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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
7. Jahrgang · Ausgabe 3 Juni/Juli 2015 Erscheint sechs Mal jährlich Titelbild (Erich Liebi): Die Mauritius-Kirche in Oberleis, Niederösterreich (S. 4ff).
Der hl. Mauritius Strahlkraft über Jahrhunderte und tausende Kilometer weit 4
Wallfahrt Liturgischer Kalender 10 Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 12 Haben Sie gewusst… 13 Rubrik Liturgie: Hochgebet 14 Wallfahrtsinformationen 15 Gebetserhörungen: «Danke, Bruder Meinrad» 16 Jubiläum Bruder Meinrad Eugster 18 Die Kleider der Madonna 20
Kloster Einsiedeln Wallfahrt nach Saint-Maurice d’Agaune 22 Gebetsanliegen 26 Frühjahrstagung der Oblaten: «Vedi Napoli…» 28 Jahr des Ordenslebens: Als Suchende gemeinsam unterwegs 30 Konventglöckli 32
Stiftsschule Schulnachrichten 34 Ecke der Eltern 35 Schulseelsorge: Sorge um Menschen und Schulseele II 36 Alumni: Sechzig Gründe für ein grosses Fest 39 Personalnachrichten 40 Corvina: Bern rief 41
Propstei St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm Zivildiener in der Propstei: «Grüscht fürs Leben»
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Kloster Fahr Grusswort 50 Paramentenwerkstatt: Gewobenes «Geheimnis» 52 Die Frauenfrage in der Kirche: Ein heftiges Gewitter 56 Nachrichten der Ehemaligen 59 Meditation und Bild 60 www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch
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Kaleidoskop Veranstaltungskalender 62 Selma Lagerlöf/Verner von Heidenstam und Einsiedeln II 64 Neue Bücher 70 Impressum 78
LEITGEDANKE
H
eute, am 1. Mai, da ich diese Zeilen schreibe, begehen wir im Kloster das Gedächtnis des heiligen Sigismund. Auch er ist einer unserer Kirchen patrone; sein Altar befindet sich in der Klosterkirche gegenüber demjenigen des heiligen Mauritius. Und er ist der Stifter der Abtei Saint-Maurice. Ur sprünglich Arianer, hatte sich Sigismund katholisch taufen lassen. Als König der Burgunder errichtete er 515 am Ort, wo damals bereits Mauritius und seine Gefährten der Thebäischen Legion als Märtyrer verehrt wurden, ein Kloster, in dem die laus perennis, das ununterbrochene Gotteslob gehalten wurde. Sigismund ist also wesentlich mitverantwortlich dafür, dass dieses Jahr dort ein Jubiläum gefeiert werden kann – 1500 Jahre Abtei Saint-Maurice d’Agaune. Sigismund ist ein etwas spezieller Heiliger, liess er doch seinen eigenen Sohn umbringen, wofür er dann aber öffentlich Busse tat. Am 1. Mai 523 oder 524 wurde er von den Franken, die ihn zuvor besiegt hatten, mit seiner Familie in einem Brunnen ertränkt. Er wird als Märtyrer verehrt, auch wenn er nicht ein Glaubenszeuge im eigentlichen Sinne war. Mehrere Gruppen unserer Klostergemeinschaft sind bereits nach Saint-Maurice gepilgert und kehrten tief beeindruckt zurück. Bruder Gerold berichtet in dieser Nummer über eine dieser Reisen. Redaktor Erich Liebi wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und entdeckte im fernen Niederösterreich einen Ort, der nicht nur in der Verehrung des heiligen Mauritius Parallelen zu Einsiedeln hat, der aber bei uns kaum be kannt ist. Auch im Rahmen des «Jahres des geweihten Lebens» gab es in unserem Kloster verschiedene Veranstaltungen, freilich nicht mehr in grossem Rahmen, sondern weitgehend intern. In den sogenannten Dekanien wurde je ein The menkreis des geweihten Lebens behandelt und dann der Gesamtgemeinschaft vorgestellt. Sie können im Artikel von Pater Cyrill darüber lesen.
Ihr
Pater Markus Steiner
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JAHRESTHEMA
Der heilige Mauritius III
Strahlkraft über Jahrhunderte und tausende Kilometer weit Nicht erst seit dem Jahr 515, als in Saint-Maurice d‘Agaune das heutige Kloster ge gründet wurde, geht vom Märtyrer Mauritius und seinen Gefährten der thebäischen Legion eine starke Strahlkraft aus. Könige und Kaiser ebenso wie zahllose Männer und Frauen aus allen Volksschichten schrieben sich die Tugenden der thebäischen Glaubenszeugen auf ihre Fahnen – Gottestreue, Tapferkeit, Standhaftigkeit. Zahllose Kirchenpatrozinien in der Schweiz, in Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich und weit darüber hinaus zeugen davon. Auf der Suche nach Zeichen heutiger Mau ritius-Verehrung reiste der «Salve»-Redaktor ins niederösterreichische Weinviertel. Dort öffnete der Name Mauritius viele Türen. Und er begegnete zwei prominenten Gestalten aus der frühen Einsiedler Klostergeschichte.
Aus Anlass des 1500jährigen Bestehens ihrer Abtei haben sich Mönche von Saint-Maurice im Unterwallis in lobenswerter Weise die Mühe gemacht, möglichst alle MauritiusPatrozinien auf diesem Planeten zu ermitteln und sie auf einer Weltkarte darzustellen. Jeden gefundenen Ort haben sie mit einem Zeichen markiert, was auf der Weltkarte dazu führt, dass Europa bei der grossen MauEuropa verschwindet unter der Masse der Mauritius-Markierungen (Bild: Abtei SaintMaurice/Google Maps)
ritius-Dichte von den vielen Markierungen geradezu verdeckt wird – Europa ist ein einziger Mauritius-Klumpen. Die Abtei schreibt dazu: «Mehr als 1000 Kirchen sind dem hl. Mauritius geweiht. Basiliken, Kathedralen, Pfarrkirchen, einfache Kirchen oder Kapellen, in Stadtzentren oder in Dörfern, in der Ebene oder in den Bergen, sie alle sind Zeugen, in sämtlichen Stilen, der Ausstrahlung des Märtyrers im Christentum. Sie sind katholisch, aber auch koptisch-orthodox, evangelisch-lutherisch oder anglikanisch, zwischen Kalifornien und Neukaledonien.» Mauritius auf Neukaledonien Die wohl am weitesten vom Ursprungsort der Mauritius-Verehrung entfernte Mauritius-Pfarrei liegt allein auf weiter Flur – oder treffender – allein im weiten Südpazifik – auf Neukaledonien: Die Pfarrei St. Mauritius in der Gemeinde Yaté, Diözese Nouméa. Es wäre auf jeden Fall eine Reise wert, um zu erkunden, auf welche Art und Weise der thebäische Heilige aus der Schweiz auf Neukaledonien heutzutage dort verehrt wird
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JAHRESTHEMA
Der Ort Oberleis in Niederösterreich: Die Wallfahrts- und Pfarrkirche ist der Gottesmutter (Himmelskönigin) und dem hl. Mauritius geweiht. Die Pfarreigründung an diesem Ort geht auf das Jahr 1050 zurück (Foto: Erich Liebi). und wie er über Länder und Meere auf die ferne Insel gekommen ist. Aber meine eigene Suche führte mich auf einen anderen Weg, nicht ganz so weit weg wie Neukaledonien, aber von SaintMaurice aus – nach Angaben von Google Maps – doch gute 900 Kilometer Richtung Osten. Bei einer Tagesleistung von 25 Kilometern wäre der Ort – zu Fuss – in rund 37 Tagen zu erreichen. Nur vier weitere Mauritius-Patrozinien sind noch östlicher gelegen – in Polen (1), in der Tschechei (2) und in Ungarn (1). Auf denn zum Mauritius-Patrozinium im «fernen Osten» des deutschsprachigen Europa. Eine «Verwandte» von Einsiedeln Auf Oberleis gestossen bin ich mit den Suchwörtern «Mauritius» und «Patrozinium» in der Google-Büchersuche. Und dort in einem Buch aus dem Jahr 1834, «Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens...». Da steht es: «An beiden Seiten des
Hochaltars stehen die Statuen des heiligen Mauritius, welcher Kirchenpatron ist, und des heiligen Leopold.» Eine weitere Google-Recherche bestätigt: die Kirche Oberleis im niederörstereichischen Weinviertel gibt es auch heute noch. Und am Telefon wird mir besätigt, die Kirche sei nach wie vor dem heiligen Mauritius geweiht, ausserdem der «Himmelskönigin Maria, eine Wallfahrtskirche sei sie und am Jakobsweg liege sie. Auch punkto Alter, erbaut um das Jahr 1050, braucht sich die kleine «Schwester» gegenüber der grossen in Einsiedeln nicht zu schämen. Viele markante Gemeinsamkeiten verbinden also die schlichte Kirche auf dem Leiserberg mit der stolzen Klosterkirche im finsteren Wald. Das ist auf jeden Fall eine Reise wert. Es ist Dienstag, der 14. April. Tags darauf, früh um 6.40 Uhr, sitze ich im RailJet nach Wien, mit der mündlichen Zusage aus Oberleis und Ernstbrunn, dem Sitz der zuständigen Pfarrei (oder Pfarre, wie man dort sagt),
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JAHRESTHEMA dass mich der zuständige Pfarrer empfangen wird und ich im Gästehaus neben der Kirche nächtigen kann. Die Vorfreude auf den winzigen Ort mit grosser Geschichte ist gross. Nur gerade drei Gebäude gibt es in Oberleis, die Kirche, den einstigen Pfarrhof, der jetzt das Geistliche Jugendzentrum der Erzdiözese Wien beheimatet, und ein Wohnhaus, das früher Schulhaus war für die Kinder der Pfarrei Oberleis, zu der auch die Dörfer Klement und Au gehören. Heute ist Oberleis Teil des Pfarreiverbundes Ernstbrunn, dem Pfarrer Stanislaw Kosciolek vorsteht. Was man von der Geschichte weiss, reicht bis ins Jahr 1050 (Pfarreigründung unter königlicher Mitwirkung) und weit darüber hinaus; die Besiedlungsgeschichte des Leiser Berges geht Jahrtausende zurück bis in die Steinzeit. Weit und gross Von Wien aus geht meine bereits achtstündige Reise per S-Bahn und Bus noch eine Stunde weiter nach Norden Richtung tschechische Grenze, in die Hügel des Weinvier-
tels. Das Auffallendste unterwegs ist die Weite dieser sanften und nur spärlich besiedelten Landschaft. Die Räume zwischen den Siedlungen wirken so gross, dass man das Gefühl hat, ohne weiteres den ganzen Bezirk Einsiedeln darin unterbringen zu können. Wie kam Mauritius nach Oberleis? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir eine längere Reise zurück in die Vergangenheit unternehmen, bis ins Jahr 955. Dort begegnen wir zwei alten, ziemlich prominenten Bekannten aus der Geschichte des Klosters Einsiedeln: König Otto I., der das Kloster im Finsteren Wald mit grossen Privilegien ausstattete, und Ulrich, Bischof von Augsburg, der eigenhändig eine MauritiusReliquie von Saint-Maurice d’Agaune nach Einsiedeln brachte. Praktisch vor Bischof Ulrichs Haustür stellten sich Ottos und Ulrichs Truppen 955 dem Heer der heidnischen Ungaren auf dem Lechfeld bei Augsburg und rieben es auf. Das Jahrzehnte lange Leiden Europas unter
St. Mauritius-Kirche Oberleis in ihrem heutigen Zustand nach der letzten Renovation ab 1994 (Foto: Josef Leithner, kirchenfuehrer.eu).
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JAHRESTHEMA
Der grosse Mauritius-Verehrer und -Ver breiter König, später Kaiser Otto I in einer Mosaik-Darstellung im Berliner U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz (Foto: Wikimedia). den plündernden Magyaren-Reitern hatte damit ein Ende. Prominente Mauritius-Fans König Otto I. und Bischof Ulrich schrieben ihren Sieg über die Ungaren dem heiligen Mauritius zu, beide waren grosse Verehrter des Märtyrers von Agaunum im Unterwallis. Otto I. machte ihn zu seinem persönlichen und zum Patron seines Reiches, ausserdem widmete König Otto das von ihm 937 gegründete Kloster Magdeburg dem heiligen Mauritius. Magdeburg war sozusagen Frontstadt für die Missionierung Richtung Nordosten. Niederaltaich als treibende Kraft Eine ähnliche Stellung hatte das Kloster Alt ach, heute unter dem Namen Niederaltaich bekannt, etwa zweihundert Kilometer östlich von Augsburg an der Donau gelegen. Auch Niederaltaich hat den heiligen Mauritius zum Patron und auch Niederaltaich hatte, wie auf der Website des Klosters nachzulesen ist, eine Frontstellung der christlichen Mission Richtung Osten, donauabwärts inne – mit Gründungen zum Beispiel in Nieder-
Die Mauritius-Statue in Absdorf (Foto: Erich Liebi). abtsdorf nahe der slowakischen Grenze, in Spitz an der Donau, westlich von Wien in der Wachau gelegen; in Tulbing, etwas näher bei Wien, und auf gleicher Höhe nördlich der Donau als prominentestes Beispiel in Absdorf – alles Gründungen des Klosters Niederaltaich und mit dem heiligen Mauritius als Patron. Der Dorfheilige von Absdorf Mit Roland Moser, Pfarrer i.R. von Absdorf und Historiker aus Leidenschaft, habe ich mich zu einer kleinen Kirchenführung verabredet. Auch hier hat sich erwiesen, wie leicht sich Türen öffneten, wenn es um den heiligen Mauritius in dieser Gegend geht. Aber Pfarrer Moser kommt nicht allein, Herbert Mantler begleitet ihn, der Kustos des Heimatmuseums «Oskar Mann» im alten Schulhaus gleich neben der Kirche. Dort wird das Thema Mauritius sehr gross geschrieben – eine ganze Abteilung des Heimatmuseums ist dem heiligen Mauritius und dem Wirken
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JAHRESTHEMA des Klosters Niederaltaich in Absdorf (im Dorf, das dem Abt gehört), gewidmet. Prunkstück ist die Kopie der Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1011, in welcher König Heinrich II. dem Kloster Niederaltaich «zehn Königshuben neben dem Dorf Absdorf» vermacht, womit der Name des Dorfes erstmals urkundlich erwähnt wird. Daneben ist so ziemlich alles zu sehen, was den Museumsbesuchern (Vereine, Firmen, Gruppen, Private) die Geschichte des Märtyrers aus der fernen Thebäis näher bringt – damit auch alle recht Bescheid wissen, worum es geht, wenn am Mauritiustag das ganze Dorf mit gros sem Aufwand Kirchweih feiert. Dann kommt natürlich auch das Reliquiar auf den Altar, das eine Winzigkeit einer Mauritius-Reliquie enthält, eine Kostbarkeit, auf welches Pfarrer Moser sichtlich stolz ist. Die fünfte im Bunde In Absdorf sind wir nur noch rund fünfzig Kilometer von Oberleis entfernt. Geht somit auch diese Mauritius-«Niederlassung» auf den Missionsdrang der Benediktiner von Die winzige Mauritius-Reliquie von Abs dorf: Nicht auf die Menge kommt es an, son dern auf die Substanz (Foto: Erich Liebi).
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Niederaltaich zurück? Der informative Kirchenführer von Oberleis äussert sich dazu vorsichtig: «Die Pfarre Oberleis ist wahrscheinlich bereits um 1050 als königliche Gründung Heinrichs III. entstanden.» Aber dann kommt’s: «Der deutsche König unterstellte die Pfarre [Oberleis] dem Schutz des Grafen Meginhard IV. von Formbach» († 1066). Dieser aber war wie bereits sein Ahne Meginhard II. Vogt (weltliche Schutzmacht) des Klosters Niederaltaich. Es darf also vermutet werden: Die Kirche von Oberleis ist die fünfte im Bunde der Mauritius-Kirchen im östlichen Niederösterreich. Die Mauritius-Statue in der Kirche Oberleis (Foto: Josef Leithner, kirchenfuehrer.eu).
Im Schatten der Madonna Wir haben sie bereits kennengelernt, die Gemeinsamkeiten zwischen Einsiedeln und Oberleis: Wallfahrtsort am Jakobsweg, prominente Förderer und Wohltäter und das Doppelpatrozinium mit dem heiligen Mauritius und der Gottesmutter Maria. In diesem Punkt ist eine weitere Ähnlichkeit zwischen Oberleis und Einsiedeln zu erkennen. Wie in Einsiedeln steht der heilige Mauritius ein bisschen im Schatten der Madonna. Hauptattraktionspunkt für die vielen Pilger von Oberleis ist Maria, die Himmelskönigin, das ändert sich selbst dann nicht, wenn am Mauritiustag das ganze Dekanat in Sternwallfahrten nach Oberleis zieht und Erntedank feiert. Schon drohte der Kirchenpatron hier in Vergessenheit zu geraten, oder wie Bischofsvikar Dr. Matthias Roch in seinem Beitrag in der Festschrift «950 Jahre Pfarre Oberleis» feststellte: «Oberleis war für die ganze Gegend einfach der Marienwallfahrtsort.» Das mag auch damit zu tun haben, dass die Wallfahrt hier anfänglich und
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über Jahrhunderte die andere, längst abgetragene Kirche ganz oben auf dem Berg zum Ziel gehabt hatte – die ursprüngliche Marienkirche. Doch das Jahr 1986 brachte die Wende, als der damalige Pfarrer Thomas Vielnascher die Initiative ergriff und die Feier zu Ehren des heiligen Mauritius wieder einführte. Vielleicht war das eine prophetische Tat des Pfarrers, denn sechs Jahre später wurde im ehemaligen Pfarrhof Oberleis das Geistliche Jugendzentrum der Erzdiözese Wien eröffnet. Jahr für Jahr kommen zahlreiche Jugendliche aus der Gegend nach Oberleis, an den Ort, «an dem Glaube zur existentiellen Betroffenheit wird», wie in der Jubiläumsschrift «950 Jahre Pfarre Oberleis» zu lesen ist. Und wer wäre besser geeignet, ein Beispiel zu geben für den Glauben, der existentielle Betroffenheit wird, als Kirchenpatron Mauritius, der mit seinem Martyrium ein nach wie vor lebendiges Zeugnis seines Glaubens abgelegt hat. Erich Liebi
Grosse Kirchen- und Wallfahrtstage in Oberleis sind die Marienfeste und der Mauritiustag um den 22. September mit Erntedank- und Kirchenfest (Foto: Ernst Busch, Klement).
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WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Juni 1. Mo
Hl. Justinus († um 165) Philosoph, Märtyrer
3. Mi
Hl. Karl Lwanga und Gefährten († 1886) Märtyrer
4. Do 08.30 16.30
Hochfest Fronleichnam Feierliches Pontifikalamt und Prozession mit dem Allerheiligsten Feierliche Pontifikalvesper vor dem ausgesetzten Allerheiligsten
5. Fr
Hl. Bonifatius († 754) Bischof, Märtyrer
7. So 10. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper und Prozession 11. Do
Hl. Barnabas Apostel
12. Fr 11.15 16.30 20.00
Hochfest Herz Jesu Feierliches Konventamt Feierliche Vesper Eucharistische Aussetzung Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung
13. Sa Hl. Antonius von Padua († 1231) Ordenspriester, Kirchenlehrer Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen
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14. So 11. Sonntag Im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 19. Fr
Hl. Romuald († 1027) Mönch, Ordensgründer
21. So 12. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 24. Mi 11.15 16.30
Hochfest der Geburt Johannes des Täufers Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
28. So 13. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 29. Mo 09.30 16.30
Hochfest der heiligen Petrus und Paulus, Apostel Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
Gebetsmeinungen Weltkirche Für Immigranten und Flüchtlinge Sie mögen mit Respekt empfangen und aufgenommen werden. Die Berufung Die Begegnung mit Christus führe junge Menschen zum Priesterberuf oder zu einem Leben im Orden. Kirche Schweiz Fronleichnam; dass die Eucharistiefeier, besonders am Sonntag, zur Quelle innerer Stille und persönlichen Gebetes wird.
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Juli 2. Do 11.15 16.30
Fest Mariä Heimsuchung Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
3. Fr 11.15 16.30
Fest Hl. Thomas, Apostel Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
5. So 14. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 11. Sa 11.15 16.30
Hochfest des heiligen Benedikt Abt, Schutzpatron Europas Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
12. So 15. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 13. Mo Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Anbetung in der Unterkirche 16.15 Eucharistischer Segen
23. Do 11.15 16.30
Fest HL. Birgitta von Schweden († 1373) Ordensgründerin, Mitpatronin Europas Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
25. Sa 11.15 16.30
Fest Apostel Jakobus Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
26. So 17. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 29. Mi
Hl. Marta, Maria und Lazarus Gastfreunde des Herrn
31. Fr
Hl. Ignatius von Loyola († 1556) Priester und Ordensgründer
Gebetsmeinungen Weltkirche
16. Do 11.15 16.30
Hochfest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln Feierliches Konventamt Feierliche Vesper
Politische Verantwortung als eine Form der Liebe verstehen und praktizieren
19. So 09.30 16.30
16. Sonntag im Jahreskreis Pontifikalamt Pontifikalvesper Äussere Feier Unserer Lieben Frau von Einsiedeln
Kirche Schweiz Ferienzeit; dass sie der wirklichen Erholung diene und zur spirituellen Stärkung und echten zwischenmenschlichen Beziehungen beitrage.
Die Armen Lateinamerikas Für eine geschwisterliche Gesellschaft
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WALLFAHRT
Wallfahrtstage grosser Pilgerguppen 2015 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle, KP = Klosterplatz). Juni Sa, 06. Juni Pro Ecclesia Schweiz So, 07. Juni Tschechen Wallfahrt Sa, 13. Juni Kroatenwallfahrt So, 14. Juni So, 21. Juni Tamilenwallfahrt So, 28. Juni Glarner Landeswallfahrt
12.30 Uhr 12.30 Uhr 19.00 Uhr 12.15 Uhr 12.30 Uhr 15.15 Uhr 11.00 Uhr 15.30 Uhr
Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Eucharistiefeier Andacht Pilgermesse Andacht GK
12.30 Uhr 14.30 Uhr 20.30 Uhr 09.30 Uhr 14.30 Uhr 09.30 Uhr 21.30 Uhr 20.30 Uhr 14.00 Uhr 20.30 Uhr
Eucharistiefeier Eucharistiefeier Andacht Bussfeier Pontifikalamt Eucharistiefeier Lichterprozession KP Andacht GK Pontifikalamt Andacht
Juli Sa, 04. Juli Zürcher Wallfahrt Di, 07. Juli 127. Jurassier Wallfahrt Mi, 08. Juli Do, 09. Juli Mo, 20. Juli 17. Wallfahrt der Fahrenden Mi, 22. Juli Fr, 24. Juli August Mo, 17. August Einsiedler Krankentag 14.30 Uhr Eucharistiefeier mit Krankensalbung Sa, 22. August Rheintaler Wallfahrt 09.45 Uhr Eucharistiefeier 15.15 Uhr Andacht So, 23. August Tagung der ehemaligen päpstlichen Schweizergardisten 09.30 Uhr Pontifikalamt So, 23. August MFM Deutschschweiz 12.15 Uhr Rosenkranz 14.30 Uhr Pontifikalamt Sa, 29. August 5. Afrikanische Wallfahrt 12.30 Uhr Eucharistiefeier
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Haben Sie gewusst, dass ... …Anstand und Abstand zusammengehören? Beide Haltungen haben das gleiche Fundament, sie drücken eine Art von «stehen» aus. Der Anstand ist die Verhaltensweise, die einem Menschen ansteht. Man sagt darum, dass jemandem etwas mehr Zurückhaltung in seinem Reden gut anstehen würde. Anstand ist also die passende Haltung einer Situation oder einem Menschen gegenüber. Anstand setzt voraus, dass man Grenzen respektiert, denn jede Situation und jeder Mensch haben ihren einmaligen Wert, ihre Gültigkeit. Menschen, die sich aus Sensationslust Zugang zu einer Unglücksstelle verschaffen, haben keinen Anstand.
Einem Menschen gegenüber lässt es an Anstand mangeln, wer den nötigen Abstand nicht wahrt, über ihn oberflächlich urteilt, seine Leistungen nicht anerkennt, ihn nicht als ein Individuum gelten lässt, das er nie in allem verstehen kann. Anstand können und müssen wir lernen. Das ist mehr als das Erlernen von «BenimmRegeln». Das Buch von Adolph Knigge «Über den Umgang mit Menschen», das 1788 erstmals erschienen ist, kann auch heute noch eine Hilfe sein. Dass Anstand und Abstand zusammengehören, drückt Knigge so aus: «Mache einigen Unterschied in deinem äusseren Betragen gegen Menschen, mit denen du umgehst, in den Zeichen von Achtung, die du ihnen beweisest! Reiche nicht jedem deine rechte Hand dar, umarme nicht jeden, drücke nicht jeden an dein Herz!» Ja, nur wer Abstand halten kann, hat Anstand. Pater Alois Kurmann
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WALLFAHRT
Liturgisches Grundwissen
Hochgebet Schon das älteste eucharistische Hochgebet (Anfang 3. Jahrhundert) beginnt mit den Worten «Erhebet die Herzen» und reicht bis zum «Amen» des abschliessenden Lobpreises. Katholische Christen kennen dieses alte Gebet gut: Daraus wurde mit einigen Zusätzen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) das 2. Hochgebet. Es wird wegen seiner Kürze oft verwendet. Über mehr als tausend Jahre gab es in der katholi- Pater Philipp Steiner beim Hochgebet anläss schen Kirche nur ein einziges lich seiner Klosterprimiz am 12. Oktober 2014 Hochgebet, das heutige erste. (Foto: Jean-Marie Duvoisin). In der Mitte dieser feierlichen Gebete steht der Bericht von der Einsetzung der Eucharistie beim letzten Mahl Jesu. Was er damals tat, das tun Christen auch heute: Er nahm das Brot – das entspricht der Gabenbereitung. Er sagte Dank – das ist das eucharistische Hochgebet. Er brach das Brot, das geschieht nach dem Hochgebet in der Brechung der Brothostien. Und er reichte es seinen Jüngern so wie noch heute bei der Austeilung der Kommunion. Danken ist also zentral für diese Gebet: für Brot und Wein, aber auch für alles andere, was Gott getan hat, um den Menschen seine Nähe zu schenken, ganz besonders durch Jesus Christus. Damit wird der Dank zum Gedächtnis und es erfüllt sich aufs Neue sein Auftrag: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Und es erfüllt sich seine Zusage, erneut unter den Menschen zu sein, im Geheimnis der in Leib und Blut gewandelten Gaben. (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012
Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch
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WALLFAHRT
Wallfahrtsinformationen Seelsorge
Öffnungszeiten
Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr
Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17. 15 –18.15 Uhr
Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch
Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage
Werktage
17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr
06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes 08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)
11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 20.00 Uhr Komplet
09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
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WALLFAHRT
Gebetserhörungen
«Danke, Bruder Meinrad!» «Schon mehrmals habe ich Bruder Meinrad um Hilfe gebeten.» – «Ich habe schon viel von Bruder Meinrad gehört.» – «Zum Dank für Bruder Meinrad» – «Heute möchte ich mich bei Bruder Meinrad bedanken.» So oder ähnlich beginnen viele Briefe. Das überrascht. In seiner schlichten und selbstverständlichen Art als Christ und Mönch zu leben, hat Bruder Meinrad Dankbarkeit gelebt. Er war durch und durch ein eucharistischer Mensch. Und gerade diese Haltung weckt er auch in den Menschen, die sich ihm mit ihren Sorgen anvertrauen. Das berührt. Die Rückmeldungen von Gebetserhörungen zeigen Menschen, die in allen Schwierigkeiten nicht aufgeben oder verzweifeln. Das beeindruckt. Das ist Glaubenszeugnis. Sie bringen das zum Ausdruck, was Silja Walter in den prägnanten Satz gefasst hat:
Bruder Meinrad Eugster OSB (Foto: zvg). Ist hinter allen Dingen, die scheinbar nicht gelingen, doch einer, der mich liebt. Heilige sind Menschen, die in Gottes Gegenwart leben. Sie sind uns Vorbild, Gottes Gegenwart immer wieder zu suchen und dankbar zu erleben. Lassen wir uns von ihnen anstecken! Diesen Weg wollen wir auch neu wagen, wenn wir am 14. Juni 2015 um 15 Uhr in der Klosterkirche an Bruder Meinrad Eugster denken.
Einladung Am 14. Juni 2015 jährt sich der Todestag des Ehrwürdigen Dieners Gottes Bruder Meinrad Eugster zum 90. Mal. Aus diesem Anlass lädt die Klostergemeinschaft alle Verehrerinnen und Verehrer von Bruder Meinrad um 15 Uhr zu einer Gedenkfeier in die Einsiedler Klosterkirche ein. Bruder Meinrad wurde 1848 in Altstätten SG geboren. Nach Wanderjahren als Schneidergeselle legte er 1875 die Profess als Mönch von Einsiedeln ab. Ihm wurden verschiedene Aufgaben anvertraut: in der Schneiderei, im Refektorium, in der Sakristei und in der Kleiderkammer. Trotz schwächlicher Gesundheit lebte er während 50 Jahren seine Berufung in grösster Treue. Am 14. Juni 1925 starb er im Rufe der Heiligkeit. Bereits 1939 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1941 wurden seine Gebeine der Mönchsgruft entnommen und beim Patroziniumsaltar in der Klosterkirche neu beigesetzt. 1960 anerkannte der heilige Papst Johannes XXIII. den heroischen Tugendgrad des Ehrwürdigen Dieners Gottes. Mit der gleichen Hilfsbereitschaft wie einst auf Erden scheint er in der Seligkeit weiter zu wirken. Viele Gebetserhörungen bestätigen dies bis auf den heutigen Tag. Pater Martin Werlen
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S A LV E
5·2013
S A LV E Zeitschrift der benediktinis Gemeinscha chen ften Einsiede ln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.
In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Klosterbe triebe sowie über religiöse und kulturelle An lässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr.
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Bruder Meinrad Eugster und Dietrich Bonhoeffer
Unterschiedlich und doch sehr ähnlich Wie kann man dazu kommen, den Einsiedler Benediktiner Bruder Meinrad Eugster und den lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer im gleichen Artikel zu würdi gen? Auf den ersten Blick sind sie sehr unterschiedlich und haben kaum etwas ge meinsam. Und doch gibt es vieles, was die beiden eng verbindet.
Vor 90 Jahren – am 14. Juni 1925 – starb im Kloster Einsiedeln Bruder Meinrad Eugster (geb. 1848). Eine Grundhaltung, die in seinem Leben besonders auffällt, ist die der Dankbarkeit. Man begegnet ihr auf Schritt und Tritt. Bereits das erste erhaltene schriftliche Dokument, der für die Klosteraufnahme verfasste Lebenslauf, verrät einen dankbaren Menschen. Die meisten Briefe sind mit der Formel «Ihr stets dankbarer Bruder Meinrad O.S.B.» unterschrieben. Seine Mitbrüder bezeugen, dass dies keine leere Formel war. So sagt einer: «Mit vollem Recht könnte man Bruder Meinrad den ‹Bruder Deo Gratias› nennen, denn er sagt immer, auch bei Unannehmlichkeiten, ein aufrichtiges ‹Deo Gratias›.» Und ein anderer bezeugt: «Für jedes Wort, das man ihm gab, wenn man ihm nur die kleinste Aufmerksamkeit erwies, sagte er sofort: ‹Vergelt’s Gott, Vergelt’s Gott!›» Grabplatte für Bruder Meinrad Eugster (Foto: KAE).
Die Dankbarkeit war allerdings nicht an die Sonnenseiten des Lebens gebunden. «Auch in seinem schwersten Leiden konnte er lächelnd sagen: ‹O, ich bin ganz zufrieden. Vergelt’s Gott, Vergelt’s Gott! Er dankte, wo andere keinen Grund zum Danken sehen; für jede Arbeit und Mühe, die man ihm übertrug, sagte er ein neues Vergelt’s Gott, Vergelt’s Gott. Bruder Meinrad trug einen unergründlichen Schatz heiligen Frohmutes in seiner Seele. Ein singendes Vögelein im Klostergarten konnte ihn zu Freudentränen rühren, weil es so viel Güte Gottes in sich trug.›» Von 1912 ist eine Ansichtskarte erhalten, die Bruder Meinrad dem damaligen Refektoriumsbruder zum Namenstag in die Ferien schickte. Bruder Meinrad half oft im Refektorium aus und hatte unter dem jähzornigen Mitbruder sehr zu leiden. Auf der Ansichtskarte stehen die Worte: «Grüsse und Memento von Ihrem stets dankbaren Bruder Meinrad O.S.B.» Es erstaunt nicht, dass die Seiten mit den Dankgebeten im Gebetbüchlein von Bruder Meinrad am meisten abgegriffen sind. Dietrich Bonhoeffer Vor 70 Jahren – am 9. April 1945 – wurde im Konzentrationslager Flossenbürg der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer erhängt. Die in der Haft von 1943 bis 1945 entstandenen und aus der Zelle geschmuggelten
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deren. Bis heute sind sie für viele Menschen Ermutigung und Vorbild für Vertrauen. Beide sind mit dem Beispiel vorangegangen, das Papst Johannes Paul II. als wesentlich für das Gemeinschaftsleben bezeichnet: «In der Brüderlichkeit lernt ein jeder mit dem zu leben, den Gott neben ihn gestellt hat, indem er seine positiven Wesensmerkmale und zugleich seine Andersartigkeit und seine Grenzen annimmt.» Dietrich Bonhoeffer (Foto: Wikimedia). Briefe und theologischen Aufzeichnungen wurden später unter dem Titel «Widerstand und Ergebung» veröffentlicht. Als roter Faden durch alle Briefe und Aufzeichnungen überrascht eine tiefe Dankbarkeit. Es gibt kaum einen Brief, in dem Bonhoeffer nicht dankt. Die Situation ist zum Verzweifeln, aber sie vermag die dankbare Erinnerung an all das Schöne in seinem Leben nicht auszulöschen. Dankbarkeit und Erinnerung gehen Hand in Hand. So schreibt er: «Die Kraft der Erinnerung kommt aber immer wieder aus der Kraft der Dankbarkeit. Gerade in solchen Zeiten soll man sich um Sammlung zur Dankbarkeit im Gebet bemühen.» Bonhoeffer verbittert in seiner unmöglichen Lage nicht, sondern wächst in der Haltung der Dankbarkeit. Schon bald nach seiner Verhaftung kann er schreiben: «Man wird für Geringes dankbar, auch das ist wohl ein Gewinn.» Das Kreisen um sich selbst und seine «geringen Entbehrungen» wäre nach Bonhoeffer «sehr ungerecht und undankbar». Seine grössten theologischen Einsichten wurden ihm in seiner Gefangenschaft geschenkt. Er ist sich dessen bewusst und dafür dankbar: «Ich bin dankbar, dass ich das habe erkennen dürfen, und ich weiss, dass ich es nur auf dem Wege habe erkennen können, den ich nun einmal gegangen bin. Darum denke ich dankbar und friedlich an Vergangenes und Gegenwärtiges.» Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer haben sich selbst und anderen vertraut. Sie haben den Menschen als Geschenk Gottes wahrgenommen – sich selbst und die an-
Der Mensch, das Geschenk Gottes Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer haben ein ordentliches Leben geführt. Ohne eine gewisse Askese gelangt kein Mensch zur Freiheit. So schreibt Bonhoeffer: «Niemand erfährt das Geheimnis der Freiheit, es sei denn durch Zucht.» Und Bruder Meinrad wird von Mitbrüdern als «lebendige Benediktinerregel» bezeichnet. Der Erfahrung lehrt uns tatsächlich ein interessantes Gesetz: Je mehr einer immer macht, was ihm gefällt, desto weniger gefällt ihm, was er macht. Er wird unzufrieden und mürrisch. In einem ordentlichen Leben aber findet alles den Platz, der ihm gebührt: Gebet, Arbeit, Freizeit, Einsamkeit, Gemeinschaft, Mahlzeiten, Schlaf. Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer sind in Gottes Gegenwart gewandelt. Das ist nicht an eine auserwählte Umgebung oder an bestimmte Tätigkeiten oder Aufgaben gebunden. Auch die unscheinbarste Arbeit wird in Gottes Gegenwart zum Gottesdienst, ja sogar die Erfahrung des Mangels und der Haft. Die Begegnung mit Menschen wie Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer provoziert zur Dankbarkeit. Sie haben auf den Anruf Gottes geantwortet – in ihrer konkreten Situation, die alles andere als ideal war. Sie haben ihr Glück auch dann nicht verloren, wenn sie nach den Massstäben der Welt unglücklich hätten sein müssen. Sie sind dank der Gnade Gottes soweit herangereift, dass sie in allen Lebensumständen Gott danken konnten und nicht murrten. Daran erinnern sie uns – Gott sei Dank! – an ihrem 70. oder 90. Todesjahr. Pater Martin Werlen OSB
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Das Bild der Himmelskönigin in Heda «Achthundert Weihnachten Sah ich ihre Lichter anzünden. Kinder, hört, was ich erzähle: Könige küssten meinen Fuss. Vergessen sitze ich. Staub bedeckt mich. Bitte mich nicht um das, was du lieb hast, nicht um Gold, und nicht um einen Namen. Geh, Leugner! Nur bei dem, der glaubt, geschehen Wunder.» Als ich von des Bildes roten Lippen aus Holz so schwerwiegende Worte hörte, flog auf die Mauer ein Schein, und ich betete:
«Schenk’ mir lieber das goldene Herz, schenk’ mir einen Tropfen der guten, liebreichen Demut, die, vergessen und ohne Namen, dich geschmückt und mit Schleier und Krone hoch und streng auf den Stuhl der Königin gesetzt. Lehre mich so verehren und besingen die ganze grosse helle Welt, die voll von dem Schwirren der Flügel, von Wiesen und Bergen und wunderbaren, edlen, klugen Menschentaten steht. Der hat Glauben, für den vieles heilig ist.» Verner von Heidenstam Aus: Maria in Dichtung und Deutung – Eine Auswahl. Herausgegeben von Otto Karrer – Manesse Verlag, Zürich, 1962
Verner von Heidenstam war ein Schwedischer Schriftsteller und erhielt 1916 den Literaturnobelpreis. Er besuchte den Wallfahrtsort Einsiedeln und verfasste einen Text darüber (siehe Artikel S. 64ff). Heidenstam stand in Kontakt mit dem Einsiedler Pater Friedrich Ziegler, für den er eine längere Widmung in eines seiner Bücher schrieb. Das Bild der Himmelskönigin in Heda stammt aus dem 12. Jahrhundert und befindet sich in einer architektonisch stark von den Zisterziensern beeinflussten Kirche in Schweden.
Das Kleid der Madonna III Ausschnitt aus dem Pfingstkleid der Einsiedler Muttergottes. Das Kleid stammt aus dem Jahre 1750 und wurde vom Kloster angeschafft. Es besteht aus Seidenbrokat mit echten Goldfäden. (Foto: Inge Zinsli)
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Wallfahrt ins Kloster Saint-Maurice (VS)
1500 Jahre an der Quelle Aus Anlass des 1500-jährigen Jubiläums der Abtei Saint-Maurice machten sich in mehreren Abteilungen Mönche aus dem Kloster Einsiedeln auf zu einer Wallfahrt ins Wallis. Sie erlebten dabei grosszügige Gastfreundschaft, erhielten spirituelle Impulse und durften ins reiche kulturelle Erbe der ältesten ununterbrochen intakten Abtei Westeuropas eintauchen. Und eine Gruppe begegnete unerwartet Altbundesrat Pascal Couchepin. Gleich vorneweg: Das Städtchen Saint-Maurice im Unterwallis darf nicht mit der Nobeldestination Sankt Moritz in Graubünden verwechselt werden. Das Thermometer in der Nähe der Gnadenkapelle zeigt 4 Grad Celsius an, als sich am 5. März Pater Lukas, Pater Ansgar, Pater Gabriel, Bruder Gerold und Pater Justinus durch das schneebedeckte Einsiedeln zum Bahnhof aufmachen. Einige Stunden später scheint am Zielbahnhof Saint-Maurice die Sonne. Auf dem Perron begrüsst uns Monseigneur Joseph Roduit, der Vorsteher der gleich neben dem Bahnhof gelegenen Abtei. Sie befindet sich unter einer immens mächtigen steil aufragenden Felswand. Wie können sie unter dieser Felswand leben, werde er von Besucherinnen und Besuchern häufig gefragt, sagt Abt Joseph. Er antworte immer mit dem Bibelvers: «Der Herr ist unser Fels.» Der Klostervorsteher führt uns über eine Grasfläche zur Klosterquelle. 40 Liter pro Minute entströmen ihr. Ein munteres Bächlein beginnt hier seinen Lauf. Der für Feinde unbezwingbare Fels und die Wasserquelle bewogen damals die Römer zur Ansiedelung an diesem Ort. Die Klostergründung erfolgte vor 1500 Jahren durch den burgundischen König Si-
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gismund, der durch die Stiftung seine frevlerische Tat des Erdrosselns seines Sohnes Sigerich sühnen wollte. Augustiner Chorherren Dem ältesten abendländischen Kloster gehören rund vierzig Chorherren an. Sie leben nach der Regel des heiligen Augustinus. Weitere Klöster des Ordens sind St. Florian oder Kloster Neuburg in Österreich. Charakteristisch für die Ordenstracht ist ein verkümmertes weisses Skapulier, das die Chorherren auf eigentümliche Art und Weise über der schwarzen Kutte tragen. Wir sind in Zimmern des Konvents untergebracht. Die Gänge sind hoch und weit. In einer Ecke schwingt das Pendel einer alten Standuhr den regelmässigen Gang der Zeit gleich neben dem später dazugekommenen modernen Lift. Für das Gebet der Mittagshore werden die Priestermönche aus dem Finsteren Wald in ein kurzes Chorhemd mit darüber angezogenem roten Mantelumhang gesteckt. Meine Mitbrüder mühen sich mit den vielen Knöpfen des purpurnen Mäntelchens ab und stehen unvermittelt als eine Art «Kardinäle auf Zeit» vor mir. Wir erhalten Plätze in den Chorstallen der Abteikirche zugewiesen. Zaghaft stimme ich in die französisch vorgetragenen Psalmverse ein.
«Kardinal» auf Zeit: Pater Ansgar Schuler kleidet sich in der Sakristei der Abteikirche von Saint Maurice mit dem Chormäntelchen ein (Fotos: Bruder Gerold Zenoni). Altbundesrat und Klosterschatz Der aus Bayern gebürtige Thomas Rödder wollte sich der Gemeinschaft der Chorherren anschliessen. Die theologischen Studien in Rom absolvierte er beim Einsiedler Kon-
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ventualen Pater Magnus Löhrer. Heute leitet er eine Führung für die Mönche aus Einsiedeln. Sie beginnt mit der Präsentation römischer Inschriften auf Steintafeln und Stelen. «Wir wären stolz, wenn wir sowas in Einsiedeln hätten», lässt sich ein Mitbruder vernehmen. Amüsant scheint mir die Tatsache, dass sogar die Römer bei Inschriften grammatikalische Fehler machten. Das Hauptportal der Kirche ist mit den Namen vieler Märtyrer versehen. Maria Goretti ist zu lesen. Kürzlich stattgefundene Ereignisse wie die Ermordung koptischer Christen zeigen auf, dass man nicht ohne Grund Platz für weitere Einträge gelassen hat. Wir haben die Kirche kaum betreten, da steht unvermittelt und gänzlich unerwartet Altbundesrat Pascal Couchepin vor uns! Als ehemaliger Schüler – er musste gemäss eigener Aussage sogar eine Klasse wiederholen – von Saint-Maurice präsidiert der ehemalige Magistrat das Jubiläumskomitee. Und seine Frau singt im Chor der Abteikirche mit. Bereitwillig stellt sich Pascal Couchepin für ein Gruppenbild zur Verfügung. Schmunzelnd gruppieren sich die
Unverhoffte Begegnung: Gutgelaunt formieren sich (v.l.) Pater Lukas, Pater Gabriel, Altbun desrat Pascal Couchepin, Pater Justinus und Pater Ansgar zu einem Erinnerungsbildin in der Abteikirche von Saint-Maurice.
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KLOSTER EINSIEDELN Mönche um den ehemaligen Bundesrat. Und spontan verfasst er auf einem Blatt Papier eine kurze Grussbotschaft für den Konvent in Einsiedeln. «Vedremo» Gerne sähe man an den grossen Jubiläumsfeierlichkeiten vom 22. September 2015 einen anderen hohen Gast in der Abteikirche: Papst Franziskus. «Vedremo», soll er mit leicht orakelhaftem Einschlag gesagt haben. 2014 war beim Mauritiusfest Abt Urban Federer anwesend. Wir besichtigen die Ausgrabungen neben der Felswand. Ein riesiges mit Steinen beschwertes Glasdach bedeckt in grosser Höhe diesen Bereich. Gehalten wird das Dach durch einige in den Felsen verankerte Stahlseile. Fast wähnt man sich bei Ausgrabungen in Rom. Modernste Infostationen geben Aufschluss über den zeitlichen Ablauf der Baugeschichte. Die Bedeutung der Schatzkammer der Abtei Saint-Maurice erhellt sich auch aus der Tatsache, dass diese Kostbarkeiten 2014 im weltbekannten Museum Louvre in Paris gezeigt wurden. Während des Exils der Preziosen hat man den Ausstellungsraum neu hergerichtet. Offenbar auch im Hinblick auf die aktuellen Übertragungstechnologien. Pater Lukas checkt hier sein Handy mit gutem Erfolg. Eine Meldung von Abt Urban ist eingegangen. Der Kontakt mit der «Zentrale» in Einsiedeln ist gewährleistet. Hauptanziehungspunkt ist der grosse etwa 80 Kilogramm schwere silberne Mauritiusschrein. Er wurde seinerzeit vor dem Zugriff Napoleons in Sicherheit gebracht, was den Potentaten in Rage gebracht haben soll... Leider ging bei der Rettungsaktion das Jesuskindlein bei der Muttergottesstatue verloren. Man verzichtete auf die Rekonstruktion. So wird nachvollziehbar, dass Geschichte ein lebendiger Prozess ist. Kaffee und Tee stärken uns nach der Führung. Das Wasser stammt aus der Klosterquelle. Dem momentan gehtechnisch handicapierten Pater Lukas wird von Pater Ansgar in Aussicht gestellt, dass er am fol-
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genden Tag wieder ohne Gehhilfen unterwegs sein werde. Steiler Aufstieg Der Vorplatz der Abteikirche liegt am zweiten Tag unseres Besuches noch im Schatten. Ein eisiger Wind weht. Wir suchen Zuflucht in der Kirche, bis uns Thomas Rödder abholt. Spontan gesellt sich uns eine Schulklasse für den Weg nach Vérolliez bei. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler haben auch Deutschunterricht. «Guten Tag. Wie heissen Sie?», kommt schon ganz flott von den Lippen der jungen Menschen. Der mit seinen integrierten profanen Zimmern im ersten Stock eigenwillig wirkende Kubus der Kapelle von Vérolliez liegt in der Sonne. Pater Justinus zelebriert an diesem mutmasslichen Ort des Martyriums des heiligen Mauritius und seiner Gefährten die Eucharistie zusammen mit den Mitbrüdern aus Einsiedeln. Das Altarbild zeigt den heiligen Mauritius kurz vor der Hinrichtung – der Scharfrichter hat sein Schwert zum tödlichen Schlag schon erhoben. Auf dem Rückweg werfen wir einen Blick zur Kapelle Madonna du Scex. Wie ein Vogelnest hängt sie in der Felswand und fast scheint es zweifelhaft, dass dieser Ort zu Fuss erreichbar sei. Pater Ansgar, Pater Justinus und Bruder Gerold machen nach dem Mittagessen die Probe aufs Exempel. 481 Treppenstufen hat man uns genannt. Wir lassen das Zählen und schreiten wacker voran. Verstohlen werfe ich einen Blick in die Höhe: kommen da keine Steine? Nach kurzer Frist erreichen wir diesen extrem gelegenen Wallfahrtsort. Eine Votivtafel zeigt das Einsiedler Gnadenbild. Ein improvisiertes Vespergebet vor der Pfarrkirche beendet unseren Aufenthalt im Wallis. Zwar geht Pater Lukas immer noch mit der Gehhilfe, aber die schönen Eindrücke aus Saint-Maurice mit seiner seit über 1500 Jahren sprudelnden Quelle werden uns lange begleiten. Bruder Gerold Zenoni
www.abbaye1500.ch
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Sommer 2015
f체r 18 - 25j채hrige M채nner
Volontaire im Kloster Einsiedeln
Anmeldung und Info www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire 055 418 61 11
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Gebetsanliegen Kürzlich erreicht uns ein Mail, in dem ums Gebet für einen Juristen ersucht wird, der im Umfeld des österreichischen Parlamentes über «Würde am Ende des Lebens» arbeitet. In der Tat ist dies ein Gebiet, das in vielfacher Hinsicht unser Gebet verdient. Auf der einen Seite hat sich auch in der katholischen Moraltheologie in den letzten Jahren die Überzeugung durchgesetzt, dass nicht alle (so gewaltig gewachsenen) Mittel der Medi zin eingesetzt werden müssen, um jedes Leben möglichst zu verlängern, sondern dass es ange zeigt sein kann, das Schwergewicht auf Massnahmen zu legen, die Schmerzen lindern und ge statten, die verbleibende Frist wirklich in Würde zu leben. Alle, die sich in einer solchen Situation befinden, aber auch alle, die für solche Menschen sorgen («palliative care» heisst das neudeutsch) verdienen unser Gebet.
Der Herr segne dich und erwarte dich am Ufer des Lebens im Licht – jetzt, da der Tod alles Irdischen an deine Tür klopft und dich herausruft aus dem Land, das dich ernährt, aus dem Kreis der Menschen, mit denen du gelebt hast. Er mache dir den Abschied leicht, und schicke dir Seinen Engel entgegen, der dich begleitet durch das unbekannte Tor des Todes und dich in das verheissene Land führt, wo die Sonne nicht mehr untergeht. Er erlöse dich von der Angst, ins Leere zu fallen – und schenke dir die Freude, dass du Ihn schaust, der all deine Schuld vergibt, und deine Wunden heilt, die Wunden der Angst, nicht erfahrene Liebe, die Wunden des Schmerzes und des nicht Gelungenen. Er zeige dir deine wahre Heimat – und lasse dich glücklich sein in Seinem Himmel – Ihm nahe und denen allen, die vor dir gelebt haben. Das gewähre dir der Gott des Lebens, der dem Tod die Macht genommen und sich jetzt freut auf dich:
Auf der anderen Seite gilt es zu verhindern, dass unser Gesellschaft immer mehr den Wert des Lebens missachtet. Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchen bunds und mit unserem Kloster stark verbun den, hat in einem Buch zu Recht darauf auf merksam gemacht, dass niemand, nicht einmal der Betroffene, abschliessend beurteilen kann, ob ein Leben noch lebenswert ist. Wenn einmal das Prinzip anerkannt ist, dass Leben auch aktiv beendet werden darf, dann besteht die Ge der Vater, der Sohn und der Heilige Geist Amen. fahr, dass Menschen unter Druck geraten, dafür www.zeitzubeten.org zu sorgen, dass sie ihren Angehörigen oder der Öffentlichkeit nicht mehr zur Last fallen. Beten wir für jene, die vor einer solchen Entscheidung stehen, für jene, die Gesetze zu diesem Punkt vorbereiten, für jene, die über die Medien Einfluss nehmen, schliesslich auch für jene, die entgegen der hier geäusserten Überzeugung gehandelt haben. Ein letztes Urteil über sie steht uns nicht zu.
Detail aus dem Mosaik «Einsiedler Gnadenbild» der Künstlerin Silvia Lencinella, das inzwischen in die Verkündigungsbasilika nach Nazareth im Heiligen Land transportiert wurde, wo es Aufstellung gefunden hat an der Seite von anderen Darstellungen berühmter marianischer Wallfahrtsorte. Auf dem Kunstwerk mit den Massen 70 Zentimeter mal zwei Meter ist die Einsiedler Muttergottes mit dem roten Innsbrucker Kleid zu sehen. (Foto: Bruder Gerold Zenoni)
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Frühjahrstagung der Oblatengemeinschaft
«Vedi Napoli e poi muori» – wenn Mönche eine Reise tun Etwa dreissig Oblatinnen und Oblaten fanden sich Anfang Mai für das Früh jahrstreffen in ihrem Kloster ein. Sie waren eingeladen, die Ausstellung «Vedi Napoli e poi muori» in der Stiftsbibliothek zu besuchen, sowie den Film zur Ausstellung an zuschauen. Pater Justinus Pagnamenta führte die Besucherinnen und Besucher durch die Stiftsbibliothek, erklärte die Exponate und erzählte witzige Anekdoten aus den Reisetagebüchern verschiedener Mönche aus unterschiedlichen Zeitepochen. An der Zusammenkunft waren nicht nur neue Gesichter anzutreffen, die sich über das Oblatentum näher informieren wollen, es wurden ausserdem zwei neue Kandidatinnen in die Gemeinschaft aufgenommen. Diese beiden werden im kommenden Jahr prüfen, ob das Leben nach dem Evangelium im Geiste der Benediktsregel und in Verbindung mit dem Kloster Einsiedeln eine für sie mögliche Lebenshaltung sein könnte. Pater Jean-Sébastien übergab ihnen in der kleinen aber feinen Aufnahmezeremonie die Benediktsregel, die sie zu diesem Zweck im kommenden Jahr in kleinen Portionen studieren können. Mönche auf Reisen Der Film «Grand Tour. Zwei St. Galler Mönche auf Italienreise im Jubeljahr 1700» schildert die Romreise von Judok Müller und Lukas Grass. Für Intellektuelle und Künstler war es schon im Spätmittelalter Tradition gewesen, die antiken Stätten Italiens zu besichtigen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erlebte diese Idee einen Aufschwung, indem es im englischen Adel zur Mode wurde, die Söhne auf eine mehrjährige Bildungsreise auf den europäischen Kontinent, die so genannte «Grand Tour», zu schicken. Im Laufe der Zeit schloss sich das Bürgertum die-
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sem Brauch an. Auch Mönche begaben sich auf «Grand Tour», die sie natürlich vor allem nach Rom führte. Pater Lukas Grass und Pater Judok Müller verliessen am 5. Oktober 1699 ihr Kloster in St. Gallen und kehrten am 24. Mai 1701 wieder dahin zurück. Die beiden Mönche hatten von ihrem Abt den Auftrag erhalten, Tagebuch über die Reise zu führen. Der rund vierzig Minuten dauernde Film berichtet über diese Tagebucheintragungen. Beschwerlich und gefährlich Es wird eine beschwerliche und gefährliche Reise geschildert und über den ereignisreichen Aufenthalt in Rom berichtet. Die beiden Mönche waren zu dem Zweck nach Rom gepilgert, um an der dortigen Universität ihre Dissertation abzulegen. Sie berichten in ihren Tagebüchern davon, wie sie sich nicht ausschliesslich auf ihr Studium beschränken konnten. Denn als kurz nach ihrer Ankunft in Rom das Jubeljahr der Kirche begann, erlebte Rom einen gewaltigen Pilgeransturm. Aus allen möglichen Ländern reisten die Gläubigen nach Rom, um durch diese Reise im Heiligen Jahr einen vollständigen Ablass zu erhalten. Pater Lukas wurde daher in St. Paul vor den Mauern als Beichtvater für deutschsprachige Pilger gebraucht. Die bei-
den Mönche berichten über die enttäuschende Audienz bei Papst Innozenz XII. wie auch über dessen Tod und das nachfolgende Konklave. Pater Lukas war über das Konklave gut im Bilde und konnte daher über die Vorgänge darin viel intimer berichten als es einem weltlichen Berichterstatter möglich gewesen wäre. Im Tagebuch ist der Besuch in Neapel geschildert. Aus dem Film ist zu erfahren, woher das Sprichwort «Neapel sehen und sterben» vermutlich herrührt. Pater Lukas schrieb im Jahr 1700 über den Neapelbesuch in sein Tagebuch: «Mangi broccoli, vedi Napoli e poi muori, caro mio.» (Iss Broccoli, sieh Neapel und dann stirb, mein Lieber.) Die Kinder des Fürstabtes Nach dem Film führte Pater Justinus Pagnamenta durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek. Natürlich waren dort die Tagebücher der beiden «Grand Touristen» zu sehen, ebenso wie Karten und Stadtführer aus dieser Zeit. Ausgestellt sind auch andere Reisetagebücher, zum Beispiel dasjenige von Fürstabt Adam Heer über seine Reise nach Rom im Jahr 1574/75. Pater Justinus meinte dazu: «Er hatte auch allen Grund dazu, denn er hatte damals schon zwei Kinder. Leider hat
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Die Ausstellung kann im Rahmen einer ordentlichen Führung durch die Stiftsbibliothek besucht werden. Informationen unter: www.wallfahrt-einsiedeln.ch, 055 418 62 70. Der Film wird nach Voranmeldung beim Wallfahrtsbüro oder auf Anfrage direkt im Klosterladen in der Alten Mühle vorgeführt. ihm der vollständige Ablass nicht viel geholfen, denn er änderte sein Leben nach der Rückkehr aus Rom nicht.» Die Gründe für eine «Grand Tour» von Mönchen waren vielfältig: Pilger-, Ausbildungs- und Vergnügungsreisen waren ebenso möglich wie Reisen zum Zweck des Sammelns künstlerischer oder wissenschaftlicher Werke. Aber wie Pater Justinus erklärte, gab es einen weiteren Grund, sich auf eine Reise zu begeben: «Der Krieg. Es gab vereinzelt Mönche, die aus dem Kloster geflohen sind, um sich in den Kriegsdienst zu begeben.» Film und Ausstellung können bis Ende Jahr besichtigt werden. Verena Huber-Halter
Aufmerksames Publikum: Stiftsbibliothekar Pater Justinus (rechts) führt Einsiedler Oblaten in die Ausstellung ein (Foto: Verena Huber-Halter).
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Jahr des Ordenslebens
Als Suchende gemeinsam auf dem Weg Das Jahr des Ordenslebens, das Papst Franziskus für dieses laufende Jahr ausgerufen hat, ist nicht so sehr ein Weckruf für die Welt: «Hallo, uns gibt es auch noch!», als vielmehr eine Aufforderung an die Ordensleute, an ihrer eigenen Erneuerung zu arbeiten.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat vor fünfzig Jahren diese Erneuerung mit dem Dokument Perfectae Caritatis eingeleitet. Heute sieht die Situation in den Klöstern anders aus und doch scheinen mir die Impulse der Rückbesinnung auf die Ursprünge der einzelnen Institute und der Verwurzelung im Evangelium aktuell zu sein. Pater Heiner Wilmer, Herz-Jesu-Priester aus Deutschland, hat beim Eröffnungsanlass am ersten Advent uns Ordensleuten wertvolle Impulse gegeben. Doch auch während des Jahres wollen wir das Bewusstsein für die eigene Erneuerung wach halten. Deswegen hat die Klostergemeinschaft, aufgeteilt in sieben Gruppen – wir nennen sie Dekanien – den Auftrag erhalten, ein selbstgewähltes Thema der monastischen Tradition zu bearbeiten und die Frucht dieser Arbeit den übrigen Mitbrüdern vorzustellen. Germeinsame Gottsuche fördern Ziel dieses Auftrages ist es, die gemeinsame Gottsuche in kleinen Gesprächsgruppen zu fördern. Wenn wir gemeinsam ein Thema vertiefen, stärken wir nicht nur den Gemeinschaftssinn, sondern weiten den Horizont mit demjenigen unseres Gegenübers. So wählt jede Dekanie frei ein Thema, mit dem sie sich auseinandersetzen will. Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung
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kann ein Artikel einer Zeitschrift, ein Kapitel der Benediktsregel oder einfach ein markantes Stichwort sein. Die Diskussionsrunden sollen keine Murrkapitel werden und Vorschläge für Verbesserungs- und Wunschvorstellungen ausarbeiten. Es geht darum, dass wir uns als Suchende gemeinsam auf dem Weg erfahren. Bei den einzelnen Themen sollen deren positive Aspekte für das geistliche Leben herausgehoben werden. Vita Benedicti ein Märchen? Im April haben drei Dekanien die Frucht ihrer Arbeit vorgestellt. Die Dekanie der Ältesten wagte als erste mit ihrem Thema vor die Gemeinschaft zu treten. Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung bildete der Bilderzyklus über die Vita des heiligen Benedikt, der sich im Kloster Fahr befindet. Anfangs des 18. Jahrhunderts schuf ein Menzinger Künstler, Johann Franz Strickler, 32 Bilder zu berühmten Szenen der Vita. Diese legendenreiche Lebensbeschreibung des heiligen Benedikt durch Papst Gregor wurde in der Ausbildungszeit dieser Dekanie als Märchenerzählung abgetan. Im Lauf der Vorstellung dieser sonderbaren Geschichten kam heraus, dass heute die Vita Benedicti im Noviziatsunterricht neu interpretiert und ihrem literarischen Genre gemäss ausgelegt wird. Be-
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Die drei Vorträge der Dekanien gaben so Anlass für die ganze Gemeinschaft, sich neu mit den alten Quellen des geistlichen Lebens, vielleicht sogar als Lectio Divina auseinanderzusetzen. Lebendigkeit des Ursprungs
Aus dem Bildzyklus «Das Leben des heiligen Benedikt» des Menzinger Künstlers Johann Franz Strickler im Kloster Fahr (Foto: Werner Nefflen). geistert nahm später ein Mitbruder dieser Dekanie am entsprechenden Noviziatsunterricht teil. Ohne sich mit der ersten Dekanie abgesprochen zu haben, hat die Dekanie des Fraterstockes eine Woche später ein Quiz über die Regel und das Leben des heiligen Benedikt vorbereitet. Auf unterhaltsame Weise stellten sie die Frucht ihrer Arbeit der Gemeinschaft vor. Lectio Divina Die dritte Dekanie setzte sich mit ihrer Praxis der Lectio Divina auseinander. Darin wurde eines klar: In ihrer Ausbildungszeit mangelte es an einer guten Einführung in die Übung der täglichen geistlichen Lesung, obwohl der heilige Benedikt dieser in seiner Regel einen grossen Stellenwert einräumt. Die verschiedenen Weisen des Umgangs mit der geistlichen Lesung gaben Anstoss, die eigene Praxis zu überdenken.
Offenbar ist die Erfahrung, die gewisse Mitbrüder in ihrer Novizenausbildung gemacht haben, keine aussergewöhnliche. Jedenfalls fühlt sich die zuständige römische Kongregation gedrängt, in ihrem Schreiben «Scrutate» zum Jahr des geweihten Lebens festzuhalten: «Die inhaltliche Armut und Unbestimmtheit ständig wiederkehrender Floskeln [in der Ausbildung] hemmt den menschlichen Reifungsprozess der Anwärter und lässt sie nicht über ein Niveau der kindlichen Unselbständigkeit hinaus gelangen. Die reiche Vielfalt der von den geistlichen Schriftstellern beschrittenen und vorgeschlagenen Wege ist aus der direkten Lektüre praktisch unbekannt oder bleibt nur bruchstückhaft in der Erinnerung haften. Es ist unabdingbar, darüber zu wachen, dass das Erbe der Institute nicht auf flüchtige Grundrisse reduziert wird, die nichts mehr von der Lebendigkeit der Ursprünge ahnen lassen, weil dies keine angemessene Einführung in die christliche und charismatische Erfahrung darstellt». Fruchtbar machen Mit diesen internen Arbeiten und Vorträgen durch die einzelnen Dekanien, die wir im Spätherbst fortsetzen werden, möchten wir das Jahr des Ordenslebens für unsere Klostergemeinschaft fruchtbar machen. Die Dynamik, die diese Vorträge in Gang gebracht haben, zeigt etwas von dem, was die Kongregation schreibt, «dass die beständige Bildung eine notwendige Voraussetzung für ein authentisches Leben im Geist und für einen mit Aufgeschlossenheit und Konsequenz beschrittenen Weg des Wachstums und der Treue ist». Pater Cyrill Bürgi
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R Ü C K BLI C K 9.–13. März Novize Edward nimmt am Ausbildungsmodul «Entwicklungs- und Religionspsychologie» teil, das von Pater Martin geleitet wird. 14 junge Benediktinerinnen und Benediktiner aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen die eindrückliche Gastfreundschaft im Kloster Fahr erleben. Eine zuversichtliche Einsicht dieser intensiven Tage mit Menschen in Kandidatur, Noviziat und einfacher Profess: Religiöse Gemeinschaften haben grosses Entwicklungspotential. 12. März Das Dekanat der Stadt Zürich verbringt im Kloster Fahr einen «Fahr-Tag». Für diese «Fahr-Tage», welche eine lange Tradition haben, wurde ein neues Konzept erstellt. Es war der Wunsch des Dekanats, an diesem Tag näher beim Kloster zu sein. Neu ist, dass die Gruppe mit den Schwestern die Mittagshore betet und mit ihnen das Mittagessen im Toricelli-Raum einnimmt. Dekanatsmitglieder helfen beim Tischen, Essen Holen und Aufräumen. Für diesen ersten neuen «Fahr-Tag» gestaltete Priorin Irene eine Meditation zum «Gebet des Klosters am Rand der Stadt» von Schwester Hedwig. 18. März Pater Alois gestaltet mit einer Frauengruppe aus Siebnen im Seminarraum den Tag zum Thema «Maria und Frau in der Kirche».
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29. März Ein Mosaik mit der Einsiedler Muttergottes, das für die Basilika in Nazareth eigens hergestellt wurde, wird am Palmsonntag in unserer Kirche aufgestellt und von Abt Urban im Konventamt nach der Gabenbereitung gesegnet. 11. April Laetarekonzert um 20 Uhr im Stiftstheater. Die 27 Musikerinnen und Musiker der Studentenmusik haben wiederum ein tolles Programm einstudiert. Auch dieses Mal sind nebst der Gesamtmusik mehrere Kleinbesetzungen zu hören! Wie üblich verabschiedet sich die Maturaklasse mit einer speziellen Produktion. Sechs Musikerinnen und Musiker werden die FM im Sommer verlassen. 13. April In St. Gerold präsentieren Raimund Rhomberg und Klaus Pfeiffer die Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchungen beim Hauptgebäude. Die Untersuchungen bestätigen die Entstehung der Kerngebäude von Propstei und Kirche im 12. Jahrhundert; der Bau der Gnadenkapelle wird anhand des Mauerwerks in das 11. Jh. datiert. Laut Aussagen von Rhomberg und Pfeiffer handelt es sich damit bei der Propstei um das Gebäude mit der umfassendsten erhaltenen, wenn auch im 16. und 17. Jahrhundert teils überdeckten und adaptierten Bausubstanz aus dem 11. und 12. Jh. in Vorarlberg. Im Rahmen der Gesamtsanierung und der damit verbundenen Öffentlichkeitsarbeit soll die Historizität des Ortes und grosser Teile der bestehenden Propsteianlage wieder vermehrt ins Bewusstsein der Gäste und der Bevölkerung gerufen werden. 27. April 23 Mitbrüder dürfen diese Woche die vier Lässetage geniessen. Ad experimentum führen wir nur eine Lässeabteilung durch. Am Dienstag sind die Lässianten bei den Kapuzinern in Rapperswil zum Zvieri eingeladen.
PERSO N ELLES 15. März Mit Erfolg bestand Pater Thomas die Prüfungslektion als Abschluss seines Lateinpraktikums an der Kantonsschule Olten. Mit der Maturaklasse beschäftigte er sich dabei während acht Lektionen mit der Benediktsregel. Als Abschluss dieses Themas begleitete er die Schülerinnen und Schüler am 23. März in einer ganztägigen Exkursion zu uns nach Einsiedeln; neben einem Besuch bei Pater Justinus, der ihnen in der Bibliothek lateinische Codices zeigte, besuchten sie auch die lateinische Vesper. 26. März An der Generalversammlung der Welttheatergesellschaft Einsiedeln tritt Abt Urban als Vertreter des Klosters im Vorstand zurück. Gleichzeitig verkündet er seinen Nachfolger: Peter Lüthi, ehemaliger Rektor unserer Stiftsschule. «Heute im Blick» Im Zusammenhang mit dem Buch «Heute im Blick» kann Pater Martin auf Einladung verschiedener Diözesen in Deutschland im März Vorträge halten: Münster, Köln, Freiburg, Rottenburg-Stuttgart. Zu einem Gespräch und Mittagessen trifft er sich in Tübingen mit Prof. Hans Küng. Besonderen Anklang findet der Anlass «Die Frauenfrage in der Kirche – ein heftiges Gewitter» am 30. März gemeinsam mit der Gemeinschaft vom Kloster Fahr in der Liebfrauenkirche in Zürich: Vortrag, Gespräch, Komplet, Beisammensein. 12. April Pater Mauritius kehrt für das Sommersemester nach Tübingen zurück.
KLOSTER EINSIEDELN
Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee; Rolf Watter, Präsident des Verwaltungsrats der Postfinance AG; Sarah Springman, Rektorin der ETH-Zürich; und Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich. Die Constaffler mussten sich so einiges an Reden anhören. 20. April Vom 20. April bis zum 16. Mai unterrichtet Pater Patrick wieder in S. Anselmo. Neu ist ab diesem Jahr, dass der Kurs vier statt nur zwei Wochen dauert, weil S. Anselmo wünscht, dass Pater Patrick einen ganzen und nicht nur einen halben Kurs gibt wie bisher. Weil die Maturaklassen an der Stiftsschule schriftliche Matura, Frühlingsferien und dann Maifahrt haben, ist die lange Abwesenheit (fast) ohne Stundenausfall möglich. 25. April Heute früh um 5 Uhr hat die Stute Arista das einzige Fohlen dieses Frühlings zur Welt gebracht. Es trägt den Namen Raven MKE (MKE ist die Abkürzung für Marstall Kloster Einsiedeln). 1.–2. Mai Vom 1. bis 3. Mai findet in Fribourg der Weltjugendtag statt. Wie bereits letztes Jahr in Schwyz, wird unsere Gemeinschaft auch heuer durch Pater Daniel, Pater Thomas und Pater Philipp beim grössten katholischen Jugendevent der Schweiz vertreten. Sie wurden angefragt, wiederum einen Workshop zum Thema Gregorianischer Choral anzubieten. Sie sind in Fribourg von Freitagabend bis Samstagnachmittag präsent. Pater Lorenz Moser
13. April Beim Zürcher Sechseläuten ist Abt Urban Ehrengast der Gesellschaft zur Constaffel. Weitere Ehrengäste derselben Gesellschaft sind Nationalrätin Christa Markwalder,
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STIFTSSCHULE 11./12. März: An den Aufnahmeprüfungen in die 3. Klasse nehmen 27 Kandidatinnen und Kandidaten teil, von denen 19 an die Stiftsschule aufgenommen werden. 13. März: Die Truppe des Stiftstheaters unter Regie von Oscar Sales Bingisser lädt zur Premiere des «Gestiefelten Katers» von Ludwig Tieck. Die anspruchsvolle Inszenierung des im besten Sinne modernen Stücks findet grossen Anklang. 18. März: Am Volleyballturnier werden «Häm Räm» (1.–3. Klasse) und «Burnout» (4.–6. Klasse) als Stiftsmeisterteams erkoren. 21. März: Ayana Stäubli (2b) gewinnt am diesjährigen Entrada-Wettbewerb des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs in Winterthur zusammen mit ihrem Bruder und zwei Kolleginnen in der Kategorie Ensemble Kammermusik den 1. Preis mit Auszeichnung. 25. März: Mit einer Lesung von Pater Martin Werlen aus seinem neuen Buch wird an der Stiftsschule die Veranstaltungsreihe «KUSS» (Kultur an der Stiftsschule) aus der Taufe gehoben. «Wie ein Pullover Religionen und Länder zusammenführen kann. Überraschende Blicke hinter ‹Heute im Blick›» fesselt die Schülerschaft mit eindrücklichen Erlebnissen und Gedanken zum friedvollen Zusammenleben von Menschen über alle Grenzen hinweg.
+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 30. März–2. April: Die Schanztage und Osterexamen der 5. und 6. Klasse weisen auf den beginnenden Schlussspurt im Schuljahr hin. 2. April: Im Rahmen der Gesundheitsförderung beschäftigt sich die 2. Klasse unter Anleitung von Claudia Kälin-Treina und ihrem Team mit dem Thema Sexualität. 8./9. April: Am Aufnahmeverfahren ins Langzeitgymnasium nehmen 93 Schülerinnen und Schüler teil. 62 von ihnen erfüllen die Aufnahmebedingungen. 9. April: Die 5. Klasse mit Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten zeigt an der Vernissage «Ein Stück Himmel von…» Teil 2 im Berufsinformationszentrum in Pfäffikon kleinformatige Ölbilder zum Thema Himmel. Jan Zibells aktuelles Bild zierte 2014 die Weihnachtskarte der Stiftsschule. Der Erlös aus dem Bilderverkauf geht zur Hälfte an die Organisation U25 für Suizidprävention. Die Ausstellung dauert bis am 12. August. 11. April: Das 62. Laetare-Konzert der Feldmusik unter Leitung von Marcel Schuler bietet ein reichhaltiges Potpourri an Stücken und findet vor vollem Haus im Theatersaal statt. Vom 26. April bis 1. Mai unternimmt die FM ihre traditionelle Reise, diesmal nach Österreich und Slowenien mit Auftritten in Graz, St. Paul und Maribor. 20.–24. April: Die schriftlichen Maturitätsprüfungen 2015 werden von 47 Maturandinnen und Maturanden der 6. Klasse absolviert. 22. April: In Buttikon (Unihockey), Wollerau (Volleyball) und Oberarth (Handball) nehmen Teams der Stiftsschule (1.–3. Klasse) am kantonalen Schulsporttag der Sekundarstufe I teil, wobei das Damen-Unihockeyteam siegreich bleibt. Johannes Eichrodt
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ECKE DER ELTERN Liebe Eltern unserer Schülerinnen und Schüler Vom Glück Was macht Glück aus und wer ist glücklich? Kürzlich war nachzulesen, dass die Schweiz gemäss Glücksindex des «World Happiness Report 2015» das zufriedenste Land der Welt sei. Die Ehrenplätze belegen Island und Dänemark. Der Bericht wurde im Auftrag der UNO erstellt und zu unserer Beruhigung sei festgehalten: Geld allein ist es nicht, was uns so glücklich macht. – Neben Geld machen auch Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Gesundheit ein glückliches Leben aus. Eine in der Kindheit angelegte positive Grundeinstellung sei für ein glückliches Erwachsenenleben wichtig, sagen die Forscher der Columbia Universität in New York. Wenig überraschend sind deshalb krisen- und kriegsgeschüttelte Länder wie Tschad, Afghanistan oder Syrien auf den hintersten Plätzen der 158 Länder umfassenden Rangliste zu finden. Soweit der statistische Befund aus westlicher Optik, aus der Sicht von Forschern aus einem hoch entwickelten Industrieland der sogenannten Ersten Welt. Man kann den Resultaten Glauben schenken oder nicht. Die weltweite Gesamtsicht einer Statistik ist das eine, die Situation jedes einzelnen etwas anderes. – Abgesehen davon gibt es für mich einen grossen Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit. Ich glaube, wenn wir Schweizer eher glücklich als zufrieden wären, würde man uns unser Glück wohl auch besser ansehen. Aber weil es uns ingesamt so gut geht, sehen wir allzu oft ein halbleeres Glas an Stelle des halbvollen. Wie glücklich wir uns fühlen, kommt vor allem auf die
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Perspektive an, aus der wir unsere Lebensumstände betrachten. Was kann die Stiftsschule zum Glück ihrer Angehörigen beitragen? Natürlich machen mich Schüler glücklich, die gerne zur Schule kommen, Lehrerinnen und Lehrer, die gerne unterrichten, kurzum eine Schule, an der sich alle wohlfühlen, ich eingeschlossen. Damit ist aber noch nicht garantiert, dass wir alle schon glücklich oder zufrieden sind. Zweifellos ist eine gute Schule und eine gute Bildung eine ausgezeichnete Investition für ein glücklicheres Leben, weil sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die eigene Zukunft eröffnen. Eigene Gestaltungsmöglichkeiten machen glücklich, denn wir können mitbestimmen und freier entscheiden. Das Privileg, als Schüler oder Schülerin an die Stiftsschule gehen zu dürfen oder als Lehrerin und Lehrer Stiftsschüler unterrichten zu können, kann ein zusätzliches Glücksmoment sein. Das erwähne ich oft, wenn ich bei den Jubiläumstreffen früherer Maturajahrgänge der Stiftsschule eine kurze Begrüs sung an die Teilnehmenden richte. Dort erlebe ich auch, wie die Schulzeit an der Stiftsschule Freundschaften fürs Leben geschaffen hat, die sorgfältig gepflegt werden, fast schon wie in einer Familie. Davon bin ich regelmässig tief beeindruckt, nicht nur, weil ich selbst dieses Privileg nicht hatte, sondern weil ich sehe, wie nahe sich diese Menschen bis heute stehen und wie viel sie einander bedeuten; aus dem einen Grund, dass sie ihre prägendsten Jugendjahre gemeinsam an der Stiftsschule verbracht haben. – Freundschaften wie diese machen wirklich und dauerhaft glücklich. So können sich Glück und Zufriedenheit auf verschiedene Weise einstellen und wir können nebst dem, was uns zufällt, auch selbst einiges für unser eigenes, aber auch für das Glück der anderen beitragen. Johannes Eichrodt
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Schulseelsorge
Sorge um den Menschen, Sorge um die Schulseele II Im zweiten Teil des Gesprächs von Matthias Lüthi, Lehrer an der Stiftsschule, Pater Martin, verantwortlich für die Ministrantengruppe, und Dekan Pater Cyrill, verantwortlich für die Schulseelsorge, geht es um nicht weniger als um das Lebendige des Glaubens und um seine Wirkungen – in der Stiftsschule und darüber hinaus. Und es kommt zur Sprache, welche «prophetische Aufgabe» gerade Mönche auch hier zu erfüllen haben. Pater Martin, du bist für die Ministrantengruppe der Stiftsschule verantwortlich; welche besonderen Akzente möchtest du hier setzen? Ich habe der Arbeit mit der Ministrantengruppe ein Motto gegeben: «Glauben entdecken – Glauben feiern – Glauben leben». Als Erstes muss man entdecken, was Glauben ist. Dann feiern wir den Glauben, in Gottesdiensten und Gebeten. Und den Glauben wollen wir leben, denn Glaube ist etwas Lebendiges. Der Anfang des Mönchtums war eine prophetische Bewegung. Es war eine Protestbewegung gegen die Äusserlichkeit des Glaubens. Und ich möchte, dass die jungen Leute, wenn sie zu uns kommen, etwas von diesem Prophetischen erleben, diesen Protest gegen alle Oberflächlichkeit. So habe ich mich gefragt, wo die diesjährige Ministrantenreise hingehen soll. Mit Abt Urban habe ich mich für das Heilige Land entschieden. Schon diese Entscheidung hat eine Dynamik ausgelöst. Da gibt es Gespräche mit den Eltern, ob das nicht viel zu gefährlich sei usw. Und genau diese Dynamik will ich ausnützen: Ich will die Eltern in die Planung für die Reise einbeziehen. Und ich hoffe, dass wir so miteinander Glauben entdecken können. Ich möchte auch die
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ganze Schule einbeziehen: alle an dieser Schule sollen an so einer inneren Entdeckungsreise teilhaben können während der Zeit, in der sie bei uns sind. Dabei kann ich mir vorstellen, dass die Ministranten so etwas wie eine Kerngruppe werden, die nach aussen strahlt, und andere sich dieser Gruppe anschliessen, weil es lebendig wird. Ich glaube, das wird spannend. An beide: Gibt es Unterschiede in der Seelsorge mit Erwachsenen zur Seelsorge mit Menschen im Schulalter? Pater Cyrill: Bei Erwachsenen ist oft keine Aufbruchsstimmung und kaum mehr Hoffnung für Veränderung vorhanden. Junge wollen noch etwas vom Leben, sie träumen vom Leben und wollen etwas erreichen. Erwachsene sind vielfach etwas resignierter. Pater Martin: Viele Erwachsene haben die Erfahrung von «Glauben entdecken» nie gemacht. Dann merken sie vielleicht auch nicht, dass etwas fehlt im Leben, wenn sie sich von der Kirche verabschieden. Und da liegt eine weitere Chance mit den Jugendlichen: Wenn wir ihnen helfen, ihren Glauben zu entdecken, dann werden sie daheim den Eltern und ihrem Umfeld davon berichten; so kann das nachher um sich greifen, es kann sich eine positive Dynamik dar-
aus entwickeln. Es geht aber nicht um Missionierung – es geht im Glauben nie darum, irgendein Glaubenssystem zu erhalten. Sondern es geht darum, miteinander Schätze zu entdecken, aus denen wir alle schöpfen können, unabhängig von der Konfession. Mit diesem Ansatz findet man Zugang zu Menschen und anderen Kulturen, man kann mit Andersgläubigen echte Freundschaft schliessen. Pater Cyrill: Es ist wichtig für Schülerinnen und Schüler, zu wissen, welche Position ich einnehme. Nur so entstehen dann auch kritische Gespräche. Wenn sie verschiedene Sichten kennenlernen, kommen sie dazu, sich selbst zu fragen: «Was glaube ich eigentlich?» Und das ist doch das Wesentliche. Es tut auch immer gut, wenn ein überzeugter Muslim oder sonst ein Andersgläubiger im Unterricht anwesend ist. Da entstehen interessante Diskussionen, wovon alle Beteiligten profitieren können. Um noch einmal auf die konkrete Situation der Seelsorge für junge Menschen zurückzukommen: Wie kann ein Pater, der hinter tausendjährigen Mauern und zweitausendjährigen Traditionen abgeschottet von der Welt lebt, Probleme eines jungen Menschen von heute verstehen? Pater Martin: Es gibt eine starke Tradition im monastischen Leben, die «geistliche Begleitung» genannt wird. Ein geistlicher Begleiter wird man nur dadurch, indem man auf- und ausgesucht wird von andern. Und es ist beeindruckend für mich, wie viele Menschen heute Kontakt mit Klöstern aufnehmen, um zum ersten Mal über ihr Leben richtig zu reden. Diese Menschen wissen, dass wir auch Menschen sind, dass wir uns aber mehr Zeit nehmen können als andere für die Stille. Das heisst, dass wir uns mit dem Menschsein nicht nur oberflächlich, sondern mit Hilfe dieser besonderen Erfahrung tiefgründig und ganz ernsthaft befassen. Die Leute, die uns aufsuchen, sind dankbar, dass wir bereit sind, zuzuhö-
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Pater Martin Werlen, Lehrer Matthias Lüthi und Pater Cyrill Bürgi (v.l.) im Gespräch über die Schulseelsorge (Foto: Jean-Marie Duvoi sin). ren. – Ein geistlicher Begleiter ist nicht jemand, der mir alle Probleme löst, sondern jemand, der mir hilft zu entdecken, was alles da ist in meinem Leben – nur schon durch das Zuhören. Und es scheint mir, dass viele eher Zugang zu einer Person finden, die etwas Distanz zu ihrer Lebenswelt hat. Bei jungen Menschen ist das genau gleich; über gewisse Sachen spricht es sich leichter mit jemandem, der einem nicht zu nahe steht. Gibt es Wünsche, die ihr betreffend Schulseelsorge an die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern oder an die Lehrpersonen richten möchten? Pater Cyrill: Ich wünschte mir, dass unser Gesprächsangebot mehr genutzt würde. Nicht weil ich hier sonst alleine im Büro rumsitze, sondern um einer offenen Gesprächskultur und der gesunden Schulseele willen. Ich wünsche mir auch, dass alle mit der Stiftsschule verbundenen Menschen ihre Verantwortung für die Schulseelsorge entdecken und wahrnehmen. Pater Martin: Es ist mir wichtig, dass von der Seele dieser Schule eine Dynamik ausgeht, die alle mitreissen kann und die nicht nur in der Schule stecken bleibt, sondern ausstrahlen kann über die Familien hinaus in die Welt. Matthias Lüthi
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Liken und jeden Tag mit auf die Suche nach Gott kommen.
www.facebook.com/GOTTsuchen.ch
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Zehn Jahre Alumni
Sechzig Gründe für ein grosses Fest Die Alumni Einsiedlensis feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Um den Elan auch in Zukunft zu erhalten, wurde der Vorstand mit neuen Kräften ergänzt (Sabine Saner, M 1983 und Aaron Steiner, M 2011). Rund 60 Anlässe wurden in den zehn Jah ren durchgeführt mit Hilfe der Mitglieder, Gönner und Sponsoren, um das Netzwerk der Alumni und der SchülerInnen zu pflegen und zu erweitern.
Das Jahr 2015 ist schon zwei Alumni Anlässe alt (Abendessen anlässlich des Stiftstheaters «Der gestiefelte Kater» (Ludwig Tieck) und GV mit anschliessendem Laetare-Konzert) und hat einmal mehr gezeigt, welch ausserordentlichen Leistungen die SiftsschülerInnen erbringen, auch ausserhalb des obligatorischen Schulbetriebes. Am nächsten Anlass stehen dann wieder die schulischen Leistungen, genauer die Matura-Arbeiten, im Zentrum des Interesses. Die besten Maturaarbeiten Am Samstag 27. Juni 2015 findet um 17:15 Uhr im Theatersaal die Prämierung der besten Maturarbeiten statt. Auch in diesem Jahr wurde die Jury gefordert durch die hohe Qualität und Quantität der eingereichten Arbeiten. Ob Recht, Politik, Sport, Biologie, Informatik, Robotik, Musik, Theater, die Stiftsschülerinnen und -schüler setzen sich gekonnt und kreativ mit ihren Themen auseinander und liefern bemerkenswerte Resultate. Die Wahl ist inzwischen gefallen und wir werden am Samstag 27. Juni wieder fantastische Arbeiten präsentieren und prämieren können. Alumni-Fest Am Samstag 12. September 2015 steigt im Studentenhof das Jubiläumsfest «10 Jahre Alumni», es dauert den ganzen Tag.
Eine Dekade Alumni! Ein Blinzeln in der Geschichte, aber Anlass genug, gemeinsam zu feiern. Unter einem grossen Zelt und dem Himmel über dem Kloster bieten wir viel Musik, live und vom DJ, wenig Offizielles, aber viel Platz für Begegnungen und Gespräche, Bars locken zum Verweilen. Es wird ein unvergesslicher Tag. Die Einzelheiten des Programmes werden im Juni bekannt gegeben. Den Termin sollte man sich aber schon jetzt reservieren. Alumni bezahlen für den Anlass 30, NichtAlumni 40, Studenten 20 Franken. Im Preis inbegriffen sind Apérohäppchen, Dessert und Softgetränke. Alkoholische Getränke und Schöpfgerichte werden separat verrechnet. Nebst unseren Gönnern und Sponsoren unterstützt uns für diesen Anlass unsere Hausbank, die Schwyzer Kantonalbank. Anmeldung Für alle Anlässe kann man sich immer per Post an Alumni, Stiftsschule Einsiedeln, CH-8840 Einsiedeln, per e-Mail an alumni@stift.ch, per Telefax an 055 418 63 30 oder direkt im Memberbereich auf www.alumni.stift.ch anmelden. Wie immer sind zu den Events auch Partner/Freunde/Verwandte/Bekannte herzlich willkommen. Weitere Informationen finden sich unter www.alumni.stift.ch Helmuth Fuchs
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STIFTSSCHULE Vitae merita Am 27. Februar 2015 hat Urs Isler (2001– M 2007) an der Hochschule Rapperswil den Bachelor of Science in Maschinenbau und Innovation erworben. – Hyrije Ademi (2003– M 2009) hat den Master in Biomedizin erworben; die Diplomfeier war am 14. März 2015. – David Wenger (2002–M 2008) hat im Herbst 2014 das Staatsexamen in Pharmazie gemacht und arbeitet jetzt in der MedicoPlus Apotheke in Einsiedeln. – Yvonne Kränzlin (1999–M 2005) hat im Herbst 2011 das Staatsexamen in Pharmazie gemacht und arbeitet jetzt in der Medico-Plus Apotheke in Einsiedeln. – Thomas Hürlimann (1963–M 1971) erhält von der Zentralschweizer Theatertextförderung den Preis von Fr. 15’000.– für sein Theaterstück «Das Luftschiff – Komödie einer Sommernacht», das im Sommer in Luzern aufgeführt wird. Die Jury sagt, besonders bemerkenswert sei die grosse sprachliche Leichtigkeit des Textes, der dem Unternehmer Franz Josef Bucher gewidmet ist, der in der zweiten Hälfte des 19. Jh. vom Obwaldner Älpler zum gefeierten Tourismus-Pionier avancierte. – Jakob Dängeli (1964–M 1968) ist nach fast 40-jähiger Tätigkeit als Tierarzt in Entlebuch in Pension gegangen. Von seiner Zeit an der Stiftsschule sagt er im Entlebucher Anzeiger vom 10. April 2015: «Das war eine prägende Zeit.»
Improvisator in Kanada, und dessen Sohn Anthony wirkt als Gitarrist. Weil die Familie Togni aus S. Vittore GR stammt, werden Peter-Anthony und Anthony am 9. Juli an einer Orgelpromenade im Misox mitwirken. Dabei wird auch die Witwe von Victor Togni anwesend ein. Penates Claudia und Iso Morger-Suter (1990–M 1997) freuen sich über die Geburt von Mirjam, geboren am 30. November 2014; Frikartweg 4, 3006 Bern. In Pace Am 29. März 2015 ist Othmar Kürsteiner (1959–M 1966) gestorben; Monika Kürsteiner-Weber, Rütihofstrasse 17, 8049 Zürich. – Hans Rudolf Haller-Wyss (1949–M 1952) ist am 28. März 2015 gestorben.
PERSONAL NACHRICHTEN
Um liebe Angehörige trauern: Betty Kälin-Walker, die Mutter von Benno Kälin (1956–M 1964) ist am 9. März 2015 gestorben; Benzigerstrasse 6, 8840 Einsiedeln. – Am 16. März 2015 ist Karl Kälin-Birchler, der Vater von Brigitta Rothlin-Kälin (1981– M 1987) und Kari Kälin (1989–M 1996), gestorben. – Hansruedi RauchensteinGschwend (1962–M 1969) hat am 19. März 2015 seinen Vater, Rudolf RauchensteinKümin, verloren. Pater Alois Kurmann
Kurzporträt: Victor Togni (1950–1951), von dem in der Peronalakte der Stiftsschule steht: «Wendet sich im Herbst 1951 dem Musikstudium zu (Akademie in Luzern). Sehr musikalisch begabt», studierte Orgel bei Pater Baptist Bolliger, der ihn zu Fernando Germani in Rom schickte. Er studierte weiter bei Dupré, Langlais, Falcinelli, Grunenwald und Messiaen. Er begann eine glänzende Karriere in Kanada, kam aber 1965 als Dreissigjähriger bei einem Autounfall ums Leben. Sein Sohn, Peter-Anthony Togni ist Organist und
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Corvina
Bern rief Gleich zweimal hat es die GV Corvina in unsere Bundeshauptstadt verschlagen. Am 19. März wurde die gesamte Aktivitas von Alois Gmür v/o Bräu nach Bern ins Bun deshaus eingeladen. Doch bevor wir die Frühlingssession hautnah miterleben durften, wurde ein gediegener Mittagstamm in Bern mit der Verbindung Zähringia Bernensis durchgeführt. Bei Bier, Gesang und gutem Essen fanden ein reger Austausch sowie eine perfekte Vorbereitung auf die kommende Führung durchs Bundeshaus statt. Frisch gestärkt musste zuerst der richtige Eingang ins Bundeshaus gefunden werden, was bei fast so vielen Baustellen wie in Einsiedeln gar nicht mal so einfach ist. Doch dank dem untrüglichen Orientierungssinn unseres AHPs Mario Kälin v/o Rapport konnten wir uns bald in die Schlange der Sicherheitskontrolle einreihen. Im Bundeshaus drin stand als erstes ein Besuch im halb leeren Nationalratssaal auf dem Programm. Speziell war, dass nur kurz vor Abstimmungen alle Nationalräte in den Saal reingerannt kamen und während den Debatten meist den Saal wieder verliessen. Die Zeit verging wie im Flug und schon durften die mitgekommenen Corviner Peter Föhn, Andy Tschümperlin, Alex Kuprecht und Alois Gmür privat Fragen stellen. Die vier Politiker wurden selbstverständlich auf Herz Die GV Corvina mit CVP-Nationalrat Alo is Gmür v/o Bräu, erste Reihe ganz rechts, und SVP-Ständerat Peter Föhn, zweite Reihe, fünfter von links. (Foto: Ximena Franco)
und Nieren von uns geprüft. Als die Pflichten der drei Politiker wieder riefen, begaben wir uns auf eine kleine Führung durchs Bundeshaus, auf der wir so manch neues über unser eidgenössisches Rathaus erfahren durften. Als Ausklang wurden wir anschliessend von Bräu zu einem kleinen Apéro eingeladen und durften den Tag mit wieder gefülltem Magen und spannenden Gesprächen mit Politikern ausklingen lassen. Bei Burgundia zu Gast Doch Bern liess die beste Gymnasialverbindung nicht lange in Ruhe. Am 25. und 26. April feierte die Studentenverbindung AKV Burgundia ein rauschendes 150 Jahr Jubiläum in Bern. Auch die GV Corvina war selbstverständlich anwesend! Nach einer spannenden Podiumsdiskussion mit dem Basler Bischof Felix Gmür v/o Schpoot, Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki und Philistersenior Burgundia Thomas Müller v/o Brätsch zum Thema Virtus – Scientia – Amicitia, konnten wir uns am Apéro für die kommenden Festlichkeiten stärken. Am Abend fand ein ausgelassener Festkommers statt, sodass die meisten Fahnendelegationen in der Kirche am nächsten Tag sehnsüchtig in Richtung der Sitzgelegenheiten spähten. Deo puer, mundo vir! Thomas Böni v/o StabilXXX
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PROPSTEI ST. GEROLD
Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at
Konzerte Bachkantaten in Vorarlberg Wann: Sonntag, 7. Juni 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 23.– Wer & Was: Mirjam Feuersinger singt die Kantaten BWV 176 «Es ist ein trotzig und verzagt’ Ding» und BWV 75 «Die Elenden sollen essen».
Familienbrunch Wann: Sonntag, 14. Juni 2015, 11–14 Uhr (Reservierung erforderlich) Wer & Was: Lassen Sie sich auf einen unterhaltsamen, gemütlichen Sonntag mit der Gruppe «Lou runs the bases» ein mit reichhaltigem Brunch-Buffet. Die Kinder können in Begleitung einer erwachsenen Person das Hallenbad frei benützen und bei den Pferden viel Spass erleben. Familienpreis: € 65.– (zwei Erwachsene und Kinder/ Jugendliche bis 17 Jahre) Einzelpreise: Erwachsene: € 30.– / Kinder bis 6 Jahre: frei / Kinder 6–12 Jahre: € 14.– / Kinder u. Jugendliche 13–17 Jahre: € 20.–. Indisches Buffet mit Musik und Tanz Wann: Samstag, 20. Juni 2015, 18.30 Uhr / Konzert, Tanz und Buffet: € 43.– (Reservierung erforderlich) Wer & Was: Günther Paust ist ein engagierter Kulturschaffender und Kulturbotschafter, der sich seit Jahren der Vermittlung klassischer indischer Musik und klassischen indischen Tanzes in Europa widmet. Ein indischer Gastkoch wird für das würzig duftende indische Buffet zuständig sein. Trompete und Orgel Wann: Sonntag, 21. Juni 2015, 17 Uhr / Eintritt € 15.– (Benefizkonzert) Wer: Otto Sauter, Trompete; Johannes Skudlik, Orgel
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David Helbock Trio Wann: Freitag 3. Juli 2015, 20 Uhr / Eintritt € 15.– Wer und Was: David Helbock, Piano; Raphael Preuschl, Bass-Ukulele; Herbert Pirker, Drums. Der Vorarlberger Pianist David Helbock, der unter anderem den Outstanding Artist Award verliehen bekam, wartet in diesem Programm mit eigenen Kompositionen auf, die in ihrer Originalität und Ästhetik einzigartig sind. Dazu kommt die sehr spezielle Instrumentierung des Trios, die das Erlebnis dieser innovativen, ideensprudelnden, atmosphärengeladenen Musik erst so richtig zum Tragen bringt. Es ist ein Klangbild, das Kopf und Herz zugleich anspricht, das so facettenreich wie spannend ist und ein bislang nicht gekanntes, anspruchsvolles musikalisches Universum eröffnet, in dem sich die drei Musiker mit traumwandlerischer Sicherheit zu bewegen wissen. Lesung mit Ute Karin Höllrigl Wann: Sonntag 19. Juli 2015, 17 Uhr / Freier Eintritt, Kollekte Wer & Was: Ute Karin & Julia Höllrigl, Lesung; Heidi Spring, Klavier Ute Karin Höllrigl arbeitete zunächst als Juristin mit dem Schwerpunkt Strafrecht und Vollzug und war Jugendanwältin in der Schweiz. 1976 hat sie am C.-G.-Jung-Institut in Zürich Psychologie studiert und anschliessend eine Praxis für analytische Psychologie eröffnet. In zahlreichen Essays, Vorträgen und Publikationen hat sich Ute Karin Höllrigl mit der Botschaft der Träume beschäftigt. Ihr neustes Buch «Vertrauens Wege» ist aus ihren jahrelangen Erfahrungen als Tiefenpsychologin entstanden. Sie finden in einem Dialog mit ihrer Enkelin, einer jungen Suchenden, ihre Form. Es geht um die uralte Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Eine uns alle betreffende Antwort finden wir in den Religionen, in der Kunst, den Märchen und Mythen. Die individuelle Antwort finden wir im Leben selbst und in unseren Träumen. Acht Cellisten der Wiener Symphoniker Wann: Sonntag 26. Juli 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 25.– Wer & Was: Christoph Stradner, Erik Umenhoffer, Michael Günther, Alexandra Ströcker, Romed Wieser, György Bognár, Michael Vogt, Peter Siakala Giacomo Puccini (1858–1924), Ouverture zur Oper «Manon Lescaut» / Arvo Pärt (*1935) «Fratres»Franz Schubert (1797–1828) und Hans Carl Artmann (1921–2000), «Wos bsundas», Fünf Tänze / Gedichte aus «med ana schwoazzn dintn» / Joseph Strauss (1827–1870), «Stiefmütterchen», Polka mazur, op. 183 / Joseph Strauss, «Delirien-Walzer», op. 212 Acht Celli auf der Bühne – das ist ein Ereignis der besonderen Art! Diese Besetzung ermöglicht es, unterschiedlichste Klangräume auszuloten. Un-
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PROPSTEI ST. GEROLD ser besonderes Anliegen ist es, durch die neue Instrumentierung unbekannte Dimensionen vermeintlich bekannter Werke freizulegen. Die Besetzung mit acht gleichen Instrumenten lässt neue, spannende Querverbindungen im Ohr des Zuhörers entstehen. Darüber hinaus erzeugt die solistische Interpretation jeder einzelnen Stimme eine vielschichtige, sehr persönliche kammermusikalische Intimität. Die Cinemascope-Aufstellung tut ein Übriges. Sie werden beide Ohren brauchen! forum alte musik: sankt gerold – Eröffnungskonzert Wann: Sonntag 9. August 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 15.– Wer & Was: Eröffnungskonzert der Dozenten der internationalen Meisterkurse «forum alte musik: sankt gerold», die dieses Jahr zum ersten Mal stattfinden. Das Konzert stimmt mit Werken aus dem Barock auf die Woche ein. Das «forum alte musik: sankt gerold» schafft – ganz im Sinne des Wortes Forum – einen Ort, an dem Musiker, Studenten und Musikinteressierte zusammenkommen, Musik machen, erfahren und erleben und sich mit Gleichgesinnten austauschen können. forum alte musik: sankt gerold – Abschlusskonzert Wann: Samstag 15. August 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 15.– In diesem Konzert unter der Leitung von Rubén Dubrovsky, welches zugleich Abschlussfest der ersten internationalen Meisterkurse «forum alte musik: sankt gerold» sein wird, bekommen die Teilnehmer aus aller Welt Gelegenheit, sich zu präsentieren. Auf dem Programm stehen Werke aus dem Barock in den verschiedensten Kammermusikbesetzungen.
Ausstellungen Vom Steinblock zur Skulptur Vernissage: Samstag 25. Juli 2015, 16 Uhr Die Ausstellung ist bis Sonntag 27. Sep. 2015 täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Wer & Was: Der gelernte Maschinentechniker Peter von Burg hat erst spät seine Liebe und Begeisterung für die Bildhauerei entdeckt. 1997 hat er in Einsiedeln (CH) ein eigenes Bildhaueratelier eröffnet und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Seither sind rund 100 Werke entstanden, die meisten aus Marmor. Mit der Wahl des Grundmaterials Stein stellt sich der Bildhauer einer grossen Herausforderung. Denn wer dem Stein eine Form abringen will, braucht Willens-
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kraft, Ausdauer, Hartnäckigkeit und viel Geduld. Der Prozess, aus einem Steinblock eine Skulptur entstehen zu lassen, ist gerade deshalb so faszinierend, weil es ein Zusammenspiel von Inspiration, Kreation, Handwerk und Material ist. Daraus entsteht ein Kunstwerk, das sich unmittelbar dem Betrachter anbietet, keine logische oder sprachliche Vermittlung will, vielmehr zum Verweilen, Gefühle wecken und Berühren auffordert.
Kurse und Seminare Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Eltern-Sein: Vielfalt und Herausforderung! Wann: 6.–7. Juni 2015 Wer & Was: Für Familien, Pflegeeltern, alleinerziehende Väter und Mütter. In dieser zweitägigen Fortbildung unterstützen wir Eltern, im Spannungsfeld zwischen den persönlichen Bedürfnissen, dem Eltern-Sein sowie den äusseren Anforderungen eines Familienalltags, gute Wege zu finden. Ziel ist es, die Kompetenz zu stärken, die das Eltern-Sein mit sich bringt, sowie die Schätze (wieder) zu entdecken, die in der Vielfalt und Unterschiedlichkeiten des Familienlebens schlummern. Themenbeispiele: Grenzen ziehen – verbunden bleiben; Lebensbilder, Lebensgeschichten, Aufstellungen (Satir, Moreno), kreative Lösungswege entdecken… Kostenlose Kinderbetreuung ist nach Absprache möglich. Leitung: Susanne Jütersonke, Heilpraktikerin Psychotherapie / Armgard Schörle, Leiterin für Psychodrama Kosten: Kurs € 160.– für Familien, € 100.– für Einzelpersonen + Pension € 79.– bis € 98.– Malen, meditieren und die heilsame Sprache der Pferde Wann: 12.–14. Juni 2015 Im Malen und in der Meditation begeben wir uns auf die Suche nach unserem persönlichen Ganzwerden. Wir öffnen uns der Lebenskraft, die sich in uns und durch uns zeigen möchte. Die Stille gibt uns Raum, zu verweilen und uns unserem Inneren zuzuwenden. Aus dieser Stille heraus öffnen wir uns der Begegnung mit dem Leben. Wir gehen in den Pferdestall der Propstei und erfahren die heilsame Sprache der Pferde. Inspiration, Freude und Vitalität liegt in der Begegnung mit diesen Tieren. Das Pferd steht für Anmut, Schönheit und Lebenskraft. Im Atelier findet in Form und Farbe Ausdruck, was in uns berührt und geweckt wurde. Ort: Propstei St. Gerold, Scheune Lehen Leitung: Irene Dworak, Kunstpädagogin, Meditationsleiterin; Julia Joswig, Reittherapeutin Beginn/Ende: Kursbeginn ist am Freitag um 16.00 Uhr. Am Sonntag schliessen wir das gemeinsame Wochenende mit einer Vernissage um 15 Uhr ab. Kosten: € 290.– + Pension
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PROPSTEI ST. GEROLD Zen – Sesshin Wann: 8.–12. Juli 2015 Was: Zen ist eine Jahrtausende alte Form gegenstandsfreier Meditation, ohne Bild, ohne Konzept, ein spiritueller Weg der Einübung in die unmittelbare Erfahrung dessen, was ist. Dabei geht es darum, mit unserer Essenz in Kontakt zu kommen, um aus dieser Mitte heraus unseren Alltag zu gestalten. Während des Kurses schweigen wir. Persönliche Gespräche und Übungen unterstützen den inneren Prozess. Vor jeder grösseren «Sitzrunde» gehen wir im Freien (bei jeder Witterung). Leitung: Edith Breuss, Zen-Lehrerin (ernannt von Willigis Jäger), Psychotherapeutin, Feldkirch Kosten: Kurs € 220.– + Pension € 262.– bis € 340.– Freie Malerei Wann: 16.–19. Juli 2015 Wer und Was: Eintauchen in die eigene Farb- und Formenwelt, abstrakte Malerei wirklich verstehen, die Wahrnehmung erweitern und eine neue Sichtweise für sich entdecken. Die Freude am Malen und die Entfaltung der eigenen Kreativität sollen im Vordergrund dieser Auseinandersetzung stehen. Wir nehmen uns Zeit und erschaffen in mehreren Schritten – inspiriert durch das stimmungsvolle Ambiente des besonderen Ortes – ganz persönliche Bilder auf Papier und Leinwand. Leitung: Astrid Bechtold, Künstlerin, Wien/Rankweil Kosten: Kurs € 190.– + Materialkosten + Pension € 237.– bis € 294.– Goldene Spur nach innen – Traumarbeit und Kreativität Wann: 19.–24. Juli 2015 Wer & Was: Dr. Ute Karin Höllrigl, dipl. analytische Psychologin nach C.G. Jung, Wien; Mag. Klaus Gasperi, Theologe und Germanist, Zwischenwasser; Ute Isele-Partl, Bewegungs- und Psychotherapeutin, Tanz und «Feldenkrais»; Heidi Spring, Pianistin, Zürich, am Flügel. C.G. Jung entdeckte in seinen lebenslangen Forschungen, dass das Unbewusste ein Prozess ist, und dass die Beziehung des ICH zu den Inhalten des Unbewussten die eigentliche Wandlung oder Entwicklung auslöst. Die Kraft, die dieses Reifen und Wachsen bewirken will, nannte C.G. Jung das SELBST, ein Urbild des Sinnes und der Orientierung. Der individuelle Kompass sind unsere Träume und Fantasien. Weltumspannend bildet sich dieser Prozess in den Religionen, in den Märchen und der Kunst ab. Kosten: Kurs € 350.– + Pension € 395.– bis 490.– Meine Königswürde annehmen – Vom Zweifel zum Selbstvertrauen Wann: 25.–26. Juli 2015 Was: Jeder Mensch ist ein König, eine Königin. In Momenten der Niedergeschlagenheit vergessen wir aber die uns eigene Grösse und Würde und lassen uns niederdrücken: von Situationen, anderen Menschen, von uns selber. Die Geschichten um die biblischen Könige Saul und David – zwei Seiten in
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Leitung: Kosten:
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uns – werden frei erzählt und vielfältig erlebt und begleiten uns so auf dem Weg zu einem aufrechten und vertrauensvollen Leben. Dr. Maria Prieler-Woldan, Erwachsenenbildnerin und Seelsorgerin, Linz Kurs € 120.– + Pension € 79.– bis € 98.–
Von der Improvisation zur Szene – eine theatrale Entdeckungsreise Wann: 1.–5. August 2015 Was: Wir werden viel improvisieren und dabei spielerisch herausfinden, was Theater sein kann, was funktioniert und was Spass macht. Lernen Sie Ihre individuellen Ausdrucksmöglichkeiten kennen! Die schauspielerischen Fähigkeiten, die Sie haben, oft ohne sie zu kennen, werden gefördert, stimmlich, körperlich und mimisch. Neben einer grossen Portion Spiel- und Experimentierfreude erfahren Sie viel übers Theater, Schauspieltechniken, szenische Umsetzung, Regie und Dramaturgie. Auch besteht die Möglichkeit, dass im Laufe des Kurses eine kleine Aufführung entsteht. Bringen Sie zu Kursbeginn gerne etwas mit: einen Text, eine beobachtete oder selbst erlebte Situation, ein Kostümteil, eine Geste, ein Requisit oder einen Satz, irgendetwas. Vielleicht können wir es als Spielanlass verwenden. Fassen Sie sich ein Herz und entdecken Sie das Theaterspielen immer wieder neu. Ich freue mich auf Sie! Leitung: Martin Spitzweck, Theaterpädagoge und Schauspieler, München/D Kosten: Kurs € 235.– + Pension € 317.– bis € 394.– Jazz-Workshop Verstehen und Spielen von Jazz – mit Wolfgang Lackerschmid, Augsburg/D Wann: 16.–21. August 2015 Was: Schwerpunkt dieses Workshops ist das Verstehen und Spielen von Jazz. Wir berücksichtigen die Wurzeln, ethnische Einflüsse bis zu den amerikanischen Musicals, sowie der Fortsetzung der Entwicklung. Theoretische Kenntnisse werden aus der Praxiserfahrung heraus vermittelt und in unterschiedlichen Formationen spielerisch wieder in die Praxis umgesetzt. Improvisation als «Erfinden neuer Melodien», Phrasierung, Stilsicherheit, Überblick über die Funktionen aller beteiligten Instrumente im Zusammenspiel, Harmonielehre, Voicing, Repertoireerweiterung, Dynamik, rhythmische Sicherheit und Flexibilität, Jazzgeschichte und Geschichten, Bühnenpräsenz, usw. wird in dieser Woche erfahren, mit dem Ziel, eine reichhaltige Palette von Anregungen mitzunehmen. Der Kurs ist also für «Notisten» ebenso sinnvoll wie für Gehörmusiker. Leitung: Wolfgang Lackerschmid, Augsburg/D; Stefanie Schlesinger, Augsburg/D, Assistenz und Gesangscoaching Kosten: Kurs € 280.- + Pension € 395.– bis € 490.–
Weitere Seminare, Konzerte und Kurse finden Sie auf der Propstei-Website, wo Sie sich auch online anmelden können: http://www.propstei-stgerold.at/ kulturprogramm.html / Tel. +43 (0)5550 2121
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Zivildiener in der Propstei St. Gerold
«Grüscht fürs Leben» Vor einem guten Jahr hat die Propstei erstmals beim österreichischen Bundesheer um die Zuteilung eines Zivildieners gebeten und die Bitte wurde erfüllt. So kam Gabriel Steiner aus Nüziders im Walgau vor bald neun Monaten zu seinem Zivildienst in der Propstei. In Kürze wird er seinen ungewöhnlichen Dienst geleistet haben und andere Wege gehen. In der Propstei wird er eine Lücke hinterlassen. Gabriel Steiner berichtet über seine Erfahrungen und Überlegungen als Zivildiener in der Propstei St. Gerold. Das ist auf alle Fälle etwas Besonderes. Normalerweise kann man diesen Dienst in sozialen Institutionen leisten, wie beipielsweise bei der Caritas, beim Roten Kreuz, in Spitälern und Altersheimen, aber auch in der Land- und Forstwirtschaft. Dadurch kommt man insbesondere mit Menschen in Kontakt, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, die unter Beeinträchtigungen leiden und auf Hilfe angewiesen sind – seien es Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, Flüchtlinge oder auch alte und kranke Menschen. Neun Monate Diener sein Die Propstei hat, so kommt es mir vor, durch die Sozialwerke und ihre natur- und lebensnahe Ausrichtung von allem etwas. Neun Monate Diener sein – für mich als Christ eine bereichernde Vorstellung. Neun Monate als Ziviler, als Bürger und schliesslich einfach nur als Mensch. In meinem Fall in der Propstei, der Zivilbevölkerung kurz: meinem Nächsten bei seiner Arbeit zu unterstützen und helfen, das klingt vielversprechend. Und das alles noch an diesem Ort, wo vor rund tausend Jahren der heilige Gerold allem Weltlichen und Vergänglichen den Rücken gekehrt und sich als Ein-
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siedler ganz der Natur ausgesetzt und Gott gesucht hat. Hippotherapie in eigener Anschauung Als Einheimischer der jüngeren Generation war mir die Propstei nur als Kultur- und Gaststätte ein Begriff. Auch habe ich schon von der Hippotherapie gehört, konnte mir jedoch nicht viel darunter vorstellen. Einige Male durfte ich bei den Therapiestunden dabei sein und miterleben, wie viel Wertvolles hier geschieht. Es war berührend zu sehen, wie die zappeligen und verhaltensauffälligen Kinder plötzlich ruhig, konzentriert, achtsam und still wurden, als die Therapie mit den Pferden begann. Oft denke ich daran, wie hilfreich diese wöchentliche Stunde in unserer schnellen und lauten Welt für das innere Gleichgewicht dieser Kinder sein kann. Arbeiteralltag kennenlernen Für mich als ehemaligen Schüler war es zudem eine gute Erfahrung, den klar strukturierten Alltag eines normalen Arbeiters kennen zu lernen. Jeden Morgen um dieselbe Zeit aufstehen, zur selben Zeit im Postauto sitzen und zur selben Zeit die Pfortentüre
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öffnen, um den Arbeitstag zu beginnen und trotz der geregelten Abläufe wahrzunehmen, dass kein Tag dem anderen gleicht. Diese Erfahrung hatte sicher auch mit den vielfältigen Arbeitsaufgaben zu tun, die mir anvertraut wurden. Die Mitarbeiter in der Propstei hatten keine Scheu, mir auch verantwortungsvolle und vertrauliche Aufgaben zu überlassen, wofür ich ihnen dankbar bin. Dadurch wurden mir etliche Einblicke gegeben, von denen ich im späteren Leben profitieren werde. Ob im Stall, in der Küche, in der Kirche oder im Büro – überall durfte ich auch praktische Erfahrungen sammeln und mich selber einbringen.
ve Gespräche mit Gästen, Kursleitern und Mitarbeitern bei. Ein Highlight meiner Zeit hier war eindeutig der Betriebsausflug nach Rom, nicht nur, weil wir fünf wunderbare Tage zusammen in der Ewigen Stadt verbringen durften, sondern auch, weil es mir wieder einmal aufgezeigt hat, dass ich dem Leben, dass ich Gott vertrauen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich nach der Matura mit ein paar Klassenkameraden unbedingt nach Rom wollte, diese Reise aber nicht zustande kam. Und so hat es sich gefügt, dass ich nicht einmal ein Jahr später doch noch nach Rom kam.
Vergleichsmöglichkeiten
Hilfreich, gerade auch im Hinblick auf meinen weiteren Lebensweg, war auch die Zeit im Frühjahr im Garten. Schon lange habe ich mich darauf gefreut, nach einem langen Winter endlich wieder mit unsrem Hauswart Manfred vor dem Haus Arbeiten erledigen zu können, ohne dass es mit der Schneeschaufel zu tun hatte. Ich bin überaus gerne im Garten und so machte es mir auch nichts aus, als ich zwei Wochen lang nur mit Jäten beschäftigt war. Beim beinahe schon meditativen «Züpfeln» und Hacken kamen mir plötzlich die wesentlichsten Gedanken, denen ich in Ruhe nachgehen und sie zu Ende denken konnte.
Besonders fiel mir das auf, als ich bei einem Forum mit anderen Zivildienern in Kontakt kam, die in «typischen» Zivildienststellen wie Altersheimen und Spitälern positioniert waren. Diese kamen mir wie «scheintot» vor. Es fehlte das Leben. Ich spürte, dass sie sich an ihrer Stelle nicht entfalten konnten und wie verkümmert sie waren. Gott sei Dank war das bei mir anders. Die Zeit war für mich schlicht ein Gewinn und prägte mich für mein weiteres Leben. Dazu trugen im Besonderen spontane Begegnungen und intensiZivildiener Gabriel Steiner (Foto: Stefanie Hämmerle).
Gartenarbeit als eine Art Meditation
Horizonterweiterung Ich bin mit vielen Fragen gekommen, und obwohl ich nicht zur Antwortfindung in die Propstei kam, durfte ich durch die Mitarbeiter, Gäste und speziell auch durch Pater Kolumban zu so mancher Erkenntnis gelangen, die mich «grüscht» fürs Leben machen. Mein Horizont konnte wachsen und ich wurde in manchem bestärkt. In dieser Zeit wuchs in mir auch die Entscheidung, dass ich es wagen und ab Herbst ins Propädeutikum, das heisst in das Vorbereitungsjahr für das Priesterseminar gehen möchte. Der Weg ist eingeschlagen; nun bin ich gespannt, wo er mich hinführen wird. Gabriel Steiner
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Foto: Lilian Géraud
elche Räume in der Kirche stehen heute offen für eine flächendeckendere und einflussreichere Präsenz von Frauen?» Diese Frage war kürzlich in einem Beitrag der Nachrichten von Radio Vatikan zu lesen. Die Frauenfrage in der Kirche ist aktueller denn je. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie wir Frauen vom Fahr uns mit dieser Frage auseinandersetzen und welche Räume in der Kirche sich uns öffnen. Die Zeitschrift «Salve» gibt uns Benediktinerinnen vom Fahr seit mehreren Jahren eine wertvolle Plattform. Hier können wir über unser Leben, unsere Projekte und Visionen berichten. Durch diese Präsenz werden wir Frauen vom Kloster am Rand der Stadt vermehrt wahrgenommen. Von verschiede nen Leserinnen und Lesern hören wir immer wieder, dass die Fahrer-Beiträge mit Interesse gelesen werden. Mit dem provokativen Titel «Die Frauenfrage in der Kirche – ein heftiges Gewitter» luden wir Schwestern zusammen mit unserem ehemaligen Abt, Pater Martin Werlen, zu einem Abend gespräch in die Liebfrauenkirche nach Zürich ein. Die Pfarrei Liebfrauen öffnete uns Frauen vom Fahr und einer grossen Schar Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Kirchenräume. Dieses Abendgespräch machte deutlich, es geht bei der Frauenfrage in der Kirche nicht darum, über die Frauen zu sprechen, sondern mit den Frauen ins Ge spräch zu kommen. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 56. Klöster sind seit jeher Räume für Kunst und Kultur. Unsere Paramentenwerkstatt erhielt vor kurzem den Auftrag, für die Kirche St. Josef in Dietikon eine textile Raumgestaltung zu kreieren. Priska Schmid, Leiterin der Fahrer-Textilwerkstatt, stellte sich dieser künst lerischen Herausforderung. Im Gespräch mit Verena Huber-Halter erzählt die Künstlerin wie sie sich von diesem Kirchen-Raum inspirieren liess. S. 52. Silja Walter, die 2011 verstorbene Benediktinerin vom Fahr, bringt mit ihren Texten eine weibliche Stimme in die Kirche unserer Zeit. Die Meditation S. 60 bildet den Schlussge sang der Schubertmesse, für die Silja Walter neue Texte geschaffen hat. Diese Messe wird im Gottesdienst vom 5. Juli 2015 in der Klosterkirche Fahr zum ersten Mal erklingen. Mit der Reihe «Dein Leben will singen – Gebet und Gesang im Kloster Fahr» geben wir dem Werk von Silja Walter Raum in unserer Klosterkirche. Hinweise dazu finden Sie im Ver anstaltungskalender S. 62. Wir Frauen vom Fahr füllen nach Möglichkeit die uns offenstehenden Räume in der Kirche mit unserer Präsenz. Wir sind sehr gespannt, welche Räume in der Kirche sich für uns Frauen in den nächsten Jahren öffnen werden. Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen offene Räume in unserer Kirche!
Herzlich
Priorin Irene Gassmann
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Paramentenwerkstatt
Geheimnis Paramente aus dem Fahr waren schon immer von ganz spezieller Qualität. Manche Menschen erkennen von weitem, ob ein Priester ein Fahrer Messgewand trägt. Nicht nur die Stoffe haben eine besondere Beschaffenheit, auch die Schnitte der Gewänder sind charakteristisch. Nun geht die Leiterin der Fahrer Paramentenwerkstatt, Priska Schmid, einen Schritt weiter: sie stattet Kirchenräume nicht mehr nur mit Messge wändern, Altartüchern und weiteren Paramenten aus, für die Kirche St. Josef in Dieti kon kreierte sie den Wandschmuck hinter dem Altar. Am Tag des heiligen Josef, ihres Kirchenpatrons, erhielt die Kirche Dietikon eine neue textile Wandgestaltung. Entworfen hat diese Priska Schmid und hergestellt wurde das feine Gewebe in der Fahrer Werkstatt. Der Wandschmuck ist ein Kunstwerk. Genauso, wie es auch andere Paramente sind, die die Werkstatt verlassen. Nicht nur das Design eines Stückes ist eine Kunst, auch das handwerkliche Können. Zu wissen, wo welcher der insgesamt 1512 Kettfäden zu platzieren ist und wie diese Fäden ohne Chaos auf den Webstuhl aufzuspannen sind, bedarf nebst mathematischen Fähigkeiten ein gutes Vorstellungsvermögen, logisches Denken und ganz spezifische Handfertigkeiten. Mit der Herstellung dieser textilen Wandgestaltung erweitert Priska Schmid das Fahrer Sortiment in eine neue Richtung. Als die Anfrage für einen textilen Wandbehang in den vier liturgischen Farben ins Fahr erging, liess sich das die Leiterin der Werkstatt zuerst durch den Kopf gehen. Nachdem sie zunächst die Idee ihrer Kundschaft aufnahm, folgten mehrere Besuche im Kirchenraum. Schliesslich schlug sie der Kirchenstiftung eine ganz schlichte Variante in einer Farbe vor: «Lange Zeit war es üblich, farben-
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frohe, textile Wandbehänge anzubringen, auf denen Szenen aus der Bibel oder der Geschichte der Kirche abgebildet waren. Keine Konkurrenz In der künstlerischen Auseinandersetzung wurde für mich jedoch klar, dass die textile Raumgestaltung in der Kirche Dietikon nicht einen weiteren dominanten Schwerpunkt bilden, sondern sich leicht und in Ergänzung zu den bereits vorhandenen Skulpturen in den Raum einfügen soll. Ich wollte das Vorhandene respektieren und nicht durch ein weiteres Werk konkurrenzieren. Die Leinentücher setzen einen leisen, geheimnisvollen Akzent und sind somit Teil des Ganzen.» In diesem Sinne war für sie der Raum Inspiration und Grenze zugleich. Aus einem Weniger wird ein Mehr Mit dem «Geheimnis», wie Priska Schmid ihr Werk benannt hat, möchte sie die sakrale Schlichtheit des Dietikoner Kirchenraumes stärken: «Ein Weniger, das zu einem Mehr wird, indem sich kostbar das Geheimnis verbirgt», war das Ziel. Durch schlichtes Design und das zurückhaltende Weiss sollen Gefühle und Gedanken der Kirchenbesucher zur Ruhe kommen.
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Um ein «Geheimnis» weben zu können, musste dieser Fahrer Webstuhl für zwei Kettensysteme mit insgesamt 1512 Kettfäden umgebaut werden (Fotos auf dieser Seite: Priska Schmid).
Der Wandschmuck in der Dietikoner Kirche besteht aus drei Elementen, jedes 1,20 Meter breit und vier Meter lang. Diese Elemente sind in weissem Leinen handgewoben. Feinste Leinenfäden wurden verwendet, so dass das Gewebe transparent bleibt. Um die gewünschte Wirkung zu erhalten, wurde unterschiedliches Garn miteinander
verwoben. Die Gestaltung der Leinentücher entstand schliesslich durch Verdichtungen einzelner Partien. Dafür musste der Webstuhl umgebaut werden, denn diese Technik verlangte nach zwei statt nur einem Kettensystem. (Für den Laien: es wurden für die verdichteten Stellen im Stoff mehr vertikale Fäden benötigt.) Von diesem beträchtlichen Aufwand ist im Gewebe nichts zu sehen. Die Verdichtung geht nahtlos in die hauchdünnen, transparenten Teile über. Der Stoff selber wurde zum Schluss mit einer speziellen Imprägnierung versehen, der ihn vor Staub und Kerzenrauch schützen soll. Möglichst unsichtbare Befestigung Bereits beim Entwurf war es nötig, sich zu überlegen, wie der Stoff an der Betonwand
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Ein erstes Stück hauchdünnes Leinengewebe (Foto: Priska Schmid). befestigt werden sollte. Priska Schmid entwickelte in Zusammenarbeit mit einem Metallbauschlosser drei entsprechende Rahmen in Chromstahl, die die Elemente rund dreissig Zentimeter von der Wand entfernt tragen. Durch die höchst mögliche Unsichtbarkeit der tragenden Rahmen und durch die Distanz zur Wand können Schattenwürfe das Kunstwerk vervollständigen und die stetig sich verändernden Lichtverhältnisse in der Kirche widerspiegeln sich zusätzlich im Gewebe. Installiert wurde das Kunstwerk am Tag des heiligen Josef. Die Künstlerin war nicht nur vor Ort, um die Arbeiten zu überwachen, sie legte auch selber Hand an, damit die Tücher genau ihrer Vorstellung gemäss die Wand hinter dem Altar schmücken können. Priska Schmid beschreibt ihr Werk selber folgendermassen: «Am Webstuhl fügte ich feinste Leinenfäden geheimnisvoll und leise zu einem transparenten Gewebe zusammen. Tausendfach ist dabei das Kreuz entstanden. Die Verdichtungen einzelner Fadenpartien schaffen eine Vielfalt von Lichtqualitäten und dadurch, dass die Tücher Schatten in den Raum werfen, entsteht eine weitere Dimension.» Potenzial Raum (Mit-)Gestaltungen mittels Ambotüchern und Antependien (Behänge für den
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Anspruchsvolle Montage des Kunstwerks in luftiger Kirchenhöhe. (Fotos: Verena HuberHalter).
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Altar) sind Aufträge, die im Kloster Fahr hin und wieder ausgeführt werden. Soeben fertigte man vier Ambotücher in den liturgischen Farben für die neu renovierte Kirche in Pfungen. Gegenwärtig laufen Abklärungen für Antependien, die das Berner Münster schmücken sollen. Der Auftrag für die Kirche Dietikon hat jedoch eine ganz neue Dimension. Aber er muss kein Einzelfall bleiben. Sollten weitere Aufträge dieser Art im Fahr eingehen, würde sich Priska Schmid dieser Herausforderung gerne stellen. Verena Huber-Halter
Tausendfach enthält das textile Kunstwerk das Kreuz. Das Schlichte von Farbe und Form erlaubt es Gedanken und Gefühlen der Kirchenbesucher von St. Josef in Dietikon, zur Ruhe zu kommen (Fotos: Philipp Müller).
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Verein Pro Kloster Fahr
Die Frauenfrage in der Kirche – ein heftiges Gewitter Der Verein Pro Kloster Fahr, dem vor allem Frauen in der Kirche am Herzen liegt, lud Ende März Zürcherinnen und Zürcher ein, um gemeinsam mit den Schwestern aus dem Kloster Fahr und Pater Martin aus dem Kloster Einsiedeln laut über die Rolle der Frau in der Kirche nachzudenken. Ein Vortrag, ein Gespräch zwischen Ordensleuten, ein Ge bet und das Teilen von Wein und Brot waren auf dem Programm, das rund 300 Perso nen in die Liebfrauenkirche im Herzen der Stadt Zürich lockte. Pater Martin griff zu diesem Anlass einige Gedanken aus seinem Buch «Heute im Blick» auf, um sie weiter auszuführen. Wie gewohnt machte er kurzen Prozess mit festgefahrenen Argumenten, die zwar schon seit Ewigkeiten keine Gültigkeit mehr haben aber dennoch hartnäckig immer wieder genannt werden. Am meisten ärgere ihn, wenn das Argument angeführt werde, die Kirche dürfe sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen, denn sie hätte eine Tradition zu schützen. Die Tradition, die es zu schützen gäbe, so Pater Martin, sei die Treue zu Jesus Christus durch den wechselhaften Lauf der Geschichte. Diese Treue zu Jesus dürfe nicht dem Zeitgeist geopfert werden. Allerdings gäbe es durchaus Brauchtum in der Kirche, das aus dem Zeitgeist vergangener Zeiten hervorgegangen sei. Im seinem Vortrag nannte er mehrere Fälle aus der Kirchengeschichte, in denen Regeln, die aus einem vergangenen Zeitgeist heraus entstanden waren, wieder abgeschafft wurden. Zum Beispiel bei der 1983 erfolgten Anpassung des Kirchenrechtes von 1917. Kirchensprache Latein entsprang dem Zeitgeist Auch die lateinische Kirchensprache sei ein Produkt des Zeitgeistes, meinte er: die Gläu-
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bigen im Römischen Reich sprachen Lateinisch. Folgerichtig wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil diese Pflicht wieder aufgehoben. Er warnte eindringlich davor, nicht an «Traditionen» festzuhalten, die aus vergangenem Zeitgeist entstanden seien: «Es ist tragisch und peinlich, wenn gegen den heutigen Zeitgeist gewettert wird, um am Zeitgeist vergangener Jahrhunderte kleben zu bleiben, indem das Argument der Tradition hervorgeholt wird.» «Es gibt nicht Mann und Frau...» Gerade in der Frauenfrage habe die Kirche immer wieder neue Wege beschritten, wie Pater Martin anhand verschiedener Fälle aus der Kirchengeschichte illustrierte. Er machte das Publikum darauf aufmerksam, dass die Taufe als grundlegendes Sakrament des katholischen Glaubens Grenzen überschreite, an denen wir heute immer wieder stehen bleiben würden. Dazu zitierte er den heiligen Paulus: «Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‹einer› in Christus Jesus.» Mit Bedauern stellte der Referent fest: «Wenn das Geschlecht einer Person höher eingestuft wird als die Taufe, dann haben
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Frau (Priorin Irene Gassmann, Kloster Fahr) und Mann (Pater Martin Werlen, Kloster Einsie deln), im «Abendgespräch» über die Frau in der Kirche. wir ein grösseres Problem. Dann haben wir ein Problem mit der Tradition. Wir haben ein Glaubensproblem.» Folgerichtig präsentierte Pater Martin keine Lösungen zur Frauenfrage, denn diese sollten seiner Meinung nach nicht von Männern kommen. Lösungen müssten, wie er deutlich machte, Frauen und Männer, also alle Getauften gemeinsam suchen. Die prophetische Stimme der Ordensleute Anschliessend an das Referat demonstrierten Pater Martin und Priorin Irene Gassmann, wie so ein Gespräch zwischen den Geschlechtern über die Rolle der Frau in der Kirche beginnen könnte. Sie sprachen darüber, wie man im Austausch untereinander die Taufe wieder neu entdecken könnte und überlegten, ob Ordensleute nicht auch heute wieder prophetische Stimmen in der
Kirche sein könnten, indem sie eine lebendige Beziehung mit Gott führen und ihre Berufung leben würden. Ausserdem wurde auch die Hoffnung geäussert, dass alle Frauen mitziehen und sich darum bemühen, zwischen der Tradition, die das Glaubensgut lebendig erhält und dem Zeitgeist vergangener Jahrhunderte zu unterscheiden. Die Fahrer Schwestern beteten im Anschluss an dieses Gespräch zusammen mit allen Besuchern die Komplet. Hier war dann ein wahrhaftiges «Gewitter» zu hören. Anstelle von Psalmen wurde ein Text aus dem Werk von Silja Walter gelesen. In lyrischer Form brachte die Nonne aus dem Fahr das Gespräch zwischen dem heiligen Benedikt und seiner Schwester, der heiligen Scholastika zu Papier. Die geschichtlichen Quellen berichten, dass die hl. Scholastika kurz vor ihrem Tod während eines Besuches ihres Bruders um ein Gewitter betete, um ihn da-
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Zwölf Ordensfrauen aus dem Kloster Fahr und ein Ordensmann aus dem Kloster Einsiedeln in der Zürcher Liebfrauenkirche (Fotos: Anton Schweiwiller). von abzuhalten, nach Hause zu gehen, damit sie Zeit hatte, mit ihm zu besprechen, was sie noch beschäftigte. Als in der riesigen Kirche aus dem Verborgenen dieser Text vorgelesen wurde, herrschte vollkommene Stille in der Kirche – die ersten Worte von Scholastika (Sr. Ruth Tresch) fesselten die Zuhörer sofort. Nachdem Scholastika das Unwetter erbeten hatte, durchzuckte das auf der Orgel ertönende Gewitter die ganze Kirche. Das Publikum wurde an diesem Abend intellektuell und emotional beansprucht und so nahmen die meisten gern am anschliessend offerierten Aperitif im Pfarreizentrum teil. Hier wurden die Gespräche dementsprechend intensiv weiter geführt. Anrufung Gottes zum Abschluss Es war nicht nur ein Vortrag, zu dem der Verein geladen hatte, es war ein reichhalti-
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ges, gut aufeinander abgestimmtes Programm. Nach der anfänglichen Überraschung, dass nach dem Gespräch zwischen Nonne und Mönch in der Komplet schliesslich Gott angerufen wurde, stellte manch einer im Publikum fest, dass dies eigentlich der selbstverständliche Rahmen einer öffentlichen Diskussion über die Kirche sei. Eine Notwendigkeit, die womöglich durch den Zeitgeist etwas in Vergessenheit geraten ist. An diesem Abend haben die Ordensleute aus den Klöstern Einsiedeln und Fahr Mitmenschen überrascht, berührt und zum Denken angeregt. Es wurde spürbar, was möglich ist, wenn Frauen und Männer in der Kirche miteinander ins Gespräch kommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer das Gespräch weiter führen und weiter tragen. Verena Huber-Halter
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Vermählungen: Hanspeter Brändle-Schafflützel, Libingen 4.Juli 2015, Ursi Wey und Hansjürg Elmer, (FK 2005). alte Landstrasse 29, 8766 Matt (FK 2010). – Zu Gott heim gegangen: 15. August 2015, Anna Christen und Claudio Ehemalige Schülerin: Bigger, Kantonsstrasse 24, 8863 Buttikon Bernadette Scherrer-Stillhard, Bütschwil (HK 05/06). – 29. August 2015, Susanne (WK 1960/61). Rüegg und Marcel Eisenring, Winden 237, 9608 GanterNACHRICHTEN schwil (HK 04/05). DER EHEMALIGEN Mutter von: Geburten: Verena Fröhli-Hüsser, Scherzingen (WK 65/66). – Agnes Züger-Künzle, 15. Februar 2015, Maria, Erika und Kobi Herger-Arnold, Flüelen (FK 2004). – 27. Februar Andwil (SK 1966). – Brigitte Meier-Löpfe, Bazenheid (SK 1982) 2015, Luca, Karin und Paul Schmid-Hauenstein, Lengnau (HK 10/11). – 28. Februar Vater von: 2015, Simon, Helena und Paul ZimmermannMonika Fähndrich-Rast, Rain (HK 11/12). – Knobel, Vitznau (FK 2004). – 02. März 2015, Luzia Rast, Hellbühl (FK 07). Lorena, Marlen und Daniel Kuster-Schilter, Muolen (FK 2004). – 23. März 2015, Erika, Gatte von: Irene und Urs Betschart-Langenegger, Rickenbach (WK 98/99). – 23. März 2015, FabiVerena Fröhli-Hüsser, Scherzingen (WK an, Fränzi und René Bachmann-Staub, Feu65/66). sisberg, (HK 09/10). – 15. April 2015, Adrian, Schwester Michaela Portmann Silvia und Franz Ott-Betschart, Gersau HK 01/02). – 22. April 2015, Mathias, Monika und
Schwester Josefa Spuhler im Element in der ehemaligen Schulküche (Foto: Priorin Irene Gassmann).
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Schlussgesang Herr, du hast uns aufgenommen. Unsere Seele singt zu dir. Deine Gegenwart, dein Kommen glauben und erfahren wir. Herr, du bliebst bis an die Enden unserer Erde für uns da. Überall liegt dir in Händen, was geschieht und was geschah. Lass dein Feuer mit uns tragen, deine Güte, deinen Geist, und aus dir den Frieden wagen, den dein Wort der Welt verheisst.
(Foto: Liliane Géraud)
Silja Walter OSB; aus: Neue Texte zur Schubert Messe
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Veranstaltungskalender Religion Fronleichnam, Donnerstag, 4. Juni 2015 Im Kloster Einsiedeln 8.30 Uhr Pontifikalamt in der Klosterkirche, anschliessend Prozession über den Klosterplatz 11.00 Uhr Pilgergottesdienst in der Klosterkirche 13.15 Uhr Aussetzung des Allerheiligsten in der Unterkirche 16.30 Uhr Eucharistische Aussetzung zur Vesper in der Klosterkirche 20.00 Uhr Eucharistische Aussetzung zur Komplet in der Klosterkirche Im Kloster Fahr 9.30 Uhr
Feierlicher Gottesdienst mit anschliessender Prozession
90. Todestag Bruder Meinrad Eugster Wann: Sonntag, 14. Juni 2015, 15.00 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Was: Gedenkfeier, alle Verehrerinnen und Verehrer von Bruder Meinrad sind dazu herzlichst eingeladen Sekundiz Pater Anselm Henggeler OSB Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 9.30 Uhr Wo: Feierliches Konventamt, Klosterkirche Einsiedeln Schubert Messe mit Texten von Silja Walter Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 9.30 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Eucharistiefeier – Erstaufführung der Schubert Messe mit Texten von Silja Walter Wer: «ensemble12» und Klostergemeinschaft Fahr Dein Leben will singen – Gesang und Gebet im Kloster Fahr Wann: Samstag, 14. Juli 2015, 19.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Abendlob – Ein abendlicher Gottesdienst zum Ausklang des Hochfestes des heiligen Benedikt mit Gesängen von Silja Walter und weiteren Autoren (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Wer: Benediktinerinnen vom Fahr und Barbara Kolberg
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Kultur Sommerkonzert des Chores «Cum Anima» Wann: Sonntag, 14. Juni 2015, 18.45 Uhr Wo: Grosser Saal, Kloster Einsiedeln Leitung: Adeline Marty Freier Eintritt – Kollekte Musik im Kloster Einsiedeln Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 16.30 Uhr Wo: Kloster Einsiedeln, Grosser Saal Was: Galakonzert der Ungarischen Kammerphilharmonie. Leitung: Hans Schamberger; mit Werken von Ottorino Respighi, Franz Xaver Frenzl und Antonín Dvorák Wer: Pierre Cochand, künstlerische Leitung Vorverkauf: www.pierrecochand.com Einsiedler Orgelkonzerte Wann: Dienstag, 21. Juli 2015: Roberto Marini, Teramo/Rom Dienstag, 28. Juli 2015: P. Theo Flury, Einsiedeln / Rom Dienstag, 4. August 2015: Bruno Reich, Zürich Dienstag, 11. August 2015: P. Lukas Helg, Einsiedeln, und Emmanuel Helg, Frauenfeld Dienstag, 18. August 2015: Thilo Muster, Basel Dienstag, 25. August 2015: Bläserensemble Brass Power und P. Theo Flury Beginn: Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft) Wo: Klosterkirche Einsiedeln Freier Eintritt – Kollekte Weitere Infos: www.orgelkonzerte.ch Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch oder Tel. 055 418 62 70 (Mo. bis Fr. 09.00–11.00 / 13.30–16.00 Uhr) Schreibzelle Was: Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren steht eine Schreibzelle zur Verfügung, um für zwei Tage im Rhythmus der Benediktinerinnen und in der Stille des Klosters dem persönlichen Suchen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens Raum zu geben und an einem «Fahrer-Psalmen-Buch» mitzuschreiben. Wann: Jederzeit (Anmeldung erforderlich) Wo: Kloster Fahr Weitere Infos und Anmeldung: www.kloster-fahr.ch
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Selma Lagerlöf / Verner von Heidenstam und Einsiedeln (II)
«Das Mekka der Schweiz» Als Bewunderer Schwedischer Literatur stand der Einsiedler Pater Friedrich Ziegler in Kontakt mit der Schwedischen Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf und dem schwedischen Literaturnobelpreisträger Verner von Heidenstam. Heidenstam verfasste einen längeren Text über den Wallfahrtsort Einsiedeln, der hier erstmals in einem grösseren Umfang wieder publiziert wird.
Durch eine glückliche Fügung hat sich das Antwortschreiben der Literaturnobelpreisträgerin im Buch «Nils Holgerssons underbara Resa genom Sverige av Selma Lagerlöf – Första Bandet – Stockholm – Albert Bonniers Förlag» mit der Signatur Lv 511 samt Couvert und mit in Falun abgestempelter Frankierung in der Stiftsbibliothek Einsiedeln erhalten. Selma Lagerlöf bedankt sich handschriftlich beim Mönch in Einsiedeln für den Brief und die Einladung. Besonders bedankt sie sich beim Priester aus der Schweiz für «die Freundlichkeit auf Schwedisch zu schreiben». Aufgrund vieler Pflichten sei es ihr leider nicht möglich nach Einsiedeln zu kommen. «Die alten Klöster, die ich in Italien sah, sind die schönsten, die ich auf meinen Reisen gesehen habe, doch ich kann mir vorstellen, dass Ihr altes, berühmtes Kloster sehr sehenswert und reich an Erinnerung und Schönheit sein muss.» Ein Flair für Nobelpreisträger Offensichtlich hegte Pater Friedrich Ziegler einen Hang zur Schwedischen Literatur und insbesondere zu deren Exponentinnen und Exponenten mit Nobelpreisehren. Unter der Signatur Bi 2823 befindet sich in der Stiftsbibliothek Einsiedeln das Buch «Samlade Skrifter – Verner von Heidenstam – Heliga Birgittas Pilgrimsfärd – Stockholm – Al-
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Kopie des Briefes von Pater Friedrich Ziegler an Selma Lagerlöf aus der Königlichen Bib liothek in Stockholm. bert Bonniers Vörlag». Auf der Seite neben dem Haupttitel steht eine längere Widmung von Werner von Heidenstam an Pater Friedrich Ziegler. Wie Recherchen von «Salve» ergaben, handelt es sich im schwedisch verfassten Text um die zweite Strophe des
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Buchcover der schwedischen Ausgabe von «Nils Holgersson» mit der hinten eingefüg ten Briefkarte der Autorin Selma Lagerlöf.
Buchcover jenes Werkes, das Verner von Heidenstam mit einer Widmung für den Ein siedler Pater Friedrich Ziegler versehen hat.
Gedichts «På hoppets dag» des finnlandschwedischen Schriftstellers Zacharias Topelius (1818–1898). Leider lassen sich im Stiftsarchiv Einsiedeln keine Dokumente beibringen, die Aufschluss über die Kontakte zwischen Werner von Heidenstam und Pater Friedrich Ziegler geben würden. Und im Unterschied zum aufgefundenen Brief von Pater Friedrich an Selma Lagerlöf, liess sich in der Linköpinger Stiftsbibliothek, wo der Nachlass von Heidenstam aufbewahrt wird, kein Brief aus Einsiedeln an den schwedischen Literaturnobelpreisträger eruieren. So ist man auf Vermutungen angewiesen, was die Kontakte zwischen Ziegler und Heidenstam betrifft. Tatsache bleibt, dass Heidenstam in Einsiedeln weilte. Zwar erwähnt er in seinem Text über den Klosterort im Finsteren Wald Pater Friedrich nicht. Immerhin ist es denkbar,
dass er anlässlich seines Besuches im Kloster Einsiedeln die Widmung für den Mönch ins Buch schrieb. Im deutschsprachigen Buchhandel sind momentan keine Bücher von Verner von Heidenstam lieferbar. Antiquarisch sind Bücher des Literaturnobelpreisträgers des Jahres 1916 unter zvab.de bestellbar. Bücher von Selma Lagerlöf hingegen werden nach wie vor herausgegeben, so auch eines ihrer wohl wichtigsten Werke: Selma Lagerlöf, Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden – Vollständig übersetzt und mit einem umfänglichen Essay versehen von Thomas Steinfeld – Bereichert mit den Abbildungen von Bertil Lybeck aus der schwedischen Ausgabe 1931. Eichborn, Berlin, 2014, 707 S., CHF 53.90, ISBN 978-3-8477-0359-4. Bruder Gerold Zenoni
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Verner von Heidenstam
Das Muttergottesbild in Einsiedeln Vor etwas mehr als tausend Jahren lebte der heilige Meinrad von Hohenzollern. In seinen besten Jahren schon zog er sich nach Finsterwald am Zürichersee zurück und lebte daselbst als Eremit. Sein Haar ergraute allmählich, und Furchen durchzogen sein Antlitz. Täglich kamen Wallfahrer, um den frommen Mann zu sehen und zu hören, und Hildegard, eine Äbtissin in Zürich, schenkte ihm ein Muttergottesbild. Es war prachtvoll gekleidet, aber sowohl das Haupt der Muttergottes, als das des Christuskindes waren schwarz. Im Jahre 861 fiel der heilige Meinrad zwei Mördern zum Opfer, die in seiner Hütte Kostbarkeiten zu finden hoffen. In dieser Erwartung getäuscht, flohen sie sogleich von der Stätte ihrer Bluttat. Aber zwei Raben, die der heilige Meinrad gezähmt hatte, verfolgen sie unter wütendem Krächzen bis in Zürichs Strassen. Die beiden Übelthäter wurden festgenommen und hingerichtet, nachdem sie ihre furchtbare Tat eingestanden hatten. An der Stelle aber, wo der heilige Meinrad von Mörderhand gefallen war, erstand ein Kloster, das man Einsiedeln nannte, und das schwarze Muttergottesbild wurde dessen vornehmste Reliquie. Als die Klosterkirche 948 eingeweiht werden sollte, hörte man in der Nacht vor dem Festtage den Gesang von Engeln, die unter genauer Einhaltung der kirchlichen Vorschriften die Kirche im Voraus weihten. Papst Leo VIII. erklärte in einer Bulle, eine weitere Einweihung des Gotteshauses sei nicht vonnöten, sintemalen ja der Himmel selbst die Kirche geheiligt habe. So ward der 14. September, der Jahrestag der Engelweihe, zum Festtag des Klosters bestimmt. An diesem Tage versammeln sich in Einsiedeln unzählige Wallfahrer aus der Schweiz, Frankreich und Italien. Man berechnet, dass jährlich hundertfünfzigtausend Menschen vor dem an eine prächtig herausgeputzte Negerin erinnernden Muttergottesbild das Knie beugen. Bei Wädenswil verliess ich den Dampfer des Zürichsees und bestieg den Eisenbahnzug, der sich langsam und keuchend über die Anhöhen nach dem abgeschiedenen, hochgelegenen Alpental von Einsiedeln hinaufarbeitet. Der Herbst ist da, die Weinernte vorüber, und in der Ferne glitzert der frische Bergschnee in der kalten durchsichtigen Luft. Tief unten blaut der Zürichersee, und die Häuser und Kirchen längs des Wassers erscheinen wie Punkte und Striche. Das Ufer gleicht einer krummen, mit nachlässiger Handschrift niedergeschriebenen Zeile. Ein Stück draussen auf der Wasserfläche, auf dem bläulichweissen Papier, hat die nachlässige Hand einen schiefen Gedankenstrich gezogen. Das ist die langgestreckte Insel Ufnau. Auf dieser Insel war es, wo Hutten sich vor seinen Feinden verbarg, aber schon vierzehn Tage nach
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Anziehend auch für Literaturnobelpreisträger: Das Kloster Einsiedeln wie es sich Verner von Heidenstam präsentiert haben dürfte. seiner Ankunft von unser aller Feind, dem Tode, ereilt wurde. Man beerdigte ihn auf dem kleinen unansehnlichen Kirchhof der Insel, aber niemand kennt die Stelle näher wo er ruht. Bald versperren hohe, fichtenbewachsene Hügel den Ausblick, und in einer Stunde ist man in Einsiedeln. Sogleich bei der Ankunft fesselt das gewaltige Klostergebäude mit seinen Flügeln, Mauern und Höfen die Aufmerksamkeit. Die gegenwärtige Klosterkirche, von deren beiden Türmen dreizehn Glocken den Alpenschluchten ihre klaren Erztöne entgegenschleudern, wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts im sogenannten römischen Stil erbaut. Vor der breiten Treppe, die zu den drei Pforten der Kirche emporführt, erhebt sich ein prächtiger Brunnen in Form eines Tempels. Er ist aus schwarzem Marmor gefertigt und von goldener Krone, Sonne und Halbmond gekrönt. Zu beiden Seiten des Platzes laufen Arkaden. Sie strecken sich zur Stadt hinab, wie offene Arme. Man meint auf einer römischen Piazza zu stehen und wundert sich, dass die Höhen der Landschaft Fichten tragen statt Pinien. Beim Eintritt in die Kirche ist man überrascht. Welch’ Wirrwarr von Flitter und Farbe, von Bildern, Lampen und Kronleuchtern! Alles strahlt von Vergoldungen, Goldgefässen, Perlen und Edelsteinen. Kostbare Gegenstände aller Art sind auf den sechzehn Altären angehäuft, und aus der mit Malereien und Zieraten überladenen Decke fällt ein förmlicher Strahlenglanz über die Engel und Heiligenbilder der skulptierten Chorstühle, über das reichgeschnitzte Tabernakel des Hochaltars, über den prunkvollen Predigerstuhl und den goldlehnigen Purpurtron des Abbe’s. Auf dem Altartisch der Seitenkapelle liegen
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hinter Glasplatten die Leichen der Märtyrer mit Schwert und Palmzweig, wie man sie in den Katakomben zu beerdigen pflegte. Sie sind in Gewänder von goldgestrickten blauen oder dunkelroten Sammt gekleidet. Ihre Häupter sind mit weisser Seide überzogen und in Augen und Nasenlöchern sind Goldstickereien mit Perlen und leuchtenden Steinchen angebracht. Auf einem Altar ruht in der matten Beleuchtung der ewigen Lampe ein mit weisser Seide überzogener Kopf ohne Körper. In den beiden Augenhöhlen brennen zwei grosse Smaragde mit grünlichweissem Glanz wie Augen eines Panters. Seltsam heiter wirkt inmitten dieser goldstrotzenden Grabstätte ein Gemälde: Amor sammt Pfeil und Bogen, den Schelm im Auge, bedroht von der Rute, die die Keuschheit mit der strengen Würde einer alten Tante über ihn erhebt. Das Bild ist auf den heiligen Benedikt gemünzt, der, um sich der Gedanken zu entschlagen, die Amor ihm ins Ohr flüsterte, auf die kluge Idee verfiel, sich auf Dornen zu wälzen. Um die geheuchelte Andacht zu verstehen, mit welcher die Wallfahrer diese modernden Reliquien betrachten, muss man sich vergegenwärtigen, dass diese Menschen ja schon von der Schulbank auf über das Leben und die Bedeutung des in Frage stehenden Heiligen genau unterrichtet wurden. Für sie sind die Heiligensagen das, was die Anekdoten und Sagen der Weltgeschichte für uns sind. Zeigt jemand auf einen Altar und sagt: hier ruht die heilige Römerin Charitosa und dort die heilige Candida, so nicken sie ebenso verständnisvoll, wie wir es tun würden, wenn jemand uns sagt: dort ruht Spartacus, und hier liegen Romulus und Remus. In der Kirche vor dem Haupteingange erhebt sich eine freistehende Kapelle von schwarzem, grauadrigem Marmor. Hier stehen wir vor dem eigentlichen Heiligtum Einsiedelns, dem Ziele der Wallfahrer. Hinter dem Gitter der Kapelle erscheint undeutlich und mysthisch im Lichte dreier Silberlampen das schwarze Bild der Muttergottes, umgeben von Silberherzen, goldenen Wolken und Strahlen. Sie ist in steifen Silberbrokat gekleidet. Auf dem linken Arme trägt sie das schwarze Christuskind, im rechten einen Blumenstrauss, und auf ihrer Stirn glitzert eine Krone von Gold und grossen Edelsteinen. Sie sieht aus wie eine eigens für Neger skulptierte Madonna. Es liegt etwas von einem indischen Götzenbild in ihrer Gestalt, und der Duft des Räucherbeckens erinnert an den Geruch der orientalischen Kräuterbasare. Sie ist es, die das Kloster und die ganze Gegend beherrscht. An ihre Gnade wenden sich die Betenden in ihrer Bekümmernis. Sie ist es, die alljährlich durch neue Wunderwerke diese tausend und tausend von Wallfahrern nach Einsiedeln lockt. An den Kirchenwänden hängen Krücken, Stöcke und aus Papier geschnittene Arme und Beine zur Erinnerung an die armen Krüppel, die sie geheilt. Eine Menge kleiner Ölbildchen verherrlichen ihre Macht und Barmherzigkeit. Eines darunter zeigt uns einen Siechen im Krankenhause, der, da keiner ihn zu heilen vermag, schliesslich ihre Hilfe anruft. Wie ein Geist aus «Tausend und eine Nacht» tritt sie aus der Wand des Krankenhauses, und ihr milder, mütterlicher Blick schenkt dem Leidenden die Gesundheit. Ein anderes Bild zeigt uns die Stadt Überlingen von den Schweden bombardiert. Mit der Gewandtheit einer geübten Lawntennisspielerin pariert sie die Bomben und beschirmt das Haus, indes die ganze Familie auf den Knien ihren Beistand anruft. [...] Die Arkaden vor der Kirche sind eigentliche Bazare voll zahlloser Verkaufsbuden. An Feiertagen entwickelt sich hier ein lebhafter Verkehr, der dem Platze das Gepräge eines grossen bunten kosmopolitischen Marktes verleiht. An solchen Tagen läuten die Glocken,
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ziehen die Mönche der Negermadonna mit Standarten und Kerzen umher. Aber schon in der nächsten Stunde ist der ganze Kirchenplatz erfüllt von dem Gedränge der Feilschenden. Hier verkauft man Reliquienkapseln, Medaillen, Crucifixe und Wachsbilder. Da bietet man Rosenkränze feil aus Glas, Holz, Cocus, Perlmutter, Achat und Korallen. Da können wir Gebetbücher haben in Einbänden aus Leder, Elfenbein, Schildpatt, Horn, Seidenpeluche und einfachem Patentsammt. Dort gibt es Kirchenhängelampen, Leuchter und Rauchfässer zum Preise von wenigen bis zu dreihundert Franc und darüber. Auch zu jenen Zeiten des Jahres, wo kein Festtag die Fremden um ihre Kapelle sammelt, ist die ganze Stadt ein einziger grosser Verkaufsladen für kirchliche Artikel. Die Auslagefenster sind voll von Heiligenbildern, Lampen, Gebetbüchern, Rosenkränzen, etc. Bei den Buchhändlern sieht man nur theologische Schriften, Andachtsbücher und Aufsätze über die Madonna von Einsiedeln, über ihre Macht und ihre Wunder. Die ganze Stadt trägt das Gepräge eines Wallfahrtsortes. Eine mächtige Christusstatue begegnet unserem Blicke einige Schritte vom Bahnhof. Droben auf einer Anhöhe thront das Madonnenbild auf hohem Pfeiler. Suchen wir ein Hotel auf, so haben wir die Wahl zwischen den «Drei Königen» und dem Hôtel «St. Johannes». Behagt uns keines von diesen, so mögen wir zu «St. Katharina» oder zu «St. Josef» gehen. Im Notfalle bleibt uns noch das Pilgerhôtel oder auch das «Schwarze Kreuz». Mitten unter diesen Hôtels mit religiösen Namen, mitten vor den breiten Kirchenstufen, blinkt das Hôtel «Pfau» wie ein Kaspertheater zwischen Betkapellen, wie eine Demimondedame zwischen Nonnen. Sitzen wir bei Tische, so dreht sich das Gespräch nur um religiöse Dinge, und auf den Etiketten der Weinflaschen prangen kirchliche Embleme. Wenn wir endlich Einsiedeln hinter uns gelassen haben und einen Blick in unsere Reisetasche werfen, so entdecken wir, dass das Papier um die belegten Semmeln, die wir als Mundvorrat mitgenommen, vollbedruckt ist mit lateinischen Gebeten. Das Umschlagpapier um die schöne Hängelampe, die wir als Andenken gekauft, trägt das Muttergottesbild, und das um das rote Lampenglas gewickelte Papier enthält eine Erzählung von dem Aufenthalt des heiligen Petrus in Rom. Das ist Einsiedeln, dies schweizerische Mekka. [...] An jedem Morgen um vier Uhr wird eine Messe vor ihrem Altar gelesen. Wenn die sanft wogenden Rauchstreifen sie verschleiern, dann scheinen ihre dunklen Züge Leben zu gewinnen und ihre Augenlider zu zittern. Jeden Abend nach der Vesper singt man ein «Salve Regina» nach einer sanften, rührenden Melodie aus dem elften Jahrhundert. Da ist es, als füllte die Kirche sich mit dem Echo aus einer Zeit, die wir nicht mehr verstehen, die aber das Muttergottesbild in unbeugsamem Eifer mit seinen Wundern, seinem Weltruhme und seinem Reichtum bis zum letzten Augenblicke verteidigt. Aus: Verner von Heidenstam, Landschaften und Menschen – Reiseskizzen. Autorisierte Übersetzung von E. Stine, Strassburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz und Mündel.). Der Text wurde behutsam der heutigen Schreibweise angepasst, ohne dass alle für die damalige Zeit typischen Formulierungen – wie etwa Lawntennis – eliminiert worden wären.
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BELLETRISTIK Meinrad Inglin, Schweizerspiegel, Roman. Limmat, Zürich, 2014, 904 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-85781-744-8. bgz. Für Beatrice von Matt gehört zu den künstlerischen Qualitäten dieses gros sen, erstmals 1938 erschienenen Romans, dass das Konflikthafte ebenso schonungslos wie lebendig gestaltet sei. An einer F ülle von Gestalten exerziert Meinrad Inglin in seinem Opus magnum die Zeit des Ersten W eltkrieges auf die Schweiz bezogen durch. Es ist von Ausgewiesenen, Fahnenflüchtigen, Revolutionären, Schiebern und Spionen die Rede so dass sich Parallelen zu heute unweigerlich einstellen. Einer der grössten Schweizer Romane liegt hier glücklicherweise in einer textkritischen Edition wieder vor.
bgz. Am 27. Januar 1940 beendeten Gewehrkugeln das Leben von Isaak Babel im berüchtigten Mos-kauer Lubjanka-Gefängnis. Selbst sein weltweiter Ruhm als Verfasser der «Reiterarmee» hatte die Exekution nicht verhindern können. Als Jude schrieb er in einem totalitären Regime auf dem schmalen Grat zwischen gerade noch möglichen Aussagen und angedeuteten Wahrheiten. Odessa ist dabei ein Fixpunkt der Geschichten aus dem zaristischen und revolutionären Russland. Sabine Ebert, 1815 – Blutfrieden, Roman. Knaur, München, 2015, 1081 S., CHF 39.90, ISBN 978-3-426-65272-25. bgz. In bewegenden Szenen erzählt Sabine Ebert die wenig bekannte Zeit zwischen der Völkerschlacht in Leipzig und Waterloo. Trostlose Armseligkeit und üppiger Luxus kommen dabei genauso vor wie knurrende Mägen und köstliche Soupers. Sabine Ebert beeindruckt durch ihr Talent grösstmögliche Nähe zu einer vergangenen Epoche zu schaffen. Gäbe es ein Gütesiegel für historische Romane, dieses Buch hätte es verdient.
NEUE BÜCHER
Bielefeld & Hartlieb, Im grossen Stil – Ein Fall für Berlin und Wien, Roman. Diogenes, Zürich, 2015, 415 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-257-30031-4. bgz. Dass Koautor ClausUlrich Bielefeld in Berlin lebt, bekommt man auf dem hinteren Klappentext gleich zweimal zu lesen. Das Bielefeld & scheint also sicher zu sein. Hartlieb Im großen Stil Zwei Todesfälle in der Kunstszene von Berlin und Wien bedeuten viel verzwickte Arbeit für den Berliner Kommissar Thomas Bernhardt und die Wiener Inspektorin Anna Habel. Diesmal ist es nämlich besonders vertrackt, denn es geht auch um die Echtheit von Bildern. Doppelte Spannung also. Ein Fall für Berlin und Wien
Roman · Diogenes
Isaak Babel, Mein Taubenschlag – Sämtliche Erzählungen. Hanser, München, 2014, 863 S., CHF 56.90, ISBN 978-3-446-24345-3.
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Peter Richter, 89/90, Roman. Luchterhand, München, 2015, 414 S., CHF 28.50, ISBN 9783-630-87462-3. bgz. «Noch wussten wir nicht, was alles kommen und was alles verschwinden würde.» Peter Richter beschreibt seine Jugend in Dresden im berühmten Wendejahr. Sie waren die Letzten, die noch alles mitmachen durften. Vormilitä-
rischer Unterricht und so. Doch da gab es auch die lauen Sommerabende im geschlossenen Freibad mit der Clique. Selbstironisch erzählt Richter aus einer Zeit des Umbruchs und dem Suchen nach neuen Möglichkeiten.
THEOLOGIE Mouhanad Khorchide, Islam ist Barm herzigkeit. Grundzüge einer modernen Religion. Herder, Freiburg i.Br., 2015, 240 S., CHF 16.90, ISBN 978-3-451-06764-8. Khorchide begründet in diesem Buch erstmals für den deutschsprachigen Raum eine zeitgenössische islamische Theologie. Er zeigt, wie der Islam aus sich selbst heraus zu einem Selbstverständnis kommen kann, das eine fundamentale Wende hin zu einer Theologie eines barmherzigen Gottes vollzieht. Die überarbeitete und erweiterte Taschenbuchausgabe antwortet auf Vorwürfe aus fundamentalistischen Kreisen, einige der im Buch vertretenen Positionen seien nicht mit dem Islam vereinbar. Mouhanad Khorchide sorgt für Klarheit. «Ein revolutionäres Projekt, das er in seinem Buch überzeugend demonstriert.» Prof. Dr. Angelika Neuwirth.
SPIRITUALITÄT Chiara Lubich, Brot des Lebens, Jesus heute begegnen in der Eucharistie. Neue Stadt, München 2014, 64 S., CHF 8.40, ISBN 978-37346-1029-5. Jesu Gegenwart in der Eucharistie: das Geheimnis einer Liebe, die sich ganz verschenkt, die Kraft gibt und verwandelt, die über alle Unterschiede hinweg Gemeinschaft und Einheit stiftet. Die Texte von Chiara Lubich
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(1920–2008) sind Zeugnis lebendiger Erfahrung und regen an, sich neu diesem Geheimnis zu öffnen. Markolf H. Niemz, Sich selbst verlieren und alles gewinnen, Ein Physiker greift nach den Sternen. Kreuz, Freiburg i.Br., 2015, 192 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-451-61322-7. Wir leben in einer Welt, in der wir uns gut orientieren können. Doch wenn es um tiefere Fragen des Lebens geht, sind wir oft ratlos. Prof. Markolf Niemz, Physiker und Bestsellerautor, zeigt mit seiner klaren Sprache, woran es liegt. Wir arrangieren uns mit zahlreichen Illusionen, weil sie so hartnäckig sind: die Illusion vom materiellen Glück, von der individuellen Freiheit und von einem personalen Ich. Was im Alltag taugt, erweist sich aber als Ballast, wenn wir über Gerechtigkeit nachdenken, über den Sinn von Leben und Tod oder gar über einen allmächtigen Gott. Markolf Niemz lädt uns ein, die Illusionen zu verlieren, um alles zu gewinnen. David Steindl-Rast OSB, Meine Zeit liegt in deinen Händen. Das Stundengebet der Mönche als Quelle der Kraft. Herder, München, 2015, Gesamtspieldauer ca. 70 Min., CHF 8.40, IBAN 978-3-451-35098-6. Die Stundengebete, die in den Klöstern bis heute den Tag strukturieren, rufen ein Verständnis von Zeit hervor, das nicht von Hektik und Knappheit geprägt ist. Hier ist die Zeit wertvoll. David Steindl-Rast eröffnet uns dieses Verständnis von Zeit und erschliesst uns die Stundengebete – von der morgendlichen Vigil bis zur Komplet am Abend. Im Stundengebet erfahren wir die Jetzt-Dimension der Zeit.
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Jean-Christoph Rufin, Pilgern für Skeptiker – Meine Reise auf dem Jakobsweg. Knaus, München, 2015, 255 S., CHF 26.90, ISBN 9783-8135-0667-9. bgz. Deutschland hat Hape Kerkeling und dessen Megabestseller «Ich bin dann mal weg» über das Pilgern auf dem Jakobsweg. In Frankreich ist «Pilgern für Skeptiker» ähnlich erfolgreich. Rufin ist Mitglied der Académie Française und Goncourt-Preisträger. Rational eingestellt, lässt er sich voll und ganz auf das Wagnis des Pilgerns mit Regengüssen und wunden Füs sen – denn die falschen Schuhe hat er in seiner Arroganz auch noch gekauft – auf dem Jakobsweg ein. Wie bei Kerkeling kann man auch bei Rufin nicht mehr aufhören mit Lesen!
BIOGRAPHIEN Elisabeth Münzebrock, Teresa von Ávila. Mystikerin, Ordensgründerin, Vagabundin Gottes. Echter, Würzburg, 2015, 168 S., CHF 23.90, ISBN 978-3-429-03825-0. Teresa von Ávila (1515–1582), die grosse Karmelitin, Mystikerin und Kommunikatorin «zwischen Gott und den Menschen», hat inmitten ihrer mystischen Erfahrungen nach allen Regeln modernen Managements 16 Frauenund zwei Männerklöster gegründet. Sie war mit allen geistlichen und weltlichen Grössen ihrer Zeit im Gespräch. Ihre reiche menschliche Begabung und ihr umwerfender Charme «verdrehten allen den Kopf», mit denen sie in Kontakt trat. Dennoch galt ihre grosse Liebe «Seiner Majestät», wie sie Gott ehrfürchtig und liebevoll zugleich nannte. Mit ihm pflegte sie einen immerwährenden, freundschaftlichen Dialog. Ihm zuliebe nahm sie die Strapazen ihrer
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Gründungsreisen quer durch Spanien auf sich. Sein Geist inspirierte sie zu einem schriftlichen Gesamtwerk, das an Brillanz und Tiefe zu den Meisterwerken der spanischen und der Weltliteratur gezählt werden darf. In diesem Band wird ihr bewegtes Leben und einzigartiges Werk vorgestellt. Teresa von Ávila, Werke und Briefe. Gesamtausgabe. Herder, Freiburg i.Br., 2015, 3264 S., CHF 190.– , ISBN 978-3-451-31227-4. Teresa von Ávila, spanische Ordensgründerin und Mystikerin, gilt als Klassikerin der spanischen Sprache. Ihre Werke zählen zur Weltliteratur. Die zweibändige Gesamtausgabe vereint ihre umfangreichen Schriften sowie den erhaltenen Teil ihrer gewaltigen Briefsammlung, die in eindrucksvoller Weise von der Tatkraft und dem Charisma der grossen Mystikerin zeugen. Die zeitgemässe Übertragung aus dem Urtext ermöglicht es, Teresas faszinierende Persönlichkeit neu zu entdecken. Den Texten ist ein umfangreicher Anhang beigegeben, der hilft, das gewaltige OEuvre den heutigen Lesern vollkommen zu erschliessen: auf dem neuesten Stand der Forschung; ausführliche historische, literarische und spirituell-theologische Erläuterungen; zahlreiche Querverweise; Glossar der wichtigsten Begriffe; Personen- und Ortsverzeichnis mit erläuternden Kurzangaben; Karten; umfangreiche Bibliographie.
SACHBUCH Friedrich Schorlemmer, Die Gier und das Glück. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen. Herder, Freiburg i.Br., 2014, 175 S., CHF 20.90, ISBN 978-3-451-33515-0. Ein Buch über das Leben, wie es ist, und wie es sein könnte. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer.
Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andere hin, sind wir verloren. Gier lauert hinter jeder Tür. Sie will das schnelle Glück und sieht den anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch Haben und Besitzen, freilich in einer ewigen Spirale, die keine Zufriedenheit, kein Mass kennt. Glück, das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und Weite. Gier macht unfähig zum Geniessen, sie verengt den Blick und verhärtet das Herz. Gier will haben. Glück will sein. Leben braucht Sinn. Wo wir der Gier verfallen, verhindern wir den Sinn. Christoph Sigrist, Simon Hofstetter (Hrsg.), Kirchen Bildung Raum. Beiträge zu einer aktuellen Debatte. Theologischer Verlag, Zürich, 2014, 163 S., CHF 28.–, ISBN 978-3290-17753-9. Kirchenräume sind gefragt. Sie sind Schatzkammern erbauter und sichtbar gewordener Glaubenserfahrungen und sie haben einen Mehrwert, der eindeutig christlich konnotiert ist. Kirchenräume werden aber je länger je mehr – vor allem in Städten – von unterschiedlichsten Menschen aufgesucht. Kirchenräume lösen daher auch Fragen aus. Besuchende fragen nach Sinn und Bedeutung von Bildern, Skulpturen, Inschriften und dem Raum als solchem, vor allem, wenn Kirchenräume von Menschen unterschiedlicher Denk- und Glaubenshaltungen genutzt werden. Diese Zunahme der Attraktivität macht die Notwendigkeit offensichtlich, Kirchenräume als gebauten Text des christlichen Glaubens neu zu erschliessen. Die Autorinnen und Autoren verbinden theoretische Zugänge und praktische Einblicke: Nach einem einführenden theologischen Teil folgen Beiträge zur Kirchenraumpädagogik sowie Seitenblicke in die Kunstgeschichte und die Architektur.
Den Abschluss bilden praktische Werkstattberichte. So ergeben sich neue Einsichten zur Frage, wie Kirchenräume verstanden und erschlossen werden. Dieter Wundelrich, Sprachen der Welt, Warum sie so verschieden sind und sich doch alle gleichen. WBG Lambert Schneider, Darmstadt, 2015, 288 S., CHF 39.90, ISBN 978-3650-40026-0. Gegenwärtig verwenden 7 Milliarden Menschen 7000 verschiedene Sprachen. Aber nur 6 % der Sprachen haben mehr als 1 Million Sprecher. Oft sind es nicht mehr als 1000 Menschen, die sich in einer Sprache verständigen können. Es gibt also grosse und kleine Sprachen. Dieter Wunderlich erklärt, warum das so ist. Wie entstehen neue Sprachen? Welche sind miteinander verwandt? Was haben sie gemeinsam? Was unterscheidet sie? Wie verbreiten sich Sprachen und wohin geht ihre Entwicklung? Der Autor, ausgewiesener Spezialist und HumboldtPreisträger, beantwortet alle Fragen anhand konkreter Beispiele, auch aus entlegenen, uns völlig fremden Sprachen. Anschaulich und verständlich zeigt er einmal mehr, wie reich und faszinierend die menschliche Sprache ist. Claus Priesner, Chemie, Eine illustrierte Geschichte. WBG Theiss Verlag, Darmstadt, 2015, 224 S., CHF 52.–, ISBN 978-3-80622977-6. Seit frühesten Zeiten betreibt der Mensch Chemie. Was zunächst eher zufällig und unwissentlich geschah, hatte gros sen Einfluss auf unsere Entwicklung, denn wer weiss, wo wir heute ohne das Backen von Brot, das Brennen von Keramik oder das Legieren von
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Metallen stünden? In der Antike entstand dann die Alchemie mit ihrer Suche nach dem rätselhaften «Stein der Weisen». Sie verband Magie mit Experiment und bestimmte für etwa eineinhalb Jahrtausende das abendländische Naturverständnis. Claus Priesner nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte der Chemie, die zahlreiche Wege und noch mehr Irrwege aufweist. Und erst gegen Ende dieser Reise gelangen wir in die Gefilde der naturwissenschaftlichen Chemie mit ihren Atomen und Molekülen, die massgeblich unser modernes Verständnis von der Welt beeinflusst. Machen wir uns mit diesem reich illustrierten Buch auf zu einem ebenso spannenden wie aufschlussreichen Gang durch die Geschichte des Abendlandes.
TAGEBUCH «Heute war ich bey Lisette in der Visite» – Die Tagebücher der Basler Pfarrersfrau Ursula Bruckner-Eglinger 1816–1833. Schwabe, Basel, 2014, 556 S., CHF 98.–, ISBN 978-37960-3328-0. bgz. «Heute erhielt ich von Rosine eine Schachtel mit Kirschen.» (1816) Es sind vielfach lapidare Einträge, die die Verfasserin, Angehörige der Herrnhuter Brüdergemeinde in Basel, aufnotierte. Die Gattin des Binninger Pfarrers und Mutter von fünf Söhnen schreibt über Geburten, Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse und den tatsächlich vielen Visiten und Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung bis hin zum Kloster Mariastein. Die pietistisch eingefärbten Notizen werden so zum Schlüssel einer ganzen Epoche.
GEOGRAPHIE Auf der Reise ins Paradies – Das Reisetagebuch von Heinrich und Christine Gondela
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aus dem Jahr 1802. Die Andere Bibliothek, 2015, Berlin, 455 S., CHF 50.90, ISBN 978-3847-70362-4. bgz. Als Angehörige der privilegierten Schicht unternahmen der Bremer Senator Heinrich Gondela und seine Frau Christine im Sommer 1802 eine langersehnte Ferienreise in einem wenig komfortablen Stuhlwagen nach Leipzig, Dresden, Bamberg, Bremen, Frankfurt und Hannover und führten ein Tagebuch, das sich glücklicherweise erhalten hat. Die empfindsamen Schilderungen faszinieren durch Offenheit, viel zeitgenössisches Kolorit und können als eine Art Ferienreise im Kopf ergänzend zu den eigenen Ferien wohlfeil dazu genommen werden.
GESCHICHTE Patrick Leigh Fermor, Die Entführung des Generals. Dörlemann, Zürich, 2015, 304 S., CHF 35.–, ISBN 978-3-03820-017-8. bgz. Die spektakuläre Entführung des deutschen Generalmajors Kreipe auf Kreta 1944 unter der Leitung des britischen Offiziers Patrick Leigh Fermor ist zwar bloss eine Randnotiz zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Tode Fermors fand sich in seinem Nachlass eine ausführliche Schilderung der Ereignisse, die nun auch auf Deutsch vorliegen. Fermor singt das hohe Lied der Freundschaft unter Partisanen und zeigt sich als Bewunderer von Geographie und Vegetation. Die Problematik von schrecklichen Racheakten der Deutschen mit vielen unschuldigen Toten blendet er dabei mehr oder weniger aus.
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Weitere Autoren dieser Ausgabe Thomas Böni, Pater Cyrill Bürgi OSB, Helmuth Fuchs, Matthias Lüthi, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Gabriel Steiner, Pater Martin Werlen OSB, Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868
Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB
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