KlinikumMagazin: Ausgabe Mai 2021

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Gesundheit für Nürnberg und die Region 1|21

Zurück ins Leben nach Schlaganfall


Impressum Herausgeber Klinikum Nürnberg Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1 90419 Nürnberg V.i.S.d.P. Barbara Lay Redaktionsleitung Isabel Krieger Redaktion Sabine Stoll (sto) Julia Peter (jup) Jasmin Pauler (jap) Isabel Krieger (ik) Andrea Uhrig (ur) Brigitte Addington (ba) Doris Strahler (ds) Daniela Schindler (dsch) Fotonachweis siehe Hinweise auf den Bildern

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Gestaltung Vanessa Mund

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Titelbild Retusche (istock, privat) Druck hofmann infocom GmbH, Nürnberg Auflage 7.500, Mai 2021

Bleiben Sie mit uns in Kontakt! www.life.klinikum-nuernberg.de www.klinikum-nuernberg.de

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Das Kinderklinikum Nürnberg und die Geburts­hilfe der Klinik für Frauenheilkunde unter einem Dach  Baubeginn 2022 am Klinikum Nürnberg Süd  5 Stockwerke mit rund 13.000 m2 und 220 Betten  Alle kindermedizinischen Angebote unter einem Dach  Spezielle Kinderradiologie  8 Kreißsäle für die Geburtshilfe mit rund 3.300 Geburten pro Jahr  Erstklassige medizinische Versorgung vom ersten Lebenstag bis ins späte Jugendalter

 Angebote für hebammengeleitete Geburten, Mehrlingsgeburten und Schwangere mit besonderen Voraussetzungen  Neonatologie und Perinatalzentrum Level 1  Spielflächen für alle Altersklassen  Im Hintergrund: Das gesamte medizinische Angebot des Klinikums Nürnberg für alle Spezialfälle


Foto: Giulia Iannicelli

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, unser Leben kann von einem Tag auf den anderen Tag ein ganz anderes sein, etwa dann, wenn man einen Schlaganfall erleidet. Dann ist schnelle Hilfe gefragt, es zählt jede Minute. In unserem aktuellen KlinikumMagazin widmen wir diesem Thema einen Schwerpunkt. Sie lesen die Geschichte von Andreas Opel und seiner Familie, den die Spezialisten unserer Stroke Unit am Klinikum Nürnberg Süd nach einem Schlaganfall zurück ins Leben geholt haben. Einem Patienten in solch einem Moment entscheidend helfen zu können, ist auch für erfahrene Mediziner immer wieder etwas Beglückendes. Für viele Menschen hat sich in den vergangenen Monaten das Leben einschneidend verändert. Die COVID-19-Pandemie fordert uns allen noch immer sehr viel ab. Am Klinikum Nürnberg kämpfen Mediziner und Pflegepersonal seit über einem Jahr tagtäglich um das Leben von schwer erkrankten COVID-Patienten. Ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr ich dieses Engagement schätze. Ich hoffe sehr, dass es in den nächsten Monaten gelingen wird, die Pandemie soweit in den Griff zu bekommen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach langen harten Monaten wieder etwas durchschnaufen können. Und dass für uns alle wieder mehr Normalität möglich wird. Die Impfungen sind dafür ein wichtiger Baustein. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 hat das Klinikum Nürnberg im Vergleich zu anderen Kliniken besonders viele Patienten mit COVID-19 behandelt. Deshalb erhalten wir bereits zum zweiten Mal eine Corona-Prämie für unser Haus, die wir an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilen. Mit einer Prämienhöhe von 3,2 Millionen Euro stehen wir bundesweit an dritter Stelle. Das neue KlinikumMagazin erscheint mitten im Frühling, die langen Monate ohne Licht und Sonne liegen hinter uns. Im zweiten Schwerpunktthema erklären Experten unseres Hauses, was es mit Frühlingsgefühlen und Hormonen auf sich hat und wie wir alle, trotz der schwierigen Zeiten, etwas für unsere seelische Gesundheit tun können. In diesem Sinne viel Freude beim Lesen des KlinikumMagazins. Herzlich Ihr

Prof. Dr. med. Achim Jockwig Vorstandsvorsitzender Klinikum Nürnberg

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Mensch und Medizin 6 Zurück ins Leben nach Schlaganfall Dank Spezialisten der Stroke-Unit am

23 Dringliche Appelle auf YouTube Oberarzt initiiert Aktion: Nehmt Corona ernst 24 Wege aus dem Trauma Malen hilft Frauen in schwierigen Lebenssituationen

Klinikum Nürnberg

10 „D ann ist er einfach umgefallen“ Schlaganfall bei Kindern

12 1000 neue Betten für Patienten Klinikum Nürnberg investiert 13 Wenn jede Minute zählt

25 Medical Team für den 1.FCN Klinikum Nürnberg betreut Spieler des Clubs 26 Stipendien für Studierende Förderprogramm der Schöller-Stiftungen sichert Ärztenachwuchs

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Klinikum Nürnberg als Cardiac Arrest Center zertifiziert

o können Sie sich engagieren S Klinikum Nürnberg freut sich über Spenden und Unterstützer

14 Spezialisten für Chirurgie Klinikum Nürnberg und Krankenhäuser Nürnberger Land vertiefen Kooperation 15 Chefarztwechsel im Krankenhaus Altdorf Dr. med. Herbert Muschweck übergibt an Dr. med. Adrian Vizireanu

Gesundheit und Leben 16 Frühlingsgefühle Experten des Klinikums Nürnberg im Interview

19 Unsichtbare Superhelden im Körper Wissen für Kids: Die Hormone 21 Männer ticken anders – Frauen erst recht Wenn das Geschlecht in der Medizin den Unterschied macht

22 Dritte COVID-Welle Corona Pandemie in Deutschland

Arbeiten und Lernen 28

Zwei starke Partner bündeln Expertise

Klinikum Nürnberg und TH Nürnberg gründen Nürnberg School of Health

30 Praxisnah studieren Wechsel an der Spitze der Paracelsus Medizinischen Uninversität 32 B esser geht´s im Tandem Integration ausländischer Fachkräfte 34 „Mach Karriere als Mensch“ Nürnberger Azubi mischt in Kampagne des Bundesministeriums mit 36 Mitarbeiterumfrage

37 Cekib Forum 2021 Experten rund zum Thema Pflege Wir in Franken

Kontakt Sie haben Ideen oder Anregungen für die nächsten Ausgaben oder Sie möchten das KlinikumMagazin abonnieren? Schreiben Sie uns: magazin@klinikum-nuernberg.de

38 Rezeptideen rund um den Spargel 40 Rauptierzähne zum Entschlacken 41 Meine Lieblingsorte

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Knobeleien für Groß und Klein


Kein Tag wie jeder andere // Der 12. März 2021 wird Pflegefachkraft Veronika Markovic und ihren Kolleginnen und Kollegen für immer im Gedächtnis bleiben. Denn: Der angespannten Corona-Lage zum Trotz war dieser Freitag auf Station 10 III links (Geriatrie) ein Feiertag – so ein richtiger mit Kuchen, Ständchen, Sekt und Süßigkeiten. Der Grund: Patient Hans-Joachim Preusser wurde an diesem Tag 100 Jahre alt. „Er hatte mir ein paar Tage vorher ganz traurig erzählt, dass er seinen Jubeltag wohl allein im Krankenhaus verbringen müsse“, so Veronika Markovic. Sofort war ihr klar: Hans-Joachim Preusser bekommt eine Überraschungsparty. Für das Team keine große Sache – für ihn aber schon. „Es hat ihm wirklich viel bedeutet. Herr Preusser hatte Tränen in den Augen. Und für uns war es schön, ihm ein bisschen Freude zu bereiten in diesen schweren Zeiten.“

Klinikum Nürnberg nimmt an Vocatium Mittelfranken teil //

Foto: istock

Voraussichtlich im Juni und im Juli wird in diesem Jahr wieder die Fachmesse für Ausbildung+Studium „Vocatium Mittelfranken“ stattfinden – in digitaler Form. Der genaue Termin steht noch nicht fest, wohl aber dies: Das Klinikum Nürnberg wird als Aussteller dabei sein und interessierten Bewerberinnen und Bewerbern zu allen Fragen rund um Ausbildung, Jobs und Karriere Rede und Antwort stehen. Infos zur Messe: www.vocatium.de Infos für Bewerber: jobs.klinikum-nuernberg.de Telefon: 0911 - 398 2380

Foto: istock

Foto: Klinikum Nürnberg

Kurz und Knapp

VerA in der Pflege // Der Pflegeberuf ist vielseitig, anspruchsvoll und herausfordernd – manchmal stellt das junge Menschen in der Ausbildung vor Probleme. Das Centrum für Pflegeberufe (cfp) am Klinikum Nürnberg hat früh reagiert und bereits 2019 eine Sozialpädagogin eingestellt, die den Azubis mit Rat und Tat zur Seite steht. Zusätzlich kooperiert das cfp mit der Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen in der Pflege (VerA) – einem bundesweiten Mentorenprogramm. Im Einsatz sind dabei ehrenamtliche Fachleute im Ruhestand, die Zeit und ein offenes Ohr für die Azubis mitbringen und sich um sie kümmern. Wie VerA funktioniert und welche Erfahrungen die Azubis des Klinikums Nürnberg damit schon gemacht haben, darüber berichten wir in der kommenden Ausgabe des KlinikumMagazins.

Ehrenamtlich mitmachen bei VerA? Regionalkoordination Nürnberg: Konrad Braun Centrum für Pflegeberufe (CfP): nuernberg@vera.ses-bonn.de www.cfp-centrum.com Telefon: 0911 - 75 30 123 Mobil: 0151 - 11 736 810

Mensch und Medizin

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Foto: Giulia Lannicelli

Dank der Behandlung am Klinikum Nürnberg kann Cafe-Betreiber Andreas Opel wieder seine Kunden begrüßen.

Dank Spezialisten der Stroke-Unit am Klinikum Nürnberg

Zurück ins Leben nach Schlaganfall Jede zweite Minute erleidet in Deutschland ein Mensch einen Schlaganfall. Immer am 10. Mai erinnert ein Gedenktag an die Durchblutungsstörung des Gehirns, die hierzulande dritthäufigste Todesursache. Sie tritt ganz plötzlich auf - wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Vorwiegend sind es ältere Menschen über 65 Jahre, aber es kann auch Kinder treffen. Auslöser ist meist eine verstopfte Arterie. Wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff versorgt wird, sterben die Nervenzellen ab. Ab diesem Moment zählt jede Minute. (ur)

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Mensch und Medizin


Fokus Ein ganz normaler Morgen, wie immer hat Andreas Opel einen vollen Terminplan: Als Erstes möchte der Besitzer vier großer Cafés in Bayreuth die Reifen seines Autos wechseln lassen. Er setzt seinen Sohn Max in den Kindersitz, schnallt ihn an und startet den Motor. „Es sollte ein kleiner Männerausflug werden“, erinnert sich der 41-Jährige noch. Wenig später hört seine Frau, wie der Wagen in die Wand des erst wenigen Wochen zuvor bezogenen Hauses kracht. Als Andreas Opel buchstäblich der Schlag traf, hatte er den Vorwärts- statt den Rückwärtsgang eingelegt. Jede zweite Minute erleidet in Deutschland ein Mensch einen Schlaganfall. Immer am 10. Mai erinnert ein Gedenktag an die Durchblutungsstörung des Gehirns, die hierzulande dritthäufigste Todesursache. Sie tritt ganz plötzlich auf – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Vorwiegend sind es ältere Menschen über 65 Jahre, aber es kann auch Kinder treffen. Auslöser ist meist eine verstopfte Arterie. In rund 15 Prozent der Fälle platzt ein Gefäß und das austretende Blut drückt auf die Nervenzellen. Wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff versorgt wird, sterben die Nervenzellen ab. Ab diesem Moment zählt jede Minute. Nach dem Knall rennt Irina Opel sofort zum Auto. Während ihr der kleine Max (3) feixend entgegenkräht: „Mama, der Papa macht Quatsch!“, erkennt sie sofort den Ernst der Lage. Ihr Mann hängt schräg im Fahrersitz, seine rechte Körperhälfte ist gelähmt. „Ich selber habe aber gar nichts gemerkt und gesagt, dass mir nix fehlt und dass sie mich in die Werkstatt fahren lassen soll.“ Doch Irina Opel weiß, dass es gerade um Leben und Tod geht. Sie wählt sofort den Notruf. Nur sieben Minuten später ist der Krankenwagen da und bringt Andreas Opel ins Bayreuther Krankenhaus. „Ich hatte keine Sorgen, keine Schmerzen. Für mich war das, als würde ich alles von außen mitansehen.“ Die Ärzte beschließen nach der ersten Diagnose, den Familienvater ins Nürnberger Klinikum zu verlegen. Die dortige Neurologie ist bekannt für ihre Stroke-Unit, eine spezielle Abteilung für Schlaganfälle. Rund 2200 Patienten – so viele wie nirgendwo in Süddeutschland – werden hier jedes Jahr behandelt. Zum Teil werden sie sogar aus dem Ausland eingeflogen. Die 22 Betten sind fast immer besetzt. Ein 30-köpfiges Team von Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen kümmert sich im Drei-Schicht-Betrieb unter Leitung von Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Chef der Klinik für Neurologie, um die Versorgung der Patienten. Pflegepersonal, Anästhesisten,

Neurologen, Kardiologen, Neuroradiologen, Radiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Physio- und Ergotherapeuten und Logopäden – sie alle arbeiten Hand in Hand. Wichtig für die Behandlung ist die Diagnose. Denn auch wenn die Symptome – Lähmungen, Taubheitsgefühl, Doppelbilder, Schwindel, verwaschene Sprache, hängende Mundwinkel oder Schluckstörungen – die gleichen sind, die Therapien sind je nach Ursache des Schlaganfalls komplett unterschiedlich. Mithilfe einer Computer- oder Kernspintomographie diagnostizieren die Mediziner, ob der Patient unter einer Gefäßverstopfung leidet und sie das Gerinnsel entfernen müssen, oder ob in seinem Kopf ein Gefäß geplatzt ist und eine Blutung gestoppt werden muss. Weitere Untersuchungen klären, wie es zu dem jeweiligen Schlaganfall gekommen ist. Mit Ultraschall werden die Hals- und Hirngefäße genau unter die Lupe genommen, ein EEG zur Messung der Hirnströme wird ebenso wie ein EKG und ein Ultraschallbild des Herzes erstellt.

So erkennen Sie einen Schlaganfall Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen. Der Test stammt aus dem englischsprachigen Raum. Geben Sie Ihrem Gegenüber drei Aufgaben:   F (Face/Gesicht): Lächeln – hängt ein Mundwinkel herab?   A (Arm): Beide Arme mit den Handflächen nach oben vorstrecken – sinkt ein Arm ab?   S (Speech/Sprache): Einen einfachen Satz nach sprechen – klingt die Sprache verwaschen oder stimmen die Wörter nicht?   T (Time): Sofort die 112 wählen und den Verdacht auf Schlaganfall mitteilen Wenn die Symptome plötzlich auftreten und nach Minuten bis Stunden ebenso wieder verschwinden nennt man das „transitorische (=vorübergehende) ischämische Attacke“ (TIA). Das Verschwinden der Symptome ist keine Entwarnung sondern eher ein Warnschuss: Man soll sich in ärztliche Behandlung begeben, um herauszufinden, ob ein weiterer (bleibender) Schlaganfall droht. Die TIA ist das „Wetterleuchten vor dem drohenden Gewitter“.

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Foto: Giulia Lannicelli

Andreas Opel mit seiner Frau Irina und den beiden Kindern. Bei Andreas Opel hat ein zwölf Millimeter langes Blutgerinnsel die mittlere Hirnschlagader verstopft. Für eine medikamentöse Gerinnselauflösung ist es zu groß. Es ist bereits viel Zeit verstrichen. Die Spezialisten beschließen, es mit einer so genannten Thrombektomie aus der Arterie zu fischen. Nur anderthalb Stunden nach seinem Zusammenbruch liegt der Patient auf dem vorbereiteten OP-Tisch. Die Anästhesisten überwachen den Kreislauf. Über die Leiste schiebt Dr. med. Markus Holtmannspötter, Chefarzt der Abteilung für Neuroradiologie, einen Katheter in den Körper, führt den dünnen Schlauch durch die Haupt- bis in die Halsschlagader. Mit einem ganz weichen und flexiblen Mikrokatheter navigiert Holtmannspötter weiter zum Thrombus. Alle seine Handgriffe kann er auf dem Röntgenmonitor verfolgen. Um das meist bröselige Gerinnsel komplett zu entfernen, muss er kurzzeitig mittels eines Ballonkatheters, kurz unterhalb des Gerinnsels, den Blutfluss stoppen. „Die Gefahr, dass sich Teile beim Zurückziehen gegen den Strom lösen und noch weiter in schmalere Verästelungen des Gehirns geschwemmt werden, wäre zu groß.“ Dann kommt der „Stentretriever“ zum Einsatz, ein durch den Katheter vorgeschobenes rohrförmiges Drahtkörbchen, das sich beim Öffnen mit seinen Drähten in das Blutgerinnsel hineindrückt und dieses festklemmt. Im geöffneten Zustand wird dieses dann unter gleichzeitigem Sog/Vakuum am Ballonkatheter zurückgezogen und so mit dem Gerinnsel aus den Hirnarterien entfernt. „Egal wie man die Arterie wieder frei bekommt, jede Verzögerung um 30 Minuten reduziert die Chancen um zehn Prozent, dass ein Patient danach ohne Hilfe leben kann.“ 8

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Nach nur 15 Minuten hat Andreas Opel die Prozedur überstanden. „Meist versucht man den Patienten direkt im Anschluss aus der Narkose zu holen. Wenn der dann wieder spricht und den Arm hebt, weiß man, warum man auch gerne nachts um vier Uhr aufsteht“, erzählt Holtmannspötter. Nach der Operation wird Andreas Opel auf der Stroke-Unit rund um die Uhr überwacht: Blutdruck, Puls, Atmung, Temperatur, Blutwerte – das Pflegeteam hatte alles im Blick. Das Wichtigste bei der Behandlung ist die optimale Sauerstoff- und Energieversorgung des Gehirns. Gleichzeitig werden durch Krankengymnastik die Lähmungserscheinungen behandelt, Logopädie hilft bei Sprachstörungen und Ergotherapie beim Üben verlorengegangener Alltagsfertigkeiten. Nach nur einer Woche ist Andreas Opel wieder bei seiner Familie. Sein Zustand ist so gut, dass er keine Reha braucht. Doch höchste Priorität bei ihm und anderen Schlaganfall-Patienten ist es, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. „Denn das Risiko einen zweiten zu erleiden, ist deutlich erhöht und b ­ eträgt

Trotz Sorge um unsere wirtschaftliche Zukunft schalte ich jetzt einen Gang herunter.


Fokus Prof. Dr. med. Frank Erbguth ist Präsident der Deutschen Hirnstiftung e.V. Foto: Klinikum Nürnberg

im ersten Monat bis zu zehn Prozent“, weiß Prof. Erbguth. In allererster Linie müssen die Krankheiten medikamentös behandelt werden, die schon vor dem Schlaganfall die größten Risikofaktoren waren. „Wer Bluthochdruck mit Werten über 140/95 hat, bei dem steigt die Wahrscheinlichkeit auf das Dreifache, einen Schlaganfall zu erleiden“, warnt Erbguth. Die Krankheit führt zu verengten und brüchigen Gefäßen im Gehirn – und auch im Herzen. Zehnfach größer ist die Gefahr bei Patienten mit bestimmten Herzrhythmusstörungen, nämlich dem Vorhofflimmern. Dabei können sich kleine Gerinnsel im Herzen bilden, die ins Gehirn gespült werden. Eine medikamentöse Blutverdünnung senkt das Risiko um rund 70 Prozent. Nicht alles können Tabletten regeln. Der beste Schutz vor einem Schlaganfall ist eine gesunde Lebensführung: Wer sich ausgewogen und fettarm ernährt, nicht raucht und sich mindestens zweimal die Woche sportlich betätigt, senkt das Risiko enorm. Andreas Opel ist einfach nur glücklich, dass alles so gut gegangen ist. Aber er weiß, dass die Gefahr noch nicht gebannt ist. In Zukunft will der Gastronom trotz der Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft einen Gang herunterschalten. „Meine Frau und ich haben jetzt erstmal Rollen getauscht: Sie macht die Cafés und ich kümmere mich um die Kinder.“ Nach außen erinnert nur noch das zerkratzte Auto an den Vorfall.

Foto: Klinikum Nürnberg

Mit einem sogenannten Stent Retriever, wie ihn Dr. med. ­Markus Holtmannspötter, Chefarzt der Abteilung für Neuro­ radiologie, hier zeigt, werden Gerinnsel entfernt.

Rat und Hilfe: Die Deutsche Hirnstiftung Neurologische Erkrankungen stehen weltweit an erster Stelle der Ursachen für den Verlust von Selbstständigkeit und Lebensqualität. Das möchte die „Deutsche Hirnstiftung e.V.“ mit ihrem Präsidenten Prof. Dr. med. Frank Erbguth vom Nürnberger Klinikum verändern. „Wir wollen informieren, beraten und aufklären“, erklärt der Chef der Klinik für Neurologie „Und von den Mitgliedsgeldern unterstützen wir Forschungsprojekte.“ Die Deutsche Hirnstiftung beschäftigt sich mit dem gesamten Spektrum der neurologischen Krankheiten – von Kopfschmerzen, Schwindel oder Gedächtnisstörungen bis hin zu Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Parkinson. Mehr Infos unter: www. hirnstiftung.org Kontakt: Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg Süd Termin-Hotline: 0911 - 39 81 18 119

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Schlaganfall bei Kindern

„Dann ist er einfach umgefallen“ Der 19. Juni 2020 war ein schwerer Tag im Leben der Familie Corteggiano. Der damals fünfjährige Giovanni klagte erst über einen eingeschlafenen Arm, kurz darauf kam ein Bein dazu. Als Mama Daniela ihn aufforderte, ein paar Schritte zu gehen, fiel er einfach hin. Die Ursache: ein Schlaganfall. (jup)

Foto: Uwe Niklas

Der fünfjährige Giovanni Corteggiano und seine Mutter.

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Fokus

„Time is brain“ Das war wichtig. Denn „time is brain“, wie Neuropädiaterin Dr. med. Nicole Heußinger sagt. Je früher eine präzise Diagnose gestellt und mit der Therapie begonnen wird, desto geringer ist die Gefahr bleibender Schäden. Giovanni wurde mit blutverdünnenden und blutdruckstabilisierenden Medikamenten behandelt. Doch noch bevor diese Medikamente ihre Wirkung entfalten konnten, kam der zweite Infarkt. „Ich hatte Angst, dass er sterben könnte“, erinnert sich Mutter Daniela. Doch Giovanni schaffte es. Fast fünf Wochen verbrachte er im Klinikum Nürnberg. „Er war sehr tapfer und geduldig. Sogar das lange Stillliegen im MRT hat er ganz ohne Betäubung über sich ergehen lassen.“

auch Engstellen in der linken Hirnarterie vorhanden sind – Giovanni muss also wieder operiert werden.

Dankeschön an beide Kliniken Dass man sich in beiden Kliniken so rührend um Giovanni kümmert, gibt Daniela Corteggiano Kraft. „Wir haben Glück im Unglück gehabt, dass wir vor einem Jahr nach Deutschland gekommen sind. Ich bin mir nicht sicher, ob die Moyamoya-Erkrankung in Italien jemand erkannt hätte“, fasst sie zusammen und schließt ein großes Lob an: „In Nürnberg und in Zürich sind alle zur zweiten Familie geworden.“ Neuropädiaterin Dr. med. Nicole Heußinger Foto: Uwe Niklas

Bis diese Diagnose stand, vergingen nur wenige Stunden. In der Kinder-Notaufnahme im Klinikum Nürnberg kamen sofort die Spezialisten aus Neuropädiatrie, Kinder-Radiologie und Neuro-Radiologie zusammen, um die Ursache für die inzwischen halbseitige Lähmung zu finden. Der Verdacht Schlaganfall bestätigte sich schnell. Nur zwei Stunden nach Giovannis Einlieferung begannen die Ärztinnen und Ärzte mit der Therapie.

Diagnose Moyamoya-Erkrankung Währenddessen lief die Suche nach dem Auslöser der Schlaganfälle auf Hochtouren. Bald keimte ein Verdacht auf: Wolkenartige Strukturen der Blutgefäße in Giovannis Gehirn ließen die äußerst seltene „Moyamoya Angiopathie“ vermuten. „Bei ­Moyamoya verengen sich die Hirnarterien, die das Gehirn mit Blut versorgen. Der Körper kompensiert die Engstellen mit neuen, feinen Blutgefäßen, die mittels Angiographie als wolkenartiges Gebilde sichtbar sind“, erklärt Heußinger. Von dieser Form kommt auch der Name, „moyamoya“ bedeutet auf Japanisch „Wölkchen“ oder Rauchschwade“. Verschließt sich eine dieser Engstellen, kommt es zum Schlaganfall.

Zur OP und Behandlung nach Zürich Den Verdacht bestätigte kurz darauf Prof. Dr. med. Nadia Khan, leitende Ärztin am einzigen Moyamoya Center Europas am Universitäts-Kinderspital Zürich. Dorthin fuhr die Familie ­Corteggiano im August, nachdem Giovanni stabilisiert war. „Da die Erkrankung so selten und das Gefäßsystem im Gehirn sehr komplex ist, sind Spezialisten für diese OP erforderlich“, erläutert Dr. Heußinger. Am 14. August wurde Giovanni erfolgreich operiert – so erfolgreich, dass er schon am nächsten Tag mit seinem Vater Ball spielen konnte. In den nächsten Jahren wird Zürich noch eine große Rolle im Leben der Corteggianos spielen. Denn leider hatten die Untersuchungen gezeigt, dass

Neuropädiatrische Sprechstunde im Klinikum Nürnberg Süd Mittwoch und Donnerstag: 9 - 13 Uhr Freitag: 10 - 14 Uhr Breslauer Straße 201|Haus D 90471 Nürnberg Telefon: 0911 - 398 7755

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Foto: Giulia Iannicelli, Klinikum Nürnberg

(v. l.): Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung; Thomas Brandl, Projektleiter Unternehmensentwicklung; Martina Mächtlinger, stellvertretende Pflegerische Leitung; Franz-Xaver Schaller, Verkaufsleiter Süd der Firma wissner-bosserhoff

Klinikum Nürnberg investiert

1000 neue Betten für Patienten Mehr Komfort für die Patienten: Das ­Klinikum Nürnberg hat am Standort Süd rund 1000 Betten ausgetauscht und dafür vier Millionen Euro investiert. Pflege­kräfte und Patienten profitieren davon gleich­ ermaßen. (jap) Die Betten entsprechen modernsten Anforderungen: Sie sind elektrisch höhenverstellbar, lassen sich auf eine Höhe von 28 Zentimeter herunterfahren und haben eine individuell einstellbare Seitensicherung. Sie minimieren das Sturzrisiko der Patienten und unterstützen diese bei der Mobilisierung. Aufgrund des Unterflurlichts, das an jedem Bett angebracht ist, können sich die Patienten besonders nachts schneller orientieren. Die neuen Matratzen verbessern den Liege- und Schlafkomfort und zeichnen sich durch eine effiziente Druckentlastung aus. „Wir wollten weder beim Komfort für unsere Patientinnen und Patienten noch bei den komplexen Anforderungen im medizinischen Alltag Kompromisse eingehen“, sagt Thomas Brandl, Projektleiter im Bereich Unternehmensentwicklung im Klinikum Nürnberg. Deshalb hat er auch die Wünsche der 12

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­ itarbeitenden an die Funktionalität der Betten bei der AusM wahl berücksichtigt. Dank einer zusätzlichen Transportrolle können die Beschäftigten die Betten innerhalb des Klinikums leichter rangieren. Das schont die Kräfte im Klinikalltag. Auch die hygienischen Anforderungen wurden noch einmal verbessert. Die Betten werden auf allen Stationen im Klinikum Nürnberg Süd mit Ausnahme der Stationen für Kleinkinder in der Kinderklinik eingesetzt. Der Tausch der 1000 Betten war für das Klinikum Nürnberg eine organisatorische Herausforderung, weil er während des laufenden Krankenhausbetriebs und unter Pandemie-Bedingungen stattfand. Zeitgleich wurden 920 Nachttische ersetzt. Die Bettenaufzüge, über die die Betten automatisch in die Bettenzentrale mit der Waschanlage gefahren werden, wurden ebenfalls erneuert. „Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die tolle Zusammenarbeit. Der Austausch war eine echte Herausforderung“, sagt Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung.


Einzigartig in Mittelfranken: Klinikum Nürnberg als Cardiac Arrest Center zertifiziert

Wenn jede Sekunde zählt Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Neben der schnellen Wiederbelebung vor Ort ist die Behandlung in einer spezialisierten Klinik entscheidend für die Überlebenschancen: Das Klinikum Nürnberg ist jetzt an seinem Standort Süd erfolgreich als „Cardiac Arrest Center“ zertifiziert worden – und erfüllt damit höchste Qualitätsanforderungen bei der Diagnose „Herz-KreislaufStillstand“. (sto) „Wir freuen uns sehr über die Zertifizierung und sehen das als Bestätigung unserer Arbeit“, sagt Prof. Dr. med. Matthias ­Pauschinger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 8, Schwerpunkt Kardiologie. Um dieses Qualitätssiegel vom Deutschen

Rat für Wiederbelebung zu erhalten, müssen umfangreiche Anforderungen ­erfüllt sein: „Wir mussten minutiös nachweisen, dass wir zu jeder Tages- und Nachtzeit eine optimale Versorgung unserer Patienten durch ein interdisziplinäres Spezialistenteam gewährleisten können“, so Dr. med. Sven Siemonsen, Leiter des Cardiac Arrest Centers. Ein weiteres Muss: Patienten werden ärztlich und pflegerisch nach standardisierten Verfahren versorgt. Das spart Zeit – ein entscheidender Faktor im Notfall – und steigert die Patientensicherheit. Voraussetzungen sind eine geeignete Notaufnahme, ein Herzkatheterlabor und die permanente Verfügbarkeit eines Platzes auf der Intensivstation mit fachintensivmedizinischer Betreuung. „Alle Mitarbeiter sind speziell geschult“, so Prof. Dr. med. Stefan John, Leiter der Abteilung interdisziplinäre Intensivmedizin. Die Zertifizierung ist eine klare Entscheidungshilfe für Rettungsdienste, erfolgreich reanimierte Patienten gezielt in eine Klinik mit Cardiac Arrest Center zu bringen. Bislang wurden in Deutschland 61 Cardiac Arrest Center zertifiziert. Das ­Klinikum Nürnberg Süd ist das einzige Krankenhaus in Mittelfranken mit Cardiac Arrest Center. Das Klinikum darf sich außerdem über eine weitere Zertifizierung freuen: Als erstes Krankenhaus in Nordbayern wurde es von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie mit dem Qualitätssiegel „Zertifiziertes Mitralklappen-Zentrum“ ausgezeichnet. Die Klinik für Innere Medizin 8 mit dem Schwerpunkt Kardiologie zählt gemeinsam mit der Klinik für Herzchirurgie schon seit Jahren zu den führenden Kliniken auf diesem Gebiet.

Foto: Klinikum Nürnberg

(v. l.): Dr. med. Sven Siemonsen, Prof. Dr. med. Stefan John und Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger

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Klinikum Nürnberg und Krankenhäuser Nürnberger Land vertiefen Kooperation

Spezialisten für Chirurgie Für kleinere Krankenhäuser wird es immer schwieriger, alle Anforderungen an die Qualität chirurgischer Eingriffe zu erfüllen. Die Krankenhäuser Nürnberger Land stellen sich dieser Herausforderung: Gemeinsam mit dem Klinikum Nürnberg haben sie ein Zentrum für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie gegründet. Ziel ist es, die Qualität der Versorgung der Patienten standortunabhängig sicherzustellen. (ds) Während sich die Ärzte am Klinikum Nürnberg Nord vermehrt auf die komplexe Viszeral- und Thoraxchirurgie konzentrieren, wird im Krankenhaus Lauf die chirurgische Grund- und Regelversorgung weiter ausgebaut. Dazu zählen Gallenoperationen, Blinddarmentfernungen, Versorgung chronischer Wunden und Abszesse, Blasenoperationen, die Schilddrüsen – sowie die Hernienchirurgie und die Behandlung von Leistenbrüchen. Als neuer Schwerpunkt kommt am Standort Lauf die Thoraxchirurgie hinzu. Für Eingriffe an der Lunge kommen Spezialisten des Klinikums Nürnberg, allen voran Zentrumsleiter Prof. Dr. med. Hubert Stein und Oberarzt Dr. med. Wolfram Kirch, zum Operieren nach Lauf. „Die O ­ perationskapazitäten

an beiden Standorten werden so optimal ausgenutzt. In vielen Fällen kommt der Arzt zum Patienten und nicht umgekehrt“, so Prof. Stein. Der Vorteil für den Patienten liege auf der Hand: Unabhängig vom Standort werde er von einem ausgewiesenen Spezialisten behandelt. Dr. med. Susanne Rudisch, Chefärztin der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Standortleiterin des neuen Zentrums im Krankenhaus Lauf, rechnet mit steigenden Patientenzahlen. „Die Grund- und Regelversorgung wird durch Patienten, die über das Klinikum Nürnberg ins Krankenhaus Lauf kommen, aufgewertet.“ Dafür werden die OP-Kapazitäten in Lauf nach und nach um zwei weitere OP-Säle ausgebaut.

Foto: Krankenhäuser Nürnberger Land

(v. l.): Dr. med. Susanne Rudisch, Prof. Dr. med. Hubert Stein, Dr. med. Thomas Grüneberg, Dr. Andreas Becke

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Mensch und Medizin


Foto: Rudi Ott/Krankenhäuser Nürnberger Land

Foto: Markus Konetzka/Krankenhäuser Nürnberger Land

Dr. med. Adrian Vizireanu

Dr. med. Herbert Muschweck

Dr. med. Herbert Muschweck übergibt an Dr. med. Adrian Vizireanu

Chefarzt-Wechsel im Krankenhaus Altdorf Das Krankenhaus Altdorf hat einen neuen Chef: Dr. med. Adrian Vizireanu ist Nachfolger von Dr. med. Herbert Muschweck, der Anfang des Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde. (sto) „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe“, sagt Dr. med. Adrian Vizireanu. Der 53-jährige Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Notfallmedizin und Intensivmedizin praktiziert bereits seit knapp 20 Jahren am Krankenhaus Altdorf, seit 2019 als Leitender Oberarzt. Seine medizinische Karriere startete der aus Pitesti in Rumänien stammende Arzt an der Medizinischen Universität Neumarkt (Rumänien) mit dem Studium der Humanmedizin. 1998 wurde ihm die Approbation als Arzt erteilt. Nach Stationen in der Juraklinik in Scheßlitz, an der Fachklinik für Pneumologie in Ansbach und im Klinikum Nürnberg kam Dr. med. Vizireanu im April 2001 ans Krankenhaus Altdorf. Ihm ist es

wichtig, die Qualität der medizinischen Versorgung des Krankenhauses in Altdorf weiter hochzuhalten. So strebt er beispielsweise eine Zertifizierung des Krankenhauses als „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ an. Auch die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses liegt ihm am Herzen. Nach über 30 Jahren war sein Vorgänger Dr. med. Herbert Muschweck als Chef im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedet worden. Jahrzehntelang war er das Gesicht des Altdorfer Krankenhauses. Der 69-Jährige bleibt dem Krankenhaus aber verbunden. „Das Ausscheiden von Dr. med. Muschweck ist eine Zäsur“, sagt Dr. med. Thomas Grüneberg, Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land, zu deren das Altdorfer Krankenhaus gehört. „Er hat das Krankenhaus Altdorf entscheidend geprägt und dafür gesorgt, dass es über die Grenzen des südlichen Landkreises hinaus einen sehr guten Ruf genießt“ betonte Grüneberg. „Wir sagen danke“. Mensch und Medizin

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Experten des Klinikums Nürnberg im Interview

Frühlingsgefühle Die kalte Jahreszeit ist überstanden und der Frühling ist endlich da. Die Sonne lacht, die Natur fängt an zu blühen und unsere Stimmung wird besser. Diese positiven Empfindungen werden gerne als Frühlingsgefühle bezeichnet. Doch gibt es diese wirklich? Unsere Experten, wissen mehr darüber. (jap)

Prof. Dr. med. Dechêne: Was passiert im Frühling in unserem Körper? Es tut sich eine Menge. Die Hormonproduktion, unter anderem des Hormons Melatonin, verändert sich. Es ist für den Tag-Nacht-Rhythmus und unsere innere Uhr mitverantwortlich. Unser Melatonin-Spiegel ist von der Tages- als auch von der Jahreszeit abhängig. Nachts schüttet unser Körper etwa zehn Mal so viel Melatonin aus als am Tag, an dunklen Wintertagen ist die Melatonin-Konzentration im Blut ebenfalls höher. Im Frühjahr werden die Tage länger und heller. Es wird weniger Melatonin produziert und der Serotoninspiegel, das sogenannte Glückshormon, steigt. Wir fühlen uns fitter. 16

Gesundheit und Leben

Was hat noch Einfluss auf die Frühlingsgefühle? Bei den Frühlingsgefühlen spielen das Verhältnis von hellen und dunklen Tagesanteilen, das direkte Sonnenlicht und die Temperatur eine wichtige Rolle. Grundsätzlich hat sehr vieles Einfluss auf unsere Hormone. In unserem Körper befinden sich nicht drei oder vier Hormone, sondern ein riesiger Strauß, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird.

Prof. Dr. med. Hillemacher: Was hat die Psyche mit all dem zu tun? Für die Psyche sind Bewegung und Licht sehr wichtig. Bewegung findet am besten bei Sonnenschein im Freien statt,


Foto: Jasmin Pauler

Foto: istock

Hätten Sie es gewusst?   Hormone sind bei jeder Funktion in unserem Körper beteiligt, halten ihn gesund und sind für unsere ­Balance zuständig.   Experten vermuten etwa 1000 verschiedene Hormone im menschlichen Körper – nur 100 sind derzeit bekannt.   Jede Körperzelle wird durch Hormone beeinflusst.   Der griechische Begriff „hormao“ bedeutet übersetzt „ich treibe an“.   Hormone sind unter anderem bei der Wundheilung, dem Wachstumsprozess, dem Muskelaufbau und dem Fettabbau beteiligt.   Millionstel Gramm erreichen enorme Wirkungen.   Alle Hormone sind zu jeder Tages- und Nachtzeit im Blut nachweisbar, das Maß ist unterschiedlich.   Zum Ende einer Schwangerschaft ist das Hormon Oxytocin verantwortlich, dass die Wehen einsetzen und die Geburt eingeleitet wird.   Haarausfall kann hormonell bedingt sein.   Eine ausgewogene Ernährung unterstützt den Hormonhaushalt.

dann steigt die Stimmung bei den meisten Menschen automatisch an. Wir sind im Sommer aktiver, gehen mehr raus, treffen Bekannte und haben mehr soziale Kontakte. Außerdem ist man anders angezogen, die dicke Daunenjacke bleibt endlich im Schrank.

F­ rauen ändert sich hingegen weniger. Aus psychologischer Sicht haben Frühlingsgefühle auch etwas mit dem Empfinden zu tun. Wir fühlen uns leichter und wohler, das hat wiederum positive Auswirkungen auf unsere Ausstrahlung und somit auf unser Gegenüber.

In der Tierwelt ist das Frühjahr oft die Paarungszeit, auch manche Menschen verspüren im Frühjahr Schmetterlinge im Bauch. Verlieben wir uns im Frühjahr wirklich leichter?

Manche Menschen verspüren eine Frühjahrsmüdigkeit. Was kann man dagegen tun?

Das ist schwer zu sagen. Die Testosteronausschüttung bei Männern ist im Frühjahr und im Sommer stärker, bei den

Ob es die wirklich gibt, sei dahingestellt. Es gibt Menschen, die sind oft müde und suchen dafür einen Begriff. Wichtig ist: Man kann etwas dagegen tun. Und dafür gibt es ein einfaches Rezept: Raus gehen und aktiv sein. Den Faktor Licht Gesundheit und Leben

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nutzen wir medizinisch auch bei Winterdepressionen in Form von Lichttherapie.

Prof. Dr. med. Dechêne: Thema Selbstmedikation – Ist es sinnvoll, Medikamente einzunehmen und so das Wohlbefinden aufrecht zu erhalten? Ganz so einfach ist das nicht. Es gibt durchaus Menschen, denen empfehlen wir, über einen längeren Zeitraum Vitamin D einzunehmen. Diese Hormon-Vorstufe wird durch die Sonneneinstrahlung auf der Haut gebildet. Wenn wir wenig Sonne abbekommen, wie es in Nordwesteuropa im Winter der Fall ist, wirkt sich das negativ auf den Vitamin-D-Spiegel aus. Das kann ungünstigen Einfluss auf einige Körperfunktionen haben. Die Einnahme sollte unbedingt in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Von unkontrollierter Einnahme von stimmungsaufhellenden „Hormoncocktails“, wie sie leider im Internet angeboten werden, rate ich dringend ab.

Das heißt, man kann auch zu viele Hormone haben? Absolut. Bei hormonproduzierenden Tumoren hat der Körper beispielsweise ein Überangebot an Botenstoffen. Allgemein kann ein Hormonüberschuss zu ungewünschten Nebeneffekten führen, beispielsweise Kopfschmerzen, Zyklusschwankungen oder Gewichtszunahme.

Im Gehirn sind komplexe Neurotransmittersysteme für unser Wohlbefinden mitverantwortlich, dazu zählen unter anderem das Dopamin- und Serotonin-System. Wenn der Spiegel von diesem sogenannten „Wohlfühlhormon“ fällt, merken wir und unser Umfeld das sehr schnell. Unsere Stimmung sinkt und Ängste nehmen zu. Ein anhaltender Mangel von Serotonin im Gehirn kann depressiv machen und auch zu psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Zwangsstörungen führen.

... Schokolade macht uns also nicht glücklich? Viele sehen Schokolade als Nervennahrung an. Der Zuckergehalt regt über einige Umwege die Bildung des Belohnungshormons Dopamin im Gehirn an. Somit stimmt uns Schokolade indirekt glücklich. Einen Serotoninmangel kann Schokolade natürlich nicht ausgleichen, auch weil Serotonin die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Daher machen auch Serotonin-Spiegelmessungen im Blut keinen Sinn. Das persönliche Glück ist von Mensch zu Mensch individuell. Für die meisten Menschen ist es das private Umfeld, soziale Kontakte und die Familie.

Prof. Dr. med. Alexander Dechêne, Ärztlicher Leiter der Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkt G ­ astroenterologie, ­Endokrinologie.

Foto: Rudi Ott

Foto: Rudi Ott

Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher, Ärztlicher Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Prof. Dr. med. Hillemacher: Was macht uns Menschen glücklich?

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Gesundheit und Leben


Wissen für Kids: Die Hormone

Unsichtbare Superhelden im Körper Wusstest du, dass du ganz viele kleine Superhelden mit unterschiedlichen Kräften in deinem Körper hast? Sie machen dich glücklich und sorgen dafür, dass du wächst. Sie bestimmen, wann du aufs Klo musst oder ob du Lust auf Süßigkeiten hast. Sie sind aber auch verantwortlich, dass du erwachsen wirst. Diese Superhelden nennt man Hormone. Ohne diese Hormone funktioniert dein Körper nicht. (jap)

Sero tonin

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Mela tonin Corti sol ei einer Prüfung in der B Schule helfen dir die Stresshormone, dass du schneller denken kannst.

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Die Hormone sind verantwortlich, dass du wächst.

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Diese kleinen Helden flitzen durch unseren ganzen Körper und haben wichtige Informationen und Nachrichten im Gepäck. Die Hormone wissen genau, wo sie damit hinwollen: in unsere Zellen. Sind die Hormone dort angekommen, musst du dir das vorstellen wie ein Schlüsselloch. Die Hormone sind der Schlüssel und der passt nur in das passende Schloss, also in die passende Zelle. Wenn die Hormone am Ziel angekommen sind, hinterlassen sie ihre Botschaft. Sie sagen dir dann zum Beispiel „Ich bin müde“.

Hormone können aus dem Gleichgewicht kommen Manchmal geht aber auch etwas schief. Deswegen stellen die kleinen Superhelden unser Leben gelegentlich ganz schön auf den Kopf. Ist das der Fall, kannst du dich beispielsweise in der Schule nicht mehr richtig konzentrieren, du schläfst schlecht oder hast Kopfschmerzen.

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Wie kannst du deinen Hormonen helfen? Deine Hormone haben viele Aufgaben. Damit in deinem Körper alles richtig funktioniert, kannst du sie unterstützen:

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• Achte auf deinen Schlaf! Viele Hormone sind nachts aktiv und bringen alles wieder in Ordnung, so dass du für den nächsten Tag fit bist. Schläfst du zu wenig, können die Hormone ihre Arbeit nicht erledigen. • Bewege dich viel und mache regelmäßig Sport. • Ernähre dich ausgewogen, iss von allem ein bisschen.

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Woher kommen Hormone?

Hormone wissen genau, was sie zu tun haben

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Hormone sind für das mitverantwortlich, was du denkst oder fühlst. Außerdem halten sie dich gesund und steuern deinen ganzen Körper. Hormone sind so klein, dass du sie mit deinen Augen nicht sehen kannst. Jeder Mensch hat ganz viele verschiedene Hormone in seinem Körper.

Die Hormone werden unter anderem in den sogenannten Hormondrüsen herstellt. Die kannst du dir vorstellen wie kleine Fabriken. Diese sind beispielsweise in deinem Herz, Gehirn oder Bauch. Wenn die Hormone fertig gebaut sind, werden sie in dein Blut transportiert und überall in deinem Körper verteilt.

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Was sind Hormone?

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Wenn das Geschlecht in der Medizin den Unterschied macht

Frauen ticken anders – Männer erst recht Frauen werden anders krank als Männer und Männer anders als Frauen. Warum, wieso, weshalb: Damit beschäftigen sich Fachleute schon seit mehreren Jahren – Dr. rer. physiol. Annette Sattler vom Klinikum Nürnberg zum Beispiel. (jup) Die Bedeutung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Medizin gewinnt zunehmend an Beachtung. Ob Lungenkrebs, Schlaganfall oder Reaktionen auf psychische Belastungen: Viele Erkrankungen äußern sich bei Frauen anders als bei Männern. Auch in Sachen Prävalenz und Verlauf spielt das Geschlecht eine Rolle.

Herzinfarkt wird bei Frauen oft erst spät erkannt

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„Man kann Frauen und Männer weder bei Diagnostik, noch bei Therapie und Nachsorge über einen Kamm scheren. An der Uni Zürich wird inzwischen ein europaweit erster Weiterbildungsstudiengang Gendermedizin vorbereitet“, erklärt Dr. Annette Sattler, Leitende Apothekerin des Klinikums Nürnberg. Wie wichtig Gendermedizin ist, zeigt das Beispiel Herzinfarkt. So sind Frauen vor den Wechseljahren durch ihre Hormone vor einem Herzinfarkt deutlich besser geschützt als Männer. Doch der offensichtliche Vorteil verwandelt sich schnell ins Gegenteil – denn

Frauen unterschätzen das Risiko und ignorieren erste Anzeichen. „Es kommt hinzu, dass sich ein Infarkt bei Frauen häufiger als bei Männern untypischen Symptomen äußert, wie Übelkeit oder Schmerzen im Oberbauch“, warnt Sattler.

Unterschiede auch bei Medikamenten Auch bei der Einnahme und Wirkweise von Medikamenten gibt es Unterschiede. „Frauen nehmen im Durchschnitt mehr Medikamente ein“, erklärt Sattler weiter. „Und sie bekommen häufiger Antidepressiva und Schlafmittel verordnet, die abhängig machen können.“ Bei Männern werden dagegen häufiger die psychologischen Gesichtspunkte vernachlässigt, zum Beispiel nach einer Prostatakrebs-Behandlung. Andererseits steckt die Erforschung der Wirkunterschiede von Medikamenten noch in den Kinderschuhen. „Wir wissen inzwischen, dass einzelne Wirkstoffe bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken – auch wenn wir noch lange nicht wissen, welche Substanzen das alles im Detail betrifft.“

Fachsymposium: Frauen ticken anders – Männer erst recht! Geschlecht in der Medizin Das 5. Fachsymposium des Klinikums Nürnberg zum Thema Gendermedizin findet bis zum 9. Juni 2021 digital per Zoom statt. Weitere Infos finden Sie unter: www.klinikum-nuernberg.de, Rubrik Fachveranstaltungen.

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Corona-Pandemie in Deutschland

Dritte Covid-Welle

Brennpunkt Corona-Virus

Als Konsequenz auf die erneut steigenden Patienten-Zahlen mit COVID-19 mussten im Klinikum Nürnberg ein weiteres Mal Operationen verschoben werden. „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei, deshalb dürfen wir bei den Vorsichtsmaßnahmen, also den Hygieneregeln und der Reduzierung von

Liebe Leserinnen und Leser, sicher sind auch Sie an aktuellen Nachrichten rund um das Virus COVID -19, genannt Corona, interessiert. Neueste Informationen dazu finden Sie jederzeit hier:   Robert Koch-Institut: www.rki.de/covid -19   Bundesministerium f. Gesundheit: Tel. 030 346 465 100   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: www.lgl.bayern.de Sollten Sie bei sich leichte oder nicht genau zuordbare Symptome feststellen, kontaktieren Sie bitte immer zuerst die Bereitschaftspraxen der Kassenärztlichen Vereinigung, Telefon: 116 117. 22

Gesundheit und Leben

Kontakten, nicht nachlassen“, appelliert Prof. Dr. med. Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg. Seit Beginn der Pandemie wurden im Klinikum Nürnberg über 2100 Corona-Patienten behandelt. „Welchen Stellenwert unser Krankenhaus bei der Behandlung von COVID-19-Patienten einnimmt, wurde auch bei der Ausschüttung der zweiten Corona-Prämie deutlich. Das Klinikum Nürnberg steht bundesweit an dritter Stelle und erhält für seine Leistungen in der Pandemie rund 3,2 Millionen Euro.“

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„Mit den neuen Virusvarianten ist es so, dass auch mehr junge Patienten erkranken und auch schwerer erkranken. Der Anteil derer, die dann auf die Intensivstation müssen, ist höher“, sagt Dr. med. Arnim Geise, Bereichsleiter Internistische Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Nord. „Viele von ihnen litten bereits unter Vorerkrankungen, sehr viele sind adipös. Außerdem ist auffällig, wie viele der Menschen mit schweren Verläufen aus schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen zu uns kommen“, beobachtet Prof. Dr. med. Stefan John, Leiter der Abteilung interdisziplinäre Intensivmedizin am Klinikum ­Nürnberg, Süd.

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Auch die dritte Corona-Welle stellt das Klinikum Nürnberg vor große Herausforderungen: Die Zahl der an COVID-19 erkrankten Menschen ist wieder deutlich gestiegen, die Verläufe bei den immer jüngeren Patientinnen und Patienten sind schwerer. (sto)


Oberarzt initiiert Aktion: Nehmt Corona ernst

Dringliche Appelle auf YouTube „Bitte nehmt Corona ernst und beachtet die Abstands- und Hygieneregeln“. Das fordern Ärzte, Pfleger, medizinische Fach­ angestellte und Reinigungspersonal des Klinikums Nürnberg. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, haben sie 14 Videos in unterschiedlichen Sprachen gedreht, die auf dem Social-MediaKanal YouTube zu sehen sind. Auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König unterstützt die Aktion. (jap) Seit einem Jahr arbeitet das Krankenhauspersonal im ­Klinikum Nürnberg an der Belastungsgrenze. Hunderte schwer an ­Covid-19 erkrankte Menschen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seither versorgt. Weil sich die Situation zu Beginn des Jahres 2021 erneut zuspitzte, schlug Oberarzt Dr. med. Matthias Baumgärtel von der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie am Klinikum Nürnberg, Alarm. Gemeinsam mit der Stadt Nürnberg startete das Klinikum daraufhin die Youtube-Kampagne „Nehmt Corona ernst“. In 14 Videos fordern Ärzte, Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte und Reinigungspersonal mit internationalen Wurzeln in ihrer Heimatsprache ihre Mitmenschen auf: haltet euch an die Hygiene- und Verhaltensregeln und nehmt Corona ernst! Sie schildern die Situation auf den jeweiligen Stationen und die Herausforderungen ihres ­Arbeitsalltages. Die Videos wurden auf den COVID-Stationen aufgenommen. Parallel zur Aktion des Klinikums startete Nürnbergs Stadtoberhaupt Marcus König eine Kampagne auf seinem Facebook-Kanal.

Sein post wurde vielfach geteilt. „Danke an alle, die sich beteiligen und so dafür sorgen, dass viele Menschen erfahren, wie die Lage im Klinikum ist“ sagt König. Neben den offiziellen Kanälen der Stadt Nürnberg haben auch das Amt für Internationale Beziehungen und das Amt für Kultur und Freizeit die Videos veröffentlicht. Zudem konnte die Stadt prominente Fürsprecher aus verschiedenen Ländern gewinnen, die den Aufruf in den eigenen Communities geteilt haben. Alle haben nur ein Ziel: Dazu beizutragen, dass Corona irgendwann keine Chance mehr hat. tock

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Helft uns helfen! Die Videos finden Sie auf unserem Youtube-Kanal: https://youtu.be/GHG3v1OJTY4 #StayHomeSaveLives #NbgTogether #HelpUsToHelp

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Foto: Wilhelm Wessels (STAEDTLER Stiftung)

(v. l.): Wilhelm Wessels (STAEDTLER Stiftung); Prof. Dr. med. Christiane Waller (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Prof. Dr. med. Cosima Brucker (Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe) und Prof. Dr. med. Achim Jockwig (Vorstandsvorsitzender Klinikum Nürnberg) Malen hilft Frauen in schwierigen Lebenslagen

Wege aus dem Trauma Ein Kind wird tot geboren, ein Unfall führt zu schweren, dauerhaften Verletzungen: Es gibt Ereignisse im Leben, die Frauen aus der Bahn werfen. Wie eine Maltherapie die ­seelische Gesundheit von traumatisierten Frauen positiv beeinflusst, wird nun im R ­ ahmen einer Studie im Klinikum Nürnberg erforscht. Das MALT!- Programm richtet sich an F ­ rauen zwischen 18 und 50 Jahren. (jup) Beteiligt an der Studie sind die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Leitung Prof. Dr. Christiane Waller), die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Leitung Prof. Dr. Cosima Brucker) und die Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie mit dem Zentrum für Schwerbrandverletzte (Leitung Prof. Dr. Bert Reichert). Im Fokus der Untersuchung, die es aktuell an keiner anderen Klinik in Deutschland gibt, stehen Frauen zwischen 18 und 50 Jahren. Geplant wird mit insgesamt rund 120 Studien-Teilnehmerinnen. Drei Monate lang werden die Frauen ambulant begleitet. „Jeweils am Anfang und am Ende unterziehen wir die Teilnehmerinnen, die in zwei Gruppen eingeteilt sind, einem standardisierten Stresstest“, erklärt Prof. Waller. Davor und danach werden Blut- und Speichelproben genommen. „Stress geht ins Blut“, so Waller. „Er führt zu einer messbaren Bildung von Sauerstoff-Radikalen, die nach Stressende 24

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wieder abgebaut werden. Der Körper regeneriert sich selbst, sodass wir den Effekt der therapeutischen Behandlung am Ende in Zahlen und Fakten abbilden können.“ Bei dem MALT!-Programm geht es aber um mehr als um wissenschaftliche Ergebnisse. Speziell für Patientinnen nach einer Tot- oder Fehlgeburt eröffnet die Studie ein zusätzliches Therapieangebot. „Wir können den Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, jetzt mehr anbieten als die bisherige psychosomatische Versorgung“, freut sich Prof. Cosima Brucker. „Malen heilt, es unterstützt die Verarbeitung von Verlusten und traumatischen Situationen auf einer unbewussten Ebene.“ „Die Unterstützung der MALT!-Studie liegt uns sehr am Herzen, weil sie zwei Aspekte vereint, das empirische Forschen und eine wirklich innovative Zielsetzung“, sagt Wilhelm Wessels, Vorstandsvorsitzender der Städtler Stiftung, die die Studie finanziell großzügig unterstützt. Wir sagen Danke!


Klinikum betreut die Spieler des Clubs

Medical Team für den 1.FCN Das Klinikum Nürnberg kümmert sich künftig um die Spieler des Clubs. Das neue „FCN Medical Team“ setzt sich aus Ärzten des ­Klinikums Nürnberg und der „SportdocsFranken“ zusammen und wird den Club ab der Saison 2021/22 interdisziplinär medizinisch betreuen. (sto)

künftig im Institut für Sportmedizin im ­Klinikum Nürnberg unter der Leitung von Dr. med. Bernd ­ Langenstein. Auch die Medizinchecks bei Transfers werden dort stattfinden.

„Wir erhalten durch das ‚Medical Team‘ eine bestmögliche Untersuchung zu Saisonbeginn und legen im Institut für Sportmedizin des Klinikum Nürnberg den Grundstein für die bevorstehenden Spielzeiten. Die Kooperation ermöglicht uns darüber hinaus über das gesamte Jahr eine ganzheitliche medizinische Versorgung, bei der wir auf die umfassenden, fachübergreifend arbeitenden Bereiche des Klinikums Nürnberg zurückgreifen und künftig neue Aspekte in der Betreuung unserer Spieler ergänzen können“, sagt Dieter Hecking, Vorstand Sport des 1. FC Nürnberg, zur Partnerschaft.

Darüber hinaus fungiert das Klinikum Nürnberg mit all seinen Fachrichtungen als Teil des „FCN Medical Teams“, „sodass wir die volle medizinische und interdisziplinäre Power auf unserer Seite haben und dadurch für unsere Spieler schnelle Diagnosen, fachübergreifende Versorgung nach Verletzungen und eine hoffentlich zügige Genesung gewährleisten können“, freut sich der 1. FCN.

Foto: 1.FNC

Von Seiten des Klinikums sind Dr. med. Markus Geßlein, Leiter der Abteilung für Sportorthopädie, und Dr. med. Johannes Rüther mit von der Partie. Ihre sportärztlichen Untersuchungen absolvieren die Profis des 1. FCN zu Beginn der ­Spielzeiten

Das Klinikum Nürnberg begrüßt die Zusammenarbeit ausdrücklich: „Wir freuen uns sehr über die Kooperation. Gesundheit und Fitness der Spieler sind entscheidend für den Erfolg der Mannschaft. Das Klinikum Nürnberg bietet medizinische Versorgung auf höchstem Niveau und verfügt über langjährige Expertise in der Betreuung von Leistungssportlern. Diese bringen wir gerne ein“, sagt Prof. Dr. med. Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg.

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Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

Die Theo und Friedl Schöller-Stiftung ist eine der großen Förderinnen des Klinikums Nürnberg. Sie unterstützt Projekte im Bereich der Medizin und Naturheilkunde, aber auch in den Bereichen Bildung, Wirtschaftswissenschaften, Denkmalschutz und Kultur.

Förderprogramm S T A Y der Schöller-Stiftungen sichert Ärztenachwuchs für die Metropolregion

Stipendien für Studierende Stipendien für den Ärztenachwuchs und die Forschung: Mit dem Förderprogramm STAY stärken die Schöller-Stiftungen nicht nur den erfolgreichen Auf- und Ausbau des Nürnberger Standortes der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), sondern sorgen auch dafür, dass der hochkarätige Ärztenachwuchs der Region erhalten bleibt. (ik) Das Förderprogramm ist auf drei Jahre angelegt. Seit 2020 schüttet die Schöller -Stiftung im Rahmen von STAY jedes Jahr insgesamt 75.000 Euro aus. Neben Voll- und Teilstipendien für Studierende an der PMU werden auch Lehrende finanziell dabei unterstützt, einen Master of Medical Education zu absolvieren oder sich für eine bestimmte Zeit einem zukunftsorientierten medizinischen Forschungsthema zuzuwenden. 26

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„Der Mensch stand für Theo Schöller, den Gründer der SchöllerStiftungen immer im Vordergrund. Diesen Gedanken möchten wir als Stiftung mit der Förderung der Ärzteausbildung an der PMU weitertragen. Mit der Unterstützung der Studierenden wie Lehrenden wollen wir einen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitsversorgung leisten“, begründet Vorstand Rainer Hattenberger das Engagement der Theo und Friedl Schöller-Stiftung. Das Klinikum Nürnberg und die PMU freuen sich über das große Engagement für den Ärztenachwuchs. Wir sagen Danke.


Das Klinikum Nürnberg freut sich über Unterstützer

So können Sie sich engagieren Bürgerschaftliches Engagement ist nicht nur in der Not ein wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft. Mit Zuwendungen von Privatpersonen und Unternehmen in Form von Zeit oder finanziellen Mitteln kann die Lebensqualität aller verbessert werden. So auch im Klinikum Nürnberg. (dsch) Foto: istock

Das KlinikumMagazin berichtet regelmäßig über Spenden und Förderungen, denn dank dieser setzt das Klinikum Nürnberg Vorhaben um, die den Patientinnen und Patienten Aufenthalt und Behandlung angenehmer gestalten, z.B. durch zusätzliche Ausstattung oder Projekte, die über die reguläre Krankenhausfinanzierung nicht möglich wären. Dies sind Investitionen in das Gemeinwohl, ein Plus über die Standardversorgung hinaus, die allen zugutekommt. Dabei gibt es viele Unterstützungsmöglichkeiten: Ob man im Rahmen eines Geburtstages oder Jubiläums Spenden statt Geschenke sammelt, mit Freunden und Verwandten eigene Spendenaktionen als Flohmarkt oder Event startet oder als Familie nach dem Tod eines geliebten Menschen in dessen Andenken Gutes tun möchte und um eine Kondolenzspende bittet – mit diesen oder ähnlichen Aktionen lässt sich der Einsatz vor Ort stärken. Manche Menschen zeigen sich für ihr erfülltes Leben dankbar, indem sie über eine Erbschaft, eine Zustiftung oder ein Vermächtnis die Medizin am Klinikum Nürnberg nachhaltig fördern. Auch Unternehmen möchten Gutes tun und nehmen ihre soziale Verantwortung z.B. über Förderung der Lehre und Forschung wahr. Eins haben diese Handlungen gemeinsam: Sie stärken die Gesundheit unserer Region, für die Menschen unserer Stadt! Und das ist nicht nur vorbildlich, sondern auch sehr hilfreich. Denn so gestalten viele mit ihrem Engagement die Medizin am Klinikum Nürnberg mit.

Mehr Informationen unter www.klinikum-nuernberg.de/ spenden oder einfach QR Code scannen:

spenden@klinikum-nuernberg.de 0911 - 398 7338 Sie möchten sofort spenden? Unser Spendenkonto bei der Sparkasse Nürnberg Klinikum Nürnberg Verwendungszweck „Spende“ IBAN: DE88 7605 0101 0013 3333 31

Herzlichen Dank auch im Namen unserer Patientinnen und Patienten! Gesundheit und Leben

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Foto: Giulia Lannicelli

Klinikum Nürnberg und TH Nürnberg gründen Nürnberg School of Health

Zwei starke Partner bündeln ihre Expertise

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Rund 1.200 Einzelzuschauer verfolgten im Internet, wie Ministerpräsident Dr. Markus Söder gemeinsam mit TH-Präsident Prof. Dr. Niels Oberbeck, Klinikum-Vorstand Prof. Dr. med. Achim Jockwig und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König offiziell die Nürnberg School of Health gründete. Dabei wurde symbolisch ein Hörsaalschild mit dem Namen der Hebamme Justine Siegemund (1636-1705) enthüllt, das zugleich einen Ausblick auf das initiale Studienangebot der neuen Hochschuleinrichtung gibt: Zum kommenden Wintersemester starten die Bachelorstudiengänge „Hebammenwissenschaft“ und „Digitales Gesundheitsmanagement“.

Heimat der Hightech Medizin

An der Nürnberg School of Health, die das Klinikum Nürnberg mit Blick auf die Wandlungen im Gesundheitswesen initiiert hat, werden künftig Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Weiterbildungen angeboten, in denen Theorie und praktische Ausbildung eng verzahnt sind. TH Nürnberg und Klinikum Nürnberg bieten dabei die ideale Verbindung von akademischer Ausbildung und Anwendungskompetenz, Studierende lernen von Beginn an interdisziplinäres und interprofessionelles Handeln. Grundlage bildet dabei stets die ethische Bewertung des Zusammenwirkens von Mensch und Technik, wobei auch mögliche Wertekonflikte thematisiert werden, die beispielsweise beim Einsatz von künstlicher Intelligenz entstehen können.

Nürnberg School of Health Die neue Hochschul-Einrichtung ist ein Kooperationsprojekt der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und des Klinikums Nürnberg. Hier entstehen Bildungsangebote für neue Berufsbilder. Zum Wintersemester 2021/2022 starten die Bachelorstudiengänge „Hebammenwissenschaft“ und „Digitales Gesundheitsmanagement“. www.th-nuernberg.de/fakultaeten/soh Link zum Livestream des Gründungsfestakts: https://www.youtube.com/THNuernberg

Foto: Giulia Lannicelli

Ministerpräsident Dr. Markus Söder wünschte dem Kooperationsprojekt der TH Nürnberg und des Klinikums Nürnberg einen guten Start: „Nürnberg ist Heimat der Hightech Medizin. Mit der Nürnberg School of Health bekommt das Medical Valley der Metropolregion einen weiteren Leuchtturm. Die Corona-Pandemie hat uns gelehrt, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem für unsere Gesellschaft ist. Mit den neuen Studiengängen ‚Digitales Gesundheitsmanagement‘ und ‚Hebammenwissenschaft‘ schaffen

wir ein wegweisendes Angebot, das HighTech und HighCare miteinander vereint.“

Foto: Giulia Lannicelli

Das Klinikum Nürnberg und die TH Nürnberg haben am 23. April nach rund dreijähriger, intensiver Vorarbeit die Gründung der Nürnberg School of Health besiegelt. Mit dabei: Ministerpräsident Dr. Markus Söder, die Staatsminister Klaus Holetschek und Bernd Sibler, Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König – sowie digitale Gäste beim Live-Stream auf Youtube. (jup)

Arbeiten und Lernen

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Wechsel an der Spitze der PMU

Praxisnah studieren Das Klinikum Nürnberg ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland und zugleich ein ungewöhnlich breit aufgestellter Aus- und Weiterbildungsbetrieb. Seit 2014 hat es sogar eine eigene Uni: die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU). Hier werden jedes Jahr 50 Ärztinnen und Ärzte ausgebildet – mit engem Bezug zur Praxis in den Kliniken. Warum das ein Vorteil für die Patientinnen und Patienten ist, das erklären der neue Vize-Rektor Univ.-Prof. Dr. med. Theodor Fischlein und der Vize-Kanzler Dr. Stephan Kolb im Interview. (jup) Prof. Fischlein, Sie sind seit ein paar Wochen neuer VizeRektor der PMU. Was bedeutet das für Sie und welche Schwerpunkte möchten Sie langfristig setzen?

Fischlein: „Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben und die Chance, die Zukunft der PMU aktiv mitzugestalten. Mein Ziel ist es, die Vernetzung mit dem Hauptstandort Salzburg weiter zu vertiefen und unsere wissenschaftlichen

Vize-Kanzler Dr. med. Stephan Kolb

Foto: Rudi Ott

Foto: Rudi Ott

Vize-Rektor Univ.-Prof. Dr. med. Theodor Fischlein

­ rojekte auszubauen. Außerdem möchte P ich dazu beitragen, dass die Studierenden hier erfolgreich studieren können. Von den ersten Abschlussjahrgängen sind 40 bis 50 Prozent dem Klinikum treu geblieben – das soll auch so bleiben.“

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Was macht in Ihren Augen den PMU-Standort Nürnberg aus? Warum sollen junge Menschen hier Humanmedizin studieren? Fischlein: „Anders als an großen Universitäten lernen die Studierenden bei uns in kleinen Gruppen – 50 pro Jahrgang. Zudem wachsen sie von Beginn an in den Klinikalltag hinein, trainieren quasi jeden Tag für den Einsatz im wahren Leben. Durch den hohen Praxisbezug sind sie eine große Bereicherung für das Team des Klinikums. Haben Sie den Abschluss in der Tasche, sind sie in Theorie und Praxis hervorragend ausgebildete, junge Ärztinnen und Ärzte. Das wissen auch unsere Patientinnen und Patienten zu schätzen!“

Werden Sie ein strenger Vize-Rektor sein? Fischlein: „Meine Tür steht immer offen. Ich möchte sowohl meinen Kolleginnen und Kollegen als auch den Studierenden das Gefühl geben, bei Fragen und Problemen für Sie da zu sein.“

man an neuen Medikamenten, Diagnose- oder Therapieverfahren forscht, hat man dabei stets den Nutzen für die Patienten im Blick – z. B. im Bereich der Onkologie tut sich da in Nürnberg einiges. Hier ist das Klinikum schon seit Jahrzehnten ganz vorne mit dabei. Und auch die Grundlagenforschung der Anatomie und Physiologie ist letztlich auf die künftige Verbesserung von Therapien ausgerichtet. Ebenso werden neue chirurgische Techniken angewendet und ständig evaluiert. Wenn sich zeigt, dass diese für die Patienten vorteilhaft sind, werden sie in das klinische Behandlungsprofil übernommen.“ Kolb: „Dazu kommt die Lehre der Studierenden. Auch wenn es merkwürdig klingt: Auch sie wirkt sich positiv auf die Versorgung aus. Wer das eigene Wissen und die eigene Erfahrung an Studierende weitergibt, muss immer auf dem neuesten Stand sein und sein eigenes Handeln kritisch hinterfragen.

Das ­erhöht automatisch auch die Qualität der Patientenversorgung.“

An Anfang gab es ja einigen Wirbel um den Start der Uni am Klinikum. Hat sich das inzwischen gelegt? Kolb: „Das war 2014 nicht gänzlich überraschend. Nur über die Stärke des Gegenwinds haben wir uns damals gewundert. Offensichtlich hat man uns von Anfang an sehr ernst genommen und das spricht letztlich nur für uns. Heute, sieben Jahren später, sehen alle: Unsere zwei ersten Jahrgänge sind gut durch die Examen gekommen. Viele von ihnen arbeiten heute in bayerischen Krankenhäusern, nicht nur hier im Klinikum. Wir leisten also unseren Beitrag für einen gut qualifizierten ärztlichen Nachwuchs. Dagegen kann man wenig haben, und das merken wir. Auch der Freistaat sieht dies und bestärkt uns in der Ärzteausbildung am Klinikum!“.

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg (PMU) Kolb: „Prof. Fischlein verkörpert das, wofür die PMU steht: Er ist Arzt und Chirurg aus Leidenschaft und Forscher mit Leib und Seele. Er kennt den internationalen Universitätsbetrieb und weiß vor allem, wie man wissenschaftliche Kooperationen anbahnt. Wir freuen uns darauf, jetzt mit ihm ein neues Kapitel aufzuschlagen.“

Was haben überhaupt die Patienten des Klinikums von der PMU Nürnberg? Fischlein: „Unsere universitären Forschungsprojekte orientieren sich immer am Bedarf der Versorgung. Wenn

Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) bietet am Standort Nürnberg ein patienten- und forschungsorientiertes Studium der Humanmedizin an. Der Campus befindet sich auf dem Gelände des Klinikums Nürnberg. Jedes Jahr werden 50 Studienplätze angeboten. Die Studierenden werden nach einem speziellen Aufnahmeverfahren ausgewählt. Die PMU Nürnberg kooperiert mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland und bietet auch ein internationales Doktoratsstudium Medical Science (Ph.D.) an. www,pmu-nuernberg.de Imagefilm „Unser Weg zur Spitzenmedizin“ https://youtu.be/kjlAe9mSMwU

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Foto: Isabel Krieger

Integration ausländischer Fachkräfte

Besser geht´s im Tandem Neu in einem fremden Land und in einer neuen Arbeitswelt: Für die gut 80 Pflegekräfte, die seit 2019 aus aller Welt als Mitarbeitende ins Klinikum Nürnberg gekommen sind, bedeutete dies den Start in ein ganz neues Leben. Dass dieser geglückt ist, liegt an einem umfassenden Mentoring-Programm. (ik)

Neun Monate waren Elona Rusta aus Albanien und Gesundheits- und Krankenpfleger Jens Wentzel von der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie, am Klinikum Nord im Dienst ein Tandem. Mittlerweile arbeitet Elona Rusta selbstständig. Doch Jens Wentzel ist stets da, wenn die 31-Jährige Rat braucht.

„Es ist viel Aufwand, aber es lohnt sich“, darin sind sich Nadine Heym und Andrea Nätscher, die Pflegerischen Koordinatorinnen des Klinikums Nürnberg einig. Gemeinsam mit den Pflegedienst- und Stationsleitungen überlegten sie, als die ersten Fachkräfte aus dem internationalen Ausland ans Klinikum Nürnberg kamen, wie deren Start fachlich und persönlich gelingen kann.

Denn nicht nur die Sprache erwies sich als Barriere. Sondern auch der unterschiedliche Ausbildungsstand. „In vielen Ländern ist der Begriff der Pflege ein ganz anderer“, schildert Stationsleiter Michael Kirkovits von der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie, am Klinikum Nord die Erfahrungen. So habe sich gezeigt, dass in Ländern wie etwa Albanien oder Aserbaidschan der pflegerische Ansatz viel medizinischer und weniger am Patienten orientiert sei. „Obwohl alle bereits qualifizierte Fachkräfte sind, mussten wir in diesem Bereich fast von vorne mit der Ausbildung beginnen“. Auch der Umgang mit dem Thema Dokumentation sei eine Hürde gewesen. „Da mussten unsere Mentoren ganz viel erklären“.

„Es war klar, dass wir mit Menschen aus so vielen unterschiedlichen Kulturkreisen mit herkömmlichen Einarbeitungskonzepten und Handlungsempfehlungen nicht weit kommen würden“, sagt Andrea Nätscher. „Wichtig war uns, neben der fachlichen Anleitung, eine Willkommenskultur zu schaffen, die auch die persönliche Integration der neuen Mitarbeiter in die Pflegeteams und in unsere Kultur ermöglicht“, betont Nadine Heym. Deshalb wurden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erstmal ganz langsam eingearbeitet. „Wir haben für Jede und Jeden einen passende Mentor aus unserer Abteilung gesucht, der mit ihnen im Tandem gearbeitet hat “, sagt Doreen Müller, Stationsleiterin an der Klinik für Frauenheilkunde am Standort Klinikum Nord. Zusammen absolvierten die erfahrenen Pflegefachkräfte und die Neuen die Dienste. „Es dauerte im Schnitt neun Monate, bis sie alleine eingesetzt werden konnten“, resümiert Müller. 32

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Ulrike Müller, pflegerische Stationsleitung auf der Intensivüberwachung und Neonatologie am Standort Süd wiederum, wo Frühgeborene versorgt werden, vermittelte ihren acht neuen Mitarbeiterinnen aus dem internationalen Ausland erstmal Verständnis für die ganz besondere Situation auf dieser Station. „Unsere Aufgabe ist es, neben der Pflege der Frühgeborenen, auch die Eltern aufzufangen, die in dieser Situation viel Verständnis und Rückhalt brauchen“, sagt Müller. Persönlich hätten sich die neuen Mitarbeiterinnen, sie stammen in ihrer Abteilung aus Albanien, Serbien und Indien, hingegen rasch integriert. „Sie sind alle sehr motiviert“.


Darüber hinaus entstand als Begegnungsstätte das „Cafe International“ mit Standorten am Klinikum Süd und Nord. Dort gab es viel Austausch. „Wir haben beispielsweise Sprichwörter besprochen oder die unterschiedliche Gestik in den verschiedenen Kulturen diskutiert. Das war für uns alle eine Bereicherung“, sagt Initiatorin Katrin Löschel, Krankenschwester an der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Nephrologie und Hypertensiologie am Standort Süd. Leider mussten ab März 2020 wegen der Corona-Pandemie die meisten Veranstaltungen abgesagt werden. „Das war wahnsinnig schade“, bedauert Löschel. Immerhin lädt das Cafe International alle 14 Tage zum gemeinsamen ActivitySpiel ein, natürlich mit Abstand und Hygienekonzept. „Das kommt richtig gut an.“

Stationen regelmäßige Reflexionsgespräche. „Die Integration der Fachkräfte aus dem Ausland verlangt den PflegeTeams viel ab“, wissen Nadine Heym und Andrea Nätscher, „wir sind stolz darauf, wie gut sie das stemmen“. Die beiden Pflegerischen Koordinatorinnen wollen sobald als möglich ein Modulhandbuch auf den Weg bringen, das die Erfahrungen aus einem Jahr Integrationsarbeit bündelt und samt Handlungsempfehlungen allen Kliniken, die am Klinikum Nürnberg Pflegekräfte aus dem Ausland einsetzen, zur Verfügung stellen.

Gar nicht so leicht zu lösen sind die Aufgaben, die beim Gesellschaftsspiel Activity an die Teilnehmer gestellt werden. Im Cafe International im Klinikum Süd wird da die Welt schon oft mit Händen und Füßen erklärt. Foto: Isabel Krieger

Als guter Weg, um in den Teams Verständnis für einander zu schaffen, erwiesen sich gemeinsame Aktionen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich auch persönlich sehr für die neuen Kolleginnen und Kollegen engagiert, ihnen beispielsweise Nürnberg gezeigt“, erzählen Andrea Nätscher und Nadine Heym.

Damit auch die Mentorinnen und Mentoren mit ihrer besonderen Aufgabe nicht allein bleiben, gibt es zudem auf allen

Foto: Isabel Krieger

Reden, erklären, zuhören: Doreen Müller (re.), Stationsleiterin an der Frauenklinik am Standort Nord und Mentorin Shamsiyya Isgandarli (2.v.re) mit ihren Mitarbeiterinnen aus Indien, Aserbaidschan und den Philippinen.

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Foto: Julia Peter

Steckbrief   Name: Nedat Mitevski  Geburtsort: Bamberg   Geburtstag: 22.11.1982   Werdegang: Schule, Frisör, Marketing-Profi, Flugbegleiter, Pflege-Azubi   Wohnorte: Bamberg, Stuttgart, Hamburg, Berlin, Nürnberg   Hobbies: alles, was man draußen machen kann

Nürnberger Azubi mischt in Pflegekampagne des Bundesministeriums mit

„Mach Karriere als Mensch“ Er heißt Nedat Mitevski, ist 38 Jahre alt, war zuletzt Flugbegleiter und hat sich jetzt in ein neues Leben gestürzt. Seit September 2020 macht der gebürtige Bamberger am Centrum für Pflegeberufe (cfp) eine Ausbildung zum Pflegefachmann. Weil er wieder einen Job machen wollte, bei dem er was mit Menschen zu tun hat, wie er sagt. Eine Entscheidung, die er nicht bereut. (jup) Das Wort „Pflexit“ ist in aller Munde – Nedat Mitevski kann das nicht verstehen. Für ihn ist der Pflegeberuf nicht nur ein neuer Job nach coronabedingter Arbeitslosigkeit, sondern eine Berufung. Kein Wunder also, dass das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) genau ihn für die neue Kampagne unter dem Motto „Mach Karriere als Mensch – Umschulung zur Pflegefachkraft“ ausgewählt hat. Neben zwei Schülerinnen aus Chemnitz und Ellwangen ist der Nürnberger Azubi ab Mitte Mai in einem Werbefilm zu sehen. Der Film wurde im März gedreht 34

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und soll unterschiedliche Facetten aus dem Arbeitsalltag von drei Menschen zeigen, die in die Pflege gewechselt sind. Zu sehen gibt es alles im Internet unter www.pflegeausbildung.net sowie auf YouTube, Facebook und Instagram. Außerdem wird der Film auf Veranstaltungen des Bundesministeriums sowie für die Arbeit des „Beratungsteams Pflegeausbildung“ genutzt. Wir haben Nedat Mitevski gefragt, warum er in die Pflege gewechselt ist, wie es zu der Kampagne gekommen ist und welche Tipps er Gleichgesinnten mit auf den Weg gibt.

Wie kam es zu der Idee, in die Pflege umzuschulen? Und warum haben Sie sich für das cfp entschieden? Nedat Mitevski: „Ich habe schon viele Dinge gemacht - nach der Schule eine Frisör-Lehre, dann habe ich im Marketing gearbeitet und bin schließlich Flugbegleiter geworden. Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten, das liegt mir einfach. Letztes Jahr im März dann der Schock – die Fluggesellschaft war Geschichte, und ich musste mir was Neues überlegen. Es sollte wieder was mit Menschen sein. So bin ich auf die


Foto: Julia Peter

Foto: Julia Peter Foto: Julia Peter

Interessiert an einer Ausbildung? Unter cfp-nuernberg.com gibt es alles Wissenswerte.

Pflege gekommen. Für Nürnberg habe ich mich entschieden, da ich aus Bamberg bin und so meine Familie in der Nähe habe.

Können Sie verstehen, dass Kolleginnen und Kollegen erwägen, den Pflegeberuf an den Nagel zu hängen?

Was macht für Sie den Pflegeberuf aus? Was ist für Sie ein guter Pflegemoment? Nedat Mitevski: „Ich bin ein ausgesprochener Service-Mensch. Es ist für mich ein gutes Gefühl, anderen Menschen helfen zu können, sie sogar zum Lachen zu bringen. Ein guter Pflegemoment ist für mich, jemandem das Leben ein kleines bisschen schöner zu machen.“

Nedat Mitevski: „Ja und nein. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es an vielen Stellen Handlungsbedarf gibt. In der ersten Welle wurde für uns geklatscht, das ist inzwischen vorbei. Wir sind in der dritten Welle und weiter stark gefordert – das ist ein echter Knochenjob. Auf der anderen Seite weiß ich auch, wie es ist, in einer Branche zu arbeiten, die nicht so krisensicher ist wie die Pflege.“

Ergänzen Sie den Satz: Pflege ist für mich ein Traumberuf, weil…

Sie gehören sicher zu den älteren Azubis am cfp. Fällt Ihnen das Lernen leicht?

Nedat Mitevksi: „… Pflege ehrlich ist, vielseitig und anspruchsvoll.“

Nedat Mitevski: „Ja, ich bin kein ganz junger Hüpfer, aber auch nicht der

­ lteste. Dafür bin ich gleich KlassenÄ sprecher geworden. Ich muss mich beim Lernen schon reinknien, aber es macht mir Spaß. Und wir haben einen tollen Zusammenhalt in der Klasse.“

Und warum die Teilnahme an der Kampagne des Ministeriums? Ihr Gesicht geht jetzt viral… Nedat Mitevski: „Das kam ganz plötzlich. Die Schule hat eine Rundmail geschrieben, es wurden Umschüler in die Pflege gesucht – und das war genau meine Geschichte. Ich habe zu Hause ein Video aufgenommen, eingeschickt – und schon war ich dabei. Es geht da aber weniger um mich. Ich wollte die Chance nutzen und anderen Menschen, die sich zurzeit um ihre berufliche Existenz sorgen, zeigen: Corona ist nicht das Ende, es gibt immer einen Weg.“ Arbeiten und Lernen

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Foto: istock

Positiv durch die Krise

Mitarbeiter-Umfrage

Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

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Kathrin Kaiser, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wund- und Stomatherapie // Ich habe neue Kochrezepte ausprobiert und leckere Rezepte mit meiner Familie und Freunden ausgetauscht. Außerdem möchte ich ein Fotoalbum mit den „Best of“ Fotos aus der Schulzeit meiner Kinder machen und es ihnen zum Geburtstag schenken.

Tizian Kern, Mitarbeiter, Patiententransportdienst // Am Anfang habe auch ich mich über die Beschränkungen und Verbote geärgert. ich habe mir Zeit für mich selbst genommen und realisiert, dass ich eigentlich sehr zufrieden bin mit dem was ich habe. Außerdem habe ich angefangen viel Sport zu machen.

Dr. med. Ulrike Janka, Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie // Ich liebe die Musik und aus diesem Grund habe ich die Freizeit genutzt, um wieder Geige zu spielen. Außerdem habe ich angefangen Yoga zu machen. Den Schnee habe ich zum Skilanglaufen genutzt.

Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

Foto: Klinikum Nürnberg

Seit einem Jahr hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff. Unsere gewohnte Freizeit­ gestaltung wird durch Gesetze und Verordnungen stark eingeschränkt. Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt, wie sie ihre Freizeit genutzt haben. (yr)

Dr. med. Michael Schrey, Komm. ltd. Oberarzt, Klinik für Neuro­ chirurgie // Am Anfang habe ich mich am Sauerteig ausprobiert. Mittlerweile backe ich Brot. Somit spare ich mir den Weg zum Bäcker und meine Familie ist begeistert. Außerdem haben wir angefangen mit der ganzen Familie Gesellschaftsspiele zu spielen.

Sabine Lechner, Hygienefachkraft, Institut für Klinikhygiene, ­Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie // Ich unterstütze meine Kinder bei den Hausaufgaben und dabei wiederhole ich auch zum Beispiel englische Vokabeln. Außerdem schickt die Schule verschiedene Videos und Bilder mit Sportübungen, die wir alle zusammen nachmachen.

Christopher Greene // Die Freizeit nutze ich sehr sinnvoll, ich verbringe nämlich viel Zeit mit meiner kleinen Tochter. Sie liebt es, wenn wir miteinander spielen. Sie verkleidet sich immer als Prinzessin und ich bin meistens der Hofnarr.


Hochkarätige Referentenrunde erörtert den Stellenwert der Pflege

cekib Forum 2021 Nie zuvor haben die Pflegenden und ihre Leistungen so im Blickpunkt unserer Gesellschaft gestanden wie in der Zeit der COVID-19-Pandemie. (jup) Es kam zu Beifallsbekundungen und zu Sonderzahlungen. Gleichzeitig ging die Zahl der Beschäftigten in der Pflege in Deutschland zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 um mehr als 9.000 zurück. Diese Entwicklungen sind Thema beim diesjährigen cekib Forum, das online per Zoom stattfinden wird. Zielgruppe sind Pflegefachkräfte und Beschäftigte im Gesundheitswesen – anmelden können sich aber auch alle anderen Interessierten. Welche Bedeutung hat die Pflege für die Gesundheitsversorgung der Gesellschaft, welche Herausforderungen muss sie nicht nur während der Pandemie im Intensivbereich und in der Geriatrie leisten? Und welchen Sinn hat die Pflege in der Ökonomisierung der Gesundheit? Um Fragen wie diese geht es bei der Veranstaltung am 24. Juni 2021.

Foto: istock

Das Centrum für Kommunikation, Information und Bildung, kurz cekib, am Klinikum Nürnberg unter Leitung von Jitka Schwandt hat namhafte Referentinnen und Referenten gewinnen können. So sind mit Andreas Westerfellhaus, dem Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, und Prof. Dr. med. Christel Bienstein, der Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, zwei Vertreter der Gesundheitspolitik dabei. Ein Experte auf dem Gebiet der Medizinethik ist Prof. Dr. med. Giovanni Maio von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zusätzlich ergänzen mit Thilo Rothfuß, Pflegewissenschaftler M.Sc., und Andrea Nätscher, Krankenschwester, Diplom-Kauffrau und Pflegedienstleitung, hoch qualifizierte Fachkräfte des Klinikums Nürnberg die Expertenrunde.

cekib Forum 2021 „Pflege in unserer Gesellschaft – nur Beifall oder NOTwendige Neuausrichtung?“ 24. Juni 2021 | 09:00-15:30 Uhr | Zoom-Meeting Teilnahmegebühr: 65 Euro Infos und Anmeldung: www.cekib.de Kontakt: Bildungssekretariat Telefon: 0911 - 398 2998 cekib@klinikum-nuernberg.de

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Rezepte

Rezeptideen rund um den Spargel Wir wünschenit! Fränkischer Spargelsalat (für 5 Portionen) Spargel: 1,5 Kg Frischer Spargel 15 g Salz 30 g Zucker Wasser

Dressing: 20 ml Pflanzenöl 50 ml Weißweinessig 0,6 L Spargelfond 150 g Rote Zwiebeln

 Mal anders: Statt Schnittlauchröllchen klein geschnittene Radieschen oder gekochte gehackte Eier verwenden. Auch etwas weißer Balsamico anstatt Weißweinessig und

et p p A g ut e n

Salz Pfeffer Zucker Frischer Schnittlauch

gehackte Walnüsse anstatt Zwiebeln, passen hervorragend als Geschmacks Komponente zu allen Fleisch- und Fischgerichten.

Foto: istock

Frischen Spargel schälen, Spargelschalen anschließend Waschen Rote Zwiebel für das Spargeldressing schälen und in feine Würfel schneiden. Die übrigen Zutaten für das Spargeldressing außer den Spargelfond in eine Rührschüssel geben. Wasser, Salz und Zucker mit den Spargelschalen kurz zum Kochen bringen. Spargelschalen entnehmen und die geschälten Spargelstangen in den Fond einlegen, unter kleiner Hitze ca. 10-12 min weiterkochen. Die noch etwas bissfesten Spargelstangen herausnehmen und in eine/n eckigen ca. 8 cm hohen Keramikschale/Behälter legen Das bereits vorbereitete Dressing mit 0,6 Liter heißen Spargelfond auffüllen und gegebenfalls noch etwas nachwürzen. as noch gut heiße gewürzte Dressing leicht D über die gekochten Spargelstangen gießen Den Spargelsalat kaltstellen und mit reichlich frischen Schnittlauch bestreuen. Zu Fleischgerichten, Fischgerichten, oder als Vorspeisengericht mit Holzofenbrot servieren. 38

Wir in Franken


Gebackenes Schweineschnitzel mit Spargelragout (für 5 Portionen) Frischer Spargel: 400 g weißer Spargel geschält 25 g Butter 20 g Salz 20 g Zucker Wasser, Zitronensaft

Gebackenes Schweineschnitzel: 5 Stück Schweinerückenschnitzel 120 g Mehl 2 Stück Eier 120 g Semmelbrösel Pfeffer, Salz, Paprika

 Mal anders: Statt eines panierten Schweineschnitzel zum Beispiel ein Putensteak oder ein Zanderfilet mit dem frischen

Wasser mit übrigen Zutaten zum Kochen bringen. Den geschälten Spargel einlegen und unter kleiner Hitze ca. 10 min kochen.

Foto: istock

en noch etwas bissfesten Spargel herausnehmen und D ca. 20 min. kühl stellen. Anschließend in ca. 2 cm große Stücke schneiden und beiseite stellen.

Spargelragout: 2 Stück Tomaten 80 g geschnittene Frühlingszwiebeln 150 g geriebener Edamer Käse 0,2 L Hollandaise

Spargel­ragout überbacken. Feine Kräuter wie Liebstöckel und Estragon passen sehr gut zu frischem Spargel.

Anschließend die geschnittenen Spargelstücke unter die bereits vorbereitete Masse unterheben und kalt stellen. ie Schweinerückenschnitzel leicht plattieren, würzen D und klassisch panieren. Anschließend bei mittlerer Hitze in feinen Butterschmalz rausbacken.

Die Tomaten waschen und ohne Grün in 1 x 1 cm große Stücke schneiden. Die Frühlingszwiebeln waschen und in kleine Stücke schneiden.

Die gebackenen Schnitzel einzeln auf eine feuerfeste Platte geben, mit dem Spargelragout bedecken und bei 140 C ca. 15 Minuten im Ofen überbacken. Das Spargelragout sollte leicht gebräunt sein .

Tomatenwürfel, Hollandaise, Frühlingszwiebeln und geriebenen Käse in einer Schüssel vermengen und würzen.

Auf Teller anrichten und gegeben falls mit etwas Schnittlauchröllchen oder gehackter Blattpetersilie bestreuen.

Spargel Frischetest Etwas mit dem Daumen auf das Spargelende drücken „Sobald Spargelsaft austritt ist er topfrisch“

Wir in Franken

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Kräuterexpertin und Krankenschwester Brigitte Addington über

Raubtierzähne zum Entschlacken Der Löwenzahn (Taraxacum officinalis) verdankt seinen ­Namen den gezähnten Blättern und seiner Löwenmähne. Er wird auch oft Butterblume genannt, da früher die Butter die goldgelbe Farbe der Löwenzahnblüten hatte, hervorgerufen durch das Fressen der Kühe der frischen Pflanze auf der Wiese. Die Franzosen nennen ihn Pissenlit, was auf seine harntreibende Wirkung hinweist.

Die Blätter sind verwendbar für Salate, die Blütenknospen lassen sich als Kapern zubereiten. Die Blüten selbst sind eine prima Grundlage für Gelee, Honig und Sirup sowie zur Dekoration zum Beispiel von Käsekuchen. Auch die Wurzeln lassen sich verarbeiten zu Löwenzahnkaffee und Wurzelschnaps. Und auf der emotionalen Ebene? Die Pusteblume hebt uns aus der Schwere des Winters heraus – genau das Richtige nach einer langen Periode von Kälte und Schnee.

Foto: Brigitte Addington

Er ist eine der anpassungsfähigsten und vitalsten Pflanzen auf der ganzen Welt. Die Blütenkörbchen öffnen sich nur an hellen Tagen, bei trübem Wetter bleiben sie geschlossen. Er enthält Bitterstoffe, ideal zum Entschlacken für die Frühjahrskur und Cholin, das positiv auf Leber und Galle wirkt, sowie die Vitamine A, B, D,E,K und viel kostenloses Vitamin C aus der Natur.

Damit ist der Löwenzahn wertvoller als jede Vitamintablette. Bestandteil der Pflanze ist aber auch der Ballaststoff Inulin, der die Bauchspeicheldrüse anregt und somit erhöhten Blutzucker reguliert – hilfreich für Diabetiker.

Brigitte Addington Zertifizierte Heil- und Wildkräuterexpertin / Fachkrankenschwester Kommunikationszentrum für Kräuterkundige weltweit

Foto: Brigitte Addington

www.sonnetra.de

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Wir in Franken


Foto: Julia Peter

Foto: Julia Peter

Foto: Julia Peter

Die Frauenkirche und ein Grenzstein bei Erlenstegen

Meine Lieblingsorte

Ich kann mich nicht entscheiden, deshalb sage ich: Es gibt für mich zwei Lieblingsorte in Nürnberg. Erstens: die Frauenkirche am Hauptmarkt. Nicht, weil hier jedes Jahr das Christkind seinen berühmten Monolog hält. Ich mag die Frauenkirche, weil sie tschechische Wurzeln hat. Karl IV., geboren als Wenzel in Prag, ließ den Bau der Kirche genehmigen. Er ist übrigens auch beim täglichen Männleinlaufen dabei. Im Inneren, entlang der Chorwände sind gleich zwei böhmische Heilige verewigt: der heilige Wenzel, unser Nationalheiliger, sowie seine Großmutter, die heilige Ludmilla.

Auf der Tafel daneben ist zu lesen, dass die Säule in Erinnerung an den Grenzstein nach Neuböhmen errichtet wurde, der dort einmal stand. Denn genau hier verlief im 15. Jahrhundert an der Goldenen Straße nach Prag die Grenze zu Neuböhmen. Sprich: Hier endete Nürnberg, hier begann Neuböhmen - und hier hatten wir einen richtig schönen Tag. Petr Pelikan arbeitet am Institut für Pathologie des Klinikums Nürnberg Foto: Julia Peter

Ich lebe seit 1993 in Nürnberg, arbeite seit 1998 im Institut für Pathologie am Klinikum Nürnberg und fühle mich mit meiner Familie in Franken inzwischen zu Hause. Die Stadt macht es mir als gebürtigem Tschechen aber auch leicht – es gibt viele Ecken, an denen ich die enge Verbindung von Franken und meiner böhmischen Heimat entdecken kann. Das macht mir Freude, denn Geschichte ist neben Tennis mein größtes Hobby.

Mein zweiter Lieblingsort ist kein touristisches Highlight, sondern eher eine Kuriosität. Dazu gibt es auch eine Geschichte. Ich hatte Besuch, und wir wollten etwas unternehmen. Ich schlug vor: „Lasst uns doch nach Böhmen fahren.“ Sie staunten: „Ist das nicht ein bisschen weit?“ Keineswegs, so meine Antwort. Denn wir mussten nur nach Erlenstegen. Am Ende der Erlenstegenstraße, kurz vor dem Wasserwerk, steht stadtauswärts auf der rechten Seite eine Bildstock-Martersäule. Wir in Franken

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Knobeleien für Groß und Klein 1

Antrieb, Anstoß

2

Erwerb von Waren

3

Sportplatzaufsicht

4

Fernsprecher

5

Möbelstück, das dem Schlafen oder Liegen dient

6

tück Stoff, das zur Säuberung der S Nase verwendet wird

7

Regelmäßiger Bezug einer Zeitung

8

Stück Stoff, das den Lichteinfall verhindern soll

9

Trainingsgerät beim Kraftsport

10 französisch: Freund 11 Süßgebäck zu Fasching 12 ein Bindewort 13 Handgepäck 14 Gegenteil von aus 15 Fahrkarte für öffentliche Verkehrsmittel

16 Sicherheitshinterlegung beim Wohnungswechsel

17 Gewichtseinheit 18 Kälteprodukt 19 Hauptstadt von Nordirland 20 Wächst auf dem Kopf von Säugetieren 21 Schwarzer Punkt in der Mitte des Auges 22 Erste Frühlingsboten 23 Fischfanggerät 24 Milcherzeugnis 25 Nicht weich

1. Impuls | 2. Kauf | 3. Wart | 4. Telefon | 5. Bett | 6. Taschentuch | 7. Abonnement | 8. Vorhang | 9. Hantel | 10. Ami | 11. Krapfen | 12. und | 13. Tasche 14. An | 15. Ticket | 16. Kaution | 17. Kilo | 18. Eis | 19. Belfast | 20. Haare | 21. Pupille | 22. Schneeglöckchen | 23. Angel 24. Joghurt | 25. Hart Lösungswort: Frühlingsgefühle

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Wir in Franken


Fehlerbild

Fotos: istock

www.raetseldino.de

Im oberen Bild haben sich 10 Fehler ein geschlichen. Vergleiche das Bilde mit dem unteren Originalbild und kreise die Fehler ein

Wir in Franken

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LERNEN SIE UNS KENNEN! ERFAHREN SIE MEHR ÜBER DIE MENSCHEN ABSEITS VON KITTEL, KASAK UND SCHREIBTISCH. Unser Blog life.klinikum-nuernberg.de

That’s LIFE: Mein Leben, eine Stimme

Jasmin Szabo

Rainer Denk, IT-Spezialist, weiß, wie man sie einsetzt: als Schauspieler, Synchronsprecher und jeden Tag im Job im Klinikum Nürnberg.


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