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Ein literarischer Blitzableiter
Foto: Martin Vukovits
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Anlässlich des 75. Geburtstags von Elfriede Jelinek veranstaltete der Interuniversitäre Forschungsverbund Elfriede Jelinek ein künstlerisch-wissenschaftliches Fest für die österreichische Literaturnobelpreisträgerin.
Sie bedanke sich herzlich und „zwar ganz unironisch, eher melancholisch, weil das Leben bald vorbei ist und das Werk mit ihm gehen wird oder auch nicht“, sagte Jelinek in einer akustischen Einspielung bei der Verleihung des Aus der Öffentlichkeit ist sie abgetaucht, persönlich ist die Vielschreiberin für ihr Publikum nicht greifbar. Keine andere Schriftstellerin reagiert so schnell und so heftig auf die Verwerfungen der Zeit. Wie eine Seismographin, ein literarischer Blitzableiter, reagiert sie auf gesellschaftspolitische Erschütterungen.
Nestroy-Preises für ihr Lebenswerk. Sie räumte ein, dass sie bei der Betrachtung ihrer Stücke auf einem Bildschirm manchmal vor Schmerz aufschreie, weil ihr bewusst würde, „dass etwas, was ich geschrieben habe, der Bühne nicht genügt hat.“ 2004 wurde Elfriede Jelinek mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die mit der Preisverleihung verbundene „Geldvermehrung“ von rund einer Million Euro ermöglicht ihr ein völlig unabhängiges und ohne auf Kompromisse eingehendes Leben und Schreiben. Am 20. Oktober 2021 wurde sie 75. In Mürzzuschlag geboren lebt sie heute in Wien und München. Einige der Zuschreibungen für Elfriede Jelinek: Textakrobatin, Sprachakrobatin, Feministin, Nestbeschmutzerin und umtriebige Außenseiterin. Als Kassandra der zeitgenössischen Literatur hat Elfriede Jelinek die Übertreibung in ihren Texten und Werken perfektioniert. Sie beschreibt kompromisslos und radikal Zustände unserer Gesellschaft. Sie fi ndet Worte für das Unaussprechliche, bohrt immer tiefer in menschliche Abgründe, beschreibt das, worüber andere lieber schweigen – ob jetzt mehr politisch oder prophetisch. Die meisten Verwerfungen in unserer Gesellschaft lassen sich auf Eifersucht, Neid zurückführen. „Wenn man das weiß“, so sagte sie in einem Interview, „dann hat man in groben Zügen alles vor sich aufbereitet. Man kann diese Dinge auch auf die kompliziertesten Vorgänge legen und wird immer auf dieses Schema oder Muster kommen.“ Nach ihrer Preisverleihung meinte Elfriede Jelinek: „Sprechen und schreiben, was man will, ohne fi nanziellen Druck, ist extrem wichtig.“ Zumal sie auch eine Vielschreiberin ist. Ihre Stücke sind eine Bestandsaufnahme der Welt aus den Fugen, der Profi tgier, der Gewalt, der Ausbeutung. Selbst das aktuelle Thema der Corona-Pandemie kommt in ihrem neuesten Stück vor. Das Schreiben hat sie einst gerettet, erklärte sie in einem Interview vor der Nobelpreisverleihung. Als Kind hat sie fünf Instrumente gelernt. Der Wächter über ihre Disziplin war die Mutter, mit der sie eine „Hassliebe“ verbunden hat. Die Mutter stirbt im Jahr 2000. Die Liste ihrer Buch- und Bühnenerfolge ist von gewaltigem Umfang. Ein Blick ins Internet unterstreicht das mehr als deutlich.
„Die Zeit von Kurz ist vorbei”
Irmgard Griss in einem ORF-Interview in der ZIB2
Mit Irmgard Griss gab es erstmals eine Steirerin als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im April 2016. Ihr Antreten bei der Wahl als parteiunabhängige Kandidatin war eine Sensation und ein Signal für die Zivilgesellschaft. Sie hat es letztendlich nicht geschafft – Heinz Fischer blieb im Amt –, auch wenn ihr Abschneiden ungewöhnlich gut für eine Quereinsteigerin war. Griss hatte gleichsam in der Politik „Blut geleckt“ und dockte bei den Neos an, für die sie dann auch im Nationalrat saß (2017 bis 2019).
Irmgard Griss wurde als Kind der Familie Reiterer auf dem Bauernhof vulgo Ponigl in Bösenbach, einer kleinen Gemeinde im Bezirk Deutschlandsberg, am 13. Oktober 1946 geboren. Sie maturierte 1965 an der Bundes-Handelsakademie in Graz. 1970 schloss sie ihr Studium mit der Promotion zum Dr. jur. an der Universität Graz ab. Im Anschluss war sie bis 1975 Assistentin am Institut für Zivilgerichtliches Verfahren der Universität Graz. Von 1976 bis 1978 war sie Konzipientin (Rechtsanwaltsanwärterin) in Wien und legte anschließend die Anwaltsprüfung ab. Dann war sie Richterin am Bezirksgericht für Handelssachen Wien und später am Handelsgericht Wien und am Oberlandesgericht Wien. Ab 1993 war sie Richterin am Obersten Gerichtshof und Mitglied des Obersten Patent- und Markensenats. 2007 wurde sie zur Präsidentin des Obersten Gerichtshofes ernannt und hatte diese Funktion bis zur Pensionierung im Jahr 2011 inne.
Bei der Nationalratswahl 2019, nach dem Ibiza-Skandal zog sie sich aus der Politik zurück, ist aber nach wie vor eine gefragte Interviewpartnerin für brisante politische Themen.
Auf die Frage von Armin Wolf in der ZIB am 18.10.2021, was sein werde, wenn bei den Ermittlungen gegen den zurückgetretenen Kanzler Sebastian Kurz nichts herauskomme, ob er als Bundeskanzler wieder kommen könne. Wolf: „Sehen Sie das auch so?“ Griss: „Nein, ich halte das für völlig ausgeschlossen. Wolf: „Weil?“ Griss: „Und zwar - das Strafrecht kann ja nicht die äußerste Grenze sein. Also wenn jemand keine Vorstrafen hat, also nicht im Strafregister irgendwas eingetragen ist, dann - er muss natürlich Qualifi kationen mitbringen - aber von seiner Integrität her ist er schon geeignet, ein höchstes Amt im Staat auszuüben? Das kann doch nicht sein. Ich fi nde, das ist ja auch die Selbstachtung von uns Bürgerinnen und Bürgern, dass wir sagen, wir wollen doch nicht in einer Spitzenposition jemanden haben, der mit solchen Mitteln an die Macht gekommen ist. Und dass er mit Mitteln an die Macht gekommen ist, die ein anständiger Mensch jetzt als nicht passend und als nicht akzeptabel ansieht, das ist klar.“
Griss zu den Chatnachrichten: „(...) Menschen, Leute, die solche Positionen im Staat erreichen wollen, die müssen auch anständig sein. Und was man tut und was man nicht tut, das ist klar. Aber an die müssen doch moralische Maßstäbe angelegt werden. Und nicht nur: Strafbar hat er sich nicht gemacht. Das ist doch zu wenig.“
Damit ist der Kfz-Meister mit seinem Pannen- und Bergedienst wahrscheinlich „Europameister“. „Die absolute Voraussetzung dafür ist, dass du so etwas gerne machst und auch die entsprechenden Mitarbeiter dafür hast. Sonst funktioniert die Sache nicht“, bemerkt er. „Ich löse einfach gern Probleme.“
Und das war auch der Auslöser für die Gründung des Verbands der Berge- und Abschleppunternehmen (VBA) Österreich im Jahre 2008. „Gemeinsam sind wir stärker und damit wird auch unsere Stimme gehört“, erklärt Initiator Franz Wuthe. „Bis dahin hat sich keiner um unsere Anliegen gekümmert.“ Man entschied sich damals für eine Kooperation mit der Deutschen Akademie für Bergung und Abschleppen (TABA) in Wuppertal. Der VBA Österreich zählt gewerbeübergreifend mit seinen Kfz- und Abschleppunternehmen rund 100 Mitglieder und ist in jedem Bundesland vertreten. „Wir leisten unsere Arbeit an den Schnittstellen zwischen den Einsatzorganisationen, Polizei und Feuerwehr und Behörden und Versicherungen. Bei den VBA-Betrieben besteht eine 24-Stunden-Dienstbereitschaft“, beschreibt Wuthe eine wesentliche Voraussetzung. Der VBA Österreich hat nun für seine Mitglieder ein eigenes Gütesiegel eingeführt.
Einsamer Rekordhalter
Franz Wuthes Betrieb ist seit 42 Jahren =15.330 Tage rund um die Uhr geöffnet
Franz Wuthe machte sich mit 1. Oktober 1973 als Mechanikermeister selbstständig. Vorher war er in der Versuchsabteilung im Puchwerk Graz-Thondorf tätig. Sein erster Standort war in der Heinrichstraße, wo er eine Tankstelle übernahm. 1979 übersiedelte er an den Karlauergürtel und seit damals ist der Betrieb täglich rund um die Uhr geöffnet. Im Unternehmen gibt es – leicht schwankend – 25 Mitarbeiter. Darunter sind Fachkräfte, die besonders fürs Abschleppen, Bergen und Räumen regelmäßig geschult werden.
Seit dem Jahr 1979 ist sein im Jahr 1973 gegründeter Betrieb in Graz keinen einzigen Tag geschlossen gewesen. Seit 2003 ist sein ATSW Berge-Übung bei einem Seminar
24 h Service offi zieller Abschleppdienst für die Stadt Graz. „Wir konnten die internationalen Ausschreibungen stets für uns entscheiden.“ Präsident Franz Wuthe (li.) mit Kollegen vom deutschen VBA: „Schulungen fürs Abschleppen unerlässlich“
STEIERMARK AK.AT/FÜRDICH
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Der Science Tower ist die Landmark in der Smart City. Nun fährt auch die Straßenbahn dort.
Die Smart City ist eine Botschaft
Ideengeber Mario Müller vom Science Tower: „Ist mehr als die Transformation von Industriegebieten“
Die Baukräne, die Bauzäune, Baufahrzeuge, Bagger, die Leitungsmonteure, die Pfl asterer, die Betonierer, die Rohrverleger, und, und – sie alle werden weniger und geben die Straße frei. Für die bevorstehende Jungfernfahrt der neuen Straßenbahnlinie in die Smart City in Graz. Rundum ist noch vieles im Entstehen.
„Wir befi nden uns in einem Intermezzo. Das Finale wird es dann 2024 geben“, zeigt sich Science Tower-Ideengeber Mario Müller doch recht zufrieden. „Das Projekt Smart City ist mehr als eine Transformation von Industriegebieten. Smart City ist eine Botschaft, dass jeder Teil in einem Austausch von einander lernt, was man richtig und falsch macht.“ Die Idee dazu entstand im Rahmen von Forschungsprojekten im Jahre 2010. Die SFL-Unternehmensgruppe des Eigentümers Hans Höllwart betrieb unter der Leitung von Mario Müller in Stallhofen Fassaden- & Gebäudetechnik-Forschung zur Nutzung von erneuerbaren Energien.
„Der Gedanke war, ein Kompetenzzentrum für Gebäude der Zukunft in der Stadt zu schaffen“, so Mario Müller. Die Architektur für das Stadtquartier – völliges Neuland für Graz und Österreich – entwickelte der Kreativ-Kopf Markus Pernthaler. „Wir wollten einen 70 Meter hohen Turm bauen“, spricht der Science Tower-Ideengeber über die Anfangspläne. Im Grazer Stadtplanungsbüro sagte man Nein. Das Projekt wurde radikal gestutzt auf 45 Meter Höhe mit Büro- und Laborfl ächen. Darüber weitere 15 Meter Fassade und Dachgarten.
Im September 2017 konnte dann SFL-Eigentümer Hans Höllwart nach kräfteraubendem Tauziehen mit der Grazer Stadtbürokratie und Verspätung endlich die Eröffnung feiern. Der Startschuss für die Smart City war damit geglückt. Der Science Tower, ihr Landmark, das weithin sichtbare Zeichen, ist das Fotomotiv dafür. „Der Tower mit dem Roof Top Farming an seiner Spitze ist ein Living Lab. Mit ihm will man die Erkenntnisse gewinnen, was mit einer smarten Fassade und mit der generellen Bereitstellung von dezentraler thermischer und elektrischer Energie möglich ist“, so Mario Müller. Worauf der Physiker wert legt: „Der Turm wird
Fotos: Stadt Graz / Foto Fischer
Die zweite neue Tram erschließt den neuen Stadtteil Reininghaus
nicht geheizt, sondern konditioniert. Es gibt im Turm keine Hochtemperaturquelle. 200 Meter tiefe Bodensonden tauschen über eine Wärmepumpe die Energie mit dem Tower. Im Sommer wird dem Turm Energie entzogen und im Erdreich gespeichert – im Winter über den natürlichen Wärmespeicher aus dem Boden wieder eingebracht. Es handelt sich um einen Wärme-Pendelspeicher mit Rückgewinnung der sommerlichen Wärme.“ Über ein Notstromaggregat im Tiefgeschoß ist der Science Tower bisher das einzige Gebäude in der Smart City, das im Falle eines Blackouts über mehrere Tage autark weiter betrieben werden kann. Beim Blick aus dem Turm wird Mario Müller nachdenklich: „Noch gibt es zu viel Bauwüste, Grün sollte aber dann am Ende überwiegen. Die Ziele am Anfang waren sehr ambitioniert.“ Aber in Richtung Realisierung gab es dann mehr und mehr Abstriche. „Leider.“ Was die Grund-Idee der Smart City betrifft, habe man die Aufgaben erfüllt. Weil allein der Standort eine Botschaft ist. Den Menschen etwas zu vermitteln, das attraktiv ist, aber auch für sich spricht.
Auch die Eröffnung der neuen Straßenbahnlinie ist ein wichtiger Schritt – und hat auch eine Symbolik: Sie verbindet die Smart City direkt mit der Technischen Universität.
ABFALL TRENNEN: WIE? WO? WANN?
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Dank der Graz Abfall App weiß ich ganz genau, welcher Abfall in welche Tonne gehört.
Weitere Funktionen: Termine der Müllabfuhr mit Erinnerungsfunktion, Infos zu AbfallSammelstellen inkl. Öffnungszeiten und Ortsangaben, Tipps zur Abfallvermeidung und vieles mehr.