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Ich hab’ zwei Knoten in Ihrer Brust entdeckt …“
M E N S C H E N B I L D E R Augenblicklich reißt es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich bin entsetzt: In meiner Familie gab es noch nie einen derartigen Vorfall! In einem tranceartigen Zustand beginne ich zu weinen. Der Gedanke an die Operation, an die zwei „Etwas“ in meinem Körper schockiert mich sehr.
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V o n I s a b e l l a H a s e w e n d
... Gedanken von Karin Sonnleitner, als der Arzt nach der Mammographie feststellt: „Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber ich habe zwei Knoten in Ihrer Brust entdeckt, die unbedingt operativ entfernt werden müssen.“ Als Außenstehender kann man sich nur schwer vorstellen, was in einem vorgeht, wenn man vom Arzt eine Brustkrebs-Diagnose erhält. „Ich war im ersten Moment einfach nur schockiert und fühlte mich hilflos. Dieser Tag, der 25. März 2003, hat mein Leben schlagartig von Grund auf verändert“, erzählt die 42-jährige Wienerin. Karin Sonnleitner begann erstmals in ihrem Leben während ihrer Brustkrebserkrankung ein Tagebuch zu führen und schrieb sich darin alles von der Seele. „Dies war meine Krankheitsbewältigung. Die Problematik, mit Brustkrebs konfrontiert zu werden, ist unwahrscheinlich dramatisch. Tausende Fragen verwirren den Kopf: Wie kann ich überleben? Welche Therapien können mich retten? Wie werden meine Angehörigen, meine Kinder damit fertig? Was wird aus meinem Job? Ungewollt musste ich viele Dinge lernen und Erfahrungen sammeln.“
Karin Sonnleiter: „Ich bin wahrscheinlich eine einmalige Autorin. Einmalig deshalb, weil dieses Buch mein ganz persönliches Tagebuch ist.“ „Meine Kinder Jenny und Andi waren auch immer für mich da.“
SCHLAGARTIG ÄNDERTE SICH DAS LEBEN VON KARIN SONNLEITNER „ICH HAB’ ZWEI KNOTEN IN IHRER BRUST ENTDECKT ...“
Familie steht zu ihr
„Ganz wichtig während meiner Erkrankung war meine Familie. Besonders mein Mann und meine beiden Kinder – mein damals 12jähriger Sohn und meine 15-jährige Tochter – waren immer für mich da“, so Karin Sonnleitner. „Sie haben mich getröstet und sind voll zu mir gestanden, ohne sie hätte ich das nicht überstanden.“ Durch deren Liebe und Beistand schaffte sie es, die Krankheit und die Behandlungen besser zu überstehen, und ist geheilt.
Kündigung drohte
Auch beruflich war Karin in einer schwierigen Lage: „In der Annahme eines längeren Krankenstandes bot ich anfangs meine Kündigung an.“ Doch trotz der unguten Situation für ihren Chef – sie war die einzige Bürokraft und leitete praktisch das ganze Büro –schmetterte dieser ihr Angebot ab. „Doch ich habe viel gearbeitet –schon drei Wochen nach der Operation wieder – und auch die Krankenstände habe ich immer früher beendet. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich meinen Job verloren.“ Doch heute scheint die Sonne im Büro wieder, ist Karin also wieder auf ihrem Arbeitsplatz.
Einiges schief gelaufen
Nur mit viel Glück blieb Karin die nicht unbedingt notwendige Abnahme ihres Busens erspart: „Es hat ein Befund gefehlt und ich kam dann in eine Spezialklinik, was auch sehr wichtig war. Im Internet habe ich mich dann informiert, dass heute sehr oft brusterhaltend operiert wird. Ich holte also eine zweite Meinung ein und mir wurde die Brust nicht abgenommen.“ Karin wurde dann brusterhaltend operiert, was auch besonders für die Psyche sehr wichtig war.
Tipps im Krebs-Chat
Auch nach ihrer Heilung interessierte sich Karin Sonnleitner weiterhin für alles, was Krebs betrifft. Im Internet entdeckte sie ein Krebs-Forum und dazu einen Chat: „Betroffen las ich über die zum Teil erschütternden Schicksale einiger Leidensgenossinnen oder die Sorgen der Angehörigen. Ich klinkte mich ein und schrieb hilfreiche Tipps und tröstende Worte. Es war ein gutes Gefühl, Erfahrungen auszutauschen und weiterzugeben.“ In der Folge ließ Karin die ForumTeilnehmer auch Auszüge ihres
Buchbestellungen bitte an: Karin Sonnleitner, 1220 Wien, Siebenbürgerstraße 16–26/53/2, k.soonny@chello.at, SMS an 0699 1002 3334, www.sonnenseite.at.tf „Mein Chef (ganz links) hat mir den Gutschein für den Fallschirm-Tandemsprung zu meinem 40er geschenkt. Auch er hat sich ‘vom Himmel gestürzt‘.“
Tagebuchs lesen. „Die Rückmeldungen waren enorm und mir wurde nahegelegt, daraus ein Buch zu machen. Also setzte ich mich mit meinem Arzt und Bekannten zusammen, die mir dann geholfen haben, dieses zu schreiben.“
Gute Ärzte wichtig
Also kam ihr Buch heraus mit dem Titel: „Jede schwarze Wolke hat eine Sonnenseite – Tagebuch von Karin Sonnleitner während der Brustkrebs-Erkrankung 2003 bis 2004“. Karin möchte in diesem Buch ihre Erlebnisse, Ängste und Erfahrungen sowie hilfreiche Tipps weitergeben. „Meine Geschichte soll auch zeigen, wie wichtig gute Ärzte, denen man vertrauen kann, sind. Ich will Betroffenen Hoffnung vermitteln, aber auch Angehörigen helfen, die Gefühle und Ängste des Erkrankten besser verstehen zu lernen.“
Träume erfüllt
Seit ihrer Brustkrebserkrankung hat sich Karins Leben drastisch verändert. Am meisten ihre Einstellung zum Leben: „Ich lebe viel bewusster, genieße mein Leben viel intensiver als früher. Mit meinem Mann bin ich mehr denn je zusammengewachsen.“ Außerdem setzt sie Dinge, die sie sich immer gewünscht, aber nie verwirklicht hat, tatsächlich um. So zum Beispiel erfüllte sie sich ihren Traum vom Fallschirmspringen. „Es war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, das mir ewig unvergesslich bleiben wird.“ Bei der FallschirmLandung hatte sich Karin die Bänder im Sprunggelenk gedehnt und bekam einen Gips. Der Arzt erstaunt: „Wie können Sie nur lächeln, wenn Sie einen Gips bekommen?“ Karin nur: „Wer Krebs überlebt hat, den kann ein Gipsbein nicht erschüttern.“ ❖ Jährlich erkranken weltweit etwa 1,2 Millionen Menschen an Brustkrebs. Jede achte Frau und etwa ein Prozent der Männer ist von dieser Krankheit betroffen. Auch in Österreich erkranken jährlich etwa 5.000 Frauen an Brustkrebs, für etwa 1.700 Betroffene endet die Erkrankung tödlich. In den Industrieländern stellt das Mammakarzinom sogar die häufigste Krebserkrankung und Todesursache bei Frauen zwischen 35 und 55 Jahren dar, wobei die Häufigkeit der Erkrankung mit zunehmendem Lebensalter steigt. Die eigentliche Ursache für Brustkrebs ist nach wie vor unbekannt. Neben einer erblichen Veranlagung können auch Viren, Ernährung, Lebensstil und Umweltschadstoffe eine Rolle bei der Entstehung spielen. Je früher ein Mammakarzinom erkannt wird, desto höher ist die Chance nach einer Operation und etwaigen begleitenden medikamentösen Therapien bzw. Strahlentherapien, gesund zu bleiben. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind in diesem Sinne eine Notwendigkeit.