Salve 3/2017

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

9. Jahrgang · Ausgabe 3, Juni / Juli 2017 Erscheint sechsmal jährlich

Jahresthema Der Einsiedler im Ranft und seine «Himmelskaiserin»

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Wallfahrt Liturgischer Kalender Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Haben Sie gewusst… Liturgisches Grundwissen Wallfahrtsinformationen Der Wallfahrtspater lädt ein – Bruder Meinrad Eugster

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Kloster Einsiedeln

Frontseite: Der Einsiedler im Ranft und seine «Himmelskaiserin» (Foto: Erich Liebi).

In Memoriam Bruder Ephrem Wüest Das Kloster im Museum II Oblaten zu Gast im Kloster Fahr – Klosterarchitektur Gebetsanliegen Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Namwala Schulseelsorge – Maturandinnen im Frauenkloster Corvina Personalnachrichten Alumni – Unternehmergespräche II

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St. Gerold Abschluss der zweiten Sanierungsetappe Kurs- und Kulturprogramm

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Kloster Fahr Grusswort Klostergärten – die Schmückerinnen Stimmbildung – hochkonzentriert üben Verein Pro Kloster Fahr Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Victorinox-Chef Carl Elsener – Messerscharfer Mythos Neue Bücher Impressum

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LEITGEDANKE

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iebe Leserin, lieber Leser Unser Bild auf der Umschlagseite mit der Einsiedler Madonna sozusagen in Zivil und ihrem Bewunderer Niklaus von Flüe ist vielleicht etwas gewagt. Und vielleicht mutet es auch ungewohnt an, die beiden heiligen Personen aus sehr verschiedener Zeit auf dem gleichen Bild auftreten zu lassen. Ausserdem ist unser Bild ja auch «falsch», denn aus den historischen Quellen erfahren wir, dass Bruder Klaus die Gottesmutter Maria nicht bloss als «Himmelskönigin», sondern regelrecht als «Him­melskaiserin» verehrt hat. Somit hätten wir dem schlichten Einsiedler aus dem Ranft «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln» eigentlich in ihrem allerprächtigsten Ornat gegenüberstellen sollen. Gleichwohl passen Maria und Klaus in diesem Bild bestens zusammen. Ihre bedeutsame Gemeinsamkeit ist ihre äussere Schlichtheit. Das einfache Untergewand der Gottesmutter in Einsiedeln ganz ohne Schmuck und Ornat entspricht der «Magd des Herrn», die in einem Stall in Bethlehem den Himmelskönig geboren hat. Und Bruder Klaus hat in seinem groben Eremitenrock ebenso deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es für den Menschen, der Gott sucht, keineswegs auf das Äussere ankommt. Damit ist nichts gegen schöne Kleider gesagt, schon gar nicht gegen das «Outfit» der Schwarzen Madonna in Einsiedeln. Aber Gott schaut nicht auf unsere Kleidung, sondern in unser Herz, also dorthin, wo wir alle jene «Geringsten» sind, denen das Himmelreich verheissen ist. Als Menschen wie du und ich sehen wir hier die heilige Maria und den heiligen Bruder Klaus, deren ausschliesslich innere Qualitäten den Ruf ihrer Heiligkeit begründen bis auf den heutigen Tag. Insofern bringt unser Titelbild auch zum Ausdruck, dass es durchaus innere Bezüge gibt dafür, dass Einsiedeln und der Ranft dieses Jahr gleichzeitig ihre Heiligtümer feiern. Aber wie ist das eigentlich? Hat Bruder Klaus die Schwarze Madonna von Einsiedeln überhaupt gekannt, hat er sie je gesehen und sie als seine «Himmelskaiserin» im vollen göttlichen Strahlenglanz angebetet? War Bruder Klaus je nach Einsiedeln gepilgert, wie es seine Landsleute aus Ob- und Nidwalden jeweils im Marienmonat Mai einzeln oder als «Landeswallfahrt» seit bald fünfhundert Jahren tun? Diesen Fragen gehen wir in unserem dritten Beitrag zu den Jubiläen in Einsiedeln und Sachseln/Flüeli-Ranft nach – «Der Einsiedler im Ranft und seine «Himmels­ kaiserin» – gleich auf der nächsten Seite Ihr

Erich Liebi

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JAHRESTHEMA

Jubiläen in Einsiedeln und in Sachseln / Flüeli-Ranft III

Der Einsiedler im Ranft und seine «Himmelskaiserin» Zweihundert Jahre seit der Wiederherstellung der Einsiedler Gnadenkapelle, sechshundert Jahre seit der Geburt des heiligen Niklaus von Flüe; die beiden Jubiläen geben uns Anlass, nach innerlichen und äusserlichen Beziehungen zwischen dem «Finsteren Wald» und dem Ranft zu fragen. War Bruder Klaus zu seiner Lebzeit je in Einsiedeln? Und könnte es sein, dass vom Eremiten im Ranft eine heilende Kraft ausging, die auch in Einsiedeln segensreich gewirkt hat, als die dortige Klostergemeinschaft um 1465 auszusterben drohte. Dann gäbe es in Sachseln/Flüeli-Ranft und in Einsiedeln in diesem Jubiläumsjahr einen weiteren guten Grund zum Feiern. Pater Dr. Magnus Künzle, OFM. Cap, «Professor und Prediger in Stans», hatte es noch gut, als er 1917, im «Jubeljahr von Bruder Klaus» anlässlich der «Landeswallfahrt von Nidwalden zu Unserer Lieben Frau von Einsiedeln» in der Klosterkirche seine Festpredigt hielt – mit dem Thema «Bruder Klaus und die Marienverehrung». Der Prediger hatte es gut vor hundert Jahren, weil es das Wort «Gender» noch nicht gab, weil keine Zeitungsartikel erschienen, die «Vom Ende der Geschlechter» (NZZ Folio Mai 2017) sprachen oder die ketzerische Frage aufwarfen: «Braucht es noch absolute Wahrheiten?» (NZZ vom 2.5.17). Es war 1917 wohl auch nicht die Rede davon, die Väter seien die besseren Mütter und umgekehrt. Und auch über Reproduktionstechnologie, künstliche Besamung und künstliche Gebärmütter brauchte sich Pater Magnus 1917 noch keine Gedanken zu machen. Nein, er konnte bei seinem Thema noch aus dem Vollen schöpfen, der Mann durfte noch ungestraft die Frau als Mutter verehren. Und was ist mit Dorothee? Und heute, im Jubeljahr 2017? Jetzt steht weniger die Marienverehrung des Bruders

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Klaus im Vordergrund, sondern Dorothee, die Ehefrau des Niklaus von Flüe. «Und was ist mit der Dorothee?», wird gefragt, wenn ein Loblied auf den Heiligen im Ranft angestimmt wird. In der Vergangenheit ist Dorothee von Flüe zwar durchaus zur Sprache gekommen. Aber halt auf «fromme» Art und Weise, wie Dorothee und ihr Kläusli, Bronzestatue (Ausschnitt) beim Turm der Sachsler Pfarrkirche, 1991 geschaffen von Rolf Brem im Auftrag der katholischen Bäuerinnen der Schweiz (Foto: bruderklaus.com).


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Marienvision des hl. Niklaus von Flüe, aus dem Bilderzyklus in der St. Jost-Kapelle in Galgenen SZ (Foto: Pfarramt Galgenen). etwa im Büchlein «Die Madonna des hl. Bruder Klaus» aus dem Jahr 1966, verfasst von der einst bekannten und geschätzten Autorin Ida Lüthold-Minder, 1902 in Flühli geboren und während vieler Jahre auch dort wohnhaft. Grosse Bekanntheit erwarb sie sich insbesondere mit ihrer Lebensbeschreibung des hl. Niklaus von Flüe. «Feministische» Argumente sucht man bei ihr natür­lich vergeblich. Sie beschreibt Dorothee ganz im Sinn und Geist dessen, was die ­Marienverehrung ausmacht: Die liebevolle Frau und Mutter bringt im schmerzlichen Verzicht ihr ureigenes Opfer für das Grössere und Grösste dar. Dabei hätte Dorothee nach heutigem Mainstream-Denken vielleicht Grund gehabt, eifersüchtig zu sein auf die Frau, die ihrem Mann offenbar lieber war als sie. Ida Lüthold-Minder schreibt: «Ist es nicht, als bete Bruder Klaus neben ihm [Kaplan Bachtaler am Tag nach Bruder Klausens Tod], als mahne er ihn, seine Einsamkeit mit ihr zuzubringen, seiner geliebten ‹himmlischen Kaiserin›?»

Die Mutter Gottes-Darstellung in der Wallfahrtskirche Melchtal entspricht laut Überlieferung dem Bild, das dem Bruder Klaus im Ranft erschienen ist (Foto: Thomas Wallimann, «Huisli»). Die himmlische Kaiserin Dafür, dass es sich mit der «himmlischen Kaiserin» um ein Originalzitat aus dem ­ Mund des heiligen Bruder Klaus handelt, gibt es nach den Kriterien faktenorientier­ter Historiker keine Beweise. Im riesigen Fundus der Bruder-Klaus-Quellen, wie sie von Werner T. Huber zusammengetragen und auf der Website www.nvf.ch veröf­ fentlicht sind, taucht der Ausdruck «himm­ lische Kaiserin» nur einmal auf und zwar im so genannten «Pilgertraktat», um 1488, also kurz nach dem Tod des Bruder Klaus, in Augsburg von Peter Berger als Inkunabel ­gedruckt. Dort lesen wir: «Hier folgt nun ein lobenswerter Traktat, der in zwei Teilen ausgeführt wird. Im ersten Teil wird ein wertvolles und lehrreiches Zwiegespräch wie­ dergegeben, in Frage und Antwort zwischen Bruder Klaus in der Schweiz und einem ehr-

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JAHRESTHEMA samen Pilger. Die erste Frage handelt von der Gottesliebe, die zweite Frage von der Empfängnis der himmlischen Kaiserin Maria...». Nach Ansicht der Historiker handelt es sich beim «Pilgertraktat» um reine Dichtung eines unbekannten Verfassers. Wie dem auch sei, ohne das berühmte Körnchen Wahrheit darin wäre das Thema der Marienverehrung des hl. Bruder Klaus wohl nicht heute noch in aller Leute Mund und mehrmals in Kirchen und Kapellen bildlich dargestellt – im Ranft selber, in der Pfarrkirche Sachseln, in der St. Beat-Kapelle in Obsee/Lungern, in der bereits erwähnten St. Jost-Kapelle in Galgenen... Die Marienvision Was Bruder Klaus im Ranft, unten direkt an der Melchaa genau gesehen und gehört hat, als ihm die Gottesmutter erschien, wissen wir nicht. Auch der Prediger von 1917 wusste es nicht. Aber er verwies die Pilger aus Nidwalden darauf, was eine Inschrift an der unteren Ranftkapelle sagt. «Hier, wo diese gnadenreiche Kapelle steht, hat sich Maria, die Gottesmutter, dem seligen Bruder Klaus [er war 1917 noch nicht heiliggesprochen] gezeigt.» Und Pater Magnus wusste auch zu berichten, «schon Bruder Klaus wollte, dass dort eine Kapelle gebaut wurde, und zwanzig Jahre nach seinem Tode wurde sie mit dem Bilde der betreffenden Erscheinung geschmückt». Diese Information hat auch Ida LütholdMinder in ihrem Büchlein «Die Madonna des hl. Bruder Klaus» verarbeitet, indem sie sie regelrecht zum Vermächtnis des ster­ benden Ranft-Einsiedlers machte. Die Autorin schildert, wie Dorothee und Kinder am Sterbebett des Ehemannes und Vaters ­weilen und hören: «Maria – eine Kapelle – am Bach. Ich hab' sie dort gesehen. Baut ihr eine Kapelle am Bach.» Im 1504 war es soweit. Die Untere Ranftkapelle stand­ und wurde – wie die ­obere – der Mutter ­Gottes und der heiligen M ­ aria Magdalena geweiht.

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Die Marienvision des hl. Bruders Klaus nach der Darstellung durch Anton Stockmann in der Pfarrkirche Sachseln (Foto: zvg). Unten die heutige Untere Ranftkapelle (Foto: Erich Liebi).


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Bruder Klaus in Einsiedeln? Dass aus Flüeli-Ranft/Sachseln dennoch kein Marienwallfahrtsort geworden ist, liegt ­sicher an der nach wie vor ungebrochenen Strahlkraft des 1947 heiliggesprochenen Bruder Klaus. Papst Pius XII. hatte endlich nachvollzogen, was für Einheimische und Besucher des Einsiedlers im Ranft schon zu dessen Lebzeiten klar war: Bruder Klaus ist ein Heiliger! Mit offenkundig sehr guten ­Beziehungen. Auch nach Einsiedeln? «Kein Fremdling in Einsiedeln» Pater Magnus sagte es in seiner Predigt ­anlässlich der Nidwaldner Jubiläums-Landeswallfahrt 1917 in Einsiedeln klipp und klar: «Bruder Klaus ist kein Fremdling hier in Einsiedeln, nicht an diesem Gnadenort, nicht bei den frommen und weisen Hütern dieses Heiligtums.» Und der Prediger fügte hinzu: «Wie manchmal ist der Eremite aus dem Ranfte als frommer Pilgrim hier vor dem Gnadenbilde gekniet.» Bloss gesehen hat ihn keiner. Jedenfalls sucht man in den klösterlichen Archiven ­immer noch vergeblich nach Hinweisen für eine «offizielle» Anwesenheit von Bruder Klaus in Einsiedeln. Aber als Eremit und ­Verehrer «Unserer Lieben Frau» – so viel dürfte klar sein – hat sich Bruder Klaus wohl kaum beim Einsiedler Fürstabt gemeldet, sondern inkognito bei der Gottesmutter ­gebetet. Ein Ohrenzeuge Ebenfalls im Jubiläumsjahr 1917 nahm sich der damalige Klosterchronist Pater Odilo Ringholz dem Thema an: «Die Verehrung des seligen Bruders Nikolaus von Flüe im Stifte Einsiedeln» lautet der Titel seiner ­ Schrift. Und Pater Odilo sagt auch, wem wir die Information zu verdanken haben, Bruder Klaus sei «oft und viel» nach Einsiedeln ­gepilgert. Pater Odilo beruft sich auf einen Augen- bzw. einen Ohrenzeugen – Hans von Waldheim, ein Edelmann aus Halle an der Saale, der am 26. Mai 1474 Bruder Klaus im Ranft besuchte.

War sie, «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln», die Schwarze Madonna, die heimliche «Himmelskaiserin» des Bruders Klaus im Ranft (Glasplattenfoto KAE). Sein Gespräch mit ihm und die Erkundigungen über ihn bei «zuverlässigen Leuten, die ihn gut kannten», hat er gleich danach fein säuberlich niedergeschrieben: «Man sagt auch in dem Lande, dass Bruder Klaus oft und viel zu Lieben Frauen zu Einsiedeln gesehen wird, und kein Mensch vernimmt ihn unterwegens, dem er weder hin noch her begegnete. Wie er nun aber oder durch welche Wege er dahin kommt, ist Gott dem Allmächtigen wohl bewusst.» Das Kloster vom Aussterben bedroht Es könnte allerdings ein ganz und gar handfester Grund dafür gegeben haben, dass niemand im Kloster den Pilger aus dem Ranft bemerkte. Im Jahr 1461 bestand der Einsiedler Konvent nämlich nur noch aus fünf Mitgliedern. Und als 1469 im Ranft die erste Bruder-Klausen-Kapelle unter anderen der Gottesmutter Maria geweiht wurde, gab es im Kloster nur noch einen Administrator und Verhältnisse, die Bischof Hermann von Konstanz veranlassten, «dem Stifte ­Satzungen und Ordnungen» zu verordnen.

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JAHRESTHEMA

Ein starkes Paar – die Gottesmutter Maria und Bruder Klaus (Foto: Erich Liebi). 1478 war Albrecht von Bonstetten Dekan in Einsiedeln. Am 30. Dezember jenes Jahres machte er sich auf den Weg in den Ranft, um Bruder Klaus aufzusuchen. Aufgrund dieses Besuchs verfasste Bonstetten eine Lebensbeschreibung des Einsiedlers und machte ihn damit weit herum bekannt. Als das Kloster wieder aufzublühen ­begann, bewiesen spätere Äbte «auf geradezu grossartige Weise» (Ringholz) ihre ­Ver­ehrung für Bruder Klaus. Zum Beispiel der «heiligmässige» Abt Augustin I. – er stiftete zwei mal fünfzig Gulden, damals eine beträchtliche Summen Geldes, an die Pfarr­ kirche in Sachseln und an die Kaplanei im Ranft. Und aus der Pfarrei Einsiedeln finden «häufige Wallfahrten» zu Bruder Klaus statt. Ist da auch Dankbarkeit im Spiel? Heilende Kraft aus dem Ranft? Aktenkundig ist ein Heilwunder am Einsiedler Leutpriester Bertold Fer. Allein dank seines Versprechens einer Wallfahrt zum ­ Grab des Bruders Klaus – er war am 21. März 1487 gestorben–, erfährt der Mann eine so-

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fortige Heilung von seinem schweren Nierenleiden. Ist das symptomatisch für eine heilende Kraft aus dem Ranft, die sich auch segensreich und heilsam auf die «Renaissance» des Einsiedler Klosterlebens ausgewirkt hat? Könnte es sein, dass Bruder Klaus und seine «Kaiserin» mitgewirkt haben, dass das «Wunder» geschah und ab 1530 mit Abt Ludwig Blarer ein Neuanfang des klöster­ lichen Lebens möglich wurde? Mehr als Bilder An dieser Stelle sei eine laientheologische Erwägung erlaubt. Hinter dem Abbild der von Menschenhand gemachten Statuetten der Mutter Gottes und des Niklaus von Flüe steckt natürlich weit mehr als bloss menschlicher Schaffensdrang oder gar Götzenbildnerei. Bruder Klaus betete genauso wie die Pilger vor der Einsiedler Gnadenkapelle ja nicht ein Bild an, sondern verehrte die wirkliche «Himmelskönigin», die Maria «voll der Gnade». Und wenn in Einsiedeln und im Ranft – wie an unzähligen anderen Orten –


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verschieden aussehende «Gnadenbilder» zu sehen sind, steht dahinter ja immer die eine und einzige Gottesgebärerin Maria. Dass sie Gottsucher aller Art und Zeiten besonders gern mag, ist lebendige Wirklichkeit, sie ­selber war ja eine von Gott Gesuchte. Zäh­len wir eins und eins zusammen, ergibt­ sich, dass an Orten konsequenter Gottsuche die Gnadenkraft der Gottesmutter besonders wirksam ist. «Ein Sach» Das könnte erklären, warum sich seit den ­Tagen des Niklaus von Flüe immer wieder und auf vielfältigste Weise zeigt, dass Ein­ siedeln und Sachseln/Flüeli-Ranft zusammengehören, «Ein Sach» sind, wie man zu Bruder Klausens Zeit gesagt hätte. Da wäre zum Beispiel der Jakobsweg. Man mag es heutigem Denken entsprechend als Zufall abtun, dass er Einsiedeln und Sachseln verbindet. Aber gerade so gut können wir «höhere Fügung» darin erkennen, dass ausgerechnet an einem Ort auf dem Jakobsweg vor sechshundert Jahren ein Kind zur Welt kam mit einer ganz besonderen Berufung. Da wäre auch die erstaunliche Tatsache, dass 1540 zuerst die Nidwaldner und 1558 auch die Obwaldner Landsgemeinde beschloss, jährlich einen «Kreuz-» oder «Bittgang» sowohl nach Einsiedeln als auch zu Kinder aus Obwalden an der Landeswallfahrt 2010 – stellvertretend für alle Pilger aller Zeiten nach Einsiedeln und in den Ranft. (Foto: Jean-Marie Duvoisin),

Gnadenbild mit Standeskerzen Postkarte um 1970 (Foto Pater Damian Rutishauser/KAE). Bruder Klaus in den Ranft durchzuführen und dies bis auf den heutigen Tag als Landeswallfahrt nach Einsiedeln jeweils im ­Marienmonat Mai auch tun. Aus Anlass des Jubiläums dieses Jahr haben die Obwaldner am 9. Mai auch ihre Standeskerze mitgebracht und feierlich den anderen links und rechts der Gnadenkapelle hinzugefügt – auch zur Ehre ihrer «Himmelskaiserin» und ihres Bruders Klaus. Da wäre ferner die Tatsache, dass un­ zählige Pilger aus der Schweiz und umliegenden Ländern seit Bruder Klausens Zeiten aus Einsiedeln und Sachseln/Flüeli-Ranft kurzerhand «Ein Sach» machen und auf ihren Pilgerreisen beide Orte und beide ­ ­Heiligtümer miteinander verbinden – «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln» mit ihrem hl. Meinrad und «Maria im Ranft» mit ihrem hl. Bruder Klaus. Erich Liebi Der Autor bedankt sich sehr herzlich bei Pia Ryser von der Kantonsbibliothek Obwalden für ihre wertvolle Hilfe bei den Recherchen.

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Juni 1. Do

Hl. Justinus († um 165) Philosoph, Märtyrer

21. Di

Aloisius Gonzaga († 1591) Ordensmann

4. So 09.30 16.30 20.00

Hochfest Pfingsten Feierliches Pontifikalamt Feierliche Pontifikalvesper Feierliche Komplet

23. Fr 11.15 16.30 20.00

Hochfest Herz Jesu Feierliches Konventamt Feierliche Vesper Eucharistische Aussetzung Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung

24. Sa 11.15 16.30

Hochfest der Geburt Johannes des Täufers Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

5. Mo Pfingstmontag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 11. So Dreifaltigkeitssonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Hl. Antonius von Padua († 1231) 13. Di Ordenspriester, Kirchenlehrer Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen 14. Mi 09.30

Todestag von Bruder Meinrad Eugster Gedenkgottesdienst bei der Gnadenkapelle

15. Do 08.30 16.30 20.00

Hochfest Fronleichnam Feierliches Pontifikalamt mit Prozession Feierliche Pontifikalvesper Eucharistische Aussetzung Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung

18. So 11. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

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25. So 12. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 29. Do 11.15 16.30

Hochfest der heiligen Petrus und Paulus, Apostel Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen Weltkirche Für die Lenker der Staaten: Dass sie sich fest verpflichten, jeglichen Waffenhandel zu unterbinden, der so viele unschuldige Menschen zu Opfern macht. Kirche Schweiz Möge die Kirche mutig Haltungen revidieren, die sie in sensiblen Fragen von den Zeitgenossen trennen, und möge sie eine Sprache finden, die die Menschen hellhörig macht für die Frohe Botschaft.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Juli 2. So 13. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

23. So 16. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

3. Mo Fest Apostel Thomas 11.15 Feierliches Konventamt

24. Mo

4. Di

25. Di Fest Apostel Jakobus 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Ulrich von Augsburg († 973) Bischof

9. So 14. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 11. Di 11.15 16.30

Fest des heiligen Benedikt Abt, Schutzpatron Europas Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

12. Mi

Johannes Gualbertus († 1073) Abt

13. Do Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen 16.30 Feierliche Vesper 16. So 09.30 16.30

Hochfest Unsere Lieben Frau von Einsiedeln Feierliches Pontifikalamt Feierliche Pontifikalvesper

22. Sa Fest Maria Magdalena 11.15 Feierliches Konventamt

26. Mi

Christophorus Märtyrer

Joachim und Anna Eltern Marias

27. So 17. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen Weltkirche Dass unsere Schwestern und Brüder, die den Glauben verloren haben, durch unser Gebet und unser Zeugnis für das Evangelium die barmherzige Nähe des Herrn und die Schönheit des christlichen Lebens wieder entdecken. Kirche Schweiz Mögen die Menschen dahin gelangen, in ehelichen, partnerschaftlichen, freundschaftlichen, geschwisterlichen, sozialen, beruflichen oder sportlichen Beziehungen ihre Treue im Gott Jesu Christi zu begründen und zu erneuern, der allein wahrhaft treu ist.

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WALLFAHRT

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2017 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) Juni So, 04. Juni Portugiesenwallfahrt 12.30 Uhr Eucharistiefeier Mo, 05. Juni Polenwallfahrt 12.30 Uhr Eucharistiefeier Sa, 10. Juni Pfarreiwallfahrt Uznach, Schmerikon, Gommiswald, Ernetschwil, Rieden 11.15 Uhr Konventamt Sa, 10. Juni 51. Kroatenwallfahrt 19.00 Uhr Pontifikalamt So, 11. Juni 51. Kroatenwallfahrt 12.15 Uhr Pontifikalamt So, 18. Juni Tamilenwallfahrt 12.30 Uhr Eucharistiefeier 15.15 Uhr Andacht So, 25. Juni Glarner Landeswallfahrt 11.00 Uhr Pilgermesse 14.30 Uhr Andacht GK Juli Sa, 01. Juli ZĂźricher Wallfahrt Di, 04. Juli 129. Jurassier Wallfahrt Mi, 05. Juli Do, 06. Juli Mo, 17. Juli 19. Wallfahrt der Fahrenden Mi, 19. Juli Fr, 21. Juli Mo, 31. Juli 40. Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D)

12.45 Uhr 14.30 Uhr 20.30 Uhr 09.30 Uhr 14.30 Uhr 09.30 Uhr 21.30 Uhr 20.30 Uhr 14.00 Uhr 20.30 Uhr

15.15 Uhr Andacht GK

August Di, 01. August 40. Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D) 15.15 Uhr Sa, 19. August Rheintaler Wallfahrt 09.45 Uhr 15.15 Uhr So, 20. August MFM Deutschschweiz 12.15 Uhr 14.30 Uhr Mo, 21. August Einsiedler Krankentag 14.30 Uhr Sa, 26. August Afrikanische Wallfahrt 12.30 Uhr

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Eucharistiefeier Eucharistiefeier Andacht GK Bussfeier Pontifikalamt Eucharistiefeier Lichterprozession KP Andacht GK Pontifikalamt Andacht GK

Andacht GK Eucharistiefeier Andacht Rosenkranz Eucharistiefeier Eucharistiefeier mit Krankensalbung Eucharistiefeier


Haben Sie gewusst, dass ... … Erinnerung lebensnotwendig ist? Ist Erinnerung nicht vielmehr Schwäche, Zeichen von Demenz, Ausweichen von der Härte der Gegenwart? Vermitteln nicht die Erinnerungen, die man an Klassentagen aufleben lässt, ein wohliges Gefühl der schönen und guten Zeit von einst? Erich Kästner hilft mit vier Zeilen, die Erinnerung als eine lebensnotwendige Macht zu erkennen:

Der Friedhof, steingewordenes Erinnern (Foto: Michaela Begsteiger/Imagepoint).

«Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet die Menschen um. Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.»

Diese Verse zeigen, dass Erinnerung eine kreative, gestaltende Macht ist, besser gesagt, von uns als hilfreiche Macht erfahren, ja zu einer wertvollen Macht entwickelt werden kann. Bedingung allerdings ist, dass wir der Erinnerung freien Lauf lassen, die Gedanken, Gefühle, Bilder, die die Erinnerung uns zuspielt, nicht übersehen, verdrängen, für unbedeutend halten. Unsere Erinnerungen sind an Menschen, Redensarten, Orte, Gerüche, Erlebnisse gebunden, sie können sich unvermittelt einstellen, sie können sich aber auch verweigern, wenn wir sie wachrufen wollen. Erinnerungen haben auch die Macht, uns zu täuschen, uns vorzuspielen, dass wir etwas erlebt haben, was wir aber nur gehört, gewünscht oder uns vorgestellt haben. Das Entscheidende drückt Erich Kästner aus. Das Vergessen, also die Weigerung, sich zu erinnern, ist eine Macht, die uns «umbildet», uns eine Sicht von uns selber gibt, die uns schädigt, unschön und unansehnlich macht. Wenn wir das Schöne, Wertvolle, Erfreuliche, das wir gesehen, erlebt, bekommen und erarbeitet haben, vergessen, werden wir böse, misstrauisch, frustriert und verschliessen uns in uns selber. Wenn wir uns aber weigern, die Enttäuschungen, erlittenen Ungerechtigkeiten, Schmerzen und Wunden ernst zu nehmen, weil wir meinen, wir seien darüber hinweggekommen oder oberflächlich darüber hinweggehen, werden wir dumm, das heisst wir verpassen es, in unsere Tiefe hineinzugehen. Erinnerung ist lebensnotwendig.

Pater Alois Kurmann

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WALLFAHRT

Klosterjugend Liturgisches Grundwissen

Spannende und kämpferisch «Kelch» starke Partie Er ist das älteste liturgische Gefäss: Das

für die Feier der Eucharistie konnte AufBrot Einla

man einfach auf den Tisch legen, aber der Wein braucht immer ein Gefäss. In den ersten christlichen Jahrhunderten gab es drei verschiedenartige Kelche: Bei der Gabenbereitung wurde der Wein, den die Gläubigen als Gabe für die EucharisUrsache tiefeier fürund diefür sympathische die Armen mitbrachten, Begegnungin zwischen ein grosses Jou Gefäss hineingegossen. Für die Austeilung des konsekrierten Weins an die Einladung zubenötigte einem Klosterbesuch Gläubigen man weitere Kelche, In einem Schreiben vom 4. da Februar an die viel grössere als heute, die Kelchkommunion normal war und der Kelch genüentsprechenden Redaktionen wies Abt Martin gend im Sinne Weineiner aufnehmen Klarstellung musste. darauf Diesehin, Kelmeist zwei Henkel, wie es auch dassche inhatten der 1075-jährigen Geschichte des bei alltäglichen Trinkgefässen üblich100 war. Klosters Einsiedeln nur knapp während Manmehr konnte so leicht Jahren Mönche zu zugreifen. Einsiedeln Schliessgehörtenlich als heute gab es(zurzeit einen kleineren zählt die Gemeinschaft Messkelch. Dieser stand während des DurchschnittsalHochgebets auf 76 Mitglieder), und dass das ter dem der Gemeinschaft seit ein paar Jahren Altar. Portugiesischer Kelch aus dem XII. Jahrsinkt. Noch vor sieben Jahren waren die MedienDie erstaunt, dass mit Martin Grösse und dieEinsiedeln Form der Kelche verän- hundert (Foto: Wikimedia). derten sich, als immer weniger und Werlen einen so jungen Abt hat – er war schliesslich garalt. keine Anteil am Kelch hatten: Die Trinkschale wurde damals 39 Jahre AbtGläubigen Martin istmehr jedoch immer kleiner,junge die Henkel entfielen, der Kelchfuss wurde breiter, der Schaft höher. nicht der einzige VerantwortungsträgerKunstvoll im Klostergestaltet Einsiedeln. Zurzeit wurde der zählt Kelch die fast von Anfang an: durch kostbares Material, Gemeinschabehaupten, das JournalistenEdelsteine, das Eingravieren von Bildern. Moderne Kelche zeichnen sich häufig durch Team hätte auch bereits mögliche Termine eine einfache, aber ausdrucksstarke Form aus. für ein vorausgehendes Trainingscamp diskutiert…

Pater Kolumban Reichlin Quelle: Gunda Büske/Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes 08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)

Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 20.00 Uhr Komplet

09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

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WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein

Bruder Meinrad Eugster und Unsere Liebe Frau von Einsiedeln «Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.» – Dieser Vers aus dem Magnifikat (Lukasevangelium, 1,46–55) gilt nicht nur für Maria, die als einfache junge Frau erwählt wurde, die Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Er kann auch auf Bruder Meinrad Eugster angewendet werden, der unweit der Gnadenkapelle seine Ruhestätte hat. Im Juni und Juli wird beiden in besonderen Gottesdiensten gedacht. Die Schwarze Madonna von Einsiedeln muss sich um ihre Popularität keine Sorgen machen. Ihre Anziehungskraft scheint ungebrochen. Dass die Jungfrau Maria als «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln» jedoch einen eigenen Festtag hat, ist vielen Gläubigen unbekannt. Im Jubiläumsjahr «200 Jahre Gnadenkapelle» wird darum auf diesen besonderen Umstand aufmerksam gemacht, denn schliesslich gehören Gnadenbild und Gnadenkapelle aufs engste zusammen. Bruder Meinrad, ein demütiger Heiliger Am 14. Juni 1925 verstarb Bruder Meinrad Eugster im Rufe der Heiligkeit. Schon zu Lebzeiten war dieser einfache Ordensmann für viele ein Vorbild. Ein Mönch aus dem Kloster Engelberg hat einmal gesagt: «Das grösste Die letzte Ruhestätte von Bruder Meinrad Eugster in den Einsiedler Klosterkirche (Foto: Jean-Marie Duvoision).

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Wunder von Bruder Meinrad ist die Tatsache, dass er noch nicht heiliggesprochen ist!». Damit verweist er auf dessen sprichwörtliche Demut und Bescheidenheit. Doch gerade damit hat er eine wichtige Botschaft für unsere Zeit: «Nehmt euch nicht zu wichtig!». Am 14. Juni erinnern wir uns darum an sein beispielhaftes Leben und beten um seine Seligsprechung in der Eucharistiefeier um 9.30 Uhr bei der Gnadenkapelle. Festtag der Einsiedler Muttergottes am 16. Juli Zwar gibt es nur eine Jungfrau und Gottesmutter Maria, aber sie wird auf der ganzen Welt in unzähligen (Gnaden-) Bildern verehrt. Die bedeutendsten Wallfahrtsorte ­feiern seit alter Zeit den Festtag «ihrer» Muttergottes zusätzlich zu den üblichen Marienfesten das Jahr hindurch. In Einsiedeln ist es immer am 16. Juli soweit. Normalerweise wird am Sonntag darauf eine «äus­sere Feier» gehalten. Da dieses Jahr der 16. Juli aber auf einen Sonntag fällt, konzentrieren sich die Feierlichkeiten 2017 auf einen einzigen Tag. Um 9.30 Uhr feiert die Klostergemeinschaft mit den Pilgern ein festliches Pontifikalamt. Für Spätaufsteher bietet sich die Pilgermesse um 11.00 Uhr an. Einen letzten festlichen ­Akzent setzt dann die Pontifikalvesper um Pater Philipp Steiner 16.30 Uhr.


S A LV E

3·2016

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

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KLOSTER EINSIEDELN

In Memoriam

Bruder Ephrem Wüest Als Christen – und ganz besonders als Benediktinermönche – leben und feiern wir die Feste des Kirchenjahres. Wir sind eingebettet in einen wohlgeordneten Zyklus, in dem sich die Geheimnisse unseres Glaubens alljährlich wiederholen. Wir erinnern uns in erster Linie an die wichtigen Eckpunkte im Leben Jesu: an seine Menschwerdung und Geburt, an seine Taufe, an sein Leiden und seinen Tod und schliesslich an die Auferstehung. Aber neben den Christusfesten kennt das Kirchenjahr auch andere Feste. Auch sie können uns Orientierung geben auf unserem Glaubensweg. Bruder Ephrem hat seinen irdischen Pilgerweg in einer besonders vielfältigen Phase des Kirchenjahres vollendet. Am Montag war der Josefstag. Bruder Ephrem war als Kind auf den Namen Josef getauft worden. Es war also sein Namenstag. Und mit dem heiligen Josef hat er einen grossartigen Schutzpatron gehabt. In seiner Obhut waren bereits das Jesuskind und seine Mutter Maria geborgen gewesen. Und der heilige Josef gilt auch als der Patron der Sterbenden, als «Patronus Agonizantium», wie es bei seiner Statue an der Nordfassade unseres Kloster auf Lateinisch geschrieben steht. In der Bibel lesen wir nichts über den Tod des heiligen Josef. Aber wir können es uns vorstellen, wie Josef als alter Mann friedlich einschläft im Beisein der Menschen, die ihn lieben: seines Adoptivsohnes Jesus und seiner Frau Maria. Und ich glaube, man kann sagen: Der heilige Josef hat auch unserem Bruder Ephrem einen guten Tod geschenkt. Und gestern am 21. März – es war ja der Frühlingsanfang – haben wir hier im Kloster noch ein anderes Fest gefeiert: den Todes-

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Bruder Ephrem Wüest OSB (Foto: Pater K ­ olumban Reichlin). tag des heiligen Benedikt. Er ist der Verfasser der Mönchsregel, die hier in Einsiedeln von Anfang an beobachtet wird und die auch das Leben unseres Mitbruders Ephrem immerhin fast 70 Jahre lang geprägt hat. Am Montag Josef, am Dienstag Benedikt und heute nun reiht sich Bruder Ephrem in diesen Festzyklus ein. Bruder Ephrem ist umgeben von Menschen, die ihn im Leben begleitet haben: seine Familienangehörigen, seine Freunde und Bekannten, seine Mitbrüder, und die Heiligen, die ihn nun erwarten zum Festmahl im Himmel. Als Christen sind wir eingebettet in ein grosses Ganzes. Wie wir gesehen haben, ist


Bruder Ephrems Tod umrahmt von Festen. Gleichzeitig fällt der Tod unseres lieben Mitbruders aber auch in die Fastenzeit und auch das ist eine grossartige Zeit. Es ist eine Zeit der Vorbereitung. Wir Christen bereiten uns vor auf den Höhepunkt des Jahres, auf das Fest, an dem wir uns daran erinnern, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern dass das Leben am Ende siegen wird. Und wie alle Feste soll auch Ostern nicht nur eine Erinnerung an historische Ereignisse sein, sondern Ostern soll immer wieder aktuell werden, jedes Jahr, jede Woche – denn jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Ja, an jedem Tag, wenn wir Eucharistie feiern, bekennen wir: «Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.» Und an diesem Sieg über den Tod dürfen wir teilhaben. So schreibt es der heilige ­Paulus: «Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden (…) Wenn wir ihm gleich geworden sind im Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.» (Röm 6,3–5)

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Jedes Jahr will uns die Fastenzeit vor­ bereiten auf Ostern, aber nicht nur auf das Ostern, das wir hier auf Erden feiern, sondern auf das ewige Osterfest, auf den Sieg über alles Leid, alle Not und über die Sterblichkeit, auf das Fest, das uns im Himmel verheissen ist und an dem Bruder Ephrem nun bereits teilnehmen darf. Als wir ein paar Tage, bevor Bruder Ephrem gestorben ist, bei ihm im Spital ­waren, sagte er uns: Er freue sich so sehr, nach Hause zu kommen. «Niene esch’s so schön we deheim», hat er gesagt. Und wie er es sich gewünscht hat, so ist Bruder Ephrem tatsächlich nach Hause gekommen, ein paar Stunden vor seinem Tod zurück in sein Zimmer im Kloster, und nun in die Heimat, die ewig bleibt. Es passt sehr gut, dass der Todestag der Heiligen auch Heimgang genannt wird. Für uns Christen ist der Tod tatsächlich ein «nach Hause-Gehen». So sagt es der heilige Pau­lus: «Unsere Heimat ist im Himmel» (Phil 3,20). Bruder Ephrem ist nun zu Hause, wo er erwartet wurde von dem Gott, der ein «Freund des Lebens» (Weish 11,23) ist. Pater Mauritius Honegger

Lebenslauf Bruder Ephrem wurde als Sohn von Ludwig Wüest, Bahnwärter in Sursee, und der Frieda Wüest, gebürtige Fellmann, am 16. Januar 1924 in Sursee geboren und nach vier Tagen in der Pfarrkirche auf den Namen Joseph Jost getauft. Als Joseph acht Jahre alt war, ­zügelte die Familie an die Peripherie der Gemeinde Sursee in ein Bahnwärterhäuschen mitten im Surseer Wald. Dort verlebten die Geschwister Wüest, zwei Knaben und zwei Mädchen, eine sonnige Jugendzeit. Joseph besuchte an seinem Geburtsort sechs Jahre die Primar- und vier Jahre die Mittelschule. Mit fünfzehn Jahren machte er im Missionshaus der Immenseer Patres in Wolhusen Exerzitien. Diese Tage machten ihm so Eindruck, dass er sich entschloss im Herbst 1941 in die 5. Klasse des Gymnasiums Immensee zu wechseln. Nach der Matura 1944 absolvierte er die Rekrutenschule und trat danach ins Noviziat der Bethlehem Missionare in Schöneck ein. Das Philosophiestudium zehrte an seinen Nerven, sodass er das Seminar nach zwei Jahren verliess. Um wieder Boden unter den Füssen zu erhalten, arbeitete er anschliessend in der Gärtnerei Flury in Sursee und im Garten des Bezirksspitals Sursee, was seine Gesundheit wieder kräftigte. Auch wenn

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er nicht mehr Bethlehem Missionar werden konnte, blieb er mit dem Missionsgedanken sehr verbunden. Durch das Auflegen von Missionsheften oder die Unterstützung von Mis­sionswerken und gewiss auch in seinem Beten blieb sein Herz mit den Missionen verbunden. Seinem Wunsch folgend Ordensmann zu werden, trat er im Spätherbst 1949 zusammen mit Bruder Alfons, der Anfang Januar gestorben ist, und Bruder Roman ins Kloster Einsiedeln ein. Schon nach einer Woche schickte man den jungen Joseph für vier Monate ins Collegio Papio nach Ascona. Im Sommer folgte die Einkleidung und ein Jahr später am 16. Juli 1951 die Einfache Profess mit dem Namen Ephrem. Wieder ein Jahr danach kam er in die Obhut von Bruder Simon Welti, der sich anschickte, unserer Klosterkirche eine neue Verglasung zu verschaffen. Bei ihm lernte er die Handfertigkeit des Bleiver­ glasens. Auf diesem Weg half Bruder Ephrem mit an der Gesamterneuerung der Kirchenfenster – Bleiverglasung und Doppelverglasung. Nach gut fünf Jahren waren die Arbeiten für die Bleiverglasungen grösstenteils beendet. Deswegen wurde Bruder Ephrem für zwei Jahre dem Bibliothekar Pater Leo Helbling als Gehilfe zugeteilt. Am äusseren Fest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, dem 21. Juli 1957, legte er seine Feierliche Profess ab. Als im Oktober 1959 Pater Raimund Tschudy zum Abt gewählt wurde, übertrug er ihm das Amt des Kammerdieners. Diese Aufgabe beinhaltete unter anderem die Sorge für die Gäste. In dieser Zeit entstanden auch die neuen Bleifenster in der Bibliothek und im Kloster Fahr. Ab Herbst 1971 bis vor wenigen Jahren betreute er getreulich den Schriftenstand in der Kirche. Über diese Aufgabe schrieb er: «Einsiedler und religiöse Schriften unter das Volk zu bringen: dafür schien mir jede Mühe und jedes Opfer an Zeit gerechtfertigt.» Ab 1975 hütete er auch das Telefon in unserer Telefonzentrale. Diese Tätigkeit brachte ihn auf die Idee, Klosterführungen besonders für Schulklassen anzubieten. Wir dürfen ihn zu den Pionieren der Klosterführungen rechnen. Vielen tausend Schülern und Besuchern hat er mit Leidenschaft von der Grösse und Barmherzigkeit Gottes erzählt. Das war seine Missionstätigkeit. Bruder Ephrem liebte das Wandern in der Natur. Fast täglich schritt er den Kreuzweg beim Meinradsberg ab und pflegte gerne das Beten des Rosenkranzes. Und am Sonntagnachmittag lag immer ein Jass mit Mitbrüdern drin. Trotz seines starken Willens nicht aufzugeben, forderte das Alter immer mehr seinen Tribut. Seine fröhliche Natur wurde manchmal gedämpft durch die schwächer werdenden Glieder. Unseren pflegenden Frauen in der Pflegestation sei an dieser Stelle ganz herzlich für ihre liebevolle Betreuung gedankt. Am Mittwoch, dem 15. März, durfte Bruder Ephrem in seinem geliebten Kloster friedlich einschlafen. Im Vertrauen, dass er nun seine Vollendung in der Liebe Gottes findet, empfehlen wir ihn Gottes Barmherzigkeit. Pater Cyrill Bürgi

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Der Sommer löscht den Durst

Freiwilligendienst im Kloster Einsiedeln für 18- bis 25-jährige Männer

www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire

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KLOSTER EINSIEDELN

Das Kloster im Museum II

Von der Schabmadonna bis zum Klostermodell Dank intensiver und harmonischer Zusammenarbeit von Klosterangehörigen, den Museumsverantwortlichen und vielen Fachleuten befinden sich die Vorbereitungs­ arbeiten für die Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich auf einem sehr guten Stand, sodass der Vernissage am 15. September gelassen, aber auch mit Spannung entgegengeblickt werden kann. Der Kunsthistoriker Markus Bamert, im Kloster für dessen Kunstsammlungen verantwortlich und an der Ausstellungs­ konzeption wesentlich beteiligt, berichtet. Anhand der ersten Ideenpapiere wurde das Detailkonzept für die Ausstellung mit der Umschreibung der verschiedenen Themenkreise erarbeitet. Im Wesentlichen sind dies die Geschichte des Klosters von der Frühzeit bis in die Gegenwart, die Geschichte der Wallfahrt, der Gnadenkapelle und der Schwarzen Madonna. Dann galt es, zu diesen Themenkreisen die aussagekräftigen Objekte aus den Klostersammlungen zusammenzustellen – Objekte aus der Kunstsammlung, dem Archiv, der Bibliothek, der grossen Sakristei und der Sakristei der Gnadenkapelle. Die Qual der Wahl Dabei war weniger das Problem, gute Objekte zu finden und zu bestimmen, sondern aus der grossen Auswahl, die zur Verfügung steht, das Richtige herauszupicken. Weglassen ist in einem solchen Fall schwieriger als bestimmen. Dabei ist das Spektrum der ausgewählten Ausstellungsstücke sehr gross und reicht von der kleinen nur wenige Millimeter grossen Schabmadonna über graphische Blätter zur Klostergeschichte, Urkunden und Handschriften aus der Frühzeit des Klosters, Ex Votos bis zur grossen Goldmonstranz, dem Türkenteppich, dem Klostermodell und zu einer Auswahl aus der Garderobe der Madonna. Insgesamt umfasst diese Auswahl un-

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gefähr 350 Objekte aus zwölf Jahrhunderten. Dabei war die Fachkenntnis der zuständigen Patres und Fratres von enormer Bedeutung. Sie sind es, die den besten Überblick über ihre Abteilung haben. Alle haben sich entsprechend engagiert und sind uns bei der Auswahl und Bestimmung tatkräftig zur Seite gestanden und haben uns dabei auf vieles aufmerksam gemacht. Nachdem die Auswahl der Objekte nach vielem Abwägen definitiv war, musste deren Zustand überprüft werden. Dazu standen während einer ganzen Woche sechs Restauratorinnen und ein Restaurator des Sammlungszentrums des Schweizerischen NatioDie Silberapplicken auf dem Messgewand, das die Markgräfin Sybilla Augusta von BadenBaden dem Kloster schenkte, werden auf ihre Haftung überprüft.


Restauratorinnen des Sammlungszentrums des Schweizerischen Nationalmuseums beim Reinigen des Klostermodells (Fotos: Markus Bamert). nalmuseums in Affoltern zur Verfügung. Sie haben mit Riesengeduld akribisch Objekt für Objekt begutachtet, Zustandsanalysen vorgenommen und überprüft, ob diese ohne Schaden zu nehmen verpackt, transportiert und ausgestellt werden können. Auch wurden alle Objekte professionell gereinigt und soweit nötig und möglich konserviert. Einen solchen enormen Aufwand hätte das Kloster von sich aus niemals vornehmen können. Im Anschluss wurden bereits viele Objekte, die nicht im täglichen klösterlichen Gebrauch sind, fachmännisch verpackt und ins Sammlungszentrum transportiert. Bilder für den Katalog Weit gediehen ist auch bereits der Katalog, der zur Ausstellung erscheint. Dessen Auf­bau ist festgelegt, die Einführungstexte sind Der Photograph und ein Kulturgüterschützer richten das provisorische Atelier für die Aufnahme des Ziboriums des Zar Boris III von Bulgarien ein.

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geschrieben, die abzubildenden Objekte bestimmt und deren Beschreibungen liegen vor. Die meisten abzubildenden Objekte mussten auch noch fotografiert werden. Der erfahrene Fotograf des Sammlungszentrums, Donat Stuppan, hat sein Atelier für eine Woche nach Einsiedeln verlegt und die Aufnahmen gemacht. Dabei kamen uns die Kulturgüterschützer, die uns während einer Woche zur Verfügung standen, zu Hilfe. Holen-bringenhalten, dazu braucht es viele Hände. Dank dieser Aktion stehen dem Klosterarchiv künftig von all diesen Objekten gute Aufnahmen zur Verfügung. Jemand musste über alle auszuführenden Arbeiten den Überblick behalten, ohne die Nerven zu verlieren oder umgekehrt nachlässig zu werden. Dr. Christie Keller, Kuratorin und Projektleiterin beim Landesmuseum und ihre Assistentin Valerie Hashimoto haben dies alles koordiniert und zusammen mit dem Kloster organisiert. Wir haben auch immer im Bewusstsein gearbeitet, dass wir uns innerhalb eines Kloster bewegen, was gewisse Verhaltensweisen verlangt. Dies hat sich dann letztlich bei allen Beteiligten auf die Ruhe und die Intensität beim Arbeiten positiv ausgewirkt. Partnerschaftliche Zusammenarbeit Im Weiteren gilt es nun die Ausstellungsgraphik, die Ausstellungsarchitektur sowie alle kurzen viersprachigen Ausstellungstexte zu den einzelnen Objekten fertigzustellen, sodass dann die Ausstellung ab Mitte August bis zur Ausstellungseröffnung am 15. Septem­ ber 2017 auf den zur Verfügung stehenden gut 1000 m² zügig eingerichtet werden kann. Ein derartiges Unterfangen kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten partnerschaftlich gut zusammenspielen und harmonieren. Diskussionen sind erlaubt, ja erwünscht, aber es gilt am gleichen Strick zu ziehen, um die lange Geschichte des Klosters Einsiedeln und seine Wallfahrt würdig und glaubwürdig zu präsentieren. Und dies ist dank der wirklich guten Zusammenarbeit auf dem besten Weg. Markus Bamert

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KLOSTER EINSIEDELN

Treffen der Oblaten im Kloster Fahr

Klösterliche Architektur Anfang März empfing Priorin Irene die Einsiedler Oblaten zu einer Tagung im Kloster Fahr. Sie hielt einen Vortrag über den architektonischen Aufbau eines Klosters und erklärte anhand des St. Galler Klosterplanes, was die Architektur beiträgt, um die monastische Lebensform optimal zu unterstützen. Sie gab den Oblaten reichlich Impulse mit, wie sie auch ausserhalb des Klosters ihrem Leben eine benediktinische Prägung geben können. Der heilige Benedikt beschrieb in seiner Regel detailliert, wie das Leben im Kloster gestaltet werden muss, damit es für alle zu einer fruchtbaren Gottesbeziehung führen kann. Vorwiegend aus dem Evangelium entnahm er die Anweisungen für den persönlichen geistlichen Weg der Ordensleute. Aus den Apostelbriefen liess er sich inspirieren für die Regelung des Gemeinschaftslebens. Vor allem Letztere ergibt klare Anforderungen an die Einrichtung eines benediktinischen Klosters. Wo habe ich Raum für mich?* Im Kapitel über die Pförtner des Klosters schreibt der hl. Benedikt: «Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können» (RB 66,6). Diese Weisungen wurden in den berühmten St. Galler Klosterplan aufgenommen, der im Jahr 830 im Kloster Reichenau entstand. Es wird angenommen, dass er für Abt Gozbert des damaligen Klosters St. Gallen entworfen wurde. Umgesetzt wurde der Plan in St. Gallen allerdings nie, er hat vermutlich aber einige Klosterarchitekten inspiriert, denn der Entwurf enthält alles, was ein benediktinisches Kloster ausmacht.

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Habe ich Zeiten der Ruhe?* Priorin Irene führte anhand des St. Galler Klosterplanes durch ihren Vortrag und zeigte auf, wie gut die Architektur des Klosters Fahr den Anforderungen dieses Entwurfes und so gleichzeitig auch der Benediktsregel entspricht. Sie betonte, wie wichtig es dem Ordensgründer war, dass Arbeit und Gebet nicht getrennt werden – alles soll innerhalb der Klostermauern möglich sein. Und gleichzeitig soll ein Kloster ein abgeschlossener Bezirk sein. Das Wort Klausur, erklärte sie, stamme vom lateinischen Wort «claustrum», was so viel heisse wie «hinter Schloss und Riegel». Gemäss dem Klosterplan stehen nicht nur die Werkstätten, sondern auch die Abtei ausserhalb der Klausur, damit Beziehungen mit der Aussenwelt gepflegt werden können, ohne das Klosterleben zu stören. Dieser Anforderung kam das Kloster Fahr beim letzten Umbau nach, indem es sowohl die Paramentenwerkstatt als auch das Priorat sowie das Sekretariat aus der Klausur herausgenommen hat. «Die Architektur eines Klosters ist ein Werkzeug für den inneren Aufbau des Einzelnen wie auch für die Gemeinschaft», führte Priorin Irene aus und zitierte aus dem Kapitel über die Werkzeuge der geistlichen Kunst: «Die Werkstatt aber, in der wir das alles sorgfältig verwirklichen sollen, ist der


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Fahrer Klosterarchitektur aus der Vogelperspektive (Foto: Beat Huber). Bereich des Klosters und die Beständigkeit in der Gemeinschaft» (RB 4,78).

chendienst antreten, zuvor eigens dafür gesegnet werden.

Kann ich das Essen geniessen?*

Kann ich es bei mir aushalten?*

Zwei Räume wurden im Vortrag näher beschrieben – das Refektorium und die Zelle. Das Wort Refektorium stammt vom lateinischen Wort «reficere», das so viel heisst wie kräftigen, beleben, erneuern. Die Mahlzeit ist die Fortsetzung der Liturgie, wo die Seele mit Nahrung versorgt wird. Der Liturgie entsprechend wird also auch die Mahlzeit feierlich gestaltet. Die Sitzordnung entspricht der Seniorität und man wird bedient. Gegessen wird schweigend. Ausserdem liest eine Schwester aus einem Buch vor, mittags zur Suppe aus der Bibel, zum Hauptgang aus einem literarischen Werk und nach dem Essen einen kurzen Abschnitt aus der Benediktsregel und alle hören schweigend zu. Abends wird aus einem geistlichen Buch vorgelesen. Die Schwestern, die einen Dienst versorgen, essen nach der Gemeinschaft und dürfen dabei sprechen. «Dienen ist eine benediktinische Grundhaltung», betonte Priorin Irene, weshalb die Schwestern, die einen Wo-

Priorin Irene zeigte den Oblaten das Foto einer Zelle, die, genau wie das Kloster, alles enthält, was eine Schwester braucht: ein Bett, ein Schrank, ein Pult und eine Gebetsecke. Die Zelle ist der persönliche Bereich der Schwestern, den andere Schwestern nur auf Einladung hin betreten können. Dorthin kann man sich zurückziehen und Kraft im Alleinsein sammeln und zum «Wohnen bei sich» zurück zu kommen. Priorin Irene hat, wie sie erklärte, kein Appartement für sich, sondern wohnt zwischen anderen Schwestern in einer ganz normalen Zelle. Im Wortgottesdienst, den Priorin Irene zum Abschluss des Tages mit der Oblatengemeinschaft feierte, stellte sie fest, das Kloster solle ein Ort sein, wo Gottes Wort hörbar ist. Aber sie ermutigte die Oblaten, in ihrem Alltag selber Orte und Zeiten zu finden, in denen dies auch für sie möglich ist. Verena Huber-Halter * Fragen von Priorin Irene an die Oblaten

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KLOSTER EINSIEDELN

Gebetsanliegen Das Motto des 200-Jahr-Jubiläums der Gnadenkapelle lautet: «Stelle mein Haus wieder her!» Es ist ein Aufruf an alle Getauften, an der Erneuerung der Kirche mitzuwirken. Ein wesentlicher Beitrag dazu ist das Gebet. Aus diesem Grund wurde für das Jubiläum ein eigenes Gebet verfasst: Heilige Jungfrau Maria, wir ehren dich als «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln». Dein Sohn hat diesen Ort durch seine Gegenwart geheiligt und zu deinem Heiligtum gemacht. Hier zeigst du dich als liebende Mutter all jener, die mit ihren Freuden und Sorgen, mit ihren Bitten und ihrem Dank zu dir kommen. Gott hat dich erwählt, Mutter seines Sohnes zu sein. Als seine treueste Jüngerin bist du den Pilgerweg des Glaubens gegangen bis unter das Kreuz. Dort hat dich dein Sohn dem Jünger zur Mutter gegeben. Seither bist du die Mutter aller, die deinem Sohn nachfolgen: Du bist die Mutter der Kirche. Lass alle, die zu deinem Heiligtum in Einsiedeln pilgern, deine mütterliche Nähe erfahren. Zeige allen, die hierher kommen, deinen Sohn Jesus Christus. Nimm sie an der Hand und führe sie zu ihm, damit sie in ihm ihren Herrn und Bruder erkennen. Mutter Maria, hilf uns an der Erneuerung der Kirche tatkräftig mitzu­ wirken. Wie du damals mit den Aposteln um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet hast, so bitte auch heute mit uns um ein neues Pfingsten für die Kirche. Hilf allen Getauften, glaubwürdig Zeugnis abzulegen für deinen Sohn Jesus Christus, damit sein Reich unter uns immer mehr Gestalt annehme. Heilige Maria, Mutter der Kirche, Unsere Liebe Frau von Einsiedeln, bitte für uns! Amen.

Gebetsbildchen mit dem Jubiläumsgebet zur Gottesmutter sind bei der Gnadenkapelle gratis erhältlich. Einsiedler Gnadenbild auf einer gewobenen Stola aus der Sakristei der Einsiedler Gnadenkapelle. (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

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KLOSTER EINSIEDELN

­­K O N V E N T GLÖCKLI

R Ü C K BLI C K 21. März Am Benediktstag nimmt die ganze Stiftsschule am Konventamt teil. Die 6. Klasse verbringt an diesem Festtag ihren Klostertag. Die jungen Frauen (34 Personen) gehen ins Fahr. Die Männer sind bei uns mit einem ähnlichen Programm wie die 5. Klasse in der vergangenen Woche. 25. März Heute unternimmt Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen) eine Wallfahrt nach Einsiedeln. Ein Traditionsstrang vermutet dort den Geburtsort des heiligen Meinrad. An einem Gebäude steht neben einer Statue des heiligen Meinrad folgender Text in ­gros­ser Schrift: «Hier stand das schon 1371 erwähnte 70 Fuss (20,2 m) hohe Untertor. 1672 wurde der schadhafte Turm erneuert und erhielt ein neues Glöcklein. Am 19. Februar 1756 riss ein gewaltiger Wirbelsturm einen Teil des Turmes ab, dabei kamen 5 Kinder des Turmwärters Raichle ums Leben. Nach dem Umbau stellte man in einer Nische die Statue des hl. Meinrad mit den beiden Raben als Schutzpatron auf. Fortan nannte man dieses Tor ‹Meinradstor›. 1822 wurde der Turm als Verkehrshindernis abgerissen. Die Statue des hl. Meinrad ist hier im Giebel zu sehen.» Die Pilgergruppe unter der Leitung von Pfarrer Peter Müller feiert mit uns am Hochfest «Verkündigung des Herrn» das ­ Konventamt, darunter etwa fünfzig St. Johannes-Chorknaben, die die Feier musikalisch mitgestalten. Am Nachmittag stehen

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eine Begegnung der Pilgergruppe mit Abt Urban im Grossen Saal, und Führungen mit vier Mitbrüdern auf dem Programm. Die ­älteren Mitglieder der St. Johannes-Chorknaben werden in die Geheimnisse unserer Musikbibliothek eingeführt. Nach der Vesper macht sich die Pilgergruppe auf den ­langen Heimweg. 5. April Nach der Vesper fand vor dem alten Schulhaus der Spatenstich für die Fernleitung des Wärmeverbundes EVE statt. Neben den Gründungspartnern des EVE (Kloster, Stei­ nauer AG Recycling & Umweltservice und Schädler Mulden AG) waren auch Vertreter der verschiedenen beteiligten Firmen anwesend. Der Bezirksrat unterbrach seine Sitzung, um in corpore teilzunehmen und damit die Bedeutung dieses Projektes für die Öffentlichkeit zu unterstreichen. Über die weitere Entwicklung des Projektes wird auf der Website des EVE laufend informiert; dort sind auch weitere Einzel­ heiten über das ganze Projekt zu erfahren (www.energieverbund-einsiedeln.ch). 13. April Während der Liturgie am «Hohen Donnerstag» sind für die Fusswaschung eine Re­ gierungsrätin und vier Regierungsräte des Kantons Schwyz eingeladen sowie eine ­ ­Nationalrätin, ein Ständerat und der Bezirks­ ammann zusammen mit vier Bezirksräten. Anlass dazu ist der 600. Geburtstag des heiligen Bruder Klaus, der selbst ein angesehener Politiker war und auch später segensreich für die Politik wirkte. 14. April Am heutigen Karfreitag wurde erstmals ein gemeinsamer Kreuzweg im Freien angeboten. Pater Philipp konnte um 14 Uhr eine ­erfreulich grosse Anzahl Personen zu dieser Premiere begrüssen: rund hundert Personen, darunter auch einige junge Erwachsene und Familien mit Kindern, nahmen daran teil.


PERSO N ELLES Vom 17.–19. März weilt Pater Philipp im ­bayrischen Marienwallfahrtsort Altötting. Auf Initiative des dortigen Wallfahrtsrektors, Prälat Günther Mandl, versammeln sich dort erstmals die Wallfahrtsverantwort­ lichen der vier grössten deutschsprachigen Marienwallfahrtsorte: Altötting, Kevelaer, Mariazell und Einsiedeln. Eine vergleich­ bare G ­ rös­se und Tradition sowie ähnliche Herausforderungen lassen wertvolle Impulse erwarten. Ebenfalls vom 17.–19. März besucht Frater Francisco ein weiteres Modul im Ausbildungsprogramm «Geistliche Begleitung». Pater Jean-Sebastien weilt über das Wochenende in St. Gerold, wo er seine Ausstellung «Kunst im Kloster» einrichtet; die Vernissage findet am Samstag, 25. März um 16.00 Uhr statt, die Ausstellung im Innenhof des Hauptgebäudes dauert bis am 25. Juni. 30. März – 2. April Im Rahmen des Ausbildungsganges «Geistliche Begleitung» besucht Pater Mauritius­ im Kardinal-König-Haus in Wien das Modul «Gebet, Gottesbild, Bibel» unter der Leitung von Pater Anton Aigner SJ.

KLOSTER EINSIEDELN

27. April – 4. Mai Pater Cyrill nimmt an der Schweizerischen Interdiözesanen Lourdeswallfahrt teil. 29. April Der Hof wird von der Lebendigkeit der Erstkommunionkinder von Einsiedeln gestürmt, die Abt Urban am Schluss des Gottesdienstes am «Weissen Sonntag» zum Frühstück eingeladen hat. Immer und nur an diesem Tag kommt auf den Frühstückstisch im Hofspeisesaal das obligate «Nutella». 29. April Bruder Gerold nimmt als Delegierter des Klosters im Deutschen Seminar der Univer­ sität Zürich an einer Vorstandssitzung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft teil. Haupttraktandum ist die Planung der Jahrestagung vom 22. bis 24. September in Staufen im Breisgau mit dem Arbeitstitel: «Paracelsus-Gestalt der Zeitenwende». 3. Mai Am Mittwoch kehrt Pater Markus aus seinem Sabbatical ins Kloster zurück, dessen letzten Teil er im Heiligen Land verbrachte.

22. April Pater Patrick verreist heute nach Rom. Er wird bis zum 13. Mai wiederum in S. Anselmo unterrichten. Dieses Jahr geht es um ­Religionsanthropologie. 24. – 28. April Kandidat Till und Kandidat Klemens besuchen in Salzburg das Ausbildungs-Modul «Einführung in die Benediktsregel», und ­Frater Francisco ist vom 28.–30. April für ein weiteres Modul in seiner Ausbildung «Geistliche Begleitung» in der Nähe von Innsbruck.

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STIFTSSCHULE 8. März: Unternehmergespräch mit Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz zu den Themen Digitalisierung und Vorsorge im Negativzins-Umfeld. Helmuth Fuchs von den Alumni ­mo­deriert die Gesprächsrunde im Grossen Saal gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus dem Kursfach Unternehmertum und Wirtschaft. 14.–16. März: Klostertag der 5. Klasse. Die Schulseelsorger Pater Cyrill und Pater Martin laden die Schüler der 5. Klasse zu einem Tag im Kloster ein. Die Schülerinnen besuchen gleichzeitig das Schwesterkloster Fahr. 15./16. März: Kantonale Aufnahmeprüfung in die 3. Klasse. Alle neun Kandidatinnen und Kandidaten an der Stiftsschule bestehen die Prüfung. 16. März: Am schweizweiten Känguru Mathematik-Test nehmen alle Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Klasse teil, ebenso ausgewählte Schüler aus höheren Klassen. 18. März: Premiere des Stiftstheaters. Zur Aufführung gelangt der Bühnenklassiker ­«Arsen und Spitzenhäubchen» von Joseph Kesselring in einer adaptierten Fassung (Regie: Oscar Sales Bingisser). Vier weitere gutbesuchte Aufführungen folgen bis zum 25. März.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 1. April: Kein Scherz ist das 64. Laetare-Konzert, erstmals unter Leitung von Lukas Meister und erstmals in Kombination von Studentenmusik und Cum Anima-Chor. Das Publikum ist begeistert. Lukas Meister und Adeline Marty gelingt mit einem anspruchsvollen Doppel­ dirigat eine weitere Premiere. Die FM-Reise führt dieses Jahr nach Prag. 3. April: Auf dem Sportplatz und im Studentenhof werden tiefe Gräben für die neuen Fernwärmeheizungsleitungen ausgehoben, die in der 1. Bauetappe auf dem Schulareal verlegt werden. 5./6. April: 64 Schülerinnen und Schüler werden nach bestandener Aufnahmeprüfung ins Langzeitgymnasium der Stiftsschule aufgenommen. 11.–13. April: Osterexamen der 5. und 6. Klasse. 19. April: Die 2. Klasse besucht im Rahmen der Gesundheitsförderung einen Informationsmorgen «Sexualität» unter Leitung von Claudia Kälin-Treina und ihrem Team von ckt. Der 8. KuSS (Kultur an der Stiftsschule) am Nachmittag ist eine grossartige Eigenleistung der Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler: Über neunzig Mitwirkende unter Leitung von Lukas Meister begeistern im Theatersaal das Schülerpublikum mit einem eineinhalbstündigen Konzert. Erstmals ist die Veranstaltung der Musik gewidmet. Es werden Stücke verschiedenster Stilrichtungen gespielt, getragen von den Musikformationen Studentenmusik, Stiftsorchester und Cum Anima-Chor, garniert mit bemerkenswerten Soli. 20. April: Am Stiftsvolleyballturnier dringt das Team «Respect The Teachers» über­raschend bis in den Final vor, wo sich die Lehrerinnen und Lehrer dem Team der 6. Klasse schliesslich geschlagen geben müssen. 26. April: Kantonaler Spielsporttag in Küssnacht: Die Stiftsschule entsendet zwei Uni­ hockeyteams und eine Volleyballmannschaft mit 22 Schülerinnen und Schüler aus der 1.–3. Klasse. 24.–28. April: Wie vor einem Jahr legen wiederum 57 Maturandinnen und Maturanden die schriftlichen Maturaprüfungen ab. 29. April–13. Mai: Frühlingsferien.

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Johannes Eichrodt


ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Anerkennung finden Vor kurzem war ich beim Joggen im Wald unterwegs. In der Nähe gibt es einen Aussichtspunkt mit Feuerstelle, besonders an Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Im Vorbeilaufen sah ich ein etwa sechsjähriges Mädchen, das sich an einem wahrscheinlich von ihren Eltern an einem Baum befestigten Kletterseil die steile Böschung hinunterhangelte. Begeistert rief es: «Mami, lueg emal!» Es kam keine Reaktion. Dann erneut, etwas lauter: «Mami, lueg emal!!» Wieder keine Reaktion. Und schliesslich, schon fast empört über die fehlende Aufmerksamkeit der Erwachsenen, die mit Feuerentfachen und Vorbereitungen fürs Würstebraten beschäftigt waren, sehr laut und vernehmlich: «Mami, lueg emal!!!» Da endlich kam der ersehnte Blick zum Kind, das auf seine neue Fähigkeit so stolz war, dass es dies unbedingt auch seinen Eltern mitteilen und von ihnen anerkannt wissen wollte; ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ich schmunzelte, denn es kamen mir ­sofort ähnliche Situationen aus jener Zeit in den Sinn, als unsere eigenen Kinder noch klein waren. Zwar sind sie inzwischen erwachsen, aber ich erinnere mich gut an das Leuchten in ihren Augen über ein Lob oder ein anderes Zeichen der Aufmerksamkeit und Zuwendung. Nicht nur im Kindesalter, auch im Erwachsenenleben findet dieses Verhaltensmuster seine Fortsetzung: Fähigkeiten anwenden, sie anderen in der einen oder anderen Form mitteilen und dafür ­Bestätigung und Anerkennung suchen. Die

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kindlichen Verhaltensweisen ändern zwar im Erwachsenenalter, aber das Grundmuster bleibt gleich: Wir alle sind auf Wertschätzung und Anerkennung unseres Tuns durch andere angewiesen, die einen mehr, andere weniger. Anerkennung ist eine Bestätigung für uns, ein Bedürfnis jedes Menschen. Sie gehört als unverzichtbarer Bestandteil un­ seres sozialen Wohlbefindens zum Leben in der Gesellschaft, weil unser Selbstvertrauen dadurch bestätigt und gestärkt wird. Zwar rufen wir als Erwachsene nicht mehr laut und vernehmlich «Lueget emal!» Wir haben uns subtilere Verhaltensweisen zugelegt, um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten. Die meisten von uns beherrschen mehrere Varianten davon ausgezeichnet; die verschiedenen Spielformen, Aufmerksamkeit zu erregen und Anerkennung zu erhalten, sind für das Umfeld manchmal angenehm, manchmal weniger. In jedem Fall fordern sie unsere sogenannten sozialen Kompetenzen heraus; denn ­fehlende Anerkennung von aussen führt oft zu Verunsicherung und Entmutigung, besonders bei Menschen, die in ihrer Jugend mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet wurden. Ich kenne nur wenige Leute, die nicht auf die üblichen Formen von Anerkennung angewiesen zu sein scheinen, sondern gleichsam in sich selbst ruhen. Manchmal frage ich mich, wie sie das schaffen, woher sie ihre Kraft und die innere Überzeugung für ihr Tun schöpfen, ohne dafür den Beifall anderer ernten zu müssen. Dafür bewun­ dere ich sie. Es sind bescheidene Leute, die kaum auffallen und vielleicht gerade deshalb unsere besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung verdienen. Johannes Eichrodt, Rektor

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Namwala

Höhepunkt und gesundheitliche Probleme Gerne berichten wir Ihnen über die erste Hälfte des neuen Vereinsjahrs. Unbestrit­ tener Höhenpunkt war die Übergabe der neuen WC- und Duschblöcke für die Mädchenabteilung vom Internat. Sehr erfreulich ist die Zusammenarbeit mit Projektsupervisor und Vorstandmitglied der Parents Teachers Association (PTA) Joseph Chipindi, mit dem wir fast täglich per WhatsApp in Kontakt stehen.

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Leider traten im ersten Halbjahr auch unerwartete Probleme auf, die – vor allem aus gesundheitlichen Gründen – sofortiges ­Handeln erforderten: Der Wasseranschluss der neuen WC- und Duschblöcke lieferte nicht genug Wasser, weswegen eine neue Leitung verlegt werden musste. Ein ungewöhnlich starker Sturm in Dezember verursachte grosse Glasschäden in den Schlafsälen. Um die Malariagefahr zu reduzieren, mussten die gebrochenen Fensterscheiben ersetzt werden. Anfang März zerbrach eine Abwasserleitung und musste neu verlegt werden, um das ausströmende Abwasser zu kanalisieren und einem drohenden Choleraausbruch vorzubeugen. Zudem beanstandete District Commissioner

(DC) Mary Sakala die nicht ordnungsge­ mäs­se Entsorgung der Hygieneartikel bei der Mädchen-Abteilung, weswegen die Erstellung eines Kehrichtverbrennungsofens zeitlich vorverlegt wurde.

Die neuen Dusche- und WC-Anlagen.

Sturmschäden.

Weniger Geld, mehr Schüler Diese Ereignisse trafen die Schule zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Die finanzpolitische Situation in Sambia verschärft sich zunehmend, und der Handlungsradius der Schule wird durch das Ministerium eingeschränkt. Gleichzeitig steigt die Schülerzahl in grossem Ausmass. Die Staatsschulen in Sambia beziehen ihre Finanzen aus zwei Quellen: Die Lehrergehälter werden vom Staat bezahlt, alle anderen Kosten müssen


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Beat Oetiker setzt dazu viele Stunden ein und das neue Vorstandsmitglied Thea Berchtold korrigiert und übersetzt die Texte. Rahel Fröbel liest die Unterlagen kritisch durch, und Fredi Trütsch pflegt die wichtige Kontakte mit der Stiftsschule in Einsiedeln. Obstgarten in Namwala

Die Kehrichtverbrennungsanlage (Fotos: ­Johannes van der Weijden). mit Schulgeldern gedeckt werden. Hierunter fallen unter anderem die Gehälter der restlichen Angestellten (Sekretariat, Buchhaltung, Küche und anderes Personal, total 16 Personen), Internatskosten, Essen, Schulmaterial, Elektrizität, Unterhalt und Neuinvestitionen. Somit sind die Elternbeiträge wesentlich für die Finanzierung der Schule. Qualität im Vordergrund Der Vorstand erachtet die gute pädagogische Leistung der Schule als prioritär und hat sich entsprechend entschieden, schnell auf problematische Vorkommnisse zu reagieren. Parallel hält der Vorstand daran fest, die Schulden des Vereins, entstanden bei der Erstellung der WC- und Duschbauten, sukzessive zu reduzieren. Und neue Projekte werden erst in Angriff genommen, wenn deren Finanzierung gesichert ist. Um dies gewährleisten zu können, haben wir neue Massnahmen initiiert, um zu mehr finanziellen Mitteln zu kommen. Weiter pflegen wir ­ intensiv unsere Website:

Am 30. Januar sprach ich mit Kebby Malambo, Lehrer in Namwala. Kebby ist dort verantwortlich für den Obstgarten. Er berichtete, dass die Bananen, die die SchülerInnen der Stiftsschule und Namwala im August 2016 gepflanzt haben, dank der guten Regenzeit sehr gut gewachsen sind. Er konnte bereits junge Bananenpflanzen abtrennen und neu auspflanzen. Das wird er in einigen Monaten nochmals wiederholen, damit die Schule bald das ganze Jahr Bananen ernten kann. In September zeigten sich Blattkrankheiten bei den Orangen- und Zitronen­ bäumen. Das machte deren Bekämpfung mit chemischen Mitteln notwendig. Jetzt stehen die Bäume wieder gut da. Grosse Herausforderung Die letzten Monate machten uns wieder ­bewusst, dass das Führen einer Schule in Sambia nicht nur pädagogisch, sondern auch finanziell eine grosse Herausforderung ist. Wir sind überzeugt, dass wir die Schule bei dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützen können und so einen indirekten ­Beitrag für die Ausbildung von mehr als 2000 Schülerinnen und Schülern leisten. Es würde uns ausserordentlich freuen, Sie ­dabei an unserer Seite zu wissen! Johannes van der Weijden

Förderverein Namwala Secondary School Bahnmatt 21 6340 Baar Schwyzer Kantonalbank 6431 Schwyz Konto 60-1-5 IBAN CH85 0077 7008 3469 8001 8 https://www.namwalafriends.org/de

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Schulseelsorge

Maturandinnen im Frauenkloster Am Benediktstag, dem 21. März, bot sich den Maturandinnen im Rahmen des ­Klostertages die Möglichkeit, das Benediktinerinnenkloster Fahr näher kennenzu­ lernen und dabei viele neue Erfahrungen zu sammeln. Das Kloster IST ein Ort der Begegnung – der Begegnung mit Menschen, mit sich selber und mit Gott. Die Maturandinnen begegneten an diesem Dienstag den Schwestern des Klosters. Bei der Ankunft kurz vor Mittag besann man sich gemeinsam im Mittagsgebet. So wurde den Schülerinnen eines der täglichen Gebete sowie die Atmosphäre in der Kirche nähergebracht. Für die Schülerinnen war vor allem der Gesang der Schwestern beeindruckend, welchen sie bisher nur aus dem Kloster Einsiedeln von den Mönchen in einer tieferen Tonlage kannten. Mittagessen mal ganz anders Anschliessend an das Mittagsgebet ging man ins Refektorium, schweigend. Im Speisesaal sass jede Schülerin einer Schwester gegenüber, doch sprechen durfte man vorerst nicht. Gegessen wurde wie in Benediktinerklöstern üblich schweigend. Zuvor gab es eine Lesung und ein Tischgebet wurde gesprochen. Doch ganz ruhig war es dennoch nicht. Weil der 21. März der Todestag des heiligen Benedikt und ein Feiertag der Kirche ist, gab es zum Essen Musik. Für die Maturandinnen trotzdem eine ganz neue Situation, waren sie sich doch von der Mensa eine viel lautere und hektischere Atmosphäre beim Essen gewohnt. Nach dem reichhaltigen Essen durfte man zum Kaffee sprechen. Es begann ein reger Austausch zwischen den Schwestern und den Maturandinnen. Die Schwestern,

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welche alle über fünfzig Jahre alt sind, haben nur selten junge Menschen in einer so hohen Zahl im Kloster zu Gast. Und auch die Maturandinnen haben nicht alle Tage die Möglichkeit, sich mit Ordensschwestern auszutauschen. Die Schülerinnen erzählten von der Stiftsschule, vom Internat, von der Maturaarbeit, Hobbies und die bevorstehenden Maturaprüfungen. Im Gegenzug brachten die Schwestern den interessierten Schülerinnen ihren Tagesablauf, ihre Tätigkeiten sowie das Kloster Fahr und seine Geschichte näher. Nach dem Essen, welches an sich schon sehr bereichernd war, zeigte Pater Martin den Schülerinnen die Klosteranlage. Hierbei besichtigten sie eine alte Kapelle, sowie die Das Refektorim (Speisesaal) des Klosters Fahr (Foto: Priorin Irene Gassmann).


Schwester Hedwig Silja Walter, † 2011 (Foto: Liliane Géraud). Bäuerinnenschule, welche 2013 geschlossen wurde und demnächst einer Schule für verhaltensauffällige Kinder zur Verfügung gestellt wird. Auf dem Gebiet des Klosters Fahr gibt es auch eine Menge Tiere, wie Hasen, Kühe und Bienen. Einblick in den Silja-Walter-Raum (Foto: Verena­Huber-Halter).

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Silja Walters literarisches Schaffen Später besuchten die Schülerinnen die Ausstellung über Silja Walter, welche als Schwester Maria Hedwig im Kloster Fahr lebte und 2011 mit 91 Jahren verstarb. Sie verfasste eine grosse Anzahl an Gedichten, Hymnen, Liedern und Prosawerken. Sie schrieb Texte zu Festspielen, Oratorien und für das Theater. Ihr schriftstellerisches Schaffen wurde mit mehreren Preisen geehrt: unter anderem mit dem Kulturpreis der Stadt Zürich. In einem speziellen Raum über Silja Walter erfuhren die Schülerinnen näheres über ihr Leben, konnten Teile ihres Schaffens lesen und wurde auch mit dem Klosterleben, über welches Silja Walter unter anderem schrieb, vertraut. Im Gespräch mit Priorin Irene Zum Schluss hatten die Schülerinnen Zeit, mit Priorin Irene über Themen rund um das Kloster und das Leben in einem Frauenkloster zu sprechen. In dieser Runde unter Frauen konnten die Maturandinnen all ihre Fragen stellen, dabei wurde auch die Rolle der Frau in der katholischen Kirche thematisiert. Denn die Schwestern haben immer noch weniger Rechte als die Mönche, so haben die Schwestern des Klosters Fahr, trotz deren Bitte, keine einzige Stimme bei der Abtswahl, obwohl sie dem Abt von Einsiedeln unterstellt sind. Neben den spirituellen ­A spekten des Klosterlebens waren auch die finanzielle Versorgung, sowie das Leben in einer Schwesterngemeinschaft und die ­Aufgaben von Nonnen und der Priorin ein Thema. Der Tag war für alle bereichernd, die Schülerinnen lernten das Klosterleben hautnah kennen und konnten all ihre Fragen rund um das Klosterleben stellen, im Gegenzug kamen die Schwestern in Kontakt mit jungen Schülerinnen mit anderen Ideen und Idealen und konnten sich mit diesen austauschen. Alina Jud (6c)

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Corvina

Die Frauenverwunderung von Innsbruck Die GV (Gymnasialverbindung) Corvina war zum Anfang des Semesters viel auswärts ­unterwegs und hat dort viele aufregende Erfahrungen gemacht: Poldi geht auf Reisen Am 7. April trafen wir unsere Kollegen der GV Suitia in Schwyz zu «Poldi geht auf Reisen». Zunächst feierten wir im Stammlokal der Suitia, wo wir uns mit unseren Farbenbrüdern der GV Struthonia verabredeten. Im anschliessenden «Rosenkranz» gingen wir von Lokal zu Lokal. Dabei kam Poldi, der Stammheilige der GV Suitia mit uns auf die Reise und sorgte immer wieder für lustige Momente. «Poldi» ist aus Zinn, hat kurze Beine und ist mittlerweile auch nicht mehr der Jüngste. Dabei liebt es «Poldi», in jeder Gastwirtschaft mindestens einen kühlen Gerstensaft zu sich zu nehmen. Schade nur, dass dieser Abend zu schnell vorbeiging. Ab nach Österreich! Am 21. April machten wir uns auf den Weg für das «Drei-Verbände-Fuchsenweekend», einem Verbindungstreff mit unseren Farbenbrüdern aus Österreich und Deutschland, welches dieses Jahr in Innsbruck stattfand. Nach einer langen Carreise von Zürich zum Zielort gab es ein spendiertes Raclette zum Znacht. Am anschliessenden Treff mit unseren benachbarten Freunden stellten wir fest, dass diese sehr überrascht waren, unter den Besuchern aus der Schweiz auch Frauen begrüssen zu dürfen. Am nächsten Tag wurden wir durch die Altstadt geführt. Dabei erfuhren wir vieles über die dortige Kultur. Später gab es einen grossen Stamm, welchen die

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Weibliche Mitglieder sind bei der CV Corvina längst eine Selbstverständlichkeit, doch bei österreichischen und deutschen Kollegen lösten sie Verwunderung aus (Foto von der Weihnachtsfeier 2016: Marc Schiller). verschiedenen Verbindungen nacheinander führten. Anschliessend durften wir zwei weitere Verbindungshäuser besuchen. Nach diesem erlebnisvollen Tag waren am Sonntag alle etwas erschöpft, dennoch war sie Stimmung lange nicht im Keller. Nach dem Zmorge hiess es Abschied nehmen und in den Bus nach Hause zu steigen. Marc Schiller v/o Mobil


Venerabile Monasterium Am 15. März 2017 ist Bruder Ephrem (Josef) Wüest gestorben. – Pater Thomas (Michael) Fässler (1997–M 2003) wird ab 1. August 2017 Lehrer für Geschichte und Latein an der Stiftsschule und übernimmt von Pater Martin Werlen die Betreuung der Ministrant­ innen und Ministranten. – Pater Philipp Steiner gibt sein Pensum als Religionslehrer an der Stiftsschule ab, um sich vermehrt der Arbeit in der Pilgerseelsorge zu widmen. Die frei werdenden Religionsstunden übernehmen Abt Urban Federer (1984–M 1988) und Pater Martin Werlen.

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schaft und Recht seit 1990, tritt aus dem Schuldienst aus. – Ebenfalls verlässt Nathalie Imhof, Lehrerin für Mathematik seit 2011, die Schule. – Ein Sabbatical in Schottland verbringt mit seiner Familie während des kommenden Schuljahres Matthias Lüthi, Lehrer für Philosophie und Deutsch seit 2009. – Irmgard Fuchs (2002–M 2008), die während des vergangenen Schuljahres einen Forschungsaufenthalt in Utrecht hatte, kehrt als Deutschlehrerin an die Stiftsschule zurück. – Andreas Schuler (2003– M 2009) vertritt Matthias Lüthi als Philosophielehrer. – David Jäger (1998–M 2004) unterrichtet das Fach Wirtschaft und Recht.

PERSONAL NACHRICHTEN

Penates Carolina und Thomas Eberle-Schwarb (2000– M 2008) haben am 14. November 2015 ge­ heiratet, Lincolnweg 23, 8840 Einsiedeln. – Valentin Gresch (2000–M 2006) und Linda Becker freuen sich über die Geburt von Matteo Dominik Gresch, geboren am 10. Januar 2017; Schlaggasse 2, D-55232 Ensheim. – ­Nadine und Fabian Schalch-Füchslin (1997– M 2003) freuen sich über die Geburt von Norina Phuong, geboren am 22. Februar 2017; Mühlegasse 9, 6314 Unterägeri. Vitae merita Hanspeter Rölli (1967–M 1971), der während 33 Jahren Hausarzt in Hergiswil LU war, tritt auf den 6. Mai 2017 offiziell zurück. Der «Willisauer Bote» vom 28. April schreibt: «Dr. med. Hanspeter Rölli war Tag und Nacht für seine Patientinnen und Patienten da… Er hat das Hergiswiler Dorf über Jahrzehnte geprägt.» – Agnell Rickenmann (1976–M 1983) ist vom Solothurner Regierungsrat zum residierenden Domherr gewähllt worden; Amtsantritt 1. Septemer 2017. Lehrpersonen an der Stiftsschule (soweit aktuellen und ehemaligen Schülerinnen und Schülern bekannt): Auf das Schuljahr 2017/18 ergeben sich im Lehrkörper folgende Änderungen: Stefan Zurfluh, Lehrer für Geschichte und Wirt-

In pace Pierre Beurret (1939–M 1942) ist am 10. Mai 2016 (sic!) gestorben. – Ernst Näf (1937– M 1944) ist am 26. Mai 2016 (sic!) gestorben. – Am 25. Februar 2017 ist Josef Schnyder (1951–M 1959) gestorben; er war der Bruder von Franz (1952–1957) und Fridolin (1951– M 1958), der im August 2008 gestorben ist. – Othmar Schubiger (1954–1958/1960– M 1962) ist am 27. März 2017 gestorben. – Am 24. Februar 2017 ist Karl Gschwind-Megert (1954–M 1958) gestorben. – Am 7. März 2017 ist Emil Eberle (1951–M 1957) gestorben Um liebe Angehörige trauern: Trudi Riklin-Seiler, die Mutter von Thomas (1965–M 1973), Bruno (1967–M 1974) und ­Gisela Riklin (1982–M 1989), ist am 10. März 2017 gestorben; Alois Riklin (1947–M 1955) war ihr Schwager. – Jachen Caflisch, der Vater von Christoph Caflisch (1974–M 1981), ist am 11. März 2017 gestorben. – Walter, der Bruder von Eugen Schädler (1960–M 1968), ist am 19. März 2017 gestorben. – Am 9. März 2017 ist Marie Fuchs-Föhn, die Mutter von Ernst Fuchs (1981–M 1988) gestorben; Ernst Fuchs ist seit 2012 Pfarrer in Lachen SZ.

Pater Alois Kurmann

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Ivo Furrer im zweiten Unternehmergespräch der Alumni

Digitalisierung, AHV und Startups Am 8. März 2017 fand das zweite Unternehmergespräch im Kloster statt, diesmal mit Ivo Furrer, CEO der Swiss Life Schweiz. Das Gespräch im Grossen Saal wurde von den Fachlehrern des Kursfachs «Unternehmertum & Wirtschaft», Stephan Zurfluh und Helmuth Fuchs, sowie den Alumni Scholae Einsidlensis organisiert. Durch den Abend führten Helmuth Fuchs sowie Niklas Meinhold, Max Somm und Ella Pannekeet aus dem Kursfach. Die Digitalisierung ist in der heutigen Zeit präsenter denn je und daher auch ein heiss diskutiertes Thema. Inwiefern die Digitalisierung in der Versicherungsbranche eine Rolle spielt, wie weit die Entwicklung bereits vorangeschritten ist und was uns in Zukunft erwartet, beantwortete Ivo Furrer. Kein Ersatz für Beratung Die Firma Swiss Life setze die Digitalisierung an den Anfang ihrer Strategie. Dabei werde die Digitalisierung zur Verbesserung der Effizienz sowie zur Vereinfachung des Arbeitsalltags eingesetzt. Durch die neuen technischen Mittel werde auch die Digitalisierung vorangetrieben. Aber diese sei keine plötzliche Änderung, sondern ein Prozess, welcher schon vor längerer Zeit begonnen habe. Durch die Digitalisierung werde auch ein verbesserter Kundenkontakt ermöglicht. Dennoch werde die Digitalisierung keinesfalls die physische Beratung ersetzen, da die Beratung zu kompliziert und ein bestimmtes Know-how erforderlich sei, welches ein Computer nicht so einfach ersetzen könne. Vom gesamten Jahresbudget von 400 Millionen Franken setze das Unternehmen jährlich sechs bis acht Millionen Franken für die Digitalisierung ein, erklärte Ivo Furrer.

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Unternehmergespräch der Alumni des Kursfachs «Unternehmen und Wirtschaft»: Fachlehrer Helmut Fuchs, Schülerin Ella Pannekeet... Als weiteres Thema wurde über die Gesellschaft und die notwendige Vorsorge diskutiert. Max Somm wollte vom Versicherungsfachmann wissen, wie sich eine Firma für Lebensversicherung wie die Swiss Life für die Zukunft auf eine sich ändernder Gesellschaft einstelle, die dank verbesserter Medizin immer älter werde. Ivo Furrer legte den Zuhörerinnen und den Zuhörer an dieser Stelle ans Herz, sich mit der Vorsorge früh genug zu beschäftigen. Eine rechtzeitige Auseinandersetzung sei sehr wichtig für die Zukunft.


Ein klares Ja zur AHV Ivo Furrer ist vom Drei-Säulen-Prinzip der Schweiz überzeugt. Die Schweiz habe potentiell das beste System, wenn man es mit den Nachbarländern vergleiche. Das Konzept sei überzeugend, deshalb müsse eine Reform auch innerhalb der drei Säulen geschehen, um das Konzept als solches beizubehalten. Auf die Frage, ob ein System «AHV», welches 1948 errichtet worden war, noch zeitgemäss sei, beantwortete Ivo Furrer mit einem klaren Ja: «Wir brauchen die Institution AHV». Furrer bestätigte, dass wir in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten, weil die Babyboomer-Generation ins Rentenalter kommt und es immer weniger junge Menschen gibt. Dennoch ist er überzeugt von der AHV. Man gebe den Menschen, die weniger verdienen, etwas ab, das sei sozial und zeitgemäss, denn davon profitierten alle. Startups – Ein aktuelles Thema Startups sind eine eigene Welt, ein eigenes Ökosystem. In Furrers Unternehmen haben sie auch zwei, drei Mitarbeiter im Team, welche die Startups und deren Technologie verstünden, dies sei besonders wichtig. Startup-Unternehmer würden nicht mit Leuten wie «ihm» reden, ausser wenn es ums Geld gehe. Eine Anekdote aus dem Startups-Alltag zauberte dem Publikum des Abends ein

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Lächeln aufs Gesicht. Ivo Furrer erzählte, ­ ines Tages sei er von einem Start-up Untere nehmer nach dem finanziellen Beitrag der Swiss Life für Startups gefragt worden. «Sechs bis acht Millionen Franken», habe er geantwortet. Darauf habe der Jungunternehmer geantwortet, er habe eine Zusage von zwanzig Millionen Franken. Darauf erwiderte der CEO: «Ich habe 1.3 Millionen Kunden, Sie haben gar keinen.» Die Jungen und die Sicherheit Zum Schluss wollte Ella Pannekeet von Ivo Furrer wissen, wie sich das Angebot der Versicherungsbranche an junge Menschen anpasse. Denn die junge Generation habe ein ganz anderes Verhältnis zu Besitz und Sicherheit. Für die Jungen sei viel haben und alles zu versichern, weniger wichtig, ein ausgewogenes Leben in einem guten sozialen Umfeld würde höher im Kurs stehen, so die Schülerin. Auch Ivo Furrer ist das Problem bekannt. Eine konkrete Lösung hat auch Ivo Furrer nicht. Es gilt einfach, sich auf die Generation und ihre Wünsche einzustellen und die weitere Entwicklung zu beobachten. So haben alle Anwesenden an diesem Abend viele neue Informationen über die Digitalisierung, die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Versicherungsbranche erfahren. Alina Jud, 6c

...und Schüler Max Somm, li., Ivo Fürrer, CEO der Swiss Life Schweiz (Fotos: Désirée Andermatt, 4b).

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PROPSTEI ST. GEROLD

Gesamtsanierungsprojekt der Propstei St. Gerold

Abschluss der zweiten Sanierungsetappe Nach fünfmonatiger intensiver Arbeit konnte Mitte März 2017 – gerade rechtzeitig zur Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz – die zweite Sanierungsetappe des Gesamtsanierungsprojekts der Propstei St. Gerold abgeschlossen werden. Dabei wurden der Herbergetrakt vollumfänglich erneuert und neue Gästezimmer realisiert. Am 14. Mai 2016 hat die Klostergemeinschaft in Einsiedeln grünes Licht gegeben für die Umsetzung der zweiten Sanierungsetappe des Gesamtsanierungsvorhabens der Propstei St. Gerold. Dieser Abschnitt umfasste die Sanierung von neun bestehenden Gästezimmern sowie den Neubau von sechs Einzel-, zwei Doppelzimmern und eines Seminarraums im Herbergetrakt. Die Sanierung des historischen Gewölbe­ kellers aus dem frühen 17. Jahrhundert im Erdgeschoss (geplant sind dort vier Seminarräume und ein Ausstellungsraum für den Biosphärenpark Grosses Walsertal) soll nach Möglichkeit im kommenden Winterhalbjahr erfolgen.

Eines der neuen Doppelzimmer.

Ende Mai abgeschlossen Mit den Arbeiten wurde am 10. Oktober 2016 begonnen. Der Innenausbau konnte rechtzeitig zur Frühjahresversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, die Mitte März 2017 erstmals in der Propstei stattgefunden hat, abgeschlossen werden, so dass die Bischöfe als erste die neuen Zimmer bewohnen konnten. Aktuell sind noch die Sanierung der Aussenfassade sowie Anpassungen beim Vorplatz und bei der Stras­ se in Arbeit. Bis Ende Mai sollten auch diese Arbeiten abgeschlossen werden können. Aufgrund des hohen Interesses am sorgfältig geplanten und bereits umgesetzten Sanierungsprojekt bietet Pater Kolumban

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Die neuen Zimmer sind alle mit propsteieigenem Eschenholz ausgekleidet. diesen Sommer besondere Propsteiführungen an zum Thema «Bauen als Dienst am Leben und Akt des Vertrauens» mit spannenden Einblicken in das Gesamtsanierungsprojekt der Propstei St. Gerold. In dieser persön-


PROPSTEI ST. GEROLD

lichen Führung stellt Pater Ko­ lum­ ban Interessierten die neu sanierten Räumlichkeiten der Propstei vor, gewährt Einblicke in die umfassende Konzept- und Planungsarbeit, in spannende Entwicklungsprozesse, die Wahl der Materialien und sein Verständnis vom Bauen als Dienst am Leben und Ausdruck des Vertrauens. Die Führung wird mit einem gemeinsamen E ­ ssen im Propsteirestaurant abgeschlossen. Propstei St. Gerold

Bauen als Dienst am Leben

Viel Licht und Platz in den neuen Nasszellen (oben), eines der neuen Einzelzimmer im neu ausgebauten Dachgeschoss (Fotos: zvg).

Führungen mit Pater Kolumban 18.00 Uhr Führung mit Pater Kolumban durch die sanierten Räumlichkeiten 18.45 Uhr Aperitif im historischen Weinkeller der Propstei 19.15 Uhr Exquisites saisonales 4-Gang-Überraschungsmenü in der Remise (Vegi, Vegan oder Fleisch) Anzahl Teilnehmer Mind. 5 bis max. 20 Personen Preis Pro Person € 49.– (zzgl. Getränke beim Essen) Termine Jeweils am Freitagabend: 9./23./30. Juni, 14./21. Juli, 4. August, 1./8./15. September, 6./27. Oktober 2017 Anmeldung Jeweils bis spätesten am Mittwochabend zuvor, 18 Uhr: Tel. +43 5550 2121 Mail: propstei@propstei-stgerold.at Online: www.propstei-stgerold.at/kulturprogramm

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PROPSTEI ST. GEROLD

Veranstaltungen Ausstellung: Kunstschaffen im Kloster Wann: Bis Sonntag, 25. Juni 2017 Wer/Was: «Neige das Ohr deines Herzens!» Mit diesen Worten beginnt die Benediktsregel. Sie laden uns ein, hinter die Dinge zu schauen, zu lauschen, wachsam zu sein und achtsam zu leben. Alles spricht und kann uns zum Wegweiser werden. Pater Jean-Sébastien Charrière bemüht sich als Mönch des Klosters Einsiedeln, nach dieser Überzeugung zu leben und gibt seinen Lebens- und Glaubenserfahrungen durch Farben, Formen, Symbole und Themen Ausdruck in vielfältigen Stilen. Von ihm stammt auch die Bronze-Skulptur des hl. Gerold mit dem Esel in der neuen Geroldsstube. Bauen als Dienst am Leben Wann: Jeweils am Freitagabend: 9./23./30. Juni, 14./21. Juli, 4. August, 1./8./15. September, 6./27. Oktober 2017 Wer/Was: In einer persönlichen Führung stellt Ihnen Pater Kolumban die neu sanierten Räumlichkeiten der Propstei vor, gewährt Einblicke in die umfassende Konzeptund Planungsarbeit, in interessante Entwicklungsprozesse, die Wahl der Materialien und sein Verständnis vom Bauen als Dienst am Leben und Ausdruck des Vertrauens. Programm: 18.00 Uhr Beginn der Führung / 18:45 Uhr Aperitif im historischen Weinkeller der Propstei / 19.15 Uhr Exquisites 4-Gang-Überraschungssmenu nach Saison in der Remise (Fleisch, Vegi oder Vegan). Preis: € 49.– pro Person, zuzüglich Getränke beim Essen. Teilnahme: Mindestens 5 Personen, maximal 20 Personen. Fall sich weniger als 5 Personen angemeldet haben, werden die Angemeldeten jeweils am Donnerstag von uns informiert. Anmeldung: +43 (0)5550 2121 oder propstei@propstei-stgerold.at jeweils bis Mittwochabend davor, 18:00 Uhr. Celtic Summer Night Wann: Freitag, 16. Juni 2017, 20 Uhr / Eintritt € 18.– Wer/Was: Woman in Folk! Das erfolgreiche, neue und sehr traditionelle irische Ensemble Briste mit Emma Robionson, Flöten & Whistles, Joanna Boyle, Gesang & Banjo und Alison Crossey, Gitarre & Bodhran wird mit der schottischen Top-Harfenistin Rachel Hair für eine stimmungsvolle «Celtic Summer Night» im Grossen Walsertal sorgen. Purer Irish Folk für Kenner mit Anleihen aus American Country.

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Ausstellung: Faszination Höhlen Wann: Sonntag, 2. Juli bis Sonntag, 5. November 2017 Wer/Was: In der Foto-Ausstellung zeigt der Muotathaler Fotograf Erwin Gubler eine Bildauswahl der verschiedenen Muotathaler-Höhlen (Zentralschweiz). Alle Abzüge wurden vom Fotografen als «Fine Art Prints» in höchster Qualität persönlich angefertigt. Verschiedene Informationen rund um das Thema Höhlen ergänzen die Ausstellung. Acht Cellisten Wann: Sonntag, 23. Juli 2017, 17 Uhr / Eintritt € 25.– Wer/Was: Die Acht Cellisten der Wiener Symphoniker spielen von Johann Sebastian Bach das Brandenburgische Konzert Nr. 1, BWV 1046 für acht Celli; von Bela Bartok «Mikrokosmisches» mit Lautgedichten u.a. von Ernst Jandl und Gerhard Rühm; von Pjotr l. Tschaikowsky die Suite aus dem Ballett «Schwanensee» für acht Celli. – Acht Cellisten der Wiener Symphoniker: Christoph Stradner, Erik Umenhoffer, Michael Günther, Alexandra Ströcker, Romed Wieser, György Bognar, Maria Grün; Peter Siakala (Rezitation). Appenzeller Abend Dienstag, 15. August 2017, 17 Uhr / Eintritt € 18.– Wann: Wer & Was: Der Besuch des bekannten Schweizer Jodlers, Volksmusikers, Komponisten und Entertainers Frowin Neff und seines innovativen Bergwaldchörlis Enggenhütten verspricht einen stimmungsvollen, unvergesslichen Volksmusikabend. forum alte musik : sankt gerold Wann: Sonntag, 20. August 2017, 17 Uhr / Eintritt € 18.– Wer/Was: 2017 finden zum dritten Mal die «Internationalen Meisterkurse für Kammermusik» des Vereins «forum alte musik : sankt gerold» statt. Der diesjährige Kurs dreht sich um die beiden 1685 geborenen Vertreter des Deutschen Barocks Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Mit dem Konzert am 20. August eröffnen die Dozentinnen und Dozenten die Meisterkurswoche. Kontaktinfos: www.propstei-stgerold.at / propstei@propstei-stgerold.at / Tel. +43 5550 2121 Aktuelle Infos finden Sie auch auf unserem Facebook-Auftritt: www.facebook.com/ propstei.st.gerold

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Kulinarik Juni – August Grillabende auf der Sonnenterrasse Ab Juni steht jeden Mittwoch (bei guter Witterung) wieder unser Smoker für herzhafte Grillgerichte bereit. Mit köstlichen Fleischvariationen, frischen Salaten und buntem Gemüse – an unserem feinen Grillbüffet ist für jeden was dabei. Verbunden mit einem traumhaften Blick in die Bergwelt der Region. Wiener Schmankerl Wann: Freitag, 7. Juli 2017, 18.30 Uhr / Eintritt € 49.– Wer/Was: Die Sopranistin Birgit Plankel garniert mit Renate Bauer (Lesung) die kuli­narischen Köstlichkeiten der Propstei mit Vergnüglichem von und über Wien. Musikalische und kulinarische Wiener Schmankerl Reservierung ­erforderlich unter T +43 5550 2121 395 Frische A-la-carte-Gerichte / ganzjährig – ohne Ruhetage Unser grosser Klostergarten, unsere Bio-Landwirtschaft und Bauern aus dem Grossen Walsertal liefern Zutaten für unseren Klostertisch am Mittag, das feine Viergang-Menü am Abend wie auch für unsere frischen A-la-carte Gerichte. Das Propstei-Team freut sich, Sie kulinarisch verwöhnen zu dürfen. Wir empfehlen Ihnen, rechtzeitig zu reservieren: Tel +43 5550 2121 395, Mail: propstei@propstei-stgerold.at

Kurse und Seminare etaillierte Infos zu unseren Kursen und Seminaren finden Sie auf unserer Website: D www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Meditatives Reiten Wann: Freitag, 23. Juni bis 24. Juni 2017 und Freitag, 21. Juli bis 22. Juli 2017 Wer/Was: Das Meditative Reiten ist eine ganzheitliche Methode, die sich aus der therapeutischen Arbeit mit Pferden entwickelt hat. Die heilsamen Impulse des Pferderückens werden genutzt, um Körper, Seele und Geist zu entspannen und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren. An diesem Wochenende machst du dich auf den Weg zu dir selbst. Meditation und die inspirierende Begegnung mit den Pferden lassen dich zur Ruhe kommen und den Augenblick willkommen heissen. Das Getragenwerden auf dem Pferd setzt keine

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Fähigkeiten voraus und wird von einem erfahrenen Team aus Therapeuten und Therapiepferden begleitet. Keine Vorkenntnisse erforderlich. Leitung: Julia Joswig, Mag. Theologie/Latein, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM)/A, Eva-Maria Türtscher, BA Politikwissenschaft, Reittherapeutin/A Kosten: Kurs: € 180.– + Pension ab € 96.– Basenfasten & Meditation Wann: Sonntag, 2. Juli bis Sonntag, 9. Juli 2017 Wer/Was: Auf das Problem der Übersäuerung wurde erstmals von dem schwedischen Chemiker und Ernährungsforscher Ragnar Berg (1873–1956) hingewiesen, der in Deutschland lebte. Es gibt und gab in wissenschaftlichen Kreisen grosse Diskussionen um den Einfluss der Ernährung auf den Säure-Basen-Haushalt und die Gesundheit. Obwohl schon zu Bergs Zeiten zahlreiche Untersuchungen und Beobachtungen seine Theorie bestätigten, blieb die Übersäuerung ein Thema für die Erfahrungsmedizin – also auf Beobachtungen beruhende Heilkunde. Beim Basenfasten kann man ausreichend essen, jedoch werden dabei alle säurebildenden Nahrungsmittel für einen bestimmten Zeitraum, zum Beispiel für einen Basentag weggelassen. Der Ansatz dafür ist, dass unser Körper aus der Nahrung zwar sehr viele Stoffe in Säuren umbaut, Basen aber nicht selbst bilden kann. Deshalb ist unser ­Organismus auf die Zufuhr von Basen über die Nahrung angewiesen. Dabei sollte das Verhältnis 20:80 von Säuren zu Basen sein. Essen wir «normal», ist das Verhältnis aber oft genau umgekehrt. Die meisten Nahrungsmittel ­verstoffwechseln sauer und verursachen in der Folge eine Übersäuerung des Körpers. Diese Übersäuerung hemmt unter anderem die Ausscheidungsfunktion. Leitung: Beatrix Wondraczek, DGKS & Gesundheitsberaterin, Naturheilpraxis & Fastenleiterin/A, Margit Reitbauer/A, Assistentin Kosten: Kurs: € 495.– + Pension ab € 658.– Ich schreibe mich Wann: Freitag, 14. Juli bis Sonntag, 16. Juli 2017 Wer/Was: Schreiben ist eine beglückende und ästhetische Erfahrung, bei der sich ­Gefühle, Fantasie und Sprache zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung verdichten und neue Bewusstseins- und Entfaltungsräume öffnen. Ein inspi­ rierender Schreibort ist das Kloster mit seiner schützenden Stille; die Seele kann sich freimachen, frohlocken, feiern. Das Seminar eignet sich für alle, die Lust aufs autobiografische Schreiben und Freude am lebensgeschicht­ lichen Erinnern haben. Mit kreativen Schreibmethoden, der literarischen Fotoarbeit und angeleiteten Schreibübungen finden Sie den roten Faden und entdecken das Schreiben als Lebenskunst in Gedichten, autobiografischen Roh­texten und Geschichten. Den kreativen Teil des Seminars ergänzen handwerkliche Grundlagen: Wie stelle ich Gedanken dar? Wie schreibe ich bildhaft? Wo überhaupt anfangen? Bitte mitnehmen: Schreibzeug sowie ein paar Fotos aus dem privaten Album und/oder aus Zeitschriften. Leitung: Evelyn Brandt, MA für kreatives und biografisches Schreiben (Berlin 2008)/A Kosten: Kurs: € 150.– + Pension ab € 192.–

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Zen – Sesshin Wann: Mittwoch, 19. Juli bis 23. Juli 2017 Wer/Was: Zen ist eine Jahrtausend alte Form gegenstandsfreier Meditation, ohne Bild, ohne Konzept ein spiritueller Weg der Einübung in die unmittelbare Er­ fahrung dessen, was ist. Dabei geht es darum, mit unserer Essenz in Kontakt zu kommen, um aus dieser Mitte heraus unseren Alltag zu gestalten. Während des Kurses schweigen wir. Persönliche Gespräche und Übungen unterstützen den inneren Prozess. Vor jeder grösseren «Sitzrunde» gehen wir im Freien (bei jeder Witterung). Leitung: Edith Breuss, Zen-Lehrerin, Psychotherapeutin/A Kosten: Kurs: € 220.– + Pension ab € 324.–

Heilende Reise zum Herzen Wann: Donnerstag, 27. Juli bis Sonntag, 30. Juli 2017 Wer/Was: Pferde sind sehr sensitive Tiere, die uns durch ihre Kraft und Wärme direkt zu unserem Herzen führen. Ihre direkte Art setzt das Wesentliche in uns in Gang und ihre Lebendigkeit im Hier und Jetzt öffnet uns für neue Wege. Schmerzvolles darf sich verabschieden und transformieren und Neues ­empfangen werden. Vorbereitet wird die heilende Begegnung mit den Pferden jeweils durch verschiedene Meditationen und Wahrnehmungsübungen: Geführte und stille Meditation; Meditation mit Klangschalen; verschiedene Wahrnehmungsübungen; Begegnung in und mit der Natur. Die Erfahrung mit diesen besonderen Tieren öffnet unser Herz, tröstet, transformiert und erweitert unser Bewusstsein für die Kraft unserer Lebendigkeit und unserer inneren Stärke. Keine Vorkenntnisse erforderlich! Leitung: Beatrice Lacerti, spirituelle Beraterin, Lehrerin/CH Kosten: Kurs: € 350.– + Pension ab € 288.–

Goldene Spur nach innen Wann: Sonntag, 30. Juli bis Mittwoch, 2. August 2017 Wer/Was: Vertrauenswege sind unserem Menschwerden zutiefst eingeprägt. Der Künstler beschreibt uns diese visionär in der Dichtung und vertont sie in grossen Werken, wie Oratorien und Messen. Vertrauen ist uns in den Reli­ gionen als Erfahrung in einem achtsamen Weg des Herzens verheissen. Auf diesem sind wir gefragt, unser Urvertrauen neu zu schöpfen, das uns als Kind geschenkt war und unsere Zweifel und Ängste zu verwandeln. Diese Fähigkeit spricht uns der Dichter Rainer Maria Rilke in den Versen aus den Sonetten an Orpheus zu: «…Geh in der Verwandlung aus und ein…» Der Arzt und Tiefenpsychologe C.G. Jung erforschte einen individuellen Erfahrungsweg zu uns selbst, er nannte ihn Individuationsprozess. Dieser lässt unsere Talente und Gaben bewusst werden und zeigt, wie wir unsere Schattenseiten persönlich wandeln können. Der Traum ist uns darin ein wesent­ licher Begleiter, der Sinn bezogen unser Wachbewusstsein ergänzt. Wir

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wollen versuchen, die Traumbotschaft in Assoziationen, Imaginationen und Gestalten zu entschlüsseln und individuelle Wege zu finden, wie wir seine Anregungen zu einem heiteren «Gelassen Sein» in den Alltag einbinden können. Die goldene Spur der Träume werden wir in Bibeltexte und Dichtung einordnen. In der feinsinnigen Bewegungsarbeit nach Feldenkrais mit Ute Isele-Partl finden Leib und Seele in eine Einheit. Das Dankbarkeitsritual nach David Steindl-Rast und die Musik von Heidi Spring wird die Vertrauenserfahrung für uns vertiefen. Mitzubringen: Träume, Schreibmaterial und Farbstifte. Das Seminar ist koppelbar mit dem Seminar «Denn alles ist ein Wiederklingen…». Leitung: Dr. Ute Karin Höllrigl, dipl. analytische Psychologin nach C.G. Jung/A; Ute Isele-Partl, Bewegungs.-Psychotherapeutin, Tanz und Feldenkrais/A Kosten: Kurs: € 290.– + Pension ab € 288.–

Denn alles ist ein Wiederklingen Wann: Mittwoch, 2. August bis 5. August 2017 Wer/Was: Der Arzt und Tiefenpsychologe C.G. Jung erforschte einen individuellen Erfahrungsweg zu uns selbst, er nannte ihn Individuationsprozess. Dieser lässt unsere Talente und Gaben bewusst werden und zeigt, wie wir unsere Schattenseiten persönlich wandeln können. Der Traum ist uns darin ein wesentlicher Begleiter, der Sinn bezogen unser Wachbewusstsein ergänzt. Wir wollen versuchen, die Traumbotschaft in Assoziationen, Imaginationen und Gestalten zu entschlüsseln. Den intuitiven Zugang zum Erleben des Selbst erweitert die Begegnung im Tönen, Singen und Klingen, getreu dem Ge­ danken Yehudi Menuhins: «Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen.» Spielerisch leicht erlebte Vocal-Musik lädt ein, den Reichtum der Stimme zu erleben und den Träumen Melodien und Klänge zu geben – «jenseits von begabt und unbegabt» (Jacobi). Circlesongs nannte Bobby Mc Ferrin diese Art des Singens, die Wege in eine musikalische Traum-Welt eröffnet, ohne dass Vorkenntnisse notwendig sind. Mit der Traumarbeit vormittags und den Circlesongs nachmittags schwingen und resonieren diese drei Tage zwischen Träumen und Tönen und hinterlassen so Traum-KlangSpuren, als individuelle Wegbereiter für Gelassenheit, Lebensfreude und Achtsamkeit im Alltag. Mitzubringen: Träume, Schreibmaterial und Farbstifte. Das Seminar ist koppelbar mit dem Seminar «Goldene Spur nach Innen». Leitung: Dr. Ute Karin Höllrigl, dipl. analytische Psychologin nach C.G. Jung/A; Robert Pakleppa, Sozialunternehmer, Coach, Moderator/D Kosten: Kurs: € 260.– + Pension ab € 288.–

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ake up! mit dieser Kurzformel könnten die folgenden Beiträge aus dem Kloster Fahr überschrieben werden. Make up macht schön und bedeutet gemäss Wörterbuch: bilden, ­gestalten, erfinden, zusammenbringen, aufholen, ausgleichen, ausdenken, sich versöhnen, sich entscheiden… make up ist eine Einladung, die Welt schöner zu gestalten. Unser Ordensvater, der heilige Benedikt kannte die englische Wortschöpfung make up nicht. Und dennoch durchzieht eine make-up Haltung seine Regel wie ein roter Faden. An die Adresse des Cellerars (Verwalter) schreibt Benedikt im Kapitel 31 der Regel «Er trage Sorge für alles.» Diese Haltung gilt nicht nur für den ­Cellerar. Sie gilt für alle und wird auch im Kloster Fahr gelebt. Mit Sorgfalt und grossem Fachwissen pflegen und bewirtschaften die Fahrer-Schwester ihre Gärten. Sie tragen Sorge zur Schöpfung und gestalten diese mit. Dank dieses Make-ups von den Gartenschwestern hat die Umgebung rund um das Kloster eine wunderschöne Ausstrahlung. Dies zeigt der Bericht ab Seite 50. Benediktinische Liturgie soll feierlich und würdig sein. Im ­Tagesplan seiner Mönche und Nonnen sieht Benedikt bestimmte Zeiten vor für das Einüben der Psalmen. Ganz im Sinne Benedikts werden auch im Kloster Fahr die Gottesdienste sorgfältig vorbereitet. Unter kompetenter Anleitung der Chorleiterin Manuela Hager nehmen sich die Schwestern regelmässig Zeit für ein Make-up ihrer Stimme. Mehr darüber lesen Sie ab S. 53. Make-up! – das hat sich auch der Verein Pro Kloster Fahr auf die Fahnen geschrieben. Die Vereinsmitglieder unterstützen das Kloster auf vielfältige Art und Weise. Wo Not an der Frau ist, da greifen die freiwilligen Helferinnen und Helfer den Schwestern tatkräftig unter die Arme. An der Mitgliederversammlung des Vereins wurde das Make-up des Vereins einmal mehr spür- und erfahrbar. Lesen Sie ab Seite 55. Make-up! Wir alle sind eingeladen, die Welt schöner zu gestalten. Möglichkeiten gibt es viele: Ein gutes Wort, ein aufmerksames Ohr oder eine Hilfsbereitschaft kann die Atmos­ phäre in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Kirche, überall wo wir sind, verschönern. Make up! Seien wir erfinderisch und gestalten wir mit an einer schöneren Welt.

(Foto: Liliane Géraud)

Priorin Irene Gassmann

Übrigens: Die Anregung zu diesem make-up Grusswort wurde mir geschenkt durch den Impuls des SKF (Schweizerischer Katholischer Frauenbund). www.frauenbund.ch Herzlichen Dank!

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KLOSTER FAHR

Klostergärten

Die Schmückerinnen In den Gärten des Klosters Fahr sind vier Schwestern das ganze Jahr über damit beschäftigt, Kräuter, Gemüse und Blumen für den Eigenbedarf zu hegen und zu pflegen. Ihr Einsatz garantiert, dass die Umgebung des Klosters und die Gräber auf dem Friedhof stets ein Genuss fürs Auge jedes Besuchers sind. Jede der vier Schwestern hat zwar ihren eigenen Verantwortungsbereich, aber das Arbeitspensum in den Kloster­gärten wäre ohne reibungslose Zusammenarbeit in diesem Team nicht zu bewältigen. Die Gärten des Klosters Fahr nehmen gut die Hälfte des gesamten Klostergeländes ein. Spaziergänger machen gerne einen Halt im Propsteigarten, gleich neben der Klosterpforte, um den im Laufe des Gartenjahres stetig wechselnden prachtvollen Anblick zu geniessen. Neben dem Kloster zur Limmat hin liegt der grösste, der eigentliche Klostergarten, zu dem Aussenstehende keinen Zutritt ­haben. Seine Fläche entspricht in etwa der Fläche, die die Gebäude der Klosteranlage einnehmen. Diese beiden Gärten sind das Reich der Schwestern Beatrice, Christa und Monika. Ein dritter Garten, Konventgarten genannt, liegt im Innenhof der Klosteranlage. Auch ihn können Aussenstehende nicht betreten, da er bereits zur Klausur gehört, aber durch die Fenster des Pfortenganges kann man einen Blick darauf werfen. Schwester Monika ist für die Pflege dieses Gartens zuständig. Für den Friedhof schliesslich trägt Schwes­ter Andrea die Verantwortung und für die Blumen im und ums Kloster ist Schwester Christa besorgt. Regelkonform Der heilige Benedikt empfiehlt in seiner Regel, dass in einem Kloster alles vorhanden

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sei, damit die Ordensleute das Haus nicht verlassen müssen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bepflanzt Schwester Beatrice den Propstei- und Klostergarten mit Gemüse und Kräutern für die eigene Küche. Seit einiger Zeit beliefert sie zusätzlich das Restaurant «Zu den Zwei Raben». Ihr Gartenjahr beginnt die muntere Ordensfrau im Februar mit der Planung. Platz für Raritäten Dazu konsultiert sie ihr Tagebuch aus den vergangenen Jahren, nicht zuletzt, um den Fruchtwechsel zu garantieren. Sie achtet sorgsam darauf, die einzelnen Beete nicht immer gleich zu bepflanzen und eine vernünftige Mischkultur zu pflegen, die dem Schädlingsbefall vorbeugt. Aber was und wo sie pflanzt, ist nicht nur zweckmässig, es ist immer auch eine Augenweide. Ausserdem findet sich in ihrer Planung stets Platz für Raritäten, und die «Insektenfutter» wie Kardi oder Phacelia dürfen in ihrem G ­ arten nie fehlen. Gedüngt wird mit Hofdünger und Gartenkompost. Diejenigen Beete, die erst im Sommer bepflanzt werden, erhalten im März eine Gründüngungsbepflanzung. Zur selben Jahreszeit erledigt Schwester Beat­rice den Rückschnitt der mehrjährigen Kräuterstauden und beginnt mit dem Ziehen eige-


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Schwester Beatrice (oben) und Schwester Monika.

Schwester Christa (oben) und Schwester Andrea.

ner Setzlinge im klostereigenen Treibhaus. Was sie an Setzlingen nicht benötigt, bietet sie in einem Leiterwagen vor dem Propsteigarten oder im Klosterladen zum Verkauf an. Schwester Beatrice hat auch ein Händchen für Kräutersalze, deren Zusammensetzung sich der Saison entsprechend ändert. Diese sind im Klosterladen sehr gefragt, ebenso, wie das eingelegte süss-saure Gemüse, das sie im Sommer/Herbst selber herstellt. Bei ihrer Arbeit im Garten – sie bepflanzt ungefähr 240 m² mit Gemüse und Kräutern – ist ihre Mitschwester Monika eine grosse Hilfe. Die beiden haben aber auch immer willige Helferinnen von ausserhalb, die regelmässig ins Kloster kommen, um ein paar Stunden im Garten mitzuarbeiten. Schwester Monika selber ist nämlich noch anderweitig engagiert. Wenn irgend-

wo eine Wasserleitung leckt, der Lift steckenbleibt, der Strom ausfällt oder ein Fenster klemmt, weiss Schwester Monika, was zu tun ist. Ausserdem bäckt sie jede Woche zehn Kilo Brot für den Eigenbedarf und kümmert sich um den Konventgarten und die Apotheke. Auch sie bemüht sich um Fruchtwechsel und plant daher die Bepflanzung sorgfältig. Soweit möglich, lässt sie die Kräuter allerdings selber versamen und entfernt im Frühjahr nur die schwachen Pflänzchen. Ergänzt wird auch diese Bepflanzung mit Setzlingen aus dem Gewächshaus. Die Kräuter aus dem Konventgarten werden für die Herstellung des Gold- und Schlagwassers sowie für den Rotgeist und den Angelika verwendet. Auch die Pflege der Buchsbäumchen des Konventgartens obliegt Schwester Monika. Ausserdem hat sie im Klostergarten eigene Beete für Rosen-

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Frühlingserwachen im Propsteigarten, auch für Besucher eine Augenweide (Fotos: Sina Huber). melisse, die sie zu Sirup oder Gelée für den Eigengebrauch sowie für den Verkauf im Klosterladen verarbeitet. Sag´s mit Blumen Die Dritte im Bunde des Gartenteams ist Schwester Christa. Sie ist für die Blumen im und ums Kloster sowie im Restaurant zuständig. Auch sie zieht ihre eigenen Setzlinge. Allein für den Propsteigarten waren es für diesen Frühling tausend Pflänzchen. Das ist allerdings nicht einmal die Hälfte aller Setzlinge, die sie jährlich produziert. Sie benötigt weit mehr, um alle Beete und Töpfe im Freien bepflanzen zu können. Auch für Blumendekorationen im Restaurant (mit Ausnahme der alltäglichen Tischdekorationen) und innerhalb des Klosters ist sie zuständig. Einzig die Arrangements in der Klosterkirche werden von Schwester Franziska besorgt. Für die Arrangements pflanzt Schwester Christa Blumen im Klostergarten und hegt und pflegt verschiedene Stauden. Von Juli bis Oktober kann sie für die Blumendekorationen eigene Pflanzen verwenden.

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Einiges kauft sie ein, auch für den Friedhof, dessen Bepflanzung und Pflege unter die Zuständigkeit von Schwester Andrea fällt. Die Gräber werden zweimal jährlich bepflanzt. Für diese Arbeit, die rund zwei Tage Zeit benötigt, erhält Schwester Andrea Hilfe von Schwester Christa. Auch den Rasen muss sie nicht mehr selber mähen, pflegt aber die Bepflanzung und achtet darauf, dass immer alles schön aussieht. Schwester Andrea liebt diese Aufgabe im Freien sehr als willkommene Abwechslung zu ihrer Hauptbeschäftigung im Nähatelier der Paramentenwerkstatt. Verena Huber-Halter

Nationaler Tag «Offener Garten» 17. Juni: 9.00 – 16.00 18. Juni: 13.00 – 15.30 Gartenführungen mit Schwester Beatrice: Information/Reservation: auf www.kloster-fahr.ch


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Stimmbildung für die Fahrer Schwestern

Hoch konzentriert das Singen üben Das monastische Stundengebet beansprucht viel Zeit im klösterlichen Tagesverlauf. Damit das Singen der Psalmen nicht nur dem Adressaten, sondern auch den Sängerinnen und den Zuhörern möglichst viel Freude bereitet, nehmen die Schwestern regel­ mässigen Gesangsunterricht bei der Kirchenmusikerin (Chorleiterin und Organistin) Manuela Hager. «Salve» durfte der munteren Innerschweizerin bei der Arbeit im Kloster über die Schultern schauen. Jeden Morgen um 5.20 Uhr beginnt im Kloster Fahr der Tag mit dem monastischen Stundengebet. Die Fahrer Gemeinschaft widmet an jedem normalen Werktag über den Tag verteilt rund zwei Stunden und zwanzig Minuten dem Singen von Psalmen. An Feiertagen kann es länger dauern, an manchen Tagen kommt das Singen in den Eucharistiefeiern hinzu. Wer je einem Gebet beigewohnt hat, weiss, dass die Gesänge im Kloster Fahr überaus wohlklingend sind. Das ist teilweise Manuela Hager.

natürlich vorhandenem Talent zu verdanken, weitgehend aber auch der regelmässigen professionellen Anleitung durch Manuela Hager. Sie kommt seit siebzehn Jahren jede Woche ins Kloster, um die Lieder der kommenden Woche mit den Schwestern einzustudieren und um einzelnen Schwestern private Gesangslektionen zu erteilen. Unter ihrer kompetenten Anleitung konnte schon manche Singstimme im Kloster Fahr hörbar verbessert oder wieder zum Klingen gebracht werden, wenn plötzlich ein Problem aufgetaucht war. Gelebtes Gebet Die Stelle im Fahr trat Manuela Hager an, als sie noch in der Kirchenmusikausbildung war und einen Chor suchte. Das Bewerbungsverfahren im Kloster Fahr war kein leichtes, sie musste vorsingen, Orgel spielen, dirigieren und zur Probe einen Gottesdienst musikalisch begleiten. Sie weiss nicht, wie viele MitbewerberInnen sie hatte, aber sie hatte sehr auf diese Stelle gehofft, weil sie die Kloster­ atmosphäre auf Anhieb geliebt hatte und von der Ausstrahlung und Herzlichkeit der Schwestern bezaubert war. Hier war Kirchenmusik echt gelebtes Gebet, was sie besonders ansprechend fand. Ein paar Tage

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Chorprobe (Fotos: Verena Huber-Halter). nach dem Vorstellen kam endlich der Anruf der damaligen Priorin Fidelis: «Sie passen zu uns, wir wollen Sie haben!». Manuela Hager ist auch heute noch sehr glücklich über diesen Entscheid. Ihre Aufgaben haben sich zwar verändert. Zu Beginn ihrer Tätigkeit im Kloster hat sie noch öfter Gottesdienste an der Orgel begleitet oder mit den Schwestern mehrtimmige Messen einstudiert, oft auch Werke uraufgeführt, die Carl Rütti zu den Texten von Silja Walter komponiert hatte. Diesen Teil ihrer Aufgabe vermisst sie etwas, allerdings hat sie Verständnis, dass die kleiner gewordene Gemeinschaft die für solche Werke erforderliche Zeit nicht mehr aufbringen kann. Seit ihrem Stellenantritt im Kloster Fahr liess sich Manuela Hager weiter ausbilden zur Sängerin, Gesangspädagogin, Stimmtherapeutin und Orchestermusikerin (Paukistin). Heute ist sie im Hauptpensum Dozentin für Gesang an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. «Mein diszipliniertester Chor» Sie achtet bei den Gesangsproben im Kloster Fahr darauf, dass die Psalmen gesangstech-

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nisch sauber und «auf der Luft» gesungen werden, dass die Worte auch gut verständlich sind, dass Konsonanten nicht verschluckt und Vokale klar und deutlich gesungen werden. Wenn Manuela Hager vor ihrem Chor steht, das schwere Stundenbuch in der linken Hand, die rechte auf den Tasten des Klaviers oder dirigierend hoch in der Luft, dann scheint die Energie, die in ihr steckt, auf so manche Schwester überzuspringen. In all den Jahren hat sie schon manche Veränderung miterlebt und freut sich sehr über die eine Konstante, die sie immer von neuem motiviert – die Fahrer Gemeinschaft ist der disziplinierteste Chor, den sie je leiten durfte. Manuela Hagers Arbeit bringt Früchte, das hören auch die Kirchenbesucher. Die Stundengebete haben manch regelmässigen Zuhörer aus der Umgebung angelockt. Diese schätzen es sehr, zur Mittags- oder Abendstunde eine Weile in der Kirche den wohl klingenden, meditativen Gesängen der Schwestern zu lauschen, dabei ruhig zu werden und Herz und Seele erfreuen zu lassen. Verena Huber-Halter


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Verein Pro Kloster Fahr

Verwöhnen und verwöhnen lassen An der diesjährigen Mitgliederversammlung ging der «geschäftliche Teil» des Nachmittags flott über die Bühne, so dass für den anschliessenden gemütlichen Teil viel Zeit blieb. Die Mitglieder nutzten die Gelegenheit, Bekanntschaften aufzufrischen und sich mit den Schwestern zu unterhalten. Katharina Stockmann und Schwester Monika hatten sich einmal mehr ins Zeug gelegt, um die Mitglieder richtig zu verwöhnen. Der Verein Pro Kloster Fahr kann auf ein erfolgreiches und ereignisreiches Jahr zurückblicken. Der Präsident Robert Nischké informierte die Mitglieder anlässlich der jährlichen Versammlung über Veranstaltungen und Projekte, die der schon fast sechshundert Mitglieder zählende Verein im vergangen Jahr realisieren konnte. Viel geleistet Die verschiedenen Arbeitsgruppen des Vereins waren sehr oft im Einsatz und konnten so den Schwestern das Leben spürbar erleichtern. Die Arbeitsgruppe «Grossanlässe» organisierte für das Kloster Fahr das HelferVereinskassier Franz Horner und Schwester Petra.

essen für die Aktion «Kirche mit * den Frauen», die «Arbeitsgruppe Blacken» half den Schwestern, das lästige Unkraut von den Klosterwiesen zu entfernen und die «Arbeitsgruppe Silja Walter Raum» öffnete einmal monatlich die Tore der Ausstellung für die Öffentlichkeit. Auch im Weinberg waren Vereinsmitglieder in Aktion und natürlich beim Umzug der Schwestern zurück ins Kloster. Alles in allem wären die grosse Anzahl Arbeitsstunden, die von den Mitgliedern auch im vergangenen Vereinsjahr unentgeltlich geleistet wurden, das Kloster teuer zu stehen gekommen. Priorin Irene gab deshalb der immensen Dankbarkeit der Schwestern für die grossartige Unterstützung Ausdruck. Am vereinsinternen Herbstanlass, an dem der Einsiedler Pater Daniel Emmenegger über benediktinische Spiritualität sprach, konnten sich die Mitglieder für einmal ausruhen und selber verwöhnen lassen. Und auch die jährliche Adventsvesper wird von vielen sehr geschätzt, um mit einer feierlichen Vesper in «ihrem» Kloster das Jahr ausklingen zu lassen. Die Kasse stimmt Die Vereinsrechnung, die Franz Horner den Mitgliedern präsentierte, konnte sich sehen lassen. Der Verein schliesst mit einem klei-

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KLOSTER FAHR Geld für Kerzen Bei der Präsentation des Budgets des neuen Vereinsjahres wurde das nächste geplante Projekt vorgestellt. An das Kloster wird ­immer wieder der Wunsch herangetragen, die Möglichkeit zu schaffen, Opferkerzen an­zuzünden. Für die Realisierung dieses Projektes sprach die Mitgliederversammlung einen grosszügigen Betrag, so dass das Vorhaben vom Vorstand nun in Angriff genommen werden kann. V.l.: Vereinspräsident Robert Nitschké, ­Susanne Trombik, Monika Nitschké, Heidi Nitschké, Katharina Stockmann. nen Ertragsüberschuss ab, obwohl der Aufwand für den Umzug der Schwestern zurück ins Kloster etwas höher ausgefallen ist als vorgesehen. Diese Mehrausgaben konnten jedoch durch die das Budget übersteigenden Mitgliederbeiträge gedeckt werden, so dass die Rechnung wie geplant ausgeglichen abgeschlossen werden konnte, ohne die an der letzten Versammlung beschlossene Auflösung der Reserven ausführen zu müssen. Die neu gewählte Revisorin Esther Meierhofer (Fotos: Anton Scheiwiller).

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Neues Vorstandsmitglied Da dieses Jahr ein Wahljahr für den Verein ist, mussten sich verschiedene Personen erneut zur Wahl stellen. Der Präsident, Robert Nitschké, Annemarie Frey, Katharina Stockmann, Doris Willy und Franz Horner wurden in ihren Ämtern bestätigt und für das zurückgetretene Vorstandsmitglied Verena Huber-Halter wählten die Mitglieder Ursula Bachmann aus Unterengstringen. Marcel Moser stellt sich erneut als Rechnungsrevisor zur Verfügung und wurde mit der neu hinzukommenden Esther Meierhofer für die nächste Amtsperiode gewählt. Nach einem Jahresrückblick in Bildern wurde die Versammlung geschlossen und die Veranstaltung vom Restaurant «Zu den Zwei Raben» in den Torricelli-Raum verlegt. Dort erwartete die Vereinsmitglieder ein schmackhafter Vorabendimbiss mit Sandwiches und Rhabarbermuffins, die Schwester Monika eigens für den Anlass gebacken hatte. Dazu wurden Klosterwein, Apfelsaft und Mineralwasser gereicht. Die Mitglieder genossen nicht nur die feinen Häppchen, sondern auch die entspannte Atmosphäre im Kloster und nutzten die Zeit, um sich gegenseitig auszutauschen oder neue Bekanntschaften zu schliessen. Auf diese Art und Weise ist schon oft manch gute Idee für spannende Projekte innerhalb und ausserhalb des Klosters entstanden. Im Torricelli-Raum konnten sich die Gäste bis zu Vesper unterhalten, die dann in der Klosterkirche den Nachmittag feierlich Verena Huber-Halter beschloss.


KLOSTER FAHR

Vermählungen: Zu Gott heim gegangen: 22. Juli 2017, Rita und Thomas Theiler-VilliEhemalige Schülerin: ger, Gizlen 5, 5628 Aristau (FK 08). – 2. SepOlga Kuhn-Rohr, Wohlen (FK 1945) gestortember 2017, Luzia Dubacher und Pius Wicki, ben am 16. März 2017. Stotzig-Dorbach, 6192 Wiggen (FK 2013). – 9. Vater von: September 2017, Jolanda Priska Hegglin-Uhr (SK 1989/ und Manfred Kessler-StaufNACHRICHTEN fer, Buechlistrasse 15, 8854 90). – Edith CampagnaniDER EHEMALIGEN Uhr (WK 1989/90). – SusanGalgenen (FK 2007). ne Schwab-Uhr (HK 1996/97). Geburten: Gatte von: 12. März 2017, Lina, Heidi und Ueli BrunnerHedy Wolfisberg-Eggerschwiler, FenkrieBrunner, Ganterschwil (HK 12/13). – 7. April den, (WK 1965/66) – Maria Uhr-Camenzind, 2017, Leana und Amanda, Doris und Michi Menzingen (WK 1964/65). Murer-Bissig, 6375 Beckenried, (FK 2013). Schwester Michaela Portmann

Schwester Beatrice freut sich am Wachsen und Gedeihen der Schafherde (Foto: Priorin Irene Gassmann).

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Der muss singen Gomer hört es deutlich wenn sie singen stundenlang siebenmal singen des Tags rot klar und rot leuchtend die Nonnen Gomer hört es wer hineingerissen ist ins schwingende Rad der singt ins göttliche Schwungrad der Messe.

Silja Walter OSB

Silja Walter aus: Der Tanz des Gehorsams GA Band II

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(Foto: Liliane Géraud)

Der muss singen. Es ist eine Hochzeit.



KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Todestag des Ehrwürdigen Dieners Gottes Bruder Meinrad Eugster Wann: Mittwoch, 14. Juni 2017, 9.30 Uhr Wo: Gnadenkapelle Was: 9.30 Uhr Eucharistiefeier und Gebet am Grab von Bruder Meinrad Fronleichnam Wann: Donnerstag, 15. Juni 2017, 8.30 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Was: 8.30 Uhr Pontifikalamt mit anschliessender eucharistischer Prozession über den Klosterplatz 16.30 Uhr Festliche Vesper Wann: Wo: Was:

Donnerstag, 15. Juni 2017, 9.30 Uhr Klosterkirche Fahr 9.30 Uhr Feierlicher Gottesdienst mit anschliessender Prozession 16.00 Uhr Festliche Vesper

Dein Leben will singen – Gesang und Gebet im Kloster Fahr Wann: Sonntag, 9. Juli 2017, 16.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: «Eine Kirche der offenen Türen» – die etwas andere Vesper mit Gesängen von Silja Walter und weiteren Autoren (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Wer: Benediktinerinnen vom Fahr und Barbara Kolberg Wann: Montag, 10. Juli 2017, 19.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Abendlob im Zugehen auf das Hochfest des heiligen Benedikt mit Gesängen von Silja Walter und weiteren Autoren (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Wer: Benediktinerinnen vom Fahr und Barbara Kolberg Hochfest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln Wann: Sonntag, 16. Juli 2017, 09.30 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Was: 9.30 Uhr Pontifikalamt 16.30 Uhr Pontifikalvesper mit Prozession

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KALEIDOSKOP

(Fortsetzung von S. 60) Fest der heiligen Maria Magdalena Wann: Samstag, 22. Juli 2017, 11.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Wortgottesfeier «Maria Magdalena am Ostermorgen» (Text von Silja Walter) Wer: Benediktinerinnen vom Fahr

Kultur Offene Gärten Wann: Samstag, 17. Juni 2017, 9.00 bis 16.00 Uhr Sonntag, 18. Juni 2017, 13.00 bis 15.30 Uhr Wo: Kloster Fahr, Treffpunkt vor der St. Annakapelle Was: Begleitete Besichtigung der Gärten im Kloster Fahr (Propsteigarten, barocker Kreuzgarten im Innenhof des Klosters, Kräuterspirale und Hildegarten). Wer: Schwester Beatrice Beerli Silja Walter-Raum Wann: 25. Juni und 30. Juli 2017, jeweils nach dem Gottesdienst ca. 10.45 Uhr bis 14.00 Uhr Wo: Propstei Kloster Fahr Was: Eine Ausstellung in Erinnerung ans Leben und an das vielfältige literarische Schaffen der Benediktinerin und Schriftstellerin Silja Walter. Sommerkonzert des Chores «Cum Anima» Wann: Sonntag, 25. Juni 2017, 17.15 Uhr Wo: Theatersaal, Kloster Einsiedeln Leitung: Adeline Marty Freier Eintritt – Kollekte Einsiedler Orgelkonzerte Wann: Dienstag, 11. Juli 2017: Sacha Rüegg und Christian Scheifele Dienstag, 18. Juli 2017: Peter Korats Dienstag, 25. Juli 2017: Nicolas Viatte Dienstag, 8. August 2017: P. Lukas Helg und Emanuel Helg Dienstag, 15. August 2017: P. Theo Flury mit Chor «Cantora» Dienstag, 22. August 2017: P. Theo Flury mit Brass Power Beginn: Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft) Wo: Klosterkirche Einsiedeln Freier Eintritt – Kollekte Weitere Infos: www.orgelkonzerte.ch Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch oder Telefon 055 418 62 70

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KALEIDOSKOP

Victorinox-Chef Carl Elsener

Messerscharfer Mythos Man kennt es auf der ganzen Welt. Ihm zu entgehen ist unmöglich. Auf der Fahrt nach Schwyz zu Carl Elsener, dem Chef der Messerfabrik Victorinox, entdeckte ich in der Werbeauslage des Bahnhofs Einsiedeln den Flyer des deutschen Komikers Kaya Yanar, der mit seinem Programm «Der Reiz der Schweiz» durch die Lande tourt. Das Schweizer Armeemesser war auch drauf! «Salve» durfte am Hauptsitz der Firma unter den Mythen hinter den messerscharfen Mythos einer Schweizer Legende blicken. Carl Elsener, der Chef des grössten Schwyzer Industriebetriebs mit weltweit über zweitausend Angestellten, besuchte vor einiger Zeit eine Messe in der Gnadenkapelle des Klosters Einsiedeln. Nach dem Gottesdienst erhielt ich die Zusage für ein Interview. Wir haben Platz genommen in einem Sitzungszimmer. Als ob es ein gemaltes Bild wäre, rahmen die Fenster die beiden Mythen ein. Ein privilegierter Ausblick, denke ich, während Carl Elsener von seiner allerersten Geschäftsreise nach Argentinien vor vierzig Jahren spricht. Nach der Ankunft begab sich die kleine Gruppe auf den Friedhof, um das Grab von Evita Perón zu besuchen. Ein Mann wies ihnen den Weg und fragte nach ihrer Herkunft. Oh, die Schweiz, das Land der Schokolade und des Schweizer Armeemessers, rief er begeistert aus. Carl Elsener, erinnern Sie sich an Ihr erstes eigenes Sackmesser? Da war ich fünf Jahre alt und im Kindergarten. Meine Augen funkelten wie die jedes Jungen, der sein erstes Taschenmesser erhält. Bei mir kam die Kenntnis über die Herkunft hinzu. Ich wusste, dass dieses Taschenmesser in der Fabrik meines Vaters produziert worden war. Leider habe ich dieses Messer

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nicht mehr. Damals sammelte man Bildchen aus den Karl-May-Filmen mit Lex Parker und Pierre Brice. Manchmal gab ich ein Taschenmesser für einen Stoss Bilder her. Haben Sie immer ein Taschenmesser dabei? Welches? Normalerweise habe ich immer zwei Messer dabei: Das Traveller-Messer und das Signature-Lite. Momentan trage ich noch ein drittes Messer auf mir, das alle unsere Mitar­ beiterinnen und Mitarbeiter erhielten und in dem unser Verhaltenskodex mit Offenheit, Vertrauen, Respekt, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Mut und Verantwortung eingraviert ist. Das Victorinox-Traveller-Messer nehme ich auf jede Geschäftsreise mit. Eine der ersten Wanderungen mit meiner Familie führte auf den Kilimandscharo in Afrika. Da leisteten mir Höhenmesser und Barometer ausgezeichnete Dienste. Wenn man beim Signature-Lite-Messer auf das VictorinoxLogo drückt, geht ein LED-Lämpchen an. Es gibt einen Brieföffner, eine Nagelfeile, einen Schraubenzieher und ein Scherlein. Aber auch ein Kugelschreiber ist integriert. Wenn also mitten in der Nacht die brillante Idee kommt, brauche ich nur auf den Lichtschalter zu drücken und kann losschreiben.


Ich habe drei Taschenmesser mitgenommen und möchte Sie bitten, mir etwas zu den einzelnen Modellen zu sagen? (Carl Elsener sieht sich das kleine VatikanMesserchen an.) Solche Sonderanfertigungen machen etwa dreissig Prozent unseres Umsatzes aus. Übrigens haben sowohl Papst Paul VI. als auch Papst Johannes Paul II. ein Messer von uns erhalten. Bei Papst Benedikt bin ich mir nicht sicher. Mehrere amerikanische Präsidenten haben ein Messer in dieser Grösse gekauft. Ronald Reagan hat über viertausend Messer bei uns bestellt und diese verschenkt. Einmal war unter den Beschenkten einer der grössten amerikanischen Messerhersteller. Der Fabrikbesitzer sagte zum amerikanischen Präsidenten, warum er nicht Messer aus amerikanischer Produktion verschenke. Reagan schaute den Messerfabrikanten an und fragte, ob er imstande sei, die gleiche Qualität herzustellen. Ehrlicherweise verneinte der Messerprodu-

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zent. (Carl Elsener schaut sich das nächste Messer an.) Das ist das Standardmodell und sieht praktisch noch gleich aus wie das allererste Schweizer Offiziers- und Sportmesser aus dem Jahre 1897. Noch heute ist dieses Produkt eines unserer bestverkauften Messer. (Carl Elsener betrachtet das älteste der mitgebrachten Messer.) Dieses Messer ist älter und stammt nicht aus unserer Produktion. Vor allem in Spanien und Tschechien stellte man nach den ersten Erfolgen Kopien her. Auf allen unseren Produkten steht Victorinox oder Elsener. Victorinox geht auf den Namen Victoria der Mutter des Firmengründers zurück. Sie hat den Sohn in der Anfangsphase unterstützt. (Carl Elsener zeigt in der Firmenbroschüre das damalige Wohnhaus mit der Werkstatt.) Im Kleider- und Hutgeschäft seiner Mutter in Schwyz konnte der Sohn die Produkte präsentieren. Die Mutter des Vaters des Firmengründers wurde beim Goldauer Bergsturz verschüttet.

Victorinox-Chef Carl Elsener präsentiert sich mit einem Messer samt Marienmedaillen (Fotos: Bruder Gerold Zenoni).

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Taschenmesser aus dem Hause Victorinox mit dem Emblem des Vatikans. Vierzehn Stunden danach konnte sie leichtverletzt aus den Trümmern des eingestürzten Hauses gerettet werden. Hätte sie das nicht überlebt, gäbe es vermutlich die Messerfabrik Victorinox nicht. Ihre Firma wird in der Öffentlichkeit als nach christlichen Grundsätzen geführtes Unternehmen wahrgenommen. Sie beliefern mehr als zwanzig Armeen mit dem weltbekannten Schweizer Armeemesser. Beisst sich das nicht mit Ihren ethischen Grundsätzen, wenn man potentielle Kriegsführer mit einer Art Waffe ausrüstet? Diese Frage wird mir nicht zum ersten Mal gestellt. Wir betrachten unser Taschenmesser als nützliches Werkzeug. Offizielle Stellen deklarieren unser Messer nicht als Waffe. Für die Schweizer Armee liefern wir das Kampfmesser als Aufsatz für das Gewehr. Dies ist eindeutig eine Waffe. Wir liefern sie ausschliesslich an die Schweizer Armee. Seit einigen Jahren und als Folge der erhöhten Terrorgefahr dürfen Ihre Taschenmesser

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nicht mehr im Handgepäck ins Flugzeug mitgenommen werden. Können Sie Zahlen nennen, wie viele Victorinox-Messer pro Jahr beschlagnahmt werden? Was passiert mit diesen Messern? Wir können nicht sagen, wie viele Messer pro Jahr beschlagnahmt werden. Nach den Anschlägen von «Nine-Eleven» brach der Umsatz bei uns um über dreissig Prozent ein. Wir wissen von verschiedenen Fluggesellschaften, dass unsere konfiszierten Messer online angeboten und billig verkauft werden. Andere Gesellschaften stampfen unsere Messer ein. «In der Josefsgeschichte lehrt uns die Bibel, in den sieben fetten Jahren vorzusorgen für die sieben mageren Jahre.» Das sagten Sie in einem Interview, nachdem Ihre Verkäufe infolge der Anschläge vom 11. September 2001 eingebrochen waren. Wie sorgen Sie heute für Ihren Betrieb und Ihre Angestellten vor? Den Gedanken, in guten Zeiten Reserven zu bilden für schwierige Zeiten, hat schon mein


Grossvater beherzigt. Mein Vater hat immer antizyklisch investiert. Nach «Nine-Eleven» hatten wir zu wenig Aufträge, um alle Leute zu beschäftigen. Wir entliessen niemand aus wirtschaftlicher Überlegung. Das war nur möglich aufgrund unserer Reserven und dem Mitdenken unserer Leute. Unser Personalchef erkundigte sich bei Firmen in der Region nach Engpässen. So konnten wir bis zu neunzig Personen temporär an andere Firmen ausleihen. Wäre unsere Welt besser, wenn man sich in der Wirtschaft nach christlichen oder jedenfalls von den Religionen inspirierten guten Grundsätzen richten würde? Wenn man sich in der Politik, in der Wirtschaft und in den Familien vertiefter an christlichen Werten orientieren würde, wären viele Probleme in unserer Welt kleiner. Christliche Werte basieren stark auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Nachhaltigkeit. Wenn sich alle daran halten würden, wäre die Welt ein schönerer Planet und allen würde es besser gehen. Was sagen Sie einer Muslimin oder einem Muslim, die oder der bei Ihnen arbeiten möchte? Wir haben bei uns ganz verschiedene Kulturen und Religionen. Auch diese Menschen fühlen sich in der Unternehmenskultur von Victorinox zu Hause. Den ersten Arbeitstag in einem neuen Jahr beginnen wir mit einer Heiligen Messe. Diese wird zu meiner Freude auch von anderen Religionsangehörigen ­besucht. Es heisst ja: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst». Keine Religion wird da ausgeschlossen. «Dominus providebit» (Gott sorgt vor) ist auf einer Inschrift an Ihrem Betriebsgebäude zu lesen. Können Sie uns ein konkretes Beispiel dazu aus Ihrem Alltag erzählen? (Carl Elsener sucht die Inschrift im Firmenbuch) Wir sehen die Inschrift hier auf dem Bau aus dem Jahre 1943. Die Fabrik konnte damals nur gebaut werden, weil wir uns im

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Gebiet des Reduits befanden und weil wir Lieferant der Schweizer Armee waren. Sonst hätten wir das Baumaterial nicht erhalten. Mein Vater war damals einundzwanzig und fragte seinen Vater, ob der lateinische Spruch nicht allzu frömmlerisch wirken könnte. Doch der damalige Patron setzte sich durch. Mein Vater sagte mir später wört­ lich, dass er eine schützende Hand über der Messerfabrik gespürt habe. Wir waren elf Kinder – sieben Mädchen und vier Buben – auch wir spürten die Kraft des Glaubens in schwierigen Zeiten. 2013 wurden Sie in der Schweiz «Unternehmer des Jahres». Gibt es junge angehende Geschäftsleute, die bei Ihnen anklopfen und sich Tips zur Führung eines Unternehmens erbitten? Ja. Auch Schulen schauen vorbei. Wir haben ein weltweites Unternehmen mit Tochter­ unternehmen in Japan, China, Polen, Indien, Brasilien, USA, Kanada, Mexiko und Chile. Als operativer Leiter muss ich meine Zeit gut einteilen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir den Tag etwas verlängern (lacht). Man muss als Führungsperson sich selber sein und nicht in eine Rolle schlüpfen. Ein Unternehmer, der sich mit Herzblut ­dafür einsetzt, dass die Mitarbeitenden mit Freude und Motivation arbeiten, dass die Kunden zufrieden sind, dass die Qualität und Funktionstüchtigkeit der Produkte stimmt und zudem die Ausstrahlung des Firmennamens ständig zunimmt, kann nicht viel falsch machen. Ihre Frau arbeitet im Betrieb mit. Wie ist dann das am Familientisch. Ist das Geschäft omnipräsent? Es gibt auch andere Themen. Tatsächlich ist am Mittagstisch das Unternehmen häufig präsent, so dass unser Junior schon fragte: Könnt ihr eigentlich über nichts anderes ­reden? (lacht) Auf Ihrer Internetpräsentation gibt es viele Geschichten wie etwa die eines in Irland mit

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KALEIDOSKOP dem Fahrrad verunfallten Jungen, dem die sofortige Notoperation mit einem Victori­ nox-Messer das Leben gerettet hat. Wahrscheinlich gibt es aber auch negative ­Geschichten rund um das weltweit bekannteste Messer aus dem Verbrechermilieu mit Todesfolgen. Hat man in diesem Moment als Produzent dieser Messer keine Gewissensbisse? In der Schweiz und Deutschland sind die Leute pragmatisch. Aber es gibt andere Märkte wie etwa Japan oder England. Beim Missbrauch eines Messers dort hat das einen Einfluss auf unsere Kunden. Sie entfernen unsere Messer aus ihrer Auslage. Nach den Anschlägen von «Nine-Eleven» durfte man keine Messer mehr auf sich tragen. (Carl Elsener zeigt erneut eines seiner Messer ­ her.) Das wollte mir persönlich nicht einleuchten. Insgesamt sind die Rückmeldungen unserer Kunden positiv. Es gab diese Geschichte eines Kleinkinds, das auf einem Flug ein Bonbon verschluckt hatte. Ein Arzt an Bord führte mit einem unserer Messer einen Luftröhrenschnitt durch und das Leben des Kindes konnte gerettet werden. Eine der schönsten Geschichten ist jene des kanadischen Astronauten Chris Hadfield. (Carl Elsener steht auf und holt im Büro ein englischsprachiges Buch.) In diesem Buch schildert Chris Hadfield die Erfahrungen, die er im Weltall gemacht hat. Im All musste er mit dem Space Shuttle an die russische Sta­ tion Mir andocken. Die Russen lieferten Werkzeug zur Öffnung der Lucke. Doch er schaffte es nicht und man wollte weiteres Material holen. Das war aber nicht nötig. Mit dem mitgeführten Schweizer Armeemesser gelang ihm der «Einbruch» in die Mir-Station. Sein Schlusssatz zu dieser Geschichte lautet: «Verlass nie die Erde ohne ein Schweizer Armeemesser.» Eine Journalistin zeigte mir bei einem Klosterbesuch ein Victorinox-Taschenmesser, von dem sie sich nie trennen würde. Auch nach Kontrollen am Flughafen hat sie sich das Messer wieder beschafft. Wie erklären

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Sie sich diese Anhänglichkeit von Millionen von Menschen an ein Produkt aus Ihrer Fabrik? Seit der Steinzeit war ein Taschenwerkzeug der Begleiter der Menschen. Man verwendete Steine mit einer scharfen Kante. Heute ist es unser Taschenmesser. Viele verbinden mit unserem Messer eine bestimmte Erinnerung. Sie erhielten es von den Eltern oder Grosseltern zu einem bestimmten Anlass. Das Taschenmesser – auch wenn man es nicht täglich braucht – gibt einem das Gefühl von Sicherheit. 1997 besuchte der ehemalige amerikanische Präsident George Bush Ihre Fabrik und setzte dort nach Anleitung ein Taschenmesser zusammen. Bei seinem Besuch im Stift Einsiedeln schenkte er dem Kloster ein Taschenmesser mit amerikanischer Flagge und Schweizerkreuz auf der Kunststoffgriffschale. Welche Erinnerungen haben Sie an den Ex-Präsidenten George Bush? Das war etwas Einmaliges. (Carl Elsener steht auf und holt einen Ordner.) Sie haben mit dieser Frage eine Sache angesprochen, die enorme Erinnerungen in mir wachruft. Ich beginne mit einer Konferenz, die George Bush nach Beendigung des Kalten Krieges einberufen hat. Eingeladen waren Michael Gorbatschow, François Mitterand, Brian Mulroney, der kanadische Premierminister und Margareth Thatcher. Unser Vertreter in den USA war ein Tennisfreund von George Bush. Er konnte uns zu diesem Treffen ein­ laden. Bei einem Mittagessen durften wir am Tisch des amerikanischen Präsidenten speisen. Ich lud ihn zu einem Besuch der Messerfabrik ein. Er war Kunde von uns und hatte Messer mit dem Präsidentensiegel und seiner Unterschrift bei uns bestellt. Beim Nachtessen durften wir neben dem Ehepaar Gorbatschow sitzen. Die Teilnehmer sprachen offen miteinander. Nach dieser Konferenz erhielt ich einen Brief des amerikanischen Präsidenten (Carl Elsener liest vor.) «Geschätzter Herr Elsener – es war schön, Sie und Ihre Frau Veronika in


Colorado Spring zu sehen.» Bush dankte für unsere Teilnahme und die Unterstützung und liess zudem Grüsse an den Vater von Carl Elsener ausrichten. Am Rande des Anlasses stellte uns George Bush Margareth Thatcher vor. Sofort öffnete die englische Premierministerin ihr Handtäschchen und entnahm diesem ein Victorinox-Messerchen. Unglaublich! Damals war ich noch sehr jung. Einem «Büebel» von Ibach hat das gewaltig Eindruck gemacht. 1997 bekamen wir einen Brief von George Bush. Er schrieb, dass er zum Jubiläum des Mauerfalls nach Berlin käme. Vorgängig sei er beim König von Spanien eingeladen. Bush fragte, ob unsere ­Einladung zu einem Fabrikbesuch noch gelte. Daraufhin stellten wir ein Programm zusammen. Am ersten Tag fand eine Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee statt. Am zweiten Tag wurden der Fabrikbesuch und ein Besuch in Einsiedeln arrangiert. Beim Mittagessen im Waldstätterhof in Brunnen stiess Adolf Ogi hinzu und überreichte ­George Bush einen kleinen Kristall, den er auf einer Besteigung des Matterhorns gefunden hatte. Im Betrieb richteten wir für Barbara und George Bush einen Montagetisch her. Darauf konnten beide ein Messer zusammensetzen. Herr Bush war ein bisschen schneller und schaute zu seiner Frau und machte eine entsprechende Bemerkung. Sie – nicht scheu! – gab zurück: «Aber schau auf die Qualität.» Wann besuchten Sie erstmals das Kloster Einsiedeln? Ich war oft im Kloster. Auf einer Führung beeindruckte mich die Bibliothek. Ich besuchte musikalische Anlässe im Stift. Als Kind hat mir der Marstall mit den vielen Pferden Eindruck gemacht. Vermutlich datiert mein erster Besuch in Einsiedeln von der Erstkommunion her. Ich durfte mit Patin und Pate nach Einsiedeln. Sie schenkten mir einen Rosenkranz. Ich kann mich gut an die «Schafböcke» und «Einsiedler Raben» erinnern. Schon als Bube trank ich am Brunnen aus jeder Röhre. Es hiess, man bekäme weni-

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ger Halsweh. Noch heute praktiziere ich das bei meinen Besuchen im Klosterdorf. Sie kennen unsere Klosterkirche als Gottesdienstbesucher. Was bedeutet Ihnen das Kloster Einsiedeln? Der christliche Glaube ist in unserer Familie sehr wichtig. Maria ist ein wichtiger Bestandteil unserer Glaubensüberzeugung. Das Kloster Einsiedeln verbinden wir sehr stark mit der Schwarzen Muttergottes. Gibt es demnächst ein Messer mit dem Logo der Einsiedler Muttergottes? Das ist eine gute Idee. Ein Messer mit der Klosterfront drauf ist mir präsent. Aber ob es ein Messer mit der Abbildung der Muttergottes von Einsiedeln gibt, kann ich nicht sagen. Wir stecken mitten im Jubiläumsjahr «600 Jahre Bruder Klaus». Hegen Sie eine besondere Beziehung zu Bruder Klaus? Ich muss etwas holen. (Carl Elsener verlässt den Raum.) Wir unterstützten mit der Firmenstiftung verschiedene Anlässe zum Jubiläum und haben für alle unsere Angestellten dieses Messer hergestellt. (Carl Elsener öffnet eine noble Verpackung und entnimmt ihr ein mit Nussbaumholzgriff verseCarl Elsener (links) überreicht gemeinsam mit seiner Gattin Veronika Elsener-Britschgi Präsident George W. Bush (rechts) anlässlich seines Schweizerbesuches im Jahre 1997 ein Taschenmesser (Fotografie ab Vorlage).

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Exklusiv und limitiert: Jubiläumsmesser «600 Jahre Bruder Klaus» mit Holzgriff für das Personal von Victorinox. henes Taschenmesser mit dem Aufdruck «Fried ist allweg in Gott, denn Gott ist der Fried».) Das schenke ich ihnen. Bruder Klaus strahlt hell in mein Leben. Man kann sagen, dass ich meine Frau im Ranft gefunden habe. Meine Schwester besuchte das Lehrerin­ nenseminar in Ingenbohl. Meine zukünfti­ge Frau besuchte ebenfalls diese Schule. Irgendwie hat es zwischen uns geblitzt. ­ Nach der Beendigung des Seminars gab meine Frau vier Jahre in Sankt Niklausen Schule. Am Wochenende besuchte ich sie. Regel­ mässig gingen wir in den Ranft. In der Ranftkapelle haben wir auch geheiratet. Können Sie uns verraten was demnächst Neues aus dem Hause Victorinox auf den Markt kommen wird? (Carl Elsener holt einen Prototyp der im Herbst auf den Markt kommen wird.) Es wird ein neues Produkt mit einem hochmodernen USB-Stick geben. Im Herbst kommt dieses Messer mit dem Namen Wine-Master

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auf den Markt. Bis jetzt musste man mit ­Hilfe des Korkenziehers an unseren Messern mit viel Kraft den Korken aus der Flasche ziehen. Wir konstruierten ein Messer mit ­integriertem Hebel. Dank der Hebelwirkung kann man den Korken mit geringem Kraftaufwand entfernen. Und wie wäre es mit Roger Federer als Werbeträger für Ihre Firma? Das wäre natürlich ideal für uns. Nach dem Gewinn des US-Opens durch Roger Federer wurde er in den amerikanischen Medien aufgrund seiner mulitfunktionalen Tennisqualitäten zweimal mit dem Schweizer Taschenmesser verglichen. Roger Federer ist sympathisch, weil er auf dem Boden geblieben ist. Auch vor seinen Gegnern hat er ­Respekt und schätzt sie. Carl Elsener, besten Dank für das Gespräch. Bruder Gerold Zenoni OSB


SPIRITUALITÄT Max Bolliger und Giuliano Ferri, Die Geschichte von Nathan, dem Weisen. Die ­Ringparabel neu erzählt. Herder, 2017, 32 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-451-71397-2. Ein Vater, der seine drei Söhne gleichermassen liebt, hat nur einen einzigen Ring zu vererben. So lässt er zwei Kopien anfertigen, sodass jeder der Söhne in dem Glauben lebt, er habe den echten. In Anlehnung an das Decamerone von Boccaccio erzählt Max Bolliger die Ringparabel, die Nathan, der Weise bei seiner Begegnung mit dem Sultan als Antwort auf die Frage nach der wahren Religion zitiert. Diese Geschichte vermittelt im Streit der Religionen seit Jahrhunderten die Einsicht: Nicht in Gewalt, sondern im friedlichen Miteinander zeigt sich die Wahrheit.

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Emmauserzählung und dem franziskanischen Lebensentwurf heraus. Wenn Franziskus die Welt zu seinem Kloster erklärte und sich am liebsten auf den Wegen und Strassen aufhielt, dann deswegen, weil er sich so Jesus von Nazareth am nächsten fühlte. Und weil er ein Zeichen setzen wollte für eine prophetische Kirche, der die Bewegung wichtiger ist als die Standpunkte. Walter Nigg, Das Buch der Ketzer. Diogenes, Zürich, 2017, 594 S., CHF 40.–, ISBN 978-3257-06993-8. bgz. Walter Nigg (1904– 1988) hielt wenig von Theologen. «Gott habe sie selig.» lautete sein Verdikt. Er ging erfolgreich eigene Wege und erreichte mit seinen Büchern Menschen beider christlicher Konfessionen. Für Nigg gab es nicht nur eine Wirklichkeit, sondern verschiedene hintereinander gelagerte. Diese gleichsam doppelbödige Wirklichkeit offenbart Nigg seiner Leserschaft auch im Buch der Ketzer. Jahrhunderte lang wurde der Häretiker mit allen Mitteln diffamiert. Nigg setzt zu einer bedenkenswerten Neubeurteilung von Martin Luther, Blaise Pascal oder Leo Tolstoi und vieler weiterer verkannter Personen an.

NEUE BÜCHER

Helmut Schlegel, Glaubensgeschichten sind Weggeschichten. Echter, 2016, 88 S., CHF 11.90, ISBN 978-3-429-03986-8. Wege werden in allen Religionen als Metaphern für den Zugang zum Göttlichen betrachtet. Ein besonders erhellendes Beispiel dafür ist die Emmauserzählung des Lukasevangeliums. In wenigen Zügen entwirft der Evangelist in ihr ein Modell christlicher Existenz, das bis heute aktuell und gültig ist. Es bietet Orientierung auf dem persönlichen Glaubensweg wie auch eine Option für das geistliche Leben in Gemeinschaft und Gemeinde. Helmut Schlegel stellt in seinem Buch die unübersehbaren Parallelen zwischen der

LEBENSHILFE Dalai Lama, Empathie. Es fängt bei dir an und kann die Welt verändern. Herder, 2017, 176 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-451-31155-0. Ichbezogenheit, Eigennutz und Gier prägen unsere Welt – heute mehr denn je. Wie ­können wir zu einem wahren Miteinander und zu echtem Frieden finden? Der Dalai Lama weiss: Äusserer Friede ist ohne inneren

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KALEIDOSKOP Frieden nicht möglich. Ein tiefer Wandel ist erforderlich. Wir müssen lernen, uns aus dem Käfig des Ichs zu lösen und uns als Teil eines eng vernetzten Ganzen zu begreifen. Nur die Kunst des Mitgefühls kann uns aus der tödlichen Falle des Egoismus befreien. Wenn wir mit einem offenen Herzen, mit Ruhe und Geduld den Anderen gelten lassen, wenn wir ihm voller Mitgefühl und Respekt begegnen, können wir Einigkeit und Harmonie erlangen. Nicht nur in der Begegnung mit einzelnen Menschen, sondern auch zwischen Ideologien, Kulturen, zwischen Nationen oder wirtschaftlichen und politischen Systemen. Arthur Schopenhauer, Die Kunst, glücklich zu sein. Dargestellt in fünfzig Lebensregeln. C.H. Beck, 2017, 105 S., CHF 11.90, ISBN 9783-406-70736-0. «Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: Dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist.» Arthur Schopenhauers Handbüchlein Die Kunst, glücklich zu sein ist ein echtes Kleinod, das über hundertfünfzig Jahre lang unveröffentlicht blieb. Die fünfzig Lebensregeln, aus denen es besteht, finden sich in verschiedenen Bänden und Konvoluten des Nachlasses. Franco Volpi hat die Lebensregeln nach Schopenhauers eigenem Plan rekonstruiert und zum ersten Mal herausgegeben.

SACHBÜCHER Florence Braunstein und Jean-François Pépin, 1 Kilo Kultur. C.H. Beck, 2017, 1296 S., CHF 39.90, ISBN 978-3-406-70597-7.

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Das «Kilo Kultur» gibt einen Überblick über die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit von der Vorgeschichte bis heute. Es lässt sich als spannender Crash-Kurs von vorne bis hinten lesen, aber es ermöglicht durch die klare Gliederung nach Epochen, Ländern und Kulturformen – Philosophie, Literatur, Musik, Architektur, Malerei u.a. – auch den gezielten Zugriff auf einzelne Themen. Sam Droege und Laurence Packer, Bienen. 104 besondere Arten aus aller Welt in fas­ zinierenden Nahaufnahmen. Leopold Stocker Verlag, 2016, 160 S., CHF 34,90, ISBN 978-3-7020-1589-3. Weltweit existieren über 20 000 bekannte und unzählige noch unentdeckte Bienenarten; mehr als alle Säugetier-, Vogel- und Reptilienarten zusammen. In diesem Buch werden 104 besondere Arten aus aller Welt in faszinierenden Nahaufnahmen und informativen Kurztexten vorgestellt. Natürlich wird auch die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) porträtiert, doch gibt es auch auf unserem Kontinent zahlreiche Wildbienenarten wie die Hosenbiene, die Sägehornbiene oder die Seidenbiene. Die Mörtelbiene Nordafrikas baut Lehmnester an den Wänden von Gebäuden und in Peru gibt es eine stachellose Honigbiene, die ebenfalls staatenbildend ist. Fast unsichtbar sind die millimeterkleinen Steppenbienen Asiens, viel grösser ist die Blattschneiderbiene Hawaiis. Daneben gibt es Bienenarten, die als «Blutbienen» in Nester fremder Bienen einfallen und diese parasitieren. Die Kuckucksbiene wiederum lässt ihre Eier von anderen Bienen aufziehen.


Christian Kuster und Eberhard von Gemmingen, Mutausbrüche. Das christliche Abendland in Zeiten des Umbruchs. Bonifatius, 2017, 120 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-89710711-3. Wie oft wurde schon der Untergang des christlichen Abendlandes beschworen? Im Moment sind es Muslime und Flüchtlinge, die uns angeblich bedrohen. Richtig ist: Ihre Gegenwart fordert das Abendland heraus, sich seiner christlichen Wurzeln und Tugenden wieder bewusster zu werden. Und von dieser Perspektive aus ergeben sich durchaus Wegweisungen für die Zukunft. Das christliche Abendland steht vor einem Umbruch. Das ist kein Anlass für Angst, denn die Angst ist keine christliche Eigenschaft und sie nützt nur den Hetzern und Rattenfängern. Vielmehr ist es Zeit für Mutausbrüche. Nick Lane, Der Funke des Lebens. Theiss, 2017, 384 S., CHF 41.90, ISBN 978-3-80623484-8. Warum ist das Leben so, wie es ist? In den letzten vier Milliarden Jahren haben sich einfache Bakterien ein einziges Mal zu höherem Leben entwickelt. Und alle komplexen Lebewesen teilen sich seitdem eine Reihe merkwürdiger Eigenschaften: von Sex über das Altern bis zum Sterben. Aber wenn das Leben sich auf einem anderen Planeten entwickelt hätte, wäre die Geschichte genauso abgelaufen oder vollkommen anders? Nick Lane liefert eine neue Sicht auf die Entwicklungsgeschichte des Lebens und bietet überzeugende Lösungen für einige der ungelösten Rätsel der Evolution, die Wissenschaftler seit Jahrzehnten beschäftigen. Seine Antwort liegt in der Energie, einer elektrischen Span-

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nung, die die Entwicklung des höheren Lebens anstiess und von der auch heute noch alles Leben zehrt. Seine Erklärungen geben vielen seltsamen Wendungen der Lebensgeschichte einen Sinn und sie liefern die Antworten auf die grossen Fragen: Warum sind wir so, wie wir sind und warum sind wir überhaupt hier? Valerija Sipos und Ulrich Schweiger, Glauben Sie nicht alles, was Sie denken. Herder, 2017, 304 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-45160022-7. Das Gehirn ist das Fantastischste, was der menschliche Körper zu bieten hat. Es ist ein extrem nützliches Werkzeug. Bei allzu leichtgläubigem Gebrauch treten allerdings Gefahren und Risiken auf. Das informative und fundierte Sachbuch beschreibt kurzweilig, wie man mit dem richtigen Wissen über die Risiken und Nebenwirkungen des Gehirns gezielt seine psychische Gesundheit fördern kann. Die Autoren sind erfahrene Experten und vermitteln konkrete Anleitung, die auf den neusten Erkenntnissen der Hirnforschung, Psychiatrie und klinischen Psychologie basieren. Mit vielen Fallbeispielen.

HUMOR Gerhard Mester, Bruder Franz. Benno, 2016, 40 S., CHF 11.90, ISBN 978-3-7462-4874-5. Nach dem Erfolg seines ersten Cartoonbuchs «Mensch, Franziskus» über Papst Franziskus legt Gerhard Mester jetzt nach. Treffsicher zeigt der bekannte Karikaturist, wie der Papst neuen Schwung in die Kirche bringt und Freude am Glauben verbreitet. Wie unbekümmert «Bruder Franz» auf

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KALEIDOSKOP Menschen zugeht, die eigenen Mitarbeiter in der Kurie vor Herausforderungen stellt und anderen Religionen die Hand zum Dialog reicht, wird in seinen Cartoons wie immer kurzweilig ins Bild gesetzt.

GESCHICHTE Marc Tribelhorn (Hrsg.), Die Schweiz als Ereignis – 50 Episoden aus der jüngeren Geschichte. NZZ Libro, Zürich, 2017, 201 S., CHF 38.–, ISBN 978-3-03810-261-8. bgz. «Deckname ‹Kälin›» lautet eine Überschrift in diesem unterhaltsamen Buch über die jüngere Schweizergeschichte. Erzählt wird die Enttarnung eines ostdeutschen Agentenpaares. Vielfach sind es Episoden, die längst vergessen sind, damals aber Tagesgespräch in der Eidgenossenschaft waren. Im Rückblick offenbaren sie viel über die Mentalität der Schweiz. Oder wer erinnert sich noch an die «Nebelkühe», die man in der Innerschweiz aufgrund einer aus dem Ruder gelaufenen geheim gehaltenen Verneblungsaktion mit Rauchpetarden im Zweiten Weltkrieg notschlachten musste?

KUNST Hans Georg Wehrens, Rom, Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert. Herder, 2016, 416 S., CHF 68.–, ISBN 978-3451-31105-5. Dieser neuartige, durchgehend vierfarbige Kunstführer zu Roms ältesten Kirchen schliesst eine Lücke zwischen den zahlreichen Rom-Reiseführern und den grossformatigen kunstwissenschaftlichen Werken. Detailgetreue Beschreibungen von 53 Kirchen einschliesslich der Schilderung ihrer Baugeschichte (jede Kirche mit Grundriss)

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werden ergänzt durch eine verständliche Darstellung der Forschungsergebnisse der christlichen Archäologie und Kunstgeschichte. Besucher der Kirchen vor Ort oder im Buch er­ leben die Gebäude auf diese Weise intensiv neu. Auf einem Beiblatt sind 250 QR-Codes abgedruckt, die den Zugriff auf zusätzliches Bildmaterial zu den Textbeschreibungen erlauben. Mit Hilfe von im Text eingestreuten Verweisen auf die QRCodes ist somit ein «virtuelles Bildarchiv» vor Ort über entsprechende Geräte (Smartphone, Tablet) verfügbar. Die im Text beschriebenen Kunstwerke werden dadurch auch bei ungünstigen Sichtverhältnissen am Ort auf neue Weise sichtbar, Kunst wird erlebbar gemacht.

BELLETRISTIK Erasmus von Rotterdam. Die Klage des Friedens. Diogenes, Zürich, 2017, 169 S., CHF 24.–, ISBN 978-3-257-06985-3. bgz. Als eine Art Streitschrift für den Frieden konzipierte der grosse Humanist Erasmus von Rotterdam dieses leider auch heute noch aktuelle Werk für eine dann nie abgehaltene Friedenskonferenz im Jahre 1517. Das Elend des Kriegs ging immer von den Machthabern – leider auch von machtgierigen Päpsten – aus. Das Volk musste dafür bluten. Erasmus von Rotterdam hatte diesen Mechanismus durchschaut und war einer der ersten vehementen Gegner des Krieges. Sein Manifest sollte an Schulen und an jedem Regierungssitz gelesen werden. Herbert Heckmann, Benjamin und seine ­Väter, Roman. Schöffling & Co., Frankfurt


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am Main, 2017, 439 S., CHF 29.90, ISBN 9783-89561-482-8. bgz. Das Buch erschien erstmals 1962 und wird jetzt mit einem Nachwort von Peter Härtling wieder aufgelegt. Frankfurt in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: der kleine Benjamin kennt seinen Vater nicht und wächst in einem katholischen Milieu auf. Zwar gibt es in der Person von Jonas so etwas wie einen Ersatzvater, doch die Suche nach seinem Erzeuger bleibt auch nach dem Tod der Mutter ein bestimmendes Element im Buch, das nebst Bubenstreichen viel Zeitkolorit aus der Epoche der Ohrensessel und Halskrausen offenbart.

bgz. Jaan Kross (19202007) gilt als grosser estnischer Autor und war zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert. Nebst historischen Romanen schrieb er in zwei Bänden über die Gymnasialzeit in Tallinn während der Zwischenkriegszeit, in der sich die Esten an der Unabhängigkeit ihres Landes erfreuten. So liegt ein leichter Übermut auf den Seiten dieses Entwicklungsromans, der für den Protagonisten Jaak Sirkel und seine Mitschüler strenge, aber auch unbekümmerte Momente bereithält. Und eine zarte Liebesgeschichte zur hübschen Vivre bahnt sich an…

Joseph Conrad, Die Schattenlinie – Ein Bekenntnis. Carl Hanser Verlag, München, 2017, 419 S., CHF 40.90, ISBN 978-3-44625456-5. bgz. Joseph Conrad (18571924) verarbeitet in diesem Seefahrerroman eigene Erlebnisse als junger Vorgesetzter auf einem Segelschiff zu einer packenden Entwicklungsgeschichte. Alles scheint sich gegen den jungen Kapitän verschworen zu haben: die Mannschaft leidet unter dem Tropenfieber, in den Chininfläschchen ist bloss wirkungsloses weisses Pulver, die Flaute will nicht enden und der Geist des verstorbenen Vorgängerkapitäns ist unheilschwanger stets präsent. Selten liest man derart grossartige Personenschilderungen wie sie hier Conrad gelingen. «Die Schattenlinie» sollte nie und nimmer im Schatten von «Die Schatz­ insel» stehen.

Sara Gallardo, Eisejuaz, Roman. Wagenbach, Berlin, 2017, 170 S., CHF 28.90, ISBN 978-38031-3285-7. Der Roman gilt als Klassiker der argentinischen Literatur und ist gleichzeitig ein Solitär, denn Sara Gallardo (1931–1981) lässt hier erstmals in der südamerikanischen Literatur einen Indio als Ich-Erzähler auftreten, der sich erst noch zum Pfleger eines kranken Weissen aufwirft. Die aus einer arrivierten Familie stammende Autorin wird ohne zu polemisieren zur Anwältin der Entrechteten und zwischen ihrer Naturreligion und dem aufoktroyierten Christentum pendelnden Indios in ihrem Heimatland. Fremdartig und faszinierend!

Jaan Kross, Wikmans Zöglinge, Roman, Osburg Verlag, Hamburg, 2017, 671 S., CHF 33.55, ISBN 978-3-95510-129-9.

Ahmet Hamdi Tanpınar, Seelenfrieden, Roman, Unionsverlag, Zürich, 2017, 571 S., CHF 22.90, ISBN 978-3-293-20763-9. Ahmet Hamdi Tanpınars (1901-1962) Werk ist gemäss dem Literaturnobelpreisträger Orhan Panuk «aus der türkischen Gegenwartsliteratur nicht wegzudenken». Im Ro-

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KALEIDOSKOP man «Seelenfrieden» aus dem Jahr 1949 durchstreift der junge Historiker Mümtaz kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die vom Verfall bedrohte Sultansresidenz am Bosporus. In der Liebe zu Nuran erwacht für einen Sommer lang der verlorengeglaubte Zauber der alten osmanischen Kultur. Doch es ist der Abgesang auf eine melancholische, leise verfallende Metropole. David Garnett, Mann im Zoo, Roman. Dör­ lemann, Zürich, 2017, 160 S., CHF 23.50, ISBN 978-3-03820-040-6. bgz. Vielleicht konnte nur ein Engländer 1924 auf diese skurrile Geschichte verfallen: John Cromartie und Josephine Lackett lieben sich. Im Garten der Londoner Zoo­l ogischen Gesellschaft geraten sie jedoch in einen fürchterlichen Streit. Die Drohung, sich als Mensch im Zoo einsperren zu lassen, macht Cromartie mit dem Einverständnis der Zooleitung flugs wahr. Er ist die Attraktion und spürt alsbald den Neid seiner Nachbarn, der Schimpansen. Die Geschichte, auf dem schmalen Grat zwischen Möglichkeit und Phantasie angesiedelt, fasziniert durch grosses Deutungspotential. Richard Dübell, Krone des Schicksals, Historischer Roman. Lübbe, Köln, 2016, 558 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-78572570-2. Als junger Mann stahl Walther von der Vogelweide den sagenumwobenen Edelstein Orphanus, der angeblich

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aus den Tränen der Gottesmutter entstanden sein soll und seinem Herrscher Glück verheisst, für König Philipp von Schwaben. Zwanzig Jahre später will Kaiser Friedrich den Stein für seine Zwecke nutzen. Angelehnt an historischen Personen entwickelt Richard Dübell einen Abenteuerroman um geheime Orden, mächtige Adelsgeschlechter, schlagfertige Frauen und verwegene Kämpfer. Pieter Webeling, Die Stunde des Schmetterlings, Roman. Blessing Verlag, München, 2016, 303 S., CHF 26.90, ISBN 978-3-89667568-2. bgz. Im französischen Feindesland steht im Juni 1915 Julius Reinhardt zwischen den Scherben zersplitterter Kirchenfenster und einer Marienstatue in einer Kirche und setzt sich die Pistole an die Kehle. Der Pfarrer verhindert die sinnlose Tat. Im Gespräch mit dem Geistlichen offenbart sich die gros­ se Seelennot von Julius, denn er fühlt sich schuldig am Tode seines besten Freundes. Ähnlich eindringlich wie Joseph Boyden in seinem grossen Roman «Der lange Weg» fängt Webeling schreckliche Szenen aus den Schützengräben ein und zeigt so die Sinn­ losigkeit des Krieges auf. Javier Marías, Keine Liebe mehr – Akzeptierte und akzeptable Erzählungen. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2016, 510 S., CHF 36.90, ISBN 978-3-10-002444-2. Seit seinem Welterfolg «Mein Herz so weiss» zählt Javier Marías zu den bekanntesten Schriftstellern Spaniens und wird auch immer wieder in den Dunstkreis der Literaturnobelpreiskandidaten gerückt. Vielleicht der beste Ne-


beneffekt bei der Lektüre dieser Erzählungen aus allen seinen Schaffensperioden mit den grossen Themen Marías wie Tod, Liebe oder den Nachwirkungen des Spanischen Bürgerkriegs ist die Tatsache, dass man Lust auf seine grossen Romane bekommt. Thomas Schweres, Die Abbieger, Kriminalroman. grafit, Dortmund, 2017, 285 S., CHF 16.50, ISBN 978-3-89425-485-8. Das Buch dürfte viele Schweizer Autofahrer, die regelmässig im Stau stehen, ansprechen. Wer trägt denn die Schuld an der verlorenen Zeit im Stau? Kaninchenzüchter Klausi und Freddy scheinen es zu wissen. Kurzerhand entführen sie den obersten Chef der Strassen im Ruhrgebiet. 55 000 Euro Lösegeld müssen her! Kommissar Georg Schüppe und der Reporter Tom Balzack tun alles, um das Leben der Geisel zu retten. Doch ist das ­genug? Eine Krimikomödie mit skurrilen ­Typen und haarsträubenden Situationen.

AUTOBIOGRAPHIE

KALEIDOSKOP

stände ein positiv grundiertes Porträt der Römer und Immigranten. Am liebsten möchte man auf seinen Spuren durch die Tiberstadt streifen.

SACHBUCH Tom Wolfe, Das Königreich der Sprache. Blessing, 2017, München, 224 S., CHF 26.90, ISBN 978-3-89667-588-0. bgz. Tom Wolfe hat weltweit Erfolge erzielt mit Romanen wie «Fegefeuer der Eitelkeiten» oder «Ich bin Charlotte Simmons». In diesem Sachbuch widmet er sich der interessanten Fragen nach dem Ursprung der Sprache und Kommunikation. Am Anfang war das Wort. Aber wo kam es her? Es ist ein Streifzug durch die Wissenschaftsgeschichte, die diese nicht immer im besten Lichte zeigt. Tom Wolfe macht aus dieser Spurensuche ein höchst unterhaltsames Lesevergnügen indem er Koryphäen wie Charles Darwin oder Noam Chomsky regelrecht vorführt

Sándor Lénárd, Am Ende der Via Condotti – Römische Geschichten. dtv, München, 2017, 351 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-423-28112-6. bgz. In Rom gebe es ausser den Mysterien der Heiligen Römischen Kirche kaum ein Geheimnis, schreibt Sándor Lénárd (1910–1972) an einer Stelle in diesen Erinnerungen an seine Zeit in der italienischen Hauptstadt. Er kam auf der Flucht von den ­Nazis als junger Arzt in die Ewige Stadt. Immer mehr von Geldsorgen bedrängt – Blutdruckmessen wurde für ihn zur Überlebens­ frage – beschreibt Lénárd trotz der tristen Zeitum-

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«Stell

H

«Stelle mein

HAUS

200 Jahre Gnadenkapelle

1817 – 2017 76

wieder her!»

2017 gedenken wir in Einsiedeln des Wiederaufbaus der Gnaden­kapelle vor 200 Jahren. 1817 wurde der Neubau der im Jahr 1798 von französischen Revolutionstruppen zerstörten Heiligen Kapelle vollendet. Das Jubi­ läum der Gnadenkapelle dauert vom 21. Januar bis zum 8. Oktober 2017.

Weitere Informationen finden Sie auf www.gnadenkapelle.ch.


Neuerscheinung

Das langersehnte neue Werk über die Kleider und den Schmuck des Einsiedler Gnadenbildes ist erschienen! Madonnas Fashion – Die «Spirituelle Modeschau» zum Einsiedler Gnadenbild zeigt in brillanten Farbbildern die Schönheit der Gewänder und des Schmuckes der Einsiedler Muttergottes. Ergänzt wird das Buch durch viele spannende Geschichten rund um den grössten Wallfahrtsort der Schweiz.

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Weitere Autoren dieser Ausgabe Markus Bamert, Pater Cyrill Bürgi OSB, Pater Mauritius Honegger OSB, Alina Jud, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Marc Schiller, Pater Philipp Steiner OSB, Johannes van der Weijden Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868

Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Kloster Fahr, 8109 Kloster Fahr Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB

Abonnentenverwaltung Abos, Adressänderungen, usw.: Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «Salve», 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 64 25 abo@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Jahresabonnement Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Studentenpreis: CHF 20.– Ausland: Abopreise auf Anfrage, Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto Inserateverwaltung ea Medien AG, Werner-Kälin-Strasse 11, Postfach 45, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 82 00 Fax. 055 418 82 22 info@eamedien.ch www.eamedien.ch Herstellung + Druck Druckerei Franz Kälin AG, Kornhausstrasse 22, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 90 70, www.druckerei-kaelin.ch

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