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Tiere
MIT MÜHLSTEINEN IN DEN WINTER
VOM UNGLAUBLICHEN LEBEN DES AUERWILDES
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Das ist kein Jägerlatein, Auerwild, Hähne wie Hennen, fressen im Herbst besonders viele Steine, drei Millimeter große Quarzkörnchen werden bevorzugt. Diese sind unverdaulich und haben trotzdem ihre Funktion. Wie Mühlsteine liegen sie im Magen und erfüllen dort diesen Dienst: als Mahlsteine unterstützen sie den Vogel bei der Verdauung einer besonders kargen Kost.
as Auerwild hat somitD seine ganz besondere Strategie für das Leben und Überleben im Winter entwickelt. Es legt keine Nahrungsvorräte an, fliegt nicht in den Süden und hält keinen Winterschlaf. Man setzt auf Nahrung, die auch im Winter im Überfluss vorhanden ist: Nadeln. Das ist fürwahr eine karge Kost, aber dafür ist sie stets in ausreichender Menge vorhanden. Es werden Föhrennadeln bevorzugt; wenn diese Bäume fehlen, wird auf andere zurückgegriffen. Auerwild hat diese Mühlsteine auch nötiger als andere heimische Hühnervögel, schließlich überwintern sie in besonders schneereichen Lagen unserer Bergwälder, den oberen Waldregionen. Das Schnee- und auch das seltene Steinhuhn haben es da schon leichter, die leben nämlich weit oben am Berg, und wenn es sein muss, fliegen sie gezielt noch weiter hinauf in sturmumtoste, nordexponierte Felswände. In schroffen Felsen und abgewehten Almkuppen ist auch im Winter Nahrung am Boden verfügbar. Bei diesen Hühnerarten findet man daher meist weniger Mühlsteine im Magen. Beim Auerwild kann ihre Zahl schon in die Hunderte gehen, einmal hat man sogar 1.000 gezählt; allerdings nur im Herbst vor dem ersten großen Schnee. Da erreicht die Anzahl der Steine ihr Maximum, schließlich muss der Vorrat für den ganzen Winter reichen, denn an Nachschub mangelt es dann wegen der Schneedecke. Die Vögel können es nämlich nicht verhindern, dass sie beim Absetzen von Losungen – fünf Zentimeter langen zylindrischen Würsteln – auch das eine oder andere Steinchen ausscheiden. Bei solch unglaublichen Überlebensstrategien der Natur greift unweigerlich Respekt und Bewunderung Platz. Dennoch ist für das Auerwild der Winter ein Leben an Messers Schneide. Die karge Kost erlaubt keine weiten Sprünge. Beunruhigung und Störung durch Menschen, die sich beim Schneeschuhwandern, Schitourengehen oder Langlaufen guter Luft und herrlicher Landschaft erfreuen, können für das Auerwild tödlich sein. Ausgewiesene Schutzgebiete sind daher unbedingt zu respektieren und das Verlassen markierter Wege und Routen sollte unbedingt vermieden werden, jeder einzelne Auerhahn wird dafür dankbar sein!
Von Wildökologen Dr. Andreas Kranz wild.oekologe@jagd-stmk.at