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Mark Arcobello: Unvergessliche Momente, auch dank den Fans

«ALL DIE FANS... DAS WAR UNGLAUBLICH»

Mark Arcobello war in den letzten vier Jahren der überragende Einzelspieler beim SCB. Zum Abschied nennt der Amerikaner, der nun zu Lugano wechselt, die Gründe für seine grosse Konstanz auf hohem Niveau. Und im Interview kommt auch zum Ausdruck, dass er mit Bern immer verbunden bleiben wird.

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Du musstest am Tag nach dem Saisonabbruch abreisen, um noch auf einen der letzten Flüge in die USA zu kommen. Wie hast du den schnellen Abschied erlebt? Ja, leider mussten wir sofort abreisen. Es war überhaupt nicht so, wie ich mir meine letzten Tage in Bern vor gestellt hatte. Wir mussten innerhalb von 24 Stunden unsere gesamte Wohnung zusammenpacken und zum Flughafen eilen. Wir wünschten, wir hätten noch ein letztes Mal einige unserer Lieblingsrestaurants geniessen und uns zum Abschied mit den Teamkollegen noch ein paar Drinks genehmigen können, bevor wir abreisten.

Und wie sieht es nun bei dir Zuhause aus? Die Dinge Zuhause sind jetzt ähnlich wie in der Schweiz. Die Restaurants und Geschäfte sind praktisch alle geschlossen. Wir verbringen unsere Tage zu Hause mit der Familie und engen Freunden. Zum Glück haben wir hier in Florida zurzeit schönes Wetter.

In deinen ersten drei Jahren bist du mit dem SCB von Erfolg zu Erfolg geeilt. In der abgelaufenen Saison war früh absehbar, dass es schwierig werden dürfte. Der Ausgang ist bekannt, wo siehst du die Gründe für das Scheitern?

MARK ARCOBELLO

12. August 1988 in Milford, CT, USA

240 Spiele für den SCB, 99 Tore / 148 Assists / 247 Punkte

Zweifacher Schweizer Meister mit dem SCB (2017 und 2019) und NL-MVP (2017)

Ich glaube, es gibt keine spezielle Antwort für die Saison, die wir dieses Jahr hatten. Es war eine Kombination aus vielen kleinen Problemen. Als eine Mannschaft, die immer gewonnen hat, ist man jeden Abend die Zielscheibe für die gegnerischen Teams. Die anderen Mannschaften haben unsere Spielweise studiert und Wege gefunden, uns zu schlagen. Wir haben in den letzten Jahren mehrmals am Ende der Saisons lange Playoffs absolviert. Dafür zahlen die Spieler letztlich auch Tribut. Vor den Playoffs der letzten Saison hast du auf eine entsprechende Frage gesagt, die grösste Stärke des SCB sei der Goalie, also Leonardo Genoni. Danach wurdet ihr mit ihm Meister, ohne ihn reichte es dann nicht für die Playoffs... Das bedeutet? Das bedeutet, dass wir uns zu sehr darauf verlassen haben, dass uns Leo hilft. Es war in der letzten Saison offensichtlich, dass wir ihn von Anfang an vermisst haben. Es ist kein Geheimnis, dass er ein Top-Torhüter in der

Erfolgsgaranten: Mark Arcobello, Thomas Rüfenacht und Simon Moser spielten vier Jahre meistens zusammen in einer Linie. Liga ist. Wir haben ihn nicht nur verloren, sondern mussten jetzt auch gegen ihn spielen.

Gäbe es etwas, das du in der vergangenen Saison rückblickend anders gemacht hättest, beispielsweise an deiner Spielweise, in der Garderobe oder gegenüber den Trainern? Wir alle können uns eigentlich nur um unser eigenes individuelles Spiel kümmern. Ich hätte mehr Tore schiessen können und vielleicht auch ein besserer Leader auf und neben dem Eis sein können.

Mit dem SCB hast du zwei Mal den Titel gewonnen. Was sind deine schönsten Erinnerungen an die Meisternächte und -tage? Der Gewinn der Meisterschaften mit dem SCB wird eine Erinnerung sein, die ich nie vergessen werde. Meine erste Saison in Europa und der Erfolg von 2017 haben mir geholfen, meine Leidenschaft fürs Hockey zu erneuern, die in den Jahren zuvor in Nordamerika etwas nachgelassen hat. Ich denke, meine schönste Erinnerung ist jene, als wir 2017 nach dem letzten Sieg in Zug mit dem Pokal zurück nach Bern kamen. All die Fans, die in der PostFinance-Arena auf uns gewartet hatten, das war unglaublich. Und ich werde mich immer an die Mitspieler der beiden Meisterschaftsmannschaften erinnern. Sie alle haben mir auch geholfen, mich an den europäischen Spielstil zu gewöhnen und mich in Bern heimisch zu fühlen.

Und generell, was waren ansonsten deine prägendsten Erlebnisse in deiner Zeit in Bern?

Unsere erste Saison in Bern war ein fantastisches Jahr. Meine Frau Mollie und ich waren erstmals richtig in Europa. Wir genossen es, die Stadt Bern zu erkunden und das Land zu bereisen. In der dritten Saison bekamen wir unseren Sohn Hunter. Er wurde kurz vor dem Gewinn unseres zweiten Meistertitels in Bern geboren. Das sind die Dinge aus dieser Zeit, die man nicht vergisst.

In Bern hinterlässt du grosse Spuren, du warst einer der besten Ausländer der letzten 20 Jahre. Das Team und die Fans werden dich vermissen. Was wirst du an Bern vermissen? Die Arena und die Fans werden mir am meisten fehlen. Sie gehören zu den besten in Europa. Vor ihnen zu spielen, war jedes Mal ein Vergnügen und eine Ehre.

Vor deiner Zeit in Bern wurdest du in Nordamerika innert kurzer Zeit von Team zu Team und Stadt zu Stadt transferiert. In Bern warst du nun vier Jahre am gleichen Ort. Ist dies einer der Hauptgründe, weshalb du hier auch derart konstante Leistungen gebracht und in jeder Saison zu den Topstürmern der Liga gezählt hast? Ich glaube, dass es mir in Bern gut ging, ich mich wohl fühlte und wusste, dass ich einige Zeit hierbleiben würde, hat meinem Selbstvertrauen definitiv geholfen und mir erlaubt, besser zu spielen. Dass ich vier Jahre lang für denselben Trainer spielen konnte, hat dies ebenfalls unterstützt. Kari Jalonen und ich hatten eine gute Beziehung, wir vertrauten einander.

In der NHL hast du den Durchbruch nie richtig geschafft, 2016 bis du dann nach Bern gekommen. In den letzten

Swiss Ice Hockey Awards 2017: Mark Arcobello, Leonardo Genoni und Thomas Rüfenacht wurden gemeinsam für eine herausragende Saison ausgezeichnet.

drei, vier Jahren hat sich das Spiel in der NHL massiv verändert. Spielintelligente Playmaker sind gefragter denn je. Hattest du nie im Sinn, nochmals einen Versuch zu wagen? Ich habe nach meiner ersten Saison in Bern darüber nachgedacht, es nochmals in der NHL zu versuchen. Der Traum ist es immer, in der NHL zu spielen, aber zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere war es sinnvoller in Bern zu bleiben, als es noch einmal zu versuchen.

Dein erster Auftritt mit Lugano in Bern dürfte speziell werden, hast du doch seit deiner College-Zeit nie mehr derart lange für ein und das gleiche Team gespielt. Machst du dir darüber schon Gedanken, rechnest du mit einem Pfeifkonzert der SCB-Fans? Im Moment denke ich nur daran, meinen Sommer zu geniessen und zu versuchen, meine Familie und mich in dieser Zeit gesund zu halten. Aber ich weiss schon, dass das erste Spiel in der PostFinance-Arena gegen den SCB verrückt und etwas Besonderes sein wird. Ich bin sicher, dass ich nervös sein werde, aber ich werde auch freudig aufgeregt sein.

Während vier Jahren warst du fast immer mit Simon Moser und Thomas Rüfenacht in einer Linie, du kennst ihre Qualitäten wie kaum ein Zweiter. Bald wirst du Gegner sein. Es dürfte Sprüche geben, und sie werden dich kaum mit Samthandschuhen anfassen. Was erwartest du vom ersten Wiedersehen mit deinen lang jäh rigen Copains? Ich verdanke einen Grossteil meines Erfolgs diesen beiden Jungs. Sie haben mir die Umstellung auf das Spiel in der Schweiz erleichtert, und wir haben die meiste Zeit der vier Jahre gemeinsam Erfolg gehabt. Gegen sie zu spielen wird anders sein, aber ich freue mich darauf. (dk)

ABSCHIEDSWORTE

PASCAL CAMINADA

«Grundsätzlich war es mit meiner Geschichte nicht so, dass ich gedacht hätte, je für den SCB zu spielen. So gesehen war es eine Ehre. Über die drei Jahre überwiegt sicher das Positive mit zwei Qualifikationssiegen, einem Meistertitel und der CHLTeilnahme. Leider ist die vergangene Saison nicht so verlaufen, wie wir es uns erhofft haben. Ein besonders schöner Moment war für mich in der Saison 2018/19 ein Weekend mit zwei Shutouts, die Leonardo Genoni und ich hintereinander hatten. Das hat für mich unseren gemeinsamen Ehrgeiz, die tolle Zusammenarbeit und Kameradschaft sehr gut aufgezeigt. Ich bedanke mich beim grössten Publikum von Europa für die Unterstützung in den letzten drei Jahren und werde die schönen Erinnerungen im Kopf behalten.»

MATTHIAS BIEBER

«Nach einer ganz miserablen Saison mit Kloten und dem damit verbundenen Abstieg hat es mir sehr gutgetan, zum SCB kommen zu dürfen. Und ich wurde dort auch sofort sehr gut aufgenommen. Das hat es erleichtert, die Saison mit dem Abstieg zu verarbeiten. Nicht einmal ein Jahr später den Meistertitel feiern zu können, war eine unglaubliche Geschichte, wie sie nur der Sport schreiben kann. Im zweiten Jahr ging es dann resultatmässig wieder steil bergab, aber ausser in ein paar wenigen Spielen hätten wir immer die Chance gehabt zu gewinnen. Auch für mich persönlich war die letzte Saison äusserst mühsam mit den vielen, langen Verletzungen. Dass ich nach acht Jahren in Kloten zum SCB kommen durfte, war eine grosse Ehre für mich. Es war schön, die Unterstützung der grossen Wand der Stehrampe zu erleben, nachdem sie zuvor immer gegen mich war. Und der Organisation des SCB bin ich sehr, sehr dankbar, dass ich zwei Jahre für diesen Club spielen durfte.»

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