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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

9. Jahrgang · Ausgabe 1, Februar/März 2017 Erscheint 6-mal jährlich

Jahresthema Jubiläum in Einsiedeln und Flüeli/Ranft – Die Gnadenkapelle

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Wallfahrt Liturgisches Grundwissen: «Halleluja» Der Wallfahrtspater lädt ein Liturgischer Kalender Wallfahrtsinformationen Haben Sie gewusst…

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Kloster Einsiedeln

Frontseite: Die Gnadenkapelle, Keimzelle des Klosters Einsiedeln, feiert ein Jubiläum (Foto: KAE, F4.0/148.5).

In Memoriam Bruder Alfons Akermann 16 Gebetsanliegen 20 Oblatentagung: Das Wort ist Fleisch geworden – durch eine Frau 22 Konventglöckli 24

Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Namwala: Mut für neue Projekte Alumni – Anatole Taubman: «Ich kam ins Paradies» Klassentage 2017 Corvina – Würzige zweite Semesterhälfte Personalnachrichten Internat: «Wie schnell die Zeit vergeht…»

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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm

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Kloster Fahr Grusswort 44 Nach den Zügeltagen im Oktober: Wieder daheim 46 Klosterarchitektur – Gott in allen Dingen suchen 50 Nachrichten der Ehemaligen 53 Meditation und Bild 54 www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender 56 Einsiedler Missionsflugzeuge – Ein Flieger im Studentenhof 58 Neue Bücher 64 Impressum 70


LEITGEDANKE

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iebe Leserin, lieber Leser Gleich zwei Jubiläen bringt uns das Jahr 2017, die für unsere Klöster von Bedeutung sind, denen wir uns darum auch in unserer Zeitschrift widmen möchten. Einmal sind es zweihundert Jahre her, dass die Gnadenkapelle wieder errichtet wurde. Sie ist die Urzelle unseres Klosters und durch die Engelweihlegende auch Anlass zur Wallfahrt nach Einsiedeln geworden. Sie hob sich baulich immer ein wenig von der Klosterkirche ab, in die sie fast von Anfang an integriert war. Die Franzosen zerstörten sie 1798, so dass nach der Rückkehr der Mönche ein Neuaufbau nötig wurde. 1817 erhielt sie die Gestalt, die wir heute kennen. Sodann begehen wir den 600. Geburtstag von Bruder Klaus. Mit Einsiedeln war er stark verbunden gewesen. Seine Verehrung war während des zweiten Weltkriegs für die Katholiken der Schweiz eine wichtige Stütze geworden und hatte bei seiner Heiligsprechung einen Höhepunkt erreicht. Nachher war die Auseinandersetzung mit ihm kritischer geworden. Heute stellt seine Persönlichkeit eine Herausforderung für uns dar. Seine radikale Ausrichtung auf Gott stellt unsere säkularistische Gesellschaft in Frage. Seine radikale Askese steht in krassem Widerspruch zum heutigen Konsumdenken. Er war ein Mann des Ausgleichs, während heute wieder die Konfrontation gesucht wird. Nicht zuletzt brauchen wir auch einen Fürbitter, der angesichts der weltweiten Bedrohungen die Kräfte des Friedens stärkt. Wir werden den Spuren nachgehen, die er in unseren Klöstern hinterlassen hat, und versuchen, Sie, liebe Leserin. lieber Leser, zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit ihm zu ermutigen. Ihr

Pater Markus Steiner

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JAHRESTHEMA

Jubiläen in Einsiedeln und in Flüeli Ranft

Die Einsiedler Gnadenkapelle feiert Geburtstag In diesem Jahr «begegnen» sich zwei Jubiläen – «200 Jahre Gnadenkapelle» und «600 Jahre Bruder Klaus». Zwischen Einsiedeln und Flüeli-Ranft, zwei bedeutende spirituelle Zentren der Schweiz, gab und gibt es viele interessante, mehr oder weniger bekannte Berührungspunkte. Wir wollen Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, daran teilhaben lassen, weshalb wir die beiden Jubiläen zum Jahresthema 2017 ­gemacht haben. Der Einsiedler Wallfahrtspater Philipp Steiner macht den Anfang mit seinem Beitrag zum Jubiläumsjahr «200 Jahre Gnadenkapelle». 2017 gedenken wir in Einsiedeln des Wieder­ aufbaus der Gnadenkapelle vor 200 Jahren. 1817 wurde der Neubau der 1798 von franzö­ sischen Soldaten zerstörten Hei­ligen Kapelle vollendet. Seither bildet die Gnadenkapelle wieder das spirituelle Herz Einsiedelns und ist ein Ort der Hoffnung und des Trostes für un­ zählige Menschen geworden. Der Gnadenka­ pelle wird darum in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das Jubiläum wurde am 21. Januar, dem Hochfest des hl. Meinrad, mit einem festlichen Pontifikalamt eröffnet und dauert bis zum 8. Oktober. Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, die berühmte «Schwarze Madonna», macht Einsiedeln weit über die ­Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihr schwar­ zes Antlitz verbindet sie mit den Gnaden­ bildern anderer berühmter Wallfahrtsorte. Doch die Gnadenkapelle spannt auch ­einen Bogen zu anderen Marienheiligtü­ mern: Altötting in Bayern, Kevelaer in Nord­ rhein-Westfalen, Mariazell in Österreich und andere bedeutende Marienwallfahrtsorte besitzen alle ebenfalls eine Gnadenkapelle. Maria mag‘s einfach Neben den traditionsreichen und oft jahr­ hundertealten Marienwallfahrtsorten mit

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einer Schwarzen Madonna und/oder einer Gnadenkapelle gibt es zahlreiche jüngere Wallfahrtsorte, die auf eine Erscheinung der Jungfrau Maria zurückgehen. So nah an die Schwarze Madonna von Einsiedeln und ihrem Kind kommt man nur mit dem Kameraobjektiv oder mit den Herzens­ augen.


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Die Jungfrau Maria hat bei diesen Er­ scheinungen nicht nur eine bestimmte Bot­ schaft gebracht, sondern sie bat meist auch um den Bau einer Kapelle, so in La Salette 1846, Lourdes 1848 und Fatima 1917. Bei diesen von der Katholischen Kirche als ­ ­authentisch anerkannten Marienerscheinun­ gen wünschte die Gottesmutter keine grosse Kirche oder gar eine Kathedrale, ­sondern eine schlichte Kapelle! Man kann d ­ iesen Sachverhalt vielleicht so deuten: Die Jung­ frau Maria scheint eine Vorliebe für das Ein­ fache, Schlichte und Persönliche zu haben. Der Muttergottes nahe sein Einfachheit und Schlichtheit lassen sich an der Einsiedler Gnadenkapelle nicht mehr so leicht entdecken, denn die Liebe und Ver­ ehrung für die Muttergottes durch die Mön­ che und zahllosen Pilgerinnen und Pilger haben im Laufe der Zeit aus einer einfachen Kapelle ein wahres Schmuckstück gemacht. Bei allem äusseren Schmuck und der baro­ cken Inszenierung des Gnadenbildes: Wenn man das Antlitz der Muttergottes aus der Nähe betrachtet, erahnt man immer noch etwas von der einfachen jungen Frau aus ­Nazareth, die Gott erwählt hat, Mutter sei­ nes Sohnes zu werden. Mehrmals am Tag besteht die Möglich­ keit, in der Gnadenkapelle dem Gnadenbild nahe zu sein und den mütterlichen Blick­ Mariens auf sich ruhen zu lassen. In der Gna­ denkapelle kann man neue Kraft schöpfen und eine Geborgenheit erfahren, die nur eine gute Mutter schenken kann. Besonders eignen sich dafür eine der täglichen Eucha­ ristiefeiern in der Gnadenkapelle (die sog. Kapellmessen), wenn die Kapelle für Mit­ feiernde offen ist. Am Nachmittag ist die Gnadenkapelle in der Regel täglich (ausser am Freitag) zwischen 13.30 und 16.00 Uhr für das stille Gebet geöffnet. Es begann mit dem hl. Meinrad Die Bezeichnung «200 Jahre Gnadenkapel­ le» kann missverständlich sein. Denn die ­Einsiedler Gnadenkapelle besteht zwar in

200 Jahre Gnadenkapelle

1817 – 2017 ihrer heutigen Form erst seit 200 Jahren, doch ihre Geschichte reicht sehr viel weiter zurück, nämlich bis zum Ursprung Einsie­ delns vor bald 1200 Jahren. Um das Jahr 835 errichtet der hl. Mein­ rad, Mönch des Inselklosters Reichenau im Bodensee, an der Stelle der heutigen Gna­ denkapelle seine Einsiedelei. Hier verbringt er 26 Jahre in Gebet und Fasten, ist aber auch bekannt für seine Gastfreundschaft und wird zum begehrten Ratgeber. Nach ­seinem gewaltsamen Tod durch die Hand zweier Räuber am 21. Januar 861 lassen sich andere Einsiedler am Ort seines Martyriums nieder. Der Ort seiner Klause mit der kleinen

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JAHRESTHEMA

Darstellung der Gnadenkapelle im sogenannten «Guttäterbuch» aus dem 16. Jahrhundert (Foto: Klosterarchiv, KAE, F4.0/148.5). Kapelle wird ihnen noch bekannt gewesen sein. An dieser Stelle errichten sie ihr ei­­ge­nes kleines Gotteshaus: die «Kapelle der ­Ein­siedler». Die «Kapelle der Einsiedler» Im Jahr 934 wird aus der Einsiedlerkolonie im «Finstern Wald» ein Benediktinerkloster.

Östlich der Kapelle wird darum schon bald mit dem Bau einer Klosterkirche begonnen, welche 948 geweiht wird. Die «Kapelle der Einsiedler», die dem ­Erlöser geweiht ist, bleibt an ihrem Ort ste­ hen und wird in Ehren gehalten: Sie ist Ort des Ursprungs und der Erinnerung. Vermut­ lich wird in ihr auch eine wertvolle Reliquie des heiligen Kreuzes aufbewahrt. Nachdem die Klosterkirche 1029 niedergebrannt ist, errichtet Abt Embrich eine neue, romanische Kirche (Weihe am 13. Oktober 1039). Die «Kapelle der Einsiedler» steht nun im um­ mauerten Vorhof der neuen Klosterkirche. Pilgerziel Um die Mitte des 12. Jahrhunderts finden sich erstmals Hinweise auf eine wundersame Weihe der Kapelle, woraus sich die Legende der «Engelweihe» entwickelt. So wurde die «Heilige Kapelle» schon bald von Pilgern aufgesucht. Wahrscheinlich befindet sich in

Die heutige Gnadenkapelle im Lichterglanz der Engelweihe (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

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JAHRESTHEMA

der Kapelle neben der Kreuzreliquie auch eine Statue der Gottesmutter Maria, die mit der Zeit ebenfalls Ziel der Wallfahrer wird. Schliesslich stellt die Marienstatue das hei­ lige Kreuz und die von Christus geweihte Kapelle ganz in den Schatten. «Kirchlein in der Kirche» Nach einem erneuten Brand 1226 wird die Klosterkirche durch das «Untere Münster» ergänzt, dessen Gewölbe sich über die Ka­ pelle spannt. Im 13. Jahrhundert ist in den schriftlichen Quellen erstmals von einer «Marienkapelle» die Rede. Seit dem frühen 14. Jahrhundert sind Wallfahrten grösserer Gruppen nach Einsiedeln bezeugt. Nachdem die Kapelle und die Klosterkirche 1465 wiederum Opfer eines Brandes wurden, ­ wird die Kapelle 1466 eingewölbt und mit Strebepfeilern versehen. Vermutlich kommt im selben Jahr das bis heute verehrte Gna­ denbild Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Die Schlichte (oben, ohne Ornat) und die die berühmte «Schwarze Madonna», in die Prunkvolle – die beiden Gestalten der Einsied- Kapelle. ler Madonna drücken auch die Spannweite aus zwischen Maria als Mensch und Maria als Aufwändige Verschönerung Nachdem sich das Kloster vom geistlichen Himmelskönigin (Fotos: zvg). und personellen Tiefstand im 15. und 16. Jahrhundert wieder erholt hat, wird auch das Innere und Äussere der Gnadenkapelle einer Erneuerung unterzogen. 1615 bis 1617 wird die Westfassade der Kapelle mit Mar­ mor ausgeschmückt, 1632 bis 1634 folgen die restlichen drei Seiten. Besonders wert­ voll sind die drei Reliefs mit der Geburt ­Mariens, der Verkündigung durch den Engel und dem Entschlafen der Gottesmutter. ­Donatoren dieser kostspieligen Verschöne­ rung sind der Salzburger Fürsterzbischof Markus Sittikus und sein Bruder, Graf Caspar von H ­ ohenems. In dieser Form bleibt die Gnadenkapelle bis 1798 bestehen. Einsiedeln verliert sein Herz Am 3. Mai 1798 marschieren französische Truppen in Einsiedeln ein. Die Mönche ha­ ben das Kloster erst kurz zuvor fluchtartig verlassen. Für das Gnadenbild beginnt eine

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JAHRESTHEMA abenteuerliche Reise durch Österreich und Italien, die erst am 29. September 1803 mit seiner Rückkehr nach Einsiedeln endet. Die Soldaten wüten im Kloster und plündern es systematisch aus. Schliesslich wird auch die Gnadenkapelle Opfer ihres Hasses auf die Religion. Vom 26. bis 31. Mai 1798 wird sie abgebrochen. Zum Glück werden kostbare Elemente wie die Marmorreliefs der Haupt­ fassade noch rechtzeitig vor dem Sturm mit grosser Vorsicht herausgenommen und ein­ gelagert. Zweifellos sind die Jahre nach 1798 die schwerste Zeit für das Kloster und die Wallfahrt: Die Mönche im Exil, das Gnaden­ bild versteckt und die Gnadenkapelle zer­ stört. Die Pilger bleiben aus. Doch die poli­ tische Grosswetterlage ändert sich wieder. Im Jahr 1801 kehren die ersten Mönche ins Kloster zurück, am 11. Januar 1802 folgt ­ihnen auch der Abt nach. Wiederaufbau in neuen Formen Nachdem das Gnadenbild am 29. September 1803 ebenfalls nach Einsiedeln zurückge­ kehrt ist, wird es im Oktogon zwischen den beiden Pfeilern auf einem provisorischen Altar aufgestellt. Doch diese Situation be­ friedigt nicht. Schliesslich entscheidet man sich für einen Neubau der Gnadenkapelle. Sie wird 1815 bis 1817 grösstenteils mit dem Abbruchmaterial der früheren Kapelle im klassizistischen Stil erbaut. Als Architekten des Neubaus wirken der Einsiedler Mönch Bruder Jakob Natter († 1815) und Luigi C ­ ag­nola († 1833) aus Mailand. Am 14. Septem­ber 1817 – dem Fest der Engelweihe – kann in der Gnadenkapelle erstmals wieder Got­ tesdienst gefeiert werden. 1911 erfährt die Kapelle im Äussern noch einmal eine Veränderung: die Salzburger Marmorreliefs werden durch neue Darstel­ lungen aus Metall ersetzt. Bei der letzten Renovation 1996/1997 wird diese Änderung wieder rückgängig gemacht. Zugleich wird ein neuer Altar aus Carrara-Marmor errich­ tet und ein neuer Boden in der Kapelle ­verlegt.

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Die Gnadenkapelle um 1602 mit dem handschriftlichen Vermerk: «Dieses Frontspitz, das die Einsicht vom Eingang in die Gnadenkapelle darstellt, ist von Bildhauer- und Malerarbeit verziert worden. In der Zwischenzeit von dem Anfang der Zwingles' Reformation, der die Inschrift aber ober dem Eingang zerstört hat bis 1602, wovon noch die Jahrzahl in einem Schild ober der Tür ist und blieb stehen bis 1617 zu welcher Zeit die Kapelle mit Marmor umkleidet wurde.» (Foto: KAE Plan 2.0540.0009). Der hl. Franziskus als Vorbild «Stelle mein Haus wieder her!» ist auch das Motto des Jubiläumsjahres «200 Jahre ­Gnadenkapelle». Im Jahre 1205 vernahm der heilige Franziskus vor dem Kreuz in der ­verfallenden Kirche San Damiano bei Assisi die Worte: «Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her, das, wie du siehst, schon ganz verfallen ist». Franziskus nahm die Aufforderung wörtlich und baute das ruinöse Gotteshaus wieder auf. Die Ge­ schichte sollte zeigen, dass Franziskus­ durch sein Beispiel und die Gründung einer neu­en Ordensgemeinschaft wesentlich zur


Auf diesem Plan aus dem Jahr 1850 ist handschriftlich vermerkt: «Diese Capelle wurde zu bauen angefangen anno 1805 und von Grund aus ganz mit Quadersteinen in der alten Capellhöhe aufgeführt, ein Gewölb ­ von gleicher Art gesprengt, vorn am Chörlein wurden nun die noch vorhandenen Marmorplatten von der frühern Capell wieder angebracht, aber aus Mangel an Vermögen konnte einstweilen diese Arbeit nicht vollendet werden unter Abt Beat Küttel, der anno 1780 erwählt und anno 1808 den 18ten May starb. Sein Nachfolger Conrad Tanner liess diesen Capellbau anno 1816 fortsetzen. Sie wurde vollendet anno 1817, wie sie jetzt steht.» ­(Foto: KAE Plan 2.0540.0005).

JAW HR AE LSLTFH AE HM RA T

An der Kirche mitbauen Das Bauwerk einer Kirche oder Kapelle ist gemäss kirchlicher Tradition in besonderer Weise ein Bild für die unsichtbare Wirklich­ keit der Kirche. Denn das Gebäude aus Stein verweist auf die Kirche als Leib Christi. ­Darum soll uns dieses Gedenkjahr besonders anregen, über das Wesen der Kirche nach­ zudenken und darüber, wie wir zur Erneue­ rung der Kirche beitragen können. «Stelle mein Haus wieder her!» ist dem­nach der Aufruf Jesu an alle Getauften, an der Kirche zu bauen und für ihre Erneuerung zu wirken. Dies kann an einem Wallfahrtsort wie Einsiedeln exemplarisch erlebt und praktiziert werden: Erfahrung von Gemein­ schaft in der Feier der Eucharistie, Solidari­tät im stellvertretenden Gebet für andere, Umkehr im Sakrament der Versöhnung, ­ ­konkretes Glaubenszeugnis als Pil­gerin und ­Pilger auf dem Weg. Besondere Tage im Jubiläumsjahr Das Jubiläum der Gnadenkapelle dauert vom 21. Januar bis zum 8. Oktober 2017. Die­ ser Zeitraum wird durch die beiden Feier­ tage zu Ehren des hl. Meinrad gesetzt. ­Neben der feierlichen Eröffnung und dem Abschluss des Jubiläums laden aber auch das Hochfest «Unserer Lieben Frau von Ein­ siedeln» am 16. Juli und natürlich die Engel­ weihe am 13./14. September zum Mitfeiern ein. Hinweise zu den Gottesdiensten an die­ sen Feiertagen finden Sie auf Seite 11. Die Website www.gnadenkapelle.ch informiert ebenfalls über das Jubiläumsjahr. Feiern Sie mit! Pater Philipp Steiner

Erneuerung der Kirche beigetragen hat – wohl in einem sehr umfassenderen Sinn als er damals in San Damiano gedacht hätte. Den Aufruf «Stelle mein Haus wieder her!» werden auch die Einsiedler Mönche ver­ nommen haben, als sie sich entschieden, die von den französischen Revolutionssol­daten zerstörte Heilige Kapelle wieder aufzubauen und der Gottesmutter Maria von neuem eine Stätte der Verehrung zu bereiten.

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WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

«Halleluja!» In der Kirche verhalten wir uns meist ruhig und zurückhaltend, um nicht andere zu stören. Das war nicht immer so. Schon die Psalmen laden zu Begeisterungsstürmen ein: «Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; jauchzt Gott zu mit lautem Jubel» (Ps 47,1). Aus den frühen Zeiten der Kirche wird uns berichtet, wie die Gläubigen im Gottes­ dienst spontan laut rufen und singen. Da­ bei spielt ein Wort eine wichtige Rolle: «Halleluja!» Zusammen mit den Psalmen übernahmen die Christen diesen hebräi­ Bei eritreischen Christen (hier in einem schen Gebetsruf unübersetzt aus dem jü­ Gottesdienst in Buchs AG) ist die Halleludischen Gottesdienst. jah-Freude auch heute noch sehr lebendig (Foto: Daniel Rihs). Aufgrund seiner Lautgestalt ist das «Hal­ leluja» musikalisch zum Jubelruf prädesti­ niert. Auf dem doppelten Konsonanten «L» schwingt sich der Gesang empor. Die Wiederholung des Konsonanten erinnert an das zufriedene Lallen eines Kleinkindes. Nach einem Zwischenhalt auf dem Vokal «U» gibt das «J» einen neuen Impuls und mündet in ein lang gezogenes «A». Auf diesem Schlussvokal macht sich der Gesang bisweilen selbstständig und wird zu einem wortlosen Jubilieren. Das Wort «Halleluja» bedeutet: «Preiset Ja(hwe)». Es ist der Gesang der Befreiten: «Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel» (Ps 126,1–2).

Quelle: Gunda Büske/Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein

Zum Jubiläumsjahr «200 Jahre Gnadenkapelle»

wieder her!»

Wie in diesem Heft ab Seite 4 bereits erwähnt, ist 2017 ein Jubiläumsjahr zum Gedenken an den Wiederaufbau der Gnadenkapelle nach dem Franzosensturm. Am Hochfest des hl. Meinrad, dem 21. Januar 2017, wurde es von Abt Urban im Rahmen eines festlichen Pontifikalamtes eröffnet. Einige weitere besondere Festtage im Jubiläumsjahr «200 Jahre Gnadenkapelle» finden Sie hier kurz vorgestellt. Die Klostergemeinschaft freut sich, wenn Sie den einen oder anderen zum Anlass nehmen, um mit ihr Gottesdienst zu feiern. Mittwoch, 13. September 16.30 Uhr Pontifikalvesper 19.00 Uhr «Engelweihamt» mit Prozession zur Gnadenkapelle.

«Stelle mein

HAUS

Hochfest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Sonntag,16. Juli Bedeutende Wallfahrtsorte feiern seit alter Zeit den Festtag «ihrer» Muttergottes zu­ sätzlich zu den üblichen Marienfesten, in Ein­ siedeln ist es immer am 16. Juli: 09.30 Uhr Pontifikalamt 11.00 Uhr Pilgermesse 16.30 Uhr Pontifikalvesper.

Engelweihe, 13./14. September Lange bevor Einsiedeln als Marienwallfahrts­ ort bekannt wurde, pilgerten Menschen nach Einsiedeln, um in der von Gott geheilig­ ten Kapelle zu beten. Gemäss dieser Legende weihte Jesus Christus selbst in Gesellschaft vieler Engel und Heili­ gen in der Nacht auf den 14. September 948 die «Kapelle der Ein­ siedler» zu Ehren seiner Mutter Maria. Jedes Jahr am Fest der «En­ gelweihe» erinnern wir uns an den legendären Gnadenkapelle Ursprung der Einsiedler Gnadenkapelle.

200 Jahre

Donnerstag, 14. September 09.30 Uhr Pontifikalamt 11.00 Uhr Pilgermesse 16.30 Uhr Pontifikalvesper 20.00 Uhr Komplet mit eucharistischer Prozession über den illuminier­ ten Klosterplatz.

Meinradssonntag, 8. Oktober Nach seinem gewaltsamen Tod wurde der hl. Meinrad auf der Insel Reichenau bestattet. Für die Weihe der zweiten Klosterkirche im Jahr 1039 kehrten seine Reliquien nach Ein­ siedeln zurück. Der Meinradssonntag erin­ nert an dieses Ereignis und schliesst das Jubi­ läumsjahr «200 Jahre Gnadenkapelle» ab: 09.30 Uhr Feierliches Konventamt 11.00 Uhr Pilgermesse 16.30 Uhr Feierliche Vesper und Prozession mit dem Haupt des hl. Meinrad

Pater Philipp Steiner

1817 – 2017

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Februar 2. Do 16.30 20.00

Fest Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) Feierliche Vesper Kerzenweihe und Konventamt mit Pfarrei Blasiussegen

19. So 7. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

3. Fr 11.15 20.00

Herz-Jesu-Freitag Feierliches Konventamt Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung

24. Fr Fest Apostel Matthias 11.15 Feierliches Konventamt

5. So 09.30 16.30

5. Sonntag im Jahreskreis Agathasonntag Bettag um Abwendung von Feuersgefahr Feierliches Konventamt Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Eucharistischer Segen Feierliche Vesper

10. Fr

Fest hl. Scholastika Schwester des hl. Benedikt

12. So 6. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

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13. Mo 13.15 16.00

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe Anbetung in der Unterkirche Eucharistischer Segen

14. Di 11.15

Fest hl. Cyrill († 869) und hl. Methodius († 885) Patrone Europas Feierliches Konventamt

22. Mi Fest Kathedra Petri 11.15 Feierliches Konventamt

26. So 8. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen Weltkirche Um Trost für die Notleidenden: Dass alle, die in Bedrängnis sind, besonders die ­Armen, Flüchtlinge und Ausgegrenzten, in unseren Gemeinden willkommen sind und Trost finden. Kirche Schweiz «Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Gott erfüllte es mit Weisheit und seine ­Gnade ruhte auf ihm.» (Lk 2, 40) – mögen die Kinder in den Flüchtlingslagern Bildung erhalten und in die Weisheit des Friedens eingeführt werden.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den März 1. Mi 11.15

Aschermittwoch Fast- und Abstinenztag Konventamt Segnung und Austeilung der Asche

20. Mo 09.30 16.30

Hochfest hl. Josef Bräutigam der Gottesmutter Maria Patron der Kirche Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

3. Fr 11.15 20.00

Herz-Jesu-Freitag Feierliches Konventamt Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung

21. Di

Fest Heimgang des hl. Benedikt Abt, Patriarch des abendländischen Mönchtums

5. So 09.30 16.30

1. Fastensonntag Krankensonntag Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

25. Sa 11.15 16.30

Hochfest Verkündigung des Herrn Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

12. So 09.30 16.30

2. Fastensonntag Feierliches Konventamt Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranz Eucharistischer Segen

13. Mo 13.15 16.00

19. So 09.30 16.30

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe Anbetung in der Unterkirche Eucharistischer Segen

3. Fastensonntag Feierliches Konventamt Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranz Eucharistischer Segen

Gebetsmeinungen Weltkirche Um Hilfe für die verfolgten Christen: Sie mögen von der ganzen Kirche durch ­Gebet und materielle Hilfe unterstützt werden. Kirche Schweiz «Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.» (Gen 2, 8) – mögen die vom Krieg zerstörten Länder ihren Glanz ­wiederfinden und zu Orten der ­Versöhnung werden.

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes 08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)

Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 20.00 Uhr Komplet

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09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet


Haben Sie gewusst, dass ... … eine Leere unter Umständen zu einer Lehre werden kann? Es ist zwar denkbar, dass Schüler­ innen und Schüler den Satz gelegentlich umkehren würden. Wenn eine Lehrperson ein mathe­ matisches oder sprachliches Lehrstück langweilig vorträgt, kann die Lehre leicht zu einem Gefühl der Leere abfallen. Der griechische Denker Aristoteles meinte, dass die Natur kein Vakuum kenne; seitdem gibt es den Begriff «horror vacui» die «Scheu vor der Leere». Über diese Meinung wurde lange Zeit von Gelehrten gestritten.

Wanderung in einem einsamen Tal (Foto: Erich Liebi).

Heute sagen gelegentlich Psychiater, dass die Scheu vor der Leere viele Menschen dazu treibe, mithilfe der modernen Kommunikationsmittel ja keine Leere aufkommen zu lassen, weil auch eine kurze Zeitspanne ohne Natel und iPhone Angst aufkommen lasse. Das meinte der fran­ zösische Philosoph Blaise Pascal wohl auch mit dem bekannten Satz: «Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.»

Leere: die kann man auf einer Wanderung in einem einsamen Tal erleben; es sind keine Ge­ räusche zu hören, kein Wind geht, kein Mensch ist zu sehen, kein Tier gibt einen Laut, kein Wasser rieselt; es umgibt einen eine Stille, die zuerst bedrängend ist, beinahe Angst aufkommen lässt, einen auf sich selber konzentriert. Kann ich es hier aushalten? Bleibe ich stehen, lasse ich die Stille in mich hinein, mich von ihr ausfüllen? Was zuerst Leere um mich herum ist, wird lang­ sam in mir zu Fülle, zu Reichtum, zu Frieden. Sie können es üben mit Pascals Ruhe im Zimmer! Sie sitzen ruhig auf dem Stuhl, bleiben hell wach, halten die Augen offen, schauen aber auf keinen Gegenstand, bewegen sich nicht, ge­ statten sich nicht, ins Träumen zu verfallen, nehmen wahr, was Sie hören, denken aber nicht darüber nach, Sie spüren, wie die Leere um Sie langsam voll, bedeutend wird, Sie ruhig werden lässt, glücklich macht. Diese Übung nimmt die «Scheu vor der Leere», lehrt, dass Leere Fülle ­werden kann, lehrt, dass das «Nichts» zum «Ganz» wird. Pater Alois Kurmann

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KLOSTER EINSIEDELN

In Memoriam

Bruder Alfons Akermann Und wieder stehen wir am Grab eines ver­ storbenen Mitbruders. Fast neunzig Jahre war Bruder Alfons unterwegs auf seinem Lebensweg, der uns zu Beginn des Got­ tesdienstes in Erinnerung gerufen worden ist. Es sind zwar nur wenige äussere Ereig­ nisse zu berichten, darum möchte ich die Frage stellen, womit Bruder Alfons wohl die nicht ganz 24 000 Tage seines klösterlichen Lebens ausgefüllt hat – mit seinem Humor hätte Bruder Alfons an dieser Zahl wohl sei­ ne Freude gehabt. Ja, womit füllen wir denn eigentlich un­ sere Lebenstage aus? Es würde uns gut tun, uns diese Frage ab und zu ganz ernsthaft zu stellen. Es sind die vielen alltäglichen, oft un­ scheinbaren Freuden, angefangen beim gu­ ten Essen, über die tägliche Arbeit, die Frei­ zeit, Hobbys, den hoffentlich guten Schlaf, die vielfältigen Begegnungen mit Mitmen­ schen und vieles mehr; ab und zu sind es auch Erlebnisse, von denen wir froh sind, dass sie vorbei sind und wir sie überstanden haben; dazu kommt unser Versagen und die Schuld, die uns ein schlechtes Gewissen be­ scheren. Für viele Leute ist es heute auch die Leistung, der Erfolg, für den sie ihr Leben einsetzen, bis an die Grenzen ihrer Kräfte – und oft auch darüber hinaus. Ein bunter Teppich, aus dem unser Alltag gewoben ist, der bei jedem wieder etwas anders aussieht. Doch wenn wir am Ende des Lebens den Strich unter die Rechnung ziehen, was bleibt da als Summe übrig? Könnten wir da nicht mit Kohelet sagen: «Alles ist nur Wind­ hauch»? Bleibt da wirklich etwas Nennens­ wertes übrig?

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Bruder Alfons Akermann OSB (Foto. zvg). Jedenfalls werden wir früher oder später in Vergessenheit geraten, auch wenn in un­ serer Gemeinschaft jeweils am Abend vor der Komplet beim Totengedenken unser Name zusammen mit ein paar Stichworten zu unserem Klosterleben vorgelesen wird. Wirklich Bleibendes ist da meistens nicht zu finden, abgesehen von wenigen Ausnah­ men: etwa vom heiligen Meinrad, der den geistig-geistlichen Grundstein für diesen Ort gelegt hat und uns deshalb immer ge­ genwärtig bleibt, oder Bruder Kaspar Moos­ brugger, dessen Name mit der Architektur dieser Kirche und unseres Klosters unlösbar verbunden ist. Womit also hat Bruder Alfons seine klös­ terlichen Tage ausgefüllt? Für uns Mönche und damit auch für Bruder Alfons kommt etwas Wesentliches hinzu: mit dem Eintritt


ins Kloster haben wir uns die Gott-Suche und das Gotteslob zum Lebensinhalt ge­ wählt – und wer Bruder Alfons in den letz­ ten Jahren begleitet hat, weiss, dass ihm diese Berufung sehr wichtig war. Mit dem täglichen Chorgebet feiern wir die Gegenwart Gottes unter uns, ganz be­ sonders auch in der Eucharistiefeier; das gibt unserem Alltag, der im Übrigen nicht viel anders aussieht als vorhin angetönt, eine andere Dimension. Mit Gott gibt uns der Glaube einen anderen Bezugspunkt, der al­ les, was wir tun, in einem anderen Licht er­ scheinen lässt. Wir wissen nämlich, dass all unser Tun in Gott aufgehoben ist und bei ihm ein Gewicht hat, denn, wie Jesus sagt, selbst die Haare auf unserem Kopf sind alle gezählt. Und damit ist unser Leben weit mehr als blosser Windhauch. Um den Gedanken des hl. Paulus aus der heutigen Lesung aufzugreifen: in der Taufe sind wir nicht nur mit Christus gestorben, sondern mit ihm zu einem neuen Leben be­ rufen. Die Pflege dieses neuen Lebens ge­ hört ganz wesentlich zu unserer Berufung, und deshalb gehört es zum Inhalt unseres

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Alltages, dass wir diese Beziehung zu Gott immer wieder in Erinnerung rufen, oder eben mit dem hl. Benedikt ausgedrückt: Gott suchen. Und das war es, mit dem Bru­ der Alfons seine Tage ausgefüllt hat. Jetzt aber ist für ihn die Gott-Suche zu Ende, denn jetzt – so hoffen wir, darf er Gott von Angesicht zu Angesicht schauen, jetzt erfüllt sich an ihm Jesu Gebet im heutigen Evangelium: «Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast». So gönnen wir ihm heute nicht nur die Erlösung von seinen Altersbeschwerden, sondern freuen uns mit ihm über seine Voll­ endung in Gott. Für uns alle aber ist es noch nicht so weit; wir sind weiterhin auf dem Weg, wir feiern Gottes Gegenwart im gemeinsamen Gebet und suchen ihn mit allen Kräften, denn so sehr wir auch glauben, dass er unter uns ge­ genwärtig ist, so haben wir ihn doch nie fest in unseren Händen. Wir sind und bleiben auf der Suche. Amen. Pater Lorenz Moser

Lebenslauf Bruder Alfons wurde am 13. Februar 1927 den Eltern Josef Akermann und Paulina Schu­ ler in Rorschach als drittes von acht Geschwistern geboren. Gut eine Woche später wurde er in der Pfarrkirche auf den Namen Anton Josef getauft. Schon von Beginn weg packte ihn das Leben hart an. Einer seiner Brüder starb kurz nach der Geburt und schon als Neunjähriger verlor er seine Mutter. Sie war erst 41jährig. Dieser Verlust war wohl für seinen Vater und die ganze Familie ein herber Schlag. Zum Glück hat sich eine Schwester der Mutter bereit erklärt, für die Kinder zu sorgen. Trotz­ dem wurde der kleine Anton in die Obhut einer Bauernfamilie in Goldach gegeben. Dort wird er von dieser Familie liebevoll aufgenommen, aber auch viel zum Arbeiten heran­ gezogen. Mit zehn Jahren wurde er in Goldach gefirmt. Nach acht Jahren Primarschule arbeitete Anton als Knecht bei seiner Gastfamilie und auf anderen landwirtschaftlichen Betrieben. 1947 und 1949 besuchte er zwei Winterkurse an der Landwirtschaftlichen Schule in Pfäffikon. Während dieser Zeit reifte sein Entschluss, als Mönch im Kloster

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­ insiedeln Gott zu dienen. Ein schwerer Arbeitsunfall im Juli 1948 verzögerte seinen E Eintritt, so dass er sich erst im Januar des kommenden Jahres als Kandidat in Einsiedeln anmeldete. In der persönlichen Aussprache bekamen die Verantwortlichen einen sehr guten Eindruck von dem jungen Mann. «Es zeigte sich, dass er sehr fromm ist und eine sehr ideale Auffassung vom Klosterberuf hat. Er fühlt einen starken Drang zum Gebetsund Opferleben und ist eine ganz nach innen gekehrte Natur.» Während der Kandidatur wurde er im Garten beschäftigt, im Winter vertrat er zwei Wochen einen kranken Angestellten der Landwirtschaftlichen Schule und im Frühling besorgte er den Garten der Statthalterei in Pfäffikon. Der Novizenmeister gab ihm ­damals folgendes Zeugnis ab: «Zu den gemeinschaftlichen Arbeiten stellt er sich immer bereitwillig zur Verfügung. Von etwas umständlicher Art stellt er oft an die Geduld jener, die mit ihm zusammenarbeiten, oder die ihm etwas zu befehlen haben, ziemliche An­ forderungen. Bei allem aber ist sein frommer Sinn und seine Liebe zum Kloster und zum Dienst für das Kloster das Beherrschende in seinem Denken und Fühlen.» So durfte er zusammen mit Bruder Ephrem und Bruder Roman am Festtag unserer Lieben Frau von Einsiedeln, den 16. Juli 1951, mit dem Namen Alfons seine Einfache Profess ablegen. Die kommenden drei Jahre verbrachte er auf dem Schloss Sonnenberg. Wie es damals üblich war, verlängerte er die Einfache Profess für drei Jahre und legte erst am 21. Juli 1957 seine Feierliche Profess ab. Schon am Ende seiner Probezeit wurde ihm der Hühnerhof des Klosters übertragen. Mit viel Herzblut betreute er fast zwanzig Jahre lang die Hühner, Schafe und andere Kleintiere. Die Küken waren sein Stolz. 1984 wurde der Hühnerhof fast über Nacht auf­ gegeben. Das war für ihn sehr schwer, auch wenn er als Sigrist in der Klosterkirche eine neue und erfüllende Aufgabe fand. Er besuchte die Sakristanenschule und übernahm die Leitung des Sakristanenteams im Kirchenschiff. Seine Reisen mit einem Mitbruder zu verschiedensten Marienwallfahrtsorten oder ins Heilige Land stärkten ihn in seinen ­Lebensaufgaben. Nach seiner Hüftoperation 1997 musste er die Aufgabe als Sigrist im Kirchenschiff aufgeben. Die letzten Jahre seiner Arbeitskraft verschrieb er dem Dienst in der Gnadenkapelle. Dies tat er mit Leidenschaft, bis ihn die Beine nicht mehr tragen konnten. In seinen alten Tagen durfte er die liebevolle Betreuung in unserer Pflegestation in Anspruch nehmen. Dafür sei den Pflegenden ein herzliches Vergelt’s Gott ausgespro­ chen. In der Pflegestation setzte er seine gute Gewohnheit fort und widmete sich inten­ siv dem Gebet. Die Gebete zur Göttlichen Barmherzigkeit waren ihm sehr lieb. Es passier­ te oft, dass er über seinem Gebets- oder Stundenbuch einschlief. Trotz seiner vielen Schmerzen behielt er seinen Humor. Auch wenn Bruder Alfons in der Klostergeschichte keine grossen Spuren hinterlassen wird, hat er doch Geschichte geschrieben. Er ist der erste, der in unserer über tausend­ jährigen Klostergeschichte, am zweiten Tag des Jahres gestorben ist. Am vergangenen Montag starb Bruder Alfons kurz vor der Vollendung seines 90. Lebensjahres friedlich im Beisein unserer Pflegenden und kehrte zu seinem himmlischen Vater heim. In ihm verlie­ ren wir einen gewissenhaften und treu betenden Mitbruder. Pater Cyrill Bürgi

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Der Sommer löscht den Durst

Freiwilligendienst im Kloster Einsiedeln für 18- bis 25-jährige Männer

www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire

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Gebetsanliegen Vor einem Jahr stand an dieser Stelle eine Bitte um das Gebet für Frieden. Das ­Anliegen ist heute aktueller denn je. Die Kriege von damals, in Syrien, im Irak, im ­Jemen oder im Südsudan, sind nicht entschärft, und es zeichnet sich keine Lösung ab. Der Terrorismus, auch in unserer nächsten Nähe, nimmt Ausmasse an, die man Auf Einla sich kaum vorstellen konnte. Und wo Angst herrscht, da ist man schnell bereit,

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

Gewalt mit Gewalt zu be-

dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,

antworten. Ein Land wie

dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,

die Türkei steht am Rande

dass ich verbinde, da, wo Streit ist,

eines Bürgerkrieges. Und

dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,

was vor allem zu tiefer

dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,

Sorge Anlass gibt: In den

dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,

USA tritt ein Präsident an,

dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,

der klar zu verstehen gege-

dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

ben hat, dass er nicht auf Ausgleich und Vermittlung bedacht sein wird, sondern bereit ist, alle Machtmittel bis hin zu Atomwaffen einzusetzen. Seine einseitige Stellungsnahme für Israel lässt befürchten, dass eine Lösung der Konflikte im Heiligen Land auf lange Zeit nicht zu erwarten ist. Auch dort könnte die Spirale der Gewalt sich wieder zu drehen beginnen. Beten wir aber auch um die Kraft, selber etwas zum Frieden beizutragen. Denn im Kleinen muss beginnen, was im Grossen wirksam sein soll. Und da haben wir einen klaren Auftrag des Herrn. Aber auch seine Verheissung: «Selig, die Frieden stiften.»

Detail aus einer wiederaufgefundenen Wallfahrtsvortragsfahne in der Sakristei der Gnadenkapelle des Klosters Einsiedeln. Das Bild wird umrahmt von der Aufschrift: «N.D. DES ERMITES PRIEZ POUR NOUS ET LE JURA» – Unsere Liebe Frau von Einsiedeln, bitt für uns und für den Jura (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

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Oblaten

Das Wort ist Fleisch geworden – durch eine Frau Nach den allgemeinen Informationen, dem Gottesdienst und dem Mittagessen aus der Klosterküche hielt Pater Benedict Arpagaus OSB zum Thema der Oblatentagung am 10. Dezember den Eröffnungsimpuls. Anschliessend schilderte Cäcilia Koller ihre Erfahrungen auf der Pilgerreise «Kirche mit * den Frauen». Die Oblatin war im Frühsommer über tausend Kilometer nach Rom gepilgert und liess uns an ihren Erlebnissen teilhaben. Anschliessend schilderte die Verfasserin den Aufbruch der Pilger in St. Gallen und den Pilgertag in Rom am 2. Juli. Pater Benedict drückte sein Bedauern darü­ ber aus, dass «das Thema Frau in der Kirche entweder verdrängt oder bisweilen recht kontrovers und nicht selten gehässig disku­ tiert wird, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. (...) Ich bin der Meinung, dass wir alles ansprechen und besprechen dürfen, dass wir unterschiedliche Meinungen haben dürfen – nur, alle sollten in den Diskussionen und Gesprächen ein gegenseitiges Wohl­ wollen und gegenseitige Wertschätzung erfahren dürfen.» Frauen in der Bibel Ausgehend vom Glaubensbekenntnis zeigte Pater Benedict einige Aspekte zu Frauen in der Bibel und in der Kirchengeschichte auf. «Da wir alle getauft und gefirmt sind, haben wir auch alle Anteil am Königtum, am Pro­ phetentum und am Priestertum Jesu Christi. Wir alle sind erfüllt mit der Kraft des Heili­ gen Geistes – mit der «Ruach», der HeiligGeist-Kraft Gottes. In der hebräischen Spra­ che ist diese göttliche Kraft weiblich: die Heilig-Geist-Kraft! Ansonsten ist die Bibel aufgrund des orientalischen Kontextes klar patriarchal geprägt. Trotzdem finden wir in der Bibel viele Aussagen, die Gottes weibli­ che, mütterliche Seite zum Ausdruck brin­ gen.»

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Der Vergleich der zwei Schöpfungserzäh­ lungen im Buch Genesis brachte den Obla­ tenpater zum Schluss, dass der Mensch als Mann und Frau Abbild Gottes sei. Er finde darin keine Wertung: Unzählige Männer und Frauen haben die biblischen Geschich­ ten geprägt, sie begegnen Gott als Mann und Frau, beten zu ihm, finden zu ihm, las­ sen von ihm ab und ringen mit ihm. Der Stammbaum Jesu im Evangelium (Mt 1, 1–17) enthält neben männlichen Namen auch weibliche. «An Weihnachten gerät mit Maria eine Frau in den Mittelpunkt des Geschehens: Durch sie kam das Heil in die Welt. Sie war die Auserwählte Gottes, die einst über alle Engel und Heiligen erhoben werden würde, der von Generation zu Generation bis in die heutige Zeit hinein Verehrung zuteilwerden würde.» «Apostelin der Apostel» Weitere Beispiele für die Bedeutung der Frauen in der Bibel sind die Prophetin Hanna, (Lk 2,21–49) und die Frauen am Grab als ers­ te Zeuginnen der Auferstehung Jesu. Sie hätten den Aposteln Mut gemacht, sich selbst zu überzeugen, im Grab nachzuschau­ en und zu glauben. So habe Papst Franziskus den Gedenktag von Maria Magdalena (22.7.)


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der Kirche S. Maria sopra Minerva in Rom gesungen hatte – ein äusserst eindrücklicher Moment am Pilgertag in Rom. Aufbruch in St. Gallen

Bischöflicher Pilgersegen am 2. Mai in St. Gallen (Foto: zvg). mit dem Dekret vom 3. Juni zu einem Fest gewandelt und sie als «Apostelin der Apos­ tel» diesen gleichgestellt. Pater Benedict betonte, in der Heiligen Schrift fänden sich Gottesbilder, die sowohl männlich-väterlich, als auch weiblich-müt­ terlich geprägt sind (Ps 103,13 und Ps 131,2). Unverkennbar sei aber der rote Faden: das Geheimnis Gottes und immer wieder die Grundbotschaft: Fürchte dich nicht! Gott ist voll Erbarmen. Jesus selbst verkörpere diese Botschaft in Menschengestalt: Er vereine die beiden Seiten in sich. Pater Benedict erin­ nerte auch an die Worte von Paulus: «Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles und behaltet das Gute!» (1 Thess 5,16–22). Deshalb könne die Frauenfrage nicht ausgeklammert werden. Frauen in der Kirchengeschichte Auch in der Kirchengeschichte strahle weib­ liche Kraft auf, so in den beiden Kirchenleh­ rerinnen Katharina von Siena und Teresa von Avila. Das päpstliche Anstossen der Fra­ ge nach dem Diakonat der Frau sei ein pro­ phetischer Akt (Gründung einer Kommissi­ on am 2. August 2016). In Anlehnung an die ersten Konzilien in den fünf Jahrhunderten, in denen über strittige Fragen diskutiert wurde, könnte sich Pater Benedict auch vor­ stellen, Richtung Priestertum der Frau wei­ terzudenken. Anschliessend beteten alle Anwesenden die Allerheiligenlitanei der Frauen, die Abt Urban zusammen mit Ruth Mory-Wigger in

Am 2. Mai spendeten Bischof Markus und Weihbischof Martin Gächter in der vollen Kathedrale St. Gallen den acht Frauen und dem Mann den Pilgersegen. Die Aufbruchs­ stimmung war überwältigend – so könnte es an Pfingsten in Jerusalem gewesen sein! Cäcilia hatte sich entschieden, den gan­ zen Weg von St. Gallen nach Rom mitzuge­ hen. Sie erzählte anschaulich von den Her­ ausforderungen des Wetters (strömender Regen, Kälte, Hitze), des Weges (steile Auf­ stiege, überschwemmte Unterführungen, fehlende Brücken, Asphaltstrassen), der Hilfsbereitschaft und den Begegnungen mit Menschen am Weg. Eine Begegnung mit ei­ ner Prostituierten in einem italienischen Wald hob sie speziell heraus: auch sie gab eine Fürbitte mit nach Rom. Messe im Petersdom In Rom fand der Weg mit dem Pilgertag am 2. Juli seinen Abschluss. Er führte über zwei Stationen zum Petersdom. Fünfhundert Per­ sonen hörten die Impulse von Schwester Margareta Gruber OSF, Bischof Felix Gmür und Abtpräses Jeremias Schröder OSB, und gingen schweigend und betend das letzte Wegstück durch die Via Conciliazione. Der Einzug in den Petersdom und der Gottes­ dienst waren überwältigend: gemeinsam in aller Verschiedenheit für ein Ziel auf dem Weg sein! Ende November erhielt der Papst die Box mit dem Brief direkt aus der Hand von Mau­ ro Jöri, dem Präsidenten der Ordensoberen. Die Bitte im Brief: «Wir bitten Sie, in den Institutionen des Vatikans und in gesamt­ kirchlichen Entscheidungsprozessen dafür zu sorgen, dass künftig Frauen mitwirken, mitgestalten und mitentscheiden können.» Regina Käppeli

http://www.kirche-mit.ch/de/startseite.html

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­­K O N V E N T GLÖCKLI

R Ü C K BLI C K Am 24. Oktober, anlässlich des Dies Acade­ micus der Theologischen Hochschule Chur, durfte unsere Schülerin Janine Waldvogel aus Unteriberg eine besondere Auszeich­ nung entgegennehmen. Sie hat den 1. Platz beim diesjährigen Churer Maturapreis für Religion belegt. Betreuer der Maturaarbeit mit dem Titel «Religiosität an der Stiftsschu­ le. Eine fremde Vertraute» war Pater Martin Werlen. Zusammen mit der Familie der Preis­ trägerin durfte er mit vielen Gästen (darun­ ter Prominente wie Bischof Vitus Huonder, Bischof em. Amédée Grab und Werner In­ derbitzin als Präsident der Kantonalkirche Schwyz) und verschiedenen Alumni am An­ lass teilnehmen. Eingereicht wurden aus den Kantonen, die zum Bistum Chur gehören und dem angrenzenden St. Gallen, acht Arbeiten zum Thema Religion. Diejenigen, die ohne Preis ausgingen, erhielten ohne Wissen des Autors das Buch «Wo kämen wir hin?» geschenkt. Auf das Hochfest von Allerheiligen wurde die Einsiedler Muttergottes in der Gna­ denkapelle erstmals mit dem neuen Tami­ len-Kleid eingekleidet. Stifter des Kleides ist Kasi Ariyarathnam, Angestellter in der Kü­ che des Klosters. Der aus Sri Lanka stam­ mende Stifter lebt mit seiner Familie in ­Einsiedeln. Das Kleid mit schwungvollen Sil­ berverzierungen auf blauem Grund ist ganz der asiatischen Formensprache verpflichtet und gemahnt insgesamt an einen Sari. Ge­ schmückt ist es am Saum des Kleidchens des Jesuskindes und des Mantels der Muttergot­

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tes mit vielen kleinen Troddeln, die ebenfalls betreffs Machart und Ausgestaltung in den asiatischen Raum verweisen. Bereits durften mehrere begeisterte Reaktionen auf dieses neue Kleid der Einsiedler Madonna regist­ riert werden. 12./13. November Am Samstag und Sonntag findet jeweils ab 11 Uhr im Abteihof zum zweiten Mal das von Einsiedeln Tourismus organisierte «Hiesigi choched Hiesigs» statt. Verschiedene Verei­ ne und Unternehmen aus der Region bieten eine Auswahl an einheimischen Spezialitä­ ten an. In diesem Jahr ist auch das Kloster mit einem eigenen Stand vertreten. Die Mit­ arbeitenden der Klosterküche bereiten eine Käsesuppe nach altem Klosterrezept zu, dazu wird ein Weisswein aus der Klosterkel­ lerei angeboten. 13. November Am Sonntag endet das Heilige Jahr in den Diözesen mit der Schliessung der lokalen Pforte der Barmherzigkeit. Wir ziehen nach der Vesper mit der Litanei vom Barmherzi­ gen Gott zur Heiligen Pforte. Nach einem Gebet knüpft Abt Urban mit der Hilfe der beiden Assistenten die rote Kordel um die Pforte der Barmherzigkeit. Danach zieht der Konvent zur Gnadenkapelle und singt das «Salve Regina». 24./25. November Donnerstag und Freitag waren «Tage der ­offenen Türen» an der Stiftsschule: Der Zu­ strom von Besucherinnen und Besuchern war gross und die Lust auf die Stiftsschule scheint ungebrochen. 29. November Am Dienstagabend sind alle Mitbrüder, die während des Jahres Nachtdienst bei den kranken Mitbrüdern machen und dabei auf einen ruhigen Schlaf verzichten müssen, zu einem Dankesessen in der Alten Mühle ein­ geladen.


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30. November Am Mittwoch beginnt unser Pflegeteam eine Weiterbildung zu Palliative Care, die fünf Einheiten umfasst. Die erste Einheit be­ suchen auch Pater Georg und Pater Cyrill.

erwartet werden. Neben dem Impuls von Bischof Stefan Oster (Passau) stehen vor allem Anbetung, Begegnungen und das ­ ­Sakrament der Versöhnung im Mittelpunkt des Wochenendes.

3. Dezember Heute wurde in der Gnadenkapelle der ers­ te von vier Rorate-Gottesdiensten gefeiert. Der Zelebrant, Pater Philipp Steiner, konnte sich über eine schöne Anzahl Gläubige ­freuen, welche frühmorgens das warme Zu­ hause verlassen haben, um in der bereits abgekühlten Klosterkirche den Rorate-Got­ tesdienst mitzufeiern.

Vom 6.–8. November nimmt Pater Martin in Engelberg an der Tagung der «Bernarno» teil, der Arbeitsgemeinschaft der Novizen­ meisterinnen und Novizenmeister benedik­ tinischer Gemeinschaften in der Schweiz. Das Thema: «Die Spannung des klösterli­ chen Lebens in der heutigen Arbeitswelt. Das Verhältnis von Gebet und Arbeit.»

7. Dezember Heute ist unser ehemaliger Schüler und mittlerweile weltbekannte Schauspieler Anatole Taubman beim Mittagessen zu Gast. Am Nachmittag findet eine Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern im Theater­ saal statt und am Abend in der Cineboxx ein ­öffentlicher Anlass, der auf grosses Interes­se stösst. Rechtzeitig auf Weihnachten hin durften wir zwei langersehnte Geschenke in Emp­ fang nehmen: Der Lift im Unteren Chor steht nun in Betrieb; er ermöglicht, gehbehinder­ ten und betagten Mitbrüdern statt auf der Galerie nun im Unteren Chor an den Gottes­ diensten teilzunehmen. Das zweite Geschenk ist die neue Verstär­ keranlage in der Kirche; sie wird in Zukunft dafür sorgen, dass man die Texte der Litur­ gie bis in alle Winkel der Kirche verstehen wird.

7.–10. November Pater Philipp begleitet die erste Gruppe von Priestern als Exerzitienmeister. Die kleine Gruppe ist ein guter Einstieg für den «Exer­ zitienlehrling». Vom 14.–17. und vom 21.–24. November folgen die wesentlich grösseren Abteilungen 2 und 3. Am 10. November gestaltet Pater Martin im Kloster Fahr mit den Seelsorgenden des Kantons Thurgau einen Weiterbildungstag. Die Begegnung war sehr ermutigend. Die Seelsorgenden liessen sich auf ein Abenteu­ er ein, sie sind fähig, Festgefahrenes loszu­ lassen und Neues zu denken. Sie entdecken, dass es – Gott sei Dank – nicht um progressiv oder konservativ geht, sondern um eine le­ bendige Beziehung mit Jesus Christus. Das macht Hoffnung. 21.–26. November Pater Martin begleitet die Konventexerzi­ tien der Benediktinergemeinschaft von Ne­ resheim, die sich stolz als Enkelkloster von Einsiedeln betrachtet (über Petershausen).

PERSO N ELLES Auf Einladung der Veranstalter besuchen Pater Daniel und Pater Thomas vom 4.–6. November das Adoray Festival in Zug, an dem auch dieses Jahr wiederum tausend Ju­ gendliche aus der ganzen Deutschschweiz

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STIFTSSCHULE 1. November: Allerheiligen unterrichtsfrei. 18. November: An der Stiftsschule erleben interessierte Schüler/innen der 6. Klasse des Bezirks Einsiedeln erstmals einen Ateliertag in den Fächern Biologie, Chemie und Latein. 23. November: Dozenten der Kaderschule der Schweizer Armee führen für die Maturaklasse den ganztägigen Leadership-Workshop in Führungsmanagement durch. 24./25. November: Tage der offenen Türen an der Stiftsschule und im Internat. Eltern und Ge­ schwister, aber auch zahlreiche neue Interessierte schauen uns im Schulalltag über die Schulter. 24. November: Vernissage der Ausstellung «Max Frisch oder Die Liebe zur Architektur – ein Leben in Entwürfen» zum Schaffen des Schriftstellers als Architekt mit einem anschliessenden Gespräch zwischen Peter Bichsel, Schriftsteller und Freund Max Frischs, Architekt Gottfried Erich Steinmayr und Tobias Amslinger, Leiter des Max Frisch-Archivs an der ETH Zürich unter Leitung unseres Mathematiklehrers Dr. Philipp Schöbi. 28. November: Nach dem Informationsabend für die Orientierungsstufe und dem Eltern­ abend der 2. Klasse erfolgt im Theatersaal die Orientierung über die Schwerpunktfachwahl im Hinblick auf die 3. Klasse.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 30. November: Am ersten Unternehmergespräch im Kloster stellt sich Meinrad Fleischmann (M 1981) als ehemaliger Verwaltungsrat der Firma Charles Vögele den Fragen von Helmuth Fuchs (Kursfachleiter und Alumni-Vorstandsmitglied) und Schülern aus dem Kursfach Unternehmer­ tum und Wirtschaft zum praktischen Führungsalltag in der Privatwirtschaft. 1. Dezember: Badminton-Turnier der Stiftsschule 2. Dezember: Seit mehr als einem Jahr gibt es sie in analoger Form. Jetzt geht unsere Schülerzeitung online: www.stiftsschule-einsiedeln.ch/schulredaktion 7. Dezember: Der bekannte Schauspieler Anatole Taubman (M92) berichtet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kultur an der Stiftsschule (KUSS) in einem Schülertalk über seine Zeit im Internat an der Stiftsschule und seine berufliche Karriere; am Abend findet der Anlass mit den Alumni Scholae Einsidlensis seine Fortsetzung mit einem Interview und dem Film «Die Akte Grüninger» im Kino Cineboxx. Der Elternabend der 1. Klasse bietet Gelegenheit zum Kennenlernen und für Gespräche. 8. Dezember: Maria Empfängnis unterrichtsfrei. 9. Dezember: Die Lehrerinnen und Lehrer verbringen am unterrichtsfreien Brückentag auf Ein­ ladung der Klostergemeinschaft gemeinsam einen Klostertag zur erneuten Bewusstwerdung und Weiterbildung in benediktinischen Werthaltungen. 18. Dezember: Der Cum Anima-Chor von Adeline Marty und das Stiftsschulorchester unter Leitung von Mikel Hernandez Olave geben erstmals gemeinsam ein Adventskonzert im Grossen Saal. 20. Dezember: Unihockey-Turnier der Stiftsschule 22. Dezember: Mit der frühmorgendlichen Vorweihnachtsfeier in der Klosterkirche und dem gemeinsamen Wienachtszmorge mit allen Schülern in der wunderschön dekorierten Mensa Johannes Eichrodt beginnt der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien.

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ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Von Leuchttürmen und anderen Lichtern Leuchttürme weisen Schiffen den Weg. Zur­ zeit ist jedoch viel von neuartigen Leucht­ türmen die Rede. Es sind Vorhaben, die Sig­ nalwirkung oder Vorbildcharakter haben sollen: Leuchtturmprojekte in Wirtschafts­ regionen oder an Universitäten sollen unse­ rer Gesellschaft den Weg in eine verheis­ sungsvolle Zukunft weisen. Politiker und Ökonomen beschäftigen sich besonders gerne mit solchen Leuchttürmen. Nicht nur damit das Licht ihrer Leuchtturmpolitik möglichst weithin sichtbar ist, sondern auch, damit ein Teil dieses Lichts auf sie selbst ­abstrahlt; denn nach der Wahl ist immer vor der Wahl. Über die Langzeitwirkung solcher Leuchttürme ist wenig bekannt. Meistens fehlt es an langfristig messbaren und ver­ lässlichen Erfahrungswerten aus der Umset­ zung solcher Projekte – wenn es denn über­ haupt zur medienwirksam angekündigten Umsetzung solcher Vorhaben kommt. Leuchttürme sind also nicht nur stolze, hochragende und standfest verankerte Bau­ ten. Auch Personen oder ganze Institutio­ nen können zu Leuchttürmen erklärt wer­ den oder sich als Leuchttürme erweisen: Berühmt gewordene Wissenschaftler, For­ scher, verdiente Politiker oder erfolgreiche Wirtschaftskapitäne. Heutzutage streiten sich sogar Universitäten nicht nur um die besten Studierenden (gescheite Köpfe mit Leuchtturmpotenzial), sondern auch um die besten Professoren in bestimmten Fächern (Leuchttürme für Leuchtturmfächer), damit

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eben gerade die besten Studierenden ange­ lockt werden können und man als Univer­ sität dadurch zu den besten der Zunft ge­ höre. Der Wettbewerb unter ihnen könnte kaum grösser sein und manchmal nimmt er fast schon ruinöse Ausmasse an. Die Veröffentlichung des aktuellen Shangai-Hochschulrankings ist jedes Jahr ein mediales Grossereignis, das für viel Diskus­sionsstoff sorgt. Angeführt von den Top Five in den USA – Harvard, Berkeley, Princeton, Stanford und Massachusettes ­Institute of Technology (MIT) – ist die ETH Zürich darin regelmässig unter den ersten 20 Hochschulen weltweit zu finden. Wenn sie rankingtechnisch auch nicht der Leucht­ turm der Welt ist, so doch ein Leuchtturm in Europa. Ein Problem bleibt: Zu viele Leuchttürme verstellen die Sicht auf die Dinge, wie sie sind. Das sollten wir bedenken, damit wir den Durchblick behalten und nicht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen oder plötzlich, von den vielen Leuchttürmen ge­ blendet, den Weg vor uns nicht mehr deut­ lich erkennen können und in die Irre gehen. Leuchttürme sollen ja den Weg weisen und uns nicht etwa die Sicht nehmen. Unsere Welt ist nicht aus Leuchttürmen aufgebaut, sondern auf dem Boden der Realität. In Zei­ ten wie diesen ist deshalb folgender Grund­ satz nicht der schlechteste: In aller Beschei­ denheit das Beste leisten, wozu man imstande ist. Wenn das Resultat unserer ­Bemühungen wirklich gut ist, beginnt es von selbst zu leuchten, sozusagen von innen h ­ eraus. Dieses Licht wird man sehen. Und wie hält es die Stiftsschule mit den Leuchttürmen? Leuchttürme leuchten bes­ tenfalls in die richtige Richtung, aber sich an Leuchttürmen festhalten zu wollen nützt nichts. Gehen müssen wir den Weg selbst. – Stellen wir also unser eigenes Licht auch im Jahr 2017 nicht unter den Scheffel – toto ­corde, tota anima, tota virtute! Johannes Eichrodt, Rektor

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STIFTSSCHULE

Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mann für einen Klostereintritt in Frage kommt, ist dem heiligen Benedikt ein Kriterium besonders wichtig: «Man achte sorg­ lich darauf, ob er wirklich Gott sucht» (RB 58,7). Diese Grundhaltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Sinn des Lebens und nach dem persön­ lichen Weg zu Glück und Heil prägt das Mönchtum von Anfang an. Das Kloster Einsiedeln ist seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche und als Benediktiner sind wir Erben einer langen Tradition. Aus diesem reichen Schatz zu schöpfen und ihn für die heutige Zeit fruchtbar zu machen, das ist eine Herausforde­ rung, die an jede Generation neu ergeht. Die modernen Kommunikationsmittel bieten neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten, Botschaften innert Sekunden über die gan­ ze Welt zu verbreiten. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute – besonders der jungen Generation – mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit täglichen Impulsen auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu be­ gleiten. Machen Sie mit und besuchen Sie unsere Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kom­ mentare, Fragen und «Gefällt mir»-Klicks. Wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nach­ lesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch

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S A LV E

3·2016

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

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Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch

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STIFTSSCHULE

Namwala

Mut für neue Projekte Johannes van der Weijden, pensionierter Lehrer der Stiftsschule Einsiedeln, fasst ­seinen ausführlichen Jahresbericht 2016 zum Partnerschaftsprojekt Namwala ­Secondary School für die «Salve»-Leserschaft zusammen. Er hat bereits in den ­siebziger Jahren den Kontakt zu dieser Schule in Sambia geknüpft und ist ein profunder Kenner der Verhältnisse an der Partnerschule der Stiftsschule Einsiedeln.

Die Zahl der internen SchülerInnen ist wäh­ rend der letzten Jahre stark von tausend auf tausendsiebenhundert angestiegen. Damit gehört die Namwala Secondary School zu den grössten Schulen in Sambia. Die Infrastruktur ist allerdings nur auf tau­ send Schüler ausgelegt. Darum mussten die WC- und Dusche Anlagen dringend erwei­ tert werden. Wir fingen mit den Räumen für die Mädchenabteilung an. Diese Bauten be­ dingten auch einen zusätzlichen Brunnen und neue Abwasserleitungen. Die Gesamt­ kosten betrugen 95 000 Franken. Nach dem viel zu frühen Ableben von Lehrer Christo­ pher Mukuwa vor einem Jahr übernahm Jo­ seph Chipindi von der Parent Teacher Asso­ ciation (PTA) die Bauaufsicht und Brian Chilala, ein lokaler Unternehmer, die Bau­ ausführung. Die Zusammenarbeit mit die­ sen zwei Personen macht sehr viel Freude und gibt Mut für die neuen Projekte. Unterstützung einer Lehrerfamilie Wir versuchen, die Familie des verstorbenen Lehrers Christopher Mukuwa zu unterstüt­ zen, indem seine zweitjüngste Tochter Mili­ mo neu zu den zehn Schülerinnen gehört, deren Schul- und Taschengeld wir zahlen. Weiter bezahlen wir seinen ältesten Sohn Chris für die Fertigung von Schulmöbeln, womit er sein Studium finanzieren kann.

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Es gab auch ein paar kleinere Projekte wie den neuen Computerraum: die Schüler er­ stellten die Tische und wir finanzierten das Holz und die neue Decke und den Boden. Einsiedler Stiftsschüler in Namwala Sehr erfreulich war die Schülerreise nach Namwala in Juli 2016, die erste Reise seit 2010. Wir berichteten darüber in der «Salve»Ausgabe vom September 2016. Ich möchte hier nur unsere Bananenpflanzaktion, zu­ sammen mit den SchülerInnen von Namwala erwähnen. Der Obstgarten wurde hiermit auf eine Hektare erweitert. Die Bananen­ pflanzen sehen nach drei Monaten bereits sehr versprechend aus, so dass wir im April die ersten Früchte erwarten können. Jubiläumsfeier Ein anderer Höhepunkt war die Jubiläumsfei­ er zum fünfzigjährigen Bestehen der Schule im Juli 2016. Es war eine sehr schöne Feier mit vielen ehemaligen Schülern und mit Lehr­ kräften aus dem In- und Ausland. Unter den Gästen befanden sich auch Vertreter der Zen­ tralregierung und traditionelle Würdenträ­ ger. Während des Schulrundgangs wurden die Projekte besichtigt und immer wieder gerühmt. Am Nachmittag wurden die neuen Klassenzimmer, die letztes Jahr fertig gestellt wurden, offiziell eingeweiht.


STIFTSSCHULE

Einsiedler und Namwala-Schülerin gemeinsam am Werk beim Bananenpflanzen im Juli 2016 (Foto: Johannes van der Weijden). Die Namwala-Schulleitung informierte uns, dass die Examenergebnisse der Schule in den letzten Jahren klar im Aufwärtstrend sind. Im Vergleich mit den anderen fünfzig Secondary Schools in Southern Province nahm Namwala letztes Jahr neu Position fünfzehn ein und war damit die beste Staatsschule in der Provinz. Nur eine Anzahl Mis­sions- und Privatschulen, die finanziell bessergestellt sind, waren höher platziert. Wenigstens stan­ den unsere Anstrengungen in Namwala die­ ser Entwicklung nicht im Wege. Auf Unterstützung angewiesen Nach der Fertigstellung der zwei Dusch- und WC-Räume für die Mädchenabteilung ste­ hen jetzt die gleichen zwei Anlagen für die Bubenabteilung mit deren Anschluss an der Wasserkläranlage bevor (Total 90 000 Fran­ ken). Später werden die Wasserkläranlage (30 000 Franken) und die alten WC- und Duschblöcke (ebenfalls 30 000 Franken) re­ noviert. Bald möchten wir damit anfangen und hoffen, dass viele Leute bereit sind, ­dieses Projekt zu unterstützen.

Meine nächste Sambiareise wird wahr­ scheinlich im März 2017 stattfinden, Studie­ rende und Handwerker sind dazu herzlich eingeladen. Im Sommer plane ich eine Reise mit Erwachsenen, wozu ich in erster Linie an die Lehrerschaft der Stiftsschule, an die Mönche des Klosters Einsiedeln und an Mit­ glieder des Namwala-Fördervereins denke, an der sich aber je nach Echo auch andere Interessierte anschliessen können. Ich danke allen, die das Partnerschafts­ projekt finanziell und ideell unterstützt ­haben und ich hoffe auch in Zukunft auf weitere Mithilfe. Johannes van der Weijden

Förderverein Namwala Secondary School Bahnmatt 21 6340 Baar Schwyzer Kantonalbank 6431 Schwyz Konto 60-1-5 IBAN CH85 0077 7008 3469 8001 8 https://www.namwalafriends.org/de

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Alumni

Anatole Taubman: «Ich kam ins Paradies» Für den 8. Dezember luden die Alumni der Stiftsschule Einsiedeln zu einem beson­ deren Anlass ein. Der ehemalige Stiftsschüler Anatole Taubman, der wohl interna­ tional erfolgreichste Schweizer Schauspieler, präsent in über 95 Filmen, beantwortete im Kino Cineboxx Fragen des interessierten Publikums, erzählte Anekdoten aus ­seiner Stiftsschulzeit, von seinem Werdegang und gab amüsante Erlebnisse auf dem Set zum besten. Das Kino in Einsiedeln, die Cineboxx, gehör­ te einen Abend lang der Stiftsschule. Fast zweihundert aktuelle und ehemalige Schü­ lerinnen und Schüler, Lehrpersonen und ­Eltern trafen ein, um einen besonders pro­ minenten Absolventen der Schule kennen­ zulernen: Anatole Taubman. Abt Urban hielt zu Beginn des Anlasses eine Laudatio für Taubman, den Ehrengast des Abends. Er beschrieb den Schauspieler als eine Person voller Leben, mit der es nie langweilig wurde. Der Abt schilderte auch eine Begegnung mit Anatoles Mutter: Sie sagte einmal, sie sei hier in Einsiedeln zu Hause, weil ihr Sohn hier zu Hause wäre. Dies be­stätigt Anatole Taubman im Verlaufe des Abends immer wieder: Einsiedeln ist für ihn Heimat.» Einsiedeln und dessen Prägung Einsiedeln hat den damals siebzehnjährigen Anatole geprägt. Einsiedeln ist für ihn die Heimat, die er in seiner Kindheit nie gefun­ den hatte: Als Halbweise aufgewachsen und in Straftaten verwickelt, bot ihm die Stifts­ schule und das Internat eine erste Konstante in seinem Leben. Das ruhige, naturverbun­ dene Einsiedeln stellte einen Gegensatz zu Zürich dar. Freiwillig war er nicht hierherge­ kommen, seine Mutter hatte ihn praktisch dazu gezwungen, diese Schule zu besuchen.

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Und die Entscheidung sollte sich als richtig erweisen: «Ich dachte, ich komme ins Ge­ fängnis, kam aber ins Paradies», so die Wor­ te Anatole Taubmans. Pater Kassian und das Theater In Einsiedeln fand er nicht nur eine Heimat. Mit Pater Kassian, dem damaligen Internats­ leiter und gleichzeitig Vaterfigur für ihn, kam er auch aufs Theater. Auf die Bitte Pater Kassians, welcher auch die Theatergruppe leitete, las Anatole das Stück «Der Kaufmann von Venedig» von Shakespeare und war be­ geistert. Pater Kassian verlangte nun aber, dass er den Shylock spielte, den Bösewicht, einen alten Mann mit einem unmenschli­ chen Charakter. Nach anfänglichen Beden­ ken bereitete das Theaterspiel Ana­tole aber sehr viel Freude. Nach den Auf­führungen bekam er jeweils viele Komplimente und An­ erkennung der Zuschauer. Anatole Taubman realisierte, dass die Leute ihn als «Shylock» ernst nahmen und ihn daher auch als Person ernst nehmen mussten. Da wusste er: «That’s it, ich werde Schauspieler». Anatole und der Bösewicht Bekannt ist der Schweizer Schauspieler vor allem auch für seine Rolle im 22. James Bond Film «Quantum of Solace». Bei seinem Vor­ sprechen traf er zu seiner Freude auf den


Deutschschweizer Filmregisseur Marc Fors­ ter. Er bekam die Rolle und somit auch das Skript, mit dem Namen B22, was für Bond, der 22. Film stand. «Wenn ich eine Rolle angehe, bin ich wie ein Architekt. Die Rolle ist wie das Haus, das ich bewohnen möchte, das jedoch noch nicht gebaut ist.» Im Austausch mit dem Re­ gisseur und Produzenten kam es dann zur Rolle des Elvis, wie wir sie aus dem James Bond-Film kennen. So ist es auch der einzige Film, in der ein Bösewicht Schweizerdeutsch spricht, als er mit seiner Mutter telefoniert. Anatole und der Jeep Zum Schluss erzählte Taubman noch eine amüsante Geschichte vom Set. Er hat nie ein geschaltetes Auto gefahren, nur Automa­ ten. In Rollen, in denen das Autofahren ge­ plant war, musste er daher immer vorher

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einen Automaten anfordern. Eines Tages hatte er aber vergessen, dies anzumerken und am Vorabend realisierte er, dass seine Figur mit einem Militärjeep scharf um die Ecke fahren musste. Mit dem Wagenbesitzer durfte er vor dem Dreh ein wenig üben, der Motor starb aber immer wieder ab und er kam nicht mehr als zwei, drei Meter weit. Aber dann war der Schauspieler alleine in dem Auto, schweissgebadet wollte er die Szene hinter sich bringen. Das ganze Team wartete, bis er scharf um die Kurve kam, hin­ ter ihm der Wagen voll mit Lichtequipment. Anatole Taubman startete den Jeep und fuhr los. Aber dann war das Lichtequipment über ihm – versehentlich hatte er den Rück­ wärtsgang eingelegt. Der Wagen musste erst wieder instand gesetzt werden und sein Besitzer musste die Szene fahren. Alina Jud, 6c

Anatole Taubman in der Rolle des «Elvis» im James-Bond-Film «Quantum of Solace» auf der Leinwand und als ehemaliger Stiftsschüler am Alumni-Anlass im Kino Cineboxx, bewundert vom Moderator des Abends, Phil Dankner (Foto: Detta Kälin).

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Matura-Jahrgänge zwischen 1947 und 2007 feiern

Klassentage 2017

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Datum

Klassentag

Matura

Verantwortlicher

24. April

60

1957

Anton Bieri Küngoldingerstrasse 7 4800 Zofingen

9. Juni

70

1947

Klaus Rohr Dreilindenstrasse 39 6006 Luzern

12. Juni

25

1992

Michael Damann Waldhof 6 6300 Zug

19. Juni

65

1952

Walter Merki-Harder Breitenstein 33 5417 Untersiggenthal

4. September

20

1997

Sabrina Schönfelder Dörflistrasse 111 8050 Zürich

11. September

55

1962

Edi Neidhart Ringstrasse 3a 6300 Zug

18. September

30

1987

Pater Basil Kloster Einsiedeln 8840 Einsiedeln

25. September

50

1967

Markus Edelmann Wenigerstrasse 2 9011 St. Gallen

16. Oktober

40

1977

Andreas Bircher Bahnhofplatz 7 3076 Worb

23. Oktober

10

2007

Rahel Fröbel Loorenstrasse 20 8400 Winterthur


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Stiftstheater 2017

Arsen & Spitzenhäubchen Joseph Kesselring

Regie: Oscar Sales Bingisser

Fr Sa So Fr Sa

17. 18. 19. 24. 25.

März März März März März

2017, 2017, 2017, 2017, 2017,

20.00 20.00 17.30 20.00 20.00

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Theatersaal Stiftsschule Einsiedeln Kartenvorverkauf: w w w.stiftsschule-einsiedeln.ch/theater Telefon: 055 418 63 35 Preise: 20 / 10 / 5 CHF Das Theater-Bistro öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. design: Lena Weishaupt u Seraina Notter

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Corvina

Würzige zweite Jahreshälfte Ein ereignisvoller 2. Teil des Herbstsemesters bei uns Corvinern. Genau wie die erste Hälfte des Herbstsemesters mit SchluErKo, WAC und Doktorkneipe verlief der zweite Teil für uns ähnlich ereignisvoll und spannend. Weiter ging's am 5. November mit dem Krambambuli – ein würziger Spass mit der AKV Neu-Romania und der Palatia Solodo­ rensis. Auch dieses Jahr war es wieder ein voller Erfolg, nicht zuletzt dank der Künste der Braumeister und der Anwesenheit der AKV Neu-Romania, der Patenverbindung der Corvina, sowie der starken Vertretung der Palatia Solodorensis. Nach dem Kram­ bambuli ging's für ein paar Unentwegte weiter ins Einsiedler Nachtleben. ­Genauso viel Spass machte der diesjäh­rige C ­ hlaus­­­­­­­­­stamm am 25. November, bei dem der Sami­ chlaus natürlich Ehrengast war. Wahl des neuen Komitees In der BC/AC-Wahl/Schlusskonvente vom 2. Dezember wurden die wichtigsten Trak­ tanden erledigt. So zum Beispiel die Wahl des Seniors, Conseniors und Aktuars für das Die corvinischen Krambambuli-Braumeister am Werk (Foto: Marc Schiller v/o Mobil).

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kommende Semester. Nach der Begrüssung zum AC und dem Vorlesen der Traktanden­ liste wurden Daniel Knechtle v/o Frisch zum Senior, Niklas Meinhold v/o Vital zum Con­ senior und Marc Schiller v/o Mobil zum ­Aktuar gewählt. Auch wurde entschieden, die Bücherbörse wieder einzuführen – die Aktiven verkaufen ihre alten Bücher im nächsten Schuljahr an andere. Anschlies­ send wurde im BC einstimmig Anjuli de Vries v/o Nox als neuer Fuchsmajor gewählt. Ein schöner Abschluss Am 17. Dezember fand als Jahresabschluss für uns Corviner der Weihnachtskommers statt, bei dem auch dieses Jahr wieder viel Aufregendes passiert ist. Zuerst gratulieren wir Michael Hubli v/o Pögg herzlich zu seiner Burschifikation. Gratulieren muss man auch den Füchsen, die an diesem Abend in Top­ form waren. Sie schmückten den Tannen­ baum wunderschön (obwohl die Dekoration mit der Zeit immer mehr am Mutz endete). Und sie gaben dann die angeblich beste Fu­ xenproduktion, die es je gegeben hat, wo­ bei sie eine Kirchenmesse so umschrieben, dass es auf die Corvina zutraf. Auch hielt Herr Eichrodt, Rektor der Stiftsschule Einsie­ deln, eine Rede. Nach diesem aufregenden 2016 freuen wir uns schon auf alles, was uns im 2017 er­ wartet. Das neue Jahr fängt für die Corvina am 20. Januar mit einer gemütlichen Etzel­ wallfahrt an. DPMV! Thea Berchtold v/o Pika


Venerabile Monasterium Am 2. Januar 2017 ist Bruder Alfons Anton Akermann gestorben. Vitae merita Agnell Rickenmann (1976–M 1983) ist auf den 25. September 2016 zum Pastoralraum­ pfarrer des Pastoralraumes Mittlerer Leber­ berg SO ernannt worden.– Fritz Kälin (1999– M 2005) hat 2012 an der Universität Zürich das Lizenziat in Allgemeiner Geschichte, ­M ilitärgeschichte und Politikwissenschaft ge­ macht; seit Dezember 2016 ist er Doktor de­ signatus. Der Titel sei­ner Dissertation: «Die Schweizerische ‹Gesamtverteidigung›. Tota­ le Landesverteidigung im Kalten Krieg als kleinstaatliche Selbstbehauptungsstrategie im 20. Jahrhundert».

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­ arcel Oswald, der an der Stiftsschule ­Ana­M tole unterrichtet hatte. (Siehe Bericht zum ­Alumni-Abend mit Anatole Taubman auf S. 32). Penates Kathrin Hensler Häberlin (1996–M 2002) und Ramon Häberlin freuen sich über die Zwil­linge Charlotte und Vincent, geboren am 9. Oktober 2016; Wagnerfeldstrasse 26, 8646 Wagen.

PERSONAL NACHRICHTEN

Zwei Sonderveranstaltungen mit Ehemaligen Die Alumni-Vereinigung der Stiftsschule lud am Mittwoch, 30. November 2016, in den Theatersaal der Stiftsschule zu einem Unter­ nehmergespräch mit Meinrad Fleischmann (1974–M 1981), Verwaltungsrat der Charles Vögele, ein. Am Mittwoch, 7. Dezember 2016, war der bekannte Schauspieler und ehemalige Stifts­ schüler Anatole Taubman (1987–M 1991) im Theater der Stiftsschule zu einem Schüler­ talk zu Gast. Anatole Taubman hat osteuro­ päische, österreichische und ostpreussische Wurzeln, spricht 5 Sprachen und ist auch in seinem Handeln und Tun ein wahrer Kosmo­ polit. Er wirkte in über achtzig Kinofilmen und TV-Produktionen mit. – Nach einer fil­ misch inszenierten Vorstellung stellte sich Anatole im Theater der Stiftsschule in einer Podiumsrunde den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Diese bestand aus Anatole Taubman und je zwei Schülerinnen/Schülern aus der 4.–6. Klasse. Geleitet wurde die Gesprächsrunde vom Deutschlehrer Herr ­

In pace Josef Binzegger-Tonon «Fass» (1944–M 1952) ist am 27. Oktober 2016 ­gestorben. – Burkhard Fischer-Burkard (1947–M 1952) ist am 17. No­ vember 2016 gestorben. – Georges Morand (1960–M 1968) ist am 20. November 2016 gestorben. Um liebe Angehörige trauern: Der Vater von Lukas Bucher-Ladan (1982– M 1989), Willi Bucher, ist am 6. November 2016 gestorben. – Louise Auf der MaurSchönbächler ist am 12. November 2016 ­gestorben; sie war Mutter und Schwieger­ mutter von Beatrix (1972–M 1979) Ignaz Caminada-Auf der Maur (1975–M 1982), ­ ­Monika Morard-Auf der Maur (1978–M 1982), Manfred (1982–M 1990) und Isabelle Auf der Maur-Kälin (1989–M 1993). – Hans Rudolf Basler (1932–1936) trauert um seine Frau D ­ oris Basler-Cotti, gestorben am 18. ­November 2016. – Am 14. Dezember 2016 ist Berthe Schneider-Bruggisser gestorben; sie war die Mutter von Zeno (1964–M 1972) und die Grossmutter von Dario Schneider (1995–M 2001). – Die Gattin von Lars Heidbrink (1981–M 1988), Monika HeidbrinkBachmann, ist am 15. Dezember 2016 gestor­ ben. – Am 10. Dezember 2016 ist Alfons Weisser, der Onkel der Brüder Pater Patrick (1982–M 1987), Christoph (1984–M 1989) und Jan (1985–M 90), gestorben. Pater Alois Kurmann

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STIFTSSCHULE

Yvonne Ribaux, Mitarbeiterin der Internatsleitung

«Wie schnell die Zeit vergeht...» Bald zehn Jahre sind es her, seit ich meine interessante Aufgabe hier im neu eröffne­ ten und umgebauten Internat an der Stifts­ schule aufgenommen habe. Kaum zu glauben, aber wahr. Als ich ­damals in der Zeitung las, das Kloster wolle das Internat zu neuem Leben erwecken, rief ich spontan den damaligen Rektor Peter ­Lüthi an und bot ihm meine Mitarbeit in Teilzeit an. Bald darauf unterzeichneten ­ wir den ­Arbeitsvertrag. Gerne steige ich in diesen mir so vertrau­ ten Dachstock hoch. Drei Sonntagabende im Monat öffne ich das Internat (Checkin), übernachte hier und bleibe da bis Montag mittag. Während der Woche komme ich an ein bis zwei Tagen, ab 16 bis 22 Uhr (Studium etc.) und am Freitag von 11 bis 17 Uhr (Check­ out). Am Sonntagabend bleibe ich nie lange allein, bald gesellen sich die Girls und Boys dazu. Wer wird heute der erste sein, wie sind sie drauf, wird es eher ein ruhiger Abend

oder geht die Post ab? Jeder einzelne bringt seine Geschichte mit. Die einen lassen sich gut und gerne in die Karten schauen, ande­ re behalten vieles lieber für sich. «Stille Was­ ser gründen tief», kommt mir da in den Sinn. Die Atmosphäre hier im Internat empfin­ de ich als familiär und meine Aufgabe liegt mir am Herzen. Viele Schüler erzählen mir aus ihrem Leben und was gerade ansteht. Auch die Eltern sind zum Teil dafür sehr ­offen und dankbar. Disziplin ist ein Muss, wo so viele Men­ schen auf engem Raum zusammen leben. Für die einen ist dies von Anfang an selbst­ verständlich, für andere eher mühsam. Mit disziplinarischen Massnahmen, gewürzt mit Geduld, Zuversicht und Liebe, habe ich schon manche nicht gerade einfache Situa­ tion gemeistert. Es gab Zeiten, da bangten wir um genü­ gend Schülerzahlen. Mit dem zweiten Um­ bau (neuer Trakt für die Boys der 4.– 6. Klas­ se) und dem neuen Angebot «Internat nach Mass» nahm die Schülerzahl ra­ Zwölf der derzeit 36 «Kids» im Internat. Samuel ist der pide zu. Heute haben wir wieder Vierte von links in der hinteren Reihe (Foto: Simone de 36 Schüler, davon sind 19 Mäd­ chen. Hie und da bekomme ich Tomasi). spontan ein Feedback von Ehe­ maligen, was mich riesig freut. Dies veranlasste mich zur Idee, einen Ehemaligen-Treff zu or­ ganisieren. Schnell gesagt, aber es stellte sich als nicht einfach heraus, die vielen Ehemaligen zu finden. Sie hatten uns ja nach der Matura in einem nicht gerade sesshaften Alter verlas­ sen. Mit Hilfe zweier Ex-Inter­ nätlern, die ebenfalls diesen

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«Wenn man das Internat durch den Haupteingang betritt, leuchten den meisten Besuchern sofort die mit Liebe gestalteten Blumensträusse, Osterbäu­ me, in der Adventszeit der Christbaum und viele andere schöne Dekorationen ins Auge. Meistens ist dies das Werk von Yvonne Ribaux. Doch nicht nur Dekorationen ma­ chen Frau Ribaux aus. Sie erzählt gerne Geschichten, z.B. wie sie sich früher ein­ mal als Hexe verkleidet hatte und die Kinder draussen überraschte, von ihren eigenen Kindern oder ihr Lieblings­ thema ‹Afrika›. Sie kann aber auch ziem­ lich streng sein, schon etliche mussten das gefürchtete ‹Sächsi-Studium› (6 Uhr morgens!) erleben, egal wie liebens­ würdig Frau Ribaux auch ist.»

Samuel, 4.Klasse

Wunsch äus­serten, konnten wir dann vor zwei Jahren hundert Ehemalige (aus der Zeit des neuen Internates) einladen. Es war einer der grösseren Anlässe im Internat und er wurde ein voller Erfolg. Haben doch ca. fünfzig Ehemalige der Einladung Folge ge­ Yvonne Ribaux (Foto: zvg).

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leistet. Sie kamen von nah und fern. Es war eine Freude, zu sehen, wie unsere «Kleinen», bzw. Gegenwärtigen zuerst eher scheu auf die Ehemaligen zugingen und am Schluss doch wie eine riesige Familie vereint waren. Ich könnte manche Seite füllen mit ­Geschichten und Erlebtem. Die Aufgaben hier im Internat sind vielseitig und manch­ mal sehr erfüllend: Studiumsbegleitung, psychologische und erzieherische Betreu­ ung, Elterngespräche, Krankenbetreuung, Abendandacht vorbereiten, die Internats­ aktivitäten beobachten und vieles mehr. Nicht zu vergessen das Organisieren der ­vielen indivi­duellen Anlässe, die uns allen speziell Freude bereiten. Wie zum Beispiel die Mondscheinwanderung im Schnee nach einem feinen Fondue von Egg nach Einsie­ deln, der Ausflug in die Badi am Sihlsee mit Nachtessen, der Samichlausabend mit ab­ schliessender Fackelwanderung im Kloster­ wald, Bräteln und Spiele am See... Die nächsten drei Jahre bis zu meiner Pensionierung werden wahrscheinlich nur so davonfliegen. Jeder einzelne Schüler ist eine Persönlichkeit, facettenreich und spe­ ziell, einige sind einfach zu führen, andere sind herausfordernd, so dass es auch mal­ ein Donnerwetter gibt. Die Sonne scheint jedoch rasch wieder. Nie werde ich die vie­len Gespräche mit den Kids (Sorgen, Nöte, auch Erfreuliches) vergessen oder die Mo­ mente, die zum Schmunzeln anregten, wenn über ein noch so griesgrämiges Gesicht doch plötzlich wieder ein Lächeln huscht. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und ­immer wieder die nötige Kraft, die es hier braucht, mobilisieren kann. Ich werde die­se kommende Zeit mit den Jugendlichen nochgeniessen und versuchen mein Bestes zu geben. Eine Familie hört ja nie auf, und so ­werden wir immer auf irgendeine Art und Weise voneinander hören und verbunden bleiben, dies ist das Schöne hier an der Stifts­ schule. Yvonne Ribaux

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PROPSTEI ST. GEROLD

Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at

Veranstaltungen Hebräische Musik Wann: Sonntag, 26. März 2017, 17 Uhr / Eintritt € 25.– Wer & Was: «Ha-Shirim Asher li-Shlomoh» – Hebräische Lie­ der und Instrumentalstücke von Salomone Rossi (1570–1630). Vor dem Konzert kurze Einführung mit Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm «He­ breo – Die Suche nach Salomone Rossi». – Es sin­ gen und spielen das israelische Vokalensemble «Profeti della Quinta» und das Ensemble «Sed Formosa» auf historischen Instrumenten wie Zink, Barockgeigen, Chitarrone und Violone. Leitung Elam Rotem, Basel Vortrag von Geigenbauer Martin Schleske Wann: Samstag, 1. April 2017, 15 Uhr; freier Eintritt – Kollekte (Benefizvortrag) Wer & Was: Weltbekannte Geiger schwören auf seine Instrumente. In Fachkreisen wird Martin Schleske als «Stradivari des 21. Jahrhunderts» bezeichnet. Nur 12 bis 15 Instrumente verlassen jährlich sein Atelier. Sein ganzes Leben ist eine grosse Suche – nach dem perfekten Klang und dem Ge­ heimnis Gottes. Immer wieder werden ihm beim Arbei­ ten in seiner Werkstatt die Zusammenhänge zwischen Leben und Glauben neu bewusst. Martin Schleske liest aus seinem neuen Buch «Herztöne – Lauschen auf den Klang des Lebens», das teils auch in St. Gerold entstanden ist, und erzählt faszinierende Gleichnisse zu den Themen Inspiration, Weisheit, Gebet, Schönheit, Liebe, Mystik und Seele. «Come an’ go» Wann: Sonntag, 2. April 2017, 17 Uhr / Eintritt € 15.– / Benefizkonzert Wer & Was: Im neuen Programm beschäftigen sich die Cantori Silvae mit dem «Kommen und Gehen», mit dem «Bestehen und Verge­ hen» und mit dem «Verweilen, bevor wir wieder weggerissen werden». – Jodler, Juchzer, Gospels, Musik von Monteverdi und Schütz werden mit den Improvisa­ tionen von Herbert Walser-Breuss und Peter Madsen zu einem grösseren Gan­ zen verschmolzen. – Cantori Silvae, Leitung: Thomas Thurnher; Herbert WalserBreuss: Trompete; Peter Madsen: Piano.

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PROPSTEI ST. GEROLD

Osterkonzert «On tour» Wann: Sonntag, 16. April 2017, 17 Uhr / Eintritt € 18.– Wer & Was: Wir bewegen uns am Übergang vom 17. ins 18. Jhd. und fahren in einer rum­ pelnden Kutsche quer durch Europa, machen Zwischenhalt in Versailles am Hof von Louis XIV., in Wien am Kaiserhof von Ferdinand III. sowie in Italien an den weit verstreuten Fürstenhöfen. – Das erweiterte Jungensemble ConCorda aus Thüringen/A spielt Werke u.a. von Marin Marais, Georg Muffat, Johann H. Schmelzer und Francesco Turini.

Kurse und Seminare Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Bibel & Malen Wann: Donnerstag, 6. April 2017 bis Sonntag, 9. April 2017 Wer/Was: «Wir leiden nicht gerade an einem Mangel an Bildern. Doch es ist wichtig, dass wir unsere Bilder sehr sorgfältig auswählen. Denn sie verändern unser Bild der Welt.» (John Greene) Die Bibel spricht zu uns in Geschichten und Bildern. Auch unsere Seele spricht in Bildern zu uns. In diesen Tagen wollen wir uns mit aus­ gewählten Geschichten beschäftigen, darauf lauschen, welche Bilder sie in uns wachrufen und diesen Bildern im Malen Ausdruck geben. Wir verbinden die Geschichten so mit unserem Innern und stellen uns in den Zusammenhang mit den Archetypen der Religionen, Märchen und Mythen. Wir wollen uns Zeit nehmen, um dabei unserem eigenen, inneren Entwicklungsprozess auf die Spur zu kommen: «Und ich weiss noch nicht: Bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein grosser Gesang.» (Rilke) – Für das Seminar sind keinerlei künstlerische oder andere Vorkenntnisse erforderlich. Leitung: Klaus Gasperi, Theologe und Germanist/A; Sabine Riesenhuber, Kunstthera­ peutin, Lebens- und Sozialberaterin/A Kosten: Kurs € 190.– + Pension ab € 288.– Ostermysterium Wann: Mittwoch, 12. April 2017 bis Sonntag, 16. April 2017 Wer/Was: Mit Übungen aus der Personalen Leib-, Atem-, und Stimmarbeit, mit Traum­ arbeit, Bild- und Stille-Meditation, Gebetsgebärden und sakralen Tänzen ­werden wir uns auf das Ostergeheimnis von Tod und Auferstehung einlassen. – Auf dem Hintergrund der initiatischen Therapie nach Karlfried Graf Dürck­ heim, der Tiefenpsychologie nach C. G. Jung und Erich Neumann, der Sternen­ weisheit und der christlichen Mystik werden wir die Bedeutung der inneren Karwochentage vom Mittwoch bis zum Ostersonntag als das tiefste Wand­ lungsgeschehen unseres eigenen, uns aufgegebenen Lebens-Weges erfahren können. Die liturgischen und kulturellen Veranstaltungen in der Propstei ­werden in den Osterkurs miteinbezogen. Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem-, Stimm-, Tanz- und Psychotherapeut/A Kosten: Kurs € 280.– + Pension ab € 384.–

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PROPSTEI ST. GEROLD Meditatives Reiten Wann: Freitag, 28. April 2017 bis Samstag, 29. April 2017 Wer/Was: Zur Ruhe kommen und die tiefe Freude des Moments in sich entdecken. Das ­Meditative Reiten ist eine ganzheitliche Methode, die sich aus der therapeuti­ schen Arbeit mit Pferden entwickelt hat. Die heilsamen Impulse des Pferderüc­ kens werden genutzt, um Körper, Seele und Geist zu entspannen und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren. An diesem Wochenende machst du dich auf den Weg zu dir selbst. Meditation und die inspirierende Begegnung mit den Pferden lassen dich zur Ruhe kommen und den Augenblick willkommen heis­ sen. Das Getragenwerden auf dem Pferd setzt keine Fähigkeiten voraus und wird von e ­ inem erfahrenen Team aus Therapeuten und Therapiepferden be­ gleitet. – ­Keine Vorkenntnisse erforderlich. Leitung: Julia Joswig, Mag.ª Theologie / Latein, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM)/A; Eva-Maria Türtscher, BA Politikwissenschaft, Reittherapeutin/A Kosten: Kurs € 180.– + Pension ab € 96.– Heilende Reise zum Herzen Wann: Donnerstag, 11. Mai 2017 bis Sonntag 14. Mai 2017 Wer/Was: Pferde sind sehr sensitive Tiere, die uns durch ihre Kraft und Wärme direkt zu unserem Herzen führen. Ihre zarte direkte Art setzt das Wesentliche in uns in Gang und ihre Lebendigkeit im Hier und Jetzt öffnet uns für neue Wege. Schmerzvolles darf sich verabschieden und transformieren und Neues empfan­ gen werden. Vorbereitet wird die heilende Begegnung mit den Pferden jeweils durch verschiedene Meditationen und Wahrnehmungsübungen. • Geführte und stille Meditation • Meditation mit tibetischen Planeten-Klangschalen und Kristall-Klangschalen • Verschiedene Wahrnehmungsübungen (z.B. Schreiben, Auragraphien, Elemente und Energie spüren etc.) • Begegnung in und mit der Natur Die Erfahrung mit diesen herrlichen Tieren öffnet unser Herz mehr, tröstet, transformiert und erweitert unser Bewusstsein für die Kraft unserer Lebendig­ keit und unserer inneren Stärke. Die Pferde schenken uns Botschaften, die unser inneres Wissen und unsere innere Stimme bereits in sich tragen. Lassen Sie sich verzaubern durch die Weisheit und durch die Herzwärme der Pferde, die eine wunderbare Brücke zwischen Himmel und Erde bilden. – Keine Vorkenntnisse erforderlich! Leitung: Beatrice Lacerti, spirituelle Beraterin, Lehrerin/CH; Julia Joswig, Mag.ª Theolo­ gie / Latein, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM)/A Kosten: Kurs € 350.– + Pension ab € 288.–

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PROPSTEI ST. GEROLD

Entschlacken mit Yoga Wann: Mittwoch, 24. Mai 2017 bis Sonntag, 28. Mai 2017 Wer/Was: Die Natur drängt im Frühjahr ungestüm und kraftvoll nach aussen. Sie lädt auch uns ein, unser Inneres nach aussen in die Sichtbarkeit zu kehren und zu wachsen. Somit ist der Frühling die beste Zeit für eine intensive Reinigung und Befreiung von alten Schlacken und Gedanken. Vergangenes verlassen wir, und mit Mut und Zuversicht wagen wir neue Wege. Für diesen Prozess der Wandlung bietet Yoga wunderbare Werkzeuge an. Mit einer speziell aus­ gewählten Asanapraxis (Körperübungen), Pranayama (Atemschulung), wie zum Beispiel dem Feueratem und Meditation werden Entgiftungsprozesse in Gang gebracht. – Die Hitze im Körper wird angeregt, damit der Körper sich von angesammelten Schlacken und Giftstoffen befreien kann. Unsere Entgiftungsorgane, wie Leber und Gallenblase werden stimuliert und unsere Ausscheidungsorgane wie Magen-Darmtrakt und Nieren werden aktiviert. – Unsere Körperenergien richten sich neu aus, dass auch Inneres wieder strah­ len kann und wir uns unserer Kraft bewusst werden. Die Übungspraxis wird dynamische, wie auch ruhige und meditative Elemente enthalten. Es werden Elemente aus den Yogastilen Hatha- und Kundalini Yoga einfliessen. Auch den Wandel in der Natur werden wir bei unseren Breathwalk – Spaziergän­ gen miteinbeziehen. Blühe auf, wie eine Frühlingsblüte: kraftvoll, mutig und strahlend! Der Kurs richtet sich an Anfänger und Geübte gleichermassen. Leitung: Maximiliane Boris, Yogatherapeutin (IGKY), Fussreflexzonentherapie, Schüsslersalze Kosten: Kurs € 275.– + Pension ab € 340.– (Heilsäfte € 15.–) Das Licht bewirten Wann: Montag, 29. Mai 2017 bis Samstag, 3. Juni 2017 Wer/Was: Der Titel stammt aus einem Gedicht des iranischen Lyrikers Cyrus Atabay: «[...] das Schauen wurde Gewährung / das Hören ein Gebet / ich hatte keine Zeit mehr / zum Lernen / weil ich das Licht bewirten musste / das bei mir wohnte.» Seine poetischen Bilder umschreiben jenes Vertrauen, das für die Kontem­ plation massgebend ist: dass wir Menschen – unser Herz, unser Bewusstsein – Raum für Gottes Gegenwart sind. – Das Seminar widmet sich der Kontem­ plation. Konkret bedeutet dies, zur Ruhe zu kommen, Raum und Zeit zu fin­ den, um sich auf die methodischen Schritte der Kontemplation einzulassen und den Lichtspuren von Gottes Gegenwart im eigenen Leben nachzuspü­ ren. – Die Kontemplationspraxis wird durch Körperarbeit (Yoga-Tradition), gemeinsames Schweigen und spirituelle Impulse begleitet; die Impulse orien­ tieren sich an den Gedichten von Cyrus Atabay (1929–1996) und Magdalena Rüetschi (1923–2016). – Zur Vorbereitung empfiehlt sich die Lektüre von Peter Wild: «Wer langsam geht, geht weit. Alternativen zur Überholspur», Verlag Topos. «Schritte in die Stille. Die grosse Schule der Meditation», Verlag Grü­ newald. Leitung: Peter Wild, Theologe, Religionswissenschaftler, Germanist, Meditationslehrer/CH Kosten: Kurs € 250.– + Pension ab € 480.–

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KLOSTER FAHR

(Foto: Priorin Irene Gassmann)

emand muss zu Hause sein, Herr, wenn du kommst.» Diese Worte von Schwester Hedwig, Silja Walter, stehen auf unserer neuen inneren Klausurtüre (s. S. 55). Mitte November konnten wir Schwestern nach zwei Jahren im «Exil» in der ehemaligen Bäuerinnenschule wieder heimkehren in unsere renovierte Klausur. Hier sind wir zu Hause. Klausur steht für den geschlossenen Bereich im Kloster, der in der Regel nur für die Schwestern zugänglich ist. Vom lateinischen Wort «Claustrum» stammt auch die deutsche Bezeichnung «Kloster». In unserer inneren Klausur befinden sich die Gemeinschaftsräume wie Refektorium (Speisesaal) und Kapitelsaal, sowie Musikzimmer und Bibliothek. Auch die Zellen der Schwestern sind innerhalb der Klausur. Im Rahmen der Renovation haben wir verschiedene Arbeitsräume wie Web- und Nähatelier und Büros in die äussere Klausur verlegt, da in diesen Bereichen auch externe Mitarbeitende tätig sind. Das Leben in der Klausur ist kein Abschotten von der Welt. Im Gegenteil: Es soll helfen, die zerstreuten Gedanken zu sammeln, sich auf das Wesentliche auszurichten, Ausschau zu halten nach Gott. «Herr, jemand muss dich kommen sehen, durch die Gitter der Geschichte, des Geschehens immer jetzt und heute in der Welt» (S. 54). Das Kloster ist der Ort unserer Gottsuche oder wie es Schwester Hedwig im «Gebet des Klosters am Rand der Stadt» umschreibt, der Ort des Wachens, des Bereitseins für die Begegnung mit Gott. «Jemand muss nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht. Wer weiss denn, wann du kommst?» Jedesmal, wenn ich nun durch unsere lichtdurchlässige Klausurtüre in meine Zelle zurückkehre, bleibt ein Gedanke vom Klostergebet hängen so z.B.: «…durch meine Zellen­ türe kommst du in die Welt… » «… und durch mein Herz zum Menschen.» oder: «Wachen – auch für die Welt.» Die Klausur ist Ort der Sammlung und des Gebets, auch für die Menschen, mit denen wir verbunden sind und für die Not so vieler Unbekannter in der weiten Welt. Ich bin dankbar für die Klausur. Ich schätze diesen Raum des Rückzugs. Hier in der Klausur kann ich konzentriert arbeiten, aber auch ungestört beten. Das ermöglicht mir dann wiederum auch eine entsprechende Bereitschaft und Offenheit für das Geschehen in der Welt. Liebe Leserin, lieber Leser, auch wenn Sie nicht im Kloster leben, wünsche ich Ihnen doch auch Orte und Zeiten Ihrer «Klausur im Leben», um sich auf das Wesentliche auszurichten.

Ihre

Priorin Irene Gassmann

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KLOSTER FAHR

Nach den Zügeltagen im November

Wieder daheim! Reges Treiben herrschte vom 7. bis 16. November im Kloster Fahr, als die Schwestern aus ihrem vorübergehenden Zuhause «Subiaco» zurück ins Kloster übersiedelten. Ein Dutzend Helfer aus dem Verein Pro Kloster Fahr und zehn Umzugsmänner wirkten mit, um die neu renovierten Räumlichkeiten zu beziehen. Das Organisationskomitee «OK von A bis Z», das nach getaner Arbeit erschöpft noch kurz beisammen sass, stellte fest, dass die Tage kein Umzug im herkömmlichen Sinne waren, sondern ein einziges grosses Fest. Nachdem das «OK von A bis Z» (bestehend aus Franz Horner, Annemarie Frey, Kathari­ na Stockmann und der Autorin) vor zwei Jahren schon mit Priorin Irene zusammen den Umzug nach «Subiaco» organisiert hat­ te, waren alle zuversichtlich, die Planung erst im Sommer beginnen zu können. Des­ halb lud Priorin Irene das Team am 12. Juli zur ersten Sitzung ein. Das Organisations­ komitee besteht aus Mitgliedern des Vor­ standes des Vereins Pro Kloster Fahr und hat so natürlich immer die Möglichkeit, viele helfende Hände zu mobilisieren. Denn nur dank der Mithilfe der Vereinsmitglieder sind die Grossprojekte des Klosters zu bewälti­ gen. Ohne Behinderung des Klosteralltags Franz Horner, der die nötige Erfahrung ver­ fügt, übernahm für den Umzug zurück ins Kloster wieder die Leitung. Auftraggebe­r­ innen waren die Schwestern und als ihre Vertreterin war Priorin Irene immer an allen Sitzungen dabei, steckte den Rahmen ab und erklärte die Bedürfnisse des Klosters. Wie schon vor zwei Jahren musste gewähr­ leistet werden, dass der klösterliche Tages­ ablauf nicht gestört wurde. Das stellte gros­ ­ se logistische Herausforderungen an

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die für die Allgemeinräume verantwortli­ chen Schwestern. Im Laufe des Umzugs kam zum Beispiel der Tag, an dem das Mittages­ sen in «Subiaco» und das Abendessen im Kloster eingenommen wurde. Es war vor ­allem Priorin Irenes Aufgabe, Schwierigkei­ ten dieser Art im voraus zu erkennen und Lösungen in die Wege zu leiten. Doppelbelastung Die Schwestern waren in den Tagen des Um­ zugs immer präsent, um mitzuhelfen, mitzu­ denken und einzurichten. Sie alle waren doppelt belastet. Ausser für die eigene Zelle waren viele von ihnen auch zuständig für den Umzug der Allgemeinräume wie Küche, Bibliothek oder Nähstube. Zudem mussten auch die üblichen Alltagsaufgaben erledigt werden. Schwester Christa zum Beispiel musste dafür sorgen, dass das Refektorium in «Subiaco» funktionstüchtig blieb, solan­ ge es gebraucht wurde, dasjenige im Kloster aber ebenso. Nebenbei hatte sie jedoch ihre Aufgaben im Gewächshaus und in der SalveKapelle wahrzunehmen. Auch das Küchen­ team (Schwester Gabriela, Schwester Moni­ ka und Schwester Verena) hatte alle Hände voll zu tun, um die alte Küche aus- und die neue einzuräumen und dies, obwohl immer


KLOSTER FAHR

Damit die Arbeitsbelastung vor allem für die Schwestern im Rahmen gehalten werden konnte, entschloss man sich, in der ersten Woche die Allgemeinräume und erst in der zweiten Woche die Zellen zu verlegen. Motivierte Helfer Für den Umzug der Allgemeinräume wurde kurz vor den Sommerferien im Verein Pro Kloster Fahr ein Helferaufruf gemacht. Für jeden der Umzugstage meldeten sich mo­ tivierte Helfer in ausreichender Zahl. Ein ­junger Mann bezog sogar einen Ferientag, ­damit er den Schwestern zur Hand gehen konnte. Zusätzlich engagierte der Verein, wie schon vor zwei Jahren, eine Umzugs­ firma, die in beiden Wochen für je zwei Tage zwischen vier und zehn Mitarbeiter ins ­Kloster schickte. Die Zusammenarbeit zwischen Schwes­ tern, Vereinsmitgliedern und Zügelmännern war nicht nur effizient, sie gestaltete sich auch überaus fröhlich. Die Stimmung war Fotografische Beobachtungen auf dem «Zügel­ laufsteg»...

eine davon gebraucht wurde. Und Schwes­ ter Andrea war während des Umzugs des Zellentraktes auch immer in der Waschkü­ che zu finden, um die Berge von Tisch- und Bettwäsche, die sich angesammelt hatten, abzubauen.

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KLOSTER FAHR sich in der alten Waschküche – zwischen dem Ausgang von «Subiaco» und dem Kloster­ eingang. Dort traf man sich für kleine Pau­sen, Stärkungen, Lagebesprechungen und Arbeitseinteilungen. Wie immer, wenn Ka­ tharina Stockmann zusammen mit Schwester Monika für das leibliche Wohl sorgt, wurde man dort nach allen Regeln der Kunst ver­ wöhnt. Vom Landjäger mit Brot aus dem Kloster über hausgemachte Quittenkrapfen bis zu Schokoladekugeln fand jeder, was sein Magen begehrte. Die Kaffeemaschine sorgte dafür, dass man sich ein paar Minuten hinsetzen und ausruhen musste – sie liess sich für jede Tasse sehr viel Zeit. Gemeinsames Mittagsmahl

...und der Stuhlreise» (Fotos: Verena HuberHalter). hervorragend bis zum letzten Moment, ­ bwohl alle am letzten Nachmittag die o ­Anstrengungen der vergangenen Tage in den Knochen spürten. Das leibliche Wohl Ein entscheidender Faktor für die gute Stim­ mung war die «Kafistube», die Katharina Stockmann eingerichtet hatte. Sie befand

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Zum Mittagessen lud die Klostergemein­ schaft die Helfer aus dem Verein ein, mit ihnen zusammen an den Tischen im Refek­ torium zu essen. Morgens, wenn die Helfer eintrafen, wurden sie gleich über die Ge­ pflogenheiten am klösterlichen Mittags­ tisch informiert, damit das Essen im Schwei­ gen reibungslos über die Bühne gehen konnte. Den Gästen zuliebe wurde aller­ dings nach der Suppe das Schweigen aufge­ hoben. Der Umzug von «Subiaco» ins Kloster wird allen Beteiligten nicht als mühsame Herkulesaufgabe in Erinnerung bleiben. Vielmehr wird man sich sehr gerne an diese Tage erinnern, weil so viele, so unterschied­ liche Menschen zusammengekommen sind, um mit einer grossartigen gegenseitigen Hilfsbereitschaft, viel Humor und guter ­Laune die wunderschönen, neu renovier­ten Räume des Klausurtraktes wieder mit Leben zu füllen. Am Abend des letzten Zügeltages, als alle Helfer schon gegangen waren, sassen die OK-Mitglieder bei einem Glas Wein in der Klosterküche zusammen, um die vergan­ genen Tage Revue passieren zu lassen und sich darüber zu freuen, dass die Schwestern wieder in ihrem «neuen» alten Zuhause wohnen können, als ob sie gar nie weg ge­ wesen wären. Etwas Wehmut mischte sich


unter die Freude über den erfolgreichen ­ bschluss dieses Projektes – das «Umzugs­ A fest» ist Vergangenheit. In der Vesper verabschiedeten sich die Schwestern von der St. Anna Kapelle, in der während der Zeit des «Exils» die Gottes­ dienste gefeiert worden waren, und ver­lies­sen sie in einer Prozession. Alle Mitfei­ ernden hielten eine Kerze in der Hand, die sie anschliessend zusammen mit ihren per­ sönlichen Anliegen auf den Altar der Klos­ terkirche stellen konnten. Natürlich läute­ ten auch jetzt wieder, wie schon vor zwei Jahren, als sich die Gemeinschaft von der Klosterkirche verabschiedet hatte, alle Glo­ cken – als ob die Kirche ihre Schwestern freu­ dig begrüs­sen wollte...

KLOSTER FAHR

Schlussakt Nach Abschluss der Vesper verliess die Klos­ tergemeinschaft die Kirche das erste Mal wieder in einem feierlichen Auszug durch den Mittelgang an allen Mitfeiernden vor­ bei und betraten die neu renovierten Klau­ surräume durch die Tür unter der Empore. Als sich die Klausurtür hinter den Schwes­ tern schloss, erschien das wie das Fallen des Vorhanges nach dem Schlussakt des gut zweijährigen Exils in «Subiaco». Die Schwes­ tern sind wieder daheim und die Klausur ­gehört wieder nur ihnen. Verena Huber-Halter

Zum Abschluss des «Umzugsfestes» das Gruppenbild (Foto: Susanne Trombik).

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KLOSTER FAHR

Klosterarchitektur

Gott in allen Dingen suchen Ein benediktinisches Kloster ist ein Ort der Gottsuche. Seit bald 1500 Jahren fällen Menschen den Entschluss, ihr Leben ganz auf Gott auszurichten und sich zu diesem Zweck unter die Regel des Heiligen Benedikt zu stellen. Die Architektur eines Klosters sollte also darauf ausgerichtet sein, die idealen Voraussetzungen für diese Gottsuche zu schaffen. Der St. Galler Klosterplan aus dem 9. Jhd. hatte genau diese Absicht. Viele Klosterarchitekten haben sich von diesem Bauplan inspirieren lassen, so auch Br. Caspar Moosbrugger, der Architekt der Klöster Einsiedeln und Fahr. Es gibt heutzutage eine erstaunliche Anzahl trendiger, lebensgefährlicher Extremsport­ arten, bei denen Menschen ihr Leben für ein «extremes, unbeschreibliches Glücksge­ fühl» zu riskieren, wie Michael Schwery, Ver­ bandspräsident der Swiss Base Association einmal in einem Interview erklärt hatte. Seit Jahrhunderten aber gibt es Menschen, die geben ihr Leben hin, um hinter verschlosse­ nen Klostermauern ihr Glück zu suchen. Ge­ mäss dem heiligen Benedikt ist es nämlich genau dort, in seiner «Schule für den Dienst des Herrn», zu finden: «Wer aber im klöster­ lichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in un­ sagbarem Glück der Liebe den Weg der Ge­ bote Gottes.» (RB Prolog 49) «Üherhaupt nicht gut» Für den hl. Benedikt gelingt die Gottsuche in einer Gemeinschaft und in Abgrenzung zur Aussenwelt besonders gut, denn drau­ ssen herumzulaufen erachtet er für die Or­ densleute als «überhaupt nicht gut» (RB 66, 7). Damit steht er ganz in der Tradition der Wüstenmönche, für die es schon selbstver­ ständlich war, ihre Behausung, ihr Kellion, nicht ohne Grund zu verlassen, denn sie hat­ ten sich ja bewusst in die Wüste zurückge­

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zogen, um sich in der Distanz zur Welt aus­ schliesslich Gott zuzuwenden. Einer dieser Wüstenväter schickte einen Bruder, der zu ihm kam, um nach Rat zu fragen mit den Worten fort: «Geh, setz dich in dein Kellion und es wird dich alles lehren.» (Apophtheg­ mata Patrum, Moses 6) Schutz der monastischen Lebensform Offensichtlich geht es bei den hohen Klos­ termauern also nicht um Ablehnung der ­Aussenwelt, sondern, wie Michaela Puzicha in ihrem Regelkommentar erklärt, um den Schutz der monastischen Lebensform. Abt Albert Altenähr von Kornelimünster schreibt über das Ordensgelübde, «Stabilitas» (Be­ ständigkeit) heisse, sich dem «Hier und Heu­ te» zu stellen und in der Enge Gottes Spur zu entdecken. Gott sei zwar «überall und jederzeit», aber es gelte, sich nicht in ein «Irgendwoanders und Vielleicht morgen» zu flüchten, sondern die Stabilitas auszu­ halten und mit Entschiedenheit zu leben, um Gott in allen Dingen finden zu lernen. Das Kloster sollte also so angelegt sein, dass sich alles zum Leben Notwendige in ­seinen Mauern findet, damit die Nonnen und Mönche das Kloster möglichst nicht ­verlassen müssen. (RB 66,6)


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Im Refektorium (Speisesaal) wird in der Tischlesung auch geistliche Nahrung aufgetischt (Fotos: Verena Huber-Halter). Diese Anforderung erfüllt der um das Jahr 830 entstandene St. Galler Klosterplan. Der Architekt der Klöster Einsiedeln und Fahr liess sich vermutlich von diesem Plan ins­ pirieren, denn beide Klöster entsprechen ihrem Aufbau nach weitgehend dem mittel­ alterlichen Bauplan. «Bei sich selbst wohnen» Ein Ziel der Gottsuche ist es, «bei sich selbst zu wohnen» wie das auch der hl. Benedikt gemäss der Lebensbeschreibung im Buch II der Dialoge von Gregor dem Grossen getan hat: «Er wohnte allein in sich unter den Au­ gen des himmlischen Zuschauers» (3. Kapi­ tel). Abt Johannes Eckert (Abt der Klöster St. Bonifaz und Andechs) beschreibt in sei­ nem Buch «Wohne bei dir selbst – Der Klos­ terplan als Lebensmodell», weshalb die Vor­ aussetzungen in einem Kloster ideal sind, dieses Ziel zu erreichen. In den neu bezoge­

nen Räumen im Klosters Fahr finden nun die Schwestern also alles, was sie für ihre Gott­ suche und das «Wohnen bei sich selbst» be­ nötigen. Die Pforte als Verbindungsglied zwi­ schen Innen- und Aussenwelt ist für den Schutz des monastischen Lebens von ent­ scheidender Bedeutung. Das sah auch der hl. Benedikt so, weshalb er dem Pförtner in ­seiner Klosterregel ein eigenes Kapitel wid­ mete, denn dieser trägt in seiner Funktion Mitverantwortung für das Gelingen klöster­ lichen Lebens, indem er entscheidet, wer ein- und ausgelassen wird. Die Kirche als Herz des Klosters In der Kirche, dem eigentlichen Herzstück der Klosteranlage, treffen sich die Schwes­ tern sechsmal täglich, um miteinander zu beten. Aber nicht nur dort pflegen sie ihre Beziehung zu Gott, ganz entscheidend tun

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KLOSTER FAHR sie dies auch in ihrer je eigenen Zelle (in i­hrem Schlafzimmer). Abt Johannes Eckert vergleicht die Zelle mit der Höhle Benedikts, in der der Heilige jahrelang alleine gelebt hatte, um sich ganz dem Gebet und der geistlichen ­Lesung zu widmen. Auch für die Schwestern ist die Zelle ein Rückzugsort, wo sie ganz für sich allein und mit Gott sein ­können. Es gibt aber natürlich im Kloster Fahr auch Gemeinschaftsräume. Die Konventstu­ be zum Beispiel dient den Schwestern als Treffpunkt während ihrer Freizeit zwischen Abendessen und Nachtgebet. Dort können sie sich unterhalten, spielen, sich mit Hand­ arbeiten beschäftigen oder auch Fernsehen schauen. Stete Weiterbildung Für den hl. Benedikt war die stete Weiter­ bildung der Mönche und Nonnen eine ganz wichtige Voraussetzung geglückten Ordenslebens. Er sieht daher im Kapitel 48 bestimmte Zeiten im Tag vor, die für die Le­ sung reserviert sein sollen und so darf natür­ lich in keinem Kloster die Bibliothek fehlen. Das Fahr verfügt über deren zwei: die histo­ rische Bibliothek und diejenige für den täg­ lichen Gebrauch. Die Sorge um die Gesundheit der Klos­ tergemeinschaft schlägt sich an verschiede­ nen Stellen der Benediktsregel nieder. Zum Beispiel bei der Einteilung der Stunden, die für die Nachtruhe vorgesehen sind, im Kapi­ tel über die kranken Brüder (Kap. 36), aber auch in der Regelung der Mahlzeiten. Im Refektorium (dem Speisesaal) nimmt die Ge­ meinschaft ihre Mahlzeiten gemeinsam im Schweigen ein. Eine Schwester übernimmt dabei den Tischdienst und trägt die Speisen auf und eine andere liest aus einem Buch vor – aus der Heiligen Schrift, aus der Benedikts­ regel oder aus einem anderen Buch von geistlichem Interesse. Abt Johannes Eckert schreibt dazu in seinem Buch: «Dadurch wird deutlich, dass die Mahlzeiten auch zur geistig-geistlichen Nahrungsaufnahme ge­ nutzt werden soll.»

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Die Insel finden Im Kapitelsaal besprechen die Schwestern wichtige Angelegenheiten des Klosters – ganz wie es die Klosterregel will: «So oft ­etwas Wichtiges im Kloster zu behandeln ist, soll der Abt die ganze Gemeinschaft ­zusammenrufen und selbst darlegen, wor­ um es geht.» (RB 3,1) Im Kapitelsaal wird auch über die Aufnahme von Novizinnen (neu eintretenden Klostermitgliedern) ab­ gestimmt. Für diese steht nach der Aufnahme ein besonderer Raum, das Noviziat, zur Ver­ fügung, wohin sich die Novizin zurück­zie­ hen kann. Sie wird dort von einer eigens dafür beauftragten Schwester in die Benedikts­regel eingeführt und auf das Le­ ben im Kloster vorbereitet. Diese anfäng­ liche Absonderung der «Neuen» hat schon der hl. Benedikt in seiner Regel vorgese­hen (RB 58, 5), damit sich die angehenden Nonnen und Mönche in Ruhe auf das neue Leben einstellen können. Sie sollen die idealen Voraus­ ­ setzungen für ihre Gott­suche vorfinden, ­damit sie in der Distanz zur Welt im «Hier und Heute» Gottes Spuren entdecken können, wie es die verstorbene Schwester ­Hedwig erfahren durfte: Ich habe die Insel gefunden, den Ort wo das Wort, das Himmel und Welt im Leben erhält, aus der Höhe fällt, aus der Tiefe steigt. Himmel und Welt sind in mir jetzt verbunden. Ich habe meine Insel gefunden. (Silja Walter) Verena Huber-Halter


KLOSTER FAHR

Vermählungen: 15. Januar 2016, Sina Martina und Stephan Wright-Stauss Schwarzenburgstrasse 583, 3144 Gasel, (FK 09). – 1.Juli 2017, Monika und Martin Bättig-Kaufmann, Wetzwil 1, 6231 Schlierbach (FK 13).

­Bättig-Kaufmann, Schlierbach (FK 13). – 20.11.2016, Fabio, ­Katrin und Nick SchelbertChristen, Inwil (FK 10). – 24.11.2016, Daniel, Anni und Fabian Keiser-Odermatt, Allen­ winden (HK 12/13). – 30.11.2016, Alex, ­Monika und Jörg Eggi­ NACHRICHTEN mann-Huber, Dürrenäsch, DER EHEMALIGEN (FK 08). – 13.12.2016, Tobias, Rita und Thomas TheilerGeburten: Villiger, Aristau (FK 08). 17.2.2016, Amélie Liana, Sina Martina Stauss und Stephan Wright, Gasel (FK 09). – 27.10.2016, Louie, Ruth und Erwin RöthlinZu Gott heim gegangen: Schwendimann, Udligenswil (FK 08). – Ehemalige Schülerinnen: 28.10.2016, Levin, Sandra und S­tefan Sax Stephanie, Oberägeri (FK 1946). – ElisaTschumper-Küng, Rapperswil (FK 2012). – beth Gut-Imfeld, Muolen (WK 18973/74). 29.10.2016, Annalies, Rita und Peter JauchBetschart, Unterschächen (FK 09). – Schwester Michaela Portmann 19.11.2016, Eliane, Monika und Martin

Perspektivenwechsel – dankbar schauen wir Schwestern zurück auf die Zeit in «Subiaco» im ehemaligen Schulgebäude (Foto: Priorin Irene Gassmann).

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Gebet des Klosters am Rand der Stadt Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst. Jemand muss dich erwarten, unten am Fluss vor der Stadt. Jemand muss nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht. Wer weiss denn, wann du kommst? Herr, jemand muss dich kommen sehen durch die Gitter seines Hauses, durch die Gitter – durch die Gitter deiner Worte, deiner Werke, durch die Gitter der Geschichte, durch die Gitter des Geschehens immer jetzt und heute in der Welt. Jemand muss wachen, unten an der Brücke, um deine Ankunft zu melden, Herr, du kommst ja doch in der Nacht, wie ein Dieb. Wachen ist unser Dienst. Wachen. Auch für die Welt. Sie ist oft so leichtsinnig, läuft draussen herum und nachts ist sie auch nicht zuhause. Denkt sie daran, dass du kommst?

Jemand muss es glauben, zuhause sein um Mitternacht, um dir das Tor zu öffnen und dich einzulassen, wo du immer kommst. Herr, durch meine Zellentüre kommst du in die Welt und durch mein Herz zum Menschen. Silja Walter OSB

Aus: Silja Walter, Gesamtausgabe Band II

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(Foto: Priorin Irene Gassmann)

Dass du ihr Herr bist und sicher kommst?



KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Feier des Aschermittwochs Was: Eucharistiefeier mit Segnung und Auflegung der Asche Wann: Mittwoch, 1. März 2017 Wo: 07.30 Uhr Klosterkirche Fahr, 11.15 Uhr Klosterkirche Einsiedeln

Eucharistische Prozession Wann im Anschluss an die Vesper um 16.30 Uhr 2. Fastensonntag, 12. März 2017 3. Fastensonntag, 19. März 2017 4. Fastensonntag, 26. März 2017 Wo: Klosterkirche Einsiedeln

Dein Leben will singen – Gesang und Gebet Was: «Auf dem Weg ins Osterlicht» – Ein Abendlob im Zugehen auf den 4. Fastensonntag «Laetare» Wann: Samstag, 25. März 2017, 19.00 Uhr Wer: Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Gestaltung der Eucharistiefeier am Laetare-Sonntag Wann: Sonntag, 26. März 2017, 09.30 Uhr Wer: Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Wo: Klosterkirche Fahr

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KALEIDOSKOP

Kultur Stiftstheater: «Arsen & Spitzenhäubchen» Wann: Freitag, 17. März 2017, 20.00 Uhr Samstag, 18. März 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 19. März 2017, 17.00 Uhr Freitag, 24. März 2017, 20.00 Uhr Samstag, 25. März 2017, 20.00 Uhr Wo: Theatersaal der Stiftsschule (Eingang auf der Rückseite des Klosters) Reservationen: www.stiftsschule-einsiedeln.ch/theater

Stiftstheater 2017

Arsen & Spitzenhäubchen Joseph Kesselring

Regie: Oscar Sales Bingisser

Fr Sa So Fr Sa

17. 18. 19. 24. 25.

März März März März März

2017, 2017, 2017, 2017, 2017,

20.00 20.00 17.30 20.00 20.00

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Theatersaal Stiftsschule Einsiedeln Kartenvorverkauf: w w w.stiftsschule-einsiedeln.ch/theater Telefon: 055 418 63 35 Preise: 20 / 10 / 5 CHF Das Theater-Bistro öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. design: Lena Weishaupt u Seraina Notter

Schreibzelle Was: Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren steht eine Schreibzelle zur Verfügung, um für zwei Tage im Rhythmus der Benediktinerinnen und in der Stille des Klosters dem persönlichen Suchen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens Raum zu geben und an ­einem «Fahrer-Psalmen-Buch» mitzuschreiben. Wann: Jederzeit (Anmeldung erforderlich) Wo: Kloster Fahr Weitere Infos und Anmeldung: www.kloster-fahr.ch

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KALEIDOSKOP

Einsiedler Missionsflugzeuge I

Ein Flieger im Studentenhof Das Schweizer Hilfswerk MIVA (Missions-Verkehrs-Aktion) feierte 2012 sein achtzigjähriges Bestehen. Es engagiert sich für die Bereitstellung von Transportmitteln, auch Kleinflugzeugen, in Missionsgebieten. Gegründet wurde die MIVA 1932 an der Stiftsschule Einsiedeln von «Studenten der katholischen Gymnasien» in der Schweiz anlässlich der «Kreuzrittertagung». So kam es, dass in jenen Tagen auf einer Wiese beim Friedhof ein Leichtflugzeug landete. Im Studentengarten wurde es anschliessend ausgestellt und bewundert. Bruder Hugo Andrey von den Steyler Missio­ naren in Steinhausen machte Bruder Gerold Zenoni auf eine spannende Geschichte auf­ merksam. Der «Salve-Mitarbeiter» begab sich auf Spurensuche und entdeckte zwei «Einsiedler Missionsflugzeuge». Der «Fliegende Pater» in Einsiedeln Vom 5. bis 8. September 1932 fand in Einsie­ deln die «Kreuzritter-Tagung» statt. Vor zwei Jahren war der Missionskreuzzug der studierenden Jugend der Schweiz in Immen­ see aus der Taufe gehoben worden. Begeis­ tert berichtete man in den «Sankt Meinrads Raben», der Zeitschrift der Stiftsschule Ein­ siedeln, von diesem Zusammentreffen der katholischen Studentenschaft zum Wohle der Missionen. Als prominenter Gast weilte der durch seine erfolgreiche missionarische Tätigkeit in seinem Heimatland Deutschland auch in der Schweiz bekannte Pater Paul Schulte im Klosterdorf. Pater Paul, ein begeisterter Pi­ lot, hatte 1927 die MIVA Deutschland ge­ gründet und hoffte, sein Beispiel mache auch in der Schweiz Schule. Im Bericht von Pater Friedrich Ziegler (1880–1960) ist zu le­ sen: «Die Verschiebung auf Mittwoch war auf Bitten von Pater Schulte OMI erfolgt, der

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Titelbild der in Einsiedeln erschienenen MIVA-Broschüre zum zehnjährigen Jubi­ läum des Hilfwerks.


KALEIDOSKOP

Die für den Einsatz in Missionsgebieten bestimmte «de Havilland Mothe CH 253» als Star vor der Stiftsschule Einsiedeln anlässlich der «Kreuzritter-Tagung» im September 1932 (Fotos ab Vorlagen von Bruder Gerold Zenoni). an diesem Tage wieder wegfahren wollte. So lief der von ihm, in Verbindung mit Herrn Gertis gekurbelte Mivafilm: ‹Das Testament eines Missionars› zuerst. Er befriedigte all­ gemein sehr. Eine geschickt gewählte Gram­ mophonmusik mit Radioverstärker unter­ malte die auf geschichtlichen Ereignissen aufgebauten Tatsachen: die fast unüber­ steiglichen Verkehrshindernisse, besonders in Südafrika, dem vorgeschobenen Posten des P. Fuhrmann, seinen Tod und das Testa­ ment, das zur Gründung der Miva (MissionsVerkehrsmittel-Arbeitsgemeinschaft) durch Schulte führte. Der Film bleibt als Propagan­ damittel zur Einführung der Miva in der Schweiz in Einsiedeln.» Unter klösterlicher Mitwirkung

ihm sehr daran, bei dieser Gelegenheit in der Schweiz die Miva, im engsten Austausch an das Päpstliche Werk der Glaubensverbrei­ tung, zu begründen. Soweit die stark belas­ teten Tage es gestatteten, pflegte er Unter­ handlungen mit Pater Friedrich Ziegler OSB., Der Einsiedler Pater Friedrich Ziegler wirkte bei der Gründung der MIVA Schweiz mit (Archivfoto KAE).

In der Jubiläumsbroschüre zum zehnjähri­ gen MIVA-Jubiläum in der Schweiz heisst es: «An der Kreuzrittertagung sollte auch der Miva-Film laufen. Anstatt aber den Film zu schicken, brachte ihn P. Schulte selber mit. Und er betonte gleich am Anfang, es liege

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KALEIDOSKOP dem Kassier des Werkes der Glaubensver­ breitung. Sie schlossen mit der Gründung der Miva in der Schweiz auf der von den römischen Behörden gewünschten Basis. ­ Zudem überliess Pater Schulte der Schweiz seine Kopie des Films: ‹Das Vermächtnis ­eines Missionars›. Damit gelangte ein wirk­ sames Propagandamittel in die Hände der jungen ‹Schweizer Miva›, das denn auch so­ fort in intensiver Weise ausgenützt wurde. Es darf ruhig gesagt werden: überall, wo der Film in sachverständiger Weise mit der ihn begleitenden verstärkten Grammomusik gegeben wurde, gefiel er allgemein sehr. Das war der Sonnenschein, der dem jungen Pflänzchen gut tat. Es entwickelte sich zuse­ hends, langsam aber sicher.» Dann aber brauten sich am klaren Him­ mel Gewitterwolken zusammen. «Doch es fehlte auch nicht an Wolken. Es stellten sich einige Kontroverspunkte zwischen der deutschen und Schweizer-Miva heraus. Um nicht mit unnötigem Hin- und Herschreiben lange Zeit zu verlieren, lud P. Schulte den Präsidenten der ‹Schweizer-Miva› ein, nach Aachen zu kommen, dann werde man ra­ scher zur Verständigung gelangen. Der ers­ te Monat des Jahres 1933 sah eine richtige Einigung: der frühere Postcheck der deut­ schen Miva ging an die ‹Schweizer-Miva›

über; mit dem 1. Januar 1933 wurden alle Schweizer Mitglieder der deutschen Miva Mitglieder der ‹Schweizer-Miva›.» Die «de Havilland Mothe CH 253» Im Sommer 1932 war in Einsiedeln der Kauf des ersten Schweizer Missionsflugzeugs in die Wege geleitet worden. Da gerade der Schweizerische Katholische Frauenbund am Gnadenort im Finsteren Wald tagte, konnte man dem Komitee den grossen Plan vorlegen: «Schenkung eines Klein-Flug­ zeugs durch die Schweizer Katholiken an die Apostolische Präfektur Garip in Südafrika.» Bald fand man in einer «de Havilland Mothe (Motte)» das geeignete Flugzeug. Die «de Havilland D.H.60 Moth» war ein zweisitziger Doppeldecker des britischen Herstellers de Havilland Aircraft Company. Der Konstrukteur Geoffrey de Havilland war ein begeisterter Schmetterlingssammler und verlieh seinen Flugzeugen häufig Na­ men von Insekten. Als Antrieb wählte Geoffrey de Havil­ land den Vierzylinder-Reihenmotor A.D.C. Cirrus, der auf einem Renault-Achtzylin­ dermotor aus dem Ersten Weltkrieg basier­ te. Das Schweizer Miva-Flugzeug war mit einem hundertpferdigen Gipsy-Motor aus­ gestattet. Wegen ihres niedrigen Kaufprei­

Die «Motte» auf dem Landweg Richtung Studentenhof.

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Der fliegende Pater Paul Schulte (1895– 1974), Kongregation der Oblatenmissionare. ses und ihrer fast sprichwörtlichen «Gutmü­ tigkeit» war die «Moth» bei Privatpersonen sehr beliebt. Dieser Flugzeugtyp beherrsch­ te zeitweise 85 Prozent des privaten Flug­ zeugmarktes in Grossbritannien. Damals wurden durchschnittlich mehr als drei Ma­ schinen pro Tag ausgeliefert. In den 1930er Jahren wurde die «Moth» zu einem Schul­ flugzeug weiterentwickelt. Die meisten Pilo­ ten der Luftschlacht um England waren auf der «Tiger Moth» ausgebildet worden. Wäh­ rend vieler Jahre standen «Vampire»- und «Venom»-Flugzeuge des britischen Herstel­ lers de Havilland im Einsatz bei der Schwei­ zer Armee. Die Motte in Einsiedeln In den «Sankt Meinrads Raben» Nr. 2 aus dem Jahr 1933 war unter der Rubrik «Silva­ nusbrief» zu lesen: «Von der Afrikareise des Fliegers Johann Marty mit dem Missions­ flugzeug der Schweizer ‹Miva› erzählte P. Friedrich an Hand glänzender Lichtbilder…» Das oben erwähnte Flugzeug war an der «Kreuzritter-Tagung» 1932 in Einsiedeln ge­ wissermassen der Star.

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«...legte ihre Flügel zusammen» In der Jubiläumsbroschüre ist zu lesen: «Als im September der ‹Missionskreuzzug der studierenden Jugend der Schweiz› in Einsie­ deln seine Tagung hielt, war die kleine ‹Mot­ te› auf dem Plan: mit Wyrsch und Marti an Bord landete sie draussen auf der ‹Friedhof­ schweig› – allerdings etwas hart, so dass eine Verspannung brach –, legte dann ihre Flügel wie ein Hühnlein sorgfältig zusam­ men und liess sich geduldig durch das breite Tor in den Studentenhof hineinschieben. Dort harrte ihrer bereits ein Vorbau an der Kegelbahn, und in diesem Quartier wurde sie von zahlreichen Pilgern und Besuchern gegen ein kleines Eintrittsgeld inspiziert. Die Ergebnisse waren um so besser, als der Aufenthalt durch den Propellerbruch sehr in die Länge gezogen wurde. Zum Schluss s tartete Herr Wyrsch auf der ‹Klösterli­ ­ schweig›, machte die Ehrenrunde über dem Kloster und erhob sich in eleganten Schrau­ ben über die Berge. Da wussten alle Einge­ weihten, dass das Samenkorn aufgegangen war und mächtig zum Lichte strebte.» Das Einsiedler Flugzeug für Neuguinea Die ersten Steyler Missionare kamen 1896 nach Papua-Neuguinea. Damals hiess das Land noch Kaiser Wilhelms Land. Man kann­ te vor allem die Küstenregion. Vom Hoch­ land wusste man noch wenig. Am 15. Feb­ ruar 1934 machte sich eine Gruppe von zwei Missionspriestern mit Begleitern ins Innere des Landes auf. Es wurde ein beschwerlicher Marsch, der zwölf Tage dauerte und auch durch Gebiete mit Stammeskriegen führte. Pater Alfons Schäfer schrieb darauf seinem Bischof: «Wir benötigen ein eigenes Flug­ zeug.» Der Bischof wandte sich an die MIVA mit der Bitte um ein Flugzeug für diese Mis­ sion. Die Leute der MIVA standen in Kontakt mit dem Flugzeughersteller Klemm. Man orderte das Flugzeug, das ganz aus Holz ge­ baut war, einen Propeller besass und zwei Sitzplätze aufwies. Das bei Siemens 1933 ­gebaute Flugzeug wog 425 Kilogramm und konnte 295 Kilogramm laden.

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Die auf den Namen des Einsiedler Paters Friedrich Ziegler immatrikulierte «Klemm» im ­ issionseinsatz über Papua Neuguinea. M Pater Friedrich wird Flugzeugbesitzer Papua-Neuguinea stand unter englischem Einfluss. Und noch wirkten die Ressenti­ ments des Ersten Weltkrieges nach. Eine Ausfuhr des Missionsflugzeuges unter deut­ schen Immatrikulationszeichen in dieses Land war nicht möglich. Man musste einen neuen Eigner finden. So kam man auf die Idee, Pater Friedrich Ziegler aus dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz als Besitzer einzu­ tragen. Das Flugzeug erhielt in Bern das hel­ vetische Kennzeichen HB-XAL. Am 14. April 1935 wurde die in Kisten verpackte Klemm in Genua an Bord eines Schiffes gebracht und kam Ende Mai am Bestimmungsort in Ma­ dang an, wo der mitgereiste Willi Schafhau­ sen mit Hilfe eines Australiers das Flugzeug wieder zusammenbaute. Eilig musste in der Nähe der Missionsstation ein Flugplatz er­ richtet werden. Der erste Flug in Papua-Neu­ guinea fand am 9. Juli 1935 statt. Alles ging gut. Am nächsten Tag wurde mit einem lan­ deskundigen Missionsbruder, der den vor­ deren Sitz eingenommen hatte, ein Flug von Alexishafen via Bundi nach Kundiawa absol­ viert.

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Am 5. August erhielt das Flugzeug die australische Registration VH-UUR. Fast über­ all wurde das Flugzeug von der Bevölkerung begeistert begrüsst. Nicht selten trug man den Piloten auf den Schultern umher, man sang und tanzte vor Freude. Demgegenüber gab es auch negative Reaktionen der Einhei­ mischen, die sich nach der Landung des für sie ungewohnten Gefährtes aus der Luft vor Angst in den Dschungel zurückzogen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Da es keine Strassen gab, wurde fast bei jeder Missionsstation ein Flugplatz errichtet. Um den Boden dafür festzutreten, tanzten die Eingeborenen oft tief in die Nacht auf der künftigen Landebahn. Die «Paulus» flog rund 1980 Stunden und war eine grosse Hil­ fe für die Mission. Es wurden weitere Flug­ zeuge angeschafft. Der Krieg Am 21. Januar 1942 wurde Madang von den Japanern bombardiert. Angesichts der na­ henden Bedrohung hatte man mit der «Klemm» viele Leute in Sicherheit gebracht. Teilweise sollen sich auf derartigen Evakua­


Eine Klemm! bgz. Das weltweit älteste noch flugtüch­ tige Missionsflugzeug ist eine Klemm. Hanns Klemm (1885–1961) war einer der innovativsten Flugzeugbauer Deutsch­ lands. Er war praktizierender Christ und regelmässiger Kirchgänger. Zwar wurde Klemm 1933 Mitglied der NSDAP. Die abscheulichen Vorgänge in Deutschland veranlassten ihn 1943 zum hochgefähr­ lichen Austritt. Repressalien der Macht­ haber folgten bald. Hanns Klemm wur­ de verhaftet und in eine Irrenanstalt eingeliefert. 1945 wurde er erneut von der GESTAPO verhaftet, verhört und verprügelt. Nur der Einmarsch der fran­ zösischen Armee rettete ihn. Doch sein Lebenswerk war vernichtet, da man sein Haus mit fast allen Konstruktionsplänen angezündet hatte. tionsflügen bis zu zehn Kinder in dem für eine erwachsene Person vorgesehenen vor­ deren Sitzplatz befunden haben! Auch scheint die «Paulus» in einen einseitigen Luftkampf verwickelt gewesen sein. Es ist von Gewehreinschüssen im Holz des Flug­ zeuges die Rede, die vom Angriff eines japa­ nischen «Zero»-Kampfflugzeuges stammen könnten. Die «Zero»-Flugzeuge wurden ab 1944 für die berüchtigten Kamikaze-Einsät­ ze der japanischen Armee eingesetzt. Somit wäre die «Klemm» von Pater Friedrich Zieg­ ler wahrscheinlich das einzige helvetische Flugzeug, das ausserhalb der Schweiz wäh­ rend des Zweiten Weltkrieges in kriegeri­ sche Handlungen verwickelt war. Abflug nach Australien Das Dorf wurde mit Maschinengewehren beschossen. Am nächsten Tag flog der aus­ tralische Pilot Stan Johnson die «Paulus» mit einem Passagier nach Mount Hagen. Dort vorgefundenes Benzin wurde in Flaschen abgefüllt. Der Pilot steuerte auf seinem Weg nach Australien eine Insel an, landete dort

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und leerte die Flaschen in den Tank. So er­ reichte er Cairnes in Australien. Von dort ging es weiter nach Brisbane, wo Johnson am 30. Januar 1942 ankam. Das Flugzeug verschwand nun für zehn Jahre in einem Schuppen neben Johnsons Haus. Der Pro­ vinzial der Missionsprovinz Papua-Neugui­ nea, Pater William Van Baar, besuchte nach dieser Zeit Stan Johnson und reklamierte das Flugzeug für seine Gesellschaft. Johnson verneinte das. Er betrachtete das Flugzeug als sein Eigentum, weil er vermutlich der Meinung war, dass die «Klemm» deutsches Eigentum gewesen sei und somit quasi als Kriegsbeute hatte requiriert werden dürfen. Mit Besitzvermerk Jedenfalls verkaufte Stan Johnson die «Klemm» an Colin McLeod, einen Polizisten. Dieser verkaufte sie seinerseits 1953 an Alex Oliver von Port Macquarie. Dieser ab­ solvierte mit dem «Einsiedler» Flugzeug ­viele Flüge an Flugtagen. Als er keine Bewil­ ligung mehr zum Fliegen hatte, veräusserte er die Maschine an Roy Fox in Kellyville, ­Sidney, der das älteste noch flugtüchtige Mis­sionsflugzeug noch heute fliegt und mit dem Fluggerät auch an eine grosse ameri­ kanische Flugschau eingeladen worden war. Bruder Hugo Andrey hatte das Glück, einmal einen Flug mit Roy Fox in der «Pau­ lus» zu absolvieren. Lieber wäre er aber über Papua-Neuguinea geflogen. Bruder Gerold Zenoni

Der Autor dankt Bruder Hugo Andrey von den­ Steyler Missionaren für seinen Besuch im Kloster ­Einsiedeln, bei dem er mich mit grosser Begeisterung auf dieses Thema aufmerksam machte und mir auch mehrere Originaldokumente überliess. Ebenfalls danke ich meinem Mitbruder Pater Ansgar Schuler, der mir aus der klösterlichen Kartensammlung ­wertvolles Bildmaterial zur Verfügung stellte.

(Fortsetzung folgt)

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SPIRITUALITÄT Stephan Wahl, Ungehobelte Gebete. Echter, 2016, 104 S., CHF 17.90, ISBN 978-3-42903970-7. Zum Beten braucht man keine Kirchenbank. Schon Teresa von Avila betete zwischen den Kochtöpfen zum «Herrn der Töpfe und Pfannen». Beten heisst auch, spontan den jeweili­ gen Alltag vor Gott brin­ gen. Nichts ist dafür zu tri­ vial. Ob das ein ungeduldiger Stossseufzer an der Super­ marktkasse ist, wenn je­ mand minutenlang nach seinem Geldbeutel sucht, oder ein Luftholen vor ei­ nem unvermeidlichen Streit oder ein dankbarer Jauchzer nach der Geburt eines Kindes: Für diese kleinen Gebete gibt es keine fixen Vorlagen und braucht es keine Muster. Sie kommen aus dem Herzen und werden formuliert, wie einem «der Schnabel ge­ wachsen ist» – ungehobelt, nicht fein konstruiert, ­lebendig wie das Leben selbst.

schätzen. Ein im besten Sinne des Wortes leises Buch, das uns im Lärm und der Hektik des Lebens Ruheoasen schenkt und uns die reiche Spiritualität von David Steindl-Rast näherbringt.

SACHBÜCHER Aloys Butzkamm, Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen. Bonifatius, 2016, 108 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-89710-611-6. Das Buch möchte eine Einführung in die Re­ ligion des Islam geben, ohne Polemik und ohne Schönfärberei. Es ist gut lesbar, reich bebildert und bietet bei aller Über­ sichtlichkeit eine Fülle an Informationen, die zum Teil weit über eine Einfüh­ rung hinausgehen. Auf­ schlussreich sind Hinweise auf christliche Vorstellun­ gen an vielen Stellen des Buches. Wenn nach jahrhundertelangen, von beiden Seiten kommenden Spannungen der Versuch un­ ternommen wird, objek­ tiv und respektvoll über den Islam zu schreiben, ist das für viele allerdings schon eine Idealisierung. Andererseits muss sich der islamische Dialog­ partner aber auch eini­ gen kritischen Fragen stellen, die nicht ver­ schwiegen werden.

NEUE BÜCHER

LEBENSHILFE David Steindl-Rast, Auf dem Weg der Stille. Herder, Freiburg, 2016, 160 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-451-37523-1. Stille ist ein Geschenk Gottes, sagt der Bene­ diktiner und Weisheitsleh­ rer David Steindl-Rast. In diesem Buch beschreibt er einen Weg der Stille, der uns lehrt, mit unserem Le­ ben und mit uns selbst achtsamer umzugehen. So lernen wir wieder die lei­ sen Schönheiten des All­ tags zu entdecken und zu

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Ulrich Lüke, Das Säugetier von Gottes Gnaden. Herder, Freiburg, 2016, 448 S., CHF 42.90, ISBN 978-3-451-33701-7. Der Autor, selbst Theologe und Biologe, führt den Leser zielsicher und verständlich zu den Brennpunkten gegenwärtiger Anth­ ropologie. Dazu zählen die Fragen nach dem Unterschied zwischen Tier und Mensch, nach Lebensbeginn und Lebensende, nach der Freiheit des Geistes bzw. der Determina­


tion des Gehirns, nach Evolution und/oder Schöpfung und nach der Würde des Menschen. Kann man beim gegen­ wärtigen biologischen Kenntnisstand intellek­ tuell redlich ein gläubi­ ger Christ sein? Und umgekehrt: Ist es noch ­ intellektuell redlich, den Menschen nur aus der biologischen Perspek­ tive sehen zu wollen? In dieser Anthropolo­ gie wird nicht Glauben gegen Wissen, son­ dern Glauben wegen Wissen zur Sprache gebracht und dringend eine interdisziplinä­ re Nachdenklichkeit empfohlen. Mario Markus, Das nackte Gehirn. Theiss, Darmstadt, 2016, 240 S., CHF 28.–, ISBN 9783-806-232783. Gedankenübertragung von Gehirn zu Ge­ hirn, Prothesen und Rollstühle, die nur durch den Geist gesteuert werden, das Lesen von gedachten Wörtern, Zahlen oder gar Träu­ men – was vor nicht allzu langer Zeit noch wie Science-Fiction klang oder den Beige­ schmack von Parapsychologie und Esoterik hatte, scheint heute in Reichweite zu liegen. So werden wir zukünftig ohne Augen und Ohren hören oder sehen können – nur durch elektrische Reizung des Gehirns. Auch wird es möglich sein, viele Krankheiten wie De­ pressionen oder Parkinson besser zu be­ kämpfen. Doch bringt die neue Technik auch eine enorme ethische Verantwortung mit sich. Mario Markus stellt die neueste For­ schung auf den Prüf­ stand und erklärt kurz gefasst und anhand vie­ ler Beispiele, was heute bereits möglich ist und was in naher Zukunft möglich sein wird. Und er zeigt, dass die Hirn­ forschung dabei ist, un­ ser Leben grundlegend zu verändern.

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Annelie Keil, Henning Scherf, Das letzte Tabu. Herder, Freiburg, 2016, 253 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-451-34926-3. Viele Menschen sterben angeschlossen an Schläu­ chen auf der Intensiv­ station eines Kranken­ hauses. Wenn sie Glück haben, ist jemand da, der ihre Hand hält. Müssen wir Angst vor der Einsam­ keit am Ende haben? Henning Scherf und An­ nelie Keil beobachten und fordern eine gesellschaftliche Kursän­ derung. Sie beschreiben ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Tod, bittere wie tröst­ liche, und verbinden diese mit der Frage: Wie wollen wir sterben? Ein sehr persönliches Buch, das auch emi­ nent politisch ist. Und das Mut macht, Ab­ schied gemeinsam zu leben, um erträglicher zu machen, was wir zuletzt alle durchleben müssen.

LITURGIE Stephan Goldschmidt, Ein Wort so viel wert wie das Leben. Herder, Freiburg i. Br., 2016, 256 S., CHF 27.–, ISBN 978-3-451-34896-9. Wie gestaltet man einen Literaturgottes­ dienst? Das von Stephan Goldschmidt her­ ausgegebene Buch gibt darauf viele anre­ gende Antworten. Vor allem wird die Besonderheit dieser Gottesdienstform her­ ausgestellt: Literaturgottesdienste greifen existenzielle Fragen auf, indem sie einen Dialog zwischen litera­ ­ rischen und biblischen Texten inszenieren. Im Zusammenspiel der Tex­ te entsteht etwas über­ raschend Neues: Bibli­ schen Texten wird ein hohes Mass an Alltagsre­ levanz entlockt und um­ gekehrt erhalten die lite­

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KALEIDOSKOP rarischen Texte ein manchmal geradezu verblüffendes spirituelles Gewicht. In der Einführung ­ werden klassische Literatur­ gottesdienste, dramaturgische Literatur­ gottesdienste, Theatergottesdienste, Got­ tesdienste mit ­ Literatur-Predigt und die Literaturkirche voneinander unterschieden und in ihren Möglichkeiten und Grenzen dargestellt. Den Hauptteil bilden acht voll­ ständig ausformulierte Literaturgottes­ dienste, die im Rahmen eines Wettbewerbs um den Gottesdienstpreis 2014 entstanden sind, der von der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes (Karl-Bernhard-Ritter-Stif­ tung) ausgelobt wird. Zusammen mit den konzeptio­nel­len und praktisch-theologi­ schen Überlegungen regt dieses Buch an, die Gottesdienst-Praxis zu reflektieren und ei­ gene L­ iteraturgottesdienste zu halten.

GESCHICHTE Joseph Jung (Hrsg.), Im weltweiten Einsatz für Humanität – Cornelio Sommaruga, Präsident des IKRK 1987–1999 – Reden und Vorträge. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2016, 388 S., CHF 48.–, ISBN 978-3-03810-158-1. bgz. 2009 erschien im vom Kloster Einsie­deln herausgegebenen Buch «Treffpunkt Kloster Ein­ siedeln» unter dem Titel «Moderner Bruder Klaus» ein Interview mit dem ehemaligen IKRKChef Cornelio Sommaru­ ga. An einer Vernissage in der Universität Zürich wurde nun diese Redensammlung Som­ marugas in mehreren Sprachen präsentiert. Somma­ rugas deutlich sichtbares Engage­ ment für die Schwächsten in Kriegs- und ­Krisensituationen ist ein leider immer noch aktuelles Thema. Kritisch hinterfragt Som­ maruga das ungenügende Wirken des IKRK etwa im Z ­usammenhang mit den NaziKonzentra­tionslagern.

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Simon Sebag Montefiore. Die Romanows – Glanz und Untergang der Zaren-Dynastie 1613-1918. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2016, 1028 S., CHF 48.90, ISBN 978-3-10050610-8. bgz. Der Autor kapriziert sich in diesem monumen­ talen Geschichtswerk auf Mord und Totschlag, denn daran war in der 300-jährigen russischen Zarendynastie der Roma­ nows wahrlich kein Man­ gel. So liest man diese Geschichte über Peter den Grossen, Katharina die Grosse oder Ni­ kolaus II. und viele andere von Macht beses­ senen häufig genug im Grenzbereich zwi­ schen Wahnsinn und Genie changierenden Personen mit einer Mischung aus Faszinati­ on und Abscheu.

BELLETRISTIK J.M. Barrie, Peter Pan – Illustriert von Tatjana Hauptmann. Diogenes, Zürich, 2016, 206 S., CHF 45.–, ISBN 978-3-257-01189-0. bgz. Natürlich muss der Text von J.M. Barrie sein. Doch wenn man ehrlich ist, gibt man zu, dass man sich nach einigen Seiten aus­ schliesslich mit Text wieder auf ein Bild von Tatjana Hauptmann freut. Ihre Illustrati­ onen dieses grossen Kinderbuchklassikers sind von überschäumender Phantasie, liebe­ voll, detailreich und ganz einfach eine Au­ genweide. Die noble Ausstattung dieses Bandes macht das Werk zu einem Buch für alle Generationen. Mano Bouzamour, samir, genannt sam, Roman. Residenz Verlag, Salzburg, 2016, 296 S., CHF 31.–, ISBN 978-3-7017-1657-9.


bgz. «Mann, Maria voller Gnaden, ich darf aufs Gym­ nasium,…» so beginnt der zweifellos autobiogra­ phisch eingefärbte Lebens­ roman des marokkanisch­ stämmigen Holländers Ma­no Bouzamour. Krum­ me Geschäfte bringen sei­ nen Bruder in den Knast. Die Mitschüler wissen nichts über den Ko­ ran. Und seine Freundin hat die lindernde Wirkung einer Halstablette. Doch der Prota­ gonist lässt sich nicht unterkriegen. Man liest diese Achterbahnfahrt eines Zweitge­ nerationimmigranten mit Anteilnahme. Gerhard Henschel, Künstlerroman. Hoffmann und Campe, Hamburg, 2016, 573 S., CHF 33.90, ISBN 978-3-455-40498-2. bgz. Sie wollen sich oder anderen Menschen etwas Gutes tun? Kein Problem! Lesen und verschenken Sie dieses Buch. Ein Aus­ bleiben von Glücksmo­ menten bei der Lektüre ist schlicht unmöglich. Unistudent Martin Schlos­ ser – man kennt ihn aus Vorgängerbüchern – sucht für sich einen Platz in der Bundesrepublik von Kohl und Konsorten. Kein leichtes Unterfangen. Die Mutter hat Krebs, der Vater einen Garten­ tick und die Freundin in Aachen will auch nicht immer wie Schlosser will. Henschel schreibt das sympathischste autobiographi­ sche Langzeitprojekt in der deutschen Lite­ ratur. Peter Rosegger, Weltgift, Roman, Septime, Wien, 2016, 334 S., CHF 36.90, ISBN 978-3902711-59-5. bgz. Der einst vielgelesene, als Volksschrift­ steller apostrophierte österreichische Autor Peter Rosegger (1843-1918) war 1913 ernst­ hafter Anwärter auf den Literaturnobel­ preis. Sein sozialkritischer Roman «Weltgift»

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aus dem Jahr 1903 wurde nun in einer schönen Aus­ gabe wieder zugänglich gemacht. Es ist eine Art Odyssee über das Welt­ enmeer, die den Fabri­ kantensohn Hausler in Opposition zu seinem op­ portunistischen Vater ge­ raten lässt und ihn zusam­ men mit dem ihm zugetanen Gehilfen Sabin von der Stadt in die Provinz aufbrechen lässt. Aussteigersehnsucht und brutale Rea­ lität formt Rosegger zu einem exemplari­ schen lesenswerten Roman. Iwan Bunin, Frühling, Erzählungen 1913. Dörlemann, Zürich, 2016, 287 S., CHF 34.–, ISBN 978-3-03820-931-7. bgz. «Seine Prosa, die ­etwas starr und undra­ matisch wirken mochte, war fein geschliffen, auf der Goldwaage gewo­ gen, aristokratisch erle­ sen.» So heisst es in einer russischen Literaturge­ schichte über das Werk des ­ersten russischen Li­ teraturnobelpreisträgers Iwan Bunin. Dieser Band beinhaltet Erzäh­ lungen aus dem Jahre 1913. Es ist die Welt der unermesslichen Weiten Russlands mit ihren Gutsbesitzern, Fürsten, Bauern, Semi­ naristen und Eigenbrötlern jeglicher Cou­ leur, denen Bunin ein grossartig zu lesendes Denkmal setzt. Amitav Ghosh. Die Flut des Feuers, Roman, Blessing, München, 2016, 861 S., CHF 36.90, ISBN 978-389667-361-9. bgz. Amitav Ghosh ist ein weltweit gelesener indi­ scher Schriftsteller, der vor dem Hintergrund der Unterwerfung weiter Tei­

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KALEIDOSKOP le Asiens durch das britische Imperium im 18. Jahrhundert eine Trilogie über den Opium­ anbau in Indien und den ersten Opiumkrieg gegen China geschrieben hat. Anhand vier Erzählstränge schildert Ghosh detailreich und trotz des ernsten Themas auch mit Hu­ mor, wie die europäischen Kolonialherren Tod und Verderben nach Asien brachten. Peter Prange. Unsere wunderbaren Jahre – Ein deutsches Märchen, Roman. Scherz, Frankfurt am Main, 2016, 975 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-651-02503-5. bgz. Am 20. Juni 1948 e rhält im Zuge der ­ Währungsreform jeder Deutsche 40 D-Mark «Kopfgeld». Ausgehend von diesem historischen Fixpunkt arrangiert Peter Prange eine mehrheitlich in seiner Heimatstadt Al­ tena im Sauerland spie­ lende Geschichte mit fiktiven und realen Personen. So haben auch sein Vater und der Autor Auftritte. Nuancenreich und durchaus spannend erlebt man so die jüngere Vergan­ genheit der BRD mit Wirtschaftswunder und Ölkrise mit. Und beim Mauerfall gibt es für die von «drüben» wieder Geld… Gina Kaus, Luxusdampfer, Roman. Milena, Wien, 2016, 301 S., CHF 33.50, ISBN 978-390295-083-3. bgz. Ihre Bücher wurden von den Nazis ver­ brannt. Gina Kaus arbeitete nach ihrer Flucht, die auch über die Schweiz führte, in Hollywood. Sie war «allergisch gegen harte Wolle, gegen Uniform­ stoffe» und kehrte nie mehr ganz nach Europa zurück. Als Schriftstellerin hatte sie auch in Amerika Erfolg. Wie Katherine Anne Porter in ihrem be­ rühmten Roman «Das Nar­ renschiff» wählt auch Gina Kaus die Enge eines

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Schiffes, um die Geschichte des Schiffarztes Thomas Wohlmut und vieler weiterer Perso­ nen zu erzählen. Verblüfft stellt man fest, dass dieser Roman aus dem Jahre 1932 mit den darin geschilderten gesellschaftlichen Verhältnissen höchst aktuell geblieben ist. Benjamin Monferat, Der Turm der Welt, ­Roman. Wunderlich, Hamburg, 2016, 698 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-8052-5093-1. Oktober 1889: Die Pari­ ser Weltausstellung nä­ hert sich ihrem Finale. Da werden zwei Ermitt­ ler des französischen Geheimdienstes tot auf­ gefunden. Eine französi­ sche Adlige fürchtet um ihr Geheimnis. Ein deut­ scher Offizier wird zum Spielball der Grossmächte. Ein junger Foto­ graf schliesst einen folgenschweren Pakt, um das Herz seiner Liebe zu gewinnen. Doch ist die bildschöne Madeleine in Wahrheit eine Spionin? Monferat flicht Personen und Handlungsstränge zu einem bestechenden Zeitgemälde. George Sand, Ein Winter auf Mallorca. dtv, München, 2016, 372 S., CHF 26.90, ISBN 9783-423-28099-0. bgz. George Sands Reise nach Mallorca mit ihren Kindern und Frédéric Chopin im Jahre 1883 wurde mit Euphorie an­ getreten und endete bald in einem Desaster, denn die uns heute selbstver­ ständlich erscheinende touristische Infrastruktur war auf der Insel noch keineswegs vorhan­ den und «grandioser Schmutz» fand sich praktisch überall. Nur schon die Suche nach einer Bleibe war ein Geduldsspiel. Diese Hardcover Ausgabe des berühmten Textes entzückt durch eine besonders schöne Aus­ stattung.


Marcia Zuckermann, Mischpoke – Ein Fami­ lienroman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main, 2016, 448 S., CHF 35.90, ISBN 978-3-627-00229-9. bgz. Samuel Kohanim, Oberhaupt einer der äl­ testen jüdischen Familien in Westpreussen und Va­ ter von sieben Töchtern, ist Unglück gewöhnt. Nach dem Ersten Welt­ krieg sucht die Familie Zuflucht in Berlin. Die Le­ bensläufe der Personen schildert Marcia Zucker­ mann über einen Zeitraum von 100 Jahren. In der grossen j­üdischen Erzähltradition ge­ lingt ihr ein ­Bravourstück von einem Roman, der – angefangen – unbedingt zu Ende gele­ sen werden will.

AUTOBIOGRAPHIE

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Isabel Koellreuter/Franziska Schürch, Rainer Brambach – Ich wiege achtzig Kilo, und das Leben ist mächtig, Biographie. Diogenes, 2016, Zürich, 237 S., CHF 32.–, ISBN 978-3257-06978-5. bgz. Der Basler Dichter Rainer Brambach (1917– 1983) war keineswegs verkannt. Seine Gedichte wurden gedruckt und er hatte eine kleine, feine treue Gefolgschaft und sowieso Kontakte mit den ganz Grossen seines Faches wie Günter Eich, Max Frisch oder Günter Grass. In dieser lite­ rarisch und zeitgeschichtlich aufschlussrei­ chen ­Biographie erfährt man, wie Brambach aufgrund lächerlicher Argumente der Schweizer Behörden interniert wurde. Hin­ ter Gefängnismauern schrieb er sein erstes ­Gedicht. Vor dem Hintergrund seiner Tätig­ keit als Gartenbauarbeiter entstand ein Werk von zeitloser Ursprünglichkeit.

François Frenkel, Nichts, um sein Haupt zu betten. Hanser, 2016, München, 288 S., CHF 30.90, ISBN 978-3-446-25271-4. Gemäss einer Angabe im Vorwort von Patrick Mo­ diano hat die Autorin ihr Buch nach dem dritten gelungenen Versuch ih­ rer Flucht aus Frankreich in die Schweiz 1943–1944 «am Ufer des Vierwald­ stättersees» geschrieben. Als Jüdin betrieb François Frenkel erfolgreich eine französische Buch­ handlung in Berlin. Bis sie den Nazis weichen musste und in Frankreich Jahre der Demü­ tigung erlebte. Als authentisches Zeugnis aus einer schlimmen Zeit packt dieses Buch mit der Schilderung von Gräueln aber auch mit dem teilweise heroischen Handeln von Menschen, die sich dem Unrechtsregime der Machthaber widersetzten.

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Gregorianik–Perlen Choral aus dem Kloster Einsiedeln Die tausendjährige Tradition des Chorals in Einsiedeln hat Pater Roman Bannwart, lang­ jähriger Choralmagister des Klosters, für das Tonstudio Zürich in den 60er- und 70er-Jah­ ren zusammen mit der klösterlichen Schola aufgenommen. Diese CD macht seine Begeisterung für die Gregorianik einer breiteren Öffentlich­ keit zugänglich. Lassen Sie sich mitnehmen auf die faszinierende Reise des Gregoriani­ schen Chorals, der am Wesentlichen unseres Lebens rührt. Finanziell ermöglicht hat die Herausgabe dieser CD die Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln.

Impressum

Die CD ist im Klosterladen Einsiedeln (www.klosterladen-einsiedeln.ch/ 055 418 64 71) zum Preis von CHF 30.– erhältlich.

Weitere Autoren dieser Ausgabe Thea Berchtold, Pater Cyrill Bürgi OSB, Alina Jud, Regina Käppeli, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Yvonne Ribaux, Pater Philipp Steiner OSB, Hannes van der Veijden Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868

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