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Lilly Lotterblume

Hallo meine Lieben!

Ziemlich turbulente Zeiten, finde ich, auch bei uns in der Familie. Unsere Allerjüngste will unbedingt allein auf Skiurlaub mit Freundinnen und Freunden. Mein Allerliebster sieht gleich die Lebenszukunft unserer Tochter gefährdet und führt sich auf. Aber Sie wissen ja, wie feinfühlig sich Männer plötzlich geben, wenn’s um ihre Töchter geht.

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Ganz was anderes. Vor kurzem traf die Hilde die Waltraud Klasnic, unsere Alt-Landeshauptfrau, auf der Tankstelle. Diese ließ gerade, so erzählte die Hilde, ihren Kleinwagen reinigen, sie glaubt, es war ein Smart, den Klasnics Kinder der Mutter geschenkt haben. Natürlich kamen die beiden ins Plaudern, weil die Hilde die Klasnic von früher kennt. Ganz deutlich war zu spüren, so schilderte die Hilde bei der letzten Kaffee-Runde, dass die einst österreichweit so gefeierte steirische Vorzeige-Politikerin den Absturz und Abschied aus der Politik noch immer nicht ganz verarbeitet hat. Was ja auch kein Wunder ist. Hilfreich seien für das Abstandgewinnen, so die Alt-Landeshauptfrau zur Hilde, neue Funktionen und Ehrenämter, die sie mit großer Freude ausübe. Der Hilde war es zu peinlich nachzufragen, welche das sind. Da hab’ ich eingeworfen, dass die Waltraud Klasnic jetzt ja auch österreichweit Vorsitzende der Hospiz-Bewegung geworden ist. Man müsse auch weg von Graz nach so einem abrupten Ende, das sie persönlich nie für möglich gehalten hätte. Sie sei daher mehrer Tage in der Woche in Wien, aber auch öfters in Brüssel. Die Politik und die Vorgänge im Lande wolle sie nicht mehr kommentieren, so etwas tue man nicht, aber natürlich wundere sie sich über manches, endete das Plauscherl, weil schon andere ehemalige Anhänger die Alt-Landeshauptfrau, die so gar nicht alt ausschaut, erblickt hatten. Was der Hilde im Ohr blieb, war das „ja, grüß Gott, wie geht’s“ von Klasnic, als sie sich dem nächsten Gesprächspartnern zuwandte, was sie in ihrer aktiven Zeit sicherlich millionenfach getan hat. Otto, ein Bekannter von uns, der beim Night Race in Schladming dabei war. Gewooen hat bekanntlich Mario Matt. Unter den Fahnenschwingern und Fans war wie jedes Jahr bviel Polit-Prominenz. Diesmal wieder dabei Kanzler Alfred Gusenbauer und als besondere Auszeichnung für die Schladminger auch Bundespräsident Heinz Fischer. Gusenbauer gratulierte dem Franzosen Jean-Baptiste Grange als Zweiten für seine tolle Leistung und alle dachten, dass Heinz Fischer dem Sieger Mario Matt den Siegerpokal überreichen werde. Doch falsch gedacht. Die Ehrung nahm ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel vor. Völlig ungewöhnlich Fischer soll verzichtet haben, und warum sei dann nicht der Bundeskanzler zur Nr. 1 aufgerückt, fragt sich Otto perplex.

Lang hat’s gedauert, aber im April ist es soweit. Andrea Herberstein, kaum noch im Blickpunkt der Öffentlichkeit, wird in Graz der Prozess gemacht. Nicht zuletzt die Affäre Herberstein – wir erinnern uns – hat ja Hildes Gesprächspartnerin Waltraud Klasnic die Niederlage bei der Landtagswahl 2005 beschert. Damals ging es – und auch im kommenden Gerichtsverfahren wird es so sein – um den Verdacht des Steuerbetruges, Missbrauch von Fördergeldern, Schwarzgeld ... Es habe sehr lange gedauert, bis grünes Licht vom Ministerium für die Anklage kam, wundert sich mein Allerliebster. Doch bei Prominenten ist man in Österreich äußerst zurückhaltend und vorsichtig, wenn’s um Gerichtsverfahren geht. Ganz im Gegenteil zu Deutschland, wie mich mein liebster Mann aufklärt, wo ja die Staatsanwaltschaft bei Steuerbetrug sogar Spitzenmanager rasch hinter Schloss und Riegel bringt. Von einem langjährigen Bekannten, der bei Gericht arbeitet, hat mein Allerliebster erfahren, dass Andrea Herbersteins Lebenspartner Thomas Hampson auch noch vor Gericht zitiert werden könnte – nicht als Zeuge, sondern als Beschuldigter. Der international bekannte Bariton hat seinen Lebensmittelpunkt erst seit wenigen Jahren in Österreich und muss daher auch hier sein Einkommen versteuern. Hampson ist amerikanischer Staatsbürger. In Wirklichkeit soll Hampson aber schon mehr als zehn Jahre seinen Lebensmittelpunkt in Österreich haben, was ja auch durch die Partnerschaft und sein Engagement im Hause Herberstein bewiesen scheint, sagt Werner, der Freund meines Mannes. Es genüge daher nicht, wenn die US-Finanz auf Anfrage von österreichischer Seite bestätige, dass Thomas Hampson in den USA steuerpflichtig war und dort auch seine Steuern bezahlt habe. Entscheidend sei viel mehr, so der Werner, wo er wirklich gelebt habe in den letzten zehn Jahren. Und das sei allem Anschein nach in Österreich gewesen. Nicht zuletzt dokumentiert durch viele Interviews und „Home-Storys“ in Hochglanz-Magazinen. Warum Hampson selbst die USA als Hauptwohnsitz gegenüber der Finanz angibt, sei klar, so der Werner. Dort gebe es weit geringere Steuersätze und auf diese Weise habe er sich gut und gerne 500.000,– bis 700.000,–Euro Steuer erspart.

Sowohl der ehemalige Landesrat Gerhard Hirschmann, wie auch Waltraud Klasnic sollen neben anderen bekannten Namen im Prozess gegen Andrea Herberstein als Zeuge auftreten. Es gibt aber auch Gerüchte, so der Werner zu meinem Allerliebsten, dass die Gräfin – angeblich soll es auch in der Lanzeit-Partnerschaft mit Hampson Probleme geben – aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht prozessfähig sei. Eine ProzeesVerschiebung wäre die Konsequenz. Keine Frage, dass das zu erwartende Interesse für die früher nie öffentlichkeitsscheu gewesene Andrea Herberstein zu einem Kreuzweg werden könnte. Sollte sie tatsächlich vorerst von einem Sachverständigen für prozessunfähig erklärt werden, dann, meint der Werner, bestünde aber auch die Gefahr für sie, dass sie ihren Führerschein wegen „psychischer Unzuverlässigkeit“ abgeben muss. Doch eine Gräfin wird sich ja hoffentlich auch einen Chauffeur leisten können. Ich bin’s sicher nicht. Bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

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