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OLDTIMER WERDEN ELEKTRISIERT

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MEIN ARBEITSPLATZ

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Ein VW Elektro-Käfer auf der Rennstrecke am Bilster Berg

Technik Oldtimer werden E-Autos

Der Trend zum abgasarmen Fahren hat auch die Oldtimer-Szene erfasst. Auch VW Käfer und Ford Taunus lassen sich mit Elektromotoren umrüsten. Was ist dabei zu beachten?

Umweltbewusstsein und Fahrspaß – das sind meist zwei verschiedene Welten, besonders wenn das Auto älter ist. Nun haben aber gerade Modelle wie ein VW Käfer aus den 70ern ihren Charme – meist teuer erkauft durch häufige Reparaturen und die ewige Jagd nach Ersatzteilen. Hinzu kommen die immer schärferen Abgas- und Feinstaubregularien, die ein Modell nach dem anderen aus dem Verkehr ziehen.

Spätestens also wenn mal wieder das Getriebe „durch“ ist, stellt sich die Frage: Warum nicht gleich elektrifizieren? Also das Fahrzeug äußerlich die alten Zeiten hochleben lassen, es innen aber mit moderner Technik ausstatten? Und wie verträgt sich das mit dem Status eines „echten“ Oldtimers, also einem Auto mit dem begehrten H-Kennzeichen?

Der Großteil der Besitzerinnen und Besitzer von Oldtimern strebt für seinen Klassiker eben dieses Kennzeichen an, um das Lieblingsstück auszuzeichnen und auch die damit einhergehenden Vorteile zu genießen.

Als Grundvoraussetzung gilt eine Erstzulassung vor mindestens 30 Jahren. Ebenso wird ein guter und gepflegter Originalzustand erwartet.

Gerade das kann zu Problemen führen, wie Patrick Krol, Leiter der TÜV Nord-Station in Wandsbek, erläutert: „Modifizierungen sind nur im damals üblichen und zulässigen Rahmen erlaubt, sodass es wie zur Erstzulassung aussieht. Dies betrifft nicht nur die Bauteile, sondern auch die zeitgenössische Farbgebung des Fahrzeugs.“

Bei all der Originalität muss auch eine geltende Zulassung für den Straßenverkehr vorliegen. Darüber hinaus ist das Gutachten eines Sachverständigen

Fahrtüchtige Oldtimer müssen zeitgerecht daherkommen, gleichzeitig aber eine Straßenzulassung nach modernen Standards erfüllen.

erforderlich. Die Auszeichnung mit dem H-Kennzeichen geht dann mit

Vorteilen einher. Neben steuerlichen

Begünstigungen und preiswerten Versicherungen bringt es auch geringere

Umweltauflagen mit sich. Wird nun die Umrüstung auf einen

Elektroantrieb vorgenommen, verliert der Oldtimer die erreichte Auszeichnung. Somit schrecken viele Oldtimer-Fans vor einem Umbau ihres fahrtüchtigen Klassikers zurück.

Wenn aber wie beim Eingangsbeispiel der technische Zustand fragwürdig ist oder Fremdteile verbaut wurden, dann kann die Elektrifizierung interessant sein. Ebenso für „Youngtimer, die 15 oder 20 Jahre alt sind. Deren

Lebensdauer wird durch die Elektrifizierung erhöht, die Fahrdynamik verbessert, die Unterhaltskosten verringert, Fahrverbote werden umkurvt. Allerdings: Die Anfangsinvestitionen sind hoch, können fünfstellig ausfallen. Schon bevor das Projekt startet, empfiehlt sich ein Gespräch mit den zuständigen TÜV-Prüfern. So können Probleme direkt angesprochen werden. Zum Beispiel kann der angepeilte Elektroantrieb zu schwer sein oder zu viel Leistung für das Fahrwerk und die Bremsen haben.

Und dann noch die Frage nach dem Sakrileg. Rattern und Qualmen kann Spaß machen, keine Frage, aber auch die Youngtimer- und Oldtimer-Szene ist nur begrenzt leidensfähig. Die Zahl der Umbauten nimmt daher zu. Das bestätigt auch Det Müller, Fernsehmoderator und OldtimerExperte nach dem Testen eines „elektrisierten” VW Käfers. „Ich war der Meinung, dass man eine solch einschneidende Veränderung den Fahrzeugen nicht antun kann. Ihnen würde das Herz herausgenommen, um es mit einer Batterie zu ersetzen. Jetzt, nach einer Probefahrt, muss ich sagen: Es macht Spaß!“

Autor: tim.holzhaeuser@kloenschnack.de Infos: www.tuev-nord.de

H-KENNZEICHEN Die wichtigsten Voraussetzungen

- Erstzulassung vor über 30 Jahren - Guter Zustand - Nur zeitgenössische Änderungen, die zehn Jahre nach Erstzulassung hätten erfolgen können - Moderne Abgasreinigungssysteme sind eine erlaubte Änderung

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