

YouToBelong Me
Ein Heft über Community. Mit der Modemarke 032c, Berliner Galerist*innen und kollaborativen Beauty-Looks



Mit dem Beginn der neuen Jahreszeit erwacht nicht nur die Natur zu frischem Leben – es ist auch eine Zeit der Veränderung, der Inspiration und der Gemeinschaft. Die wärmeren Tage laden dazu ein, sich neu zu entdecken, den eigenen Stil zu feiern und sich mit anderen wieder oder erstmals zu verbinden. All dies steht im Mittelpunkt unserer aktuellen Frühlingskampagne YOU BELONG TO ME. Unsere Alsterhaus-Community steht dabei im Mittelpunkt, mit der wir „Belonging“ in allen Facetten, in Zugehörigkeit, Identifikation und Verbundenheit, zelebrieren. Unsere Gemeinsamkeiten verbinden sich im „Wir“ und stärken unsere Vielfalt. Die unterschiedlichsten Menschen, ob Kund*innen oder Freund*innen des Hauses, haben sich vor unsere Kamera gestellt und sind in unserer neuen Kampagne einmal mehr Teil des Alsterhaus geworden. Denn: So einzigartig jede*r Einzelne ist, so sehr sind wir im Miteinander verbunden – im Alsterhaus, einem Ort des Zusammentreffens und der Gemeinschaft.
Für unser Beauty-Editorial haben wir gleich drei renommierte Make-up Artists gebeten, in enger Zusammenarbeit aufregende Looks für die neue Saison zu kreieren. Die Kreativdirektorin Maria Koch des Berliner Modelabels 032c erzählt, wie aus einer lokalen Marke eine globale Community entstanden ist. Und auf Seite 60 finden Sie eine spannende Gesprächsrunde über Netzwerke, Wandel und Gemeinschaft in der Kunst.
Lassen Sie sich inspirieren und feiern Sie mit uns die Schönheit der Zugehörigkeit – herzlich willkommen in einer neuen Saison!
You Belong To Me.
You Belong With Us.
Because Without You There Is No Us.
Ihr Alsterhaus




HERAUSGEBER
Alsterhaus
Jungfernstieg 16–20
20354 Hamburg
Ein Haus der KaDeWe GmbH
Geschäftsanschrift
Katharina-Heinroth-Ufer 1 10787 Berlin
Geschäftsführung:
Timo Weber (Vorsitzender), Florian Frank, Simone Heift
HEAD OF CONTENT & CREATIVE
Janine Ginzel
PUBLISHING LEAD
Anne Hölscher
CONCEPT/CREATIVE DIRECTION
EX EX EX
exexex.berlin
EDITORIAL DIRECTORS
Hans Bussert & Tobias Holz
ART DIRECTOR
Karolina Leczkowski
REDAKTIONSLEITUNG
Kelly Niesen
CREATIVE PRODUCTION
Laura Schowe
DESIGN
Karolina Leczkowski & Alessia Meyer
PRODUCTION ASSISTANT
Nora Rida
LEKTORAT
Constanze Ehrhardt
LITHOGRAFIE & REINZEICHNUNG
Reinhard Hasewend
CONTRIBUTORS
Leana Ardeleanu, Kenny Campbell, Anna Daki, Julian Essink, Patrick Glatthaar, Marvin Glissmann, Theresa Gross, Naomi Gugler, Manuel Haring, Mina Hashemi, Ruby Howes, Tobias Kruse, Tobias Langley-Hunt, Leo Stern, Studio Feix, Studio Lumenice, Studio Reyes & Israela, Louise und Maria Thornfeldt, Manuel Almeida Vergara
DIRECTOR MARKETING COMMUNICATIONS
Janina Schüßler
HEAD OF MARKETING PLANNING & BRAND RELATIONS
Rolando Manto
ANZEIGEN ads@kadewe.de
ANFRAGEN
magazin@kadewe.de
DRUCK Sportflieger
Alsterhaus.de
Facebook: @alsterhaus Instagram: @alsterhausofficial
service@alsterhaus.de +49 40 35 90 12 18
Almada Label
Die moderne Interpretation einer zeitlosen Garderobe von Almada Label, die über Trends hinausgeht, wurde im Jahr 2020 von den zwei Pionierinnen der Influencer-Branche Alexa Dagmar und Linda Juhola gegründet. Entworfen in Helsinki und gefertigt in Italien, Portugal und der inneren Mongolei, vereint ihre Mode Minimalismus, bewussten Luxus und raffinierte Lässigkeit ohne Kompromisse bei der Qualität. Jedes Kleidungsstück wird aus den feinsten Materialien und unter verantwortungsvollen Produktionsbedingungen gefertigt. Das Label setzt sich bewusst für Transparenz, Klarheit und den offenen Austausch von Informationen ein – von der Herkunft der Materialien bis hin zu den Kosten der Produkte.


Simkhai


Gegründet im Jahr 2010 von Designer Jonathan Simkhai, ist sein gleichnamiges Label mit Wurzeln in New York City stark von Kunst und Architektur inspiriert. Simkhai verbindet progressive Techniken mit aufwendig handgearbeiteten Details, um außergewöhnliche Kleidungsstücke zu schaffen. Als Gewinner des renommierten CFDA/Vogue Fashion Fund im Jahr 2015 und durch seine originellen Silhouetten, hochwertige Verarbeitung und zeitlose Eleganz hat sich das Studio längst einen Namen gemacht. Für die Pre-Spring-Kollektion 2025 ließ sich der Designer von einem Besuch im Los Angeles County Museum of Art inspirieren, insbesondere von der Ausstellung „Woven Histories: Textiles and Modern Abstraction“. Die neue Kollektion vereint Kunst und Mode, indem sie innovative Materialien, skulpturale Formen und eine frische Farbpalette einsetzt, um ein Gefühl von Neuanfang und Modernität auszudrücken.
Salomon

Innovative, hochwertige und authentische Bekleidung, Schuhe und Wintersportausrüstung – dafür steht die französische Bergsport-Lifestyle-Marke Salomon. Für die neueste Kampagne dreht sich alles um den XT-Whisper: Der Schuh mit der provokanten Struktur punktet nicht nur mit kontrastreichen Details, einem durchdachten Finish und einem hochwertigen Schaft, sondern auch mit der wellenförmigen Sensifit™-Anwendung und Quicklace™ für festen Halt und sicheres Tragegefühl. Der XT-Whisper ist unisex und würdigt das Trailrunning-Erbe der Marke, angetrieben vom Streben nach Einzigartigkeit und unterstützt durch bewährte Rennsport-Technologien.



Maximaler Seidenglanz
Einfaches und schnelles
Haareglätten mit dem neuen ghd chronos max
Der neueste Coup in Sachen innovatives Hairstyling? Der ghd chronos max mit 85 Prozent größeren Ultra-GlossPlatten1 für schnelleres Glätten sowie ein langanhaltendes, seidiges Ergebnis. Speziell konzipiert für langes, dickes und lockiges Haar – also Strukturen, die besonders viel Zeit und Pflege in Anspruch nehmen –, können mit dem neuen Tool von ghd große Haarpartien in kürzester Zeit und in einem Zug gestylt werden. Zudem sollen die Haare bis zu dreimal glatter2 und 90 Prozent glänzender werden.3 Auch wichtig beim Thema Hairstyling: extreme Hitzeschäden um jeden Preis vermeiden. Dank der eigens von ghd entwickelten HD Motion-Responsive-Technologie wird eine konstante Temperatur von 185 Grad Celsius gewährleistet. Diese ist optimal, um perfekte Styling-Ergebnisse zu erzielen, weniger Frizz entstehen zu lassen4 und die Haarpracht zu schonen. Mit dem ghd chronos max gelingt ab sofort ultraschnelles High-Definition-Styling wie vom Profi für zuhause. Testen Sie den neuen ghd chronos max und alle weiteren Produkte am Counter von ghd im Alsterhaus und erhalten Sie ein kostenloses Hairstyling. •
Auf französische Art


Das Fashion Label LOULOU DE SAISON von Chloé Harrouche steht für mühelosen Pariser Chic
„Es gibt nichts Erfüllenderes für mich, als eine abstrakte Idee oder eine Emotion in etwas Reales und Greifbares zu verwandeln“, sagt Chloé Harrouche, Gründerin und Kreativdirektorin der französischen Marke Loulou de Saison. Zu den schönsten Momenten ihres Jobs gehöre es, wenn sie Kundinnen in ihren Designs sehe. Ihre Vision sei es von Anfang an gewesen, eine weibliche Garderobe zu schaffen, die mit Essentials überzeugt. Klassische Modestücke also, die wirken und dabei einen mühelosen Chic ausstrahlen –eine Ästhetik, die nah an Chloé Harrouches persönlichem Kleidungsstil orientiert ist, mit dem sie sich in der internationalen Fashionszene einen Namen machte. Denn bevor sich die Französin 2019 mit ihrem eigenen Label verwirklichte, war sie als Influencerin unter dem Pseudonym Loulou de Saison bekannt. Gefeiert für ihren begnadeten Geschmack und einen Style, der sich vor allem durch natürliche Lässigkeit, kompromisslosen Komfort und eine größtenteils gedeckte Farbpalette auszeichnet, lancierte sie später ihre eigene Modemarke. „Die Loulou de Saison-Frau bewegt sich mühelos durch verschiedene Räume – sei es eine belebte Stadtstraße, eine Kunstgalerie oder ein stiller Moment zu Hause. Sie ist durchdacht, aber nicht kalkuliert und hat ein feines Gespür für Texturen und edle Materialien“, erklärt die Gründerin. „Wir integrieren viele Codes aus der Herrenmode in unsere Designs, und ich bin immer wieder positiv überrascht, wenn ich Männer in unseren Stücken sehe. Es zeigt, dass wir ein breites Spektrum an Persönlichkeiten ansprechen, und das begeistert mich sehr.“ •
LOULOU DE SAISON
LOULOU DE SAISON Chloé Harrouche
BEST DRESSED GUEST
Sie wollen dieses Jahr auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen? Kein Problem – wir hätten da ein paar Vorschläge für Outfits und Gastgeschenke. Mit dem Start des Frühlings wird auch immer eine neue Hochzeitssaison eingeläutet. Und mit ihr die Fragen: Was zieht man als Gast an? Welches Outfit passt zu welcher Location? Und welches Geschenk eignet sich eigentlich? Wir haben da einige Ideen für fünf verschiedene Wedding-Szenarien – von der Strandhochzeit in Italien bis hin zur Trauung in den Bergen. Jetzt müssen auch Sie nur noch Ja sagen.



Sommer, Sonne, STRANDHOCHZEIT – da darf es gerne etwas lockerer zugehen. Pieces wie luftige Kleider, lässige Hemden und sogar edle Shorts sind absolut erlaubt, dazu eine coole Sonnenbrille. Das Gastgeschenk darf die gelassene Atmosphäre widerspiegeln.




Backgammon JONATHAN ADLER € 510
Sonnenbrille TOM FORD € 350
Kleid ACNE STUDIOS € 520
Hemd DRIES VAN NOTEN € 595
Shorts DRIES VAN NOTEN € 445
Rouge DIOR € 54

Eine FREIE TRAUUNG IN DEN BERGEN bedeutet nicht gleich einen rustikalen Dresscode. Lange, fließende Kleider wirken besonders elegant, dazu eine Statement Bag und flache Schuhe. Für ihn: ein perfekt geschnittener Anzug in dunklen Farben. Die besten Gastgeschenke kombinieren Funktion und Stil.






Ballet Flats AEYDE € 285
Kleid RICK OWENS € 650
Eau de Parfum GUERLAIN € 470
Jackett ACNE STUDIOS € 1.050
Hose ACNE STUDIOS € 550 Duftkerzen-Set ASSOULINE €


Blazer ACNE STUDIOS € 850
Kerzen STOFF NAGEL € 16

Hose ACNE STUDIOS € 470
Kerzenständer STOFF NAGEL € 54


Eau de Parfum LOEWE € 275
Zweiteiler eignen sich hervorragend für eine STANDESAMTLICHE TRAUUNG. Setzen Sie auf dezente Farben – im Mittelpunkt steht hier lediglich das baldige Ehepaar. Zu diesem Anlass bieten sich hochwertige Gastgeschenke aus dem Bereich Home & Living an.

Clutch JACQUEMUS € 950
Slingbacks AEYDE € 295




VIVA LAS VEGAS! Das Hochzeitspaar will durchbrennen und Sie sind als Trauzeug*in mit dabei? In der Stadt der Sünde ist alles erlaubt: Tragen Sie das extravagante Designerkleid, die funky Schuhe, das Top der Luxusmarke. Wenn nicht hier, wo dann?





Mules TOTEME € 540
Handtasche ACNE STUDIOS € 890
Poloshirt CASABLANCA € 490
Kleid SIMKHAI € 635
Eau de Parfum CHRISTIAN DIOR € 400

Pumps BURBERRY € 690
Jackett TIGER OF SWEDEN € 349

Aschenbecher JONATHAN ADLER € 75

Hose TIGER OF SWEDEN € 149

Schuhe SANTONI € 890

Eine HOCHZEIT IN SÜDFRANKREICH, da liegt die Romantik bereits in der Luft! Verspielte Kleider mit Statement-Accessoires passen hier besonders gut. Für Männer empfehlen wir einen schicken Anzug und als Präsent ein schönes Designobjekt.
Handtasche JACQUEMUS € 890
Kleid ROTATE € 320




Das Gefühl von Zugehörigkeit, Identifikation, Verbundenheit miteinander – all das steckt in „Belonging“. Mit unserer neuen Frühjahr/Sommer-Kampagne zelebrieren wir dieses Gefühl auf ganz unterschiedliche Weisen. Im Mittelpunkt steht unsere Alsterhaus-Community, eine große, einzigartige Gemeinschaft. Denn wir glauben an das „Wir“ das verbindet und zugleich die Vielfalt stärkt. Gleichzeitig widmen wir den Pieces Aufmerksamkeit, die bei ihren Träger*innen Identität schaffen. Die Lieblingsteile, die einfach zu ihnen gehören – wie das Kleid, das sitzt wie eine zweite Haut. Der Mantel, der den eigenen Stil perfekt unterstreicht. Oder die Kette, die einen bestimmten Aspekt der Persönlichkeit zum Strahlen bringt. In unseren Bereichen Fashion, Beauty, Design und Food gibt es unzählige „You Belong to Me“Pieces, denn unser Haus ist so vielfältig wie seine Community.
Fotos LOUISE & MARIA THORNFELDT Art Direction MINA HASHEMI
Styling THERESA GROSS
Hair RUBY HOWES
Make-up PATRICK GLATTHAAR Set Design REBECCA ILSE Produktion SERVICED UNITED Digital Operator PETE DUVIGNEAU
Fotoassistenz ED AKED CHAEMUS MACMILLAN FELIX GUNDLACH Stylingassistenz CHARLOTTE BANDEL Hairassistenz LEO STERN Make-up-Assistenz DENISE PAPP
Models ADIT @STORM ELFIE @KMA LAURA @BOUNDARY NOAH @RUN Casting AFFA OSMAN
YouToBelong Me



Pullover STONE ISLAND € 485




Top BY MALENE BIRGER € 70
Hose BETTTER € 699




Will You Be Mine ?
Fotos JULIAN ESSINK Art Direction MINA HASHEMI
Rock VINCE € 570
Lidschattenpalette BYREDO € 69
Sonnenbrille TOM FORD € 350



Slippers CROCS € 69
Pinsel ERBE € 199
Lederjacke ACNE STUDIOS € 2.200


Eau de Parfum ARMANI BEAUTY € 350



Bra LISE CHARMEL € 133
Conditioner ORIBE € 54




Das ist NOAH KLINK


Mehr über ihn und seine Community ab S. 60
Lederjacke ANINE BING € 600
Hemd JACQUEMUS € 750


Jacke STONE ISLAND € 1.950 Pullover JIL SANDER € 890






Poloshirt STONE ISLAND € 180
Hemd BURBERRY € 240 Lederjacke ACNE STUDIOS € 1.800




Fotos MANUEL HARING Art Direction MINA HASHEMI Styling THERESA GROSS Casting AFFA OSMAN
YouWithBelong Us
Kleid ACNE STUDIOS € 690
Strickjacke ACNE STUDIOS € 320




Jackett ACNE STUDIOS € 1.050


Lederjacke ACNE STUDIOS € 1.950
Sonnenbrille TOM FORD € 350
Pullover TOTEME € 580


Das ist KENNY CAMPBELL Mehr über ihn und seine Community ab S. 48
Top TOTEME € 380
Because Without You








There Is No Us
DER ROTE FADEN
MODE, KULTUR und KOLLEKTIVE IDENTITÄT bei 032c



Im Jahr 2000 veröffentlicht der Journalist Joerg Koch die erste Ausgabe von 032c. Mehr als 40 Hefte später hat sich das kleine Fanzine zu einem international gefeierten Mode- und Kulturmedium gewandelt. Was als die avantgardistische Stimme eines neuen Berliner Lebensgefühls begann, steht heute weltweit für die gelungene Verbindung von zeitgenössischer Kultur, politischer Haltung und Hedonismus. Unter der kreativen Leitung von Maria Koch produziert 032c seit 2014 auch Mode. Spätestens seitdem diese bei der Pariser Fashion Week präsentiert wird, stehen Modelabel und Magazin auf derselben Stufe. Denn Mode von 032c ist immer auch ein Statement: Künstlerische Freiheit, nachhaltige Qualität und identitätsstiftende Momente verbinden sich zu Must-haves für eine neue Generation von Modefans, für die Identifikation mit einer Marke und ihren Werten einfach dazugehört. Höchste Zeit also, die Kreativdirektorin MARIA KOCH und ihr Team in ihrem Atelier zu besuchen.
Im Berliner Westen, wo der Ku‘damm breiter und prachtvoller wird, wo sich Luxusboutiquen an Versicherungen an Anwaltskanzleien reihen; wo der Mittelstreifen schmucklos, nicht mehr für Passanten gedacht ist und sich Touristenströme aufgelöst haben, zeugt die Stadt – befreit vom Kitsch blinkender Reklame – von anderen Zeiten. Hier, in einem geräumigen Atelier in der ersten Etage, arbeitet die Kreativdirektorin hinter dem Berliner Modephänomen 032c. Zwischen Foto- und Videoterminen für dieses Magazin bittet Maria Koch zum Gespräch. Sie sitzt entspannt an einem überdimensionalen roten Arbeitstisch, in einem ansonst minimalistischen Zimmer mit Blick auf den Boulevard.
Bereitet Ihnen ein Tag wie heute Spaß? EIGENTLICH SCHON. WAS KEINEN SPASS MACHT, DA GEHT ES MIR WAHRSCHEINLICH WIE VIELEN MENSCHEN, IST DAS WARTEN. WARTEN, BIS DAS LICHT STIMMT, WARTEN, BIS DIESES ODER JENES SITZT, DAS RAUBT ENERGIE. ABER DIE GRUNDIDEE GEFÄLLT MIR.
Dazu gehört auch, dass Sie das Zentrum der Aufmerksamkeit sind.
WENN ICH DAS VORHER WEISS, IST DAS IN ORDNUNG. ES IST ABER NICHT SO, DASS ICH DAS BESONDERS TOLL FINDE. DAS IST ÄHNLICH, WIE NACH EINER SCHAU AUF DEN LAUFSTEG ZU TRETEN, AUCH DAS TUE ICH NUR, WEIL ES ERWARTET WIRD.
Sie lassen lieber Ihre Arbeit sprechen? JA, WOBEI ICH SCHON AUCH GERN IM ZENTRUM STEHE, ABER ICH EMPFINDE DABEI KEIN GLÜCK. DAS IST EINFACH EIN TEIL MEINES BERUFS.
Eigentlich wollte sie Tierärztin werden, erzählt Koch, dafür war aber der Numerus clausus zu hoch. Da sie schon immer musisch interessiert war, wählte sie eben den Beruf der Designerin. Aber von vorne: Zunächst wächst Maria Koch in einem Akademikerhaushalt in Göttingen auf, besucht ein Internat, zieht nach Berlin, studiert Kunst, dann erst Mode. Der Kunstlehrer und die Eltern, die Mutter Altphilologin, der Vater Soziologe, entschieden ein bisschen mit. Ihr selbst
fehlte der Mut, zu sagen, dass sie sich doch eigentlich für Mode interessiert. Das Verständnis davon, was Mode abseits des Glamourösen bedeutet, dass Mode für sie eine mindestens ebenso starke Bedeutung hat wie Kunst, entwickelte sie später.
Haben Sie heute noch das Gefühl, sich für Ihren Beruf rechtfertigen zu müssen? NEIN, NICHT MEHR. ES GIBT ZUM GLÜCK LITERATUR, ETWA DIE DES PHILOSOPHEN ROLAND BARTHES, DIE MIR GEHOLFEN HAT EINZUORDNEN, WAS MODE BEDEUTET. MODE IST SPRACHE. ICH DRÜCKE MICH DAMIT AUS, ICH STELLE MICH DAR, ICH SAGE ETWAS. SEITDEM ICH DAS VERSTANDEN HABE, BIN ICH IN DIESER HINSICHT ZIEMLICH SELBSTBEWUSST.
Koch arbeitete für Labels wie Jil Sander, Joop! und Marios Schwab, lernte Joerg Koch kennen, den Gründer von 032c und später ihr Ehemann, und stieg in das Unternehmen ein. Um die Jahrtausendwende war es aus einem Fanzine entstanden, das über die Jahre zum Hochglanzmagazin wurde, dann zu einer globalen Medien- und schließlich auch zur Modemarke. 032c – das ist heute ein eigenes Universum für Mode, Kunst, Party. International beachtet und gefeiert. Und aus Berlin. Dabei ist die Hauptstadt, international gesehen, schon länger nicht mehr der Gipfel der Coolness, auch nicht in Modekreisen. Die Stadt steht nicht für Vision. Sie ist ein Mythos. Auf der Suche nach etwas, was nicht mehr ist, kumuliert Generation für Generation ein neues, undefinierbares Vintage. Den Berliner Geist in eine gegenwärtige oder gar zukünftige Kunstform zu gießen – unmöglich. Wobei, stimmt ja nicht, siehe 032c. Die Frage ist aber: Wie geht das? Eine einfache Antwort hat Maria Koch nicht. Sie ist sogar unsicher darüber, ob Berlin sie überhaupt inspiriert. Vielmehr biete die Stadt ihr eine Lebensgrundlage, die sich durch eine Stimmung des „Anti-Establishment“ definiert. Diese Stimmung sei den zu Mauerzeiten nach West-Berlin geflohenen Wehrdienstverweigerern und anderen Outsidern zu verdanken und halte sich bis heute:
ES HAT SICH EINE GESELLSCHAFT GEBILDET, VON DER DIE STADT BIS HEUTE




LEBT. ES GIBT NACH WIE VOR RAUM FÜR FEHLER UND PLATZ FÜRS ANDERSSEIN. NATÜRLICH FINDET MAN KEINE ALTBAUWOHNUNG FÜR 250 EURO MEHR, ABER ES IST NICHT SO LANGE HER, DASS ES DAS NOCH GAB. IN ANDEREN STÄDTEN GAB ES DAS NIE.
Die für Berlin typische Gleichzeitigkeit der Nostalgien ist ein wesentlicher Teil von 032c. Die Marke hat es verstanden, die historischen Impulse der Stadt aufzunehmen und zugleich gegen den Strom zu schwimmen. Ein Spagat, der sich auch in den Biografien der beiden subkultur-affinen Kochs begründet: Bereits während ihrer Internatszeit entdeckte Maria Koch die Graffitiszene für sich, später kam Techno hinzu, bei ihrem Mann war es der Punk.
DIE HEUTIGE JUGEND HAT DIESE FORM DER SZENEN NICHT MEHR. WOBEI ES BESTIMMT NEUE SZENEN GIBT, DIE ICH NICHT VERSTEHE. JOERG UND ICH WAREN IN UNSEREN JEWEILIGEN BEREICHEN ULTRAS: ICH BIN DAMALS MIT DEM ZUG VON GÖTTINGEN NACH BERLIN GEFAHREN, WEIL ICH EIN BESTIMMTES PAAR 80ERJAHRE-SECONHAND-TURNSCHUHE HABEN WOLLTE.
Was ist heute anders?
HEUTE WÜRDE MAN DIE SCHUHE WOHL ONLINE BESTELLEN. MAN MUSS KEINEN GROSSEN AUFWAND MEHR BETREIBEN, UM IRGENDWO DAZUZUGEHÖREN ODER ETWAS ZU ERREICHEN. DADURCH ENTWERTET SICH VIELES, DAS ALLGEMEINE TEMPO WIRD IMMER SCHNELLER UND ES VERLIERT SEINEN REIZ, SICH FÜR ETWAS WIRKLICH MÜHE ZU GEBEN. VIELLEICHT SUCHEN DIE KIDS DIESE REALNESS HEUTE IN ANDEREN PARAMETERN, ÜBER SOCIAL-MEDIATRENDS ZUM BEISPIEL –ICH WEISS ES NICHT. MIR SCHEINT ABER, DASS UNS GEWISSE VORSCHLÄGE, DIE WIR LIEFERN, GEGLAUBT


WERDEN, AUCH WEIL WIR
UNSERE BRAND NICHT AM REISSBRETT ENTWICKELT HABEN.
Im Gegenteil: Dass es heute eine Modemarke 032c gibt, ist auch den treuen Fans des Magazins zu verdanken. Jungen Leser*innen gefiel das auffällige Logo und sie bastelten sich daraus ihre eigenen Fanartikel. DIY statt Copyright. Koch griff das auf und ersetzte spätestens 2014 die Bastelarbeit der Kids. Zunächst produzierte sie nur T-Shirts, Caps und bedruckte Socken und traf mit diesem „Merch“ den Nerv der Zeit. Zehn Jahre später entstand daraus eine vollwertige Modelinie, die seit letztem Jahr auch in Paris gezeigt wird. Vor Fachpublikum und einer prominent bestückten Front Row zeigt Maria ihre Kollektionen, für die sie unterschiedlichste kulturelle Strömungen aufgreift, jeweils ins Jetzt transformiert, und mit denen sie offensichtlich ein Bedürfnis stillt.
Mode kann sowohl für Abgrenzung als auch Zugehörigkeit sorgen. Schafft Mode Communities?
MODE IST IDENTITÄTSSTIFTEND, AUF JEDEN FALL! DESHALB KANN MAN ÜBER COMMUNITY SPRECHEN, JA. AUCH 032C HAT NICHT EINFACH NUR KUNDEN ODER FANS, SONDERN TATSÄCHLICH EINE COMMUNITY. DAZU ZÄHLT ABER NICHT UNBEDINGT DERJENIGE, DER EINFACH EINEN PULLOVER KAUFT, SONDERN EHER, WER DAS GANZE 032CSPEKTRUM BEGLEITET.
Was ist das 032c-Spektrum?
DAZU GEHÖREN DAS MAGAZIN, DIE AUSSTELLUNGEN UND DIE PARTYS, DIE WIR ORGANISIEREN – UND AUCH DIE MODE. ES GEHT UM FRAGEN, WIE MAN MIT INHALTEN UMGEHT, BEZIEHUNGSWEISE WELCHE INHALTE AKTUELL RELEVANT SIND. AN DIESER SCHNITTSTELLE FINDET UNSERE COMMUNITY STATT. DAS ZUSAMMENTREFFEN VON GLEICHGESINNTEN IN DIESEM BESTIMMTEN MOMENT.
Die Marke definiert sich also nicht nur über Kleidungsstücke, sondern über ein gesamtheitliches Lebensgefühl, das




Mode als Medium für gesellschaftliche Diskussionen begreift. Dabei spielt auch der Name, der eigentlich nur aus Zeichen besteht, eine Rolle. Denn die Aneinanderreihung der Zeichen ist kein Zufall. Es handelt sich um einen bestimmten Rotton im Pantone-System. Eine mit Bedeutung aufgeladene Farbe, mit der die Kochs Haltung zeigen wollen. Im Rot äußere sich „natürlich“ auch die linke Gesinnung, so Koch. Die Farbe impliziert Emanzipation und Anti-Faschismus, aber auch Angriffslust und Gefahr:
DIE TONALITÄT HAT SICH JOERG DAMALS ÜBERLEGT UND ICH ÜBERSETZE SIE HEUTE IN UNSERE DESIGNSPRACHE.
Dass Kochs Haltung ein intrinsisches Anliegen ist, vermittelt sie glaubhaft. Sie ist keine, die etwas allein um der Aufmerksamkeit Willen sagt oder tut. Im Gegenteil. Bei lauthals geäußertem Aktivismus, insbesondere von Branchenkolleg*innen, wird sie misstrauisch:
WIR TRAGEN UNSERE HALTUNG NICHT PLAKATIV NACH DRAUSSEN, WIR MISSIONIEREN NICHT, WENN WIR ABER DANACH GEFRAGT WERDEN, SAGEN WIR DEUTLICH, WO WIR STEHEN.

Natürlich ist die linke Haltung in Verbindung mit Exklusivität – die Teile von 032 haben ihren Preis – ambivalent. Aber zum Glück ist die Welt nicht schwarz-weiß: Denn die aufwendige Herstellung rechtfertigt den Preis. Koch erklärt das so:
ICH HABE DIESEN FETISCH, DASS DIE QUALITÄT STIMMEN MUSS. UNSERE BAUMWOLLTEILE HABEN ALLE DAS ZERTIFIKAT, DASS SIE NICHT NUR ÖKOLOGISCH, SONDERN AUCH ETHISCHMORALISCH KORREKT GEFERTIGT WERDEN.
Die Verbindung von Mode und intellektueller Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist steht im Zentrum aller Aktivitäten von 032c. Aber während sich der Blick von außen stets auf Trends und ästhetische Experimente richtet, sind Qualität und Ethik das eigentliche Fundament. Mit dieser Haltung positioniert sich 032c als eine Marke, die Mode als kulturelle Sprache versteht – als Medium, das Identität stiftet und zugleich gesellschaft-
liche Verantwortung übernimmt. Zwischen internationaler Anerkennung und lokaler Verwurzelung präsentiert sich 032c als authentischer Ausdruck einer neuen Generation, für die Identifikation mit einer Marke und ihren Werten einfach dazugehört.
Und deshalb kommt man im Jahr 2025 um 032c nicht mehr herum. Was als Magazin begann, ist heute ein ganzes Modeimperium Made in Berlin. Erdacht und gemacht von Maria Koch. Dort oben am Ku’damm.










Fotos ANNA DAKI
Fotoassistenz DENNIS KRAGERS
Models LOO LOO @MAJIN
FATOU @IZAIO JADE @KULT
Make-up LEANA ARDELEANU
KENNY CAMPBELL NAOMI GUGLER
Hair RUBY HOWES
EVOLVING BEAUTY
Wir haben die drei renommierten Berliner Make-up Artists KENNY CAMPBELL, LEANA ARDELEANU und NAOMI GUGLER um eine kreative Challenge gebeten. Das Briefing: Jede*r von ihnen bekommt ein Model und kreiert einen Start-Look. Anschließend wird rotiert und basierend auf dem Make-up des vorherigen Artists ein zweiter und schließlich ein dritter Look geschminkt. Oder auch: Beauty in Evolution. Auf den folgenden Seiten sehen Sie das Ergebnis dieser einzigartigen Synergie und Kraft der Kollaboration.

KENNY CAMPBELL
Foundation „Les Beiges“ CHANEL € 60 Lidschattenpalette „Enchanted Night“ CHANEL € 65

LEANA ARDELEANU
Lidschattenpalette „Purple Echo“ BYREDO € 69
Lippenstift in „16 Scarlet Rouge“ TOM FORD BEAUTY € 63
Gel-Eyeliner „Chromaline“ MAC COSMETICS € 28
Augenbrauenstift „Ultra Definer“ in Schwarz BYREDO € 40
Kajal „Diorshow On Stage“ in „009 White“ DIOR € 33

Lipglass“ MAC COSMETICS € 39
NAOMI GUGLER
Lipgloss „Clear
Concealer „Studio Fix“ MAC COSMETICS € 33
Face and Body Foundation „Studio Radiance“ MAC COSMETICS € 47
Lidschattenpalette „Ombres G Mystic Peacock“ GUERLAIN € 77
NAOMI GUGLER


KENNY CAMPBELL
Lipgloss „Rouge Coco Gloss“ in „726 Icing“ CHANEL € 40

Rouge „Rosy Glow“ DIOR € 43
Lip Pencil in „Nightmoth“ MAC COSMETICS € 26
LEANA ARDELEANU
Primer „Studio Radiance“ MAC COSMETICS € 40
Face & Body Foundation „Dior Backstage“ DIOR € 46
Concealer „Dior Backstage Face & Body Flash Perfector“ DIOR € 32
LEANA ARDELEANU


NAOMI GUGLER
Lippenstift „Almost Lipstick“ in „Black Honey“ CLINIQUE €

KENNY CAMPBELL
Lidschattenpalette „Enchanted Night“ CHANEL € 65

ART & ALLIES
Fotos STUDIO REYES & ISRAELA

Berlin wäre nicht Berlin ohne seine Galerien und das, was sie verbindet: eine lebendige, vielschichtige Kunstszene. Nirgendwo lässt sich die Vielfalt dieser Community besser erleben als beim Gallery Weekend Berlin, das in diesem Jahr vom 2. bis 4. Mai stattfindet. Im Vorfeld kamen fünf prägende Galerist*innen im Schinkelpavillon zusammen, um über den Wandel der Szene, die Kraft der Kollaboration und die Zukunft des Kunstmarkts zu sprechen. MARIEBLANCHE CARLIER , MEHDI CHOUAKRI, BÄRBEL TRAUTWEIN, HANNES SCHMIDT und NOAH KLINK diskutierten, wie das Gallery Weekend Berlin einst aus einer Notwendigkeit entstand und heute eine feste Kalendergröße ist. Doch was bedeutet „Gemeinschaft“ in einer Kunstwelt, die sich ständig verändert? Wie viel Wettbewerb ist gesund, und wann braucht es Allianzen? Moderiert von SEBASTIAN HOFFMANN , wurde eines deutlich: Galerien sind weit mehr als Orte des Handels. Sie sind soziale Räume, in denen Kunst lebt, wächst und geteilt wird.
Hair & Make-up LEO STERN
SEBASTIAN HOFFMANN: Eure Galerien nehmen alle am Gallery Weekend teil. Dieser Veranstaltung liegt ein schöner Gedanke zugrunde. Nämlich: Man tut sich zusammen, schafft einen zentralen Anlass und lädt sein Publikum dazu ein, auch die anderen Galerien zu besuchen.
MARIE-BLANCHE CARLIER: Unter ausländischen Kollegen wird unser Gallery Weekend auch deshalb als besonders angesehen. In Paris hat man versucht, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen, konnte sich aber einfach nicht einigen.
HANNES SCHMIDT: Das kann ich bestätigen. Auch in London nimmt man das Berliner Gallery Weekend aufmerksam wahr und bewertet das sehr positiv.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Mehdi und Marie, ihr seid doch Teilnehmer der ersten Stunde. Wie war das damals?
MARIE-BLANCHE CARLIER: Wir haben 2005 mit dem ersten Gallery Weekend angefangen. Alles junge Galerien, fast keiner von uns hatte schon ein Jubiläum gefeiert. Berlin war unheimlich frei und von einer brutalen Schönheit, das wollten wir teilen. Wir hatten alle besondere Räumlichkeiten und ein radikales Programm, auf das wir stolz waren, so wie auf unsere einzigartige Berliner DNA. Wir wollten Besucher in unseren speziellen Kontext locken, anstatt unsere Künstler*innen im Format einer Messekoje zu präsentieren.
MEHDI CHOUAKRI: Es gab ja kaum einen Kunstmarkt in Berlin, wenn überhaupt gab es in West-Berlin ein paar Sammler. Aber die Vorstellung, dass die nach Mitte kommen, wo die meisten jungen Galerien damals ansässig waren, war einfach weltfremd. Die Frage war: Wie schaffen wir es, auch internationale Sammler nach Berlin zu holen? Es gab dann viele Gespräche, bis die Gründungsgalerien entschieden: Wir eröffnen unsere Ausstellungen zeitgleich an einem Wochenende und veranstalten ein gemeinsames Abendessen, zu dem wir unser Publikum einladen.
SEBASTIAN HOFFMANN: Wie hat sich das Gallery Weekend mit der Zeit verändert? Die Stimmung auf der Potsdamer Straße am Eröffnungsabend hat inzwischen Straßenfestcharakter.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Das Gallery Weekend hat sich verändert, so wie sich Berlin verändert hat. Damals steckten sowohl die Galerien als auch die neue Stadt noch in den Kinderschuhen. Aber der Gedanke, gemeinsam etwas für Berlin und die Kunst-Community zu tun, ist der gleiche geblieben.
HANNES SCHMIDT: Dieser große Zulauf hat auch mit den neuen Kommunikationsstrukturen zu tun. Es wird über Social Media einfach ein größeres Publikum erreicht.
MEHDI CHOUAKRI: Früher war es exklusiver. Wir haben uns vornehmlich an ein Fachpublikum gewandt, das aus Kuratoren und Sammlern und anderen Künstlern bestand.

NOAH KLINK: Aber das ist doch der Lauf der Dinge. Auch auf einer Kunstmesse ist es am Eröffnungstag wahnsinnig voll. Und ich persönlich versuche auch schon noch andere Galerien zu besuchen. In Berliner Galerien erlebe ich weiterhin eine große Bereitschaft, ungewöhnliche und aufwendige Ausstellungen zu zeigen. In New York wird zu vergleichbaren Anlässen häufig nur leichter verkäufliche Malerei gezeigt.
SEBASTIAN HOFFMANN: Aber es gibt auch andere Formen der Zusammenarbeit bei euch. Zum Teil vertreten zwei Berliner Galerien dieselben Künstler*innen und stellen diese Position dann auch zeitgleich an ihren jeweiligen Standorten aus. BÄRBEL TRAUTWEIN: Ja, wir machen das jetzt schon zum zweiten Mal. Ich finde das einfach wichtig. Nicht zuletzt, weil ich glaube, dass gemeinsame Aktivitäten mir mehr geben, als dass mir etwas weggenommen wird. Wir arbeiten zusammen für den Künstler oder die Künstlerin.
HANNES SCHMIDT: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kollaborationen oder Allianzen, die man eingeht, weniger mit der Stadt zu tun haben, in der man arbeitet, als damit, dass man die gleichen Interessen hat –weil man denselben Künstler vertritt. Ob das jetzt eine Galerie in Berlin oder in New York ist. Was aber nicht heißt, dass ich es nicht sinnvoll finde, sich mit seinen Nachbarn abzusprechen, was die Terminierung von Eröffnungen und dergleichen angeht. Richtige Kollaboration ergibt sich bei mir über das Programm, welches sich dann aber in anderen Städten abbildet.
NOAH KLINK: Da würde ich gerne einhaken, denn ich glaube, dass wir als jüngere Berliner Galerien noch viel mehr zusammenarbeiten sollten. Zum Beispiel durch Projekte wie gemeinsame Abendessen nach den Eröffnungen, Führungen mit einem ausgewählten Publikum sowie Partys. Das würde uns zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und wir könnten uns dadurch gegenüber den etablierten Galerien noch einmal ganz anders behaupten.
SEBASTIAN HOFFMANN: Ich würde sagen, dass gute Galerien eine eigene Szene haben, wie eine Art Gang, bestehend aus den jeweiligen Künstlern und dem Publikum. Da entwickeln sich dann manchmal richtige Mikrokosmen, wie man sie sonst aus Clubs kennt. Wie entstehen da Überschneidungen?


MARIE-BLANCHE CARLIER: Durch gemeinsame Veranstaltungen auch in widrigen Umständen. Ob das nun das Sunday Open während der Pandemie war oder das Festival „Mies in Mind“ nach der Wiedereröffnung der Nationalgalerie im Sommer 2021. Da war eine unheimliche Energie zu spüren, weil die Nationalgalerie eine so wichtige Institution für die Berliner Kunstszene ist. Für uns als Galeristen war es wichtig, aus dem, was uns mit diesem Gebäude verbindet und was wir damit assoziieren, unsere persönlichen Fäden zu ziehen und Brücken zu unserem Programm zu knüpfen.
MEHDI CHOUAKRI: Krisen können helfen, kreative Lösungen zu finden. So ist ja auch das Gallery Weekend entstanden. Es gab damals keinen nennenswerten Kunstmarkt in der Stadt. Und um zu überleben und international eine Chance zu haben, wurde damals das Gallery Weekend gegründet.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Ich stoße mich ein bisschen an dem Bild von Galerien als Clubs. Clubs haben einen exklusiven Charakter. Eine Galerie hingegen ist ein sozialer, öffentlicher Raum. Wir bieten das ganze Jahr über Ausstellungen – umsonst und inklusive unseren Mitarbeiter*innen, die einem bei Bedarf das Gezeigte vermitteln. Das ist ein wahnsinnig großer Beitrag zum kulturellen Leben einer Stadt. Natürlich verkaufen wir Kunst und leben davon. Aber wir bieten eben auch diesen Raum, wo Kunst gesehen werden kann.
SEBASTIAN HOFFMANN: Und kein digitales Angebot kann das ersetzen. Eine Galerie am Eröffnungsabend ist ein unvergleichbarer Ort.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Das ist für mich auch eine Lehre aus der Pandemie. Wo auf einmal alle dachten, jetzt wird alles digital und über Nacht digitale Showrooms gebaut wurden. Im Endeffekt hat das ja gar nicht funktioniert.

HANNES SCHMIDT: Oder es wurde gar nicht gebraucht. Da wurden teilweise sehr spezielle Lösungen überlegt. Die sind dann aber mit dem Ende der Maßnahmen auch sofort wieder eingeschlafen. Analoge Begegnungen waren wieder das Maß der Dinge und eine Webseite war nur eine Webseite.
MARIE-BLANCHE CARLIER: Was uns betrifft, sprechen uns immer wieder Sammler an aus jener Zeit, die wir über die digitalen Angebote gefunden haben, wie die vom Gallery Weekend organisierten digitalen Führungen. Da haben auch ganz andere Leute mitgemacht als sonst, von überall auf der Welt.
HANNES SCHMIDT: Eine Sache, die ich in Bezug auf das Thema „Community“ unbedingt hier ansprechen möchte, ist ein Austausch, initiiert vom Beirat des Gallery Weekend unter dem Motto „Junge Galerien treffen sich“. Das fand ich wirklich sinnvoll. Da geht es auch gar nicht darum, dass alles, was wir an Ideen angebracht haben, sofort umgesetzt wird. Aber überhaupt diesen Austausch zu haben, finde ich wichtig.
MEHDI CHOUAKRI: Das höre ich gern. Denn als ich noch zu den Gesellschaftern des Gallery Weekend gehörte, haben wir etablierten Galerien lange die Stimme der jungen Generation vermisst. Es ist so wichtig, sich als junge Galerie mit anderen Galerien zusammenzutun. Die Bedürfnisse der Galerien ändern sich und natürlich hängt das auch mit der Größe zusammen: Als junger Galerist brauche ich andere Dinge als eine Blue-Chip-Galerie. Gerade auch im Hinblick auf teure Messeauftritte. Da haben junge Galerien eigentlich eine gute Verhandlungsposition, wenn sie sich vernetzen.
SEBASTIAN HOFFMANN: Galeriearbeit ist ja per se ein kollaborativer Akt zwischen Galerie und Künstlern. Und ich behaupte mal: Je besser das funktioniert, desto erfolgreicher. Wenn ich es dann noch schaffe, meine Galerie als sozialen Ort zu etablieren, umso besser.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Unbedingt. Das ist der Kern unseres Geschäfts.
MEHDI CHOUAKRI: Trotzdem bleibt die Frage, wie viel Kontakt habe ich mit Galerien anderer Generationen? Ich sehe ja teilweise die Kollegen aus meiner Generation nur alle paar Jahre.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Das hat aber auch etwas damit zu tun, dass alles so viel globaler geworden ist. Vor 20 Jahren oder noch länger zurück, war die Kunstwelt viel kleiner und größtenteils nur was für Experten. Heute kann ich jedes Wochenende auf eine Messe oder Biennale fahren. Einige Kollegen sind dann halt hauptsächlich in der Welt unterwegs.
MEHDI CHOUAKRI: Die Vernetzung untereinander ist aber auch ein wichtiger Punkt, wenn es um den Austausch mit der Politik geht. Da nehme ich den deutschen Kunsthandel immer noch als unterschätzt wahr. Alles wird gefördert – Literatur, Musik und so weiter –, aber junge Künstler und Galerien, die mit jungen Künstlern arbeiten, brauchen auch Unterstützung. Das sehe ich zum Beispiel in Frankreich.
MARIE-BLANCHE CARLIER: Anderseits kann staatliche Förderung auch problematisch sein, indem es eine künstliche Szene schafft mit den immer wiederkehrenden Namen. Es entspricht dann nicht unbedingt der Komplexität der Kunst. Es werden häufig die gleichen Positionen gefördert. Was uns Galerien ausmacht, ist auch, dass wir hundertprozentig eigenständig agieren müssen und dies schafft eben auch eine große Vielfalt.
SEBASTIAN HOFFMANN: Was haltet ihr von Galerien, die sich einer Zusammenarbeit verweigern, also eher eine Strategie der Isolation verfolgen?
MARIE-BLANCHE CARLIER: Es gibt in der Tat Galerien, die sich das als Strategie ausgesucht haben und auch damit Erfolg haben. Es hängt sehr an der Persönlichkeit der Galerist*in und an dem Umfeld, das sich die Galerie ausgesucht hat. Die Einzigartigkeit des für sich ausgesuchten isolierten Modells kann einen sehr hohen Wirkungsgrad haben.
MEHDI CHOUAKRI: Da gibt es auch in Berlin einige Kollegen, die so arbeiten. Die tragen die Galerieszene nicht von unten mit, sondern sind immer dann da, wenn sie denken, dass es für sie Vorteile hat. Aber das gibt es überall.
NOAH KLINK: Am Ende geht es auch um den Kontext, den man für sich wählt. Mit wem will ich zusammenarbeiten, weil das Programm passt? Das ist dann auch die Frage: Welche Identität passt zu mir?
MEHDI CHOUAKRI: Das stört mich sehr. Ich finde, wenn man nur kalkuliert, was zu einem passt, dann verliert man. Ich will lieber zusammenarbeiten.
HANNES SCHMIDT: Ich glaube hier gibt es ein Missverständnis: Noah bezog sich ja eher auf die inhaltliche Zusammenarbeit mit anderen Galerien, wo es ihm um eine programmatische Präzision geht.
MEHDI CHOUAKRI: Selbstverständlich, das verstehe ich. Das verfolge ich auch in meinen Räumen, trotzdem ist mir auch die Zusammenarbeit mit meinen Nachbarn wichtig – selbst, wenn sie ganz anders arbeiten als ich. Zum Beispiel, wenn es darum geht, ob man gleichzeitig eröffnet. Da bin ich unbedingt dafür, auch wenn ich mit der Kunst, die dort gezeigt wird, vielleicht gar nicht so viel anfangen kann.
SEBASTIAN HOFFMANN: Zum Schluss: Was sind Pläne für Zusammenarbeit, die ihr hegt, und was vielleicht auch heimliche Wünsche?

NOAH KLINK: Ich habe einer jungen New Yorker Galerie angeboten, mal einen Swap zu machen. Also sie stellen bei mir aus und ich bei ihnen. Ich bin einfach sehr interessiert an alternativen Modellen der Kunstvermittlung. Leider ist es bisher noch nicht dazu gekommen. Wir sind einfach alle sehr in unseren eigenen Kosmen. Aber das ist ja das Schöne am Gallery Weekend: dass uns das als Plattform viel der Arbeit abnimmt, die es braucht, um eine solche Veranstaltung zu bewältigen.
MARIE-BLANCHE CARLIER: Mich interessiert im Moment Paris wieder. Es würde mich reizen, das, was uns „Berliner Galeristen“ ausmacht, im Pariser Kontext sichtbar zu machen. Die gewisse Radikalität und Freiheit, die wir erwähnt haben, die Berlin in den Anfangsjahren des Gallery Weekend prägte.
HANNES SCHMIDT: Ich finde die Idee eines Gallery Swaps auch sehr interessant. Dadurch, dass man temporär einen Raum in einer anderen Stadt bespielen kann, gewinnt man auf einmal ein Alleinstellungsmerkmal. Wir haben außerdem im letzten Jahr in Paris parallel zur Messe eigene Räume gemietet. Dafür gab es von anderen Galerien viel Interesse, vielleicht führt das in diesem Jahr zu einer Kollaboration.
BÄRBEL TRAUTWEIN: Ich bin gerade dabei, mit einer jungen Kollegin ein Projekt für Berlin zu entwickeln. Da werde ich euch schon bald von erzählen. Und dann erarbeite ich mit drei anderen Kollegen ein größeres internationales Projekt. Mir macht das Spaß und ich glaube einfach an Vernetzung und Zusammenarbeit. Am wichtigsten ist aber, dass wir Respekt vor der Arbeit des anderen haben – auch wenn wir uns vielleicht inhaltlich damit nicht identifizieren können.
MEHDI CHOUAKRI: Wir machen zum Gallery Weekend eine Kollaboration mit der Galerie Esther Schipper bei uns am Fasanenplatz. Aber wir arbeiten auch fortwährend mit anderen Galerien, wenn es zum Beispiel um die Betreuung von Nachlässen angeht.
SEBASTIAN HOFFMANN: Dann wünsche ich mir jetzt noch, dass sich alle in Zukunft öfter treffen.

NOAH KLINK bietet mit seiner gleichnamigen Galerie seit 2017 eine Plattform für vielfältige Ausstellungen und Events und vertritt sieben Künstler*innen. Die immersiven Ausstellungen fokussieren sich oft auf Malerei und postkonzeptuelle Kunst.


HANNES SCHMIDT gründete 2017 die Galerie Schiefe Zähne, die sich von einem Künstlerprojekt zu einer international renommierten Galerie entwickelte. 2025 wurde Schiefe Zähne von dem Kunstmagazin Frieze als eine der „Five Galleries to Watch“ ernannt.
BÄRBEL TRAUTWEIN übernahm zusammen mit Daniel Herleth die renommierte Galerie von Barbara Weiss und führt deren Engagement für zeitgenössische Kunst fort. Trautwein Herleth präsentiert ein vielfältiges Programm und unterstützt sowohl etablierte als auch aufstrebende Künstler*innen.



MARIE-BLANCHE CARLIER ist Mitbegründerin der Galerie carlier | gebauer und prägt als solche die Berliner Kunstlandschaft seit 1991 maßgeblich. Sie war zudem an der Initiierung des Gallery Weekend Berlin beteiligt und steht mit ihrem Programm für internationale zeitgenössische Kunst mit einem interdisziplinären Ansatz.
MEHDI CHOUAKRI prägt seit 1996 die Berliner Kunstszene mit seiner Galerie, die für experimentelle und raumbezogene Installationen bekannt ist. Als einer der Gesellschafter des Gallery Weekend von 2013 bis 2019 förderte er früh den internationalen Austausch zeitgenössischer Kunst in der Hauptstadt.
SEBASTIAN HOFFMANN war früher als Galerist bei Ebensperger tätig. Vor zwei Jahren gründete er mit zwei Freunden die Einrichtungsfirma TADAN und arbeitet als Kurator.

IN EIGENER SACHE
BEAUTY WEEKS (7. BIS 26. APRIL)
Im Rahmen der Beauty Weeks vom 7. bis 26. April erwarten Sie besondere Specials und Aktionen von 25 Marken. Nehmen Sie an speziellen Masterclasses sowie Events teil und verpassen Sie nicht unsere exklusiven Beauty-Highlights. Genießen Sie ein unvergessliches Shopping-Erlebnis für alle Sinne und lassen Sie sich inspirieren. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
BEAUTY SERVICES
Entdecken Sie besondere Beauty- und Pflegeangebote sowie Produkte renommierter Marken wie Augustinus Bader, La Mer, La Prairie und Sisley. Buchen Sie exklusive Treatments und individuell angepasste Gesichtsbehandlungen von Guerlain in unserer Kabine und lassen Sie sich verwöhnen.

LOYALTY PORTAL
Unser Loyalty Portal ist zurück! Als Loyalty Member profitieren Sie jetzt wieder von exklusiven Vorteilen im neuen Loyalty Portal. Freuen Sie sich auf besondere Benefits und attraktive Angebote. Ihre digitale Loyalty Card ist ab sofort als E-Wallet oder QR-Code verfügbar – für noch mehr Flexibilität.

FOOD SERVICES
TAIKO-TROMMELN IM YOSHI
Jeden Montag bis Samstag vom 1. bis 29. April erwartet Sie in unserem japanischen Restaurant Yoshi ein ganz besonderes kulinarisches Erlebnis: eine Taiko-Vorführung inklusive 12-Gänge-Sakura-Menü. Tickets und Reservierungen bei Yoshi, telefonisch oder per E-Mail.
+49 40 36 09 99 99 info@yoshi-hamburg.de
FROMAGE & BISTRO
An der Käsetheke von Hannelore Nägele werden rund 120 Rohmilchkäsesorten angeboten. Ihre Auswahl an Ziegenkäse ist in Hamburg einmalig. Die größtenteils aus Frankreich importierten Spezialitäten können gleich an Ort und Stelle probiert werden. Und welcher Käse zu welchem Anlass passt, erfahren Sie selbstverständlich auch.
WINE TASTING
Freuen Sie sich auf ein exklusives Wein-Event: Lassen Sie sich in lockerer Atmosphäre und bei kleinen Snacks eine besondere Weinauswahl präsentieren. Es erwartet Sie unter anderem Sekt von Raumland, Weißwein von Dr. Bürklin-Wolf, Rotwein von Martin Waßmer und Süßwein vom Schlossgut Diel. Cheers! Tickets: 130 Euro pro Person.
Donnerstag, 27. März 17.30 bis 19.30 Uhr 4. Etage
©2024 adidas AG. adidas, the 3-Bar logo, the 3-Stripes mark and Y-3 are registered trademarks of adidas. Yohji Yamamoto is a registered trademark of Yohji Yamamoto,















































