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Panorama
In den vergangenen Ausgaben hat Siegfried Schoppe die Herkunft der Namen Blankenese (07.21) und Flottbek (08.21) erläutert. Jetzt geht es um Rissen und sein Umfeld.
Der westlichste der Hamburger Elbvororte heißt Rissen. Im Wikipedia-Eintrag wird Rissen erklärt mit „Häuser im Strauch- und Buschwerk“ oder „Häuser im Birkenwald“. Ris- steht aber nicht für Ries oder gar Riesen, sondern ist ein indogermanischer Wortstamm für Fluss, fließen, der griechisch als ρυσ-ις/rys-is = Fluss vorkommt sowie im hessischen Rissen-thal/Losheim. Wie in Losheim floss auch in Rissen eine Ris-becke, die im Mittelalter mit dem Aufkommen der Wassermühlen in Mühlenbach umbenannt wurde und noch existiert. Anders erging es dem trockengefallenen gleichnamigen Fluss von Rissen, der mit seinem Urstromtal noch heute die Grenze zu Blankenese markiert: im Verlauf des Sülldorfer Mühlenweges, nachdem die Mühlen dort längst verschwunden sind. Der Schlankweggraben und der Ellernholtgraben in Sülldorf leiten das noch anfallende spärliche Wasser des ursprünglichen Oberlaufs des Rissener Grenzbaches in die Wedeler Au, die in Sülldorf (= Quelldorf) entspringt. Die Kiesgrube gegenüber vom Gut Marienhöhe, das ursprünglich am Flussufer und Naturteich stand, wo jetzt das Schwimmbad ist, erinnert noch an diesen einst starken Wasserlauf, denn Kieslinsen entstehen dort, wo Flüsse eine starke Biegung machen, in der sich wegen der Hemmung der Strömungsgeschwindigkeit mitgeführte Sedimente und Gerölle im Flussbett ablagern, sodass sie dort einem ständigen Mahlstrom ausgesetzt sind. Das liegt 10.000 Jahre zurück und geschah in der Nacheiszeit, als große Wassermengen der zurückweichenden Gletscher abgeführt werden mussten. Auch die Flurnamen Grot Sahl und Lütt Sahl (Sah-l = See) in Rissen erinnern an den großen Wasserreichtum, der in Rissen einst existierte. An der Landesgrenze nördlich von Rissen befindet sich der Hamburger Staatsforst Klövensteen. So wie bei Dübelsbrück am Jenischpark der Teufel sein Unwesen trieb, indem er die Brücken zerstörte, will die Sage auch, dass derselbe Diabolus im Klövensteen nicht wusste, wohin mit seinen Kräften und unbedingt einen riesigen Findling spalten (klüften) musste. Von der natürlichen Beschaffenheit des Staatsforstes her ergibt sich eher die Deutung von Auwald und Bruch: In Klöven, Klöben steckt die idg. Wurzel *gl(e)b, -gleib wie im Meisenvogel Kleiber, der sein Nestloch mit Lehm verkleistert; und -steen bedeutet nicht Stein, sondern stagnierendes Wasser/ stauende Nässe (lat. stagnum). Das Schnaaken-moor gleich nebenan ist eine Doppelung von Sumpf und Moor; denn *sn(a)c bedeutet Bruch, nicht etwa Schnaken- bzw. Mücken-moor; niemand würde ja auch das Himmelmoor bei Quickborn wörtlich nehmen und mit dem Himmel in Verbindung bringen.
Stolzes Angebot: Körners Verkaufsraum, 1960er Jahre in Blankenese
120 JAHRE BÄCKEREI KÖRNER „Morgens” ab 1 Uhr brennt das Licht ...
Dass ein Familienbetrieb auf satte 120 Jahre zurückblicken kann, ist nicht gerade an der Tagesordnung. Im Hause Körner werden am 17. September die Sektkorken knallen, denn seit eben 120 Jahren backen die Körners kleine Brötchen und große Torten. Selbst! Bereits morgens ab 1 Uhr brennt in der Backstube Licht – die ersten Bäcker kommen, bereiten die Teige vor und lassen sie ruhen, damit sich der gute Geschmack bilden kann. Nach und nach kommen dann die anderen Kollegen um die Teige aufzuarbeiten und später zu schmackhaften Broten und Brötchen zu backen. Um 5.00 Uhr beginnt der Verkauf im Hauptgeschäft (sonntags erst ab 6.00 Uhr) – es werden Brötchen und Vollkornbrote frisch belegt und die frischen Backwaren werden in die Regale einsortiert. Feiert 120 Jahre Bäckerei: Meisterin Sabine Möller, geb. Körner Die Auslieferungsfahrer fahren die ersten Backwaren in die Verkaufsstellen in Rissen, Othmarschen und Bahrenfeld. Mehr als 20 Sorten Brötchen werden daraus täglich frisch gefertigt, 15 Sorten Brot und 12-15 Sorten Kuchen runden das Sortiment ab. Selbstverständlich wandelt sich die Sorten im Jahreszyklus: Im Herbst beginnen wieder die Berliner, wo im Sommer die Fruchtschnitten dominiert haben. Auch laufen die PlanunDie Bäckerei Körner gen für die Weihnachtszeit im Hinterist der älteste Handwerksbetrieb im Bezirk Altona. grund schon auf Hochtouren: der beliebte Kirchenstollen wird bald gebacken und im Blankeneser Kirchturm gelagert um zu reifen. Und der heiß ersehnte Orangen-Quarkstollen wird auch ab Mitte Oktober wieder ins Sortiment aufgenommen Die Bäckerei Körner ist der älteste Handwerksbetrieb im Bezirk Altona. Und das immer in der gleichen Familie. Apropos Familie: die jetzige Inhaberin, Sabine Möller, ist die siebte Bäckermeisterin in der Familie – und die erste Frau. Firmengründer war Hinrich-Martin Körner. Darauf folgte Max Körner, von dessen fünf Kindern wurden drei Bäckermeister: Dittmer, HansHenning und Hartmut. Letzterer übernahm das Geschäft an der Blankeneser Landstraße. Hans-Henning Körner ging 1962 nach Finkenwerder. Dort führt sein Sohn, Jan-Henning Körner, den Familienbetrieb weiter. Jan-Henning war 16 Jahre Obermeister der Bäckerinnung.