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Betoniert: Die Menschen hinter der Betonproduktion

Frisch gemischt: Das sind die «Betonköpfe» der Agnes-Baustelle

Christian Brunner Geschäftsführer Beton AG Baden Brugg Dalibor Smiljanic Lastwagenfahrer Manuel Pan Polier

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Wer einen Blick auf die KSB-Baustelle wirft, sieht ein riesiges Betonskelett. Seit Monaten fahren täglich Mischfahrzeuge vor, um den Beton, das Hauptmaterial für den Rohbau, zu liefern. Diese Reportage zeigt, welche Köpfe hinter der Produktion, dem Transport und der Verbauung stecken.

TEXT Luk von Bergen FOTOS Stefan Wey

Die Betonproduktion ist vergleichbar mit der Arbeit in einer Bäckerei», sagt Christian Brunner, Geschäftsführer der Beton AG Baden Brugg. «Wenn der Bäcker statt 80 Gramm nur 60 Gramm Butter in den Teig gibt, dann gibt’s auch einen anderen Zopf.» Ein guter Vergleich, denn Beton ist nicht gleich Beton. «Wir mischen über 200 verschiedene Rezepturen, je nach Kundenwunsch.» Die «Zutaten» des Betons stammen grösstenteils aus der Region. Der Kies wird im Falle des Produktionsstandorts Wettingen etwa dreihundert Meter Luftlinie vom Betonwerk entfernt abgebaut. Via teils unterirdische Förderbänder gelangt das Material zum Werk, wo es gewaschen und auf verschiedene Korngrössen ausgesiebt wird. «Die Körnung reicht von feinem Sand bis zu drei Zentimeter grossen Steinen, die wir dann den einzelnen Rezepturen beifügen», sagt Brunner. «Wobei Kies den grössten Anteil im Beton ausmacht.» Die Mischung macht’s Je feiner der Kies, desto mehr Zementleim braucht’s, um die optimale Konsistenz zu erreichen. «Zement ist das Bindemittel im Baustoff Beton. Durch die chemische Reaktion mit Wasser härtet er aus und bleibt dann fest.» Konsistenz und Trocknungsdauer lassen sich durch Zusatzmittel steuern. «Ein Teil der Betonproduktion ist normativ geregelt, den Rest stellen wir je nach Wunsch des Auftraggebers her. Wir haben durchaus auch Geheimrezepte.» Je nach Zusammensetzung ändert sich die Festigkeit. Auch die Fliesseigenschaft des Betons kann variabel eingestellt werden. «Der Beton muss sich auf der Baustelle optimal verteilen und den Weg durch die teils engen Maschen der Armierungseisen finden.»

Volle Trommel, grosse Verantwortung Inzwischen ist Dalibor Smiljanic beim Betonwerk eingetroffen. Der Lastwagenfahrer bringt sein Mischfahrzeug in der

Befüllen des Betonkübels für den Kran auf der Baustelle

Mischanlage in Position, um es mit frischem Beton zu «betanken». In die Trommel des Vierachsers passen 7,5 Kubikmeter Beton. «Das sind etwa 18 Tonnen Beton, die ich pro Fahrt liefere. Der gesamte Transport inklusive Lastwagen wiegt über 30 Tonnen», sagt Smiljanic. Nach wenigen Minuten ist der Laster startklar für die rund viertelstündige Fahrt auf die KSB-BaustelWir mischen über « le nach Baden. «Der Kipppunkt eines vollgeladenen 200 verschiedene Mischfahrzeugs ist relativ hoch, der Bremsweg auf

Rezepturen.» grund des Gewichts ziemlich lang. Deshalb fahre ich besonders vorsichtig.» Von der Fahrerkabine aus kann Smiljanic die Drehgeschwindigkeit der Trommel regeln. «Der Beton muss je nach Zusammensetzung unterschiedlich stark gemischt werden, damit er nicht schon beim Transport aushärtet.»

In den Kübel und aufs Dach Der Weg zur Agnes-Baustelle führt über eine eigens angelegte Zubringerstrasse. Smiljanics Betonlieferung ist für Kran Nummer 1 auf der Westseite der Baustelle bestimmt. «Wir betonieren heute eine rund dreissig Zentimeter dicke Decke», sagt Polier Manuel Pan, der die Betonbestellungen koordiniert. Die Lieferung wird zuerst kontrolliert, freigegeben und dann per Kran in grossen Kübeln an die zu betonierende Stelle gehievt. Beim Verbauen des Materials sind mehrere Dinge entscheidend. «Bei den warmen Sommertemperaturen erhitzen sich die Armierungseisen, deshalb Die Beton AG Baden Brugg Kurze Transportwege und eine nachhaltige Produktion stehen bei der Beton AG Baden Brugg im Vordergrund. Drei der insgesamt vier Werke in Wettingen, Müllingen, Birr und Siggenthal bauen den Primärkies als Basis des Betons direkt vor Ort ab. Zudem verwendet das Unternehmen sogenannten Recycling-Kies aus Rückbauten in der Region. Den Zement bezieht die Beton AG von der Holcim Schweiz in Siggenthal. Der hauptsächlich eingesetzte Zement gilt als CO 2 -reduziert. Damit spart die Beton AG gegenüber herkömmlichem Zement jähr

Einbringen des Betons, wird anschliessend geglättet und verdichtet

bespritzen wir sie laufend mit Wasser. Tun wir das nicht, entziehen die Eisen dem Beton die Flüssigkeit, und er wird brüchig.» Während einige Arbeiter mit ihren Rechen die graue Masse gleichmässig verteilen, fällt ein Mann mit einem Schlauch von der Dicke einer PET-Flasche besonders auf. Manuel Pan: «Mit dieser Vibrationsnadel vibriert er die Luft aus dem Beton, damit sich das Material verdichtet.»

Die KSB-Baustelle macht Eindruck Auch wenn die Herren Brunner, Smiljanic und Pan seit Jahren im Baugeschäft tätig sind – ein Bauprojekt vom Kaliber «Agnes» imponiert allen dreien. Betonwerkchef Brunner: «An einem intensiven Tag produzieren wir in Wettingen tausend Kubikmeter Beton – aktuell nicht zuletzt wegen der KSB-Baustelle. Da kommt die Mischanlage ganz schön ins Rotieren.» Auch Lastwagenfahrer Smiljanic ist fasziniert. «Ich staune immer wieder über die Geschwindigkeit, mit der gebaut wird. Das ist schon enorm.» Und für Polier Pan, der seit Monaten die täglichen Betonlieferungen errechnet, bestellt und koordiniert, sind Teamwork und Planung eindrücklich. «Auf einer so grossen Baustelle den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung. Aber wir haben die Agnes bisher

Gewusst? Ein Kubikmeter Beton wiegt zirka 2400 Kilo und ist damit etwa so schwer wie ein ausgewachsenes Nashorn. Weitere spannende Zahlen und Fakten zu Beton finden Sie auf agnes22.ksb.ch.

ziemlich gut im Griff.» lich mehrere tausend Tonnen CO 2 ein. betonbadenbrugg.ch

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