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Pflanzenfarbe selber machen
von Andrea Claessen und Mallo Wünschmann
Gemüse ist nicht nur gesund, sondern kann auch schön für das Auge sein. Los geht’s mit dem, was die Vorratskammer hergibt: Rotkohl, Zwiebeln oder Kurkuma bringen leuchtende Farben aufs Papier. Aber auch die Natur vor der Haustüre oder auf dem Balkon liefert uns Farben zum Kreativsein. Malina, Milon und Mian haben die Kunst aus der Küche für KingKalli ausprobiert.
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Bei einem Blick in die Natur lassen sich überall Farben finden. Auf Wiesen und im Wald oder auch in bunten Balkonblumen, beispielsweise knallroten Geranien oder sonnengelben Tagetes, die lange in den Herbst hinein blühen. Beim Sammeln aber bitte behutsam sein und in Nachbars Garten vorher nachfragen. Immer nur die Pflanzen wählen, die bekannt sind, und niemals alles abernten, sodass sich die Pflanze wieder erholen kann. Walnussschalen, Pilze sowie Gemüsereste liefern uns herbstliche Töne, mit denen sich’s wunderbar malen lässt. Selbst gemachte Pflanzenfarben eignen sich besonders zum Aquarellmalen. So geht’s: Je nach gewünschtem Farbton passende Pflanzen suchen. Die Blüten abtrennen und mit wenig Wasser bedeckt aufkochen und circa fünf Minuten köcheln lassen. Durch ein Baumwolltuch abseihen. Bei Bedarf Soßenbinder unter die aufgefangene Flüssigkeit rühren und noch mal kurz aufkochen, um die Farbe dickflüssiger zu machen. Durch Alaun werden die Farben kräftiger und haltbarer. So entsteht eine leuchtende Wasserfarbe, die in übereinander aufgetragenen Lasuren noch mehr an Tiefe und Ausdruck gewinnen kann. Pflanzenfarben, die nicht sofort verbraucht werden, kann man mit ein paar Tropfen Lavendel- oder Nelkenöl in sauberen Schraubgläsern kühl und dunkel aufbewahren.
Blüten- und Gemüsefarben eignen sich gut zum Ausprobieren, es kommt nämlich jedes Mal etwas anderes dabei raus und manchmal sogar ein überraschender Farbton. Hierbei sind die Farben allerdings nicht lichtecht, sie verändern sich also auch noch auf dem Blatt. Es ist ein bisschen wie im Herbst. Erst sind die Farben schön bunt und verblassen mit der Zeit immer mehr, sodass man im Frühjahr wieder drübermalen kann. Das Bild bleibt also nie gleich und ist immer veränderlich, so wie die Natur.
Schön ist es, sich ein Skizzenbuch aus dickem Aquarellpapier anzulegen und darin mit den Farben zu experimentieren.
Violett aus Rotkohl
Die roten, äußeren Blätter des Rotkohls fein hacken und mit etwas heißem Wasser pürieren. Das Mus durch ein Baumwolltuch pressen. Fertig ist die violette Farbe.
Jetzt kommt ein Zaubertrick: Mit etwas Küchennatron wird aus dem Violett ein Olivgrün oder vielleicht ein Azurblau. Einfach mal ausprobieren.
Rot aus roten Geranienblüten
Die fast verwelkten Blüten der Geranien abzupfen und ganz ohne Grün in einen Topf geben. Mit etwas Alaun fünf Minuten köcheln lassen. Durch ein Tuch abseihen. Abkühlen lassen. Fertig ist das knallige Rot. Dunkelrot aus roten Zwiebeln
Die trockenen, äußeren Schalen der Zwiebeln mit wenig Wasser und etwas Alaun circa zehn Minuten köcheln lassen. Durch ein Tuch abseihen. Abkühlen lassen. Es entsteht eine schöne, dunkelrote Farbe, die allerdings einen sehr eigenen Geruch hat.
Orange aus Kurkuma
Kurkumawurzel schälen und hacken. Mit etwas Wasser pürieren und wenige Minuten aufkochen. Durch ein altes Tuch abseihen. Die Farbe eventuell mit Alaun versetzt noch kräftiger machen. Achtung: Diese Farbe lässt sich nicht mehr auswaschen. Kurkuma färbt auch Fingernägel, Haut und alles andere. Gelb aus Tagetes
Aus den sogenannten Studentenblumen lässt sich wunderschönes, leuchtendes Gelb herstellen. Blüten vom Stiel trennen und wie oben bei den Geranienblüten beschrieben verarbeiten. Braun aus Walnussschalen
Die frischen, grünen Fruchtschalen der Walnuss klein hacken und dann über Nacht in Wasser einweichen. Mit etwas Alaun mindestens eine Stunde köcheln lassen. Je länger die Walnussschalen gekocht werden, desto satter wird der Braunton. Hiermit lassen sich nebenbei auch die Haare färben.
Schwarz aus Tintlingen
Im frühen Herbst beginnen die Tintlinge im Wald zu wachsen. Hieraus lässt sich besonders einfach Farbe herstellen. Mit Pilzen sollte man allerdings ganz besonders vorsichtig sein und sie niemals rausreißen, sondern vorsichtig und nur die Menge, die wirklich benötigt wird, abschneiden. Den Schopftintlingen kommt hierbei vielleicht zugute, dass sie beim Verwesungsprozess fürchterlich stinken. Gerade dann wird die Tinte abgegeben. Auf dem Papier verliert sich der Geruch dann wieder. Wahre Künstler sagen: Nase zu und durch.
So geht’s: Pilze in ein Gefäß legen und zuschauen, wie sie langsam zu schwarzer Tinte zerfließen. Je nach Temperatur dauert das bis zu einem Tag. Die groben Rückstände durch ein Sieb herausfiltern. Die Tinte mit ein paar Tropfen Nelkenöl konservieren.
Bereits im Mittelalter wurden wichtige Verträge mit dieser Tinte geschrieben, da sie besonders haltbar ist.