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RÜCKTRITT: LH Schützenhöfer

Rücktritt

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Was wird von IHM bleiben?

Hermann Schützenhöfer ist ab 5. Juli 2022 Geschichte

Hermann Schützenhöfers Biografi e trägt den Titel „Politik als Beruf“. Diese ist anlässlich seines 70ers erschienen. Die Autoren kommen aus einem näheren Umfeld, daher wenig Pointiertes, also kaum Chancen für einen Bestseller.

In den beiden Corona-Jahren gab sich Schützenhöfer als Hardliner bei den Maßnahmen, sprach sich schon früh für die heiß diskutierte Impfpfl icht aus – bis heute ist sie umstritten – und tätigte auch abschätzige Aussagen gegenüber Impf-Skeptikern. Kryptisch und typisch waren auch seine Auftritte im Zusammenhang mit den Whats-App-Skandalen in der ÖVP, die letztendlich mit dem Rücktritt von Sebastian Kurz ihren Höhepunkt hatten. Angeregt wurde die Biografi e als Dankeschön-Geste von Christopher Drexler, auch nicht immer „trittsicher“. Dieser prophezeite Sebastian Kurz noch wenige Wochen vor dem Rücktritt als Kanzler: Kurz werde später einmal in einem Atemzug mit Leopold Figl und Kanzler Bruno Kreisky genannt werden.

Gefi el sich selbst

„Ich geh’ schweren Herzens“, gibt Hermann Schützenhöfer zu und einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. Er genoss es, wenn ihn, den ÖVP-Landesvater, Wiener Medien zu Problemen und Vorgängen in der Innenpolitik um seine Einschätzung fragten. Stand er doch jahrzehntelang als Stellvertreter und Nicht-Landeshauptmann wenig beachtet in der zweiten Reihe im Schatten erfolgreicher Parteifreunde. Erst seit 2015 genießt er – nur durch die Matura des Lebens gereift – als Nachfolger von Franz Voves als Landeshauptmann den Platz an der Sonne. Voves wurde bei der 70er-Feier in der AK am 7. Mai 2022 als Ehrengast heftig beklatscht. Übergab er doch das Amt des Landeshauptmannes 2015 praktisch über Nacht kampfl os an seinen Freund Hermann. Mit ihm leert er noch bis heute so manches Gläschen.

Christopher Drexler galt jahrelang als Kronprinz und Nachfolger von Hermann Schützenhöfer und steht ab heute als nächster Landeshauptmann fest. Die Bestellung und Wahl im Landtag ist nur noch ein formale Angelegenheit. Dies deshalb, weil das ÖAAB-Duo Schützenhöfer und Drexler das innere Machtzentrum der steirischen ÖVP bildet. Der Wirtschaftsbund und Bauernbund waren unter Josef Krainer, aber auch noch in der Ära Klasnic mächtige Teil-Organisationen. Bei der neo-feudalen „Hofübergabe“ sind sie kein Reibe-Baum mehr. Drexler verdankt seine Karriere nur Hermann Schützenhöfer. Er folgte diesem in allen Funktionen im ÖAAB – bis zum Obmann und jetzt Landeshauptmann. Hermann Schützenhöfer wiederum hat seinen Aufstieg in der Partei dem 2009 verstorbenen ÖAAB-Chef Franz Wegart zu verdanken. Ein weiterer Förderer war der 2019 verstorbene Gerhard Hirschmann, der ihm seit Schützenhöfers Zeit als Junge-ÖVPObmann freundschaftlich verbunden war.

Vom Lehrbuam zum Landesvater mit „Handschlagqualität“

So beginnen die Autoren Schützenhöfers Biografi e. Es ist der Sonntag, 24. November 2019, 17 Uhr. Zitat: „Im Fernsehen erscheint das ORFHochrechnungsdiagramm zur steirischen Landtagswahl: Der Balken für die von Hermann Schützenhöfer geführte steirische Volkspartei schnellt um 7 Prozent auf mehr als 36 Prozent in die Höhe, jener der SPÖ sinkt um 6 Prozent auf nur mehr 23 Prozent. Unbeschreiblicher Jubel bei den Funktionär*innen und Wahlhelfer*innen, die in der Parteizentrale am Karmeliterplatz 6 gebannt auf die Hochrechnung gewartet haben, bricht aus. Hermann Schützenhöfer wird als der große Wahlsieger gefeiert, die Volkspartei, die 2005 die Mehrheit um den seit 1945 60 Jahre hindurch ununterbrochen gestellten Landeshauptmann verloren hatte, ist wieder mit Abstand stärkste politische Kraft im Lande.“

Geschlagen, Wahlverlierer, ist sein Koalitionspartner Michael Schickhofer (SPÖ). Der 39-Jährige trat daraufhin zurück. Anton Lang kam. Ein Misston blieb: Schützenhöfer hatte nämlich Schickhofer mit Handschlag sein persönliches Ehrenwort gegeben, die Wahl ohne dessen Zustimmung nicht vorzuverlegen. Diese wäre erst im Mai 2020 gewesen. „Wäre“ deshalb, weil dann Corona kam. Doch Schützenhöfers Wortbruch führte ihn zum späteren Wahlsieg. Sebastian Kurz war es gelungen, zum zweiten Mal die ÖVP im Frühherbst 2019 in einer Nationalratswahl zum Sieg zu führen. Im Sog seines Erfolgs, einem Allzeit-Hoch der ÖVP, machte sich der ewige Zweite Schützenhöfer dann bei der Landtagswahl zum strahlenden Wahlsieger. Der 24. November 2019 wurde damit zum glücklichsten Tag in seinem politischen Leben.

Aufgewachsen am Pfarrhof

Geboren wurde Hermann Schützenhöfer im niederösterreichischen Edlitz bei Aspang. Der Vater war Landarbeiter im Umfeld der Pfarre. Hermann wuchs am Pfarrhof auf, besuchte die Volks- und Hauptschule und war ein fl eißiger Ministrant.

Seine politische Prägung basierte darauf, als der Vater, dann schon in Wien Bauarbeiter, nach Schützenhöfers Schilderung sich weigerte, der roten Bauarbeiter-Gewerkschaft beizutreten und daraufhin entlassen worden sei. Dieses Bild des „ratlosen Vaters“ sei für ihn später der Antrieb gewesen, gegen den Betriebsterror gewerkschaftlicher Allmacht anzukämpfen. Die Familie siedelte nach dem Hauptschulabschluss nach Kirchbach in die Oststeiermark. Hermann besuchte den Polytechnischen Lehrgang und erhielt darauf einen Lehrplatz beim örtlichen Gemischtwarenhändler. Dort schloss er auch seine Lehre ab.

Was wird an Erinnerungen bleiben?

In der ÖVP-Chronik, dass er nach zehn Jahren am grünen Tisch und nach 14 Jahren wieder den Landeshauptmann für seine Partei zurückholte, den die ÖVP zuvor über 60 Jahre in der Steiermark für sich gepachtet hatte. Mit seinem Wahlsieg im November 2019 kehrte in der steirischen ÖVP das verloren gegangene Selbstbewusstsein wieder zurück.

Erstmals aufmerksam auf sich machte er als ÖAAB-Funktionär im Jahr 1984 mit seiner Forderung nach einem Mindestlohn für Arbeitnehmer. Als weiteren Erfolg führt er die Gemeindefusionen in der Steiermark von 542 auf 286 in der

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