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Ergebnis der Abschlussarbeit Mario Schuh

Bericht Hegeringleiterstv. Mario Schuh, MSc

Teil Zwei zum Ergebnis der Abschlussarbeit „Die Bedeutung der Jagd im Waldviertel aus Sicht verschiedener Interessensgruppen“

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Es wird immer wieder und überall über die heutige und auch zukünftige Bedeutung der Jagd diskutiert. Sie hat in der heutigen Konsumgesellschaft scheinbar an Bedeutung verloren. Von vielen wird die Jagd als Hobby schießwütiger Menschen angesehen und daher mit Ablehnung betrachtet. Gleichzeitig stellen sich neue Herausforderungen, im Speziellen zu Großprädatoren. Dazu möchte ich auf die Ergebnisse aus der Befragung im Waldviertel eingehen.

Wissen über die Jagd

Tabelle 1: Ergebnis der OnlineumfrageteilnehmerInnen, wie sie ihr Wissen über die Jagd im Waldviertel einschätzen, n=269

Das Wissen über die Jagd im Wald- viertel ist nach den Erkenntnissen in Tabelle 1 nur bei den Jägern ausgeprägt. Der Rest schätzt das Wissen über die Jagd im Waldviertel mittelmäßig bis wenig ein. Das Ergebnis über das Wissen über die Jagd ist wenig überraschend. Es zeigt eindeutig, dass sich nur die Jäger ein entsprechendes Wissen zugestehen. Aus meiner Sicht eine wichtige Erkenntnis, dass die Wissensvermittlung zu Jagdthemen an die Waldviertler Bevölkerung nicht gut genug gelingt.

Persönliche Meinung zur Jagd

Es wurden verschiedene Aussagen zur Jagd bewertet. Die erste Feststellung ist, dass der Großteil der Waldviertler Bevölkerung zumindest einen Jäger aus dem direkten Umfeld kennt. Die meisten Freizeitnutzer und andere Nutzer kennen das Jagd- bzw. das Forstgesetz nur teilweise oder gar nicht. Selbst 22% der Landwirte geben an, das Forstgesetz nicht zu kennen. Das Wissen über die Jagdkultur/-tradition wurde mittelmäßig eingeschätzt. Ein korrektes Bild über das Wissen zum Jagen vom Wild ist durchwegs vorhanden. Diese Erkenntnisse sind die Basis möglicher Konflikte, welche nur durch Aufklärung vermieden werden könnten. In weiterer Folge wurden die Tätigkeiten eines Jägers im Zeitraum eines Jagdjahres bewertet. Die Einschätzungen sind durchwegs unter den verschiedenen Interessengruppen sehr ähnlich. Die Freizeitnutzer aus der Stadt gehen davon aus, dass das Übungsschießen nicht so häufig stattfindet, wobei die Jäger selbst auch eine ähnliche Einschätzung abgeben. Beim Wildbeobachten ist die Einschätzung der Jäger deutlich höher als bei den restlichen Interessengruppen. Bei der Abfrage zu verschiedenen Aussagen zur Jagd im Waldviertel war eindeutig ersichtlich, dass die Jagd grundsätzlich im Hinblick auf die Wildstandregulierung als unverzichtbar gesehen wird. Es wird eingeschätzt, dass die Jagd nach strengen Regeln verläuft. Es herrscht auch eindeutig die Meinung, dass die Jäger im Waldviertel keinen schlechten Ruf haben. Dass das Wildbret von im Waldviertel erlegten Wild eines der gesündesten Lebensmittel ist, wird von den Jägern mit Abstand am besten bewertet. Zusätzlich wird es auch von den restlichen Interessengruppen als solches gesehen. Die Ausbildung der Jäger wird auch auf einem guten Niveau eingeschätzt. Der Zeitaufwand für die Ausbildung wird von den Jägern höher eingeschätzt, als vom Rest der Befragten. Das Verständnis für Hobbysportler ist für Jäger eher gering, wobei sich die Jäger selbst auch nicht unbedingt sehr tolerant einschätzen. Die Hege der Jäger zur Erhaltung der Wildarten wird durchgängig mittelmäßig bewertet. Bis auf Mit- arbeiter des Forstbetriebes sprechen die Befragten dem Jäger ein großes Interesse an der Natur zu.

Bericht Hegeringleiterstv. Mario Schuh, MSc

Die Jagdkosten werden von allen Interessengruppen mittelmäßig bewertet. Dass die Jagd ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, wird hauptsächlich von den Jägern und den Freizeitnutzern von der Stadt so gesehen. Die befragten Jäger haben angegeben, dass es ihnen bei der Jagd nicht um die Trophäen geht. Auch der Großteil der restlichen Interessengruppen sieht das so, obwohl das oft medial anders kommuniziert wird. Ähnlich wurde auch das Thema, dass es den Jägern nur ums Schießen geht, bewertet. Das Wildbret wurde nicht als teures Lebensmittel gesehen. Die meisten Interessengruppen sind auch der Meinung, dass die Jagd notwendig ist, damit der Wildstand reguliert wird. Nur ein geringer Prozentsatz der anderen Nutzer sieht das nicht so.

Dass es im Waldviertel zu viel Wild gibt, wird am ehesten vom Forst und den Landwirten gesehen. Die Mehrheit geht davon aus, dass die Ansiedlung von Großprädatoren den Wildstand nicht natürlich re- gulieren würde. Vor allem die Freizeitnutzer und die Landwirte sind der Meinung, dass das Wild in der Notzeit gefüttert werden muss. Die ausgewogene Wildtiervielfalt wird durchgängig positiv bewertet. Der Forst ist weniger der Meinung, dass die Freizeitjäger die Jagd professionell ausführen. Es sind nahezu alle der Meinung, dass die Jagd im Waldviertel eine große Bedeutung hat. Man spricht den Jägern nur mittelmäßig zu, dass sie mit den derzeit am Markt erhältlichen Mitteln die Wildverkehrsunfälle verringern können. Dabei gehen die Jäger eher davon aus, dass dies möglich ist.

Rund um das Wildbret

Nahezu alle befragten Waldviert- lerInnen haben bereits zumindest einmal Wildbret gegessen. Die Gruppe der Befragten, welche noch keine Erfahrung mit Wildbret hatten, kommt ausschließlich aus der Gruppe der Freizeit- und anderen Nutzern. Personen, welche schon einmal Wildbret gegessen haben gaben an, dass Wildbret gerne gegessen wird. Die Jäger sind die einzige Interessengruppe, die angibt, Wildbret regelmäßig zu essen. Bei den Jägern wird das Wildbret zum großen Teil auch zuhause zubereitet. Die Mehrheit der restlichen Interessengruppen bereitet das Wildbret nicht selbst zu. Die Jäger, der Forst und die Landwirte beziehen das Wildbret hauptsächlich direkt vom Jäger, die anderen Interessengruppen sowohl vom Jäger als auch aus anderen Quellen. Es ist allen Interessengruppen wichtig, dass das Wildbret aus der direkten Umgebung stammt. Ein kleiner Teil der Personen, welche noch kein Wildbret gegessen haben, würde gerne einmal Wildbret essen, wobei die eigene Zubereitung eher nicht gewünscht wird. Wenn sie Wildbret beziehen würden, so ist der Großteil der Ansicht, dass es aus der direkten Umgebung stammen sollte.

Einschätzung zur Zukunft der Jagd

Ausgerechnet der Forst geht am ehesten davon aus, dass die Jagd in Zukunft an Bedeutung verliert. Die Berufsjäger werden nicht ausschließlich als Jäger der Zukunft gesehen. Die Jäger, der Forst und auch die Freizeitnutzer aus der Stadt gehen am ehesten davon aus, dass neue Technologien, wie zum Beispiel Nachtsichttechnik oder Drohnen, die Jagd in Zukunft stark verändern. Das Jagdbrauchtum wird auch in Zukunft seinen Platz im Waldviertel beibehalten. Es wird auch davon ausgegangen, dass die Wilddichte sowie die Anzahl der Jäger in Zukunft in etwa gleich bleiben werden. Alle Interessengruppen gehen davon aus, dass die Ansiedlung von Großprädatoren die Jagd im Waldviertel wesentlich beeinflussen wird. Davon sind die Jäger und die Landwirte am ehesten überzeugt.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Jagd im Waldviertel eine große, von allen Interessengruppen anerkannte, Bedeutung hat und auch in Zukunft haben wird.

• Das Interesse der Bevölkerung im Waldviertel an einer intakten

Natur ist sehr hoch. Das ist eine wichtige Basis, auf welche in Zukunft aufgebaut werden kann. • Landwirte, Förster, Imker und Jäger wird sehr hohe Verantwortung für eine intakte Natur gegeben. • Den Verbänden wird nicht viel

Verantwortung für eine intakte

Natur zugesprochen. Hier könnten die Verbände noch intensiver an der Öffentlichkeitsarbeit arbeiten, damit sich diese Meinung ändert. • Das Wissen über die Jagd ist bei den Freizeitnutzern leider nur mittelmäßig vorhanden. Auch das

Wissen über das Jagd- bzw. das

Forstgesetz ist bei den Freizeitnutzern wenig vorhanden. Daraus resultiert ein großes Potential für Konflikte. • Die Tätigkeiten zur Ausübung der

Jagd werden durchgängig gleich eingeschätzt. Aus meiner Sicht sollte beim Übungsschießen noch etwas nachgeholt werden, da nicht der Eindruck bestehen bleiben soll, dass der Jäger mit seinem „Werkzeug“ zu wenig übt.

Es geht immerhin um die sichere

Antragung der Kugel, damit Tierleid vermieden wird. • Die Jagd wird im Waldviertel als wichtiger Wildstandregulierer gesehen. • Die Jäger haben im Waldviertel einen guten Ruf. Es wird auf einzelne „schwarze Schafe“ hingewiesen. Ich denke, es wäre eine wichtige Aufgabe der Jägerschaft, sich genau mit dieser Gruppe in

Zukunft auseinanderzusetzen. • Leider wird das Verständnis für

Hobbysportler so schlecht eingeschätzt, wie es auch von den Medien bekannt ist. Auf der einen

Seite ist es die Unwissenheit und auf der anderen Seite ist es vielleicht das schlechte Konfliktmanagement, welches zu solchen

Meinungen führt. Es wäre unbedingt notwendig, dass sich die einzelnen Interessengruppen an einen Tisch setzen und ehrlich und sachlich an Raumplanungskonzepten arbeiten, damit alle

Naturnutzer einen Platz finden.

Personen, welche sich dann nicht an die vereinbarten Konzepte halten, müssen dementsprechend zur Verantwortung gezogen werden. • Die Wildschäden oder der vermeintlich zu hohe Wildstand stellen ebenfalls Herausforderungen dar. Hier wäre eine gemeinsame, faire und wissenschaftlich fun-

dierte Erhebung notwendig. Davon sollten Maßnahmen abgeleitet werden, an welche sich dann alle zu halten haben. • Das Wildbret wird im Waldviertel als Lebensmittel anerkannt.

Es wird auch teilweise mehr Direktvermarktung gewünscht. Ein

Punkt, in dem die Jägerschaft in

Zukunft ihre Bedeutung noch erhöhen könnte. • Es wird davon ausgegangen, dass die neuen Technologien die Jagd in Zukunft stark verändern. Wie sich das mit dem Thema „dem Wild eine Chance geben“ verträgt und wie das bei der nicht jagenden Bevölkerung ankommt, wird sich herausstellen. • Das Thema Wiederansiedlung von Großprädatoren war bei den

Anmerkungen ein Anliegen der

Umfrageteilnehmer. Viele sind der Meinung, dass diese Wildart im Lebensraum Waldviertel keinen ausreichenden Platz findet.

Es gibt auch die Meinung, dass die Wildhege auch die Prädatoren einschließen sollte. Dieses

Thema wird auch die Jagd in den kommenden Jahren sicherlich noch herausfordern.

Übergeordnet kann gesagt werden, dass an der Kommunikation unter dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ noch gearbeitet werden muss. Derzeit wird die Jagd im Waldviertel vom Großteil der Bevölkerung noch als wichtiger Bestandteil gesehen. Damit das auch in Zukunft so bleibt oder noch verbessert werden kann, müssen Kommunikationswege gefunden werden. Ein wichtiger Ansatz dazu wäre, bereits die Kinder und Jugendlichen mit dem Thema Jagd positiv zu konfrontieren. Diese Personengruppe bestimmt in Zukunft über das Image der Jagd. Dabei wären moderne und von den Jugendlichen anerkannte Kommunikationsmöglichkeiten wie Bilder, Musik, Sport, Internet, Videospiele oder das persönliche Erleben, um die Werte der Jagd zu vermitteln, notwendig.

Die komplette Abschlussarbeit und Detailergebnisse können unter folgender Adresse nachgelesen werden: https://jagdwirt.at/Abschlussarbei- ten

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