jetzt Uni&Job 02/2012

Page 1

I UN & JO

B N o 02/12 // jetzt.de

Ein anderer werden. WIE MAN LERNEN LERNT – VON FREUNDEN, DURCH RICHTUNGSWECHSEL UND VIELLEICHT SOGAR VON DEN ALTEN.


Kann man während der Uni schon die Praxis studieren? Nur wer Fragen stellt, findet Antworten. So wie Fabian Runte.

Fabian Runte verbindet die Theorie mit der Praxis: Bei Siemens kann er sein im Studium erworbenes Wissen in einem internationalen Umfeld anwenden – und so wichtige Erfahrungen sammeln. Wie etwa bei der Konzeption länderübergreifender Dialog-Maßnahmen in den sozialen Netzwerken. Dabei ist Teamwork an der Tagesordnung. Häufig auch über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg.

Unser Unternehmen ist immer auf der Suche nach Studenten, die gedanklich neue Wege gehen. Denn vor großen Antworten stehen stets große Fragen. Wohin Sie Ihre Neugier führen kann? Finden Sie’s heraus.

siemens.com/careers


Liebe Leserin, lieber Leser,

TUM School of Management

es ist sehr viel Wissen da draußen in der Welt. Wissen, das man sich aneignen muss, weil es als wichtig gilt und deshalb in einen Lehr- oder Studienplan geschrieben wurde. Wissen, das man sich gern aneignen würde, weil man sich brennend für eine Sache interessiert. Und Wissen, das man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht als solches erkennt, das man beiläufig mitnimmt – wie die kleinen Traubenzucker in der Apotheke – und das sich später manchmal als ziemlich hilfreich erweist. Das Schlimme ist, dass man nie genau weiß, was wichtig ist und was man nie mehr braucht. Gleichzeitig ist das aber auch etwas Tolles: Denn andersrum betrachtet bedeutet es, dass wir eigentlich aus allem etwas lernen können. In diesem Heft lernen manche aus Umwegen, die gar nicht geplant waren und noch dazu manchmal ziemlich schwierig (Seite 6). Unsere Autorin Juliane Frisse hat versucht, sich von ihren Freunden deren Fähigkeiten abzuschauen, anstatt sie ständig nur darum zu beneiden (Seite 26). In unserer Fotostrecke (Seite 20) haben sechs Studenten festgestellt, wie wandelbar sie sind. So dreht sich fast jede Geschichte in diesem Heft um andere Sichtweisen und Quellen, die man anzapfen kann, um sich im Studium und im Leben besser zurechtzufinden. Deine jetzt-Redaktion wünscht dir viel Spaß beim Lesen (und Lernen)!

MANAGEMENT + TECHNOLOGIE

= TOP CHANCEN UNSERE STUDIENGÄNGE:

TUM-BWL INHALT 4

6

Sichtweise Wodurch lernt man eigentlich fürs Leben?

Richtungswechsel Wie man auf Umwegen zum Abschluss gelangt.

12

Prüfung Juristen vor dem Angstgegner Staatsexamen. 14 Weisheit

Senioren aus dem Hörsaal beantworten die großen Fragen des Lebens. 18

20

32

Klartext Wie man Freunden unangenehme Wahrheiten beibringt.

Bachelor- & Masterstudiengang Technologie- & Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre = 70 % BWL & 30 % Natur-/Ingenieurwissenschaften

TUM-WIN Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen = 100 % BWL für Ingenieure

Verwandlung Studenten, für das perfekte Bewerbungsfoto umgestylt.

TUM-WITEC

26

Abschauen Über den Versuch, von seinen Freunden zu lernen.

Masterstudiengang Wirtschaft mit Technologie

30

Retter Wie man Telefonjoker für „Wer wird Millionär?“ castet.

Einkauf Schöne Konsumwaren. 33 Rätsel Welche Handschrift gehört

zu welchem Studenten? 34 Kolumne Was ein Einkauf bei Ikea mit dem Berufsweg zu tun hat.

= 75 % BWL & 25 % Natur-/Ingenieurwissenschaften für BWLer / VWLer

MCA Internationaler Masterstudiengang Consumer Affairs = 100 % Verbraucherwissenschaften in englischer Sprache

Mehr unter: www.wi.tum.de


VON LARS WEISBROD / TEXT

Der Supermarkt des Lebens.

Wodurch lernt man eigentlich am besten? Aus Fehlern? Von Freunden oder Dozenten? Diese Fragen haben unseren Autor ganz schön gequält. Bis er in einer Rede des Schriftstellers David Foster Wallace eine ziemlich gute Antwort fand.

Es sind die dunkleren Stunden, in denen ich mir wirklich Gedanken darum mache, was es heißt zu lernen. Wenn ich nach einem schlechten Tag oder einer schlechten Woche nach Hause komme, die Tasche auf den Boden werfe und mich aufs Bett. Wenn es mal wieder nicht funktioniert hat mit der Klausur, der großen Liebe oder dem tollen Job – dann bohrt sich eine Frage in meinen müden Kopf: Wie kann ich lernen, es endlich besser zu machen? Und von wem? Das Lernen lernen, dazu gibt es Vorträge an Volkshochschulen, lebenslanges Lernen, das fordern Bildungspolitiker. Es mangelt auch nicht an Gelegenheiten dazuzulernen: von unseren Freunden, die es besser machen. Von unseren Dozenten, die es uns erklären wollen. Aus den schlauen Büchern und Filmen, die wir lesen und uns ansehen. Und natürlich aus den ganzen Fehlern, die wir schon gemacht haben – es sind ja weiß Gott genug gewesen. Aber wenn ich mit Jacke und Schuhen auf dem Bett liege und mich die Frage nach dem Lernen quält, kommt es mir so vor, als lerne man am Ende trotzdem nie. Das wäre schrecklich. Dann würde man nur immer älter und blasser im Gesicht, aber weiter käme man nicht. Man würde sich nur ständig im selben langweiligen Kreis herumbewegen wie ein blöder Planet auf einer traurigen Umlaufbahn. 2005 hielt der Schriftsteller David Foster Wallace vor Absolventen des Kenyon College in Ohio die Abschlussrede. Er sprach über das alte Klischee, dass man in einem geisteswissenschaftlichen Studium nicht Wissen lerne, sondern das Denken. Wallace erzählt den CollegeAbsolventen, wie er als durchschnittlicher Erwachsener jeden Tag die grausamsten Situationen durchleben muss. Nicht nur die großen Verzweiflungen, sondern vor allem die Kleinigkeiten wie den Feierabendgang in den Supermarkt: Stau auf dem Hinweg, Schlange an der Kasse, unfreundliche Kassiererin. „Und dann müssen Sie mit Ihren Lebensmitteln in den schauderhaften, hauchdünnen Plastiktüten im Einkaufswagen mit dem einen eiernden Rad, das immer so nervtötend nach links zieht, draußen über den ganzen überfüllten, holprigen, zugemüllten Parkplatz und die Tüten möglichst so im Wagen verstauen, dass nicht alles rausfällt und auf der Heimfahrt im Kofferraum herumkullert …“ Das Erwachsenenleben besteht zum Teil aus solchen

4 jetzt U N I& JOB N o 0 2 /1 2

Momenten, frustrierend wie das eiernde Rad am Einkaufswagen. „Wenn Sie aber“, sagt Wallace dann, „wirklich zu denken gelernt haben und aufmerksam sein können, dann wissen Sie, dass Sie eine Wahl haben. Dann steht es in Ihrer Macht, eine proppenvolle, heiße und träge Konsumhölle als nicht nur sinnvoll, sondern heilig anzusehen, weil sie mit einer Energie geladen ist, die Sterne erschaffen konnte … Nicht dass so ein mystischer Murks unbedingt wahr wäre: Im Vollsinn des Wortes wahr ist nur, dass es Ihre Entscheidung ist, wie Sie die Dinge sehen wollen.“ Wallace’ Rede erscheint im Mai in deutscher Übersetzung. Als ich sie kürzlich las, war sie für mich vor allem eine ziemlich klare Antwort auf die bohrende Frage nach dem Lernen: Natürlich wirst du enttäuscht, wenn du lernen willst, Sachen anders zu machen. Nicht weil man Sachen-anders-Machen nicht lernen könnte – das geht schon. Nur ist das Lernstoff, der einem in wichtigen Momenten nicht weiterhilft. Eigentlich weiß das jeder: Man wird nicht erfolgreich, indem man ein Buch darüber liest, wie man erfolgreich wird. Natürlich gibt es auch Tricks, die das Leben einfacher machen. Man kann sein Bier ohne Flaschenöffner aufmachen, wenn man gelernt hat, wie es mit einem Feuerzeug geht. Das wirklich Wichtige hat man aber nicht gelernt, wenn man Dinge anders macht – man hat es gelernt, wenn man die Dinge anders sieht. Wenn man das einmal verstanden hat, kann man aus allem lernen. Sicher ist die geisteswissenschaftliche Fakultät einer Universität ein offensichtlicher Ort, um sich zeigen zu lassen, wie man Dinge anders sehen kann. Aber es ist nicht der einzige und wahrscheinlich nicht einmal der effektivste. Ich selbst lerne das am besten von den Menschen um mich herum, die ich mag: Wenn die Welt einem wie ein großer Haufen Müll vorkommt, ist sie für andere vielleicht ein Spielplatz. Ich glaube, dass man manche Menschen genau deswegen besonders mag: weil man das von ihnen so gut lernen kann. Ja, das sind Plattitüden. „Tatsache ist aber“, auch das gab Wallace den Absolventen mit auf den Weg, „dass Plattitüden in den alltäglichen Grabenkämpfen des Erwach- David Foster Wallace’ Rede erscheint senendaseins eine lebenswichtige im Mai erstmals in deutscher Übersetzung, bei Kiepenheuer & Witsch: „Das Bedeutung haben können.“ hier ist Wasser / This is Water. Anstiftung zum Denken“.


„Der Masterplan für meine „Der Masterplan für meine Karriere Karriereist istauch auch der der Bauplan Bauplan für fürmeinen meinenTraum.“ Traum.“

Bei REWE wird gehandelt. Auch was meine Karriere betrifft. Schon in meiner Zeit als Trainee Bei REWE wird gehandelt. Auch was meine Karriere betrifft. Schon in meiner Zeit als Trainee überließ man hier mit einer fundierten Ausbildung nichts dem Zufall. Heute kann ich mich bei überließ man hier mit einer fundierten Ausbildung nichts dem Zufall. Heute kann ich mich bei REWE durch individuelle Fortbildungsmaßnahmen ganz nach meinen Fähigkeiten und Interessen REWE durch individuelle Fortbildungsmaßnahmen ganz nach meinen Fähigkeiten und Interessen weiterentwickeln. In meinem Studium faszinierte mich der Handel. Jetzt – in der Praxis – habe ich weiterentwickeln. In meinem Studium faszinierte mich der Handel. Jetzt – in der Praxis – habe ich das Gefühl, Handeln ersterst richtig zu zu lernen. Gutes zu können können––vor vorallem, allem, das Gefühl, Handeln richtig lernen. GutesGefühl, Gefühl,Karriere Karriere machen machen zu 2 hat. wennwenn manman einen Traum von über 100 m 2 einen Traum von über 100 m hat.

www.rewe.de/karriere www.rewe.de/karriere

Heiner S., 31 Jahre, ehemaliger Trainee, jetzt Projektleiter Controlling und privat irgendwann Bauleiter

Heiner S., 31 Jahre, ehemaliger Trainee, jetzt Projektleiter Controlling und privat irgendwann Bauleiter

REWE_AZ_Arbeitgeberkampagne_Heiner_215x274_JetztUniJob_Heft1.indd 1

22.03.12 10:43


SARAH, 27, SCHREIBT GERADE IHRE DIPLOMARBEIT IN PSYCHOLOGIE. Die ersten acht Schuljahre war ich auf

der Waldorfschule, dann auf einer integrativen Gesamtschule. Nach der neunten Klasse bin ich nach Belgien gezogen, war dort auf einem staatlichen Gymnasium und die letzten zwei Jahre auf einem katholischen Gymnasium. Mein Zeugnis in der neunten Klasse hätte in Deutschland nicht für das Gymnasium gereicht, in Belgien kommen aber einfach alle erst mal aufs Gymnasium. Doch die vielen Wechsel waren nicht einfach. Ich hatte immer riesengroße Lücken, die ich nur schwer füllen konnte, weil jede Schule einen anderen Schwerpunkt hatte. Zudem war ich eine ziemlich chaotische Schülerin. Meine Noten waren dementsprechend relativ schlecht. Ich dachte, ich könnte nicht gut lernen, und zweifelte daran, studieren zu können. Also habe ich nach dem Abitur erst mal gejobbt und war im Ausland. Eigentlich hätte mich Psychologie interessiert, mit meinem Abischnitt hätte ich aber keine Chance auf einen Platz gehabt. Ich habe mich dann in Soziologie, Politik und Ethnologie eingeschrieben. Nach den ersten Prüfungen wurde ich selbstsicherer, und nach dem ersten Semester war mir klar, dass ich definitiv Psychologie studieren will. Ich habe an der ZVS vorbei einen Studienplatz an der Uni Luxemburg bekommen. Nach dem Bachelor musste ich mich um einen Masterplatz bewerben, und die waren da noch rar gesät. Letztlich konnte ich in einen auslaufenden Diplomstudiengang wechseln. Es hat sich immer ein bisschen angefühlt, als hätte ich mich reingemogelt. Das ist lange geblieben, und ich hatte das Gefühl, beweisen zu müssen, dass ich da sein darf, wo ich bin. Heute bin ich damit eigentlich ganz entspannt. Ich habe begriffen, dass man sich nicht entmutigen lassen sollte, wenn man aus irgendeinem Grund nicht ins Schema passt und Umwege gehen muss.

„Es hat sich immer angefühlt, als hätte ich mich reingemogelt.“

DAVID, 30, HAT GERADE SEIN MEDIZINSTUDIUM ABGESCHLOSSEN. Je länger ich auf dem Gymnasium war, desto

weniger konnten die Schule und ich miteinander anfangen. Nach der zehnten Klasse war mir klar, dass ich nicht bleiben wollte, und ich bin auf die Fachoberschule gewechselt. Das war aber auch nicht mein Ding, und ich habe abgebrochen. Vorher hatte ich schon ein Praktikum in einer Auto- und Radiowerkstatt gemacht, das hat mir gefallen. Darüber bin ich an den Verkauf technischer Geräte und später von Telefonanlagen geraten und habe irgendwann einen CallcenterJob im gleichen Unternehmen angenommen. Ich habe mich da ganz wohlgefühlt, aber dann wurde dieser Unternehmensteil ausgegliedert. Mein damaliger Chef hat mir seinen Job angeboten. In diesem Moment habe ich gemerkt, dass ich mit 30 in diesem Job alles erreicht haben würde. Darum habe ich stattdessen einen 400-Euro-Job angenommen und in Münster mein Abi nachgeholt. Auf einmal hatte ich Spaß an der Schule, vor allem am Bio-Leistungskurs. Ich wusste ja jetzt, wofür ich mein Abi mache. Hätte ich mich mit 18 dazu gezwungen, wäre es schlecht geworden. Ich habe mit 1,2 abgeschlossen, und ein Freund schlug mir vor, mit ihm Medizin zu studieren. Ich bin dann extrem motiviert ins Studium gegangen und gerade damit fertig geworden. Im Februar habe ich mit dem praktischen Jahr begonnen. Darauf habe ich mich gefreut, denn in Medizin soll das Studium ja laut Approbationsordnung zur Ausübung des Arztberufs befähigen – aber so richtig lernt man den Beruf erst nach dem Examen, in der Praxis.

6 jetzt U N I& JOB N o 0 2 /1 2


VON NADJA SCHLÜTER / TEXT & JENNY MÖRTSELL / ILLUSTRATION

.leshcewsgn uthciR Manchmal lenkt das Leben einen auf unerwartete Bahnen. Das muss nicht schlecht sein. Auch auf Umwegen kann man zum Abschluss kommen – und jede Menge dabei lernen.

TIMO, 33, ARCHITEKT. Während meines ers­

ten Studiums habe ich ziemlich viele Drogen genommen und bin sehr schnell abgerutscht. Irgendwann war ich total kaputt, sah keine Perspektive mehr und habe Tankstellen über­ fallen. Nach dem dritten Raub hat mich die Polizei geschnappt. Als ich in Handschellen im Auto saß, dachte ich: Das kann es doch nicht gewesen sein. Im Gefängnis habe ich mit meinem Anwalt besprochen, welche Mög­ lichkeiten es für mich gibt. Wir haben er­ wirkt, dass ich in den Maßregelvollzug gehe, mit dem festen Entschluss, alles dafür zu tun, schnell wieder rauszukommen. Ich habe ent­ zogen, jede Therapie mitgemacht und mir überlegt, was ich machen will. Schon nach der Schule wollte ich gern Architektur studieren, bin aber damals durch die Eignungsprüfung gefallen. In der Klinik habe ich viel geübt, Zeichnungen und Skizzen angefertigt. Im Zuge meiner Wiedereingliederung habe ich mein Vorpraktikum gemacht, den Test mit besonderer Eignung bestanden und einen Studienplatz bekommen. Deshalb hat der Richter mich rausgelassen, nach zweieinhalb Jahren, 14 Tage bevor die früheste Entlassung möglich gewesen wäre. Das Studium hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe als Hilfskraft in einem Ar­ chitekturbüro gearbeitet, ein eigenes Projekt entwickelt und nach dem Diplom eine Vollzeitstelle bekommen. Jetzt mache ich mich gerade selbstständig. Ich bereue an der Geschichte nichts, denn ohne sie wäre ich ja nicht der, der ich bin. Ich habe vor allem gelernt, demütig zu sein und mich nie über jemand anderen zu stellen. Und auch, dass ein Charaktertyp zu sein wahrscheinlich mehr wert ist als ein Studien­ abschluss.

„Als ich in Handschellen im Auto saß, dachte ich: Das kann es nicht gewesen sein.“

jetzt U N I & J O B N o 0 2 / 1 2 7


CHRISTIAN, 36, PROGRAMMIERER. Ich habe spinale Muskelatrophie und kam deshalb auf eine Sonderschule für körperbehinderte Menschen. Dort konnte ich nur den Hauptschulabschluss machen, Sonderschulen mit Abitur waren noch ext­ rem selten. Um studieren zu können, wollte ich auf der Handelsschule die mittlere Reife und dann auf dem Wirtschaftsgymnasium das Abitur machen. Aber die Schule wollte mich nicht annehmen – die Lehrer konnten sich nicht vorstellen, mich samt mitgebrachtem Assistenten zu unterrichten. Stattdessen sollte ich auf einer weiteren Sonderschule meine Ausbildung als Bürokaufmann machen – das ist sozusagen die Standardausbildung für körperbehinderte Menschen. Ich habe weitergekämpft, und es gab eine tribunalartige Anhörung vor einem inoffiziellen Entscheidungsgremium. Die zuständige Bezirksregierung hat ein Treffen ein­ berufen, um die Sachlage zu klären. Dabei waren Vertreter der Schule, auf die ich kommen sollte, Vertreter der alten Schule, meine Eltern, Vertreter der Bezirks­ regierung und ich. Ich habe diese Anhörung gewonnen. Rückblickend ärgert es mich, dass ich für den Besuch einer Regelschule so kämpfen musste. Aber ich habe dadurch auch gelernt, mich für meine Belange einzusetzen. Nach meinem Abitur habe ich an der TU Kaiserslautern Informatik studiert. Da ist man mit meiner Behinderung sehr entspannt umgegangen und hat für Probleme kreative Lösungen gefunden. Der Hochschulabschluss ist für meinen beruflichen Werde­ gang und auch für mich persönlich enorm wichtig. Programmieren ist meine Leidenschaft.

JASMIN, 31, MUTTER EINER 5-JÄHRIGEN TOCHTER UND STUDENTIN DER KULTURWISSENSCHAFTEN AN DER FERNUNI. Mein Magisterstudium lief schlecht. Ich habe

die unangenehmen Seminare vor mir hergeschoben und viel gejobbt. Ich war auch ein bisschen stolz, mein Studium einigermaßen selbst finanzieren zu können. Nur dumm, dass für dieses Studium dadurch immer weniger Zeit blieb. Dann wurde ich schwanger und habe schnell ge­ merkt, wie unsicher diese Jobs sind. Mein wichtigster Arbeitgeber hat mir gekündigt, und ich konnte plötzlich mein Leben nicht mehr finanzieren. Also habe ich mich exmatrikuliert und eine Alternative gefunden: Während eines Teilzeitstudiums an der Fern­ uni kann man nämlich Arbeitslosengeld beziehen. Natür­ lich bin ich dadurch auch verpflichtet, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Das hat meine Studienplanung schon mehrmals durcheinandergebracht. Aber jetzt sieht es endlich so aus, als könne nichts mehr zwischen mich und meinen Bachelor kommen: Im Herbst will ich das Abschlussmodul angehen. Die Entscheidung, das Magis­ terstudium abzubrechen und ein Fernstudium zu machen, bereue ich nicht. Es gab keine andere Möglichkeit, in mei­ ner Situation doch noch zu einem Hochschulabschluss zu kommen, und ohne den findet man meist nur schlecht bezahlte Jobs. Aber ich bedaure die Naivität, mit der ich nach der Schule das Studium angegangen bin: Es hätte mir klar sein sollen, dass ein selbst finanziertes Studium kein Ponyhof ist. Dafür habe ich gelernt, geduldig zu sein. Mein Ziel, den Bachelor, werde ich schon noch erreichen, auch wenn sich andere Bereiche meines Lebens häufig nach vorn drängeln. Die Zeit, die ich mit meiner Tochter oder in meinen Jobs verbringe, ist gut angelegt – schließ­ lich lebe ich jetzt und nicht erst mit Bachelor.

„Plötzlich konnte ich mein Leben nicht mehr finanzieren.“

8 jetzt U N I& JOB N o 0 2 /1 2


FRITHJOF, 29, STUDENT DER SOZIALÖKONOMIE. Ich bin

als Jugendlicher mit Ach und Krach der Sonderschule entkommen, habe meinen Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Flugzeugbauer gemacht. Anschließend habe ich meine Fachhochschulreife nachgeholt, sodass mir ein Studium an einer FH offenstand. Ich habe aber erst mal meinen Zivi gemacht und hatte anschließend unzählige verschiedene Aushilfsjobs. Dann ein Umzug nach Leipzig: erstes Studium, Maschinenbau. Reinfall! Zurück nach Hamburg: zweites Studium, Wirtschaftsingenieurwesen. Wieder ein Reinfall! Ich hatte nach diesem zweiten abgebrochenen Versuch große Zweifel an meinem Platz in der Gesellschaft. Es folgte ein Quasi-Burn-out in einer Unternehmensberatung. Diesen Job hatte ich gleichzeitig mit meinem Studium begonnen – Wirtschaftsingenieurwesen passte dazu ideal, und ich war von dem Weg überzeugt und wollte Karriere machen. Die Arbeit war existenziell für mich, denn ich habe keine Unterstützung von meiner Familie bekommen, weil ich einen Weg gegangen bin, der für mich nicht vorbestimmt war. Ich bin damit nicht zurechtgekommen und hatte finanzielle Sorgen. Ich habe dann einen Cut gemacht: den völligen Rückzug nach Tansania auf eine Kaffeefarm. Bei meiner Rückkehr nach Hamburg hatte ich den totalen Kulturschock und musste mich komplett neu orientieren. Ich habe dann eine große Herausforderung angenommen: die Aufnahmeprüfung zur Zulassung zum Studium an der Uni Hamburg ohne allgemeine Hochschulreife. Jetzt studiere ich am Fachbereich Sozialökonomie. Ich bin seit zwei Jahren sehr zufrieden damit, aber es ist kein Zuckerschlecken, weil ich keine Unterstützung bekomme. Ich arbeite drei Tage die Woche und versuche, alles irgendwie unter einen Hut zu kriegen. Ich habe meinen Weg mühsam per trial and error gefunden – und das ist das, was mich stark macht und meinen Werdegang von so manchem „straighten“ Weg zum Akademiker unterscheidet.

www.fh-kufstein.ac.at

Studienangebot FH KUFSTEIN TIROL BACHELOR

MASTER

// Europäische Energiewirtschaft vz // Facility Management & Immobilienwirtschaft bb, vz // Internationale Wirtschaft & Management bb, vz // Marketing & Kommunikationsmanagement bb // Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement bb, vz // Unternehmensführung vz // Web-Business & Technology vz // Wirtschaftsingenieurwesen vz

// // // // // //

bb ... Berufsbegleitend, vz ... Vollzeit

ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement bb Europäische Energiewirtschaft bb Facility- & Immobilienmanagement bb International Business Studies vz Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement bb Unternehmensrestrukturierung & -sanierung bb

Kein Numerus Clausus! Nächste Aufnahmeverfahren im April und Juni!

House Open i 2012 12. Ma


DANIEL, 36, GYMNASIALLEHRER FÜR DEUTSCH UND LATEIN. Obwohl ich nach der Grundschule aufs Gymnasium hätte gehen können, wollte ich wie die meisten in meiner Klasse lieber auf die Hauptschule. Am Gymnasium hätte mich niemand unterstützen können – mein Vater ist Maurer, meine Mutter Friseurin –, und ich hatte nicht das Selbstvertrauen, es trotzdem zu versuchen. An der Hauptschule bin ich nicht gut zurechtgekommen, der Umgangston war ziemlich hart. Aber ich war fasziniert von meiner Englischlehrerin, und mir kam die Idee, Lehrer zu werden. Nach der siebten Klasse bin ich an die Realschule gewechselt und wollte dann anschließend das Abitur machen. Aber meine Eltern meinten, es wäre besser, eine Ausbildung zu machen. Also habe ich Verwaltungsfachangestellter gelernt. Ich dachte, ich würde mir meinen Berufswunsch nie erfüllen. Nach der Ausbildung, einem halben Jahr im Job und meinem Zivildienst habe ich an der Berufsoberschule doch noch das Abitur gemacht. Es ist etwas ganz anderes, wenn man sich mit Anfang 20 nochmals für die Schule entscheidet: Man lernt vor allem für sich selbst. Ich wollte mein Wissen noch weiter vergrößern und habe nach dem Abi Latein und Deutsch auf Lehramt studiert. Ich erinnere mich noch genau, wie ich stolz in der U-Bahn saß und dachte, jeder müsse mir ansehen, dass ich jetzt Student bin. Heute bin ich Gymnasiallehrer und überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein. Obwohl ich meinen Eltern damals wegen der Ausbildung ein wenig böse war, hat sich dieser Umweg als wertvoll erwiesen. Ich konnte leicht mein Studium finanzieren, weil mir die Berufserfahrung bei den Nebenjobs geholfen hat, und heute kann ich als Lehrer in Elterngesprächen am eigenen Beispiel zeigen, dass viele Wege ans Ziel führen.

„Ich dachte, ich würde mir meinen Berufswunsch nie erfüllen.“

MARIO, 34, DOKTORAND. Ich habe die Hauptschule gera-

de so mit 4,0 bestanden und dann eine dreijährige Lehre zum Maurer gemacht. Auf den Baustellen war die Arbeit sehr hart, besonders im Winter. Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass ich das noch einige Jahrzehnte machen müsste, wenn ich nichts ändere. Viele der Arbeiter waren schon mit 40 Jahren körperlich fertig, das wollte ich auf keinen Fall. Darum habe ich meine mittlere Reife am Berufskolleg nachgeholt – dank guter Noten in nur einem Jahr – und dann das Fachabi in Bautechnik gemacht. Nach dem Zivildienst habe ich an der FH Bauingenieurwesen studiert, acht Semester, weil man dadurch automatisch die allgemeine Hochschulreife bekommt und ich so Mechanik studieren konnte. Allerdings ist mir dabei doch etwas die Lust am Lernen vergangen, weil ich bis zu meinem 27. Lebensjahr eigentlich nur die Schulbank gedrückt habe. Ich habe zwei Semester länger gebraucht, weil ich mich einfach nicht aufraffen konnte. Ich hätte mir vor dem Studium eine Auszeit nehmen müssen. Gerade arbeite ich an meiner Promotion und habe nebenbei noch ein Weiterbildungsstudium zum Patentingenieur gemacht. Ingesamt habe ich gelernt, dass mir eigentlich niemand etwas beibringen kann – nur ich selbst. Der Schulunterricht und die Vorlesungen haben mir nichts gebracht, ich habe mir immer viele Bücher besorgt und Selbststudium betrieben. Vor allem weiß ich jetzt aber auch, dass es sich lohnt, ein paar Jahre hart zu arbeiten und zu lernen, wenn man es dann für den Rest seines Lebens leichter haben möchte.

10 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2


SUSANNE, 43, PROJEKTLEITERIN BEI SIEMENS. Ich habe nach dem Abi Tiermedizin

studiert und anschließend promoviert. Fünf Tage nach Abgabe meiner Doktorarbeit sind mein Mann und ich nach Singapur ausgereist, weil er dorthin versetzt wurde. Das war 1997, als gerade die erste Asienkrise, also die dortige Wirtschaftskrise, einsetzte. Ich wollte unbedingt arbeiten, habe jedoch wegen der schlechten Wirtschaftslage keine Stelle gefunden. Also stand ich ohne etwas da und dachte nach einem Jahr, ich würde so langsam durchdrehen. Ich habe entschieden, noch mal zu studieren: Informatik über die Fernuni. Dann kamen meine Tochter und mein erster Sohn zur Welt, wieder in Deutschland der zweite Sohn. Ich habe eineinhalb Jahre Kinderpause gemacht, danach richtig weiterstudiert und 2008 mit Diplom abgeschlossen. Als 40-jährige Absolventin habe ich zu Beginn der Wirtschaftskrise erst einmal nichts gefunden. Das war sehr bitter. Dann habe ich glücklicherweise eine Stelle als SoftwareEntwicklerin bei Siemens bekommen und bin mittlerweile Projektleiterin. Ich bereue an diesem Werdegang eigentlich nichts. Klar hätten manche Dinge anders laufen sollen, aber neben meinen Kindern hat mich nichts so sehr bereichert wie unsere Zeit in Singapur. Es gibt da immer noch eine gewisse Bitterkeit, dass ich nicht Tierärztin für Großtiere geworden bin, denn das war ja mein Traumberuf. Aber da hast du wegen der Notfälle nie geregelte Arbeitszeiten – das hätte mit Kindern nicht funktioniert. Ich habe gelernt, aus einer ungünstigen Situation etwas Vernünftiges zu machen, und habe mir einen unerschütterlichen Optimismus angeeignet. Durch das Fernstudium mit drei Kindern habe ich hohe Effizienz, minutiöse Zeiteinteilung und eiserne Disziplin gelernt. Wie viel ein Abschluss am Ende wert ist, hängt meiner Meinung nach viel von Geschlecht und Alter ab. Ich hatte oftmals das Gefühl, dass die Personaler im Lebenslauf „Frau jenseits der 40, drei Kinder“ sehen und dann gar nicht mehr weiterlesen.

„Es gibt da immer noch eine gewisse Bitterkeit.“

„Set Sail“ – Ausland in Sicht

Wer die weite Welt der Wirtschaft entdecken will, kann jetzt schon einmal die Segel setzen: Denn „Set Sail“ heißt Ihre Passage für ein Auslandspraktikum bei Ernst & Young. Wenn Sie mindestens drei Semester eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs und zwei bis sechs Monate Zeit mitbringen, können Sie Kurs auf eine unserer weltweiten Niederlassungen nehmen. Ob Singapur, New York, Mailand, Paris, Sydney oder MexikoStadt: Wenn auch Sie Ihre Karriere in einer großen Wirtschaftsmetropole starten wollen, freuen wir uns über Ihre Online-Bewerbung unter

Take charge of your career. Now. www.de.ey.com/setsail

* Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht.


VON CHARLOTTE HAUNHORST / TEXT

Angstgegner.

Das Staatsexamen treibt Jurastudenten an den Rand ihrer Belastbarkeit. 18 Monate lernen, pausenlos, ohne Zeit für andere Dinge. Geht das überhaupt? Es muss – aber gesund ist das nicht.

Den kleinen Knopf drücken zu müssen ist für Sophie das Schlimmste. Der gelbe Kassettenrekorder aus Kindertagen steht vor ihr auf dem Schreibtisch. Sie hat die Wohnung aufgeräumt, Freunde angerufen, das Ganze maximal lange hinausgezögert. Die 24-Jährige weiß bereits, was sie auf der Kassette erwartet. Die letzte Probeklausur war schlecht, Sophie ist durchgefallen. Die Stimme eines Korrektors, eines Menschen, den sie noch nie gesehen hat, wird ihr auf der Kassette ihre Fehler aufzeigen. Zeit, in der sich Sophie mit den eigenen Unzulänglichkeiten konfrontieren muss. Und mit dem einen Gedanken: Wie soll ich das nur bis zum Examen schaffen? Sophie ist Jurastudentin in Baden-Württemberg, in ein paar Wochen schreibt sie das erste Staatsexamen. Wie alle Personen in diesem Text heißt Sophie eigentlich anders. Keiner will erkannt werden und beim Repetitor oder beim späteren Arbeitgeber als Jammerlappen dastehen. Dabei gibt es jede Menge Grund zum Jammern. Das erste juristische Staatsexamen ist eine der härtesten Prüfungen überhaupt. 18 Monate Lernzeit werden von den meisten Unis dafür angesetzt. Zeit, in der man locker eine komplette Ausbildung absolvieren, die Welt umrunden oder ein Kind bekommen könnte. Knapp 30 Prozent der Examenskandidaten fallen beim ersten Mal durch. Danach gibt es nur noch einen Versuch. Wer auch den nicht besteht, verlässt die Universität ohne Abschluss. Fünf bis sechs Jahre Studium waren dann völlig umsonst. Die meisten sind froh, wenn sie überhaupt bestehen. Die Ehrgeizigen lernen für das magische „VB“. Die zwei Buchstaben bekommt, wer neun von 18 Punkten erreicht, sie stehen für „vollbefriedigend“ und sind Türöffner für die begehrten Jobs in großen Kanzleien oder für eine Laufbahn in der Justiz. Bewerber ohne das Prädikat „VB“ werden häufig sofort aussortiert. Für Nicht-Juristen klingt das alles nicht so dramatisch: Nur einmal lange lernen, dafür 12 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

den Rest des Studiums Ruhe. Tolle Jobs mit nur der Hälfte der Punktzahl. Aber nur einmal im Studium Prüfungen zu haben bedeutet auch, dass sich vor diesen entscheidenden Tagen immenser psychischer Druck aufbaut. Und: Schon die Hälfte der Punktzahl ist eine große Leistung. 2010 schafften nur 15,5 Prozent der fast 12 000 Examenskandidaten die „VB“-Marke. Einer Juristenlegende zufolge hat nur der ehemalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber jemals den Jackpot von 18 Punkten im Examen geknackt. Aber selbst das stimmt wohl nicht – eine unautorisierte Biografie meint Belege dafür gefunden zu haben, dass Stoiber ein Dreier-Jurist ist. Petra Holler kennt die Situation der Jurastudenten aus ihrer Arbeit bei der psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks München. Den steigenden Leistungsdruck beobachtet sie mit Besorgnis. „Diese allgemeinen Ängste zu versagen, nicht zu bestehen, haben zugenommen. Bei vielen liegt ein vollkommen überhöhtes Leistungsideal zugrunde, das mit den verfügbaren psychi-

schen, körperlichen, aber auch intellektuellen Ressourcen nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen ist“, sagt die Diplom-Psychologin. Sophies Ziel ist das Prädikatsexamen, und das, obwohl sie wegen Praktika und Auslandssemester nur zehn statt 18 Monate Zeit zum Lernen hat. Seit dem Frühjahr 2011 sitzt sie täglich acht bis zehn Stunden in der Bibliothek, Pausen macht sie nur zum Essen und Schlafen. Abends ausgehen? Hobbys? Eltern besuchen? Fehlanzeige. Auch ihr Freundeskreis hat sich verändert: „Außenstehende können nur schwer verstehen, wie man sich so lange aus allen sozialen Aktivitäten ausklinken kann. Ich habe also fast nur noch mit


fom.de Leuten zu tun, die ich in der Bibliothek sehe“, sagt sie. Die Probeklausuren liefen bisher nur mäßig. Sie macht sich Vorwürfe, die Angst, das Examen nicht zu bestehen, wächst. Sophie quält diese Vorstellung. Sie schläft schlecht, leidet unter Appetitlosigkeit. Als sie die Ergebnisse der letzten Probeklausur abholte, zitterte sie. Die 24-jährige Maren kennt von ihrer bayrischen Universität auch Examenskandidaten, die sich körperlich schaden. „Sie kiffen oder koksen, um dem Druck standzuhalten. Anderen kann man förmlich beim Abmagern zusehen“, berichtet sie. Wie die meisten ihrer Kommilitonen nimmt auch sie seit geraumer Zeit Koffeintabletten, um den Lernrhythmus durchzuhalten. Ihre Gesundheit hat sich verschlechtert, ständig ist sie krank und fühlt sich schlapp. Eine Auszeit nimmt sie nicht. „Dann bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen und lerne am nächsten Tag doppelt so hart, um das Versäumte wieder aufzuholen“, sagt sie. Psychologin Petra Holler hat solche Reaktionen schon oft erlebt. Bei Juristen beobachtet sie eine quälende Konkurrenzsituation. „Die Studierenden denken, dass noch mehr Lernen sie besser vorbereiten würde. Dabei sind selbst an einem sehr guten Tag höchstens sechs Stunden Lernen möglich“, sagt Holler. Knapp 1000 Studierende suchten 2011 die Beratung des Studentenwerks auf, so viele wie noch nie. Die Hälfte klagte dabei über studienbedingte Probleme, wie beispielsweise Lampenfieber oder Prüfungsangst. Während Ersteres vor einer wichtigen Prüfung ganz normal ist und vorbeigeht, kann massive Prüfungsangst auch Zeichen einer depressiven Erschöpfungskrise sein. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, sich direkt professionelle Hilfe zu suchen. „Allerdings haben Jurastudenten oft die irrationale Angst, dass eine Beratung zu viel Zeit kostet.“ Das Ergebnis: Sie schieben die Sorgen weiter vor sich her und können sich dann im so wichtigen Examen nicht konzentrieren. Spät am Abend hat Sophie sich schließlich doch noch dazu aufgerafft, ihre Kassette abzuhören. Heute ist der Korrektor ein Mann. Er stellt sich kurz vor, es folgen 20 Minuten Kritik. Viel Lob gibt es dieses Mal nicht. Sophie geht unzufrieden ins Bett, den Wecker stellt sie für morgen noch ein bisschen früher. Damit sie noch mehr lernen kann als heute.

Studium neben dem Beruf Vorlesungen am Abend und am Wochenende in den FOM Hochschulstudienzentren Aachen | Berlin | Bonn | Bremen | Dortmund | Duisburg | Düsseldorf | Essen | Frankfurt a. M. | Hamburg | Hannover | Köln | Leipzig | Mannheim | Marl | München | Neuss | Nürnberg | Siegen | Stuttgart | Wuppertal | Luxemburg

In 4 Semestern – berufsbegleitendes Masterstudium zum:

Master of Arts

- Accounting & Finance - Human Resources - IT Management - Logistik - Marketing & Communications - Marketing & Sales - Public Management

MBA

- Business Administration

Master of Laws - Wirtschaftsrecht

Master of Science* - Maschinenbau - Mechatronik

* In Kooperation mit der Hochschule Bochum. Studiendauer 5 Semester.

Infos unter: 0800 1 95 95 95 | studienberatung@fom.de | fom.de

FOM_Master_SZ_Uni_&_Job_94x121,5_Maerz.indd 1

The freedom to dream big.

So our customers can dream even bigger. That’s the idea behind the success of Dell. Here, you’re free to deliver solutions that make a real difference in people’s lives. Your teams will be rewarded for curiosity and for bringing different perspectives to the table. At Dell, we believe technology is essential for success and that it is should be accessible to everyone. We also realize there are always more opportunities for each of us to learn, to grow, and to succeed. Let’s see what we can dream up together. The power to do more > www.dell.de/karrieren

02.03.2012 14:30:33


VON LEA HAMPEL / TEXT & MAXIME BALLESTEROS / FOTO

Lernen von den Alten. Auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Studentenlebens kann man weise Ratschläge gut gebrauchen. Warum also nicht mal die Seniorenstudenten aus der Vorlesung um Hilfe bitten?

14 jetzt U NI&JOB N o 02/12



Glücklich sein heißt, ganz dort zu stehen, wo man seiner Natur nach hingehört. Wie weiß ich, dass ich im Leben das Richtige mache? Martine (67): Wenn man positive Rückmeldung kriegt. Aber das passiert nicht immer! Dietmar (67): Wenn meine Bewusstseinsmächtigkeit sagt: Ich habe ein Streben. Und wenn ich Lust habe weiterzustreben. Gerd (72): Das merken manche erst sehr spät. Das ist dann grauenhaft. Norbert A. (78): Wenn ich meinen Tag so ausfülle, dass ich abends sage: Das war gut so. Wolfgang (74): Da gibt es eine Formulierung bei Theodor Fontane, sie lautet ungefähr so: Glücklich sein heißt, ganz dort zu stehen, wo man seiner Natur nach hingehört. Wofür ist das Studium da? Dietmar: Um das Höchstmögliche zu erreichen. Norbert A.: Um Karriere zu machen. Außerdem bringt es Struktur in den Tag. Und in meinem Alter hoffe ich auf neue Synapsen. Karl (78): Bildung der Persönlichkeit. Spaß sollte es auch machen, wenn möglich. Norbert H. (78): Es ist – unabhängig vom Fach – wichtig, dass man in Bildung investiert. Der Sinn ist, sich durch Bildung eine Position in der Welt zu schaffen. Soll ich fürs Studium die Stadt wechseln? Hedda (67): Aus dem Elternhaus raus ist gut, damit man sich vom beschützten Nest löst. Norbert H.: Ich denke schon, man sollte weg von dem Ort, an dem man geboren ist. Nur nicht versuchen, billiger daheim zu wohnen! Norbert A.: Auf jeden Fall. Weil man dann in andere Kreise kommt. Wie soll ich wohnen? Alleine oder mit Freunden? Martine: Ich glaube, so eine WG ist nicht schlecht. Alleine, das ist irgendwie nix. Man muss sich angespornt fühlen und austauschen können. Dietmar: Ich persönlich habe lieber alleine gewohnt, um freier zu sein. Norbert A.: Ich fand es sehr erquickend im Studentenwohnheim: Die Leute aus anderen Fächern, der Zusammenhalt, es gab Festivitäten ohne Ende.

16 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

Soll ich ins Ausland gehen? Martine: Heutzutage ist es sehr wichtig wahrzunehmen, dass die Welt vielfältig ist und dass andere Leute anders denken und reagieren. Außerdem sollte eine Vorlesung in Interkultureller Kommunikation Pflicht werden. Dietmar: Auf alle Fälle. Da kommt man näher ran an die politische Wahrheit. Dafür muss jede Mühe auf sich genommen werden. Karl: Unbedingt. Damit man sieht, dass nicht alles so sein muss, wie es bei uns ist. Wofür soll ich mich engagieren? Martine: Für Jugendliche, das ist das Allerwichtigste. Die brauchen Ideale und Idole – aber nicht Star Wars, sondern was anderes. Dietmar: Es ist wichtig, um den Kontakt zur nicht-studentischen Gesellschaft nicht zu verlieren. Man könnte Hilfsbedürftige betreuen, weil man bei dieser Arbeit merkt: Ich jammere, dabei geht es mir eigentlich super. Norbert H.: Man sollte sich schon politisch betätigen, auch universitätspolitisch. Lieber mitschreiben oder zuhören in den Vorlesungen? Martine: Je nachdem, was man für ein Gedächtnis hat. Ich schreibe nur zwei bis drei Wörter mit, dann kommt der ganze Satz wieder. Gut zuhören ist die halbe Miete. Dietmar: Unbedingt mitschreiben! Sonst brauche ich überhaupt nicht in die Vorlesung zu gehen. Aber nur stichwortartig. Die Vervollständigung findet im Gehirn statt. Hedda: Wenn man nur zuhört, schweift der Geist zu leicht ab. Karl: Meistens kann man ja alles im Internet abrufen. Gesine (67): Ich versuche, das zu Hause mit dem Laptop zu machen. Aber mit dem stehe ich noch auf Kriegsfuß. Ist es okay, Vorlesungen zu schwänzen? Martine: Ja – wenn man einen triftigen Grund hat, nicht nur, weil man nicht aus dem Bett kommt. Aber das heißt nicht mehr „schwänzen“, oder? Dietmar: Sicher nicht. Das hat den Beige-

schmack der Verantwortungslosigkeit gegenüber sich selbst. Norbert A.: Jetzt, im hohen Alter, habe ich dabei ein schlechtes Gewissen. Früher hatte ich das nicht. Hedda: Ganz sicher. Ab und zu ist einfach etwas anderes wichtiger. Gesine: Ich weiß nicht, ob die Studenten das heute überhaupt noch können. Ich stelle fest: Die Jugend ist fast immer da. Wolfgang: Als ich studierte, hieß es: Die Arbeit des Chemikers wird durch lästige Vorlesungen unterbrochen. Soll ich bei meinem Freund aus Schulzeiten bleiben, oder kommt in der Unizeit ohnehin jemand Neues in mein Leben? Dietmar: Die Uni ist der größte Heiratsmarkt überhaupt. Aber wenn eine tiefe Verbindung besteht: Bleib dabei und schau weg! Norbert A.: Durchhalten lohnt sich. Meine Freundin aus Schulzeiten ist heute meine Frau. Gerd: Die Befürchtung, dass das eh nicht hält, ist Schmarrn. Hedda: Man ist noch jung, wenn man studiert, da muss man sich ja nicht ewig binden. Soll ich während des Studiums Kinder bekommen? Hinterher? Gar nicht? Martine: Ganz sein lassen sollte man es auf keinen Fall. Dietmar: Je früher, desto besser. Karl: Ich habe Söhne im Studentenalter und bin froh, dass die noch keine Kinder haben. Wie soll sich ein Student Kinder leisten? Gesine: Das halte ich für schwierig, wenn man keine Oma hat. Edmund (82): Während des Studiums gar nicht. Hinterher ziemlich bald, damit man nicht zu alt ist. Norbert H.: Wenn sie kommen, kommen sie. Aber wenn man es während des Studiums vermeiden kann, ist es gut. Was ist ein gutes Einstiegsgehalt? Dietmar: Das könnten 3500 Euro oder 5500 sein. Was der Markt eben hergibt. Norbert A.: Da fehlt mir der Bezug zur Realität. 3500?


Unibz is my background*

Karl: 2500. Gerd: Ha! Gut wären vielleicht 2000. Gesine: Was ich so kenne, machen die heute alle unendliche Praktika. Das ist kostenfrei. Edmund: Ich habe bei meiner ersten Stelle 400 Mark verdient. Wolfgang: 3000 … oder 35 00. Wie schalte ich am besten vom Lernstress ab? Martine: Bestimmt nicht fernsehen! Ich versuche, mit Qigong zurechtzukommen. Norbert A.: Mit einem Nickerchen. Nach der Uni habe ich immer 20 Minuten geschlafen. Dann habe ich gearbeitet. Oder auch nicht. Karl: Da soll man nicht abschalten. Gesine: Durch körperliche Aktivitäten. Aber nicht zu viele. Mal Ski fahren gehen. Sich in die Sonne legen. Norbert H.: Dieser Bachelor macht den jungen Studenten Stress. Die haben nicht einmal Zeit, in die Mensa zu gehen. Ich befürworte das nicht. Wolfgang: Yoga. Sport. Musik. Wie muss eine Arbeit sein, dass ich mit ihr glücklich werde? Martine: Man muss sie gern machen. Ob man glücklich wird, ist nicht so vom Gehalt abhängig. Dietmar: Sinnerfüllt! Karl: So wie es im Grundgesetz heißt: Die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die muss eine Arbeit einem bringen. Gerd: Ha! Da müssten wir uns eine Stunde unterhalten. Sie muss natürlich befriedigen, persönlichen Erfolg bringen, man muss sich wichtig finden, spüren, dass man zu einem Ergebnis des Teams was beitragen kann, man muss geschätzt und fair bezahlt werden. Norbert H.: Ich muss schauen, ob ich einen Sinn finde in meiner Arbeit. Ich war Pfarrer, ich habe nicht aufs Geld geachtet, aber meine Arbeit hat mich zufrieden gemacht.

*Hubert Wieser hat in drei Sprachen Agrarwissenschaften an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik in Bozen/Südtirol studiert. Heute arbeitet er als Account Manager für einen italienischen Lebensmittelbetrieb.

Freie Universität Bozen Universitätsplatz 1 39100 Bozen Südtirol-Italien study@unibz.it – www.unibz.it

International, praxisorientiert, persönlich und kompakt

Wer von beiden wird international Karriere machen? Beide. Master-Studiengänge M.A. International Management M.A. Strategic Marketing Management M.Sc. Finance M.Sc. International Transport & Logistics M.A. Strategic Tourism Management M.A. Psychology & Management M.A. Management (berufsbegleitend) MBA-Studiengänge MBA General Management MBA Energy Management

www.ism.de

ISM_Image-Anzeige_94x121,5_RZ.indd 1

Campus Dortmund, Frankfurt/Main, München und Hamburg

15.03.12 14:07




Die Ver

20 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2


VON CRISTIAN HELTEN / TEXT & FELIX KRÜGER / FOTOS

wandlung. Auf Bewerbungsfotos herrscht der Ernst des Berufs­ lebens, bevor dieses Berufsleben überhaupt begonnen hat. Wir haben sechs Studenten umstylen lassen.

MEDIA, 27, STUDIERT MEDIENKULTUR, BWL UND SOZIOLOGIE IN HAMBURG. „ICH FÜHLE MICH VERKLEIDET“, SAGT SIE NACH IHRER VERWANDLUNG.

jetzt U NI & J O B N o 0 2 / 1 2 21


22 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

TRISTAN, 27, IST MEDIENTECHNIKER UND GEFÄLLT SICH AUCH NACH DEM UMSTYLING: „ICH KÖNNTE NICHT SERIÖSER WIRKEN, UND DIE KLAMOTTEN STIMMEN.“

viele andere Informationen enthält, die objektiv betrachtet weit wichtiger wären – oft macht das kleine Bildchen in der Ecke oben rechts den entscheidenden Unterschied aus. „Zwei Drittel aller Personaler treffen eine Vorauswahl aufgrund des Bewerbungsfotos. Das ist eine Tatsache, die mehrere Studien belegen“, sagt Robert Hörmann. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens CheckYourImage, das sein Geld mit dem Bewerten von Bildern verdient. Auf der Webseite kann man ein Bewerbungsfoto hochladen, je 20 Personalexperten aus unterschiedlichen Altersgruppen und Branchen geben dann Urteile in mehreren Kategorien ab. Wirkt der Mensch auf dem Bild kreativ? Zuverlässig? Ausdauernd? Welche Macht ein Bewerbungsfoto hat, kann auch Melanie Koschorek bestätigen. „Es ist sehr schwer, sich beim Lesen einer Bewerbung gar nicht vom Foto beeindrucken zu lassen“, sagt sie. Sie arbeitet in der Personalabteilung des Online-Geschenke-Dienstleisters Mydays. Das Unternehmen hat, zusammen mit großen Konzernen wie L’Oréal und Procter & Gamble, an einem Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes teilgenommen. Ein Jahr lang anonymisierten sie die Bewerbungen, sodass bei der ersten Ansicht weder Rückschlüsse auf Herkunft, Alter noch Geschlecht möglich waren. Auch ein Foto gab es nicht. „Wir haben das Projekt auch als Überprüfung für uns selbst gesehen, weil wir nicht sicher sein konnten, dass wir die Bewerbungen hundertprozentig objektiv und nur anhand der Qualifikationen bewerten“, sagt Koschorek. Erst als die MydaysPersonaler keine Bilder mehr bekamen, wurden sie sich deren Wirkung vollends bewusst. Koschorek erzählt von Bewerbern, die vielleicht nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden wären, wenn auf ihrer Be-

Das Problem ist: Goethe hatte recht. „Der erste Eindruck hat keine zweite Chance“, schrieb er in seiner Farbenlehre, und dieser Satz hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Das wichtigste Sinnesorgan des Menschen ist nun mal das Auge, es liefert uns Anhaltspunkte, wenn wir neue Situationen – oder unsere Mitmenschen – einschätzen müssen. Wenn wir am ersten Tag des Semesters in ein Seminar mit lauter wildfremden Menschen gehen und sich die Frage stellt, neben wen man sich am besten setzt, nehmen wir in Sekundenbruchteilen all die kleinen optischen Details wahr, die uns Hinweise darauf geben, ob uns jemand sympathisch sein könnte oder nicht. Der Typ mit dem Ramones-T-Shirt hat vielleicht einen ähnlichen Musikgeschmack, das Mädchen mit der strengen Pferdeschwanzfrisur und der langweiligen Bluse ist vielleicht ein zuverlässiger Partner für die Referatsgruppe, sieht aber nicht aus, als könnte man mit ihr nach dem Treffen zur Vorbereitung dieses Referats noch einen netten Abend in der Kneipe verbringen. Diese Schlussfolgerungen mögen ungerecht sein; der Typ ist vielleicht ein Mitläufer ohne Ahnung von Musik, sie vielleicht der lustigste Mensch im ganzen Raum. Wirklich feststellen können wir das erst, wenn wir sie kennenlernen. Im Seminar oder auf einer Party ist dieses Problem eigentlich kein Problem. An beiden Orten gibt es noch genug Chancen, sich kennenzulernen und eventuelle optische Täuschungen zu korrigieren. Zum Problem wird das vorschnelle Urteilen nur dann, wenn diese Chancen nicht bestehen – zum Beispiel bei einer Bewerbung. Das Bewerbungsfoto ist meist das Erste, worauf sich der Blick desjenigen richtet, der darüber entscheidet, ob man eine Chance auf einen Platz im Unternehmen bekommen wird. Auch wenn eine Bewerbungsmappe noch


jetzt U NI & J O B N o 0 2 / 1 2 23

DANIEL, 28, FINDET, DAS BEWERBUNGSFOTO VERMITTLE „EINEN SEHR SERIÖSEN EINDRUCK“.

TASIA, 24, MEDIENGESTALTERIN: „ICH WÜRDE DAS BEWERBUNGSFOTO NICHT BENUTZEN, WEIL ICH MICH IN SO KONSERVATIVEN KLAMOTTEN NICHT WOHLFÜHLE.“


24 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

MAKE-UP: MUAMERA PULIC POSTPRODUCTION: ELEKTRONISCHE SCHÖNHEIT

tung verlieren. Die Antidiskriminierungsstelle meldete zur Halbzeit ihres Pilotprojekts, das anonymisierte Bewerbungsverfahren bewähre sich, auch für die Firmen. Die endgültige Evaluierung ist noch nicht abgeschlossen. Bei Mydays zumindest scheint man sich die Bewerbungsfotos nicht zurückzuwünschen.

DAMON, 28, STUDIERT VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE. „ICH MAG DIE KLAMOTTEN SCHON, WÜRDE ABER NICHT IMMER SO RUMLAUFEN WOLLEN.“

YILDIZ, 30, HAT KRANKENSCHWESTER GELERNT UND STUDIERT JETZT TÜRKISCH UND GEOGRAFIE AUF LEHRAMT. „ES IST SCHÖN, SICH MAL VON EINER ANDEREN SEITE ZU ZEIGEN – SOLANGE ICH DEN BLAZER AUCH WIEDER ABLEGEN DARF.“

abschneiden. Damon bekommt 7 von 10 möglichen Punkten. Seine größte Stärke ist, dass er kommunikativ wirkt, die niedrigsten Werte gaben ihm die Personaler in der Kategorie Kreativität (6,4 Punkte). Media erzielt 7,2 Punkte, ihre größten Stärken und Schwächen sind dieselben wie bei Damon. Vielleicht werden solche Zahlen in Zukunft aber an Bedeu-

werbung ein Foto gewesen wäre. Mydays versucht, Leute auszuwählen, die gut zur eigenen Unternehmenskultur passen. Fotos – das weiß Koschorek jetzt – können dabei manchmal trügen. Besonders für junge Leute, die gerade von der Uni kommen oder sich während des Studiums für ein Praktikum bewerben, ist das Bewerbungsfoto eine Herausforderung. Bislang waren Jeans und T-Shirt für sie als „Arbeitskleidung“ vollkommen in Ordnung. Jetzt sollen sie sich plötzlich den branchenüblichen Dresscodes anpassen. An der Uni war das Äußere auf die Bezugsgruppe Kommilitonen abgestimmt, jetzt müssen sie sich Gedanken machen, was ein vollkommen fremder Personalchef denkt, wenn er in seinem Büro sitzt und das Foto vor sich liegen hat. Die Absolventen müssen sich verwandeln. Auf dem Bewerbungsfoto herrscht der Ernst des Arbeitslebens, bevor dieses Arbeitsleben überhaupt begonnen hat. Man soll jemanden darstellen, der man (noch) nicht ist. Die Bewerber kommen gleich mit mehreren Outfits ins Fotostudio, auf dem Tresen dort liegen Visitenkarten professioneller Visagisten – nicht selten kann das Make-up gleich dazugebucht werden. Am Ende sehen sie – hoffentlich – so aus, wie der Personaler es erwartet. Sich selbst erkennen viele dann allerdings nicht wieder. Fast alle Studenten, die wir für unsere Fotostrecke zum perfekten Bewerber umgestylt haben, fühlten sich verkleidet und irgendwie unwohl. Keine optimale Situation, findet Robert Hörmann von CheckYourImage: „Ein guter Personaler merkt, wenn sich jemand verkleidet fühlt. Das kann dem Bild seine Wirkung nehmen.“ Vielleicht ist das auch der Grund, dass die Bewerbungsfotos von Damon und Media, die wir durch den CheckYourImageTest jagen, zwar überdurchschnittlich gute Bewertungen erhalten, aber nicht mit „Sehr gut“


Studentenfutter? Haben wir auch!

+

Digital inklusive! • E-Paper inklusive PDF-Download • iPad-App für SZ und SZ-Magazin • Mobiles E-Paper für Smartphones

4 Wochen SZ lesen für nur 15,90 €! Bestellen Sie jetzt: Tel.: (089) 2183 1000, Fax: (089) 2183 9888 Süddeutsche Zeitung GmbH, 80289 München www.sz.de/uniundjob

✗ Ja, ich lese die Süddeutsche Zeitung 4 Wochen für nur 15,90 Euro!

AST4WN ANJUJ

Bitte in Blockschrift ausfüllen

Gefällt mir die SZ, erhalte ich sie nach dem Aktionsangebot weiter zum monatlichen Preis von zzt. nur 23,90 Euro bei Vorlage einer gültigen Studienbescheinigung. Ohne Studienbescheinigung kostet die SZ monatlich 45,90 Euro in Bayern (48,90 Euro außerhalb Bayerns). Verlagsgarantie: Den anschließenden Weiterbezug kann ich jederzeit schriftlich mit einer Frist von 4 Wochen zum Monatsende bzw. zum Ende des Vorauszahlungszeitraums kündigen. Wenn ich die SZ nicht weiterlesen will, reicht eine kurze schriftliche Nachricht bis zum Ende des Aktionsangebots an die SZ. Angebot nur im Inland gültig. Auslandspreise auf Anfrage. Der Verlag behält sich die Lieferung vor.

Name

Telefon-/Mobil-Nr.

Vorname

E-Mail

Straße/Nr.

Kreditinstitut

PLZ, Ort

Kontonummer

Ja, ich möchte künftig über interessante Angebote der Süddeutsche Zeitung GmbH und Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH per E-Mail oder Telefon informiert werden. Ich kann der Nutzung meiner persönlichen Daten jederzeit durch Nachricht in Textform an den Verlag oder an aboservice@sueddeutsche.de widersprechen. Eine Weitergabe der Daten an Dritte zu deren werblicher Nutzung findet nicht statt. Bitte liefern Sie die erste Ausgabe ab (frühestens 10 Tage nach Bestelleingang)

Bankleitzahl

12

Datum/Unterschrift

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Bestellung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (z. B. Brief, E-Mail, Fax, Postkarte) oder durch Rücksendung der Ware widerrufen. Die Frist beginnt frühestens mit Erhalt dieser Belehrung. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Ware an: Süddeutsche Zeitung GmbH, Abo-Service, Hultschiner Str. 8, 81677 München. Sitz der GmbH ist München. HRB 73315. Geschäftsführer: Dr. Detlef Haaks, Dr. Richard Rebmann, Dr. Karl Ulrich.

EAZ_Studentenfutter_UniJob_191x246,5mm.indd 1

15.03.12 16:29


26 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2


VON JULIANE FRISSE / TEXT

Im Freundeskreis findet man Menschen, die man beneidet. Weil sie immer die schönsten Wohnungen bekommen, sich nie stressen lassen oder ein spannendes Globetrotterleben führen. Wie machen die das nur? Unsere Autorin hat versucht, sich die Fähigkeiten ihrer Freunde abzuschauen.

Die Liste an Dingen, die man im eigenen Leben gern mal besser oder überhaupt hinbekommen möchte, ist bei vielen Menschen sehr lang. Bei mir auch. Sie beginnt bei A wie Auslandsaufenthalt (länger als einen Monat) und endet bei W wie Wohnen (schöner). Ich bin in keiner dieser Disziplinen ein Vollversager. Ich halte mich für fähig, ein Visum zu beantragen, und meinen Flur habe ich in einem sanften Türkiston gestrichen, für den ich in schmeichelnder Regelmäßigkeit Komplimente ernte. Aber es gibt Optimierungspotenzial, wahrscheinlich auch noch in Angelegenheiten, die unter X, Y, Z eingeordnet würden. Um zu diesem Schluss zu gelangen, muss ich keine HollywoodMaßstäbe anlegen – die Messlatte Freundeskreis ist ausreichend: So schön wohnen wie Daniel, mit verwegen, aber gut kombinierten alten Kinosesseln, modernem Schreibtisch und gründerzeitlichem Kleiderschrank! So viel in der Welt herumkommen wie Jan! Stress so entspannt wegstecken wie Patrizia! Dass sie es hinbekommen, macht meinen Wunsch nach Optimierung meines Lebens umso drängender. Denn ich halte meine Freunde zwar allesamt für vorzügliche Menschen, aber sie sind eben auch mit fordernden Jobs oder Studiengängen beschäftigt und mit Cellulite, Waschbärbauch oder Sehschwäche gesegnet, also: stinknormal, ohne unendliches Zeit- und Finanzbudget. Wenn sie das alles können, müsste ich es dann nicht auch schaffen? Schon klar, das Gras ist auf der anderen Seite des Zauns immer grüner. Diese Erkenntnis lässt das unangenehme Gefühl aber nicht verschwinden. Der Mensch ist kompetitiv veranlagt – und am allerbesten kann er sich mit Leuten aus dem Freundeskreis vergleichen, erklärt mir der Münchner Psychologe Bernd Reuschenbach: „Die Grenzen zwischen Bewunderung und Neid sind fließend.“ Und Neid, den blende man in einer Freundschaft lieber aus. Unterschwellig bestehe aber oft eine Konkurrenzbeziehung, auch zwischen den besten Freunden. Könnte man dieses unschöne Gefühl nicht ins Positive wenden? Ich will es versuchen. Ich will meinen Freunden sagen, wofür ich sie bewundere – und offen fragen: Wie machst du das? Wir lernen schließlich nicht nur durch Konditionierung, sodass bei uns wie bei einem pawlowschen Hund der Speichel fließt, wenn ein Glöckchen klingelt. Wir lernen auch am Modell, wie mir die Pädagogikprofessorin Wiltrud Gieseke von der Berliner Humboldt-Universität erklärt: „Durch Abschauen und Nachmachen.“ Als ich meine Bewunderungsattacke starte, bin ich doch etwas besorgt, wie Patrizia, Philipp und die anderen darauf reagieren werden. Was, wenn sie mich von nun an für von Neid zerfressen halten? Oder

Angst haben, dass ich sie kopieren will? Tatsächlich reagieren sie sehr geschmeichelt. Manchem war schon bewusst, dass er oder sie etwas besonders gut kann. Andere waren überrascht. Wie mein guter Freund René. Er ist der galanteste Mensch, den ich kenne, und schafft es, in jeder Situation den richtigen Ton zu treffen. Meine Mutter schwärmt heute noch von dem „charmanten jungen Mann“, seit sie René vor ein paar Jahren kennengelernt hat. Und als wir beide als Hiwis am gleichen Lehrstuhl arbeiteten, gelang es René, mit einem Witz unseren Professor milde zu stimmen, nachdem wir eine uns übertragene Aufgabe immer noch nicht abgeschlossen hatten. René scheint immer genau zu spüren, wie er sich in einer Situation am besten verhält. Dass das eine besondere Kunst ist, schien ihm selbst nicht klar gewesen zu sein. „Selbst wenn du recht damit hättest, dass ich es schaffe, regelmäßig Souveränität vorzugaukeln – ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dir raten soll“, sagt er, als ich ihn auf seinen außergewöhnlichen Takt und seinen Charme anspreche. Pädagogikprofessorin Gieseke wundert das nicht: „Wenn Menschen ein Talent haben oder schon ihr Leben lang auf einem Gebiet gut sind, dann halten sie ihr Talent oft für selbstverständlich.“ Können Freunde denn dann gute Ratgeber sein? Ja – sogar viel bessere als jeder Ratgeber zwischen zwei Buchdeckeln, sagt Gieseke. Sie kennen mein Leben, und wenn sie mir einen Rat geben, können sie ihn auf mich abstimmen. Es macht auch nichts, dass meine Freunde in der Regel keine Profis auf ihrem Gebiet sind, sondern über das verfügen, was Experten „Erfahrungswissen“ nennen. Was ihnen besser gelingt als mir und den meisten anderen Menschen, die ich kenne, das haben meine Freunde vom Leben gelernt. Was das heißt, erfahre ich nun: Wie meine Freundin Conny nach der Methode „Versuch und Fehler“ ihren Kleidungsstil fand, indem sie sich als Teenie in sehr seltsamen Kostümierungen auf die Straße begab. Oder wie viel Energie und Mühe sie investieren – und gleichzeitig auf manches verzichten müssen. Jan hat schon viel von der Welt gesehen, doch seine Freundschaften leiden unter seinem Globetrotter-Dasein. Patrizia fühlt sich kaum noch gestresst, muss sich aber zwingen, nicht mehr bei jeder spannenden Aufgabe „Hier! Ich!“ zu schreien. Freunde können also die allerbesten Lehrer sein. Die Entscheidung, ob man bereit ist, den gleichen Preis wie sie zu zahlen, können sie einem aber nicht abnehmen. Da hilft am Ende nur, nicht auf die anderen, sondern auf sich selbst zu schauen. Den anstrengenden Weg, sich weiterzuentwickeln, den muss man allein gehen. Aber man wird sich wohl seltener verirren, wenn einem die Freunde eine Karte mitgeben, auf der sie Tipps von ihrer Tour notiert haben. >

jetzt U NI & J O B N o 0 2 / 1 2 27


PATRIZIA, 26, LÄSST SICH NICHT STRESSEN – SIE IST IMMER BENEIDENSWERT AUSGEGLICHEN. WIE DAS GEHT, HAT SIE ALLERDINGS SCHMERZHAFT LERNEN MÜSSEN.

PHILIPP, 28, HAT ZWAR BISHER NICHT IM PALAST GEWOHNT, ALLERDINGS SCHON IN VIELEN SCHÖN EINGERICHTETEN UND STETS BEZAHLBAREN WOHNUNGEN.

„Als Perfektionistin habe ich früher niemals meine Grenzen akzeptiert: Das Bachelorstudium habe ich durchgepowert, auch die Semesterferien mit Praktika vollgepackt, in denen ich mich voll reingehängt habe. Essen? Kann warten. Schlaf? Brauch ich nicht. Bis ich darüber zusammengebrochen bin. Da ist mir klar geworden, dass Stress nicht nur, aber ganz wesentlich eine Frage der Einstellung ist: Niemand außer mir selbst erwartet, dass ich überall Spitzenleistungen bringe. Sollte ich mal eine Prüfung nicht bestehen, wäre das ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Ich habe mich gezwungen, meine Ansprüche runterzuschrauben. Das war nicht einfach, für mich funktioniert es ganz gut mit der Faustregel: 70 Prozent meiner Erwartungen reichen dicke. Auf diese Weise verheize ich mich nicht mehr. Ich mache seitdem – ziemlich klischeehaft – auch fast täglich Yoga, um Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen. Kommt er doch, stelle ich mich unter eine Bahnunterführung, während ein Zug durchrauscht, und schreie mir die Anspannung von der Seele. Instant-Stressabbau!“

„Ich bin in einem Architektenhaushalt groß geworden und habe Architektur studiert. Ich habe natürlich nicht zu Schulzeiten angefangen, Designklassiker zu sammeln, aber mich schon immer intensiv mit dem Wohnen beschäftigt. Ich nehme Räume daher wohl anders wahr als viele andere, achte stärker auf Details. Ich weiß, was zu welchem Budget möglich ist, und gebe mich deshalb nicht mit Kompromissen zufrieden, sondern versuche beharrlich, das Beste herauszuholen. In Berlin habe ich das Glück, dass es einen großen Bestand an bezahlbaren, schönen Altbauwohnungen gibt. Wie man die dann einrichtet? Ich würde mir niemals Staubfänger kaufen, die keine Funktion erfüllen. Ansonsten mag ich persönlich Stücke, die eine Geschichte haben: Am liebsten suche ich die bei Ebay. Das auf Flohmärkten notwendige Feilschen liegt mir nicht. Und für die manchmal hoch emotionalen Wohnungsauflösungen muss man hartgesotten sein.“

Das hat mir Patrizia geraten – Die eigenen Ansprüche ernsthaft hinterfragen. Sich vorstellen, was passiert, wenn man ihnen nicht gerecht wird. Meistens ist das gar nicht so schlimm. – Sich nur ein realistisches Arbeitspensum auferlegen. Realistisch heißt, es muss möglich sein, regelmäßig eine Pause einzulegen. Und weil man da auch mit den Erwartungen anderer kämpfen muss: Nein sagen lernen und, wenn das nicht geht, um Unterstützung bitten. – Auch in stressigen Zeiten jeden Tag mindestens eine schöne Aktivität einplanen, sie wie die Verpflichtungen in den Terminkalender eintragen und genauso ernst nehmen. – Niemals auf Kosten der eigenen Gesundheit leben, sondern auf ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung achten. – Sich aber auch keinen übertriebenen Gesundheitsstress machen. Zwei dick bestrichene Nutellabrote und eine Tasse Kaffee sind manchmal gut für die Seele.

Das hat mir Philipp geraten – Wir alle sind kleine Messies und sammeln zu viel Zeug an. Viele schöne Wohnungen kommen deshalb nicht zur Geltung, sondern wirken wie eine Box mit Fenster. Also: Verzichten lernen und auch einst geliebte Möbel wieder abstoßen. – Wenn man auf Ebay nach schönen gebrauchten Möbeln sucht, ist es hilfreich, sich ein bisschen mit Designklassikern und -epochen zu befassen: Wer hat diesen Tisch entworfen? Für welche Zeit ist dieser Stuhl typisch? – Was oft übersehen wird: Raum und Einrichtung müssen harmonieren. Dasselbe Möbelstück wirkt im Neubau völlig anders als im Altbau, in einem großen Zimmer anders als in einem kleinen. – Die besten Wohnungen werden unter der Hand verschachert. Deshalb immer intensiv im Freundes- und Bekanntenkreis umhören. – Bei den Annoncen nicht wie viele andere von schlechten Fotos und hässlicher Einrichtung abschrecken lassen. Möbel bringt man mit, Wände kann man streichen. Entscheidend ist die Substanz der Wohnung.

28 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

JAN, 25, FÜHRT EIN GLOBETROTTERLEBEN. NACH STATIONEN ZWISCHEN TALLINN UND TORONTO IST ER IM MOMENT IN BERLIN – NACH SEINEM MASTER WÜRDE ER GERN WIEDER EINEN NEUEN ORT ENTDECKEN.

„In der elften Klasse ein Auslandsjahr in Lyon, nach dem Abi Freiwilligendienst in TalTal linn, ein Semester in Basel, eins in Toronto – das waren die großen Stationen. Ich habe auch viele kürzere Reisen gemacht, war fast überall in Europa, im Nahen Osten, in NordNord afrika, in Russland. Früher wollte ich rumrum kommen, Freiheit spüren, neue Menschen treffen und alles Neue aufsaugen. Heute möchte ich vor allem im Alltag ankommen: mein Café finden, in dem ich für die Uni lerne, irgendwann das Schlagloch auf meimei ner täglichen Fahrradroute kennen. Immer wieder woanders neu anzufangen ist toll – so toll, dass es süchtig macht. Nicht nur, weil es Neugier befriedigt. Als Globetrotter bist du für alle der offene, tolerante Kosmopolit, ein Image, in dem man sich nur allzu gern sonnt. Klar bin ich oft kulturellen Unterschieden begegnet, aber ich beobachte an mir nicht, dass es mich toleranter als meine Freunde gege macht hätte. Überhaupt, die Freunde: Auch wenn man mit Skype und E-Mails Kontakte in die ganze Welt pflegt, Beziehungen leiden darunter, wenn man nicht einfach mal sponspon tan vorbeischauen kann.“

Das hat mir Jan geraten – Die Fremde ist nicht mehr so fremd, wenn man Vertrautes mitnimmt – das kann die Wohlfühlmusik auf dem MP3-Player sein, ein Hobby oder Routinen im Tagesablauf. – Es ist keine Frage des Geldes, viel von der Welt zu sehen. Gerade wenn man jung ist, gibt es unglaublich viele Fördermöglichkeiten. Wenn man beim Reisen Netzwerke wie Couchsurfing nutzt, bleiben die zusätzlichen Kosten zum Leben daheim überschaubar. – Sich keinen Druck machen, ins Ausland zu gehen. Wenn man sich zwingen muss, ist es wohl zumindest im Moment nicht das Richtige für einen selbst. Ein bisschen Aufregung und Angst vor einem Auslandsaufenthalt sind aber normal. – Sich unterwegs auch erlauben, zur Ruhe zu kommen. Auch am spannendsten Ort der Welt ist es okay, mehrere Tage nur im Hostelzimmer rumzuhängen.


MARIE, 29, IST SEIT 13 JAHREN MIT IHRER ERSTEN GROSSEN LIEBE ZUSAMMEN. SIE UND BERND FÜHREN EINE GLÜCKLICHE, STABILE BEZIEHUNG.

„Als Bernd und ich zusammengekommen sind, haben uns meine Freundinnen keine gute Prognose ausgestellt: Bernd war InlineSkater! Ziemlich uncool, wir standen damals alle auf echte Skater. Natürlich war der Coolness-Faktor nicht entscheidend – und heute ist es sowieso umgekehrt: Bernd arbeitet als DJ, ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin. Andere fragen häufig: Habt ihr nicht das Gefühl, etwas zu verpassen? Ich glaube, dass man im Leben zwangsläufig Dinge verpasst, weil man ständig Entscheidungen treffen muss. Gekriselt hat es bei uns immer dann, wenn wir die Beziehung hintangestellt haben und jeder sich auf seine eigenen Bedürfnisse konzentriert hat: als ich ein Jahr zum Studieren in Frankreich war oder als Bernd für seine Diplomarbeit in Aachen lebte. Die Rücksichtnahme versuchen wir auch im Kleinen zu üben: Wenn Bernd für uns kocht, komme ich nicht allzu spät aus der Uni zurück. Wenn er auflegt, geht er auch mal um drei statt um acht nach Hause.“

Bequem von zu Hause in eine erfolgreiche Zukunft starten. Nutzen Sie unsere AOK-liveonline-Angebote als innovatives Coaching für Ihr Studium. Mit aktuellen Vorträgen und Kursen zu Themen wie Zeitmanagement, Prüfungsvorbereitung und Bewerbungstraining: www.aok-on.de/rh Gesund & erfolgreich mit der AOK Rheinland/Hamburg

Bachelorstudium architektur Das hat mir Marie geraten – Nicht versuchen, mit jemandem glücklich zu werden, von dem man spürt, dass er nicht wirklich zu einem passt – weil er andere Erwartungen an eine Partnerschaft stellt oder Lebenspläne hat, die mit den eigenen nicht vereinbar sind. – Mit den Schwächen des Partners nachsichtig umgehen. Sich klarmachen, dass ein neuer Partner vielleicht nicht so chaotisch ist, aber womöglich zu einer ruppigen Art neigt. Man selbst wird schließlich auch nie perfekt sein. – Der Beziehung Priorität einräumen: Natürlich sollte man nicht alle eigenen Pläne denen des Partners unterordnen. Aber bei manchen Entscheidungen, etwa für oder gegen den Job in einer anderen Stadt, tut es der Beziehung gut, wenn man bereit ist, auch einmal Abstriche zu machen. – Wenn man in einer Langzeitbeziehung Angst bekommt, etwas zu verpassen, sich fragen: Fühle ich das wirklich – oder denke ich das nur, weil andere Leute meinen, man müsse dieses Gefühl entwickeln?

BetrieBswirtschaftslehre > International Management and Entrepreneurship > International Financial Services > Information Management and Information Technology

www.uni.li

1200 Studierende aus über 30 Ländern Persönliches, internationales Umfeld Top-Betreuungsverhältnis 1:14 (Dozenten/Studierende) Lehre, Forschung und Praxis vernetzt Spannender Standort mit besten Chancen master- und doktoratstudium in architektur und Wirtschaftswissenschaften


VON JAN LUDWIG / TEXT

Wer macht mich zum Millionär?

Wann gibt es das schon: Da sitzen, irgendwo in Deutschland, drei Menschen in je einem Zimmer. Allein, ohne Freunde, ohne Partner. Diese drei Leute warten nur auf eins: darauf, von mir angerufen zu werden. Und nicht nur, dass sie sich den ganzen Abend freinehmen, nein: Sie verkneifen sich sogar den Gang zur Toilette. Um ehrlich zu sein: Ihre Blase konnte mir in diesem Moment nicht gleichgültiger sein. Auf diesem Stuhl, beobachtet von sechs Millionen Menschen oder mehr, fühlt man sich völlig allein, Telefonjoker hin oder her. Bis zu eine Million Euro stehen auf dem Spiel, dazu noch ein bisschen Ruhm und Ehre – und das finanzielle Glück liegt in den Händen einer einzigen Person. Die hat 30 Sekunden Zeit, um dich zu retten. Sie will gut gewählt sein. Es war ein sonniger Märztag, als ich einen Anruf aus Köln bekam. Eine meiner Bewerbungen für Wer wird Millionär? war erfolgreich, nun brauchte ich Telefonjoker. Mein Freundes- und Bekanntenkreis war nach diesem Anruf plötzlich zu einer wertvollen Wissensquelle geworden. Nur: Wie konnte ich sicherstellen, dass ich sie an den richtigen Stellen anzapfe? Ich wollte nicht drei Supergeneralisten mit dem jeweils größten Wissen finden – sondern die, die zu dritt das größte Wissensspektrum abdeckten. Wie aber auswählen? Zum Gruppengespräch mit Tee einladen? Ein Motivationsschreiben und den tabellarischen Lebenslauf fordern? Oder gleich eine Proberunde Trivial Pursuit? Ich wählte eine aufwendige, aber auch, wie ich glaubte, Erfolg versprechende Variante: das Excel-Casting. Um nicht den Überblick zu verlieren, legte ich eine Tabelle an, mit 38 Wissensgebieten. Medizin und Filme, Astrologie und Theater, Architektur, Popmusik und Promiklatsch: Zu jedem Bereich stellte ich eine Frage, mit der sich die Kandidaten prüfen konnten. In jeder Kategorie konnten sie 0, 1 oder 2 eintragen. 0 sinngemäß für „Alter Schwede! Ich habe nicht die geringste Ahnung“, 1 für „Weiß ich nur dann, wenn ich vier Lösungsvor30 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2

schläge habe“, 2 für „Klar Mann, ruf an“. Erst einmal rief allerdings ich sie an, um zu fragen, ob sie mitmachen wollten. Auf keinen Fall wollte ich bei einer Geschichts- oder Politikfrage scheitern. Der Spott meiner Kommilitonen wäre mir für Jahrzehnte sicher gewesen. Ein ehemaliger Mitbewohner bewarb sich damals für den diplomatischen Dienst. Politik, Wirtschaft, Recht und Geschichte – eine gute Mischung, dachte ich. „Was ich weiß, weißt du doch wahrscheinlich auch“, sagte er, als ich ihn anrief. „Ach was“, sagte ich, „dann gleich eine Testfrage: Welcher Staat hat als einziger keine rechteckige Fahne?“ Nepal war die richtige Antwort. Er konterte: „Okay. Wer ist der Doyen des diplomatischen Korps?“ Der Botschafter des Vatikans, „Nuntius“ genannt, fungiert als Wortführer aller Diplomaten an einem Ort. So spielten wir am Telefon die Bälle hin und her und profitierten beide, sahen wir uns doch schon bald vor Deutschlands Oberdiplomaten sitzen: er im Auswärtigen Amt, ich bei Günther Jauch. Er sagte zu. Ich wollte mindestens einen Mann und eine Frau. Ich wollte jemanden in meinem Alter und jemanden um die fünfzig – für alte Fernsehserien, ehemalige Postminister und Alltagswissen, das man eben erst im Laufe des Lebens sammelt und das man kaum erlernen kann: Topfpflanzen, Ölwechsel, alte Berufe. Heute kennt man eben eher Tweet als Tweed. Ich fragte auch einen Germanisten und Mathematiker, ebenfalls ein Ex-Mitbewohner, der sich mit Impressionisten ebenso gut auskennt wie mit der italienischen Fußballliga. Außerdem bat ich eine alte Schulfreundin um Hilfe. Sie studierte Medizin und hatte ihre Offiziersausbildung auf der Gorch Fock absolviert. Die, dachte ich mir, hat Ahnung von Segelbegriffen, wie sie alle naselang in Quizshows und in Kreuzworträtseln gefragt werden. Dann ging es los, das Excel-Casting. In welcher Stadt starb Haydn? Was ist das längste Buch der Bibel? In welchen Jahren wurde Brasilien Fußballweltmeister? Woraus besteht Königswasser? Für mich als Nicht-Trinker besonders wichtig: die leidigen Cocktails. Bis Günther Jauch in mein Leben trat, war mir immer völlig egal, was die Hauptzutat für einen Mojito oder eine Bloody Mary ist. Nun musste ich es wissen. Von allen sieben Kandidaten bekam ich die Fragebögen zurück. Manche wiegelten zwar ab („Hoffentlich findest du jemand Besseren“), aber das war nur Understatement. Aus ihnen wählte ich schließlich drei aus, die zusammen am besten alle Kategorien abdeckten: den Diplomatenanwärter, einen promovierten Biologen und den Mathematik-Kunstgeschichte-Fußball-Allrounder.

SCREENSHOT: RTL.DE

Wer bei Günther Jauch auf den Quizstuhl darf, muss vorher seinen Freundeskreis nach Telefonjokern durchforsten. Aber wie castet man die am besten?


Süddeutsche „Jetzt“

ET: 16.04

Ich selbst hatte mich schon angestrengt, den Joker so überflüssig wie möglich zu machen. Einen ganzen Ordner voller Wikipedia-Artikel, einige Dutzend Quizbücher und Ähnliches habe ich durchgearbeitet. Doch je mehr Fakten ich in mich reinstopfte, desto mehr fiel mir auf: Ganz egal, wie viel ich lernte – es würde die Frage kommen, bei der ich das Wissen der Telefonexperten brauchen würde. Für mich als Geisteswissenschaftler waren vor allem Naturwissenschaften hakelig. Falls sich jetzt jemand fragt, ob ich nicht die Idee gehabt hätte, einen Telefonjoker vor Google zu setzen: Na klar. Auch daran habe ich gedacht. Natürlich ist das möglich, wenn auch nicht erlaubt. Niemand überwacht die Telefonjoker. Aber wollte ich das? Dann hätte ich meinen Kindern später mal erklären müssen, dass Papa reich wurde, weil er betrogen hat. Also ließ ich es bleiben. Es kam der Abend der Aufzeichnung. Kurz vor Beginn der Sendung warf ich noch mal einen letzten Blick auf die Tabelle. Wen anrufen, wenn ich nicht weiß, was ein Kürschner herstellt? (Er verarbeitet Tierfelle zu Pelzen.) Wen frage ich nach den Kindern von Prinz Haakon? Und wer kennt den Ausgang des Jahrhundertspiels Deutschland–Italien 1970? Gegen 19.30 Uhr bekamen meine Joker von Wer wird Millionär? einen Anruf. Sie sollten sich jetzt bereithalten, ich hätte es in die Mitte geschafft. Und hat es mir am Ende etwas genutzt, das Casting? Ja. Dabei war es ausgerechnet der Telefonjoker, der mich als einziger eben nicht eine Runde weiterbrachte. Ich zog ihn als letzten, bei der 500 000-Euro-Frage. Und doch konnte er mir helfen. Denn wenn ein promovierter Biologe das „Igelkarussell“ nicht auf Anhieb kennt, dann musste mich meine Intuition trügen. Wenn er die Antwort nicht wusste, war die Frage zu knifflig für mich. Also hörte ich auf – und ging mit 125 000 Euro nach Hause.

Jetzt wieder ! ranstaltungen ve fo In

Die HFH bietet Ihnen an über 40 Studienzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit eines wohnortnahen und berufsbegleitenden Studiums. 10.000 Studierende und mehr als 3.500 Absolventen sind Ausdruck des Vertrauens in unser bewährtes Fernstudienkonzept. Fordern Sie jetzt kostenlos Ihre Studienführer an.

Infoline: 040 / 350 94 360 (mo.-do. 8-18 Uhr, fr. 8-17 Uhr)

www.hamburger-fh.de

Zukunft planen – berufsbegleitend studieren.

02_094x121,5_HKS44_SDZ_Jetzt+Info.indd 1

20.03.12 14:09

VORWEG-GEHER-GESUCHT.DE Gehen Sie neue Wege und machen Sie den nächsten Karriereschritt: Kommen Sie zu RWE und gestalten Sie mit uns den Energiemarkt der Zukunft! Als schlauer Kopf profitieren Sie dabei von individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und stellen sich globalen Herausforderungen gemeinsam mit einem internationalen Team. Es ist Zeit für die intelligente Energie von morgen!

120326_AZ_EBKWeiterkommen_jetztUniJob_94x121.indd 1

26.03.12 13:48


EINKAUFSWAGEN Schöne Dinge für eine gute Zeit mit Freunden: Wir stellen sie dir vor.

VON MAX SCHARNIGG / TEXT

Im Schulbus haben wir unsere Walkman-Kopfhörer noch verbogen, damit der Sitznachbar mithören konnte – mit dem Entwurf von Roel Deden geht das Musikteilen etwas eleganter, aus einem Kopfhörer werden bei Bedarf zwei. Rapidshare mal ganz legal (roeldeden.nl). Wenn man mit noch mehr Freunden Musik hören möchte, leistet diese App gute Dienste – jeder Partygast kann damit in die Playlist eingreifen. Spart den DJ, geht aber vermutlich auf Kosten eines ausgewogenen Sounds (iTunes-Store). Mittlerweile gang und gäbe: Modelabels lassen sich als Freundschaftsdienst ein Stück von einem anderen Label entwerfen. Fred Perry hat sich dieses Jahr eine ganze kleine Kollektion von befreundeten Kreativen ins Schaufenster gelegt – mit Streifenshirt von der englischen Manufaktur Sunspel, Schuhen von George Cox, Taschen von Capellino. Ohne hier schlechte Laune verbreiten zu wollen – es wird diesen Sommer wieder reichlich regnen. Gut so, dann kann man adäquat diesen schwedischen Traditionsregenmantel von Stutterheim ausführen, der nach Angaben der stolzen Manufaktur der letzte Regenmantel ist, den man in seinem Leben benötigen wird. Word! (stutterheim.se) Was aktuell so an Kaffeemaschinen rumsteht, ist optisch eher unbefriedigend – ganz im Gegensatz zu diesem Prototyp aus Holz und Porzellan, entworfen vom jungen Produktdesigner Arvid Häusser aus Weimar (arvidhaeusser.de). Schlichte Uhren gibt es viele, aber schlichte, erschwingliche Uhren mit eingebauter Lässigkeit und aus Pforzheim kannten wir bisher nicht. Jetzt aber: Defakto, ein junges Unternehmen mit Uhren, die in der Variante mit nur einem Zeiger die Zeit eben nicht sekundengenau anzeigen, sondern minutenungefähr (defakto-uhren.de). Die britische Künstlerin Hannah Richards hat ein kleines Buch mit lakonischen Zeichnungen veröffentlicht – dank des schmissigen Titels ist es schnell zum Liebling aller egozentrischen Blogger (also aller Blogger!) geworden (hannah-richards.co.uk). Retro mal richtig verstanden hat der Hamburger Jan Kuntoff. Er nimmt schöne alte Lautsprecherboxen und baut ihnen ein gegenwartkompatibles Innenleben ein, sodass man einfach den MP3-Player anstecken kann (soundpauli.org). 32 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2


RÄTSEL

VON JURI GOTTSCHALL / FOTOS

Auch wenn manch einer unkt, die Handschrift sei vom Aussterben bedroht: Erkennst du, welche Klaue zu welchem Studenten gehört?

Die Sprüche auf den Post-its sind übrigens Pangramme. So nennt man Sätze, die alle Buchstaben des Alphabets enthalten. Das Rätsel spielst du am besten online unter jetzt.de/schriften – dort findest du auch die Aufösung.

Sie haben es in Ihrer Karriere weit gebracht − die UFL bringt Sie weiter! Studieren und gleichzeitig Journalist/in werden? Mehr Infos unter www.ifp-kma.de.

Nächster Erscheinungstermin: 22. Oktober 2012 Anzeigenschluss: 21. September 2012 Kontakt Frau Melanie Pala, Tel. (089) 2183-8375 stellen-anzeigen@sueddeutsche.de

Machen Sie einen Master of Science in – Banking and Finance – Business Administration – Wirtschaftsinformatik www.hslu.ch/master-wirtschaft

Studieren an der UFL in Liechtenstein • berufsbegleitende Ausbildung • staatlich und international anerkannte Abschlüsse • hochqualifizierte Lehrkräfte • persönliche Atmosphäre Studiengänge • Doktoratsstudium Rechtswissen schaften mit Abschluss «Dr. iur.» • Doktoratsstudium Medizinische Wissenschaft mit Abschluss «Dr. scient. med.» und «PhD»

www.ufl.li


VON NILZ BOKELBERG / TEXT & FELIX KRÜGER / FOTO

Zum Mitnehmen.

Wenn ich zu Ikea fahre, ist es jedes Mal das Gleiche: Ich

len in Fernsehfilmen spielen dürfen und dabei festgestellt: fahre nur wegen eines Regals hin, nehme am Ende aber Ich kann das gar nicht mehr, schauspielern. Und ich wollte noch ganz viel anderes Zeug mit, das auf den Wegen durch nicht mehr, meine Wunschposition hatte sich geändert. Ich die Möbelausstellung um meine Aufmerksamkeit buhlt. wollte die Geschichte erzählen, ich wollte bestimmen, wie Wenn ich über meinen beruflichen Werdegang nachdenke, sie aussieht. Ich habe kein Abitur, durfte aber trotzdem merke ich: Dieses Prinzip gibt es auch im Arbeitsleben. studieren, weil man an der Filmhochschule auch zugelas­ Als ich klein war, war es mein größter Wunsch, Schau­ sen wird, wenn man mehr als dreieinhalb Jahre Berufs­ spieler zu werden. Ich wollte in erfahrung in den Medien mit­ Filmen mitspielen und mich auf bringt. Die Zeit als Moderator der großen Leinwand sehen. Ich hat sich also noch auf eine an­ spielte schon in der Grundschule dere, unvorhergesehene Art ge­ in allen Stücken mit und später lohnt. Und jetzt hieß das Ikea­ an einem „richtigen“ Theater. Regal, zu dem ich unterwegs Ich hatte ein Buch, das die Aus­ war, eben Regie. bildung zum Schauspieler er­ Aber, Überraschung, auf dem klärte, inklusive eines großen Weg dorthin wurde ich wieder Serviceteils über alle Schau­ abgelenkt. Ich entdeckte das spielschulen in Deutschland Schreiben. Ob es nun Kurzfilm­ und ihre Anforderungen. Das drehbücher oder Studienarbei­ Buch war meine Bibel. Ich habe ten waren, der Schreibprozess es abends im Bett so oft durch­ hat mir unglaublich viel Spaß ge­ geblättert, Seiten markiert und Nilz Bokelberg, 35, wollte lange Zeit unbedingt Schau- macht. Ich begann zu bloggen, Text unterstrichen, dass es spieler werden. Daraus wurde zwar nichts, aber sein hing jede freie Minute an der schon fast auseinanderfiel. Mein Drang, sich ausdrücken zu müssen, fand andere Ka- Tastatur. Menschen wurden dar­ Weg war klar. Die Schauspiele­ näle. Die meiste Zeit schreibt er Texte, in seiner Küche auf aufmerksam, die Texte bes­ in Berlin. rei war mein Ikea­Regal. ser und ich souveräner. Irgend­ Mit 17 kam ich von meinem direkten Weg in Richtung wann wurde ich auch fürs Schreiben bezahlt. Regalabteilung ab. Ich bog ab zum Fernsehen, wurde Mo­ Vom Schauspieler zum Moderator zum Autor – das hät­ derator bei Viva, später beim DSF. Moderieren erfordert te nie funktioniert, wenn ich auf meinem Werdegang nicht andere Skills als die Schauspielerei: frei sprechen, mit der wie bei Ikea auch in den Abteilungen zugegriffen hätte, an Kamera spielen, Interviews führen. Aber meine Erfahrung denen ich ursprünglich achtlos vorbeigehen wollte. Und mit Bühnen und Publikum, die ich in der Schauspielzeit wenn ich nicht aus jeder Phase ein paar wichtige Erfahrun­ mitgenommen hatte, kam mir dabei zugute. gen in den neuen Job hinübergerettet hätte. Nach mehreren Jahren und verschiedenen Sendern Ich habe immer irgendein Ziel gehabt. Nur habe ich auf brauchte ich wieder einen Schnitt: Immer nur DJ Bobo an­ dem Weg zu diesem Ziel immer wieder etwas anderes ent­ sagen oder Surfer interviewen, das konnte nicht alles sein. deckt, das ich spannend fand, und es einfach auch noch mit­ Den Traum, beim Film zu arbeiten, hatte ich zwar noch, genommen, obwohl ich das anfangs nie vorgehabt hatte. aber ich hatte zu meiner Viva­Zeit hier und da Nebenrol­ Wie beim Ikea­Einkauf eben. Nur ohne Köttbullar.

IMPRESSUM jetzt UNI&JOB Eine Verlagsbeilage der Süddeutschen Zeitung im April 2012 Verlag Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur Kurt Kister Verantwortlich im Sinne des Presserechts Dirk von Gehlen Redaktion Christian Helten & Peter Wagner Art Director Joanna Swistowski Schlussredaktion Isolde Durchholz Anzeigen (verantwortlich) Jürgen Maukner Kontakt Tel. 0 89 / 21 83 - 82 73, stellen-anzeigen@sueddeutsche.de Anzeigenpreise unter http://mediadaten.sueddeutsche.de/sonderthemen/jetzt_schulejob_unijob Repro Compumedia GmbH, Elsenheimerstraße 59, 80687 München Druck Firmengruppe APPL, PRINT.Forum Druck GmbH, Neulandstraße 40, 74889 Sinsheim Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Das Papier des Magazins jetzt UNI&JOB wird aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Veröffentlichung gemäß Art. 8 Abs. 3 Bayerisches Pressegesetz Alleinige Gesellschafterin der Süddeutsche Zeitung GmbH ist die Süddeutscher Verlag GmbH, München. An dieser sind beteiligt: Südwestdeutsche Medien Holding GmbH, Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann Holding GmbH, Grünwald: 18,75 %.

34 jetzt U N I& JO B N o 0 2 /1 2


Wie möchten Sie in Zukunft arbeiten? Bei einem High-Tech-Unternehmen, welches in seinem Gebiet Weltmarktführer ist? In kleinen, schlagkräftigen Teams? In flachen Hierarchiestrukturen? An der Spitze der technologischen Entwicklung? Vier mal „Ja“? Dann sollten wir reden! Egal, ob Ihre Interessen in Marketing und internationalem Vertrieb, in Forschung und Entwicklung oder in der Anwendungstechnik liegen – Wenn Sie sich angesprochen fühlen und Sie Absolvent eines technischen oder chemischen Studiengangs sind, möchten wir Sie gerne kennen lernen: Klüber Lubrication München KG Geisenhausenerstr. 7 / 81379 München / Tel.: 089.7876-0 www.klueber.com / personal@klueber.com Klüber Lubrication ist mit über 1.900 Mitarbeitern in mehr als 30 Ländern der Weltmarktführer für Spezialschmierstoffe. Wir liefern über 2.000 Produkte, viele davon maßgeschneidert, in nahezu alle Industrien und Märkte.

your global specialist


Weniger für Darsteller. Mehr für Regisseure. Oder warum Sie woanders vielleicht einen tollen Titel hätten – bei uns dafür einen tollen Job. Auch wenn ALDI SÜD in punkto Karriere bislang nicht gerade ganz oben auf Ihrer Einkaufsliste stand: Die Grundprinzipien unseres Erfolges als Discounter gelten für unser Kerngeschäft genauso wie für Ihre Karrierechancen: Einfachheit, Konsequenz und Verantwortung. Das bedeutet ganz einfach, dass Sie mit einer hohen Leistungsbereitschaft und Spaß an Verantwortung bei uns genau richtig sind. Und damit ist auch klar, warum wir eher Regisseure suchen, die Entscheidungen fällen, als Darsteller, die nur mitspielen. Das bedeutet weniger Einschränkung und mehr Selbstständigkeit. Weniger Monotonie und mehr Abwechslung. Weniger Reagieren und mehr Agieren. Weniger Vorurteile und mehr Vorteile. Mehr unter karriere.aldi-sued.de Um Ihnen den Lesefluss zu erleichtern, beschränken wir uns auf männliche Bezeichnungen. Bewerberinnen sind uns selbstverständlich gleichermaßen willkommen.

Einfach. Erfolgreich. karriere.aldi-sued.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.