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Einmal ist nicht keinmal

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Lilly Lotterblume

Lilly Lotterblume

WELT-AIDS-TAG AM 1. DEZEMBER – INFEKTIONEN NEHMEN AUCH BEI UNS ZU EINMAL IST NICHT KEINMAL!

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Marion* kommt im September des Vorjahres in Schladming zur Welt. Sie ist ein Wunschkind. Vier Monate später stirbt Marion an Aids. Die Eltern sind zerstört und ratlos. Marions Mutter unterzieht sich einem Aids-Test, die schreckliche Wahrheit: Sie ist HIV-positiv, hat den tödlichen Virus auf ihre Tochter übertragen. Die Statistik in der Steiermark verzeichnet bisher 115 Aids-Tote, bei weiteren 70 ist die Krankheit ausgebrochen und bei 810 liegt ein positiver HIVTest vor. Statistisch hochgerechnet soll es 1500 AidsKandidaten in der grünen Mark geben. Im Klartext: Hunderte leben mit dem Aids-Virus, ohne es zu wissen! * Name und Orte wurden von der Redaktion geändert.

Waren in der Vergangenheit und nach den ersten Schreckensjahren der Aids-Welle besonders Homosexuelle die Opfer, so ist das heute nicht mehr so. Unter den HIV-Positiven dominieren heterosexuelle Frauen, heißt es in der steirischen Aids-Hilfe. Das Übergewicht an Frauen führt logischerweise dazu, dass auch die Zahl der aidskranken Kinder steigen wird. Es sind nicht nur jene Erwachsenen besonders gefährdet, die häufig ihre Partner wechseln. Marions Mutter, 20 Jahre jung, hatte vor ihrer jetzigen Beziehung erst mit einem Mann ein intimes Verhältnis gehabt. Nachdem sie sich vom ersten Schock und einer totalen Verzweiflung erholt hatte, stellt sie natürlich Nachforschungen an. Sie fand ihren Exfreund nicht mehr, mit dem sie nur kurze Zeit zusammen gewesen war, sondern nur noch seine Eltern. Und diese gestanden ihr, dass ihr Sohn mittlerweile an Aids verstorben war. Nicht in jedem Fall führt der sexuelle Kontakt mit einem HIVpositiven Partner zur Übertragung des Aids-Virus. Statistisch kommt nur eines von fünf Kindern von HIV-positiven Eltern mit dem tödlichen Virus zur Welt und stirbt in den ersten Lebensjahren, die anderen sind völlig gesund.

Grazer Bankhaus Krentschker Erstmals Aids-Event im Schauspielhaus

„Bis zum Jahr 2003 haben wir uns für die Unterstützung von Licht ins Dunkel engagiert. Ab 2004 engagieren wir uns im Kampf gegen Aids“, so das Vorstandsduo Georg Wolf-Schönach und Michael Vollath. „Zum ersten Mal ist unser Event öffentlich im Schauspielhaus und für alle, die die steirische Aidshilfe unterstützen wollen, zugänglich.“ Die Künstler verzichten dabei auf ihre Gagen. Auf immerhin knapp 170.000,– Euro belaufen sich die Spendengelder der letzten vier Jahre. Das Virus wählt nicht aus

Viele Menschen sehen in Aids eine große Gefahr. Für andere. Sich selbst aber schließen sie aus. Diese Einstellung kann tödlich sein. Aids macht keinen Unterschied zwischen „uns hier“ und „jenen dort“. Mit dem Aids-Virus (HIV) kann sich jeder infizieren. Aids geht alle an. Auch Jugendliche. Trotz vieler Spenden und der großartigen Unterstützung stieg die Anzahl der infizierten Menschen in der Steiermark weiter. Alarmierend: 2006 vermerkte man in der Steiermark 37 neuentdeckte Infektionen, im letzten Jahr waren es bereits 76, also eine Verdoppelung! „Das sind sehr erschreckende Zahlen und diese Statistiken stimmen uns immer sehr traurig“, meint Lola Fleck von der steirischen Aids-Hilfe. Diese fragte sich bewusst: „Haben wir was falsch gemacht? Wo können wir zielsicherer ansetzen? Wir können uns diese Steigerung nur so erklären, dass viele Leute ständig Ausreden parat haben, wenn sie einmal ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Einmal ist keinmal, meinen viele. Und aufgrund der fortgeschrittenen Medizin, die durch die immer wieder neu entwickelten Medikamente den Ausbruch bei HIV-infizierten Personen sehr lange Zeit verhindern kann, ist die Verlockung, nicht zu verhüten, sehr groß“, so die Leiterin. Weiters hat die Aidshilfe festgestellt, dass das Durchschnittsalter bei infizierten Personen bei uns in der Steiermark bei 30 Jahren liegt. Es betrifft auch nicht mehr die Gruppen der Schwulen und der Bisexuellen,

Was ist Aids?

Aids ist eine durch ein Virus (HIV) hervorgerufene Infektionskrankheit. HIV: Human Immunodeficiency Virus = Humanes Immunmangel-Virus. Aids: Acquired Immune Deficiency Syndrome = Erworbener Immunmangel-Krankheitskomplex. Aids: Nach einer Ansteckung kommt es zu einer Schwächung und später zum Zusammenbruch der natürlichen Abwehrkräfte. Der Organismus wird mit sonst harmlosen Krankheitserregern nicht mehr fertig. Die Folge sind schwere Infektionskrankheiten. Es können aber auch seltene Krebsformen und Veränderungen des Gehirns auftreten.

Wie wird Aids übertragen?

Aids wird vor allem übertragen durch Geschlechtsverkehr mit einem/r infizierten Partner/Partnerin; infiziertes Blut beim gemeinsamen Gebrauch von Injektionsspritzen; eine infizierte Frau während der Schwangerschaft bzw. während der Geburt auf ihr Kind. Wichtig: Mit dem Aids-Virus infizierte Menschen, die sich gesund fühlen und von ihrer Ansteckung nichts wissen, können ihre Sexualpartner unwissentlich anstecken.

Was sagt der Bluttest aus?

Bei anderen Arbeiten ist das positive Ergebnis durchaus wünschenswert. Beim Aids-Test ist das Gegenteil der Fall. Ein positives Testergebnis sagt aus, dass ein Kontakt mit dem Aids-Erreger nachweisbar ist. Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass bis zum Zeitpunkt der Testung ein Kontakt mit dem Aids-Erreger nicht nachweisbar ist.

wie leider noch viele glauben und diese als Randgruppe ansehen, sondern all jene, die ungeschützten Sex haben. „Wir haben im Jahr 2007 431 Workshops veranstaltet und sehr viele Multiplikationsprojekte gestartet. In denen werden Lehrbeauftragte von uns geschult, damit das Wissen über Aids noch weiter in den Berufsschulen und bei den Lehrlingen, die oft nur kurze Zeit in den Schulen sind, weitergegeben werden kann“, so Lola Fleck. Das Jahresbudget beträgt ca. 550.000,– Euro (52 Prozent Gesundheitsministerium, 25 Prozent Land Steiermark). ❖

Dramatik pur

Weltweit

Geschätzt von UNAIDS im Report zur globalen Aids-Epidemie Dezember 2007 Derzeit leben mit dem HI-Virus 33,2 Mio. Menschen, davon 2,5 Mio. Kinder unter 15 Jahren. Im Jahr 2007 gab es 2,5 Mio. Neuinfektionen, davon 420.000 Kinder unter 15 Jahren. 2,1 Mio. Menschen sind im Jahr 2007 an Aids verstorben.

Österreich

HIV-Positive inkl. Dunkelziffer: 12.000 bis 15.000 Menschen Bisher positiv getestet (Stand 30. 6. 08): 11.078 Menschen Bisher an Aids erkrankt: 2.640 Menschen Davon verstorben: 1.475 Menschen Im Jahr 2007 (Jänner bis Dezember) neu entdeckte Infektionen: 515 Menschen

Steiermark

Bisher positiv getestet (Stand 30. 6. 08): 810 Menschen Bisher an Aids erkrankt: 182 Menschen Davon verstorben: 115 Menschen

Mitarbeit: Bettina Mauerhofer

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