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Nach 13 Jahren Kommunikations chef: Christian Dicks Abschieds- kolumne.

GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN

Klar, der Abschluss hätte hübscher sein können, er war eher kläglich. Der SCB drei Mal hintereinander nicht in den Playoff-Rängen, das will keiner sehen, der Schwarz-Gelb-Rot zugeneigt ist. Aber wie wir erlebt haben, kommt das eben auch in den besten Familien vor. Man kann darüber motzen, fluchen, spotten, wettern. Nützt alles nichts, sondern bleibt, wie es unser Chef ab und zu gerne sagt: «Es ist so, wie es ist.» Man kann auch schwarze oder noch dunklere Schafe suchen, zumindest Bauernopfer finden oder über ausgebliebene Kaisertransfers lästern. Alles okay, wenn auch selten hilfreich. Und egal, wie man es dreht, es gibt keinen Alleinschuldigen, wenn es nicht läuft. Weder Lüthi noch Lundskog, auch Loeffel würde es nicht sein. Schliesslich ist SCB Mannschaftssport. Es braucht sehr viele Puzzlesteine zum Erfolg und eine ähnlich lange Reihe Mosaiksteine zum Misserfolg. Die Niederlage von gestern zählt heute sowieso nicht mehr, sondern es gilt vorwärtszuschauen auf das Morgen, auf das nächste Spiel, auf die nächste Saison. Ich schaue trotzdem nochmals kurz rückwärts. «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Ich bin kein Spezialist für Vorabendserien und habe keine Ahnung, worum es in diesem Fall geht, aber der Titel passt, auch für das Leben mit dem und im SCB. «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» eignet sich deshalb bestens für einen Rückblick auf meine 13 Saisons im SCB.

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2009/10 Endlich zuhause. Nachdem der SCB seit Einführung der Playoffs fünf Mal – immer auswärts – Meister geworden ist, folgt am 24. April 2010 in Finalspiel 7 gegen Genf unter Larry Huras der erste Titelgewinn in fantastischer Atmosphäre in der PostFinance Arena. Und dann wird es persönlich: Brett McLean kommt mitten aus dem jubelnden Spielerpulk an den Spielfeldrand, um mich zu umarmen. Später zerreisst mir Lee Goren im Garderobengang das teure, aber zum Glück gesponserte Hemd.

2010/11 Roman Josi hat den SCB Richtung Nashville verlassen und steigt dort in zwölf Jahren zu einem der Besten unter den Allerbesten auf (mit seiner Rückkehr für einen «One-Night-Stand» in der PostFinance Arena am 3. Oktober ist im kommenden Herbst schon ein Highlight garantiert). Der SCB spielt übrigens trotz Josis Abgang eine gute Saison, scheitert aber diesmal im siebten Spiel des Halbfinals gegen Kloten.

2011/12 Alles wunderbar, bis 2,5 Sekunden vor Schluss.

2012/13 In der Lockout-Saison lädt unser CEO am 23. Oktober nach einem 0:3 in Rapperswil um Mitternacht zum Rundenlaufen in der Trainingshalle und erklärt der Mannschaft seine Vorstellung von Teamsport. Danach legt der SCB, angeführt von Trainer Antti Törmänen und den im Januar nach Nordamerika zurückbeorderten Roman Josi, Mark Streit und John Tavares, die Basis zum krönenden Abschluss. – Und nebenbei noch ein Kaisertransfer, der fünf Jahre für grosses Kino sorgt: Büne Huber schreibt Kolumnen im spirit.

2013/14 Schlechte Zeiten.

2014/15 Wiedereinführung des Cups mit dem SCB als Sieger im ausverkauften Heim-Final gegen Kloten. Dafür dann mit 0:4 ein schnelles Ende im Playoff-Halbfinal gegen Davos.

2015/16 Mehr Spektakel, mehr Nervenkitzel geht nicht. Vom Anfang bis zum Schluss. Trainer Guy Boucher flirtet im Sommer mit der Rückkehr in die NHL und verliert seine Mannschaft im Herbst. Am 17. November ist fertig lustig. Boucher, von dem noch heute einige Spieler sagen, sie hätten von keinem Trainer mehr gelernt, vergiesst zum Abschied Tränen. Wie schon im Herbst 2013 übernimmt wieder Lars Leuenberger. Aber es will auch unter ihm nicht recht. Im Januar setzt es sieben Niederlagen in Serie ab, wobei es fünf Mal wenigstens einen Punkt gibt. Nach einer 2:5-Niederlage in Zürich liegt der SCB vor Beginn der letzten Woche der Regular Season auf Rang 10. Ich begegne am Montag Martin Plüss in der Garderobe und frage ihn: «Wie wollt ihr das noch schaffen?» Er meint: «Ich habe keine Ahnung.» Es folgen zwei Heimsiege gegen Genf und Lausanne und damit die Playoff-Qualifikation im letzten Moment. Viertelfinal als Achter gegen den souveränen Qualifikationssieger ZSC. Erstes Spiel: 4:3-Auswärtssieg n. P. Der Startschuss zum Meisterlauf. Es folgen drei weitere Siege gegen die ZSC Lions und nur je eine Niederlage im Halbfinal

Für einmal war der Fokus auf ihn gerichtet: Christian Dick neben Raeto Raffainer.

gegen Davos und im Final gegen Lugano. Das Meistertor in Lugano erzielt Derek Roy in Unterzahl. Total: 12 Siege, davon 11 mit einem Tor Differenz, davon 5 nach Verlängerung und 1 nach Penaltyschiessen... Ein an Zittern, Zweifeln, Hoffen und Bangen kaum zu ertragender Winter, gefolgt von einer Himmelfahrt im Frühling. Eine Saison, deren Emotionen wohl keiner der Beteiligten ein zweites Mal in diesem Ausmass erleben wird.

2016/17 Kari Jalonen kommt, sieht und siegt. Und tanzt am Ende in Zug um den Garderobentisch.

2017/18 Der SCB ist auch im Jahr der Titelverteidigung erfolgreich, stösst in der Champions Hockey League zum zweiten Mal hintereinander in den Viertelfinal vor, gewinnt die Regular Season souverän. Im Playoff-Halbfinal gegen die ZSC Lions fehlt nach der Rückkehr von 13 Olympia-Teilnehmer eine Prise Energie und ein Quäntchen Glück, als Mark Arcobello in der Verlängerung des sechsten Spiels in Zürich das leere Tor zum 3:3-Ausgleich in der Serie verfehlt. Dafür geht im Hallenstadion ein Lavabo zu Bruch, der Headcoach jedenfalls hatte noch Energie.

2018/19 Die Jalonen-Maschine lässt sich erneut nicht bremsen: dritter Qualifikationssieg in Folge und zweiter Titel unter dem Finnen. Im sechsten Viertelfinal braucht der SCB 117 Minuten und 43 Sekunden und bis kurz vor 1 Uhr morgens, um sich gegen Genf durchzusetzen. Dabei wäre es so einfach gewesen: 47 Sekunden vor Schluss der normalen Spielzeit steht es 2:0 für Bern. Der Halbfinal gegen Biel dauert sieben Spiele. Der Final-Auftakt gegen Zug geht in der PostFinance Arena 1:4 verloren, worauf die Berner von vielen «Fachleuten» bereits abgeschrieben werden und nach vier Siegen in Serie erneut den Pokal in die Höhe stemmen.

2019/20 Schlechte Zeiten.

2020/21 Pandemie, keine Zuschauer, ganz schlechte Zeiten. Aber trotzdem schöne Momente: Ein Autokonvoi mit Fahnen schwingenden Fans begleitet den Mannschaftsbus auf dem Weg zum Cupfinal in Zürich bis nach Kriegstetten. Der SCB besiegt die ZSC Lions souverän mit 5:2 und Captain Simon Moser lässt Rekordspieler «Bidu» Gerber den Pokal entgegennehmen. Auf dem Umweg über die neu eingeführten Pre-Playoffs erreicht der SCB den Viertelfinal, in dem er den späteren Meister EV Zug beim 2:4 mehr fordert als die folgenden Gegner.

2021/22 Schlechte Zeiten.

Viel wichtiger als alle Resultate und die sieben Titel waren die Begegnungen, sei es mit den Kolleginnen und Kollegen, sei es mit den Angestellten im Büro und im Mannschaftsbereich, sei es mit den neun Headcoaches und deren Assistenten, mit über 150 Spielern, davon 60 Ausländern. Und dabei stand immer Teamarbeit mit dem Ziel, das Bestmögliche für den SCB zu tun, im Vordergrund. Liebe Verwaltungsräte, lieber Chef, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Trainer und Spieler, liebe Fans, liebe Sponsoren, geschätzte Medienvertreter, es war mir eine Ehre und trotz einigen schlechteren Zeiten ein Vergnügen, für den SCB aktiv gewesen zu sein. Nun freue ich mich auf die nächste Saison und die passive Rolle als Zuschauer. Es wird ein Genuss. Auch künftig wird es gute und schlechte Zeiten geben. Beim SCB wie in jedem anderen Sportclub auch und wie im Leben. Es lässt sich einfach hoffen, dass die guten Zeiten häufiger vorkommen und länger dauern als die anderen – so wie ich es erleben durfte.

Machets guet und gäbet aus!

CHRISTIAN DICK

Christian Dick hat beim SCB die letzten 13 Saisons als Head of Communication gearbeitet. In seine Zeit in Bern fallen fünf Meistertitel und zwei Cupsiege. Anfang April ging er in Pension. In seiner Abschiedskolumne blickt der frühere Sportchef des «Bund» auf seine Zeit beim SCB zurück.

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