jetzt.de Literatur-Spezial

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Spezial

Literatur Sonderausgabe zur Leipziger Buchmesse

Literatur |


Inhalt

jetzt.de zum Ausdrucken:

Das Literatur-Magazin Der jetzt.de-Literatur-Magazin zur Buchmesse: Bücher, Interviews und eine wichtige Frage an dich! In Leipzig ist Buchmesse. Mit dabei auch einige Autorinnen und Autoren, die auf jetzt.de schreiben bzw. deren Bücher mit jetzt.de in Verbindung stehen. Das haben wir zum Anlass genommen, ein ganzes Magazin dem Thema Literatur zu widmen – nur mit Büchern aus dem jetzt.deUmfeld. Wir haben mit dem Bräutigam aus Theresa Seligs Hochzeitskolumne (1) gesprochen, die jetzt als Buch erscheint. Katarina Bader erzählt, wie aus einem Text, den sie vor zwei Jahren auf jetzt.de veröffentlichte, das Buch Jureks Erben (4) wurde. Außerdem hat Eva Schulz sich vom SZ-Magazin-Kollegen Andreas Bernard erklären lassen, was es mit dem Vorn-Magazin (3) auf sich hat, das er in seinem gleichnamigen Roman beschreibt. Unser Fotograf Juri Gottschall erzählt, wie er aus den Bildern seines Vaters den Bildband Deutsche Bilder (2) erstellte und Max Scharnigg (der auch selbst in Leipzig liest) bespricht das Buch Und im Zweifel für dich selbst (5) von Lisa Rank.

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Wer ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen Theresa Selig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Deutsche Bilder – Fotografien 1965-1980 Juri Gottschall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 VORN Andreas Bernard. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Jureks Erben – Vom Weiterleben nach dem Überleben Katarina Bader. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Und im Zweifel für dich selbst Elisabeth Rank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Buchtipps der jetzt-User Aus dem Ticker auf jetzt.de. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Viel Spaß beim Lesen wünscht die jetzt.de-Redaktion

Literatur |


Wer ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen Theresa Selig

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Der Mann an ihrer Seite Gespräch mit dem Hochzeitskolumnen-Bräutigam Johannes Selig Interview: anna-kistner Johannes war ein ganzes Jahr lang Nebendarsteller in der Hochzeitskolumne seiner Freundin Theresa. Wie es sich anfühlt, öffentlich zu heiraten und wie es ist, Geschichten über sich selbst zu lesen, erzählt er im jetzt.de-Interview. Sechs Wochen nachdem Johannes seiner Freundin Theresa einen Heiratsantrag gemacht hatte, überraschte sie ihn mit der Ankündigung, eine Kolumne über die gemeinsamen Hochzeitsvorbereitungen zu schreiben. Ein ganzes Jahr lang beschrieb Theresa Selig auf jetzt.de ihren Brautalltag. Die Geschichten über Walzer-Crashkurse, Brautvater-Zitate oder Pfarrer-Besuche sind im März als Buch erschienen. Wir haben Johannes zum Gespräch gebeten. jetzt.de: Johannes, du hast ja damals mit deinem Antrag den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht. Kannst du dich noch an den Moment erinnern, in dem dir klar wurde, Theresa heiraten zu wollen? Johannes: Die Idee, Theresa zu heiraten, ist eigentlich aus einer betrunkenen Spaßdiskussion mit zwei Freunden entstanden. Plötzlich haben

wir einen ganzen Abend lang nur noch darüber geredet, wie toll es doch wäre, Theresa als Ehefrau zu haben. Seit diesem Abend im Oktober ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Im Sommer fuhren wir dann gemeinsam in den Urlaub an den Gardasee und ich war mir ganz sicher: Dort mache ich ihr den Antrag. Die Antrags-Szene ist dann auch das erste Kapitel in dem Buch deiner Freundin, die mittlerweile natürlich deine Frau ist. Hättest du diese Szene anders beschrieben als sie? Na klar. Theresa schreibt da, wie überrascht sie war. Wenn ich den Text hätte schreiben müssen, dann hätte ich nur über meine schlimme Nervosität berichten können. Ich war wirklich wahnsinnig aufgeregt. Ich wusste, das wird jetzt der wichtigste Schritt in meinem Leben und den wollte ich nicht vermasseln. Wie fandest du denn Theresas Idee, über eure Hochzeitsvorbereitungen Buch zu führen? Eigentlich fand ich die Idee ganz gut. Es war aber auch von Anfang an klar, dass Theresa die Kolumne nicht unter richtigem Namen schreiben

würde. Anonymität war mir schon wichtig. Man gibt schließlich sein gesamtes Privatleben preis. Von Theresas Kolumne wussten wirklich nur die besten Freunde. Auch meinen Eltern habe ich nicht Bescheid gesagt. Ich hätte sonst jedes Wochenende mit meiner Mutter über den Inhalt der Kolumne diskutieren müssen. Dabei drehte sich in unseren Telefonaten eh schon alles nur um die Hochzeit.

Von dem Buch weiß sie jetzt aber schon?

Direkt nach der Hochzeit habe ich ihr von der Kolumne erzählt. Sie war dann erst ganz beleidigt, vor allem, weil Theresa in einem Kapitel geschrieben hatte, dass sie den Verlobungsring ganz schrecklich fand. Und der stammte eben von meiner Mutter. Das Schlimme war, dass Theresa den Ring in echt eigentlich ganz toll fand. Sie hatte es nur zur besseren Dramaturgie des Kolumnentextes, sagen wir mal, etwas anders formuliert. Aha! Heißt das, die Geschichten entsprechen am Ende gar nicht der Wahrheit? Keine Sorge. Es sind nur ein paar winzige Kleinigkeiten, die Theresa der Realität hinzugefügt Literatur |


Wer ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen Theresa Selig

hat. Zum Beispiel, dass ich bei der Hochzeit eines befreundeten Pärchens in den Schokoladenbrunnen falle. Auch noch in einem weißen Anzug. Dabei habe ich in meinem ganzen Leben noch nie einen Schokoladenbrunnen auch nur ansatzweise berührt.

sas Kolumnen die Rolle des biertrinkenden und kalauernden Sidekicks inne habe. Ich fand die Szenen, die Theresa da beschrieben hat, zum Glück auch immer selber lustig und konnte gut über mich selbst lachen.

Findest du dich in den Geschichten treffend dargestellt oder hast du dich eher als eine Kunstfigur empfunden? Ich habe auf jeden Fall schon nach den ersten drei Kolumnen-Folgen gemerkt, dass ich in den Geschichten den trotteligen Nebendarsteller abgebe. Ich war dann aber nicht sauer oder bedrückt. Ich habe nur realisiert, was da die nächsten Monate möglicherweise auf mich zukommen wird und schon mal ein bisschen die Zähne zusammengebissen.

Hast du eigentlich eine Lieblingsfolge?

Ich glaube, das ist die, in der ich einen Anzug kaufen gehe. Das war wirklich eine ganz schlimme Erfahrung. Ich bin voller Vorfreude in die Herrenabteilung des Berliner KaDeWes gelaufen und wurde dann von so einem dürren ModeMännchen beraten. Ein Freund, der bei Boss als Designer arbeitet, hatte mir Anzug-Modelle mit Namen wie „Superpeitsche“ empfohlen, aber der Verkäufer bestand darauf, dass ich nicht dünn genug für ein derartiges Modell sei. Ich musste dann tatsächlich auf die normale Linie ausweichen.

Kamst du dir auch manchmal vorgeführt vor? Wenn Theresa zum Beispiel deine lustigen Sprüche im Baummarkt beschreibt, die sie überhaupt nicht witzig findet.

Durftest du die Texte eigentlich vorab lesen, um im Notfall Änderungswünsche anbringen zu können?

Nein, das nicht. Mit den Überspitzungen meiner Charakterzüge konnte ich gut leben. Ich habe relativ schnell realisiert, dass ich in There-

Wir haben eigentlich vor jeder neuen Veröffentlichung über die Texte gesprochen, aber rumgebessert habe ich da nix. Manchmal habe ich

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vielleicht mitgeholfen. Einmal, für eine Folge über Bride-Bootcamps, habe ich zwei Tage lang Youtube-Videos gesucht, die Theresa dann in die Kolumne eingebaut hat. Hast du dann auch immer die Kommentare verfolgt, die jetzt-User unter die Kolumnen geschrieben haben? Ja klar, ich habe sie alle gelesen. Über manche Kommentare habe ich mich dann wahnsinnig gefreut, andere haben mich aber auch verärgert. Das ganze Thema Heiraten war einigen Usern wohl viel zu altmodisch, vieles wurde dann auch wirklich kontrovers diskutiert. Ich habe mir dann aber keinen Tarn-Namen zugelegt, um Theresas Texte zu verteidigen.

Theresa Selig: „Wer ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen: ...und andere Hindernisse auf dem Weg zur Märchenhochzeit“ 8,95 Euro (Taschenbuch, dtv) Literatur |


Deutsche Bilder – Fotografien von 1965-1980 Dietmar Gottschall / Juri Gottschall

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Die Bilder meines Vaters Wie aus einem Zufallsfund ein Bildband wurde Text: juri-gottschall

Jahrelang sichtete und sortierte jetzt-User Juri Gottschall die Fotografien seines Vaters. Nun ist daraus ein Buch geworden. „In den letzten Jahren habe ich viel Zeit mit Sortieren verbracht. Ich habe Fotos archiviert, von denen ich zu Anfang so gut wie nichts wusste und jetzt fast alles weiß. Ich habe fünfzig Jahre alte Bilder so gut kennengelernt, dass sie sich inzwischen fast wie meine eigenen anfühlen. Trotzdem erscheint es mir komisch, dass es genau diese Fotos jetzt in Buchform zu kaufen gibt. Dabei hatte ich die Idee schon vor Jahren. Ich wollte ein Buch machen – ich wusste nur nicht wie. Als mein Vater 1997 starb, hinterließ er ein umfangreiches Erbe. Während seiner Arbeit als Journalist bei verschiedenen Wirtschaftsmagazinen waren zehntausende Fotografien entstanden. Einige davon hatte er er zur Illustration seiner eigenen Artikel verwendet, der weitaus größte Teil aber entstand allein durch seine Begeisterung für die Fotografie. Schon als Kind wusste ich von dieser Begeisterung, die ich bis heute mit ihm teile. Viele Abende stand ich mit ihm in der Dunkelkammer und lernte wie das „mit dem Fotografieren“ eigentlich funktioniert. Er erzählte von den Begegnungen und Momenten, die er auf seinen vielen Reisen

festhielt und dann in Form von unzähligen Negativen in den Keller unseres Hauses in München mitbrachte. Wer die fremden Menschen auf den Fotos waren, wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht, was genau an ihnen so interessant sein sollte. Das einzige, was mich als kleinen Jungen interessierte, waren die Bilder von berühmten Persönlichkeiten. Mit denen konnte ich vor meinen Freunden in der Schule angeben und erzählen, dass mein Vater mal bei einem Beatles-Konzert gewesen war.

Die Systematisierung eines Lebens Fast zehn Jahre nach seinem Tod – inzwischen hatte ich das Fotografieren selbst zu meinem Beruf gemacht – stand ich in unserem alten Haus und half meiner Mutter beim Aufräumen für ihren geplanten Umzug. Wir wühlten uns durch den Dachboden und stießen dabei auch auf die Hinterlassenschaften meines Vaters. Zum Schluss brachte ich drei Umzugskartons voller unsortierter Negative in meine Wohnung, zum Teil noch in ungeöffneten Originalumschlägen. Manchmal fehlten einzelne Negative eines ganzen Films, manchmal waren wenige Fotos in einem Umschlag stichwortartig beschriftet. Vereinzelt lagen Zettel mit Notizen in Kartons mit bestimmten Motiven. Ich war in eine Arbeit hineingeplatzt, die noch lange nicht beendet war. Eine Ordnung war nicht zu erkennen. Zwischen all dem Durcheinander ein Buch. Eine Art Foto-

album, so groß wie zwei Seiten Schreibmaschinenpapier. Sorgfältig gebunden und sortiert. Hier hatte mein Vater die Fotos zusammengestellt, die er für seine Besten hielt. Sogar ein Deckblatt hatte er gestaltet, „Dietmar Gottschall - Fotografien 1965 bis 1980“, darunter eine Farbkopie seines damaligen Presseausweises. Dieses Buch sollte mein Begleiter für die nächsten Jahre werden, mein Leitfaden für die Arbeit, die ich für meinen Vater zu Ende bringen wollte. Die systematische Archivierung eines Lebens in Bildern, das größtenteils vor meiner Zeit stattgefunden hat. Eine Aufarbeitung von Geschichten, die mein Vater erlebt hatte, als ich nicht dabei war. Voller Begeisterung sah ich mir jedes einzelne Bild an. Mir war klar, dass ich „die besten Fotos“ nur finden könnte, wenn ich alle gesehen hatte. Fast täglich beschäftigte ich mich mit Zeiten, die fünfzig Jahre zurücklagen. Nach über einem Jahr war ich frustriert und erschöpft. Ich hatte tausende Fotos auf meinem Computer gespeichert und wusste immer noch nicht, was ich überhaupt mit ihnen anfangen sollte. Ich wollte die begonnene Arbeit meines Vaters zu Ende bringen, das war von Anfang an klar, aber ich hatte keine Ahnung wie. Also erzählte ich erstmalig Freunden und Kollegen von meinem Fund und begann, meine bis dahin gefundenen Lieblingsbilder zusammenzustellen. Ich wollte endlich etwas zeigen, meine EntdeLiteratur |


Deutsche Bilder – Fotografien von 1965-1980 Dietmar Gottschall / Juri Gottschall

ckung mit anderen teilen. Anfang 2008 veröffentlichte ich eine Handvoll Fotos auf jetzt.de und beschrieb in kurzen Sätzen die dazugehörige Geschichte. Die Reaktionen waren überwältigend. Täglich erreichten mich E-Mails, die mich ermutigten weiterzumachen. Es folgten Presseberichte über das Projekt und plötzlich stand ich in Kontakt mit Freunden und Kollegen meines Vaters, Museen und Verlagen. Nach wenigen Wochen war klar: Es kann ein Buch entstehen. Ein Querschnitt durch das fotografische Werk eines Mannes, der sein Geld nie mit Bildern, sondern mit dem Schreiben verdiente. Ein völlig unbekannter Name in der Welt der Fotografie. Eine Chronik des Alltags der Sechziger- bis Achtzigerjahre in Deutschland. In Schwarzweiß. Endlich war das Ziel konkret, also machte ich weiter. Ich versuchte, durch Gespräche Zusammenhänge wiederherzustellen und wurde zu einem Detektiv der Vergangenheit. Denn nicht nur die Menge der Fotos machte es schwer, eine Auswahl zu treffen, ich musste auch versuchen Fakten zu den abgebildeten Motiven zu sammeln. Kein Mensch würde ein Buch kaufen, das nur zusammenhanglos völlig beliebige Bilder enthält. Straßennamen, Autokennzeichen und Plakate auf den Fotos halfen mir dabei. Ich las über die Kleidung und die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit, versuchte, anhand von alten Zeitungsartikeln Szenen wieder zu erkennen und trug so Informationen zu immer mehr Bildern zusam-

men. Doch nicht nur mein Geschichtswissen wurde größer, ich lernte auch meinen Vater besser kennen. Endlich verstand ich, warum er bestimmte Dinge fotografiert und was er erlebt hatte während ich als Kind zuhause Comics las. Es lag nun vor mir – Bild für Bild.

Die Maschinen liefen an Bei der Auswahl für die geplante Veröffentlichung ließ mir der Verlag alle Freiheiten. Mein Ziel war es, möglichst nah an der von meinem Vater zusammengestellten Ordnung zu bleiben. Ich ergänzte seine Zusammenstellung nur durch Bilder, die ich erst während meiner Archivierungsarbeit entdeckte. So entstand in vier Jahren eine Sammlung von knapp 150 Fotos - ausgewählt aus ungefähr 15.000. Nun begann der schöne Teil der Arbeit. Ich legte die Reihenfolge im Buch fest und verschickte erste Entwürfe an meine Freunde. Als Antwort bekam ich Anregungen und weitere Informationen zu einzelnen Fotos. Ich saß mit Mustern der verschiedensten Papiersorten an meinem Küchentisch und überlegte, welche die Schönsten wären. Ich diskutierte die Gestaltung mit dem Verlag und entschied mich für ein Bild für das Cover. Auch ein Titel war schnell gefunden. Da nur Motive aus Deutschland berücksichtigt werden sollten, wählte ich die naheliegendste Überschrift.

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Vor zwei Monaten dann schließlich fand ich mich an einem verschneiten Vormittag in einem kleinen Dorf in der ostdeutschen Provinz wieder. Hier sollte das Buch gedruckt werden und ich sollte bei den ersten Seiten dabei sein. Ich hatte mich einige Wochen nicht mehr damit auseinandergesetzt, ich wollte möglichst unvorbelastet die ersten Drucke in Empfang nehmen. Als die riesigen Maschinen anliefen und im Sekundentakt große Bögen mit den von mir ausgewählten Fotos ausspuckten, empfand ich zum ersten Mal seit Beginn der Arbeit ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich sah mir alles genau an, kritisierte ein paar Kleinigkeiten und fuhr mit Vorfreude auf das fertige Buch zurück nach Hause. Als mich das erste Exemplar erreichte, traute ich mich zunächst kaum, es zu öffnen. Es kam mir unwirklich vor, nach so langer Zeit wirklich ein Buch vor mir liegen zu haben. Außerdem hatte ich Angst vor einer Enttäuschung. Jetzt liegt es in meinem Schlafzimmer. Stapelweise. Direkt neben dem Band, den mein Vater vor über zehn Jahren zusammengestellt hatte. Ich bin sehr glücklich darüber. Er wäre es auch.“

Dietmar Gottschall / Juri Gottschall : „Deutsche Bilder – Fotografien 1965-1980“ 28 Euro (Mitteldeutscher Verlag) Literatur |


VORN Andreas Bernard

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„Alle wollten da hin“ Andreas Bernard über seinen jetzt-Roman „Vorn“ Text: eva-schulz

Andreas Bernard war in den 1990er Jahren Redakteur beim jetzt-Magazin. Nun hat er einen Roman über diese Zeit geschrieben. Im Interview erzählt er, wie viel „jetzt“ in „Vorn“ steckt und ob er dieser Zeit nachtrauert. Dein Roman handelt von Tobias, der neu in die Redaktion von „Vorn“ kommt – einem sehr beliebten Münchner Jugendmagazin, Mitte der Neunziger Jahre. Das erinnert doch stark ans „jetzt“-Magazin, das es damals noch in gedruckter Form gab... Natürlich hat mein Buch grob etwas mit dem „Jetzt“-Magazin zu tun. Gerade in München hatte das ja viele begeisterte Leser, die „Vorn“ nun vielleicht als die Geschichte dieses Hefts lesen. Aber es ist eben kein dokumentarischer Bericht, sondern ein Roman, der auch für diejenigen interessant sein soll, die „Jetzt“ nicht kennen. Das „Vorn“-Magazin aus dem Buch entspricht nicht eins zu eins dem alten „Jetzt“. Du beschreibst sehr genau, wie man sich am Anfang fühlt, wenn man als Praktikant in eine Redaktion oder ein Büro kommt und versucht, zu den Leuten, die dort arbeiten, dazuzugehören. Das ist ja auch eine ganz neue Welt. Als ich vor 15 Jahren zum „jetzt“-Magazin kam, haftete dieser Redaktion

schon etwas Glamouröses an, viele wollten da hin. Ich glaube, es gibt im Journalismus nur alle zehn bis 15 Jahre einen Ort, der so magnetisch auf junge Schreiber wirkt. Das war in den Sechzigern die Zeitschrift „Twen“, in den Achtzigern „Tempo“ und Mitte der Neunziger das „jetzt“-Magazin. Man konnte sich damit identifizieren. Bei der „Vorn“-Redaktion ist es genauso. Die Redakteure setzen Trends, indem sie alle die gleiche Musik hören, den gleichen Designer tragen, sogar auf den gleichen Typ Frau stehen und den im Heft zum idealen Mädchen stilisieren. Ist so viel Homogenität überhaupt noch gut? Bis zu einem gewissen Punkt bestimmt, aber dann kann sie auch etwas Erstickendes bekommen. Das war beim „jetzt“ genauso. Wir hatten interne Witze und Redewendungen, die wir sogar in Artikeln verwendeten. Wenn man sich heute eine Ausgabe von 1997 anschaut, sind manche Texte und Interviews wirklich nur für die sieben Leute zu verstehen, die diese Witze kannten – und sich heute noch dran erinnern. Im Buch geht es auch um Tobias Freundin Emily. Im Gegensatz zu ihm arbeitet sie an einem denkbar unglamourösen Ort. Letztendlich zerbricht die Beziehung daran. Wie ähnlich oder unähnlich müssen Literatur |


VORN Andreas Bernard

sich die zwei Welten sein, aus denen man kommt, damit das nicht passiert? Ich hoffe, dass es genau solche Fragen sind, die den Roman für die Leser spannend machen – obwohl ich leider auch keine Antwort darauf geben kann. In der Zeit nach dem Studium, mit Mitte 20, passiert das, glaube ich, sehr vielen Menschen. Man kommt in eine neue Umgebung und hat aus der alten noch jemanden mitgenommen, bei dem man sich geborgen fühlt. Aber plötzlich passt das nicht mehr. Bei Tobias kollidiert diese Vertrautheit mit einer bestimmten Vorstellung davon, wie eine Frau sein und aussehen muss. Das ist wahrscheinlich das Drama der Liebe.

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Würde ein Magazin wie „Vorn“ heute funktionieren?

Da bin ich mir nicht sicher. Ich glaube vor allem, die jüngeren Journalisten von heute haben sich verändert. Sie sind professioneller und abgebrühter und vielleicht auch weniger begeisterungsfähig. Die würden sich nicht mehr so schnell für den Nabel der Welt halten, sondern eher sagen: „Wir sind ein Magazin, aber da draußen gibt es 30 000 Blogs und alles ist sowieso vollkommen dezentralisiert.“ Aber ich hoffe natürlich, dass es wieder einmal einen solchen Ort geben wird. Und wenn meine Theorie mit dem 15-Jahres-Zyklus stimmt, dann wäre es ja bald mal wieder Zeit für etwas Neues.

Ich finde, manchmal hätte es in Tobias Leben ruhig noch dramatischer zugehen können. Ja? Wie denn? Hätte ich am Ende eine Atombombe auf München fallen lassen sollen? Ich wollte ja kein Hollywood-Drehbuch schreiben, mit vielen aufregenden Plots, sondern möglichst nah an der Wirklichkeit entlang erzählen. Da geht es dann gar nicht so sehr darum, dass ganz viel Ungewöhnliches passiert.

Andreas Bernard : „VORN“ 16,95 Euro (Aufbau Verlag)

Literatur |


Jureks Erben - Vom Weiterleben nach dem Überleben Katarina Bader

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„Du hast nicht richtig verstanden“ Wie aus einem jetzt.de-Text ein Buch wurde Text: Katarina-Bader

In ihrem Buch „Jureks Erben“ beschreibt Katarina Bader das Leben eines polnischen KZ-Überlebenden. Unter anderem trifft sie Ben, der Jureks Erinnerungen in wochenlanger Arbeit niederschrieb. Ich bin mit Ben Schaffer am »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« verabredet, und zwar nicht, weil Ben einen Hang zu symbolischen Orten hat, sondern ganz einfach, weil er dort arbeitet, im unterirdischen »Ort der Information«. Ein Spiegelglasfenster mit halb heruntergelassenen Jalousien trennt sein Büro von der Gedenkstätte, in der Fotos von deportierten Juden an den Wänden ausgestellt sind und ihr Lebensweg bis zur Ermordung durch die Nazis beschrieben wird. Über der Erde ist das Mahnmal ein kahles, graues Stelenfeld. Hier unten geht es um Menschen. Ben gehört zu den Dreißigjährigen, die sich von ihrem Kleidungsstil her schon dazu durchringen konnten, erwachsen zu werden: Er trägt ein ordentliches weißes Hemd, eine schwarze Stoffhose mit Bundfalten und eine Brille mit dünnem Silberrand. Auf einem Plastikschild, das an seinem Hemd festgeklammert ist, steht »Koordinator«. Er schreibt die Dienstpläne der Helfer, die hier Führungen anbieten, er koordiniert das Reinigungspersonal und die Sicherheitskräfte. »Mein Job

ist viel mehr organisatorisch als inhaltlich«, sagt Ben, »aber natürlich darf man so ein Denkmal auch nicht genauso managen wie ein Bürogebäude.« Ben und seine Kollegen müssen entscheiden, wie viel »Auf den-StelenHerumtollen« man zulässt, und auch, wie man mit der Roma-Mutter umgeht, die mit einem durchgefrorenen Säugling auf dem Arm die wartenden Besucher anbettelt und das Geld wahrscheinlich ja doch nicht behalten darf. Das sind komplizierte Fragen, weil sie an diesem Ort sofort moralisch und symbolisch aufgeladen sind. Wenn heute ein Wachmann am HolocaustMahnmal falsch umgeht mit einer Roma-Mutter, dann kann das morgen in der New York Times stehen als eine Geschichte aus jenem Deutschland, das sich eben doch nicht verändert habe. Ben sagt, dass er noch oft an Jurek denkt. Gerade bei der Arbeit hier. Die beiden lernten sich in der Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz kennen. 18 Monate lang machte Ben dort als Zwanzigjähriger Freiwilligendienst, betreute Schülergruppen und war auch bei vielen Gesprächen mit Zeitzeugen, also Überlebenden des Konzentrationslagers, dabei. Ihm fiel schnell auf, dass dieser Herr Hronowski besonders gut mit den Jugendlichen konnte: »Jurek hat zuerst mit einem lockeren Spruch den Klassen-Kasper auf seine Seite gezogen und dann hat er die Schüler ganz direkt gefragt, was sie überhaupt wissen wollen. Er hat sie aus ihrer passiven

Haltung herausgelockt. Sogar die, die anfangs sagten `das haben wir doch schon tausendmal in der Schule durchgekaut` hat er neugierig gemacht.« Als der Direktor der Jugendbegegnungsstätte, Leszek Szuster, Ben schließlich fragte, ob er bereit sei, Jurek beim Schreiben seines Buches über sein Leben zu unterstützen, war Ben begeistert. Jurek war damals schon fast blind und brauchte jemanden, dem er den Text diktieren konnte. Szuster sagte, das sei eine sehr wichtige Arbeit, aber auch eine komplizierte – anstrengend und vielleicht auch menschlich nicht ganz einfach. Mit allen bisherigen Helfern habe Jurek sich überworfen. »Am Anfang wunderte mich das«, erzählt Ben, »einfach, weil ich Jurek als prima Typen erlebt hatte. Offen, zugänglich und zugleich mit hohen moralischen Prinzipien. Ein großartiger Erzähler. Eine starke Persönlichkeit. Ich freute mich sehr darauf, so viel Zeit mit ihm zu verbringen.« Ben und Jurek wurden also in der Jugendbegegnungsstätte einquartiert. Sie trafen sich immer schon am frühen Morgen, frühstückten gemeinsam Schinkenbrote und Schwarztee, und dann begann die Arbeit: Jurek erzählte Ben seine Geschichte, Ben versuchte sie in ordentlichem Deutsch aufzuschreiben, und Jurek ließ Ben dann wieder vorlesen, was er geschrieben hatte. Oft war Jurek unzufrieden. »Das ist falsch«, sagte er, »das Literatur |


Jureks Erben - Vom Weiterleben nach dem Überleben Katarina Bader

ist nicht wahr. Du hast das Wichtigste vergessen. Du hast nicht richtig verstanden.« Und er ließ Ben wieder streichen, was er zuvor selbst diktiert hatte. Es fiel ihm offenbar schwer, seine Geschichte einem anderen zur Umformulierung zu überlassen. Vielleicht hatte Jurek Angst, dass sie an Glaubwürdigkeit verliert, wenn sie nicht mehr vom Klang seiner Stimme geprägt ist, von seiner speziellen Art die Worte zu setzen. Vielleicht befürchtete er, dass sein Zeugnis ohne den Zeugen nichts mehr wert ist. Es fiel ihm schwer etwas festzuschreiben und es dann stehen zu lassen: eine Version, die doch immer nur eine von vielen möglichen Versionen war, die aber dadurch, dass sie dann schwarz auf weiß auf Papier stand, für Außenstehende überprüfbar wurde. Angreifbar. Auch für Leute, die ihn, Jurek, gar nicht kannten, die ihn nie erlebt hatten und auch nie erleben würden.

Jurek versank immer tiefer in der Vergangenheit Pausen brauchte Jurek kaum. Höchstens zum Essen. Sie arbeiteten zwölf Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in einem Büro im Untergeschoss der Begegnungsstätte, nur ein paar Kilometer vom ehemaligen KZ Auschwitz entfernt. Ben sagt, er habe den Eindruck gehabt, dass Jurek immer tiefer in der Vergangenheit versank. »Ich habe noch das Bild vor Augen, wie wir

an dem Bericht über die Zeit im Pawiak arbeiteten«, erzählt er. Der Pawiak war das Gefängnis in Warschau, in dem Jurek eingesperrt gewesen war, bevor er nach Auschwitz gebracht wurde. Jurek lief beim Erzählen hin und her, als sei er in einen Käfig gesperrt. Das Essen war sehr knapp, und die Zelle ist viel zu klein gewesen für dreißig Mann. Keine Gegenstände, auf welche man sich zum Beispiel hinsetzen könnte, nur der Fußboden, auf welchem wir auch geschlafen haben. Es gab überhaupt keine sanitären Einrichtungen darin, nur viel zu kleine Eimer. Verhöre waren verbunden mit Schlägen. Grausame Schlägen. Es war eine unwahrscheinliche Hitze in der Zelle. Die Fenster guckten auf Süden, und die Sonne hat die Zelle erhitzt. Aus dem Fenster zu schauen war verboten. Aber wenn man an der Wand gegenüber vom Fenster bei einem anderen Häftling auf den Schultern stand, dann konnte man doch sehen, ohne gesehen zu werden. Vis-à-vis befand sich ein Haus, von dem nur das Skelett von Mauern stand noch. Dort haben täglich stattgefunden die Exekutionen. »Jurek, du machst mich verrückt mit deinem Hin- und Hergelaufe«, sagte Ben, der am Computer saß und mitschrieb. Jurek blieb stehen, schwieg und sagte dann mit einem merkwürdigen Ton in der Stimme: »Das haben wir im Pawiak gemacht. Immer so, im Kreis, rechts, links, rechts, links, Gleichschritt, hintereinander, ganz

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dicht, weil es doch so eng war. Manchmal den ganzen Tag. Wir wollten Bewegung haben, damit wir nicht schwach wurden. Bei Erschießungen ist schwach sein nicht schlimm, aber wenn du ins KZ kommst, dann dürfen deine Muskeln nicht müde sein.« Ben meint, Jurek habe ihn nicht angesehen, als er das sagte. Er habe durch ihn hindurchgeschaut, und Ben glaubt, dass Jurek in die Gefängniszelle starrte, die er vor seinem inneren Auge sah. Und Ben dachte: Wie hole ich ihn da bloß wieder raus? Ben selbst hielt es immer weniger aus mit Jurek in diesem Büro, das durch Jureks Erzählen immer mehr zum Gefängnis wurde. »Ich muss an die frische Luft«, sagte er dann zu Jurek. »Ich brauche eine Pause, wenigstens eine kleine.« Aber Jurek kam nicht mit nach draußen. Er wartete mit wachsender Ungeduld in dem Zimmer, bis Ben wiederkam. Er wartete auch schon, wenn Ben morgens zum Frühstück kam, und dann erzählte er, er habe geträumt in der Nacht, von Freunden, die im KZ gestorben waren und die nun sagten, es sei Zeit für ihn auch zu kommen. »Ich hatte schreckliche Angst, dass ich ihn irgendwann tot finde«, sagt Ben. »Jurek alterte stark und doch drängte er immerzu, noch

Katarina Bader: „Jureks Erben. Vom Weiterleben nach dem Überleben“ 19,95 Euro (Kiepenheuer & Witsch) Literatur | 10


Und im Zweifel für dich selbst Elisabeth Rank

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Licht ins Dunkel Über den Debütroman von Lisa Rank Text: max-scharnigg

Eigentlich eine kleine Geschichte. Ein junger Mensch stirbt bei einem Unfall, wie junge Menschen nun mal bei Unfällen sterben. Und wie jeder hatte auch dieser Junge Freunde, eine Freundin und die hat noch eine beste Freundin. Diese beiden, die eben noch ganz normale, nette Gören waren, sind jetzt auf einmal die Mädchen, deren Freund überfahren wurde. Durch einen unachtsamen Moment eines LKW-Fahrers hat sich ihre Weltachse für immer verschoben und keine von beiden weiß, was zu tun ist, in den ersten Tagen nach der schlimmen Nachricht. Deswegen fahren sie also los, ziellos und quer, Tonia fährt und Lene weint, schweigt, verschwindet vor Trauer, schwitzt, wütet und vergisst zu essen. Alle Rahmen, die bisher galten, sind aufgehoben, Zeit und Ort stehen zurück hinter dieser einen großen Sache, die erledigt werden muss, hinter diesem unmittelbaren ersten Schock. Es wird andere Trauer geben, sicher, aber davon handelt das Buch nicht, handelt nur von dem Erste-Hilfe-Einsatz einer Freundin, in einem Fall, in dem keine Erste Hilfe möglich ist. Viel mehr passiert nicht in dieser Geschichte. Es gibt Rückblicke auf das Vorher, auf diese Zeit, in der die seltsamsten Dinge wichtig waren, verglichen mit dem Jetzt, in dem gar nichts mehr wichtig ist, nur Weiteratmen. Es gibt ein paar Figuren von damals und es gibt Figuren von jetzt, Menschen, die die beiden Mädchen für eine Nacht aufnehmen, Kellner, Kinder, Au-

tofahrern, denen diesmal nichts passiert ist und die sich deswegen so komisch daneben benehmen: so normal. Elisabeth Rank hat einen Roman aus dem gemacht, was jeder selber schon mal gedacht hat, aber nur die wenigsten erlebt: Was wäre wenn? Wie wäre ich wenn? Wie wäre das Leben hinterher? Es ist, und das ist das größte Verdienst dieser Erzählung, das Nicht-Cool der Situation, das sie sehr mutig und genau ausbreitet. Die Roadstory und die leichte Berlin-Lebenswelt der Mädchen bleiben die ferne Kulisse für die seelischen Detailaufnahmen im Vordergrund. Sie ändern nun mal nichts daran, dass man vor Schmerz kotzen muss, tagelang, und dass schlicht nichts anderes passieren wird. Es war sicher nicht leicht, so wenig geschehen zu lassen und stattdessen immer tiefer in die Armbeugen und Zwischenräume von Schmerz und Chaos zu kriechen, immer genauer zu beschreiben, was die Stunden mit den beiden machen und wie der Untergang von Lene und die Hilflosigkeit von Tonia schmecken. Nicht gut, das ist klar. Der einzige Weg, dieses Erlebnis vom Boden des Schmerzes zu verarbeiten, ist eine Geschichte darüber zu erzählen. Lesenswert, weil die Autorin eine Lampe in das stellt, was man sich nur dunkel denken kann.

Elisabeth Rank: „Und im Zweifel für dich selbst“ 12,90 Euro (Suhrkamp) Literatur | 11


Buchtipps der jetzt-User Aus dem Ticker auf jetzt.de

„A Funeral for the Eyes of Fire“ von Michael Bishop beendet, ein relativ intelligenter Sci-Fi-Roman aus den 70ern. Eisengrau Christopher Moore - Ein todsicherer Job. Ein einfach nur total lustiger Roman. Acuteness Joachim Lottmann - Der Geldkomplex. Sehr geil. Dendefrau Nicholas Sparks „the lucky one“. Locker, leicht, super amerikanisch, lustig, spannend, romantisch, heißer Sommer, Hunde, Natur und Idylle.. einfach schön.. Sparks halt. Gamine Ich lese gerade „Naked Lunch“ von W. Burroughs. Als letztes habe ich, ich muss es zugeben, Herta Müller gelesen, aber man wird sich ja noch mal einen Tip beim Nobelpreis-Kommitee holen dürfen...und dies war kein schlechter. das atemraubenste Buch der letzten 20 Jahre. Und davor „Infinite Jest „ von David Foster Wallace - auch nur zu empfehlen. Snowfrightenedsneakers Stieg Larsson – „Verblendung“/ „Verdammnis“ / „Vergebung“ Sind zwar blöde, klischeehafte Titel (nur in der deutschen Übersetzung) und Schweden-Krimis gibt es auch zuhauf, aber die Bücher sind tatsächlich so unglaublich grauenhaft schrecklich spannend, dass ich jetzt auch

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sofort wieder gehen und den zweiten Band weiterlesen muss. Ich empfehle mich, auf Wiedersehen! Raschka Rolf Lappert: „Nach Hause schwimmen“. Ein ganz ganz wunderbares Buch, wer Auster mag, aber den manchmal zu intellektuell findet, wird es lieben. Wine Oliver Twist Geschichte, die gut endet, ein viel zu kleiner und dünner Held, der ein Buch über Bruce Willis schreibt, Irland und die USA, und eine wunderschöne Frau namens Aimee. Cathie unbedingt lesenswert sind natürlich „Ice Station“ von Matthew Reilly und und „Battle Royal“ von Koushun Takami. Da weiß man erst warum man Lesen gelernt hat! Monochromatisch Kurs auf Spaniens Küste“ von Patric O‘Brian. Band 1 aus der Aubrey und Maturin Serie. In Vorfreude auf die 20 weiteren Bände und den zweiten Master and Commander Film. Verstärker Ich lese gerade von Franz Dobler „Aufräumen“. Gut. Klinsmaus Immer noch empfehlenswert, weil auf den ersten Blich lustig, auf den zweiten tief anrührend: „Bedeutende Objekte und persönliche Besitzstücke...“ von Leanne Shapton. Mein Verschenkbuch 2010. Gelegenheitsente Literatur | 12


Buchtipps der jetzt-User Aus dem Ticker auf jetzt.de

Patrick Leigh Femor - „Der Baum des Reisenden“ Heute ausgelesen. Ein Hochgenuss. Hunter_s_thompson Ich lese gerade mal wieder einen T.C. Boyle: „Der Samurai von Savannah“. Thomascrown Salman Rushdie: „Midnights Children“ - unterbrochen bis zum nächsten Urlaub. Orhan Pamuk: „The Black Book“ - es geht zäh voran, gelegentlich übertreibt Pamuk die ausuferenden Nebengeschichten etwas, vor allem wenn man keinen Plan hat worum es jetzt schon wieder geht. Drolli Ich hab kürzlich endlich Kehlmanns „Vermessung der Welt“ gelesen - schreiend komisch. Weniger komisch, dafür großartig erzählt: Miljenko Jergovic „das Walnusshaus“. überhaupt ein sensationeller Autor. Auch gut: Emma Braslavsky „Aus dem Sinn“, die wird demnächst bei uns am Baikal lesen. Auf dem weiteren Lektüreprogramm stehen Andrej Bitows „Puschkinhaus“ und Georg Klein „Roman unserer Kindheit“. Ruebezahl Luke Haines – „Bad Vibes: Britpop And My Part In It‘s Downfall“ Ein herrliches Buch von einem meiner englischen Lieblingsmusiker (Auteurs, Black Box Recorder). Ganz schön zynisch und verbittert, aber wunderbar geschrieben und schön austeilend Richtung Konkurrenz.

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Alleine die Szene, in der er schildert, wie er irgendwo in Spanien mit einer Schrotflinte aus seinem Hotelzimmer auf Oasis feuert, die draußen laut sind, ist herrlich. Getupkid Ein tolles Frühlingsbuch ist „Paris. A Moveable Feast“ von Hemingway. Das sind lauter so kleine autobiographische Geschichtlein aus der guten alten Zeit, als Hemingway noch ein dilettierender Arztsohn aus Illinois war, der ab und zu mal zu den Pferderennen ging und ansonsten von seiner Sekretärinnenfreundin durchgefüttert wurde. Abends dann Schreibunterricht bei Getrude Stein, die bestimmt dauernd so Sachen sagte wie „Bitte nicht ganz so schnulzig“ oder „Mach mal nen Punkt, Junge“. Toll! Klinsmaus Ein kleiner Strauß deutschsprachiger Gegenwartsliteratur, ganz subjektiv zusammengestellt, geordnet von leicht nach weniger leicht: Martin Suter, „Die dunkle Seite des Mondes“ Uwe Timm, „Johannisnacht“ Hans-Ulrich Treichel, „Der Verlorene“ Markus Werner, „Am Hang“ Karen Duve, „Regenroman“ Wilhelm Genazino, „Ein Regenschirm für diesen Tag“ sowie, außer Konkurrenz, aber sehr liebenswert. Tilman Ramstedt, „Der Kaiser von China“ Gelegenheitsente Literatur | 13


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