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Andrew Ebbett Der Sportchef spricht über die Veränderungen beim SCB.

«ICH FREUE MICH BEREITS JETZT AUF DEN SAISONSTART»

SCB-Sportchef Andrew Ebbett spricht im Interview über das Verhältnis unter den Sportchefs im Schweizer Eishockey und die Aufbruchstimmung im Klub.

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In deinem Kalender steht jeden Donnerstagnachmittag «Deutschkurs». Welches Zwischenzeugnis gibst du dir? Ein «knapp befriedigend». Ich will diesen Sommer beim Deutschlernen einen Schwerpunkt setzen. Zwei Dinge erschweren den Prozess: Erstens bin ich 39, da geht nicht mehr alles zügig ins Hirn (schmunzelt). Zweitens lerne ich Hochdeutsch, höre aber zuhause oder beim SCB vorwiegend Berndeutsch. Es kommt vor, dass ich stolz aus dem Deutschkurs gehe mit ein paar neuen Wörtern, und dann heisst es: «Das isch nid Bärndütsch!»

Wie sprichst du mit deiner Freundin Gabriela? Sie ist in der Schweiz geboren, aber in Kanada aufgewachsen. Nach dem Uni-Abschluss kehrte sie nach Bern zurück. Sie spricht fliessend Englisch und sehr gut Berndeutsch, hat aber Mühe mit Hochdeutsch – das hilft nicht wirklich (lacht). Ihr wart gerade in den Ferien. Hattest du nach deinem ersten Jahr als Sportchef Ferien so richtig nötig? Und wie. Solange du mittendrin steckst, realisierst du manchmal gar nicht, wie gestresst du bist. Wir waren in Brasilien, wo Eishockey überhaupt kein Thema ist. Es tat gut, einmal weg zu sein, ich konnte abschalten und fühle mich seit meiner Rückkehr um einiges besser als vorher und voller Energie.

Apropos Ferien: In Langnau wurde Sportchef Marc Eichmann entlassen und es gab Stimmen, er hätte in der wichtigen Planungsphase nicht in die Ferien verreisen sollen. Was denkst du darüber? Was ich in der Schweiz schätze, ist, dass die Leute die Bedeutung der Ferien erkennen. Ich lebte fast 20 Jahre lang in den USA, dort bekunden viele Menschen Mühe, abzuschalten und Ferien zu beziehen. In der Schweiz wird die Wichtigkeit erkannt, eine

«DAS POTENZIAL, AUS FEHLERN ZU LERNEN, DIE WIR BEGANGEN HABEN, IST RIESIG.»

Auszeit zu nehmen, die Batterien aufzuladen, Zeit mit der Familie zu verbringen. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, im Gegenteil – es ist gerade in einem von Stress geprägten Business elementar. Aus diesem Grund ging Marc Eichmann in die Ferien. Ihm daraus einen Strick zu drehen, ist lächerlich. Aber man macht so einiges, nur damit es der Story dient.

Leidet ein Sportchef mit, wenn ein Amtskollege entlassen wird? Ich kenne mittlerweile die Aufgaben des Sportchefs und weiss, wie viel Arbeit und Aufwand damit verbunden sind. Mir tut es leid für jeden Kollegen.

Sportchefs sind Verbündete und Kontrahenten zugleich – wie ist der Kontakt untereinander? Der Respekt ist sicher gross. Ich konnte bereits im ersten Jahr gute Beziehungen aufbauen. Natürlich ist da eine spezielle Dynamik, weil du einerseits zusammenarbeitest, aber gleichzeitig Gegner bist. Es ist nicht so, dass wir alles teilen und austauschen würden. Letztlich willst du den anderen Sportchef respektive dessen Organisation besiegen – aber es sind noch immer die Spieler, welche die Partien entscheiden. Wie ist die Aufgabenteilung zwischen Raeto Raffainer und dir? Raffa schaute mir über die Schulter, zeigte mir in den ersten Wochen, wo es langgeht, dann liess er mich fliegen – so hat er das formuliert (lacht). Jeden Entscheid fällten wir gemeinsam. Und was ich guten Gewissens sagen kann: Wir waren uns bisher immer einig.

Raeto Raffainer wird per 1. September vom Sportdirektor zum CEO. Was bedeutet das für dich? Wahrscheinlich etwas mehr Einfluss in der Sportabteilung. Aber so viel wird sich für mich nicht ändern. Wir haben einen guten Austausch in der Sportabteilung, nicht nur zwischen Raffa und mir. Ich bin keiner, der Entscheide mutterseelenalleine fällt, ich will Ressourcen und Know-how nutzen, andere Leute einbeziehen.

«ES MUSS FÜR DIE GEGNER WIEDER EIN GRÄUEL SEIN, IN BERN ANZUTRETEN.»

«ICH BIN EXTREM GLÜCKLICH DARÜBER, HAT SICH SVEN BÄRTSCHI FÜR BERN ENTSCHIEDEN.»

SCB KADER SAISON 2022/23

Torhüter 30 Philip Wüthrich 84 Daniel Manzato Andri Henauer 17.01.1998 183 cm 82 kg 17.01.1984 184 cm 85 kg 26.03.2002 181 cm 75 kg

Verteidiger 2 Beat Gerber 9 Mika Henauer 14 Colin Gerber 44 Jesse Zgraggen 58 Romain Loeffel 56 Christian Pinana 65 Ramon Untersander 68 Éric Gélinas (CAN) 16.05.1982 178 cm 90 kg 02.03.2000 178 cm 82 kg 14.03.1998 191 cm 94 kg 20.04.1993 185 cm 95 kg 10.03.1991 178 cm 85 kg 16.03.1997 181 cm 84 kg 21.01.1991 183 cm 89 kg 08.05.1991 193 cm 98 kg

Stürmer 8 Joshua Fahrni 10 Tristan Scherwey 11 Santiago Näf 13 Noah Fuss 19 Ronny Dähler 21 Simon Moser 23 Marco Lehmann 24 Dominik Kahun (GER) 25 Vincent Ryser 47 Sven Bärtschi 21.10.2002 181 cm 87 kg 07.05.1991 178 cm 86 kg 08.06.2002 179 cm 81 kg 14.09.2001 170 cm 73 kg 28.02.2001 178 cm 78 kg 10.03.1989 187 cm 97 kg 19.03.1999 175 cm 75 kg 02.07.1995 180 cm 79 kg 13.02.2002 182 cm 78 kg 05.10.1992 180 cm 86 kg

79 Thierry Bader

01.09.1997 187 cm 74 kg 86 Joël Vermin 05.02.1992 180 cm 87 kg 88 Christopher DiDomenico (CAN) 20.02.1989 180 cm 83 kg 91 Fabian Ritzmann 15.01.2002 191 cm 89 kg

Coaching Staff

HC Johan Lundskog (SWE) 11.09.1984

AC Mikael Hakanson (SWE) 31.05.1974

AC Christer Olsson (SWE) 24.07.1970

GC Jeff Hill (USA) 10.03.1985 Steven Lingenhag 01.02.1992 Ehe wir nach vorne blicken werden noch eine Frage zur abgelaufenen Saison: Was hat den SCB dazu bewogen, am Trainerstab um Headcoach Johan Lundskog festzuhalten? Der SCB hat in den letzten drei Saisons fünf Trainer beschäftigt. Die Organisation braucht Stabilität, und aus den Gesprächen mit den Spielern und der Sportabteilung ist klar hervorgekommen, dass man den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen will. Das Potenzial, aus begangenen Fehlern zu lernen, ist riesig. Raffa und ich haben einen Dreijahresplan ausgearbeitet. Nun stehen wir im zweiten Jahr. Wir haben viele Wechsel im Team. Hätten wir auch noch den Trainerstab gewechselt, müssten wir von vorne anfangen. Ich bin überzeugt, dass auf diesen Entscheid gute Resultate folgen werden. Und: Viele Spieler, die noch dabei sind, haben unter dieser Trainercrew individuell eine gute bis sehr gute letzte Saison gespielt.

Beim SCB sprechen viele von Neustart, Aufbruchstimmung. Nach den verpassten Playoffs gaben wir den Spielern im April frei. Natürlich gab es individuelles Training, aber vor allem ging es darum, dass sie den Kopf frei kriegen, die letzten drei Jahre mit Covid, zwei neunten Plätzen und Platz 11 aus dem Speicher löschen. Was den SCB auszeichnete, war seine Siegermentalität. Die ist in den letzten drei Saisons verloren gegangen. Wir müssen das Gewinnen wieder lernen. Oder anders formuliert: Wir hatten akzeptiert, zu verlieren. Das darf nicht mehr sein. In Bern hassen wir es, zu verlieren, ob auswärts oder zuhause, ob von Platz 1 oder Platz 11. Alle 25 Spieler müssen es hassen, ein Spiel zu verlieren. Diese Mentalität wollen wir implementieren.

Wieviel Sportchef Ebbett steckt im Team 2022/23? Die 13 auslaufenden Verträge sorgten letzte Saison für Unruhe. Aber was positiv daran war: Wir hatten die Chance, die Identität zu verändern. Chris DiDomenico, Joël Vermin und Éric Gélinas werden wichtig sein für den SCB-Stil. Wir wollen den Fans aggressives Eishockey mit viel Passion bieten. Im Kader stehen auch viele jüngere Spieler, die sich ihren Platz erkämpfen können.

Du sprichst vom SCB-Stil – wie soll dieser sein? Ob als Spieler oder als Sportchef: Ich liebe Konstanz. Am Freitagabend eine gute Partie abliefern und tags darauf gleich nochmals: Das will ich sehen. Da geht es um Arbeitseinstellung, Emotionen, Energie. Und ja, ich will sehen, wie die Spieler nach einem Tor feiern. Wir haben die besten Fans in Europa. Also wollen wir sie dazu bringen, aus den Sitzen zu springen, Stimmung zu machen – und diese Stimmung gilt es zu unserem Vorteil zu nutzen. Es muss für die Gegner wieder ein Gräuel sein, in Bern anzutreten.

Kurz vor Redaktionsschluss konnte der SCB den Zuzug von Sven Bärtschi vermelden. Was dürfen die Fans von dieser Mannschaft erwarten? (überlegt) Es ist zu früh, im Mai bereits über Erwartungen zu sprechen. Ich bin extrem glücklich darüber, hat sich Sven Bärtschi für Bern entschieden. Wir hatten während Monaten immer wieder zusammen gesprochen. Irgendwie fühle ich mich gerade wie in der ersten Schulwoche: Ich bin aufgeregt, weil so viel Neues ansteht. Steven Lingenhag bringt als Athletiktrainer frischen Wind in die Halle, dazu haben wir viele interessante Zuzüge und alle sind topmotiviert: Ich freue mich bereits jetzt auf September und den Saisonstart. (rek)

SPORTCHEF ANDREW EBBETT ÜBER DIE SCB-ZUZÜGE

Sven Bärtschi (29, Las Vegas, NHL) «Sven hatte eine tolle Karriere in Nordamerika und ist nun bereit, in die Schweiz zurückzukehren. Er hat in den letzten Saisons vorwiegend in der AHL gespielt und freut sich sehr auf die Zuschauer und die Kulisse in Bern. Er ist ein natürlicher Skorer, ein kreativer Spieler, der für uns den Wert eines zusätzlichen Ausländers einnehmen kann.»

Chris DiDomenico (33, Fribourg) «Ob im Langnau- oder im Gottéron-Dress: DiDo hat als Gegner in der PostFinance Arena immer tolle Spiele gezeigt. Ich weiss, wie gross seine Vorfreude ist, nun mit dem SCB-Logo auf dem Trikot in dieser Halle zu spielen. Nun gilt es diese Vorfreude und Aufregung bei ihm richtig zu kanalisieren. Ich stehe in engem Kontakt mit ihm und spüre in jeder Nachricht, wie heiss er für die kommende Saison ist.»

Éric Gélinas (30, Djurgården SWE) «Gélinas bildete in Rögle mit Moritz Seider ein hervorragendes Duo. Ich kann ihn mir als perfekte Ergänzung für Ramon Untersander vorstellen. Er hat einen harten Schuss, ist kräftig, hat eine gute Präsenz und wird auch für unsere jüngeren Spieler sehr wichtig sein.»

Marco Lehmann (23, Rapperswil) «Die Trainer freuen sich sehr, ihn in die Hände zu kriegen und mit ihm zu arbeiten. Von allen Spielern, die wir verpflichtet haben, hat Marco das grösste Potenzial. Gelingt es ihm in Zusammenarbeit mit dem Coachingstaff, sein Potenzial zu nutzen, dann wird es sehr viel Spass machen, ihm zuzusehen.»

Romain Loeffel (31, Lugano) «Nach seiner Verletzung hatte er eine sehr gute Saison. Romain hat so eine ruhige und dennoch starke Präsenz, er wird mit seiner Konstanz für uns sehr wichtig sein. Die rechte Abwehrseite mit Unti und Loeffel besetzt zu haben, wird ein grosses Plus sein.»

Fabian Ritzmann (20, Davos) «Er wird für die Leute in Bern die grösste Überraschung sein. Fabian läuft unter dem Radar, hat eine gute Grösse, eine tolle Arbeitseinstellung. Er und Joshua Fahrni zusammen, das könnte ein tolles Duo werden. Er ist voller Energie, die Fans werden ihn mögen.»

Joël Vermin (30, Genf) «Es ist einfach toll, Joël endlich wieder in den richtigen Farben zu sehen. Er hat uns in den letzten Jahren weh getan, wenn wir gegen Lausanne oder Genf antraten. Er hatte eine gewaltige letzte Saison mit 21 Toren. Seine Punkte auf dem Flügel werden für uns sehr wertvoll sein. Ich habe mit vielen Fans gesprochen und sie haben mir gesagt, wie toll es sei, Vermin zurück in Bern zu haben.»

Jesse Zgraggen (29, Davos) «Jesse spielte tolle Playoffs in Davos, ist ein sehr dankbarer Verteidiger, der überall aushelfen und viele Rollen übernehmen kann – ob im ersten, zweiten oder dritten Abwehrduo. Ich bin überzeugt, dass er ein richtiger PlayoffSpieler ist und uns mit seinem Charakter speziell in den wichtigsten Spielen der Saison sehr gut helfen wird. Und ich sagte ihm, er solle sich noch die Haare schneiden, mit dieser Bergler-Frisur passe er nicht zum SCB.»

CHUM MIT I DS SCHLOSS BURGDORF

Die Hockeysaison hat ja gerade Pause. Ich vermisse es bereits, mit euch zusammen die Spieler auf dem Eis anzufeuern. Inzwischen nutze ich die Zeit für meine Streifzüge in der Gegend und entdecke dabei immer wieder neue Orte. Kürzlich war ich im Schloss Burgdorf.

Als die Festung der Zähringer vor 800 Jahren hoch über Burgdorf erbaut wurde, streiften noch viele von meiner Art überall in der Schweiz ungestört durch die Wälder. Heute bin ich der einzige Bär, der sich auf den Weg durch die schöne Altstadt hoch zum Schlosshügel macht. Wer es gemütlicher angehen möchte, nimmt am Bahnhof Burgdorf den Bus bis zum Kronenplatz. Von da ist es nur noch einen Bärensprung bis zum Schloss.

Auf dem Hügel angekommen, bin ich im neuen Museum ganz schön ins Staunen geraten. Beim Betrachten der faszinierenden Wunderkammern kann man so richtig in die Vergangenheit des Schlosses und in seine Geschichten eintauchen. Manche der überraschenden Ausstellungsobjekte lassen einen sogar durch Kontinente und Epochen reisen. Selten habe ich eine so erfrischende Art von Ausstellung gesehen. Ein wenig haben mich die Wunderkammern an Wimmelbilder erinnert. Ob man dort sogar einen Bären entdeckt?

Danach habe ich im Schlossrestaurant fürstlich gegessen. Nicht nur hat das leckere Essen aus regionalen Speisen meinen feinen Bärengaumen überzeugt. Auch das besondere Ambiente in den kürzlich renovierten historischen Mauern fand ich einfach toll. Auch draussen im Schlosshof war im lauschigen Gartenrestaurant einiges los. Zum Abschluss habe ich von dort nochmals die Aussicht auf die Emmentaler Umgebung genossen. Ob sich in den Wäldern bald wieder meinesgleichen tummeln werden?

Hast du auch Lust auf einen Ausflug bekommen? Dann checke die Angebote unter bls.ch/schloss-burgdorf. Übrigens: Für weitere tolle Ideen lasse ich mich unter bls.ch/ausfluege inspirieren. Schau mal rein, vielleicht findest du was Cooles.

FÜRSTLICHE SPEISEN FÜR DEN BÄRENHUNGER

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