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Einführung

Kulturelle Bildung Nach mehr als einem Jahr im Ausnahmezustand hat sich das gesellschaftliche und kulturelle Leben transformiert. Auch im Kontext Kultureller Bildung zeigt sich der Wandel: Nicht nur in flexiblen digitalen und hybriden Formaten und dem Einsatz neuer Methoden, sondern auch im veränderten Alltag der AkteurInnen.

Angebote und Projekte Kultureller Bildung haben reagiert, um auch im Krisenmodus Zugang und Teilhabe zu ermöglichen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit ungünstigen Bildungsvoraussetzungen – so suggeriert es auf jeden Fall die Trefferquote, gibt man in einschlägigen Suchmaschinen die Begriffe „Kulturelle Bildung“ und „Corona“ ein – sollen durch Angebote der außerschulischen Kulturellen Bildung gerade in Krisenzeiten Anschluss finden oder behalten. Damit verbunden gerät die Frage in den Fokus, wie diese Angebote zukünftig gestaltet werden müssen, damit sie überhaupt allen zur Verfügung stehen und von allen genutzt werden können.

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Somit gilt es, die bestehenden institutionellen und gesellschaftlichen Blockierungen und Barrieren, die Zugänglichkeit und Teilhabe begrenzen, zu analysieren und sichtbar zu machen. Damit lassen sich im Weiteren auch die Faktoren benennen, die es braucht, um Angebote Kultureller Bildung für alle zu ermöglichen.

Aber, die Angebote und Projekte Kultureller Bildung können auch selber agieren. Sie haben nicht nur das Potential, die individuellen Fähigkeiten der Beteiligten zu erweitern und ihnen den Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen. Sie können auch selber zum Gegenort werden, um die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse und Bedingungen zu reflektieren, zu kritisieren und zu gestalten.

Anknüpfend an die interaktionistische Rollentheorie von Erving Goffman bieten die Angebote Kultureller Bildung auf einer theoretischen Ebene die Option, die gesellschaftlichen Bedingungen zu erfassen und so zu erkennen, inwieweit diese Strukturen das eigene Handeln, die eigene Rolle und die eigene Zukunft beeinflussen. Solche Gegenorte bieten die Potentialität, gegenwärtige bestehende soziale Praxen und Diskurse zu erkennen, zu verstehen und zu hinterfragen. Insbesondere Angebote Kultureller Bildung, deren Methoden u. a. auf Selbst- und Mitbestimmung und auf Kollektivität ausgerichtet sind, können diesen besonderen Erfahrungs- und Reflexionsraum organisieren.

Aus einer solchen Perspektive betrachtet, kann Kulturelle Bildung auf der persönlichen wie auf der gesellschaftlichen Ebene wirksam werden, wenn Angebote und Projekte auf Teilhabe im Sinne von Emanzipation in und von gesellschaftlichen Verhältnissen zielen. Soziokulturelle Zentren können dafür aufgrund ihrer Autonomie und Offenheit ‚gute Orte‘ sein, die es aber auch so zu nutzen und zu gestalten gilt.

Prof. Dr. Anne van Rießen anne.van_riessen@hs-duesseldorf.de

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