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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
8. Jahrgang · Ausgabe 1, Februar/März 2016 Erscheint 6-mal jährlich
Jahresthema «Der Gast soll die Ruhe stören»
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Wallfahrt Madonnas Fashion Liturgisches Grundwissen: «Vaterunser» Der Wallfahrtspater lädt ein Liturgischer Kalender Wallfahrtsinformationen Haben Sie gewusst…
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Kloster Einsiedeln In memoriam Pater Anselm Henggeler Gebetsanliegen Oblatentagung: Im Staunen begegnet uns Gott Konventglöckli
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Stiftsschule
Meinradslegende (Blockbuch): Der hl. Meinrad bewirtet seine späteren Mörder – S. 4ff., benediktinische Gastfreundschaft (Foto: KAE).
Schulnachrichten Ecke der Eltern Schulseelsorge: 2,8 Tonnen Lebensmittel im Abfall sind zu viel Internat: Wandel tut gut Internationaler Tag der Menschenrechte Namwala: Die Partnerschule gedeiht Alumni: Ob die Menschheit noch zu retten sei Klassentage 2016 Corvina: Der Winter kommt (endlich) und das neue Jahr noch dazu Personalnachrichten Klassentag M 1955
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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm
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Kloster Fahr Grusswort Webatelier: Unter Dach und Fach Schreibzelle: Inspirationen im Kloster Fahr Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch
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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Charles Levinsky: Von fehlenden Frauen-WC… Neue Bücher Impressum
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LEITGEDANKE
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iebe Leserin, lieber Leser 2016 ist ein «Heiliges Jahr». Es hat schon sichtbare Spuren auf unserem Klosterplatz hinterlassen. Seit Dezember steht dort eine «Heilige Pforte», stellvertreten für diejenige, die zum Petersdom in Rom führt. Vor allem Anderen weist sie uns auf den hin, der die Türe schlechthin ist, die Tür zum himmlischen Vater und zu seinem Reich. Durch Jesus Christus gelangen wir zu ihm. Das Heilige Jahr soll ein «Jahr der Barmherzigkeit» werden. Es soll für jene spürbar werden, die der Barmherzigkeit bedürfen. Nach der kirchlichen Tradition gibt es zwei Arten der Werke der Barmherzigkeit, geistliche und leibliche. Die geistlichen Werke der Barmherzigkeit wie «Die Zweifelnden beraten» oder «Für die Lebenden und Verstorbenen beten» gehören zweifellos zu den Grundaufgaben der Klöster. Aber auch die leiblichen haben sie immer wahrgenommen. Drei von ihnen, «Hungrige speisen», «Durstige tränken» und «Fremde beherbergen», lassen sich unter dem Begriff der «Gastfreundschaft» zusammenfassen. Der Gastfreundschaft sollen darum die Hauptartikel des neuen Jahrgangs unserer Zeitschrift gewidmet sein. Den Anfang macht Abt Urban. Er zeigt, wie wichtig die Gastfreundschaft dem heiligen Benedikt ist. Von ihm haben nicht nur die Mönche und Nonnen, sondern auch Weltleute immer wieder gelernt. Dass das Thema aktuell ist, zeigt sich nicht zuletzt in der Flüchtlingsproblematik. Weiter soll dann dargestellt werden, wie Gastfreundschaft in unseren Klöstern konkret gelebt wird, auch über die Möglichkeit hinaus, einige Zeit unser Leben zu teilen. Diese Nummer des SALVE ist die erste, die von der Druckerei Franz Kälin AG in Einsiedeln hergestellt wurde. Wir sind überzeugt, dass wir so für unsere Zeitschrift in den Umwälzungen im Druckgewerbe eine gute und nachhaltige Lösung gefunden haben.
Ihr
Pater Markus Steiner
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JAHRESTHEMA
Zur Gastfreundschaft in einem Benediktinerkloster
«Der Gast soll die Ruhe stören» Wenn sich die Klostergemeinschaft zu ihrer Vollversammlung trifft, zum sogenannten Kapitel, ist vom Abt vor allen Geschäften und Abstimmungen gefordert, einen spirituellen Impuls zu geben. Anfangs 2015 machte sich Abt Urban zum Kapitel vor dem Fest des hl. Meinrad (21. Januar) Gedanken zur Gastfreundschaft. Auszüge aus dieser Ansprache werden hier wiedergegeben. Da Abt Urban einige Jahre lang selbst Gästepater, also im Kloster für die Gäste zuständig war, konnte er seinen Gedanken eigene Erfahrungen zugrunde legen. Das Wort «Gastfreundschaft» weckt in uns nicht nur positive Gefühle, denn es hat etwas mit Plicht zu tun, mit einem Anspruch, dem man vielleicht gar nicht gerecht wird. Tatsächlich wurde in dieser Hinsicht die Gastfreundschaft schon in der Antike gross geschrieben. «Sie war eine der obersten Pflichten. Wer an fremde Türen klopfte, fand Bett und Brot. Denn jeder Bürger musste Reisende von gleichem oder ähnlichem Stand in seinem privaten Haushalt unterbringen. Sich dieser Pflicht zu verschliessen, war Frevel. Die Götter der Antike bestraften Ungastlichkeit, belohnten aber jene, die ihr Haus mit anderen teilten.» ¹ Auch im Christentum wurde die Gastfreundschaft eine religiöse Pflicht und gehört darum zu den sieben Werken der Barmherzigkeit, die es vom Christenmenschen zu befolgen gibt. Eine freundliche Gesinnung Ist es darum nicht ein bisschen enttäuschend, mit welchen Worten der hl. Benedikt in seiner Regel das Kapitel über die Aufnahme der Gäste beendet, wenn er sagt: «Niemand darf sich ohne Auftrag zu den Gästen gesellen oder mit ihnen sprechen. Wer ihnen begegnet oder sie sieht, grüsse sie bescheiden,
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wie wir sagten, bitte um ihren Segen und gehe weiter mit dem Bemerken, es sei ihm nicht erlaubt, mit einem Gast zu reden» (RB 53, 23–24). Das sind nicht gerade einladende Worte! Anscheinend hat die viel gerühmte Gastfreundschaft unserer Klöster ihren Grund nicht in einem euphorischen Ordensgründer, der seine Mönche stets in Begleitung von Gästen sehen möchte. Gibt es bei ihm also doch keine Pflicht zur Gastfreundschaft? Noch eine weitere Spannung kommt Umstrittener Klostergast: Alexander Solschenizyns Eintrag im Gästebuch des Klosters Einsiedeln am 12.8.1975 (Foto: zvg).
JAHRESTHEMA
Benediktsregel: «Nicht die Mönche soll der Gast suchen, sondern mit diesen zusammen Gott» (Foto: Bruno Harry Geis). dazu, sie liegt im Wort «Gastfreundschaft» selbst: Muss ich mich mit einer Person befreunden, die ich nicht kenne, nicht ausgewählt habe und deren Gegenwart mich vielleicht sogar eher stört? Bei dieser Fragestellung wird der Wortteil «Freundschaft» betont. Doch so weit geht der hl. Benedikt bei der Gastfreundschaft eben nicht: Gäste müssen nicht zu unseren Freunden werden. Was wir brauchen, ist eine freundliche Gesinnung, die wir einem Gast entgegengenbringen. Ein gemeinsames Ziel Es wird wohl zur Zeit des hl. Benedikt nicht anders gewesen sein als heute: Es gibt Gäste, über deren Kommen wir uns freuen, und andere, denen wir vor allem beim Abschied frohen Herzens alles Gute wünsche.... Das Problem dieser Schlussverse des 53. Kapitels ist, dass Mönche einige Gäste sehr gerne unter sich haben, sonst hätte sich Benedikt
nicht gegen falsche Abhängigkeiten aussprechen müssen. Denn gegen Abhängigkeiten, glaube ich, wehrt er sich hier. Für uns Mönche, die viel Zeit alleine verbringen, ist ein Gast eine ideale Ablenkung. Der Gast wiederum, der sich häufig enttäuscht und verwundet von seinem Alltag abwendet, sieht in einem Mönch ein Ideal, einen Mitstreiter gegen die oft als schlecht erfahrene Welt. «Es sei ihm nicht erlaubt, mit einem Gast zu reden.» Benedikt will keine falschen Abhängigkeiten fördern. Zu schnell füllen Mönche ihre Leere aus mit Überlegungen wie: Das muss man unter pastoralem Gesichtspunkt anschauen, oder: Schliesslich braucht unsere Gemeinschaft wieder Neueintretende. Mönch und Gast sollten vielmehr ein gemeinsames Ziel verfolgen: auf dem Lebensweg zu reifen, dem eignen Leben einen Tiefgang zu geben! Somit sollte die Gastfreundschaft richtig verstanden für ein Kloster nicht zu einer Über-
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JAHRESTHEMA forderung werden. Sie ist vielmehr eine Forderung, miteinander auf dem Weg zu sein. Benediktinische Spiritualität Mönche suchen im Kloster Gott. Für Benedikt ist die Gastfreundschaft nicht eine willkommene Zerstreuung bei dieser Suche, sondern eine Hilfe, Gott auch wirklich zu begegnen. Dafür sollen hier einige Sätze aus dem bereits zitierten Kapitel 53 der Benediktsregel aufgeführt werden, das die Überschrift trägt «Von der Aufnahme der Gäste»: «Gäste, die ankommen, empfange man alle wie Christus, weil er selber sagen wird: ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen» (V. 1) – «Um in den Gästen Christus zu verehren» (V. 7) – «In ihnen nimmt man Christus auf» (V. 15). Diese Stellen lesen sich als ein Korrektiv zu einer idealen und nicht «geerdeten» Vorstellung von Gastfreund-
schaft. Gastfreundschaft ist für den hl. Benedikt nicht ein Anhängsel des Klosterlebens, sondern ein wesentlicher Teil unserer Spiritualität. Auf unserer Suche nach Gott kommt uns im Gast Christus konkret entgegen. Begegnungen dieser Art sind nicht so sehr vom Gefühl abhängig, sondern eine Haltung des Glaubens: Im Gast klopft keine unbekannte Nummer an die Klosterpforte, kein Störfaktor im gemütlichen Alltag oder dessen willkommene Unterbrechung, sondern ein von Gott gewollter und geliebter Mensch, ein «Christusträger», der den Gastgeber auf jeden Fall beschenkt. Was führt den Gast ins Kloster? Und der Gast: Was führt ihn ins Kloster? Er soll im Gebet geprüft werden, ob er wirklich ein Suchender ist (vgl. RB 53,4–5). Nicht die Mönche soll er im Kloster suchen, sondern mit diesen zusammen Gott! Der Gast tut bei
Der Ursprung biblischer Gastfreundschaft: Abraham bewirtet drei unverhoffte Gäste – Gemälde von Marc Chagall (Foto: Christoph Gäbler).
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JAHRESTHEMA te um ihren Segen.» Oft war ich dann als Mönch der Beschenkte, der von den Gästen Gesegnete. Ohne ihnen irgendwelche Vorträge gehalten oder etwas in unserer Tagesstruktur verändert zu haben, durfte ich Zeuge werden, wie sich im Leben dieser Menschen etwas bewegt: Ohne grosse Worte strahlt der eine oder andere Gast eine neu erlangte Ruhe oder Freiheit aus. Da begegne ich wirklich der göttlichen Sehnsucht nach Leben für uns Menschen, hier kommt mir im Gast das Leben in Christus greifbar entgegen. Gäste sind Christusträger
Die Gäste des Klosters Einsiedeln werden an der Hofpforte vom hl. Benedikt persönlich in Empfang genommen (historische Aufnahme, Glasplatte Klosterarchiv).
uns also dasselbe wie wir Mönche! Die Gäste nehmen teil an unseren Gebeten und Mahlzeiten und gehen so eine Wegstrecke unserer Gottsuche mit uns zusammen. Zu Beschenkten können wir beide werden: Gäste und Mönche, weil wir gemeinsam einer Einladung folgen – der Einladung, unserer Sehnsucht nach Leben nachzugehen, wie es im Prolog zu unserer Regel heisst: «Was könnte angenehmer klingen, liebe Brüder, als diese Stimme des Herrn, der uns einlädt? Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben» (V. 19–20). Nicht ängstliches Festklammern Wenn ich mich als Gästepater von den Gästen verabschiedete, war das oft das erste wirklich längere Gespräch über ihren Aufenthalt im Kloster. «Wer ihnen begegnet oder sie sieht, grüsse sie bescheiden und bit-
Gäste sind Christusträger, die den Mönchen Segen bringen. Was der Gast nach Benedikt nicht stören darf, ist der Tagesablauf der Klosters (vgl. RB 53,16) und das übliche Fasten im Kloster (vgl. RB 53,10f.). Es gibt für den hl. Benedikt sogar Gründe, warum ein Gast gehen muss: «Zeigt sich [ein fremder Mönch] aber anspruchsvoll und fehlerhaft, solange er Gast ist, […] sage [man] ihm höflich, er möge gehen, damit sein Elend nicht noch andere verderbe» (RB 61,6a + 7). Was bei Benedikt negativ über einen Mönch gesagt wird, der als Gast im Kloster lebt, kann auch ganz allgemein und neutraler für die Aufnahme von Gästen formuliert werden: Sie sollen sich im Kloster nicht einnisten, sondern ihren je eigenen Weg gehen. Gute Erfahrungen als Hindernis Wenn ich im Leben eine gute Erfahrung gemacht habe, halte ich mich gerne daran fest. Ein Klosteraufenthalt ist für unsere Gäste oft eine solch gute Erfahrung. Das Festhalten daran kann aber auch zu einem Hindernis werden, im eigenen Leben voranzukommen: Gute Erlebnisse können sich wie Bremsklötze in den Gang unseres Lebens schieben und die Sicht auf den weiteren Weg versperren. Das bei uns Erfahrene ist im Alltag sehr oft schwierig umzusetzen und das Kloster wird dann in der Erinnerung zu einem überhöhten Gegenbild zur rauen Wirklichkeit.
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JAHRESTHEMA Realismus in der Gottsuche Darum dürfen wir unseren Gästen gegenüber ruhig auch Realismus zeigen: Das Kloster ist kein Paradies, sondern ein möglicher Weg der Gottsuche. Mönche und Nonnen sind nicht bessere Menschen, haben aber unserer Gesellschaft eine echte Alternative zu bieten, um dem Leben Richtung und Sinn zu geben. Den Lebensweg müssen unsere Gäste aber immer noch persönlich gehen – und ihn eben auch wirklich gehen. Zwar suchen einige Gäste unsere Häuser regelmässig auf, doch versuchte ich das als Gästepater so zu regeln, dass dies nicht zu häufig vorkommt. Viel eher wünsche ich allen Gästen, die uns einmal aufgesucht haben, ihren Alltag mit der Zuversicht des hl. Benedikt zu gehen. Der Gast als Störenfried Auf einen Punkt kommt es mir nun bei meiner Betrachtung zur Gastfreundschaft besonders an: Sie ist nichts Statisches, sondern meint Bewegung! Der Gast soll sich bewegen: bei seinem Gastaufenthalt im Kloster,
dann aber auch wieder in seinem Alltag. Dafür muss er sich auch immer wieder vom Kloster weg bewegen. Und das Kloster, die Gemeinschaft, der einzelne Mitbruder soll sich bewegen: Der Gast ist für unsere Gottsuche kein Störenfried und auch nicht der einzig vernünftige Mensch, mit dem ich reden kann: Der Gast ist ein Segen für uns, weil in ihm Christus zu uns kommt – und die Begegnung mit Christus verändert uns: Nach der Regel des hl. Benedikt darf es darum dem Kloster nie an Gästen fehlen (vgl. RB 53,16). Ein bewegter Papst Wenn Papst Franziskus sich als Erzbischof von Buenos Aires verändert hat – Paul Valley gibt hierbei in seiner Biographie des Papstes von 2014 die beträchtliche Spannbreite an vom «Reaktionär zum Revolutionär» – dann dies vor allem, weil er sich bewegen liess: durch seinen Kontakt mit den Armen, mit den Randständigen, mit den Kirchenfernen. Aus diesen seinen eigenen Erfahrungen heraus empfahl er schon als Kardinal der
«Das Kloster ist kein Paradies, sondern ein möglicher Weg der Gottsuche» (Foto: Erich Liebi).
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JAHRESTHEMA Kirche, sich nicht in der Sakristei einzuschliessen, sondern raus auf die Strasse zu gehen, dorthin, wo sich die Menschen befinden und leben. Bei uns kommen die Menschen hierher als unsere Gäste oder als Pilgerinnen und Pilger. Wohl wusste der hl. Benedikt um die Gefahr der Mönche, sich in ihren Sakristeien und in der Liturgie zu gefallen. «Schon wieder Gäste!» «Warum schon wieder Gäste?», können wir uns jeweils fragen. Wir wollen doch, etwa bei Tisch, einfach unsere Ruhe. Spirituell gesehen gönnt uns der hl. Benedikt diese Ruhe nicht, er möchte, dass wir uns bewegen, uns herausfordern, uns verändern lassen. Dafür stellt er immer wieder Gäste in unsere Mitte – und wird dürfen nicht einmal auswählen, ob die uns passen oder nicht. Unsere Regel gibt uns vielmehr vor: «Die allergrösste Sorge und Aufmerksamkeit lasse man bei der Aufnahme von Armen und Pilgern walten, denn mehr als in anderen nimmt man in ihnen Christus auf; reiche Leute dagegen sind vielvermögend, das führt von selbst dazu, dass sie geehrt werden» (RB 53,15). Der hl. Meinrad: Patron der Gastfreundschaft Dass Gastfreundschaft durchaus wehtun kann, zeigt uns die Lebensgeschichte des hl. Meinrad. Er ist für mich in erster Linie weniger Märtyrer um des Glaubens, sondern Märtyrer um der Gastfreundschaft willen. Obwohl er vorausgeahnt zu haben scheint, dass der Besuch der beiden Fremden nichts Gutes verheisst und für ihn das letzte Aufbrechen zu Gott hin bedeuten könnte, hat er diese Gäste wie Christus aufgenommen – aus einer inneren Pflicht heraus, in der Nachfolge eben dieses Christus, der selbst den Weg zum Kreuz gegangen ist. Wir in Einsiedeln, als die Söhne und Töchter Meinrads, dürfen diesen Weg der Gastfreundschaft weitergehen, uns bewegen lassen und unsere Gäste sich bei uns bewegen lassen, wir dürfen füreinander Segen
Radikal gastfreundlich: Der hl. Meinrad bewirtet seine späteren Mörder (Foto: Klosterarchiv). sein. Ich wünsche uns darum allen, Gästen wie Mönchen, was der hl. Benedikt in seinem Vorwort so ausdrückt: «Umgürten wir uns also mit dem Glauben, erfüllen wir in allem treu unsere Pflicht, und schreiten wir voran auf den Wegen des Herrn, unter der Führung des Evangeliums, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat» (V. 21). Abt Urban Federer
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www.deutschlandradiokultur.de/willkommen.950.de.html?dram:article_id=132963 (Stand: 4.1.16)
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WALLFAHRT
Buchvernissage «Madonnas Fashion»
«Perfekte Inszenierung» Es kommt immer wieder vor, dass aus dem Kreis der Einsiedler Klostergemeinschaft Bücher herausgegeben werden. Wohl noch nie in der jüngeren Klostergeschichte ist indessen eine Neuerscheinung mit so viel orchestriertem Aufwand gefeiert worden wie am 4. Dezember «Madonnas Fashion» von Bruder Gerold Zenoni. Das Buch ist eine Hommage an die Einsiedler »Himmelskönigin» und ihre Garderobe. Die «Spirituelle Modeschau» war eine (beinahe) «perfekte Inszenierung». Buch und Vernissage wurden gesponsert von der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln. «Die heutige Präsentation des Gnadenbildes darf als perfekt gelungene spirituelle Inszenierung bezeichnet werden», schreibt Bruder Gerold Zenoni, der im Kloster seit vielen Jahren als «Gewandmeister» der Schwarzen Madonna amtet. Nun denn, was für das Gnadenbild recht ist, darf durchaus auch für die Präsentation eines Buches gelten, das ihm und seiner Garderobe gewidmet ist. Perfekt war die Inszenierung der Buchvernissage in der Tat – von den zahlreichen illustren Gästen über den sehr reichhaltigen Apéro und anschliessend die eigentliche «Modeschau» mit TV-Moderatorin Sabine Dahinden in der Kirche. Einzig die Verständlichkeit des Gesprochenen liess je nach Sitzplatz ziemlich zu wünschen übrig; die Lautsprecheranlage in der Kirche hatte am 4. Dezember wohl nicht ihren besten Tag... Kostbarer Mehrwert In jeder Beziehung perfekt in Szene gesetzt sind die Kleider der Madonna – und ihres Kindes – im Buch selber, sowohl was die prächtigen Bilder von Inge Zinsli als auch die Gesamtgestaltung des Buches betrifft (künstlerische Beratung: Michaela K. E. von Prondzynski, Herstellung: Druckerei Franz Kälin AG, Einsiedeln).
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Selbst für Leute, die mehr oder weniger regelmässig bei der Einsiedler Gnadenkapelle Einkehr und Andacht halten, bietet das Buch einen echten Mehrwert. Man nimmt zwar im Jahresverlauf wahr, dass die Madonna immer wieder anders gewandet ist, einen Einblick in ihren «Kleiderschrank» aber gewährt nur das Buch, auch wenn nicht alle 33 Roben abgebildet sind. Eine gute Idee sind die Jahreszahlen, die die doppelseitigen Kleiderbilder begleiten – Stil und Geschmack der jeweiligen Zeit werden damit augenfällig – sei es der «Oster«Madonnas Fashion – die ‹Spirituelle Modeschau› zum Einsiedler Gnadenbild von Bruder Gerold Zenoni (Text) und Inge Zinsli (Fotos).
WALLFAHRT
Illuminierte Kirche zu Ehren von «Madonnas Fashion» am 4. Dezember (Fotos: Jean-Marie Duvoisin). ornat» von 1721, das «Perser-Kleid» von 2005, das «Menzinger Kleid» von 1928 oder das Paradestück in der Garderobe der Madonna, das «Urnerkleid» von 1734. Geschichten und Geschichte Lesemehrwert von amüsant bis lehrreich und erbauend bieten auch die Texte des Autors, der der Leserschaft von «Salve» als Gastgeber für seine Interview-Partner im Kloster, in diesem Heft ist es Charles Levinsky (S. 64ff.), bestens bekannt sein dürfte. Besonders reichhaltig an Geschichte und Geschichten rund um das Einsiedler Gnadenbild und die – meist prominenten – Gäste, die es über die Jahrhunderte immer wieder anzulocken vermochte, ist Bruder Gerolds Kapitel «Schwarz bin ich, und schön». In die Tiefen des Klosterarchivs und «mitten hinein in die Weltliteratur» führten ihn seine Recherchen. Etwa zum «Lederstrumpf»-Verfasser James Fenimore Cooper (1789–1851), der in einem Roman die berührende Geschichte einer adeligen Frau erzählt, die der Einsiedler Mutter Gottes ein
Kleid schenkt. Cooper war 1832 Gast in Einsiedeln und bezeichnete den Ort als «berühmtestes Heiligtum nach der Kirche von Loreto». Auch der «Welttheater»-Autor Thomas Hürlimann hat sich schreibend mit der Einsiedler Madonna befasst. Eine spirituelle Dimension des Buches bringt die Schriftstellerin Eveline Hasler im Vorwort zur Sprache: Das Verweilen auf diesen Buchseiten sei eine «Hommage an das Göttliche, das sich dem Menschen zuneigt und an den Menschen in seiner Hingabe an das Göttliche». Wahrlich nicht von jedem Buch lässt sich das sagen. Erich Liebi
Bruder Gerold Zenoni OSB, Madonnas Fashion. Die «Spirituelle Modeschau» zum Einsiedler Gnadenbild; Kloster Einsiedeln 2015, ISBN 978-3-9524034-3-3, 152 S., reich illustriert, CHF 38.80. Erhältlich in den Klosterläden Einsiedeln, Fahr und St. Gerold sowie im Buchhandel.
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WALLFAHRT
Liturgisches Grundwissen
«Vaterunser…» Es ist das ökumenische Gebet schlechthin: Alle Christen sprechen es mit den Jüngern Jesu nach. Und das nachweislich bereits seit dem Ende des 1. Jahrhunderts. Wie grundlegend dieses Gebet ist, zeigt auch, dass es bereits im 8./9. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt wurde – lange bevor es andere liturgische Texte oder Kirchenlieder in der Volkssprache gab. Das Gebet des Herrn, des Kyrios Jesus Christus, verbindet alle Getauften mit seiner Botschaft vom Reich Gottes im Ruf um das Kommen dieses Reichs, um die Heiligung des Namens und das Wirksamwerden des göttlichen Willens. Wer die Worte des Vaterunsers nachspricht und sich damit identifiziert, bekennt sich zu Christus und dem neuen, bis in die Ewigkeit reichenden Leben, das in der Mitte seiner Verkündigung steht. In der Messe hat das Vaterunser seinen Ort, weil die Bitte um das tägliche Brot auch auf die Eucharistie gedeutet und vor allem, weil das zwischenmenschliche Erlassen von Schuld als eine der Voraussetzungen für den Empfang der Kommunion angesehen wurde (vgl. Mt 5,23–24). Zur Taufvorbereitung und Taufe Das Vaterunser in der Paternosterkirche in gehört es, weil es Gebet der Getauften ist. Jerusalem (Foto: Wikimedia) Ungetaufte sprachen es nicht. Als Grundgebet wird es in fast allen Gottesdiensten gesprochen. Gleichzeitig dürfte es das am weitesten verbreitete persönliche Gebet sein. So verbinden sich liturgisches und privates Beten: eines stärkt und bereitet das andere vor. (Quelle: Gunda Büske/Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012
Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch
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WALLFAHRT
Der Wallfahrtspater lädt ein…
Die Fastenzeit im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 begeht die katholische Kirche ein ausserordentliches Heiliges Jahr, das Jubiläum der Barmherzigkeit. Am 13. Dezember 2015 wurde in Einsiedeln die Pforte der Barmherzigkeit eingeweiht und geöffnet. Damit ist der Start ins Heilige Jahr in Einsiedeln gelungen. Ab Aschermittwoch wird das Jubiläum der Barmherzigkeit vermehrt präsent sein.
Die Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung und der Umkehr: Sie bereitet uns auf die Feier von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu vor. Diese besondere Zeit des Kirchenjahres ist auch eine Chance, dem barmherzigen Gott zu begegnen. Verschiedene Angebote in Einsiedeln wollen dabei helfen. Gottesdienst im Zeichen der Umkehr Die Fastenzeit beginnt am 10. Februar 2016 mit dem Aschermittwoch. Im Rahmen des Konventamtes um 11.15 Uhr zusammen mit Abt Urban empfangen die Gläubigen das Aschenkreuz auf das Haupt als Zeichen der Umkehr und Busse. Das Heilige Jahr ist nicht nur Einladung, dem barmherzigen Gott zu begegnen. Es ist auch Aufforderung, selber barmherzig zu sein. Die geistlichen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit können uns dabei wichtige Impulse geben. An den Sonntagen der Fasten- und Osterzeit wird jeweils um 16.15 Uhr eine Katechese zu den Werken der Barmherzigkeit gehalten. Die Impulse finden in der Klosterkirche statt und dauern ca. 10 Minuten, darauf folgt die Vesper um 16.30 Uhr. Aktion «24 Stunden für den Herrn» Eine besondere Gelegenheit, um Gottes Barmherzigkeit zu erfahren, ist das Sakra-
Abt Urban segnet die Pforte der Barmherzigkeit am 13. Dezember 2015. Seither weist sie an prominenter Stelle auf das Heilige Jahr hin (Foto: Jean-Marie Duvoisin)
ment der Versöhnung. Weltweit wird am Samstag vor dem vierten Fastensonntag die Aktion «24 Stunden für den Herrn» veranstaltet: ein niederschwelliges Angebot zur Beichte. Die Aktion dauert mancherorts volle 24 Stunden, bei uns in Einsiedeln ist sie etwas kürzer: Von 13.00 bis 20.00 Uhr sind am 5. März 2016 durchgehend Priester in der Beichtkirche präsent. Daneben besteht die Möglichkeit zum stillen Verweilen vor dem ausgesetzten Allerheiligen. Weitere Infos auf www.heiligesjahr.ch Pater Philipp Steiner
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WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Februar 2. Di
Fest Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) 16.30 Feierliche Vesper 20.00 Kerzenweihe und Konventamt mit Pfarrei Blasiussegen
21. So
5. Fr
22. Mo Fest Kathedra Petri 11.15 Feierliches Konventamt
Hl. Agatha († 250), Märtyrin Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung
7. So
5. Sonntag im Jahreskreis Agathasonntag Bettag um Abwendung von Feuersgefahr 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranz Eucharistischer Segen
2. Fastensonntag Krankensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina
24. Di Fest Apostel Matthias 11.15 Feierliches Konventamt
28. So 3. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina
Gebetsmeinungen 10. Mi
Aschermittwoch Fast- und Abstinenztag 11.15 Konventamt Segnung und Austeilung der Asche
13. Fr
Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15 Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen
14. So 1. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
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Weltkirche Für das Geschenk der Schöpfung: Dass sie durch unsere Achtsamkeit und Pflege künftigen Generationen erhalten bleibe. Für Asien: Um bessere Wahrnehmung all dessen, was die Begegnung zwischen dem Christentum und den Völkern Asiens fördert. Kirche Schweiz Der Mensch nimmt in der Schöpfung eine einzigartige Stellung ein und ist begabt mit geistlichem Leben. Möge überall auf der Erde die Würde jedes Menschen und des ganzen Menschen gewahrt werden.
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den März 4. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistischer Segen
4. Fastensonntag (Laetare) 6. So 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina
13. So 5. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15 Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen
25. Fr 08.00 16.00 20.00– 06.00
Karfreitag Trauermette Karfreitagsliturgie Nächtliche Anbetung in der Magdalenenkapelle
26. Sa 08.00 18.00 20.30
Karsamstag Trauermette Vesper Feier der Osternacht
27. So
Hochfest Auferstehung des Herrn 10.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper
28. Mo Ostermontag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
19. Sa
Hochfest Heiliger Josef Bräutigam der Gottesmutter Maria Patron der Kirche 09.30 Feierliches Konventamt
20. So Palmsonntag 09.30 Palmweihe und Prozession Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
24. Do 19.00 20.00– 06.00
Hoher Donnerstag Abendmahlsfeier Nächtliche Anbetung in der Unterkirche
Gebetsmeinungen Weltkirche Für die Familien in Schwierigkeiten – um Unterstützung und eine gesunde und friedvolle Umwelt für die Kinder. Für die Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden: Sie mögen die betende Gemeinschaft spüren. Kirche Schweiz Mögen die Christen die Fastenzeit mit Ernsthaftigkeit begehen als eine Zeit der geistlichen Vertiefung und des solidarischen Teilens.
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WALLFAHRT
Wallfahrtsinformationen Seelsorge
Öffnungszeiten
Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr
Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr
Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch
Gottesdienste in der Klosterkirche
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Sonn- und Feiertage
Werktage
17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr
Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)
06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)
11.00 Uhr
Pilgermesse (Hauptaltar)
16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
Haben Sie gewusst, dass ... … die Bettdecke jedem Sturm trotzt? Das hat mich mein Vater gelehrt. «Wenn ich im Winter in unserer ungeheizten Schlafkammer unter der Decke lag und es draussen schneite und stürmte», sagte er, «da wäre ich mit meinem Bett am liebsten in die Kälte hinausgegangen; denn unter der Decke war es so wunderbar warm, dass kein Sturm mir etwas antun konnte.» Ich konnte dieses wunderbare Gefühl auch noch erleben, denn auch meine Schlafkammer war ungeheizt, und am Morgen lag dort, wo mein Atem die Decke berührt hatte, Raureif, und das Weihwasser im kleinen Gefäss neben der Türe war gefroren. Aber unter der Decke war es wohlig warm, wenn der Körper einmal das eiskalte Bett erwärmt hatte, und ein Gefühl von Geborgenheit, Unangreifbarkeit strömte von den Zehen bis zu den Ohren, die man auch mit dem Barchentleintuch und der Wolldecke zudeckt hatte. Heute ist mein Zimmer nicht mehr eiskalt, Raureif liegt am Morgen nicht auf der Decke. Aber das Gefühl unter der Decke ist noch das gleiche: Wärme, Entspannung, Wohlgefühl. Geborgen unter der Bettdecke liegen und ruhig schlafen zu können ist ein Bild des Friedens, der Harmonie, der geschenkten Gewissheit, dass das Leben gut ist.
Und jede Nacht, wenn ich mich vor dem Einschlafen diesem Gefühl anvertraue, kommt ein grosser Wunsch auf: Jedes Kind, jeder alte Mensch, jeder Mensch auf der ganzen Erde sollte sich jeden Abend unter eine Bettdecke legen können in der wärmenden Hoffnung, dass es in der Nacht kein Erdbeben gibt, dass keine Granate einschlägt, dass sich nicht Schmerzen in den Gliedern ausbreiten. Wie viel besser wäre die Welt, wenn jeder Mensch am Abend ohne Angst ins Bett gehen, unter die Decke schlüpfen könnte! Alle Gedanken an Rache, alles Grübeln über erlittenes Unrecht, jede Regung von Eifersucht und alle Machtgelüste müssten weggesteckt werden, ruhig würde der Atem gehen, Sorgenfalten würden geglättet, ein entspannter Körper würde sich zu frischer Kraft erneuern. Welche Wohltat ist ein Mensch, der unter einer warmen Bettdecke die Nacht hindurch ruhen kann. Pater Alois Kurmann
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In Memoriam Pater Anselm Henggeler (1938–2015)
«Seelsorger der Freude und der Güte» Es gibt schon eigenartige Fügungen. Unser lieber Mitbruder ist am Abend des GaudeteSonntages heimgegangen, und heute, genau eine Woche vor dem Geburtsfest unseres Herrn, werden wir ihn zu Grabe tragen. Freude am letzten Sonntag, Trauer jetzt, Freude in einer Woche. Pater Anselm ist umgeben von Freude, auch wenn wir um ihn trauern. Weihnachten. Die Welt der einen wird erleuchtet. Die der anderen umschliesst plötzliche Dunkelheit. Eine Hospizkoordinatorin (Katharina Fiegl) beschreibt die erste Weihnacht nach dem Tod eines lieben Menschen als «das wohl schwierigste Fest». Wie gehen wir damit um? Der Glaube ist uns da eine grosse Stütze und Hilfe. Wir feiern an Weihnachten nicht nur das freudige Ereignis der Geburt eines niedlichen Kindes, sondern auch die Geburt des Gottessohnes, der uns durch Seinen Tod das Leben am Kreuz erkauft hat. Leben und Tod sind unauflösbar miteinander verknüpft. Das legt uns auch der Ort dieser Beerdigung eindrücklich vor Augen: über der Gruft, in der Pater Anselm bald ruhen wird, steht das Licht der Weihnachtskuppel! Im Morgengebet, der Laudes, haben wir heute gesungen: «Euer Herz sei wach und bereit: ganz nahe schon ist der Herr, unser Gott» (Antiphon zum Benedictus). Die Stimme des Bräutigams ist für seinen Freund Grund zu grosser Freude. So sagt der hl. Johannes der Täufer (der Taufnamenspatron von Pater Anselm) im Evangelium: «Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden.» Ein Wort, das – so hoffen wir – unser Mitbruder nun aus ganzem Herzen sprechen kann.
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Gläubige Christen sind Menschen der Freude, denn Jesus hat uns nicht eine traurige, sondern eine frohe, frohmachende Botschaft gebracht. Darum kann Paulus rufen: «Freut euch im Herrn zu jeder Zeit.» Ja, zu jeder Zeit! In Zeiten des Glücks wie auch in Zeiten der Not und des Leides. Grund zu dieser Freude, dieser «Freude im Herrn», ist die Nähe Gottes: «Der Herr ist nahe!» Das möge allen, die heute und in diesen Tagen Trauer im Herzen tragen, echter Trost sein. Pater Anselm war ein Seelsorger der Freude und der Güte. Das zeigte sich nicht zuletzt in seinem Umgang mit Kindern und Jugendlichen. In Schnifis ging er mit ihnen skifahren. Einmal – zu Beginn seiner Tätigkeit im Vorarlberg – wollten die Kinder ihm vorzeigen, wie man einen steilen Abhang herunterfährt. Zu ihrem Erstaunen fuhr er ihnen flink und geschickt voraus und davon. Heute würden die jungen Menschen von ihm sagen: «Der war cool!» Ich möchte Pater Anselm an dieser Stelle einen persönlichen Dank aussprechen, der Dank kommt von Herzen. Während fünfzehn Jahren bin ich bei ihm als Kaplan in Freienbach in die «Lehre» gegangen. Er hat mich Ausgewogenheit und Mass gelehrt durch sein Tun. In dieser Zeit haben wir zusammen mit unserer Haushälterin Marie Keller, die ihm dann nach Schnifis gefolgt ist und heute immer noch für mich sorgt, vieles erlebt. Freuden und Sorgen geteilt. Es waren schöne Lehrjahre, die mich vorbereitet haben auf die Verantwortung in den Pfarreien im Vorarlberg. Dafür bin ich Pater Anselm immer noch dankbar. Am Donnerstag, dem 19. November bin ich ihm zum letzten Mal begegnet, in der
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Pater Anselm Henggeler OSB (Foto: Jean-Marie Duvoisin).
Klausur. Er hatte eben die zweite Abteilung der Priesterexerzitien abgeschlossen. Als ich ihn nach dem Thema fragte, schaute er mich lange an – und konnte mir keine Antwort geben. Als er meine Ratlosigkeit sah, sagte er treuherzig zu mir: «Bisch glich zfriede?», und entfernte sich mit kleinsten Schritten hin zu seiner Zelle. Am andern Morgen
schon war er im Triemlispital…Vielleicht fragt er uns heute alle: «Bisch glich zfriede – au wenn i jetzt heimgange bi?» Sagen wir ihm aus vollem Herzen: Ja! Wir alle wünschen Pater Anselm, dass sich nun das Tor der Barmherzigkeit für ihn geöffnet hat: der himmlische Vater wartet auf ihn und auf uns alle mit offenen Armen und heisst uns willkommen. So möge unser Herz heute voller Dankbarkeit Gott gegenüber sein, weil Er uns voller Sehnsucht erwartet. Weihnachten ist nicht an ein Datum gebunden. Jesus will zu jeder Zeit bei den Menschen, bei Dir und bei mir, «ankommen». Den Zeitpunkt dazu bestimmt der Vater im Himmel. An uns ist es, Ihn mit gläubigem Herzen und voller Sehnsucht zu erwarten und «Ja» zu sagen, wenn Er ruft und kommt. So soll unsere Trauer heute erleuchtet werden von der Vorfreude auf die Nähe und das Kommen des Herrn. Mit einem Wort des heiligen Augustinus möchte ich schliessen: «Unsere Toten sind nicht abwesend, sondern nur unsichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.» Danke, Pater Anselm, und freue dich über die Stimme des Bräutigams, der dich zu sich heimgerufen hat! Amen. Pater Niklaus Mottier
Lebenslauf Für uns alle ist der plötzliche Weggang von Pater Anselm eine erschütternde Realität. Trotz seinen 77 Lebensjahren wurde er mitten aus dem Leben und aus seiner geliebten Seelsorgetätigkeit gerissen. Die Priesterexerzitien, die er vor seinem Spitalaufenthalt noch gehalten hatte, dürfen wohl als sein geistliches Testament gelten. Pater Anselm wurde am 23. September 1938 in Oberägeri als drittes von elf Kindern den Eltern Anton Henggeler und Katharina geb. Blattmann geschenkt. Er wurde auf den Namen Johann Baptist getauft. Der ein Jahr ältere Bruder starb, als Hans noch kaum gehen konnte. So wuchs er im Kreis von fünf Brüdern und vier Schwestern auf dem Bauernhof Riedmattli auf. Die Volksschule besuchte er in Oberägeri, teils bei Lehrer Gottfried Schönbächler aus Einsiedeln. Während seiner Zeit an der Stiftsschule musste er 1956 eine schwere Hirnoperation über sich ergehen lassen wegen eines gutartigen Hirntumors. Gewisse Mitbrüder erinnern sich daran, wie die ganze Stiftsschule damals für den jungen Hans gebetet hatte. Als Novize
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schrieb er selber: «Die damalige schnelle Heilung war für mich der entscheidende Ausgang einer innigen Marienverehrung. Ich habe Vertrauen gewonnen zu Maria. Besonders beeindruckt hat mich damals – und auch später wieder – die zuversichtliche Haltung meiner Eltern, besonders meiner Mutter.» Nach der Matura 1960 an der Stiftsschule Einsiedeln begann er im Herbst das Noviziat im Kloster. Damals schrieb er: «Meine Berufung ist mir selber ein Geheimnis: es kam einfach alles, wie es kommen musste, ohne dass ich mich selber viel gefragt und geprüft habe. Es liegt dahinter sicher viel Gnade aus dem Gebet meiner Patin und Grosstante und auch meiner Eltern und Geschwister. Das Jahr 1956 gab meinem Leben eine entscheidende Wendung. Ich lernte vieles erleiden und auch begreifen. Seither habe ich vieles über das Leid gelesen und nachgedacht. Die Berufung zum Ordenspriester verspürte ich schon längere Zeit, sehr stark vor vier Jahren im Spital. Ich habe diese Berufung aber immer wieder unterdrücken wollen, weil ich glaubte, die Sendung des Weltpriesters sei edler. Zuletzt musste ich doch der inneren Stimme nachgeben.» So legte Hans am 8. September 1961 mit dem Namen Anselm die einfache und drei Jahre später die feierliche Profess ab. Während der Junioratszeit studierte er Theologie an unserer Theologischen Schule und wurde am 5. Juni 1965 durch den ungarischen Exilbischof Stefan Hász zum Priester geweiht. Diesen vergangenen Sommer durften viele von uns mit ihm zusammen seine Sekundiz feiern. Pater Anselm widmete praktisch seine ganze Klosterzeit der Pfarreiseelsorge. Mit seinem Mitbruder Pater Norbert Ziswiler als Pfarrer wirkte er ab 1966 als Kaplan in Pfäffikon SZ mit Haupttätigkeit in Religionsunterricht und Jugendarbeit. Während dieser Zeit besuchte er Vorlesungen mit praktischen Übungen am katechetischen Institut in Luzern. Nach den zehn Jahren in Pfäffikon setzte er sich ab 1976 18 Jahre lang als Pfarrer für Freienbach ein. In Freienbach entfaltete er mit Hilfe des Seelsorgerates eine vielfältige Tätigkeit in der Gestaltung der Gottesdienste, Spendung der Sakramente und im Religionsunterricht. Verschiedensten Vereinen diente er als Präses. Zusammen mit dem Kirchenrat renovierte er die Kirchen von Wilen, Bäch und Freienbach. Ab 1994 wirkte er drei Jahre als Pfarrer für die Gemeinden Schnifis, Düns und Dünserberg in Vorarlberg, bis ihn Abt Georg 1997 als Pfarrer in Einsiedeln einsetzte. Zu einer Zeit, als andere ihr Pensionsalter zu geniessen beginnen, ergriff er 2002 im Alter von 64 Jahren eine neue Aufgabe in Feusisberg. Dreizehn Jahre wirkte er dort – mit Freude und einer ihn kennzeichnenden ruhigen Beständigkeit. Von 2007–2010 stand er dem Dekanat Ausserschwyz als Dekan vor. Die Hirnhautentzündung verunmöglichte es ihm im November, im Kloster einer dritten Priestergruppe die Exerzitien zu halten. Nach dem Spitalaufenthalt konnte er guter Hoffnung den Weg der Besserung in der Klinik Adelheid in Unterägeri beginnen. Leider musste er von dort wieder mit Schmerzen auf dem Herzen und Wasser auf der Lunge zurück ins Triemlispital, wo er letztlich doch unerwartet sein irdisches Leben beendete. Als Novize schrieb er von sich: «Ich suchte immer mit allen ein gutes Verhältnis zu haben, was auch bis heute geblieben ist.» Dieses «bis heute» dürfen wir gewiss ausdehnen bis zu seinem Todestag. Mit Pater Anselm verlieren wir einen lieben und bereitwilligen Mitbruder mit grosser Beständigkeit in Gebet und Arbeit. Wir sind dankbar für sein Lebenszeugnis. Wir wollen Gott danken für das Grosse, das er an unserem Mitbruder getan hat und ihn bitten, er möge Pater Anselm als sein geliebtes Geschöpf in seiner Barmherzigkeit vollenden. Pater Cyrill Bürgi
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N채chsten Sommer schon wieder Strand? Oder mal was Cooles?
Freiwilligendienst im Kloster Einsiedeln f체r 18- bis 25-j채hrige M채nner
www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire
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Gebetsanliegen «Friede den Menschen seiner Gnade» verkünden die Engel an Weihnachten. So häufen sich an Weihnachten auch die Bitten um das Gebet für den Frieden. Und für die verfolgten Christen. Es wird in dieser Zeit besonders schmerzlich bewusst, wie sehr der Friede gerade in der Gegend fehlt, in der Jesus geboren wurde. In Bethlehem können die Feiern zur Geburt des Herrn nur unter riesigem militärischem Schutz durchgeführt werden; vor der Stadt verläuft die Mauer, die die Palästinensergebiete von Israel abriegelt. Immer mehr Christen wandern angesichts der desolaten Lage aus. Dabei leben sie dort noch vergleichsweise sicher. In vielen Ländern, in denen lange Muslime, Juden und Christen friedlich zusammenlebten, sind sie heute durch einen radikalen Islamismus auch an Leib und Leben bedroht. So auch die Kopten in Ägypten, wie wir in der letzten Ausgabe von «Salve» gesehen haben. Ganz zu schweigen von eigentlichen Kriegsgebieten wie Syrien und dem Irak. Wir können uns dem Gebet anschliessen, das Papst Franziskus 2014 anlässlich eines Treffens mit dem Staatspräsidenten Israels und dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiegebiete gesprochen hat:
«Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen! Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen… Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich. Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden! Öffne unsere Augen und unsere Herzen, und gib uns den Mut zu sagen: ‹Nie wieder Krieg! Mit dem Krieg ist alles zerstört!› Flösse uns den Mut ein, konkrete Taten zu vollbringen, um den Frieden aufzubauen. Herr, Gott Abrahams und der Propheten, Du Gott der Liebe, der Du uns erschaffen hast und uns rufst, als Brüder zu leben, schenke uns die Kraft, jeden Tag Baumeister des Friedens zu sein; schenke uns die Fähigkeit, alle Mitmenschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit wohlwollenden Augen zu sehen. Mach uns bereit, auf den Notschrei unserer Bürger zu hören, die uns bitten, unsere Waffen in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln, unsere Ängste in Vertrauen und unsere Spannungen in Vergebung. Halte in uns die Flamme der Hoffnung am Brennen, damit wir mit geduldiger Ausdauer Entscheidungen für den Dialog und die Versöhnung treffen, damit endlich der Friede siege. Und mögen diese Worte – Spaltung, Hass, Krieg – aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer ‹Bruder› laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in ‹Shalom, Frieden, Salam!› Amen.» «Muttergottes mit Kind» auf einem Messgewand in der Sakristei des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zenoni)
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Adventstagung der Oblaten
Im Staunen begegnet uns Gott Pater Benedict Arpagaus wird künftig Pater Jean-Sébastien Charrière bei der Betreuung der Oblatengemeinschaft zur Seite stehen. Als Einstieg in diese neue Aufgabe hielt er am Adventstreffen einen kurzen Vortrag, der die Oblaten «das Staunen lehren» sollte. Er hielt sie dazu an, bei etwas zu verweilen – im bewussten Schauen, Lauschen, Schmecken oder Riechen – und so die kleinen Kostbarkeiten wieder zu entdecken, um möglicherweise sogar darüber staunen zu können.
«Wer meint, schon angekommen zu sein, dem kann der hl. Geist nichts mehr beibringen.» Diese Warnung haben die Oblaten in ihren diesjährigen Exerzitien mit Pater Daniel mehrfach gehört. Makarius der Grosse wird in seinen Homilien nicht müde, seine Schüler zu ermahnen, sich auf dem geistlichen Weg vor dieser Illusion in Acht zu nehmen. Pater Benedict Arpagaus (Foto: zvg)
Der Impuls von Pater Benedict fügte sich scheinbar nahtlos an die Impulse der Exerzitien an. Er sprach an der Adventstagung über das Staunen. Die Fähigkeit zu staunen, setzt eine gewisse Offenheit voraus. Offen für Neues können wir jedoch nur sein, wenn wir auch davon ausgehen, Neues erwarten zu können. Wenn wir meinen, schon alles zu wissen und alles gesehen zu haben, fehlt uns die nötige Offenheit. Dann geht uns, wie Pater Benedict betonte, «die Haltung der freudvollen Erwartung und des dankbaren Staunens, dass Gott so Wunderbares wirkt in dieser Welt, auch in uns, mit uns und durch uns» verloren. «Staunen», erklärte er, «staunen regt mich zum Nachdenken an, es eröffnet mir neue Sichtweisen, die mich aus altem und festgefahrenem Denken herausreissen und mir neue Horizonte eröffnen.» Das Stranderlebnis Pater Benedict erzählte, wie er für die Vorbereitung des Vortrags Bilder von staunenden Menschen auf dem Internet gesucht habe und sehr viele solcher von Kindern gefunden habe. Fotos von staunenden Erwachsenen seien eher spärlich und wenn, dann offensichtlich gestellt gewesen. Er fragte sich, ob wir Erwachsene das Staunen
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KLOSTER EINSIEDELN verlernt haben könnten? Wir wissen schon zuviel. Oder wir meinen es zumindest. Pater Benedict erzählte von verschiedenen ergreifenden Erfahrungen, die ihn selbst in grösstes Staunen versetzt haben. Eine davon möchte ich hier aufgreifen, weil sie wohl auch heute noch grossen Einfluss auf Pater Benedicts Fähigkeit zum Staunen hat: «Eines Nachts bin ich alleine am Strand in Brasilien, schaue auf das Meer, nehme die Weite wahr, höre die tosenden Wellen, die Kraft dieser gewaltigen Wasser. Plötzlich gehen mir Gedanken durch den Kopf, es ist wie eine Eingebung, eine Einsicht, die so unglaublich tröstend und stärkend, Freude und Friede spendend war: Wie unglaublich gross, weit und tief doch dieser Atlantik ist. Aber, der Pazifik ist ja noch viel grösser, Wassermassen weit und breit! Ich bin nichts verglichen mit diesen Ozeanen – einfach nichts. Der Blick zum Himmel Und dann blicke ich zum nächtlichen Himmel empor voller Sterne und mir wurde klar: Der Himmel ist ja noch viel weiter. Der Atlantik, der Pazifik sind dagegen nichts. Das ist ja Wahnsinn! Und doch – da wurde ich richtig gehend erschüttert – und doch ist da EINER, der noch unendlich viel grösser und mächtiger ist als das weite All; der Schöpfer aller Dinge. Und dieser Schöpfer ist nicht bloss eine unpersönliche Energie und Kraft. Diese Schöpferkraft Gottes ist ein DU, das mit uns in Beziehung steht, das uns beim Namen nennt, uns kennt und liebt. Ich war so berührt und konnte nur noch staunen. Ich hätte weinen können vor Glück. Jeder von uns ist erkannt und geliebt. Und Gott scheut keinen Weg, uns dies zu zeigen, uns dies erfahren zu lassen. ER wird sogar Mensch. Ich staune heute noch darüber.» Mit dieser Erfahrung der eigenen Bedeutungslosigkeit angesichts der unendlichen Weite des Universums wird Pater Benedict wohl nicht so schnell Gefahr laufen, zu meinen, er sei schon angekommen, und so kann ihn der Heilige Geist bestimmt recht oft in Staunen versetzen:
Staunen über die Weite der Meere und die Grösse des Schöpfers (Foto: Verena HuberHalter). «Unser Leben und unsere Welt ist nur ein kleiner Teil einer viel grösseren Wahrheit», wie er feststellte. «Wir alle kommen aus dem Licht und gehen zurück zum Licht. Dieses Leben ist nur ein Abschnitt, eine Schule – wie es der heilige Benedikt sagen würde –, um zu reifen und zu lernen, um über uns selbst hinauszuwachsen. Gott ist Mensch geworden, damit wir Menschen zur Gottheit werden, wie es die alten Kirchenväter provokativ ausdrücken. Ich staune auch heute noch darüber. Lasst uns staunen, immer wieder, über Gottes Schöpfung, über die Zeichen SEINER Gegenwart, über die Spuren, die ER in unserem Leben hinterlässt und die wir oft erst im Rückblick erkennen können. Gott ist mit uns! Wenn wir offen sind und staunen können, werden wir dies erkennen und erfahren, immer wieder.» Verena Huber-Halter
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KONVENT GLÖCKLI
RÜ C K BLI C K 3. November Die vier Flüchtlingsfrauen aus Eritrea, die bei uns einquartiert sind, werden im Reinigungsdienst oder in der Wäscherei arbeiten. Sie sind sehr gut gestartet und es macht Freude zu sehen, wie diese sich einsetzen. 14. November Die Weiterbildung des Konvents gestaltet heute Prof. Dr. Magalene Frettlöh, Ordinaria für Systematische Theologie an der Universität Bern, zum Thema Gebet unter dem Titel: «Gott nichts vorenthalten, sondern alles zumuten – mit Parrhesia und Chuzpe beten». 14./15. November Im Abteihof des Klosters Einsiedeln kochen Einheimische Einheimisches und zwar unter dem Titel «Hiesigi choched Hiesigs». Von 11.00 bis 19.00 Uhr sind 12 Ess- und/oder Getränkestände (Holzhäuschen analog Weihnachtsmarkt) aufgestellt, welche von Einsiedler Vereinen und Organisationen betrieben werden. 21. November Heute werden den Freunden des Klosters die restaurierten Bilder des Marienzyklus «Marienleben des Hans Bock» vorgestellt. Sie haben die Restaurierung finanziert. Nach der kleinen Feier im Grossen Saal dürfen die TeilnehmerInnen in zwei Gruppen und unter Stillschweigen den Mittleren
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Klausurgang des Südtrakts betreten und die Bilder besichtigen. Unsere Schülerin Lilly Gygax versucht mit ihrer Maturaarbeit, den durchschnittlichen Speiseabfall von 18 Kilogramm pro Tag durch verschiedene Experimente zu reduzieren. Das Selber-Schöpfen der Speisen hat bereits eine Reduktion auf 13 Kilogramm pro Tag gebracht. Pater Cyrill hilft ihr diese Woche bei der Propagierung eines Wettbewerbes, um den Abfallberg weiterhin konstant niedrig zu halten. 9. Dezember Seit etwa zwei Wochen wird der Vorraum der Abtei restauriert. Anlass dazu war für Abt Urban der Boden: Jedes Reinigen mit den Staubsauger liess die Fugen zwischen den alten Brettern grösser und tiefer erscheinen, etwas musste geschehen. Diese Konzentration auf den Boden liess die eigentliche Gefahr übersehen: Diese lauert an der Decke! Als heute die Spezialisten (nicht die eigenen Arbeiter!) an der Stuckdecke etwas fixieren wollten, brach ein Teil der Decke ein und kam runter. Der Blick in die offene Decke offenbarte die eigentliche Gefahr: Sie hätte jederzeit runterkommen können. Gott sei Dank wussten weder die Äbte noch die Besucherinnen und Besucher, wie gefährlich der Gang in die Abtei in den letzten Jahren jeweils war! Und so musste Abt Urban die Realität anders lesen lernen: Vor lauter Fixierung auf den Boden hat er die Gefahr aus der Höhe nicht erahnt… 11. Dezember Heute wurde an der Gemeindeversammlung in Freienbach das Budget 2016 genehmigt. Darin enthalten ist auch ein Beitrag an unser Ufnauprojekt in der Höhe von 750‘000 Franken. Herzlichen Dank an die Freienbacher Bürgerinnen und Bürger. 16. Dezember Zusammen mit Rektor Johannes Eichrodt ist Abt Urban fast den ganzen Tag über im
KLOSTER EINSIEDELN Kantonsrat des Kantons Schwyz und folgt den Finanz-Debatten. Er darf die frohe Botschaft nach Hause bringen, dass der Kanton bereit ist, im Vergleich zu heute höhere Kantonsbeiträge für die privaten Mittelschulen zu leisten.
PER SO N ELLES 18. November Abt Urban nimmt bis zum 21. November für die Schweizer Bischofskonferenz in Rom an einem internationalen Bildungskongress teil. 23. November Abt Urban ist zusammen mit Landammann Andreas Barraud Ehrengast beim «Zibelägring» in Bern und überbringt dort ein Grusswort. Weil er am 24. November ebenfalls in Bern Teilnehmer der Jüdisch/Römisch-katholischen Gesprächskommission (JRGK) ist, übernachtet er bei Pater Thomas. 24. November Am Ordenstag 2015 der österreichischen Ordensleute darf Pater Martin in Wien die Referate und die Predigt halten.
14. Dezember Auf Einladung von Moderator Röbi Koller hatte heute Bruder Gerold als «Special Guest» einen Auftritt in der Veranstaltung «Züri Litteraire» im Kaufleuten in Zürich. Auf der Bühne sassen an diesem Abend die Schriftsteller Herbert Feuerstein und Franzobel. Bruder Gerold stellte dem Publikum mit «Mich hungert» von Georg Fink, «Träumen» von Karl Ove Knausgård und «Das blaue Zimmer» von Georges Simenon drei seiner momentanen Lieblingsbücher vor, nachdem er nicht ohne Schalk die Aussage einer Einsiedlerin kolportiert hatte, die aus der literarischen Veranstaltung flugs einen «liturgischen» Anlass gemacht hatte. Selbstverständlich brachte er auch sein eigenes Werk «Madonnas Fashion» zur Sprache. 22. Dezember Mit den letzten Prüfungen und abgegebenen schriftlichen Arbeiten schliesst Pater Thomas sein Studium an der Berner Pädagogischen Hochschule und damit auch seinen siebensemestrigen Studienaufenthalt in der Bundesstadt ab. Noch nicht beendet ist seine Doktorarbeit, an der er nach seiner Rückkehr ins Kloster weiter arbeiten wird. Dafür wird er in den nächsten Monaten auch in mehrere Archive gehen.
4. Dezember In Zürich trifft Abt Urban Christoph Sigrist, Pfarrer am Grossmünster. Gegenstand der Unterredung ist der 17. Januar. An diesem Sonntag wird Abt Urban im Grossmünster predigen. Pfr. Christoph Sigrist ist seinerseits für den Bettag 2016 zu uns eingeladen. 8. Dezember Pater Giorgio darf am heutigen Festtag sein 60jähriges Professjubiläum feiern. Dazu gratulieren wir ihm ganz herzlich und wünschen ihm gute Gesundheit und viele Momente der Freude, wie es der heilige Benedikt jenen verheissen hat, die im klösterlichen Leben und im Glauben voranschreiten.
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STIFTSSCHULE 3. November: Prof. Dr. Werner Kühnis informiert die Maturaklasse über die vielfältigen Studienmöglichkeiten, welche die Pädagogische Hochschule Schwyz in Goldau anbietet. 10. November: Der von der Schwyzer Berufs- und Studienberatung organisierte Studienwahlparcours für die 5. Klasse wird am Nachmittag gefolgt von Studieninformationen zu verschiedenen Studienrichtungen, geboten aus erster Hand durch Mitglieder des Schweizerischen Studentenvereins. 12./13. November: Die «Tage der offenen Türen» sorgen für grossen Besucherandrang. Gross und Klein werfen einen unverstellten Blick in den Unterrichtsalltag an der Stiftsschule und schnuppern Stiftsluft. 16. November: Das Kommando für Militärische Kaderausbildung MIKA führt mit der 6. Klasse einen «Workshop Führungstätigkeiten» durch, der auf grossen Anklang stösst. 20. November: Unihockeyturnier der Stiftsschule 23. November: Der Elternabend der 1. Klasse führt die Schüler und Schülerinnen, Eltern und Lehrpersonen zu persönlichen Gesprächen zusammen. Fragen werden erörtert und erste Erfahrungen ausgetauscht.
+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 5./6. Dezember: Konzerte des Jugendorchesters der Stifts- und Musikschule Einsiedeln 10. Dezember: Am Tag der Menschenrechte referiert Ruedi Beeler, Präsident des Strafgerichts in Schwyz (und ehemaliger Stiftsschüler) vor den Schülern der 5. und 6. Klasse darüber, wie das heutige Verfahrensrecht in der Schweiz von den Menschenrechten beeinflusst wird. 11. Dezember: Dem Adventskonzert des Cum Anima-Chors mit seinen 29 Sängerinnen und Sänger unter Leitung von Adeline Marty lauschen über hundert Besucher. Getragene Melodien wechseln mit erzählenden, rhythmisch betonten Liedern in den Sprachen Deutsch, Englisch und Hebräisch. 16. Dezember: Der Schwyzer Kantonsrat stimmt mit 79:9 Stimmen einer Teilrevision des Mittelschulgesetzes zu und macht damit den Weg frei für existenzsichernde fixe Staatsbeiträge an die privaten Mittelschulen. 18. Dezember: Das Mittagskonzert des Streichensembles der Stiftsschule unter Leitung von Mikel Hernandez Oliva beglückt mit Vivaldis «Jahreszeiten (L’inverno)», Yirumas «River flows in you» und dem Allegretto aus Jenkins‘ «Palladio». 19. Dezember: Am FIS Weltcup Skispringen in Engelberg findet die Rezertifizierung des Nationalen Leistungszentrums Skisprung und Nordische Kombination Einsiedeln (NLZ) statt. 22. Dezember: Am Badminton-Turnier der Stiftsschule schwingen obenaus: Noah Ochsner (1c) und Alexandra Eckhardt (1a) sowie im Doppel Joël Birchler mit Gianluca Leuzinger (2b); Timo Kessler und Ena Willi sowie im Doppel Timo Kessler mit Asha Fankhauser (alle 5a). 23. Dezember: Die vorweihnächtliche Feier in der noch dunklen Klosterkirche stimmt uns ein in den letzten Tag vor Heiligabend. Das anschliessende, liebevoll vorbereitete Frühstück Johannes Eichrodt ist ein Gemeinschaftserlebnis für alle.
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STIFTSSCHULE
ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Grundlage und Aufbau Vor genau einem Jahr war an dieser Stelle die Suche nach einer tragfähigen Lösung zur Frage der Kantonsbeiträge an die privaten Mittelschulen das Thema. Mit Beschluss vom 16. Dezember 2015 hat der Schwyzer Kantonsrat mit 79:9 Stimmen nun einer Teilrevision des Mittelschulgesetzes zugestimmt. Damit haben die Volksvertreter langfristige Klarheit und Planungssicherheit für den Kanton und die betroffenen Mittelschulen geschaffen. Der Beschluss verdient grosse Anerkennung, denn er zeugt von Pragmatismus und der nötigen Weitsicht unserer Volksvertreter. Bildungsinstitutionen sind ähnlich wie das Staatswesen auf solide Grundlagen angewiesen, damit sie ihre Aufgaben gut erfüllen und sich weiterentwickeln können. Die finanzielle Grundlage gehört dazu. Der neu beschlossene fixe Staatsbeitrag pro Schwyzer Schüler bzw. Schülerin an einer kantonal anerkannten privaten Mittelschule entspricht etwas weniger als 80 Prozent der Bruttokosten, die dem Kanton pro Schüler an einer Kantonsschule entstehen. Dies ist für uns mit Blick auf die kantonalen Sparbemühungen eine akzeptable, existenzsichernde Grundlage, auf der sich aufbauen lässt. Nach zwei Jahren grosser Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung ist es nun wieder möglich, neue Kräfte frei zu machen und Perspektiven zu entwickeln, wie wir das zu Jahresanfang gewöhnlich alle tun. Damit ist das Stichwort gegeben: Es geht darum, an der Stiftsschule Möglichkeiten zu bieten und zu schaffen, damit die Jugendlichen sich
auf dem Weg zur Matura noch besser entfalten können und Verantwortung nicht nur für ihr eigenes Tun, sondern auch für ein grösseres Ganzes übernehmen lernen. Dazu gehört, dass wir sportlich oder künstlerisch talentierten Schülern soweit wie möglich entgegenkommen, wenn es um die optimale Kombination und Austarierung ihrer schulischen und individuellen Ambitionen geht. Dazu gehören auch der geplante mehrwöchige Schüleraustausch mit unseren Partnerschulen in St-Maurice und Ascona, die Nutzung der neuen Schulbibliothek für die persönlichen Bedürfnisse (z.B. im Studium), Direktbegegnungen mit Kunst- und Kulturschaffenden in der Schule und spannende Projekte, die weit über den alltäglichen Unterricht und die Mauern der Stiftsschule hinausweisen. Positives Schlüsselerlebnis für die Übernahme von mehr Verantwortung ist für mich immer wieder, wenn Schülerinnen und Schüler sich aktiv ins Schulleben einbringen und für die Umsetzung ihrer Ideen auch geradestehen. Hier ist die Maturaarbeit, die sich dem Thema «Food Waste» widmet und die Verpflegung an der Stiftsschule als Untersuchungsgegenstand und Handlungsfeld wählt, dort ist die Schülerin, die im kommenden Sommer den Schulsporttag von A–Z selbst plant und organisiert. Da ist das Kursfach «Urban Gardening», das den eigenen Pflanzblätz im Studentengarten anlegt, pflegt und die Früchte seiner Arbeit selbst ernten kann. Auch der Weihnachtsball wird alljährlich von der Maturaklasse selbstständig organisiert und durchgeführt. An Gelegenheiten zu guten Ideen, zu neuem Tun und an klugen Köpfen fehlt es an der Stiftsschule auch dieses Jahr nicht. Packen wir es an – toto corde, tota anima, tota virtute! Johannes Eichrodt
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STIFTSSCHULE
Neuerscheinung
Das langersehnte neue Werk über die Kleider und den Schmuck des Einsiedler Gnadenbildes ist erschienen! Madonnas Fashion – Die «Spirituelle Modeschau» zum Einsiedler Gnadenbild zeigt in brillanten Farbbildern die Schönheit der Gewänder und des Schmuckes der Einsiedler Muttergottes. Ergänzt wird das Buch durch viele spannende Geschichten rund um den grössten Wallfahrtsort der Schweiz.
«Spirituelle oni OSB · Die Zen Bruder Gerold
152 Seiten, 200 x 270 mm. Verkaufspreis: Fr. 38.80 (inkl. MwSt., zuzüglich Versandkosten)
Modeschau»
zum Einsie
dler
as Fa B · Madonn d Zenoni OS Bruder Gerol Gnadenbild
Autor: Bruder Gerold Zenoni OSB, 1958 in Altdorf (UR) geboren, Lehre als Typograph. 1980 Eintritt ins Benediktinerkloster Einsiedeln (SZ).
ashion Madonnas F
Bestellungen über: klosterladen@kloster-einsiedeln.ch oder Telefon 055 418 64 71.
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S A LV E
6·2015
S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.
In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.
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STIFTSSCHULE
Schulseelsorge
2,8 Tonnen Lebensmittel im Abfall sind zu viel Jeder neunte Mensch weltweit leidet unter Hunger, wir hingegen leben im Überfluss. Privathaushalte sind für 45 Prozent der Abfälle in der Schweiz verantwortlich. Die Stiftsschule Einsiedeln versucht mit verschiedenen Massnahmen einen Beitrag dafür zu leisten, dass die Verschwendung insgesamt geringer wird.
Sogenannter «Food Waste» in den Industrieländern beeinflusst die Nachfrage nach Lebensmitteln auf dem Weltmarkt und damit auch den Preis der Grundnahrungsmittel. Besonders arme Länder sind dadurch betroffen. Dort können sich die Menschen manchmal die Produkte gar nicht mehr leisten, die auf ihrem eigenen Boden hergestellt worden sind. Auch begrenzte Ressourcen wie Wasser und Erdöl werden verschwendet. Dies führt zu einem negativen Beitrag zum Klimawandel. Auf der Klimakonferenz wurde in vielen Richtungen nach Lösungen gesucht, um die Erwärmung der Erde zu bremsen. Häufig sind die Massnahmen mit Verzicht verbunden. Grössere Veränderungen setzen sich deshalb nur gegen Widerstand durch. Aber in letzter Zeit schlich sich eine interessante Möglichkeit ins Blickfeld der Medien: Lebensmittelverschwendung vermeiden und einen insgesamt achtsameren Umgang mit unserer täglichen Nahrung fördern. Eine andere Form von Bildung Auch die Klosterküche muss täglich viele Kilogramm Lebensmittel an die Biogasanlage weitergeben. Messungen im Rahmen meiner Maturaarbeit haben ergeben, dass es im Durchschnitt 16 kg Nassabfall täglich sind – und dazu gehört nur, was für die 350 Schüler zu viel geschöpft wurde. Bei Rückfragen wurde als Grund angegeben, dass man mehr Es-
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sen erhält als gewollt. Während zwei Wochen wurde deshalb erprobt, ob Selbstbedienung eine Veränderung bringt. Tatsächlich waren es nur noch 13 kg täglich! Erstaunlicherweise brach wider Erwarten kein Chaos aus und grössere Rücksicht unter den Schülern war zu beobachten. Dabei kam es aber zu längeren Wartezeiten und anderen Organisationsproblemen. Sobald diese gelöst sind, ist eine Selbstbedienung aber durchaus vorstellbar. Danach zeigte eine Waage während zwei weiterer Wochen an, wie viel jeder Schüler nach der Mahlzeit tatsächlich wegwirft. Ziel war es, damit Gespräche anzuregen und Fragen aufzuwerfen. Gespräche waren tatsächlich zu vernehmen, doch kannte niemand die genauen Beweggründe hinter den Aktionen. Lilly Gygax bei ihrem Vortrag zum Thema Verschwendung von Lebensmitteln (Foto: Florentin Bucher).
STIFTSSCHULE Pater Cyrill und ich durften das Rätsel dann auflösen. In jeder Klasse versuchten wir mit einem Vortrag, untermalt durch einen Film, auf die Thematik aufmerksam zu machen. Eine Dose mit Keksen zeigte symbolisch, wo in Ländern wie der Schweiz die Verluste vom Feld bis zum Teller auftreten. Für fast die Hälfte sind die Privathaushalte verantwortlich (siehe Infobox). Aber auch die Gemeinschaftsgastronomie, zu der unsere Mensa zählt, wirft unnötig Lebensmittel weg. Nach Hochrechnungen sind es ca. 2,8 Tonnen Nassabfall jährlich, die mittags allein von den Tellern der Stiftsschüler kommen.
Nach Schätzungen wird weltweit ein Drittel aller produzierten Nahrungsmittel weggeworfen. In der Schweiz sind es ca. 2 Mio. Tonnen, die zu 45% aus den Privathaushalten stammen. Arme Länder haben aber das gleiche Problem, nur entstehen dort die Verluste beim Transport oder der Lagerung. Essen ist bei uns vergleichsweise günstig, so dass unser Geldbeutel es erlaubt, Essen zu verschwenden. Mit diesem Konsumverhalten beeinflussen wir aber direkt den Preis der Grundnahrungsmittel weltweit und somit auch den Hunger vieler Menschen. Ausserdem werden Ressourcen wie Wasser und Erdöl unnötig verbraucht und der Klimawandel beschleunigt. Schon kleine Veränderungen im Alltag können viel bewirken und sind leicht umsetzbar. Beispielsweise kann man Produkte ohne weiteres nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum konsumieren. Auch «alte» Bananen gehören noch lange nicht in den Müll und können eine wunderbare Zutat für einen Kuchen sein. Unter www.foodwaste.ch sind zahlreiche Vorschläge und Fakten zum Thema Food Waste zu finden sowie Rezepte für verschiedenste Reste.
Bewusst essen an der Stiftsschule Um als Schule gemeinsam einen Beitrag zu leisten, wurde ein Wettbewerb ins Leben gerufen. In der Adventszeit sollten alle dabei mithelfen, nicht mehr als 13 kg täglich wegzuwerfen. Über das ganze Jahr hinweg wäre diese Veränderung bereits eine halbe Tonne weniger an Abfall! Als Preis und Dank winkte ein Dessert der Küche kurz vor Weihnachten. Traditionell verteilt die Schulseelsorge vor Weihnachten einen Coupon, der dazu einlädt, einen bestimmten Gedanken bewusst zu erleben. Jeder ausgefüllte Coupon war gleichzeitig eine Spende von einem Franken für unsere Partnerschule in Namwala, Sambia. Dieses Jahr passte die Tradition zum Thema des Wettbewerbs. Nicht nur in der Mensa, sondern auch zu Hause sind kreative Lösungsansätze gesucht! Für jede Idee auf einem ausgefüllten Coupon wird nun ein Franken an Namwala gespendet. Die Mensa versucht ständig, möglichst allen Ansprüchen gerecht zu werden. Um aber auch klare Wünsche, Kritik oder Lob zu erhalten, wird in Zukunft eine Feedbackbox bereitstehen. Bereits in den wenigen Wochen bis zu Weihnachten sind zahlreiche Anregungen eingegangen. Mit den neuen Ideen versucht die Küche nun, genauer auf die Wünsche einzugehen und das Mensaangebot weiterhin zu verbessern. Wir können es! Mit dem letzten Schultag wurde auch der Wettbewerb beendet, den die Schule tatsächlich erfolgreich gewonnen hat! Als wohlverdienten Preis erhielten alle einen Donut, der vom Küchenteam offeriert wurde. Auch wenn vorerst kein Dessert mehr einen Anreiz dafür schafft, bewusster mit dem Essen umzugehen, hoffen wir doch, auch künftig weniger Essensreste an die Biogasanlagen weitergeben zu müssen. Ein herzliches Dankeschön für die Offenheit und den Beitrag, den alle geleistet haben! Lilly Gygax
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Internat
Wandel tut gut Wie im letzten «Salve» erwähnt, gab es auch mit diesem neuen Schuljahr einige Veränderungen. Der erfreuliche Ansturm von jungen Schülerinnen, der unseren traditionellen Mädchen-Trakt zum Überlaufen brachte, war nur eine davon.
Deshalb wurde der «Young-boys-Trakt» während der letzten Sommerferien durch eine Wand mit Türe aufgeteilt und die neu eingetretenen Erstklässlerinnen fanden ihre Zimmer ausserhalb des Mädchenflügels. Ein reger Betrieb herrscht seither zwischen den Damen-Trakten. Aber auch die etwas zurückgedrängten Jungs fanden in dieser neuen Variante durchaus ihren Reiz. «Ihr» Aufenthaltsraum, vorher eher Durchgang, ist durch die neue Türe zu einer beliebten Gamer-Ecke geworden. Gleitende Frühstückszeit Mit dem neuen Semester hat die Schule es möglich gemacht, dass vor allem die ersten Klassen erst ab 8.30 Uhr den Unterricht besuchen müssen. Deshalb führten wir vom Internat die gleitende Frühstückszeit ein. Ausschlafen kann dafür nur derjenige mit einer freien Doppelstunde. Die Morgenandacht wurde zu Gunsten eines «Wortes» zu Beginn des Abendessens ersetzt und das Eintragen in die Frühstückspräsenzliste liessen wir nach den Herbstferien fallen, da erfreulicherweise kaum jemand fehlte oder verschlafen hatte. Vegetarisch – na ja Neu führten wir zweimal die Woche, jeweils zeitgleich mit der Gemeinschaft, ein vegetarisches Abendgericht ein. Na ja, nicht alle waren gleich begeistert, aber auch bei uns
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bleiben Trends und vor allem ökologische Gedanken nicht unbeachtet. Die Klosterküche ist im Gespräch mit uns immer sehr flexibel und reagiert schnell auf unsere Wünsche oder Veränderungen. Die Ehemaligen zu Gast Zum ersten Mal fand Ende Oktober das Ehemaligen-Treffen der Internen seit Wiedereröffnung im Jahre 2006 statt. Es war ein wunderbares Fest mit Apéro und Spiel in den Internatsräumlichkeiten und anschliessendem Essen in der festlich geschmückten Mensa. Toll, wie sich die Ehemaligen um die «Jetzigen» gekümmert haben. Nach vielen Gesprächen, Gelächter und Geplänkel fand für die älteren Internen zusammen mit den Ehemaligen der Ausklang im Dorf statt. Wir freuen uns auf das nächste Mal. Bis zu den Weihnachtsferien kamen zwei neue Schülerinnen und ein neuer Schüler zu den bereits neunundzwanzig Internen hinzu. Schnupperschüler mit Interesse für Soforteintritt oder Aufnahme im neuen Schuljahr stehen Anfangs Jahr auf der Liste. Verschönerungsprogramm Eine weitere grosse Veränderung, zumindest für das weibliche Geschlecht, fand im Mädchen-Aufenthaltsraum statt. Schon seit den ersten Sommermonaten stand das «Verschönerungs-Programm», angeregt durch zwei Maturandinnen, auf dem Arbeitspro-
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gramm. In lockeren Abständen fand man zusammen, begann, Ideen, Bilder und Wünsche an den Wänden aufzuhängen. Nach den Sommerferien wurde der Einrichtungsstil aus drei Möglichkeiten demokratisch bestimmt. Die Wahl fiel auf «By the sea» und sollte sich in den Farben blau, grau, weiss, in gestreiften Mustern und in Naturmateria-
lien definieren. Es wurden Wunschlisten für den Einkauf geschrieben und Pläne gezeichnet. Wobei das Gefühl für Masse oft eine Herausforderung darstellte. Selbst auf den trakteigenen Fernseher wollte man in Zukunft verzichten. Auch ganz simple Dinge, wie Haken, mehrere Stangen für Badetücher oder Gebinde für seine Duschutensilien standen zur Diskussion. Um das Budget möglichst tief zu halten, fragt man zum Beispiel Edgar Steinauer an, ob er einige Europaletten für unsere neuen Sofas erübrigen könnte. Mit Hilfe von Fredi Trütschs Transportkünsten und einem gemeinsamen Kraftakt der Internen durften wir diese gesponserten Sofagrundlagen bald aufstellen. An dieser Stelle einen herzlichen Dank! Schliesslich kam der Einkaufstag und vor allem der Abend, als die tollen neuen Sachen ausgepackt und aufgestellt werden konnten. Himmlisch! Simone De Tomasi
Die Lounge im Mädchenflügel ist nach dem «Verschönerungsprogramm» erst recht ein begehrter Aufenthaltsort (Fotos: Simone De Tomasi).
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Internationaler Tag der Menschenrechte
«Welches Menschenrecht trittst Du gerade mit Füssen» Am 10. Dezember wird der Internationale Tag der Menschenrechte gefeiert, der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR), die am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Menschenrechtsorganisationen, aber auch Schulen weltweit nehmen diesen Tag zum Anlass, die Menschrechtssituation in der Welt kritisch zu betrachten. Daher wurde dieser Gedenktag nun auch an der Stiftsschule erstmalig mit verschiedenen Aktionen begangen. Im Frühjahr des vergangenen Jahres war eine Delegation der Stiftsschule, bestehend aus den Schülern der 4. Klasse Gina Breitenstein, Lilly Gygax, Lawrence Wall und Fabian Perner und den Lehrern Florentin Bucher und Klaus Zanker an der jährlich stattfindenden Tagung der UNESCO-assoziierten Schulen der Schweiz in Luzern. Thema waren die Menschenrechte und die Menschenrechtssituation weltweit. An dieser Tagung erarbeiteten Schüler und Lehrpersonen zehn Plakatboxen aus Karton, die je einen Aspekt der Menschenrechte, der Menschenrechtssituation weltweit oder der Menschenrechtsbildung an Schulen illustrieren. Ebenfalls dort wurde die Idee geboren, an der Stiftsschule am 10. Dezember den Internationalen Tag der Menschenrechte zu feiern. Bereits vor Schulbeginn wurden unter dem Stichwort «Welches Menschenrecht trittst Du gerade mit Füssen» Fussabdrücke aus Papier im Eingangsbereich ausgelegt, auf denen die einzelnen Artikel der AEMR aufgeführt und mit kurzen Beispielen illustriert waren. Bereits hier konnte man das grosse Interesse vieler ankommender Schüler beobachten. Von der Zehn-Uhr-Pause an wurden dann in der Gartenhalle die oft kunstvoll ge-
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stalteten Boxen aus der UNESCO-Tagung ausgestellt. Die Teilnehmer der Tagung standen den Schülerinnen und Schülern für Fragen zur Verfügung, wodurch sich interessante Gespräche und Diskussionen entwickelten. Zusätzlich konnten die Besucher reichhaltiges Informationsmaterial verschiedener Menschenrechtsorganisationen und Videoclips zur gegenwärtigen Situation der Menschenrechte in verschiedenen Ländern der Welt als Denkanstösse nutzen. Menschenrechte in der Schweiz Nach Unterrichtsschluss um 16.20 Uhr begann für interessierte Schülerinnen und Anregende Fussabdrücke auf dem Schulweg.
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Vortragsrunde und angeregte Diskussionen im Musiksaal (Fotos: zvg). Schüler im Musiksaal eine Vortragsrunde zu den Themen des Tages. Als Referenten konnten neben dem Geographielehrer Florentin Bucher dankenswerterweise Ruedi Beeler, Gerichtspräsident des Strafgerichts des Kantons Schwyz und Malgorzata Zanker, Gerichtsschreiberin am Strafgericht des Kantons Schwyz, gewonnen werden. Die Unesco und die Menschenrechte Florentin Bucher stellte zu Beginn den ca. vierzig anwesenden Schülerinnen und Schülern aus den verschiedenen Klassenstufen des Obergymnasiums, wie auch den anwesenden Lehrern und dem Rektor Johannes Eichrodt die UNESCO als Organisation, die UNESCO-assoziierten Schulen der Schweiz und die UNESCO-Arbeitsgruppe an der Stiftsschule kurz vor. Dank seines engagierten Vortrags konnte die Arbeit dieser Gruppe einem breiten Publikum präsentiert werden. Malgorzata Zanker stellte die Geschichte der Menschenrechte in Europa und in der Schweiz dar. Dabei begann sie mit der anschaulichen Schilderung eines Gerichturteils aus der Zeit des Dritten Reiches, bei dem den Beschuldigten in keiner Weise ein fairer Prozess gewährleistet wurde. Gemeinsam mit den anwesenden Schülerinnen und Schü-
lern erarbeitete sie, warum ein solcher Prozess nie hätte stattfinden können, wenn die Menschenrechte bereits damals verbindlich gewesen wären. Als letzter Referent zeigte der ehemalige Stiftsschüler Ruedi Beeler in einem äusserst kurzweiligen Vortrag die Wichtigkeit von Menschenrechten im heutigen Strafprozess in der Schweiz auf. Diese in der Theorie sehr komplexe Thematik konnte er durch seine reiche Erfahrung als Gerichtspräsident und Anwalt mit anschaulichen Beispielen aus der juristischen Praxis illustrieren. Die Schülerinnen und Schüler zeigten immer wieder mit Zwischenfragen ihr grosses Interesse an diesem wichtigen Thema. Einen Nerv getroffen Auch nach dem Vortrag zeugten die vielen angeregten Diskussionen zwischen dem Referenten und den Schülerinnen und Schülern, aber auch innerhalb der Schülerschaft, davon, dass Herr Beeler mit seinem grossen Fachwissen, seiner humorvollen Vortragsweise, aber auch mit der differenzierten Erläuterung der Kritik, die es um das wichtige Thema der Europäischen Menschenrechtskonvention in der momentanen Zeit in der Schweiz gibt, einen Nerv bei seinem Publikum getroffen hatte. Klaus Zanker
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Berichte aus Namwala
Die Partnerschule in Sambia gedeiht Zur Förderung der Partnerschaft zwischen der Stiftsschule Einsiedeln und der Namwala Secondary School in Sambia ist inzwischen ein Verein mit Sitz in Baar gegründet worden. Lehrpersonen und Schüler bilden den Vorstand. Im März 2015 hat sich eine Delegation aus Einsiedeln zu einem zweiwöchigen Einsatz in Namwala aufgehalten. Der ehemalige Mathematiklehrer an der Stiftsschule Johnnes van der Weijden berichtet über die Veränderungen, die in den vergangenen drei Jahren in Namwala zu registrieren waren. Nach drei Jahren melde ich mich gerne, um wieder von der Namwala Secondary School in Sambia zu berichten. Inzwischen hat sich aus der Partnerschaft der Stiftsschule mit dieser Schule ein Verein entwickelt. Das heisst, dass Spenden jetzt von der Steuer abgezogen werden können. Auch wird die Finanzierung der Projekte damit transparenter. Im Vorstand arbeiten die folgenden Personen mit: Christine Lobmaier, pensionierte Englischlehrerin an der Stiftsschule, Rahel Fröbel, Matura 2007, Beat Oetiker, ehemaliger Schülervater der Stiftsschule, Fredi Trütsch, Turnlehrer an der Stiftsschule und der Autor dieses Artikels, ehemaliger Mathematiklehrer an der Stiftsschule. Hierunter werden die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre nochmals zusammengefasst. Starkes Wachstum Die Schule ist in den letzten Jahren stark gewachsen: die Schülerzahl ist von 1000 auf 1500 gestiegen. Darum wurden zwei neue Klassenzimmerblöcke mit je drei Klassenzimmer gebaut für je rund 65‘000 Franken, inklusive solare Notstromaggregate und Schulmöbel. Bei einer Klassengrösse von gegen 60 Schülerinnen und Schülern bedeutet dies Platz für rund 350 Personen. Vor fünf
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Jahren wurden solarbetriebene Notstromaggregate installiert, um zu gewährleisten, dass auch bei Stromunterbrüchen am Abend die Hausaufgaben gemacht werden können. Die Stromversorgung ist dieses Jahr wegen der schlechten Regenzeit besonders mangelhaft. Darum ist diese Anlage jetzt sehr wichtig. Arbeitsbesuch März 2015 In März dieses Jahr verbrachten Ariane Albisser (Matura 2011), Christiane Krentscher (Matura 2013), Andreas Moor und Elias Klaey zwei Wochen in Namwala und leisteten dort einen Einsatz, als Teil ihres Studiums oder auf Grund ihren beruflichen Qualitäten. Es war ein sehr erfreulicher und sinnvoller Besuch, der hoffentlich nächstes Jahr wieder aufgegriffen werden kann. Während zwei Wochen reparierten und installierten Andreas und Elias, zusammen mit Abwart George Mubiana, die BeleuchFörderverein Namwala Secondary School, Bahnmatt 21, 6340 Baar Schwyzer Kantonalbank 6431 Schwyz, Konto 60-1-5 IBAN CH85 0077 7008 3469 8001 8
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Der Obstgarten der Schule im Jahr 2009... und im Jahr 2015 (Fotos: zvg). tung der Küche, im Esssaal und in der Aula, montierten das Solarnotaggregat für den ersten neuen Dreiklassenzimmerblock. Zudem schweisste Elias die Dachkonstruktion für den zweiten Dreiklassenzimmerblock und erstellte Schulmöbel. Christiane, die Umweltnaturwissenschaften an der ETH studiert, nahm sechzig Wasserproben an 21 Wasserstellen in Namwala und Umgebung für ihre Bachelorarbeit. Ariane, die Theologie studiert an der Universität Zürich, analysierte den Syllabus des Religionsunterrichts in Sambia und hospitierte und unterrichtete an Schulen in Werklehrer Christopher Mukuwa, † 2015.
Namwala. Sie machte Interviews mit Pfarrern, wohnte Gottesdiensten bei und führte Bibellesungen durch. Diese Studie wird Grundlage bilden für ihre Masterarbeit. Der Obstgarten hat sich in den fünf Jahren nach den ersten Pflanzungen gut entwickelt. Abschied und Neuanfang Leider mussten wir uns 22. September von Werklehrer Christopher Mukuwa verabschieden, der mit 46 Jahren an einem Krebsleiden gestorben ist. Christopher hat massgebend zu dem Erfolg der vielen Projekte in Namwala beigetragen. Er war von Anfang der Partnerschaft dabei und machte diese Arbeit mit Übersicht, Zuverlässigkeit und Selbstlosigkeit. Für ihn ging es immer um das Wohl der Schülerinnen und Schüler. Er lässt eine Familie mit acht Kindern zurück. In Namwala haben sich vier Lehrer entschieden, die Arbeit von Christopher zu übernehmen. Das macht Mut für die Zukunft Das nächste Projekt wird die Renovierung der Kläranlage der Schule sein. Die Anlage wurde seit der Gründung der Schule vor 50 Jahren nicht mehr gereinigt. Nachher werden bei den Schlafsälen zusätzliche sanitäre Anlagen gebaut. Weiter hoffe ich, zwei bis drei Mal nach Sambia reisen zu können, in Juli wohl wieder mit einer Delegation der Stiftsschule. Für weitere Informationen verweise ich auf unsere Website www.namwalafriends.org. Johannes van der Weijden
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Alumni
Ob die Menschheit noch zu retten sei Nach dem 10-jährigen Jubiläum geht der Alumni-Vorstand beschwingt und voller Tatendrang in ein hoffentlich auch für seine Mitglieder erlebnisreiches und beglückendes 2016. Im ersten Quartal des neuen Jahres stehen zwei Theateranlässe sowie die Generalversammlung des Vereins im Fokus.
Am Samstag, 12. März 2016, lädt das Stiftstheater zu einem vergnüglichen Abend mit einer Komödie von Coline Serreau. Unter der Regie von Oscar Sales Bingisser (M 1980), 2012 mit dem Schwyzer Kultur-Anerkennungspreis geehrter freischaffender Schauspieler, Regisseur und Produzent, spielt die Theatergruppe das Stück «Hase Hase» (französisch «Lapin Lapin», was korrekt übersetzt allerdings nicht Hase, sondern Kaninchen heisst), eine Komödie von Coline Serreau. Das Stück wurde 1986 uraufgeführt und passt als witziges, schräges und modernes Stück zu den früheren, mit grossem Erfolg inszenierten Stücken. Ein Ausserirdischer Der Hauptdarsteller der Komödie «Hase Hase» ist Hase Hase selbst. Er ist Ausserirdischer und wurde zur Erde gesandt, um zu erforschen, ob die Menschheit noch zu retten ist. Zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder lebt er in einer sehr kleinen Wohnung ein scheinbar normales Leben. Doch plötzlich kommt alles anders als erwartet: Der dritte Sohn der Familie wird von der Polizei verfolgt und taucht unerwartet auf. Ab diesem Zeitpunkt jagen sich die turbulenten Entwicklungen. Alle Alumnae und Alumni sind zum Nachtessen mit Dessert vor der Aufführung herzlich eingeladen.
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Vom gleichen Autor und Alumnus stammt das Stück «Bezirksgericht – von Vaganten, Verbrechern und unzüchtiger Liebe. Wahre Geschichten aus den Archiven des Bezirksgerichts Einsiedeln». Dieses Stück wird vom 28.12.2015 bis zum 24.01.2016 im Chärnehus Einsiedeln aufgeführt und hält viel Skurriles und Unterhaltsames aus dem Klosterdorf vergangener Tage bereit. GV mit Einsiedler Bergmilch Bereits heute möchten wir auf unsere Generalversammlung 2016 hinweisen, welche dieses Jahr in einer aussergewöhnlichen Lokalität stattfinden wird: Am Samstag, 16. April 2016, laden wir vorgängig zur Besichtigung der Milchmanufaktur Einsiedeln. Dieses noch junge und ausgesprochen innovative Unternehmen offeriert uns einen spannenden Einblick in die Produktion seiner einzigartigen Milchprodukte, welche ausschliesslich aus Einsiedler Bergmilch hergestellt werden. Alle weiteren Informationen zu den erwähnten Anlässen finden sich auch auf unserer Homepage unter www.alumni.stift. ch/events Sabine Saner
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Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mann für einen Klostereintritt in Frage kommt, ist dem heiligen Benedikt ein Kriterium besonders wichtig: «Man achte sorglich darauf, ob er wirklich Gott sucht» (RB 58,7). Diese Grundhaltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Sinn des Lebens und nach dem persönlichen Weg zu Glück und Heil prägt das Mönchtum von Anfang an. Das Kloster Einsiedeln ist seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche und als Benediktiner sind wir Erben einer langen Tradition. Aus diesem reichen Schatz zu schöpfen und ihn für die heutige Zeit fruchtbar zu machen, das ist eine Herausforderung, die an jede Generation neu ergeht. Die modernen Kommunikationsmittel bieten neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten, Botschaften innert Sekunden über die ganze Welt zu verbreiten. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute – besonders der jungen Generation – mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit täglichen Impulsen auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Machen Sie mit und besuchen Sie unsere Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, Fragen und «Gefällt mir»-Klicks. Wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch
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Matura-Jahrgänge zwischen 1951 und 2006 feiern
Klassentage 2016
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Datum
Klassentag
Matura
Verantwortlicher
18. April
10
2006
Stefan Götschi Eichweidstrasse 13 B 8820 Wädenswil
25. April
65
1951
Gallus Gmür Vadianstrasse 40 9000 St. Gallen
30. Mai
50
1966
Pater Markus Steiner Kloster Einsiedeln 8840 Einsiedeln
13. Juni
25
1991
Bruno Grünenfelder Mürtschenstrasse 5 8730 Uznach
27. Juni
20
1996
Raphael Paglia Seeblickstrasse 15 8855 Nuolen
12. September
60
1956
Pater Berno Kloster Einsiedeln 8840 Einsiedeln
19. September
30
1986
Markus Matter Im Ahorn 4 8125 Zollikerberg
26. September
40
1976
Peter Baumgartner Schützenweg 5b 8500 Frauenfeld
24. Oktober
55
1961
Klaus Korner Birkenweg 7 8840 Einsiedeln
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Stiftstheater Einsiedeln 2016
Hase
Hase
Komödie von Coline Serreau Regie: Oscar Sales Bingisser Fr Sa So Fr Sa
11. März 2016, 20.00 Uhr 12. März 2016, 20.00 Uhr 13. März 2016, 17 .00 Uhr 18. März 2016, 20.00 Uhr 19. März 2016, 20.00 Uhr
Theatersaal Stiftsschule Einsiedeln Kartenvorverkauf: www.stiftsschule-einsiedeln.ch/theater Telefon 055 418 63 35 Preis: 20/10/5 CHF Bistro öffnet eine Stunde vor Theaterbeginn
design by Niklas Meinhold u R. Stocker
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Corvina
Der Winter kommt (endlich) und das neue Jahr noch dazu Unser Bericht folgt dem Jahreskalender auf Corvinisch: Krambambuli (Frostschutzmittel), Wildfrass in der Fremde (Fribourg), rechtzeitiger Samichlaus und vorzeitige Weihnacht. Jetzt, im Winter kommen wieder die kalten Temperaturen und man wärmt sich äusserlich wie auch innerlich. Auch wenn es im November noch nicht so kalt war, bereitete sich die GV Corvina schon eifrig darauf vor. Das Geheimrezept wurde erneut aus dem Schrank gekramt und man bereitete ein köstliches Krambambuli zu. Der Brau lockte auch andere Verbindungsmitglieder an, die diesen alljährlichen Spass nicht verpassen wollten. So kamen die Stv-er nach Einsiedeln, um an diesem herrlichen Fest teilzunehmen. Schliesslich wurde unser altbewährtes Frostschutzmittel friedlich und fröhlich geteilt. Die nächste Wohltat für den Leib fand am Wildfrass der AKV Neuromania statt. Die wenigen auserkorenen Corviner, die Zeit hatten, konnten sich hier gewaltig die Bäuche vollschlagen. Das hatte man sich auch verdient nach der langen Reise im Zug in das schöne Städtchen Fribourg. Nach dem heiteren Abend begaben sich die Eingeladenen zu ihren Übernachtungsmöglichkeiten und freuten sich bereits auf den Apéro am nächsten Tag. Die Corvina liess sich nicht lumpen und wurde schon bald vom Samichlaus besucht. Am Samichlausstamm stellte sich heraus, wer gut war und wer nicht. Glücklicherweise waren die Kandidaten auch dieses Jahr hervorragend, auch wenn es hier und dort etwas an den altbewährten Samichlaussprüchen haperte. Leider musste er schon bald wieder weiter gehen.
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Das Komitee in festlicher Stimmung am Weihnachtsfest (Foto: Helena Schmitt). Natürlich feierten wir auch Weihnachten, wenn auch ein paar Tage zu früh. Ein wunderschön dekorierter Weihnachtsbaum wurde aufgestellt und der Saal weihnachtlich von Spezialisten dekoriert. An unsere Weihnachtsfeier wurden natürlich auch wieder zahlreiche Stv-er eingeladen. So wünschten wir uns alle schöne Weihnachten und ein schönes Neujahr. Doch so schnell wie dieser Text ging auch dieses Jahr zu Ende. Wir blicken glücklich auf dieses erfolgreiche Jahr zurück und freuen uns natürlich schon sehr auf das nächste. Deo puer, mundo vir! Daniel Knechtle v/o Frisch xxx
STIFTSSCHULE Venerabile Monasterium Am 26. Oktober 2015 ist Mathilde DurrerGassmann, die Schwester von Pater Augustin (Josef) Gassmann (1946–M 1954) gestorben.– Am 16. November 2015 hat Jürg Kühnis die Kandidatur begonnen.– Am 13. Dezember 2015 ist Pater Anselm (Hans) Henggeler (1951–M 1960), zuletzt Pfarrer in Feusisberg, unerwartet gestorben. Vitae merita Raphael Honegger (1998–M 2004) hat nach dem Studium der Physik an der ETH (Master März 2009) im September 2015 an der ZHdK den Master in Performance in Orchesterleitung gemacht; Föhrenweg 4, 5242 Birr.– Laura Brülhart (1998–M 2004) hat das Studium der Humanmedizin im Oktober 2011 abgeschlossen und ist seit 2012 Assistenzärztin für Gynäkologie im Spital Triemli.– Yvette Stebler (2001–M 2007) hat im Herbst 2015 die Ausbildung in Osteopathie D. O. abgeschlossen.– Patrick Kälin (2002–M 2008) und Martin Küchler (2001–M 2008) haben im Herbst 2015 das Staatsexamen in Medizin gemacht.– Diakon Armando Auf der Maur (1990–M 197) ist vom Bischof von Chur im November 2015 zum Mitarbeiter in der Pfarrei Näfels ernannt worden.– Petra Kälin-Studiger (1988–M 1993) hat am 21. Oktober 2015 an der Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) das Diplom «Master of Arts, Hochschule für Heilpädagogik in Special Needs Education» mit Schwerpunkt Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung gemacht, und arbeitet jetzt an der Schule des Heilpädagogischen Zentrums Ausserschwyz (HZA) in Freienbach.– Sabrina Lüönd (2001– M 2007) hat am 29. März 2014 den Master of Arts HSG in Law erworben. Am 17. Dezember 2015 bekam sie das Anwaltspatent des Kantons Schwyz. Ab Januar 2016 arbeitet sie als Rechtsanwältin und Urkundenperson der Anwaltskanzlei Pfister & Partner in Pfäffikon SZ.
Kurzportät einer vielfältigen Karriere: Bettina Brand-Bergh (1989–M 1995): 1995–1998 University of Oxford BA (Law), 1998/99 Lunds Universitet: Master of European Affairs (LL.M.); 1999–2001 Hochschulinstitut für Internationale Studien Genf: D.E.S. in internationalen Beziehungen mit Spezialisierung in internationalem Recht; 2002 Zulassung als Rechtsanwältin in New York; 2001–2005 Juristin, Tavernier Schanz Rechtsanwälte, Genf: Spezialisierung Internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit; 2005–2010 und 2012 bis heute: Juristin, The Swatch Group AG, Biel; 2010 bis heute: Senior Legal Councel, The Contract Centre GmbH, Zürich, Dienstleistungen im Bereich Vertragsrecht und Mediation; 2007–09 Ausbildung zur Ballettpädagogin; 2007 bis heute (mit Pausen): Erteilung von Ballettunterricht.
PERSONAL NACHRICHTEN
Penates Stephanie Odermatt (2001–M 2004) und Keith Gunura freuen sich über die Geburt ihrer Tochter Lynn Sophie, geboren am 18. Juli 2014; Friesenbergstrasse 137, 8055 Zürich.– Nadine und Fabian Schalch-Füchslin (1997–M 2003) sind glücklich über die Geburt von Benjamin Tâm, geboren am 13. August 2015; Mühlegasse 9, 6314 Unterägeri. – Doris und Adrian Fäh (1985–M 1991) freuen sich über ihre dritte Tochter Lavinia Julia, geboren am 31. Juli 2015 (Wingartenstrasse 13, 9536 Schwarzenbach).– André Ott (1992– M 1998) und Monika Bisig haben am 30. Dezember 2015 im Oratorium des Klosters kirchlich geheiratet. In pace Am 16. Mai 2015 ist Nicolas Yrely (1955–M 1957) gestorben; er war der Bruder von Michel (1956–M 1958). – Am 13. Dezember 2015 ist Robert Christen-Trütsch (1941–M 1943) gestorben. Pater Alois Kurmann
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Klassentag der Maturi 1955
Ein «kritischer Jahrgang» feierte Jubiläum Kaum zu glauben, sechzig Jahre soll es her sein, dass wir unsere Matura bestanden haben. Wer erwartet hat, noch wenige Fossilien aus längst vergangen Zeiten anzutreffen, sah sich erfreulicherweise getäuscht. Eine muntere Schar, zwar älterer, aber aktiver und im Geist noch jung gebliebener Herren, traf sich am Nachmittag des 18. Oktobers im Hotel «Linde» in Einsiedeln. Viele besuchten zur Eröffnung die feierliche Vesper, fast alles war noch gleich wie vor sechzig Jahren. Als aber die Mönche zum Salve in die Gnadenkapelle schritten, wurde uns bewusst, was sich in diesen sechzig Jahren alles verändert hat. Kaum ein bekanntes Gesicht war unter den teilnehmenden Patres auszumachen. Anschliessend blieb in der «Linde» noch genügend Zeit, bei einem Apero Gedanken auszutauschen und in Erinnerungen zu schwelgen. Das Alter lässt grüssen Beim feinen Nachtessen konnte unser senior populi sechzehn Klassenkameraden, zum Teil mit ihren Frauen, begrüssen. Drei mussten sich entschuldigen, vier trafen erst am Montag ein. Wenn bei früheren Klassenzusammenkünften noch bis spät in die Nacht hinein diskutiert und aus dem Leben erzählt worden ist, wurde es diesmal nicht allzu spät, das Alter lässt grüssen! Leicht gemildert auch der Prediger Am Montag versammelten wir uns um neun Uhr dreissig in der Magdalenakapelle bei der Beichtkirche, wo unser Kapuzinerpater Hildegar Höfliger die heilige Messe zeleb-
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rierte. Sein grosses Predigttalent zeigte sich, leicht gemildert, auch an diesem Maturatag. Anschliessend orientierte uns Pater Lukas über die neu gestaltete Musikbibliothek des Klosters und legte uns daraus eine Anzahl ausgewählter Schätze zur Ansicht vor. Einsiedeln verfügt über die grösste Musikbibliothek der Schweiz und besitzt etwa 50‘000 handschriftliche Musikalien und zahleiche alte und neue Werke von musikbegeisterten Mönchen aus dem Kloster. Besonders wertvoll sind die Musikalien von Johann Christian, dem jüngsten Sohn von Johann Sebastian Bach. Eindrücklich ist auch eine Skizze von Mozart zum zweiten Satz seiner Pariser Symphonie. Stark veränderter Lehrkörper Johannes Eichrodt, Rektor der Stiftschule, gab uns dann einen Überblick über die heutige Schule. Entscheidende Unterschiede: Im Gegensatz zu unserer Zeit ist das Internat nur noch klein, Einsiedeln ist eine private, kantonal und eidgenössisch anerkannte Maturitätsschule. Auch im Lehrkörper gab es grosse Veränderungen. Während zu unserer Zeit fast zu hundert Prozent Patres unterrichteten, sind heute nur noch wenige von ihnen an der Schule tätig, das Gros des Lehrkörpers stellen Laien. Nun war es aber Zeit geworden für das traditionelle Mittagessen am Hof. Abt Urban begrüsste uns im Namen des Klosters und dankte für unsere Treue zu Einsiedeln. Wir wurden mit einem feinen Mittagessen aus der Klosterküche verwöhnt.
STIFTSSCHULE
Ganz vorne: Alois Elmiger. Erste Reihe (von links): Anton Frei, Maria Pflegefrau, Walter Kaufmann, August Schläfli, Abt Urban Federer, Walter Allemann, Anna Allemann, Hildegard Schädler, Max Schädler, Godi Dschulnigg. Zweite Reihe: Maria Schläfli, Daniele Bischoff, Alice Bischoff, Hans Jud, Ursula Nussbaumer, Hildegar Höfliger, Johannes Eichrodt. Dritte und vierte Reihe: Frau Huggler, Anton Huggler, Hansjörg Leutert, Josef Keller, Pater Lukas, Anton Büttiker, Peter Kloter, Joe Seiterle. Auf dem Bild fehlen: Alois Riklin und Gerold Beck (Foto: Franz Kälin jun.)
Senior populi August Schläfli wies in seiner Ansprache mit Hilfe von Fotos darauf hin, wie damals die «Metamorphose» aus der schwarzen Puppenhülle (1954) zum bunten Maturabild (1955) gelungen ist. «Nicht immer einfache Schüler»
und ist bis heute eine gute Eigenschaft für Maturanden. Leider fiel das Ständchen der Feldmusik buchstäblich ins Wasser. Es war nicht der vom Senior erhoffte schöne Herbsttag, es war kalt und regnerisch. Peter Kloter
Er fragte sich, ob wir auch als widerborstige Schüler aus den sechziger Jahren in die Schulgeschichte eingehen (vgl. den Beitrag von Pater Gregor in dieser Zeitschrift Nr. 4, 2014). Obwohl wir nicht immer einfache, sondern recht kritisch eingestellte Schüler und Internatszöglinge waren, widerborstig ist ein zu starker Begriff. Kritisch zu sein war
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PROPSTEI ST. GEROLD
Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at
Veranstaltungen Ausstellung: Im Labyrinth des Herzens Wann:
Vernissage: Samstag, 12. März 2016, 16 Uhr / Die Ausstellung dauert bis zum 5. Juni 2016. Wer & Was: Nach jahrelanger Tätigkeit als Berater, Coach und Seminargestalter hat Arnold Dünser aus Zwischenwasser (Vorarlberg) das Malen wieder erschlossen, das nach der frühen Jugend den Lebensanforderungen gewichen war. Die Auseinandersetzung mit Themen, die über die Leinwand ausgedrückt werden wollen, ist nun ein zentraler Teil seines Lebens. Die meisten Bilder entstehen aus dem Bedürfnis, Inneres nach aussen zu bringen. Dabei verwendet er eine Vielfalt von Materialien und Techniken, die meist situativ im Gestaltungsprozess zur Anwendung gelangen. So entstehen im Sinne des Wortes vielschichtige Bilder, die den Betrachtern jene Tiefe vermitteln, die sie zulassen möchten. «Annäherungen» Wann:
Samstag, 13. März 2016, 17 Uhr / Eintritt: € 15.– / Benefizkonzert zugunsten der Sozialwerke der Propstei Wer & Was: Benefizkonzert mit der Cantori Silvae, Bregenzerwald, Leitung: Thomas Thurnher, und der Gruppe Amüsgöl mit Isabella Fink, Cello; Martin Franz, Saxophon; Marcel Fetz, Perkussion; Michael Fetz, Kontrabass. – Werke von Anton Bruckner, Tutilo von St. Gallen, Johann Sebastian Bach, Giovanni Gastoldi, Thomas Thurnher und Improvisationen der Gruppe Amüsgöl. – Annähern können wir uns auf vielfältige Weise: einem Ort, dem Geheimnis Gott, einem Menschen. In diesem Konzert geht es um eine musikalische Annäherung. «Die sieben letzten Worte» Wann:
Palmsonntag 20. März 2016, 17 Uhr / Eintritt: € 18.– / Benefizkonzert zugunsten der Sozialwerke der Propstei Wer & Was: Glarner Madrigalchor, Leitung: Niklaus Meyer; Susanne Seitter-Frei, Sopran; Paul Giger, Violine; Marie-Louise Dähler, Hammerflügel; Bettina Messerschmidt, Violoncello. Joseph Haydn (1732–1809), «Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze» / Paul Giger, Improvisationen. «MonSonA» Wann:
Ostersonntag, 27. März 2016, 17 Uhr / Eintritt: € 18.– / Benefizkonzert zugunsten der Propsteisanierung Wer & Was: Gabriele Kari, Gesang; Dagmar Pleschberger, Gesang; Monika A. Peitler, Gesang; Manfred Tischitz, Obertongesang, Monochord, Gitarre; Michael Hecher, Gitarre; Julia Hofer, Cello, Bass. MonSonA – schon der Name ist Musik. Musik für den atemlosen Seelenspazier-
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PROPSTEI ST. GEROLD gang: hineingeniessen mit allen Fasern, aufgehen in den Klangfarben der Weltmusik, in der Fremdartigkeit uralter Kulturen, mitgehen im Wechsel zu den anregenden Rhythmen Südamerikas, Südeuropas und anderer Länder. Das Zusammenspiel ungewöhnlicher Instrumente und der einzigartigen Solostimmen ist es, was in seiner Einfachheit berührt und im eigenen Inneren noch lange weiterklingt… Die Trommelkinder in Concert Wann:
Freitag, 1. April 2016, 17 Uhr / Eintritt Erwachsene: € 9.– / Kinder: € 4.– / Benefizkonzert zugunsten der Sozialwerke der Propstei Wer & Was: Rhythmus pur: Die Trommelkinder aus Augsburg (D) unter der Leitung von Heiko Tuch präsentieren das Beste aus all ihren Bühnenprogrammen, ein Feuerwerk ihrer schönsten Songs. Die Kinder schaffen farbenreiche Klangbilder, die den Raum während des Konzertes zu einem Zauberwald der Töne werden lassen.
Kurse und Seminare Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Strömen und Schweigen Wann: 3. März (18 Uhr) bis 6. März 2016 (14 Uhr) Was: Wir ziehen uns für ein paar Tage gemeinsam vom Alltagslärm zurück und hören im Raum der Stille achtsam in uns hinein. Feinfühlig erspüren wir, welches die nächsten Schritte auf unserem Weg sind und was geklärt, geordnet und losgelassen werden möchte. Das Jin Shin Jyutsu® hilft uns, unsere Einstellungen im Körper zu harmonisieren und loszulassen. Wir kommen zu uns, sind ganz im Hier und Jetzt, und die Lebensenergie kann frei fliessen. Diese Prozesse sind getragen von der Kraft des Strömens, der Präsenz im Augenblick und der Gruppe. Leitung: Maria Anna Zündt, Rankweil/A Kosten: Kurs € 120.–, Pension € 207.– bis € 258.– Die Heilkraft der Rituale – Mythen und Kräuter im Jahreskreis Wann: Was:
Leitung:
Kosten:
3. März (18 Uhr) bis 6. März 2016 (14 Uhr) In der Natur gibt es viele Pflanzen, die Leib und Seele gut tun. Dabei sind nicht nur ihre heilenden Essenzen wirksam, sondern auch die Signatur und die Symbolik der Pflanzen. Sie sprechen in unserer Seele Bilder an, die uns zu uns selber führen. Wir verbinden die Weisheit der Natur und ihre Mythen mit der christlichen Botschaft und deuten das Wissen der Natur neu. So können wir die Feste auf eine neue und heilsame Weise erleben. Die Natur und ihre Geschehen sind Bilder für die inneren Vorgänge in unserer Seele. Rituale lassen uns den Jahreskreis auf neue Weise erleben und seine heilende Wirkung spüren. Susanne Türtscher, Kräuterpädag., initiatorische Natur- und Ritualarbeit, Buchboden; Pater Kolumban Reichlin OSB, Studium der Theologie und Geschichte, Leiter der Propstei St. Gerold Kurs € 230.– + Pension € 238.– bis 296.–
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B
KLOSTER FAHR
eim Schreiben des Artikels über die Schreibzelle habe ich in den Psalmen geschmökert, die dort im vergangenen Jahr entstanden sind. «Seelenfrieden» heisst einer davon. Die Autorin überlegt in diesen Zeilen, wo dieser Seelenfrieden, der sich bei ihr während ihres Aufenthaltes im Kloster Fahr eingestellt hat, wohl herrühren könnte. Ist es die Stille? Kann es daran liegen, dass hier gebetet, gesungen, meditiert und gefastet wird? Oder ist es die Anwesenheit Gottes? In den Versen wird erwähnt, dass hier wohl manch übler Kummer geheilt werden kann. Was die Autorin im Kloster Fahr gesucht hat – ihren Seelenfrieden? – hat sie offensichtlich gefunden, denn es wird deutlich spürbar, dass sich diese junge Frau während ihres Aufenthalts in der Schreibzelle sehr wohl fühlt, obwohl sie auf eine Silvesterparty in grosser Gesellschaft verzichtet: «Ich könnt‘ gut und gern noch etwas länger verweilen», bemerkt sie. Es ist natürlich auch denkbar, dass die Stille einen allfälligen Unfrieden in der Seele erst so richtig wahrnehmbar macht. Es braucht also auch Mut, sich in diese Stille des Klosters zu wagen – eigentlich ist es tatsächlich ein Abenteuer und lässt diejenige, die sich darauf einlässt, vielleicht sogar etwas mehr über sich selbst erfahren. Wenn die Seele in Unruhe gerät, empfehlen die Wüstenväter den Menschen, die bei ihnen Rat suchen, sich so oft als möglich mit Handarbeiten zu beschäftigen. Zusammen mit dem Schweigen und dem Beten müsste sich dann der Seelenfrieden mit der Zeit wieder einstellen, wie sie beteuern. Vielleicht erklärt das die ruhige, entspannte Atmosphäre, die in der Fahrer Webstube herrscht. Hier wird in der Stille emsig gearbeitet und wie ich bei den Recherchen für den zweiten Artikel dieser Ausgabe erfahren habe, auch gebetet. Mir ist es also bei meinem Besuch dort sehr ähnlich ergangen, wie der Psalmenschreiberin – auch ich hätte gut und gerne noch etwas dort bleiben können. Die wundervollen Stoffe, die hier entstehen sind eine Augenweide. Sorgfältig und konzentriert arbeiten die Schwestern mit Händen und Füssen gleichzeitig an ihren Webstühlen und lassen die Stoffe rasch länger werden. Das tun sie in einer bewundernswerten Gelassenheit und augenscheinlich mit grosser Freude. Leider stand ich als Besucherin natürlich immer irgendwie im Weg und so habe ich schweren Herzens die Webstube verlassen, nachdem ich alle Informationen für den Artikel gesammelt hatte. Aber das Fahr hat noch viele andere Angebote, mit deren Besuch man vielleicht sogar etwas für seinen Seelenfrieden tun kann. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, empfehle ich Ihnen, einfach weiter zu lesen.
(Foto: Sina Huber)
Ihre
Verena Huber-Halter
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KLOSTER FAHR
Paramentenwerkstatt
Das neue Webatelier unter Dach und Fach Um die Arbeitsabläufe in der Fahrer Paramentenwerkstatt zu optimieren, bezog das Webatelier Mitte Juni 2015 neue Räume. Sie befinden sich nun im Dachstock des Pfortenflügels, gleich oberhalb des Nähateliers. Das verkürzt die Wege, die die Rohstoffe und Endprodukte nehmen müssen und es vereinfacht die Zusammenarbeit, weil alle Fertigungsstufen näher beieinander sind. Mitte November konnten die neuen Räumlichkeiten im Rahmen einer kleinen Eröffnungsfeier eingesegnet werden. Die Fahrer Paramentenwerkstatt wurde in den vergangenen Jahren stetig erweitert und professionalisiert. Aus ursprünglich zwei Webstühlen sind mittlerweile neun geworden. Einige Klöster gaben die Herstellung von Paramenten auf, weshalb das Kloster Fahr zum Teil deren Webstühle übernehmen konnte. Diese mussten natürlich neu plaziert werden, sie waren bisher auf drei Räume im Erdgeschoss der Klausur verteilt gewesen. Das Materiallager der Weberei – Wolle, Seide, Leinen – befand sich jedoch im 2. Obergeschoss, ebenso das Nähatelier, allerdings in einem anderen Trakt. Also musste die Wolle von oben nach unten gebracht und nach getaner Arbeit der Stoff wieder hinauf getragen werden. Raus aus der Klausur Die Arbeit erschwert hat auch der Umstand, dass die Webstühle in der Klausur untergebracht waren. Lange Zeit konnten dort aus diesem Grund nur Schwestern arbeiten. Doch bereits vor mehreren Jahren ist auch im Webatelier Unterstützung durch weltliche Mitarbeiterinnen nötig geworden. Es war also an der Zeit, eine Möglichkeit zu suchen, die Paramentenwerkstatt als Ganzes in einem einzigen Raum ausserhalb
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der Klausur unterzubringen und man entschied sich, den riesigen Dachstock über dem Nähatelier auszubauen. Mittels Wandverkleidung und einer neuen Decke wurde der Raum isoliert. Die Wände bestehen vor allem aus Glas, so dass das Licht aus den Dachfenstern in den Innenraum einfallen Priska Schmid, Leiterin der Paramentenwerkstatt, erläutert ihren Einweihungsgästen Einzelheiten der neuen Arbeitsstätte.
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Das neue Webatelier ist seit Mitte Juni 2015 in Betrieb (Fotos: Sina Huber). kann. Die Denkmalpflege bewilligte auch zwei neue Lukarnen zum Kräutergarten hin (von ausserhalb des Klosters nicht sichtbar), wodurch zusätzliche Lichtquellen entstanden sind. Der neue, grosse Raum wurde in zwei Teile unterteilt, die durch eine Tür miteinander verbunden sind. Im etwas kleineren Raum sind die vier kleineren Stola-Webstühle untergebracht, im anderen die grossen fünf Webstühle, auf denen der Stoff für die Messgewänder und Altartücher entsteht. Lärmbekämpfung Die Unterteilung war auch deshalb nötig, weil die grossen Webstühle seit vielen Jahren mit einem pneumatischen «Schnellschuss» arbeiten und einen hohen Geräuschpegel haben. Für die Laien unter uns: der «Schuss» ist der Faden, der quer zu den eingespannten Längsfäden eingearbeitet wird. Dieser muss mit hoher Geschwindigkeit gespickt werden.
Auch die Füsse der Weberinnen arbeiten mit, indem sie die Tritte bedienen, die die Kettfäden (Längsfäden) heben und senken. Um die Lärmbelastung im Raum zu reduzieren, wurde der Kompressor für die Pneumatik neu im Keller untergebracht, die Luft wird durch eine Leitung ins Dachgeschoss geführt. Da nun innerhalb der Weberei mehr Platz zur Verfügung steht, konnte das Materiallager gleich bei den Webstühlen untergebracht werden. Sorgfältig in grössere und kleinere Kisten sortiert, lagern nun die zahlreichen Fäden unmittelbar dort, wo sie gebraucht werden. Wenn die Stoffe gewoben sind, müssen sie nur eine Treppe nach unten getragen werden, wo sie im Nähatelier auf Fehler kontrolliert und dampf-fixiert werden. Es ist also alles viel einfacher geworden, die verschiedenen Produktionsstätten sind enger beieinander und Fragen sind schneller geklärt.
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KLOSTER FAHR Der Raum mit der schönen Holzdecke Der Umzug der Webstühle hatte einen weiteren Vorteil: es sind Räume in der Klausur frei geworden, unter anderem ein grosser Raum mit wunderschöner Holzdecke. Man ist sich nicht ganz klar, wozu dieser Raum ursprünglich gedient haben könnte. Aber er muss eine besondere Bedeutung gehabt haben, denn ein so prächtiger Innenausbau ist sonst in der Klausur selten. Priorin Irene vermutet, dass es der Kapitelsaal des Klosters gewesen sein könnte, der Ort also, wo die Gemeinschaft zusammen kam, um miteinander über Geschäfte zu beraten. Dieser Raum soll in Zukunft als Konventstube wieder der ganzen Gemeinschaft zur Verfügung stehen, als Ort also, wo die Schwestern ihre Freizeit verbringen können. Der Umzug der Weberei ist sehr gut über die Bühne gegangen. Bei den Webstühlen sind alle Teile numeriert, so dass sie prob-
lemlos auseinander- und nach dem Umzug wieder zusammengebaut werden können. Einzig die Technik beim «Schnellschuss» der grossen Webstühle erforderte grösseren Aufwand, weil sie nach dem Zusammenbau in Kleinarbeit wieder justiert werden musste. Bei diesen Webstühlen wurden bei dieser Gelegenheit gleich diejenigen Teile ersetzt, die stark beansprucht werden. Tatkräftige Unterstützung leistete beim Umzug Gody von Ah. Er ist Mitglied des Vereins Pro Kloster Fahr und geht den Schwestern häufig zur Hand, wenn sie Hilfe mit handwerklichem Geschick benötigen. In der Paramentenwerkstatt ist Gody von Ah seit vier Jahren der hauseigene Handwerker und Mechaniker, der die meisten kleineren und grösseren Reparaturen schnell und zuverlässig erledigt. Bereits vor dem Umzug hatte er die Pneumatik für die Webstühle mit grossem Engagement erneuert.
Schwester Matthäa kontrolliert die Fäden für eine neue Stola.
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KLOSTER FAHR
Schwester Bernadette: Beten und Arbeiten.
Schwester Martina an einem der kleinen Webstühle für Stolas.
«Brättli» werden die Schiffchen mit Webfaden genannt. Ein Sorgenkind Der einzige Webstuhl, der nach dem Umzug Sorgen bereitete, war der Kleinste, auf dem Schwester Matthäa arbeitet. Sie hatte ihn, als sie im Jahr 2006 in der Webstube ihre Arbeit aufnahm, von Schwester Agnes über-
nommen. Als der Webstuhl am neuen Ort wieder in Betrieb genommen wurde, lief er nicht mehr so rund. Man versuchte, ihn hier und dort zu justieren, aber er war einfach nicht mehr der Alte. Da Schwester Agnes Anfang 2015 verstorben war, konnte man sie nicht mehr fragen. Aber in weiser Voraussicht hatte sie Schwester Matthäa bei der Übergabe des Webstuhls geraten, die Verschnürung aufzuzeichnen – «falls einmal etwas ist», wie sie gemeint hatte. Also suchte Schwester Matthäa ihre Zeichnung hervor, und stellte fest, dass die Verschnürung vor dem Umzug vollkommen anders – eigentlich falsch – zusammengesetzt war. Sie wurde entsprechend geändert und siehe da: der Webstuhl läuft wieder wie geschmiert! Die beiden Schwestern Martina und Matthäa sind sehr glücklich über den Umzug, nicht zuletzt, weil das Atelier nicht mehr in der Klausur ist und sich so die weltlichen Mitarbeiterinnen nicht mehr um spezielle Regeln für die Arbeit in der Klausur kümmern müssen. Und alle freuen sich sehr auf den neuen Gemeinschaftsraum. Die «Brättli», das heisst, den Faden auf die Schiffchen aufziehen, hat bis vor einigen Monaten noch Schwester Regula für sie gemacht. Für diese Hilfe waren die beiden ihrer Mitschwester sehr dankbar. Heute müssen die beiden das selber machen, werden jedoch dabei von Schwester Daniela, die einen Stock tiefer im Nähatelier arbeitet, unterstützt. Schwester Matthäa arbeitet seit neun und Schwester Martina seit gut acht Jahren an den kleineren Webstühlen, auf denen die Stolas entstehen. Diese Arbeit erfordert vor allem beim Einarbeiten von Mustern eine sehr hohe Aufmerksamkeit. In den feinen Stoffen entdeckt auch das ungeübte Auge sofort jede Unregelmässigkeit. Auch Schwester Bernadette hat sich mittlerweile gut in den neuen Räumen eingelebt. Sie arbeitet seit 51 Jahren an den grossen Webstühlen. Besonders anfänglich vermisste sie im neuen Atelier die fünf gros-
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sen Fenster, die ihr die Sicht auf Garten und Bienenhaus frei gaben, wo sie während vierzig Jahren als Imkerin gewirkt hat. Jetzt gefällt es ihr aber gut im neuen Atelier und sie ist froh, dass hier das Material in der Nähe ist. Den ganzen Tag über zu weben wäre zu streng. So gibt ihr das «Spulen» (die Fäden für den «Schuss» auf Spulen vorbereiten) gesunde Abwechslung. Sie nützt diese Zeit gerne für einen Teil des täglichen Stundengebetes, da sie im Chor der Schwestern nicht mehr mitsingen kann. So werden in der Fahrer Webstube die Anliegen der Kirche und der Welt gleich in die Messgewänder eingewoben, wenn Schwester Bernadette die Psalmen betet.
Mitte November konnten die Räumlichkeiten eingesegnet werden. Das Team des Webateliers unter der Leitung von Priska Schmid hatte die Klostergemeinschaft zu einer kleinen Eröffnungsfeier eingeladen. Die Geladenen wurden mit einer spritzigen Inszenierung überrascht, mit Licht und Pneumatik wurde durchs Atelier geführt und alles genau erklärt. Zum Schluss der Feier segnete Priorin Irene die Räume, die Webstühle sowie alle, die darin arbeiten. Verena Huber-Halter
Höchste Konzentration beim Zählen der Fäden für das Muster der entstehenden Stola.
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KLOSTER FAHR
Schreibzelle
Inspirationen im Kloster Fahr Das ganze Jahr über steht im Kloster Fahr jungen Frauen die Schreibzelle offen. Sie sind eingeladen, sich ein Wochenende Zeit für die persönliche Gottsuche zu nehmen und ihren eigenen Psalm zu schreiben. Am dritten Adventssonntag werden jeweils einzelne dieser so entstandenen Psalmen anlässlich der Adventsvesper gelesen. Der Ad-hoc Chor, der den Gottesdienst mitgestaltete, wurde wiederum von Barbara Kolberg geleitet und der Verein Pro Kloster Fahr lud im Anschluss daran zu einem Glas Glühwein ein.
«Es gibt Texte, mit denen wird man nie fertig. Sie sind wie ein altes Schloss, durch das man geht und immer neue Türen findet, hinter denen sich bisher unbekannte Räume verbergen.» Mit diesen Worten eröffnete Barbara Kolberg die Gesangsproben für die Adventsvesper und ermutigte die Sänger, sich selber mit geistlichen Texten auseinanderzusetzen und immer wieder Neues in ihnen zu entdecken. Herz und Verstand sind gefordert Wie jedes Mal, wenn Barbara Kolberg im Fahr eine Vesper vorbereitet, waren zu den Gesangsproben alle eingeladen, die Lust zur gesanglichen Mitwirkung verspüren und sich gleichzeitig einen spirituellen Impuls erhoffen. Denn an diesen Anlässen sind Herz und Verstand jeweils gleichermassen gefordert. Barbara Kolbergs Kompositionen sind immer zu Texten entstanden, die sie selber auf ihrer persönlichen Gottsuche angesprochen haben, aber auch Texte, deren Bedeutung sich nicht immer gleich beim ersten Lesen vollständig erschliesst, inspirieren die Musikerin zum Komponieren. Es sind Werke, die meditiert werden wollen. Das persönliche «Wiederkäuen» des Gelesenen findet bei ihr im Akt des Komponie-
Organistin, Komponistin, Chorleiterin Barbara Kolberg (Foto: Verena Huber-Halter). rens statt und so hat sie auch immer viel zu den Gesängen zu sagen, die einstudiert werden sollen. Barbara Kolberg serviert an solchen Nachmittagen keine abschliessenden Interpretationen, ihr Anliegen ist es, bei ihrem Publikum durch das Besprechen eines Liedes eigene gedankliche Prozesse anzustossen. So auch im Fall des Kommunionsliedes von Silja Walter: In deinem Brot singt Lobgesang. Wie kann ich es essen und trauern!
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KLOSTER FAHR Die Lieder sind nicht immer einfach zu singen – meist sind die Worte ja nicht als Liedtexte entstanden. Aber die Komponistin hat die unglaubliche Gabe, aus allem, was sie vom Inhalt her anspricht, wohlklingende Lieder entstehen zu lassen. Und es macht einfach Freude, mitzusingen oder den Gesängen während der Vesper zu lauschen. Da die Fahrer Schwestern das ganze Jahr über immer mal wieder zu solchen Anlässen mit Barbara Kolberg einladen (Daten sind im Veranstaltungskalender dieser Ausgabe unter «Dein Leben will singen» ersichtlich), hat sich das mittlerweile herumgesprochen, dementsprechend war auch dieses Mal die Kirche gut besucht. Das Abenteuer Stille Die «Schreibzelle» im Kloster Fahr (Foto: Liliane Géraud).
Durch deinen Wein, dein Brot im Lobgesang sein, heisst singend den Tod überdauern. Im Brot singt dein Geist. Will uns einen, durchdringen, sein Leben bleibt uns für immer gegeben, selbst wenn wir weinen. Im Brot singt dein Geist und entreisst uns lobsingend dem Tod. Freu dich von Herzen, Tochter Jerusalem! Ich mach’ deinem Unglück ein Ende. «Jeder von uns erhält ein Stück Brot und darf teilhaben an einem grossen Ganzen», meinte sie dazu. «Durch das Teilen und Teilhaben vereinen wir uns mit anderen, so entsteht Kirche. Sind wir aber auch bereit, uns selber – wie das Brot – aufbrechen zu lassen? Wir können Leid und Schmerz nicht aus dem Weg gehen. Sie bleiben uns nicht erspart. Aber wenn wir glauben können, dass Verwandlung und Trost möglich sind, sobald wir Gott begegnen – auch in einem Stückchen Brot –, bleiben wir nicht in der Trauer stecken.»
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Die Psalmen, die gelesen wurden, stammten aus der Feder von Besuchern der Schreibzelle aus dem vergangenen Jahr. Auch diese Texte sind immer eine Inspiration für die Kirchenbesucher, stammen sie doch von jungen Menschen, die zwei Tage lang mit den Fahrer Schwestern gelebt und gebetet und sich dabei ganz der persönlichen Gottsuche gewidmet haben. Die Gründe für den Besuch der Schreibzelle sind vielfältig: eine Standortbestimmung, eine Krise, der Wunsch, einmal «etwas anderes» zu erleben oder einfach die Möglichkeit, in der Stille des Klosters ungestört eine anstehende Arbeit zu schreiben. Niemand muss einen Psalm schreiben, aber die Inspiration im Kloster Fahr ist grossartig und so wurde schon manch eine Besucherin überrascht, wie in so kurzer Zeit – auch als Erstlingswerk – ein wunderbarer Text entstehen konnte. Auch hier werden durch das Eintauchen in die Stille gedankliche Prozesse angestossen, wenn man auf sich selbst – und auf Gott – zurückgeworfen wird. So werden Papier und Bleistift leicht zu geschätzten Begleitern in diesem Abenteuer. Verena Huber-Halter
KLOSTER FAHR Vermählungen: 25. Oktober 2015, Doris und Michi Murer9. April 2016, Erika Amrein und Rolf Banz, Bissig, Beckenried (FK 13). – Randy, 10. NoRossmoos, 6122 Menznau (FK 2010). – vember 2015, Monika Eggimann-Huber, 16. April 2016, Heidi Brunner und Ueli Dürrenäsch (FK 08). – Madlaina, 11. DezemBrunner, Anzenwil 259, 9608 Ganterschwil ber 2015, Anna und Claudio Brigger-Christen, Buttikon (05/06). – (HK 12/13. – 30. April 2016, Melissa, 17. Dezember Sonja Nef und Franz Horner, NACHRICHTEN 2015, Melanie Büsser und Köhlhof 9, 8755 Ennenda Thomas, St. Gallenkappel (HK 12/13). – 20. August DER EHEMALIGEN (HK09/10). 2016, Erika Zingerli und Thomas Grob, Seebrig 3, 8915 Hausen a. Zu Gott heim gegangen Albis (HK 12/13). Vater von: Rita Huber, Lettenstrasse 8, 8916 Jonen Geburten: Schwester Michaela Portmann Nicole, 17. Oktober 2015, Andrea und Peter Bättig-Birrer, Willisau (HK 06/07). – Benno,
Arbeit im Bügelzimmer: Schwester Petra (rechts) und Schwester Josefa beim «TaschentücherStrecken» (Foto: Priorin Irene Gassmann).
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Fastenzeit (Hymnus) Freuet euch, das Himmelreich der Armen im Geiste ist nah. Gott wird den Seinen selber erscheinen, wenn wir erwarten den armen Herrn Jesus Christ.
Tröstet euch, das Himmelreich der reuigen Sünder ist nah. Gott wird umarmen voller Erbarmen, die ihn erwarten den armen Herrn Jesus Christ.
Seht, in euch ist Gottes Reich, denn er, der euch liebt, er ist da. Singt, ihr Erlösten, Gott wird euch trösten, dem armen Herrn Jesus Christ. Silja Walter OSB
Aus: Silja Walter, Gesamtausgabe Band X
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(Foto: Liliane Géraud)
setzt euch zu Tisch mit
KALEIDOSKOP
Veranstaltungskalender Religion Feier des Aschermittwochs Was: Wann: Wo:
Eucharistiefeier mit Segnung und Auflegung der Asche Mittwoch, 10. Februar 2016 07.30 Klosterkirche Fahr, 11.15 Klosterkirche Einsiedeln
Eucharistische Prozession Wann: im Anschluss an die Vesper um 16.30 Uhr 2. Fastensonntag, 21. Februar 2016 3. Fastensonntag, 28. Februar 2016 4. Fastensonntag, 6. März 2015 5. Fastensonntag, 13. März 2015 Wo: Klosterkirche Einsiedeln Dein Leben will singen – Gesang und Gebet Was: Wann: Wer: Wo:
Abendlob – ein abendlicher Gottesdienst «Auf dem Weg ins Osterlicht» Samstag, 5. März 2016, 19.00 Uhr Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Klosterkirche Fahr
Was: Wann: Wer: Wo:
Gestaltung der Eucharistiefeier am Laetare-Sonntag Sonntag, 6. März 2016, 09.30 Uhr Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Klosterkirche Fahr
Karwoche und Ostern im Kloster Einsiedeln Hoher Donnerstag, 24. März 2016 18.30 Uhr Einführung in die Liturgie 19.00 Uhr Abendmahlsfeier 20.00–06.00 Uhr Nächtliche Anbetung in der Unterkirche Karfreitag, 25. März 2016 08.00 Uhr Trauermette 15.30 Uhr Einführung in die Liturgie 16.00 Uhr Karfreitagsliturgie 20.00–06.00 Uhr Nächtliche Anbetung in der Magdalenenkirche Karsamstag, 26. März 2016 08.00 Uhr Trauermette 18.00 Uhr Vesper 20.30 Uhr Osternachtfeier
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KALEIDOSKOP
Veranstaltungskalender (Fortsetzung von S. 62)
Ostersonntag, 27. März 2016 10.30 Uhr Feierliches Pontifikalamt 16.30 Uhr Feierliche Pontifikalvesper Ostermontag, 28. März 2016 09.30 Uhr Feierliches Konventamt 11.00 Uhr Pilgergottesdienst 16.30 Uhr Feierliche Vesper
Karwoche und Ostern im Kloster Fahr Hoher Donnerstag, 24. März 2016 Keine Vesper 19.30 Uhr Abendmahlsfeier, anschliessend Komplet Karfreitag, 25. März 2016 07.00 Uhr Trauermette 09.30 Uhr Kreuzwegandacht in der Kirche 15.00 Uhr Karfreitagsliturgie Karsamstag, 26. März 2016 07.00 Uhr Trauermette 17.30 Uhr Vesper Ostersonntag, 27. März 2016 06.00 Uhr Auferstehungsfeier, anschliessend Laudes 09.30 Uhr Kein Gottesdienst 16.00 Uhr Vesper
Kultur Stiftstheater: «Hase Hase», Komödie von Coline Serreau Wann:
Wo: Reservationen:
Freitag, 11. März 2016, 20.00 Uhr Samstag, 12. März 2016, 20.00 Uhr Sonntag, 13. März 2016, 17.00 Uhr Freitag, 18. März 2016, 20.00 Uhr Samstag, 19. März 2016, 20.00 Uhr Theatersaal der Stiftsschule (Eingang auf der Rückseite des Klosters) www.stiftsschule-einsiedeln.ch/theater
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KALEIDOSKOP
Charles Lewinsky im Gespräch
Von fehlenden Frauen-WCs und anderen Kuriositäten Vielen ist Charles Lewinsky als Drehbuchschreiber der erfolgreichen TV-Serie «Fascht e Familie» des Schweizer Fernsehens bekannt geworden. Als Romanautor gelang ihm mit «Melnitz» ein internationaler Erfolg. Im Kloster Einsiedeln erlebte er einen perfekt inszenierten liturgischen Moment.
Er kann das «Vaterunser» auf Lateinisch auswendig. Damals an der Mittelschule in Luzern waren die Mitschüler neidisch auf ihn, denn als Jude musste er nicht früh am Morgen in die Heilige Messe. Charles Lewinsky machte bei seinem Besuch im Kloster sofort das Kuriosum aus, dass es im Gästetrakt keine getrennten Toiletten gibt. Schliesslich ist das Stift Einsiedeln ein Männerkloster. Später auf unserem Rundgang entdeckte Charles Lewinsky vor einem Damen-WC ein mit einem Frauenlogo überklebtes Männersignet. Es wurde – als Beweis für die Einführung der Koedukation an der Klosterschule – eine Fotobeute für sein Handy! Als genauem Beobachter fiel ihm zudem die Ähnlichkeit der Ewiglichtlampe im Unteren Chor des Klosters mit dem ewigen Licht in der Synagoge auf. Charles Lewinsky, Sie sind ein grosser Geschichtenerzähler. Hier im Kloster Einsiedeln haben Sie eine besondere Geschichte erlebt. Welche? Es war mit viel Gesang verbunden und fand in der Stiftskirche statt. Die Stimmen – ganz einem theatralischen Effekt folgend – kamen langsam näher. Zuerst der Bass, dann die Tenöre, zuletzt jubelnde Kindersoprane. Exakt mit ihrem Einsatz ging vorne beim Altar das Licht an. Die katholische Kirche versteht sich auf Theatereffekte. Ich bin ein
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gestandener Theatermann und freue mich über gute Effekte. Wieso heissen Sie Charles und nicht Karl? Den Namen ererbte ich von meinem elsässischen Urgrossvater. Was halten Sie von der Institution Kloster? Sie ist mir fern. Ich stelle mir vor, dass es für Charles Levinsky in der Stiftsbibliothek (Fotos: Bruder Gerold Zenoni).
KALEIDOSKOP
einige Leute ein nützlicher Ort der Selbstfindung sein kann, der Schutz vor der Realität bietet. Der heilige Benedikt wird als Vater des Abendlandes bezeichnet. Gibt es Werte dieses Abendlandes, die man mit Gewinn in die Zukunft mitnehmen sollte? Das ist eine theoretische Frage. Die abendländischen Werte sind zum grössten Teil morgenländische Werte. Auch sind sie theoretischer Natur. In Predigten oder 1.-AugustAnsprachen beruft man sich auf sie. Es heisst also noch nicht, dass sie auch gelebt werden. Es gibt die wunderschöne jüdische Legende, wonach ein Kaiser den gelehrten Hillel aufforderte, ihm das Judentum zu erklären, aber nur so lang, wie er dabei auf einem Bein stehen könne. Hillel antwortete: «Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu. Alles andere ist Auslegung.» Das sind die Grundwerte, die weiterhin gültig sind. Es tönt einfach, ist aber schwierig einzuhalten.
Mein letzter Interviewpartner war Atheist. Glauben Sie als Jude an Gott? Die Frage ist falsch gestellt. An Gott glaubt man nicht als Jude, sondern allenfalls als Mensch. Wenn ein Gott existiert, ist er sicher jenseits von dem, was wir als Menschen erfassen können. Leute, die behaupten, dass sie wüssten, was Gott will, sind für mich Blasphemiker. Mich selber bezeichne ich als Agnostiker. Ziehen Sie Vergleiche zwischen den Religionen und wie fallen die allenfalls aus? Man muss unterscheiden. Es gibt die äussere Form, die verschiedenen Rituale. Wichtig ist etwas anderes: Religionen, die Menschen glücklich machen, sind gute Religionen. Eine Religion, die anderen aufgezwungen wird, ist keine Religion. Ich bin jetzt bald siebzig Jahre alt. Da sollte man schon mal über dieses Thema nachgedacht haben. Sehen Sie eine Möglichkeit zum Frieden zwischen Israel und Palästina?
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KALEIDOSKOP Ich bin pessimistisch. Im Konflikt können beide Seiten sagen, dass sie Recht hätten. In solchen Momenten schlägt die Stunde der Fanatiker. Einmal signierten Sie für mich ein Buch mit den Worten «ein ökumenisches Autogramm». Was wollten Sie damit zum Ausdruck bringen? Wenn ein jüdischer Autor einem Benediktiner ein Buch signiert, ist das gelebte Ökumene. Religiöse Gruppierungen standen seit je in Gefahr, schlimme Taten entweder nicht zu verhindern oder gar selber zu verüben. Sollte man eine Art «Spirituelle UNO» gründen, um dem entgegenzuwirken? Es würde nichts bringen. Personen, die ihre Religion benützen, um Gräueltaten zu verüben, wären als Mitglieder völlig ungeeignet – und die andern haben es nicht nötig. Sie äussern sich immer wieder dezidiert zu Themen der Schweizer Politik. Stimmt für Ihre Person, was die «Weltwoche» in Nr. 6 aus dem Jahr 2015 schrieb: «Thomas Hürlimann und Charles Lewinsky ragen schon länger dadurch heraus, dass ihnen eigenständiges Denken wichtiger ist als die Akzeptanz innerhalb der Autorengilde.» Wer eine Meinung nur wegen anderen Personen hat, hat keine Meinung. Der hat bloss eine gute Nase. Ein englischer Autor formulierte diesen schönen Satz: «Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag einen eigenen Gedanken zu haben.» Das ist eine gute Zielsetzung für das Leben. Im Buch «Schweizen – 24 Zukünfte» zeichnen Sie mit grandiosem Humor eine mögliche zukünftige Schweiz und eröffnen einen Bundesbrief aus dem Jahre 2072 mit der Formel: «In Gottes Namen.» Werden Gott und die Schweiz überleben? Bis jetzt hat Gott die Ankündigung «Gott ist tot» gut überlebt. Aber da ich nicht weiss, ob es ihn wirklich gibt, kann ich die Frage
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nicht beantworten. Auch betreffs der Schweiz kann ich keine Antwort geben. Man kann mit Sicherheit sagen, dass in tausend Jahren alles anders sein wird. Aber für einen Zeitraum von fünf Jahren halte ich mich von einer Prophezeiung fern. Dass sich Sachen verändern, ist normal. 1984 erschien Ihr erstes Buch «Hitler auf dem Rütli», das den fiktiven Anschluss der Schweiz ans Dritte Reich schildert. Einmal sagten Sie: «Ich habe mich ein Leben lang dagegen gewehrt, in eine Schublade gepackt zu werden. Ich mag keine Schubladen. Der einzige Platz für einen Schriftsteller ist zwischen den Stühlen.» Ist er nicht eher auf den Buchseiten? «Hitler auf dem Rütli» entstand, weil ich mich über die historische Selbstgerechtigkeit der Schweiz ärgerte. Wir seien im Zweiten Weltkrieg wegen unserer Alpenfestung nicht angegriffen worden, reden wir uns ein. Aber wie hätten wir uns verhalten, wenn die Deutschen tatsächlich gekommen wären? Ich beschrieb also einen fiktiven Einmarsch der Deutschen, die erst ein paar Jahre später von den Amerikanern wieder vertrieben wurden. Ich schrieb das Buch zusammen mit Doris Morf. Wir führten fiktive Interviews mit Anpassern und Widerständlern. Da Buch kam gerade neu heraus und ist immer noch aktuell. Bücher sind das Produkt der Schriftsteller, und die wiederum neigen dazu, Aussenseiter zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass man am Rand des Spielfeldes genauer sieht, wie das Spiel läuft, als wenn man mitspielt. Ich halte mich an den Satz von Flaubert: «Ein Schriftsteller soll sich bemühen, ein ruhiges Leben zu führen, damit er alle Abenteuer in seinen Büchern erleben kann.» Als Autor der erfolgreichen Sitcoms «Fascht e Familie» und «Fertig Lustig» waren Sie so etwas wie der grosse unbekannte Bekannte der helvetischen TV-Maschinerie. Die Kasse mochte bei Ihnen stimmen, aber einen Bekanntheitsgrad wie Emil erreichten Sie nicht. Bedienen Sie bewusst auch jene Textberei-
KALEIDOSKOP Arbeit. Fernsehserien schreibt man nicht, um berühmt zu werden. Im Gegenteil. Es ist sogar besser, wenn niemand sagen kann, wer das geschrieben hat. Wenn Sie durch einen Park spazieren, geniessen Sie die Büsche und Bäume und wollen nicht wissen, wie der Gärtner heisst, der sie gepflegt hat. Auch Schlager wie «Losed die Frau Künzi» oder «Das chunt eus Spanisch vor» stammen aus Ihrer Feder. Schreibt man Schlager gleich wie man Literatur verfasst? Nein, sie sind leichte Übungen. Der Schwierigkeitsgrad dieser Texte lässt sich mit einem Alpinisten vergleichen, der in voller Ausrüstung einen Maulwurfshügel ersteigen soll. Liedtexte müssen funktionieren und sonst nichts.
«Melnitz» ist mit weit über einer halben Million verkaufter Exemplare der grosse internationale Erfolg für Charles Lewinsky.
che, über die Ihre Schriftstellerkolleginnen und Kollegen womöglich die Nase rümpfen? Nein. Es ist ganz anders. Ich ernährte meine Familie durch die Ausführung dieser bestellten Arbeiten. Ich führte diese Arbeiten wie ein Schreiner aus, der eine Tür herstellt, die nicht umfällt. Oder wie ein Maurer, der eine stabile Mauer errichtet. Bei diesen Auftragsarbeiten gab es Vorgaben vom Schweizer Fernsehen: es darf nicht mehr kosten als eine bestimmte Summe, die Sendung sollte am Freitagabend laufen und Kinder und Jugendliche ansprechen, etc., etc. Jede Menge Vorgaben, an die ich mich zu halten hatte. Bei einem Buch hingegen bin ich mein eigener Auftraggeber; ich schreibe es, weil ich es schreiben will. Das ist eine völlig andere
«Schon viele Jahre waren die Anhänger des Ottynier Rebben hierher gepilgert, um sich bei ihrem geistlichen Oberhaupt Rat und Segen zu holen. Sie beteten und sangen mit ihm, und wenn sie von den Schirajim, den Überresten von des Rebben Tisch, ihren Bissen bekamen, dann schmeckte der ihnen so köstlich wie den Gerechten im Paradies der Leviathan.» Dieses Zitat aus ihrem erfolgreichen Roman «Melnitz» belegt, dass Wallfahren auch im Judentum grosse Tradition hat. Haben Sie an Wallfahrten teilgenommen? Im Alten Testament sind drei Wallfahrten pro Jahr nach Jerusalem vorgesehen. Die oben angeführte Pilgerfahrt ist keine Wallfahrt im üblichen Sinn. Der Rebbe ist das geistige Oberhaupt einer bestimmten jüdischen Gruppe. Dieses Amt wird oft vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Leute suchen dieses geistige Vorbild auf. Ab und zu werden einem Rebben wundertätige Kräfte zugeschrieben. Wenn die Tibeter eine Audienz beim Dalai Lama haben, ist das auch keine Wallfahrt. Eigentliche Wallfahrten gibt es seit der Zerstörung des zweiten Tempels im Judentum nicht mehr. Ich war des öfteren in Jerusalem. Das war für mich aber nie eine Wallfahrt.
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KALEIDOSKOP In «Melnitz» erzählen Sie über mehrere Generationen eine jüdisch-schweizerische Saga, die im Judendorf Endingen Ihren Anfang nimmt. Ist das Buch angelehnt an die Geschichte Ihrer Vorfahren? Es ist eine Geschichte der Juden in der Schweiz. Ich beschäftigte mich bei den Recherchen nicht bloss mit meiner eigenen Familie, sondern ganz generell mit der Vergangenheit der jüdischen Familien der Schweiz. In der Schweiz kam die Emanzipation der Juden spät, und die Volksinitiative zum Schächtverbot machte vieles wieder zunichte. Die Initiative entstand aus Abneigung gegenüber anderen Religionen, wie es auch beim Minarettverbot zu sehen war. «Kastelau» ist ein weiteres erfolgreiches Buch von Ihnen. Sie beschreiben darin die abenteuerliche Geschichte eins Nazi-Filmteams, das sich gegen Ende des Krieges in die bayerischen Alpen zurückzieht und dort, um zu überleben, den letzten Film des Regimes mit rudimentären Mitteln dreht. Wie sind Sie auf diese Geschichte gekommen? Wieviel Denkarbeit hat Ihnen die bewundernswert stimmig konstruierte Erzählung über Zeiten und Menschenkonstellationen abgefordert? Ich muss einen Kollegen zitieren, der sagte, dass Schreiben ganz einfach sei. Man müsse nur nachdenken, bis der erste Blutstropfen aus der Stirne trete. Die eigentliche Arbeit besteht nicht darin, sich eine Geschichte auszudenken, sondern sie sich so präzise vorzustellen, dass man sie beschreiben kann. Das ist echte Knochenarbeit. Man kommt da an Grenzen. Unangenehme Sachen zu beschreiben, macht keine Freude. Aber es gehört dazu. In «Gerron» musste ich Szenen beschreiben, die ich fast nicht aushielt. Aber sie gehörten nun mal zur Geschichte. Der Held des Buches bekommt in Theresienstadt für seine Arbeit als Theatermann einen Estrich zugewiesen. Der Estrich ist voller Leichen! Gerron muss eine Lösung finden, um am Abend den Raum für eine Theaterauf-
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Charles Levinskys neuestes Buch.
führung zur Verfügung zu haben. So etwas stellt man sich nicht gern im Detail vor. Was bedeutet für Sie Kreativität? Das ist der geheimnisvolle Teil meines Gewerbes. Die Frage, woher die Ideen kommen, ist nicht beantwortbar. Ich weiss es schlicht nicht. Ich möchte es auch gar nicht so genau wissen, habe sogar Angst, zu sehr darüber nachzudenken. Es könnte ja sein, dass es dann nicht mehr funktioniert. Wie bei einem Tausendfüssler, den man fragt, in welcher Reihenfolge er die Füsse auf den Boden setze. Sobald er das zu überlegen anfängt, fällt er auf den Sack. Die englische Autorin Hilary Mantel bezeichneten Sie in einer Kolumne als eine Art Vorbild. Was kann sie besser als Sie? Sie schreibt die besten Beschreibungen seit
KALEIDOSKOP Flaubert. Wenn diese Frau nicht demnächst den Literaturnobelpreis erhält, stimmt in Stockholm (die Jury für die Verleihung des Literaturnobelpreises sitzt in Stockholm – A.d.V.) etwas nicht. Aussergewöhnlich war auch die zweimalige Verleihung des renommiertesten englischen Literaturpreises, des Booker-Preises, an Hilary Mantel.
Das ist eine unlogische Frage. Ich finde es schön, dass ich mir heute gewissermassen die Hinterseite des Klosters ansehen kann. Das erweitert meinen Horizont. Meine Definition von Alt und Jung lautet: wer gierig auf Neues ist, darf sich jung nennen. Mit der Jahreszahl hat das gar nichts zu tun. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Ist es nicht frustrierend, wenn man einem solchen Vorbild gewissermassen immer hinterherschreibt? Wir stehen ja nicht in einem Dauerwettbewerb. Ich kann ein Buch von ihr lesen und mir sagen: toll. Friedrich Dürrenmatt schrieb bessere Theaterstücke als ich, und Thomas Mann verfasste bessere Romane als ich. Es wäre eine falsche Einstellung, deswegen mit dem Schreiben aufzuhören. Es hört ja auch niemand auf, Spiegeleier zu braten, weil diese nicht im «Guide Michelin» stehen. Sie leben teilweise in Frankreich. Was empfinden Sie dort als grössten Unterschied zum Leben in der Schweiz? In Frankreich bin ich ungestört. Ansonsten mache ich Unterschiede im Detail aus. In der Schweiz gibt man das meiste Geld aus, um schön zu wohnen und um damit zu renommieren. In Frankreich gibt man am meisten Geld für gutes Essen aus, weil man das geniessen kann. Mir ist es nicht wichtig, Designermöbel zu haben. Es gibt das Sprichwort: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Das Cover Ihres neuen Romans ist im Internet schon einsehbar. Was ist der Inhalt Ihres neuen Buches? Darüber sage ich nichts. Nur so viel: man kann es am besten geniessen, wenn man im Voraus nichts darüber weiss. «Ich bin nur neugierig.» Dieser Satz steht am Schluss einer kurzen Autobiographie, die Sie für Ihren Verleger verfassten. Auf was sind Sie demnächst neugierig?
Bruder Gerold Zenoni
Lieferbare Bücher von Charles Lewinsky (Auswahl): 24 Zukünfte. Nagel & Kimche, Zürich, 2013, 176 S., CHF 25.-, ISBN 978-3-31200564-2 Doppelpass – Ein Fortsetzungsroman. Nagel & Kimche, Zürich, 2009, 320 S., CHF 34.90, ISBN 978-3-312-00444-7 Johannistag, Roman. Nagel & Kimche, Zürich, 2007, 320 S., CHF 39.90, ISBN 9783-312-00388-4 Kastelau, Roman. Nagle & Kimche, Zürich, 2014, CHF 35.90, ISBN 978-3-31200640-3 Zehnundeine Nacht. Nagel & Kimche, Zürich, 2008, 190, CHF 26.90, ISBN 978-3312-00434-8 Der Teufel in der Weihnachtsnacht – Der Papst auf teuflischer Weiterbildung. dtv, München, 2013, 64 S., CHF 15.90, ISBN 978-3-423-13592-4 Melnitz, Roman. dtv., München, 2007, 784 S., CHF 16.90, ISBN 978-3-423-13592-4 Gerron, Roman. dtv., München, 2013, 544 S., CHF 17.90, ISBN 978-3-423-14250-2
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SPIRITUALITÄT Klaus Hemmerle, Leben aus der Eucharistie. Neue Stadt, München, 2015, 128 S., CHF 12.95, ISBN 978-3-7346-1043-1. Klaus Hemmerle (1929–1994), Religionsphilosoph und langjähriger Aachener Bischof, erweist sich heute mehr denn je als spirituelltheologischer Impulsgeber. Sein Biograf, Freund und Weggefährte Wilfried Hagemann hat aus Hemmerles schriftlicher Hinterlassenschaft Texte zusammengestellt, die in unserer von mancher «eucharistischen Not» (Klaus Hemmerle) geprägten Zeit Orientierung geben können. Die Publikation richtet sich an alle – ob Hauptamtliche oder Laien –, denen eine Kirche auf den Spuren Jesu Christi am Herzen liegt: Leben aus der Verbundenheit mit dem «Weinstock», für die Welt.
Vincenzo Paglia, Das Wort Gottes jeden Tag. Echter, Würzburg, 2015, 695 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-429-03884-7. Dieses Buch reiht sich in Demut und Einfachheit in dieses ausserordentliche Jahr der Barmherzigkeit ein und möchte eine Hilfe sein, sie im Hören auf das Wort Gottes zu leben. Durch regelmässiges Zuhören können wir das Geheimnis der Liebe Gottes verstehen, die die Herzen und die Geschichte erneuert. Sie lässt uns an einem grossen Volk von Gläubigen teilhaben, das gleichsam als spirituelles und grenzenloses Heiligtum sein Gebet für unser Heil und für den Frieden unter den Völkern zu Gott aufsteigen lässt.
NEUE BÜCHER
C. S. Lewis, Dienstanweisung für einen Unterteufel. Herder, Freiburg i.Br., 2015, 240 S., CHF 13.50, ISBN 978-3-451-06815-7. Was der höllische Unterstaatssekretär Screwtape an seinen unerfahrenen Neffen schreibt, ist ein regelrechter Fernkurs in der Kunst der Menschenführung. Unterteufel Wormwood soll Mr. Spike, einen jungen englischen Gentleman, auf die schiefe Bahn bringen. Screwtape nimmt dies zum Anlass, seinem Neffen auf listig raffinierte Weise verblüffende Einblicke in die menschliche Seele zu geben. Bereits Hunderttausende von Lesern haben an diesem Erfahrungsaustausch mit Gewinn teilgenommen.
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Vitus Seibel (Hg.), Was bedeutet Dir Jesus Christus? 85 Jesuiten geben eine persönliche Antwort. Echter, Würzburg, 2014, 3. Auflage, 96 S., CHF 12.90, ISBN 978-3-429-03074-2. Jesuiten gelten gemeinhin als kühl und sachlich, distanziert und intellektuell. Die Glaubenszeugnisse in diesem Band zeigen eine andere Seite auf. Jesuiten lassen ihr Herz sprechen! Es sind kleine Liebesgeschichten, die von Wegen und Umwegen, von Zweifel und Wankelmut, von Versagen und Neubeginn, von Ergriffensein und Freude erzählen. Oft spielen biblische Bilder eine Rolle – die Prägung durch die Exerzitien scheint durch. Das Leben mit Jesus hat Konsequenzen: Es fordert ein, und es formt den jungen Mann zu einem «Menschen für andere».
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LEBENSHILFE
BELLETRISTIK
Viktor E. Frankl, Psychotherapie für den Alltag. Kreuz, Freiburg i.Br., 2015, 192 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-451-61373-9. Wer sich öffnet für den Sinn seiner Lebenssituation, mit ihren kleinen und grossen Herausforderungen und Problemen, wird gesund und frei. Diese elementare Erkenntnis hat Viktor E. Frankl, ein Überlebender von Auschwitz, zur Grundlage eines neuen therapeutischen Prinzips gemacht: Heilung durch Sinnfindung. Nicht der Blick in die vielleicht schlimme, gar traumatisierende Vergangenheit macht gesund; es ist die Frage nach dem Wozu, die weiterhilft und heilt.
Andrea De Carlo, Villa Metaphora, Roman. Diogenes, Zürich, 2015, 1088 S., CHF 35.-, ISBN 978-3-257-06938-9. bgz. Auf einer entlegenen italienischen Insel im Mittelmeer liegt das Luxusresort Villa Metaphora. Gutbetuchte Gäste aus aller Welt treffen in der wilden Natur auf raffinierte Zivilisation und lokales Personal. Die vermeintliche Idylle wandelt sich zum Albtraum für die inzwischen vom Festland abgeschnittenen Menschen. Andrea de Carlo zaubert ein absurdes Welttheater auf die Buchseiten.
FOTO René Burri, Mouvement. Diogenes/Steidl, Zürich, 2015, 176 u. 132 S., CHF 98.-, ISBN 978-3-257-02129-5. bgz. «René Burri war einer der erfolgreichsten und bekanntesten Fotografen der Welt.» So schreibt Verleger Philipp Keel in seinem Vorwort. Die künstlerische Messlatte ist somit hoch angesetzt. Doch der Betrachter der Bilder wird nicht enttäuscht. Es gibt viel zu entdecken auf unserer Welt. Burri wusste das wie kaum ein anderer. Ob Krieg oder Frieden, er hat seine Kamera in den Dienst dieses Entdeckens gestellt. Wir können nun beim Betrachten dieser Fotos unseren eigenen Horizont bequem vom Sessel aus erweitern.
Hilary Mantel, Von Geist und Geistern. DUMONT, Köln, 2015, 239 S., CHF 28.50, ISBN 978-3-8321-9769-8. bgz. Auffallend häufig haben in letzter Zeit Interviewte in der Zeitschrift «Salve» die englische Schriftstellerin Hilary Mantel als herausragende Autorin unserer Zeit genannt. Hilary Mantel wurde 1952 geboren und entstammt einer irisch-katholischen Familie. Schlaglichtartig macht sie sich in diesem bisweilen bizarren Buch auf die Suche nach ihrer Identität, die ihr immer wieder streitig gemacht wurde und die erst im Schreiben adäquaten Ausdruck fand. Alaa Al-Aswani, Der Automobilclub von Kairo, Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2015, 656 S., CHF 35.90, ISBN 978-3-10000555-7. bgz. Der Roman des bedeutenden ägyptischen Autors setzt zwar in Kairo ein, beginnt
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KALEIDOSKOP aber eigentlich mit der Erfindung des Autos in Deutschland durch den Tüftler Carl Benz. Hauptschauplatz ist dann der Automobilclub von Kairo. Frequentiert von der Hautevollee fokussiert hier der Autor die jüngere Geschichte Ägyptens mit König Farouk, den Engländern, aber auch den gebeutelten Angestellten, die sich endlich zu einem Aufstand aufraffen… Parallelen zu den aktuellen Ereignissen in Ägypten dürften nicht zufällig sein! Mark Billingham, Die Scherben der Wahrheit, Roman. Atrium, Zürich, 2015, 416 S., CHF 27.90, ISBN 978-3-85535-057-5. London: in einer regnerischen Nacht rast ein Auto in eine Bushaltestelle. Für Paul Hopwood kommt jede Hilfe zu spät. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus. Doch Pauls hochschwangere Frau beschleichen Zweifel. Sie begibt sich auf eine Reise durch die Nacht, getrieben von einer schrecklichen Frage: Wer war der Mann wirklich, dessen Kind sie unter dem Herzen trägt? Edith Wharton, Zeit der Unschuld, Roman, Manesse, Zürich, 2015, 394 S., CHF 35.90, ISBN 978-3-7175-2350-5. Die amerikanische Autorin Edith Wharton (1862-1937) wurde 1921 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. In diesem Roman aus der New Yorker Upper Class muss sich der Anwalt Newland Archer zwischen May Welland, einer jungen Frau aus gutem
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Haus, und deren unkonventionellen Cousine Ellen Olenska entscheiden. Mit allem kann sich das Establishment arrangieren, nur nicht mit einem offenen Bruch der Konventionen… Steve Sem-Sandberg, Die Erwählten, Roman. Klett-Cotta, Stuttgart, 2015, 525 S., CHF 32.90, ISBN 978-3-608-93987-3. bgz. Der Roman ist erschütternd aber eminent wichtig: der Autor schildert angelehnt an wirklichen Schicksalen fiktionalisiert die Geschehnisse in der städtischen Klinik «Am Spiegelgrund» in Wien, wo zwischen 1940 und 1945 systematische Kindereuthanasie betrieben wurde. Steve Sem-Sandberg hat sich nach seinem Bestseller «Die Elenden von Łód´z» mit diesem Buch definitiv als eine der wichtigsten Stimmen der europäischen Literatur etabliert. Wilson Collison. Das Haus am Kongo, Roman, Louisoder Verlagsgesellschaft, München, 2015, 258 S., CHF 25.90, ISBN 978-3944153-11-7. bgz. Wilson Collison schrieb Broadway-Hits, lieferte die Vorlage für den ersten abend-füllenden Film mit Shirley Temple und verfasste mehrere Romane. Dieses Buch spielt im Afrika der 30-erJahre. Dort strandet die blonde Dolly nach einem Schiffbruch auf dem Kongo-Fluss zusammen mit ihrem Geschäftspartner mitten im Dschungel im Haus des Doktors Warwick und dessen Gattin. Bald ist nichts mehr wie es war… Colli-son zaubert kinotaugliche Afrikabilder vor das geistige Auge des Lesers. Ein hübscher kleiner Schmöker, der nicht unter Niveau unterhält.
Jaroslav Hašek, Die Ausrottung der Praktikanten der Speditionsfirma Kobkán – Absurde Geschichten. Reclam, Stuttgart, 2015, 424 S., CHF 28.50, ISBN 978-3-15-011045-4. Jaroslav Hašek, der mit seinem Roman «Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk» (eine Neuübersetzung erschien ebenfalls bei Reclam) Weltruhm erlangte, zeigt sich auch in seinen kürzeren Geschichten in seinem Element: Immer wieder schafft er es, aus alltäglichen Situationen ein Feuerwerk skurriler Einfälle zu zaubern. Diese Sammlung ist ein neu zu hebender Schatz und eine wahre Fundgrube!
BIOGRAPHIE
Shusaku ˉ Endo, ˉ Schweigen, Roman. Septime, Wien, 2015, 310 S., CHF 29.50, ISBN 978-3902711-40-3. Nach ihrer Ankunft im Jahre 1638 in Japan versuchen Pater Sebastião und Pater Francisco die dortige unterdrückte römisch-katholische Bewegung zu unterstützen. Sie erleben die brutale Verfolgung der Christen und Pater Sebastião stellt sich angesichts der Grausamkeiten die Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen? Der 1996 verstorbene End oˉ war selber Katholik und schuf mit diesem von Martin Scorsese verfilmten Roman einen bedeutenden Beitrag Japans zur Weltliteratur.
Heinrich Wolfgang Seidel, Drei Stunden hinter Berlin – Briefe aus dem Vikariat. Husum, Husum, 2015, 495 S., CHF 25.90, ISBN 978-389876-770-5. bgz. 1902: Ein ganzes Jahr lang erlebt der junge Vikar Heinrich Wolfgang Seidel im uckermärkischen Flecken Boitzenburg «tausend traurige und lustige Geschichten» und teilt seine Erlebnisse den Eltern in Berlin in Briefen mit. Da gibt es den Missions-Nähverein und bei einer Lichtbildvorführung über das Leben Jesu gerät ein Insekt auf die Bildplatte und kriecht aufs scheusslichste vergrössert über die Leinwand. Ein Bericht aus einer versunkenen Zeit mit anheimelnder Faszination.
Laura Starink, Meine Mutter aus Mikultschütz – Eine deutsche Familiengeschichte. weissbooks.w, Frankfurt a. M., 2015, 346 S., CHF 33.50, ISBN 978-3-940888-17-4. bgz. Geschichtsbücher sind wichtig, aber aufschlussreicher sind in vielen Fällen biographische Aufzeichnungen wie sie in diesem Buch vorliegen. Die niederländische Autorin Laura Starink zeichnet die Lebensläufe – vorab die ihrer Mutter – der aus Schlesien stammenden Verwandten nach in Zeiten des Krieges und des Aufruhrs. Mehrmals berühren die Geschichten mit Davos, Fribourg und Morschach Schweizer Territorium.
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Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln, Kloster Fahr, 8109 Kloster Fahr Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB
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