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Tiere
Wo Fischotter leben, geht es auch den Fischen gut, und wo Otter leben, geht es auch uns Menschen gut. Seine Ausbreitung ist daher erfreulich, auch wenn wir ihn fast nie zu Gesicht bekommen.
LEISER HEIMKEHRER: DER FISCHOTTER
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Bei meinem Dienstantritt am 1. März 2000 als Wildökologe der Steirischen Landesjägerschaft habe ich vor meinem Büro am Murufer in Graz einen Fischotter bestätigen können. Er hatte eine Losung auf einem Stein deponiert. Dies rief große Verwunderung hervor. Schließlich war nicht bekannt, dass hier mitten in Graz Otter leben.
s ist aber auch nicht
Esonderlich verwunderlich, dass Fischotter oft lange unentdeckt bleiben, denn sie führen ein scheues und nächtliches Leben. Nur wer nach Losungen, dem Otterkot, gezielt sucht und ihn von Marder, Igel, Iltis und manch anderem Getier zu unterscheiden weiß, kann sich einen Überblick verschaffen, wo dieser Wassermarder seine Streifzüge macht. Über viele Jahrzehnte war der Fischotter in der Steiermark fast ganz verschwunden. Nun erobert er langsam sein angestammtes Terrain zurück. Man findet ihn nicht nur in der Südoststeiermark, sondern auch an der Enns, im Mürztal und manch anderen Gewässern. Der Fischotter trägt seinen Namen nicht zu Unrecht: Er ernährt sich nämlich hauptsächlich von Fischen und benötigt davon ein knappes Kilo pro Tag. Zu gewissen Jahreszeiten frisst er aber auch vermehrt Frösche, Krebse und große Wasserinsekten; ganz selten nimmt er auch einmal eine Bisamratte oder Stockente. Dass Fischotter wieder zunehmen, merkt man auch an der Verkehrsopferbilanz. Im vergangenen Jahr sind alleine dem Landesjagdamt 6 verunglückte Tiere gemeldet worden. Solche Meldungen sind sehr wertvoll. Von den Tieren werden Proben gezogen und auf Schwermetalle und andere Umweltgifte untersucht. Diese waren nämlich für den starken Rückgang der Art in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptverantwortlich. Mit der Verbesserung der Gewässergüte geht es auch mit dem Otter bergauf. Es kommen aber dauernd neue Chemikalien in Umlauf, und niemand weiß, wie sich die zu einem Cocktail vermischten Substanzen auf Fische und deren Konsumenten – den Fischotter, aber natürlich auch den Menschen – auswirken. Also ist es ratsam, am Ball zu bleiben und die Umweltbelastung in einem Säugetier wie dem Otter, das ganz am Ende der Nahrungskette steht, zu prüfen. So dient uns der Fischotter gleichsam als Warner, als wertvoller Bioindikator. ❖
Wi sse n swe r tes
Der Fischotter ist nach dem Dachs der zweitgrößte Vertreter aus der Familie der Marder. Männchen werden bis 12 kg schwer, Weibchen selten mehr als 7 kg. Von der Nasen- bis zur Schwanzspitze messen erwachsene Tiere ziemlich genau 120 cm. Das Fell ist dunkelbraun und dicht, die Ohren sind klein, die mit Schwimmhäuten versehenen Beine kurz. Dazu kommt ein muskulöser Schwanz. Otter leben einzelgängerisch an stehenden und fließenden Gewässern. Das Streifgebiet eines Männchens erstreckt sich auf zirka 20 km, die Streifgebiete der Weibchen sind halb so groß. Anders als bei allen anderen heimischen Wildtieren gibt es keine jahreszeitlich fixierte Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von zwei Monaten kommen 1 bis 2 Junge zur Welt, dies kann zu jeder Jahreszeit sein. Diese Jungen werden dann ein Jahr lang von der Mutter geführt, bis sie entsprechend im Fischfang unterrichtet sind und für sich selbst sorgen können. In freier Wildbahn werden Otter selten älter als 10 Jahre.
Dr. Andreas Kranz, Wildökologe der Steirischen Landesjägerschaft wild.oekologe@jagd-stmk.at