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Arbeit in der Kita – Plädoyer für einen gesellschaftlich bedeutenden Beruf
Was die StädteRegion tut, um dem Fachkräftemangel zu begegnen
Der Fachkräftemangel in Kitas ist bundesweit ein brandaktuelles Thema. Auch in Aachen (siehe dazu auch den Beitrag auf der vorigen Doppelseite) und der StädteRegion wird dieses Thema immer wieder diskutiert und gemeinsam überlegt, welche Lösungen sich finden lassen. Für die StädteRegion als Träger von öffentlichen Kitas wurde deshalb Frau Zita Conrath als Ausbildungsleitung für praxisintegrierte Ausbildungen im pädagogischen Bereich eingestellt. Sie ist dort vor allem für den Kontakt zu den Auszubildenden in Kitas zuständig. Wir haben mit Frau Conrath gesprochen, um einen Eindruck von der Situation in den Einrichtungen der StädteRegion und vor allem vom Arbeitsfeld und von der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte zu erlangen.
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Frau Conrath, wie ist die Personalsituation in den Kitas der StädteRegion? Zita Conrad: Der Personalmangel ist auch in den Kitas der StädteRegion massiv. Ein Hauptproblem ist der demografische Wandel, viele ältere Erzieherinnen gehen jetzt in Rente, es kommen keine neuen nach. Zudem wird der Rechtsanspruch auf Betreuung weiter ausgeweitet, zuerst für U3, nun geplant ab 2026 auch noch auf OGS. Die Politik scheint dabei nicht zurückschrauben zu wollen. Ein Problem ist aber auch das schlechte Image des Berufs, was nicht der realen Situation entspricht. Deshalb möchte ich Werbung für den Beruf Erzieher/Erzieherin und Kinderpfleger/Kinderpflegerin machen. Es ist ein schöner und vielseitiger Beruf.
Was macht den Beruf besonders und interessant? Es ist ein gesellschaftlich bedeutender Beruf. Die Wertschätzung, die man von den Kindern erfährt, ist enorm und ein großer Motivationsfaktor für viele Erzieherinnen und Erzieher. Man begleitet Selbstbildungsprozesse bei der nächsten Generation und ist an fundamentalen Entwicklungsprozessen beteiligt. Außerdem ist es ein vielfältiger Beruf, der Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung bietet, man kann Projekte und Angebote realisieren, die den eigenen Stärken und Interessen entsprechen. Die Bezahlung ist zudem nicht so schlecht, wie in der Gesellschaft oft angenommen wird. Da herrscht ein falsches Vorurteil aus alten Zeiten. Damit aufzuräumen ist uns auch ein wichtiges Anliegen. Natürlich sollte das Gehalt, wenn man auf den Stellenwert der Arbeit schaut, noch höher ausfallen, aber so gering ist es nicht. Man ist nicht nur die Kaffeetante, die ihre Zeit mit den Kindern absitzt.
Sie sind vor allem für die Erzieherinnen und Erzieher in der praxisintegrierten Ausbildung zuständig. Was macht die praxisintegrierte Ausbildung aus? Die praxisintegrierte Ausbildung unterscheidet sich von der regulären Ausbildung insofern, als sich dort praktische Arbeit in der Einrichtung und Schulunterricht während der gesamten Ausbildung sehr nahe sind. Es werden einige Tage in der Schule und dann in der Einrichtung verbracht. Die reguläre Ausbildung ist zuerst sehr stark schulisch geprägt und schließt dann mit einem praktischen Jahr ab. Vor allem der Faktor, dass es sich bei der praxisintegrierten um eine vergütete Ausbildung handelt, macht sie attraktiv für viele, die von der unbezahlten regulären Ausbildung abgeschreckt sind. Das zieht nun auch endlich mehr Männer in den Beruf des Erziehers. Wir beobachten immer mehr, dass kaum noch Interesse an der schulischen, unvergüteten Ausbildung besteht. Außerdem bietet die praxisintegrierte Ausbildung eine ausgewogene Theorie-Praxis-Verknüpfung. So kann immer wieder das in der Schule gelernte theoretische Wissen angewandt und auf den praktischen Prüfstand gestellt werden.
Der Fachkräftemangel ist momentan in aller Munde. In Aachen wurden bereits Überlastungsanzeigen geschrieben und Einrichtungen mussten teilweise schon schließen. Wie ist die Stimmung in der StädteRegion? Die Situation ist angespannt, jedoch sind viele Mitarbeiter motiviert, die Situation gemeinsam zu meistern. Man sieht, dass dort, wo die Situation jetzt konstruktiv angepackt wird, enorme Ressourcen liegen und ein Funke auch auf andere Einrichtungen überspringen kann. Dennoch sind die Belastungen derzeit insgesamt sehr hoch. Klar ist für uns, dass die Mitarbeiter in den Einrichtungen im Moment sehr viel leisten. Die Wertschätzung dieser Leistungen liegt uns sehr am Herzen. Deshalb hat die StädteRegion nun all ihrem pädagogischen Personal unbefristete Verträge gegeben. Neue Mitarbeiter, die frisch aus der Ausbildung kommen, bekommen, wenn sie bei StädteRegion anfangen, sofort eine unbefristete Stelle. Zudem gibt es eine 400-Euro-Prämie für bestandene Abschlussprüfungen in der praxisintegrierten Ausbildung.
Wie steht es in dieser Lage um Ihre Mitarbeiterfürsorge? Wir bieten eine Fortbildung zum Thema Gesundheitsmanagement an. Dort lernt man, eigene Resilienzfaktoren zu erkennen und einzusetzen und etwas Gutes für die eigene Gesunderhaltung zu tun. Außerdem sind wir im Kontakt mit den Auszubildenden und Mitarbeitern. Wir bieten ihnen Gespräche an und wollen auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter achten und ihre Ängste ernst nehmen. Lösungen lassen sich dann individuell am besten finden.
Was genau sind die Faktoren, die Ihre Mitarbeiter momentan am meisten belasten? Das ist individuell und von Einrichtung zu Einrichtung sehr unterschiedlich. Vor allem die große Personalfluktuation stellt vereinzelt Einrichtungen vor große Schwierigkeiten. Zahlreiche Mitarbeiter gehen oder wechseln die Stellen. Dadurch wird viel Arbeit auf wenige Köpfe verteilt. Es gibt ja einige Anforderungen, die sie erfüllen müssen. In der Kindertagesstätte geht es schließlich nicht nur um Betreuung. Es fällt viel Elternarbeit an, die wegen der Coronamaßnahmen deutlich weniger war. Dokumentationen stehen an, Eingewöhnungen kosten Zeit. Diese ganzen Anforderungen und Ansprüche summieren sich dann und können zu einer Belastung werden.
Wie sehen Sie die Perspektive des Berufs der Erzieherin und des Kinderpflegers? Wird