KlinikumMagazin: Ausgabe Februar 2022

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Gesundheit für Nürnberg und die Region 1|22

Kinder, Kinder Große Medizin für Kleine


Giulia Iannicelli

Impressum Herausgeber Klinikum Nürnberg Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1 90419 Nürnberg V.i.S.d.P. Barbara Lay Redaktionsleitung Isabel Krieger Redaktion Julia Peter (jup) Jasmin Pauler (jap) Isabel Krieger (ik) Sabine Stoll (sto) Katharina Wasmeier (kw) Daniela Schindler (ds) Brigitte Addington (ba) Fotonachweis siehe Hinweise auf den Bildern Gestaltung Michaela Meth Titelbild istock Druck hofmann infocom GmbH, Nürnberg Auflage 8.500, Februar 2022

Zukunftsprojekt Kinder und Geburt Das Kinderklinikum Nürnberg und die Geburtshilfe der Klinik für Frauenheilkunde unter einem Dach

Bleiben Sie mit uns in Kontakt! www.life.klinikum-nuernberg.de www.klinikum-nuernberg.de

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 Baubeginn 2022 am Klinikum Nürnberg Süd  5 Stockwerke mit rund 14.000 m2 Nutzfläche und 220 Betten  Alle kindermedizinischen Angebote unter einem Dach  Spezielle Kinderradiologie  8 Kreißsäle für die Geburtshilfe mit rund 3.300 Geburten pro Jahr  Erstklassige medizinische Versorgung vom ersten Lebenstag bis ins späte Jugendalter

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 Angebote für hebammengeleitete Geburten, Mehrlingsgeburten und Schwangere mit besonderen Voraussetzungen  Neonatologie und Perinatalzentrum Level 1  Spielflächen für alle Altersklassen  Im Hintergrund: Das gesamte medizinische Angebot des Klinikums Nürnberg für alle Spezialfälle


Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, „Kinder, bleibt gesund!“, möchte man in diesen Zeiten sagen, in denen die Corona-Pandemie auch die Jüngsten in unserer Gesellschaft in so vielen Dingen ihres jungen Lebens nach wie vor einschränkt. Als Krankenhaus sind wir sehr froh, dass Infektionen von Kindern und Jugendlichen mit COVID -19 in den allermeisten Fällen leicht oder sogar symptomlos verlaufen und hoffen sehr, dass dies auch weiterhin so sein wird.

Rudi Ott

Die Stationen unserer vier Kliniken des zukünftigen Kinderklinikums im Nürnberger Süden sind auch unabhängig davon das ganze Jahr über gut gefüllt, mit Notfällen, planbaren Operationen oder zuletzt Kindern, die am RS-Virus erkrankt waren. Hinzukommen seltene Erkrankungen wie Gastrochisis oder psychische Probleme, die unsere Expertinnen und Experten für Kindermedizin und Kinderpsychiatrie hochprofessionell behandeln. In unserer Geburtshilfe sind 2021 über 3.600 Babys auf die Welt gekommen, ein kleiner Rekord, der nur dank des engagierten Teams, das Schwangere rund um die Uhr professionell betreut, möglich war. Manche der Babys mussten auf unserer Neonatologie behandelt werden, weil sie zu früh dran waren, andere brauchten einen ordentlichen Stups, um aus dem Bauch zu kommen. Darunter waren auch wieder viele Mehrlingsgeburten und sogar zwei Drillingsgeburten. Wir stellen Ihnen in diesem Heft unsere vier Kliniken, die sich um die Versorgung von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen kümmern, mit ihren Besonderheiten vor. Das hat seinen Grund, denn 2022 ist auch Spatenstich für unser Neubauprojekt Kinderklinikum Nürnberg mit Geburtshilfe, das, wenn es einmal fertig ist, nicht nur die Wege für die kleinen Patienten und ihre Familien verkürzen, sondern auch für einen noch viel kindergerechteren Aufenthalt sorgen wird. Wir habe viele Jahre an diesem Projekt geplant und können es kaum erwarten, dass es nun endlich losgeht. Einen ersten Eindruck bekommen Sie in diesem Heft. Kinder, wie die Zeit vergeht, auch das könnte man in diesen Zeiten sagen: Das Klinikum Nürnberg feiert heuer nämlich Geburtstag: Wir werden 125 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern. Wir halten Sie ab dem Frühjahr auf dem Laufenden über unsere Aktionen. Geplant ist ein großes Kinderfest und vieles mehr. Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2022, bleiben Sie gesund. Viel Freude bei der Lektüre des KlinikumMagazins!

Giulia Iannicelli

Ihr

Prof. Dr. med. Achim Jockwig Vorstand Medizin und Strategie | Vorstandsvorsitzender Klinikum Nürnberg 3


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Mensch und Medizin

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Wann wird das Hobby zur Sucht?

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Gute Nächte für Klein und Groß

Kurz und Knapp

Prof. Dr. med. Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz am Klinikum, über Schlaf bei Kindern

inder, Kinder – Große Medizin für Kleine K Kinderklinikum Nürnberg: Von der Geburt bis zum Jugendlichen 6

10 Auf Nummer sicher Das Nürnberger Perinatalzentrum im Profil 11 Hoffnung für Frühchen mit Lungenproblemen Forschung für die Kleinsten Wenn das Baby in Beckenendlage verharrt Mit dem Po voran 12

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atürliche Geburt oder Kaiserschnitt? N Dr. med. Valentin Klant, Chef der Geburtshilfe des Laufer Krankenhauses, im Interview

15 Wir sprechen die gleiche Sprache Am Klinikum Nürnberg unterstützt eine arabisch sprechende Ärztin Familien und Kinder 16 Gefährliche Spalte Gastrochisis – ein Entwicklungsfehler, der selten vorkommt. Wenn doch, gilt es, sofort zu handeln. 18 „Ein Kinderkrankenhaus, in dem alles drin ist.“ Interview Dr. Ulrich Maly

Gesundheit und Leben

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Arbeiten und Lernen 30 Im Einsatz für Feuerkinder Hilfe zur Selbsthilfe in Tansania 31 Karrieresprung nach vielen Jahren Praxis Klinikum Nürnberg bietet Trainee-Programm in der Pflege Sensibel bei Patienten mit Demenz oder Delir 32 Modellstation an der Klinik für Urologie 33 Mit Magneten gegen Depression und mehr Internationale Auszeichnung für Nachwuchsforscherin 34 Eine Berufung Hebammenstudierende an der Nürnberg School of Health 35

Kontakt Sie haben Anregungen für die nächsten Ausgaben oder Sie möchten das KlinikumMagazin abonnieren? Schreiben Sie uns: magazin@klinikum-nuernberg.de 4

Danke für Spenden und Unterstützung

36 Mitarbeiter-Umfrage Worauf freuen Sie sich 2022? 37 Wir feiern 125 Jahre Vorschau Jubiläumsjahr 2022

20 Auf lange Sicht: Wie Kinder unter Corona leiden Long Covid bei Kindern und Jugendlichen 23 Selbst-Bewusst online Medientherapie am Klinikum hilft Jugendlichen beim Umgang mit WhatsApp & Co

Rasanter Start auf Parkplatz 144

Wir in Franken 38

Rezepte für Groß und Klein

Ein Blümchen – nicht nur für Kinder Kräuterexpertin über Gänseblümchen 40

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Mein Lieblingsort

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Knobeleien für Groß und Klein

Literaturhaus


Kurz und Knapp Muslimische Seelsorge am Klinikum // Sie nehmen

Giulia Iannicelli

Impfen in Brennpunkten // Impfen ist das Einzige, was gegen Corona langfristig hilft. Dr. Elisabeth Müller, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Nürnberg, sieht das so. Deshalb ist sie gemeinsam mit ihrem Mann, einem Notfallsanitäter, in ihrer Freizeit unterwegs, um Menschen zu impfen, die aus verschiedenen Gründen den Gang zum Arzt oder ins Impfzentrum nicht schaffen: In der Drogenberatung und in Notschlafstellen.

Elisabeth Müller

sich Zeit, hören zu, begleiten Patientinnen und Patienten sowie Angehörige – und sind gerade während der Pandemie eine wichtige Kraftquelle: die Seelsorgerinnen und Seelsorger am Klinikum Nürnberg. Damit auch Patient*innen mit muslimischem Hintergrund einen Ansprechpartner aus dem eigenen Kulturkreis beziehungsweise der eigenen Religion haben, hat das Klinikum Nürnberg mit dem Augsburger Institut für transkulturelle Verständigung (itv) einen Kooperationsvertrag über den Einsatz von muslimischen Seelsorgern geschlossen. Das Institut widmet sich seit 2012 der seelischen Hilfe für Menschen in Krisensituationen und bildet ehrenamtliche muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger aus. „Der Aufbau einer multi-religiösen Seelsorge ist ein weiteres Zeichen für Verständigung und Offenheit des Klinikums Nürnberg gegenüber allen Menschen“, sagt Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung am Klinikum Nürnberg. Derzeit sind bereits 41 katholische und evangelische haupt- und ehrenamtliche Seelsorger gemeinsam in der Klinikseelsorge an den Standorten Nord und Süd des Klinikums Nürnberg tätig.

Dort können sich Klient*innen von Elisabeth Müller den schützenden Piks geben lassen, ebenso Mitarbeiter*innen und Angehörige. „Wir bieten Impfen dort an, wo sich die Menschen sowieso aufhalten und reduzieren gleichzeitig die Bürokratie“, weiß die Medizinerin. „Man braucht keine Emailadresse oder Internet, sondern füllt einfach vor Ort den Anamnesebogen aus. Im vertrauten Rahmen der Beratungsstellen geht das viel einfacher, zudem kennen mich einige Impflinge schon aus der klinischen Tätigkeit.“ Das reduziert zusätzlich die Hemmschwelle. Besonders hoch ist deshalb bei diesem Angebot auch die Erstimpfquote. Ein weiteres ihrer Projekte ist eine niederschwellige Impfaktion gemeinsam mit der Gemeinde Neunkirchen am Brand. Auch dort finden an zentraler Stelle im Zehntspeicher seit November 2021 Impfungen für alle Altersgruppen ohne Terminvergabe oder Anmeldung statt. „Gelegenheit macht Impfung! Knapp 6000 Impflinge haben wir so bereits erreicht“, freut sich Elisabeth Müller. Mensch und Medizin

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istockphoto.com / FatCamera

Kinderklinikum Nürnberg: Von der Geburt bis zum Jugendlichen

Kinder, Kinder – Große Medizin für Kleine Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, weder seelisch, noch körperlich. Erst im 19. Jahrhundert hat sich die Kinderheilkunde als eigenständige medizinische Disziplin etablieren können. Heute bieten moderne Krankenhäuser wie das Klinikum Nürnberg eine hoch qualifizierte Rundum-Versorgung an: bei Schwangerschaften und Geburten, für Neugeborene, Babys, Kinder und Jugendliche. Spezialisten von vier Fachkliniken sind für das Wohl der kleinen Patientinnen und Patienten zuständig. Bald werden für sie und ihre Eltern die Wege noch kürzer: denn im Nürnberger Süden entsteht das neue Kinderklinikum Nürnberg mit Geburtshilfe. (jup)

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Mensch und Medizin


Fokus

Was ganz Großes für die Kleinen: Leuchtturmprojekt Kinderklinikum Der Neubau wird vom Freistaat Bayern mit knapp 105 Millionen Euro gefördert. Vier Kliniken werden sich das neue Gebäude teilen: die Klinik für Frauenheilkunde mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe, die Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche, die Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, die Klinik für Frauenheilkunde mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe sowie die Abteilung für Psychosomatik der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindesund Jugendalter (KJP). Auch eine eigene Kinder-Notfallambulanz zieht in das neue Kinderklinikum Nürnberg ein. Auf etwa 14.000 Quadratmetern Nutzfläche werden rund 1.000 Räume und ca. 220 Betten mit Funktionsbetten zur Verfügung stehen. Es entstehen zusätzliche, lichtdurchflutete Kreißsäle – in direkter Nähe zum OP-Bereich, sodass bei Kaiserschnitten und im Notfall schnell gehandelt werden kann. Kinder und Jugendliche werden natürlich auch ambulant versorgt. Für sie ist auch ein großzügiger Außenbereich mit großzügigen spannenden Spiel- und Erholungsangeboten zum Toben geplant.

Um das neue Kinderklinikum Nürnberg so kindgerecht wie möglich zu gestalten, haben sich namhafte Persönlichkeiten aus der Metropolregion zusammengeschlossen, darunter Schirmherrin Karin Baumüller-Söder, Fußball-Legende Marek Mintál und Nürnbergs ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (lesen Sie auch das Interview auf Seite 18/19). Sie werben für Spenden und Unterstützung – denn vieles, was sich Eltern und Kinder in einem modernen Kinderkrankenhaus wünschen – zum Beispiel Spielgeräte, eine hochwertige Innenausstattung, Multimedia-Angebote – ist nicht förderfähig.

Maximale Versorgung mit ganz viel Herz Die Investitionen in das Neubauprojekt belegen den hohen Stellenwert der Kinder- und Jugendheilkunde sowie der Geburtshilfe am Klinikum Nürnberg. Nicht erst seit dem Umzug in den Nürnberger Süden im Jahr 1994 hat sich das medizinische und pflegerische Angebot erweitert – gewachsen ist es kontinuierlich seit Gründung der Frauenklinik in der Flurstraße im Jahr 1926. Das entstandene interdisziplinäre und interprofessionelle Konzept ist heute die Grundlage dafür, dass Eltern sich rund um die Uhr auf eine bestmögliche Versorgung ihrer Kinder verlassen können und auch bei allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett im Klinikum Nürnberg gut beraten sind. Sowohl das Kinderklinikum als auch die Geburtshilfe sind breit aufgestellt – Notfall-, Betreuungs- und Nachsorgekonzepte inbegriffen. Ärzte und Pflege arbeiten Hand in Hand.

LUDES Architekten – Ingenieure GmbH

Der Spatenstich ist noch in diesem Jahr geplant. Wenn alles glatt läuft, wird 2026 die Eröffnung gefeiert. Das Vorhaben ist eines der größten Neubauprojekte rund um die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Süddeutschland und wird Spitzenmedizin und erstklassige Versorgung vom ersten Lebenstag bis ins späte Jugendalter unter einem Dach vereinen – Tür an Tür mit der Geburtshilfe, sodass auch der Start ins Leben so sicher wie möglich verlaufen kann.

Mensch und Medizin

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Fotos: Rudi Ott

Prof. Dr. med. Cosima Brucker | Dr. med. Wolfgang Köhler | Prof. Dr. med. Christoph Fusch

Klinik für Frauenheilkunde, Schwerpunkt Geburtshilfe Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911 398 - 2804 E-Mail: geburtshilfe@klinikum-nuernberg.de

Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911 398 - 2307 E-Mail: kinderzentrum@klinikum-nuernberg.de

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche

Im Klinikum Nürnberg kommen jedes Jahr mehr als 3.000 Babys auf die Welt – 2021 waren es sogar 3.617. Die Klinik für Frauenheilkunde, Schwerpunkt Geburtshilfe, unter Leitung von Prof. Dr. med. Cosima Brucker und Dr. med. Wolfgang Köhler (Bereichsleitung) ist für werdende Eltern die optimale zentrale Anlaufstelle mit einer zuverlässigen RundumVersorgung. Ob Vorbereitungskurse, Schwangerenambulanz, hebammengeleitete oder ambulante Geburt, Bonding oder sanfter Kaiserschnitt: Das Spektrum umfasst den gesamten Bereich rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Auch im Bereich der pränatalen Diagnostik sowie in der Betreuung von Hochrisikoschwangerschaften ist die Geburtshilfe im Klinikum Nürnberg breit aufgestellt. Als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe ist sie auf die Begleitung von Hochrisikoschwangerschaften, Mehrlingsgeburten und Beckenendlage spezialisiert. Auch Notfälle werden professionell versorgt. Zudem ermöglicht die Kooperation mit der neu gegründeten Nürnberg School of Health, an der seit 2021 Hebammenstudierende ausgebildet werden, hochqualifizierte Nachwuchsfachkräfte in der Praxis anzulernen (lesen Sie hierzu auch die Berichte auf Seite 34).

Die Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche unter Leitung von Prof. Dr. med. Christoph Fusch vereint das gesamte Leistungsspektrum der pädiatrischen Medizin und Pflege unter einem Dach. Das Portfolio reicht von der Allgemeinpädiatrie über die Diabetes-Ambulanz, die pädiatrische Intensivmedizin und Kardiologie bis hin zur pädiatrischen Gastroenterologie und Pneumologie.

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Mensch und Medizin

Die Versorgung der Kinder wird durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachbereichen wie der Neurochirurgie, der Physiotherapie und Logopädie abgerundet. Dank der engen Kooperation mit der Kinderradiologie kann die Klinik auch mit speziell für Kinder und Säuglinge entwickelten Bildgebungsverfahren arbeiten. Das Team rund um Prof. Dr. med. Michael Lell und Dr. med. Anna Schiefer versorgt jährlich über 25.000 stationäre und ambulante Patienten. Spezialisiert ist die Klinik zudem auf die Früh- und Neugeborenenheilkunde. Gemeinsam mit der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe leitet sie das Nürnberger Perinatalzentrum. Auch in der Forschung ist das Team um Prof. Fusch aktiv. So laufen Studien zu Ernährungskonzepten für Frühgeborene oder zu Kathetersystemen (lesen Sie hierzu mehr auf Seite 11).


Giulia Iannicelli

Fokus

Dr. med. Karl Bodenschatz | Dr. med. Andreas Beck | Dr. med. Patrick Nonell

Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Das Spektrum der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie unter Leitung von Dr. med. Karl Bodenschatz umfasst die gesamte chirurgische und urologische Bandbreite. Das Angebot reicht von Abdominalchirurgie über die Früh- und Neugeborenen-Chirurgie und Kindertraumatologie bis zur Viszeralchirurgie. In der Notaufnahme mit Polytraumaversorgung werden Kinder behandelt, die sich zum Beispiel bei einem Unfall verletzt haben. In diesen Fällen ist die enge Zusammenarbeit mit Fachabteilungen wie der Anästhesie, der Radiologie, dem Ambulanzteam, der Unfallchirurgie, der Neurochirurgie sowie der plastischen Chirurgie selbstverständlich. Spezialisiert ist die Klinik außerdem auf die Therapie von schwerverbrannten Kindern. Die Station für Schwerbrandverletzte ist als überregionales Zentrum anerkannt.

Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911 398 - 2217 E-Mail: station.cu16@klinikum-nuernberg.de

Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Die Abteilung für Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter (kurz KJP) unter Leitung von Dr. med. Patrick Nonell bietet ein umfassendes psycho-therapeutisches und medizinisches Diagnostik- und Behandlungsangebot. Ein Schwerpunkt der Abteilung, die von Dr. med. Andreas Beck geführt wird, ist die Behandlung akuter psychischer und emotionaler Erkrankungen. Häufige Krankheitsbilder, die stationär behandelt werden, sind zum Beispiel Essstörungen und Depressionen. Die Klinik bietet aber auch ambulante Therapien und Behandlungen für Kleinkinder an (lesen Sie hierzu auch den Bericht auf Seite 20). Neu im Programm sind Hilfsangebote für mediensüchtige Kinder und Jugendliche.

Mensch und Medizin

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Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911 398 - 5455 E-Mail: kinderchirurgie@klinikum-nuernberg.de


Das Nürnberger Perinatalzentrum im Profil

Auf Nummer sicher Von den mehr als 3.600 Babys im Klinikum Nürnberg kommen jedes Jahr über 300 zu früh auf die Welt. Dann gibt es Frauen, bei denen sich Komplikationen in der Schwangerschaft abzeichnen. Auch Mehrlinge zählen zu den Risikogeburten. Schwierige Schwangerschaften und Entbindungen sollten stets von ausgewiesenen Fachleuten begleitet werden – zum Beispiel im Perinatalzentrum des Klinikums Nürnberg. (jup) Das Wort „perinatal“ bedeutet übersetzt „den Zeitraum um die Geburt betreffend“. Perinatalzentren sind medizinische Einrichtungen, in denen werdende Mütter sowie Früh- und Neugeborene rund um Schwangerschaft und Geburt optimal versorgt werden. Der Gesetzgeber unterscheidet dabei Level-1 bis Level-3-Zentren – je nach Infrastruktur und Ausstattung. Das Perinatalzentrum im Klinikum Nürnberg gehört zu den aktuell rund 166 Zentren in Deutschland mit der höchsten Versorgungsstufe. Das heißt: Hier arbeiten anerkannte Neonatologen, ärztliche Geburtshelfer, Kinderfachärzte, erfahrene Hebammen, Intensivmediziner und weitere Spezialisten aller relevanten Fachrichtungen, etwa der Kinderchirurgie, Kinderkardiologie oder Anästhesie, Hand in Hand. Die Wege sind kurz: Entbindungsstationen, Operationssäle und Intensivstationen für die Kleinen befinden sich unter einem Dach, sodass im Komplikationsfall schnell gehandelt werden kann. Zur Sicherheit tragen weiterhin eine 24-Stunden-Arztpräsenz, speziell geschulte Kinderkrankenpflegekräfte und ein Babynotarztwagen bei. Im Nürnberger Perinatalzentrum werden alle Arten von Risikoschwangerschaften und -geburten behandelt. Ob Baby in Steißlage, Mehrlingsgeburt, Frühgeburt oder angeborene Fehlbildung: Der Start ins Leben soll auch bei komplizierten Verläufen so sicher wie möglich sein. Geleitet wird das Nürnberger Perinatalzentrum von zwei Kliniken: der Klinik für Frauenheilkunde mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe und der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche. Neben der bestmöglichen medizinischen Versorgung, zu der auch ein umfassendes Nachsorgekonzept gehört, wird im Klinikum Nürnberg auch an neuen Therapien und Konzepten gearbeitet. So laufen aktuell verschiedene Forschungsprojekte, etwa zur optimalen Ernährung von Frühgeborenen oder einer verbesserten Versorgung von Frühchen mit Lungenproblemen. 10

Mensch und Medizin

Perinatalzentrum am Klinikum Nürnberg Süd Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg ▬ O berarzt Dr. med. Stefan Schäfer Schwerpunkt Neonatologie im Kinderzentrum Tel. 0911 398 - 2290 E-Mail: stefan.schaefer@klinikum-nuernberg.de ▬ Oberarzt Dr. med. Wolfgang Köhler Bereichsleiter „Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin“ Tel. 0911 398 - 2804 E-Mail: w.koehler@klinikum-nuernberg.de ▬ Dr. med. Angela Wohlfarth Stellvertretende Bereichsleitung „Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin“ Tel. 0911 398 - 2212 E-Mail: angela.wohlfahrt@klinikum-nuernberg.de

Risikoschwangerschaft? Bei uns sind Sie in besten Händen! ▬ Späte Schwangerschaften – (ab 35 Jahre) ▬ Frühe Schwangerschaften – (unter 18 Jahre) ▬ Mehrlingsschwangerschaften ▬ Schwangere mit Diabetes ▬ Schwangere mit Blutgruppen-Unverträglichkeit ▬ Kaiserschnitt bei vorangegangener Geburt ▬ Komplikationen bei früheren Schwangerschaften ▬ Quer- oder Steißlage des Kindes ▬ Schwangere mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ▬ Schwangere mit psychischen und sozialen Belastungen ▬ Frühgeburten


Uwe Niklas

Fokus

Forschung für die Kleinsten

Hoffnung für Frühchen mit Lungenproblemen Frühchen haben oft Probleme mit der selbstständigen Atmung, weil ihre Lungen noch nicht ausgeprägt sind. Immer wieder kommt es vor, dass ihr Blut für eine Weile außerhalb des Körpers maschinell mit Sauerstoff versorgt werden muss. Die Unterstützung durch die Herz-LungenMaschine (ECMO) ist aber nicht ohne Risiken. Nur eine begrenzte Zahl von Neugeborenen kann bisher damit versorgt werden. Ein innovatives Kathetersystem, das über die geweiteten Nabelgefäße des Kindes einen Zugang schafft, soll Risiko und Komplikationen verringern und mehr Kindern die Chance auf Versorgung ermöglichen. (jup)

Das Team der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche am Klinikum Nürnberg unter Leitung von Prof. Dr. med. Christoph Fusch forscht in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Herzzentrum in München an einem selbstexpandierenden Katheter. „Umbigate“, so der Name, soll einen großlumigen Zugang zur Lunge über die Nabelgefäße des Neugeborenen schaffen. Diese sollen dann schonend und zuverlässig geweitet werden. „Damit würde keine Narkose nötig, um die ECMO anzuschließen und durch eine spezielle Oberflächentechnik entfiele auch die Gabe von blutverdünnenden Mitteln“, erklärt Prof. Dr. med. Christoph Fusch, „die Versorgung wäre für die Kinder viel weniger traumatisierend als bisher und somit auch für mehr Frühgeborene geeignet“. Insgesamt benötigen weltweit zwischen 50.000 und 100.000 Neugeborene mit Lungenproblemen in der Anfangszeit eine solche Unterstützung. Das Projekt wird mit dem Medical Valley Award des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. Mensch und Medizin

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Mit dem Po voran

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Wenn das Baby in Beckenendlage verharrt

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Mensch und Medizin


Fokus

Die meisten Babys nehmen bis zur 35. Schwangerschaftswoche die klassische Startposition für die Geburt ein, einige drehen sich sogar noch kurz vor der Geburt. Doch etwa jedes 20. Kind verharrt in seiner Position und will sich partout nicht mit dem Kopf nach unten drehen. Die Gründe sind vielfältig. „Manchmal ist das Kind sehr groß, sodass es gar keinen Platz mehr für die Drehung hat. In anderen Fällen ist die Nabelschnur für eine Drehung zu kurz“, erläutert Dr. med. Wolfgang Köhler, Bereichsleiter Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Nürnberg. In wieder anderen Fällen liegt es an der Form der Gebärmutter, weshalb das Baby die Position nicht mehr ändern kann. Während bei solchen Voraussetzungen in vielen Kliniken oft ein geplanter Kaiserschnitt die erste Wahl ist, bietet die Geburtshilfe des Nürnberger Klinikums Schwangeren an, ihr Kind auch bei Beckenendlage vaginal zu entbinden. „Für einen geplanten Kaiserschnitt besteht aus unserer Sicht nach sorgfältiger Risikoselektion bei den meisten Frauen gar keine medizinische Notwendigkeit“, sagt Dr. Köhler. Um das beurteilen zu können, empfiehlt das GeburtshilfeTeam allen Schwangeren, sich rechtzeitig vor der Geburt im Klinikum Nürnberg, Standort Süd, vorzustellen. Werdende Mütter werden ausführlich beraten, das Für und Wider von Spontangeburt und Kaiserschnitt werden sorgfältig gegeneinander abgewogen. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – zum Beispiel, dass das Baby nicht zu viel wiegt oder dass Kopf- und Bauchumfang in etwa gleich sind – und wenn auch bei der Mutter keine Risikofaktoren vorliegen, spricht aus Sicht von Dr. Köhler nichts gegen eine vaginale Entbindung. Die Mehrheit der werdenden Mütter mit Babys

in Beckenendlage, die am Klinikum Nürnberg Süd entbinden, entscheidet sich denn auch für diesen Weg: Über 65 Prozent bekommen ihr Baby trotz Beckenendlage ganz klassisch. „Wichtig ist, dass die Frauen das selbst auch wirklich wollen“, betont Hebamme Susanne Lippl. „Wir finden gemeinsam mit der Schwangeren heraus, was sie sich zutraut“, fährt sie fort. „Die meisten Frauen haben erst einmal Angst, dass der Kopf bei der Geburt steckenbleibt.“ Andere haben die Sorge, dass die Nabelschnur bei der Geburt eingeklemmt werden könnte und das Baby nicht genügend Sauerstoff bekommt. Diese Ängste können das Team um Dr. Köhler und Hebamme Lippl den Frauen oft nehmen. Wer sein Kind aus Beckenendlage ganz klassisch zur Welt bringen will, trifft am Klinikum Nürnberg auf ein sehr erfahrenes Geburtshilfe-Team. Während der Geburt aus Beckenendbzw. Steißlage werden die kindlichen Herztöne – wie bei jeder anderen Geburt auch – genau überwacht. Um die Schmerzen erträglich zu machen, gibt es dieselben Möglichkeiten wie bei einer vaginalen Entbindung bei Schädellage, also intravenöse Schmerzmittel, eine Periduralanästhesie oder Lachgas. Sollte es am Ende doch zu Komplikationen kommen, steht ein multiprofessionelles Team für einen Kaiserschnitt bereit. Auch der Säugling ist in den besten Händen, da das Klinikum Nürnberg über ein Perinatalzentrum Level 1 verfügt, in dem erkrankte Neugeborene behandelt werden können. Im Klinikum Nürnberg kamen im vergangenen Jahr 113 Babys in Beckenendlage zur Welt. Hebamme Susanne Lippl: „Wenn eine Mutter ihren kleinen ,Aussitzer‘ trotz skeptischer Stimmen doch spontan auf die Welt gebracht hat, dann erfüllt sie das mit noch mehr Stolz.“

Uwe Niklas

Die allermeisten Babys drehen sich gegen Ende der Schwangerschaft in die klassische Geburtsposition, das Baby liegt mit dem Köpfchen nach unten. Etwa fünf Prozent der Säuglinge tun das nicht, sie verharren in Beckenendlage beziehungsweise Steißlage in der Gebärmutter: Der Po des Babys zeigt nach unten. Viele Geburtskliniken raten werdenden Müttern dann zu einem geplanten Kaiserschnitt. Im Klinikum Nürnberg können Schwangere mit Beckenendlage ihr Kind auf natürlichem Weg zur Welt bringen, sofern keine besonderen Risiken für Mutter und Kind vorliegen. (sto)

Die Schwangerenambulanz ist telefonisch unter Tel. 0911 398 – 2235 erreichbar. Hier können Termine zur Geburtsvorstellung vereinbart werden. Mensch und Medizin

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Dr. med. Valentin Klant, Chef der Geburtshilfe des Laufer Krankenhauses, im Interview

Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal liegt das Kind nicht richtig oder ist sehr schwer. Auch bei manchen Vorerkrankungen der Mutter ist ein Kaiserschnitt zu empfehlen. Während der Geburt machen wir einen Kaiserschnitt, wenn die Plazenta sich löst oder die Gebärmutter einreißt. Frauen, die bereits zwei Kaiserschnitte erlebt haben, raten wir in der dritten Schwangerschaft auch zu dieser Entbindungsmethode. Wenn die Nabelschnur sich verdreht, die Herztöne des Kindes stark absinken und dem Säugling im Bauch Sauerstoffmangel droht, muss oft sogar ein eiliger Kaiserschnitt erfolgen.

Das Krankenhaus Lauf praktiziert wenn möglich „sanfte“ Kaiserschnitte. Was heißt das? Bei einem sanften Kaiserschnitt wird das Gewebe rund um die Öffnung des Bauches bzw der Gebärmutter soweit wie möglich mit der Hand gedehnt. Die Heilung funktioniert auf diese Weise besser. Aber ein Kaiserschnitt ist natürlich immer eine Operation. Die Gefahr einer Thrombose oder Lungenembolie ist gegenüber einer Normalgeburt immer noch etwas erhöht.

Wie nehmen Sie Schwangeren die Angst vor einer natürlichen Geburt? In der Geburtshilfe des Laufer Krankenhauses melden sich Schwangere vier bis fünf Wochen vor dem Geburtstermin an. Im ersten Gespräch besprechen wir, ob und warum eine Frau einen Kaiserschnitt möchte. Ich weise dann stets darauf hin, dass wir frühzeitig eine Peridural-Anästhesie geben können, um Schmerzen zu nehmen. Bevor die Frauen zu mir kommen, hat ihnen meist schon der Frauenarzt oder die Hebamme erklärt, dass ein Kaiserschnitt medizinisch nicht notwendig ist. Doch es hat keinen Sinn, eine Frau zu einer natürlichen Geburt zu überreden, wenn sie das nicht möchte. Ich finde, es soll sich jede Frau frei entscheiden können. 2021 kamen am Laufer Krankenhaus 823 Babys auf die Welt, so viele wie noch nie. In zwei Drittel der Fälle wurde das Kind auf natürlichem Weg geholt. Ein festes Team aus Ärzten und Hebammen kümmert sich in familiärer Atmosphäre um die Schwangeren. Benötigt ein Säugling nach der Geburt spezielle medizinische Unterstützung, so stehen die Experten der Kinderklinik und Neonatologie des Klinikums Nürnberg Süd mit allem medizinischen Know-how zur Seite.

Manche Kinder haben Anpassungsstörungen. Das passiert zwar immer seltener, weil wir bei einem geplanten Kaiserschnitt heute näher an den errechneten Termin gehen. Dadurch ist die Reife des Kindes besser. Bei einer vaginalen Geburt wird auf dem Weg durch den Geburtskanal das Wasser aus der Lunge gepresst. Bei einem Kaiserschnitt muss das Kind es selbst ausspucken. Manche kommen damit nicht gut zurecht. Sie werden dann erstmal auf der Kinderstation versorgt. 14

Mensch und Medizin

Rudi Ott

Wie erleben die Säuglinge den Kaiserschnitt?

Gynäkologie und Geburtshilfe Krankenhaus Lauf Ärztliche Leitung: Chefarzt: Dr. med. Valentin Klant Leitende Oberärztin: Katharina Schmidt Kontakt: Geburtshilfestation Tel. 09123 180 - 190

Krankenhäuser Nürnberger Land

Herr Dr. Klant, natürliche Geburten liegen im Trend, doch viele Schwangere wollen einen Kaiserschnitt. In welchen Fällen raten Sie dazu, das Kind auf diesem Wege zu bekommen?

(ik)


Fotos: Giulia Iannicelli

Fokus

Am Klinikum Nürnberg unterstützt eine arabisch sprechende Ärztin Familien und Kinder in ihrer Muttersprache

Wir sprechen die gleiche Sprache Wie erkläre ich in einer fremden Sprache, was meinem kranken Kind fehlt? Vor diesem Problem stehen viele Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund, die noch nicht perfekt Deutsch sprechen. Auch für Familien aus dem arabischen Raum ist das immer wieder ein Thema. In der Klinik für Kinderchirurgie und -urologie des Klinikums Nürnberg unterstützt jetzt eine Ärztin auf Arabisch. (jap) Sherine Elsherbiny nimmt die Redewendung „Wir sprechen die gleiche Sprache“ sprichwörtlich wörtlich: Die Fachärztin unterstützt Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige, die zu einer Behandlung kommen, auf Arabisch. „Besonders Kleinkinder können Schmerzen oft nicht richtig lokalisieren“, sagt Elsherbiny „da ist es wichtig, sie und die Eltern gut zu verstehen, um die richtigen Behandlungsschritte einzuleiten.“ Doch die Ärztin steht nicht nur medizinisch beratend zur Seite. „Ich versuche auch psychische Unterstützung zu geben“, erklärt Elsherbiny, „der Gang in die Klinik ist für viele mit Ängsten verbunden“. Die gebürtige Ägypterin hat an der Universität in Kairo studiert. Seit April 2019 arbeitet sie im Klinikum Nürnberg und kennt sich mit allen fachlichen und medizinischen Fragen sehr gut aus. „Ich habe in meinem privaten Umfeld immer wieder Anfragen von arabischen Familien bekommen, die mich gebeten haben, zu übersetzen, was ihren Kindern und Jugendlichen fehlt“, erzählt Elsherbiny. Seit sie dieses Angebot macht, können medizinische Anliegen der kleinen

Patienten ohne Sprachbarrieren geklärt und damit Kindern und Jugendlichen schneller geholfen werden. „Dass manche Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen, die zu uns kommen, die deutsche Sprache nicht gut verstehen, ist kein Grund, sie nicht zu behandeln“, so Dr. med. Karl Bodenschatz, Ärztlicher Leiter der Klinik. Er hat das Angebot deshalb von Beginn an unterstützt.

Sherine Elsherbiny unterstützt Familien mit Kindern vor und nach Operationen. Eine stationäre Einweisung ist nötig. Bitte melden Sie sich vorher telefonisch an: Klinikum Nürnberg | Standort Süd Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg, Haus: C.U1.3 Tel.: 0911 398 - 7538 E-Mail: kinderchirurgie@klinikum-nuernberg.de Mensch und Medizin

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Die Gastrochisis ist ein embryonaler Entwicklungsfehler, der selten vorkommt. Wenn doch, gilt es, sofort zu handeln.

(kw)

Giulia Iannicelli

Gefährliche Spalte

Dr. med. Köhler und Dr. med. Bodenschatz begutachten das Ultraschallbild einer werdenden Mutter

Herr Dr. Bodenschatz, was kommt häufiger vor: Gastrochisis oder die allgemein bekannte und gefürchtete Blinddarm-Entzündung? Die Blinddarmentzündung ist viel häufiger, etwa zwölf Prozent der Menschen haben im Laufe des Lebens eine Appendicitis. Meistens sind Schulkinder betroffen. Die Gastrochisis ist hingegen ein Bauchwanddefekt. Er ist meist rechts vom Nabel und Anteile der inneren Organe, meist Teile des Dünn- und Dickdarmes, liegen außerhalb der Bauchhöhle unbedeckt. Diese Befunde treten 1:2.000 Lebendgeburten auf, also selten.

Wer ist von Gastrochisis besonders betroffen? Gibt es risikoerhöhende Faktoren? Meist tritt dieser Defekt bei Schwangerschaften sehr junger Mütter auf. Aber auch Medikamente, Rauchen, Alkohol oder andere Noxen – körperschädigende Stoffe – spielen eine Rolle.

Wann und wie entwickelt sich diese Fehlbildung? Sie tritt sehr früh auf. Ab der zehnten Schwangerschaftswoche 16

Mensch und Medizin

kann die Fehlbildung im Ultraschall diagnostiziert werden. Der Darm tritt sehr früh in der Embryonalentwicklung, nämlich ab der fünften Woche, vor die Bauchwand, um dann für gewöhnlich wieder in die Bauchhöhle zurückzuwandern. Bei der Gastroschisis geschieht dieser Entwicklungsschritt nicht.

Ist eine Behandlung im Mutterleib möglich? Eine Behandlung pränatal ist möglich, aber sehr schwierig und gefährdet die Mutter und das Kind. Die Behandlung nach der Geburt ist die bessere Variante.

Welche Gefahren birgt die Gastrochisis für die Mutter und vor allem das Kind? Die Schwangerschaft sollte gut verlaufen, nach der Geburt muss die Bauchwand verschlossen werden, sonst kann das Kind nicht überleben. Das Problem ist, dass die Bauchhöhle mitunter zu klein ist, um die Organe aufzunehmen. Sie waren ja während der Entwicklung vor der Bauchwand, deshalb ist die Bauchhöhle auch nicht mitgewachsen.


Fokus Ist eine natürliche Geburt bei diagnostizierter Gastrochisis ratsam oder überhaupt möglich?

Privat

Eine natürliche Geburt ist möglich, meist wird aber der Geburtstermin nicht erreicht und es erfolgt zur Sicherheit für Mutter und Kind ein Kaiserschnitt. Es ist immer eine individuelle Entscheidung. Sie muss nach eingehender Beratung und Risikoaufklärung mit den Eltern bzw. der Mutter gemeinsam getroffen werden.

Ist ein operativer Eingriff immer zwingend notwendig? Ja, zwingend. Das Kind hat sonst keine Überlebenschance, da gibt es keine Ausnahme.

Wann und wie erfolgt der Eingriff? Unmittelbar nach Geburt, da sonst die Gefahr der Infektion oder Verlust des Darmes besteht! In den wenigsten Fälle gelingt es, die Eingeweide einfach in den Bauchraum zurückzuschieben und diesen zu verschließen. Hier ist das Mittel der Wahl, die Darmschlingen mit einem Silikonbeutel zu schützen und mit einem Silikonring den Bauchraum zu weiten, bis die Eingeweide von selbst in den Bauch rutschen. Die Kinder sind dann in der Regel nach ein bis zwei Wochen soweit geheilt, dass sie nach Hause entlassen werden können. In einigen Fällen ist es im Nachgang notwendig, Bauchgewebe zu rekonstruieren und die gerade Bauchmuskulatur wiederherzustellen. Dieser Vorgang ist nach ein bis zwei Jahren abgeschlossen.

Welche Spätfolgen sind möglich? Unter Umständen Verlust von Darm, wenn der sich im Zuge des Eingriffs entzündet und abstirbt oder entfernt werden muss. In wenigen Fällen ein Narbenbruch. Im Großen und Ganzen haben die Kinder eine sehr gute Prognose, gewissermaßen aber eine lebenslange Beeinträchtigung in Form einer existenziell wichtig ausgewogenen oder hochkalorischen Ernährung. Außerdem muss das Kind um die Erkrankung wissen, um achtsam auf den Körper hören zu können und ggfs. sofort zu reagieren. Da der Darm nicht wie bei der normalen embryonalen Entwicklung in seine natürliche Position rutschen konnte, besteht die Gefahr einer Darmverdrehung, die beispielsweise bei einem simplen Magen-Darm-Infekt lebensbedrohlich werden kann und innerhalb kürzester Zeit operiert werden muss.

„Ich bin glücklich“, sagt Finley. „Und ich vermisse nichts.“ Mutter Carolin Washausen blickt ihn lächelnd an. Dass der schmale Junge da so sitzt, muss ihr wie ein Wunder vorkommen. Denn, sagt die 39-Jährige scherzhaft, „er hat so ziemlich alles mitgenommen.“ Alles, das beginnt 2010: In der 15. Schwangerschaftswoche diagnostiziert der Frauenarzt eine Gastrochisis – einen gefährlichen Bauchwanddefekt – und rät zur sofortigen Abtreibung. Ab da beginnt für die kleine Familie aus Neustadt an der Waldnaab ein langer Weg, der sie unzählige Male zu Ärzten führt. Nach eingehenden Untersuchungen steht für Carolin Washausen fest: eine Abtreibung kommt für sie nicht in Frage. Am Klinikum Nürnberg wird Finley per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Darauf folgt die sofortige Operation des kleinen Jungen. Die verläuft gut, doch nach wenigen Tagen entzündet sich der Darm – und muss in Teilen entfernt, ein künstlicher Ausgang gelegt werden. Die Heilung dauert. „80 Tage Krankenhaus hatten wir im ersten Jahr“, sagt Carolin Washausen. Das Leben mit Finley ist für die Familie großes Glück. Doch bis heute ist es auch von Sorge geprägt. Denn Finley muss auf sich aufpassen: Keine Ballspiele, außer Tischtennis, das geht vielleicht. Und bitte nicht raufen! Aber ein Kind lässt sich auch nicht gut in eine Ritterrüstung stecken... Um diese Sorgen in Schach zu halten, hält Carolin Washausen Kontakt zu anderen GastrochisisBetroffenen. Nicht alleine sein, das tut gut. Mit Finley zu sein – am besten! Mensch und Medizin

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Interview Dr. Ulrich Maly

„Ein Kinderkrankenhaus, in dem alles drin ist.“ Der ehemalige Oberbürgermeister von Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, zählt zum Botschafterteam des neuen Kinderklinikums Nürnberg mit Geburtshilfe. Warum er sich für das Neubauprojekt stark macht und welche Erfahrungen er persönlich mit dem Klinikum Nürnberg gemacht hat, erzählt er im Interview. (jup) Herr Maly, wie oft waren Sie als Kind in einem Krankenhaus? Welche Erinnerungen verbinden Sie damit? Und sind Sie zufällig im Klinikum Nürnberg geboren worden? Ja, ich bin tatsächlich in der „Flurstraße“, also in der Frauenklinik des Klinikum Nürnbergs, geboren. Da war ich aber nicht lange, weil mein fünf Jahre älterer Bruder zuhause auf seine (und meine) Mama gewartet hat. Erinnerungen verbinde ich damit natürlich keine. Die dann folgenden fast 62 Jahre habe ich ohne stationären Aufenthalt in irgendeinem Krankenhaus glücklich über die Bühne gebracht. Aber das allerbeste Krankenhaus ist ja immer das, das man nicht braucht. Und das „allerzweitbeste“ haben wir schon und machen es jetzt noch schöner.

ein bisschen krank waren, das Übliche halt, war das schrecklich. Wenn man als Erwachsener krank ist, ist man alleine krank. Wenn ein Kind ernsthaft oder gar chronisch erkrankt, ist die ganze Familie in einer psychischen Ausnahmesituation. Leib und Seele, die kleinen Patienten und ihre Angehörigen, oft bis hin zur Schulklasse, in der das Kind fehlt – alle sind betroffen. Wenn jetzt ein großer dreistelliger Millionenbetrag investiert wird, soll es schon state of the art sein. Die bestmögliche Medizin ist selbstverständlich, aber eine „ganzheitliche“ interdisziplinäre, eben Leib und Seele umfassende Herangehensweise in einer kindgerechten, vielleicht sogar kinderfreundlichen Umgebung, ist aller Anstrengung wert. Deshalb bin ich dabei.

Sie zählen gemeinsam mit weiteren bekannten Persönlichkeiten aus der Region zum Botschafterteam und machen sich stark für das Neubauprojekt Kinderklinikum mit Geburtshilfe Nürnberg. Warum ist Ihnen das Projekt wichtig?

Sie waren 18 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg und sind sicher eingebunden gewesen in die ersten Konzepte und Ideenskizzen für das Kinderklinikum Nürnberg. Wird das neue „Gesund-werd-Haus“ für Kinder am Ende auch ein bisschen „ihr Baby“ sein?

Eigentlich habe ich gelobt aufzuhören, wenn ich aufhöre – heißt, mich nicht in dutzenden von Ehrenämtern unentbehrlich zu fühlen. Als mich aber die Frage von Prof. Jockwig erreicht hat, habe ich spontan zugesagt. Meine Frau und ich haben zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind und eine gute gesundheitliche Konstitution aufweisen. Wenn die nur

Ich halte nichts von Personalisierung von Projekten. Wer dazu neigt, muss sich immer die Frage stellen: Hätte das ein anderer Oberbürgermeister an deiner Stelle auch gemacht? Wenn das mit Ja beantwortet werden kann, ist es nicht „mein Baby“. Und das ist der Fall. Aber viele Babys wünsche ich mir dort schon, gesund und munter, laut schreiend und fröhlich

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Rudi Ott

Ludwig Olah

Fokus

Dr. Ulrich Maly mit Schirmherrin Karin Baumüller-Söder und den Botschafter*innen des Kinderklinikums Nürnberg glucksend mit erschöpften, aber glücklichen Müttern und nervösen Vätern dazu. Wunderbar!

Das Klinikum Nürnberg bietet bereits heute eine bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung von Babys, Kindern und Jugendlichen an. Was wird sich in Ihren Augen mit einem Neubau ändern? Die Kunst wird sein, ein Kinderkrankenhaus zu bauen, in dem alles drin ist, was ein Kinderkrankenhaus braucht, das aber nicht so aussieht, als wäre alles drin, was ein Kinderkrankenhaus braucht. Kurze Wege, die kleinen Patienten im Mittelpunkt, ein offenes Ohr für die Angehörigen, Spielecken, Sportecken, Rückzugsräume, Kuschelräume, eine moderne Infrastruktur, ein strikt konsiliarisch ausgeprägtes Konzept. Kurz: Wir wollen die erste Adresse für alle Kinder in Nürnberg und Umgebung sein. Und auch für die werdenden Eltern; das heißt, die Geburtshilfe umfasst alle möglichen Wünsche und Methoden. Wir adressieren auch die Väter und Geschwisterkinder als notwendig für gelungenes Aufwachsen in der Familie, in welcher Familienform auch immer.

Was macht in Ihren Augen eine familiengerechte Ausstattung aus? Was ist für Sie das Mindestmaß – und was würden Sie sich zusätzlich wünschen, wenn Sie nicht aufs Geld achten müssten? Wenn ich nicht aufs Geld achten müsste – solche Konjunktive verbieten sich in der (Real-)Politik. Man sollte immer auf das Geld achten. Unser Kinderklinikum wird großzügig gefördert aus den bayerischen Fördertöpfen, die sich bei der Krankenhausförderung – auch das sei hier mal erwähnt – zu gleichen Teilen aus dem Staatshaushalt und aus den Geldern, die alle bayerischen kreisfreien Städte und Landkreise über die Kran-

kenhausumlage aufbringen, speisen. Das ist ein gutes System der dualen Finanzierung, das sich aus einem direkt steuerfinanzierten Element und dem von der kommunalen Familie aufgebrachten Solidarbeitrag zusammensetzt. Aber natürlich kann aus so einem Topf nicht alles finanziert werden, was wir uns für unser Kinderklinikum wünschen. Deshalb sammeln wir Geld für alle die Dinge, die nach unseren Vorstellungen das Haus zum tollen Haus für kranke Kinder machen, die aber nicht förderfähig sind. Da geht es um den kleinen Unterschied, der ein gut ausgestattetes Kinderkrankenhaus in ein Haus der Maximalversorgung für Kinder von Morgen verwandelt und damit zum großen Unterschied wird.

Die Corona-Pandemie schärft den Blick für die Bedeutung der Gesundheitsversorgung in unserer Gesellschaft. Kinder und Jugendliche leiden körperlich und psychisch an den Folgen. Eine Fachrichtung am Kinderklinikum Nürnberg befasst sich mit der seelischen Gesundheit junger Menschen. Spielt Ihrer Meinung nach eine freundliche Ausstattung der Klinik jetzt eine noch größere Rolle als in Nicht-Krisenzeiten? Die Verlierer von Corona sind unsere Kinder, das steht seit vielen Monaten schon fest. Die seelische Gesundheit unserer Kleinen hat unter der Pandemie (und ehrlich gesagt: unter den Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung) gelitten, wie es unisono alle verfügbaren Studien zeigen. Insofern spielt eine kinderfreundliche Ausstattung der Klinik eine wichtige Rolle. Noch schöner wäre es allerdings, wenn wir bald zu einer sozialen Normalität zurückkehren könnten, die das Aufwachsen junger Menschen einfach braucht: mit offenen Schulen, Sportvereinen und Jugendclubs, mit Partys und Sommer- oder Wochenendfreizeiten, Abschlussfahrten und allem, was uns außerhalb von Schule und Elternhaus zu Menschen macht. Mensch und Medizin

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Long Covid bei Kindern und Jugendlichen

istockphoto.com / Gargonia

Auf lange Sicht: Wie Kinder unter Corona leiden

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Fokus Die Corona-Pandemie hat uns seit zwei Jahren fest im Griff. Besonders leiden Kinder und Jugendliche. Körperliche Folgen, eingeschränkte Kontakte, Probleme in der Schule: Das hinterlässt Spuren – auf lange Sicht. Wir haben mit Prof. Dr. med. Christoph Fusch, dem Ärztlichen Leiter der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche, und Dr. med. Patrick Nonell, dem Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindesund Jugendalter (KJP), gesprochen. (jup)

Kinder zuvor gar nicht mal schwer krank, dennoch hat das Virus die Gefäße angegriffen. In der Folge kommt es plötzlich zu Entzündungen im Körper. Dies kann sämtliche Organe betreffen – von der Niere über den Herzmuskel, die Leber und Lunge bis zum Gehirn. Symptome sind auch Schmerzen, Hautausschläge, Müdigkeit. Häufig sehen wir auch an Zehen oder Fingern, dass die Gefäße nicht mehr richtig reagieren können.

Wie sieht denn so eine Behandlung aus? Die betroffenen Kinder werden stationär behandelt. Sie bekommen eine Antikörpertherapie und/oder manchmal auch Steroide, also Kortisonpräparate.

Spätfolgen nach Viruserkrankungen bei Kindern sind grundsätzlich nicht neu. Warum macht Ihnen Long Covid besondere Sorgen?

Herr Prof. Fusch, in der vierten Welle ist die Inzidenz bei Kindern stark angestiegen. Kinder müssen zwar immer noch seltener als Erwachsene ins Krankenhaus – Ungewissheit herrscht jedoch darüber, in welchem Ausmaß Corona bei Kindern Langzeitschäden nach sich zieht. Welche Erfahrungen machen Sie im Klinikum Nürnberg?

Man weiß einfach noch zu wenig über Long Covid. Es ist unklar, welche Virus-Varianten noch auftauchen werden und ob Kinder Long Covid wirklich dauerhaft besiegen oder nicht. Wir treiben deshalb auch die Forschung voran. So haben wir uns dem Netzwerk der Kinderuniklinik Regensburg zu einer Studie über Coronavirusinfektionen bei Kindern in Bayern angeschlossen und sind hier das regionale Zentrum. Es wird aber noch dauern, bis wir eine verlässliche Datenlage haben.

Wie zeigt sich Long Covid? Gibt es so etwas wie das typische Anzeichen? Das typische Anzeichen ist eigentlich das Untypische – eine diffuse Ansammlung von Entzündungen an verschiedenen Stellen im Körper. Ein Beispiel ist das sogenannte Multisystemische Entzündungssyndrom, kurz PIMS. Oft waren die

Fotos: Rudi Ott

In den ersten drei Wellen war es in der Tat so: Kinder sind nur selten schwer an COVID-19 erkrankt. In der vierten Welle hat sich das geändert. Die Zahlen sind gestiegen, und es sind deutlich mehr Kinder ins Krankenhaus gekommen. Es ist leider so, dass inzwischen Kinder stärker erkranken. Die LongCovid-Symptome kommen dann noch dazu.

Herr Dr. Nonell, auch aus psychologischer Sicht wirkt sich die Pandemie dauerhaft auf die Entwicklung unserer Kinder aus. Die Zahl seelischer Erkrankungen nimmt zu. Was für Krankheitsbilder sind das? Es ist richtig, dass die Zahl von Kindern mit seelischen Erkrankungen zunimmt. Allein Essstörungen haben sich im ersten Gesundheit und Leben

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Halbjahr mehr als verdoppelt. Besonders häufig behandeln wir Kinder mit Anorexie, also Magersucht. Dazu kommen Angststörungen und Depressionen.

Wie erklären Sie sich die hohe Zunahme von Magersucht? Magersucht betrifft in den meisten Fällen Mädchen im Teenageralter, so zwischen elf und 17 Jahren. Das Risiko einer Magersucht hat sich durch die Corona-Pandemie insofern verschärft, als dass die Jugendlichen die Alltagsstruktur verloren haben. Sie halten die krankhafte Kontrolle über das Gewicht, um sich in einer unkontrollierbaren Situation zu behaupten.

Sind eher kleine Kinder oder Jugendliche gefährdet, seelisch zu erkranken, depressiv zu werden? Gibt es altersbedingte Unterschiede – und wenn ja, wie äußern sich diese? Es sind sowohl junge als auch ältere Kinder gefährdet. Eine Gefahr besteht besonders dann, wenn die Pandemie das Erreichen von Entwicklungszielen behindert – etwa was motorische, soziale, emotionale oder kognitive Fähigkeiten betrifft. Im ungünstigen Fall entstehen daraus psychische Krankheiten.

Kinder, die diese Pandemie miterleben, wachsen anders auf als ihre großen Geschwister. Selbst Kita-Kinder kennen schon Begriffe wie Inzidenz oder Gurgeltest. Wird das eine ganze Generation beeinflussen? Ja, da bin ich mir sicher. Erlebtes kann man nicht ungeschehen machen. Zum Glück verfügen Kinder und Jugendliche meist über eine hohe Fähigkeit, sich anzupassen. Dies ist ein hilfreicher Schutzfaktor.

Behandlungsangebot für Kleinkinder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Nürnberg Süd Unser spezielles Behandlungsangebot richtet sich an Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren (vor Einschulung). Es umfasst Diagnostik, Behandlung und Perspektivplanung bei allen kinderpsychiatrischen Krankheitsbildern. Die Kinder besuchen unsere Tagesklinik von morgens bis zum Nachmittag. 22

Gesundheit und Leben

Man spricht in diesem Zusammenhang ja oft von Resilienz. Wie schwer ist das Ihrer Meinung nach für Kinder und Jugendliche? Resilienz ist die psychische Widerstandsfähigkeit, man kann sie verbessern, indem man eigene wirksame Strategien für die Bewältigung des Alltags findet. Resilienz ist ein Prozess, der das erfolgreiche Meistern einer schwierigen Situation voraussetzt. Je nach den vorhandenen Ressourcen eines Kindes ist das unterschiedlich schwer. Die Pandemie kann aber zur Entwicklung von Resilienz beitragen. Selbst kann man auch einiges trainieren. Auf unserer Internetseite finden sich hierzu auch Ratschläge.

Welche Behandlungsmöglichkeiten bieten Sie in Ihrer Klinik außerdem für betroffene Kinder und Jugendliche an? Wir können alle psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen therapieren. Dafür haben wir verschiedene Behandlungsformen, z. B. die ambulante, tagesklinische oder vollstationäre Behandlung sowie verschiedene ärztlich-therapeutische Behandlungsangebote – je nachdem, was die Patienten benötigen.

Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche Breslauer Str. 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911 398 - 2307 Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter (KJP) Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg Tel. 0911 398 - 2800  Die Klinik bietet auch Videosprechstunden an.

Wir erstellen für jeden Patienten einen individuellen Behandlungsplan aus verschiedenen Modulen, beispielsweise der Psychotherapie, verschiedenen Gruppentherapien, Elternberatung, Ergotherapie, altersabhängig auch die Vorbereitung für den Schuleintritt. An drei Tagen in der Woche beziehen wir die Eltern intensiv in das Behandlungsprogramm mit ein. Bei Fragen beraten wir Sie gern. Tel. 0911 398 - 6956


Fokus Medientherapie am Klinikum hilft Jugendlichen beim Umgang mit WhatsApp & Co

„Früher habe ich einfach auf Veröffentlichen oder Senden gedrückt“, sagt Fabian F. Heute ist dem 12-Jährigen klar, dass er mit sozialen Medien bewusst umgehen muss: Der Junge aus dem Raum Nürnberg nimmt im Rahmen einer Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Nürnberg an einem neuen Angebot der Medientherapie teil. Die Jugendlichen müssen nicht mediensüchtig sein, um von der Therapie zu profitieren. (jap) Fabi F. ist weit entfernt von einer Mediensucht. Doch seit die Corona-Pandemie den 12-Jährigen immer häufiger im Kinderzimmer festhält, nehmen die verschiedenen Medien viel Raum in seinem Leben ein. In seiner Freizeit chattet er mit Freunden oder verfolgt Instagram-Trends zu seinem Hobby, dem BMX-Fahren. Für ihn wie die meisten aus der Generation der so genannten Digital Natives ist die Nutzung sämtlicher Medien ein „Kinderspiel“. Ganz selbstverständlich bedienen Kinder und Jugendliche wie Fabi F. sämtliche Geräte und Programme, kommunizieren in Chats mit Freunden. Auch das Liken und Kommentieren von Beiträgen gehört zum Alltag. Doch oft fehlt den Jugendlichen der sichere Umgang mit den Medien. So auch Fabi F. „Ich habe darüber nie nachgedacht“.

Von der Mediennutzung zur Kompetenz In Kleintherapiegruppen lernt der 12-Jährige nun gemeinsam mit Gleichaltrigen, sich sicher im Netz zu bewegen. Die

Daniel Karmann

SelbstBewusst online In den Pausen spielt Fabi F. lieber mit Freunden am BillardTisch, statt am Handy zu chatten.

Kinder und Jugendlichen entlarven Fake News, hinterfragen und beurteilen digitale Inhalte. Auch das Veröffentlichen von sensiblen Inhalten ist ein Thema. „Manchmal stelle ich mir all die Menschen vor, die das Foto sehen, wenn ich überlege, ein Foto hochzuladen“, sagt Fabi F. „Das hilft mir“. Gemeinsam mit seinen Altersgenossen erarbeitet er sich zudem, wann Medien im Alltag sinnvoll sind und wann der Griff zum Smartphone überflüssig ist. „Die Jugendlichen sollen nicht nicht konsumieren. Wir zeigen, welche interessanten Inhalte sie sich aus den Medien herausziehen können, ohne wahllos zu konsumieren“, erklärt Andrea Balint, leitende Psychologin in der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie. Die Therapie dort hat Fabi F. mittlerweile beendet. Sie hat ihm gut getan. Viel mehr als früher freut er sich heute auf die Schule, denn dort kann er seine Freunde treffen – und zwar in der realen Welt. Wenn er mit der Schule fertig ist, möchte sich Fabi F. als Stuckateur bewerben. „Ich will wie mein Onkel etwas Handwerkliches machen und nicht am Computer arbeiten. Da bin ich froh, wenn mein künftiger Chef keine uncoolen Bilder auf Insta findet“, sagt er stolz. Gesundheit und Leben

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Wann wird das Hobby zur Sucht?

Klinikum Nürnberg

Rudi Ott

Andrea Balint ist leitende Psychologin in der Klinik. Sie ist selbst Mutter von drei Jungs. „Bei uns gibt es klare Regeln, sehr reduzierte Mediennutzungszeiten und diese nur nach Rücksprache. Eigentlich haben wir meist gar keine Zeit für TV und PC.“

Dr. phil. Philipp Martzog ist Psychologe in der Klinik. „Wichtig ist nicht nur die Frage, was die Kinder vor dem Bildschirm tun, sondern was sie in dieser Zeit alles nicht tun, was sie alles nicht erfahren und alles nicht lernen.“

Jasmin Szabo

Dr. med. Patrick Nonell, Ärztlicher Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. „Wir wollen dieses Angebot im ambulanten Setting erweitern und im Rahmen einer empirischen Studie weiterentwickeln.“

Frau Balint, wann ist es kein „Daddeln“ mehr, sondern Sucht? Man spricht von einer pathologischen Mediennutzung, wenn die Betroffenen die Kontrolle über die Nutzung verlieren und dadurch ihr Alltag beeinträchtigt ist. Typisch ist der Konsumdrang, auch bekannt als „craving“. Die Kinder gewöhnen sich an die Nutzungszeiten und wollen immer noch mehr konsumie-

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Gesundheit und Leben

Daniel Karmann

Laut einer Studie* ist in Deutschland die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie gestiegen. Im Gaming-Bereich liegt die Spielzeit bei den 10- bis 17-Jährigen an einem Werktag mittlerweile bei 109 Minuten. Der Übergang von einem intensiv ausgelebten Hobby zu einem riskanten Mediennutzungsverhalten ist jedoch oft nicht klar erkennbar. Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter am Klinikum Nürnberg hat ein neues Therapieangebot für Mediensüchtige etabliert. Auch junge Patienten mit Suchtpotenzial werden präventiv behandelt. (jap)

ren, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Wird den Betroffenen die Nutzung verweigert, leiden sie unter Entzugssymptomen, fühlen sich innerlich leer, sind nervös oder gereizt. Die Jugendlichen richten ihren Alltag nach der Sucht aus und vernachlässigen oftmals ihre Hobbys oder Freundschaften. Häufig verschlechtern sich die schulischen Leistungen, da Lernzeiten den Spielzeiten zum Opfer fallen. Oft leiden sie unter Schlafproblemen und haben somit weniger Energie.

*Das sind Ergebnisse einer Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)


Giulia Iannicelli

Fokus Herr Martzog, was sind die häufigsten Auslöser für eine Mediensucht? Eine zentrale Rolle spielen schnelle und hochfrequente Erfolgserlebnisse im virtuellen Raum, während vergleichbare Erfahrungen im Alltag nur mit mehr Aufwand möglich sind. Die Aufmerksamkeit verlagert sich dann schrittweise in die digitale Welt. Bestimmte Charakteristika und Vorbelastungen verstärken diese Entwicklung, indem sich beispielsweise ängstliche oder depressive Kinder schneller zurückziehen.

Wer ist anfälliger, Mädchen oder Jungen? Balint: Laut einer aktuelleren Studie sind im Gaming-Bereich Jungen am stärksten betroffen. Bei den Social-Media-Kanälen gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Kleinkinder, die Medien und Inhalte ohne elterliche Aufsicht konsumieren, sind am stärksten gefährdet, denn sie können ihren Konsum nicht selbst steuern.

Verstärkt die Pandemie mögliche Suchtenwicklungen? Balint: Viele Haushalte sind aufgrund des Homeschoolings digital besser ausgestattet. Die Forschung belegt, dass die mediale Ausstattung zu Hause fast immer mit längeren Mediennutzungszeiten einhergeht. Kinder, die am PC Hausaufgaben machen, klicken auch schnell mal in die sozialen Medien. Die Kontaktbeschränkungen wirken potenziell wie ein Katalysator und beschleunigen diesen Prozess. Oft wurden Bildschirmaktivitäten als einzige Alternative zu den Kontaktbeschränkungen wahrgenommen.

Wie hilft Ihre Klinik? Balint: Wir haben ein weiteres Gruppentherapieangebot speziell zur Mediennutzung in unserer Tagesklinik aufgenommen. Es richtet sich nicht nur an abhängige Betroffene, auch Jugendliche mit riskantem Nutzungsverhalten können daran teilnehmen. Die Jugendlichen können untereinander von den Erfahrungen lernen und sich austauschen. Wir binden die Eltern eng in die Therapie mit ein. Ziel ist unter anderem, neue Handlungsspielräume für die Kinder und Jugendlichen zu erschließen, indem wir körperliche und soziale Aktivitäten

fördern. Dieses Angebot verstärkt unsere Gesamttherapie um einen wichtigen Baustein.

Welche Auswirkungen hat die Nutzung in jungen Jahren? Martzog: Problematisch wird es, wenn Kinder im Vorschulalter Medienangebote konsumieren, die ihnen wenig Aktivität und Bewegung bieten. Studien zeigen, dass eine übermäßige Nutzung passiver Bildschirmmedien negative Effekte auf die Entwicklungen in motorischen, sprachlichen und kognitiven Funktionsbereichen haben kann. Ganz aktuell: Augenärzte melden vermehrte Kurzsichtigkeit bei Kindern mit verstärkter Mediennutzung.

Welche langfristigen Konsequenzen drohen Kindern, die nicht behandelt werden? Martzog: Je früher eine Sucht beginnt, desto schlechter ist die Prognose. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, neben der Sucht eine weitere psychische Erkrankung zu entwickeln, sehr hoch. Tatsache ist, dass die Computerspielabhängigkeit mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergeht.

Mit welchen Tipps können Eltern den Konsum steuern? ▬ V ereinbaren Sie klare & dem Alter angemessene Zeitfenster ▬ Kommunizieren Sie offen & vertrauensvoll mit ihrem Kind ▬ Machen Sie sich mit den Inhalten vertraut, mit denen sich ihr Kind im Netz beschäftigt ▬ Sorgen Sie mit selbstwertsteigernden Aktivitäten und Hobbys für einen Ausgleich bzw. für ein Gegengewicht

Fragen, Informationen und Hilfsangebote: ▬ Tel. 0911 398 – 6956 ▬ E-Mail: kjpambsued@klinikum-nuernberg.de ▬ Weitere Informationen: www.klinikum-nuernberg.de ▬ Wenn Ihr Kind bestreitet, dass die Medien einen großen Einfluss auf sein Leben haben, ist die erste Beratung auch ohne den Betroffenen selbst möglich.

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istockphoto.com / AndreyPopov

Prof. Dr. med. Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz am Klinikum, über Schlaf bei Kindern

Gute Nächte für Klein und Groß Die Tage sind lang, die Nächte oft kurz: Für Eltern mit Babys und kleinen Kindern ist das Thema Schlaf ein zentrales. Denn häufig fällt dem Nachwuchs das Ein- oder Durchschlafen schwer, dann wird der nächste Tag für Kind und Eltern anstrengend. Dabei ist Schlaf gerade für Kinder besonders wichtig. Warum das so ist und was Eltern für einen besseren Schlaf ihrer Sprösslinge tun können, erklärt Prof. Dr. med. Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz am Klinikum Nürnberg. (ik)

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Fokus Babys machen eine erstaunliche Entwicklung durch. In den ersten Wochen schlafen sie bis zu 18 Stunden am Tag. Der viele Schlaf ist essenziell für die Entwicklung, denn im Tiefschlaf werden Wachstumshormone freigesetzt. Und in den zahlreichen Traumschlafphasen speichern die Säuglinge die ersten Erfahrungen ihres Lebens. Somit lernen sie fleißig im Schlaf. Säuglinge haben einen poly-phasischen Zyklus, so wie Erwachsene einen by-phasischen Zyklus haben, der sich an dem 24-stündigen Rhythmus des Drehens der Erde um die Sonne orientiert. Ab dem sechsten Lebensmonat werden die nächtlichen Wachphasen der Babys etwas seltener. Im Idealfall schlafen manche Kinder mit einem Jahr bereits in der Nacht durch. Aber nur im Idealfall! Um den Schlafprozess zu fördern, sollten Eltern in Absprache mit dem Kinderarzt und der Hebamme und je nach dem Entwicklungsstand des Kindes die nächtlichen Pausen zwischen den Mahlzeiten nun langsam verlängern. Werden die Kinder, auch wenn sie keine nächtliche Nahrung mehr brauchen, trotzdem nachts gefüttert, in dem sie die Brust oder die Flasche bekommen, so kann das Durchschlafstörungen hervorrufen, die im schlimmsten Fall bis zum Erwachsenenalter andauern können. Während in anderen Ländern das Co-Sleeping mit Kindern üblich ist, ist es in unserer Gesellschaft nicht. Für das Schlafen ist es wichtig, dem Kind die Gelegenheit zu geben, alleine einschlafen zu können. Dazu gehört ein eigenes Kinderzimmer. Die Schlafzeiten und der Schlaf-Wach Rhythmus unterliegen bei Kindern einer fluktuierenden Dynamik und können sich immer wieder verändern. Ein Kind, das im Vorschulalter vor allen anderen wach wird, kann sich in einen Jugendlichen verwandeln, der am liebsten bis 12.00 Uhr Mittag schläft.

zu Bett gehen und wann man aufstehen sollte. Bei den Kindern setzen die Eltern die Regeln! Insgesamt gibt drei Formen von Schlaf-Wach-RhythmusStörungen bei Kindern: ▬ Das verzögerte Schlafphasensyndrom tritt auf, wenn Kinder und Jugendliche dauerhaft spät einschlafen oder aufwachen (zum Beispiel um 3.00 Uhr morgens einschlafen und erst um 13.00 Uhr aufwachen). Dabei können sie nicht früher einschlafen, auch wenn sie es versuchen. ▬ Das vorverlagerte Schlafphasensyndrom tritt auf, wenn Kinder und Jugendliche zu früh einschlafen und auch zu früh aufwachen und dieses Muster nicht ändern können. Sie können nicht länger wach bleiben, auch wenn sie es versuchen. Diese Störung kommt im jüngeren Alter seltener vor. ▬ Das Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Syndrom tritt auf, wenn sich der Schlaf-Wach-Rhythmus jeden Tag ändert. Die Länge des Schlaf-Wach-Zyklus bleibt gleich, überschreitet jedoch 24 Stunden. Daher variieren die Schlaf- und Wachzeiten jeden Tag um 1 bis 2 Stunden. Diese Störung kommt vermehrt bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung vor. Zudem gibt es eine ganze Reihe an unregelmäßigen SchlafWach-Mustern bei Kindern, die an ADHS oder Autismus leiden. Zudem können Kinder die gleichen Schlafstörungen haben wie Erwachsene wie z. B. Insomnie, Schlafapnoe, Narkolepsie oder Restless Legs Syndrom.

Prof. Dr. med. Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz am Klinikum Nürnberg

Kinder zeigen auch unterschiedliche Schlaf-Resilienz. Während einige Kinder ein leichtes Schlafdefizit, das unter der Woche entstanden ist, gut tolerieren, sind die anderen selbst nach einer bis zwei Nächten mit nicht ausreichendem Schlaf völlig erledigt.

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Jasmin Szabo

Ob Kinder einen gestörten Schlaf-Wach Rhythmus haben, merkt man daran, dass sie chronisch müde und dadurch in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Ein Zeichen des Erwachsenseins ist, dass man selbst entscheidet, wann man


Frau Prof. Richter, Erziehungsratgeber geben jungen Eltern allerlei Tipps, nach dem Motto „Jedes Kind kann schlafen lernen“ Was ist von diesen Modellen zu halten und sollte man sich an solche starren Vorgaben halten? Jedes Kind ist unterschiedlich und nicht jeder Ratschlag kann für alle gut sein. Für manche aber schon. Wenn sich Eltern entscheiden, ihr Kind nach einer bestimmten Methode an den Schlaf zu gewöhnen, sollten sie diese auch durchziehen. Für viele Eltern ist es aber kaum zu ertragen, ihr Kind schreien zu hören – das ist auch verständlich. Dann sollten sie mit dieser Methode besser gar nicht erst anfangen. Wovon ich abrate, ist, eine Methode zu beginnen und dann mittendrin aufzuhören.

Manche Kinder haben einen so genannten Nachtschreck – d. h. sie sitzen mitten in der Nacht plötzlich im Bett und schreien oder schlagen um sich. Manche schlafwandeln auch. Was passiert da im Gehirn bzw. im Körper und wann muss man sich als Eltern Sorgen machen? Der Nachtschreck findet in der ersten Hälfte des Schlafes und die Albträume in der zweiten Hälfte statt. Nachtschreck kann auch mit Schlafwandel verbunden sein oder ist sogar eine Form des Schlafwandels. Passiert das ab und zu, gibt es keinen Grund für Sorge. Tritt jedoch das Schlafwandeln mit dem nächtlichen Schreck häufiger auf, sollten ein EEG und eine Kernspinaufnahme des Kopfes durchgeführt werden. Sind diese Befunde unauffällig, sollte bei älteren Kindern und Jugendlichen eine psychologisch-psychiatrische Anamnese erfolgen. Manchmal sind unbewusste Ängste ein Trigger des Schlafwandels.

Was können das für Ängste sein? Bei kleineren Kindern im Vorschul- und Grundschulalter können Albträume und Nachtschreck wegen „Angst vor Separation“ entstehen, d. h. sie haben Verlust- und Verlassenheitsängste. Das muss nicht pathologisch sein, sondern entsteht durch aufblühende Phantasie, die für das Alter typisch ist. Deshalb ist es gut, tagsüber das Kind im Zimmer öfter mal alleine zu lassen und zu signalisieren, dass man für es da ist. Helfen kann auch ein Foto der Eltern, das neben dem Bettchen hängt. Holt man das Kind in der Nacht allerdings dann 28

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wieder zu sich ins Bett, dann kann das nächtliche Erwachen noch häufiger auftreten, weil auf das Erwachen die „Belohnung“ folgt, in dem das Kind ins Elternbett kommen darf.

6 Tipps, wie Kinder gut in den Schlaf kommen  Einschlafrituale einführen Ein Hörbuch, Lesen, Singen oder eine Geschichte erzählen: Führen Sie Einschlafrituale ein, die das Kind zur Ruhe bringen, müde werden lassen und signalisieren: Es ist Schlafenszeit.  Helligkeit im Zimmer regeln Einige Kinder haben Angst vor der Dunkelheit und mögen ein kleines Licht im Zimmer, andere hält Helligkeit davon ab, einzuschlafen. Stellen Sie das Licht im Zimmer auf die Bedürfnisse des Kindes ein.  Abend ruhig ausklingen lassen Wildes Toben, aufregende Filme oder Streitereien: All das sind Dinge, die aufwühlend wirken. Versuchen Sie den Abend entspannt ausklingen zu lassen, damit Ihr Kind müde wird und zur Ruhe kommt.  Frische Luft und Bewegung Ist Ihr Kind tagsüber viel an der frischen Luft und bekommt Bewegung durchs Spielen, Spazieren gehen oder sogar durch sportliche Aktivität, wird die Müdigkeit zum Tagesende hin gesteigert, und der Körper sucht sich den Schlaf, den er braucht.  Geregelter Zeitrhythmus Zur gleichen Zeit (falls nötig) einen Mittagsschlaf, zur gleichen Zeit Abendessen, zur gleichen Zeit ins Bett gehen und zur gleichen Zeit aufstehen: Ein geregelter Zeitrhythmus fördert die Struktur des Kinderlebens und erleichtert einen guten Schlaf.  Über Sorgen und Probleme sprechen Kinder werden im Alltag mit Dingen konfrontiert, die belastend sein können und auf Kinderherzen drücken lassen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind, seien Sie Bezugsperson, geben Sie Schutz und Sicherheit. Eine entlastete Seele schläft besser.


Rasanter Start auf Parkplatz 144 Sie konnte es nicht erwarten, auf die Welt zu kommen: Kurz vor Weihnachten legte die kleine Mila einen rasanten Start ins Leben auf dem oberen Deck des Parkhauses am Klinikum Nürnberg Süd hin. Ihre Geburt am 16.12.2021, drei Tage vor dem errechneten Termin, werden nicht nur die Mama und Oma in Erinnerung behalten. (jup) Es ist ein ganz normaler Donnerstagabend. Alexandra Pennetier freut sich auf den Feierabend und macht sich auf den Weg zu ihrem Auto. Seit drei Jahren arbeitet sie im Patientenservice der Gefäßchirurgie des Klinikums Nürnberg Süd. In Gedanken plant sie den Abend, während sie über den Übergang zum Parkhaus spaziert. In der Regel parkt Alexandra Pennetier hier, oben in der dritten Etage. Es geht bereits auf 19.00 Uhr zu, da wird Alexandra Pennetier aus ihren Gedanken gerissen. Sie hört Schreie vom Parkdeck, laute Schmerzensschreie. Sie rennt die letzten Meter zum Parkdeck. Auf dem Parkplatz Nummer 144, steht ein Fiat 500. Auf dem Beifahrersitz: Nina Dippold, 30 Jahre alt, ebenfalls Mitarbeiterin am Klinikum Nürnberg, neben sich ihre Mutter. Nina Dippold hat starke Wehen, die werdende Oma ist außer sich vor Sorge. Alexandra Pennetier ruft im Kreißsaal an und bittet um Hilfe.

Pressen angeleitet“. Ohne zu zögern opfert die Oma ihre acke, während Alexandra Pennetier noch etwas Warmes für die kleine Mila aus ihrem Auto holt. „Meine erste selbstständig durchgeführte Geburt in einem Parkhaus. Das werde ich nie vergessen“, ist sich Julia Stalter sicher. Es ist 18.55 Uhr, als die kleine Mila an diesem Donnerstag auf dem Parkplatz Nummer 144 das Licht der Welt erblickt. Das kleine Mädchen ist kerngesund, bringt 2.600 Gramm auf die Waage und misst 48 Zentimeter. Auch Mama Nina geht es nach all der Aufregung gut, Mutter und Kind kommen noch am selben Abend nach Hause. Hier wartet Schwester Leni mit dem Opa auf den kleinen Neuankömmling. „Alle sind wie wir total überrascht worden von der Situation“, erzählt Nina Dippold. Sie war mit ihrer Mutter ins Klinikum gefahren, weil sie leichte Wehen hatte. Bei der Untersuchung sagte man ihr, das habe noch Zeit. Der Muttermund sei nur wenig geöffnet. Auch die Wehen waren kaum noch da. „Meine Mutter und ich sind zurück zum Auto gegangen und fuhren los. Wir waren kaum vom Klinikums-Gelände gekommen, da habe ich gedacht, es zerreißt mich.“ Die Mutter wendet den Wagen und fährt zurück ins Parkhaus. Milas Geburt beginnt. „Ich bin meinen drei Helferinnen so dankbar, dass sie mir, meiner Tochter und auch meiner Mutter in dieser wirklich aufregenden Situation zur Seite gestanden haben“, bedankt sich Nina Dippold. Wann Mila das erste Spielzeug-Parkhaus geschenkt bekommt, weiß sie heute noch nicht.

Fotos: Giulia Iannicelli

Im Kreißsaal herrscht Hochbetrieb, als der Notruf eingeht. „Julia, lauf mal bitte mit Hana los“, wird Julia Stalter aufgefordert. Sie ist Hebammenschülerin im dritten Lehrjahr und will gerade einen werdenden Vater zu seiner Frau bringen. Nichtsahnend schnappt sie sich gemeinsam mit Hana Julija Kalisnik, die seit Oktober ein freiwilliges soziales Jahr absolviert, Decke und Rollstuhl. Unterwegs erfährt sie, worum es geht. Die jungen Frauen sprinten los, erreichen das Parkhaus und eilen zur werdenden Mutter. „Der Ansatz des Köpfchens war schon fühlbar“, berichtet Julia Stalter. „Ich habe dann noch das weitere Gesundheit und Leben

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Hilfe zur Selbsthilfe in Tansania

Gregor Wittmann mit einem „Feuerkind“, Tansania 2018

Im Einsatz für Feuerkinder

Rund 8.000 Kilometer Luftlinie sind es von Nürnberg bis zum N’koaranga Krankenhaus im Norden von Tansania. Im vergangenen Jahr hat ein Team aus Mittelfranken gleich zweimal die Reise angetreten. Mit dabei: Gregor Wittmann. Der Anästhesiepfleger vom Klinikum Nürnberg unterstützt seit Jahren das Projekt „Feuerkinder.“ (jup) Feuerkinder – das sind Kinder, die sich an offenem Feuer schwere Verbrennungen zugezogen haben. Sie haben Wundnarben, Gelenkversteifungen und sind für ihr Leben gezeichnet. Vor allem in den Ländern Afrikas, wo an offenen Feuerstellen gekocht wird, gibt es viele Feuerkinder. Die medizinische Versorgung ist oft unzureichend, Brandwunden werden nur unzulänglich behandelt. Vor diesem Hintergrund ist die Aktion Feuerkinder Tansania entstanden. Initiiert wurde das Projekt vor mehr als 20 Jahren vom Anästhesisten Dr. Heinz Giering, der Orthopädin Dr. Annemarie Schraml und dem Diakon Wolfgang Kopp, heute Seelsorger im Klinikum Nürnberg.

Ausbildung in ein so wichtiges Projekt einbringen zu können.“ Im vergangenen Jahr hat die Corona-Pandemie die Unterstützung aus Deutschland erschwert. Dennoch hat Gregor Wittmann es sich nicht nehmen lassen, mit einem kleinen Team gleich zweimal nach N’koaranga zu reisen. Zunächst war er im August vor Ort – damals wurde das Krankenhaus mit Hygienematerial zur Behandlung von Corona-Fällen, Narkosegeräten und orthopädischen Hilfsmitteln beliefert. „Ich habe außerdem Schulungen zum Umgang mit neuen Überwachungsmonitoren und Reanimationspuppen übernommen“, erzählt Wittmann. Bei der zweiten Reise im November und Dezember war Gregor Wittmann mit einem Medizintechniker und einem Anästhesisten vor Ort. „Wir haben eine zentrale Druckluft- und Sauerstoffversorgung im neuen OP installiert und das Personal vor Ort im laufenden Betrieb geschult“, erzählt Wittmann. Zudem gab es mehrere Notfalloperationen, die durch das eingespielte deutsche Anästhesieteam betreut werden mussten. Das nächste große Projekt wird der Neubau einer geburtshilflichen Abteilung sein. Die nächste Reise soll Ende März starten.

„Heute behandeln wir schwerpunktmäßig orthopädische Erkrankungen wie zum Beispiel Klumpfüße oder extreme X- und O-Beine“, erklärt Gregor Wittmann, seit 35 Jahren Anästhesiepfleger am Klinikum Nürnberg. Er ist seit 2018 für die Feuerkinder in Tansania aktiv. Für den 56-Jährigen stand schnell fest, dass er das Projekt unterstützen möchte. „Als mich mein ehemaliger Schulfreund, Dr. Klaus Schwendner, gefragt hat, war ich sofort dabei. Bei der medizinischen Versorgung in Tansania fehlt es oft an kleinsten Dingen. Es ist ein schönes Gefühl, meine langjährigen Erfahrungen am Klinikum Nürnberg und die gute 30

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Fotos: Klinikum Nürnberg

Ein wechselndes Team von Ärzten, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Orthopädietechnikern und Handwerkern reist seitdem regelmäßig nach Tansania, um dort Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene zu behandeln. Außerdem wird die Ausbildung einheimischer Ärzte durch das Projekt finanziert.

Projekt Feuerkinder Tansania ▬ Mehr Infos zum Projekt Feuerkinder Tansania, zu laufenden Projekten und Spendenmöglichkeiten finden Sie unter www.feuerkinder.de. ▬ Für Fragen steht Gregor Wittmann auch per E-Mail zur Verfügung: gregor.wittmann@klinikum-nuernberg.de


Klinikum Nürnberg bietet Trainee-Programm in der Pflege

Karrieresprung nach vielen Jahren Praxis

Die ersten drei Trainees, allesamt gestandene Pflegefachkräfte mit langjähriger Erfahrung, haben mittlerweile die Ausbildung abgeschlossen. Eine der Mitarbeiterinnen des Klinikums Nürnberg, die den Schritt gewagt hat, ist Anja Galinsky. Seit 2002 ist die 40-Jährige als Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig. Die auf 12 bis 18 Monate angelegte Trainee-Ausbildung am Klinikum Nürnberg war für sie noch einmal Chance und Herausforderung: „Nach fast 20 Jahren im Beruf wollte ich noch einmal einen beruflichen Schritt weitergehen“, sagt Galinsky. Neben der Projektarbeit auf verschiedenen ausgewählten Stationen gehörten auch Hospitanzen in der Unternehmensentwicklung, im Service und im Stab des Klinikums Nürnberg zur Ausbildung. „Wir wollen, dass die Trainees einen möglichst breiten Einblick in die Abläufe des Unternehmens bekommen“, sagen Nadine Heym und Andrea Nätscher, die als Pflegerische Koordinatorinnen das Trainee-Programm auf den Weg gebracht haben. „Die Schnittstellen der Pflege zu den verschiedenen Fachbereichen sind zahlreich. Interdisziplinäres Wissen ist ganz wichtig. Das vermittelt das Trainee-Programm.“ So profitierten auch Galinskys Trainee-Kolleginnen Ute Peckaj und Monika Wolf sehr davon, die Pflege einmal von anderen Ebenen und Fachbereichen aus zu sehen. „Ich habe dabei ganz viel für die Praxis mitgenommen“, betont Ute Peckaj, die wie Monika Wolf am Klinikum Nürnberg Nord tätig ist. „Die Ausbildung bietet das Handwerkszeug für jede Form von künftiger Führungstätigkeit in der Pflege“, ergänzt Monika Wolf.

Alle drei haben seit Herbst das Trainee-Programm abgeschlossen und umgehend Führungsaufgaben im Bereich der Pflege übernommen. Mittlerweile haben bereits drei weitere Trainees die Ausbildung begonnen, im Frühjahr 2022 kommen noch einmal zwei hinzu. Bewerben können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung als Gesundheitsund Krankenpfleger/in. Auch Bewerbungen von außen sind willkommen. „An unseren 100 Stationen werden in den nächsten Jahren rund 40 pflegerische Stationsleitungen in den Ruhestand gehen. Diese Positionen sind neu zu besetzen. Was bietet sich da mehr an, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den eigenen Reihen zu qualifizieren?“, betont Personalvorstand Peter Schuh, der das Projekt von Anfang an begleitet hat. „Zudem haben wir viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon seit Jahren mitten im Beruf stehen und vielleicht merken: Ich möchte noch einmal eine Herausforderung“, sagt Andrea Nätscher, „sie sollen diese Chance bekommen“.

Isabel Krieger

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Pflege die Chance auf berufliche Weiterentwicklung zu geben und gleichzeitig die Führungskräfte der Zukunft ausbilden – das ist das Ziel eines Traineeprogramms, das seit fast einem Jahr sehr erfolgreich am Klinikum Nürnberg läuft. (ik)

Infos und Kontakt ▬ Andrea Nätscher: Tel. 0911 398 - 3163 / KNN, E-Mail: andrea.naetscher@klinikum-nuernberg.de ▬ Nadine Heym: Tel. 0911 398 - 2704 / KNS, E-Mail: nadine.heym@klinikum-nuernberg.de

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Giulia Iannicelli

Modellstation an der Klinik für Urologie

Sensibel bei Patienten mit Demenz oder Delir Bis zu 40 Prozent aller Patientinnen und Patienten, die heute in Krankenhäusern behandelt werden, haben kognitive Defizite oder sogar eine Demenz. Allzu oft verschlimmert sich ihr Zustand durch die ungewohnte Umgebung bei einem stationären Aufenthalt, oder es entwickelt sich ein akutes Verwirrtheitssyndrom, ein Delir. Am Klinikum Nürnberg gibt es in der Klinik für Urologie eine Modellstation, auf der auf die speziellen medizinischen und pflegerischen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit der Zusatz-Diagnose Demenz oder Delir besonders eingegangen wird. (sto)

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Beteiligt sind auch das Zentrum für Altersmedizin und die Klinik für Innere Medizin 2 mit Schwerpunkt Geriatrie. „Die Patienten finden auf der Station Rahmenbedingungen vor, die eine Verschlechterung ihrer dementiellen Entwicklung durch den KrankenhausAufenthalt verhindern“, sagt Prof. Dr. med. Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2 mit Schwerpunkt Geriatrie. Ein Schlüssel zum Erfolg ist eine detaillierte Anamnese bei der Aufnahme. Zusätzlich werden alle Patienten ab 70 Jahren zwei Mal täglich mit Hilfe eines Screenings durch die Pflegekräfte auf neu auftretende Delir-Symptome hin untersucht. Der Modellversuch ist mit 31 Betten gestartet und läuft zunächst bis Ende April 2022. Dann werden die Ergebnisse ausgewertet. Parallel wurde in der Klinik für Urologie auch eine Station definiert, auf der Patient*innen standardmäßig versorgt werden. „Ziel ist es, die Ergebnisse des Modellversuchs auch auf andere Stationen zu übertragen und das medizinische und pflegerische Personal, aber auch die Ehrenamtlichen entsprechend weiterzubilden“, sagt Projektleiterin und Pflegedienstleitung Tanja Vaheri.


Internationale Auszeichnung für Nachwuchsforscherin

Mit Magneten gegen Depression und mehr Manchmal braucht es auf fränkisch einen „Hutzer“, einen Anstoß von außen, um Dinge ins Gleichgewicht zu bringen. (jup)

Gerätes macht es wiederholt leise Klackgeräusche. Je nach Erkrankung wird die Aktivität im Gehirn dadurch angeregt (bei Depressionen) oder gebremst (bei Tinnitus) – jeweils mit einer individuell für den Patienten angepassten Magnetdosis.

Dr. med. Christiane Licht, Assistenzärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Nürnberg, befasst sich mit solchen „Hutzern“ – konkret mit Impulsen, die durch Magnetfelder ausgelöst werden und bestimmte Areale im menschlichen Gehirn stimulieren. Damit will sie Menschen helfen, die an therapieresistenten Depressionen, Tinnitus oder auch einer Schizophrenie leiden. Für ihre Forschungsarbeit ist die junge Ärztin jetzt ausgezeichnet worden: Die Europäische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie hat Dr. med. Christiane Licht zu einem der besten Forschungstalente 2021 gekürt.

„Depressionen gehen häufig mit einer Unteraktivität im Gehirn einher. Das führt beispielsweise zu Niedergeschlagenheit, Antriebsmangel und im schlimmsten Fall auch zu Suizidgedanken“, so Dr. Licht. Gerade Patienten, die nicht gut genug auf Medikamente und Psychotherapie reagieren, haben einen großen Leidensdruck. „Hier hat sich die TMSBehandlung ebenso bewährt wie bei den Tinnitus-Patienten, die zu uns kommen.“

„Ich freue mich sehr, dass unsere Arbeit auf einer internationalen Bühne Anerkennung findet“, sagt Dr. Licht. „Wir machen in der Praxis seit rund sechs Jahren bereits sehr gute Erfahrungen mit der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) bei therapieresistenten Depressionen und Tinnitus. Unsere Studien lassen nun auch darauf schließen, dass das Verfahren Betroffenen mit Schizophrenie helfen kann.“ Ziel sei es dann, so Dr. Licht weiter, die TMS-Therapie bis zur Zulassung für diese Patientinnen und Patienten weiterzuentwickeln. Zwei Magnetstimulatoren gibt es im Labor für Neurostimulation und Chronobiologie des Klinikums Nürnberg. Die Patienten sitzen bequem auf einem Stuhl, über ihrem Kopf wird eine Magnetspule platziert – in der Nähe des Hirn-Areals, das stimuliert werden soll. Die Spule erzeugt dann ein starkes Magnetfeld, vergleichbar einem Kernspintomografen. „Der Magnet ist stark“, warnt Dr. Licht. „Man muss schon auf Gegenstände wie Schlüssel und Mobiltelefone aufpassen.“ Beim Start des

Dr. med. Christiane Licht überwacht bei einer Patientin die Magnetdosis während einer Behandlung

Fotos: Giulia Iannicelli

Die Gehirnaktivität anregen oder bremsen

Eine Standardtherapie besteht in der Regel aus 15 Sitzungen. „Nebenwirkungen gibt es nur selten“, fasst Dr. Licht zusammen. So kann es während der Behandlung zu leichten Kopfschmerzen oder Unwohlsein kommen. Nicht geeignet ist die TMS für Schwangere und Menschen mit Epilepsie, Herzschrittmachern, Gefäßclips nach Kopfoperationen oder Innenohrimplantaten.

Mehr Infos zur TMS-Behandlung im Klinikum Nürnberg finden Sie im Internet unter folgendem Link: Transkranielle Magnetstimulation (klinikum-nuernberg.de) Arbeiten und Lernen

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Eine Berufung Hebammen sind die wichtigste Unterstützung bei der Geburt. An der Nürnberg School of Health, einer Kooperation des Klinikums Nürnberg und der TH Nürnberg, erwerben angehende Geburtshelferinnen seit Herbst 2021 im Studiengang „Hebammenwissenschaft“ nicht nur den Bachelor, sondern generieren fachpraktisches Wissen für ihre spätere Tätigkeit. (ik) Mirjam Schmidt, Bildungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Nürnberg School of Health, und Kristin Ortlepp, Hebamme im Klinikum Nürnberg, ist die ideale Verzahnung von Theorie und Praxis sehr wichtig. Ortlepp begleitet werdende Mütter seit über 20 Jahren durch die Geburt. Für sie ist Hebamme sein nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. „Das Arbeitsumfeld einer Hebamme ist riesig“, sagt Ortlepp. Angefangen von der Schwangerschaftsbegleitung über die Geburt bis zur anschließenden Wochenbettbetreuung. „Die Hebammen übernehmen seit Jahren immer mehr Aufgaben und Pflichten. Die Akademisierung war überfällig“ ist sie sich mit Mirjam Schmidt einig. Der Bachelorstudiengang an der Nürnberg School of Health vermittelt sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische Handlungskompetenzen. Diese erwerben die angehenden Geburtshelferinnen unter anderem am Klinikum Nürnberg. „Die Studierenden verbringen, auf mehrere Blöcke verteilt, insgesamt 2.400 Stunden in der Praxis“ sagt Mirjam Schmidt, die für die Studiengangentwicklung verantwortlich war. Die hohe Qualität des praktischen Studienteils wird durch qualifizierte Anleiterinnen des Klinikums sichergestellt. Während des Studiums lernen die angehenden Hebammen aber auch in einem Simulationslabor. Dort ist beispielsweise ein Kreißsaal nachgestellt, in dem sowohl Modelle als auch echte Schauspielpatientinnen zum Einsatz kommen. So können 34

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die Studierenden erst an Simulationsbabys üben oder ihren ersten Dammschnitt an einem Modell versuchen, bevor sie in die Praxis gehen. In Videoaufzeichnungen besprechen die Lehrenden die Situation im Nachgang mit den Studierenden und reflektieren beispielsweise, wie der Patientenumgang war oder ob ausreichend auf die Hygiene geachtet wurde. „Das direkte Feedback ist uns ganz wichtig“, so Mirjam Schmidt. Hebammen müssen auch mit Ärztinnen und Ärzten aus der Gynäkologie, der Neonatologie, der Chirurgie oder der Anästhesie zusammenarbeiten können. Deshalb ist das Studium interprofessionell angelegt. Zudem lernen die angehenden Hebammen außerklinische Tätigkeitsfelder kennen und rüsten sich damit für die Praxis. Der Studiengang kommt bei den angehenden Hebammen sehr gut an. „Das erste Semester und der erste Kreißsaaleinsatz waren schnell vorbei und wir durften viel lernen und erleben“, resümmiert Johanna Schwemmer, die im Herbst ihr Studium an der Nürnberg School of Health begonnen hat. „Die Studierenden sind super angekommen und begeistert aus dem ersten Praxiseinsatz zurückgekommen. Besonders der Skillunterricht und das Erlernen der originären Hebammenfertigkeiten haben ihnen viel Spaß gemacht“, so das Fazit von Studiengangleiterin Prof. Dr. Katharina Rost.

Isabel Krieger

Hebammenstudierende an der Nürnberg School of Health

Studiengang Hebammenwissenschaft ▬ Studienformat: duales, praxisintegrierendes Studium ▬ Abschluss: Bachelor of Science, inkl. der staatl. Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Hebamme ▬ Besonderes Profil: enge Verzahnung von Theorie und Praxis, Lernen im Simulationslabor und im Austausch mit anderen Professionen ▬ Studienstart: jeweils zum Wintersemester ▬ Bewerbung: zunächst bei einem Lehrkrankenhaus der TH Nürnberg, dann ab Mai an der Hochschule ▬ Weitere Details unter: https://www.th-nuernberg.de/ studiengang/hebammenwissenschaft-bsc-0/


Förderer und Unterstützer

Danke für Spenden und Unterstützung

(ds)

#bauemit hieß die Aktion, in der das Klinikum 2021 dazu aufgerufen hat, eigene kreative Türme für das Neubauprojekt Kinderklinikum Nürnberg mit Geburtshilfe zu bauen. Herzlichen Dank für die rege Beteiligung.

Mehr Hundetherapie für Kinder In der Herbstausgabe 2021 des KlinikumMagazins haben wir unser Projekt „Helfer auf vier Pfoten“ vorgestellt und um Unterstützung gebeten. Erfolgreich! Denn mit Hilfe zahlreicher Spenderinnen und Spender ist es uns gelungen, das Pilotprojekt zu sichern und sogar über einen gewissen Zeitraum hinaus mit einem stabilen Angebot aufrechtzuerhalten. An dieser Stelle sagen wir „Herzlichen Dank“ an die HundeHelfenHeilen-Stiftung für die Spende von 5.000 Euro, die Irene Thiermann Stiftung für 4.000 Euro, Kinderglück e.V. für 4.000 Euro und den zahlreichen Spenderinnen und Spendern, die uns über WirWunder für Nürnberg, betterplace.com und die Onlinespende des Klinikums Nürnberg mit Spenden in Höhe von über 3.500 Euro unterstützt haben.

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Jasmin Pauler

Giulia Iannicelli

Fotos Türme: privat

Nun stehen die Gewinner fest, sie stammen alle aus Nürnberg: Den 1. Preis nimmt Oskar Hübner (7 Jahre) mit seinem Spinnenkrankenhaus-Turm in Empfang: „Hier werden verletzte Spinnen verarztet“, so Oskar über sein Bauwerk. Sein Turm aus Stiften, Bausteinen, Covid-Tests, Obst, Bechern, Murmeln, Steinen, Muscheln und der Wuschelspinne hat die Jury überzeugt. Mit Luftsprüngen nimmt er sein signiertes Trikot und einen Gutschein des 1. FCN in Empfang. | Luis Böhmer (7 Jahre) hat mit Hilfe seines Bruders Jakob (6. Klasse) seinen besonderen Turm erbaut. „Weil ich ein besonderes Kind bin!“ Mit dem 2. Preis hat der Schüler des Rückersdorfer Blindeninstitutes sich und seiner Familie mehrere Besuche im Tiergarten gesichert. Er freut sich riesig und träumt bereits davon! | Familie Valentin erhält als 3. Preis einen Gutschein für den Playmobil-Funpark: Hier waren zwei Erwachsene mit ihren beiden Kindern am Werk. „In unserem Einmal-AllesTurm haben Stethoskop und Krokodil, Babyschuh und Holzkarotte, aber auch Fiebersaft und Sandkuchenförmchen Platz.

Ein Ort, an dem Hund und Katze ‚Gute Besserung!‘ sagen.“ Schirmherrin Karin Baumüller-Söder freut sich über die Bauwerke und gratuliert den Gewinnern: „Ich hoffe auf ein gemeinsames Treffen in naher Zukunft!“ Ein herzliches Dankeschön auch allen anderen Spendern, Unterstützern und Botschaftern, die das Projekt Kinderklinikum so engagiert begleiten!


Worauf freuen Sie sich 2022?

Mitarbeiter-Umfrage unsplash.com / zero take

Das Jahr 2022 ist noch jung, gute Vorsätze und Pläne haben noch eine Chance auf Umsetzung – wenn die Pandemie nicht dazwischenfunkt. Die Redaktion des KlinikumMagazins hat Mitarbeitende aus den Kinderkliniken und der Geburtshilfe gefragt, was Sie sich für dieses Jahr wünschen. (ik)

Michael Lothes, Stationsleitung Kinderintensivstation // Ich habe einen vier Monate alten und einen 19 Monate alten Sohn – da sind die Nächte oft kurz. Für meine Frau und mich wünsche ich mir deshalb, dass sie bald durchschlafen! Als Stationsleitung der Kinderintensivstation hoffe ich auf so viel Normalität wie möglich für mein Team in diesem Jahr – die letzten zwei Jahre in der Pandemie waren für alle Mitarbeitenden sehr anstrengend.

Michaela Meier, Sekretariat der Pflegedienstleitung der Kinderkliniken // Mein größter Wunsch ist, dass meine mittlerweile schon 24 und 26 Jahre alten Kinder, die also schon junge Erwachsene sind, ihr Leben heuer wieder mehr genießen können, als in den letzten beiden Jahren, in denen die Pandemie vieles unmöglich gemacht hat. Und natürlich, dass alle, die ich kenne und die mir am Herzen liegen, gesund bleiben.

Rita Schalay, Gesundheits- und Kinderkrankenschwester auf der Allgemeinen Pädiatrie // Ich wünsche mir ein Leben ohne Ängste, wie es vor der Pandemie möglich war. Ich bin optimistisch, dass wir irgendwann da auch wieder hinkommen, hoffe jedoch sehr, dass wir durch die Pandemie Werte wie Gesundheit, Freiheit, Menschlichkeit mehr zu schätzen gelernt haben.

Kathrin Zanchi, Hebamme // Ich war viele Jahre als Entwicklungshelferin Fotos: Isabel Krieger

in vielen Ländern der Welt tätig, seit Sommer 2021 bin ich als Hebamme nun am Klinikum Nürnberg und habe sehr schnell die Chance bekommen, mich als Praxisanleiterin für die Studierenden der Hebammenwissenschaften an der Nürnberg School of Health weiterzubilden. Das ist mein Projekt 2022 und ich freue mich riesig auf und über diese Herausforderung!

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Arbeiten und Lernen


Klinikum Nürnberg

Wir feiern 125 Jahre 2022 ist ein besonderes Jahr für das Klinikum Nürnberg: Wir feiern unser 125-jähriges Jubiläum! (ik)

Hauses aus verschiedenen Blickwinkeln heraus bilanziert und Ausblicke gibt, wie das Kommunalunternehmen Klinikum Nürnberg sich für die Zukunft aufstellt: Von der Medizin über die Pflege bis hin zur Rolle als großer Arbeitgeber, Ausbildungsbetrieb und Forschungs- und Lehreinrichtung in der Metropolregion. Daneben kommen Wegbegleiter*innen, Förderer und Stifter unseres Hauses zu Wort und wir geben Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten und besondere Initiativen unseres Hauses. Feiern Sie mit uns 125 Jahre Klinikum Nürnberg! Infos unter www.klinikum-nuernberg.de

Giulia Iannicelli

Vorschau Jubiläumsjahr 2022

Aus dem Städtischen Krankenhaus an der Flurstraße hat sich über die Jahrzehnte ein Klinikum mit zwei großen Standorten im Norden und Süden der Stadt und zwei weiteren Häusern im Nürnberger Land entwickelt, das eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der gesamten Metropolregion spielt. Das Klinikum Nürnberg wird diesen besonderen Geburtstag mit vielen Aktionen feiern:

Arbeiten und Lernen

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Uwe Niklas

Am 13. Mai findet ein Festakt im Historischen Rathaussaal statt. Dazu wird eine Sonderausgabe des KlinikumMagazins als Festschrift „125 Jahre Klinikum Nürnberg – Heilen-Forschen-Lehren“ erscheinen, die die reiche Vergangenheit des


Rezepte für Groß und Klein ZUTATEN (für zehn Kinder)

Chinapfanne vegetarisch mit gebratenen Nudeln

750 g gemischte Paprikaschoten geputzt 500 g Champignons geputzt 500 g Bohnen geputzt 400 g Zuckerschoten geputzt 600 g Vollkornnudeln 60 ml Rapsöl zum Anbraten von Gemüse und Nudeln

Gewürze: Salz Pfeffer gemahlen Currypulver Sojasoße

Für die Chinapfanne Paprika in Streifen, Champignons in Scheiben schneiden und zusammen mit den grünen Bohnen in etwas Rapsöl andünsten. Mit der Gemüsebrühe auffüllen und ca. 3 Minuten ziehen lassen. Zuckerschoten dazugeben und weitere 5 Minuten garen lassen. Anschließend würzen

 Mal anders: Statt Vollkornnudeln kann man auch Mie- oder Glasnudeln verwenden. Für eine Geschmacksaufwertung eignen sich auch geröstete Pinienkerne. Es kann auch statt Besteck auf Essstäbchen zurückgegriffen werden.

und mit Sojasoße abschmecken. (Bei Bedarf und je nach Alter der Kinder kann das Gemüse auch vorher zerkleinert werden). Die Nudeln bissfest dämpfen / kochen und in etwas Öl anbraten. Mit Sojasoße würzen.

istockphoto.com / Enes Evren

Kochen für die ganze Familie – das bedeutet, man muss meist verschiedene Geschmäcker unter einen Hut bringen. Mit diesen schmackhaften und gesunden Gerichten gelingt das hoffentlich kinderleicht. Ich wünsche einen guten Appetit!

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Wir in Franken

Foto: Klinikum Nürnberg

Achim Küttner Koch im Klinikum Nürnbeg


600 g 20 ml 150 ml 60 ml 80 g 800 g 350 g 350 ml

Lachs frisch oder TK Zitronensaft Gemüsebrühe Rapsöl Zwiebeln geschält Möhren geschält Äpfel geputzt Milch mit 1,5 % Fett

100 g 15 g 350 g

Saure Sahne mit 10 % Fett Maistärke (oder Kartoffelstärke) Reis parboiled

Gewürze: Salz Pfeffer gemahlen Currypulver

 Mal anders: Statt Lachs kann auch gerne ein Forellenfilet genommen werden. Oder auch Frutti di Mare. Wenn die Kinder keinen Fisch möchten, kann man diesen auch ganz weglassen und z. B. durch Hähnchen oder Pute ersetzten.

Für das Fischcurry den Lachs in Würfel schneiden, salzen, mit Zitronensaft beträufeln und in etwas Gemüsebrühe gar ziehen lassen. Zwiebeln würfeln, Möhren in Scheiben und Äpfel in Spalten schneiden. Das Öl erhitzen, Zwiebelwürfel darin andünsten, Möhrenscheiben zufügen und mit Currypulver bestäuben. Die Apfelspalten dazugeben, mit der restlichen Gemüsebrühe ablöschen und 2–3 Minuten dünsten lassen.

Wir

en h c s n wü

it! t e p p A guten

Milch mit der Maisstärke anrühren, zu dem Curry geben und aufkochen lassen. Die Fischwürfel zu dem Gemüse geben und alles mit Salz, Pfeffer und evtl. Zitronensaft abschmecken. Anschließend mit der sauren Sahne abrunden. Den Reis in Salzwasser garen. Zum Fischcurry servieren.

Wir in Franken

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istockphoto.com / surachetsh

ZUTATEN (für zehn Kinder)

Fruchtiges Fischcurry mit Möhren, Apfelcurrysoße und Reis


Fotos: Brigitte Addington

Brigitte Addington Zertifizierte Heil- und Wildkräuterexpertin/ Fachkrankenschwester Kommunikationszentrum für Kräuterkundige weltweit www.sonnetra.de

Kräuterexpertin und Krankenschwester Brigitte Addington über

Ein Blümchen – nicht nur für Kinder Wenn der Rasen vom Gänseblümchen (Bellis perennis) üppig bedeckt ist, ist das Frühjahr angekommen. Da sich die Pflanze meist in kleinen Blütenteppichen ausbreitet, ist es auch für Kinder leicht, sie zu finden. Gänseblümchen und Kindheitserinnerungen gehören zusammen! Als Kinder waren wir diesen kleinen, strahlenden, sonnigen Blüten in der Wiese so viel näher. Sie waren unsere Verbündeten. Sie sind mit uns eingetaucht in die Welt der Träume, der Feen und Märchen. Wir haben sie gepflückt, um der Mutter ein Sträußchen mit nach Hause zu bringen oder daraus Haarkränze oder Armbänder zu flechten. Traut Euch Kinder und greift nach den Gänseblümchen! Auch das Naschen der nussig schmeckenden Blüten ist erlaubt. Die kleinen Blütenköpfchen auf ein Marmeladenbrot gelegt, lässt nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Sie sind ein willkommener Vitaminkick nach der Winterzeit, um das Immunsystem zu stärken und den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Bellis perennis enthält wertvolle Heilstoffe wie Triterpe, Saponine, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Anthocyane, Schleimstoffe und Mineralstoffe. Außerdem enthält es sechsmal 40

Wir in Franken

(ba)

mehr Vitamin C und etwa dreimal mehr Kalium als Kopfsalat. Das Gänseblümchen hat seinen Namen, weil es von den Gänsen liebend gern gefressen wird. Es heißt im Volksmund auch „Arnika der Kinder“, weil es für Kinder eine milde Heilpflanze ist. Zarte Kinderhaut profitiert besonders von den sanft pflegenden Eigenschaften des kleinen Blümchens. So wirkt Gänseblümchen-Öl oder eine selbst hergestellte Salbe bei Ausschlägen, kleinen Wunden, juckenden und trockenen Stellen sowie unreiner Haut. Gänseblümchen kombiniert mit Veilchenblüten sind vor allem in der Kinderheilkunde eine bewährte auswurffördernde und schleimlösende Hustenteemischung. Der Korbblütler ist eine robuste Pflanze, die sich immer wieder aufrichtet, auch wenn man auf ihr rumspaziert oder sie abgemäht wird. Meist schon am nächsten Tag, wie durch ein Wunder, erscheint sie wieder mit strahlendem Blütengesicht. Sie kennt nur eins: das Blütenköpfchen nach oben zu recken. Das kleine Blümchen strebt nach dem Licht und spendet uns so Kraft, Zuversicht und Durchhaltevermögen.


Literaturhaus

Mein Lieblingsort Puppen, Teddybären, Eisenbahnen: Als kleines Mädchen habe ich mir oft die Nase an den großen Schaufenstern des Spielwarengeschäftes Virnich in der Nürnberger Luitpoldstraße plattgedrückt. Manchmal ist meine Mutter mit mir auch hineingegangen und wir sind über die große Treppe bis ins oberste Stockwerk gestiegen. Bekommen habe ich unter dem Jahr natürlich nichts, aber den ein oder anderen Wunsch für Weihnachten oder zum Geburtstag durfte ich schon äußern. Vielleicht ist es die Erinnerung an meine Kindheit in den 1970er Jahren und an das Kinderspielzeugparadies, die mich auch heute noch regelmäßig in die Luitpoldstraße zieht. Seit das Neue Museum im Jahr 2000 nur wenige Meter entfernt am Klarissenplatz seine Türen geöffnet hat, sind die Rotlichtbars eine nach der anderen ausgezogen. Jetzt sieht man die wunderbaren Jugendstilfassaden der vom Krieg kaum beschädigten Häuser erst so richtig. Sie sind mir als Kind ebenso wenig aufgefallen, wie die grelle Werbung der Vergnügungstempel. Ich hatte nur Augen für die Spielwaren!

(ik)

Kinderkrankenschwester geworden. Seit 1980 arbeite ich am Klinikum Nürnberg, seit 1989 als Pflegedienstleitung mehrerer Kliniken. Ich habe den Bau des Südklinikums miterlebt und bin nun in die Planung des neuen Kinderklinikums miteinbezogen. Es soll für die Kinder ein Ort werden, an dem sie sich wohlfühlen, auch wenn es ein Krankenhaus ist. Den Umzug werde ich nicht mehr aktiv begleiten, denn 2023 werde ich in den Ruhestand gehen und mich dann so oft wie möglich an meinen Lieblingsplätzen aufhalten. Neben meinem Garten und Dänemark, in dem ich regelmäßig und gerne im Urlaub bin, ist das auch das Literaturhauscafé in der Luitpoldstraße. Und natürlich das Klinikum. Als dienstälteste Pflegedienstleitung ist es für mich längst ein Stück Heimat. Judith Peltner, Pflegerische Leitung am Klinikum Nürnberg

Jasmin Szabo

Ende der 1990er hat das Spielwarengeschäft Virnich seine Pforten geschlossen, doch es ging gut weiter für das Haus in der Luitpoldstraße 6: Seit 2003 residiert in den früheren Räumen der Spielwarenhandlung der Verein LiteraturClub Nürnberg e.V. Im Café-Restaurant finden Lesungen statt. Zu Gast waren in den vergangenen Jahren viele bekannte Autorinnen und Autoren. Zu einer Veranstaltung habe ich es zwar noch nicht geschafft, aber ich liebe es, mich mit Freunden im Literaturhauscafé oder im Sommer vor dem Haus zu einem Latte Macchiato zu treffen. Die Luitpoldstraße ist fast immer belebt, man hat einen wunderbaren Blick auf die Gasse, die zum Neuen Museum mit seiner Spiegelfont führt und darum herum das Panorama der Jugendstilhäuser. Ich finde es schön, dass sich die Einrichtung des Literaturhauscafés an den alten Wiener Caféhäusern orientiert. Das findet man ja nur selten. Auch die Treppenanlage, die ich als Kind so gerne nach oben gestiegen bin, ist noch original vorhanden.

Wir in Franken

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Isabel Krieger

So erinnert mich das Ambiente immer ein bisschen an meine Kindheit. Weil ich gerne Kind war und Kinder mag, bin ich


Knobeleien für Groß und Klein 1. 2. 3. 4. 5. 6.

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Italienische Teigware Serum der Bienen Hauptstadt von Österreich Englisches Wort für Sonne Anzahl der Kontinente Möbelriese aus Schweden

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Deutsche Schlagersängerin Pflanze mit Stacheln Sportart mit Korb Süßigkeit aus Nürnberg Getränk aus Bayern Song von Nena: 99...

13. Fluss durch Hamburg 14. Beliebte Urlaubsinsel der Deutschen 15. 1+1=?

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1. Nudel | 2. Honig | 3. Wien | 4. Sun | 5. Sieben | 6. Ikea | 7. Helene Fischer | 8. Kaktus | 9. Basketball | 10. Lebkuchen | 11. Bier | 12. Luftballons 13. Elbe | 14. Mallorca | Lösung: Kinderklinikum

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Finde den Weg zum kleinen Käfer und male anschließend die Figuren bunt an.

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