4 minute read

Weg von der Theorie, ran ans Patientenbett

Frühschicht auf Station 20 III

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir – am besten gemeinsam, nicht jeder für sich. Bei uns machen Studierende der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Azubis vom Centrum für Pflegeberuf beim sogenannten Projekt NIPSTA beste

Advertisement

Erfahrungen. ( jup )

05.45 Uhr: Auf der Station 20 III, der interdisziplinären Station für Viszeralchirurgie und Gastroenterologie, herrscht noch Stille. Christian Singh öffnet die Tür zum Besprechungsraum, Niklas Ohlwein erwartet ihn bereits. In einer halben Stunde beginnt ihre Frühschicht. Christian Singh ist angehender Gesundheits- und Krankenpfleger; er lernt im dritten Ausbildungsjahr am Centrum für Pflegeberufe. Niklas Ohlwein will Arzt werden und studiert im fünften Jahr an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität im Klinikum Nürnberg; die Chirurgie ist sein Ding. Bis kurz nach 14.00 Uhr betreuen sie einige der chirurgischen Patienten. In Eigenregie – so, als hätten sie längst ausgelernt. Stiftung geförderte Projekt, mit dem wir seit 2019 sehr gute Erfahrungen machen. Die Abkürzung steht für Nürnberger (N) interprofessionelle (IP) Ausbildungsstation (STA). Angehende Mediziner und Pflegefachkräfte betreuen vier Wochen lang einen Stationsbereich und lernen frühzeitig den Klinikbetrieb kennen. Parallel kümmern sich je zwei Zweier-Teams in zwei Schichten um die chirurgischen und die internistischen Patienten. Zur Sicherheit haben Praxisanleiter und Ärzte ein Auge auf sie. Ein bisschen wie in der Fahrschule: Es ist immer jemand da, der im Notfall auf die Bremse tritt.

06.05 Uhr: Das Büro füllt sich. Die Nachtschicht kommt, außerdem die NIPSTA-Kollegen aus der Inneren Medizin. Vier Schreibtische stehen in dem

Fotos: Jasmin Pauler

Christian Singh (l.) und Niklas Ohlwein (r.) gehen mit Oberarzt Prof. Dubecz die Patientenakten durch. Im Hintergrund die Praxisanleiter Birgit Kummerer und Jakob Wagner (M.) sowie Stationsleiter Denny Kaufmann.

Übergabe an die Spätschicht. Im Hintergrund bespricht sich das NIPSTA-Team aus der Inneren Medizin.

Auch Pflegeschülerin Maximiliane Röstel (l.) und PMU-Studentin Leonora Prauß (r.) haben sich für das NIPSTA-Projekt entschieden. Sie betreuen die gastroenterologischen Patienten. Heute bestreiten sie die Spätschicht zusammen.

Visite im Patientenzimmer: Der Patient klagt über Bauchschmerzen. Leonora Prauß übernimmt die Untersuchung. hellen Raum, auf ihnen stapeln sich die aktuellen Patientenakten. Der große Monitor an der Wand ist eingeschaltet. Birgit Kummerer und Jakob Wagner haben heute Dienst. Die Praxisanleiter begleiten die Nachwuchsärzte und -pfleger. Birgit Kummerer ist seit 2011 im Klinikum Nürnberg. Sie strahlt Ruhe aus, freut sich auf den Tag auf der Station. „Beraten, wenn notwendig“ – so lautet die Devise. Die jungen Leute sollen lernen, den Arbeitstag und die Prozesse selbst zu strukturieren.

06.15 Uhr: Christian Singh und Niklas Ohlwein informieren sich über die Vorkommnisse in der Nacht. Alles war ruhig. Nun geht es los. Der Pflegeschüler begibt sich zu seinen Patienten, kümmert sich um die Körperpflege, macht die Betten, prüft Blutzucker und Infusionen. Auch Niklas Ohlwein schaut bei den Patienten nach dem Rechten. Vor der Visite liest er sich in die Unterlagen ein. Zwei neue Patienten sollen heute kommen.

07.45 Uhr: Beim interprofessionellen Meeting besprechen Christian Singh und Niklas Ohlwein die Aufgaben des Tages. Außerdem bereiten sie die Visite vor.

08.15 Uhr: Heute ist Oberarzt Prof. Dr. Attila Dubecz dabei. Er geht mit Christian Singh und Niklas Ohlwein von Patientenzimmer zu Patientenzimmer, stimmt mit ihnen die jeweiligen Therapiepläne und Pflegemaßnahmen ab. Ein Patient wird heute entlassen. Niklas Ohlwein hat die Papiere bereits vorbereitet.

09.15 Uhr: Der Pflegeschüler hat Zeit für einen schnellen Frühstückskaffee. Niklas Ohlwein erledigt derweil den Papierkram. Er dokumentiert die Ergebnisse aus der Visite.

09.45 Uhr: Das Vormittagsprogramm ist straff. Ein Patient braucht neue Verbände, bei einem frisch Operierten muss Christian Singh die Drainage überprüfen. Niklas Ohlwein meldet eine Patientin zur Operation und eine weitere zur Untersuchung an.

10.45 Uhr: Die neuen Patienten sind da. Einer muss am kommenden Tag zur Gallenblasen-OP, der andere wird wegen Hernien behandelt. Christian Singh und Niklas Ohlwein leiten die Voruntersuchungen in die Wege.

12.00 Uhr: Die Patienten erhalten ihr Mittagessen.

12.15 Uhr: Pause für Niklas Ohlwein. Sein Kollege aus der Pflege ist weiter im Einsatz: Dokumentation, Auffüllen des Pflege- und Verbandswagens, Essen einsammeln und noch einmal prüfen, ob die Patienten therapiegemäß gelagert sind.

13.05 Uhr: Der Feierabend naht. Christian Singh und Niklas Ohlwein treffen sich wieder im Büro. Sie notieren, was für die Spätschicht wichtig ist. Birgit Kummerer und Jakob Wagner geben ihnen Rückmeldung: Alles ist gut gelaufen heute.

13.20 Uhr: Die Spätschichten treffen zur Übergabe und Fallbesprechung ein, ebenso zwei Oberärzte. Die Studierenden und die Pflegeschüler erörtern für jeden Patienten die nächsten Behandlungsschritte. Die Oberärzte hören zu, geben Anregungen, korrigieren minimal. „Ich wollte, so etwas hätte es zu meiner Zeit schon gegeben“, beurteilt einer das NIPSTA-Projekt.

14.30 Uhr: Feierabend? Nicht ganz! Die Schicht von Niklas Ohlwein und Christian Sing ist zwar zu Ende. Beide stehen aber kurz vor ihren Abschlussprüfungen. Auf die Frühschicht in der Praxis folgt die Spätschicht in der Theorie. Am Schreibtisch zu Hause.

This article is from: