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Zu den Kentauren

Blick auf den einzigen ägäisseitigen Naturhafen am Pilion: Damouchari. Touristisch gut erschlossen, aber von Urlaubermassen verschont.

3200 KM MIT AUTO, FLUGZEUG ODER FÄHRE – KLIPP-MITARBEITER PAUL SCHERÜBEL HAT ALLES PROBIERT

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atürlich kann man sich

Neinfach ins Flugzeug setzen und ein paar Stunden später am Urlaubsort aussteigen. Das geht schnell und ist bequem. Wenn man aber schon die Reise an sich als Teil des Urlaubs empfindet, so hat diese Option eher wenig Lack. Ich für meinen Teil bevorzuge das Automobil.

Der Bestimmungsort

Meine Reise ging nach Griechenland. Um genau zu sein: zum Pilion (oder „Pelion“, beides ist gebräuchlich), einer Halbinsel, die den Pagasäischen Golf umschließt und im Osten des Landes liegt. Auf dem Landweg beträgt die Entfernung 1600 Kilometer, man kann aber auch die Fähre über die Adria nehmen. Ich habe beides ausprobiert. Der Sage zufolge war der Pilion die Heimat der Kentauren, außerdem war die Stadt Volos der Ausgangspunkt für Jasons Suche nach dem Goldenen Vlies.

Venedig–Patras

Das ist die Genießervariante. Man muss zwar erst einmal nach Venedig, aber das ist, wenn man gemächlich fährt und sich zwischendurch beim „Autogrill“ in Italien ein Tässchen Espresso gönnt, leicht in fünf bis sechs Stunden zu bewerkstelligen. Wenn man es eiliger hat, geht es auch in vier. Dort beginnt dann eigentlich schon der entspannte Teil des Urlaubs: Die Überfahrt auf der Fähre. Mit dem Betreten derselben befindet man sich auf griechischem Hoheitsgebiet und fühlt sich, als wäre man schon viel weiter gekommen, als man tatsächlich ist. Also nichts wie schnell einchecken und an der Bar in den Schatten setzen. Dort einen Frappé (einen eiskalten, schaumig gerührten Kaffee) bestellen und aufs Meer gucken. Das kann man sich schon ganz gut gefallen lassen. Die Klimaanlage im Inneren der Fähre ist zwar immer auf Polarnacht eingestellt, aber mit entsprechender Kleidung kann man sich auch mal ins Restaurant wagen, ohne dass einem die Finger blau werden. Manchmal tun einem andere deutschsprachige Mitreisende den Gefallen und lassen jemanden ausrufen. Ich erinnere mich zum Beispiel sehr gerne daran zurück, dass ein gewisser Herr Axel Schweiß mehrfach aufgefordert wurde, sich an der Rezeption einzufinden. Sollte tatsächlich jemand dieses Namens an Bord gewesen sein, hoffe ich, er nimmt es nicht zu schwer. Man kann also schon einmal zwei Tage mit Müßiggang zubringen, bevor man in Patras griechisches Festland betritt. Von dort fährt man dann noch ungefähr 300 km bis ans Ziel. Das sind noch einmal ungefähr sechs Stunden, je nach Fahrweise. Bei dieser Art zu reisen muss man für den einfachen Weg schon einmal drei Tage einplanen. Das nimmt einem natürlich viel Urlaubszeit weg, die einem an der eigentlichen Destination dann fehlt. Eine Seefahrt, die ist lustig, gewiss, aber nach allen Seiten nur das blaue Meer zu sehen wird selbst für Liebhaber schon nach den ersten zehn Stunden etwas eintönig.

Nicht, dass der Herbst nicht auch seine Reize hätte. Bunte Blätter und so. Aber im Sommer am Meer die Seele baumeln lassen und die vom Salzwasser aufgeweichten Lippen mit Retsina* kühlen, das ist doch mal was. Doch das ist jetzt erst mal vorbei, für mich zumindest. Daher will ich rückblickend ein wenig über die Hin- und Rückreise reden.

Steiermark–Pilion

Das ist schon eine andere Sache, so einfach ins Auto, Kilometer um Kilometer um Kilometer über die Autobahn brettern, über Bundesstraßen und durch Ortsgebiete, bis man am Ziel angekommen ist. Das erfordert natürlich ein Gesäß wie Stahl, ausreichend Koffein, regelmäßige Pausen und eine bedarfsgerechte CD-Kollektion. Hier sind Abenteurer gefragt. Nicht, dass ich mich an irgendwelche abenteuerlichen Vorfälle erinnern könnte, aber es geht hier um eine Grundstimmung. Wir waren mit drei Autos unterwegs. Die Route verlief von Österreich über Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien nach Griechenland. Da gibt es natürlich einiges zu sehen, Belgrad zum Beispiel, das mich mit seiner teilweise doch sehr gewagten Architektur wirklich überrascht hat. Serbien und Mazedonien waren, nebenbei bemerkt, die einzigen Länder, die mir und meinen Freunden einen Stempel im Pass gegönnt haben. In beiden Fällen mit kyrillischer Schrift, sehr charmant! Sehr charmant ist auch die Tatsache, dass man, wenn man Serbien in Richtung Kroatien verlässt, durch eine große Tafel in der EU willkommen geheißen wird. Scheinbar sind sich über den Verlauf der EU-Außengrenze nicht alle ganz einig. Der absolute Bonus dieses Reisemodells ist die Zeitersparnis (Ich weiß schon, der Flieger ist noch schneller, aber der ist schon seit den ersten Zeilen aus dem Rennen). Der Weg nach Griechenland kostete uns 18 Stunden, der Weg

zurück 24. Stau in Slowenien, was soll man machen. Ein weiterer Vorteil ist der, dass man den Wechsel der Vegetation und Topografie wunderbar mitverfolgen kann.

Was ist günstiger?

Sehen wir uns die beiden Möglichkeiten einmal genauer an, und zwar jedes Mal die Kosten für Hinund Rückfahrt. Wenn man sich für die Fähre entscheidet, ist der Preis zum einen abhängig davon, wie viele Personen in wie vielen Autos unterwegs sind. Zum anderen davon, wie luxuriös es sein muss. Wenn man so wie ich mit meiner Begleitung zu

zweit in einem Auto fährt, liegt der Preis für die Überfahrt zwischen ca. € 400,– und € 1400,–. Je nachdem, ob es einem komfortabel genug ist, im Schlafsack irgendwo am Boden zu liegen, oder ob man auf eine Kabine (oder gar Luxuskabine) Wert legt. Für die Fahrt durch Italien und Griechenland kann man mit Treibstoffkosten in der Größenordnung von etwas über € 100,– rechnen. Die Maut liegt irgendwo bei € 40,–. Damit belaufen sich die gesamten Reisekosten im günstigsten Fall auf einen Betrag zwischen € 500,– und € 600,–. Wenn man die ganze Strecke mit dem Auto fährt, muss man schon ungefähr € 200,– in Treibstoff investieren. Die Maut beläuft sich auf € 110,–. Das macht also nach Adam Riese so ungefähr € 300,–. Jetzt kann aber noch passieren, dass man seine grüne Versicherungskarte nicht bei sich hat, oder nur eine abgelaufene. So wie ich. Dann steigt der finanzielle Aufwand nämlich gewaltig. In Mazedonien kostet die Versicherung, zu deren Abschluss man an der Grenze verurteilt wird, € 75,–. Die Versicherung in Serbien kostet € 123,–. Somit kann die Autoreise im schlechtesten Fall ungefähr € 500,– kosten. Unplanmäßige Zwischenfälle gehören natürlich dazu, sonst wäre so ein Urlaub ja nur eine halbe Sache. Aber wenn der Beamte an der Grenze die „Green Card“ fordert und man einige Minuten

später in der Versicherungsniederlassung Geld im Wert eines opulenten griechischen Abendessens für fünf Personen inklusive Retsina hinblättert, bereut man es fast ein bisschen, seinen Urlaub nicht doch auf der Alm verbracht zu haben … ❖

Die einzige kurze Schlafpause auf unserer Marathonfahrt von 1600 km gab es erst kurz nach der griechischen Grenze. Zu diesem Zeitpunkt war mein (im Bild Rechts) Urlaubsbudget bereits gekürzt, weil ich keine gültige grüne Versicherungskarte bei mir hatte.

Za h l e n u n d Fa kte n

Reise über Venedig mit Fähre

Dauer: 3 Tage zzgl. Rückweg Kosten: hin und zurück zwischen € 400,– und € 1400,–

Reise nur mit dem Auto

Dauer: 1 Tag zzgl. Rückweg Kosten: hin und zurück ca. € 300,–

Üben und üben auch heute noch: bis zu acht Stunden täglich

SOLO-GEIGER MAXIMILIAN SCHÖNER GASTIERT ERSTMALS IN SEINER GEBURTSSTADT FELDBACH

„ICH WOLLT’ IMMER SCHÖNE TÖNE ERZEUGEN“

Als Bub hat ihn die Musik-Sonntags-Matinee im Fernsehen zutiefst beeindruckt. Und da vor allem das Violin-Spiel. „Von da an wollte ich auch solche schönen Töne erzeugen“, schildert Maximilian Schöner seine wichtigste Kindheitserinnerung. Heute tut er das als anerkannter Solist von Asien bis nach Kuba; kürzlich eingeladen von Bürgermeister Deutschmann, war das der erste Auftritt in seiner Geburtsstadt Feldbach.

er heute 37-JährigeDgab bereits mit 13 Jahren seinen ersten Violin-Abend im Konzerthaus in Wien. „Ich hab’ als 10-Jähriger schon sechs bis acht Stunden geübt und auch heute sind es nicht weniger“, zeigt er, wie hart das Leben eines Solisten ist. „80 bis 90 Auftritte im Jahr fordern einen schon gewaltig“, betont Maximilian Schöner, der als Jugendlicher bei anerkannten Wettbewerben oftmals auf dem Siegerpodest stand und in Wien, Tel Aviv und Moskau studierte. Groß-Events liegen im Trend, daher tun sich reine KonzertVeranstalter schwer. „Dennoch, es geht mir beruflich gut.“ Das Musizieren im Orchester war für ihn eine Qual. „Ich muss meiner Fantasie freien Lauf lassen können“, erklärt der Solist, der kein alltägliches Familienschicksal hat. „Ich bin als Baby von einer Familie adoptiert worden, weil zu Hause schon vier Kinder da waren.“ Erst mit 18 erfuhr er davon. „Und natürlich wusste ich kurzfristig nicht, wohin ich gehöre.“ Seine drei Geschwister aus der Adoptivfamilie wussten von der Adoption, doch sie schwiegen. „Das hat aber unser Verhältnis in keiner Weise getrübt, meine Adoptiveltern sind für mich meine Eltern.“ Im Nachhinein fiel ihm erst auf, dass er der Einzige in der Familie mit musikalischem Talent und Fähigkeiten war. Maximilian Schöner: „Ich hab’ dann auch meine wirklichen Eltern kennen gelernt und mit ihnen auch Kontakt.“ Beim Auftritt in Feldbach am 30. September werden sie allerdings nicht anwesend sein. ❖

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