rundum Baby 2020

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Schreibaby, Schlaf- und Fütterstörungen Regulationsstörung – Was ist das?

Beim Säugling sind körperliche und seelische Erfahrungen so eng miteinander verwoben, dass Psychisches und Körperliches kaum differenzierbar ist. In den ersten Lebensmonaten leiden Babys vor allem unter Schrei-, Schlaf- und Fütterstörungen. Diese werden unter dem Begriff der Regulationsstörungen zusammengefasst. 1) Exzessives Schreien Der Zustand eines Säuglings wechselt von Ausgeglichenheit, Sattsein und Entspannung hin zu Empfindungen von Hunger, Durst, Kälte und Krankheit. Sehr plötzlich kann der Säugling in Desintegrationszustände geraten und damit übergangslos von Wohlbefinden zu verzweifeltem Weinen wechseln. Seine unerträglichen Empfindungen entladen sich in Schreianfällen, die

sich über Minuten oder Stunden hinziehen können. Die meisten Babys lernen es in den ersten drei Monaten, sich selber zu regulieren. Hält das Schreien über die 14. Lebenswoche hinaus an, spricht man von persistierendem exzessivem Schreien. Dreierregel: Schreit ein Baby mehr als drei Stunden am Tag, mehr als drei Tage in der Woche und über mehr als drei Wochen, bezeichnet man es als Schreibaby. 2) Schlafstörung Von einer Schlafstörung spricht man, wenn die Säuglinge nach sechs Monaten noch nicht gelernt haben, sich selbst zu beruhigen. Bei einer Einschlafstörung brauchen sie definitionsgemäß mehr als eine halbe Stunde elterliche Hilfe, um einzuschlafen. Bei einer Durchschlafstörung werden sie laut Definition mehr als drei Mal in der Nacht wach und brauchen dann länge-

re Zeit, um mit Hilfe der Eltern wieder einzuschlafen. 3) Fütterstörungen Von Fütterstörungen spricht man, wenn beim Säugling über mindestens einen Monat, die Mahlzeiten jeweils länger als 45 Minuten dauern und zwischen den Mahlzeiten weniger als zwei Stunden liegen. Beim älteren Säugling gehört auch ein unangemessener Kontext (z. B. die Fütterposition, Füttern mit aufwendigen Ablenkungsmanövern, die Fütterzeit) oder die Auswahl der akzeptierten Lebensmittel dazu. Eine Störung liegt auch vor, wenn das Kind häufig erbricht. Eine Fütterstörung kann sich bis zur Nahrungsverweigerung steigern und zur Gedeihstörung werden.

Wann besteht Handlungsbedarf?

Handlungsbedarf besteht immer dann, wenn die Eltern ihn sehen und mit der Situation mit ihrem Säugling überfordert sind. Das kann auch dann der Fall sein, wenn das Kind laut Definition kein Schreibaby ist. Auch bei Paarproblemen, Ängsten und Schwierigkeiten, das Kind anzunehmen, sollten Eltern nicht zögern, Hilfsangebote wahrzunehmen. Quelle: Margarete Berger/Elfi Freiberger/Barbara von Kalckreuth/Maria Knott/Christiane Wiesler/Eberhard Windaus (2006): Leitlinien Regulationsstörungen, psychische und psychosomatische Störungen im Säuglings- und frühen Kleinkindalter. Analyt. Kinder- u. Jugendlichen-Psychotherapie 132


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