Salve 2/2016

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

8. Jahrgang · Ausgabe 2, April/Mai 2016 Erscheint 6-mal jährlich

Jahresthema Gastfreundschaft im Kloster Fahr – «Dem Kloster fehlt es nie an Gästen»

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Wallfahrt Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Liturgisches Grundwissen: «Erlöse uns, Herr» Liturgischer Kalender Wallfahrtsinformationen Der Wallfahrtspater lädt ein Haben Sie gewusst…

Frontseite: Gastfreundschaft im Kloster Fahr (Foto: Christoph Hammer).

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Kloster Einsiedeln «Das Schönste im klösterlichen Dienst» Gebetsanliegen Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Schulseelsorge: «Ist das Kloster ein Gefängnis?» «Hase Hase» – Premiere des Stiftstheaters Internat: Die Schule macht eine Zeitung Alumni: «Wo wir nichts sind, darin sind wir gross» Corvina: So fängt ein neues Jahr an Personalnachrichten In Memoriam Othmar Hegi

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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm

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Kloster Fahr Grusswort «ü30fahrwärts»: Mit Ignatius unterwegs Zehn Jahre «ü30fahrwärts»: Auf nach Rom! Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Das «Salve»-Interview: Hanspeter Müller-Drossaart Neue Bücher Impressum

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LEITGEDANKE

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iebe Leserin, lieber Leser Mit diesem Leitgedanken habe ich keineswegs die Absicht, mit Pater Alois und seinem «Haben Sie gewusst, dass…?» (dieses Mal auf Seite 19) in Konkurrenz zu treten. Im Gegenteil! Seine Seite gehört zu meinen Lieblingen in der Redaktionsarbeit. Es ist mir auch immer eine Freude, ein passendes Bild zu diesen Gedanken auszusuchen. Es ist namentlich in diesen «sprachverwirrten Zeiten» wichtig, unseren Wörtern, ihren Be- und Missdeutungen auf die Spur zu kommen, sie im besten Sinn des Wortes «auszudeutschen». Das ist eine Disziplin, die einer Zeitschrift mit dem anspruchsvollen Namen «Salve» sehr gut ansteht. Das Wort «Barmherzigkeit» ist in diesem Jahr in der römischkatholischen Kirche und auch in dieser Zeitschrift anzutreffen, es liegt am «Heiligen Jahr der Barmherzigkeit», das Papst Franziskus ausgerufen hat. Es kommt bei uns regelmässig zur Sprache (in diesem Heft auf Seite 14). Aber was meint eigentlich dieses etwas altertümlich «duftende» Wort? Der «Duden» sagt dazu: «mittelhochdeutsch (er)barmen, althochdeutsch (ir)barme˜n, aus der gotischen Kirchensprache, vgl. gotisch (ga)arman = sich erbarmen, Lehnübersetzung von lateinisch misereri (zu: miser = arm); das ‹b› der althochdeutschen Form gehört zum Präfix ab-, wurde aber zum Stamm gezogen). Erbarmen hat also etwas mit «arm» zu tun. Wer sich erbarmt, hat ein Herz für Arme – im Geist und andere, ist also barmherzig. Gott selbst lebt uns das vor, in dem er sich selber aus der Göttlichen Fülle ganz arm macht und Mensch wird. Darin verbirgt sich ein Geheimnis. Erbarmen bedeutet in diesem Sinn schenken. Wer die Armut erkennt und sich ihrer annimmt, schenkt das einzige Heilmittel dagegen, schenkt aus der Fülle. Und aus arm wird reich. Das ist das Werk der aus dem Herzen kommenden Barmherzigkeit. Sie ist an eine einzige Bedingung geknüpft: Der Arme, der von seinem Mangel geheilt werden, sich also beschenken lassen möchte, muss das heilsame Geschenk annehmen, sonst geschieht gar nichts. Aber sonstige Vorleistungen jedweder Art müssen nicht erbracht werden. Ja sagen genügt. Das «Heilige Jahr der Barmherzigkeit» hat Papst Franziskus ausgerufen. Das passt zur Forderung des Papstes aus dem Jahr 2013 an die Kirche, «den Weg der Armut» zu gehen. Wir wollen auf die prophetische Kraft dieses Wortes hoffen. Und auf eine reinigende Wirkung in der Kirche, also in uns, denn barmherzig in diesem Sinn war die Kirche in den vergangenen knapp zweitausend Jahren weiss Gott nicht immer. Herzlich, Ihr

Erich Liebi

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JAHRESTHEMA

Gastfreundschaft im Kloster Fahr

«Dem Kloster fehlt es nie an Gästen» Der Weg ins Kloster Fahr führt über die Pforte. Dort findet sich der entsprechende Schriftzug, daneben ist eine unscheinbare metallene Glocke angebracht, die man ziehen kann. Viel Aufsehens wird nicht gemacht um das Angebot, hier Gast zu sein und dennoch: Erstaunlich viele Menschen finden ins Fahr und verbringen einige Tage im Rhythmus der Benediktinerinnen.

Fragt man bei den Gästen nach, wie sie genau hierher gekommen seien, ergeben sich ganz unterschiedliche Antworten. Eine Niederländerin – sie ist gerade aus Amsterdam angereist – erzählt, dass eine befreundete Pastorin in der Paramentenwerkstatt des Klosters Fahr ein neues, übrigens handgewobenes Messgewand bestellt habe und sie nun gerne noch einmal hier vorbei geschaut habe. Sie kennt auch andere Klöster, zum Fahr hat sie nun aber auch einen besonderen, eben persönlichen Bezug. Andere Gäste haben in der Nähe ihres Wohnortes, in dem Fall Zürich, einen Ort für eine Auszeit gesucht und im Fahr, das nur wenige Kilometer von Zürich entfernt liegt, die im positiven Sinne nächst-gelegene Möglichkeit gesucht und im Internet gefunden. Erst einmal ankommen Gäste sind also, wie es in der Benediktsregel heisst, «immer im Haus», deshalb fehlt es «dem Kloster nie an Gästen». Es entspricht dem Grundverständnis der Benediktinerinnen, diese Gastfreundschaft auch ganz bewusst zu leben und ihre Türe, die Pforte, für Gäste offen zu halten. Die Gastgeberin Im Kloster Fahr verkörpert Schwester Martina diese Gastfreundschaft. Die grossge-

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wachsene Frau mit dem verschmitzten Lächeln blickt auf Jahrzehnte zurück, in denen sie unzählige Menschen verschiedenster Altersgruppen empfangen und während ihrer Tage im Fahr begleitet hat. Sie kennt alle Wege im Haus, deckt den Tisch für das Zmorge und hat zudem ein feines Gespür dafür, was die Gäste brauchen. Mal steht sie dann für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, nie aber würde sie sich aufdrängen. Eine Begrüssung könnte dann auch so ausschauen, dass man darauf hingewiesen wird, die Kaffeemaschine sei schon eingeschaltet und man solle einfach einmal ankommen. Später habe es dann noch genug Zeit, um etwas abzumachen oder zu besprechen. Die St. Anna-Kapelle, ein Ort der himmlischen Gastfreundschaft…


JAHRESTHEMA

Die Klosterpforte und die Gastgeberin Schwester Martina (Fotos: Christoph Hammer). Für Gäste, die das erste Mal hierher kommen, sind die barocke Klosteranlage und das Leben, wie es die Schwestern führen, dann oftmals besonders beindruckend. Eine Choreographie der Abläufe Eine portugiesische Frau findet, dass es hier eine regelrechte Choreographie der Abläufe gebe, wie etwa die Schwestern in die Kirche …wo die Fahrer Schwestern selber täglich Gäste sind

einziehen oder wie das Essen im Refektorium am gemeinsamen Tisch weitergereicht wird – alles auch noch im Stillschweigen. Es sei alles so perfekt aufeinander abgestimmt, dass sie es wie ein Paradies empfindet, ein paar Tage hier Ferien machen und die Ruhe geniessen zu können. Genauso niederschwellig ist das Angebot auch auf der Website des Klosters Fahr formuliert. Es gebe «sieben einfache Gästezimmer», die Frauen offen stehen, die im benediktinischen Tagesrhythmus «Ruhe und Entspannung» suchen. Man weiss darum, so Priorin Irene, dass es nicht zwingend religiöse Motive sind, die Menschen heute in ein Kloster führen, es ist vielmehr der Wunsch nach einem bewussten Heraustreten aus den alltäglichen Routinen, nach einer Auszeit, die andernorts vielleicht auch Retreat genannt würde. Es können aber auch spirituelle Gründe im weitesten Sinne sein, bis hin zu rein praktischen Motiven, wie es etwa die Geschichte einer Schülerin aus Muttenz belegt: Sie suchte schlicht ein ruhiges Zim-

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JAHRESTHEMA

Eines der Gästezimmer, das auch als «Schreibzelle» seinen Dienst tut.

Der einladende Aufenthaltsraum «Toricelli» für Klostergäste.

mer, um sich ungestört auf die mündliche Matura vorzubereiten. Auch sie war ein gern gesehener Gast und lernte so ganz nebenbei eine für sie völlig neue Welt kennen.

men, aber auch für Wut und Ärger, die in theologisch schwieriger deutbaren Klagepsalmen aufgeschrieben wurden. Wenn heute im Fahr Psalmen geschrieben werden – es sind immerhin so viele, dass auch schon ein Buch daraus entstand – greifen die jungen Menschen aber kaum auf eine formelhafte Sprache zurück, sondern suchen individuelle Worte für Themen, die sie gerade beschäftigen. Sie bitten um gute Entscheidungen für ihren weiteren Lebensweg, für Glück im Beziehungsleben, beruflichen Erfolg, auch um ein Begleitet-Sein von Gott, das ihnen Mut und Sicherheit gibt. In einem abschliessenden Gespräch übergeben sie Priorin Irene ihre Texte für das Fahrer Psalmenbuch, aus dem dann einmal jährlich im Rahmen einer literarischen Jugendvesper vorgetragen wird. Für Priorin Irene ist dieses «Angebot für die jüngere Generation» ein besonderes

Schüler im Kloster? Die Schülerin ist dabei bei weitem nicht der einzige junge Gast im Haus gewesen. Seit das Kloster Fahr mit dem Literaturprojekt «Schreibzelle» bewusst jüngere Gäste im Alter von 16 bis 30 Jahren einlädt, kommen hier bis zu 50 junge Menschen pro Jahr, aus der Schweiz und anderen europäischen Ländern, zusammen, um Psalmen zu schreiben. Diese Form des Gebetes oder vielmehr des Gedichtes, das auf den alttestamentarischen König David zurückgeht, entstand vor Jahrtausenden als formelhafte Ausdrucksform für Emotionen aller Art: Für Dank in Form von Dankespsalmen, für Freude als Lobpsalmen, für persönliche Anliegen als Bittpsal-

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JAHRESTHEMA Anliegen, das ihr auch viel Freude bereitet: «In der Begleitung und im Gespräch mit diesen Gästen darf ich oft erfahren, wie suchend und offen diese Menschen sind. Das berührt mich immer wieder.» Ausserdem passe das Schreiben auch besonders gut ins Kloster Fahr, denn: «Schreiben hat in Klöstern eine lange Tradition und bei uns besonders durch das schriftstellerische Schaffen von Silja Walter». Zudem ermöglicht die «Schreibzelle» den Schülerinnen und Schülern oftmals «eine persönliche Gotteserfahrung. Sie können eintauchen in die Gottsuche von uns Benediktinerinnen», so Priorin Irene. Viele weitere Geschichten wären zu erzählen: von einer Frau aus dem Jura, die von einer Weltreise zurückkommend den anderen Klostergästen bei Kerzenschein ihre Märchen vortrug; von der Mutter einer vierköpfigen Familie, die gleich zwei Tage lang zu Fuss ins Fahr gewandert ist.

Vom Leben und vom Sterben Manchmal, bei weitem aber nicht immer, sind es aber auch traurige Anlässe, herausfordernde Lebenssituationen oder sogar die Konfrontation mit dem Tod, die Frauen zu einem Klosteraufenthalt motivieren: Da gilt es dann, sich der eigenen Krebserkrankung zu stellen und sich auf das eigene Lebensende vorzubereiten. Wenn Angehörige hier die direkte Konfrontation mit dem Unaussprechlichen scheuen, können die Schwestern aus ihrem Glauben heraus mitunter die passenden Worte finden oder den Rahmen bieten, um sich selbst diese Frage zu beantworten. «A warm atmosphere» Was motiviert nun also all diese Menschen, das Fahr aufzusuchen? Ist es die naturnahe Umgebung der «Oase im Limmattal», die religiöse Umgebung und die hier sehr sorg-

Zu Tisch mit den Fahrer Benediktinerinnen ist einer der Höhepunkte ihrer Gastfreundschaft.

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JAHRESTHEMA

Gebetszeit in der Klosterkirche: Hier weitet sich die tägliche Gastfreundschaft der Fahrer Schwestern über das Private hinaus – alle Gottesdienste in der Kirche sind öffentlich. fältig vorbereite Liturgie (das Fahr leistet sich immerhin eine eigene Gesangstrainerin und hin und wieder auch den Besuch einer deutschen Kirchenmusikerin und Komponistin), die liebevolle Gestaltung der Gästezimmer mit handgeschriebenem Willkommensgruss und Blumenarrangement aus dem Garten, der stets freundliche, niemals aber neugierige Umgangston? Der amerikanische Benediktiner John Mark Falkenhain aus St. Meinrad, Indiana USA, hat es bei einem Besuch einmal mit dem Begriff «a warm atmosphere» zusammengefasst. Das sei es, was speziell das Fahr ausmache. Verstärkend fügte er noch hinzu, dass das in der Tat nicht in allen Klöstern der Fall sei. Eine gesellschaftliche Utopie? Klöster sind keine heile Welt und das Ordensleben ist nicht die perfekte Lebensform für jeden. Und doch scheint es einem als Gast manchmal ein Ort ausserhalb von Zeit und Raum zu sein, an dem man – so die eingangs erwähnte Dame aus Zürich – auf einmal das «Hier und Jetzt» bewusst erlebt.

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JAHRESTHEMA Frauen, die sich für einen Aufenthalt im Kloster Fahr interessieren, können sich über die Website des Klosters anmelden. www.kloster-fahr.ch/Gastfreundschaft Glaubhaft kommt hier für mich auch etwas zum Ausdruck, was ich eine gesellschaftliche Utopie nennen möchte. Diese besteht darin, dass hier sämtliche gesellschaftlichen Trends aus den Angeln gehoben werden. Bedingungslose Annahme

Impressionen des fotografierenden Gastes: Schwester Matthäa (oben) und Schwester Andrea.

Nicht mehr gültig sind mit einem Schlag sämtliche Vorgaben zu Schönheitskult, materialistischer Selbstdarstellung, Besitzstreben und wie auch immer definierten «Erfolg». Das Sein an sich genügt, niemals würde nach mehr gefragt werden. Vom ersten Augenblick an wird jeder Gast bedingungslos und voraussetzungslos in die Gemeinschaft aufgenommen und angenommen. Dass die Schwestern unzähligen Gästen diesen Raum und auf Wunsch auch diese Teilhabe ermöglichen, dafür sei ihnen vielfach gedankt. Maria Egartner

Die Textautorin Maria Egartner und der Bildautor Christoph Hammer nehmen regelmässig die Fahrer Gastfreundschaft in Anspruch.

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WALLFAHRT

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2016 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) Mai So, 01. Mai

Konventamt Andacht Andacht GK Eucharistiefeier Eucharistiefeier Eucharistiefeier Pontifikalamt Andacht Eucharistiefeier Andacht Eucharistiefeier GK Eucharistiefeier Andacht GK Eucharistiefeier Eucharistiefeier Eucharistiefeier Andacht GK

So, 29. Mai

09.30 Uhr 14.00 Uhr Seelsorgeeinheit Rapperswil-Jona 12.15 Uhr 12.30 Uhr Viertelswallfahrt Bezirk Einsiedeln 19.30 Uhr Zuger Landeswallfahrt 15.00 Uhr 70. Vorarlberger DiĂśzesanwallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr Obwaldner Landeswallfahrt 09.30 Uhr 14.00 Uhr Nidwaldner Landeswallfahrt 17.30 Uhr Nidwaldner Landeswallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr Portugiesenwallfahrt 12.30 Uhr Polenwallfahrt 12.30 Uhr Bezirkswallfahrt Schwyz und KĂźssnacht 09.30 Uhr 14.30 Uhr Pfarreiwallfahrt Uznach, Schmerikon, Gommiswald, Ernetschwil, Rieden 11.15 Uhr Jahreswallfahrt Kirche in Not 12.15 Uhr Rita-Rosen-Wallfahrt 17.30 Uhr Rita-Rosen-Wallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr Albanermission Ostschweiz 12.30 Uhr

Juni So, 05. Juni Sa, 11. Juni So, 12. Juni Sa, 18. Juni So, 19. Juni

Tschechen Wallfahrt Kroatenwallfahrt Kroatenwallfahrt Pro Ecclesia Schweiz Tamilenwallfahrt

Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Eucharistiefeier Andacht Pilgermesse Andacht GK

So, 01. Mai Mi, 04. Mai Do, 05. Mai Sa, 07. Mai Di, 10. Mai Mi, 11. Mai Do, 12. Mai So, 15. Mai Mo, 16. Mai Sa, 21. Mai Sa, 21. Mai So, 22. Mai So, 22. Mai Mo, 23. Mai

Luzerner Landeswallfahrt

So, 26. Juni Glarner Landeswallfahrt

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12.30 Uhr 19.00 Uhr 12.15 Uhr 09.30 Uhr 12.30 Uhr 15.15 Uhr 11.00 Uhr 14.30 Uhr

Konventamt Pontifikalamt Eucharistiefeier Pontifikalamt Andacht/Rosenweihe Eucharistiefeier


WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

«Erlöse uns, Herr» Die Worte «erlöse uns» werden beim «Vaterunser» in der Messe gleich zweimal gesprochen: Nach der letzten Bitte «erlöse uns von dem Bösen» greift ein Einschub das wieder auf. Warum hat die jüngste Liturgiereform diese Verdoppelung nicht gestrichen? Sicher nicht nur, weil der Einschub seit mehr als 1600 Jahren gebetet wird. Die Formulierung von allem Bösen im Einschub verweist auf die vielen Formen des Bösen in der Welt. Es gibt nicht nur den einen Bösen in Person. Wo Menschen allem Bösen widerstehen, herrscht Friede. Die Bitte um Friede schliesst sich sinnvoll an. Und sie verbindet das «Vaterunser» mit dem nachfolgen den Friedensgebet. Schon in unseren Tagen soll sich der Friede ausbreiten, den Christus im österlichen Gruss den Seinen zugesprochen hat. Er ist eine Gabe der Vollendung, ein Geschenk aus der Zukunft, in der der Frieden nie enden wird. Im Hinblick auf dieses Ende sind die Bitten um Gottes Erbarmen und Bewahrung vor Verwirrung und Sünde gesprochen, denn noch erleben und erleiden wir täglich Unfrieden. Aber schon jetzt lebt in jeder Messe die Zuversicht auf das letzte und endgültige Kommen Jesu und seinen Frieden. Der Einschub im Vaterunser der Messe bringt das alles in wenigen Worten zum Ausdruck.

(Quelle: Gunda Büske/Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den April 2. Ostersonntag Weisser Sonntag 09.30 Erstkommunionfeier 11.00 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

3. So

24. So 5. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Fest Evangelist Markus 11.15 Feierliches Konventamt

25. Mo Hochfest Verkündigung des Herrn 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

4. Mo

Hl. Johann Baptist de la Salle (†1719) Priester, Ordensgründer 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

7. Do

Fest Katharina von Siena († 1380) Mystikerin, Kirchenlehrerin 11.15 Feierliches Konventamt

29. Fr

10. So 3. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 13. Mi

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Aussetzung des Allerheiligsten 17.15 in der Unterkirche

4. Sonntag der Osterzeit Weltgebetstag für geistliche Berufe 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

17. So

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19. Di

Hl. Gerold († 978) Einsiedler

21. Do

Hl. Anselm († 1109) Bischof

Gebetsmeinungen Weltkirche Für die Kleinbauern: Dass ihre mühsame Arbeit gerecht entlohnt werde. Für die Christen in Afrika: Dass ihnen bei allen politisch-religiösen Konflikten gelinge, ihren Glauben an Jesus Christus und ihre Liebe zu bezeugen. Kirche Schweiz Möge die Osterzeit von der Freude Zeugnis geben, dass Christus, unser Leben, stärker ist als der Tod, Gnade stärker als Sünde, Versöhnung stärker als Schuld.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Mai 1. So 6. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Hochfest Weihe der Klosterkirche 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

2. Mo

Fest Philippus und Jakobus Apostel 11.15 Feierliches Konventamt

3. Di

Hochfest Christi Himmelfahrt 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper

5. Do

7. Sonntag der Osterzeit Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

16. Mo Pfingstmontag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Hochfest Dreifaltigkeitssonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

22. So

Hochfest Fronleichnam 08.30 Feierliches Pontifikalamt und Prozession mit dem Allerheiligsten 16.30 Feierliche Pontifikalvesper vor dem ausgesetzten Allerheiligsten

26. Do

29. So 9. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

8. So

13. Fr

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Aussetzung des Allerheiligsten 17.15 in der Unterkirche

Hochfest Pfingsten 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper

15. So

Gebetsmeinungen Weltkirche Um Respekt für die Frauen: Dass Frauen auf der ganzen Welt geachtet werden und ihr gesellschaftlicher Beitrag höchste Wertschätzung erfahre. Eifriges Rosenkranzgebet in den Familien und Gemeinden diene dem Frieden und der Verbreitung des Evangeliums. Kirche Schweiz Mögen die Feste Himmelfahrt und Pfingsten erlebt werden im Hören auf den Heiligen Geist, der Kopf und Herz darauf vorbereitet, geisterfüllter zu reden und zu handeln.

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche

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Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)

11.00 Uhr

Pilgermesse (Hauptaltar)

16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet


6·2015

S A LV E

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

S A LV E

SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

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SALVE Strasse PLZ/Ort Telefon E-Mail Datum Unterschrift

Ich möchte die Zeitschrift «SALVE» gerne näher kennen lernen und bitte Sie um die Gratiszustellung der aktuellen Ausgabe. Ich bestelle ein Geschenkabonnement.

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Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Telefon Datum Unterschrift Bitte senden Sie den Geschenkgutschein an: Abo-Empfänger Rechnungsempfänger

Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch

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WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein…

Pilgern im Zeichen der Barmherzigkeit Vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 feiert die Kirche das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Auch in Einsiedeln wird dieses besondere Jahr auf vielfältige Weise gefeiert, unter anderem in verschiedenen Wallfahrten und speziellen Andachten. Der Sonntag nach Ostern ist bekannt als «Weisser Sonntag«. Sehr viel weniger geläufig ist sein neuester Name: «Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit«. Diesen erhielt

er im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II., der – einer Eingebung der von ihm heiliggesprochenen Schwester Faustina Kowalska († 1938) folgend – diesen Tag der Barmher-

Die besonderen Wallfahrtstermine 2016 April Sonntag, 3. April:

Sonntag, 24. April: Mai Montag, 30. Mai: August Sonntag, 14. August: Montag, 22. August: Oktober Sonntag, 2. Oktober:

Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit: 11.00 Uhr feierliches Konventamt; 15.00 Uhr «Stunde der Barmherzigkeit»; 16.30 Uhr feierliche Vesper Wallfahrt der Jugend: Infos und Anmeldung auf www.heiligesjahr.ch/jugend Wallfahrt der Priester: Infos und Anmeldung auf www.heiligesjahr.ch/priester Wallfahrt der Familien: Infos und Anmeldung auf www.heiligesjahr.ch/familien Einsiedler Krankentag: 14.30 Uhr Eucharistiefeier mit Krankensalbung. Infos auf www.heiligesjahr.ch/krankentag Rosenkranzsonntag: 9.30 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Kurt Koch; 14.30 Uhr Rosenkranzandacht; 16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer Prozession

November Sonntag, 13. November: Schliessung der Hl. Pforte in Einsiedeln: 16.30 Uhr Vesper Sonntag, 20. November: Abschluss des Jubiläums der Barmherzigkeit: 9.30 Uhr feierliches Konventamt

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WALLFAHRT

Auch im Jahr der Barmherzigkeit machen sich Pilger auf den Weg nach Einsiedeln wie hier im Jahr 2008 junge Zugerinnen und Zuger (Foto: Christoph von Siebenthal). zigkeit Gottes weihte. Der «Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit» am 3. April 2016 wird im Rahmen des Heiligen Jahres natürlich besonders gefeiert: um 11.00 Uhr im Konventamt und um 15.00 Uhr mit der «Stunde der Barmherzigkeit» in der Unterkirche. Wallfahrt der Jugend Der 24. April 2016 ist ein besonderer Wallfahrtstag für die junge Generation, die dem barmherzigen Gott begegnen will. Eingeladen zur Fusswallfahrt von Biberbrugg nach Einsiedeln sind Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 30 Jahren. Unterwegs gibt es Impulse sowie Zeit für Stille, Gebet und Austausch. Höhepunkt und Abschluss der Wallfahrt bilden das Durchschreiten der Pforte der Barmherzigkeit und eine Eucharistiefeier mit Abt Urban Federer, die von einer Jugendband musikalisch mitgestaltet wird.

Wallfahrt der Priester Die Priester sind in besonderer Weise berufen, Diener der Barmherzigkeit zu sein. Die Wallfahrt am 30. Mai 2016 will ihnen dafür Impulse geben und Austausch untereinander ermöglichen. Auch hier steht eine Fusswallfahrt von Biberbrugg nach Einsiedeln auf dem Programm. Die Mitfeier des Konventamtes und ein Vortrag des deutschen Theologieprofessors und Priesterseelsorgers Pater Dr. George Augustine SAC sind Höhepunkte der Wallfahrt. Daneben besteht die Gelegenheit zu Begegnung und Austausch sowie zum Empfang des Sakramentes der Versöhnung. Weitere Infos zu den hier vorgestellten Wallfahrten und der für den 14. August 2016 geplanten «Wallfahrt der Familien» findet man auf der Website www.heiligesjahr.ch. Pater Philipp Steiner

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WALLFAHRT

N채chsten Sommer schon wieder Strand? Oder mal was Cooles?

Freiwilligendienst im Kloster Einsiedeln f체r 18- bis 25-j채hrige M채nner

www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire

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KLOSTER EINSIEDELN

Haben Sie gewusst, dass ... … eine Sucht eine halbierte oder verkürzte Sehnsucht ist? Ich meine nicht nur, dass «Sucht» beim Schreiben nur halb so lang ist wie «Sehnsucht» oder nur halb so viele Buchstaben benötigt. Es interessiert hier vielmehr der Inhalt der beiden Wörter. Zwar sind die beiden Begriffe nach Auskunft der Wörterbücher nicht miteinander verwandt. Danach ist «Sucht» «krankhaft gesteigertes Verlagen, Bedürfnis, Gier» und «Sehnsucht» ist «inniges, schmerzliches Verlangen». Sehnsucht hat nach unserem Empfinden mit Liebe, Zärtlichkeit und Zuneigung zu einem Menschen, einem Ort, einem Zustand zu tun. Sehnsucht ist etwas, was in unserem Inneren verborgen wirksam ist, uns aber gleichsam über uns hinausführt, weil es aus einem Mangel entsteht, der spüren lässt, dass uns etwas fehlt. Darum ist Sehnsucht immer etwas «Erhebendes», Wertvolles, ein Reichtum. Sucht dagegen ist zupackend, besitzergreifend, rücksichtslos. Sucht kann nicht warten, ist ungeduldig, hastig.

Psychologisch gesehen sind Sucht und Sehnsucht doch wohl näher beieinander als sprachlich. Sucht hat es immer mit einem «zu viel» und »zu schnell» zu tun. Menschen können arbeitssüchtig sein, reisesüchtig, süchtig nach Sex, Alkohol, Macht. Ist die Arbeitssucht nicht der Ausdruck dafür, dass Arbeit Erfüllung gibt, die Reisesucht eine Ahnung davon, dass Reisen Weite und Freiheit schenkt, Sucht nach Sex eine übersteigerte Hoffnung auf Beziehung, Abhängigkeit von Alkohol die kurzfristige Befreiung von Schmerz, Macht das Verlangen nach Einfluss? Alle Menschen sehnen sich nach Arbeit, die befriedigt und erfüllt, nach Reisen, die Weite schenken, nach Sexualität, die gegenseitige Zärtlichkeit ist, nach Alkohol, der beschwingt, nach Macht, die andere vor Gewalt schützt. Diese Sehnsucht dürfen wir nicht unterdrücken, wir müssen sie schützen, wach halten, als kostbares Gut in uns pflegen. Sehnsucht ist «inniges, schmerzliches Verlangen», das nicht schnell und mit Gewalt gestillt werden kann. Sehnsucht ist eine seelische Kostbarkeit. Pater Alois Kurmann

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Das «Jahr der Barmherzigkeit» im Kloster

«Das Schönste im klösterlichen Dienst» Von den vielen Diensten, die die Einsiedler Mönche tagtäglich verrichten, gehören Beicht- und Seelsorgegespräche zu denjenigen, die in besonderer Weise von der göttlichen Barmherzigkeit geprägt sind. Der Bericht von Pater Dekan Cyrill Bürgi macht das Wesen eines Dienstes deutlich, der von seinen Mitbrüdern sehr geschätzt wird. Einsiedeln ist seit eh und je ein Ort, wo Menschen Gottes Barmherzigkeit erfahren dürfen. Dazu hat der heilige Meinrad den Grund gelegt. Er war ein grosser Ratgeber und praktizierte so ein geistliches Werk der Barmherzigkeit. Der Strom derjenigen, die Trost und Rat suchen, ist seither nicht abgerissen. Wir Mönche dürfen den Sorgen und Nöten der Menschen stets ein Ohr leihen und sie in unserem Gebet begleiten. Die persönlichen Gespräche lassen viele Menschen Gottes Nähe greifbar erfahren und schenken ihnen wieder Mut und Hoffnung. 23 Stunden Beichtgelegenheit Das Sakrament der Versöhnung bildet ein ganz spezieller Ort der Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes. Im Kloster bieten wir etwa 23 Stunden pro Woche offizielle Gelegenheiten zu einem Beichtgespräch in der Beichtkapelle an. Daneben ruft der Klosterpförtner häufig Mitbrüder zu einem Gespräch ausserhalb der offiziellen Zeiten an die Pforte. Deswegen habe ich das Jahr der Barmherzigkeit zum Anlass genommen, einige Mitbrüder nach ihren Erfahrungen im Beichtstuhl zu befragen. «Das ist das Schönste und Dankbarste im klösterlichen Dienst», «das mache ich sehr gerne», «seelsorgerlich ist es das Allerschönste», «das ist mir gar keine Last», «das ist eine befriedigende Aufgabe» melden mir alle befragten Mitbrüder einhellig zurück.

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Leute kommen von weit her, weil sie wissen, dass sie im Kloster einen Gesprächspartner finden. Viele Menschen kommen, weil sie in ihrer Situation hoffnungslos sind. Es ist eine seelsorgerlich schöne Aufgabe, Menschen aufzurichten und ihnen zu helfen, wieder den Durchblick und Überblick zu gewinnen. Die Beichte will aufrichten, Mut machen. Viele Menschen beklagen, dass sie praktisch immer dieselben Fehler machen und nichts Neues zu bekennen hätten. Da kann man die Beichtenden sehr gut abholen, denn als Priester macht man ja ähnliche Erfahrungen. Dom Helder Camaras Aussage ist dabei immer tröstlich: «Wer tausendmal fällt und tausendundeinmal aufsteht, ist ein Heiliger.» Heilige zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie sündenlos sind, sondern dass sie sich von der Sünde nicht deprimieren lassen. Letztlich ist der gute Wille entscheidend. Es geht darum, dass wir auf Christus schauen und ihm vertrauen in allen Bedrängnissen. Nachholbedarf Es gibt wenige Leute, die nach den zehn Geboten ihre Sünden bekennen. Viele zählen ihre Sünden anhand der Gottes-, Nächstenund Selbstliebe auf. Andere erzählen frisch von der Leber, was sie belastet. Daraus entsteht meistens ein Gespräch, weil sie persönliche Fragen oder konkrete Probleme beschäftigen.


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Es ist eine seelsorgerlich schöne Aufgabe, Menschen aufzurichten: Pater Philipp Steiner im Beichtgespräch (Foto: Jean-Marie Duvoisin). In Einsiedeln kommen überdurchschnittlich viele nach Jahren oder Jahrzehnten der Beichtabstinenz wieder einmal in den Beichtstuhl. Das sind vielfach erstklassige Beichtgespräche und die Beichtenden gehen oft augenfällig entspannt und dankbar von dannen. Die präsentierten Lebenssituationen lassen sich kaum verändern und trotzdem spürt man die grosse Befreiung, die durch das einfache Zuhören geschehen kann. Persönliche Aussprachemöglichkeiten sind im Alltag rar. So dürfen wir den Menschen einen guten Dienst erweisen und geistliche Begleitung anbieten. Es braucht den Zweifel Manchmal beichten Leute, dass sie an Gott zweifeln oder von ihm nichts spüren. Das sind gute Bekenntnisse, da man im Gespräch zu einem tieferen Verständnis von Glauben führen kann. Ja, es braucht das Hinterfragen, um zu einem grösseren Gottesverständnis zu kommen. Es braucht den Zweifel, um im Vertrauen zu wachsen. Mit dem Vertrauen ist es wie mit der Liebe. Wir werden nie ein Mass der Liebe erreicht haben, um sagen zu können: «Jetzt haben wir genug geliebt.» Nein, Liebe muss ständig wachsen, muss sich

aktualisieren und erneuern, sonst verblasst sie. So ist es auch mit dem Gottvertrauen. Es ist erfüllend, den Menschen ein weites Verständnis vom Glauben und Vertrauen vermitteln zu können. Das Jahr der Barmherzigkeit ist seelsorgerlich sehr wertvoll. Es gibt zwar keinen spürbar grösseren Ansturm auf das Sakrament der Versöhnung, trotzdem bekennen viele, dass sie dieses Jahr zum Ansporn nehmen, sich mit ihrem Umfeld zu versöhnen. Sie nehmen es zum Anlass, einiges wieder in Ordnung zu bringen. Da kann wahre Befreiung von Lasten, die sich in Jahren aufgetürmt haben, geschehen. Unter dem barmherzigen Blick Gottes wird die eigene Unheilsgeschichte zur Heilsgeschichte. Gott lässt den Mist zu Humus für neues Wachstum werden. Christus selbst hat aus der grössten Sünde des Menschen, den versuchten Gottesmord am Kreuz, das Erlösungswerkzeug gemacht. Das Kreuz wird zum Baum des Lebens. Die Beichte lässt so die persönliche schuldbeladene Vergangenheit zur Leiter nach oben werden. Als Beichtvater darf man Zeuge dieses Geschehens sein. Wenn das nicht eine schöne Aufgabe ist? Pater Cyrill Bürgi

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Gebetsanliegen Manchmal ist man tief betroffen, wenn man erfährt, was Menschen erleiden müssen. Zum Beispiel, wenn man den Brief liest, der uns im Februar erreichte. Dort heisst es: «Freunde meiner jüngeren Tochter in Chicago haben solch schwere Sachen zu tragen, dass ich mir nicht anders zu helfen weiss, als Sie um Ihre Fürbitten zu bitten. Dana und Brad sind um die 40 Jahre alt. Brad wurde mit einem Krebs befalHerr, lehre uns beten len, der wenig Hoffnung Jesus Christus, einst sind deine Jünger zu dir gekommen lässt, da er anscheinend und haben verlangt: «Herr, lehre uns beten.» schon im ganzen Körper Lehre mich einsehen, dass ohne Gebet mein Inneres verkümmert ist. Nun ist die 9-jährige und mein Leben Halt und Kraft verliert. Tochter Josephine auch Nimm das Gerede von Erlebnis und Bedürfnis weg, noch mit einem Lungenhinter welchem sich Trägheit und Auflehnung verbirgt. krebs konfrontiert. Gib mir Ernst und festen Entschluss, und hilf mir, Dana und Brad haben durch Überwindung zu lernen, was zum Heil nottut. eine kleine Printing Führe mich aber auch in deine heilige Gegenwart. Firma zusammen, und Lehre mich, zu dir sprechen im Ernst der Wahrheit das heisst, das zusätzlich und in der Innigkeit der Liebe. zu den horrenden ArztBei dir steht es, mir die innere Fülle des Gebetes zu gewähren, kosten auch noch die und ich bitte dich, gib sie mir zur rechten Zeit. Existenz der kleinen Zuerst aber ist das Gebet Gehorsam und Dienst: Familie bedroht ist. erleuchte mich, dass ich den Dienst in Treue tue Sie können sich unschwer vorstellen, wie schlimm Romano Guardini (1885–1968) die ganze Situation ist. Bitte beten Sie für die drei.» Die Schreiberin erinnert auch daran, dass schon einmal auf die Bitte um Gebet hin ein Mann aus ihrem Bekanntenkreis geheilt wurde, ohne dass sich die Ärzte diese Heilung erklären können. So hat sie das Vertrauen, dass Gott auch für die Familie in Chicago «eine Lösung hat, die uns heute noch nicht bewusst ist». Ja, beten wir für die drei, und für alle Menschen, die grosser Bedrängnis sind. «Muttergottes mit Kind» aus dem Wandgemälde »Heiliger Meinrad» von Pater Bernhard Flüeler im unteren Klausurgang des Klosters Einsiedeln. (Foto: Bruder Gerold Zenoni)

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KONVENT GLÖCKLI

16. Januar Am heutigen Informationsmorgen durften wir dem interessierten Publikum vor vollem Theatersaal die Stiftsschule vorstellen.

RÜ C KBLIC K

16.– 22. Januar Am Samstagnachmittag schliessen elf amerikanische Diakone ihre Europareise mit Exerzitien bei uns ab. Die Diakone werden begleitet von Father Thomas Gricoski und Bruder William Sprauer, beides Mitbrüder aus St. Meinrad, USA.

11. Januar Von Montagnachmittag bis Dienstagnachmittag tagt bei uns das «Forum Liturgie». Dieses Forum trifft sich einmal pro Jahr und dient dem internationalen Austausch der liturgischen Kommissionen der Bischofskonferenzen und konferenzfreien Bischöfe des deutschen Sprachgebietes. Die 16 Teilnehmenden sind bei der Montagsvesper und am Dienstag bei Laudes, Konventamt, Mittagsgebet und Mittagessen bei uns. Abt Urban steht aus diesem Grund am Dienstag dem Konventamt vor. 15. Januar Heute kommen sieben ehemalige Volontaire nach Einsiedeln zu einem kleinen Treffen. Nach der Vesper fahren wir gemeinsam mit dem Schulbus Richtung Etzel, wobei wir das letzte Stück zu Fuss zurücklegen. In der Meinradskapelle feiern wir Eucharistie, anschliessend wärmen wir uns im Restaurant bei einem Fondue wieder auf. Vielleicht wird es uns sogar ermöglicht, mit dem Schlitten zurück zum Schulbus zu fahren!? 15. Januar Abt Urban, Pater Subprior Gregor, Pater Philipp und Markus Bamert treffen sich in Zürich mit den Verantwortlichen des Landesmuseums, um eine grosse Ausstellung über die Wallfahrt nach Einsiedeln im Jahr 2017 vorzubesprechen.

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Damit es im Jahr der Barmherzigkeit nicht bei der Theorie bleibt, hat Papst Franziskus die Meditation und Praxis der «Werke der Barmherzigkeit» angeregt. In der Fastenund Osterzeit werden bei uns deshalb am Sonntag vor der Vesper um 16.15 Uhr Katechesen zu den einzelnen Werken der Barmherzigkeit angeboten. 23. / 26. Januar Im Einsiedler Anzeiger erscheinen zwei Mitteilungen im Zusammenhang mit unserem Kloster: am Samstag, 23. Januar ein Artikel über den geplanten Energieverbund und am Dienstag, 26. Januar der Baubeschluss des Klosters für das Ufnau-Projekt. Das Projekt Energieverbund wird von einer Projektgruppe vorangetrieben, bei der das Kloster zusammen mit den Firmen Schädler Mulden AG und Steinauer Recycling und Umweltservice federführend ist. Aktuell liegt auf dem Bauamt Einsiedeln das Baugesuch für die Fernleitung (HolzhofSchulhäuser/Altersheim Gerbe) auf, weshalb der EA das Thema aufgreift. Für die Ufnau hat die Klostergemeinschaft grünes Licht für die Sanierung des bestehenden barocken Gasthauses zu den zwei Raben gegeben.


KLOSTER EINSIEDELN 24. Januar Die US-amerikanische Justizministerin Loretta Lynch macht am Nachmittag einen Besuch im Kloster. Weil sie wegen den Schneestürmen in den USA nach der Teilnahme am WEF in Davos nicht sofort in ihre Heimat zurückfliegen kann, wird ihr in Zürich dieser Ausflug vorgeschlagen. Trotz spontanem Entschluss sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr gross. 24.– 26. Januar Von Sonntag bis Dienstag war eine hochkarätige Delegation aus dem bayrischen Marienwallfahrtsort Altötting bei uns zu Gast. Sie verbrachte bei uns ein Arbeitstreffen und nutzte die Gelegenheit, unseren Wallfahrtort besser kennen zu lernen. Anlass zu diesem Besuch bildete ein möglicher Beitritt des Bezirks zur Organisation «Shrines of Europe», in welcher die politischen Gemeinden von Altötting, Tschenstochau, Fatima, Loreto, Lourdes und Mariazell zusammengeschlossen sind. Jean-Marie Duvoisin, Pater Lorenz, Pater Daniel und Pater Philipp trafen sich bei einem gemeinsamen Mittagessen und einem gemütlichen Abendhöck mit Prälat Günther Mandl, Pater Norbert Schlenker OFMCap, Bürgermeister Herbert Hofauer und ihren Begleitern aus Altötting. Beim Treffen am Abend konnte auch Abt Urban dabei sein, der einen möglichen Beitritt Einsiedelns zu «Shrines of Europe» angeregt hatte. Ob Einsiedeln in Zukunft in dieser Organisation vertreten sein wird, hängt aber letztlich vom Willen des Bezirks ab.

PERSON EL LES 17. Januar Zum Auftakt der Weltgebetswoche für die Einheit der Kirche ist Abt Urban im Grossmünster Zürich eingeladen, wo er zusammen mit Pfr. Christoph Sigrist eine Dialogpredigt hält. 19.– 21. Januar Pater Daniel und Pater Philipp nehmen als Mitarbeiter der Wallfahrt am ersten grossen Anlass, dem «Jubiläum der Wallfahrtsseelsorger», zu dem Papst Franziskus im Rahmen des Heiligen Jahres nach Rom einlädt, teil. Nebst Vorträgen und Begegnungen stehen eine gemeinsame Eucharistiefeier und die persönliche Vorbereitung für das Durchschreiten der Heiligen Pforte auf dem Programm. Eine Begegnung mit Papst Franziskus rundet den Anlass ab. 31. Januar Mit diesem Sonntag beendet Pater Berno seine seelsorgerliche Tätigkeit in den Pfarreien Freienbach und Pfäffikon. Ihm danken wir herzlich für die 17jährige Tätigkeit in den Höfen. Die Seelsorge in den Altersheimen war ihm ein besonderes Anliegen. Ab Februar übernimmt er regelmässig Aushilfen in der Au oder anderswo. Die Pfarrei Einsiedeln wird er unterstützen durch die Gottesdienste in den Altersheimen Langrüti und Gerbe. Pater Alois gibt vom 14. – 19. Februar im Kloster St. Andreas Sarnen Exerzitien.

Die Exerzitienvorträge dieses Jahres hält Pater Rupert Hemminger OSB von der Erzabtei St. Ottilien. 29. Februar Radio Maria sendet einen ganzen Tag von unserem Kloster aus.

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STIFTSSCHULE 6. Januar: Markus Urech (Mathematik) wird von der Landeskommission des Kantons Appenzell Innerrhoden als Rektor des Gymnasiums St. Antonius in Appenzell ab Schuljahr 2016/17 gewählt. 16. Januar: Am Informationsmorgen zum Langzeitgymnasium stellen wir im voll besetzten Theatersaal die Stiftsschule mit neuester technischer Unterstützung vor. Die neue Beschallungsanlage ist ein Geschenk der Stiftung Pro Stiftsschule und ersetzt die alte Installation aus den siebziger Jahren. 18. Januar: Unsere UNESCO-Partnerschule in Namwala (Sambia) feiert 2016 ihr fünfzigjähriges Bestehen. Als Präsident des Fördervereins lädt Hannes van der Weijden (ehem. Mathematiklehrer) interessierte Eltern und Schüler zum Informationsabend über eine Reise nach Namwala im Sommer ein. 21. Januar: Der St. Meinradstag ist an der Stiftsschule unterrichtsfrei. 22. Januar: Das Sportlehrerteam lädt zum Vollmond-Event: Über 60 Schüler/innen und Lehrpersonen lassen nach dem Schlitteln den etwas anderen Freitagabend bei heissem Apfelpunsch im Stift ausklingen.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 25./26. Januar: Die Notenkonferenzen markieren das Semesterende im laufenden Schuljahr. 26. Januar: Die Schweizer Lyrikerin Andrea Maria Keller ist Gast der vierten KUSS-Veranstaltung. Sie trägt ihre Gedichte zu Musikimprovisationen von Schülerinnen und Schülern des Ergänzungsfachs Musik vor. Ein eindrückliches Kunsterlebnis macht Schule. 2. Februar: Der Elternabend der 3. Klasse führt Eltern, Schüler und Lehrpersonen erstmals seit der Schwerpunktfachwahl Ende 2. Klasse und dem Übertritt in die gymnasiale Oberstufe wieder zusammen. 4. – 9. Februar: Die Fasnachtstage unterbrechen den Schulalltag. 10. Februar: Die 5. und 6. Klasse besuchen das Konventamt am Aschermittwoch. 16. Februar: An den U15 (Challenger) Biathlon-Meisterschaften in Kandersteg gewinnt Yanis Keller (1a) die Goldmedaille und wird Schweizermeister. 17. Februar: An einer Podiumsdiskussion zu den eidg. Vorlagen, über die am 28. Februar 2016 abgestimmt wird, kreuzen Vertreter der kantonalen Jungparteien CVP, GLP, SP und SVP unter Leitung unseres Geschichtslehrers Stephan Zurfluh ihre verbalen Klingen. Alle Podiumsteilnehmer kandidieren im Frühjahr für den Schwyzer Kantonsrat. Das kritische Publikum bilden die 4. – 6. Klasse. 20. Februar: Im Jugend Combi-Race-Speed des Skiclubs Goldingen im Hoch-Ybrig erringen bei den Damen U14 Viviane Bartl, Annika Meinhold und Madlaina Muntwyler (alle 1a) den 3., 4. und 10. Rang, Vito Schaniel (4c) erreicht in der Kategorie Herren U 16 in der gleichen Disziplin den 6. Rang. 23. Februar: An den Junioren-Skisprungweltmeisterschaften im rumänischen Rasnov springt Tobias Birchler (6c) auf den 8. Schlussrang und damit unter die Top Ten der Welt. 24. Februar: Der Schneesporttag 2016 im Hoch-Ybrig begeistert beim Schlitteln und Skifahren mit traumhaftem Winterwetter – eine Ausnahme in dieser Saison. Johannes Eichrodt

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ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Fürs Leben lernen Am Bahnhof in Einsiedeln treffe ich auf zwei ehemalige Maturanden, die vor zwei Jahren an der Stiftsschule abgeschlossen haben. Sie kandidieren im Frühjahr für den Schwyzer Kantonsrat. Ich gratuliere ihnen zu ihrem politischen Engagement und wünsche viel Erfolg im Wahlkampf. – Sogar einer unserer aktiven Schüler ist bereits Kantonsratskandidat. Er stellte sich kürzlich als Teilnehmer für eine Podiumsdiskussion zu den vier eidgenössischen Vorlagen zur Verfügung, über die wir Ende Februar abgestimmt haben. Es waren Vertreter aller kantonalen Jungparteien anwesend, die selbst für den Kantonsrat kandidieren und sich unseren Schülern der 4.– 6. Klasse stellten. Entsprechend der Parteienvielfalt war die Bandbreite der auf dem Podium präsentierten Argumente pro und kontra gross. Die Fragen aus dem Publikum zeigten, dass sich unsere Jungen viele Gedanken über die Zukunft unseres Landes machen und gute Gründe dafür wissen wollen, warum bei Abstimmungen bestimmte Positionen vertreten werden. Die App «SwissVote», 2015 von einem Stiftsschüler im Rahmen seiner Maturaarbeit entwickelt, stellt inzwischen auch die Ergebnisse vergangener eidgenössischer Abstimmungen zuverlässig fest und garantiert objektive Vergleichsmöglichkeiten im Schweizer Abstimmungsverhalten zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wenn die angebliche Politikverdrossenheit unserer heutigen Jugend immer wieder beklagt wird, muss man also differenzieren. Staatskunde müsse in den Lehr-

plänen einen bedeutenderen Stellenwert erhalten, fordern Politiker landauf, landab. Am Gymnasium nimmt der Geschichtsunterricht genau diesen Auftrag wahr, denn nicht umsonst heisst das Fach «Geschichte und Staatskunde». So wurde die erwähnte Podiumsdiskussion nicht zufällig von einem unserer Geschichtslehrer geleitet. Die Staatskunde steht dafür, unsere Jugend mit dem Aufbau und der Funktionsweise unseres demokratischen Staatswesens bekannt zu machen und sie auf ihre Rechte und Pflichten als mündige und verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger vorzubereiten. Die Stiftsschule wählt bewusst zusätzlich den direkten Weg: Unsere Schülerinnen und Schüler sollen mit Politik direkt in Kontakt kommen, sei es bei solchen Veranstaltungen durch den persönlichen Kontakt mit Politikerinnen und Politikern oder sei es als Mitglieder des Jugendparlaments, an dem immer wieder Vertreterinnen und Vertreter der Stiftsschule teilnehmen. Die Bildung in Staatskunde trägt für die Politik also Früchte. Zu hoffen ist, dass sich umgekehrt die Politik dieser Früchte der Bildung bewusst bleibt und ihr weiterhin umfassend Sorge trägt. Es tut gut zu sehen, wie sich Absolventen der Stiftsschule nach ihrer Schulzeit dem Leben stellen und schon früh die Herausforderung aktiver politischer Betätigung annehmen. – Ein wenig Sorge machte mir einzig, dass sich unter den erwähnten Beispielen von Kandidaturen für den Kantonsrat (noch) keine Frau findet. Wenn wir nämlich unser Schulmotto auch in diesem Bereich umfassend erfüllen wollen, gehören auch sie dazu: toto corde, tota anima, tota virtute! Johannes Eichrodt

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Schulseelsorge

«Ist das Kloster ein Gefängnis?» Die Stiftsschule Einsiedeln ist zwar in einem Kloster untergebracht. Aber was bedeutet «Kloster» für heutige Schülerinnen und Schüler? Wie sieht das Leben aus hinter Klostermauern – in Einsiedeln oder im Fahr? Um sich auf diese Fragen einzulassen, wurden Schülerinnen von der Schulseelsorge zu einem Gastaufenthalt im Kloster Fahr eingeladen. Johanne Müller hat sich auf das Wagnis «Schreibzelle» im Kloster Fahr eingelassen. Sie berichtet über ihr Wochenende im Kloster und stellt den Leserinnen und Lesern von «Salve» auch ihren Fahrer Psalm vor. Heisst Kloster Ruhe? Ist ein Kloster ein Gefängnis? Bedeutet Kloster Zwang? Bedeutet Kloster, die Liebe Gottes zu spüren? Oder doch den bösen Blick der Schwester, wenn ich mich im Unservater verhasple? Heisst Kloster Einsamkeit oder doch viel eher Gemeinschaft? Ich kann nichts verlieren. Das war meine Einstellung und auch meine Antwort, als ich mich auf den Weg nach Schlieren machte. In meinem Kopf war ein ziemlich grosses Gewirr von Fragen, wie das Wochenende werden würde. Weder war mir die katholische Kirche gut bekannt, noch hatte ich mich auf irgendeine Weise vorbereitet. Kein Zurück mehr Erst als ich im strömenden Regen ankam und Schwester Martina vor der Kapelle warten sah, realisierte ich, dass es kein Zurück mehr gab. Doch es machte mir nichts aus, ich freute mich. Bevor es Suppe gab und mir mein Zimmer gezeigt wurde, wurde bereits eine Frage beantwortet, als wir Vesper feierten. Denn als ich verwirrt im Gebetsbuch den Psalm suchte, welche alle anderen zu beten schienen, wurden mir mit einem Lächeln stumm die Seiten umgeblättert. Keineswegs erntete ich böse Blicke.

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Nach der Komplet kehrte ich in mein Zimmer zurück und spürte die Stille. Anfangs hörte ich noch die Dielen meiner Nachbarin knarzen, welche jedoch bald verstummten und mich in meinen Gedanken zurückliessen. Ich hielt die Stille fast nicht aus, ich war es mich überhaupt nicht gewöhnt. Zuhause höre ich immer entweder den Bass der Musik meines Bruders, die Stimmen meiner Eltern oder wenigstens das Geräusch der Autos auf den Strassen. Keine Ablenkung mehr Nun aber hörte ich rein gar nichts. Mein mitgebrachtes Buch legte ich bald zur Seite, als ich merkte, wie schlecht es war. Mein Handy war auch keine Ablenkung, da ich ohne Abo nicht im Internet surfen kann. Mein zweites Buch, die Bibel zu lesen schien mir keine Option, also stöpselte ich meine Kopfhörer ein und fiel so bald in den Schlaf. Pünktlich um Sieben startete mein Samstag wieder in der Kapelle. Ein schöner Start, welcher einen guten Tag erwarten liess. Der es natürlich auch wurde! Am späteren Vormittag nahm mich Schwester Martina mit zum Webstuhl, damit ich ihr helfen konnte. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich der Anblick der Web-


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Johannes Psalm Herr, du bist nicht die sengende Hitze in der Wüste, sondern die wärmende Sonne im Schneesturm. Du bist nicht die tobende See, sondern das durstlöschende Trinkwasser. Du bist nicht das erhängende Seil, sondern das rettende Tau. Du bist nicht das rostige Eisen, sondern mein stählernes Gerüst. Du bist nicht das rote Licht an der Ampel, sondern das grüne, das mich vorantreibt. Du bist nicht die giftige Beere im Wald, sondern das heilende Kraut auf den Feldern. Denn solange wir deinen Namen kennen, preisen und singen, bist du nicht rachesüchtig, sondern gütig, nicht kurzzeitig, sondern ewig, nicht nirgends, sondern überall. Lass auch mich nicht ein verletzender Platzregen, sondern ein voller Brunnen sein. Nicht gefüllt mit Hass, Neid und Verzweiflung, sondern gefüllt mit Hoffnung, Liebe und Vertrauen. Johanne *1997

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stühle und der Stolen zu tiefst beeindruckt hat. Ich hatte weder geahnt, dass diese Stolas und Priestergewänder selbst gemacht werden, noch habe ich gewusst wie viele Stunden Arbeit dahinter stecken. Es ist eine sehr ruhige Arbeit, welche sehr viel Konzentration erfordert. Sobald ein Faden falsch eingefädelt ist, kann man wieder von vorne beginnen. Bis das Glöckchen klingt Nachdem wir gemeinsam alle Fäden eingefädelt hatten, war es schon Zeit für das Mittagsgebet. Ich hatte das Prinzip, wann welcher Psalm gelesen wird, noch immer nicht verstanden. So blickte ich immer links und rechts und las so mehr oder weniger rechtzeitig weiter. Ich passte mich an, so auch beim Essen. Stehen bis das Glöckchen klingt, hinsetzen, Serviette auspacken, Suppenschüssel nehmen und weiterreichen. Glücklicherweise sassen wir alle U-förmig, so dass ich bei meinem Gegenüber sehen konnte, was zu tun war. Erklärt wurde mir nur, dass ich ein zweites Mal schöpfen dürfe, sobald das Glöckchen erneut klingelte. Doch dass die Tassen und Teller am Ende des Essens in Dreiergüppchen zusammengestellt wurden, kam mir vor wie ein ungeschriebenes Gesetz. Den Samstagnachmittag verbrachte ich allein, mit der Aufgabe, einen Psalm zu Blick aus der «Schreibzelle». Das Licht in den Fenstern der St. Anna-Kapelle zeigt an: Es ist Gebetszeit (Foto: Johanne Müller).

schreiben. Ich entschied mich, nachdem ich ein paar Psalmen gelesen hatte, dazu, zuerst einen Spaziergang zu machen. Ich muss zugeben, dass ich erleichtert war, aus dem doch ein wenig bedrückenden Gemäuer herauszukommen. Meine erste Angst, dass ich nie und nimmer einen Psalm schreiben könnte, verflüchtigte sich bald. Dieses Mal griff ich nicht zur Musik, um die Stille auszufüllen, sondern liess sie auf mich einwirken. Ich lief etwa eine Stunde lang und kam mit einem grossen Lächeln und einem Psalm im Kopf in mein Zimmer zurück. Seltsame Faszination Ich setzte mich hin und schrieb die Wörter und Sätze auf, die mir auf den Lippen lagen. Es war eine seltsame Faszination und ist es noch jetzt, wenn ich diese Zeilen lese. Es scheint mir irreal, dass ich sie geschrieben habe. Eine weitere Frage war jedoch für mich beantwortet: Ja, ich spürte die Liebe Gottes. Am Samstag abend fühlte ich mich nicht mehr so eingesperrt, nicht mehr ganz so einsam und verloren. Es kam mir vor, als müsste man erst einmal lernen, mit sich allein leben zu können. Am Sonntag spürte ich, dass Kloster nicht nur Einsamkeit, sondern auch Gemeinschaft heisst. Die Kirche füllte sich und wir feierten miteinander Gottesdienst, feierten später gemeinsam das Mittagsgebet und nahmen zusammen das Mittagessen ein. Nach dem Mittagessen musste ich mich leider schon verabschieden. Am Zürcher Hauptbahnhof angelangt, merkte ich, dass ich mich nun wieder an den Lärm und die Hektik gewöhnen musste, welche für zwei Tage ausgeblieben waren. Ich möchte mich ganz herzlich für diese Tage und Erfahrungen bedanken! Johanne Müller

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Stiftstheater

Buntes Musical mit Tiefgang «Hase Hase». Das ist kein Osterstück. Soviel steht gleich zu Beginn fest. Auch wenn der Titel und die Jahreszeit im ersten Moment darauf hindeuten könnten – hier geht es um die handfeste Realität. Nachdem im vergangenen Jahr noch mit dem «Gestiefelten Kater» ein feudal-märchenhaftes Schauspiel auf die Bühne des Stiftstheaters gebracht wurde, wird diesjährig die prekäre Situation einer sozial schwachen Familie im Frankreich der 70er-Jahre beleuchtet. Und doch: Erstaunlich heiter geht es in dieser Familie zu. Die Lesarten der original im Französischen erschienen und von Coline Serreau 1986 verfassten Komödie sind freilich vielfältig: Ist dieses Stück eine politische Parodie, in der die «neuen Ordnungsmächte» ihrer Lächerlichkeit preisgegeben werden? Ist es eine Hom-

mage an die Mutter – fabelhaft verkörpert von Alessia Riediker als Mutter Hase – die bei all dem Chaos noch für Ordnung sorgt und liebevoll streng ihre Familie samt Anhang im Auge behält? Oder ist es vielmehr eine BrechtVariation des «Guten Menschen von Sezuan»,

Hase Hase kennt sich nicht aus. Warum wurde er auf die Erde geschickt? (Fabio Riediker als Hase Hase).

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Sechs französische Chansons im Stück: Pater Lukas Helg, seines Zeichens Stiftskapellmeister, am Klavier; Deborah Züger als Frau Duperri an der Trompete. in dem die Menschen von den Göttern – bei Serreau ist es ein liebenswürdiger Ausserirdischer namens Hase Hase – geprüft und im vorliegenden Stück auch gerettet werden? Es wird eng im Hause Hase… Doch fangen wir von vorne an: «Hase Hase» ist die Geschichte der siebenköpfigen gleichnamigen Familie Hase, die im Frankreich der 70er Jahre in einer Eineinhalbzimmer-Wohnung ihr Auskommen findet. Die älteren Kinder sind schon ausgezogen, «versorgt» wie die Mutter stolz sagt. Man hat etwas zu essen, man ist gesund, einen Platz zum schlafen gibt es auch. Allen Grund, zumindest zufrieden zu sein. Doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse: Der dritte Sohn, Jeannot, steht unerwartet vor der Tür, da er von der Polizei verfolgt wird und sich verstecken muss. Bald darauf taucht Lucy, die älteste Tochter, auf und zieht gleich für mehrere Monate ein. Weitere Personen werden folgen, unter anderem die einsame Nachbarin Frau Duperri. Langsam wird es eng im Hause Hase… Und zu allem Überfluss stellt sich auch noch her-

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aus, dass Vater Hase seinen Job verloren hat und Hase Hase vom Gymnasium geflogen ist. Als dann auch noch direkt vor dem Haus eine Bombe gezündet wird, Hase Hase umkommt und der älteste Sohn als Terrorist verhaftet wird, wird es auch der sonst so standfesten Mutter Hase zu viel. So kann es nicht weitergehen. Die Comedy-Besetzung Herausragend ist in diesem Jahr wieder die schauspielerische Leistung der SchülerInnen und Schüler. Masha Bingisser (3c) überzeugt als leidenschaftlich überdrehte Lucie, die ihren Gérard – charmant hilflos Christian Masek (3c) als verlassener Bräutigam – zu führen weiss. Svea Maeder (6b) interpretiert Marie als kühl elegante Madame und erntet vor allem mit ihrer grotesken Scheidungsargumentation Lacher von Seiten des Publikums. Als kleinkrimineller Sohn Bébert tritt Carmine Cassesse (6b) auf, der nicht zuletzt gesanglich eine gute Figur macht. Zu erwähnen sind ferner: Sascha Götzer (6b) als strammer Wachmann Hervé, dem von seiner resoluten Mutter die Hosen ausgezogen werden,


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Farbenfrohes Musical (v.l.: Sarah Jaeggi, Floris-Jan Sitta, Sascha Götzer, Anna-Louisa HahnWoernle, Svea Maeder, Masha Bingisser, Allegra Dienes, Fabienne Dolch, Svenja Hammer). Allegra Dienes (5c) als 1. Minister, inszeniert als heiter aufdringliche Fernsehsprecherin mit Merkel-Geste und dunkelbrünettem Pagenkopf, Floris-Jan Sitta (4b) und Samira Römer (2a) als diensteifrige Polizisten in übergrossen Kostümen, Alexander Stadelmann (3b) als Soldat mit Sturmgewehr, Diego Riediker (5c) als fauler Nichtsnutz Jeannot, sodann in wunderbaren Gesangsrollen und ebenso tollen Kostümen (in der Verantwortung von Patricia Schönbächler): Fabienne Dolch (4a), Svenja Hammer (3c), Sarah Jaeggi (2b) und Anna-Louisa Hahn-Woernle (3c). Die Stars des Abends Und dann wären da noch die Stars des Abends. An erster Stelle ist hier Alessia Riediker (4b) als liebevoll strenge Mutter Hase zu nennen. Die Rolle verlangt vielerlei Emotionen. Alessia Riediker verkörpert sie alle mehr als glaubwürdig. Sie ist die wehrhaft fluchende Seniorin, die die Gläubiger vertreibt («Ihr Drecksäcke, schert Euch zum Teufel»), die fürsorgliche Mutter gegenüber ihrem Hasen-Sohn, dem sie zärtlich den Kopf krault, die rasante Gattin ihres nicht

minder lebensfrohen Ehemannes wie auch die selbstreflektierte Frau der Moderne, die auch einmal auf ihre eigenen Ansprüche pocht und gesellschaftliche Ansprüche daraus ableitet. Gerade im Schlussmonolog tritt Frau Hase hier ergreifend weise auf. Überzeugender Monolog In der Hitliste folgt weiter: Fabio Riediker (2b), den Theaterbesuchern schon seit dem letzten Jahr als gestiefelter Kater bekannt, der nun in die Rolle des ausserirdischen Hasenjungen schlüpft. Der Vierzehnjährige ist auch dieser Rolle meisterlich gewachsen. Besonders eindrücklich: Die Monologszene gleich zu Beginn, die auch lichttechnisch schön inszeniert ist (verantwortlich dafür: Veit Kälin). Gerade in dieser Sequenz, die ganz ohne Show, Requisiten und dramaturgische Lautstärke auskommt, erweist sich der junge Schauspieler als begnadeter Darsteller, der auch die leisen Töne, das pointierte Sprechen und die subtile Gestik beherrscht, die diese Szene erfordert. Wenn er dann in der Schlussszene als moderne Heilsfigur im Spiderman-Kostüm vom Himmel

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«Alles ist gut», verkünden die staatlichen Medien auch der Familie Hase (v.l.: Allegra Dienes, Carmine Cassesse, Alessia Riediker, Jonas Zuellig, Fabio Riediker). geflogen kommt, sind Familie Hase und das Publikum nicht mehr zu halten. Und nicht zuletzt sei erwähnt: der liebevolle, vorerst stille Ehemann, Vater Hase – dargestellt von Jonas Zuellig (3b) –, der nach dem Geständnis seiner Arbeitslosigkeit regelrecht aufblüht und zum maskulinen Draufgänger mit hochgekrempelten Ärmeln mutiert. Leidenschaftlich packt er seine dralle Gattin und tanzt mit ihr im Gleichschritt und beachtlich koordiniert über die Bühne – eine Szene, die vor allem beim jugendlichen Publikum grossen Anklang fand. Der Farbfernseher Für das Bühnenbild zeigte sich in bewährter Manier Fredi Trütsch verantwortlich. Nach den recht offenen Vorgaben des Regisseurs Oscar Bingisser gestaltete er eine französische Sozialwohnung, ausgestattet mit gefliester Küche, Mitterrand-Bild samt Trikolore an der Wand, Toilette mit funktionierender Spülung (immerhin der Ort, wo Hase Hase

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Im Hause Hase weiss man auch zu feiern. Vater Hase (Jonas Zuellig) und Mutter Hase (Alessia Riediker) schwingen das Tanzbein.


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Hase Hase ist auf die Erde zurückgekehrt. Zu liebenswert sind die Menschen! (Fotos: Franz Kälin sen.). seine Science-Fiction-Romane liest,) und Farbfernseher! Dieser kommt in zwei Szenen als Sprachrohr der staatlichen Propaganda zum Einsatz und gibt den vermeintlichen Nebenrollen hier im wörtlichen Sinne den entsprechenden Rahmen. Fast wäre es ein geschlossenes Drama mit nur einem Schauplatz, doch mit der Polizeistube wird im Schlussteil auch ein zweites Szenenbild eingeführt: eine minimalistische Polizeiwachstube: Tisch, Stuhl, Lampe, mehr braucht es hier nicht. Hase Hase – Ein Musical? Dass sich ein Theaterbesuch in jedem Fall lohnt, dafür spricht auch die innovative musikalische Gestaltung der französischen Komödie. Auf die Initiative von Deborah Züger (6b) hin machten die Spielerinnen und Spieler aus der Komödie ein Spiel mit Musik, ein Singspiel, ja ein Musical. Sechs französische Chansons werden dabei von einem Ad-hocTheaterchor (bestehend aus den Darstelle-

rinnen und Darstellern der Theatergruppe) gesungen und getanzt. Deborah Züger tritt, ihren vielfältigen Begabungen entsprechend, bei der Aufführung als Dirigentin, Trompetenspielerin und Sängerin auf, obwohl sie schon die zweite grosse Frauenrolle, die Madame Duperri, spielt. Sie war es auch, die Pater Lukas (chic im Dandy-Outfit) für die Klavierbegleitung und eine kurze gesangliche Solo-Partie gewinnen konnte. Heiterer Theaterabend mit Tiefgang Einmal mehr wurde dem Publikum also ein heiterer Theaterabend geboten. Die Komödie erwies sich als überraschend tiefsinnig und sozialkritisch, erhob aber nie den Anspruch des Moralisch-Pädagogischen. Oscar Sales Bingisser zeigte mit der Wahl des modernen Dramas auch Mut, immerhin ist ein unbekanntes Stück nicht automatisch ein Kassenschlager. Hase Hase könnte es aber werden. Maria Egartner

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Internat

Die Schule macht eine Zeitung Ob die Watergate-Journalisten Woodward und Bernstein oder der «Zeit»-Kolumnist und Textzauberer Harald Martenstein jemals für eine Schülerredaktion geschrieben haben, weiss ich nicht. Sicher ist, dass unsere Interne Alina Jud aus der 5c überzeugt ist, dass eine Schule, wie die unsere, eine Zeitung braucht und dass Schreiben Spass macht. «Schulredaktion» nennt sich seit Anfang dieses Schuljahres ein neues Kursfach, das sich zum Ziel gesetzt hat, regelmässig über schulisches Geschehen wie Theater, Podiumsgespräche, Exkursionen, aber auch über persönliche Vorlieben von Schülern zu berichten. Seit einigen Wochen hängen nun an der flachen «Litfasssäule» die ersten Produkte der Schülerzeitung. Berichtet wird über einen Feiertag im Internat, über das Stück «Bezirksgericht», das im Chärnehus gespielt wurde, und in einem Interview kommt eine neue Lehrerin zu Wort, die hier schon zur Schule gegangen ist. Spannend seien die Diskussionen, Überlegungen, Analysen und Vergleiche, die sie im Redaktionsteam, unterstützt von der Deutschlehrerin führten, meint Alina. Ein Team sorge sich um das Layout, ein anderes um die Texte. Sie selbst habe über das Internat schon mehrere Artikel geschrieben, die

Alina Jud von der «Schulredaktion» (Foto: Simone De Tomasi). auf die Internats-Newsseite aufgeschaltet wurden. Sie seien sehr frei in der Themenwahl. Gerne werde zum Beispiel ein Buch rezensiert oder über sein Hobby zu erzählen hätte durchaus auch Platz. Nun lassen wir Alina in ihrem Text sprechen und hoffen, dass sie uns zumindest bis zu ihrer Matura als Internatsjournalistin erhalten bleibt. Simone De Tomasi

Ein Feiertag mal anders Wenn die meisten Schüler nach Hause gehen, beginnt es erst! Einmal die Stiftsschule für sich allein haben Meinrad: Für die meisten Schülerinnen und Schüler bedeutet dies ein freier Tag, um wieder einmal Zeit für sich zu haben oder um etwas mit Freunden zu unternehmen. Doch

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STIFTSSCHULE wenn sich die Gänge der Stiftsschule am Vorabend des Feiertags leeren, gibt es immer noch einige die hier bleiben. Einmal die Stiftsschule für sich alleine haben, genau das können die Internen die, diesmal in verhältnismässig grosser Anzahl, den 21. Januar hier verbringen. Einen Abend das Eisfeld für sich allein haben, einen Film im Reksaal schauen oder ein Rennen durch den Schulgang: All dies war möglich. Pater Cyrill klärt auf Anlässlich des zweimonatlich stattfindenden Spirit – um Interne und Kloster einander näher zu bringen –, wurde das Internat bereits am Dienstag auf den Feiertag eingestimmt. Vor dem 1984 neugeschaffenen Altar erzählte uns Pater Cyrill die Legende des heiligen Meinrad. Auch die im Altar gehüteten Reliquien des heiligen Meinrad durften wir bestaunen. Am 21. Januar findet alljährlich eine Prozession mit seinem Schädel statt. Im Jahre 835 soll er an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle in der Klosterkirche steht, eine Klause und eine Kapelle errichtet haben, um Gott zu dienen. Letztendlich ist es ihm zu verdanken, dass noch heute viele Menschen nach Einsiedeln kommen, um Rat zu suchen. Nun wussten die Internatsschülerinnen und Schüler Bescheid, wem sie diesen schulfreien Tag zu verdanken hatten. Sonne, Spass und Schnee Der geplante Skitag am Feiertag konnte dank dem super Wetter ebenfalls durchgeführt werden. Bereits im Bus in das Hoch-Ybrig und erst recht beim Durchstossen der Nebeldecke herrschte eine tolle Stimmung. Bei Sonne und wunderbarem Schnee verbrachten die Mädchen und Jungen aus allen Jahrgängen gemeinsam einen erlebnisreichen Tag. Alina Jud (5c)

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Alumni

«Wo wir nichts sind, darin sind wir gross» Anlässlich der Theateraufführung («Hase Hase» von C. Serrau) an der Stiftsschule vom 11.–19. März 2016 hat uns Schauspieler, Regisseur, Autor und Schwyzer Kulturpreisträger Oscar Sales Bingisser (M 1979) im Interview Einblicke in seinen Beruf, seine persönliche Prägung und die Herausforderungen bei der Arbeit mit Stiftsschülern gegeben.

Helmut Fuchs/Sabine Saner: Oscar, du bist Schauspieler, Regisseur und Autor, in welcher Rolle findest du die grösste Erfüllung? Oscar Sales Bingisser: Alles zu seiner Zeit. Aber nach all den Jahren bin und bleibe ich halt doch Schauspieler. Als Autor würde ich mich sowieso nicht bezeichnen. Das scheint mir ein wenig übertrieben zu sein, auf Grund des einen Stückes, das ich geschrieben habe. Auf der Bühne zu stehen ist halt doch das, was ich gelernt habe und was mich noch heute am meisten fasziniert. Regie zu führen ist etwas Wunderbares, aber halt doch auch sehr nervenaufreibend. Es gibt so viel Unabwägbares, Unberechenbares. Regie ist reine Alchemie, und da haben sich ja bekanntlich schon ziemlich viele die Finger verbrannt. Es mag zwar seltsam klingen, aber selten fühle ich mich so zu Hause wie auf der Bühne. Wie weit hat die Stiftsschule dich auf deinen Beruf vorbereitet, wie viel ist Berufung, wie viel Handwerk? Ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich mir meine Berufswahl ohne die Stiftschule gar nicht vorstellen kann. Dabei fällt es mir schwer, das mit konkreten Lehrplänen oder anderweitigen Äusserlichkeiten in Beziehung zu bringen. Es war dieser Geist, der

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damals zu meiner Zeit in der Schule herrschte, der mich prägte. Auch wenn der Begriff «Klosterschule» bei vielen die Assoziation von Dogmen, Sturheit und «katholisch» weckt, kann ich das von meiner Seite nicht Oscar Sales Bingisser (Foto: zvg).


STIFTSSCHULE im geringsten behaupten. Die meisten Lehrer, damals fast ausschliesslich Mönche, waren auf ihre besondere Art eigenständige, suchende, offene Menschen. Persönlichkeiten halt. Wild, unberechenbar, herzlich, stur, humorvoll, ab und zu unerträglich, aber selten langweilig. Was die Berufung betrifft, möchte ich Klaus Michael Grüber zitieren. Er sagte einmal: «Der Beruf des Schauspielers besteht zu 98 Prozent aus Handwerk, der Rest ist dann ein Geschenk Gottes.» Besser kann man das kaum formulieren. Du hast nach der Matura die Schauspielakademie in Zürich absolviert und zwanzig Jahre danach ein Nachdiplomstudium in Kulturmanagement. Wie wichtig sind aktuelles Wissen und ein andauernder Lernprozess im Beruf als Schauspieler oder Regisseur? Ich denke, egal welchen Beruf man auch immer ausführt, dass Neugier die wichtigste Grundlage bleibt. Das ständige Hinterfragen der eigenen Position und der eigenen Grundsätze. Gerade die Arbeit des Schauspielers findet in einem ständigen «Jetzt» statt. Die Lorbeeren von gestern interessieren keinen Menschen, wenn du auf der Bühne stehst und die Leute langweilst. In dieser Beziehung kennt der Beruf keine Gnade. Was ihn auch so faszinierend und unerbittlich macht. Das Scheitern ist ständiger Wegbegleiter. Seit Jahren inszenierst du mit den Stiftsschülern immer wieder hervorragendes Theater. Wie hat sich die Einstellung der Stiftsschüler gegenüber dem Theater in den Jahren seit deiner Schulzeit verändert? Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Ich selber habe mir sie oft gestellt. Manchmal wünschte ich mir sogar, in einer Zeitmaschine in diese Zeit zurück zu kehren, um mich selber von aussen sehen zu können. Ich weiss wirklich nicht, ob wir genauso hingebungsvoll waren, wie es einige Schüler sind

und waren, die ich in den letzten Jahren an der Stiftschule kennenlernen durfte. All die Stunden, die sie auf sich nehmen, um sich von einem alten, besserwisserischen Scheusal quälen zu lassen – und dazu noch in ihrer Freizeit – das ist schon unglaublich. Ich kann nur hoffen, dass wir früher genauso waren. Bezeugen kann ich es nicht. Wie findest du jeweils die Stücke, die zu den Stiftsschülern passen und wie wichtig ist das Stück für die Motivation der Schüler, darin mitzuspielen? Die Wahl des Stückes gehört eigentlich zu den nervenaufreibendsten Dingen bei einer Inszenierung mit den Schülern und bereitet wirklich schlaflose Nächte. Die Spieler lassen sich eigentlich mit einer grossen Neugier und Offenheit auf die Stücke ein. Es gibt so viele wunderbare Stücke in der Weltliteratur, aber es sind dann halt nur sehr wenige, die sich für eine Aufführung mit Schülern eignen. Dazu spielen wir vor einem sehr heterogenen Publikum. Wir spielen für Schüler, Eltern, Lehrer und auswärtiges Publikum, zwischen 12 und 80+. Alle haben ganz verschiedene Ansprüche an uns. Und allen sollten wir irgendwie gerecht werden. Aktuell wird die Welt und auch die Schweiz von Krisen geschüttelt und von der Digitalisierung fundamental verändert. Welchen Stellenwert hat die Schauspielerei in dieser Zeit, wie wird sie selbst durch die neuen Entwicklungen verändert? Ich glaube nicht, dass wir Schauspieler einen wirklichen Stellenwert besitzen. Wir sind und bleiben im besten Falle: Narren, Spieler, Anarchisten, Spinner und Träumer. Wer einen Stellenwert sucht, hat am Theater wenig zu finden. Shakespeare hat das mit folgenden Worten am klarsten benannt: «Jetzt weiss ich, unsre Lanzen sind aus Stroh, die Schwäche grenzenlos, und wo wir nichts sind, darin sind wir gross.» Helmut Fuchs/Sabine Saner

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Corvina

So fängt ein neues Jahr an Die Etzelwallfahrt bot bereits einen sinnlichen Anfang für dieses Jahr. Wir feierten eine heilige Messe mit einem anschliessenden Käsefondue, wobei sich Jung und Alt einen gediegenen Abend gönnten. Er verlief fröhlich und alle labten sich an der leckeren Speise, die von den Altherren spendiert worden war. Im Februar unternahm die Corvina dann eine kleine Gymnasia-Reise.

Sie besuchte andere Mittelschulverbindungen mit einem lustigen Programm. Es erschienen zahlreiche Farbenträger zum ersten Kommers am 12. Februar, für welchen wir den Weg nach Sarnen auf uns nahmen. Dieser Kommers wurde von der GV Subsilvania organisiert und wurde von allen Teilnehmenden einstimmig als äusserst lustig erklärt. Nach einer Übernachtung in dem uns netterweise bereitgestellten Blauringhaus zogen wir gemeinsam weiter nach Lungern. Dort machten wir einen gemütlichen Spaziergang und begaben uns für das weitere Programm zum Brünig-Indoor. Hier bewiesen viele (oder manche auch nicht) ihr Geschick bei einem Wettbewerb. Die Disziplinen waren Bogenschiessen, Armbrustschiessen und Blasrohrschiessen, wobei sich ziemliche Talente herausstellten. Nach diesem aufregenden Programm gönnten wir uns etwas Verpflegung zur Mittagszeit im Brünig-Indoor und spazierten danach wieder friedlich zurück zum Bahnhof. «Angelomontana» – Engelberg Dort angekommen mussten wir uns bei den zahlreichen (zwei!) Gleisen noch auf das richtige begeben und unsere Reise nach Engelberg fortsetzen. Dort angekommen begaben wir uns zum Stamm in das Hotel «Engelberg». Es wurde gegessen, getrunken,

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gelacht und bei allen herrschte Heiterkeit. So klang der Abend freudig aus und wir begaben uns zur Stiftsschule Engelberg, wo wir eine Unterkunft erhielten. Wir mussten schliesslich ausgeruht sein für den letzten Teil unserer Reise. Am Sonntag wurden wir von einem Altherren der GV Angelomontana auf eine Klosterführung eingeladen mit einem anschliessenden Mittagessen. Nun war das offizielle Programm zum Bedauern aller zu Ende und man begab sich langsam wieder auf die Heimkehr. Auf diese schöne Reise folgte eine Woche später der Schluss-/Eröffnungskommers, welcher den Beginn des Frühlingssemesters markierte. Es kamen wieder viele Couleuriker von nah und fern, um an diesem Anlass teilzuhaben. Hier wurden nun auch «Bones» und «Frisch» offiziell in die Burschenschaft erhoben und ergötzten sich an diesem herrlichen Abend. Er wurde von allen als gelungen empfunden und die Besucher von nah und ferner Verbindung begaben sich bis 12 Uhr wieder auf die Züge. So verläuft das Frühlingssemester bis jetzt äusserst einladend und es wird noch besser. Deo puer, mundo vir! Daniel Knechtle v/o Frischxx


STIFTSSCHULE Vitae merita Jonas Vogel (1995–M 1997) hat am 1. Dezember 2015 an der Bangor University (Wales/Grossbritannien) das Masterstudium in Geschichte abgeschlossen. Titel der Masterarbeit ist «The Jesuit Mission in England» (im späten 16. Jh.). Sein akademischer Titel ist «Master of Arts in History».– Christoph Lienert (1998–M 2004) hat nach dem Studium der Kulturwissenschaft an der Universität Luzern und einer Teilzeitarbeit im Museum Fram in Einsiedeln im Januar 2016 die Prüfung als Biersommelier bestanden. Diese Ausbildung gibt es in der Schweiz seit 2011. Er arbeitet jetzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Brauereiverband, beim Verband der Schweizerischen Mineralquellen und Softdrinkproduzenten und beim Schweizer Verein für umweltgerechte Getränkeverpackungen. – Pater Stephan Dähler (1987– M 1989) ist zum ersten Provinzial der neuen Mitteleuropäischen Provinz (EUC) der Steyler Missionare gewählt worden. Die EUC ist ein Zusammenschluss der österreichischen und schweizerischen Provinz und umfasst 122 Mitbrüder. Die neue Provinz hat zehn Niederlassungen in den Ländern Schweiz, Österreich, Kroatien und Frankreich. Der Amtsbeginn ist am 1. Mai 2016.– Stefan Schweyer (1985–M 1990) ist auf den 1. September 2016 zum Assistenzprofessor in Praktischer Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH Basel) ernannt worden. – Stefan Arnold (1987–M 1989) ist am 9. Januar 2016 zum ständigen Diakon geweiht worden und hat am gleichen Tag vom Bischof von Chur das Dekret zur Mitwirkung am Seelsorgedienst in der Behindertenseelsorge im Kanton Zürich mit der Aufgabe der Stellenleitung bekommen. – Delio Malär (2004–M 2011) spielt im neuen Schweizer Musical «Mein Name ist Eugen» eine der Hauptrollen, den «Wringley». Das Musical läuft ab 5. März in der Maag-Halle, Zürich.

Penates Sven Spörri (1988–1989) und Cornelia Kessler (1992–M 1998) freuen sich über die Geburt von Luis, geboren am 11. Oktober 2015; Schweigwiesstrasse 11, 8835 Feusisberg.– Marc (1996–M 2002) und Annigna (1996– M 2002) Brülhart-Decasper melden voll Freude die Geburt ihres Sohnes Anton Kurt am 3. Februar 2016; Hornstrasse 1B, 8904 Aesch ZH.– Reto Föllmi (1988–M 1995) und Franziska Heusi haben nach Flurina und Felizia am 30. September 2015 ihren Sohn Maurus bekommen; Birrenstrasse 9, 8835 Feusisiberg.

PERSONAL NACHRICHTEN

In pace Nachträglich kommt die Nachricht, dass Franz Rohrer (1939–M 1943) am 14. Oktober 2013 gestorben ist.– Am 16. Mai 2015 ist Nicolas Yerly (1955–M 1957) gestorben; er war der Bruder von Michel (1956–M 1958), der am 27. Mai 1980 bei einem Helikopterunfall ums Leben gekommen ist. – Am 24. Februar 2016 ist Hans Gmür (1953–1957) gestorben. Er war der Sohn von Gall (1918–M 1925), der Bruder von Gallus (1943–M 1951), Rudolf (1946–1948) und Franz (1948–M 1956). Hans war von 1971–1975 Lehrer für Deutsch an der Stiftsschule und war für seine originellen Lehrmethoden bekannt. Um liebe Angehörige trauern: Ingrid Nemeth, Mutter von Peter Nemeth (1976– M 1982) ist am 7. Januar 2016 in Wien verstorben; Hochbergerstr. 118, 4057 Basel. – Eugen Gresch-Huber ist am 10. Januar gestorben, Er war der Vater von Markus Gresch (1978–M 1980), Schwiegervater von Klara Kälin (1973–M 1980), Grossvater von Valentin (2000–M 2006), Martina (2001–M 2007) und Dominik (2003–M 2009).– Die Mutter von Josef Seeberger (1977–M 1984), Klara Seeberger-Koch, ist am 1. Februar 2015 gestorben.– Der Vater von Jacqueline BourbanKenel (1977–M 1984), Dr. med. Franz KenelRüssli, ist am 8. Februar 2016 gestorben. Pater Alois Kurmann

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Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mann für einen Klostereintritt in Frage kommt, ist dem heiligen Benedikt ein Kriterium besonders wichtig: «Man achte sorglich darauf, ob er wirklich Gott sucht» (RB 58,7). Diese Grundhaltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Sinn des Lebens und nach dem persönlichen Weg zu Glück und Heil prägt das Mönchtum von Anfang an. Das Kloster Einsiedeln ist seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche und als Benediktiner sind wir Erben einer langen Tradition. Aus diesem reichen Schatz zu schöpfen und ihn für die heutige Zeit fruchtbar zu machen, das ist eine Herausforderung, die an jede Generation neu ergeht. Die modernen Kommunikationsmittel bieten neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten, Botschaften innert Sekunden über die ganze Welt zu verbreiten. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute – besonders der jungen Generation – mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit täglichen Impulsen auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Machen Sie mit und besuchen Sie unsere Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, Fragen und «Gefällt mir»-Klicks. Wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch

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In Memoriam

Othmar Hegi (M 1949) Vorbilder; also muss es eine echte Berufung «Im August 2000 besuchten meine Frau und gewesen sein. Eine neue Familie fand ich in ich zusammen mit Bekannten, das Welttheder Studentenverbindung Turicia. Auch den ater von Calderon in Einsiedeln nach der ersten Kontakt zu meiner Frau Irene verneuen Fassung von Thomas Hürlimann. Die danke ich der Turicia. Während meines zum Teil provozierende Version hat mich ganzen Berufslebens und noch verstärkt sehr beeindruckt. Auch die verschiedenen seit meiner Pensionierung fühlte ich mich, Nachrufe von Verwandten und Bekannten, zusammen mit meiner Frau, in der grossen anlässlich von Abdankungsfeiern der letzTuricerfamilie zuhause. ten Jahre und Monate, veranlassen mich, Vom Abschluss des Studiums mein eigenes Welttheater Re1953 bis zu meiner Pensionievue passieren zu lassen. rung 1991 entwickelte sich Die Rolle des Kindes und mein beruflicher Werdegang des heranwachsenden Jünginnerhalb des Sulzer-Konzerns. lings spielte ich, als jüngster Ich verdanke Sulzer und meivon sechs Geschwistern, in nen damaligen Vorgesetzten einer Lehrerfamilie im Luzerein begeisterndes und erfülltes ner Hinterland. Die Schule, Berufsleben. nach alter Vätersitte streng Die Rolle des Ehemanns und und diszipliniert, war mein VaFamilienvaters war mit derter; die Familie, einfach aber jenigen der Berufskarriere zu fröhlich, war meine Mutter. spielen. Wie gut oder weniger Die Rollenverteilung in der Othmar Hegi gut ich diese Rolle spielte, werFamilie war klar, autoritär und † 3. Oktober 2015 den unsere Kinder beurteilen aus meiner damaligen Sicht können. Während ich vorwiegend durch selbstverständlich. Die Sekundarschule in Beruf, Karriere, und Gesellschaft absorbiert Langenthal war der erste Schritt in die war, also das Aussen-Ministerium innehatte, Fremde und zum Teil auch in die Freiheit gehörte Iren das Departement des Innern. aus der Zucht des Vaters. Der zweite Schritt Sie war und ist immer noch die Seele unserer war der Eintritt ins Gymnasium der Klostergrossen Familie. schule Einsiedeln. Die Gymnasialzeit bis zur Der Rückblick auf mein Welttheater Matura im Jahre 1949 war für mich eine erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit. Die glückliche und wohl die prägendste Zeit Erfüllung meiner Erwartungen und Hoffmeines Lebens. nungen aber verdanke ich dem Verständnis Das Studium an der ETH in Zürich war der und der Liebe meiner Frau Irene. Sie war Start zu meiner zweiten Rolle, der des Bemein Rückhalt in allen Lebensphasen. Als rufsmannes. Seit der Primarschule wusste meine Frau, als Mutter unserer Kinder und ich, dass ich zum Ingenieur geboren war. als Grossmutter unserer Enkel ist sie das Vom Berufsbild des Ingenieurs hatte ich Herz unserer Familie.» zwar keine Ahnung und auch keine nahen Othmar Hegi

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PROPSTEI ST. GEROLD

Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at

Veranstaltungen Die Trommelkinder in Concert Wann: Freitag 1. April 2016, 17 Uhr / Eintritt: Kinder 4.– € Erwachsene 9.– € Wer & Was: Die Trommelkinder aus Augsburg (D) präsentieren das Beste aus all ihren Bühnenprogrammen, ein Feuerwerk ihrer schönsten Songs. Vortrag zur Baugeschichte der Propstei St. Gerold Wann: Samstag, 9. April 2016, 14:30 Uhr / Eintritt frei Wer & Was: Archäologe Mag. Claus-Stephan Holdermann (baubegleitende Archäologie), DI Raimund Rhomberg und Dr. Klaus Pfeifer (bauhistorische Dokumentation) präsentieren die bauhistorische Analyse des gesamten Propsteiareals, dessen Gründung auf das 11. Jh. zurückgeht, anhand von archäologischen Grabungen und bauhistorischen Untersuchungen, die im Rahmen der Generalsanierung der Propstei 2014 durchgeführt worden sind. «forum alte musik: sankt gerold» Wann: Samstag, 9. April 2016, 20 Uhr / Eintritt: 18.– € Wer & Was: Mit Lea Müller, Mezzosopran; Clemens Morgenthaler, Bass; Eva-Maria Hamberger, Klavier. – Es ist ein glückliches Jahr für Robert Schumann, vielleicht das glücklichste seines Lebens: Am 1. August 1840 darf er endlich seine geliebte Clara heiraten. Nach langen Jahren des Streites mit ihrem Vater steht dem Glück der beiden nun nichts mehr im Wege. Innerhalb dieses Jahres komponiert Robert eine grosse Anzahl seiner Liederzyklen. Darunter sind auch die beiden Zyklen «Dichterliebe» sowie «Frauenliebe und Leben», welche an diesem Abend zu hören sein werden. Jodelkonzert Wann: Sonntag, 1. Mai 2016, 17 Uhr / Eintritt: 18.– € Wer & Was: Bismärkli-Schuppel, Urnäsch, mit den Brüdern Hansueli, Guido und Walter Gähler; Urs Langenauer, Hansjakob Frischknecht, Hanspeter Bösch und Ueli Schmid. Familienquartett Reichlin, Steinerberg/SZ mit Yvonne, Esther, Maria und Pater Kolumban Reichlin. Am Akkordeon: Sonja Schälin-Zürcher Quartett Daamätuur, Schwyz, mit Bernadette Rohrer, Blockflöten; Sonja Schälin-Zürcher, Akkordeon; Margrit Annen, Klavier; Martina Rohrer, Bass

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PROPSTEI ST. GEROLD Volksmusik aus Taiwan Wann: Pfingstmontag, 16. Mai 2016, 17 Uhr / Eintritt: 18.– € Wer & Was: Mit seinen wunderbaren Gesängen fasziniert und berührt der Taiwu Kinderchor, der Urbevölkerung aus dem gebirgigen Süden Taiwans, die Menschen weltweit. Zwischen den Liedern spielt die international bekannte Cellistin PiChin Chien mit ihrem Mann, dem Komponisten Fabian Müller, taiwanische Melodien auf zwei Violoncelli und sie erzählen von ihrem Besuch im heimatlichen Bergdorf des Kinderchores. «forum alte musik: sankt gerold» Wann: Samstag, 21. Mai 2016, 20 Uhr / Eintritt: 18.– € Wer & Was: Im Mittelpunkt dieses Konzertes steht eine ganz bestimmte Frau: Maria von Nazareth. Untermalt und ergänzt durch Musik von und für Frauen wird Bernarda Gisinger, deren Stimme vielen durch ihre langjährige Tätigkeit beim ORF bekannt ist, Texte und Betrachtungen zu Marienfesttagen aus dem Buch «Festbilder der römisch-katholischen Kirche» aus dem Jahr 1884 vortragen, sowie zeitgenössische Texte u.a. von Christel Beilmann, Elmar Simma und Christa Peickert-Flaspöhler. «Madonnas Fashion» Wann: Sonntag, 29. Mai 2016, 17 Uhr / Eintritt frei, Kollekte Wer & Was: Das neue Buch «Madonnas Fashion – Die Spirituelle Modeschau zum Einsiedler Gnadenbild» zeigt die Schönheit der Gewänder und des Schmuckes der Einsiedler Muttergottes, die jährlich von Tausenden von Pilgern besucht wird. Autor und Garderobier der Einsiedler Madonna, Bruder Gerold Zenoni aus dem Kloster Einsiedeln, erzählt spannende Geschichten rund um den grössten Wallfahrtsort der Schweiz. Gezeigt wird zudem der Dokumentarfilm «Die Erotik der Schwarzen Madonna» des Schweizer Fernsehens aus dem Jahre 2014.

Kurse und Seminare

Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Tapetenwechsel Wann: 22.–24. April 2016 Was: Abschalten, loslassen, entspannen, kreieren, sich spüren, inspirieren, aufatmen, erforschen, drauf los, abheben, sich finden, pausieren, schlemmen, die Seele baumeln lassen... Ein Wochenende für dich in Bewegung mit Yoga, Körperarbeit und Tanz! Inhalt: Tanzimprovisation, Körperarbeit, Yoga, Kreis- und Gruppentänze, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Leitung: Magª art. Carolina Fink, Tänzerin & Musik- und Tanzpädagogin, Yogalehrerin, Wolfurt/A; Natalie Begle, Tänzerin und Tanzpädagogin, Dornbirn/A Kosten: Kurs € 150.– + Pension € 162.– bis € 198.–

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PROPSTEI ST. GEROLD Ganz im Augenblick Wann: 25.–30. April 2016 Was: Es gehört zu unserem Alltag, dass wir in ganz unterschiedlichen Zeitdimensionen leben, ja leben müssen. Die Meditation versucht dem entgegenzuwirken. Denn die spirituelle Erfahrung weiss, dass es vor allem die Gegenwart ist – das Vertrauen in den jeweiligen Augenblick –, die sich auf die Erfahrung des Lebenssinns und die Gotteserfahrung hin öffnet. Meister Eckhart beispielsweise spricht vom «Nun», in dem sich das menschliche Bewusstsein und Gott berühren. Die Kontemplation ist jene Meditationspraxis, die sich um diese Gegenwärtigkeit, diese Berührung bemüht. Das Seminar setzt den Hauptakzent auf die Kontemplationspraxis (vier Stunden pro Tag), auf die Körperarbeit in der Tradition des Hatha-Yoga (drei Stunden pro Tag) und auf das gemeinsame Schweigen. Die Impulse für die Kontemplationspraxis liefern neben den Aussagen von Mystikern, Meister Eckhart (1260–1328) und Mechthild von Magdeburg (1210–1288), Gedichte von Friedrich Rückert (1788–1866), Robert Lax (1915–2000) und Petra Fietzek (*1955). Leitung: Peter Wild, Wangen an der Aare, Meditationslehrer, Religionswissenschaftler, Theologe, Buchautor Kosten: Kurs € 240.– + Pension € 425.– bis € 495.– Exerzitien im Alltag Wann: 1.–5. Mai 2016 Was: Gott begegnet uns nicht dort, wo wir sein möchten, sondern dort, wo wir sind. Darum wollen die Exerzitientage auf vielfältige Weise beitragen, den eigenen Alltag neu zu entdecken. Eingeladen sind alle, die in ihrem Leben eine neue Tiefe erfahren möchten. Geprägt von der benediktinischen Spiritualität soll alles, was wesentlich zum Leben gehört, den gebührenden Platz finden. Neben dem gemeinsamen Austausch besteht auch die Möglichkeit für Einzelbegleitung. Leitung: Pater Martin Werlen OSB, (Abt von 2001–2013), Kloster Einsiedeln/CH Kosten: Kurs € 190.– + Pension € 324.– bis € 396.– Entschlackung mit Yoga im Frühling Wann: 4.–8. Mai 2016 Was: Die Natur drängt im Frühling ungestüm und kraftvoll nach aussen. Sie lädt auch uns ein, unser Inneres nach aussen in die Sichtbarkeit zu kehren und zu wachsen. Somit ist der Frühling die beste Zeit für eine intensive Reinigung und Befreiung von alten Schlacken und Gedanken. Vergangenes verlassen wir und mit Mut und Zuversicht wagen wir neue Wege. Für diesen Prozess der Wandlung bietet Yoga wunderbare Werkzeuge an. Mit speziell ausgewählten Körperübungen, Atemschulung und Meditation werden Entgiftungsprozesse in Gang gebracht. Unsere Körperenergien richten sich neu aus. Blühe auf wie eine Frühlingsblume, kraftvoll, mutig und strahlend! Der Kurs richtet sich an Anfänger und Geübte gleichermassen. Es werden Elemente aus den Yogastilen Hatha- und KundaliniYoga verwendet. Leitung: Maximiliane Boris-Bitsch, Therapeutische Yogalehrerin, Stuttgart/D Kosten: Kurs € 275.– + € 15.– für Heilsäfte; Pension € 316.– bis € 344.–

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PROPSTEI ST. GEROLD Malen, meditieren und die heilsame Sprache der Pferde Wann: 23.–25. Mai 2016 Was: Im Malen und in der Meditation begeben wir uns auf die Suche nach unserem persönlichen Ganzwerden. Wir öffnen uns der Lebenskraft, die sich in uns und durch uns zeigen möchte. Die Stille gibt uns Raum, zu verweilen und uns unserem Inneren zuzuwenden. Im kreativen Schaffen entfalten sich unsere schöpferischen Kräfte, unser innerer Reichtum zeigt sich in Form und Farbe. – Aus der Stille heraus öffnen wir uns der Begegnung mit dem Leben. Wir gehen in den Pferdestall der Propstei und erfahren die heilsame Sprache der Pferde. Wir beobachten ihr natürliches Verhalten in der Herde wie sie untereinander kommunizieren und mit ihrer Umwelt im Kontakt stehen. Inspiration, Freude und Vitalität liegt in der Begegnung mit diesen Tieren. Das Pferd steht für Anmut, Schönheit und Lebenskraft. Wenn wir uns für ihre Sprache jenseits der Worte öffnen, verbinden wir uns mit unseren tiefen Schichten und Wahrnehmungen jenseits unseres Alltagbewusstseins. Im Atelier findet in Form und Farbe Ausdruck, was in uns berührt und geweckt wurde. Leitung: Irene Dworak-Dorowin, Mag.ª Kunstpädagogik/Theologie, Meditationsleiterin, leitet den Kunst- und Kulturverein «Scheune Lehen», St. Gerold/A; Julia Joswig, Mag.ª Theologie/Latein, Reittherapeutin und Leitung Therapie-Reitstall, Spiritueller Coach (SCM), St.Gerold/A Kosten: Kurs € 290.– + Pension € 162.– bis € 198.– Bildhauern mit Speckstein Wann: 26.–29. Mai 2016 Was: Speckstein oder Steatit ist ein natürliches, sehr weiches Gestein, das in vielen Farbabstufungen in weiten Teilen der Erde vorkommt. Er lässt sich feilen, raspeln, sägen, bohren, schleifen und polieren. Speckstein eignet sich hervorragend für die Herstellung von Gebrauchs- und Kunstgegenständen und fasziniert durch die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten. Für das Arbeiten mit Speckstein sind keine besonderen Vorkenntnisse nötig und der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Der besondere Reiz dieses Materials fördert unsere kreative Schaffenskraft und regt uns zur eigenen schöpferischen Tätigkeit an. Dabei entsteht ein Gegenstand, der eine Synthese aus dem Geist, dem Handwerklichen und dem Material darstellt. Ein Kunstwerk also, das sich unmittelbar zum Genuss anbietet, weil es ohne logische oder sprachliche Vermittlung den Inhalt mitteilt, den es verkörpert. Leitung: Peter von Burg, Einsiedeln/CH Kosten: Kurs € 190.– + Materialkosten + Pension € 243.– bis € 297.–

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KLOSTER FAHR

(Foto: Verena Huber-Halter)

lle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; denn er wird sagen: ‹Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.›» Mit diesen Worten beginnt der heilige Benedikt in seiner Regel das Kapitel über die Aufnahme der Gäste. Genau dies kann an der «ü30fahrwärts» seit fünf Jahren üblicherweise zweimal jährlich erlebt werden. Auch wer «fremd» ist, also weder Schwestern noch andere Gäste kennt, wird im Kloster Fahr mit einer entwaffnenden Herzlichkeit und Offenheit aufgenommen, so dass sich jeder sofort wie zuhause fühlt. Die benediktinische Gastfreundschaft hat, wie das Kapitel 53 der Regel zeigt, ganz bestimmte Formen, die im Kloster Fahr ganz selbstverständlich gelebt werden. Gastfreundschaft heisst für Benedikt, dass man sich um die Gäste kümmert, sie begrüsst, mit ihnen isst und betet und für sie «genügend Betten bereitstehen» (RB 53,22). Im Fahr stehen für die «ü30fahrwärts» nicht nur Schlafgelegenheiten bereit, auch der Wein ist kalt gestellt. Und wer denn schon einmal im Februar dabei war, weiss, dass die himmlischen Schenkeli von Schwester Monika in dieser Jahreszeit einfach dazu gehören. Sie wusste, dass diese von den Besuchern arg vermisst würden, obwohl die «ü30fahrwärts» diesmal genau in die Fastenzeit fiel. Gastfreundschaft animierte Schwester Monika und Schwester Marie-Thérèse dazu, sich in der Küche an die Arbeit zu machen und zwei grosse Töpfe voll von diesem leckeren Gebäck für die Gäste bereit zu stellen. Der heilige Benedikt stand jedoch mit beiden Füssen auf dem Boden. Aus diesem Grund setzte er der Gastfreundschaft auch klare Grenzen. Wenn ein Besucher sich als zu anspruchsvoll erweist, soll er freundlich zur Abreise aufgefordert werden, damit nicht durch «seinen beklagenswerten Zustand auch noch andere verdorben werden.» (RB 61,7) Die Gemeinschaft, ihr Tagesablauf und ihre Ordnung dürfen auch durch Gäste nicht durcheinander gebracht werden. Übersteigerte Ansprüche werden an der «ü30fahrwärts» von niemandem gestellt, denn wer an diesem Anlass teilnimmt, ist überwältigt vom spirituellen, kulturellen und kulinarischen Angebot, das keine Wünsche offen lässt. Wie beim Abschied deutlich wurde, wollen auch diesmal alle, die dabei waren, gerne zurückkehren und im Kloster Fahr Herz, Verstand und Magen verwöhnen lassen, um den Aufenthalt aufs Neue in vollen Zügen geniessen zu können. Was den Fahrer Klostergästen im Rahmen der «ü30fahrwärts» geboten wurde und warum die Gastfreundschaft, die sie erfahren, ein entscheidender Beitrag zum Gelingen dieses Angebotes leistet, lesen Sie, liebe Leserin, lieber Leser auf den folgenden Seiten. Ihre

Verena Huber-Halter

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KLOSTER FAHR

«ü30fahrwärts»

Mit Ignatius unterwegs Pater Beat Altenbach SJ, der Verantwortliche für die jesuitische Berufungspastoral in der Schweiz, Exerzitien- und Kursleiter, war der Referent der «ü30fahrwärts» im Februar. Er legte dar, wie die persönliche Beziehung zu Gott geformt wird, wenn es gelingt, achtsam mit seinen Emotionen umzugehen. Zwischen den Impulsreferaten fanden jeweils die Chorproben unter der Leitung von Ruth Mory-Wigger statt, in denen Gesänge für die Eucharistiefeier am Sonntag einstudiert wurden und wie stets gehörten auch der «Kartäuserwalk» und die «vierte Mahlzeit» zum Programm. Die meisten Teilnehmer – und Organisatorinnen – treffen jeweils müde und abgekämpft an der «ü30fahrwärts» im Kloster Fahr ein. Aber spätestens nach der ersten Chorprobe am Freitagabend, die nach einer kurzen Einstiegsrunde zum Kennenlernen und vor der ersten «vierten Mahlzeit» stattfindet, ist die Müdigkeit vergessen, genauso wie jegliche Unsicherheit von Teilnehmenden, die das erste Mal dabei sind. Schon beim gegenseitigen Kennenlernen wird viel gelacht, nicht zuletzt, weil die drei Organisatorinnen mit Humor gesegnet sind und es verstehen, die Anwesenden schnell aus der Reserve zu locken. So sind alle zu später Stunde gerne bereit, sich zur «vierten Mahlzeit» zu begeben. Bei einem Glas Tee oder Wein und einem Stück Käse und Brot wird geplaudert und gelacht und dies manchmal bis in die frühen Morgenstunden. Immer gleich und immer anders Das Programm der «ü30fahrwärts» hat immer denselben Ablauf: drei Impulse, drei Chorproben, den «Kartäuserwalk», die Mahlzeiten und die Gebetszeiten mit den Schwestern. Die Stimmung ist stets überaus positiv: voller Humor, herzlich, offen und

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durchtränkt von Dankbarkeit. Und dennoch ist jede «ü30fahrwärts» anders und voller Überraschungen. Beim so genannten Kartäuserwalk, dem gemeinsamen Spaziergang, kann man sich jeweils zu zweit über die Impulse (oder anderes) austauschen. Der Impulsgeber Pater Beat Altenbach SJ.


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Ein Gesprächsspaziergang nach Art der Kartäuser, der «Kartäuserwalk» ist fester Programmpunkt der Wallfahrt «ü30fahrwärts» (Fotos: Verena Huber-Halter). «Sag ja zu mir...» Pater Beat Altenbach gehört zu den Referenten, die selber in die «ü30fahrwärts» eintauchen und an Chorproben teilnehmen. Das gibt der sonntäglichen Eucharistiefeier eine ganz spezielle Dichte. Chor und Zelebrant können während dem Gottesdienst immer wieder gegenseitig aufnehmen, was der andere angestossen hat. «Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt», war zum Beispiel ein Lied, das der «ü30»-Chor zusammen mit den Schwestern gesungen hat. In seiner Predigt führte Pater Beat aus, dass gerade in Zeiten, wo scheinbar alles «nein» sage, die grosse Herausforderung an uns Christen warte, aus den erlebten stärkenden Momenten die Kraft zu schöpfen, um auch in dunklen Zeiten Glaube und Hoffnung nicht zu verlieren. Es sei «erwachsener Glaube», wenn wir glauben und vertrauen können, auch wenn wir nicht dauernd getröstet und gestreichelt werden.

Pater Beat stellte seine Impulse unter den Titel «Mit dem Herzen denken – Unterscheidung der Geister nach Ignatius von Loyola»: man soll vermeiden, sich unbewusst von Emotionen steuern zu lassen, sondern diese benennen und unterscheiden, aus welchem «Geist» sie sind, ob sie uns zu Gott hinführen oder lebensfeindlich sind. Unterscheiden und entscheiden Erst mit dieser Unterscheidung können wir in Freiheit entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen. Pater Beat erklärte, dass Gott sich durch innere Regungen, die wir verspüren, an uns wendet und uns einladen möchte, diesen zu folgen, um uns von ihm zum Leben führen zu lassen. Wenn wir lernen, die Geister systematisch zu unterscheiden, können wir uns auf Gott hin ausrichten. So können wir unsere tiefste Sehnsucht entdecken, die recht oft durch die bisherige Lebenserfahrung, vor allem durch

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KLOSTER FAHR erlittene Verletzungen, zugeschüttet ist. Wenn wir keinen Zugang mehr zu ihr haben, bilden wir «Ersatzsehnsüchte» heraus, denen wir nacheifern, ohne unserer wahren Bestimmung näher zu kommen. Bewusst Gefühle wahrnehmen Pater Beat Altenbach schilderte die Methode der Unterscheidung der Geister als schrittweises Vorgehen, um nicht unreflektiert auf Erfahrungen zu reagieren, sondern sie auszuwerten und entsprechend der durch sie hervorgerufenen Emotionen auf sie zu antworten. Dies wird erreicht durch das bewusste Wahrnehmen unserer Gefühle und das differenzierte Benennen derselben. Dadurch können die ihnen zu Grunde liegenden «Geister» unterschieden werden. Und es wird möglich, Konsequenzen aus Erfahrungen zu ziehen, also allfällig nötig gewordene Entscheidungen zu fällen, die zum Leben hinführen. Hierbei interessiert nicht so sehr, WAS geschehen ist, sondern viel mehr, WIE es erfahren wurde. Eine Sprache für das Innere Dabei sollen die eigenen Empfindungen bloss wahrgenommen, nicht aber be- oder gar verurteilt werden. «Gefühle ‹stossen uns zu›, wir ‹erleiden sie›, wir tragen keine Verantwortung dafür, dass wir sie haben, aber dafür, was wir mit ihnen tun. Wir sollten daher keine Angst vor Gefühlen haben, sonst sind wir versucht, sie zu unterdrücken oder nicht wahrhaben zu wollen. Wir sollten auch eine Sprache finden, mit der wir unser inneres Erleben ausdrücken können. Je differenzierter man seine Emotionen beschreiben kann, umso differenzierter kann man sie wahrnehmen und gleichzeitig schafft man eine gewisse Distanz zu ihnen. Man IST nicht mehr das Gefühl, man tritt einen Schritt zurück und kann sachlich entscheiden, woher es kommt und was mit ihm zu tun ist. Wenn man sich zum Beispiel von seiner Wut nicht distanzieren kann, hat man ein Potential, gewalttätig zu werden. Gelingt es, einen Schritt zurückzutreten und

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Abstand von seiner Wut zu schaffen, wird es eher möglich, sich der Situation, die Wut ausgelöst hat, auf sachlicher Ebene zu stellen», erläuterte Pater Beat Altenbach. Bei der Unterscheidung der Geister geht es also gemäss seinen Aussagen darum, vom blossen Erleben zum bewussten Wahrnehmen zu kommen, um so den Freiraum zu schaffen, alles Lebensfeindliche loszulassen. Entscheidungen sollen gemäss Ignatius jedoch ausschliesslich in Zeiten des Trostes (durch Ruhe, innere Stille und Frieden gekennzeichnet) gefällt werden. Grübeln hilft nicht In solchen Zeiten, wo die «guten Geister» wirken, kann Gott gedankt, Kraft für dunklere Zeiten gesammelt und es können Strukturen geschaffen werden, die tragen. Zeiten des Untrostes (oder Misstrostes) sind durch negative Gefühle (wie Unruhe, Lustlosigkeit und Energiemangel) charakterisiert. Mit solchen Empfindungen sollten keine Entscheidungen gefällt werden. Man soll sich auch nicht dem Grübeln hingeben, sondern auf gute Zeiten zurückschauen, auf Zeiten, in denen man von Gott reich beschenkt worden ist. Und man soll Gegensteuer geben, um den Versuchungen der «bösen Geister» auf keinen Fall nachzugeben. Für Pater Beat Altenbach ist die Grundlage dieser tragfähigen Spiritualität einfach gesunder Menschenverstand: «Es ist ein Weg der Wahrheit und der Freiheit.» Ziel dabei ist es, «Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden und keinen Ort der eigenen Wirklichkeit auszuschliessen, an dem Gott uns berühren und unterweisen kann. Manchmal erhalten wir durch unseren Körper Signale, andere Male sind es Einsichten, die uns durch unseren Verstand erreichen, recht oft aber werden wir in unserem Herzen berührt.» Verena Huber-Halter


KLOSTER FAHR

Zehn Jahre «ü30fahrwärts»

Auf nach Rom zu Papst Franzsiskus Zweimal jährlich finden im Kloster Fahr Impulstage für alle Interessierten über 30 Jahre statt. Regina Käppeli, die Sekundarlehrerin und Sozialarbeiterin aus Sursee, wirkt seit Beginn im Organisationskomitee mit. Sie trägt die ganze administrative Verantwortung, macht Kursausschreibungen, Anmeldungen entgegen, Listen der Teilnehmenden. Im Gespräch erzählt sie über die Entstehung der «ü30fahrwärts», über Qualitäten, Zu-fälle und Zukunftspläne. Regina, die «ü30fahrwärts» feiert in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen, sie findet im Juli zum 10. Mal statt. Du wirkst von Anfang an zusammen mit Priorin Irene und Ruth Mory-Wigger im dreiköpfigen Organisationskomitee mit. Wie ist die Idee zur «ü30fahrwärts» entstanden? Regina Käppeli (Fotos: Verena Huber-Halter).

Ruth und ich trafen bei einem Besuch in der Propstei St. Gerold im Jahr 2011 Priorin Irene. Wir kannten uns von unserer Arbeit im Leitungsteam der Juwa Einsiedeln (Jugendwallfahrt: dieses Angebot existiert nicht mehr, Anm. d. Autorin). Wir sind ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass es massenhaft Angebote für Impulswochenenden gab, aber oft mit Einschränkungen, was die Teilnehmer anbelangt. Es gab Angebote für Jugendliche, junge Erwachsene, Senioren oder Eltern. Wir überlegten zusammen mit Pater Kolumban, dem Propst von St. Gerold, was wir anbieten könnten und beschlossen, alle Menschen über 30 einzuladen. Um unser Konzept zu testen, luden wir per Mund zu Mund-Propaganda Bekannte ein, an einem Pilotversuch im August 2011 teilzunehmen und konnten diesen mit neun Teilnehmenden durchführen. Er ist so gut angekommen, dass wir schon für Februar 2012 die zweite «ü30fahrwärts» öffentlich ausschrieben. Wer sind die Teilnehmenden der «ü30fahrwärts»? Unsere Teilnehmenden sind ein bunt zusammen gewürfeltes Grüppchen. Ich habe mittlerweile sechzig Personen in meiner Adressliste, die jedes Mal eingeladen wer-

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KLOSTER FAHR so um zwanzig Personen einzupendeln. Wir waren aber auch schon 24. Diese überschaubare Teilnehmerzahl ist ein Faktor für die Qualität der Impulstage. Ich fürchte, es wäre nicht mehr dasselbe, wenn wir fünfzig Leute wären.

Das Liederbuch «Rise up» war die ersten zehn Jahre treuer Begleiter der «ü30fahrwärts» und wird es wohl auch bleiben. den. Die meisten kommen aus allen Regionen der deutschen Schweiz, einige aus Deutschland. Es sind Menschen mit vollkommen unterschiedlichen Hintergründen, aus verschiedenen Berufen und Altersstufen. Wir haben schon gescherzt, dass wir die Impulstage eigentlich «u110fahrwärts» nennen müssten, also «unter hundertzehn», weil wir tatsächlich für alle über 30 offen sind. Für uns ist immer wieder überwältigend, dass die Gruppe trotz diesen grossen Unterschieden jedes Mal gleich am ersten Abend zusammenwächst und sich so alle sofort wohl fühlen. Einige haben den Anlass zum festen Bestandteil ihres spirituellen Weges gemacht und sind jedes Mal dabei. Andere, kommen zwar regelmässig, aber nicht immer und jedes Mal kommen neue, unbekannte Gesichter, dazu. Und auch die Neuen fühlen sich, wie sie jeweils selber ganz erstaunt feststellen, sofort wohl. Wie gross ist denn diese Gruppe jeweils? Es ist sehr unterschiedlich. So klein wie beim Pilotversuch war sie nie mehr. Es scheint sich

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A propos «Kloster Fahr» – der Name zeigt, dass ihr den Anlass an diesen Ort bindet… Ja, grundsätzlich schon. Einer der Faktoren für das Gelingen ist nämlich dieser Ort hier. Die Gastfreundschaft der Schwestern, ihre Anteilnahme und die gemeinsamen Gottesdienste sind das Sahnehäubchen. Während der Renovationsarbeiten mussten wir an einen anderen Ort ausweichen, haben dort aber die Fahrer Schwestern schmerzlich vermisst. Dennoch wird die nächste «ü30fahrwärts» ausnahmsweise auch nicht im Kloster Fahr stattfinden, sondern in Rom. Hängt dieser Ortswechsel mit dem Jubiläum zusammen? Ja, wir haben bei unserem Probelauf im Jahr 2011 beschlossen, dass wir die zehnte Ausführung der «ü30fahrwärts» in Rom durchführen wollen, wenn wir bis dahin noch bestehen. Das war eigentlich nicht so ganz ernstgemeint – wir gaben diesem zehnten Mal im Scherz schon ein Motto: «ü30 meets B. XVI». Ein eindrücklicher «Zu-Fall» liess uns aber dieses Vorhaben ernsthaft verfolgen. Im letzten Jahr war Hildegard Aepli unsere Referentin, sie erzählte vom Projekt «Für Kirche mit den Frauen», für die sie am 2. Juli 2016 in Rom sein werde. Sie lud uns alle ein, mit ihr mitzugehen, um an diesem Tag hoffentlich auf dem Petersplatz das Anliegen der Frauen dem Papst persönlich zu übergeben. Bei ihren Worten sahen Ruth, Priorin Irene und ich uns an und wir wussten: wir werden mit der «ü30fahrwärts» dabei sein. Das ist inzwischen organisiert und wir hoffen jetzt natürlich, dem Motto «ü30 meets F. I.» gerecht zu werden. Verena Huber-Halter


KLOSTER FAHR Vermählungen: 21. Mai 2016, Doris und Michi Murer-Bissig, Ober Sassi 2, 6375 Beckenried (FK 2013) Geburten: Lui, 12. Februar 2016, Priska und Simon Gwerder-Thoma, Muotathal (FK 04). – Alice, 13. Februar 2016, Madlen und Benno Föhn-Zwingli, Rickenbach SZ (FK 12)

Zu Gott heim gegangen Ehemalige Schülerin: Emma Fändrich-Zihlmann, Cham (FK 51). – Berta Stocker-Troxler, Rotkreuz (FK 46)

NACHRICHTEN DER EHEMALIGEN

Mutter von: Maria Koller-Frei, Berikon (WK 69/70). – Berta LeuStocker, Kleinwangen (SK 74) Schwester Michaela Portmann

Schwester Raimunda (links) und Schwester Veronika im Gespräch vor der ehemaligen Metzgerei. (Foto: Christoph Hammer).

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Nach der Kommunion Lag weisses Korn wie Honig süss im Sand. Manna, Bild für dich, in meiner Hand. Und immer die Frage: «Sag, liebst du mich?» «Mein Christus, ich liebe dich.» Bricht helle Flut, der Trank aus dem Gestein. Wasser, Bild für dich, dein neuer Wein. Und immer die Frage: «Sag, liebst du mich?» «Mein Christus, ich liebe dich.» Brennt der Strauch, der ewig nie verbrennt. Bild für dich, der mich beim Namen nennt. Und dreimal die Frage: «Sag, liebst du mich?» ich liebe dich.»

Silja Walter OSB

Aus: Silja Walter, Gesamtausgabe Band XI

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(Foto: Liliane Géraud)

«Du weisst doch,



KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Fronleichnam, 26. Mai 2016 Was: Wann: Wo: Was:

Wann: Wo:

Pontifikalamt und Prozession 08.30 Uhr Klosterkirche Einsiedeln Feierlicher Gottesdienst mit anschliessender Prozession Gestaltet mit Gesängen von Silja Walter (Text) und Barbara Kolberg (Musik) 09.30 Uhr Klosterkirche Fahr

Dein Leben will singen – Gesang und Gebet Was: Wann: Wer: Wo:

Abendlob – Ein abendlicher Gottesdienst «Auf dem Weg ins Osterlicht» Samstag, 28. Mai 2016, 19.00 Uhr Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Klosterkirche Fahr

Kultur Konzert der Studentenmusik Was: Wann: Wo: Wer:

Laetarekonzert 2016 Samstag, 9. April 2016, 20.00 Uhr Theatersaal der Stiftsschule Einsiedeln Studentenmusik der Stiftsschule; Marcel Schuler, Leitung

Jesus Christ Superstar Was: Wann:

Wer:

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Musical von Tim Rice und Andrew Lloyd Webber Samstag, 9. April 2016, 20.00 Uhr, St. Johannes-Kirche Zug Sonntag, 10. April 2016, 18.30 Uhr, Klosterkirche Einsiedeln Samstag, 16. April 2016, 20.00 Uhr, Pfarrkirche Seewen Sonntag, 17. April 2016, 18.30 Uhr, Klosterkirche Einsiedeln Wood&Metal Connection Einsiedeln, «Vocal Joy» Kantonsschule Menzingen, Projektchor, Leitung: Susanne Theiler Eintritt frei – Türkollekte www.jesus-christ-superstar.ch


KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender (Fortsetzung von S. 58) Eröffnung Silja Walter-Raum und Buchvernissage Wann: Wo: Was:

23. April 2016, 11.00 bis 18.00 Uhr Kloster Fahr 11.00 Uhr Wortgottesfeier «Maria Magdalena am Ostermorgen» 13.30 Uhr Öffnung des Silja Walter-Raums 14.30 Uhr Buchpräsentation Band 11 Gesamtausgabe Anschliessend bis zur Vesper bleibt der Silja Walter-Raum geöffnet 17.00 Uhr Vesper mit Texten von Silja Walter

Silja Walter-Raum Wann: Wo: Was:

jeweils am letzten Sonntag im Monat (24. April, 29. Mai) nach dem Sonntagsgottesdienst ca. 10.45 Uhr bis 14.00 Uhr Propstei Kloster Fahr Eine Ausstellung über das Leben der Benediktinerin und Schriftstellerin Silja Walter und ihr vielfältiges literarisches Schaffen. Für Gruppen kann der Silja Walter-Raum auch auf Anmeldung mit einer Führung besucht werden.

Pfingstkonzerte 2016 des Schweizer Oktett im Kloster Fahr Wann: Wo: Was:

Freitag, 13. Mai, 19.30 Uhr St. Anna-Kapelle Barockkonzert durch vier junge MusikerInnen

Wann: Wo: Was: Wer:

Samstag, 14. Mai, 19.30 Uhr Klosterkirche Fahr Richard Wagner, Claude Debussy, Gustav Mahler Schweizer Oktett und ein junger Sänger aus der Solistenklasse der ZHdK

Wann: Wo: Was: Wer:

Sonntag, 15. Mai, 9.30 Uhr Klosterkirche Musikalische Umrahmung des Gottesdienstes Streicher-Ensemble Stringendo 4 Kids

Wann: Wo: Was: Wer:

Sonntag, 15. Mai, 17.00 Uhr Klosterkirche Felix Mendelssohn, Johannes Brahms, Wolfgang A. Mozart Schweizer Oktett

Wann: Wo: Was:

Sonntag 15. Mai, Abend: Restaurant «Zu den Zwei Raben» Festival-Ausklang beim Dîner musical mit volkstümlicher und klassisch-unterhaltender Musik. Schweizer Oktett

Wer:

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KALEIDOSKOP

Interview mit Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart

Innerschweizer Comédien mit Leib und Seele 2007 schrieb der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart für das vom Kloster Einsiedeln herausgegebene Buch «Lesehimmel» unter dem Titel «Drapoling und schwarze Spinne» eine prägende Jugenderinnerung an die Fasnachtszeit in Erstfeld auf. Er arbeitete als Regieassistent beim Einsiedler Welttheater und trat als Leser eines Meinrad-Lienert-Textes im Museum FRAM auf. Für das Interview mit Bruder Gerold Zenoni reiste Hanspeter Müller-Drossaart ebenfalls ins Klosterdorf.

2015 erschien der Gedichtband «zittrigi fäkke – Gedichte in Obwaldner Mundart (bildfluss, 2015, 127 S., mit CD, CHF 36.- ISBN 9783-9524501-0-9) aus der Feder des bekannten Innerschweizer Schauspielers Hanspeter Müller-Drossaart. Als einer der wandlungsfähigsten Darsteller in unserem Land brillierte er in Filmen wie «Grounding», an der Seite von Stephanie Glaser in «Die Herbstzeitlosen» oder in Xavier Kollers «Dällebach Kari». HpMD schildert mit seinen komödiantischen Talenten immer wieder überzeugend die menschlichen Abgründe seiner Rollen und Figuren. Hanspeter Müller-Drossaart, Sie sind in den Kantonen Obwalden und Uri aufgewachsen, als das sogenannte katholische Milieu noch einigermassen intakt war. Gehörten Wallfahrten nach Einsiedeln dazu?

Gedichte in Obwaldner Mundart (bildfluss, 2015, 127 S., mit CD, CHF 36.–, ISBN 978-3-9524501-0-9)

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Ja, unbedingt. Es war zu gleichen Teilen ein spannender Ausflug und eine Rückkehr zur Quelle der Familie. Meine Eltern haben an einem Werktag an einem Seitenaltar in Einsiedeln geheiratet. Es gibt noch ein Hochzeitsbild. Als Bub bedeutete das für mich eine grosse Reise ins spirituelle Zentrum der kirchlichen Welt, die in meiner Kindheit sehr prägend war. Der Wallfahrtsort hatte für mich zwischen Holäbänzen und religiöser Pracht eine faszinierende Ausstrahlung. In der vierten Klasse beichteten Sie absichtlich Lügengeschichten, um Gott herauszufordern. Nichts geschah. Was löste das für einen Denkprozess in Ihnen aus? Damals verunsicherte mich das stark. Es stellten sich Ängste ein, wenn man nicht in den Gottesdienst ging, wenn man nicht fastete oder beichtete. Meine Schlussfolgerung nach den Lügen in der Beichte war, dass es Gott offenbar doch nicht sah. Heute denke ich eher, dass der Herrgott ein Auge zudrückte. So etwa im Sinne von: «Der soll jetzt ein bisschen schmoren. Ich wende ihm dann meine Aufmerksamkeit schon wieder zu. Insgesamt ist er ja kein schlechter Mensch.». Gott zeigte gewissermassen sein grosses Herz an mir. Meine spätere Suche nach Spiritualität war die Frucht dieses


KALEIDOSKOP

Hanspeter Müller-Drossaart im «Grossen Saal» des Klosters Einsiedeln anlässlich seines Interview-Termins mit «Salve» (Fotos: Bruder Gerold Zenoni). «Schwindelgeschäftes» mit Gott. Wobei ich es mit dem Dirigenten Harnoncourt halte, der sagte, dass wir ohne Religiosität bemerkenswert weniger künstlerische Werke hätten. Es bildete sich in mir ein ambivalentes Verhältnis zu Trägern hiesiger Gottesvertreter heraus. Das wird wohl in meinem Leben ein Thema bleiben. Sie hegten eine Sehnsucht nach Ritualen und waren wie Emil Steinberger Ministrant. Haben Sie wie Emil Faxen während der Liturgie gemacht? Nein. Die magischen Rituale der Messliturgie zu stören, wäre mir als Frevel vorgekommen. Das theatrale Spiel am Altar, diese magischen «Tänze» der Priester, die lateinischen Gebete (Das Confiteor hatte ich schleunigst auswendig gelernt, ohne den Inhalt zu verstehen!) Der fremde Klang, die gestischen Handlungen, die Prozessionen, all dies faszinierte mich in hohem Masse. Ich

wollte keinen Verrat an dieser Welt begehen, die mir so überirdisch, im wahrsten Sinne «himmlisch» erschien. Ich idealisierte die Geistlichen, diese weihrauchumwölkten Rockträger, bis ich einen gesundheitlich bedingten Zusammenbruch des Erstfelder Pfarrers am Altar miterlebte. Von da an verlor das reine Bild der göttlichen Vertre ter auf Erden an Absolutheit und schrumpfte glücklicherweise zu einem gesunderen Mass von Autorität. Vom theatralischen Aspekt der katholischen Liturgie waren Sie nach Gottesdienstbesuchen mit Ihrer Mutter angetan. Sie wollten sogar Priester werden. Was geht Ihnen heute durch den Kopf, wenn Sie an diese Absicht denken? Dass die Erfahrung dieser Rituale überzeugend war. Um das Dasein auszuhalten, braucht es eine geistige Ergänzung. Ich bewunderte die Priester, die in einer Art Ge-

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KALEIDOSKOP meinschaft aufgehoben waren und wussten, dass alles gut kommen würde. Die Kleriker standen über dem Plebs und verfügten über eine spezielle Leitung zum Paradies. Das war für mich damals Motivation, Priester zu werden. Zudem waren die Geistlichen in ihrem schwarzen Talar angesehene Personen im Dorf. Sie sagen, dass es womöglich im weitesten Sinne etwas Göttliches geben könnte. Worauf gründet sich bei Ihnen diese Annahme? Auf die Demut. Ich halte die Demut, die Bereitschaft, sein Ego zugunsten einer Erkenntnis zurückzustellen, für eine wichtige Kraft der Menschen. Was mache ich in diesem kosmischen Gebilde? Vielleicht gibt es keine Erklärung dafür. Ich glaube an ein übergeordnetes Prinzip, ohne dass dies eine göttliche Dimension wäre. In diesem Sinne bin ich also nicht gläubig. Wir sind verantwortlich für unser Tun. Wir müssen unsere Talente dem Leben zur Verfügung stellen. Dabei hilft der

Gedanke, dass es eine übergeordnete Energie gibt, die wir annehmen können. Achtsamkeit gegenüber dem Leben ist wichtig. Menschenwürde und Menschenrechte sind Stichworte dazu. Ich habe keine Abgrenzungstendenzen gegenüber den Religionen, solange sie nicht ausgrenzen. Leider gibt es auch in der Wirtschaft übergeordnete Ideologien – wenn Geld alles ist und man immer noch mehr Gewinn erzielen will. Das halte ich ebenso für gefährlich wie fragwürdige Exponenten der Religion. Wenn man in die Welt schaut, kann man zum Schluss kommen, dass Religion sowohl Segen als Fluch für die Menschheit sein kann. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum nicht endlich das Gute, das angeblich den Religionen zu Grunde liegt, die Oberhand gewinnt? Weil die wesentliche Kraft in den Menschen liegt. Menschen leben die Religion. Sie wollen ihre Interessen durchsetzen, wollen be-

Hanspeter Müller-Drossaart in der Stiftsbibliothek.

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KALEIDOSKOP stimmen und Raum besetzen. Der egozentrische Teil der Menschen verhindert, dass sich Gutes durchsetzt. Man muss immer ans Monströse des Menschen denken und wie gefährlich das für die Welt ist. Man kann nie das Optimum erreichen. Es bleiben einzig kleine Schritte hin zum Guten. Das Gute hat sich noch nie kampflos durchgesetzt. Und das wird so bleiben. 2015 erschien Ihr Gedichtband «zittrigi fäkke» in Obwaldner Mundart. In verschiedenen Texten wie etwa «karfriitig» oder «gebätt» scheint mir das oben erwähnte katholische Milieu aufzuscheinen. Bleibt man ein Leben lang «im Bann» – oder wie immer man dem dann sagen will – einer katholischen éducation? Ja, ich glaube schon. Wobei ich nicht unbedingt von einem Bann sprechen würde. Immerhin war es ein zentraler Teil der Erziehungsgeschichte. Viel Schuldhaftigkeit wurde angehäuft. Aber auch Tröstliches! Ich litt nicht nur darunter. Viele Vertreter dieses Milieus gewannen für mein Leben eine Bedeutung. Viele ethische Inhalte, Werte wie gegenseitiger Respekt und Menschenwürde wurden da gelehrt. Man kann sich von dieser Zeit nicht distanzieren, ausser man wollte einen Teil seines Lebens ungeschehen machen. Im angesprochenen Gedichtband heisst eine Überschrift «brueder chlais». Viele deutsche Pilgergruppen, die nach Einsiedeln pilgern, statten auch dem Ranft einen Besuch ab. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dieser eidgenössische Heilige den Deutschen fast mehr bedeutet, als uns Schweizern. Ist für Sie der Ranft ein vertrauter Ort mit einer besonderen Bedeutung? Mir scheint gerade das «Eidgenössische» nicht unbedingt das zentrale Merkmal von Bruder Klaus, sondern eher das Weltoffene, das Versöhnliche. In seinem Fragen nach dem rechten Leben (für ihn mit Gott) wirkt nicht kleingeistige Abgrenzung, sondern die Hingabe und die Suche. In diesem Zusammenhang könnte es sehr wohl sein, dass

Menschen mit direkten schrecklichen Erfahrungen eines Weltkrieges dem Gottsucher Bruder Klaus verwandter sind als wir verschonten Schweizer. Als Kind in Sarnen aufgewachsen, flösste mir der Ranft mit seiner dunklen Eremitenklause eher Angst ein. Ich konnte mit diesem dürren Heiligen wenig anfangen. Erst die Lektüre von Pirmin Meiers biographischer Analyse «Ich, Bruder Klaus von Flüe» eröffnete mir die umfangreichen Dimensionen, die Denk- und Frageräume des hochgeschätzten Einsiedlers Niklaus von Flüe. Pirmin Meier gibt in seinem Buch eine grandiose, weit verästelte Deutung des Eremiten Bruder Klaus. Kann ein Heiliger aus dem 15. Jahrhundert, der von der Familie wegging, uns heute noch etwas Positives sagen? Ja, ich denke schon. Allein schon die Tatsache, dass er als eine weitherum bekannte Persönlichkeit es öffentlich wagte, immer wieder den Zweifel an der eigenen Grösse zu riskieren, und der menschlichen Grössenvorstellung eine göttliche Dimension gegenüberzustellen, hat universellen Charakter. In dieser einem grösseren Prinzip sich unterwerfenden Selbstverwirklichung geht er aber auch sehr weit. Es hat mich immer betrübt, dass er um den Preis der gesteigerten Gottnähe seine Familie verlassen hat. Ich habe dazu in meinem Gedichtband einen Text geschrieben, der mit der wiederholten Frage «ich stell mer s voor» diese schmerzhafte Trennung thematisiert: brueder chlais ich schtell mer s voor mi vatter hätt zue mer gsäid ich ga ez bueb ich mues ga ich schtell mer s voor oni vatter ä chratte voll fraage und käi antwoord me usser ich mues ich schtell mer s voor

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KALEIDOSKOP Als Schüler des Benediktinerkollegiums Sarnen haben Sie sicher auch Schultheater gespielt. Was waren das für Rollen? «Diener zweier Herren» von Goldoni – das Handy von Hanspeter Müller-Drossaart meldet sich. «Ja, hoi, ich bin mitten in einem Interview.» – Wir spielten ein Stück von Edzard Schaper, aber auch Nestroy. Ich spielte jeweils Hauptrollen. Auch im «Geizhals» von Molière. Ab wann wussten Sie, dass Sie Schauspieler werden wollten? Das kam schleichend. Wir hatten eine Studenten-Kabarett-Gruppe mit dem Namen «Sandsturm» und zogen in der Freizeit in den Obwaldner Dörfern herum. So lange, bis der verständige Rektor doch ein Machtwort sprechen und mich sanft an meine «eigentliche Hauptrolle» am Gymnasium erinnern musste: Das Lernen! Aber der Theaterpater Sigisbert hatte mich schon zu gründlich mit dem Thespis-Virus angesteckt. Da wollte einer zur Bühne! Stellen wir mal die These auf: nur der ist ein vollwertiger Schauspieler, der auch das komödiantische Fach mit Improvisation und Imitation beherrscht, wie das bei Ihnen hochgradig der Fall ist. Stimmen Sie zu? Nein, ich sehe das etwas anders: Die Franzosen nennen ihre Schauspieler, die sich sowohl im ernsten, als auch im heiteren Fach auskennen, les Comédiens, also die Komödianten, im zutreffenden Einvernehmen, dass Humor immer auf Schmerz beruht und das Drama immer nach der ironischen Distanzierung ruft, die beiden Spielformen sich also gegenseitig bedingen. In dem Sinne war zum Beispiel Matthias Gnädinger ein grosser Komödiant, ein zögerlicher Charakterdarsteller, in der innersten Seele mit traurigen Tönen, aber mit leisem Lächeln im Gesicht. Michael Steiner, der Regisseur des Films «Grounding» über den Untergang der Swissair mit Ihnen in der Hauptrolle als

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Mario Corti, ist ein Fan unserer Klosterkirche und nennt sie eine «barocke Disco». Spricht Sie unser Kirchenraum an oder haben Sie eher Mühe mit dem Barocks? Ich habe eher Mühe mit dem Barock. Ich bin für das Karge der Zisterzienser. Der romanische Stil gefällt mir besser. Mit der barocken Zuckerbäckerei habe ich meine Mühe. Natürlich war es wichtig, die Klosterkirche, dieses bedeutende historische Kulturdenkmal zu restaurieren, keine Frage. Dennoch berührt mich die polyphone Einfachheit des mönchischen «Salve Regina» wesentlich mehr als die bunte himmlische Patisserie des grossen Kirchenraumes. 1981 arbeiteten Sie als Regieassistent unter Hans Gerd Kübel am Einsiedler Welttheater. Was haben Sie für Erinnerungen an die Laienschauspieler aus dem Klosterdorf? «Alle Düfte von Jasmin, Rosen, Nelken sind mein Zeichen Neidvoll soll die Sonn‘ erbleichen Vor dem Glanz, den ich entsende. Wie die Sonnenblume wende Sie den Blick nur noch nach mir.» Auftritt der Schönheit, Don Pedro Calderon de la barca. «El gran teatro del mundo»

Ich registrierte eine grosse Verbundenheit der Leute mit der Stiftskirche. Das Welttheater musste wohl beim Einsiedler Spielvolk mit der Muttermilch eingesogen worden sein. Alle wussten haargenau, wie diese oder jene Rolle darzustellen sei. Grossartig ihre Hingabe an diesen theatralen Gottesdienst, diese Leidenschaft zum Spiel. Ich freute mich jeden Abend auf die Begegnung mit Pater Othmar, der als sozusagen klösterlicher Zeremonienmeister mit mir entscheiden musste, ob wir draussen auf dem Platz oder von Unwetter bedroht in der Kirche spielten. Selber waren Sie schon mit verschiedenen Soloprogrammen unterwegs. Fast schon


KALEIDOSKOP Sprache. Dialekt bedeutet Verortung, lokal erfahrene Identität. Das Schöne in der Schweiz ist die Tatsache, dass so viele Dialekte nahe beieinander existieren.

Hanspeter Müller-Drossaart wirft einen Blick in das neue Klosterbuch «Madonnas Fashion». legendär ist Ihre Walliser Kioskfrau. Sie spielten aber auch einen Berner Bauer oder den Urner Älpler aus dem Maderanertal. Man staunt dabei über Ihre perfekte Beherrschung der verschiedenen Schweizer Dialekte. Bedauern Sie, dass unsere Dialekte immer mehr eingeebnet werden? Ich möchte doppelt widersprechen. Ausser dem Urner- und Obwaldner-Dialekt beherrsche ich keinen anderen Dialekt souverän. Ich spiele einfach gerne mit den vielfältigen helvetischen Färbungen. Bei Engagements mit dialektal gefärbten Rollen hole ich mir also Coaches wie im Fall des Dällebach-Kari. Auch glaube ich nicht, dass sich die Schweizer Dialekte einebnen. Man muss sich auch bewusst sein, dass zum Beispiel der Obwaldner-Dialekt vor erst 200 Jahren entstanden ist. Andere Einflüsse aufzunehmen, ist Ausdruck einer beweglichen, lebendigen

In einer Deutschen Krimi-Verfilmung spielen Sie einen Carabiniere im Südtirol. Auch da beherrschen Sie den Südtiroler Dialekt perfekt. Ziehen Sie Rollen mit dialektal eingefärbten Texten vor oder haben Sie lieber einen Part mit perfektem Bühnendeutsch? Das kann ich so nicht sagen. Es ist mir aber immer wichtig, für die Anforderungen der Rolle die Sprache entsprechend zu beherrschen. Bei der Produktion im Südtirol war es so, dass mir eine Dame Szene für Szene die Sätze vorsprach. Ich könnte also keine Vorliebe formulieren. Die Deutsche Sprache schätze ich aber speziell. (Hanspeter MüllerDrossaart rezitiert gekonnt ein gestaltetes Bühnendeutsch). Sie hat neben dem Italienischen etwa eine ganz andere Musikalität. Man soll die Sprachen nebeneinander stehen lassen. In Italien möchte ich es nicht missen, meinen Capuccino auf Italienisch zu bestellen, und in Deutschland vor der Kamera nicht auf einen «Emil-Schweizer» reduziert werden. Ich bewundere Schauspieler, die lange Textstellen offenbar mühelos auf der Bühne oder vor der Kamera wiedergeben können. Haben Sie keine Mühe damit? Doch. Natürlich! Da gibt’s nur eins: ÜBEN! Dafür werde ich mit der Chance beschenkt, Rollen zu spielen, mich in andere Existenzen zu versetzen. Mein eigenes Dasein in anderen Wesen zu erweitern. Kraft der Beseelung, was die schauspielerische Hauptaufgabe ausmacht. Wir sind eigentlich Gefühlsarbeiter, die gedanklich gesteuert bestimmte Emotionen aus dem Erinnerungsschrank hervorholen und der Rolle zur Verfügung stellen können. Ein wunderbarer Beruf! Offenbar spielen Sie demnächst einen Sheriff in einer Karl-May-Neuverfilmung. Karl

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KALEIDOSKOP May war ein Besucher dieses Ortes und schrieb exklusiv Winnetou-Geschichten für den Einsiedler Marienkalender. Waren Sie selber ein Karl-May-Leser? Natürlich. Jeden Sonntag nach der Messe gingen wir in Erstfeld in die Bibliothek an der Reuss. Ich erinnere mich an die Bibliothekarin mit Dutt und die zerlesenen Karl-MayBände. Vorne im Buch wurde ein Stempel gesetzt, bis wann man das Buch zurückbringen musste. «Durchs wilde Kurdistan» – Das war eine Welt! Ich las aber auch «Der letzte Mohikaner» von James Fenimore Cooper. Und dann die «Trotzli»-Bücher von Pfarrhelfer Josef Konrad Scheuber. «Der Geissbub vom Etzlital» war mein Favorit. An der Einsiedler Viehausstellung 2015 haben Sie im Museum FRAM aus Meinrad Lienerts Roman «Der doppelte Matthias und seine Töchter» vorgelesen und dem zahlreichen Publikum den Waldstattdichter kongenial nahegebracht. Was rechtfertigt heute noch eine Lektüre der Texte Meinrad Lienerts? Hanspeter Müller-Drossaart nach seiner Lesung von Meinrad-Lienert-Texten; vor dem Einsiedler Museum FRAM im Herbst 2015.

Der deutsche Fernsehsender ARD wird Weihnachten/Neujahr 2016 die Neuverfilmungen von Winnetou I–III ausstrahlen. Hanspeter Müller-Drossaart spielt in Winnetou III den korrupten Sheriff Dubrowski.

Seine unnachahmliche fabulierfreudige Menschenliebe. Mit schlitzohriger Phantasie modellierte er seine Figuren. Beim Lesen hat man das Gefühl: Mein Gott, ich will noch mehr davon. Mit einer Lebendigkeit ohnegleichen erzählt er von der versunkenen Welt von damals. Man ist diesem Sog des Erzählens ganz und gar ausgeliefert. Meinrad Lienert war einer der ganz grossen Menschenkenner der ländlichen Innerschweiz. Dabei ist er nicht behäbig. Es sind Capriccios der Ländlichkeit. 2015 waren Sie als Sprecher im erfolgreichen Schweizer Dokumentarfilm «Danioth – Der Teufelsmaler» über den Urner Künstler Heinrich Danioth zu hören, der sowohl als Schriftsteller wie als Maler bedeutende Werke schuf. Kann die Innerschweiz sich kulturell neben anderen Schweizer Regionen sehen lassen? Unbedingt. Ich erwähne aus der Vergangenheit Josef Müller mit seiner grossen Sagensammlung oder Eduard Renner mit seinem «Goldenen Ring über Uri». Es gibt auch heute in diesem Kulturraum einen grossen Reichtum an Dichtern und Autoren, einen Schriftstellerverband und seit kurzem sogar ein eigenes regionales Literaturhaus. Natürlich gibt es politisch gesehen in den Gebirgstälern auch Schwerfälligkeiten und diffuse Ängste im Umgang mit den Anforderungen der globalisierten Welt. Aber die wichtigen bestimmenden Angstschürer hausen in Zürich und nicht auf dem Land. Hanspeter Müller-Drossaart vielen Dank für das interessante Gespräch. Bruder Gerold Zenoni

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KALEIDOSKOP

SPIRITUALITÄT Hermann-Josef Frisch, Der Koran für Christen. Herder, Freiburg i.Br., 2016, 256 S., CHF 22.39, ISBN-10: 3-451-34845-4. Das Buch von HermannJosef Frisch eröffnet Zugänge zum Koran aus christlicher Sicht. Der Koran gilt als schwer verständlich, zudem in einer bildhaften Sprache geschrieben. Frisch hilft, sich auf der Basis des eigenen, christlichen Glaubens ein Bild von dem zu machen, was den Islam so sehr prägt. Denn er vergleicht Aussagen des Koran mit denen der Bibel und öffnet so einen ganz neuen Weg zum Verständnis des Glaubens der Muslime. Ein wichtiges Buch, das zum Gespräch der Religionen beiträgt.

Bernd Keller, Unsere gute Nachricht. Echter, Würzburg, 2015, 328 S., CHF 39.20, ISBN: 978-3-429-03657-7. Der Bibel ein Gesicht geben – dazu hatte die Ehe und Familienseelsorge in Bad Kissingen aufgerufen. Über 210 Stellen aus den Evangelien wurden daraufhin abgeschrieben und gestaltet: Von Kindern und Erwachsenen, Paaren, Familien, Gruppen und Gemeinschaften. Entstanden ist daraus eine bunte und persönliche Sammlung an Bibelstellen. So vielfältig, wie die Menschen und deren Zugang zu Gott sind, so vielfältig ist die Gestalt der «Guten Nachricht» aus Bad Kissingen geworden. Dies macht dieses Evangeliar zu einem Buch, dem es leicht sein wird, die Vision des Herausgebers zu erfüllen: «Ich wünsche mir, dass dieses Evangeliar in vielen Familien, Häusern und Einrichtungen einen besonderen Platz haben wird und nicht wie die eine oder andere Bibel im Regal verstaubt.»

NEUE BÜCHER

Papst Franziskus, Der Name Gottes ist Barmherzigkeit. Kösel, München, 2016, 126 S., CHF 22.90, ISBN: 978-3-466-37173-0. In seinem ersten Buch als Papst formuliert Franziskus das Herzstück seines Pontifikats. Für alle Gläubigen, aber auch für nachdenkende Menschen ohne konfessionelle Bindung, erläutert er die zentrale Botschaft der Barmherzigkeit – in der ihm eigenen einfachen und direkten Sprache. Dabei gibt Franziskus persönliche und bislang unbekannte Einblicke in seine Erfahrungen als Priester und erläutert seine Motive für das ausserordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Diese ist nichts Geringeres als Ausdruck für die Liebe Gottes.

Vitus Seibel, Wie betest du? Echter, Würzburg, 2015, 184 S., CHF 18.50, ISBN 978-3429-04824-2. Wer wissen will, wie Beten geht, muss selbst beten. Aber manchmal ist es hilfreich, zu hören, wie andere beten. Die in diesem Band versammelten Zeugnisse von Jesuiten erzählen von ihren Lieblingsgebeten, Krisen, Suchen nach Stille und Gottesgegenwärtigkeit im Vielerlei des Alltags. Sie lassen teilhaben an Gebetsgewohnheiten, die zur Routine zu werden drohen, an Zeiten des Verstummens, an inneren Berührungen. Sie sind damit auf dem Weg, den ihr Gründer Ignatius von Loyola mit der Einladung ausdrückt, jeder solle suchen und sich

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KALEIDOSKOP auf die Weise des Betens einlassen, bei der sich ihm Gott am meisten mitteilt.

SACHBÜCHER Franz Dünzl, Fremd in dieser Welt? Herder, Freiburg i.Br., 2015, 544 S., CHF 52.-, ISBN: 978-3-451-31232-8. Hat sich das Christentum zu weit von seinen Ursprüngen entfernt? Ist seine Geschichte eine Geschichte des Verfalls, der Dekadenz im Sinne der Verweltlichung, sodass es dringender denn je der «Entweltlichung» bedarf? Franz Dünzl will dem frühchristlichen Mentalitätswandel auf die Spur kommen, der nicht erst mit der sogenannten «Konstantinischen Wende» einsetzt, sondern sich schon in den ersten Jahrhunderten Bahn bricht und dessen erste Spuren bereits im Neuen Testament zu finden sind. Der Band zeichnet die Entwicklung von ihren Anfängen bis ins 4. Jahrhundert hinein nach, beschreibt ihre Dynamik plausibel und benennt Gründe, warum das Christentum von Beginn an im Spannungsfeld von Weltdistanz und Weltverantwortung steht und keinen dieser beiden Pole aufgeben kann. Kristina Friedrichs, Die Repräsentation der Frühchristlichen Päpste. Schnell & Steiner, Leibnizstrasse 13, Regensburg, 2015, 432 S., CHF 108.90, ISBN 978-37954-2959-1. Die Spätantike war sowohl ein Zeitalter der Kontinuität als auch des schleichenden Wandels und der Umbrüche in Politik, Gesellschaft und dem sich etablierenden Christentum. In genau jener Epoche legte das junge Papsttum die Grundlagen für seine

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spätere Machtentfaltung, entwickelte die gedankliche Basis für das Stellvertreteramt Christi auf Erden und begann damit, sich selbst standesgemäss nach aussen zu präsentieren. Die Untersuchung schliesst nicht nur die üblicherweise naheliegenden Bereiche der Architektur und Ikonographie mit ein, sondern betrachtet auch weitere Medien, wie Sprache und Insignien, Topographie und Liturgie. Durch diesen methodisch weitgreifenden Ansatz ist es erstmals möglich, den während der Spätantike erreichten Stand und die genaue Ausprägung der päpstlichen Repräsentation präzise zu beschreiben und sie hinsichtlich ihrer Stringenz zu prüfen. Peter Klasvogt, Europa – Wertegemeinschaft oder Wirtschaftsunion? Bonifatius, Paderborn, 2015, 180 S., CHF 21.62, ISBN 9783-89710-615-4. Über Werte wird viel diskutiert, aber es dominiert die Wirtschaft, auch in Europa. Nationale Eigeninteressen und nationalistische Misstöne, so scheint es, schaffen zunehmend ein Klima schleichender Entsolidarisierung. Dagegen melden sich renommierte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu Wort, die daran erinnern, dass Europa mehr ist als eine Währungs- und Wirtschaftsunion. Anstatt über eine mangelnde Präge- und Gestaltungskraft des Christlichen, die innere Distanz der Kirche zu zeitgenössischer Kultur und Medien und die selbst auferlegte Zurückhaltung beim sozialethischen Engagement in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu klagen, fordern sie vielmehr dazu auf, sich für das «gemeinsame Haus» von Europa zu engagieren und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, damit Europa mehr und mehr eine Wertegemeinschaft wird, im Dienst an der Weltgesellschaft.


KALEIDOSKOP Christian Wulff, Ganz oben ganz unten. Herder, München, 2015, 264 S., CHF 14.90, ISBN 978-3-451-06786-0. Am 17. Februar 2012 trat Christian Wulff nach 598 Tagen von seinem Amt als Bundespräsident zurück. Obwohl sich vor Gericht auch der letzte gegen ihn erhobene Vorwurf als haltlos erwies, reichte die öffentliche Demütigung noch über den Tag des Freispruchs hinaus. Niemals zuvor haben die Medien unseres Landes einen Politiker in solcher Weise verfolgt. Auch das Verhalten der Staatsanwaltschaften in Celle und Hannover wirft Fragen auf. Ging alles mit rechten Dingen zu? Nachdem sich bisher andere mit der Causa Wulff auseinandergesetzt haben, schildert nun Christian Wulff aus seiner Sicht, wie die Affäre inszeniert wurde, was sich hinter den Kulissen abspielte und wie es sich anfühlt, derlei massiven Angriffen ausgesetzt zu sein. Auch seine eigenen Fehler benennt er. Ganz oben Ganz unten ist ein Lehrstück über Politik, Presse und Justiz, das nachdenklich macht.

Frauen mögen ihn. Doch kann er den Menschen trauen? Vor allem jenem Fremden, der das Geheimnis des Erbes zu kennen behauptet…

HÖRBUCH

Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit. Roman. Diogenes, Zürich, 2016, 357 S., CHF 30.-, ISBN 978-3-257-86285-0. bgz. Der tödliche Verkehrsunfall der Eltern in Südfrankreich stellt die Weichen der Geschwister Jules, Marty und Liz in eine besondere Bahn. Sie kommen auf ein Internat, verlieren sich zeitweise aus den Augen und finden doch immer wieder zueinander. Bedeutende Szenen dieses anrührenden Familienromans spielen in einem Chalet in der Nähe von Luzern. Verblüffend, dass ein so junger Autor einen derart lebensklugen Roman zu schreiben vermag!

Andreas Eschbach, Eine Billion Dollar. LÜBBEAUDIO, Köln, 2016, 1720 Min., CHF 14.50, ISBN 978-3-7857-5191-6. John Salvatore Fontanelli erbt als armer Schlucker das Riesenvermögen eines Vorfahren das in 500 Jahren auf über eine Billion Dollar angewachsen ist. Gemäss Testament werde dieses Vermögen der Menschheit die verlorene Zukunft wiedergeben. Umgeben von Leibwächtern verhandelt John mit Ministern und Kardinälen. Die

BELLETRISTIK Emanuel Bergmann, Der Trick. Roman. Diogenes, Zürich, 2016, 396 S., CHF 30.-, ISBN 978-3-257-86282-9. bgz. Auf zwei Erzählebenen erfahren wir in diesem turbulenten Roman vom Zauberer Zabbatini und dem jungen Max Cohn, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass seine Eltern den Gang zum Scheidungsrichter nicht antreten. Durch ein raffiniert gestricktes Personengeflecht tangiert der Roman wichtige Momente aus dem 20. Jahrhundert. Sogar Hitler hat einen unerwarteten Auftritt. Eine bemerkenswerte neue literarische Stimme.

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KALEIDOSKOP C. J. Sansom, Die Schrift des Todes, Historischer Kriminalroman. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main, 2015, 786 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-596-03337-9. bgz. London im Sommer 1546: Katholiken und Protestanten bekämpfen sich, Scheiterhaufen brennen und die Schreie der für den vermeintlich falschen Glauben Gemarterten dringen zum Himmel. Der Autor versteht es wie kaum ein Zweiter, eine vergangene Epoche anschaulich heraufzubeschwören. In diesem Wirrwarr sucht Matthew Shardlake ein der Königin abhanden gekommenes Buch. Und das Beste: es gibt weitere Fälle mit dem unwiderstehlichen Matthew Shardlake! Michael Fehr, Simeliberg. Der gesunde Menschenversand, Luzern, 2015, 141 S., CHF 27.–, ISBN 978-3-03853-003-9. bgz. Hätte Jeremias Gotthelf seine Erzählung «Die schwarze Spinne» in unseren Tagen geschrieben, wären die Satzfetzen vielleicht ausgefallen wie beim Schriftsteller Michael Fehr, der seinem ungewöhnlichen Krimi aus tiefster Schweizer Provinz ein minimalistisches Sprachkorsett verpasst hat. So braucht man etwas Einlesezeit in die archaische Geschichte um helvetischen Sumpf im doppelten Sinn des Wortes. Ungewöhnlich aber jederzeit lesenswert! Pierre Bost, Bankrott, Roman, Dörlemann, Zürich, 2015, 255 S., CHF 24.-, ISBN 978-303820-018-5. bgz. «Denn Brugnon hatte grossen Kummer.» Das ein Schlüsselsatz aus diesem melancholisch angehauchten Roman über den Zuckerfabrikanten Brugnon. Dem vordergründig erfolgreichen Trott im Geschäftsle-

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ben stehen lose Beziehungen gegenüber. Bis der Antiheld Termine verpasst und sein Herz an eine junge Stenotypistin verliert. Man ist betört vom Charme einer vergangenen Epoche in diesem 1928 erstmals erschienenen Roman und registriert in den menschlichen Konstellationen erstaunliche Aktualität. Diana Gabaldon, Outlander – Die geliehene Zeit, Roman. Knaur, München, 2015, 1228 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-608-93987-3. Die Autorin Diana Gabaldon hat weltweit eine riesige Fangemeinde. Im zweiten Band zur erfolgreichen TV-Serie «Outlander» erzählt sie von Claire und Jamie, die 1744 aus Schottland nach Paris geflohen sind. Sie wollen den geplanten Aufstand der Schotten gegen die Engländer verhindern. Aber das Intrigenspiel in der französischen Hauptstadt ist gefährlich, und Jamie und Claire müssen mehr Gegner im Auge behalten als ihnen lieb ist… Kazuo Ishiguro. Der begrabene Riese, Roman, Blessing, München, 2015, 414 S., CHF 30.90, ISBN 978-3-89667-542-2. bgz. Britannien in dunkler Zeit und der historisch wenig greifbaren Epoche des 5. Jahrhunderts. Im scheinbar ewigen Nebel irren Axl und Beatrice durch eine wundersame Landschaft auf der Suche nach ihrem Sohn. Ishiguro sprengt mit diesem Buch die Genres, erzählt einen historischen Roman und macht gleichzeitig Anleihen bei


der Fantasyliteratur. Ein besonderes Buch, das ein zwingend packendes Leseerlebnis bereithält.

grössert über die Leinwand. Ein Bericht aus einer versunkenen Zeit mit anheimelnder Faszination.

BIOGRAPHIE

Swetlana Alexijewitsch, Secondhand-Zeit – Leben auf den Trümmern des Sozialismus. Suhrkamp, Berlin, 2015, 570 S., CHF 17.90, ISBN 978-3-518-46572-1. bgz. Im letzten Jahr erhielt Swetlana Alexijewitsch den Literaturnobelpreis. Vor allem auch für dieses Buch indem sie Menschen aus dem Volk in Russland nach ihrem Leben befragt. Bezeichnend ist, dass viele Passagen in der Vergangenheitsform formuliert sind, denn die Geschichte war brutal und zerstörte viel. Wer die «russische Seele» verstehen will, sollte dieses aufschlussreiche Buch lesen, das vorgefasste und festgefahrene Sichtweisen über die ehemalige Sowjetunion zu korrigieren vermag.

Kindheit in der Schweiz – Erinnerungen. Limmat Verlag, Zürich, 2016, 230 S., CHF 29.50, ISBN 978-3-85791-782-0. bgz. In einem literarischen Parcours durch die ganze Schweiz erfährt man in diesem Buch von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Charles-Ferdinand Ramuz oder Anne Cuneo, aber auch unbekannten Personen, viel über das Aufwachsen in diesem Land vor einigen Jahrzehnten. Häufig spielt die Kirche mit hinein, wenn etwa der Ministrantendienst ausführlich beschrieben wird. Im Zwillingsband «Kindheit in der Schweiz – Fotografien» (Limmat Verlag, Zürich, 2016, 259 S., CHF 49.50, ISBN 978-3-85791-782-0) findet man eine hervorragende Auswahl von aussagekräftigen Fotos ab 1870. Heinrich Wolfgang Seidel, Drei Stunden hinter Berlin – Briefe aus dem Vikariat. Husum, Husum, 2015, 495 S., CHF 25.90, ISBN 978-389876-770-5. bgz. 1902: Ein ganzes Jahr lang erlebt der junge Vikar Heinrich Wolfgang Seidel im uckermärkischen Flecken Boitzenburg «tausend traurige und lustige Geschichten» und teilt seine Erlebnisse den Eltern in Berlin in Briefen mit. Da gibt es den Missions-Nähverein und bei einer Lichtbildvorführung über das Leben Jesu gerät ein Insekt auf die Bildplatte und kriecht aufs scheusslichste ver-

Raoul Weil, Der Fall Weil – Wie mein Leben in den Fängen der US-Justiz zum Albtraum wurde. Wörterseh, Gockhausen, 2015, 361 S., CHF 39.90, ISBN 978-3-03763-062-4. bgz. Längst ist der Schweizer Banker Raoul Weil wieder auf freiem Fuss und erzählt in Talkrunden abgeklärt über seine Zeit im Knast. Das Schicksal hatte brutal zugeschlagen und ihn im Zuge der amerikanischen Anklage zur Beihilfe der Steuerhinterziehung zu einer Art Bauernopfer werden lassen. Mit Gefängnis und Freispruch! Unglücklich gewählt ist die Abkürzung «OSB», die die Benediktiner weltweit mit «Ordo Sancti Benedicti» für sich beanspruchen dürfen, für die Bank «UBS».

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Neuerscheinung

Das langersehnte neue Werk über die Kleider und den Schmuck des Einsiedler Gnadenbildes ist erschienen! Madonnas Fashion – Die «Spirituelle Modeschau» zum Einsiedler Gnadenbild zeigt in brillanten Farbbildern die Schönheit der Gewänder und des Schmuckes der Einsiedler Muttergottes. Ergänzt wird das Buch durch viele spannende Geschichten rund um den grössten Wallfahrtsort der Schweiz.

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Gregorianik–Perlen Choral aus dem Kloster Einsiedeln Die tausendjährige Tradition des Chorals in Einsiedeln hat Pater Roman Bannwart, langjähriger Choralmagister des Klosters, für das Tonstudio Zürich in den 60er- und 70er-Jahren zusammen mit der klösterlichen Schola aufgenommen. Diese CD macht seine Begeisterung für die Gregorianik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Lassen Sie sich mitnehmen auf die faszinierende Reise des Gregorianischen Chorals, der am Wesentlichen unseres Lebens rührt. Finanziell ermöglicht hat die Herausgabe dieser CD die Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln.

Die CD ist im Klosterladen Einsiedeln (www.klosterladen-einsiedeln.ch/ 055 418 64 71) zum Preis von CHF 30.– erhältlich.

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Impressum

Weitere Autoren dieser Ausgabe Pater Cyrill Bürgi OSB, Simone De Tomasi, Jean-Marie Duvoisin, Maria Egartner, Daniel Knechtle, Pater Lorenz Moser OSB, Johanne Müller, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Sabine Saner, Pater Philipp Steiner OSB Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868

Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Kloster Fahr, 8109 Kloster Fahr Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB

Abonnentenverwaltung Abos, Adressänderungen, usw.: Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «Salve», 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 64 25 abo@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Jahresabonnement Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Studentenpreis: CHF 20.– Ausland: Abopreise auf Anfrage, Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto Inserateverwaltung ea medien AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 82 82, Fax 055 418 82 00 info@eamedien.ch, www.eamedien.ch Herstellung + Druck Druckerei Franz Kälin AG, Kornhausstrasse 22, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 90 70, www.druckerei-kaelin.ch

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