Links im Druck (01/2017)

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Jusos in MĂźnchen Ausgabe 2017/1 Trump +++ Schulzzug +++ Neumitglieder


Liebe Leserin, lieber Leser, heute erhaltet ihr eine neue druckfrische LinksimDruck. Was für eine Freude! Wie immer haben Genossinnen und Genossen ihre Gedanken zum Welt- und Verbandsgeschehen für euch festgehalten. Da wäre zunächst Trump - inzwischen über 100 Tage im Amt und wir sind uns nicht einig, regiert er wie angekündigt oder sogar noch schlimmer? Kann man das überhaupt Regieren nennen? Erfreulicher: der Schulz-Effekt. Er hat uns in den letzten Wochen in Atem gehalten. Bei aller Euphorie muss aber auch zugegeben werden, bei den vergangenen Landeswahlen hat er nicht durchgeschlagen. Wir hoffen auf den SPD-Programm-Parteitag, damit wir endlich wissen mit welchen Themen wir in den Wahlkampf ziehen.

Außerdem gibt‘s wie immer Beiträge zum Verbandsgeschehen: einen Bericht von der Jahreshauptversammlung, eine Resolution zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit oder auch einen Bericht zum neuen Ak Feminismus. Weiter ein Überblick über die vielen verwirrenden Abkürzungen die einem in der Partei begegnen. Weil die LiD ja leider nur zwei bis dreimal im Jahr erscheint, müsst ihr euch mit tagesaktullen Themen online versorgen. Wie gut, dass wir eine neue Homepage haben - mehr dazu im Bericht von Carmen. Passend dazu haben wir auch noch einen Gastbeitrag der Jusos Düsseldorf zum Thema Onlinearbeit für euch. Aber lest selbst... Viel Spaß dabei!

Impressum Links im Druck - Mitgliederzeitschrift der Jusos München Druck: Onlineprinters GmbH V.i.S.d.P.:Lena Sterzer, Jusos München. Oberanger 38 / 4.Stock, 80331 München Redaktion: Timothy Hall, Carmen Wegge Layout: Timothy Hall Auflage: 1.000 Erscheinungsweise: 3 Ausgaben im Jahr 2017 Wir freuen uns über Mitarbeit, Kritik, Artikel und andere Rückmeldungen Kontakt über lid@jusos-m.de oder über Timothy Hall (hall@jusos-m.de) Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder. Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen. Wenn Sie spenden wollen: Jusos München, Stadtsparkasse München IBAN: DE93 7015 0000 0000 1115 00/ Wir stellen Ihnen unaufgefordert eine steuerabzugsfähige Spendenquittung aus.


Inhalt

Trump vs. Schulz 2 4 6 8

Ach, das hat er alles ernst gemeint? Methoden des Postfaktischen Warum der Schulz-Zug keine Bremsen hat... Sicherheitskonferenz? - Not my democracy

Verbandsteil 11 Warum tretet ihr Jusos & SPD bei? 15 AK-Feminismus 16 Jahreshauptversammlung 2017 17 Linke Alternativen schaffen – große Koalition beenden! 18 Resolution: München ist eine Stadt für alle! 21 Eine neue Homepage für die Jusos München 22 BWK, RV, AK, LKT, BuKo, WBH? 25 Eine sehr männliche Eintrittswelle

Ausblick 26 28 29 30

Erleuchtete Hyäne! Goldenes Matriarchat! Der junge Marx - Filmkritik Hinter jedem Satz stehen müssen Gastbeitrag der Jusos Düsseldorf

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Trump vs Schulz

Ach, das hat er alles ernst gemeint? von Carmen Wegge

Jetzt wundern sich alle. Kaum ist Donald J. Trump an der Macht und auf einmal macht er genau das, was er versprochen hat. Er will „Obama Care“ rückgängig machen, verweigert Staatsangehörigen von muslimisch geprägten Ländern die Einreise, hebt Transgenderrechte auf und wie war das noch mal mit der Mauer?

Wenn man als Präsident also über das Parlament hinweg regieren will, dann benutzt man ein Dekret. Obama hat das auch gemacht - mit „Obama Care“. Anders hätte er die Durchsetzung der Gesundheitsreform nicht erreichen können. Damals fand die Welt das - bis auf die Republikaner - ganz ok.

Haben sich das nicht alle gewünscht? Endlich mal ein Politiker aus dem Volk, jemand der nicht jahrelang durch den politischen Klüngel durch musste. Jemand der unkonventionell ist, jemand der mal aufräumt. Und jetzt gibt es einen eigenen Kanal bei Twitter in dem Menschen die Donald J. Trump gewählt haben genau das öffentlich bereuen. Habet Mitleid mit den Verblendeten, den Hereingefallenen, den kurzzeitig Verwirrten.

Und auch wenn hier mit zweierlei Maß gemessen wird, bleibt es eine Tatsache, dass Gesetzeskraft und Dekrete eher eine schwammige Sache sind. Weder in der amerikanischen Verfassung noch in Bundesgesetzen werden Dekrete legitimiert. Der Präsident rechtfertigt seine Möglichkeit, Dekrete zu erlassen, mit Artikel II der amerikanischen Verfassung. Hier werden Dekrete zwar nicht erwähnt, allerdings ist hier die exekutive Macht des Präsidenten verankert. Dekrete haben also eigentlich nur solange Gesetzeskraft, wie sie ihnen auch beigemessen werden. Eine Art Gewohnheitsrecht, das es im Übrigen bereits seit dem ersten Präsidenten der USA gibt.

Aber jetzt ist er nun mal da. Er bekleidet die mächtigste Position der Welt. Er hat Macht. Doch was ist das für eine Macht? Was sind Dekrete, Momoranden und Executive Orders. Manchmal hat es den Anschein als würden das selbst die Amerikaner*innen nicht wissen. Dekrete sind Rechtsakte mit Gesetzteskraft, Executive Orders sind Dekrete für die Verwaltung und Memoranden sind wie Absichtserklärungen. Der Schlüssel liegt im Wort „Gesetzeskraft“. Dekrete binden nicht nur die Exekutive, sondern alle Gewalten. In Deutschland braucht man für Rechtsakte mit Gesetzeskraft eine parlamentarische Zustimmung, in präsidialen Systemen wie den USA nicht.

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Das Parlament ist Dekreten gegenüber natürlich nicht ganz hilflos. Zwar kann es ein Dekret nicht wieder aussetzen, allerdings kann es selbst ein Gesetz erlassen um die finanziellen Mittel, die für die Umsetzung eines solchen Dekrets benötigt werden, auf Null zu reduzieren. Legt der Präsident hiergegen sein Veto ein, dann kann das Parlament den Präsidenten wiederum mit einer Zweidrittelmehrheit überstimmen. Ergebnis ist, dass das Dekret zwar noch in der Welt ist, aber faktisch nicht umgesetzt werden kann.


Will man ein Dekret wirklich für rechtswidrig und damit unwirksam erklären lassen, dann braucht man die Justiz. Fest steht, dass sich Dekrete innerhalb der amerikanischen Verfassung bewegen müssen. Ist dies nicht der Fall, dann kann ein Gericht diese außer Kraft setzen und für unwirksam erklären. So geschehen mit dem Einreiseverbot das Trump am 27. Januar 2017 per Dekret verfügt hat. Nicht so geschehen mit „Obama Care“, welches vom obersten Gerichtshof der USA als verfassungskonform legitimiert wurde.

Dekrets abzuschaffen. Doch welche Partei auch immer an der Macht war, konnte sich nicht dazu durchringen ein so machtvolles Instrument aus den Händen zu geben. Wie könnte man auch? Man braucht es ja um die Dekrete seines Vorgängers oder seiner Vorgängerin außer Kraft zu setzen. Das funktioniert nämlich auch nur per Dekret.

Über die Autorin:

Das mit den Dekreten und dem Präsidialsystem mutet für viele von uns, die in einer parlamentarisch geprägten Demokratie aufgewachsen sind, seltsam an. Nichtsdestotrotz muss man anerkennen, dass ein präsidiales System die Macht bewusst und willentlich anders verteilt. Jedem Wähler und jeder Wählerin war damit klar, dass sie einen Menschen mit ihrer Stimme Macht verleihen würden, der rassistisch, nationalistisch, homophob und vieles mehr ist. Daraus folgt die wahrscheinlich schockierenste Frage die es sich zu stellen gilt: „Sind das dann auch alles Rassist*innen, Nationalist*innen und homophobe Menschen?“ Die Antwort ist eindeutig: „Ja.“ Diese Menschen haben einen Präsidentschaftskandidaten gewählt der genau das alles ist und dies auch offen vertritt. Selbst wenn einige die Setzung ihres Kreuzchens nun bereuen, wählen gehen kann man in den USA nur alle vier Jahre. Zum bereuen ist es also zu spät. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Justiz und die Menschen vor Ort, die sich dem reaktionären Werte – und Weltverständnis dieses US Präsidenten entgegenstellen. Vermutlich wird es in den nächsten vier Jahren noch so einige Dekrete geben, die gegen unser Werteverständnis und gegen die amerikanische Verfassung verstoßen werden. Natürlich gab es immer wieder Bestrebungen, das Instrument des

Carmen Wegge Beisitzerin für Onlinekommunikation Motivation: Wenn nicht ich, wer dann? Immer mehr junge Menschen sind politikmüde und engagieren sich nicht mehr. Hierzu möchte ich einen Gegenpol setzen. Zudem glaube ich daran, dass jeder Einzelne etwas erreichen kann. Und meiner Meinung nach gibt es noch viel, was zu erreichen ist in München, in Deutschland und in Europa.

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Trump vs Schulz

Methoden des Postfaktischen von Timothy Hall Der neu vereidigte US-Präsident Trump begann seine Amtszeit mit einer dreisten Falschaussage. Er behauptete, seine Vereidigungsrede sei die bestbesuchte Vereidigungsrede aller Zeiten gewesen. Das war durch Luftbilder der Menschenmenge enorm leicht widerlegbar. Wohlgemerkt: Es geht hier um ein scheinbar irrelevantes Thema. Wen zum Geier interessiert es denn, ob bei der Rede mehr oder weniger Leute waren als zur Amtseinführung von Obama? Vielleicht interessiert es Leut kurz mal, während der Vereidigungsrede, aber wirklich dauerhaft? Aber so irrelevant das auch war, es war eine schmerzhafte Zäsur im ganzen politischen System.

Was Trump jedoch gesagt hat, war keine Lüge. Eine Lüge setzt voraus, dass die Belogenen nicht nachprüfen können oder wollen ob die die Aussage falsch ist. Trumps Aussage war völlig offensichtlich falsch. Es braucht kein Expertenfachwissen um zu sehen, dass auf dem Foto von seiner Antrittsrede weniger Leute waren als bei Obama, es braucht keine physikalische Theorie um zu sehen, dass es geregnet hat. Jeder Mensch sieht sofort, dass seine Aussage falsch war. Er hat sie trotzdem wiederholt und wiederholt und den Leuten, die widersprechen, mit einem „Krieg“ gedroht.

Trump hätte sagen können: „Es hat geregnet, deswegen sind viele nicht gekommen.“ Er hätte sich auf den Verkehr herausreden können oder sonst was. Hat er nicht. Er hat explizit gesagt, seine Amtseinführung sei die bestbesuchte aller Zeiten gewesen, und nachdem er seinen Antrittsbesuch beim CIA für eine Kriegserklärung an die Presse missbraucht hatte, hat er auch noch behauptet, die Sonne hätte während seine Rede geschienen, was auch durch Videoaufnahmen schnell widerlegt ist.

Das ist keine Lüge, es ist Gaslighting, eine Methode des psychologischen Missbrauchs, die darauf abzielt Menschen an ihrem eigenen Verstand zweifeln zu lassen. Sie kommt häufig vor in Diktaturen, Sekten und gewalttätigen Beziehungen. Jetzt gehört sie zum offiziellen Repertoire des Weißen Hauses. Die Aufforderung ist klar: „Glaube nur mir und niemandem sonst, nicht mal deinem eigenen Verstand!“ Trumps Anhänger standen auch gleich bereit um dem Präsidenten zu glauben und erkannten, dass die Menschenmenge aus einer anderen Perspektive anders aussieht (das ist die Definition von „andere Perspektive“).w

Aber warum ist so ein irrelevantes Thema relevant, warum ist es eine Zäsur im ganzen politischen System? Weil das der Moment war, an dem unfaire und brutale Argumentationstaktiken zum hegemonialen Diskussionsstil geworden sind. Argumentationstaktiken, die nicht darauf abzielen den Gegner zu überzeugen, sondern eine Diskussion gänzlich unmöglich zu machen. Unterstrichen wurde das dann noch durch Kellyanne Conways Aussage über „alternative Fakten“. Schon klar, unfaire Argumentationen, Falschaussagen und Lügen sind in der Politik gang und gäbe. Menschen lügen regelmäßig. Die Belogenen verbreiten nach bestem Gewissen die Falschaussagen. Es gibt Gruppenzwang, die Leute beleidigen sich gegenseitig und so weiter.

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Doch Gaslighting braucht nicht zwingend Autorität um zu funktionieren. Auch in Deutschland, wo kein Trump regiert, wird diese Methode zunehmend einflussreicher. Immer dann, wenn Sprüche wie „wacht auf“ oder „ihr seid doch alle manipuliert“ in die Debatte geworfen werden, passiert genau das. Menschen sollen dazu gebracht werden die Realität anzuzweifeln. Alle Presse ist heutzutage Lügenpresse, alles ist Fakenews, wahr ist nur noch, was die Einpeitscher*innen der rechten Blogs schreiben. Alle Widersprüche werden geschluckt.


Deswegen ist „postfaktisch“ auch das falsche Wort um das Problem zu beschreiben. Fakten werden nicht ignoriert, sie werden gezielt bekämpft. Das Problem sind nicht ungebildete Leute, die es nicht besser wissen können. Das Problem sind Intellektuelle, die gegen besseres Wissen vorgehen. Es gibt viele solcher destruktiven Argumentationsmethoden und es ist zugegebenermaßen häufig nicht leicht, sie zu erkennen, und für viele lässt sich sicher auch eine Situation konstruieren, wo sie durchaus gerechtfertigt sind. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch Linke und Progressive hin und wieder zu solchen Taktiken greifen. Wir sind aber mit einem neuen Ausmaß an unfairen Argumentationen konfrontiert. Es kann einladend sein dem Internet die Schuld zu geben. Das ist aber nicht richtig. Solche Argumentationstaktiken gab es immer schon. Es war jedoch der journalistische Auftrag, diese unfairen Argumentationen zu entlarven. Es war die Aufgabe von Moderator*innen, bei so etwas einzugreifen. Doch leider liegt es in der Natur der Sache, dass unfaire Argumente, Eklat, Aufschrei und Skandal erzeugen. In einer Medienwirtschaft, die ihr Geld mit Einschaltquoten und Klickzahlen verdient, wird es immer einen Bedarf nach Eklat, Aufschrei und Skandal geben, die Moderator*innen werden Situationen immer (wenn auch nur ein bisschen) eskalieren lassen, offensichtliche Falschaussagen werden diskutiert werden, als ob es dazu wirklich eine Diskussion gäbe. Leute, die mit langweiliger Vernunft argumentieren, werden überhört, und die Hetze in den Kommentarspalten verzehnfacht die Klickzahlen. Nein, die journalistische Welt ist noch nicht untergegangen. Es gibt noch viele Redaktionen, die sich auf journalistische Standards berufen. Die Süddeutsche hat ihre Kommentarfunktion sogar abgeschaltet, was ein richtiger und mutiger Schritt war. Doch genau denen haben Trump und seine Propagandist*innen den Kampf angesagt.

Die Auswirkungen davon sind bereits spürbar: Ivanka Trump wird von vielen Zeitungen, gerade in den USA, plötzlich behandelt wie eine Hoffnungsträgerin, nur weil sie augenscheinlich nicht ganz so fürchterlich ist wie ihr Vater. Die Wahrnehmung der verängstigten Journalist*innen dreht sich nur noch um den Täter und seine Familie. So verlernen die Leute Antworten außerhalb des anti-faktischen Trumpkosmos zu suchen.

Einige weitere Methoden der postfaktischen Argumentation: Strohmänner: Anstatt auf die Argumente des Gegners einzugehen, wird irgendeine (womöglich sogar erfundene) Gegner*in mit schlechteren Argumenten herbeizitiert. Jede/r Antifeminist*in kennt mindestens ein Beispiel für eine bösartige Männerfresserin, die absurde Sachen gesagt haben soll. Dog-Piling: Anstatt sich auf eine breite Debatte einzulassen, werden einzelne Gegner*innen herausgepickt und alle Kräfte gegen diese wenigen Person mobilisiert, so dass diese faktisch überfordert sind und keine Zeit zum nachdenken und antworten mehr haben. Sea-Lioning: Unter Vorspiegelung von falschen Interesse ununterbrochen komplizierte und detailierte Fragen stellen, bis der/die Gegner*in irgendwann nicht mehr antworten kann. Schild-Personen: Die eigenen Vorurteile sollen verschleiert werden in dem man auf „Freunde“ in der betroffenen Gruppe hinweist und sie mitunter sogar zitiert. Häufig wissen diese „Freunde“ nicht dass sie als Schild verwendet werden, in einigen Fällen sind sie sogar frei erfunden. Das antifeministische Gamer-Girl Vivian James zum Beispiel ist keine reale Person. Siehe auch: Gish-Galloping, falscher Schotte

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Trump vs Schulz

Warum der Schulz-Zug keine Bremsen hat... von Frederik Knape Es ist im November 2016, als Gerüchte vernommen werden, dass Martin Schulz in die Bundespolitik wechseln soll. Zu diesem Zeitpunkt steht die SPD in Wählerumfragen sehr schlecht da, nicht nur die Bürger auch langjährige Genossen hadern mit der Parteientwicklung über die letzten Jahre.

Wer, wie die jungen Menschen, dieses freie Europa nicht anders kennt, mit seinen offenen Grenzen, dem internationalen Austausch, der länderübergreifenden Solidarität, kann auf keinen Fall wollen, dass diese Uhr zurückgedreht wird. Und Martin Schulz dreht die Uhr höchstens vor.

Der Schwenk zur vermeintlichen Mitte, der als Allheilmittel gepriesen wurde, das uninspirierte Verwalten des Status quo, während sich die Welt, in einer Abwärtsspirale dreht. „Wir müssen das so machen, sonst wird alles noch schlimmer“ so oder so ähnlich hallen die Argumente noch durch die Köpfe. In allen Himmelsrichtungen drohen Autokratien aus dem Boden zu sprießen.

Als sich die Anzeichen verdichten, dass Schulz in die Bundespolitik wechselt, explodiert das Internet: Hohe Energie, keine Bremsen, nächster Halt Kanzleramt. Ausstieg in Fahrtrichtung links.

Als offiziell verkündet wird, dass Martin Schulz kommt, scheint er wie die Sonne und der frische Wind zu sein, der in ein altes, verstaubtes Zimmer fällt, wenn man ein Fenster öffnet. Martin Schulz ist in Deutschland zu diesem Zeitpunkt ziemlich unbekannt, klassischerweise ist Europa in der täglichen Wahrnehmung sehr weit weg. Und ganz ehrlich, was macht der Präsident des Europaparlaments eigentlich in seinem Alltag? Aber darum geht es gar nicht bei Martin Schulz. Es geht darum, was er verkörpert und das begeistert. Er steht für Europa. Und Europa steht für Frieden und Freiheit. Aber noch mehr steht es für Zusammenhalt. Dieser Zusammenhalt wird seit einigen Jahren von den Neu-Rechten in beinahe allen europäischen Ländern torpediert.

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Der Subreddit „the_schulz“ auf reddit.com und die Facebook-Seite „Gottkanzler Schulz“ geben im Internet den Ton an und jeder kann sich beteiligen. Der Ursprung von „the_schulz“ liegt in seinem albtraumhaften Gegenstück, dem Subreddit „the_ donald“. Hier hat im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA ein internetaffiner Kern der Trump-Bewegung eine Eigendynamik, voller Fremden-hass, Fake-News und Verschwörungs-theorien entwickelt. „the_schulz“ verdreht auf höchst amüsante Art alle Trump-Themen ins positive Gegenteil, übersetzt sie wortwörtlich ins Deutsche und macht sie Martin Schulz zu Eigen. Trump sagt, er besitzt „high energy“ und seine Gegner haben eine innewohnende „low energy“. folglich ist der europäische Anti-Trump Schulz hochenergetisch. Schulz baut Brücken statt Trump‘sche Mauern und Schulz hält die europäische Flagge für die schönste der Welt.


Der Schulzzug rollt unaufhaltbar, seit die Schulzenbrothers das Steigerlied, ein altes Berarbeiterlied, umgetextet haben.

Über den Autor:

Der „the_schulz“ ist eine wohltuende Oase in der Wüste von Nationalisten, Rassisten, Realitätsverdrehern und tatsächlichen schlechten Nachrichten. Zu lange wurde mit angeschaut, wie die Politik und vor allem das Internet von (rechten) Trollen übernommen wurde, die nur eins können, nämlich laut schreien. Bei allen dunklen Seiten, die das Internet beherbergt, ist es die positive Satire, die die unbekannte, ungreifbare Person Martin Schulz mit Leben und eigenen Hoffnungen füllt. Vermutlich ist auch deshalb der Schulz-Hype ungebrochen, weil er diese Hoffnung repräsentiert. Für die jungen Menschen in Deutschland, die Generation Y und Millenials und die Heerscharen an PraktikantInnen ist er zum Hoffnungsträger geworden. Auf Martin Schulz werden all die Hoffnungen projiziert: Die Hoffnung auf eine sichere Zukunft und die Hoffnung auf eine freie Gesellschaft. Zudem gibt er auch den Verunsicherten Hoffnung. In Zeiten von Stromlinienlebensläufen und der Frage „wieviele Praktika sind ausreichend, bis ich eine volle Stelle bekommen kann?“, kommt Martin Schulz mit einem echten Leben im Gepäck daher. Er zeigt, dass man auch ohne einen linearen Lebensverlauf etwas Großartiges erreichen kann. Er steht also für die Hoffnung von vielen und die Träume eines jeden einzelnen, kurz: Die Hoffnung, dass der Zukunft positiv entgegengeblickt werden kann, weil es nur besser werden kann.

Frederik Knape Regionalverbandsbeisitzer der Jusos München Nord Motivation: Linke Politik kann die Gesellschaft zusammenhalten. Das kann besonders die SPD schaffen, die sich für die wenig Privilegierten einsetzt. Die SPD erinnert die Starken an ihre Verantwortung und schafft mit ihrer Politik Chancen und Möglichkeiten für die Schwächeren. Mein Ziel ist es, unsere hart erkämpfte, friedliche und soziale Gesellschaft auch in Zukunft zu erhalten. Das bedeutet aber ständige Aufmerksamkeit und viel Arbeit. Deshalb engagiere ich mich in der SPD und bei den Jusos.

Diese positive Stimmung ist die Energiequelle des Schulzzug und deshalb wären Bremsen am Zug wirkungslos, selbst wenn es sie gäbe. Jetzt muss der Hype aus dem Internet noch auf die Straße und eine Wahl gewonnen werden.

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Trump vs Schulz

Sicherheitskonferenz? Not my democracy Eine Rede von Till Heckelbacher Vom 17.-19.2. fand im Hotel „Bayerischer Hof“ in München wie jedes Jahr die sogenannte „Münchener Sicherheitskonferenz“ statt. Gemeinsam mit der Grünen Jugend München und der Linksjugend solid München organisierten wir am 19.2. eine Gegenkundgebung zu dieser Konferenz. Unsere Kritik brachten wir dabei in folgendem Redebeitrag zum Ausdruck:

nannten freien Welt. Er erklärt die Medien zu seinen Feinden und möchte eine komplette Religion an der Einreise in die USA hindern.

Die internationale Lage entwickelt sich in den letzten Jahren in eine immer beunruhigendere Richtung. Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste und lange gewohnte Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten lösen sich nach und nach in Nichts auf.

Was hat das jetzt aber alles mit der Münchener Sicherheitskonferenz zu tun? Die Hauptakteure und Hauptverantwortlichen der vorher genannten Ereignisse finden sich auf dieser Konferenz ein.

Da ist einmal der mit äußerster Brutalität geführte syrische Bürgerkrieg. Ein Land, das bis vor Kurzem noch relativen Wohlstand genoss, liegt in Trümmern. Mit dem IS erklärt eine mordende Bande Fanatiker einen ganzen Landstrich zu ihrem Staatsterritorium und schafft es mit Hilfe erschreckend guter Bewaffnung die dort lebende Bevölkerung zu terrorisieren. Millionen von Menschen sind deshalb auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg, Verfolgung und Hunger. Sie nehmen unmenschliche Strapazen und lebensgefährlich Reiserouten auf sich und selbst wenn sie es bis nach Europa schaffen sehen sie sich oft Ausgrenzung, Rassismus und Misstrauen ausgesetzt, während ihnen die Behörden ständig mit einer möglich Abschiebung drohen.

In den USA haben wir mit Donald Trump einen erklärten Rassist und Sexist als Anführer der soge-

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Dies und ähnlich Ereignisse in anderen Ländern zeigen, wie sich das internationale Machtgefüge deutlich in Richtung autoritärer Staaten und Regimes verschiebt.

Unter anderem sind darunter der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif, der russische Außenminister Sergej Lawrow, der neue amerikanische Vize-Präsident Mike Pence, der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban und der Außenminister Saudi-Arabiens Adel al-Dschubeir. Gesponsort wird das ganze unter anderem von den größten Rüstungskonzernen der Welt. Da ist einmal Krauss-Maffei Wegmann, der Hauslieferant der Bundeswehr für Panzer und sonstige schwere Waffen, welcher außerdem Katar und die Türkei beliefert und der 2011 beinahe 270 Panzer nach Saudi-Arabien verkauft hätte. Dieser Deal wurde nur durch öffentlichen Druck gestoppt. Außerdem findet sich unter den Sponsoren der amerikanische Raketen- und Torpedohersteller Raytheon, das amerikanische Kampfflugzeugunternehmen Lockheed Martin, einer der Hauptlieferanten der US-Luftwaffe. Desweiteren sind mit MBDA und Airbus zwei Unternehmen beteiligt, die zur Zeit an der


Entwicklung einer europäischen Kampfdrohne arbeiten. Diese Liste ließe sich noch fortsetzen, aber ich denke die Idee ist klar geworden. Das heißt: Lauter Regierungen, die sonst teilweise jeglichen Kontakt miteinander vermeiden, kommen nun plötzlich zusammen und das auf einer hermetisch abgeschotteten, privat organisierten Konferenz, die in erster Linie von der Waffenlobby gesponsort wird. Die Organisation und der genaue Ablauf sind dabei völlig intransparent. Wie Entscheidungen zustande kommen ist unklar und Ergebnisse werden nicht veröffentlicht. Die wenigen Statements, die tatsächlich an die Öffentlichkeit gelangen bestehen meist nur aus schwammigen Worthülsen, in denen die eigentliche Botschaft nur zwischen den Zeilen zu finden ist. So wurde beispielsweise in den letzten Jahren immer wieder auf „Deutschlands neue Verantwortung in der Welt“ hingewiesen, was im Kontext der Konferenz nur eine stärkere Militarisierung der deutschen Außenpolitik bedeuten kann. Durch diese Praxis werden Entscheidungen von demokratisch legitimierten Gremien und Organisationen aktiv geschwächt und hintergangen. Letztendlich geht es aber vor allem auch um eine grundsätzliche Frage: Was verstehen die Teilnehmenden an dieser Konferenz unter Sicherheit?So wie sich die Konferenz darstellt und wie sie organisiert ist, findet ein reiner Fokus auf militärische Ansätze zur Krisenbekämpfung statt.

entspannten, sicheren Weltlage interessiert sein, da er sich seinen eigenen Absatzmarkt kaputt machen würde. Um das zu verstehen muss man auch keine wilden Verschwörungstheorien bemühen. Das ist einfach die Art und Weise wie der Kapitalismus funktioniert. Und darin liegt auch der Kern des Problems. Die meisten internationalen Konflikte haben als Ursprung eine wirtschaftliche oder soziale Ungerechtigkeit. Solange diese Ungerechtigkeiten existieren, wird es weiterhin Kriege, Krisen und Konflikte geben. Wer eine friedliche und sichere Welt möchte muss deshalb vor allem für eine gerechte Welt kämpfen. Eine Konferenz deren Hauptsponsoren aber in erster Linie ein Interesse daran haben aus internationalen Konflikten einen Profit zu schlagen, wird niemals eine dauerhafte Lösung für unsere weltweiten Probleme anbieten können; sie wird immer Teil des Problems sein. Deshalb muss es für uns heißen: Nieder mit der Münchner Sicherheitskonferenz! Nieder mit dem Kapitalismus! Hoch die internationale Solidarität!

Eine Konferenz, die in erster Linie von der Waffenlobby gesponsort wird und deren Vertreter*innen mit am Verhandlungstisch sitzen, wird niemals zu einer friedlicheren politischen Lage beitragen oder außerhalb von militärischen Konzepten über Sicherheit diskutieren. Wer Waffen baut, will Waffen verkaufen. Wer Waffen verkaufen will, braucht Konflikte und Bedrohungsszenarien um Abnehmer für seine Waffen zu finden und kann somit nicht an einer

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Verband

Verbandsnachrichten

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Der Erste Mai ist der Internationale Tag der Arbeit. Wie immer sind auch wir auf der Straße und demonstrieren gemeinsam mit den Gewerkschaften des DGB für eine gerechte Gesellschaft, für bessere Arbeitsbedingungen und eine solidarische Arbeiter*innen-Bewegung.

Neumitgliedern zu tun. Deswegen bietet sich der Erste Mai auch jedes Jahr dafür an, zu rekapitulieren, was in unserem Verband gelungen und gescheitert ist. Und sagen wir es ganz ehrlich: Es war ordentlich was los. Von Schulz bis zur Eintrittswelle.

Dieses Mal waren von uns so viele dabei wie seit Jahren nicht mehr. Vielen Dank an alle, die mit uns auf der Straße waren. So zeigen wir nicht nur, wofür wir stehen, sondern es macht auch ziemlich viel Spaß mit so vielen Jusos unterwegs zu sein! Dass wir dieses Jahr so viele waren hat auch mit unserem großen Strom an

Auf unserer Jahreshauptversammlung haben wir einen neuen Vorstand gewählt und neue Beschlüsse gegen die Große Koalition und für die Rechte von Obdachlosen in München gefasst. Alles dazu findest du in unseren Verbandsnachrichten.


Warum tretet ihr Jusos & SPD bei? Ja, es hat sich rumgesprochen. Die SPD und die Jusos haben im Lauf der letzen Monate viele Neumitglieder dazu gewonnen. Angeblich 10.000, angeblich mehr, wir wissen es nicht wir haben zu zählen aufgehört. Unsere Büros bearbeiten noch immer die neuen Parteibücher. Aber woran liegt das? Ist es der Trump effekt? Der Brexiteffekt? Schulzeffekt? Gibt es einfach insgesamt eine neue Politisierung? Oder sind wir als Jusos und SPD einfach großartig. Wir haben nachgefragt.

Julia Metz Ich bin in die SPD eingetreten, da ich durch die Kandidatur von Martin Schulz den Eindruck bekommen habe, dass die SPD ihre Fehler in ihrer Politik zum Ende hin mit Kanzler Schröder, durch die Einführung von Agenda 2010, eingesehen hat und dem Bürger, mit einem großartigen Kanzlerkandidaten, nun beweisen möchte, dass die Partei wieder werden kann, wie man sie aus Zeiten von Helmut Schmidt und Willi Brandt kennt. Ich finde es zudem sehr intolerant und fast schon eine Frechheit von den Medien und der Presse, dass diese Martin Schulz, nach dieser kurzen Zeit, unter Druck setzt, indem sie von ihm erwartet jetzt schon Strategien zu nennen, wie er in Zukunft politisch vorgehen möchte, um wieder soziale Gerechtigkeit und Wohlstand in Deutschland zu schaffen. Also, immer locker durch die Hose atmen, fair sein und Martin erstmal ankommen lassen ;).

Andreas Herdegen Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten. Die AfD testet die Grenzen der Demokratie und die Verbreitung von FakeNews spaltet die Gesellschaft. Da heißt es entweder den Kopf in den Sand stecken und auf das Beste hoffen oder sich aktiv am demokratischen Prozess beteiligen und Flagge zeigen. Ich möchte mich für eine Gesellschaft einsetzen, in der alle die gleichen Chancen haben, die dem Rechtspopulismus eine klare Absage erteilt und in der Meinungsverschiedenheiten mit Hilfe von Fakten debattiert werden. Man kann über Parteien schimpfen und es gibt sicherlich auch Punkte im Programm der SPD mit denen ich nicht übereinstimme, aber genau das macht das Mitwirken am politischen Prozess spannend und notwendig. Mit Engagement und Zusammenarbeit, auch auf lokaler Ebene, möchte ich mit anpacken und meinen Beitrag leisten. Besonders in diesem Jahr ist politisches Engagement gefragt und mit der Mitgliedschaft in der SPD will ich mithelfen die Gesellschaft in der ich lebe mitzugestalten.

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Verband Johannes Beck Ich bin im Januar 2016 in die SPD eingetreten, also nach der schlimmsten Phase der Flüchtlingskrise. Es hatte sich viel in verändert in Deutschland, auf einmal war da die „Alternative für Deutschland“ und sehr viele gehässige Menschen im Internet und auf dem Odeonsplatz. Irgendwie komisch, vor einem halben Jahr war das doch nicht so – in den Zeitungen liest man, „der Hass wäre jetzt salonfähig“, die AfD und Pegida sind jetzt jeden Abend in der Tagesschau zu sehen. Auf einmal begann ich mich für dieses Phänomen zu interessieren, ich las Zeitung und recherchierte im Internet. Aber nur „Bescheid zu wissen“ reichte mir nicht mehr, zu nah war das Thema mittlerweile. Auch Freunde begannen auf einmal von „Lügenpresse“ und dem „deutschen Volk“ zu schwafeln – ich fühlte mich betroffen und wollte etwas dagegen unternehmen, nur wie? Auf die SPD bin ich da nicht sofort gekommen, zu der Zeit machte sie ja nicht die beste Figur und wirkte eher wie ein Haufen verweichlichter Anzugträger. Ein bisschen zu weit rechts, ein bisschen zu viel Gabriel. Zum Glück waren da noch die Jusos, die bei vielen Fragen ganz andere Positionen als die SPD vertreten und einen

wesentlich entspannteren Eindruck als Oppermann und Co. machen. Das hat mich am Ende überzeugt, einzutreten. In meinem Ortsverein wurde ich mit offenen Armen empfangen, schließlich hatte ich gerade den Altersschnitt um einige Jahrzehnte gesenkt. Ich wurde dort auch einige Monate später zum Beisitzer gewählt und sitze seitdem jeden Monat in der Vorstandssitzung. Bei den Jusos hat es mir von Anfang an gefallen, nicht zuletzt wegen des tollen Neumitgliederseminars der Münchner Jusos, auf dem ich viele neue Genossen kennenlernen durfte. Seitdem war ich bei vielen Veranstaltungen der Jusos in München, wie z.B. auf Demos, Stammtischen oder Konferenzen. In meinem Juso Unterbezirk helfe ich außerdem beim Wahlkampf mit und fahre sogar mit unserem Vorsitzenden auf eine Konferenz nach Berlin. Seit meinem Eintritt hat sich also einiges für mich getan, Politik ist ein großer Bestandteil meines Lebens geworden – und obwohl ich am Anfang meine Zweifel hatte, bin ich mittlerweile sehr stolz, ein Genosse und ein Juso zu sein.

Matteo Büttner Ich bin den Jusos beigetreten weil sie für eine weltoffene und gerechte Gesellschaft einstehen. Wir lassen uns nicht von einfachen antworten verlocken sondern versuchen mit einem kritischen Blick auf die Wahrheit, ganz ohne fake news oder alternative Fakten, die besten Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu finden. Außerdem werden wir ungebrochen für eine freie und vielfältige Gesellschaft eintreten, rechte Schreihälse oder Neonazis wie sie z.B. bei der AfD zu finden sind haben hier keinen Platz! Dazu kommt das Aktionen die man mit Gleichgesinnten unternimmt gleich doppelt so viel Spaß machen wie sonst, gute Stimmung und spannende Diskussionen sind immer dabei!

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Lena Sterzer (Kein Neumitglied) Tatsächlich kann ich inzwischen auf eine elfjährige Mitgliedschaft in der SPD und bei den Jusos zurückblicken. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Unglaublich wie viel Freizeit ich vorher gehabt haben muss. Angefangen hat das Ganze im Schuljahr 2004/2005, welches ich als Austauschschülerin in den USA verbracht habe. Genauer gesagt in Godley, Texas. Kleinstadt wäre vermutlich übertrieben. In diesem Jahr fand die Wahl Bush vs. Kerry statt. Zugegebenermaßen war der US-Wahlkampf deutlich weniger spektakulär und präsent als der Wahlkampf im letzten Jahr. Trotzdem, in Texas hatten viele Leute kleine Bush-Fähnchen im Vorgarten stecken und bei einem Stimmungsbild an der Highschool, war das Ergebnis eindeutig. Die wenigen Votes für Kerry waren vermutlich die der AustauschschülerInnen. Wirklich interessiert an der Wahl schien aber keiner und auch die Stimme für Bush konnte niemand inhaltlich begründen. Der stolze Texaner Bush gewann die Wahl, die TexanerInnen jubelten und alles blieb wie es war. Wieder zurück in Deutschland hatte ich bis zum Beginn des neuen Schuljahres noch viel Zeit, außerdem jede Menge Motivation für den neuen Lebensabschnitt. In einer Studie - ich weiß nicht mehr von wem und um was es ging - las ich, dass eine erschreckend hohe Zahl der Deutschen die Demokratie nicht zwangsläufig für die beste Staatsform hielt. Verrückt... Das politische Desinteresse vieler Menschen, das die Studie zeigte, aber auch der amerikanische Wahlkampf, fand ich erschreckend. Dass sich die bestehenden Verhältnisse nicht einfach so zum Besseren verändern liegt ja auf der Hand. Wem die Demokratie wichtig ist, der/die sollte sich auch beteiligen. Wem Gleichstellung und Gerechtigkeit wichtig ist, sowieso. Da kam die Sommerschule der Jusos Bayern gerade recht: eine Augustwoche in Kochel, in der ich nicht nur wirklich tolle Menschen kennengelernt, sondern auch jede Menge gelernt habe

Zugegebenermaßen ein bisschen alibimäßig informierte ich mich noch über andere Parteien, denn die Entscheidung für die SPD und die Jusos stand eigentlich schon fest. Beeindruckt von der langen Tradition der Sozialdemokratie und überzeugt von den immerwährend aktuellen Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität trat ich einige Zeit später also der SPD und damit auch den Jusos bei. Ich weiß noch, dass es oft Überwindung gekostet hat zu Veranstaltungen zu gehen, dass ich mich an Diskussionen manchmal wenig beteiligt habe, weil die anderen vermeintlich so viel mehr wussten und dass der Vorstand der Jusos und erst recht die Stadträtinnen und Stadträte soweit weg schienen. Tatsächlich war für mich aber immer klar, dass wenn ich Mitglied einer Partei werde, ich mich auch aktiv einbringen möchte. Gute Voraussetzung dafür waren die vielen netten Genossinnen und Genossen bei den Münchner Jusos und mit der Zeit merkte ich, dass es gar nicht so schlimm ist alleine zu einer Veranstaltung zu gehen, Diskussionen mit gesundem Menschenverstand und Herz geführt werden, die anderen auch nicht soviel wissen wie es scheint und dass die Vorstandsmitglieder bei den Münchner Jusos ziemlich nett, normal und offen sind und sich sehr freuen, wenn neue nette Jusos vorbeikommen. In diesem Sinne möchte ich alle ermutigen bei unseren Veranstaltungen vorbeizuschauen, uns kennenzulernen und mitzumischen.

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Verband

Simone Gudat

Mich politisch zu engagieren, mit dem Gedanken spielte ich schon lange. Doch warum gerade die SPD? Ganz einfach, weil es für mich keine andere Partei gibt, die so glaubhaft für eine soziale und gerechte Gesellschaft steht wie die SPD. Und dieses Ziel hat sie in ihrer langen Geschichte nicht aus den Augen verloren, wodurch sie zu einer wertvollen Konstante in der deutschen Politik geworden ist. Und warum trete ich gerade jetzt in die Partei ein? Als Kind der neunziger Jahre bin ich mit dem Gefühl aufgewachsen, in einer stabilen Demokratie, in einem wachsenden Europa zu leben, doch dieses Gefühl ändert sich momentan. Daher braucht es Menschen, die der drohenden Zerstörung der sozialen und demokratischen Grundwerte Europas etwas entgegensetzen. Meiner Ansicht nach können wachsender Populismus, politische Radikalisierung und zunehmende Europaskepsis nur von starken Volksparteien aufgehalten werden, die eine Antwort auf die sozialen Fragen einer globalisierten Welt haben. Durch den Beitritt zur SPD habe ich mich somit dazu entschlossen, meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Gesellschaft ihre Mitte nicht verliert.

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Max Janicher Warum bin ich eigentlich nicht schon viel früher Juso geworden? Ich habe mich bereits früh mit der SPD bzw. ihren grundlegenden Idealen und Zielen identifizieren können, aber irgendwie hab ich es doch nie fertiggebracht mich außerhalb der Nachrichten mit der Partei auseinanderzusetzen und hatte deshalb auch keinen wirklichen Anknüpfungspunkt, wo ich mich mehr informieren könnte. Bei mir lag der Eintritt also gar nicht so sehr an der aktuellen politischen Entwicklung, obwohl die Zuspitzung der politischen Debatten und auch die immer mehr ansteigende Medienpräsenz von antiliberalen und letztendlich demokratiefeindlichen Strömungen, mich wohl auch dazu bewogen hat meine Standpunkte für mich noch einmal klar zu überdenken und zu festigen. Im letzten Herbst bin ich dann endlich mit ein paar Kommilitonen zu einem Neumitgliederstammtisch gegangen und bin dann kurz nach dem tollen Neumitgliederseminar ein paar Wochen später auch eingetreten. Mittlerweile habe ich auch schone einige Möglichkeiten zum persönlichen Engagement kennengelernt, von Demonstrationen und Konferenzen bis hin zur Hochschulgruppe. Außerdem durfte ich auch bereits als Mitglied des Sprecher*innen-Rates sowie als Delegierter für den Unterbezirk Verantwortung übernehmen. Daneben hat mich auch mein Neuperlacher SPD-Ortsverband sehr freundlich und zuvorkommen aufgenommen und integriert. Was mich überdies aber beeindruckt hat waren die vielen coolen Menschen die ich so kennenlernen konnte, die sich, ob nun in Partei oder nicht, allesamt für eine gerechter und offene Gesellschaft einsetzen.


Wir schreiben das Jahr 2017. Wir können unsere Freunde trotz 5000 Kilometer Entfernung in 4k Auflösung live sehen. Wir können menschliche Organe in Tieren züchten. Wir können uns die Welt aus dem Weltall ansehen und auf die Suche nach außerirdischem Leben gehen. Und Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Als Jusos nennen wir uns einen feministischen Richtungsverband. Das ist cool. Ich find das stark. Ich bin Feministin. Ich bin dafür, dass ich als Frau dieselben Rechte, Pflichten und Möglichkeiten in dieser Welt habe, wie ein Mann. Ich bin dafür, dass ich als Frau am Ende des Monats genauso viel Kohle auf meinem Konto habe, wie der Mann im selben Büro, der genau dieselben Sachen macht wie ich. Leider ist es nicht so. Und das nervt. Genauso nervt es, dass ich in unserer alltäglichen Sprache nicht inbegriffen bin. Ich bin das *innen, über das sich alle aufregen, über das sich so viele lustig machen. Ich bin die Frage, ob es wirklich notwendig ist. Ich bin der Anhang und nicht die Norm. Und ja, politische Korrektheit ist unbequem, ist anstrengend. Die Sätze werden immer länger und länger, weil wir überall ein *innen anhängen müssen, die Poesie schreit geradezu auf. Aber sind wir bereit, weiterhin 50% der Menschheit aus unserer Sprache auszuschließen? Deswegen bin ich genau diese Feministin, die hinter der Ecke hervorgesprungen kommt, wenn jemand ein *innen vergisst. Ich bin die, die meckert, wenn der rosa Rasierer teurer ist als der blaue, oder man andere Frauen als „Schlampe“ bezeichnet, bloß weil die mit vielen Menschen Sex haben. Ich bin die, die sofort aufschreit, wenn jemand einen Mann, der gerne strickt, als Weichei bezeichnet.

Eigentlich will ich das alles nicht sein. Ich bin nicht gerne Spielverderberin. Die Streberin, in der ersten Reihe, die im Deutschunterricht alle Grammatik berichtigt bis es sogar den Lehrer nervt. Es wäre viel schöner, wenn wir das nicht machen müssten, weil es selbstverständlich ist. Aber der Feminismus ist ein Kampf und Kämpfe sind immer kacke. Und leider sind nicht alle Kämpfe grundlos. Der Feminismus ist kein Hobby, keine Lieblingsfreizeitbeschäftigung, er ist das notwendige Übel, um die jetzigen Umstände besser zu machen. Ja, der Feminismus nervt. Und Feminismus inspiriert. Er empowered. Der Feminismus macht klar, dass wir starke Frauen sein können, sein dürfen und sind, es aber nicht sein müssen. Den Feminismus wird man nicht los, indem man ihn bekämpft. Feminismus wird man los, indem man Sexismus bekämpft. Und eigentlich wissen wir das doch alle. Dass wir nur die Menschen anfassen, die von uns auch angefasst werden wollen. Dass man Frauen nicht „Bitch“ und „Kampflesbe“ und Männer nicht „Hurensohn“ und „Weichei“ nennt. Dass Frauen genauso gut oder schlecht dafür geeignet sind, Autos zusammenzuschrauben oder Unternehmen zu leiten. Denn beides tut man meines Wissens nach nicht mit dem Penis. Und wenn wir dann eines Tages den Sexismus beseitigt haben, dann können Frauen ohne Vorurteile endlich Autos zusammenschrauben, Männer häkeln lernen und wir alle uns neue Hobbys suchen, weil der AK Feminismus seine Aufgaben erledigt hat.

Text von Melanie Geigenberger

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Jahreshauptversammlung 2017 von Milos Vujovic

Es war mal wieder so weit. Die Jusos München haben Jahreshauptversammlung. Das bedeutet, neben der inhaltlichen Arbeit, gibt es eine Menge Posten neu zu besetzen. Denn wir wählen jedes Jahr einen neuen Vorstand und Delegierte die uns zum Beispiel auf der Bezirkskonferenz der Jusos Oberbayern vertreten. So wie es unsere Regionalverbände vorher für unsere JHV oder die Unterbezirkskonferenzen getan haben. Vorneweg, Lena Sterzer wurde mit 97% im Amt der Vorsitzenden unseres Verbands bestätigt. Ihr zur Seite stehen ihr als stellvertretende Vorsitzende Lena Odell und Milos Vujovic. Als weitere Beisitzer wurden Ana Scheunemann, Mark Sagi, Louisa Pehle, Tim Hall, Carmen Wegge, Christian Köning, Marcel Paradies und Frederik Knape gewählt. Aus der Jahreshauptversammlung nehmen wir aber zwei Punkte insbesondere mit. Wir Jusos werden es nicht zulassen, dass die Ärmsten der Gesellschaft dazu benutzt werden um politischen Gewinn aus ihnen zu schlagen. Und schon gleich gar nicht, wenn sie als Sündenbock genutzt werden sollen um Sicherheitsmaßnahmen durchzudrücken, die weder ihnen, noch irgendjemand anderem in unserer Gesellschaft mehr Sicherheit

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bieten. Sicherheit ist für uns eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft. Wir schließen Menschen nicht aus. Wir reden mit ihnen. Gerade aus diesem Grund, haben wir mit überwältigender Mehrheit ebenso beschlossen, dass es mit den Jusos München keine weitere große Koalition geben wird. Unser Ziel ist es die großen Probleme anzupacken. Wir wollen in soziale Sicherung und Bildung investieren. Wir wollen ein Berufsbildungsgesetz, das den Namen auch verdient. Wir wollen eine Bürger*innenversicherung. Wir wollen gerechte Steuern. Das bedeutet auch eine Reform der Erbschafts- und Vermögenssteuer oder bei der Kapitalertragssteuer. Eine echte Gleichstellung zwischen Frau und Mann oder auch einen Mindestlohn, der frei von Ausnahmen ist. Wir wollen ein Ende der immer weiter aufgehenden Schere zwischen Arm und Reich. Wir wollen eine offene und tolerante Gesellschaft. Das alles geht in einer großen Koalition nicht. Das haben die letzten Jahre eindrucksvoll gezeigt. Darum sagen wir zur GroKo auch in Zukunft - is nich!


Linke Alternativen schaffen große Koalition beenden von Till Heckelbecher

Die vergangenen Jahre seit der letzten Bundestagswahl waren geprägt durch die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der internationalen Dauerkrise des Kapitalismus seit 2008. Sie begann mit einer klassischen Überproduktionskrise, wie sie im Kapitalismus üblich ist. Um die Profite und Vermögen der Kapitalist*innen zu sichern, wurden staatliche Garantien und Rettungsprogramme aufgestellt, welche zu einer enormen Staatsverschuldung führten. Diese sogenannte „Schuldenkrise“ sollte gelöst werden, indem in erster Linie staatliche Ausgaben zurückgefahren wurden, was bedeutet, dass soziale Leistungen massiv gekürzt und staatliches Eigentum verkauft wurde. Die Folgen dieser sogenannten Austeritätspolitik sind verheerend. Existenzen werden vernichtet und viele Menschen verlieren jegliche ökonomische Sicherheit. Um die wirtschaftliche Stabilität wiederherzustellen, werden die politische und soziale Stabilität systematisch geopfert. Es bleibt dem Kapital aber keine andere Wahl, da es an die Sachzwänge der kapitalistischen Wirtschaftsordnung gebunden ist. Deswegen reicht es nicht, die Sparpolitik abzulehnen. Es braucht ein Programm, das eine Alternative dazu aufzeigen kann. Leider versagen die traditionellen Organisationen der Arbeiter*innenklasse zur Zeit darin diese Alternative zu sein. Der Wahlkampf in den USA und der Sieg Donald Trumps waren nicht zuletzt auch der Ausdruck von Wut gegenüber einem politischen und wirtschaftlichen Systems, das die Arbeiter*innenklasse zunehmend verarmen lässt und die soziale Spaltung vorantreibt. Ähnliche Entwicklungen sind auch in Europa zu beobachten, wie z.B das Brexit-Votum in Großbritannien und der Aufstieg rechtsradikaler

Parteien, wie der AfD in Deutschland, der FPÖ in Österreich oder des Front National in Frankreich. Auch hier haben wir schon längst „amerikanische Zustände“ mit prekären Jobs für Millionen, Hungerrenten, zunehmender Altersarmut, Tafeln zur Armenspeisung und einer maroden Infrastruktur. Privatisierungen, Arbeitsplatzabbau und Sparmaßnahmen zerstören das Leben von Millionen Menschen. Natürlich ist das Versagen der traditionellen Arbeiter*innebewegung einen Ausweg aus der kapitalistischen Krise zu finden nicht der einzige Grund für den Aufstieg rechter Bewegungen. Solange jedoch die Organisationen der Arbeiter*innen-bewegung überwiegend fest in die Verwaltung des Status Quo eingebunden sind und die Sachzwänge des kapitalistischen Systems hinnehmen, werden rechte Demagog*innen einen Nährboden für ihre Hetze vorfinden. In Deutschland ist das Symbol für dieses Eingebundensein die große Koalition. Sie hat uns mehr als deutlich vor Augen geführt, dass ein grundsätzlicher Kurswechsel in einem Bündnis mit Konservativen und ohne eine radikale inhaltliche Erneuerung der SPD unmöglich ist. Sie hat dazu geführt, dass die SPD ihren im Grundsatzprogramm verankerten Anspruch die Gesellschaft grundsätzlich zu verändern immer weiter aufgegeben und den Sozialismus als Ziel in ihrem praktischen Handeln völlig aus den Augen verloren hat. Deshalb darf es unter keinen Umständen zu einer Fortsetzung der großen Koalition kommen. Die SPD muss sich stattdessen wieder mit anderen linken, progressiven Kräften stärker international vernetzen, um der angeblichen wirtschaftlichen und politischen Alternativlosigkeit ein klares antikapitalistisches Programm entgegenzusetzen, das sich auf die Mobilisierung auf den Straßen und Betrieben stützt.

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Bild: flickr/pedrosimones7 (CC BY 2.0)

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Resolution: München ist eine Stadt für alle! von Lena Sterzer Resolution zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit in München, beschlossen auf der Unterbezirkskonferenz am 19. April 2016 Wir Jusos München wollen, dass in München jede und jeder menschenwürdig und selbstbestimmt leben kann. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass dieser Anspruch aus unterschiedlichsten Gründen nicht immer erfüllt ist. München trifft dies, angesichts der hohen Lebenshaltungskosten, der Mietpreissteigerungen der letzten Jahre und dem Bevölkerungswachstum der wirtschaftlich boomenden Stadt besonders. Hier ist die Situation von Menschen, die keine eigene Wohnung haben, sei es, dass sie im Wohnungs-losensystem der Stadt untergebracht sind, sei es, dass sie als Obdachlose auf der Straße leben, prekärer als in anderen Städten. Gerade deshalb setzen wir uns dafür ein, dass möglichst viele Menschen möglichst würdevoll und selbstbestimmt leben können. Das bedeutet auch jedem Menschen, unabhängig von der Lebenssituation den gleichen Respekt entgegen zu bringen.

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Das muss sich auch in unserem Umgang mit dem öffentlichen Raum widerspiegeln. Denn es gibt Menschen, die dort leben. Egal aus welchem Grund, diese Menschen haben genauso das Recht in München zu leben, wie wir alle. Und sie haben das Recht den öffentlichen Raum zu nutzen, wie jedeR andere auch. Von Menschen, die auf der Straße leben, geht keine Gefahr aus, im Gegenteil, häufig sind sie es, die mit Gewalt, Beleidigung und Diskriminierung konfrontiert werden. Menschen, die auf der Straße leben, sind zahlreichen Gefahren und Widrigkeiten ausgesetzt und werden oftmals selbst kriminalisiert. Immer häufiger werden sie Opfer von gezielten Angriffen, meist vor dem Hintergrund gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, häufig von Rechten, immer öfter auch aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft. Um diesem vorzubeugen, wollen wir sie als Teil der Stadtgesellschaft akzeptieren und sie nicht in unsichtbaren Räumen verschwinden lassen. Straftaten, die sich gegen auf der Straße lebende Menschen richten, müssen konsequent verfolgt werden.


Öffentlichen Raum gemeinsam nutzen

Um unseren oben formulierten Ansprüchen möglichst nahe zu kommen, gilt es die folgenden Maßnahmen (weiter) zu verfolgen. Dabei beziehen wir uns sowohl auf das Leben auf der Straße, als auch auf Maßnahmen, die darauf zielen, dass möglichst wenig Menschen auf der Straße leben müssen.

Niederschwellige Angebote ausbauen Es gibt in München zahlreiche verschiedene Unterstützungsangebote für Menschen, die auf der Straße leben. Insbesondere niedrigschwellige Angebote, die eine direkte Hilfe für die Lebensbedingungen der Menschen auf der Straße anbieten, sollen ausgebaut werden. Die wenigsten Menschen leben freiwillig auf der Straße, als Teil der Stadtgesellschaft dürfen wir ihnen das Leben nicht noch zusätzlich erschweren. Bänke mit Mittellehnen, Spikes, Alkoholverbote oder akustische Maßnahmen manifestieren die Ablehnung, die den Menschen häufig entgegengebracht wird. Niederschwelliger Zugang zu Toiletten, Waschgelegenheiten, Verpflegung, ärztlicher Versorgung und Unterstützungsangeboten müssen selbstverständlich sein. Solange das nicht der Fall ist müssen wir die Anstrengungen auf dem Weg dorthin verstärken. Für uns alltägliche und selbstverständliche Dinge, wie ein Bankkonto oder der Briefkasten, werden ohne festen Wohnsitz zur kaum überwindbaren Hürde. Wir brauchen für alle zugängliche sichere Räume, wo die genannten Angebote integriert an einem Ort zur Verfügung gestellt werden können.

Der öffentliche Raum muss allen gleichermaßen zur Nutzung zur Verfügung stehen. Wir fordern die SPD-Stadtratsfraktion auf, sensibel gegenüber möglichen Verdrängungseffekten zu sein. Wir wenden uns entschieden gegen die gezielte Verdrängung einzelner Bevölkerungsgruppen aus dem öffentlichen Raum - sei es durch Verbote, Kameraüberwachung, bauliche Gestaltung oder akustische Schikane. Im Gegenteil, wir streben eine gemeinsame, akzeptierende Nutzung des öffentlichen Raumes durch alle NutzerInnengruppen im Rahmen von Nutzungsmanagement und gemeinsamer Verantwortungsübernahme an. Dies gilt es durch die Landeshauptstadt München aktiv zu fördern und zu initiieren. Dazu ist mit dem Allparteilichen Konfliktmanagement (AKIM) bereits ein wichtiger Partner geschaffen worden. Ziel ist es präventiv zu wirken, um Konflikten bereits im Entstehen zu begegnen.

Hilfe vor Ort Aufsuchen um zu Unterstützen Wir fordern einen Ausbau von aufsuchender Sozialarbeit im Bereich der Wohnungslosenhilfe. Das reine Anbieten von niedrigschwelligen Angeboten der Verpflegung, Beratung und ärztlichen Versorgung an festen Orten reicht unserer Auffassung nach nicht aus. Vielmehr bedarf es auch einen Ausbau der aufsuchenden Sozialarbeit, die sich an obdachlose Menschen richtet, um eventuell psychosoziale Hilfestellungen zu gewähren, auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen oder beispielsweise Beratung bzgl. der rechtlichen Situation von TagelöhnerInnen, die oftmals um ihren Lohn geprellt werden, sicherzustellen.

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Schnelle Hilfe - Kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten ausbauen Angesichts der seit Jahren angespannten Lage auf dem Münchner Wohnungsmarkt, des Übergangs von Flüchtlingen in das Wohnungslosensystem sowie der aufgrund der uten wirtschaftlichen Lage weiterhin zu erwartenden Zuwanderung aus dem In- und Ausland, ist von einem deutlichen Anstieg der Wohnungslosenzahlen für München auszugehen. Wir erwarten, dass sozialdemokratische AkteurInnen der Stadtpolitik proaktiv agieren und rechtzeitig kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. Dabei müssen Abhängigkeiten von privaten Beherbergungsunternehmen, die teilweise die Bedürftigkeit der Wohnungssuchenden ausnutzen, reduziert werden, gleichzeitig muss verhindert werden, dass es zur Isolation der Menschen in entsprechenden Unterkünften kommt. Diese Unterbringungsform kann nur ein Notbehelf sein. Langfristiges Ziel ist es die Wohnungs-suchenden dauerhaft in Hausgemeinschaften zu integrieren. Wir begrüßen ausdrücklich den Münchner Kälteschutz, der allen auf der Straße lebenden Menschen kostenlos zur Verfügung steht. Auf Initiative der SPDFraktion wurde diese Maßnahme bis Ende April ausgeweitet. Auch nach Aufgabe des Standortes in der Bayernkaserne muss dieses lebensrettende Angebot zur Verfügung stehen.

Bezahlbaren Wohnraum erhalten, Wohnungslosigkeit verhindern Das wirksamste Mittel gegen Wohnungslosigkeit vorzugehen, ist diese gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit der Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (FAST) in den Münchner Sozialbürgerhäusern haben wir bereits Strukturen zur Bekämpfung des Abrutschens in Wohnungslosigkeit geschaffen.

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Alle Untersuchungen zeigen, dass es sowohl für die öffentliche Hand als auch für individuell Betroffene besser ist, bereits die Entstehung von Wohnungslosigkeit und damit einhergehende Probleme zu verhindern. Die Übernahme von Mietrückständen können im besten Fall schon Räumungsklagen, oder falls eine solche bereits erfolgt ist, auch deren Umsetzung und damit auch die Entstehung von weiteren Kosten verhindern. Auch Verhandlungen mit VermieterInnen bei Kündigungen bzw. Abmahnungen z. B. aus „Verhaltensgründen“ können hier erfolgen. Sozialarbeit kann nach der Abwendung des Wohnungsverlustes dabei helfen, den Wohnraum dauerhaft zu erhalten. Wir fordern angesichts der zu erwartenden zunehmenden Spannungen auf dem Wohnungsmarkt den Ausbau der Mittel für diese Fachstelle in personeller wie finanzieller Hinsicht.

Wohnen für alle bedarfsgerechte Wohnangebote schaffen Wir Jusos begrüßen das Programm „Wohnen für alle“. Mit dem Programm ist es gelungen kurzfristig über die städtischen Wohnungsbaugesellschaften dringend benötigten preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Wir hoffen auf einen deutlichen Ausbau dieses Programms, für das in Zukunft weiter zusätzliche kommunale Mittel eingesetzt werden müssen. Wichtig ist es, auf eine sozial gemischte Belegung zu achten und im Rahmen der Ziele der sozialorientierten Gebäudebewirtschaftung die Bildung von Hausgemeinschaften und die gemeinsame Übernahme von Verantwortlichkeiten für das Gebäude durch die BewohnerInnen zu fördern. Hierbei muss auch auf die Belange ehemals Wohnungsloser eingegangen werden, um sie dabei zu unterstützen dauerhafter Teil der Hausgemeinschaft zu werden. Gleichzeitig ist es unserer Sicht unerlässlich BAs und Nachbarschaft in die Planung und auchdarüber hinaus in den laufenden Betrieb einzubeziehen.


Eine neue Homepage für die Jusos München von Carmen Wegge

Wir freuen uns, dass wir endlich eine neue Homepage haben. Ziel war es, die Homepage schlanker, lesbarer und menschlicher zu machen. Eine der wichtigsten Neuerungen ist der kleine Infoblock, der am Anfang jeder Unterseite zu finden ist. Hier wird man mit „Du“ angesprochen und dir - ja genau dir - wird erklärt, was du unter dem jeweiligen Menüpunkt finden kannst. Im besten Fall fühlst du dich also an die Hand genommen, wenn du dich durch unsere Seite klickst. Am Anfang der Überarbeitung stand aber eine Neuordnung und Umbenennung der einzelnen Themenblöcke und Menüpunkte. Erster Themenbock ist die „Außenwirkung“. Dazu gehören an allererster Stelle unser Blog, in dem wir darüber berichten was wir so tun und welche Gedanken wir haben, aber auch unsere Termine, Pressemitteilungen und die Vorstellung unseres Vorstands. Zweiter Themenblock ist „Für Mitglieder“. Gerade unter dem Gesichtspunkt der vielen Neumitglieder war es uns wichtig, diesen aufzuzeigen, wie und wo sie sich engagieren können. Deswegen gibt es einen neuen Menüpunkt „Was Verändern“. Hierunter findet man die Arbeitskreise, Regionalverbände und die Hochschulgruppe mit dazugehöriger Kontaktadresse.

Immer wieder wurde an uns herangetragen, dass man eine neue Rubrik „Erfolge“ haben möchte. Diesen Wunsch haben wir umgesetzt. Neben dem, was die Jusos München schon erreicht haben, zeigt diese Rubrik, dass man auf kommunaler Ebene, aber auch darüber hinaus (z.B. Bestellerprinzip), viel erreichen kann. An erster Stelle findet ihr aber unsere „Standpunkte“ - dieser Menüpunkt besteht aus dem Positionspapier, dass die UBK Konferenz als Ausdruck unserer Ziele und Werte beschlossen hat. Dritter Themenblock ist „Für Interessierte/ Außenstehende“. Hier hat man unter „Info&Eintreten“ die Möglichkeit ein Infopaket zu bestellen und findet einen direkten Link zum Eintrittsformular. Es sind also einige nicht mehr aktuelle Menüpunkte herausgefallen oder wurden unter einem Punkt zusammengefasst. Die Homepage ist damit überschaubarer geworden. Auch technisch haben wir aufgerüstet. Die Homepage ist jetzt für jedes Endgerät kompatibel. Ab jetzt könnt ihr also auch in der S-Bahn, in der Uni oder wo auch immer ihr euch aufhalten mögt, problemlos auf unserer Homepage unterwegs sein. Die Arbeit an so einer Homepage ist selbstverständlich nie vorbei und wir bleiben dran. Mit der neuen Homepage haben wir aber unserer Meinung nach eine gute Grundlage geschaffen, mit der wir in Zukunft weiter arbeiten können.

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BWK, RV, AK, LKT, BuKo, WBH? von Kevin Martin

Die Abkürzungen bei den Jusos und in der SPD sind zahlreich – hier geben wir euch einen Überblick. Der Eintritt in die SPD und die Jusos bedeutet für viele von euch, dass ihr euch aktiv in der Partei, bei den Jusos und ihren Strukturen einbringen wollt. Ihr wollt die Welt verändern, konservativen, reaktionären und rechtsradikalen Kräften entschlossen entgegentreten, Gleichstellung und Inklusion voranbringen und vieles mehr. Aber manchmal kann das, was die alteingesessenen Mitglieder so von sich geben, gerade für Neumitglieder ziemlich verwirrend sein. Ein Grund dafür: Abkürzungen. Mal ehrlich, wer von euch weiß sofort, wofür die Abkürzungen in der Überschrift stehen?

Den wenigstens sind selbst nach Jahren alle bekannt und irgendwo taucht immer eine Abkürzung auf, die Mensch vorher nicht gekannt hat. Um Neueinsteiger*innen und Alteingesessenen eine Übersicht über dieses Wirrwarr an Abkürzungen zu bieten, ist dieser Artikel entstanden. Im Folgenden werden die gängigsten Abkürzungen kurz erklärt und am Ende dieses Artikels findet ihr eine Übersicht dieser und weiterer Abkürzungen in alphabetischer Reihenfolge. Einen Tipp möchten wir euch noch mitgeben: Stellt Fragen! Wann immer euch etwas unklar ist. Oft vergessen wir einfach, dass die für uns so selbstverständlichen Abkürzungen für andere ganz neu sind. Wir helfen euch gerne – und das gilt nicht nur für die Erklärung von Abkürzungen, das macht Jusos aus

Die Partei und ihre Arbeitsgemeinschaften Schon der Name unserer Partei ist eine Abkürzung: SPD, das steht für Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Ihre Zentrale hat die SPD im WillyBrandt-Haus (WBH) in Berlin. Die Partei hat ihre Struktur und Arbeit im Organisationsstatut (OrgStat) sowie der Wahlordnung (WO), der Schiedsordnung (SchO) und der Finanzordnung geregelt. Für besondere Aufgaben gibt es innerhalb der Partei die sogenannten AGs (Arbeitsgemeinschaften). Eine dieser AGs sind die Jusos, die Jungsozialist*innen in der SPD. Wir sind die innerparteiliche Interessensvertretung für alle unter 35. Neben den Jusos, die sicherlich eine der aktivsten

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und bekanntesten AGs sind, gibt es aber noch andere. Neben einer Vertretung für junge Menschen gibt es in der Partei auch eine Vertretung für alle über 60, die AG 60plus. Für Frauen gibt es zum Beispiel die AsF, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, und die SPDqueer vertritt die Interessen von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans-, Inter-, A- und Queer*sexuellen. Aber auch für Migration und Vielfalt, für Selbstständige, für Arbeit-nehmer*innenfragen und viele andere gibt es Arbeitsgemeinschaften. Einen Überblick über die einzelnen AGs und ihre Abkürzungen findest du im Abkürzungsverzeichnis unter „AG“.


Und wie heißt das bei der SPD?

Die Jungsozialist*innen in der SPD Die Strukturen der Jungsozialist*innen in der SPD orientieren sich an denen der SPD und finden dort oft ein entsprechendes Gegenstück. Die niedrigste Ebene ist in München die der RVs, der Regionalverbände. Die Regional-verbände arbeiten basisdemokratisch, das heißt insbesondere, dass alle Mitglieder wahlberechtigt sind. Später sind das nur noch die Delegierten. Vier Regionalverbände gibt es bei den Jusos München, einen für jede Himmelsrichtung. Welcher RV für dich zuständig ist, kannst du hier herausfinden: Regionalverbände Über den RVs steht der UB, der Unterbezirk. Für die Jusos in der Stadt München sind die Jusos München der Unterbezirk. Darüber steht der Bezirk, für uns in München also die Jusos Oberbayern. Dann kommen die Jusos Bayern auf Landesebene und schließlich der Bundesverband der Jusos. Mehrmals im Jahr treffen sich die Jusos auf den verschiedenen Ebenen zu sogenannten Konferenzen. Je nach Ebene werden diese UBK (Unterbezirkskonferenz), BeKo (Bezirkskonferenz), LaKo (Landeskonferenz) oder BuKo (Bundeskongress) abgekürzt. Auf den Konferenzen treffen sich die gewählten Vertreter*innen, die Delegierten, und enscheide beispielsweise über Anträge.

Bei der SPD sieht es ganz ähnlich aus. Auch hier gibt es Unterbezirke, Bezirke, Landesverbände und den Bundesverband. Die niedrigste Ebene sind aber nicht die RVs, sondern die OVs (Ortsvereine). Die Ortsvereine arbeiten wie die Regionalverbände basisdemokratisch, danach entscheiden auch bei der SPD die Delegierten. Was bei den Jusos eine Konferenz ist, das ist bei der SPD ein Parteitag. Auch ihn gibt es auf allen Ebenen. Auf Landes- und Bundesebene wird er oft mit LPT (Landesparteitag) bzw. BPT (Bundesparteitag) abgekürzt.

Internationale Aktivitäten Auch international sind die SPD und die Jusos mit anderen sozialdemokratischen und sozialistischen Organisationen vernetzt. Auf europäischer Ebene hat sich die SPD in der SPE, der Sozialdemokratischen Partei Europas, zusammengeschlossen. Je nach Sprache wird die SPE auch PES (Party of European Socialists) oder PSE (Parti Socialiste Européen) abgekürzt. Der Jugendverband der SPE, in dem auch die Jusos aktiv sind, heißt YES (Young European Socialists). Im Europaparlament haben sich die Abgeordneten der europäischen Sozialdemokrat*innen in der Fraktion S&D (Socialists and Democrats) vereinigt. Global haben sich sozialdemokratische und sozialistische Parteien in der Sozialistischen Internationale, kurz SI, zusammengetan. Auch hier sind die Jusos im Jugendverband der SI, der IUSY (International Union of Socialist Youth), aktiv.

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Wahlen außerhalb der Partei Nicht nur in der SPD wird gewählt, sondern auch außerhalb. Dieses Jahr stehen die Bundestagswahlen an, im nächsten Jahr Landtags- und Bezirkstagswahlen, 2019 die Europawahlen und 2020 wird in München ein neuer Stadtrat gewählt und dann sind wieder Bundestagswahlen…

Wahlen in der Partei Wenn in der SPD eine Wahl abgehalten wird, dann richtet sich diese nach der Wahlordnung (WO) der SPD und der Satzung der jeweiligen Gliederung. Dort wird zum Beispiel eine Mandatsprüfungs- und Zählkommission (MPZK) vorgesehen, die bei Wahlen die abgegebenen Stimmen auszählt und die Ergebnisse verkündet. Einmal im Jahr werden bei den Jusos die Vorstände und Delegierten für die nächsthöhere Ebene neugewählt. Dies geschieht auf einer der oben schon erwähnten Konferenzen. Diese eine Konferenz wird oft auch JHV, also Jahreshauptversammlung, genannt. Hier wird zum Beispiel auch das Arbeitsprogramm für das kommende Jahr beschlossen. In der Regel wird auch das Vorstandsgremium abgekürzt. In Oberbayern BeVo (Bezirksvorstand), in Bayern LaVo (Landesvorstand) und auf Bundesebene BuVo (Bundesvorstand). Die Vorstände übernehmen die inhaltlichen und organisatorischen Aufgaben und setzen das Arbeitsprogramm und die Beschlüsse der Konferenzen um. Damit die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen funktioniert, sitzen in jedem Vorstand Vertreter*innen der nächstniedrigeren Ebene. Bei den Jusos Oberbayern sind das beispielsweise die Vertreter*innen der Unterbezirke. Um diesen erweiterten Vorstand vom eigentlichen Vorstand abzugrenzen, wird er Gesamtvorstand, kurz GeVo, genannt. Diese Bezeichnung findet auf allen Ebenen Anwendung.

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Grund genug also, um sich auf die nächsten Jahre vorzubereiten und sich auch hier die gängigsten Abkürzungen anzuschauen. Die SPD stellt in den verschiedenen Parlamenten zahlreiche Abgeordnete. Im Landtag sitzen zum Beispiel die Münchener SPD-Mitglieder Isabell Zacharias und Ruth Waldmann. Wenn ihre Namen auf einem Flyer oder in der Zeitung stehen, steht dort meistens auch die Abkürzung MdL. Diese Abkürzung steht für „Mitglied des Landtags“ und verweist auf ihren Status als Abgeordnete. Ähnliche Abkürzungen gibt es für Mitglieder des Bundestages (MdB) und Mitglieder des Europaparlaments (MdEP). Bei Abgeordneten im Münchener Stadtrat, den Stadträt*innen, findet sich oft die Abkürzung StR. Hier sind besonders viele Abgeordnete Mitglieder der SPD. Die SPD stellt in München auch den Oberbürgermeister (OB), Dieter Reiter. Um in ein Parlament zu kommen, müssen die SPDMitglieder aber zunächst gewählt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, ein Direktmandat zu gewinnen. Solche Direktmandate können für den Landtag in den Landesstimmkreisen (LSK) und für den Bundestag in den Bundeswahlkreisen (BWK) gewonnen werden. Die Direktkandidat*innen der SPD werden von Delegierten der jeweils betroffenen Ortsvereine gewählt. Wir hoffen, euch einen ausreichenden Überblick über die bei uns gebräuchlichen Abkürzungen gegeben zu haben. Wenn euch eine wichtige Abkürzung einfällt, die wir vergessen haben, dann meldet euch gerne!


Eine sehr männliche Eintrittswelle von Louisa Pehle Seit Herbst kann sich die SPD München – wie eigentlich alle SPD-Gliederungen bundesweit – über einen enormen Mitgliederzuwachs freuen. Viele Neue geben als Eintrittsgrund den Rechtspopulismus an und sagen, sie hätten schon länger mit dem Gedanken gespielt, Mitglied in einer Partei zu werden – der letzte „Ruck“ habe aber noch gefehlt. Dieser „Ruck“ ist dann wahlweise die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA, der Brexit oder AfD-Wahlerfolge in den Ländern. Ab Mitte November (Ergebnis der US-Wahl) machten auf Facebook die ersten Fotos von immer höher werdenden Parteibuchstapeln in SPD-Büros die Runde. Die Popularität von Martin Schulz hat zu einem weiteren Schub gesorgt. Die Zahl der SPD-Mitglieder in München ist um mehr zehn Prozent gewachsen, und viele davon sind im Juso-Alter. Übrigens treten auch einige Jusos ein, die die sog. UnterstützerInnen-Mitgliedschaft wählen, das heißt, die nicht Mitglied bei der SPD, sondern nur bei den Jusos sind (die tauchen dann auf den Parteibuchstapelfotos gar nicht auf, weil sie ein solches gar nicht bekommen). Wir organisieren mehr Veranstaltungen für die Neuen, planen unser kommendes Neumitgliederseminar, machen Telefonaktionen und verschicken Willkommen-Mails und Info-Pakete in Massen.

Alles wunderbar und Jubel allerorten? Leider nein. Denn der enorme Mitgliederzuwachs macht auch wieder richtig deutlich, wie viel mehr Männer als Frauen den Weg zu uns finden. Es kommt vor, dass ich auf einen Schlag 20 Neueintritte weitergeleitet bekomme, die ich anschreibe – darunter dann oft nur drei Frauen. Bei den Jusos scheint das noch deutlicher zu sein als bei der alten Tante, denn bei uns sind nur rund ein Viertel der Mitglieder weiblich. Woran liegt das? Das ist die alte Frage, die wir uns bei vielen Gelegenheiten stellen. Und sie ist schwer zu beantworten, denn wir können ja nur die Leute fragen, die da sind, und nicht die, die sich scheuen, einzutreten. Auch im Willy-Brandt-Haus macht man sich Gedanken über Fokusgruppen und Außenkommunikation. Habt ihr eine Idee, woran das liegen könnte, fällt euch etwas bei den Jusos München auf, was euch (egal ob männlich oder weiblich) stört, oder wollt ihr uns generell etwas zu unseren Themen oder Aktionen mitteilen? Ihr könnt euch jederzeit an mich unter pehle@jusos-m.de wenden.

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von Viktoria Ritter

Mit markigen Worten fordert die Burschenschaft Hysteria unter Führung der österreichischen Autorin* Stefanie Sargnagel das vollkommene Matriarchat. Die Forderungen traditioneller Burschenschaften werden bei Hysteria unter ihrem Symbol, einer Hyäne, ins Gegenteil verkehrt: Während Frauen* politische und wirtschaftliche Führungsrollen übernehmen, soll das schwache Geschlecht die Brut in der häuslichen Sphäre hüten. Ein Mitgliedschaft ist für männliche* Bewerber selbstverständlich aufgrund der Tradition nicht vorgesehen, jedoch werden diese gern als Tanzbegleitung auf Bällen geduldet. Die Burschenschaft Hysteria wurde nach eigenen Angaben 1810 als Geheimloge von Kaiserin Leopoldine gegründet. Seitdem bietet die Burschenschaft ihren Mitgliedern lebenslange Freundinnenschaften und starke ideelle Werte. Und weil das Private auch politisch ist verlangt Hysteria von ihren Mitgliedern vollkommene Hingabe, z.B. die Angleichung der Zyklen ihrer Mitglieder und in Folge dessen die Angleichung aller Zyklen weltweit. Aber sie wollen nicht nur Vorteile für ihre Mitglieder schaffen, sie sorgen sich auch um die Gesellschaft. Männer* müssen vor der für sie ungewohnten Sphäre des

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Öffentlichen geschützt werden: Einschränkungen des Wahlrechts für Männer* auf Bezirksebene und Schleierzwang für Männer* in der Öffentlichkeit sollen dabei helfen. Männer* sind von Natur aus das emotionalere und somit schwächere Geschlecht. Das Geschlechterungleichgewicht diverser Amokläufe und Attentate hat gezeigt, dass es nicht von Vorteil ist, wenn Männer* ihre häusliche Umgebung verlassen. Als Hort der Familie hat der Mann* außerdem eine Gewisse Verantwortung der Gesellschaft gegenüber und sollte somit geschützt werden. Daher ist es nur logisch, dass er alles unterlässt, was der Qualität seiner Spermien schadet: Ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol, heiße Bäder, enge Hosen, Radfahren und so weiter. Besonders Sport darf der Mann* nur in Maßen ausüben! Außerdem muss der Schutz des Mannes* höchste Priorität haben: Hoden- und Rückenschutz ist nur die erste Voraussetzung für die Sicherheit des männlichen* Körpers. Nur unter der Obhut der Frau* kann sich ein Mann* wirklich sicher fühlen. Nur Frauen* in Führungspositionen schaffen Stabilität und Ordnung in der Gesellschaft. Sie

Bildquelle: Facebook der Burschenschaft Hysteria, vom 6. Juli 2016

Erleuchtete Hyäne! Verband Goldenes Matriarchat!


sind aufgrund der Biologie eine starke Stütze der Gesellschaft. Um diese besser kontrollieren zu können fordert die Burschenschaft Hysteria eine Prämie von 50.000 Euro für das Ableisten einer Geburt und kostengünstige Abtreibungen bis maximal 20 Euro in Privatordinationen (ab dem dritten Abort ist jede weitere kostenlos). Kommt es zu heterosexuellem Geschlechtsverkehr, bei dem die Frau* nicht zum Orgasmus kommt, kann dies gerichtlich als sexuelle Nötigung verfolgt werden. Im äußersten Fall wird das Vergehen mit der Amputation eines Hodens bestraft. Ob man Burschenschaft Hysteria als linksradikale Satire oder Kunstprojekt sieht sei dahingestellt. Stefanie Sargnagel sieht Hysteria keinesfalls als Satire und ihre Mitglieder fallen niemals aus der Rolle. Ohne Zweifel betreibt die Burschenschaft politischen Aktivismus, so wurde von ihnen der Saalschutz des Theaterstückes „Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene“ der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek im Wiener Rathaus übernommen. Außerdem blockieren sie Aufmärsche von konservativen Burschenschaften und unterstützt die Proteste gegen den rechtsextremen Akademikerball (ehemaliger Ball des Wiener Kooperationsring). Durch ihre verdreht konservativen Forderungen zeigen sie die Absurdität patriarchaler Ideen auf. Nicht zuletzt ist Hysteria ein feministischer Schutzraum. Der provokante Auftritt der Burschenschaft lässt auch rechte Gruppierungen nicht kalt. So ist die Burschenschaft Hansea zu Wien in den Social Media-Krieg mit einem Bild der Hysteria unter welchem der Text „Besucherinnen vom Planeten der Unbeschlafenen“ und dem Hashtag #linkeweiberausknocken stand, eingetreten. Dieser Hashtag wurde bereits bei Drohungen gegen Stefanie Sargnagel und Natascha Strobl von der „Offensive gegen Rechts“ verwendet. Unter dem Hashtag wurden Sticker verteilt, welche zu körperlicher Gewalt gegenüber politisch linken Frauen aufrufen, u.a. inklusive einem Foto von Natascha Strobl. Außerdem wurde bei ihr ein Fenster eingeschossen, vermutlich mit einem Luftdruckgewehr/einer Gaspistole. Auch bei der LGBTQIA*-Community ist das Projekt umstritten. Menschen, die sich nicht als cis-weiblich beschreiben, werden durch die Forderungen der Hysteria ausgeschlossen. Es ist fragwürdig, ob das der Sinn eines feministischen Projekts ist.

Die oben genannten Vorfälle und die mediale Aufmerksamkeit für die Burschenschaft Hysteria zeigen, wie viel Macht feministische Projekte besitzen können. Nachahmungstäterinnen* gesucht! Laut eigenen Angaben werden fortlaufend Logen im österreichischen Ausland gegründet: Deutschland, Großbritannien und Saudi-Arabien sind dabei die Vorreiterstaaten. Bei einem Interview mit Stefanie Sargnagel während ihrer Lesung in München konnte ich herausfinden, dass es München bisher noch keine Loge gibt. Ihr wisst also was zu tun ist, liebe Feministinnen*!

Zitate von Stefanie Sargnagel 27. Oktober 2013 Das mit dem Trinken wäre eigentlich kein Problem, wenn nüchtern sein hald leiwand wär. 31. Oktober 2013 Das Radikalste, was man heutzutage machen kann im legalen Bereich, ist einfach mal 15 Kilo zuzunehmen 27. Januar 2014 Ich habe grad aus Versehen einen Nasenrammel in den Mund gesteckt, schmeckt wie Kindheit. 2. Februar 2014 Seit der Buchsache sind mir die Menschen viel wohlgesonnener, ohne Scheiß. Die Leute in den Diskos und Spelunken schauen nicht mehr so: „OH GOTT WAS IST DENN DAS FÜR EINE BSOFFENE PSYCHOPATHIN“, sondern mehr so: „AH COOL DIE BSOFFENE PSYCHOPATHIN DIE EIN BUCH DRÜBER GMACHT HAT DASS SIE EINE BSOFFENE PSYCHOPATHIN IS.“ 14. September 2015 Ich hab vo lauter Aktivismus schon Dreadlocks. (Weil ich aufs frsieren vergess.) Quelle: Stefanie Sargnagel, In der Zukunft sind wir alle tot, mikrotext, Berlin 2016

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Verband

Der junge Marx - Filmkritik eine Filmkritik von Louisa Pehle

Früher – so geht das Gerücht – wurden neue Leute bei den Jusos gleich auf ihre marxistischen Kenntnisse geprüft. Angeblich soll es schon mal vorgekommen sein, dass ein Neumitglied von einem Altmitglied auf der Wiesn gefragt wurde, ob es denn überhaupt in der Lage sei, die Mehrwerttheorie zu erklären. Die Zeiten sind vorbei. Doch auch heute sind Marx-Kenntnisse bei den Jusos immer noch mehr als ein nice-to-have, und jede jungsozialistische Nase sollte mal in eines der Standardwerke gesteckt worden sein. Unser Arbeitskreis Theorie eignet sich dafür zum Beispiel hervorragend und bietet regelmäßige Diskussionen anhand von verschiedenen Texten an. Als bekannt wurde, dass Anfang März der Film „Der junge Karl Marx“ in die Kinos kommt, war uns klar, dass wir ihn zusammen anschauen wollen. Die Organisation hat der Regionalverband Nord übernommen. Am 07. März haben wir uns im Foyer der Kinos an der Münchner Freiheit getroffen, wo der junge Paul W. von einer anderen Kinobesucherin gleich auf seine optische Ähnlichkeit mit Karl hingewiesen wurde.

ganz besonders plastisch, die auch im Kinosaal zu großer Heiterkeit führte: Marx und Engels, sturzbetrunken, wanken durch die dunklen Straßen nach Hause, Marx übergibt sich am Straßenrand und kommt dabei auf einen seiner berühmtesten Sätze („Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert...“), den er dem anscheinend etwas trinkfesteren Engels dann auch gleich zusäuselt.

Und was waren jetzt so die Reaktionen nach dem Film? Im Großen und Ganzen: Ein Film für einen netten Kinoabend, aber eher weniger für eine Grundsatzdiskussion. Schon ganz gut, aber ein bisschen platt. Eigentlich eher ein Film über die Männerfreundschaft von Marx und Engels als ein politischer Film. Christopher Wimmer, der eine lesenswerte Rezension für die „Jungle World“ geschrieben hat, nennt den Film „so platt, dass man fast schmunzeln möchte“ und meint, dass er „besser ins ZDF-Vorabendprogramm passt als auf die Kinoleinwand“. Damit hat er sicher recht. Immerhin muss man dem Film aber auch zugestehen, dass er sich ja an das normale Kinopublikum wendet und eben nicht nur an das der politischen Programmkinos. Lustigerweise schildert Christopher Wimmer in seinem Text eine Szene

Johanna Uekermann war „Filmpatin“ für die Kinopremiere in Berlin und geht in ihrem Statement auf die oft gestellte Frage ein, ob Marx heute denn überhaupt noch aktuell sei. „Ja, natürlich ist Marx aktuell.“ Denn Marx sage, dass die bestehenden Verhältnisse von Menschen gemacht sind, und deswegen von Menschen verändert werden könnten. Sie hat recht. Und deswegen muss man nicht immer gleich ängstlich zusammenzucken, wenn der Name Marx fällt (wie es die Junge Union gerne macht), oder Kommunismus als bösen Teufel an die Wand malen (z.B. jedes Mal, wenn es um linke Mehrheiten geht, wie es ein CSU-Generalsekretär gerne macht). Sondern politische Verhältnisse nicht als gegeben hinnehmen – denn es kommt darauf an, sie zu verändern.

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Hinter jedem Satz stehen müssen von Carmen Wegge über Poetry Slams

Ich bin Poetry Slammerin. Das bedeutet, dass ich mit meinen selbstgeschriebenen Texten auf Bühnen stehe und mich von der Gunst des Publikums abhängig mache. Gewinnen kann nur Eine*r. Auf einer Slambühne ist jede Textart erlaubt und zu hören. Rap-Texte, Gedichte, Geschichten oder Spoken Word. Inhaltlich verhält es sich gleich. Die Slam-Szene lehnt jedwede Zensur ab. Texte müssen vor einem Auftritt nicht vorgelegt werden. Das ist wichtig und Ausdruck unserer Prämisse, dass die Slam-Bühne eine offene Bühne für jeden ist. Es gibt viele Poet*innen, die politische Texte auf der Bühne machen. Dazu gehöre ich auch. Vor allem die Gleichstellung und den Mut zur Veränderung habe ich in meinen neuesten Texten thematisiert. Die Kunst beim Texte schreiben und vortragen besteht vor allem darin, politische Themen kunstvoll zu verpacken. Das Slam-Publikum will keine moralische Keule, keinen erhobenen Zeigefinger und bei mehr als zwei trocken zitierten Fakten in einem Text fangen die Leute an zu gähnen. Wichtig ist vielmehr eine Geschichte zu erzählen, Emotionen über die Identifikation mit den beschriebenen Personen oder einem selbst zu erzeugen und es zu schaffen, dass das Publikum am Ende des Textes die Erkenntnis, die man vermitteln möchte, selbst trifft. Bäm! Hört sich nicht einfach an? Ist auch nicht einfach. Demgegenüber musste ich feststellen, dass auch das politische Reden halten nicht einfach ist. Hier kann man sich nicht hinter dem lyrischen-Ich verstecken, verpackt Aussagen in keine raffiniertsprachlichen Ausdrücke, sondern muss diese klar benennen und formulieren, es geht um Argumentation und Logik. Jeder Satz und jedes Wort zählt und kann dir damit auch zum Verhängnis werden. Einmal etwas falsches gesagt

und schon hat man sich als Unwissende geoutet und sich selbst diskreditiert. Mit Performance kann man hier nicht überzeugen, es versteckt sich sowieso jeder hinter dem Redner*innenpult. Beide Szenen könnten sich meiner Meinung nach ein bisschen voneinander abschauen. Politiker*innen haben oft das Problem Menschen zu erreichen und Emotionen zu transportieren. Slammer*innen haben oft nicht die Möglichkeit Dinge, die Ihnen wichtig sind, klar zu formulieren. Dieses Spannungsverhältnis zwischen den verschiedenen Ansprüchen und Vortragsarten hat mich so sehr beschäftigt, dass es am 12. Juni 2017 im Heppel&Ettlich einen Polit-Slam unter dem Motto: „Ich habe was zu sagen!“ geben wird. Neben Profi-Slammer*innen sollen hier auch Politiker*innen antreten. Das besondere daran ist, dass letztere nicht ihre alltäglichen Reden schwingen werden, sondern dass auch sie Geschichten erzählen und etwas von sich preisgeben müssen. Anders nimmt man ein Publikum wohl nicht für sich ein. Es gibt keine Barriere zwischen ihnen und dem Publikum – außer man liest von einem Blatt ab. Die Slammer*innen haben hingegen die Möglichkeit endlich mal konkreter zu werden. Uns können sie damit nicht abschrecken, sondern eher begeistern. Damit aber gleiche Bedingungen herrschen und jeder die Chance haben kann zu gewinnen, wird es am …... einen Poetry Slam Workshop geben, an dem 12 Interessierte teilnehmen können. Ich selbst bin auf jeden Fall schon total gespannt und glaube, dass wir viel Spaß daran haben werden, unsere Positionen und Werte in dieser Veranstaltung zu verpoetisieren und zu performen.

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Gastbeitrag: Verband

Warum „Online“ so wichtig für die Juso-Arbeit ist von Thomas (Peußer), Vorsitzender Jusos Düsseldorf

Wenn ich mich an meine Anfangszeit in der SPD zurückerinnere, dann habe ich noch deutlich in Erinnerung, wie mühselig es sich damals anfühlte in die Partei hineinzufinden. Die Altersstruktur im Ortsverein schreckte mich anfangs eher ab und sorgte dafür, dass ich nach ein paar Monaten mal bei den Jusos Düsseldorf anfragte. Es dauerte wieder ein paar Monate bis ich schließlich zu einer Versammlung eingeladen wurde und Fuß fassen konnte. Damals nahm ich mir fest vor, es allen die nach mir kommen sollten einfacher zu machen. Da ich selbstständig im Bereich Online-Marketing arbeite, nahm ich als erstes die veraltete Website vor und überarbeitete diese von Grund auf. Ich modernisierte das Design für alle Endgeräte, vereinfachte die Nutzerführung und ergänzte wichtige und aktuelle Informationen. Die typischen W-Fragen sollten beim Besuch der Website möglichst schnell beantwortet werden. Neben einem mit dem Smartphone-Kalender synchronisierten Website-Kalender, führte ich beispielsweise auch ein Feld ein, wo man nur seine E-Mail-Adresse hinterlassen muss und anschließend sofort von unserer Mitgliedsbeauftragten kontaktiert wird.

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Mit diesen und weiteren Anpassungen sollte die Hürde bei uns vorbeizuschauen möglichst niedrig gehalten werden. Eine gute Website allein reicht allerdings nicht. Richtig Arbeit ist es dann attraktive Inhalte zu produzieren. Das kann man alleine schwer schaffen, weshalb es sich anbietet ein kleines Content-Team zu gründen und einen Content-Plan zu erstellen. Wenn man bei Website auf ein modernes Content-Management-System (z.B. Wordpress) setzt, dann kann man Beiträge auch dort schon prima als Entwürfe vorab planen. Dabei gilt hinsichtlich Attraktivität und Aufwand: Videos > Bilder > Texte. Je mehr man schafft, desto besser. Um nun auf die eigene Website und die dortigen Inhalte effektiv aufmerksam zu machen, bieten sich viele verschiedene Kanäle an. Zu den MustHaves zählen definitiv E-Mail und Social Media. Sammelt E-Mail-Adressen von Jusos, Interessierten und Pressevertretern, wo Ihr nur könnt und macht regelmäßig auf vergangene und kommende Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam. Letzteres gilt natürlich auch für Social Media.


Wenn ihr nicht die Kapazitäten für Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat & Co. habt, solltet ihr den Fokus auf Facebook legen, da ihr hier immer noch die größte Reichweite für Eure Themen erzielten könnt. Auch Gruppen und Veranstaltungen sind ein mächtiges Werkzeug, um Jusos und Interessierte auf dem Laufenden zu halten und zu aktivieren. Mit kreativen Sharepics, etwa zu Trump oder Martin, haben wir auf Facebook teilweise mehrere zehntausend Menschen erreicht und die Zahl unserer Fans nochmal merklich steigern können. Doch was noch viel wichtiger ist: Die Zahl der aktiven Jusos hat sich insbesondere auch dadurch, dass wir online lautstark auf uns und unsere Arbeit aufmerksam machen, innerhalb eines Jahres vervielfacht.

Im Februar wurden wir dafür bei der Jugendkonferenz im Berliner Willy-Brandt-Haus für all das mit dem Innovationspreis „online“ ausgezeichnet, worauf wir selbst verständlich stolz wie Bolle sind! Aber genug rumgestrunzt – wenn Ihr Fragen habt oder Tipps braucht meldet Euch gerne unter: info@jusosddorf.de. Gerne auch, wenn Ihr das Martin Motiv als Sticker haben möchtet ;) Mit solidarischen Grüßen Thomas (Peußer) Vorsitzender Jusos Düsseldorf

Warum „Print“ auch noch wichtig ist von Timothy Hall, dem Redakteur dieser Zeitung

Bei aller Euphorie über die neuen Medien sollten wir nicht vergessen, dass der Print noch immer seinen Wert hat. Wir machen uns den Aufwand der Erstellung einer Mitgliederzeitschrift nicht umsonst. Klar kann unsere schöne LiD nicht mithalten mit der Reichweite und Aktualität eines gut platzierten Facebookposts. Aber das macht auch nichts, denn Print hat andere Vorteile. Denn, anders als oft behauptet, vergisst das Internet enorm schnell. Stories haben einen kurzen Nachrichtenzyklus, fehlerhafte Blogposts sind binnen Sekunden repariert. Das Internet lädt zu Kurzsichtigkeit und Schlampigkeit ein. Eine ganz andere Herausforderung ist es Berichte,

Kommentare und Forderungen in einen Umschlag zu pressen. Dazu braucht es Qualitätskontrollen und Redaktion. So können wir unseren Mitgliedern einen tieferen Einblick in unsere Verbandsarbeit geben und auch für kommende Generationen von Jusos unsere Geschichte aufzeichnen. So stellen wir sicher, dass unsere Arbeit nicht irgendwo in den Abgründen einen Facebookfeeds verschwindet. Wenn Du auch mitarbeiten willst, dann kontaktiere uns für die nächste Ausgabe unter lid@ jusos-m.de. Achtung Geheimtipp: Die LiD ist auch digital erhältlich.

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Verband Alphabetisches Abkürzungsverzeichnis (*findet im Artikel auf Seite 22 Erwähnung) AG (Arbeitsgemeinschaft)* 60plus (Arbeitsgemeinschaft für über 60-jährige)* AGS (Arbeitsgemeinschaft Selbstständige)* AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer*innenfragen)* AfB (Arbeitsgemeinschaft für Bildung) AG Migration und Vielfalt* AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen)* ASG (Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokrat*innen im Gesundheitswesen) AsJ (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Jurist*innen) Jusos (Jungsozialist*innen in der SPD)* Selbst Aktiv (Arbeitsgemeinschaft Menschen mit Behinderung in der SPD) SPDqueer (Arbeitsgemeinschaft der SPD für Akzeptanz und Gleichstellung)* AK (Arbeitskreis) AKC (Arbeitskreis Christ*innen) AK Antifa (Arbeitskreis Antifaschismus) AK Internat (Arbeitskreis Internationales) AKJS (Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokrat*innen) AKMS (Arbeitskreis muslimischer Sozialdemokrat*innen) AK Komm (Arbeitskreis Kommunalpolitik) AK WiSo-Pol (Arbeitskreis Wirtschafts- und Sozialpolitik) AvS (Arbeitskreis ehemals verfolgter Sozialdemokrati*innen) ÄA (Änderungsantrag) BA (Bezirksausschuss) BeKo (Bezirkskonferenz)* BeVo (Bezirksvorstand)* BGF (Bundesgeschäftsführer*in) BKT (Bundeskoordinierungstreffen der Hochschulgruppen) BPT (Bundesparteitag)* BuKo (Bundeskongress)* BuVo (Bundesvorstand)* BWK (Bundeswahlkreis)*

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GeVo (Gesamtvorstand)* GF (Geschäftsführer*in) GO (Geschäftsordnung) HSG (Hochschulgruppe) Ini (Initiativantrag) IUSY (International Union of Socialist Youth)* JHV (Jahreshauptversammlung)* JSAG (Juso Schülerinnen und Auszubildenden Gruppe) KV (Kreisverband) LaKo (Landeskonferenz)* LaVo (Landesvorstand)* LKT (Landeskoordinierungstreffen der Hochschulgruppen) LPT (Landesparteitag)* LSK (Landesstimmkreis)* LVV (Landesvertreterversammlung) MdB (Mitglied des Bundestags)* MdEP (Mitglied des Europäischen Parlaments)* MdL (Mitglied des Landtags)* MPZK (Mandatsprüfungsund Zählkommission) MV (Mitgliederversammlung) OB (Oberbürgermeister*in)* OrgStat (Organisationsstatut)* OV (Ortsverein)* PG (Projektgruppe) PO-Verfahren (Parteiordnungsverfahren) RPJ (Ring Politischer Jugend) RV (Regionalverband)* SchO (Schiedsordnung)* SI (Sozialistische Internationale)* SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)* SPE (Sozialdemokratische Partei Europas)* StR (Stadträt*in)* S&D (Socialists and Democrats)* UB (Unterbezirk)* UBK (Unterbezirkskonferenz)* WBC (Willy-Brand-Center Jerusalem) WBH (Willy-Brandt-Haus)* WO (Wahlordnung)* YES (Young European Socialists)*


Deine Anprechpartner*innen bei den Jusos München:

Lena Sterzer Vorsitzende der Jusos München sterzer@jusos-m.de

Milos Vujovic Stv. Vorsitzender und Beisitzer für politische Bildung vujovic@jusos-m.de

Timothy Hall Beisitzer für Publikationen hall@jusos-m.de

Philip Fickel Geschäftsführer fickel@jusos-m.de

Ana Scheunemann Frauenbeauftragte stcheunemann@jusos-m.de

Carmen Wegge Beisitzerin für Onlinekommunikation wegge@jusos-m.de

Mark Sagi Beisitzer für Öffentlichkeitsarbeit sagi@jusos-m.de

Louisa Pehle Beisitzerin für Mitgliederbetreuung pehle@jusos-m.de

Das Münchner Stadtgebiet ist in vier Regionalverbände (RV), entsprechend den Bundestagswahlkreisen unterteilt. Für jeden RV gibt es eine/n AnsprechpartnerIn für dich im Vorstand:

N

Frederick Knape Beisitzer für Onlinekommunikation knape@jusos-m.de

O

S

Marcel Paradies Regionalverband Süd paradies@jusos-m.de

Lena Odell Beisitzerin Regionalverband Ost odell@jusos-m.de

W

Christian Köning Regionalverband West koening@jusos-m.de

Kooptiert zur Unterstützung im Vorstand: Max Ganz (VertreterInnen der Juso Hochschulgruppen München), Stefanie Krammer (Vorsitzende der Jusos Bayern), Anno Dietz (Stellv. Vorsitzender der Jusos Bayern), Julia Rothmayer (Stellv. Vorsitzende der Jusos Bayern), Till Heckelbacher (Stellv. Vorsitzender der Jusos Oberbayern)

31 München / Tel. +49 (0)89 260

ranger 38 / 4.Stock, 803 Büro der Jusos München / Obe

230 90 / buero@jusos-m.de



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