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Ein Boom mit Folgen

Michael Kruse will Hamburgs Digitalisierung voranbringen und die Wirtschaft wieder aufbauen. Er ist auch neuer Spitzenkandidat für den Bundestag.

Wie die FDP in Hamburg die Kurve kriegen will Wird jetzt alles anders?

Im Jahr 2020 flog die FDP aus der Hamburger Bürgerschaft. Seither sucht man nach Erklärungen für die Wahlniederlage. Nun haben die Liberalen eine neue Landesspitze gewählt. Bringt das die Kehrtwende?

Die FDP hat am 25. April mit Michael Kruse einen neuen Vorsitzenden und ihren Spitzenkandidaten für den Bundestag gewählt. Vize wurde die Vorsitzende der Bezirksfraktion Altona, Katarina Blume. Für die angeschlagene Hamburger FDP ist es eine Art Neustart.

Die Situation der Partei ist paradox: „Wir sind auf allen vier parlamentarischen Ebenen vertreten, das gab es noch nie: im Europaparlament, im Bundestag, in der Hamburgischen Bürgerschaft, in Fraktionsstärke in allen sieben Bezirksversammlungen“, wie die bisherige Landesvorsitzende Katja Suding dem KLÖNSCHNACK berichtet. Auch die Mitgliederzahlen in Hamburg sind die höchsten seit 26 Jahren. Dennoch ist Katja Suding nicht ganz mit sich zufrieden. Sie spielt auf die Wahlpleite in 2020 an. Die FDP verpasste damals knapp den Einzug in die Bürgerschaft. Seither ist Anna von Treuenfels-Frowein dort als „Einzelkämpferin“ für die Freien Demokraten unterwegs. Eigentlich wäre eine Mitgliederaussprache oder Fehleranalyse dringend notwendig gewesen, wurde durch Corona jedoch erschwert, wie Katarina Blume im Interview berichtet.

Und was war der Fehler? Es sei der FDP nicht gelungen, den Wählern deutlich zu machen, wofür die Partei stehe. Dabei sei der politische Kompass ganz deutlich „Ein selbstbestimmtes Leben in jedem Lebensabschnitt, möglichst wenig Bevormundung und staatliche Regulation.“, so Blume. Diese Aussage ist aber gerade jetzt mit Vorsicht zu genießen und wurde auch bereits vielfach kritisiert. Politikerin Blume verdeutlicht ihre Meinung: „Ich hätte mir von Anfang an eine ‚wenn – dann’Politik gewünscht, nach der Maßnahmen lokal an Fallzahlen gekoppelt sind und jeder Bürger genau weiß, was als Nächstes folgt. Ich glaube, dass wir so eine bessere Akzeptanz der Einschränkungen erreicht hätten.“

Die Frage ist, ob der FDP aus der Krise hinaus ein Neustart gelingt. Fraglich ist auch, wie man ohne Fraktionsstärke in der Bürgerschaft noch teil am politischen Geschehen hat, antwortet Katarina Blume, man wolle die liberale Politik in der Stadt , etwa durch die Bezirksfraktionen, „sichtbar machen“. Aber reicht Sichtbarkeit?

Für die Vize-Vorsitzende ist dies eine Überbrückungsmaßnahme bis zum Wiedereinzug ins Landesparlament. Doch der stünde erst in 2025 an. Und bis dahin? Wie will die Partei die Stimmen zurückgewinnen? Bezirkspolitikerin Blume sieht die Hauptaufgabe der neuen Landesspitze darin, durch gut platzierte aktuelle Themen einen Ausgleich zu schaffen. Sie wünscht sich vor allem Kompetenz zu Wirtschaftsthemen, denn die seien in naher Zukunft entscheidend, wenn man die Gesellschaft wieder „heilen“ wolle. Gesagt, getan. Michael Kruse schildert dem KLÖNSCHNACK seine Pläne so: „Ich möchte die Wirtschaft nach Corona wieder in Schwung bringen, die Verwaltung digitalisieren und die Bürgerrechte auch in Pandemiezeiten stärken.“

Damit sind die Themen klar umrissen. An Kampfwillen fehlt es auch nicht, denn: „Mit einem starken Team im Landesvorstand meldet sich die FDP Hamburg bei den Hamburgerinnen und Hamburgern zurück“, so Kruse weiter. Ob das bei den Wählerinnen und Wählern auch so ankommt, wird sich zeigen.

Katja Suding wünscht ihren Nachfolgern in der Partei und im Bundestag jedenfalls „alles erdenklich Gute.“

FOTO: HINRICHS-HENKENSIEFKEN

„Es ist viel Arbeit, aber ich leiste sie gerne – nicht für mich, sondern für die Gesellschaft.“ – Katarina Blume

Autor: michael.wendland@kloenschnack.de Infos: www.fdp-altona.de

ZUR SACHE: Wandel in der FDP

Am 25. April hat die FDP Hamburg eine neue Landesspitze gewählt. Die bisherige Landesvorsitzende Katja Suding trat nicht erneut an. Die Gründe: „Ich gehe, weil ich noch andere Pläne in meinem Leben habe und für die jetzt der Zeitpunkt gekommen ist.“ Mit Michael Kruse steht ein Wirtschaftsexperte an der neuen Spitze. Katarina Blume macht sich als Vize dafür stark, dass jedes Kind, gleich welcher Herkunft, seinen Platz im Leben finden könne.

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