HERBST 2018
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Editorial
Der Andrang war riesig. Als wir in der vergangenen Saison den Pop-up-Store von Off-White im Haus hatten, standen Dutzende fashionbegeisterte Männer in den frühen Morgenstunden Schlange für einen Hoodie. Verständlicherweise, denn Designer und Mastermind Virgil Abloh gibt Streetwear eine exklusive Aura, die viele anzieht und inspiriert – auch in seiner Arbeit für Louis Vuitton, wo er seit Kurzem die Männermode entwirft. Ein anderer interessanter Charakter ist unser Covermodel und Fotostrecken-Protagonist Vincent Darré. Sein Gespür für Mode und Einrichtung ist in Paris legendär. Man muss ihn aber fast noch mehr für seine Präsenz bewundern, mit der er sogar in aufwendig gestalteten Räumen mitten im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Ein markanter Typ – sicher auch: »A Gentle Man«. Freuen Sie sich auf das Fensterkonzept mit diesem Titel, das Sie im Herbst bei uns sehen. Ihr KaDeWe
The buzz was huge. When we hosted the Off-White pop-up store last season, dozens of fashion-conscious men queued up for a hoodie in the early hours of the morning. And understandably so, as designer and label mastermind Virgil Abloh gives streetwear an exclusive allure that draws in and inspires many people – and the same can be said of his work for Louis Vuitton, where he was recently named the new men’s fashion designer. Another fascinating character is our cover model and photo series protagonist Vincent Darré, a man whose
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sense of fashion and flair for furniture are legendary in Paris. In fact, they are only rivalled by his charisma, which ensures that he is always the centre of attention – even in lavishly designed rooms. A man who makes a big impression – and no doubt a gentleman. »A Gentle Man« also happens to be the name of a window display that you can admire at the store in autumn. Yours, KaDeWe
Inhalt — Herbst 2018
CREW LOVE – SEITE 42
FAV O R I T E N – S E I T E 1 9
12 CONTRIBUTORS NEU IM KADEWE 14 FASHION 30 URBAN MOBILITY 16 PROJECT RUNWAY 18 EASTPAK × RAF SIMONS 19, 25, 31 FAVORITEN
22 NEWS & STORIES 24 CLARKS × LAND ROVER FAV O R I T E N – S E I T E 2 5
BRIONI – SEITE 20
20 BRIONI
26 MONTBLANC 27 AESOP 28 JUGO ÜRDENS 32 PEAK PERFORMANCE 34 VINCENT 42 CREW LOVE
AESOP – SEITE 27
COVER
P R O J E C T R U N WA Y – S E I T E 1 6
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B R I O N I , M A N T E L , 3 . 5 0 0 E U R O, 1 . E TA G E S A N T O N I , C H E L S E A B O O T S , 5 1 0 E U R O, 1 . E TA G E
Contributors
Dürfen wir vorstellen: die kreativen Köpfe, die dieses Magazin zu etwas ganz Besonderem machen.
MEHR IN DER STRECKE »CREW LOVE«
JUGO ÜRDENS Rapper ZU HAUSE IN Wien MARKENZEICHEN Stoppelglatze und grünblaue Augen VORBILD Mein Großvater PROJEKTE Album »Yugo«, erscheint am 05. Oktober GRÖSSTER MOMENT Auftritt mit meiner damaligen Lieblingsband
Russkaja im Fernsehen bei »Willkommen Österreich« im ORF eins LIEBLINGSORT Skopje, Mazedonien (mein Geburtsort) INSTAGRAM @jugouerdens MEHR IN DER STRECKE »CREW LOVE«
PETER KAADEN Fotograf ZU HAUSE IN Berlin, früher New York, eigentlich aus Essen MARKENZEICHEN In der Fotografie viel Ehrlichkeit und Energie, im Leben
mein kleiner Hund, der auch Peter heißt VORBILDER finde ich als Wort schwierig, weil es impliziert, man wäre gerne wie jemand anderes. Idole gibt es aber, zum Beispiel Jim Morrison, Boris Mikhailov und Nobuyoshi Araki PROJEKTE Aktuell arbeite ich an einer großen Still-Life-Serie und einem Buch über die vergangenen zehn Jahre GRÖSSTER MOMENT Den behält man lieber für sich LIEBLINGSORT Bangkok. Es gibt wenige Städte, die so viele gute Vibes in so viele Richtungen haben INSTAGRAM @peterkaaden
MEHR IN DER STRECKE »CREW LOVE«
GOGO LUPIN Influencer ZU HAUSE IN New York MARKENZEICHEN Rosa Kleidung (#pinkvision) VORBILDER Mein Papa und Mr. Iceberg Slim PROJEKTE Die Entwicklung von #gogodiary GRÖSSTER MOMENT Ich hatte viele größte Momente in meinem Leben,
aber jetzt gerade möchte ich sagen: mein 27. Geburtstag. Er war fantastisch! LIEBLINGSORT Hotel Amour in Paris INSTAGRAM @gogolupin
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Neu im KaDeWe — Fashion
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01 A-COLD-WALL* Die Ursprünge von Samuel Ross’ Mode liegen in der englischen Working Class. Für den 27-Jährigen, der in Brixton, Northampton und Leeds lebte, sind Arbeiteruniformen ein vertrautes Bild. Fasziniert von ihrer Alltagstauglichkeit und Formenstrenge, hat er eine zeitgemäße Version der Kleidung entwickelt: die Streetwear von A-Cold-Wall*, in der Wolle und thermoaktiver Nylon zu futuristischfunktionalen Mänteln, Hosen und Pullovern verarbeitet sind.
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02 MARCELO BURLON Wer als Designer, DJ, Partyveranstalter und Fotograf arbeitet, kommt viel herum und in Berührung mit dem Reichtum der Jugendkultur. So ist es nicht verwunderlich, dass Marcelo Burlons Entwürfe vielfältig sind und trotzdem in allen Kombinationen zueinander passen. T-Shirts mit Tarotkarten-Aufdruck, Trainingsjacken mit Mannschaftslogos und Sweater mit Motiven aus Horrorfilmen sind unter dem Claim »County of Milan« in einem stimmigen Portfolio versammelt.
03 THOM BROWNE Mit Extravaganz und taillierten Schnitten hat Thom Browne aus New York das Image des Anzugs aufpoliert. In einer Zeit, in der vor allem T-Shirt und Jeans angesagt waren, trug er geänderte Vintage-Anzüge. Später machte er sein Hobby zum Beruf, arbeitete für Giorgio Armani und brachte 2003 seine erste Readyto-wear-Kollektion heraus. Heute ist die Mode des Designers nicht nur überall anerkannt, sondern sogar im Metropolitan Museum of Art ausgestellt.
JONAS GLÖER
FA L L / W I N T E R 18-19 SA NDRO-PA R IS.COM
Project Runway
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M E N S W E A R U N D A C C E S S O I R E S I N D E R 1 . E TA G E
01 Mantel 809 Euro KENZO — 02 Mantel 2.950 Euro MAISON MARGIELA 03 Mantel 1.350 Euro, Jacke 1.580 Euro, Hose 899 Euro OFF-WHITE — 04 Mantel 2.500 Euro, Sweatjacke 690 Euro, Hose 550 Euro VALENTINO 05 Pullover 389 Euro ACNE STUDIOS — 06 Lederjacke und Hose 2.780 und 609 Euro NEIL BARRETT
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Project Runway
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07 Mantel und Schal 1.590 und 279 Euro MARNI — 08 Sweatjacke und Hose 529 und 539 Euro PALM ANGELS 09 Jacke 1.800 Euro, Jeanshemd 459 Euro, Hose 519 Euro DSQUARED2 — 10 Mantel 1.130 Euro DRIES VAN NOTEN 11 Pullover 625 Euro, Hemd 550 Euro, Hose 650 Euro LANVIN — 12 Mantel und Hoodie 879 und 209 Euro AMI
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Eastpak × Raf Simons
Raffiniert geschultert
Schräg angesetzte Fronttasche, überlappender Faltenwurf, geknoteter Schultergurt: Was man als Kennzeichen des klassischen Trenchcoats aus den Sechzigern kennt, überträgt der belgische Designer Raf Simons auf eine limitierte Kollektion von Backpacks. Die klassische Form von Eastpak erhält dabei interessante asymmetrische Formdetails – je nach Modell versehen mit Laschen, Bauchgurt oder Knöpfen. Als Material kommt Mantelstoff oder Wolle zum Einsatz; die Farbvarianten sind Schwarz, Henna oder ein grauschwarzes Karomuster. Jeder Taschentyp hat seinen ganz eigenen Charakter. Der »RS Organized Sling« zum Beispiel zeichnet sich durch ein separates Reißverschlussfach und ein zusätzliches Geheimfach aus. 18
Favoriten
KINGS OF COOL Diese Streetwear gibt sich sportlich und entspannt.
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M E N S W E A R , S N E A K E R , TA S C H E N , A C C E S S O I R E S U N D S O N N E N B R I L L E N I N D E R 1 . E TA G E
01 Pullover 549 Euro LANVIN — 02 Armband 139 Euro NORTHSKULL — 03 T-Shirt 225 Euro ETRO 04 Briefcase 2.200 Euro BOTTEGA VENETA — 05 T-Shirt 339 Euro JW ANDERSON 06 Sneaker 895 Euro DOLCE&GABBANA — 07 Sonnenbrille 285 Euro PERSOL — 08 Sweatpants 699 Euro LANVIN 09 Backpack 845 Euro DOLCE&GABBANA — 10 Hoodie 359 Euro HERON PRESTON 11 Sneaker 420 Euro ACNE STUDIOS — 12 Bum Bag 990 Euro BALENCIAGA — 13 T-Shirt 249 Euro MARCELO BURLON
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Brioni
NEUE SACHLICHKEIT Zurück zu den Wurzeln: Brioni widmet sich dem kreativen Mann, der seine Individualität mit der passenden Garderobe unterstreichen will. TEXT ULF LIPPITZ
Nun sind sie wieder zurück, die Klassiker von Brioni: Kaschmirmäntel, Samtsakkos, Cordanzüge. Doch etwas ist anders. Eine Vogelfeder haftet am Revers, das blaue Hemd zieren bunte Punkte, zum grauen Doppelreiher funktionieren dunkelbraune Militärstiefel. Es sieht aus, als hätte man die Komplexität der Moderne in einer konkret zugespitzten Kombination eingefangen. Konservativ, ja, zeitgeistig, in Dosen. Brioni setzt ganz auf die Qualität der Schneiderkunst, das elementare Erlebnis der Kleidung – und dazu gehört, dass die aktuelle Chefdesignerin Nina-Maria Nitsche, eine Deutsche mit langer Erfahrung bei Maison Margiela, keine Fotos von sich duldet. Mit ihr kehrt das italienische Herrenmodehaus nach Jahren des Ausprobierens zurück zu den Wurzeln. 1945 wurde es in Rom gegründet, von Nazareno Fonticoli, einem Schneider, der an der traditionsreichen Savile Row in London seine Ausbildung erhalten hatte, und dem Designer Gaetano Savini. An der eleganten Via Barberini eröffneten die beiden das erste Geschäft. Bald
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kamen Männer wie Kirk Douglas und Clark Gable in den Laden, um ihre Garderobe zu bestücken – den Tritonenbrunnen im Blick, den Kaschmir am Körper. Brioni sucht den Schulterschluss zu den Kreativen dieser Welt. Der Mann als Individuum, die Garderobe als seine zweite Haut, repräsentativ, luxuriös, nicht zu bequemlichkeitsheischend. Es geht nicht um Freizeitbekleidung, sondern um Körpergefühl – um das richtige Auftreten im selbst gewählten Beruf. Deshalb werben keine Prominenten vom roten Teppich für die neue Sachlichkeit. Gestandene Männer aus der zweiten und dritten Reihe füllen die Tweed-Kombinationen und die HerringboneMuster mit sattem Leben. Männer, die die Flexibilität der Jugend im Kopf haben, allerdings auch die Erfahrung eines Lebens mit sich herumtragen. Und die sich selbstbewusst über ihre Funktion definieren. Der Kostümbildner, der Antiquitätenhändler, der Fußballmanager. Die Mission von Brioni: ihrer Individualität die gebotene Form zu geben.
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News & Stories
Worüber jetzt gesprochen wird
LUMAS
PETERSBURGER HÄNGUNG Ein Kunstwerk zu erwerben ist leicht. Eines gut zur Geltung zu bringen schon schwieriger. Hier hilft die Expertin Christin Sander, die die Galerien des Kunsthändlers Lumas gestaltet. Besitzern von Bildern in unterschiedlicher Größe empfiehlt sie die »Petersburger Hängung«, benannt nach dem Vorbild der Sankt Petersburger Eremitage. Hier hängen die Werke dicht an dicht und entfalten ihre Wirkung über imaginäre Bezugslinien. Mehr nützliche Ratschläge bei Lumas in der 4. Etage.
LOUIS VUITTON
AUF NEUEN WEGEN
© www.lumas.com
Bei Louis Vuitton gehören ab sofort auch Düfte für den Mann zum Angebot. Soeben ist die erste Kollektion erschienen, kreiert von Jacques Cavallier Belletrud, der sich schon im weiblichen Produktsegment Meriten verdiente. Fünf maskuline Neuheiten mit Namen wie »Sur la Route« huldigen mit Ingwer, Kakao und Weihrauch dem Abenteuer. In eine gemeinsame Richtung der Geschlechter deutet das Unisex-Parfum »Ombre Nomade«. Es duftet intensiv nach Adlerholz. L O U I S V U I T T O N , E AU D E PA R F U M , J E W E I L S 1 0 0 M L U N D 2 1 0 E U R O , ERDGESCHOSS
OMEGA
INDUSTRIECHARME Bevor die »Railmaster« von Omega zum Klassiker wurde, diente sie dem Bahnpersonal und anderen Arbeitern in der Nähe elektrischer Felder als präziser Zeitmesser. Diesen Ursprung in der Industrie hat sie mit der Jeans gemeinsam. Vorbild des neuesten Modells ist deshalb genau jene amerikanische Arbeiterhose, die zum internationalen Lieblingsteil aufstieg. Das Armband der Unisex-Automatikuhr ist aus Denim und Leder gefertigt, das Ziffernblatt im passenden Graublau gehalten. O M E G A , A R M BA N D U H R AU S D E R L I N I E » R A I L M A S T E R « , 4 . 5 0 0 E U R O, ERDGESCHOSS
DOPPIAA
STIMMUNGSBAROMETER Eine Kollektion, sieben Linien: Das italienische Modelabel Doppiaa hat sich die Inspiration für seine neue Kleidung aus Glenn Millers Swing-Klassiker »In the Mood« geholt. Der wurde ins Italienische einst mit »Con Stile« übersetzt, und so drückt jede Linie eine andere Stimmung aus. Möchte man Eleganz ausstrahlen, passt die Kleidung von »Prima«, hat man Lust auf Klassisches, die von »Blue Blue«. 22
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Le Petit Prince® The Little Prince® © Antoine de Saint Exupéry Estate. Licensed by LPP612.
C r e a t i n g n ew h e i g h t s . Hugh Jackman zelebriert die Kraft der Phantasie mit dem neuen Montblanc Meisterstück Le Petit Prince. montblanc.com/petit-prince
Clarks × Land Rover
Einer für alles
Wer dem Ruf der Berge folgt oder zu anderen Touren aufbricht, braucht einen atmungsaktiven Schuh mit gefederter Sohle. Die neue Kollektion »Life.Limitless« von Clarks und Land Rover bietet die entsprechende Funktionalität. Wasserdichtes Gore-Tex hält die Füße auch bei nassem Wetter trocken, während Feuchtigkeit von innen nach außen entweichen kann. Ein Fersenkappenstabilisator sorgt für sicheren Halt, die Gummilaufsohle mit Pods für gute Traktion im Gelände. Für feste Bodenhaftung bei jedem Abenteuer. CLARKS × LAND ROVER Boots, 240 Euro, erhältlich ab Anfang Oktober in der 1. Etage
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SCHRITTMACHER Diese Footwear passt sich den Gegebenheiten an.
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01 Boots 529 Euro ALLEN EDMONDS — 02 High Top Sneaker 319 Euro BOTH — 03 Boots 980 Euro GUCCI 04 Sneaker 525 Euro GIVENCHY — 05 Boots 845 Euro SAINT LAURENT 06 Monkstraps 650 Euro CHURCH’S — 07 Chelsea Boots 1.455 Euro JOHN LOBB — 08 Boots 895 Euro SANTONI
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Montblanc
Hommage an Minerva
Während des diesjährigen Goodwood Festival of Speed in Südengland bestimmte Montblanc erneut das Tempo – als offizieller Zeitmesser der Autorennen. 180.000 Liebhabern seltener Rennwagen wurde in diesem Kontext die neue »TimeWalker Collection« präsentiert: der auf 1.500 Exemplare limitierte »Manufacture Chronograph« und das auf 500 Stück limitierte Modell »Date Automatic«. Vorbild der beiden Armbanduhren in Braun und Beige ist der historische »Rally Timer« der Manufaktur Minerva. Er hatte seit den 1930er-Jahren die Präzisionszeitmessung bei den prestigeträchtigsten Sportevents definiert. 26
Aesop
Smooth!
Aesop, die Marke mit den braunen Fläschchen, hat allen Freunden der Nassrasur ein Rundumpaket zu bieten. Das »Moroccan Neroli Shaving Serum« wird wie Rasiergel mit Hand oder Pinsel aufgeschäumt und gewährleistet dank der enthaltenen Öle maximale Geschmeidigkeit bei der Rasur. Aloe vera und Sandelholz wirken beruhigend und beugen Hautirritationen vor.
Als nachträgliches Treatment kann die hydratisierende Feuchtigkeitspflege »Moroccan Neroli Post-Shave Lotion« mit Ölen der Neroliblüte und Panthenol verwendet werden. Der Dachshaarpinsel, der Rasierer und die Rasierschaumschale, die die würzig duftenden Kosmetika als Utensilien ergänzen, kommen im markentypischen Minimal-Design daher.
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Jugo Ürdens
»ICH WÜRDE DAS NICHT POLITISCH NENNEN« Wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt aus Österreich ein neuer Musikexport her. Nach Bilderbuch, Wanda, Yung Hurn und Voodoo Jürgens greift nun der Rapper Jugo Ürdens zum Mikro. Ein Gespräch mit dem Newcomer über politischen Rap und Balkan-Melancholie. I N T E RV I EW J U L IA N I E M A N N
Wenn es in Wien noch einen Ort gibt, an dem sich ungeachtet der Geschlechts- und Altersgruppe, des sozialen Rangs, Berufs oder der Herkunft die ganze Stadt versammelt, dann im türkischen Restaurant Kent. Die Lärmkulisse ist betäubend, das Essen betörend. Man trifft kroatische Familien beim Mittagessen, türkische Paare beim ersten Date, österreichische Bauarbeiter. Und, hin und wieder, den Wiener Rapper Jugo Ürdens: Anfang zwanzig, gebürtiger Mazedonier, Wirtschaftsuni-Dropout. Und Österreichs neuer Hip-Hop-Export. Dass er ein »Jugo« ist, also aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, will sich Jugo Ürdens mit seinem Künstlernamen aber nicht auf die Fahnen schreiben. Eigentlich will er das Thema nämlich aus der Welt schaffen.
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Um über die wirklich wichtigen Dinge rappen zu können. Nicht über »Politik und so’n Scheiß«, sondern über die persönlichen Geschichten, mit denen sich andere identifizieren können. Jugo, der Rapper Kendrick Lamar hat für sein Album »Damn« gerade als erster HipHop-Act den Pulitzerpreis bekommen. Muss Hip-Hop gesellschaftskritisch sein?
Muss nicht. Wenn Rap ein politischer Gegenpol ist, ist das schon gut. Was Kendrick macht, ist natürlich gut. Es gibt aber auch politischen Rap, der ganz furchtbar ist. Ich persönlich habe da wenig Ansprüche. Ich habe einen Track gemacht, der politisch ist, »Österreicher«. Das reicht mir dann auch.
Deine Musik wird oft zum Cloud Rap gezählt. Dagegen wehrst du dich aber. Warum?
Ich persönlich würde mich da nicht unbedingt reinnehmen. Aber klanglich gibt’s da bestimmt Überschneidungen. Ich verstehe generell nicht, warum man immer alles kategorisieren muss. In deiner Single »Schwarzes Gold« geht es um Cola. Distanzierst du dich damit vom Thema des Drogenkonsums im Rap?
Eigentlich war das nur Spaß. Ich bin aber schon ziemlich clean unterwegs. Ich mag den Song eigentlich überhaupt nicht mehr. Es gab dazu mal ein Video online, das habe ich wieder runtergenommen. Passiert es oft, dass du deine Tracks nicht mehr magst, wenn sie veröffentlicht sind?
Frag nicht, das ist andauernd so.
Jugo Ürdens
Auf dem Cover deiner ersten EP ist ein Gemälde von einem Knoblauch abgebildet. Was hat es damit auf sich?
Meine Eltern waren die totalen Hipster damals. Gingen die ganze Zeit in Kunstgalerien und so. Und die kauften damals dieses Bild von einer Künstlerin, das muss in den Neunzigern gewesen sein. Wir sind dann gefühlte vierzig Mal umgezogen und das Bild kam immer mit. Irgendwann landete es im Keller, und als ich ausgezogen bin, habe ich es mitgenommen und bei mir aufgehängt. Ich finde das einfach so schön. Ein Stück Heimat. Du kommst aus Mazedonien, hast deine frühe Kindheit dort verbracht. Hat dich das musikalisch beeinflusst?
Mit sechzehn habe ich begonnen, mich mit meinen Wurzeln auseinanderzusetzen. Ich war mit sieben nach Wien gegangen, verbrachte den Sommer aber immer noch unten. Irgendwann kam die Frage: Wo komme ich eigentlich her? Ich habe dann ganz viel Musik gehört und viel von der alten mazedonischen Musik gesampelt. Ich wollte sie irgendwie wiederverwerten. Beschreib mal, was macht die Musik aus?
Sehr viel Pathos, sehr viel Schmerz. Auch wenn man versteht, worüber die singen. Viel über Krieg und so. Zum Beispiel Goran Bregović, der hat das total geprägt. Er ging damals in Zigeunerdörfer und hat mit denen ihre Lieder bearbeitet und neu aufgenommen. Jetzt spielt er sie einmal im Jahr vor voll besetztem Konzerthaus. Oder Zdravko Čolić, der ist ein bosnischserbischer Popstar. Und in den Sechzigern oder Siebzigern gab es Nina Spirova, die hat soulige Musik gemacht. Ist das die Musik, die deine Eltern gehört haben?
Ja. Sie haben aber nicht nur volkstümliche Sachen gehört, sondern auch viel Rock. Es gab eine große Rock-Ära in Jugoslawien. Und das war sehr politisch. Einer von der Band Riblja Čorba war immer im Gefängnis, weil er sich gegen das Regime wehrte. Das hat man damals einfach sehr viel gehört und man nimmt es dann irgendwie mit. In meinem Song »Yugo« verwende ich ein Sample von einem alten jugoslawischen Lied, das sehr melancholisch ist. Die Sängerin weint fast. In »Österreicher« rappst du, wie schwer es ist, einen österreichischen Pass zu bekommen. Fühlst du dich als Österreicher?
Ja, schon. Wien ist mein Zuhause. Einen Pass habe ich immer noch nicht. Ich bin selbst aber auch nicht genügend dahinter. 1992 hat sich die deutsche Hip-HopGruppe Advanced Chemistry mit Staatsbürgerschaft beschäftigt. Die Mitglieder hatten alle einen Migrationshintergrund und rappten: »Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land. Kein Ausländer und doch ein Fremder.« Das war in einer politisch sehr aufgeladenen Zeit, voller »Das Boot ist voll«-Debatten. Später kamen Die Fantastischen Vier und haben Rap für sich als reines Entertainment verstanden. Wo würdest du dich da einordnen?
Ich glaube, ich bin irgendwo dazwischen. Meine Musik ist schon auch nachdenklich, nicht nur Party. Ich würde das aber nicht politisch nennen, denn ich will eher persönliche Geschichten erzählen. Keine großen Sachen erklären, von denen ich nichts verstehe. Allgemein sehe ich im deutschen Hip-Hop gerade hauptsächlich Party. In der österreichischen Musiklandschaft gibt es ja so etwas wie ein neues Bedürfnis nach Mundart und damit irgendwie auch Heimatbekenntnis oder Auseinandersetzung mit Heimat: Wanda, Granada, Voodoo Jürgens, 5/8erl in Ehr’n. Was denkst du darüber?
Ja klar, und Crack Ignaz, die Linzer RapperPartie, die Salzburger. Man schämt sich jetzt nicht mehr, aus Österreich zu sein. Grundsätzlich finde ich das auch schön. Wenn man aber nicht darauf achtet, wer die Musik für welche Zwecke verwendet, wird’s problematisch. Und Granada zum Beispiel, die haben ewig lange ganz andere Musik gemacht. Dann kamen Wanda und sie haben plötzlich ihr Image gewechselt. Hin zu Wienerisch, Ottakring. So was finde ich scheiße. Das ist so berechnend. Wie bist du eigentlich zum Hip-Hop gekommen, also wann hast du angefangen, ihn zu hören, und welchen?
Das war Deutschrap. Sido und so. Damals fand ich die ganzen Straßenrapper nicht so geil. 2010 hat Nate57 ein Mixtape rausgebracht, das ist ein Hamburger Straßenrapper. Das habe ich dann arg gefeiert, da hat es Klick gemacht und ich habe immer mehr Straßenrap gehört. Diese Leute haben von einer fremden Welt erzählt, so intensiv, so krass. Das fand ich gut. Und wann hast du begonnen, selbst Texte zu schreiben?
Ich glaube, ich war fünfzehn und habe meiner Freundin zum Jahrestag ein Gedicht geschrieben, ganz ekelhaft. Sie hat mir dann irgendwann ein Keyboard geschenkt. Darauf habe ich begonnen, ein bisschen zu spielen, Beats zu machen. So ging es weiter, bis ich auch Rap-Texte schrieb. Mehr Spaß macht mir heute allerdings das Produzieren. Das kommt einfach von selbst, anders als Texten, wobei man überlegen muss, sich anstrengen. Wenn man einen Beat produziert, hört man ihn sich am Ende des Tages an und das ist geil. Jugo Ürdens – wie kam es zu deinem Künstlernamen?
Mein Kumpel hat mich früher immer so genannt, da waren wir besoffen. Irgendwann hieß ich so auch auf Facebook, hatte Udo Jürgens als Profilbild und als Bio – kompletter Blödsinn einfach. Ist natürlich auch ein bisschen blöd, weil ich mich damit selbst so auf eine Jugo-AusländerSchiene festlege. Aber das versuche ich jetzt langsam zu ändern. Was ich in Zukunft mache, wird immer weiter weggehen davon. Hattest du denn eine typisch migrantische Kindheit, wenn man das so sagen kann?
Na ja. Meine Eltern sind Akademiker und wollten, dass ich was aus mir mache. Ich bin in ein Gymnasium im 1. Bezirk gegangen. Da waren viele Ausländer in meiner Klasse, aber auch Österreicher. Wir haben im 16. Bezirk neben der Manner-Fabrik gelebt und dort im Park Fußball gespielt. Was denkt die Familie über deine Musik?
Die finden das mittlerweile gut. Natürlich hätten sie gerne, dass ich studiere. Aber ich jage jetzt erst mal meinem Traum nach. Studieren kann ich danach immer noch. Du hast doch schon ein Studium begonnen, oder?
Ja, ich habe Wirtschaft studiert. Ein bisschen aus Verzweiflung heraus. Ich habe es so gehasst, es war eine Katastrophe. Je kleiner die Gruppen wurden, desto größer wurde der Hass. Am ersten Tag kam ich viel zu früh und im Jogginganzug. Und mit einem abgefuckten Laptop, weil ich kaum Geld hatte. Dann kamen die anderen alle, in ihren blauen Anzügen und ihren Timberlands. Später fuhren sie in ihren BMWs davon. Grundsätzlich ist es eh schön, Geld zu haben. Aber das war der falsche Weg.
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Neu im KaDeWe — Urban Mobility
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01 SOFLOW Mit diesen außergewöhnlichen Fahrzeugen lässt man jeden Stau hinter sich – Hoverboards, Skateboards, Scooter, Ride-Ons und Bikes. Der Clou: Die Schweizer Produktionen von Soflow sind mit einem Motor ausgestattet, der den Fahrtrausch besonders leichtgängig macht. Aufgrund ihrer handlichen Größe können sie zudem im Kofferraum verstaut oder in der Bahn mitgeführt werden und bringen einen flexibel zu jeder Verabredung. Das Stichwort lautet: Urban Mobility.
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02 SCROOSER Je nach Modell erreichen die emissionsfreien Roller von Scrooser bis zu 25 Kilometer in der Stunde. Die Fahrpower haben sie ihrem Motor zu verdanken, der Muskelkraft in Geschwindigkeit verwandelt. Ob man dabei sportlich oder batterieschonend fährt, ist jedem selbst überlassen – nach zweieinhalbstündiger Ladezeit ist der Akku für bis zu 55 Streckenkilometer gewappnet. Und weil der Roller eine Straßenzulassung hat, ist er auch ein echter Favorit für die Großstadt.
03 EVOLVE SKATEBOARDS Für Fahrgefühle wie auf dem Snowboard sorgen die rasanten Longboards der Marke Evolve Skateboards mit elektrischem Antrieb, leisem Motor und wendigen Achsen. Sie sind dank unterschiedlicher Rädersets auf der Straße und im Gelände einsetzbar und dabei rund ein Drittel leichter als andere All-Terrain-Boards auf dem Markt. Die extragroße Reichweite von Modellen wie »Evolve Bamboo GTX Street« und »Evolve GT Carbon Street« verspricht lang anhaltenden Fahrspaß.
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DARK AND HANDSOME Diese Ausstattung macht überall einen guten Eindruck.
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M E N S W E A R U N D TA S C H E N VO N M I C HA E L KO R S I N D E R 1 . E TA G E
01 Toiletry Bag 99 Euro — 02 Cardigan 199 Euro — 03 Backpack 299 Euro 04 Turtleneck 129 Euro — 05 Briefcase 479 Euro — 06 Jeans 99 Euro — 07 Mantel 399 Euro
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Peak Performance
DIE ÜBERFLIEGER Wie ein paar Freunde, die mehr Zeit auf Skiern verbringen wollten, mit ihrer Sportmode eine Erfolgslawine auslösten. T E X T A N N A FA S TA B E N D
Es geht steil bergab. Vor Henrik Windstedt liegt tonnenweise Schnee, nichts als Schnee. Dahinter vereiste Flächen, Senken, Hügel, abschüssiges Gelände, das unvorhersehbar und gefährlich ist. In einiger Entfernung ein Felsvorsprung, der nur darauf wartet, dass er sich mit ihm misst. Doch der wird den Freeride World Champion nicht zu Fall bringen, da hat er es schon mit ganz anderen Hindernissen aufgenommen. Er stößt sich ab, nimmt Fahrt auf, wird so schnell, dass die Augen kaum mitkommen. Dann springt er ab, jeder Muskel angespannt – und gleitet durch die Luft. Die halsbrecherische Abfahrt ist in einem Video des schwedischen Modefabrikanten Peak Performance zu sehen, der häufig mit Sportlern wie Windstedt zusammenarbeitet. Gemeinsam pflegt man das aufregende Markenimage und widmet sich der Entwicklung neuer Funktionskleidung. Die Nähe zum Wintersport hat Tradition. Alle Unternehmensgründer sind selbst Skiläufer. Sogar ein ehemaliger Weltmeister ist darunter. Die Erfolgsgeschichte beginnt 1986. Während der legendäre Ingemar Stenmark seinen 82. Weltcup-Sieg erringt, suchen die Freunde Stefan Engström, Peter Blom und Christer Mårtensson nach einer zündenden Geschäftsidee, um möglichst viel Zeit in
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ihrem geliebten Skiort Åre zu verbringen. Sie glauben an das Potenzial einer Skikleidung, die funktionstüchtig und modisch zugleich ist. Die Resonanz auf die ersten Entwürfe, in denen sie sich testweise auf die Piste wagen, ist groß. Trotzdem gehen die drei es gelassen an. An ihrer Bürotür hängt oft ein Zettel mit der Nachricht »Wir sind Ski laufen«. Drei Jahrzehnte später hat Peak Performance die Ausmaße eines börsennotierten Unternehmens erreicht, das von Stockholm aus in die internationale Sportszene wirkt. Der Markenname schmückt Outdoor-, Lauf- und Golfkleidung. Seit Neuestem wird auch Urbanwear hergestellt, die wärmt, kühlt und vor Wasser und Wind schützt. Der Sportsgeist der Mitarbeiter befördert ein angenehmes Betriebsklima. »Wir arbeiten, gewinnen und verlieren als Team«, so die Maxime. Überhaupt ist Fairplay angesagt. Die Produktion ist nachhaltig, die zeitlose Kleidung lange haltbar. Sollte doch einmal etwas kaputtgehen, gibt es einen Reparaturservice. Solche Vorzüge gefallen neben Henrik Windstedt auch den Golfern Lynn Carlsson und Alfie Plant – und natürlich weiteren Skirennläufern. In diesem Jahr ist Peak Performance offizieller Sponsor der Freeride World Tour. Anders gesagt: Es geht steil bergauf.
Peak Performance
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THE GIGI
Mantel 729 Euro Pullover CANALI 239 Euro Boots CLARKS 150 Euro
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VINCENT FOTOS OLIVIER ZAHM
Ein Gespür für Mode und Einrichtung – dafür ist Vincent Darré legendär. Seine Umgebung durchweht ein Hauch des Surrealen. M E N S W E A R , S C H U H E U N D A C C E S S O I R E S I N D E R 1 . E TA G E
BOGLIOLI
Anzug 989 Euro Derbys LOTTUSSE 359 Euro
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BOSS
Mantel 995 Euro, Pullover 169 Euro, Hose 199 Euro Derbys CLARKS 140 Euro
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DOPPIAA
Sakko und Turtleneck 599 und 239 Euro
CANALI
Sakko 1.100 Euro Hemd und Schal DOPPIAA jeweils 239 Euro Hose BRIONI 499 Euro
BRIONI Mantel 3.500 Euro Chelsea Boots SANTONI 510 Euro
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Z ZEGNA
Mantel 1.195 Euro, Jacke 849 Euro, Hose 279 Euro Boots LOTTUSSE 455 Euro
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ETRO
Mantel und Pullover 1.415 und 270 Euro Hose DOPPIAA 249 Euro Derbys SANTONI 470 Euro
CREW LOVE FOTOS PETER KAADEN
Die Kulisse der Großstadt, Leben in Bewegung: Ein Streifzug durch die Straßen Berlins. MENSWEAR, SCHUHE, SNEAKER, TA S C H E N U N D A C C E S S O I R E S I N D E R 1 . E TA G E WO M E N S W E A R I N D E R 2 . E TA G E S C H U H E , T H E L O F T, 3 . E TA G E
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Linke Seite
KENZO
Jacke 799 Euro, Pullover 499 Euro, Hose 459 Euro
GESTUZ
Mantel und Rock 399,95 und 199,95 Euro Bluse VIVETTA 479 Euro
ALEXACHUNG
Jacke 555 Euro Kleid MYKKE HOFMANN 349 Euro Sandaletten KAT MACONIE 279 Euro
KENZO
Pullover und Hose 399 und 259 Euro
Rechte Seite
ACNE STUDIOS
Jacke und Hose 449 und 299 Euro Hemd MARNI 419 Euro
HERON PRESTON
Longsleeve und Cap 219 und 99,90 Euro
44
KENZO
Sweater und Sweatpants jeweils 279 Euro Sneaker OFF-WHITE 450 Euro
BALENCIAGA Jacke 1.595 Euro
46
THOM BROWNE
Jacke 920 Euro T-Shirt HERON PRESTON 229 Euro Hose ACNE STUDIOS 179 Euro
47
AMI
Mantel 879 Euro Hoodie MARCELO BURLON 389 Euro
48
DRIES VAN NOTEN
Longsleeve und Hose 199 und 389 Euro
49
VALENTINO
Socken und Slides 50 und 210 Euro
50
ACNE STUDIOS
Sweater 249 Euro Hose MARNI 369 Euro
51
BALENCIAGA
Jacke und Shopper 1.595 und 1.295 Euro
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PALM ANGELS
Sweatjacke 389 Euro Bum Bag MARCELO BURLON 189 Euro
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