KaDeWe Autumn Winter 2023 2024

Karoline Herfurth, Maximilian Mundt, Christiane Arp, Kicki Yang, Parcels, Düzen Tekkal und Dion Lee.

A STORY OF DESIRES

Auch urbanen Lifestyle kann man elektrisch beschleunigen.

Zu unseren Websites:

A STORY OF DESIRES

Unter den menschlichen Emotionen ist das Begehren das Gefühl, das sich am stärksten an der Zukunft ausrichtet. Denn wir können nur etwas begehren, das wir – noch – nicht haben.

Sich von ganzem Herzen nach jemandem oder etwas zu sehnen, einen großen, entscheidenden Wunsch zu haben, hat eine unbändige Kraft. Denn nur das leidenschaftliche Verlangen treibt uns zu Entwicklung und Bewegung an. Diese Sehnsucht bedingt Veränderung und ist gleichbedeutend mit der Lust auf etwas Neues – und damit auf alles, was das Leben spannender macht. Aus diesem Grund haben wir diesem Gefühl eine eigene, unsere aktuelle Kampagne gewidmet: „A Story of Desires“ spiegelt sich auf jeder Seite in der neuen Magazinausgabe wider.

Das Herzstück dabei bildet unsere Fashion-Strecke, die von Hugo Comte, einem der angesagtesten jungen Fotografen seiner Generation, umgesetzt wurde. Im ehemaligen Hotel Savoy in Berlin setzte er für uns die prägnantesten Pieces der neuen Herbst/Winterkollektionen in Szene und hält mit seinem Blick für einzigartige Momente die Dynamik von Sehnsucht und Verlangen fest.

Wünsche und Träume sind so facettenreich wie individuell. Für das Portfolio „Was wir uns wünschen“ haben wir neun Persönlichkeiten aus Fashion, Film, Musik und Medien gebeten, uns ihre größten unerfüllten Wünsche zu verraten. Ihre Antworten sind vielschichtig und inspirierend.

Über die Anziehungskraft von Mode weiß Christiane Arp so viel wie sehr wenige andere. Wir sprachen mit der Vorstandsvorsitzenden des Fashion Council Germany über die Kraft und die Emotionen, die uns ein bestimmtes Kleidungsstück schenken kann.

Vielleicht ist es an der Zeit, alles das, was man begehrt und sich wünscht, neu zu betrachten – als Kompass und Antrieb zugleich, die uns in neue Sphären des Möglichen und der Wirklichkeit führen können. Denn die Sehnsucht ist der Stoff, aus dem die Träume sind.

Ihr André Maeder CEO der KaDeWe Group

INHALT INHALT

EDITORIAL – S. 10

IMPRESSUM – S. 14

MUST-SEE – S. 15

Mary Ellen Mark im C/O Berlin

NEU BEI UNS – S. 16

Jetzt erhältlich im KaDeWe

ANPROBE – S. 24

Lebt lieber ungewöhnlich:

Maximilian Mundt

QUESTIONNAIRE – S. 30

Sechs Fragen an Dion Lee

TRENDSPOTTING – S. 32

Drei Modetrends zum Ausprobieren

GET THE LOOK – S. 42

Die besten Styles für Büro, Dinner und Wochenende

WARUM TRAGEN SIE DAS? – S. 48

Stilistische Kundenbefragung

A STORY OF DESIRES – S. 50

Wonach wir uns sehnen: eine Modegeschichte

WAS WIR UNS WÜNSCHEN – S. 70

Neun Persönlichkeiten erzählen von ihren Träumen

ENDYMA – DAS MODEARCHIV – S. 84

Michael Kardamakis sammelt Helmut Lang

MUST-HAVES MADE IN GERMANY – S. 90 Christiane Arp über die Kraft der Mode

MENSCHEN BERÜHREN – S. 94

Wie Lucia Pica Make-up macht

INTO THE WOODS – S. 98

Die Outerwear der Saison

SCENE STEALERS – S. 106

Mehr als nur Nebenrolle: HW23-Accessoires

HAUSMITTEILUNG – S. 118

Sebastian Hoffmann verläuft sich

IN EIGENER SACHE – S. 124

Neuigkeiten und Events

ONLY IN BERLIN – S. 126

Eine Kolumne von Adriano Sack

INHALT

HERAUSGEBER

KaDeWe

Tauentzienstraße 21–24 10789 Berlin

Ein Haus der The KaDeWe Group GmbH

Katharina-Heinroth-Ufer 1 10787 Berlin

Geschäftsführung:

André Maeder (Vorsitzender)

Dr. Michael Peterseim

HEAD OF CONTENT & CREATIVE

Janine Ginzel

PUBLISHING TEAM

Isabella Efimov

Sebastian Schwarz

Natascha Wandt

CONCEPT/CREATIVE DIRECTION

EX EX EX exexex.berlin

EDITORIAL DIRECTOR

Hans Bussert

ART DIRECTOR

Florian Lambl

TEXTCHEFIN

Anne Waak

REDAKTION

Kelly Niesen

DESIGN

Emma Jongsma

Katarina Stefanakos

LEKTORAT

Sönke Hallmann

CONTRIBUTORS

Hugo Comte, Camille Franke, Monja Gentschow, Sebastian Hoffmann, Markus Jans, Nti, Niki Pauls, Josepha Rodriguez, Ragnar Schmuck, Adriano Sack, Bastian Thiery, Leonie Volk, Christian Werner

SENIOR HEAD OF MARKETING

Janina Schüßler

HEAD OF MARKETING PLANNING AND BRAND RELATIONS

Rolando Manto

ANZEIGEN ads@kadewe.de

ANFRAGEN

magazin@kadewe.de

DRUCK

Sportflieger

KaDeWe.de

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kundenservice@kadewe.de

+49 30 21 21 0

Fotogra sche BEGEGNUNGEN

MARY ELLEN MARK

Encounters

16.09.2023 bis 18.01.2024

C/O BERLIN

Die US-amerikanische Fotografin Mary Ellen Mark (1940–2015) zeigte in ihren einfühlsamen und aufschlussreichen Bildern bemerkenswerte Persönlichkeiten genau wie das alltägliche Leben von Menschen am Rande der Gesellschaft. Die erste große Retrospektive der Künstlerin lädt bei C/O Berlin nun dazu ein, ihren eindeutig humanistischen und intimen Ansatz zu entdecken, mit dem sie gesellschaftliche Herausforderungen und Momente der Hoffnung, Höhen und Tiefen, Direktheit und Maskerade, pulsierendes Leben und Tod thematisierte •

Mary Ellen Mark Kissing in a bar, New York, 1977 Courtesy of The Mary Ellen Mark Foundation and Howard Greenberg Gallery

NEW IN

Ioannes

Zwischen Romantik und Grunge, Zurückhaltung und Sinnlichkeit bewegen sich die Designs des in Berlin ansässigen Labels Ioannes. 2019 von Johannes Boehl Cronau nach seinem Studium am renommierten Central Saint Martins College in London gegründet, werden für die Kollektionen ausschließlich Deadstock-Stoffe sowie Materialien aus recycelten Abfällen verwendet. Wie begehrt die Entwürfe des im hessischen Frankenberg geborenen Designers sind, zeigt sich etwa an seiner VIP-Klientel: Stars wie Rihanna und Kylie Jenner sind bekennende Fans.

Blazé Milano

Die Freundinnen und ehemaligen Moderedakteurinnen Corrada Rodriguez D’acri, Delfina Pinardi und Maria Sole Torlonia gründeten Blazé Milano 2013 mit der Mission, perfekte Blazer zu designen. Mit messerscharfen Silhouetten, hervorragender Passform und zeitloser Eleganz wurden die Stücke der Brand in kürzester Zeit zu Must-haves. Mittlerweile hat Blazé Milano das Sortiment um weitere Kategorien wie Anzughosen, Mäntel und Strickoberteile ergänzt.

ABSOLUE THE SOFT CREAM

REVITALISIERT DIE HAUT MIT MILLIONEN VON NEUEN ZELLEN

WOMEN’S

Skims

Shapewear, die wirklich sitzt, unter der Kleidung unsichtbar bleibt und in einer großen Bandbreite an Tönen erhältlich ist: Das schaffte Kim Kardashian mit ihrer Unterwäschemarke Skims. Der Star löste mit seiner sogenannten Solutionwear einen regelrechten Hype aus, mit formenden Höschen, BHs und Bodys, die sich an den Körper anpassen und diesen schmeichelnd in Szene setzen. Bislang waren die Kollektionen nur online erhältlich, doch nun kommt das Phänomen Skims erstmals nach Deutschland – exklusiv im KaDeWe. Look

Hervé Léger

In den späten 1980er-Jahren machte die Marke Hervé Léger das Bodycon-Kleid berühmt – und steht seither synonym für eine figurschmeichelnde Silhouette. Besonders das sogenannte Bandage Dress, von Designer und Gründer Hervé Peugnet entworfen, ist bis dato mit dem Modehaus verbunden. Seit dem Relaunch im Jahr 2007 hat die Marke dem ikonischen Piece ein Update verliehen und ihr Repertoire zusätzlich um weitere Kleider-Styles, Bodys und Hosen erweitert.

NEW IN

Hatton Labs

Der Name Hatton Labs steht für außergewöhnliche Schmuckstücke, für die klassische Handwerkskunst auf modernste Technologien wie 3D-Design und -Druck treffen. Der traditionelle Anteil lässt sich etwa am Standort der Brand erkennen: Sie ist in Londons Diamantenund Schmuckviertel Hatton Garden ansässig, wo bereits seit dem 17. Jahrhundert Juweliere an ihren Stücken schmieden. Im Sinne der zeitgenössischen Gebote der Nachhaltigkeit verwendet Hatton Labs ausschließlich recycelte Metalle und Materialien; Steine und Perlen werden ethisch verantwortungsvoll bezogen.

Frenckenberger

Hinter dem Label Frenckenberger stecken Terry-Ann

Frencken und Nathalie Schönenberger. Beide können auf langjährige Karrieren in der Modebranche zurückblicken; 2017 lancierte das Duo seine in Zürich ansässige High-End-Knitwear-Marke, die sich vollends dem Kaschmir verschrieben hat. Das Spektrum der in neutralen Farben gehaltenen, üppigen, aber stets unaufgeregten Kollektion reicht von TShirts über Sweater bis hin zu Röcken und Hosen.

Junya Watanabe

Für die Herbst/Winter-Kollektion 2023 arbeitete der japanische Designer Junya Watanabe mit gleich mehreren Unternehmen zusammen, so unter anderem mit der Workwear-Brand Carhartt, dem Berliner Label Innerraum, der Sportswear-Marke New Balance, dem Lederspezialisten Bates und der Denim-Brand Levi’s. Kein Wunder also, dass dieses modische Gipfeltreffen als „collaboration of all collaborations“ betitelt wurde. Herausgekommen sind dabei vorwiegend in Schwarz gehaltene Looks, die Elemente aus Streetwear, Tech und Tailoring fusionieren.

MEN’S

44 Label Group

Erst Musik, dann Mode: Der renommierte Berliner Techno-DJ Max Kobosil gründete im Juni 2021 seine Brand 44 Label Group und machte sich damit innerhalb kürzester Zeit international einen Namen. Die Hosen, Jacken, Hoodies und T-Shirts seiner Streetwear-Kollektionen sind stark inspiriert von der Underground-Clubkultur und Techno-Szene und sollen das Gefühl von Zugehörigkeit transportieren. Die 44 steht übrigens für den Berliner Bezirk Neukölln, wo Kobosil aufgewachsen ist.

Look JUNYA WATANABE

MAXIMILIAN MUNDT

Fotos CHRISTIAN WERNER

AUFREGENDE SCHNITTE, STARKE MUSTER, VERSPIELTE SILHOUETTEN – DIE MENSWEAR ZEIGT SICH AKTUELL SO EXPERIMENTELL WIE NIE ZUVOR. SCHAUSPIELER MAXIMILIAN MUNDT IST SEIT JEHER AUSHÄNGESCHILD FÜR EINEN

STIL, DER SICH NICHT IN EINE VORGESCHRIEBENE KATEGORIE EINORDNEN LÄSST. WER KÖNNTE ALSO BESSER GEEIGNET SEIN, UM DIE NEUESTEN PIECES

DER HERBST/WINTER-SAISON BEI EINER ANPROBE IM KADEWE VORZUFÜHREN?

„Bereits als Kind wusste ich, was mir gefällt und steht.

Es ist mir schwergefallen, etwas zu tragen, von dem ich das Gefühl hatte, dass ich das nicht bin.“

Styling LEONIE VOLK

Hair & Make-up ISABEL MARIA SIMONETH

Fotoassistenz MARYAM HOJJATI

Fragt man Maximilian Mundt danach, welche Rolle Begehren in seinem Leben spielt, zögert er mit der Antwort nicht lange. „Wenn ich an Begehren denke, muss ich direkt ans Essen denken. Ich liebe gutes Essen, das ist für mich wie Liebe machen“, so der 27-Jährige und sein bestätigendes Lächeln verrät, dass es ihm absolut ernst damit ist. In der Küche steht der gebürtige Hamburger zwar gern, doch sein Beruf ist bekanntlich ein ganz anderer. Durch seine Hauptrolle als Moritz Zimmermann in der deutschen NetflixSerie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ wurde er 2019 international bekannt. Seither war er immer wieder zu sehen, etwa in der Serie „Ze Network“ an der Seite von David Hasselhoff oder, auf der größeren Leinwand, im actionreichen Film „Gran Turismo“. Aktuell arbeitet er an der vierten Staffel der Hit-Produktion um Drogendealer Moritz. Seit einiger Zeit ist Maximilian Mundt aber auch hinter der Kamera tätig. Mit seiner ehemaligen Mitbewohnerin Anna-Lena Schwing hat er ein Kreativduo gegründet, das Geschichten entwickelt, schreibt und inszeniert. Insbesondere in der neuen Rolle als Regisseur geht er auf: „Das Coole daran ist, alles entscheiden zu dürfen. Als Schauspieler bist du oft nur ausführende Kraft, du bekommst den Text, wirst in ein Kostüm gesteckt und erhältst Anweisungen. Dann kannst du deine eigene Sicht einbringen, aber von Anfang an entscheiden zu dürfen – von der Requisite über die Kostüme bis hin zu Drehorten,-zeiten und der Inszenierung –, das macht mir großen Spaß.“ In den ausgewählten Projekten geht es dabei oft um Geschlechterrollen, das Spiel mit ihnen und ihr Aufbrechen.

Das ist auch etwas, das Maximilian Mundt mit seiner Kleidung zum Ausdruck bringt. Ob in Fotostrecken oder auf dem roten Teppich, der Schauspieler scheint befreit von jeglicher Angst um das Einhalten vermeintlicher Nor -

men, die der Männermode anhaften. Er mag es, die Grenzen verschwimmen zu lassen. „Ich war schon immer sehr eigen und wählerisch, was Kleidung betrifft. Bereits als Kind wusste ich, was mir gefällt und steht. Es ist mir schwergefallen, etwas zu tragen, von dem ich das Gefühl hatte, dass ich das nicht bin“, erklärt er. Sein Go-to-Outfit dieser Tage mag aus kurzer Jeans, verkürztem OversizedT-Shirt und Converse Chucks bestehen, doch Maximilian Mundt kann auch sanft, filigran und körperbetont. Insofern ist er Teil des Großtrends, in dessen Zuge sich traditionelle Codes in der gegenwärtigen Menswear zunehmend auflösen und Männer wie Lewis Hamilton, Harry Styles oder Timothée Chalamet in der Mode mehr Mut zeigen. „Ich finde es total wichtig, dass auch heterosexuelle Männer die Grenzen verschwimmen lassen und das bisherige Bild von Maskulinität aufbrechen. Wir alle leiden unter toxischer Männlichkeit und der Idee, etwas sein zu müssen, was wir gar nicht sein wollen. Es ist eben auch für Hetero-Männer mutig, sich so zu kleiden. Es ist ein Statement.“ 2021 outete sich Maximilian Mundt im Rahmen der Initiative #ActOut der Süddeutschen Zeitung öffentlich. Insgesamt 185 Schauspieler*innen waren Teil der Aktion, die in der Branche mehr Anerkennung und Rollen für queere Menschen forderte, ganz unabhängig von der sexuellen Identität der zu verkörpernden Charaktere. Mit so vielen Menschen in die Öffentlichkeit zu treten und zu sagen: „Wir sind da, es gibt uns“, war für Mundt ein Zeichen für Vielfalt. „Seine Sexualität verschweigen zu müssen, um weiterhin für bestimmte Rollen besetzt zu werden, ist total bescheuert. Mir haben Leute geschrieben und sich für meine Teilnahme an #ActOut bedankt. Sie könnten jetzt vielmehr zu sich stehen, weil sie wüssten, dass es noch andere wie sie gibt. Das hätte ich mir vor Jahren auch für mich selbst gewünscht“ •

MUST-HAVES

Der Australier DION LEE ist das Aushängeschild der Modeszene seines Landes. Bereits seine Abschlusskollektion an der Modeschule sorgte für Furore, ein Jahr später war er der erste Designer, der eine Show im berühmten Opernhaus von Sydney veranstalten durfte. Über London fand Lee seinen Weg nach New York, von wo aus er seine Marke mit stetig wachsendem Erfolg vorantreibt. Und die gefällt nicht nur Superstars wie ZENDAYA, GIGI HADID und MEGAN FOX, auch MEGHAN MARKLE ist ein Fan. Für UNSEREN FRAGEBOGEN erwischen wir den 37-jährigen Lee auf den Straßen Sohos: Er kommt gerade aus dem Gym und ist auf dem Weg in sein Studio.

„BEIM DESIGNEN HABE ICH MUSIK IM KOPF“

WAS BRAUCHEN SIE, UM MORGENS IN DIE GÄNGE ZU KOMMEN? Wenn ich sehr müde bin, trinke ich einen Ice Red Eye. Das ist ein Eiskaffee mit extra Espresso.

IHRE GRÖSSTE INSPIRATION?

Techno und Clubkultur spielen eine große Rolle in meinem Leben. Viele meiner Freund*innen sind DJs. Meine Kollektionen sind deshalb häufig auch von Musik beeinflusst. Ich habe zum Beispiel immer einen bestimmten Track im Kopf, wenn ich designe.

BESCHREIBEN SIE IHRE*N TYPISCHE*N KUNDIN*KUNDEN. Ich designe nicht für eine bestimmte Person. Großen Einfluss haben meine Freund*innen: Was interessiert sie gerade? Und welche Gefühle löst ein bestimmtes Kleidungsstück bei ihnen aus? Aus diesem Grund sind meine Designs sehr körperbetont und zeichnen sich häufig durch ein skulpturales Element aus.

WAS IST ZURZEIT IHR WICHTIGSTES PROJEKT?

Wir eröffnen bald zwei neue Läden, einen in New York und einen in Miami. Das ist mir sehr wichtig, weil unsere Kund*innen die Marke dort noch einmal ganz anders erleben können. Es geht uns nicht nur ums Verkaufen, wir wollen einen Ort schaffen, an dem man gerne abhängt. Es wird also auch eine Bar und regelmäßige Ausstellungen geben.

WAS BEVORZUGEN SIE ZUM AUSGLEICH: HERABSCHAUENDER HUND ODER HUNDEWIESE?

Früher habe ich viel Yoga gemacht. Aktuell mache ich höchstens vor dem Krafttraining ein paar herabschauende Hunde.Ich hätte zwar sehr gerne einen Hund, dafür bin ich aber zu viel unterwegs.Ein Tierbraucht Zuwendung, und die kann ich nicht immer aufbringen.

VERVOLLSTÄNDIGEN SIE DEN SATZ: „WENN ICH NICHT MODEDESIGNER GEWORDEN WÄRE, DANN…“

…hätte ich Architektur oder Bildhauerei studiert. Alles Kreative reizt mich seit jeher. Schon auf der Highschool hatte ich Schauspielunterricht. Ich kann mir auch vorstellen, mal einen Film zu drehen. Ich will mit meiner Marke an einen Punkt kommen, wo ich all diese Interessen ausleben kann.

DAS TRÄGT MAN JETZT

Shoppingtipps von ganz oben: Hier erklärt SIMONE HEIFT, Chefeinkäuferin des KaDeWe, die wichtigsten Trends der Saison

MAXIMALE LÄNGE

„Im Zuge des Trends zur Quiet Luxury sehen wir bei den Brands viele Mäntel, die sich durch einen cleanen Schnitt, vor allem aber ihre Maxilänge auszeichnen. Für den luxuriösen Normcore-Look kommt es hier auf hochwertige Materialien und eine makellose Verarbeitung an. Modelle findet man etwa bei The Row, Tom Ford oder Bottega Veneta.“

LÄSSIGES LEDER

„Leder spielt in dieser Saison über alle Kollektionen hinweg eine zentrale Rolle – von Kleidern über Hemden bis hin zu drapierten Tops. Absolut angesagt ist der Head-to-Toe-Look, gerade in der Womenswear sehr feminin interpretiert statt derbe. Es gibt tolle Varianten aus Echtleder, aber auch Stücke aus veganem Leder, zu finden etwa bei Stella McCartney und Nanushka.“

ELEGANZ WAGEN

„Im Herbst und Winter dreht sich alles um den perfekt geschnittenen Anzug, mit einem starken Fokus auf dem Blazer als Must-have. Er kommt diese Saison sowohl tailliert, zum Beispiel bei Acne Studios und Helmut Lang, als auch oversized daher. Der Look geht weg vom Streetstyle hin zu einer angezogenen Eleganz. Wir sehen die Neuinterpretation eines unaufgeregten Business-Looks, ohne dass es jemals langweilig wirkt.“

Trend|spot|ting, das // Ein Prozess, bei dem Expert*innen und Beobachter*innen neu auftretende Muster und Veränderungen identifizieren und vorhersagen. Im Bereich der Mode bezieht sich Trendspotting darauf, neue und aufstrebende Modetrends zu erkennen, bevor sie weit verbreitet sind. Dies umfasst Aspekte wie Kleidungsstile, Farben, Materialien, Schnitte und sogar das allgemeine Modeverhalten.

LICHTSPEKTRUM DER GEFÜHLE

Die Farbe Grün lässt sowohl an Wasser als auch an Licht denken, wo sie die mittlere Farbe des Regenbogen-Prismas ausmacht. Diese glasklare Frische kommt auch bei Aqua Media Cologne forte zum Ausdruck, dem neuen Parfum von Maison Francis Kurkdjian. In ihm verschmelzen der Duft der Bergamotte aus Kalabrien, von Verbene und Gewürzfenchel mit einem holzigen MoschusAkkord. 2009 nach der Begegnung des Unternehmers Marc Chaya und dem Parfumeur Francis

Kurkdjian gegründet, basiert die Philosophie des Pariser Hauses auf einer Art Duftgarderobe, deren mannigfaltige Facetten seine*n Träger*in auf Schritt und Tritt begleiten. „Ich bin von der Idee begeistert, dass jede Frau und jeder Mann einen Teil von sich durch einen Duft zum Ausdruck bringen kann“, so Kurkdjian. Die Kollektion Cologne forte, dessen Teil Aqua Media ist, versteht er als eine Duftpalette der durch das Licht ausgelösten Gefühle •

MAISON FRANCIS KURKDJIAN PARIS Aqua Media Cologne forte

In diesem Jahr zelebriert Marc Cain sein 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentiert das 1973 von Helmut Schlotterer im italienischen Carpi gegründete Modeunternehmen eine exklusive Kapselkollektion, die 50 Fashion-Pieces und Accessoires umfasst – eines für jedes Jahr. Hochwertige Strickteile und Leo-Muster sind seit jeher die Kernkompetenz und DNA der Marke und bestimmen auch die Geburtstagskollektion. Diese kommt etwa mit aufwendig gefertigten Strickjacquards daher,

vollständig „Knitted in Germany“. Besondere Highlights sind ein gerauter Strickmantel und ein Doubleface-Wollmantel, der in der Herbst/Winter-Saison besonders kuschelig und doch edel warmhält. Für die Imagekampagne hat das heute im baden-württembergischen Bodelshausen ansässige Unternehmen das international erfolgreiche Model Alena Blohm engagiert. Der goldene Fahrstuhl fungiert dabei als zentrales Element der Kampagne, das die 50-jährige Reise der Marke Marc Cain symbolisiert •

SO DUFTET DIE WELT

Nur für kurze Zeit: Die CITY EXCLUSIVES von LE LABO bringen Ihnen die aufregendsten Metropolen ganz nah

Die Duftreihe City Exclusives des erfolgreichen Nischenparfumlabels Le Labo wurde als Hommage an die 16 spannendsten Metropolen der Welt kreiert. So fängt etwa Tubereuse 40 mit seinen holzigen und floralen Noten die Stadt New York olfaktorisch ein. Cedrat 37 duftet derweil nach Berlin: frisch, dicht und frei. Ganz neu im Repertoire ist Myrrhe 55, mit Myrrhe, Süßholz, Jasmin und Patschuli

speziell konzipiert für Shanghai. Der Clou: Die urbanen Signature-Parfums sind für gewöhnlich ausschließlich in den jeweiligen Städten erhältlich. Einmal im Jahr jedoch lässt Le Labo seine Düfte um die Welt reisen. Bis zum 30. September kann man eine Auswahl an den Top sieben Eau de Parfums ohne Einschränkung in Originalgröße weltweit kaufen•

Ab dem 18. September

erhältlich im KaDeWe und online auf kadewe.de

DOING

Die Klassiker Schwarz und Weiß kombiniert mit schönen Brauntönen gehen immer – auf die Details kommt es an:

Besondere Schnitte, hochwertige Materialien und ein Statementschuh signalisieren Ihr Commitment. Dazu noch eine Tasche, die alles andere ist als ein langweiliges Büroutensil. Und damit wäre eigentlich schon alles gesagt.

So machen Sie auf sich aufmerksam: Ein auffälliges Hemd sorgt unter Kolleg*innen für Hingucker. Dafür dürfen Sie die weißen Sneaker endlich mal gegen ein zurückhaltendes Schwarz eintauschen. Weitere Akzente können Sie immer noch mit einem gemusterten Schal oder einer besonderen Jacke setzen.

THE WORK

Die Tischreservierung können Sie vergessen, mit diesen Pieces bekommen Sie immer einen Platz. Drehen Sie diese Saison für Essensverabredungen ruhig mal ein bisschen auf, kombinieren Sie dazu Lilatöne mit edlem Schwarz. Wenn es dann noch hier und da ein wenig glänzt, freut sich die Équipe sicher schon auf Ihren nächsten Besuch.

DINNER

Keine Lust auf Chichi? Kein Problem – es muss ja nicht immer Fine Dining sein. Wenn Sie es auch bei der Garderobe ein bisschen lockerer angehen wollen, sollten Sie unbedingt auf die Details achten. Ein kurzärmliges Hemd braucht einen raffinierten Kragen und auch Ihr Schuhwerk sollte dann besser in der Kategorie „Ansage“ laufen.

A CASUAL

Endlich Wochenende! Was natürlich nicht heißt, dass Sie die Dinge styletechnisch schleifen lassen wollen.

Deshalb halten Sie diese Saison Ausschau nach schönen, aber hochwertigen Basics. Bewundernde Blicke auf dem Wochenmarkt oder beim Sonntagsspaziergang ernten Sie dann einfach mit Ihren neuen Cowboy-Boots.

Machen Sie weekend casual wie ein Schauspieler auf dem Weg zum Coffeeshop. Wie das geht? Ein guter Anfang sind lässiger Strick, eine entspannte, aber garantiert nicht nach Erwerbstätigkeit aussehende Hose und die dazu passenden Sneaker. Optional ist eine Frisur, die aussieht, als wären Sie gerade aus dem Bett gekommen.

WER SIND SIE?

Mein Name ist Kerstin Geffert, und ich bin eine der Glücklichen, die als Zugezogene mit Anfang 20 die wilden Neunziger in Berlin miterleben durfte – dieses Jahrzehnt, in dem „glückliche Kinder durch die Ruinen tanzten und die Stadt für ein kurzes Jahrzehnt nichts werden musste und nur sein durfte“, wie Anton Waldt es in dem Buch „Brox +1“ so schön formulierte. 2005 habe ich mit Silke Bolms die PR- und Kommunikationsagentur Silk Relations gegründet. Unter dem Hashtag #wearstin teile ich seit 2011 meine Looks auf Instagram.

WAS TRAGEN SIE DA?

Ich habe im Mai für mich die Vier-Tage-Woche eingeführt und seither gilt: Fridays I’m in Love. Ich nutze den Tag für Dinge, die ich unter der Woche sonst nicht schaffe: Museumsbesuche, Kleidung zur Reinigung bringen oder, wie heute, ein Lunchdate im KaDeWe. Ich trage ein Oversized-Männersakko von Humana, darunter ein gestreiftes Anker-T-Shirt aus der aktuellen Kollektion von Celine. Die ausgestellten Jeans sind von Christian Wijnants – gekauft im KaDeWe –, die regenfesten Loafers von Dr. Martens. Und in meine Tote Bag von Loewe passt neben der Sonnenbrille von Balenciaga locker noch ein Buch für die Rückfahrt in der S-Bahn.

WARUM tragen Sie DAS?

WIE WÜRDEN SIE IHREN STIL BESCHREIBEN?

Mein Stil ist geprägt durch meine Anfangsjahre in Berlin: ein bisschen Indie, ein bisschen Punk, ein bisschen Unangepasstheit – das Ganze gepaart mit der herrlichen Freiheit, mir mittlerweile auch Luxusbrands leisten zu können. Ich habe keinerlei Standesdünkel in Bezug auf Mode. Wenn mir Dinge gefallen, wenn sie gut gemacht sind und meinen Namen rufen: her damit. Egal, welches Label drinsteht.

WAS VERBINDEN SIE MIT DEM KADEWE?

Meine Steuerberaterin sitzt am Ku’damm, mein Finanzberater am Tauentzien. Würde ich so weit gehen zu behaupten, ich habe sie mir nur DESHALB ausgesucht, weil ich ein Alibi brauchte, um regelmäßig im KaDeWe vorbeizuschauen? Wahrscheinlich nicht. Und dennoch freue ich mich tatsächlich immer, wenn ich in der Gegend bin. Das KaDeWe hat das, was vielen Berliner Institutionen aus meiner Sicht fehlt: Weltläufigkeit und Internationalität. Und ich meine damit ausdrücklich NICHT, dass man hier beim Brötchenkaufen auf Englisch angesprochen wird. Aber die kuratierte Auswahl an Marken, die Präsentation, die Zusammenarbeit mit renommierten Architekt*innen und die fast schon verschwenderische Großzügigkeit, mit der bei Events der Champagner fließt: Das hat Klasse, das hat Stil, und das hat man in Berlin viel zu selten •

Foto BASTIAN THIERY

* Bei den gezeigten Materialien handelt es sich ausschließlich um Fake Fur. Mehr Informationen zu unserer Fur-Free-Policy finden Sie auf vier-pfoten.de

WAS WIR UNS WÜNSCHEN

Die Welt ist bekanntlich nicht perfekt. Umso wichtiger ist es, dass jede*r Einzelne versucht, sie zu einem besseren Ort zu machen. Hier verraten uns neun Persönlichkeiten, WOVON SIE TRÄUMEN – ob privat, beruflich oder für die Gesellschaft. Fotos

KAROLINE HERFURTH

Schauspielerin und Filmemacherin

Mein größter Wunsch ist es, dass wir unsere Gesellschaft zu einer gerechteren Lebensform umbauen. Dass wir weniger nach egoistischen Bedürfnissen handeln und entscheiden und stattdessen mehr im Sinne der Gemeinschaft agieren. Außerdem möchte ich, dass Kinder keine Form von Gewalt erleben müssen und besser geschützt werden. Und dass wir das Patriarchat abschaffen. In meinem neuen Film „Eine Million Minuten“, der im Februar 2024 erscheint, geht es auch um Wünsche. Er basiert auf der wahren Geschichte einer Familie, die in ihrem Alltag untergeht und sich deshalb fragt, was das Leben ihnen noch zu bieten hat. Die Tochter wünscht sich daraufhin eine Million Minuten Zeit. Also beschließt diese Familie, aufzubrechen und zwei Jahre lang zu reisen.

JULIA DALIA Influencerin

Meine größten Wünsche sind Freiheit, Frieden und Gleichberechtigung für alle Menschen. Mehr Inklusivität für Schwarze Frauen. Und nicht das performative, sondern das echte, wirklich gemeinte Teilen und Abgeben von Macht.

Blazer JACQUEMUS

Tanktop GIVENCHY

Jeans MAISON MARGIELA

Für unsere Band PARCELS sind bereits viele Wünsche in Erfüllung gegangen, wie zum Beispiel unser Auftritt auf dem Coachella-Festival. Jedes neue Album ist zu Beginn wie ein kleiner Traum. So auch unser neuestes – eine Platte, dir wir live in einem Club in Paris aufgenommen haben.

MALICK BAUER Schauspieler

Mein Traum war es immer, die Menschen, die ich liebe, mit dem, was ich liebe, versorgen zu können. Dass es mir meine Leidenschaft und Berufung erlaubt, Erfahrungen machen zu können und diese mit meiner Familie zu teilen. So zum Beispiel, als wir für „Sam – Ein Sachse“ in Südafrika gedreht haben und mein Sohn dabei sein konnte. Das war ein schönes und prägendes Erlebnis.

KICKI YANG ZHANG Content Creatorin

Ich habe mir 2017 den Traum erfüllt, selbstständig zu sein. Es ist ein Privileg, meine Arbeitszeiten selbst zu bestimmen und einen Job ausüben zu können, der mir viel Spaß macht. Ich bin glücklich darüber, mein eigener Boss zu sein. Mein größter Wunsch ist es, dass die Welt in Zukunft mehr von Frauen und queeren Menschen regiert wird. Dadurch kommt mehr Toleranz und Liebe in die Welt, und das ist mir besonders wichtig.

DIRK SCHÖNBERGER Chief Brand Officer

Mir persönlich ist es wichtig, etwas von Wert zu hinterlassen. Wenn man jung ist, ist oft der größte Wunsch, erfolgreich zu sein. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass solche Erfolge jedoch nur von kurzer Dauer sind. Deshalb glaube ich, dass es so wichtig ist, an Werten zu arbeiten.

PETRA VAN BREMEN Model und Influencerin

Ich wünsche mir, dass Frauen auch im Alter sichtbar bleiben. Ich merke immer wieder, dass wir es schwieriger haben, gesehen zu werden. Das hat auch damit zu tun, dass das Älterwerden ein Imageproblem hat. Jede*r will lange leben, aber niemand will alt aussehen. Es ist wichtig, dass Frauen deutlich machen, dass wir kein Ablaufdatum haben.

Mantel

DÜZEN TEKKAL

Journalistin, Aktivistin und Gründerin von Háwar.help

Mein größter Wunsch ist eine sexismus-, rassismus-, klassismusfreie Gesellschaft, die es nicht gibt, an der wir aber alle gemeinsam arbeiten müssen. Das ist auch meine Definition des German Dream. Dazu gehört die individuelle und kollektive Freiheit und vor allem auch, die Gesellschaft angstfrei zu gestalten und an ihr mitzuarbeiten. Ich wünsche mir von offenen Gesellschaften weltweit die Erkenntnis und die Sensibilität dafür, was für ein Privileg es ist, in Freiheit zu leben. Dieses Privileg gilt es einzusetzen für sich, aber auch für andere. Heute lebe ich das Leben, von dem ich früher geträumt habe. Das Leben, das ich mir als kleines Mädchen gewünscht habe – damals, in einem viel zu engen Zimmer mit drei Doppelbetten und sechs Personen, die dort schlafen mussten. Ich bin der kleinen Düzen dankbar dafür, dass sie an diesen Träumen trotz aller Widerstände und der Begrenztheit der Menschen in ihrem Umfeld festgehalten hat. Es erfordert Mut, an große Träume zu glauben, und es erfordert Mut, an seinen Träumen zu arbeiten.

MIT ENDYMA HAT

MICHAEL KARDAMAKIS

SEINE LEIDENSCHAFT ZUM

BERUF GEMACHT.

EIN BESUCH IM WELTWEIT

GRÖSSTEN ARCHIV FÜR

DIE KOLLEKTIONEN DES DESIGNERS HELMUT LANG.

Fotos CHRISTIANWERNER

Styling MICHAEL KARDAMAKIS

Fotoassistenz MAX EICKE

* Griechisch für „Kleidung“

In einer weitläufigen Wohnung in Berlin-Wilmersdorf lagert einer der am besten gehüteten Schätze der Modewelt. Mehr als 5.500 Stücke von Marken wie Raf Simons und Burberry hat MICHAEL KARDAMAKIS hier für sein Archiv ENDYMA zusammengetragen. Das meiste aber stammt von HELMUT LANG , dessen Kreationen aus den Jahren 1986 bis 2005 unter Kenner*innen äußerst begehrt sind. In den Räumen hängen zig Varianten der minimalistischen Kleider, Jeansjacken und andere Designs des Österreichers. Hier erzählt uns Kardamakis, der seine Modekarriere in Athen als Onlinehändler während seines Studiums begann, warum er seine Sammlung heute lieber den DESIGNTEAMS GROSSER MARKEN zugänglich macht, als die raren Stücke weiterzuverkaufen.

VON ALLEN MARKEN, DIE MAN SAMMELN KANN: WIE SIND SIE AUSGERECHNET AUF HELMUT LANG GEKOMMEN?

Das muss so 2009 oder 2010 gewesen sein. Damals begann ich mich für Mode zu interessieren und habe viel Zeit in Onlineforen verbracht. Die Marken, die mir gefielen, waren aber auch Secondhand noch recht teuer. Also habe ich Sachen bestellt, sie eine Weile behalten und dann wieder verkauft. Darunter war auch diese Jacke aus silbernem Leder von Helmut Lang, die dann der Designer Riccardo Tisci kaufte, der damals Kreativdirektor von Givenchy war. Ich hatte vielleicht 150 Euro dafür gezahlt und 450 bekommen. Mit dem Profit konnte ich als Student einen Monat lang meine Miete zahlen.

KLINGT WIE EIN GUTES GESCHÄFT.

Deshalb fing ich an, mehr von Helmut Lang zu suchen. Mir fiel auf, dass es von der Marke recht viele günstige Vintage-Stücke gab. Mode aus den 1990ern war noch kein großer Markt, es gab richtig coole Teile für 10, 20, 30 Euro. Mein Interesse war also zunächst rein kommerziell. Es hat sehr lange gedauert, bis ich Helmut Lang als Designer verstanden habe. Als Produkte sind seine Entwürfe einfach seltsam. Sie wirken manchmal regelrecht billig, dabei sind sie ziemlich durchdacht. Man muss sich wirklich auskennen, um das schätzen zu können.

WIE GING ES WEITER?

Zunächst verkaufte ich meine Vintage-Stücke auf Ebay. Dann startete ich meine eigene Website, und weil ich zu der Zeit Kunstgeschichte studierte, lernte ich, meine Produkte immer besser zu beschreiben. Immer mehr Helmut-Lang-Fans besuchten meine Website, weil es die einzige war, wo es so viele Informationen über seine Kollektionen gab. Dann hat es auch bei mir irgendwann „klick“ gemacht. Wenn sich so viele Leute für die Marke interessieren, muss da wirklich was dran sein. Ich war also angefixt und fing an, mehr und mehr Sachen für mich selbst zu behalten. Irgendwann bekam ich Anfragen von Leuten aus der Modebranche, die sich meine Sammlung angucken wollten. Einer der ersten war

Hose RICK OWENS

Interview HANS BUSSERT

Das Team von ENDYMA. Das Archiv mit Vintagemode zeitgenössischer Designer umfasst über 5.500 Stücke, der größte Teil davon stammt von HELMUT LANG .

der Designer Peter Hawkings, der vor Kurzem zum Kreativdirektor von Tom Ford ernannt wurde. Von ihm und anderen lernte ich viel – nicht zuletzt auch, wie Designer*innen arbeiten. Ich fing an, wie ein Dienstleister zu denken und mein Archiv den Bedürfnissen meiner Kund*innen anzupassen.

HABEN SIE DENN INZWISCHEN ALLE RELEVANTEN HELMUT-LANG-DESIGNS IN IHRER SAMMLUNG ODER GIBT ES IMMER NOCH STÜCKE, DIE SIE GERN HÄTTEN?

Es gibt mindestens 100 zum Teil sehr ikonische Stücke, die wir noch nicht haben. Bei einigen handelt es sich aber um Prototypen, die nur für die Schauen hergestellt wurden. Da kommt man kaum ran, die Sammlung wird also nie vollständig sein. Am Anfang wollten wir ein gutes Beispiel für jede Kategorie, also für eine bestimmte Art von Hemd, Jeansjacke und so weiter. Jetzt versuchen wir, verschiedene Versionen eines Tanktop-Designs zu bekommen.

ICH KANN MIR VORSTELLEN, DASS ES IMMER SCHWIERIGER WIRD, DIESE BESONDEREN TEILE ZU FINDEN. DAS INTERESSE AN VINTAGE-KOLLEKTIONEN BESTIMMTER DESIGNER*INNEN IST IN DEN VERGANGENEN JAHREN EXTREM GEWACHSEN

Das stimmt, der Wettbewerb ist größer geworden. Früher war das Sammeln von Mode ein Hobby für Reiche. Heute gibt es immer mehr junge Modeliebhaber*innen, die ihre eigenen Sammlungen aufbauen. Aber wir haben uns der Zeit angepasst, haben ein gutes Netzwerk an Lieferant*innen,

Reißverschluss ersetzen – das machen wir alles selbst. Dann reinigen wir das Stück, bevor es von innen und außen gebügelt wird. Anschließend wird es fotografiert. Danach müssen wir die Stücke oft noch einmal reinigen und bügeln. Erst dann nehmen wir sie in das Archiv auf. Das ist ein ziemlich aufwendiger Prozess, aber anders geht es nicht. Eine einzige Mottenlarve könnte einen großen Schaden anrichten.

WIE SCHÜTZEN SIE SICH GEGEN MOTTEN?

Jedes Kleidungsstück, das Wolle enthält oder irgendwie verdächtig aussieht, kommt zunächst ein paar Wochen in den Gefrierschrank. Nach etwa zwei Wochen sterben die Motteneier. Ein Befall mit Motten wäre eine Katastrophe.

IN DEM RAUM MIT DEN HELMUT-LANG-SACHEN LASSEN SIE ZUDEM NUR WENIG TAGESLICHT UND DECKEN AUCH DIE KLEIDERSTÄNDER AB. Eigentlich sollten wir all unsere Kleiderständer abdecken. Aber dann würde es sich für uns anfühlen, als würden wir in einem Leichenschauhaus arbeiten.

DAS HEISST, DASS SIE NACH ALL DEN JAHREN IHRE SAMMLUNG IMMER NOCH GUT SEHEN KÖNNEN?

Die Sichtbarkeit hat vor allem den praktischen Grund, dass wir bestimmte Stücke so schneller finden. Aber einen richtigen Überblick habe ohnehin nur ich selbst. Ich bin auch der Einzige, der ausgeliehene Teile wieder zurück auf die Stangen hängen darf. Das System beruht allein auf meiner Logik.

und zum Glück sind auch unsere finanziellen Möglichkeiten gewachsen. Nicht zuletzt hilft es auch sehr, dass in der Presse über uns berichtet wird. Jedes Mal, wenn ein Artikel erscheint, werden wir von potenziellen Verkäufer*innen kontaktiert. Also, wenn Sie das hier lesen und Vintage-Mode von Helmut Lang verkaufen wollen: Melden Sie sich!

WIE LÄUFT DAS GESCHÄFT MIT IHREN KUND*INNEN? ES IST EIN OFFENES GEHEIMNIS, DASS DIE DESIGNTEAMS GROSSER MARKEN DIE KOLLEKTIONEN VON LABELS WIE HELMUT LANG SEHR GENAU STUDIEREN, WENN SIE AN ÄHNLICHEN PRODUKTEN ARBEITEN. Die Designteams kommen her und schauen sich unsere Sammlung an. Dann machen sie eine Auswahl und leihen diese für einen Monat. Das reicht, um sich den Schnitt, das Design einer Jackentasche oder den Stoff genau abzugucken. Manchmal schicken sie die Teile auch zu ihren Produzent*innen, damit diese bestimmte Verarbeitungstechniken untersuchen können.

KÖNNEN SIE UNS VERRATEN, MIT WELCHEN FIRMEN SIE ZUSAMMENARBEITEN?

Das darf ich leider nicht. Aber man kann davon ausgehen, dass alle großen Marken schon einmal hier waren. Wir arbeiten aber auch mit jungen Labels, die nicht so große Budgets haben. Im Gegenzug für unsere Leistung bekommen wir Teile aus deren Kollektionen für unser Archiv.

DIE SAMMLUNG IST DAS HERZSTÜCK IHRES UNTERNEHMENS. WIE PFLEGEN SIE DIESE UND WELCHE VORKEHRUNGEN TREFFEN SIE, DAMIT DIE

KOSTBAREN STÜCKE BESTMÖGLICH ERHALTEN BLEIBEN?

Wenn wir ein neues Teil bekommen, wird es zunächst untersucht. Hat es Flecken, gibt es Schäden? Risse nähen, einen Knopf oder

ICH HABE MICH GEFRAGT, WAS SIE MACHEN WÜRDEN, HÄTTEN SIE NICHT DIE MODE UND INSBESONDERE HELMUT LANG ENTDECKT. WÜRDEN SIE HEUTE ETWAS ANDERES SAMMELN?

Interessant, dass Sie das ansprechen. Ich sammle, seitdem ich klein bin. Zunächst Käfer und Muscheln, dann Münzen. Über Pokémon-Karten bin ich später zu anderen Sammelkarten gekommen. Eine Zeit lang habe ich vier oder fünf verschiedene Kartenspiele gesammelt und getauscht, die Spiele selbst haben mich nicht interessiert. Als Teenager fing ich dann an, Platten zu sammeln. Hauptsächlich HardcoreBands aus Amerika. Auch da hatte ich ein eigenes System – ganz schön nerdig.

WARUM MACHEN SIE DAS?

Zunächst habe ich ein tiefliegendes Bedürfnis nach Ordnung. Danach, zu wissen, wo etwas abliegt und was es bedeutet. Gleichzeitig arbeite ich auf diese Weise unbewusst gegen das Vergessen an. Ich will so viel Wissen über etwas anhäufen, wie möglich, und es für die Nachwelt festhalten. Deshalb versuche ich, alles so aufzubereiten, dass auch jemand Fremdes die Sammlung nachvollziehen kann – auch wenn mir das in der Praxis noch nicht immer gelingt. Ich liebe es einfach, Dinge zu archivieren. Ich kann nicht anders.

MIT IHREM MODEARCHIV SCHEINEN SIE JEDENFALLS IHRE BERUFUNG GEFUNDEN ZU HABEN.

Ich wundere mich selbst oft, wie wir das hingekriegt haben: Wir kaufen Kleidungsstücke, die uns interessieren, und werden dafür bezahlt. Das ist schon ein bisschen verrückt •

„MEININTERESSEANHELMUTLANGWAR ZUNÄCHSTREINKOMMERZIELL.ESHATSEHR LANGE GEDAUERT,BISICHIHNALSDESIGNER VERSTANDENHABE.“

MUST-HAVES

MADE INGERMANY

Interview ANNE WAAK

Fotos BASTIAN THIERY

Kaum jemand prägt die Mode hierzulande, wie sie es tut: Christiane Arp war knapp zwei Jahrzehnte lang die Chefredakteurin der deutschen Vogue. Heute vertritt sie mit dem Fashion Council Germany die Interessen der Branche und richtet die Berlin Fashion Week aus. Ein paar Tage bevor diese beginnt, erreichen wir Arp auf Mallorca. Sie spricht mit der entspannten Unaufgeregtheit einer ModeEminenz, im Hintergrund zwitschern Vögel. Ein Gespräch über die eigene Sprache, Kleidung als Rüstung und wie deutsche Mode die internationalen Kollektionen bestimmt.

FRAU ARP, 2003 WURDEN SIE DIE CHEFREDAKTEURIN

DER DEUTSCHEN VOGUE. HATTEN SIE JEMALS SO ETWAS

WIE EINEN PLAN, WIE SIE MIT DIESER INSTITUTION

DIE MODE IN DEUTSCHLAND PRÄGEN WOLLTEN?

Am Anfang hatte ich so etwas nicht. In der ersten Zeit hatte ich im Gegenteil große Zweifel, ob ich überhaupt die Richtige bin für diese Aufgabe. Ich hatte schon viele Jahre im Modejournalismus hinter mir und habe das erste Jahr bei dem Magazin noch an der Seite meiner Vorgängerin Angelica Blechschmidt gearbeitet. Und doch war das eine neue Welt für mich. Da stand auf einmal Vogue an der Tür!

WAS VERBAND UND WAS TRENNTE SIE VON ANGELICA BLECHSCHMIDT?

Modisch hätten wir unterschiedlicher nicht sein können …

SIE TRATEN SCHON IMMER ZURÜCKHALTEND GESCHMINKT

UND EHER KLASSISCH-MASKULIN GEKLEIDET AUF, MIT LANGEM, ZURÜCKGEBUNDENEM HAAR. BLECHSCHMIDT TRUG

STETS OPULENTES MAKE-UP, KLEIDER UND GROSSE SCHMUCKSTÜCKE, DAS SCHWARZ-GRAU GESTRÄHNTE HAAR HOCHTOUPIERT.

Davon abgesehen hat uns die Leidenschaft für Mode und auch eine gewisse Getriebenheit verbunden. Der Wille, etwas noch besser zu machen, Mode anders zu zeigen. Aber am Anfang waren meine Hefte nicht gut.

WARUM DAS?

Weil sie nicht eigenständig genug waren, sondern zu sehr das fortgeführt haben, was Angelica gemacht hat. Es ist nicht so, dass ich als neu ernannte Chefredakteurin meinen Masterplan aus der Tasche geholt und gesagt hätte: Das wird jetzt meine Vogue. Dafür hatte ich viel zu sehr mit mir selbst zu tun. Auf einmal stand ich mit dem, was ich tat, im Fokus. Ich musste erst meine eigene

Sprache, meinen Tonfall finden. Irgendwann dann konnte ich mich auf meinen Instinkt verlassen und wusste: Das sind wir als Vogue, das sind wir nicht.

WORAN DENKEN SIE BEI DEN STICHWORTEN

MODE UND BEGEHREN?

Mode ist nicht nur Begehren. Sie ist etwas, das mich schützt. Mode kann meine beste Freundin sein. Wenn ich weiß, wie ich mit ihr umgehe, gibt sie mir unglaublich viel Kraft. Bei einem öffentlichen Auftritt oder einem Interview kann sie eine Art Rüstung sein. Mode ist unsere erste Visitenkarte – und hat für mich nichts Frivoles. Das ist vielleicht auch das, was ich mit „meiner“ Vogue deutlich machen wollte: dass die Menschen begreifen, wie viel Schutz und Kraft, wie viel Macht Mode verleihen kann. Und da geht es nicht um das neueste Teil, sondern um das richtige.

WO HAT IHRE LEIDENSCHAFT FÜR MODE IHREN URSPRUNG?

Ich bin auf einem Bauernhof in einem 500-Einwohner-Dorf in Niedersachsen groß geworden. Da gab es nichts, was an eine Boutique auch nur erinnert hätte. Aber meine Mutter war hervorragend im Handarbeiten, in unserem Haus gab es immer Näh-, Häkel- und Strickzeitschriften. Meine Leidenschaft für Mode entstammt dem Selbermachen. Ich habe früh verstanden, dass Mode meine Sprache sein könnte.

WAS IHREN STIL ANGEHT, HABEN SIE HEUTE EINE ART UNIFORM.

Sie hat ihren Ursprung in den 1980er-Jahren. Wir kamen aus einer Zeit der lila Latzhosen – also der Frauenbewegung, deren Anhängerinnen nicht auf ihre Körper reduziert werden wollten. Als japanische Modemacher wie Yohji Yamamoto und Rei Kawakubo mit Comme des Garçons nach Paris kamen, dachte ich:

So will ich aussehen! Schwere Stoffe aus dem Bereich der Männerbekleidung, Oversized-Schnitte, in denen mein Körper keine prominente Rolle mehr spielte. Das führte mich zurück in meine Jugend, als ich die riesengroßen Männerhemden meines Großvaters umgeschneidert und eingefärbt habe. Ein Anzug, ein Hemd – das mag ich bis heute. In einer Welt, in der es ständig um Perfektion geht, haben mir die Schnitte und Stoffstrukturen der japanischen Designer*innen geholfen, meinen Weg zu finden.

IST ES IHNEN IN DEN 19 JAHREN IHRER ZEIT BEI DER VOGUE GELUNGEN, DEN BLICK DER DEUTSCHEN AUF DIE MODE ZU VERÄNDERN?

ich dann in der Pflicht, nicht länger darüber zu lamentieren, was alles nicht funktioniert. Also eröffneten wir den Vogue Salon, einen Showroom, in dem sich Designer*innen während der Fashion Week präsentierten. Das sollte es der Presse und den Einkäufer*innen einfacher machen, sich einen Überblick über die vielversprechendsten Talente zu verschaffen.

SIND SIE ZUFRIEDEN MIT DEM, WAS SIE BISHER ERREICHT HABEN?

Wir wurden Anfang des Jahres von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit der Organisation der Fashion Week beauftragt und haben mit Berlin Contemporary ein

Natürlich hat sich der Blick auf Mode verändert. Wir als Frauen und die Gesellschaft haben uns verändert – allein durch den digitalen Konsum. Statt in meinem kleinen niedersächsischen Heimatort abgelegte Herrenhemden umzunähen, könnte ich mir als Teenie heute Outfits von jedem denkbaren Label bestellen. Mode hat sich stark demokratisiert. Ich glaube übrigens nicht, dass wir Deutschen weniger Geschmack haben als die Menschen in Italien oder Frankreich. Allerdings war das, was bei uns vielleicht noch verpönt war, woanders schon längst Mode. Es gibt heute kaum eine Kollektion, die ohne eine Anleihe an eine Birkenstock-Sandale oder Adidas-Jogginghose auskommt. Und damit hat Deutschland die Mode in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt.

MIT DEM FASHION COUNCIL GERMANY, DESSEN VORSTANDSVORSITZENDE SIE SIND, WIDMEN SIE SICH SEIT 2015 DER STÄRKUNG UND INTERESSENVERTRETUNG DER MODE IN UND AUS DEUTSCHLAND. WAS WAR DER AUSLÖSER FÜR DIE GRÜNDUNG?

Damals gab es die Berlin Fashion Week, aber niemanden, der sich des Nachwuchses annahm. Also haben wir angefangen hinzuschauen. 2011 dann brachte Der Spiegel einen Verriss der Fashion Week – bevor die Schauen überhaupt angefangen hatten. Ich habe das Heft wütend zugeschlagen und mich gefragt, ob diejenigen, die da über Mode schreiben, eigentlich nur ihre Klischees niederschreiben, statt hinzuschauen. Damit stand

Förderprogramm für 14 hiesige Designer*innen und vier Gastdesigner*innen aus der Ukraine gestartet. Mein Appell wäre es, dahin zu schauen, wo etwas bereits funktioniert, statt dahin, was lange nicht funktioniert hat.

WAS WÜNSCHEN SIE SICH FÜR DIE KOMMENDEN JAHRE?

Ich glaube nach wie vor, dass es Veranstaltungen wie die Fashion Week geben muss, um wie auf einer Bühne die benötigte Aufmerksamkeit zu generieren – und weil so ein emotionales Ereignis einen bleibenderen Eindruck schafft als das, was man im Digitalen durchscrollt. Ich hoffe, dass wir es jetzt schaffen und relevant genug sind, dass die Kollektionen, die in Berlin gezeigt werden, ihre Konsument*innen finden.

WELCHE ROLLE KANN DABEI EIN DEPARTMENT STORE

WIE DAS KADEWE SPIELEN?

Mit dem Haus verbindet mich eine lange Freundschaft und Partnerschaft. Das KaDeWe war immer ein großer Unterstützer, wir haben die Schaufenster mit Mode von Designer*innen in und aus Deutschland dekoriert. Und einige, wie etwa William Fan, sind dann auch in das Portfolio des Hauses übernommen worden. Das ist genau die Sichtbarkeit, die es braucht. Wenn Kund*innen ihr Lieblingsgeschäft betreten, gehen sie auf eine Entdeckungsreise. Es kann passieren, dass sie etwas sehen, von dem sie bis vor einer Minute nicht wussten, dass sie es unbedingt haben wollen •

„Ich wollte immer, dass die Menschen begreifen, wie viel Kraft die Mode verleihen kann. Es geht nicht um das neueste Teil, sondern um das richtige.“

MENSCHEN BERÜHREN

Gypsy Water, Bal d’Afrique oder Blanche: Wer sich auch nur ein wenig für die Welt der Düfte interessiert, dem werden diese Namen ein Begriff sein. Es handelt sich um einige der Bestseller der schwedischen Marke Byredo. 2006 von Ben Gorham gegründet, revolutionierte das Label die Parfumindustrie mit aufregenden Duftkompositionen in minimalistischen Flakons. Vor drei Jahren launchte Byredo eine eigene Make-up-Linie und holte dafür Lucia Pica mit ins Boot. Die ehemalige Global Creative Make-up und Colour Designerin von Chanel will nun mit Make-up das wiederholen, was Byredo mit den Düften schon geschafft hat: Emotionen wecken. Mit uns hat die Italienerin über ihre Anfänge und ihre Vision gesprochen.

INTERVIEW Kelly Niesen

WELCHE ERSTEN ERINNERUNGEN VERBINDEN SIE MIT MAKE-UP?

Als ich vielleicht neun oder zehn Jahre alt war, lieh ich mir immer wieder den Lippenstift meiner Mutter und schminkte mich damit. Ich benutzte auch ihren hellblauen Eyeliner, von dem ich dachte, man sähe ihn nicht, weil ich blaue Augen habe. Unsere Nachbarin hatte im Badezimmer eine Schublade voller Make-up, und ich war besessen davon. Manchmal schloss ich mich in ihrem Badezimmer ein und verbrachte Stunden damit, mich zu schminken. Dann wusch ich mir das Gesicht und war überzeugt, niemand würde es merken. Der Umgang mit Make-up war wie mein kleines geheimes Spiel, das eigentlich gar nicht so geheim war.

WANN WURDE IHNEN KLAR, DASS DAS IHR BERUF WERDEN KÖNNTE?

Ich bin in Neapel aufgewachsen und dachte damals noch nicht, dass ich das beruflich machen könnte. Als ich anfing, mich für Mode zu interessieren und Zeitschriften zu lesen, habe ich darauf geachtet, was Models trugen, aber vor allem ihre Gesichter haben mich sehr angesprochen. Erst als ich nach London ging, wurde mir klar, dass dies ein interessanter Weg sein könnte. Weil ich so fasziniert von Make-up war, sagte eine Freundin, die in der PR-Branche arbeitete, ich sollte in diese Richtung gehen. Sie fand auf der Rückseite der Vogue diesen Kurs an der Greasepaint School of Makeup. Ich war Anfang 20 und dachte, wenn etwas in der Vogue beworben wird, muss es gut sein. Nach diesem

Kampagne: Harley Weir

Kurs eröffnete sich mir eine große neue Welt, und ich wusste: Das ist es, was ich machen will.

WAS FASZINIERT SIE SO SEHR AN MAKE-UP?

Ich hatte kürzlich eine sehr arbeitsreiche Woche mit Editorials und Shootings. Ich schminkte ein Model und merkte, dass auch nach 20 Jahren Karriere, in denen ich Make-up für Chanel und Byredo kreiert und so viele verschiedene Dinge gemacht habe, es mich wirklich glücklich macht, wenn ich mich hinsetzen und mit meinen Händen arbeiten kann. Ich besitze immer noch die Leidenschaft für das Handwerk.

IHR OFFIZIELLER TITEL BEI BYREDO LAUTET „CREATIVE IMAGE AND MAKE-UP PARTNER“. WAS SIND IHRE AUFGABEN?

Ich arbeite mit dem Markengründer Ben Gorham zusammen, um die Make-up-Linie zu erweitern, neue Produkte zu kreieren und das Image dafür zu gestalten. Ich entwickle Ideen für Moodboards, Farben und Kollektionen sowie Texturen für zukünftige Produkte. Bis diese fertig sind, stehe ich in engem Austausch mit den Laboren. Außerdem arbeite ich mit einem Art Director und Ben an den Bildern für jede Kampagne.

IN ZUSAMMENHANG MIT IHRER ARBEIT SPRECHEN SIE HÄUFIG ÜBER EMOTIONEN. ERKLÄREN SIE UNS DIESE HERANGEHENSWEISE.

Ich musste nicht davon überzeugt werden, mit Byredo zusammenzuarbeiten, denn die Marke basiert auf persönlichen Erfahrungen, Emotionen und Erinnerungen. Das sind alles Dinge, die mich wirklich ansprechen. Wenn ich über Farben oder Produkte nachdenke, habe ich immer eine unmittelbare Erfahrung mit ihnen – egal, ob ich sie herstelle oder benutze. Und ich glaube, das tun wir alle. Selbst dann, wenn ich nicht aktiv darüber nachdenke: Wenn man einen Lidschatten oder einen Lippenstift berührt, hat das einen stimulierenden Effekt. Ich fühle etwas. Es ist ein Medium, mit dem du arbeitest. Es hilft dir, etwas zu erschaffen oder auszudrücken. Deshalb kann Make-up dabei helfen, Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder sie sogar zu verändern. Manchmal, wenn ich Farben kreiere, habe ich ihre Persönlichkeit richtiggehend vor Augen. Für mich ist das Erzählen einer Geschichte mittels Farben wie der Gebrauch einer Sprache. So, wie andere Worte benutzen, benutze ich Farben.

SIE HABEN VOR, DIE MAKE-UP-LINIE NÄHER AN DIE PARFUMS HERANZUFÜHREN. WIE WOLLEN SIE DAS ERREICHEN?

Meine erste Kollektion hieß First Emotions, es ging um den Moment des Sichverliebens. Ich habe versucht, all die gegensätzlichen Gefühle, die

sich in dieser Situation einstellen, mit Farben auszudrücken. So, wie Ben mit den Parfums Geschichten erzählt, möchte ich das mit der Makeup-Linie tun. Ich will, dass auch das Make-up Gefühle hervorruft, mit denen sich jede*r identifizieren kann.

WAS MAKE-UP-PRODUKTE ANGEHT, HERRSCHT DERZEIT MEHR AUSWAHL DENN JE. WAS MUSS EIN PRODUKT HEUTZUTAGE KÖNNEN, UM SICH ABZUHEBEN?

Ich bin schon so lange in dieser Branche tätig, dass ich sie eher als Kunsthandwerk verstehe. Bei der Recherche achte ich genau wie bei der Auswahl von Texturen und Farben auf Qualität und die Details. Als Marke muss man seiner Geschichte treu bleiben und sie vertiefen. Nur so gewinnt man das Vertrauen der Kund*innen und lässt sie immer wieder zurückkehren. Für mich ist es wichtig, Produkte zu kreieren, die zum eigenen Markenzeichen werden.

SOZIALE MEDIEN HABEN DIE BEAUTY-INDUSTRIE IN DEN VERGANGENEN JAHREN SEHR VERÄNDERT. WIE NEHMEN SIE DIESEN WANDEL WAHR?

Ich glaube, es ist manchmal ziemlich überwältigend, so viele Dinge, Produkte und Techniken zu sehen. Es ist aber eben auch ein riesiger Markt, und es sollte Platz für jede*n geben. Die Menschen sind dadurch bewusster geworden, sie wissen mehr über Make-up. Sie sind heute auch eher bereit, neue Dinge auszuprobieren. Es gibt nicht mehr den einen richtigen Weg, sondern viele unterschiedliche.

WAS BEDEUTET BEGEHREN FÜR SIE?

Es ist ein Gefühl, das mich die ganze Zeit antreibt. Ich sehe es als eine Art Neugierde – eine Bereitschaft, etwas Neues zu entdecken. Es ist eine Kraft und eine starke Energie, die uns neugierig auf die Welt sein lässt •

Kampagne: Harley Weir

Lucia PICA

Foto: Morgan O’Donovan

SCENE

Mehr als nur Nebenrolle:

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IHREN GROSSEN AUFTRITT

FOTOS VON RAGNAR SCHMUCK

Anlasslos VERLAUFEN

Verlaufen Sie sich gern? Ich tue das ständig und sehr gern, auch hier an diesem Ort. Obwohl ich mich bestens auskenne, schlage ich an all den Waren und Traumobjekten entlang ungeahnte Haken. Das habe ich im KaDeWe schon so gemacht, als meine Großmutter regelmäßig mit mir herkam, immer wenn ihr Lippenstift und ihr Puder namens „Egyptische Erde“ aufgebraucht waren (heute weiß ich, dass es unmöglich ist, alle zwei Wochen einen Lippenstift aufzubrauchen, aber wir brauchten ja einen Anlass). Nach dem Kosmetikeinkauf bei der immer selben, immer betörend duftenden Verkäuferin durfte ich mich dann verlaufen. Meine Großmutter wusste, dass alle Wege in die Spielzeugabteilung führten.

Heute machen mir zum Zwecke des Zeitvertreibs und des Alleinseins unter Menschen die 1., 2. und 3. Etage am meisten Freude. Hier suche ich nichts und finde vieles heraus. Hätte ich immer nur ein schnell erfüllbares Ziel vor Augen und mich nicht verlaufen, ich hätte in der Herrenabteilung nie den unglaublich weichen Herbst-Kaschmir von Frenckenberger berührt. Ich hätte nie verstanden, dass mir Marni steht. Ich hätte nie das Spektrum der Boglioli-Farben in ihrem ganzen Ausmaß erkannt und nie von den traditionellen Stickereien der palästinensisch-israelischen Marke Adish erfahren.

In der Damenabteilung der 2. Etage habe ich konventionellerweise nichts verloren, arbeite in meiner Fantasie aber als „Personal Shopper“ für Freundinnen (und ehrlicherweise im Falle eines bestimmten Tops von Khaite auch für mich selbst). Dabei überraschen mich vor allem zwei Dinge: Wie gut das Label Victoria Beckham ist, und dass es Patou noch gibt – fand dort nicht Karl Lagerfeld seine erste Anstellung? Toll.

In der 3. Etage befindet sich, was in einer großen Wohnung wohl „Gesellschaftszimmer“ heißen würde oder, etwas modeorientierter ausgedrückt, Salon. Die Sessel hier sind so bequem und konversationsfreundlich arrangiert, dass ich hier auch hinkomme, obwohl ich keine Roger Viviers anprobieren möchte. Es handelt sich nämlich um die Damenschuhabteilung. Der Aufenthalt hier könnte nur noch durch eine Champagner-Bar verbessert werden, was wiederum den Schuhabsatz erhöhen würde – und die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Roger Viviers doch noch anprobiere. Die Champagner-Bar war eigentlich immer als große Idee für mein Bewerbungsgespräch als Kaufhausdirektor gedacht. Aber dann kam diese Kolumne, und ich habe mich textlich etwas verlaufen •

Wenn sich der Kunsthistoriker Sebastian Hoffmann mal nicht im KaDeWe verläuft, findet er mit seinem Interiordesign-Projekt Tadan die richtigen Antworten auf die großen Fragen der stilbewussten Lebensführung. In der Zeitschrift  Weltkunst erscheinen Hoffmanns daran angelehnte Kolumnen „Alles nur Deko“ und „Innenleben“.

Text SEBASTIAN HOFFMANN

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Glatte Haut und ein neuer Duft: Vier Beauty-Produkte laden dazu ein, sich etwas Gutes zu tun

Lebensbejahend: Das neue Eau de Parfum Sì Intense ist ein amberartiger Chypre-Duft, der seine volle Kraft dank des Zusammenspiels von sinnlicher Vanille und dem Nektar der Schwarzen Johannisbeere entfaltet.

MYSLF ist ein lebendiger Duft, der markant-holzige mit sanften floralen Noten verbindet. Ein neuer, nachfüllbarer Herrenduft für den modernen Mann, facettenreich und geprägt von spannenden Kontrasten.

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Carmina fängt die Essenz einer ultimativen Heldin ein, die bereit ist, sich jeder Herausforderung zu stellen. Die blumig-holzige Komposition vereint Noten von schwarzer Kirsche, Veilchen und Kaschmirholz.

GUT BESOHLT

Ob

Zu seinem Jubiläum präsentiert das 1973 gegründete italienische Unternehmen Doucal’s eine besondere Version eines zeitlosen Klassikers der Herrengarderobe. Der Loafer Mario aus handgefärbtem Déco-Kalbsleder ist in Blau, Schwarz, Gelb und zwei Brauntönen erhältlich.

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Loafer, Oxford-Schnürer oder Workboot: Mit diesem Schuhwerk wird jeder Schritt zum Statement

FASHION

PARTY

Zur Berlin Fashion Week im Juli lud das Triumvirat der deutschen Mode – VOGUE, KaDeWe und Fashion Council Germany – in die 6. Etage des Department Store. Was es zu feiern gab? Die Mode natürlich. Selbstredend waren alle maßgeblichen Protagonist*innen der Szene vor Ort und zeigten sich zwischen Champagner und Häppchen, Tanzfläche und Fotowand nur von ihrer besten Seite.

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SALON DE THÉ

Nehmen Sie Platz im neu eröffneten Salon de Thé von Ladurée Paris in der 6. Etage des KaDeWe. Genießen Sie die weltberühmten Macarons der renommierten Pâtisserie sowie weitere Köstlichkeiten und erleben Sie l’art de vivre.

Montag bis Samstag 10–20 Uhr

Freitag bis 21 Uhr

CELEBRATION DAYS

Freuen Sie sich auf vielfältige Aktionen und Events – vom Beauty Treatment über individuelle Personalisierungen und besondere Überraschungen. Sichern Sie sich täglich die Chance auf exklusive Luxuspreise oder nehmen Sie bei unserer Store Rallye teil und genießen Sie zur Belohnung ein Glas Champagner.

16. — 21.10.23

16.

KADEWE X SHISEIDO

Japanische Beauty-Treatments hautnah erleben: Im Oktober 2023 eröffnen die neuen Behandlungskabinen von Shiseido exklusiv im KaDeWe. Genießen Sie entspannende und ergebnisorientierte Behandlungen, und lernen Sie die Produkte der Erfolgsmarke näher kennen. Mithilfe exklusiver Techniken, Formulierungen und Tools werden Nerven-, Immun- und Hautsystem sowie Hormonhaushalt positiv beeinflusst. Entdecken Sie zum Beispiel die Vorteile der Cryo Globes für ein geformtes und gestrafftes Hautbild oder erleben Sie die wohltuenden Eigenschaften des Bamboo-Treatments nach einem stressigen Tag.

Ab Oktober 2023 in der 3. Etage des KaDeWe

BLUE NIGHT OF HORROR IM KADEWE

Feiern Sie mit uns die Nacht der Nächte! Am Samstag, 28. Oktober 2023, findet von 20.30 bis 2.00 Uhr (Sommerzeit) wieder die legendäre Halloween-Party im KaDeWe statt. Freuen Sie sich auf Champagner und kulinarische Highlights von Austernbar, Fischkutter und Co. und verbringen Sie mit uns einen unvergesslichen Abend. Begeistern Sie uns und die anderen Gäste mit Ihrem Halloween-Outfit und zeigen uns Ihr bestes Kostüm zum Thema Blue Night of Horror. Eintrittskarten – auch als Geschenk –sind zum Preis von 300 Euro beim Food Service in der 6. Etage, beim Kundenservice in der 5. Etage oder auf kadewe.de erhältlich.

28.10.23

+49 30 21 21 20 53 kundenservice@kadewe.de

BLUE NIGHT OF HORROR

Halloween 23

Selbst wenn man nicht zur Larmoyanz oder Nostalgie neigt, ist der Abschiedsschmerz enorm. Das Café Einstein war schon vor einer Weile angeblich vorübergehend geschlossen worden, im Sommer meldete es dann Insolvenz an. Das alte Haus in der Kurfürstenstraße, nur zwei Steinwürfe vom KaDeWe entfernt, war über Jahrzehnte ein Ort der Gastlichkeit, wie er in Berlin selten war (und ist): großzügige Gründerzeitvilla mit einem holzgetäfelten Salon und einem wunderschönen Garten. Als hier noch Römerquelle ausgeschenkt wurde, fühlte man sich wie in einer Traumregion, irgendwo zwischen Berlin und Wien. Was nun aus dem Laden wird, steht noch in den Sternen beziehungsweise in irgendwelchen Bilanzen.

Ein guter Anlass, über Berliner Klassiker nachzudenken. Über die Orte, die man für selbstverständlich hält – bis sie an der Gegenwart zerschellen. Die Victoria Bar in der Potsdamer Straße erlebte im vergangenen Winter einen verheerenden Brand, der aufwändige Renovierungsarbeiten erforderte. In den vergangenen Monaten gab es einen sporadischen Straßenausschank, der die Lücke, die dieser charakterstarke Laden hinterlassen hat, umso deutlicher machte. Offiziell ist es noch nicht, aber mit ein bisschen Glück geht es bald weiter.

Umso erfreulicher, wenn Institutionen ihre Selbsterneuerung schaffen. Der neue Leiter des Hauses der Kulturen der Welt (HKW) heißt Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, stammt aus Kamerun, hat in Berlin Biotechnologie studiert und die Galerie Savvy Contemporary gegründet. Nun ist er der vielleicht am buntesten gekleidete Kulturmanager Berlins – und das meine ich angesichts des üblichen dunkel-minimalistischen Einheitslooks ausdrücklich als Kompliment. Im Oktober eröffnet im HKW eine Ausstellung mit dem genialen Titel „Als hätten wir die Sonne verscharrt im Meer der Geschichten“. Wen es vorher hierherlockt: Die Dachterrasse ist ein herrlicher Ort für ein Getränk in der Frühherbstsonne und bietet einen reizvollen Blick auf das Hinterteil des Kanzleramtes (bevor die befürchtete Großbaustelle entsteht).

Es gibt auch die weniger offensichtlichen Klassiker, manche davon noch gar nicht so alt: die Buchhandlung Geistesblüten am Walter-Benjamin-Platz mit ihrem hervorragenden Lesungsprogramm, das Tortenschlacht-Café Buchwald gleich um die Ecke vom natürlich ebenso klassikerverdächtigen Hansaviertel, die Bänke am Landwehrkanal gegenüber vom Urbankrankenhaus mit Blick auf diese Perle des Brutalismus, das Kino Neues Off mit seiner altmodisch-bescheidenen Pracht. Und selbst wenn das Eigenlob an dieser Stelle unelegant scheinen mag: Auch das KaDeWe ist einer dieser Klassiker.

Das sind natürlich alles ungerecht und subjektiv ausgesuchte Lieblingsorte, jede*r Berliner*in dürfte eine eigene Liste im Kopf haben. Und bei genauerer Betrachtung ist die Stadt voll davon •

Sein Hunger nach Gossip, neuen Restaurants und Gesellschaftsleben treibt Adriano Sack regelmäßig von seinem Zweitwohnsitz Sizilien zurück nach Berlin. Was er dann findet, davon erzählt der Leiter des Stil-Ressorts der Welt hier. Im Februar erscheint sein erster Roman.