MiR.Zeit Das Magazin des Musiktheater im Revier
Spielzeit 16.17
#1
Unterwegs
Gelsenkirchener in Bayreuth Traditionen
Das Wilde in uns Streifzüge
Das Ende der Unschuld
SPIELPLAN THE TURN OF THE SCREW Oper von Benjamin Britten Premiere Samstag, 10. September 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus Weitere Termine 11., 18. September 2016 2., 7., 9., 22., 30. Oktober 2016
RUß – EINE GESCHICHTE VON ASCHENPUTTEL (WA) Ballett von Bridget Breiner Wiederaufnahme Freitag, 23. Sepember 2016, 19.30 Uhr, Kleines Haus Weitere Termine 24., 29., 30. September 2016 5. November 2016 8., 12., 13. Januar 2017
ERÖFFNUNGSGALA 16.17 mit der Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises, gestiftet von der Sparkasse Gelsenkirchen Termin Montag, 3. Oktober, 18.00 Uhr, Großes Haus
PROSPEROS INSEL Ballett von Bridget Breiner nach W. Shakespeares „Der Sturm“ Premiere Samstag, 8. Oktober 2016, 19.30 Uhr, Großes Haus Weitere Termine 15., 22., 28. Oktober 2016 12. November 2016 15. Dezember 2016
SPARKASSENKONZERT FÜR FAMILIEN MR. BRITTEN TRIFFT … Termin Sonntag, 9. Oktober, 11.00 Uhr, Großes Haus
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2. SINFONIEKONZERT WUNDERKINDER Werke von Mozart, Saint-Saëns, Korngold und Liszt Termin 10. Oktober 2016, 19.30 Uhr, Großes Haus
ANATEVKA (WA) (FIDDLER ON THE ROOF) Musical von J. Bock / J. Stein Wiederaufnahme Sonntag, 16. Oktober 2016, 18.00 Uhr, Großes Haus Weitere Termine 23., 29. Oktober 2016 6. Nov. 2016 | 4., 10., 26. Dez. 2016 14. Januar 2017 | 14. April 2017
Termin Samstag, 5. November 2016, 17.45 Uhr, Großes Haus
BALLETTMATINEE DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN Termin Sonntag, 6. November 2016, 11.00 Uhr, Kleines Haus
3. SINFONIEKONZERT SELIG SIND … Werke von Hubert Parry und Johannes Brahms Termin 7. November 2016, 19.30 Uhr, Großes Haus
MiR GOES GLAM-ROCK: QUEEN FOREVER! Termine 21., 30. Oktober 2016 13., 27. November 2016, Großes Haus
DER STURM (GASTSPIEL) Schauspiel von W. Shakespeare bremer shakespeare company Termine 23. Oktober und 13. November 2016, jeweils 18.00 Uhr, Kleines Haus
MiR.SALON: THEATER KONTROVERS Gast: Prof. Holger Noltze
KOST.PROBE DER FLORENTINER HUT
N E U!
Termin Dienstag, 25. Oktober 2016, 19.00 Uhr, Westfoyer Großes Haus
PREMIERENFIEBER DER FLORENTINER HUT Termin Freitag, 11. November 2016, 18.00 Uhr, Großes Haus
2. SONNTAGSKONZERT HAYDN IM DIALOG … … MIT STURM UND DRANG Werke von Vanhal, Lebrun, Kraus und Haydn Termin 20. November 2016, 11.00 Uhr, Kleines Haus
ingolf wohnt Musiktheater von Daniel Kötter / Hannes Seidl Termine 28. Oktober 2016 | 20. Januar 2017 jeweils 19.30 Uhr, Kleines Haus WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
Anzeige_MIR_64x42_mm Montag, 19. September 2016 13:52:23
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Musiktheater im Revier, herzlich begrüße ich Sie zur neuen Spielzeit 2016.17 am MiR. Mit „The Turn of the Screw“ haben wir Anfang September bereits unsere erste Premiere im Kleinen Haus feiern können. Die Arbeit unserer jungen Regisseurin Rahel Thiel fügt dem Gelsenkirchener Britten-Zyklus eine weitere hochspannende Geschichte hinzu, die vielschichtig mit Angst, Realität und Illusion spielt. Lassen Sie sich diese atemberaubend schaurige Kammer-oper Benjamin Brittens, die noch bis zum 30. Oktober im Kleinen Haus auf unserem Spielplan steht, nicht entgehen! Noch in der Sommerpause haben wir uns sehr über die große KritikerUmfrage der Tageszeitung „Welt am Sonntag“ freuen können, denn wir sind darin zum „besten Opernhaus in NRW“ gewählt worden. Unsere Produktionen „Klein Zaches, genannt Zinnober“ und „A Midsummer Night´s Dream“ wurden gleich mehrfach als „beste Inszenierung“ der zurückliegenden Saison genannt und auch unser „hervorragendes Repertoire und Ensemble“ ist vielfach gelobt worden. Natürlich ist es großartig, dass wir auch überregional solche Anerkennung erfahren. Letztlich können wir aber vor allem deshalb mit Freude zurückblicken, weil Sie – unser Publikum – die vergangene Spielzeit für uns zu einem Erfolg gemacht haben. Denn obwohl wir für einige Zeit auf das Große Haus verzichten mussten, sind unsere Besucherzahlen erneut deutlich gestiegen und dafür gilt Ihnen mein herzlichster Dank. Vier Monate lang wurde auf der großen Bühne nahezu Tag und Nacht an Akustik, Orchestergraben, Bühnenboden und Portal gearbeitet, damit am 3. Oktober die traditionelle Eröffnungsgala dann wieder in gewohntem Rahmen stattfinden kann und ich bin mir sicher, Ihnen wird gefallen, was Sie sehen und vor allem hören können. Mit der neuen Saison hat auch unser neuer Geschäftsführer Tobias Werner, der sich inzwischen schon in Gelsenkirchen eingelebt hat, seine Tätigkeit aufgenommen. Gemeinsam werden wir den guten Weg des Musiktheater im Revier fortsetzen und ich sage ihm an dieser Stelle ein herzliches Willkommen. Ich hoffe, dass Sie in der bevorstehenden Saison wieder zahlreich den Weg nach Gelsenkirchen finden, um unser überaus abwechslungsreiches Programm für sich zu entdecken. Lassen Sie sich anregen, empfehlen Sie uns weiter und vor allem: Bleiben Sie uns treu! Herzlichst Ihr
Michael Schulz (Generalintendant)
IMPRESSUM Herausgeber Musiktheater im Revier GmbH, Spielzeit 16.17 | Kennedyplatz | 45881 Gelsenkirchen Redaktion Dramaturgie und Marketing Grafik Axel Golloch | Fotos MiR wie angegeben Anzeigen Sylvia Kolbe, Musiktheater im Revier, Tel.: 0209.4097-243 | Druck Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs KG, 45123 Essen | Änderungen vorbehalten Titelmotiv Alfia Kamalova „The Turn of the Screw“, Foto: Pedro Malinowski Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein Westfalen und von der Stadt Gelsenkirchen.
STADT GE
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Das MiR dankt dem Videoportal MyPott.de für die freundliche Unterstützung.
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STREIFZÜGE Foto: Kampert
Im Foyer des Musiktheater im Revier 1964: Generalintendant Hinrichs, Peter Pears und Benjamin Britten
Das Ende der Unschuld Das Werk des englischen Komponisten Benjamin Britten ist durchzogen von der steten Suche nach der Unbekümmertheit der Kindheit „Das Phänomen, Kunst zu schaffen ist von jeher ein flüchtiges, wenig greifbares und nur in der Seele des Künstlers wirklich zu verankern.“ So oder so ähnlich könnte man den paradoxen Zustand beschreiben, dass Kunst oft aus der Unfähigkeit des Menschen entsteht, Gedanken und Gefühle in Worte fassen zu können und sich über den künstlerischen Akt ihren Weg nach außen, in das Bewusstsein der Außenwelt sucht: Die Liebessehnsucht eines Michelangelo in seinen Sonetten und versteckt in seinen großartigen Kunstwerken, die gesellschaftlich geächtete Homosexualität Peter Tschaikowskis, die den Komponisten in seiner Suche nach einer anderen Ausdrucksmöglichkeit zu musikalischen Kreationen von unendlicher Tiefe und Abgründigkeit befähigten und nicht zuletzt das selbstzerstörerische Genie eines Arthur Rimbaud, der in seinen Gedichten eine Welt ausleben konnte, die ihm in der Realität nicht vergönnt war und ihn an sich selbst verzweifeln ließ. All diese Künstler bewunderte der britische Komponist Benjamin Britten und beschäftigte sich mit ihren Werken, vertonte ihre Texte. Auch er war ein Künstler, der in seinen Werken eine Welt entstehen ließ, die Ausdruck eines tief empfundenen Zustands war, der nach Äußerung verlangte. Die Sehnsucht nach dem Schwerelosen und Unberührten der Kindheit war für Britten Antriebsmotor seiner Kunst, die er in vielen seiner Werke auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitete. In einer musisch interessierten Familie 1913 in Suffolk an der Küste Englands zur Welt gekommen, galt er bereits mit 10 Jahren als musikalisches Wunderkind und legte schon in dieser Zeit seine ers-
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ten Kompositionen vor. Sehr früh musste der sensible Junge das Elternhaus und damit vor allem die Mutter verlassen, um die obligate englische Internatserziehung zu erfahren. Auch übernahm er bereits im Alter von nur 16 Jahren durch seine Aufnahme ins Royal College of Music professionelle Verantwortung im Komponieren, wodurch ebenfalls sehr früh die kindlich-spielerische Auseinandersetzung mit Musik nun zur „Arbeit“ wurde. Am entscheidendsten jedoch mag gewesen sein – wie Britten seinem Freund und engen Mitarbeiter Eric Crozier anvertraut haben soll –, dass er als Junge in der Schule vergewaltigt worden sei. Eine solche traumatische Erfahrung mag in der Tat die überzeugendste Erklärung dafür liefern, dass die Thematik der Suche nach dem ‚verlorenen Paradies der Kindheit’ den Komponisten bis an sein Lebensende nicht losließ. „Ich liebe es, für Kinder zu komponieren, und ich liebe die Klänge, die sie während des Singens erzeugen.“ Sein Interesse an den Stimmen, dem Musizieren und dem Spiel von Kindern und Jugendlichen inspirierte Britten zu Bühnenwerken, die sowohl für Kinder als Zuschauer, aber auch für Kinder als Protagonisten auf der Bühne gedacht waren (u.a. „The little Sweep“, „The Young Person’s Guide to the Orchestra“, „Noye’s Fludde“). Aber neben Kindern, die aufgrund der überirdisch schönen Qualität ihrer Stimmen immer wieder Eingang in Brittens Werke fanden, ist auch die Kehrseite dieser Reinheit, das Unwissende, Ungeschützte, Thema in Brittens Werken. Er war ein bekennender Pazifist und ein sensibler Künstler mit einem scharfen Blick auf die Gesellschaft. So sind die beiden Liedzyklen „Our Hunting fathers“ (1936) und „Who are these Children?“ (1969), in denen er leidenschaftlich Partei für Kinder als Opfer kriegerischer
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Gewalttätigkeit ergreift, Ausdruck seines Wesens. Die Texte, die er im zweiten Zyklus vertonte, stammen von dem schottischen Kriegsveteran William Soutar, der während des Ersten Weltkriegs das Leid der vielen Millionen verletzten und getöteten Menschen miterlebte, unter ihnen auch unzählige Kinder. In beängstigenden Versen hält er deren Schicksale fest und es war Britten ein Anliegen, der Nachwelt das Grauen der Geschehnisse, wie schon im „War Requiem“ von 1961, zu vermitteln. In seinem ersten Opernwerk „Peter Grimes“ (1945), das kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zur Uraufführung kam, steht die Haltung einer vorurteilsbehafteten Gesellschaft gegenüber einem Fischer im Mittelpunkt, der wegen des angeblichen Missbrauchs eines Kindes aus der Gesellschaft und dem Leben ausgestoßen wird. Die Frage nach Schuld und Unschuld, Wissen und Gewissheit bestimmt den Kosmos dieser im Arbeitermilieu Englands angesiedelten Geschichte. Der Außenseiter hat keine Chance, zu erdrückend wirken die Anschuldigungen seiner scheinheiligen Widersacher, die ihn schließlich in den Wahnsinn treiben. Benjamin Brittens Lebenspartner, der Tenor Peter Pears, sagte über seinen Freund, dass er „von der Problematik des schuldbewussten Einzelgängers“ wie besessen gewesen sei. Ebenso wie auf seine Figuren bezieht sich das Schicksal des Einzelgängers auch auf Britten selbst, der sich in den geschützten Raum (eines Kindes) zurückziehen wollte und im Gegensatz zu seinem lebensfrohen Partner eher für sich blieb. In der Geschichte von „Billy Budd“ (1951) ist es ein Jugendlicher, der zum Außenseiter wird, nicht die Möglichkeit hat, sich dagegen zu wehren und dafür mit seinem Leben bezahlt. In der Kirchenoper „Curlew River“ (1964) ist die Geschichte an das Schicksal eines verschleppten Kindes gekoppelt, das von seiner Mutter gesucht wird und am Ende den übrigen Figuren Erlösung bringt. Ein musikalischer Höhepunkt in Brittens Auseinandersetzung mit dem Zustand reiner Unschuld ist zweifellos die 1954 in Venedig uraufgeführte Kammeroper „The Turn of the Screw“ („Die Drehung der Schraube“).
Bereits in seiner Jugend hatte der Komponist den Roman des Bestsellerautors Henry James über eine Gouvernante, die zwei Waisenkinder gegen das Unwesen zweier Geister zu verteidigen sucht, als Radio-Hörspiel kennengelernt: „… ein wunderbar eindrucksvolles, aber schrecklich unheimliches und gruseliges Stück“. 30 Jahre später greift ihn der Stoff erneut an. Die Hauptfiguren dieses Spiels um sich verwischende Grenze zwischen Einbildung und Realität mit der Zuspitzung in einer Katastrophe sind zwei Kinder, die auch als Darsteller vorgesehen sind. Wie schon bei Henry James bleibt offen, wieviel die Kinder tatsächlich wissen, wie engelsgleich oder doch diabolisch sie sind. Wie aktiv sind sie an den Qualen ihrer Beschützerin beteiligt? Britten faszinierte diese Ambivalenz der Unschuld, die Personifizierung des Bösen in den Gesichtern zweier Kinder. Kompositorisch legte er seiner Oper in 16 scharf geschnittenen Szenen ein musikalisches Thema zugrunde, das so genannte „Schraubenthema“, das von einer Szene zur nächsten immer eine Variation erfährt, einhergehend mit der wie in einer Spirale zunehmenden Verzweiflung und Verwirrung der Gouvernante. Die Verbindung von Unschuld und dem personifizierten Bösen vermittelt er zusätzlich durch die Hinzunahme von Kinderliedern und -reimen, die im Werk selbst fast wie ein Mantra des Teuflischen wirken. Am deutlichsten wird Brittens Ansinnen, die Zerstörung der Unschuld durch das Böse zu zeigen, durch das Einfügen eines Verses von William Butler Yeats, dessen Verwendung zu einem Höhepunkt des Werks wird, wenn die Geister singen: “The ceremony of innocence is drowned.”, zu deutsch „Überschwemmt wird der heilige Akt der Unschuld.“ Eine klar formulierte Gewissheit des Komponisten und Menschen Benjamin Britten: Es ist das Ende der Unschuld – jeder Unschuld. Juliane Schunke THE TURN OF THE SCREW Oper von Benjamin Britten ab 10. September 2016
Koproduktion mit der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar
WORUM GEHT ES WIRKLICH?
Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel Foto: Costin Radu
Worum geht es? Die junge Livia verliert den Vater, kurz darauf heiratet ihre Mutter erneut. Ihre selbstbestimmte Stiefschwester Clara ist ganz anders als die sensible Livia, die unter der Kontrolle der herrschsüchtigen Mutter leidet. Als der Sohn des örtlichen Industriebarons zum Ball lädt, werden aus den Schwestern Rivalinnen…
Worum geht es wirklich? Das berühmte Märchen vom Aschenputtel, verlegt ins amerikanische Kohlerevier. Aus der Perspektive der unglücklichen Stiefschwester erfindet Ballettdirektorin Bridget Breiner die altbekannte Geschichte zu Johann Strauß‘ „Aschenbrödel“ ganz neu, mit live gespielter Akkordeonmusik und amerikanischen Arbeiterliedern.
Warum hingehen? 2013 wurde „Ruß – eine Geschichte von Aschenputtel“ uraufgeführt und erhielt nur wenig später den wichtigsten deutschen Theaterpreis DER FAUST als beste Choreografie. Zwei Mal angucken lohnt sich, denn auch in diesem Jahr wieder präsentiert sich die Erfolgsproduktion in ganz neuer, spannender Tänzerbesetzung.
RUß – EINE GESCHICHTE VON ASCHENPUTTEL (WA) Ballett von Bridget Breiner ab 23. Sepember 2016
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UNTERWEGS Foto: MiR
Das Festspielhaus
Gelsenkirchen in Bayreuth Bayreuth in Gelsenkirchen Valtteri Rauhalammi, 1. Kapellmeiser am MiR, war im Sommer musikalischer Assistent bei den Richard-Wagner-Festspielen Jedes Jahr im Sommer, wenn die Opernhäuser in Deutschland ihre Türen schließen und in die Theaterpause gehen, beginnt in ganz Europa die Festspiel-Saison. Unzählige Möglichkeiten bieten sich, um in lauen Sommernächten an Schlössern, Parks oder Seen und an vielen ungewöhnlichen Orten Musik und Theater zu genießen. Dann auch schauen die Opernwelt – und insbesondere die Liebhaber der Werke Richard Wagners – für sechs Wochen auf ein kleines Städtchen im idyllischen Oberfranken. In der Nähe von Nürnberg und Bamberg, ganz im Süd-Osten der Republik, liegt Bayreuth. Hier hat der weltbekannte Komponist im Jahr 1876 sein Festspielhaus errichten lassen, ausschließlich seine zehn Hauptwerke werden hier gespielt und seit vielen Jahrzehnten schon sind nur schwer Eintrittskarten für die wenigen Vorstellungen zwischen Mitte Juli und Ende August zu bekommen. Längst sind sowohl das Leben des Komponisten und seine Werke als auch die Geschichte der Festspiele selbst zum Mythos geworden. Und so reisen Opernbegeisterte aus aller Welt alljährlich nach Bayreuth, nicht nur um die
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neuesten Inszenierungen und die musikalische Qualität zu bewundern, sondern auch um zwischen Villa Wahnfried, Hotel Rheingold, Parsifal-Apotheke und LohengrinSchwimmbad der Faszination Wagner ein Stück näher zu kommen. Auch für viele Musiker und Theatermacher ist Bayreuth ein Sehnsuchtsort, gilt doch die Mitarbeit an diesem besonderen Festival für viele gewissermaßen als Auszeichnung im beruflichen Werdegang. Und wenn ein Mitarbeiter eines Opernhauses auf die Frage nach den Planungen für den Sommerurlaub nur kurz mit „Bayreuth“ antwortet, ist ihm die Anerkennung der Kollegen vielerorts sicher. In diesem Jahr sind gleich mehrere Gelsenkirchener nach Bayreuth gereist: Neben MiR-Ensemblemitglied Bele Kumberger, die eines der „Blumenmädchen“ im „Parsifal“ sang und der NPW-Harfenistin Birgit Gieschke, die im Festpielorchester engagiert war, wirkten erstmals auch Korrepetitorin Yura Yang, die in diesem Jahr Stipendiatin der Festspiele war, und schließlich Valtteri
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Rauhalammi am Festival mit. Der finnische Dirigent ist seit 2012 Erster Kapellmeister am Musiktheater im Revier, leitete hier zahlreiche Opernvorstellungen und Uraufführungen und ist aktuell am Pult der Neuproduktion von Brittens „The Turn of the Screw“ zu erleben. In Bayreuth war er nun für acht Wochen einer der Assistenten von Christian Thielemann für „Tristan und Isolde“. Ein bisschen Glück hat es gebraucht, um eine dieser begehrten Stellen zu bekommen: „Ich hatte gehört, dass noch ein Assistent gesucht wird, bewarb mich und wurde empfohlen“, erzählt Rauhalammi. Schließlich bekam er vor einem Jahr die Zusage. Knapp zehn Monate hatte er also Zeit, um sich gründlich auf den „Tristan“ vorzubereiten. Wagners Epos über die Liebe hatte er noch nie eingehend studiert und verbrachte darum viel Zeit mit Klavierauszug und Partitur, um jeden Ton, jede Melodie und jeden Einsatz so gut zu kennen, dass das Einsteigen in die Produktion möglichst reibungslos verlaufen konnte.
Da „Tristan und Isolde“ eine Wiederaufnahme aus dem Vorjahr war, waren nur wenige Proben angesetzt, denn außer der „Isolde“ Petra Lang waren alle Sänger schon im letzten Jahr mit dabei. Zunächst gab es einige szenische Auffrischungen, die der MiR-Kapellmeister am Klavier begleitete, dann folgten die Durchläufe auf der Hauptbühne mit Orchester und schließlich die Generalprobe. Bei diesen Endproben gehörte es zu den Aufgaben des sympathischen Finnen, zu kontrollieren, ob die Balance zwischen Sängern und Orchester auch im Zuschauerraum stimmt. Da im Festspielhaus der Orchestergraben aus dem Saal nicht einzusehen ist, kommuniziert der Dirigent mit seinem Studienleiter nur per Telefon. Die Assistenten schreiben kleine Ungenauigkeiten der Sänger auf und besprechen sie nachher mit ihnen hinter der Bühne oder in den Garderoben. Zudem durfte Valtteri Rauhalammi am Schluss des ersten Aktes und am Anfang des zweiten Aktes hinter den Kulissen die Bühnenmusik dirigieren. „Dabei musste ich Kopfhörer tragen, um ohne Verzögerung hören zu können, was das Orchester im Graben gerade spielt“, erzählt der Wahl-Gelsenkirchener von seinem Arbeitsalltag in Bayreuth. Nach der Wiederaufnahme von „Tristan und Isolde“ am 1. August war seine Arbeit aber noch lange nicht vorbei: Bei jeder Vorstellung sind die Assistenten im Haus und hören, ob musikalisch alles einwandfrei abläuft. Wenn sie auch nur einen kleinen Fehler erkennen, den der Zuschauer meistens kaum bemerkt, dann werden die Stellen vor der nächsten Vorstellung mit den Sänger besprochen. Und wenn eine Sängerin krank wird und ein Ersatz einstudiert werden muss, dann ist das auch die Aufgabe der musikalischen Assistenten. „Ich habe viel davon gelernt,
wie Christian Thielemann den ‚Tristan‘ interpretiert. Wo lässt er sich Zeit, wo zieht er das Tempo an, wo zaubert er mit dem Orchester spannende Piani und wo lässt er der ganzen Klangfülle freien Lauf“ . Als „außergewöhnlich“ beschreibt Valtteri Rauhalammi die Interpretation des StarDirigenten und „sehr frisch, spontan und immer ein wenig anders als in der vorigen Vorstellung, aber immer absolut organisch. Es gab immer eine gute, konstruktive Spannung in der Zusammenarbeit.“ Er freut sich, dass er die Eindrücke aus Bayreuth mit nach Gelsenkirchen bringen kann. Und wenn am 4. März Richard Wagners „Tristan und Isolde“ in der Inszenierung von Generalintendant Michael Schulz im Musiktheater im Revier Premiere feiert, wird Valtteri Rauhalammi sicher ganz viel von seinen Erfahrungen mit eingebracht haben. Und nicht nur im Orchestergraben ist dann ein bisschen Bayreuth in Gelsenkirchen zu hören: Auch auf der Bühne wird das Publikum Erstklassiges erleben können. Torsten Kerl und Gerhard Siegel, beide gestandene Bayreuth-Interpreten, singen alternierend den „Tristan“ und die britische Sopranistin Catherine Foster, die als „Brünnhilde“ bei den RichardWagner-Festspielen seit vielen Sommern große Erfolge feiert, wird die „Isolde“ singen. Michael Krüger
TRISTAN UND ISOLDE Oper von Richard Wagner ab 4. März 2017
Was liest Du da? „Ich habe im Sommer eine zehntägige Tour auf dem Jakobsweg von Saint-Jean-Piedde-Port nach Logroño über die Pyrenäen und durch die Region Navarra unternommen. Bevor ich meine Stelle als neuer Geschäftsführer des MiR angetreten habe, wollte ich gern nochmal, wie die vielen Pilger auch, die mir begegnet sind, ein bisschen Luft schöpfen, in mich gehen und die grandiose Landschaft und das einfache Leben auf dem Jakobsweg erfahren. Die beste Hilfe dabei war mein Pilgerführer „Spanien: Jakobsweg. Der Weg ist das Ziel“, der mir immer wieder durch exakte Wegbeschreibungen den Weg erleichtert hat und immer genau wusste, wo man wann etwas zu essen bekommt, und unter welchem Dach man als nächstes schlafen kann. Unverzichtbar!“ Tobias Werner ist seit der Spielzeit 2016.17 neuer Geschäftsführer des Musiktheater im Revier. Herzlich willkommen!
Was hörst Du da? „Natürlich höre ich schon von Berufs wegen unendlich viel auch sehr verschiedene Musik – manchmal so viel, dass ich als Kontrast Ohrenpause brauche, dann ist Stille die schönste Musik. Aber wenn ich einfach mal etwas anderes hören möchte, liebe ich Jazz. Am liebsten die Klassiker: Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Billy Holiday oder Musiker wie Chet Baker, Miles Davis, Diana Krall oder Dee Dee Bridgewater. Da kann es dann schon auch mal passieren, dass ich sehr laut mitsinge ….“ Foto: MiR
Valtteri Rauhalammi vor der Villa Wahnfried
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Gabriele Wiesmüller ist die neue Chefdramaturgin am Musiktheater im Revier. Herzlich willkommen!
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TRADITIONEN Rijksmuseum Amsterdam
Cornelis Claesz van Wieringen (1577–1633), Die spanische Armada vor der englischen Küste
Das Wilde in uns
1611 stellte Shakespeares „Der Sturm“ die britische Kolonialgeschichte in Frage Das Europa des 16. Jahrhunderts war ein blutdurchwirkter Flickenteppich: Über 31 territoriale Konflikte, Aufstände und Glaubenskriege bestimmten das Leben der Menschen auf dem Kontinent und weckten den Traum von einer besseren, friedlicheren Welt. Seit der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus wagten immer mehr Glücksritter den gefahrvollen Weg über den Atlantik, doch nicht alle segelten dabei unter dem Banner der Freiheit. Die Aussicht auf Macht und Reichtum führte unter den Fürsten und Königen Europas zu einem verbissen geführten Expansionswettstreit. Lange Jahre war es Spanien, das dank der mächtigen Kriegsflotte Philipps II. seinen Status als Weltmacht behaupten konnte und die Handelswege nach Westen kontrollierte. 1588 jedoch wendete sich das Blatt, als die stolze spanische Armada bei einem geplanten Invasionsfeldzug gegen die englische Krone vernichtend geschlagen wurde. Durch den Sieg über das verhasste Spanien stieg die Nation unter Elisabeth I. zur unangefochtenen Invasionsmacht auf. Je größer die Rolle wurde, die England in der Welt spielte, desto mehr stieg auch der Wunsch nach einer verbindenden kulturellen Identität. Die relative politische Stabilität der Tudor-Dynastie erlaubte seit 1493 eine nationale Geschichtsschreibung, die nicht zuletzt durch die Dramen William Shakespeares aktiv mitgestaltet wurde. Im so genannten Elisabethanischen Zeitalter florierte vor allem die Londoner Theaterszene, denn schon früh hatte die englische Königin für sich die Möglichkeiten theatraler (Selbst-)Inszenierung erkannt, um ihren Machtanspruch als Frau in der männlich dominierten Feudalgesellschaft zu festigen. Jenseits dieses „Hof-Theaters“ etablierten sich in der pulsierenden Hauptstadtmetropole zahlreiche Theater, die um die Kunst des Publikums buhlten und deren wichtigster Stückelieferant William Shakespeare wurde. Seine Historienund Königsdramen versicherten die Menschen ihrer gemeinsamen Geschichte und ordneten diese zugleich in einen größeren Daseinszusammenhang ein. Einige seiner wichtigsten Werke schrieb Shakespeare jedoch erst unter der Regentschaft James I., zu denen neben „König Lear“, „Othello“ und „Macbeth“ auch das 1611 uraufgeführte Spätwerk „Der Sturm“ gehörte. „Der Sturm“ (Originaltitel „The Tempest“) gilt als das letzte Drama, dessen Urheberschaft sich eindeutig dem englischen Dichter zuordnen lässt. In gleichnishafter Form verarbeitet Shakespeare in den Geschehnissen um den Zauberer Pros-
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pero seinen eigenen Abschied von der Bühne, doch auch die expansive Kolonisationspolitik James I. findet ihren Widerhall in diesem bemerkenswerten literarischen Lehrstück über Macht und Verantwortung. Zu Zeiten William Shakespeares bereicherten sich viele Briten am brutalen Geschäft mit Menschen, die aus ihrer afrikanischen Heimat in die Kolonien des Empires deportiert wurden, um dort Sklavenarbeit zu leisten (seit 1576 konnte die sensationslüsterne Bevölkerung auch im heimischen England so genannte „Wilde“ gegen Eintritt in Völkerschauen bestaunen). Als Bürger seines Zeitalters empfand auch Shakespeare die indigenen Völker Afrikas und Amerikas als Menschen zweiter Rangordnung, deren Handeln eher durch Instinkte als durch rationales Begriffsvermögen geleitet ist. In „Der Sturm“ hinterfragt der Dichter nichtsdestotrotz die Rechtmäßigkeit der gewaltsamen Unterdrückung, als dessen Opfer im Stück Caliban erscheint, ein „unzivilisierter und deformierter Sklave“, den der düstere Titelheld Prospero gleich nach seiner Ankunft auf der Insel erfolglos zu „zähmen“ versucht. Als sich Caliban Prosperos Tochter Miranda nähert und damit dem Willen seines Herrn widersetzt, lässt Shakespeare diesen mit der ganzen imperialistischen Brutalität eines enttäuschten Missionars reagieren und wirft damit die Frage auf, ob es wirklich die Bildung ist, die einen Menschen zum Menschen macht. Prosperos Utopie einer schrankenlosen Gesellschaft, die er auf seiner Flucht vor den politischen Gegnern mit auf die Insel trägt, scheitert an seiner Machtgier, wie auch die visionären Gesellschaftsentwürfe der amerikanischen Siedler an ihren menschlichen Grenzen zerschellten. Am Ende des Stückes entsagt er jeglicher politischer Verantwortung – ein Scheitern. Jedoch ein allzu menschliches. Anna Grundmeier PROSPEROS INSEL Ballett von Bridget Breiner ab 8. Oktober 2016, Großes Haus DER STURM Schauspiel von William Shakespeare Gastspiel der bremer shakespeare company 23. Oktober + 13. November 2016, Kleines Haus
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DIE GENIALE STELLE
72 Spiegeleier, bitte! Der Kinderbuchklassiker „Sophiechen und der Riese“ ist die Inspirationsquelle für den diesjährigen Herbstferienworkshop. (kf) Wie bewirtet man eigentlich einen acht Meter großen Riesen? Da ist selbst im Palast der Königin von England Einfallsreichtum gefragt. Ein normaler Stuhl würde sofort zusammenbrechen. Deswegen muss mindestens ein Flügel mit einer darauf platzierten Kommode als Stuhl herhalten. Und für den Tisch? Man nehme vier sehr hohe Standuhren plus Tischtennisplatte. Und natürlich ist auch unser Besteck ein Witz für so einen Riesen. Aber mit Mistgabel, Spaten und dem edlen Schwert aus dem Weißen Salon lässt sich auch dieses Problem lösen. Dann müssen nur noch 72 Spiegeleier für den hungrigen Riesen zubereitet werden ... „Sophiechen und der Riese“ zu lesen macht einfach Spaß. Die Geschichte ist typisch für ihren Autor Roald Dahl, der immer ein gutes Gespür dafür besaß, was Kinder lieben. Sie ist spannend und auch etwas gruselig, originell und sogar ein bisschen makaber, voller Sprachwitz und mit bestechend charmanten Figuren. Das alles wird getragen von der ehrlichen Überzeugung, dass auch ein kleines Mädchen kraft ihres Verstandes und ihrer Phantasie die Welt vor einer großen Gefahr retten kann. Im Herbstferienworkshop des MiR können sich Kinder zwischen 8 und 10 Jahren eine Woche lang kreativ rund um die Geschichte von Sophiechen und dem GuRie (guten Riesen) austoben. So werden die Teilnehmer selbst zu Riesen, die in Kleinstädten herumstapfen, oder sie experimentieren mit Größenverhältnissen beim Schattentheater. Träume in Einmachgläsern, Ohren, die Bäume reden hören können, Menschenfresser-Sprechchöre – bei den verschiedenen Theater-, Bastel- und Singangeboten sind der Fantasie aller Beteiligten keine Grenzen gesetzt. Am letzten Tag sind dann Eltern, Geschwister und Freunde dazu eingeladen, sich in den wundersamen Kosmos dieser Geschichte hineinziehen zu lassen.
RIESEN! Herbstferienworkshop für Kinder von 8-10 Jahren 17.-21. Oktober 2016, jeweils 10.00 -15.00 Uhr Anmeldung bis zum 3. Oktober 2016 unter 0209.4097-159 oder unter mirpaedagogen@musiktheater-im-revier.de
MEIN LIEBLINGSORT IM REVIER
Dieser Ort atmet Geschichte
Joachim G. Maaß verrät uns einen Kraftort an der Ruhr, den nicht jeder kennt Foto: Pedro Malinowski
(stst) „Seit 1988 arbeite ich schon im Ruhrgebiet, aber erst 2004 entdeckte ich die Stiepeler Dorfkirche, ein historisches Juwel am Rande des Reviers. Mit Bochum im Rücken blickt man von hier hinab ins grüne Ruhrtal. Man befindet sich plötzlich in einer anderen, einer ländlichen Welt. Der Grundbau der kleinen Kirche geht zurück auf das Jahr 1150, noch immer sind Wandmalereien aus dem 12. bis 15. Jahrhundert zu sehen. Es war zur Einweihung der neuen Kirschner-Orgel, als ich hier zusammen mit dem Barockorchester Caterva Musica sang, und seither komme ich immer wieder gerne zurück. Es ist für mich ein Kraftort, der etwas ausstrahlt, was nicht mehr so häufig anzutreffen ist. Der Ort atmet Geschichte, die weit in die Jahrhunderte zurückgeht. Gleichzeitig wirkt er wie ein Ruhepol in der dynamischen Großregion. Unter den mittelalterlichen Bauwerken der Region gehört die Stiepeler Dorfkirche zu den ältesten. Der historische Friedhof rund um die Kirche macht die Idylle fernab jeder Industriekulisse perfekt.“
ANATEVKA (WA) (FIDDLER ON THE ROOF) Musical von Jerry Bock / Joseph Stein ab 16. Oktober 2016
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SEITENBÜHNE
Wohnen mit ingolf (ag) Im Oktober wird die Bühne des Kleinen Hauses zur größten Wohngemeinschaft Gelsenkirchens! Bei ingolf wohnt teilen Zuschauer und Theatermitarbeiter einen Abend lang ihren Alltag miteinander, trinken Kaffee, lesen, bauen Instrumente, werden ingolf. Werden … wer? Seit der letzten Spielzeit geistert der geheimnisvolle Protagonist des Musiktheaters von Daniel Kötter und Hannes Seidl durch den Spielplan des MiR. Wer ingolf ist, bleibt unklar, wie er lebt, das kann jeder neugierige Besucher bei ingolf wohnt demnächst mit eigenen Sinnen erkunden. Der maßstabs- und detailgetreue 34m² große Nachbau von ingolfs Berliner Wohnung auf der Bühne des Kleinen Hauses lädt das Publikum zu einem Streifzug durch sein Allerheiligstes ein. Handbohrer und Akustik-Gitarren, Lötkolben und Kaffeetassen, Acrylbilder und Kuckucksuhren, Theremine und Perpetuum Mobiles werden zu Ausstellungsstücken eines Alltagslebens, bei denen Erkunden und Anfassen ausdrücklich erwünscht ist. Und wer weiß? Vielleicht wird
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auch ingolf anwesend sein und die Zuschauer an seinem Leben teilhaben lassen. Vielleicht trinkt man mit ihm Kaffee, baut Instrumente, wird ingolf … wird wer? Seien Sie neugierig. Seien Sie dabei!
ingolf wohnt Musiktheater von Daniel Kötter / Hannes Seidl 28. Oktober 2016 und 20. Januar 2017, ab 18.00 Uhr, Kleines Haus Eine gemeinsame Produktion des Musiktheater im Revier mit dem Fonds Experimentelles Musiktheater. Der Fonds Experimentelles Musiktheater ist eine gemeinsame Initiative des NRW KULTURsekretariats und der Kunststiftung NRW.
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FAKTEN Foto: FORSTER
Ensemble „A Midsummer Night‘s Dream“
WELTruhm für das MiR (skol) Ja, ist das denn die Möglichkeit? Das Musiktheater im Revier das beste Opernhaus in NRW? Hätten wir aus Bescheidenheit nie gesagt. Aber die Welt am Sonntag hat es quasi amtlich kundgetan. Und nicht irgendein Redakteur. Sondern die acht größten Kritiker, die von Berufs wegen jeden Abend in irgendeinem Opernhaus sitzen. Und am liebsten sitzen sie am Kennedyplatz. Sowohl die Rockoper „Klein Zaches, genannt Zinnober“ als auch die Inszenierung des Generalintendanten Michael Schulz von Benjamin Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ wurden hoch gelobt. Und mit drei Nennungen als Opernhaus des Jahres wurde auch die vorbildliche Ensemble- und Repertoirepflege honoriert. Namentlich erwähnt wurden dabei noch Alfia Kamalova, Julia Jones und unsere immer stärker werdende Neue Philharmonie Westfa-
len. Nach dem zweimaligen Faust-Theaterpreis für das Ballett im Revier ein erneuter Beweis dafür, dass ein relativ kleines Haus ganz großes Musiktheater machen kann. Da danken wir den kritischen Kritikern für soviel Lob und nehmen das auch als Verpflichtung: Unseren Spitzenplatz zu verteidigen. Die Spielplanspannung zu halten. Ein einmaliges Ensemble vor und hinter den Kulissen zu erleben. Und unsere Zuschauer aus der Region bestens zu unterhalten. Sie können jetzt bei Ihren Bekannten ein gutes Wort für uns einlegen. Ich gehe heute Abend in das beste Opernhaus in NRW. Ich gehe ins Musiktheater im Revier.
Quelle: Welt am Sonntag, Nr. 29, 17. Juli 2016
Neues Format: MiR.SALON
In der ersten Spielzeit wollen wir uns unter der Überschrift „Theater kontrovers“ drängenden Themen des Theaterlebens widmen und fragen zum Auftakt: „Wozu eigentlich Theater?“. Unser erster Gesprächsgast ist der Autor, Moderator und Professor Holger Noltze. Geboren in Essen, studierte er in Bochum und Madrid. Bekannt als Moderator von „WestArt am Sonntag“ im WDR-Fernsehen, ist er außerdem Lehrstuhl-Inhaber für „Musik und Medien/Musikjournalismus“ an der Universität Dortmund. Von ihm sind zuletzt die Bücher „Liebestod. Wagner, Verdi, wir.“ (Buch des Jahres 2013) sowie „Die Leichtigkeitslüge. Über Musik, Medien und Komplexität“ erschienen.
Foto: Jann Wilken
(mk) Spannender Gedankenaustausch in entspannter Atmosphäre – das erwartet Sie in unserem neuen Format MiR.SALON. Gemeinsam mit der MiR-Stiftung lädt das Musiktheater im Revier ab dem 25. Oktober unter die Arkaden des Westfoyers im Großen Haus. Drei Mal pro Spielzeit, jeweils dienstagabends von 19 Uhr bis ca. 21 Uhr möchten wir mit Ihnen und einem hochinteressanten Experten zu einer aktuellen Fragestellung ins Gespräch kommen. Moderiert wird das Format durch Dramaturgin Anna Grundmeier und Pressereferent Michael Krüger, ein Pianist des MiR-Ensembles rahmt den Abend musikalisch ein.
Gesprächsgast: Professor Holger Noltze
MiR.SALON Warum eigentlich Theater? – Stellenwert, Geschichte, Zukunft Dienstag, 25. Oktober 2016, 19.00 Uhr, Westfoyer Großes Haus Freier Eintritt bei begrenzter Platzzahl
KARTENTELEFON 0209.4097-200
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