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Wie eine Tankstelle die Alm belebt

Seit fast 20 Jahren fördert die Jugendtankstelle das jugendliche Leben auf der Mühlviertler Alm. Denn hier wird Kraft statt Benzin getankt.

Passende Orte oder Gelegenheiten, um Freund:innen zu treffen und gemeinsam etwas zu erleben, sind für junge Menschen auf dem Land oft nicht leicht zu finden. Besonders gilt das für Jugendliche, die nicht im Vereinsleben verwurzelt sind. Wer wissen will, wie Jugendarbeit zur Lösung dieses Problem beitragen kann, wird am besten einen Blick in den Nordosten Oberösterreichs werfen: in die Region Mühlviertler Alm, wo zehn Gemeinden eng zusammenarbeiten.

Noch vor dem EU-Beitritt hatten sie sich im Jahr 1993 dazu entschlossen, im Verband die wirtschaftliche und touristi- sche Entwicklung voranzutreiben. Zu den Meilensteinen gehören seither unter anderem ein Reitwegenetz, landwirtschaftliche und touristische Kooperationen, Sozialprojekte und eben die Einrichtung der Jugendtankstelle Mühlviertler Alm. Durch eine Kooperation von Diözese Linz und Regionalentwicklungsverband Mühlviertler Alm konnte die Jugendtankstelle im Jahr 2004 eröffnet werden.

WAS ES ZU TANKEN GIBT

Weder Benzin noch Diesel gibt es hier für die Jugendlichen zu tanken, sondern „Kraft und Unterstützung“. „Unsere Region ist weg vom Schuss und sehr klein strukturiert. Es ist deshalb besonders wichtig, dass wir gemeinsam etwas weiterbringen und alle an einem Strang ziehen“, erzählt Claudia Lindner. Sie arbeitet seit vier Jahren als „Tankwartin“ bei der Jugendtankstelle, zuvor war sie als Volksschullehrerin tätig. Sie ist in Unterweißenbach aufgewachsen und nach ein paar Jahren in Linz wieder in ihre ursprüngliche Heimat gezogen. „Ein sehr guter Lebensraum, in dem das kirchliche Leben viel vom gesellschaftlichen Leben in den Dörfern ausmacht“, sagt sie über den Landstrich im Unteren Mühlviertel.

Abwanderung Verhindern

Gleichzeitig müsse man aber schon in ein attraktives und lebendiges Umfeld für Jugendliche investieren, nicht zuletzt, um die Abwanderung in den Zentralraum rund um Linz zu verhindern. Das passiert bei der Jugendtankstelle etwa durch die Förderung eines sehr breit gefächerten Freizeitangebots. Es reicht von der Begleitung von Gruppen der katholischen

Jugend und der Mitgestaltung der Firmvorbereitung über die Durchführung von Nähworkshops bis hin zu gemeinsamen Bergwanderungen. Und dabei ist diese Aufzählung nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Programm. Ohne einen fixen Ort in Form eines Jugendtreffs zu haben, ist die Jugendtankstelle so dennoch sehr präsent. Da viele der Jugendlichen noch nicht selbstständig mobil sind, ist der besondere Einsatz von Claudia Lindner und ihrer Kollegin Magdalena Griesbeck gefragt, damit diese das Angebot nutzen können. „Ich hole die Jugendlichen häufig mit meinem Auto von zu Hause ab und bringe sie wieder heim, damit sie zu unseren Veranstaltungen kommen. Ich mag diese Autofahrten sehr, weil mir die Jugendlichen erzählen, was sie beschäftigt.“

Die Jugendtankstelle verknüpft kirchliche und regionale Jugendarbeit und ist damit zentrale Drehscheibe in der Mühlviertler Alm auch für die ersten Schritte in die Arbeitswelt. Dass es eine umfassende Jobbörse gibt, ist der Jugendtankstelle zu verdanken. Diese ist unter jobs. muehlviertleralm.at abrufbar. Unterstützung erfahren die Jugendlichen aber auch, indem die Jugendtankstelle Lernbegleitung für Schüler:innen vermittelt oder Sprachrohr für die Jungen in den Gemeinden der Mühlviertler Alm ist. „Mir geht es darum, die Anliegen der Jugendlichen zu vertreten, wobei ich immer überparteilich agiere“, sagt Claudia Lindner. „Wir sind da neutral wie die Schweiz.“ Erfolgreiche Serviceprojekte sind daraus mehrere entstanden, eines davon ist das Jugendtaxi, bei dem es darum geht, die sichere Mobilität der Jugendlichen in der Region zu fördern. PAUL STÜTZ

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