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Ohne Fuss weg vom Gaspedal geht’s nicht
REFORM-DUO BILDET WIRKUNGSVOLLE ACHSE STEIERMARK/NIEDERÖSTERREICH BEIM EIN NEIN ZUR DISKUSSION UM HÖHERE GESCHWINDIGKEITEN AUF AUTOBAHNEN
OHNE FUSS WEG VOM GASPEDAL GEHT’S NICHT
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Für Reformen braucht man gleichgesinnte Partner – das wusste der steirische ARBÖ-Präsident Heinz Hofer. Ein solcher ist der niederösterreichische ARBÖ-Obmann und Präsident Herbert Grundtner. Beide sind dafür verantwortlich, dass der 400.000 Mitglieder starke ARBÖ heute österreichweit nach den schweren Verfehlungen der alten Führungen einen neuen Boden bekommen hat.
ls Jurist ist er der Verfas-
Aser von 60 wissenschaftlichen Büchern und Publikationen, die allesamt mit der Straßenverkehrsordnung zu tun haben. Sie sind fast in jeder Bezirkshauptmannschaft, in jedem Büro vorhanden, das sich mit Problemen der Straßenverkehrsordnung befasst. Ein Prüfbericht der internen Revision deckte im Jahre 2005 schwere Verfehlungen im ARBÖ auf. Heinz Hofer, unterstützt von Herbert Grundtner, fordert Konsequenzen. Die Folgen waren Schlagzeilen in den Medien und ein Köpfe-Rollen der Langzeit-Führung. Präsident Schachter wurde abgewählt, sein Generalsekretär Heller musste ebenfalls gehen. Der ARBÖ bekam ein neues Statut nach dem Vier-Augen-Prinzip.
Sicherheit hat Vorrang
Bei einem Besuch im Büro in Wien muss man die strengen Sicherheitsschleusen im Innenministerium hinter sich bringen. Denn Herbert Grundtner, Präsident des ARBÖ Niederösterreich, ist im Brotberuf Sektionsrat im Innenministerium und dort Leiter der verkehrsrechtlichen Abteilung. Als deklarierter SPÖ-Anhänger wurde er 1999 von der Wenderegierung praktisch kaltgestellt, obwohl er der Experte auf dem Gebiet des Verkehrsrechts in Österreich ist. Mit der großen Koalition sollten wieder echte Aufgaben auf ihn warten und ein besseres Arbeitsklima. Doch Stehvermögen und Ausdauer hat Herbert Grundtner offensichtlich ausreichend in seinen Genen. Obwohl er als Präsident des ARBÖ Niederösterreich über das mitgliederstärkste ARBÖLand verfügte, saß er nicht im Bundespräsidium. Der mittlerweile entlassene Generalsekretär des ARBÖ, Dr. Heller, wusste natürlich um die Genauigkeit von Grundtner und stellte ihn deshalb kalt. Dies gelang ihm aufgrund der Statuten und indem er die kleinen Landesorganisationen auf seine Seite holte. „Er hat sie“, so stellt Grundtner es dar, „durch Gaben gefügig gemacht.“ Nur so gelang es ihm auch, natürlich unter Hilfe des ehemaligen Präsidenten Schachter, sein Gehalt von 70.000,– Euro auf 250.000,– Euro im Jahr anzuheben. Herbert Grundtner hat sich stets Ziele gesetzt und diese auch konsequent verfolgt. Schon im Jahre 1975, als er als Jurist bei der Polizei in Wien begonnen hat. 1983 wurde er Leiter der Rechtsabteilung im ARBÖ, im Jahre 1990 schied Grundtner aus dem ARBÖ aus, weil er ins Innenministerium gerufen wurde. Der damalige Innenminister Löschnak wollte eine Verkehrskobra aufbauen – nach dem Vorbild der italienischen Polizzia Stradale. Doch dieses Projekt kam nicht zustande. Seit damals aber ist Grundtner im Innenministerium und stieg dann zum Leiter der verkehrsrechtlichen Abteilung auf. Sein Spezialfachgebiet ist die Straßenverkehrsordnung, die er – das kann man ruhig sagen –, praktisch inund auswendig kennt.
Sorgen im ARBÖ wieder für Ordnung und Zuversicht: Herbert Grundtner (li.) und Heinz Hofer.
Geschwindigkeit senken
Selbst fährt Grundtner leidenschaftlich gerne Motorrad. Seit 30 Jahren praktisch täglich nach Wien zur Arbeit, auch im Winter. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sind für ihn ein eisernes Muss. Weil man erkennen kann, was da passiert, wenn man zu schnell unterwegs ist. Er hält sich daran. Die Diskussion über die Geschwindigkeitsbeschränkungen selbst – ob 130 oder 160 km/h auf Autobahnen – hält er für völlig verfehlt. Abgesehen davon, dass man schon jetzt aufgrund des stark zunehmenden Verkehrs nur noch selten so schnell fahren kann, wie man möchte. Grundtner: „Diese Entwicklung wird anhalten.“ Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich viel drastischer vor Augen führen, welches Leid bei Unfällen damit verbunden ist. „Da wird man rasch einsichtig“, so Grundtner. Einige Rechenbeispiele können da hilfreich sein: Ausgehend von trockener Fahrbahn, normaler Reaktionszeit und guten Bremsen beträgt der Anhalteweg ● bei 30 km/h knapp 14 Meter, ● bei 60 km/h bereits 38 Meter, ● bei 100 km/h 87 Meter, ● bei 130 km/h 136 Meter, ● bei 160 km/h sind es bereits 198 Meter oder 8 Sekunden, die man braucht, bis man steht. Wenn’s regnet oder gar schneit, dann schaut das noch viel schlimmer aus. ARBÖ-Experte Grundtner: „Und wenn Sie sich ausmalen, was passiert, wenn Sie in dieser Zeit auf irgendein Hindernis stoßen oder mit einem anderen Fahrzeug kollidieren, dann nehmen Sie sehr rasch den Fuß vom Gaspedal.“ Dabei sind die gewonnenen Minuten bei höherer Geschwindigkeit fast nicht zu merken. So gab es in Deutschland kürzlich einen Versuch, wo ein Porsche Cayenne gegen einen Citroen CX2 auf einer Strecke von München bis Köln nicht einmal eine halbe Stunde schneller war. Das sagt ja alles. „Wie man sich da subjektiv täuscht, wenn man halt hin und wieder aufs Gaspedal drücken kann“, so Grundtner abschließend. ❖