (1992 bis 1995), Lausanne/NLA (1995 bis 1996). Langnau/NLB (1996 bis 1998). Chur/NLB (199 bis 2000). Biel/NLB (2000 bis 2004), Langenthal/NLB (2004 bis 2006). Stammklub EHC Zunzgen-­­Sissach. | Statistik: 184 Spiele/19 Tore/31 Assists in der NLA, 481 Spiele/140 Tore/305 Assists in der NLB. | Erfolge: Meister 1990 mit Lugano, Aufstieg in die NLA mit Olten, Langnau und Chur. | Karriere danach: Seit 2006 Sportchef in Biel, seit 2010 Sportchef und Trainer. Aufstieg in die NL A als Sportchef, Playoffqualifikation als Sportchef und Trainer. 2009/2010 auch dann vorbehaltslos gestützt, als wir zwölfmal hintereinander verloren. Es gab nie ein böses Wort zwischen uns. Aber als es schliesslich in den Playouts um die Existenz ging, konnte ich nicht anders. Ich musste ihn entlassen. Ich weiss nicht recht, ob ich nun den ersten Schritt auf ihn zu machen sollte oder er. Aber vielleicht will er es nicht. Deshalb halte ich mich zurück. Und

was wird sein, wenn wir uns zufällig begegnen sollten? Es ist komisch. Sie haben mit Biel die Playoffs erreicht. Was ist nun Ihr nächstes Ziel? Ich habe noch eine Vision: Es wäre für mich die Erfüllung aller Träume, mit Biel Meister zu w ­ erden. Eine andere Vision ist schon Wirklichkeit geworden: Als ich vor sechs Jahren in Biel mit meiner Arbeit als Sportchef angefangen habe, war es mein Ziel, mit allen Teams – also auch auf allen Juniorenstufen – in der höchsten Spielklasse vertreten zu sein. Das haben wir inzwischen geschafft. Nun bleibt der Meistertitel als Ziel. Und was würden Sie machen, wenn Sie mit Biel Meister werden sollten? Dann würde ich sofort aufhören und etwas anderes machen. Ein Kapitel in meinem Leben wäre abgeschlossen und ich könnte Biel mit einem guten Gewissen verlassen. Biel hat mir eine Chance als Sportchef und später als Trainer gegeben und das schätze ich sehr. Ich will den Bielern alles so gut wie möglich zurückgeben. l

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Persรถnlich

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Lukas Flüeler

Der Thronfolger vom Pfäffikersee

Nach dem Rücktritt von Ari Sulander wird Lukas Flüeler (23) nächste Saison vollumfänglich die Nachfolge des grössten ZSC-Goalies aller Zeiten antreten. SLAPSHOT hat den Zürcher Oberländer auf dem gefrorenen Pfäffikersee getroffen und mit ihm über Herkunft, Ehrgeiz und den langen Schatten seines Vorgängers und Lehrmeisters gesprochen.


Persönlich seinen Zögling als Backup und kann sich guten Gewissens auf den kommenden Sommer freuen, den er als frischer Eishockeyrentner zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder so richtig ­geniessen darf. Er verlässt die ZSC Lions als lebende Goalie-Legende, so wie einst Olivier Anken in Biel, Renato Tosio beim SCB oder Reto Pavoni bei den Kloten Flyers. Für Lukas Flüeler beginnt dagegen die Zeit, in der er aus dem langen Schatten seines Vorgängers und Freundes treten muss. Wie einst Christian Crétin in Biel (erfolglos), ­Marco Bührer in Bern oder Tobias Stephan in K ­ loten ­( beide erfolgreich).

Handschuhe gab es keine Wenn in Pfäffikon «Seegfrörni» ist, zieht es auch Lukas Flüeler auf seinen Haussee.

Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

HCD-Trainer Arno Del Curto hat Mut. 2004 wagte er es, noch bevor der NHL-Lockout Realität wurde, Joe Thornton, Rick Nash und Niklas Hagmann zu verpflichten. Gleichzeitig setzte er auf einen ­Goalie-Grünschnabel namens Jonas Hiller, der bis dato nur 20 NL A-Spiele auf dem Buckel hatte. 2007, als eben dieser Hiller in die NHL wechselte, wagte er es, mit einem blutjungen Keeper-Tandem, einen Konkurrenzkampf um den Platz zwischen den Pfosten zu lancieren. Das Rohmaterial, bestehend aus Leonardo Genoni und Reto Berra, beschaffte er sich bei der Lions-Organisation. Die-

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se wiederum reagierte auf das entstehende Vakuum hinter Ari Sulander prompt mit einer ganz ­eigenen Lösung: Sie holte den talentierten Lukas Flüeler aus der kanadischen Juniorenliga OHL. Mit der klaren Absicht, ihn zum Nachfolger des übermächtigen Finnen aufzubauen. Der wichtigste Lehrmeister in diesem Unterfangen sollte letztlich der Abzulösende selbst ­werden. Auch das braucht Mut. Heute, fünf Jahre später, ist alles so, wie es in den Köpfen der Verantwortlichen geplant worden war. Flüeler steht in seiner zweiten Saison als Nummer 1, Sulander, ­ mittlerweile 43 Jahre alt, unterstützt

Als wir Lukas Flüeler antreffen, ist er gut gelaunt. Aus der Reserve holen kann man den gebürtigen Pfäffiker mit derlei Pathos nicht. Zumindest heute nicht. Am Abend zuvor hatten die Lions zuhause mit 0:4 gegen Lugano verloren, Flüeler musste nach dem letzten Gegentor Sulander Platz ­machen. Trotzdem hat Bob Hartley seiner Mannschaft frei gegeben, was der 23-Jährige nutzt, um mit uns den Nachmittag zuhause, auf dem ge­ frorenen Pfäffikersee zu verbringen. «An den Spieltagen und in der Nacht zuvor bin ich voll aufs Hockey fokussiert. Deshalb mache ich solche ­Sachen enorm gerne», erklärt er, während er sich seine Schlittschuhe bindet. Den Stock, der neben ihm auf der Bank liegt, hat er sich von seinem Teamkollegen Luca Camperchioli ausgeliehen, bei den Hockeyhandschuhen hört die Kameraden­ liebe aber auf. «Die scheinen den Feldspielern heilig zu sein. Vielleicht denken sie, dass ich sie ­verformen könnte, oder was weiss ich... Jedenfalls wollte mir keiner welche geben», sagt Flüeler kopfschüttelnd. Auf dem See machen die Handschuhe aber keinen Unterschied, das Gefühl, «echtes» Eis unter den Kufen zu haben, ist auch für einen Profi Freude pur. Schon bei den «Seegfrörnis» 2002 und 2006 sei er hier gewesen, um mit seinen Kollegen Hockey ­ zu spielen. Und er habe gelesen,


Lukas Flüeler dass die Lakers und Kloten in den letzten Tagen rausgekommen.» Ansonsten sei Eishockey hier auf einem See trainiert hatten. «Das muss ja der aber weniger ein Thema: «Ich weiss nicht, wie es Hammer gewesen sein», ruft er durch die Kälte, bei der jüngeren Generation ist, aber zu meiner beim ­Versuch, ein Kunststück nachzumachen, das Zeit war ich der einzige Pfäffiker, der Eishockey üb­licherweise seinen gespielt hat.» Vorderleuten vorbehalUmso erstaunlicher ist eine utter ist bislang nur an die es, dass der damals ten ist. Er bekundet Mühe dabei, in der einzige Klub in der piele gekommen wenn sie Nacht zuvor hat es geRegion ihn nicht als ­ sicher war dass ulander spielt schneit und die freigeGoalie nehmen wollte. Lukas Flüeler über die speziellen Gewohnheiten seiner Mutter schaufelten Flächen «1993 sah ich Reto sind von überdrehten ­Pavoni in Kloten und Kindern und deren Eltern bevölkert. Den Lokalhel- wusste sofort, dass ich Torhüter werden wollte. den e­ rkennt keiner, es scheint, als wären sie alle Doch beim EHC Wetzikon wollten sie Spieler.» zu sehr mit sich selber beschäftigt. Also fuhr ihn der Vater kurzerhand ins 20 AutoMinuten entfernte Kloten. Dafür ist er heute In Wetzikon wollten sie keinen Goalie unendlich dankbar: «Meine Eltern arbeiteten ­ Zurück am Ufer ändert sich das. Man kennt sich, ­beide 100 Prozent und nahmen für mich über man grüsst sich, wechselt ein paar Worte – von mehr als ein Jahrzehnt hinweg fast täglich diesen Pfäffiker zu Pfäffiker eben. Es ist offensichtlich, Weg in Kauf. Sie sind meine grossen Vorbilder.» dass Lukas Flüeler, obwohl er mittlerweiGleichzeitig sind sie auch seine grössten Fans. le schon seit mehreren Jahren nicht Beim Vater zeigt sich das darin, dass er an jedem mehr hier wohnt, noch veranSpiel anwesend ist, bei der Mutter ist es um­ kert ist. Kürzlich hat ihm gekehrt: «Sie ist bislang nur gekommen, wenn ein «Ur-Pfäffiker» gesie sicher war, dass Sulo im Tor steht. Mich sagt, dass es hier e­ inmal hat sie noch nie live in der NL A spielen einen Klub gegeben ­sehen, sie ist zu nervös.» hatte, der auf einem Weiher spielte. «Ich habe mich zuhause sofort vor den Computer gesetzt und das versucht zu googlen. Leider ist nichts Zählbares

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Lukas Flüeler Geboren: 22. Oktober 1988 | Grösse: 192 cm | Gewicht: 97 kg | Position: Goalie | ­Privat: Ledig | Stationen: Kloten Flyers, EHC Winterthur, Ottawa 67´s (OHL), GCK Lions, ZSC Lions | Erfolge: Aufstieg U18-WM 2006 in A-Gruppe, Champions Hockey LeagueTitel 2009, SIHA Youngster of the year 2009. Lukas Flüeler könnte wohl noch zig ­solche kleine Anekdoten hervorholen. An einem Tag wie ­diesem ist er ein aufgeschlossener und kommunikativer Zeitgenosse. An einem Matchtag könnte er gewisse Fragen aber gut auch mit einem oder zwei Wörtern ­beantworten. Der Lukas Flüeler am Gameday und der Lukas Flüeler an einem freien Tag sind zwei verschiedene Personen: «Die Ruhe im richtigen Moment zu haben – das musste ich erst ­ erlernen», gibt er zu. An einem Spieltag ­müsse heute niemand ­etwas von ihm wollen.

Das blinde Verständnis mit dem WG-Partner Das gilt wohl auch für seinen Mitbewohner Simon Bodenmann, Stürmer der Kloten Flyers. Wobei dies wohl auch kein Problem sein sollte, schliesslich bilden die beiden schon seit Jahren zusammen eine WG, kennen sich von klein auf und sind praktisch beste Freunde. Gemeinsam studieren sie übrigens auch – wie zahlreiche andere Jungprofis – Wirtschaft an der Fernfachhochschule Regensdorf. «Das passt einfach – wir ­verstehen uns blind», sagt Flüeler zur, auch in den Medien immer wieder mal thematisierten, Wohnsituation. Es passt sogar so sehr, dass die beiden, nachdem sie erst vor etwa ­neuen Monaten von Zürich nach Winkel disloziert hatten, im nächsten Sommer erneut gemeinsam umziehen wollen: «Wir haben gemerkt, dass Winkel für uns junge Leute halt doch ein wenig zu ruhig ist. Deshalb soll es wieder zurück in die Stadt gehen.» Die Abmachung ist aber folgende: «Sobald einer eine Freundin hat, werden wir die Wohn­gemeinschaft auflösen.»

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Lukas Flüeler Nicht ein Umzug, sondern bereits die «Trennung» von einem guten Freund steht ihm im Klub bevor. Ari Sulander wird die Organisation Ende Saison nach 14 Jahren verlassen. Für Flüeler bleibt zwar auf den ersten Blick alles beim Alten – faktisch hat er ja «Sulo» schon vor zwei Jahren als Nummer 1 der Lions abgelöst. Der bis anhin schon grosse Druck wird jedoch weiter zunehmen. Mit Aus­ nahme des SCB hat kein Schweizer Klub einen so kritischen Anhang wie die Löwen aus der Limmatstadt. Den Zorn der Massen hat man hier schnell auf sich gezogen – ganz besonders, wenn man den besten ZSC-Keeper aller Zeiten beerbt.

Halbfinal erreicht, wird von einigen bereits gefordert, er solle aufhören. Wie soll dann erst ich solche Stimmen zum Verstummen bringen?», ­ fragt er metaphorisch, um sogleich die Antwort folgen zu lassen: «Du bist ein guter Goalie, wenn du einen Titel holst oder einen Playout-Kandidaten in die Playoffs führst. Du kannst mit dem ZSC 15 Mal im Halbfinal stehen – das reicht nicht. Der Erfolg definiert den guten Sportler. Beim Goalie gilt das vielleicht noch etwas mehr.» Ob Flüeler ein Meistergoalie werden kann, wird sich zeigen. Dass er das Talent dazu hat, scheint unbestritten. Mit 20 Jahren ­debütierte er in der Nati (mit einem Shutout), im selben Jahr wurde er «Muss keine Fans überzeugen» an den Swiss Ice Hockey Awards zum Youngster of Dass der 23-Jährige dies in den letzten Saisons the Year ­gewählt. Auch sein Trainer Bob Hartley bereits erfahren musste, dürfte es für ihn einfa- sieht in ihm ohne A ­ bstriche die Nummer 1. «Er cher machen. Sein Erspricht viel von Patrick fahrungsschatz ist für Roy. Eine rie­ sige Perin guter oalie holt entweder sein Alter beachtlich sönlichkeit, die S­töcke und reicht bis hin zu zerbrach, Teamkolleden itel oder führt einen Nationalmannschaftsgen zusammenstauchlayout andidaten in die layoffs spielen. «Auf den te, Tore schoss und prüLukas Flüelers simple Definition des Erfolgs. Druck habe ich mich gelte. Natürlich kann zuletzt gar nicht mehr ich mich nicht so bekonzentriert. Mein Ehrgeiz zielt nicht darauf, die nehmen. Aber ich denke, dass Hartley mir zeigen Fans zu überzeugen, ich sei besser als Sulo. Er zielt will, was für ihn eine perfekte Nummer 1 ist.» darauf, mein Team zum Erfolg zu führen. Wenn ich Ein nächster Patrick Roy, das weiss auch Hartley, das nicht schaffe, werde ich ausgewechselt. Das wird der Pfäffiker nicht werden. Ein «guter Goawird auch künftig so sein», erklärt er. Die Kritik lie» nach Flüelers eigener Definition würde aber aus den Rängen gelte es zu akzeptieren. «Wenn jedem in Zürich genügen. Keiner würde mehr nach Roger Federer zwei, drei Mal keinen Grand Slam- Ari Sulander schreien. ●

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«Lukas braucht noch mehr Zeit» Ari Sulander glaubt, dass Lukas Flüeler eines Tages einer der «Top-Top»-Goalies werden kann. Ari Sulander, Sie haben bewusst Ihren eigenen Nachfolger aufgebaut. Ist es schwer, das Zepter nun zu übergeben? Es ist richtig, dass wir in den letzten Jahren daran gearbeitet haben, Lukas aufzubauen. In diesem Jahr war nun alles offen. Der ­Trainer nimmt den, der besser spielt. Lukas zeigt gute Leistungen, er spielt besser – und Hartley hat die richtige Wahl getroffen. ­Zudem ist das Timing für diesen Übergang optimal. Ich bin 43, beende meine Karriere, Lukas hat dagegen noch viele Jahre vor sich. Das ist eine ganz optimale Situation hier. Gehört Lukas Flüeler aus Ihrer Sicht bereits in die Kategorie der Besten? ­ Wie Reto Berra oder Leonardo Genoni? Er kann zu einem dieser «Top-Top»-Goalies werden. Er ist aber noch nicht dort. Er muss jetzt hart weiterarbeiten und konstant spielen. Es gibt noch viele Dinge, die er ­besser machen muss. Aber ich glaube, dass das gut kommt. Berra und Genoni sind beide auch für NHL-Klubs interessant geworden... So weit ist er noch nicht. Er bringt zwar alles mit, aber er braucht Zeit. In ein, zwei Jahren vielleicht. Man kann es vielleicht ein wenig mit Berra vergleichen. Auch er hatte es nicht immer einfach, spielt aber in dieser Saison wirklich auf absolutem Top-Niveau. Aber eben: Ein Goalie braucht mehr Zeit. In den vergangenen Sommern ist er jeweils mit Ihnen ins Goalietraining ­ nach Finnland gereist. Wird er Sie in diesem Sommer auch besuchen kommen? Ich weiss noch nicht genau, was in diesem Sommer geplant ist. Vielleicht kommt er nach Finnland und dann stehe ich schon als Trainer dort. Das wird dann aber ein hartes Training! (lacht)

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Zaugg’s Red Line

Wie Sulo die NL A verän Ari Sulander verlässt die ZSC Lions und kehrt nach Finnland zurück. Der finnische Kultgoalie mit Schweizer Pass war der wichtigste ausländische NL A-Spieler der letzten 20 Jahre.

Die Neuigkeit erfahre ich im Februar 1998 hoch über Sibirien. Ich bin nach den Olympischen ­Winterspielen von Nagano auf dem Rückflug von Tokio nach Zürich. Neben mir hat es sich der finnische Spieleragent Matti Vaisanen bequem ­ gemacht. Wir kommen ins Plaudern. So nebenbei erzählt er mir, er habe in Zürich noch ein wichtiges Geschäft zu erledigen: den Transfer von Ari Su­ lander von Jokerit Helsinki zu den ZSC Lions. Er

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habe für seinen Klienten einen schönen Vertrag im Wert von etwas mehr als 200 000 Franken netto herausgeholt. Das ist zu dieser Zeit ein ­ ­bäumiger Lohn. Hoppla. Ari Sulander war zwar bei den Finnen in Nagano nicht die Nummer 1 (die war Jarmo Myllys). Aber er ist mir am ersten olympischen Turnier mit allen NHL-Profis trotzdem aufgefallen: Er ermöglicht Finnland im kleinen Final den 3:2-

Sieg gegen die Kanadier und damit den Gewinn der Bronzemedaille. Er ist also ein Spezialist für «big games», für grosse Spiele. Ich bin also hoch über den Wolken zufälligerweise zu einer Exklusivgeschichte gekommen, und die kann ich nun wochenlang im BLICK genüsslich ausbreiten: ZSC-Sportchef Simon Schenk hütet sich nämlich wie der Teufel vor dem geweihten Wasser, seinen Neueinkauf offiziell zu bestätigen. Mit gutem Grund. Erst muss er mit Torhüter ­Thomas Papp den Ligaerhalt sichern und wenn Papp wüsste, dass die ZSC Lions nicht mehr mit ihm planen, dann könnte er womöglich zum Lotter­goalie verkommen. Ironie der Geschichte: Papp spielt im Frühjahr 1998 sein bestes Hockey. Aber seine NLA-Karriere ist zu Ende, ohne dass er es weiss: Er kommt fortan in der Organisation der ZSC Lions nicht mehr über die Rolle eines NLA-Ersatzgoalies hinaus. Erst als der Klassen­ erhalt in trockenen Tüchern ist, wird es offiziell: Ari Sulander wechselt von Jokerit Helsinki zu den ZSC Lions. Heute, nach 640 Spielen in der NL A (1670 Gegen­ tore, 27 Assists, 35 Shutouts), wissen wir: Der Transfer von Ari Sulander hat unsere Hockeyland­ karte verändert. Was für mich eine schöne Exklu­ sivgeschichte hergegeben hat, ist in Tat und Wahrheit der wichtigste Transfer in der modernen Geschichte der ZSC Lions. Der inzwischen einge­ bürgerte Finne, gleich alt wie Biels «Hockeygott» Kevin Schläpfer, ist sogar der wichtigste ausländi­ sche Spieler der letzten 20 Jahre. Mit dem Rück­ halt von Ari Sulander wird aus dem Lotterteam der ZSC Lions in nur zwei Jahren eine Meister­ mannschaft (Titel 2000, 2001, 2008) und die Zür­ cher erobern schliesslich erst Europa (Triumph in der Champions Hockey League 2009) und dann die Welt: Gewinn des Victorias Cup mit einem 2:1 gegen Chicago. Der erste Sieg eines Schweizer Teams gegen einen NHL-Titanen. Was damals niemand weiss: Dieser historische Transfer wäre um ein Haar gescheitert. Als der neue Sportchef Simon Schenk im Laufe der Saison 1997/1998 erkennt, dass er einen neuen Torhüter braucht, wird ihm rasch klar: Ein wirklich guter Schweizer Goalie ist nicht zu haben. Renato Tosio ist mit dem SCB verheiratet, Reto Pavoni denkt nicht daran, von Kloten ins Hallenstadion zu wechseln. Langnaus Martin Gerber will ins Aus­ land und Zugs Ronnie Rüeger ist auch nicht auf dem Markt. Der ZSC-Sportchef braucht einen Aus­


nderte länder. Zusammen mit seinem Trainer Hans Zach arbeitet Simon Schenk die Offerten der Spieler­ agenten durch. Schliesslich stehen drei Kanadier, der Deutsche Peppi Heiss und Ari Sulander, ins­ gesamt fünf Namen, auf der Liste. Zach will unbe­ dingt seinen Spezi Peppi Heiss und hat keinerlei Interesse an Sulander. Aber es kriselt im Hallenstadion. Schenk spürt, dass sein teutonischer Rumpeltrainer das Vertrau­ en der Spieler verliert und ahnt, dass es mit Zach keine Zukunft gibt. Deshalb ignoriert er dessen Torhüterwunsch und verlässt sich auf sein eigenes Gespür. Er entscheidet sich für Ari Sulander. Ob­ wohl er den Finnen noch nie im Einsatz gesehen und mit ihm noch kein einziges Wort gewechselt hat, unterschreibt er im Februar 1998 den von Matti Vaisanen ausgearbeiteten Vertrag. Er kauft die Katze im Sack. Aber das Risiko ist gering: ­Matti Vaisanen arbeitet auch als NHL-Scout und schreibt unter anderem als Entdecker von Jari Kur­ ri, Esa Tikkanen und Teemu Selänne Geschichte. Wenn er sagt, ein Spieler sei gut, dann ist er gut. So lernt Simon Schenk seinen neuen Torhüter erst während der WM 1998 in Zürich und Basel ken­ nen: Schenk trifft Sulander, die Nummer 1 beim WM-Finalisten Finnland, im Teamhotel und die beiden setzen sich zu einem ersten Gespräch in die warme Frühlingssonne. Der neue ZSC-Schluss­ mann spricht kaum ein Wort Englisch. Aber ohne viele Worte funkt es gleich zwischen dem Emmen­ taler und dem introvertierten Finnen. Der Sport­ chef und sein Torhüter verstehen sich auf Anhieb und das bleibt bis zu seiner Rückkehr nach Finn­ land im Frühjahr 2012 im Alter von 43 Jahren

Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (55) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als

der wohl einflussreichste Eishockey­journalist der Schweiz.

so. Ari Sulander (geb. 6.1.1969) hat möglicherwei­ se bei den ZSC Lions im Spiel und im Training mehr Pucks abgewehrt als Worte gesprochen. Aber dafür ist er ja geholt worden. Und nicht zum Plaudern. l

Was wäre, wenn… …Hans Zach in Zürich am 1. Februar 1998 nicht gefeuert worden wäre und ZSC-Sportchef Simon Schenk im Sommer 1998 statt Ari Sulander den Deutschen Peppi Heiss verpflichtet hätte? Dann wäre unsere Hockeygeschichte um viele Highlights ärmer. Ohne Ari Sulander hätte es vielleicht ­einen Meistertitel gegeben. Aber nicht drei und niemals den Triumph in der Champions Hockey ­League und den Sieg über Chicago. Der ruhige Finne hat nicht nur auf dem Eis eine Schlüsselrolle gespielt. Mit seinem Wesen und Wirken war er über all die Jahre ein ruhender Pol einer Mannschaft, die in der Medienhauptstadt Zürich nie zur Ruhe kommt. Die ZSC Lions hätten die meist Zeit die gleiche Rolle gespielt wie in der Saison 2011/2012: Getrieben von hohen Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Ohne Ari Sulander wären die ZSC Lions den Stallgeruch des Lotter- und Skandalklubs nie richtig los geworden. Wenn böse Mäuler über die ZSC Lions herziehen, dann verwandelt ein Argument den Spott sofort in Ehrfurcht: Aber denkt daran, es ist der Klub von Ari Sulander. l

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Mein zweiter Arbeitsplatz In der Regel arbeiten Hockey-Profis neben ihrer Karriere im Büro oder drücken die Schulbank. Nicht so EHCB-Verteidiger Joël Fröhlicher. Der 29-Jährige führt in der Stadt Biel seinen eigenen Secondhand- und Outletladen für Eishockeyartikel «54Sports». Dort verkauft er u.a. gebrauchtes Material seiner NL A-Kollegen. Eine Win-WinSituation – für die Profis, Amateur-Spieler, Fans und natürlich ihn selber.

«Der Laptop ist wohl mein wichtigstes Arbeitsinstrument. Dort finden sich u.a. meine Materialbezugslisten. Es ist wichtig, hier den Überblick bewahren zu können, schliesslich führe ich Ausrüstungsteile von Spielern aller Klubs der Liga, wobei ich hierfür nicht selten direkt mit den Materialverwaltern in Kontakt stehe.»


Joël Fröhlicher, EHC Biel «Da meine Frau oft arbeitet, habe ich immer wieder ­meine einjährige Tochter Estelle im Verkaufslokal. Da man als Eishockeyspieler oftmals unterwegs ist, habe ich so noch etwas mehr von meiner Familie. Es gefällt ihr hier sehr und auch für mich ist es sehr angenehm, sie um mich zu haben. Ich hoffe aber nicht unbedingt, dass sie sich anstecken lässt und eines Tages Eishockeyspielerin werden will. Einskunstlaufen würde ihr meiner Ansicht nach besser stehen.» «Neben den Schlittschuhen sind die Stöcke die meistgefragten Verkaufsartikel. Dieser Stock stammt von meinem Mitspieler Sébastien Bordeleau. Er ist wohl der hartnäckigste aller Spieler. Bei ihm muss ich ­jeweils sehr lange um den Anteil feilschen.»

«Wie wohl mittlerweile bei allen Leuten, ist das Mobiltelefon eines der wichtigsten Hilfsmittel im Leben geworden. Ich brauche es auch oft geschäftlich. Nicht selten rufen mich Hockey-Profis an, um mir mitzuteilen, dass sie wieder Ware zum Verkauf hätten oder um zu fragen, wann sie wieder einmal Geld von mir kriegen. Was die Nummern betrifft, habe ich hier die halbe Liga drin. Es wäre für alle besser, wenn ich es nicht verliere.»

«Seit ich mein Geschäft vor dreieinhalb Jahren eröffnet hatte, gehören die Moggi-Zwillinge zu meinen Stammlieferanten. Nun habe ich wieder einmal Schlittschuhe von Claudio Moggi im Sortiment. Ein gutes neues Paar kann schnell einmal 1000 Franken kosten. Wenn sie, wie diese hier, nur rund einen Monat getragen wurden, kann man sie noch sehr gut anpassen lassen und dabei mehrere hundert Franken einsparen.»

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SC Langenthal

Einfach perfekt 66


Jeff Campbell

und Brent Kelly

Indien, Montenegro, Liberia, Serbien, Italien, England – der SC Langenthal hat auf der Suche nach ausländischen Verstärkungen aller Art kaum eine Nation vergessen. Aber erst mit Jeff Campbell und Brent Kelly die perfekten Ausländer gefunden.

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SC Langenthal Text: Daniel Gerber, Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller

Langenthal (15 300 Einwohner) ist keine Stadt der Extreme. Hier ist das Leben beschaulich. Langenthal gilt ­sogar als durchschnittlichste Stadt im Lande: Wenn Marketingstrategen wissen wollen, ob sich ein Produkt verkaufen lässt, dann testen sie ­dafür den Markt im Langenthal. So ist es eigentlich nur logisch, dass der SC ­Langenthal mit charismatischen Feuerköpfen wie Todd Elik oder Eric Lecompte auf Dauer nicht in Friede leben konnte. Erst mit Jeff Campbell und Brent Kelly hat Sportchef Reto Kläy nach vielen Irrungen und Wirrungen die idealen, ja perfekten Ausländer gefunden. Die beiden Kanadier sind die ehrlichen, bescheidenen «Chrampfer», die der calvinistischen Arbeits­ ethik in dieser Gegend entsprechen. Und sie sind erfolgreich. Zusammen mit Captain Stefan Tschannen bilden sie die erste Linie der Mannschaft und den feuerkräftigsten Sturm der Liga. Mit je 68 Punkten aus 45 Spielen (1,51 pro Match) belegte das ­kanadische Duo nach der Qualifikation die beiden ersten Plätze der NL B-Skorerliste.

Solide Musterprofis Jeff Campbell und Brent Kelly sind keine Schillerfalter. Sie verkörpern den Typ des soliden Musterprofis, der verlässlich skort, hart und mannschaftsdienlich arbeitet, kaum Leistungsschwankungen unterworfen ist, exemplarisch fair spielt, Hockeyeinzelrichter Reto Steinmann nicht kennt, keinen Skandal heraufbeschwört und neben dem Eis nicht rockt und rollt. Die Verpflichtung von Jeff Campbell und Brent Kelly ist das Ergebnis eines langen, leidvollen Lernprozesses. Seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2002 haben die Langenthaler mit den Ausländern viel Pech gehabt. Zuletzt in der Saison 2009/2010 mit Ash Goldie und Cory Larose. Eine dramatische Saison: Verletzung reihte sich an Verletzung, ­laufend mussten Ersatzausländer geholt werden. Erst Andrei Baschkirow, der für ein Butterbrot spielte, später Matt Murley und Mike Maneluk (ex Lugano), der nur ein Schatten seiner besten Tage war. Dann kam Eric Himelfarb, der mit 32 Punkten in 29 Spielen Topskorer wurde. Ins­gesamt ­«verbrauchten» die Langenthaler in dieser Saison sieben Ausländer. Nach dieser turbulenten Saison zog der tüchtige Sportchef Reto Kläy die Konsequenzen: Er holte zwei ausländische Spieler, die er ganz genau kannte und die sich in der NL B bereits bestens bewährt hatten: Er spannte dem Erzrivalen Olten die beiden Kanadier Jeff Campell und Brent Kelly

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«An Olten haben wir nur beste Erinnerungen. Wir pflegen nach wie vor Freundschaften in dieser Stadt.» Jeff C ampbell über die Beziehung zum früheren Klub

aus. Dieser Transfer, der ausgerechnet vor der Playoffserie zwischen Langenthal und Olten im Februar 2010 publik wurde, erregte das Sportpublikum zwischen Grauholz und Baregg wie noch kein ­ anderes lokales Sportereignis in diesem Jahrhundert. «Es war nicht ganz einfach, aber im Rückblick war es eine tolle Playoffserie», sagt Campbell. «An Olten haben wir nur beste Erinnerungen und wir pflegen nach wie vor Freundschaften in der Stadt.» Auch SCL-Geschäftsführer Gian Kämpf ist mit seinen kanadischen Gastarbeitern sehr zufrieden: «Die beiden sind Vor­bilder.» Das mit der Vorbildfunk­ tion der nordamerikanischen Gastarbeiter war bekanntlich auch schon anders.

In Langenthal, wo jeder jeden kennt und auch alle ­alles wissen, waren einst ­ die ­Eskapaden von Todd Elik und Steve Larouche wochenlang Stadtgespräch. Die neue Seriosität der ­Langenthaler Ausländer zeigt sich auch in der Strafenstatistik: Campbell/Kelly verbringen im Durchschnitt pro Partie rund 40 Sekunden auf der Strafbank. Bei Eric Lecompte waren es 2,5 Minuten, bei Todd Elik fast 4 Minuten. «Heute braucht es in allen Sportarten eine gute Verfassung», sagt Brent Kelly. Ein Hockeyprofi kann sich den Lebensstil eines Rockstars nicht mehr erlauben. Jeff Campbell und Brent sind ­verheiratet und haben ihre Familien in die Schweiz mitgenommen. Kellys Sohn Nash ist mittlerweile 21 Monate alt.

29 Ausländer Jeff Campbell und Brent Kelly sind die Ausländer 28 und 29 seit der SC Langenthal ­wieder in der NLB spielt. Die 29 Ausländer in alphabetischer Reihenfolge: Baschkirow Andrei (Russland), Berens Sean (USA), Boguniecki Eric (USA), Brennan Rich (USA), Brown Marc (Can/GB), Campbell Jeff (Can), Charpentier Marco (Can), Chrenko Tomas (Slowakei), Dhadphale Aniket (USA/Indien), Down Blaine (Can), Elik Todd (Can), Estrada Kevin (Can), Goldie Ash (Can), Himelfarb Eric (Can), Houde Eric (Can), Kelly Brent (Can), Larose Cory (Can), Larouche Steve (Can), Lecompte Eric (Can), Lundbohm David (USA), Malgin Albert (Russland), Maneluk Mike (Can), Marois Daniel (Can), Matt Murley (USA), Paré Jean-Philippe (Can), Plante Derek (USA), Sarault Yves (Can), Tuomainen Marko (Fin) sowie Zarrillo Bruno (It/Can).


Jeff Campbell

und Brent Kelly «Heute braucht es in allen Sportarten eine sehr gute Verfassung.» Brent Kelly über die Einstellung eines Profis.

Vor einigen Monaten haben Jeff Campbell und Brent Kelly ihre Verträge beim SCL vorzeitig bis ins Jahr 2014 verlängert. Zu den genau ­gleichen Konditionen. Sie spielen nun seit vier Jahren zusammen. Zuerst je eine Saison bei den dänischen «Herning Blue Fox» und beim EHC Olten und nun seit 2010 in Langenthal. Damit ist die Fortsetzung der neuen Ära der Kontinuität, Ruhe und der Ordnung und Professionalität gesichert. Nur zwei Ausländer haben seit dem Wiederaufstieg noch mehr ­Partien bestritten: Steve Larouche (159 Spiele) und Eric Lecompte (220). Jeff Campbell stammt aus Hensall, das rund tausend Einwohner und ein Eisfeld zählt. «Es gibt in unserem Ort nur eine Verkehrs­ ampel», sagt er. Dafür werden die Bohnen aus der ganzen Nation in der Gegend ver­ arbeitet. «Wir sind die Bohnenhauptstadt des Landes.» Im Sommer steige ein riesiges Fest, an dem bis zu 200 verschiedene Bohnen-

variationen gekostet werden können; zum Rahmenprogramm gehört eine Fun-Car-Show. ­«Hensall liegt 20 Minuten von Paris entfernt und etwa 30 Minuten von London. Unser Nachbarort heisst Zurich – ohne «ü». Die Leute aus Zurich mögen wir aber weniger, da sie ­Bohnenmühlen übernommen haben.» Die Orte seien wohl von Zuwanderern einst so genannt worden. Brent Kelly wuchs in der Stadt Kitchener auf, in der gleichen Gegend wie Langenthals Kultaus­ länder der 1970er Jahre, Tedd Snell. Der Kreis schliesst sich: Der SC Langenthal hat heute die besten Ausländer seit den Zeiten von Tedd Snell. Der kanadische Spielertrainer ist heute eine Sportlegende. Er hat seinerzeit (1976 bis 1983) als Verteidiger oft 60 Minuten einfach durchgespielt. Aber das war eben eine andere Zeit – und es gab damals auch noch keine NL B-Stürmerduos wie Jeff Campbell und Brent Kelly. l

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Schweizer im Ausland

Der geborene Pub Der Zuger Lino Martschini (19) spielt seit 2010 bei den Peterborough Petes in der OHL und hat das Ziel, eines Tages in der NHL zu spielen. Die grösste Hürde ist der eigene Körper: Mit 60 Kilogramm auf 167 cm hätte er gute Masse für einen Skispringer, aber nicht für einen Eishockeyspieler. Gleichzeitig macht ihn genau das zur Attraktion. Text: Matthias Müller Fotos: Peter Eggimann

Nach den ersten Spielen, die Lino Martschini im Herbst 2010 für die Peterborough Petes absolviert hatte, vermutete einer von unzähligen nordamerikanischen Scouts, dass ihn die Schweizer, müssten sie seinen Namen ins Englische übersetzen, «Mighty Mouse» nennen würden. Vier Punkte in drei Partien zählte sich seine Ausbeute im Monat September, zum Ende der Regular Season waren es 58 Punkte aus 61 Spielen. Die Kanadier, die in Sachen Hockey immer noch (zu) oft in ­Stereotypen denken, waren aus dem Häuschen, schliesslich wirbelte da ein Spieler durch die Liga, der von seiner Statur her an einen 12-Jährigen mahnte. Ein F­ernsehsender widmete ihm sogar einen Beitrag, als kleinstem Spieler in der ge­ samten ­Canadian ­Hockey League. Damals mass Martschini noch 164 cm und brachte 53 Kilogramm auf die Waage.

«Jö-Bonus» aufgebraucht Heute ist der gebürtige Luzerner zwei Jahre älter, 3 Zentimeter grösser und 7 Kilogramm schwerer. Auch wenn er immer noch zu den Kleinsten der Liga gehört (einzig zwei 16-jährige Rookies der Prince George Cougars in der WHL befinden sich auf Augenhöhe), ist der «Jö-Bonus» aufgebraucht. Martschini ist nicht mehr der Underdog. In der Stadt Peterborough, wo die Petes die grösste sportliche Attraktion sind, sind die Erwartungen markant gestiegen, was der 19-Jährige zu Beginn dieser Saison unsanft erfahren musste. Als er nach 13 Partien nur vier Punkte aufwies, fragte sich die Lokalzeitung «Peterborough Examiner» in einem grossen Artikel bereits ­

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bang, was denn nur mit ihrem Publikumsliebling ­passiert sei.

Die erste Krise «Ich hatte eigentlich einen guten Sommer hinter mir, meine Leistungen in der U20-Nationalmannschaft waren ansprechend. Im ersten Saisonspiel erzielte ich sogleich auch ein Tor und einen Assist», blickt Martschini zurück. Danach habe er «ok» gespielt, die Punkte blieben allerdings aus. Für den Flügel eine neue Situation: «Ich legte mir immer mehr Druck auf und plötzlich nahmen auch die Leistungen ab. Es war ein richtiges Loch, so etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Ich wusste nicht weshalb und verzweifelte fast.» Er wurde vom General Manager ins Büro zitiert, hatte Einzel­ unterredungen mit dem Trainer, suchte Hilfe in Gesprächen mit der Familie, den Freunden und dem Agenten. «Ich glaube, dass mir das wirklich geholfen hat.» Zum Glück sollte der Husten nicht zu einer Lungenentzündung ­führen. Ab November begann sich der Knopf ein wenig zu ­lösen, die definitive Erlösung kam in seinen Augen aber erst mit der Berufung an die U20WM zur Jahreswende: «Ich konnte zwar auch


Lino Martschini

blikumsliebling

dort nur ­selten punkten, doch das ganze Erlebnis war enorm befreiend. Diese Partien auf höchstem Niveau haben mir einen richtigen Selbstvertrauensschub gegeben.» Zurück in der OHL war er nun endlich wieder der Lino Martschini, der dank ­seinen läuferischen und technischen Qualitäten skoren und Partien entscheiden konnte. Den Petes, die durch Verletzungen von Leistungs­ ­ trägern und Trades geschwächt wurden und ins Taumeln geraten waren, dürfte dabei ein ebenso grosser Stein vom Herz gefallen sein wie ihrer «Mighty Mouse». Heute kämpfen sie in einem ­engen Rennen um den Einzug in die Playoffs – das Saisonziel, das vergangenes Jahr ­verpasst wurde.

Ewige Skepsis Mittelfristig ist die grosse Frage bei seinem Spielertyp aber nicht diejenige nach einer mentalen Krise, sondern die nach seiner physischen Entwicklung. Sie ist quasi sein ständiger Begleiter. «Ich war schon immer der Kleinste. Auf jeder ­Stufe sagte man: «Jetzt ist fertig!» Für mich war das keine Beleidigung, sondern eine grosse M ­ otivation», erklärt der Luzerner. Sein damaliger Elite-Trainer, EVZ-Ausbildner Leo Schumacher, bestätigt: «Als ich ihn von den Novizen in die EliteJunioren holte, ­ haben mich die Leute schon etwas fragend angeblickt.» Und wie in

all den Jahren zuvor brachte Martschini die Skeptiker mit seinen Toren zum Verstummen (in der Saison 2009/2010 buchte er 36 Punkte in 24 EliteSpielen, 2008/2009 hatte er bei den Novizen in 38 Spielen 94 Punkte erzielt). Für Schumacher wenig verwunderlich: «Was seine hockeytechnischen ­Fähigkeiten angeht, habe ich in all meinen Jahren als Trainer noch nie einen Spieler wie ihn gesehen. Seine ‹Skills› sind heraus­ragend, er kann das Spiel sehr gut lesen, weiss, wann er beschleunigen, wann er verlangsamen muss.» Die Tatsache, dass er immer der Kleinste war, habe massgeblich zur Entwicklung seiner ­hohen Spielintelligenz beigetragen. Dass Martschini sein selbsterklärtes Ziel, eines Tages in der NHL zu spielen, erreicht, hält aber auch Schumacher für unwahrscheinlich: «Obwohl die Grösse heutzutage kein Problem mehr sein sollte und Lino das Talent zweifelsohne hat – 60 Kilogramm Körpergewicht sind viel zu wenig.» Damit spricht der 59-Jährige das grösste Frage­ zeichen an. Nathan Gerbe, Flügel der Buffalo Sabres und kleinster Spieler der NHL, ist zwar zwei Zentimeter kleiner, bringt allerdings 13 Kilogramm mehr auf die Waage als der Innerschweizer, für den die Herausforderung allein schon darin ­besteht, sein aktuelles Gewicht zu halten. «Ironischerweise versuchen meine Mitspieler alle ab­ zunehmen, während ich mir Mühe gebe zuzulegen. Je länger die Saison dauert, desto schwieriger wird es», erklärt das Leichtgewicht. Erschwerend kommt hinzu, dass er einfach keine grossen Mahlzeiten verschlingen kann. Deshalb ist die Ernäh-

rung für ihn zu einer Art Wissenschaft geworden, zu der er im Sommer auch Termine mit einem Osteophaten wahrnimmt. Gezielt versucht er, den ganzen Tag hinweg immer wieder etwas zu sich zu nehmen. «Das fällt mir einfacher.»

Ein potenzieller Publikumsliebling So gross sein Ehrgeiz auch sein mag und so sehr es ihm im Osten Kanadas zu gefallen scheint, so wahrscheinlich dürfte seine Zukunft in der Schweiz liegen. EVZ-Sportchef Patrick Lengwiler weilte kürzlich in Peterborough, um sich mit ihm über dieses Thema zu unterhalten. Gute Ge­ spräche seien es gewesen, findet der 19-Jährige. «Die zwei Jahre in Nordamerika waren für Linos Entwicklung unglaublich wichtig. Derzeit klären wir genau ab, was für seine Zukunft das Beste ist. Schweiz oder Nordamerika: Die Chancen stehen fifty-fifty», sagt sein Agent Daniel Giger von der Agentur 4sports. Als jemand der weiss, was man von Lino Martschini erwarten kann, würde sich Leo Schumacher riesig über eine Rückkehr in den Schoss des EVZ freuen: «Es wäre fantastisch! Lino kann hier zu einer grossen Attraktion und zum Publikums­ liebling werden. Mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit könnte er sich in der NL A sicher ­ durchsetzen. Ich möchte jedenfalls nicht der schwere 2-Meter-Verteidiger sein, der mit ihm in die Ecke fahren muss.» Klar sei, dass die Verantwortlichen für diesen Transfer am Anfang damit leben müssen, fragend angeblickt zu werden. l

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Timeout.

Rochette – der Eishockeyverrückte

Stockstich.

Halten.

Spieler, Trainer, Schiedsrichter – Stéphane Rochette (43) hat den Eishockeysport aus allen Perspektiven kennengelernt. Wenn man Stéphane Rochette nach seinem Werdegang fragen will, sollte man zuvor sicherstellen, dass man in den nächsten 20 Minuten keine anderen Verpflichtungen hat. Der Schweiz-Kanadier hat soviel zu erzählen, dass ­einem schwindlig werden könnte. 1991 kam der Québequois als Juniorenobmann für den dama­ ligen NLB-Klub Neuchâtel Young Sprinters in die Schweiz. Als Spieler wäre er zwar gut genug für die erste Mannschaft gewesen, als Ausländer genügte er allerdings nicht, weil der Klub bereits zwei Russen unter Vertrag hatte. Also spielte der Center in der 2. Liga bei Université Neuchâtel, ab 1995 wurde er Spielertrainer. 1998 trat er zurück, nachdem er ein Jahr zuvor begonnen hatte, als Schiedsrichter Spiele zu leiten. Hier sollte er die Karriere starten, die ihm als Spieler und Trainer verwehrt geblieben war. Zwar arbeitete er weiterhin als Coach und später als Wirtschaftslehrer,

doch im Schiedsrichterwesen arbeitete er sich innert drei Jahren von ganz unten bis ganz oben. 2001 gab er sein Debüt als Head in der NL A. «Als Lines­man, das wurde schnell klar, war ich einfach nicht gut», blickt er ­lachend zurück. Das Ziel war nun ein ProfiVertrag. Als im Sommer 2005 Reto Bertolotti zurücktrat und Rochette endlich den erhofften Profi-Vertrag erhielt, schlug das Pech zu. Anfangs 2006 erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber, worauf er sich 2007 entschloss, nach Kanada zurückzugehen. Dort arbeitete er mit seinem ­ ­Vater, schrieb Hockey-Berichte für welsche Zeitungen und engagierte sich an der A-WM in Québec. «Und ich begann langsam wieder als Schiedsrichter.» Das merkte auch Schiri-Chef Bertolotti, der ihm anbot, noch einmal in die Schweiz zurückzukommen. Und so unterschrieb Rochette, der seit 2003 auch den Schweizer Pass besitzt, seinen zweiten Vertrag als Profi-Schiedsrichter. «Da mein Sohn in Neuchâtel spielt, bin ich immer wieder als Aushilfstrainer auf dem Eis anzutreffen», erklärt der 43-Jährige und ergänzt: «Es ist gut, immer dabeizubleiben. Nach der Schiri-Karriere möchte ich nämlich wieder Coach werden.» ●

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Junge Schweizer im Exil

Wer steht wo im Playoff-Rennen? Während die Playoffs bei den Elite-Junioren bereits beendet sind, beginnt für die Schweizer Junioren in Schweden und Nordamerika die beste Zeit des Jahres erst jetzt. SLAPSHOT hat sich kurz vor dem Playoff-Start (Stand 8.3.) noch einmal einen Überblick verschafft. Text: Matthias Müller Fotos: zVg

Western Hockey League (WHL)

Alessio Bertaggia (18) hat mit den Brandon Wheat Kings ­einen schwachen Start ins neue Jahr gut wegstecken können und befindet sich auf Playoff-Kurs. Der Stürmer blieb als Skorer im Februar unter den Erwartungen, zeigte zuletzt aber wieder deut­ liche Aufwärtstendenzen.

Ganz eng wird es im Playoff-Rennen für Dave Sutter (20) und die Seattle Thunderbirds. Das Team hat bislang ein fürchter­ liches 2012 hinter sich – aus 30 Spielen resultierten nur 6 Siege. Trotzdem ist man kurz vor Schluss noch an einem Playoffplatz dran. Verteidiger Sutter hat mittlerweile 18 Punkte (4 Tore) und eine Bilanz von Minus 29.

Ontario Hockey League (OHL)

Tanner Richard (18), Stürmer bei Guelph Storm, kämpft seit der U20-WM mit Verletzungen. Mitte Januar fehlte er zwei Wochen, am 7. Februar fiel er mit einer «Oberkörperverletzung» aus, von der er bis dato nicht genesen ist. Das Team kämpft derzeit ohne ihn um einen Playoff-Platz.

Bei Lino Martschini (19) und den Peterborough Petes ist in den letzten Wochen die einzige Konstante die Unkonstanz. Die Petes bräuchten dringend eine richtige Siegesserie, um einen der hart umkämpften PlayoffPlätze zu ergattern. Stürmer Martschini konnte im Februar seine aufsteigende Tendenz bestätigen und kommt mittlerweile auf 48 Punkte aus 58 Spielen.

Dario Trutmann (19) und die Plymouth Whalers stehen Eric Arnold (19) hat sich mit bereits seit langer Zeit an der den Moose Jaw Warriors als Spitze der West Division und (wahrscheinlicher) East-Divisisind damit in den Playoffs geon-Sieger sicher für die Playoffs setzt. Der Trainer spricht bereits qualifiziert. Der Stürmer selbst vom Ziel «Memorial Cup». Für spielt weiter konstant und ist Verteidiger Trutmann, der auf mittlerweile bei 30 Punkten die kommende Saison zum EHC (12 Tore) angelangt. Mit Plus Biel wechseln wird, wäre das ein toller Abschluss 19 weist er die beste Plus/­ seines zweijährigen Nordamerika-Abenteuers. Minus-Bilanz seines Teams auf.

Québec Major Junior Hockey League (QMJHL)

Die Mannschaft von CalgaryFlames Estrunden-Draft Sven Bärt­schi (19), die Portland Winterhawks, liefert sich mit den Tri-City Americans ein enges Rennen um den US-Divison-Titel. Die Playoffs hat das Team bereits auf sicher. Bärtschi, der einen tollen Schnitt von 2 Punkten pro Spiel aufweist, wird ihnen dabei nicht helfen können. Der Langenthaler wurde wegen zahlreichen Verletzten am 8. März zu den Flames in die NHL berufen.

Die Rouyn-Noranda Huskies haben sich noch nicht definitiv für die Playoffs qualifiziert, doch das dürfte nur noch Formsache sein. An Stürmer Sven Andrighetto (18) soll es nicht liegen. Er ist mit 67 Punkten (32 Tore) deutlich der beste Skorer des Teams und der drittbeste aller Rookies in der QMJHL. Kein Wunder, dass es ihm gefällt: Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» gab er an, dass er noch ein weiteres Jahr bleiben möchte.

British Columbia Hockey League (BCHL)

Für Devin Muller (20) von den Salmon Arm Silverbacks ist die Saison mit dem Verpassen der Playoffs frühzeitig zu Ende. Gegenüber dem Vorjahr konnte sich der Stürmer aber punktemässig stark verbessern und mit 55 Punkten (18 Tore) seinen Wert aus der Saison 2010/2011(28 P.) praktisch verdoppeln.

J20-SuperElit (Schweden) Auch für die Schweizer Junioren in Schweden stehen die Playoffs vor der Tür. Noch ist die Zwischenphase nicht abgeschlossen, doch trotzdem steht bereits fest, dass Luleå mit Verteidiger Dean Kukan (18), Färjestad mit Goalie Luca Boltshauser (18) und Malmö mit Verteidiger Cédric Hächler (18) zu den sechs Teams gehören werden, C. Hächler die in den Achtelfinals mit dabei sind. Während Kukan, der Anfang Februar zu drei Einsätzen mit der ersten Mannschaft in der Elitserien kam (Luleå wurde übrigens Quali-Sieger), punktemässig zu den besten Verteidigern der Zwischenphase gehört (11 Punkte, 3 Tore), liegt HächD. Kukan ler mit einem Wert von Plus 8 im Ranking der Plus/MinusBilanz in den ersten 15. Goalie Boltshauser, bei Färjestad die Nummer 1, konnte in seinen letzten fünf Starts das Eis vier Mal als Sieger verlassen. Der Zürcher weist einen Gegentorschnitt von 3,36 pro Spiel und eine Fangquote von 89,57 ProL. Boltshauser zent auf. Die Playoffs möglicherweise verpassen dürfte dagegen Stürmer Flavio Schmutz (17) von Västerås. Der Thurgauer, der auch im J18-Team eingesetzt worden war, spielte in dieser Zwischenphase oft, in der Regel als Center der zweiten Linie. Er steht mit einem Tor und zwei AsF. Schmutz sists teamintern an 13. Stelle. l

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Vor der Karriere

Christoph Bertschy

Der Freche Christoph Bertschy ist die Entdeckung des Jahres. Der 17-jährige Stürmer hat sich beim SCB auf Anhieb in der ersten Mannschaft festgesetzt und sich zum Leistungsträger im U20-Nationalteam entwickelt. Führt sein Weg nach Nordamerika? genutzt. Trainer Antti Törmänen stellte den 17-jährigen Fribourger, der seit 2009 in der Hauptstadt spielt, neben die beiden Routiniers Martin Plüss und Ivo Rüthemann. Dieselbe Strategie hatte vor ­ Jahresfrist Larry Huras erfolgreich mit Vermin verfolgt: viel Eiszeit, viel Verantwortung, viel Freiheiten unter der Führung zweier gestandener Nationalspieler. Es ist deshalb wenig erstaunlich, dass ausgerechnet Vermin und Bertschy an der U20-WM in Kanada die wichtigsten Leistungsträger des Schweizer Teams waren.

hin, statt sich dagegen zu wehren. ­Obwohl er im europäischen Midterm Ranking von NHL Central Scouting als bester Schweizer auf P­ osition 35 geführt wird, könnte dies (neben der Körpergrösse) im NHL-Draft zu einem Stolperstein werden. Zumindest die Befürchtung, er könnte das Opfer seines eigenen Erfolgs werden – im Nachwuchs hat er auf jeder Juniorenstufe dominiert –, konnte er vorderhand beseitigen. Sein gesundes Selbstvertrauen hat ihm wohl sogar dabei geholfen, dem Druck des grossen Publikums – sei es in Bern oder an der U20-WM in Kanada – und den grossen und schweren Gegenspielern zu widerstehen und gleichzeitig trotz schneller Erfolge weiter an sich zu arbeiten. Wenn Bertschy sein Potenzial weiterhin so gut ausschöpfen kann, wird er uns noch sehr viele schöne Momente bescheren – auf Schweizer oder auf nordamerikanischem Eis. ●

Toller Hockeysense Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Man mag dem Eishockey-Platzhirsch SCB viel ­vorwerfen können. Mit Sicherheit aber nicht, dass er sich nicht um seine grössten Talente scheren würde. Vor vier Jahren integrierten die Berner ­Roman Josi, Pascal Berger und Etienne Froidevaux. Vor zwei Jahren setzte man auf Tristan Scherwey, in der vergangenen Saison durfte sich Joël Vermin beweisen. Das Resultat gibt den Verantwortlichen recht: Bis auf Scherwey, der ­ noch um seinen fixen Platz im Kader kämpfen muss, haben sich alle auf höchstem Niveau durchgesetzt – Josi ist gar Stammspieler in der NHL. Das neueste Produkt aus der PostFinance-Arena steht diesen Spielern in nichts nach. Christoph Bertschy, gelernter Center, aber auch problemlos am Flügel einsetzbar, hat nach dem Trainerwechsel eine Chance erhalten und diese auf Anhieb

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Dass der kleingewachsene Bertschy (175 cm) das Talent zum grossen Eishockeyspieler mitbringt, ist unbestritten. Der komplette Stürmer weist auf den ersten Blick keine eklatanten Schwächen auf. Er ist läuferisch und technisch versiert, steht dank seinem tiefen Schwerpunkt stabil auf den Beinen und ist sich nicht zu schade, zu «screenen» und dort hinzugehen, wo es weh tut. Speziell hervorzuheben gilt es seinen weit überdurchschnitt­ lichen Hockeysense und seine Kreativität. Diese Qualitäten äussern sich zuweilen in einer gewissen frechen Verspieltheit, die ihm viele Punkte beschert, die er aber auch teamdienlich einsetzt und ihn selten zu «risky plays» verleitet. Allerdings muss hier ein kleiner Vorbehalt angemeldet werden, schliesslich neigen verspielte Akteure dazu, nicht immer den direktesten Zug aufs Tor zu suchen. Neben der körperlichen Verfassung (bei der er eine gute Basis aufweist), gilt es für ihn speziell daran weiter hart zu arbeiten. Das vielleicht wichtigste Manko ist aber mangelnde Hartnäckigkeit. Bertschy nimmt schlechte Tage zu oft einfach

Christoph Bertschy Geboren: 5. April 1994 Grösse: 175 cm Gewicht: 72 kg Position: Stürmer Stock: Links Bisherige Klubs: Gottéron, SC Bern U18-WM 2011: 6 Spiele, 1 Tor, 0 Assists U20-WM 11/12: 6 Spiele, 2 Tore, 2 Assists

In dieser Rubrik stellt SLAPSHOT im Laufe dieser ­Saison in jeder Ausgabe ein hoffnungsvolles Eis­hockeytalent aus den Jahrgängen 93 bis 95 vor. Die Auswahl der Spieler wurde unter verschiedenen ­Gesichtspunkten (Position, Klub, Spielweise) getroffen. Diese Beiträge entstehen unter der Mithilfe von U20-­Nationaltrainer-Trainer Manuele Celio.


Ruedi Nideröst

Nach der Karriere

Der Abräumer im Klassenzimmer Auf dem Eis war mit Ruedi Nideröst nicht gut Kirschen essen. Der Hüne (192 cm), der zwischen 1987 und 2005 für Olten, Ajoie, Lugano, La-Chaux-de-Fonds, Zug und Biel verteidigte, war ein Abräumer der alten Schule. Heute unterrichtet der 45-Jährige Sek-Schüler in Kerzers. Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

«Ich sollte aufs Eis, einen ‹panieren› und den Puck sofort dem Ausländer zuspielen», sagt Ruedi ­Nideröst und schmunzelt. Diese Aufgabe hatte er vor 25 Jahren von Kent Ruhnke erhalten, der ihn zuvor aus der 1. Liga zu Olten in die NLB geholt hatte. «Völlig talentfrei», wie der Verteidiger auf Nachfrage versichert, «aber das war mein Spiel.» Diese entwaffnende Ehrlichkeit mag im ersten Moment überraschen, doch weshalb etwas schönfärben, das nicht schöngefärbt werden muss? ­Immerhin brachte es Nideröst mit seinen Qualitäten auf eine beeindruckende Karriere mit insgesamt 497 NLA- und mehreren Länderspielen. «Früher waren solche Typen halt noch gefragt», erklärt der 45-Jährige. Heute liegt diese Zeit weit hinter ihm. Der gebürtige Oltener arbeitet seit bald neun Jahren als S­ekundarlehrer an der Orientierungsschule Kerzers, wo er Mathematik, Naturkunde, Lebenskunde und Turnen unterrichtet. Wie einst vor dem eigenen Tor, hat er auch hier nichts dem Zufall überlassen: Noch während er seine Karriere in

­ lten begonnen hatte, begann er an der Uni Bern O die Ausbildung zum Sek-Lehrer. Als er nach fünf studienfreien Jahren bei Ajoie und Lugano seinen nächsten Schritt plante, war die wichtigste Voraussetzung, dass er die letzten vier Semester absolvieren konnte. 1997 zog er mit seiner Frau und seinen drei Töchtern nach Kerzers und unterschrieb bei La-Chaux-de-Fonds. «Ich war damals 30 und mir wurde bewusst, dass ich im Falle eines plötzlichen Karrierenendes ohne Abschluss da­ stehen würde. Deshalb beschloss ich, vorwärts zu machen», erklärt Nideröst. Da er als Junior eine Profi-Karriere nie für möglich gehalten hätte, habe er eigentlich nur ein wenig Geld neben dem Studium verdienen wollen. «Irgendwann bin ich dann da reingerutscht. Doch im Hinterkopf wusste ich immer, dass ich nach dem Eishockey noch 30 Jahre lang arbeiten muss.» Obwohl er danach noch einen Vertrag bei Zug unterschrieb und zwei Jahre in die Innerschweiz pendelte, war klar, dass er bald die Arbeit aufnehmen würde. 2003 erhielt er eine 70-Prozent-Anstellung an der OS Kerzers und wechselte als Halbprofi zu Biel in die NLB. Es sollte die letzte Station sein: «Das war eine sehr stressige Zeit. Nach zwei

S­ aisons habe ich gemerkt, dass ich ausgebrannt bin. Da war klar, dass Schluss ist. Also habe ich mich hier um eine 100-Prozent-Stelle bemüht.»

Vom Eishockey Abstand genommen Was für ein schönes Bild: Der Abräumer von einst bereitet Kinder auf das Berufsleben vor. Nideröst sieht das entspannt: «Man hat ein Gesicht auf dem Eis und eins daneben. Die meisten Typen, die auf dem Eis verhasst sind, sind daneben die Coolsten. Das sind die, mit denen du gerne zusammenspielen würdest.» Zudem wissen die meisten ­Kinder nicht, dass er früher Eishockey gespielt hat. «Ich gehe damit ja auch nicht hausieren.» Die Zeit ist für ihn abgeschlossen, die NL A verfolgt er nur noch aus der Ferne. Einzig bei den Oldies-Matches des SCB kann man ihn hie und da noch in Aktion sehen. «Es war einfach ein schönes Nebenprodukt, ich hatte eine gute Zeit», konstatiert er. Nichtsdestotrotz sieht er Parallelen zwischen s­ einer aktuellen und seiner früheren Tätigkeit: «Wie mit einem Team, will man auch hier gemeinsam eine Entwicklung durchmachen, die zum Schluss zum Erfolg führen soll. Wie im Team ergeben sich Gruppendynamiken mit Höhenflügen und Frust. Und wie im Team darf keiner aussen vor bleiben oder bevorzugt werden – auch wenn man hin und da so empfinden würde.» Letzteres untergräbt mit der Autorität die Eigenschaft, die Nideröst in beiden Berufen mitbringen musste. Nur, dass sie auf dem Eis physischer und im Klassenzimmer menschlich und fachlicher Natur ist. ●

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Red Bull Crashed Ice World Championship 2012

Krasse Piste so fur krasse Resu


orgt ultate

Åre/Schweden Die Piste von Åre, Schweden, forderte die Ice-Cross-Fahrer heraus: Dem Kanadier Adam Horst gelang ein unglaublicher Überraschungssieg, während für Kyle Croxall, den Sieger der beiden vorherigen Rennen, schon die Viertelfinals Endstation bedeuteten. Er kollidierte mit dem Schweizer Kilian Braun. Text: Fotos:

Red Bull Crashed Ice Sebastian Marko, Balazs Gardi, Jörg Mitter/ Global-Newsroom Red Bull Content Pool

420 Meter ist sie lang, die Downhill-Piste von Åre. 1954 und 2007 fanden an diesem Wintersportort in Mittelschweden Alpine Ski-Weltmeisterschaften statt, seit 1969 werden Weltcup-Rennen ausgetragen. Die Downhill-Piste hat es in sich: Der steile, schwierige Kurs mit den vielen Buckeln bietet noch dazu eine mächtigen ­Steilwand, enge Kurven und einen extremen Steilhang – man kann mit Fug und Recht behaupten, der Track von Åre sei der schwierigste Red Bull Crashed Ice Track, der je gebaut wurde. Zu der brutalen Piste kamen schwierige Wetterverhältnisse: Leichter Schneefall sorgte dafür, dass die Athleten die Löcher im Eis nicht gut sahen. Diese Kombination sorgte am dritten von vier Finals der Red Bull Ice Cross Downhill World Championships für zahl­ reiche Stürze und eliminierte einige der guten Fahrer sehr früh: Der bisherige Zweitplatzierte, der Deutsche Fabian Mels, fuhr zwar in der Qualifikation auf den zweiten Rang, stürzte dann aber. Nicht besser erging es den ­Fahrern der Qualifikationsränge 4, 5 und 6, dem Kana­ dier Dumoulin, dem Belgier Van Aken und dem Japaner Saruwatari. Dank dieser spektakulären Ausgangslage wurde das 23. Rennen in der Geschichte des jungen Sports Ice Cross Downhill zu einem der spannendsten bisher. Weltmeister Arttu Pihlainen hatte bis zur vorletzten Kurve wie der sichere Sieger ausgesehen, doch dann brachte ihn eine Unachtsamkeit im wahrsten Wortsinn zu Fall. Sieger wurde schliesslich der 26-jährige Kanadier Adam Horst, der im richtigen Leben als Feuerwehrmann arbeitet und der in der Qualifikation lediglich 20. gewesen war. Es war sein erster grosser Sieg, und das nach einem dramatischen Finish und viel Risiko vor 10 000 Zuschauern – erst kurz vor dem Ziel hatte Adam Horst die ­Führung übernehmen können. «Natürlich träumt man davon zu gewinnen, sobald man zum ersten Mal an ­einem Rennen startet», sagte er. «Aber dann wirklich zu gewinnen – mir fehlen die Worte! Ich bin 2008 in Québec zum ersten Mal an den Start gegangen, und all die Jahre habe ich auf einen Tag wie diesen gehofft!»

Eine tolle Schweizer Leistung Arttu Pihlainen rettete sich den zweiten Rang, auf den dritten fuhr Scott Croxall, der Bruder von Kyle, der sich im Training die Hand gebrochen hatte, aber trotzdem an den Start ging, weil auch er auf einen ersten Sieg am Red Bull Crashed Ice hoffte. Das Schweizer Team holte sich mit einer guten Leistung die Ränge 4 und 5: Jim de Paoli holte sich sein bisher bestes Resultat. Im Rang hinter de Paoli platzierte sich Kim Müller. Auch die Amerikaner dürfen auf ihre Teamleistung stolz sein: Tigh Isaac fuhr mit seinem 6. Rang das bisher beste Resultat eines

Amis an der Red Bull Crashed Ice World Championship ein. Isaac, eigentlich ein Shorttrack-Spezialist mit Olympia-Ambitionen, fuhr Anfang dieses Jahres in Saint Paul sein erstes Crashed-Ice-Rennen überhaupt. Offenbar hat es sich gelohnt, dass Isaac schon früher nach Schweden gereist war und eine Woche in Åre trainiert hatte. Sein Landsmann Cameron Naasz wurde 15. Weniger Glück als seine beiden Kollegen De Paoli und Müller hatte der dritte Schweizer, Kilian Braun, der eigentlich knackige Pisten mag – «und die von Åre ist wirklich krass». Er hatte sich bereits im Training am Knie verletzt – «nichts Wildes, bloss eine Beule, beim Fahren merkte ich gar nichts davon» – und dann kollidierte er im Viertelfinal mit dem WM-Führenden Kyle Croxall. «Es ging so schnell, ich weiss gar nicht recht, was passiert ist, es hat einfach geräbelt», sagt Braun. «Im ersten ­Moment denkt man nur: Scheisse, weiter, aufholen!». Doch offenbar hatte sich der Schweizer zu rasch auf­ gerappelt – zu allem Unglück war er noch verkehrt ­herum zu liegen gekommen – und stürzte gleich noch einmal. Er landete am Schluss auf dem undankbaren 9. Platz, dort, wo es kein Preisgeld mehr zu holen gibt. Kilian Brauns Saisonziel bleibt ein Schlussrang in den Top Ten: «Eigentlich sollte das realistisch sein, aber man weiss nie. Bisher war Kanada immer gut für mich, aber es kommt auf die Strecke an.» Das Knie sollte bis Mitte März kein Thema mehr sein. Und trotz seinem eigenen Sturz freute sich Kilian Braun über die guten Ränge seiner Teamkollegen: «Natürlich haben wir gefeiert. Das gehört an einem Red-Bull-Anlass einfach dazu!»

Entscheidung vertagt Kyle Croxall hatte eigentlich gehofft, die Meisterschaft schon in Åre vorentscheiden zu können. Immerhin hatte er die letzten beiden Rennen gewonnen und war sieben Mal in Folge aufs Podium gefahren. Doch sein frühes Aus in Schweden hat nun zur Folge, dass sich die Weltmeisterschaftswertung vor dem Finale vom 15. bis am 17. März in Quebec City, Kanada, auf einen relativ engen Vierkampf zwischen den drei Kanadiern und dem finnischen Titelverteidiger zuspitzt. Der Vorsprung von Kyle Croxall auf Pihlainen ist in Åre auf magere 240 Punkte geschrumpft, und auch der auf den 4. Platz vorgestossene Adam Horst wird ein Wörtchen mitreden wollen. Es bleibt also spannend. l Platzierungen Åre: 1. Adam Horst (CAN), 2. Arttu Pihlainen (FIN), 3. Scott Croxall (CAN), 4. Jim de Paoli (SUI); 5. Kim Müller (SUI), 6. Tigh Isaac (USA), 7. Miikka Jouhkinmainen (FIN), 8. Lukas Kolc (CZE), 9. Kilian Braun (SUI), 10. Michael Urban (CZE) Weltmeisterschaftswertung: 1. Kyle Croxall 2200 Pt., 2. Pihlainen 1960 Pt., 3. Scott Croxall 1700 Pt., 4. Adam Horst 1690 Pt., 5. Fabian Mels (GER) 1274 Pt., 7. Kilian Braun (SUI) 1140 Pt. Nations Cup: 1. Kanada (5630 Pt.), 2. Finnland (4110 Pt.), 3. Schweiz (3140 Pt.), 4. Deutschland (1731.4 Pt.) Das Video zum Event: www.redbull.ch/crashedice Weitere Infos unter www.redbullcrashedice.com

Gewinner Adam Horst aus Kanada (mitte), Zweiter Arttu Pihlainen (links) und Scott Croxall (rechts) als Dritter bei den Red Bull Crashed Ice World Championship 2012 in Åre.

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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz 26. Jahrgang, Saison 2011/2012 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 8. März 2012 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlags- und Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenverkauf: Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 fabian.furrer@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Andy Maschek Telefon: 031 978 20 55 andy.maschek@ims-sport.ch Redaktion: Matthias Müller Weitere Textmitarbeiter: Klaus Zaugg, Nicola Berger, Reto Fiechter

Overtime

«Ich hatte eine geile Karriere!» Nach 840 Spielen in der NL A (480 Skorerpunkte) und 113 Spielen in der NL B (96 Skorerpunkte) ist Schluss: Am 6. März 2012 ging in der Litternahalle in Visp die lange und erfolgreiche Karriere von Michel Zeiter zu Ende. 0:4 verlor er mit dem EHC Visp gegen den HC Lausanne das Spiel und die Serie. «Nach der letzten Sirene musste ich schon während ein paar Minuten beissen», sagt der 37-Jährige. «Aber ich war auf diesen Moment vorbereitet und wusste, dass er kommen wird. Klar, nach 20 Jahren Eishockey ist man schon ein wenig nachdenklich, aber nun überwiegt die Freude auf die kommende Karriere.» Michel Zeiter hat eine bewegte Spielerkarriere hinter sich. Über Jahre hinweg war er beim ZSC die Kultfigur, der Liebling der eigenen Fans und das Feindbild der gegnerischen, galt als «König der Löwen». Seine weissen Schlittschuhe, die er immer trug, waren sein grosses Markenzeichen. Er war bei den Lions eine der grössten Stützen bei den Meistertiteln 2000 und 2001. Für immer in Erinnerung bleiben wird er aber auch durch seinen schweren Unfall im November 2001, als er von Churs Johan Witehall mit dem Schlittschuh am Hals getroffen wurde und mit dem Tod rang. «Dieser

Unfall war der Ausnahmezustand in meiner Karriere. Und es zeigt auch, wie nahe Glück und Unglück beieinander liegen», erklärt der 121-fache Internationale. «Ich durfte viel erleben, Hochs und Tiefs. Rückblickend kann ich sagen: Ich hatte eine geile Karriere!» 2007 verliess er dann seinen Herzensklub ZSC zu Langnau, wechselte während der Saison 2009/2010 zu Kloten und dann im Sommer 2010 zu Visp, in die Heimat seines Vaters. Bei den Wallisern war er die grosse Attraktion und wurde geschätzt und bewundert. Gleich in seiner ersten Saison übernahm er auch interimistisch den Job des Cheftrainers und war massgeblich daran beteiligt, dass die Walliser den NL B-Titel gewannen und in der Ligaqualifika­ tion Ambrì hart forderten. Der Schritt ins Wallis war auch der erste Schritt in seine Zukunft. «Zeiti» war von Anfang an auch Assistenztrainer arbeitete so an seiner zweiten Karriere, jener des Trainers. Beim EHC Visp ersetzt er nun Bob Mongrain als Headcoach und antwortet auf die Frage nach Zielen: «Ich will jeden Tag das Maximum aus der Mannschaft rausholen. Wir haben eine gute Mannschaft, Visp ist ein geiler Verein. Ich will Erfolg – und werde alles l dafür tun!»

Fotos/Grafics: Pius Koller, Reto Fiechter, Red Bull Racing, ­Walliser Bote/EHC Visp, zVg Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Reto Fiechter, Christine Boschung, Ralf Küffer Druck: Stämpfli Publikationen AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 ©W iedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland CHF 75.– Abonnementspreis Ausland CHF 95.– 9 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgabe Nr. 1) Abonnementsbestellungen /  Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für CHF 7.50 auf erhältlich.

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