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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
8. Jahrgang · Ausgabe 4, August/September 2016 Erscheint 6-mal jährlich
Jahresthema Gastfreundschaft in der Propstei St. Gerold – Wo sich Himmel und Erde begegnen…
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Wallfahrt Liturgischer Kalender Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Liturgisches Grundwissen: Friedensgruss Der Wallfahrtspater lädt ein Wallfahrtsinformationen Haben Sie gewusst…
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Kloster Einsiedeln
Frontseite: Gastfreundschaft in der Propstei St. Gerold – «Der Reigen» von Hugo Imfeld, Aufnahme aus dem Jahr 2005 (Foto: Pius Brogle).
In Memoriam Bruder Nikolaus Müller Gebetsanliegen Kirchengeschichte für Novizen im Kloster Fahr II Freunde des Klosters Einsiedeln – Auf Tuchfühlung mit Madonna Oblaten: Spirituelle «Fahrt ins Blaue» Wallfahrt nach Medjugorje I – Der Fisch, der Collie, das Insekt Konventglöckli
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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Alumni Religiosität: Eine fremde Vertraute Internat: Abschied Stiftung Pro Stiftsschule – Jahrestagung Corvina – Verbunden mit der Vergangenheit Personalnachrichten Klassentag Maturi 1966
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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm
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Kloster Fahr Grusswort Neue Weine im Keller Singen, pilgern, sticken für eine geschwisterliche Kirche Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch
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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Einsiedeln, der Gotthard und die Dichterin Isabelle Kaiser Neue Bücher Impressum
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LEITGEDANKE
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iebe Leserin, lieber Leser Gastfreundschaft wird nicht zuletzt in Gasthäusern geübt. Auch in unseren Klöstern ist das so. Dabei gibt es alte, vor allem als Pilgerhäuser gedachte. So beim Kloster Fahr das Haus «Zu den zwei Raben» und am Pilgerweg über den Etzel das «St. Meinrad». Sie stehen beide an markanten Wegpunkten, bei der Fähre und auf der Passhöhe. Andere sind jünger, etwa das Leutschenhaus mitten im Rebberg in Freienbach. Das Haus selbst ist zwar barock, diente aber bis vor rund zwanzig Jahren als Wohnhaus für die Bewirtschafter des Gutes und enthielt den Weinkeller. Ähnlich ist es mit dem Haus auf der Ufnau, das zunächst einfach die Pächterwohnung war. Dort hat der Gastbetrieb allerdings schon eine etwas längere Geschichte. Wir werden uns mit der Ufnau noch ausführlich befassen. Der Hauptartikel dieser Nummer ist aber St. Gerold gewidmet. Zwar war die Propstei zunächst einfach das Verwaltungszentrum eines Gutsbetriebes und so etwas wie das Pfarrhaus. Aber schon früh hat sie immer wieder Mönche aus Einsiedeln aufgenommen. So hat etwa Abt Adam Heer nach seiner Resignation in St. Gerold eine neue Heimat gefunden. Aber auch für betagte oder kränkliche Mitbrüder wurde hier gesorgt. Während vieler Jahre gab es dort also eine kleine klösterliche Gemeinschaft. So heisst der alte Speisesaal bis heute «Konvent» wie im Kloster. Wir werden immer wieder daran erinnert, wenn es beim Totengedenken beim Kapitel vor der Komplet von Mitbrüdern heisst, dass sie – manchmal viele Jahre – in St. Gerold gelebt hätten. Pater Nathanel hat also an eine innerklösterliche Tradition angeknüpft, als er in der Propstei einen Gastbetrieb eröffnete. Und er hat St. Gerold wieder zu einem Ort gemacht, an dem sich Menschen erholen können, nicht zuletzt auch solche mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten. Lesen Sie mehr dazu im Artikel von Erich Liebi, der selbst gerne und oft als Gast nach St. Gerold geht. Herzlich, Ihr
Pater Markus Steiner
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JAHRESTHEMA
Gastfreundschaft in St. Gerold
Wo sich Himmel und Erde begegnen... Tausende Menschen unterschiedlichster Herkunft haben in der Propstei St. Gerold Gastfreundschaft erlebt und tun es immer noch. Einheimische und Auswärtige, Alte und Junge, Künstler und gewöhnliche Feriengäste, Seminarleiter und Seminarteilnehmer, Patienten der Hippotherapie, Pferde- und Naturfreunde, Feinschmecker und Weinliebhaber, Freunde des Lebens, des Liebens und des Lernens geben Zeugnis erfahrener Gastfreundschaft an diesem besonderen Ort. Und sie können sich dabei auf den heiligen Gerold und seinen Esel berufen. «Treue sprosst aus der Erde hervor, Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder...» Ps 85,12
Der Legende nach war es sein Reittier, das den Mann auf der Suche nach einem guten Ort darauf aufmerksam machte, dass sie am Ziel angelangt waren. Der Esel blieb stehen und legte sich nieder. Er spürte – Esel sind sehr «gschpürig» –, dass der Bestimmungsort erreicht war, ein Ort, wo sich Himmel und Erde begegnen, wo das Leben willkommen ist und demzufolge Gastfreundschaft herrscht. Gerold verstand den Wink, liess sich im einsamen Friesental, wie das heutige Grosse Walsertal im 11. Jahrhundert noch genannt wurde, nieder und legte damit den Grundstein für einen Ort, der – zwar mit Unterbrüchen – aber doch bis auf den heutigen Tag Menschen spüren lässt, wie gut es ist, ganz Mensch sein zu dürfen. Die Renaissance der Fünfzigerjahre Unter den Kriegsfolgen des letzten Jahrhunderts verwahrloste die Propstei. Das änderte sich allerdings rasch, als der junge Einsiedler Pater Nathanael Wirth nach St. Gerold geschickt wurde. Auch er muss den Genius loci gespürt haben; er blieb, packte zu und ver-
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half der Propstei damit zu einer Renaissance. Dass mit Pater Nathanael auch der Geist der Gastfreundschaft wieder einen Verbündeten hatte, darf aus heutiger Sicht sicher als Der hl. Gerold und sein Esel – Plastik von Pater Jean-Sébastien Charrière in der Geroldsstube der Propstei.
JAHRESTHEMA
Die Propstei St. Gerold heisst das Leben willkommen (Fotos: Erich Liebi). höhere Fügung gewertet werden. Ein starkes Indiz dafür ist das von Pater Nathanael 2005 herausgegebene Buch mit dem «verräterischen» Titel «Wo Himmel und Erde sich begegnen». Er wusste, was das bedeutet und bewirkt an allen, die sich darauf einlassen. Zudem erwies sich Pater Nathanael persönlich sozusagen als personifizierte Gastfreundschaft. Sie galt den Menschen ebenso wie ihrer Kultur und das sprach sich herum. Nachhaltig Das Wort «nachhaltig» wird oft missbraucht. Wenn es irgendwo seine uneingeschränkte Berechtigung hat, dann sicher in St. Gerold. Als Zeuge dafür kommt ein Gast aus dem Rheinland zu Wort, der 1975 zusammen mit seiner Ehefrau Brigitte und zwei Söhnen erstmals nach St. Gerold gekommen ist und jetzt stolz berichtet: «Im Laufe der Jahre gesellten sich zu unseren vier Kindern vier Partner und sieben Enkelkinder. In all den Jahren sind wir ohne Pause dort gewesen – Weihnachten 2015 mit fünfzehn Personen und Persönchen.» Mehr zur wundersamen Vermehrung der St. Gerold-Fans mit dem «Beweisfoto» auf der nächsten Seite. Der «alte» Geist in neuen Räumen 2009 übernahm Pater Kolumban Reichlin die Propsteiführung und sein achtzigjähriger
Vorgänger begab sich in den wohlverdienten Ruhestand. In seinem Herzen brachte auch Pater Kolumban den Geist der Gastfreundschaft mit, darin sind sich alle «alten» Propsteigäste einig. In seinem Gepäck befand sich allerdings auch ein umfassendes Sanierungsprogramm zur betrieblichen und baulichen Erneuerung der Propstei. Die erste Etappe konnte vor Jahresfrist abgeschlossen werden, die zweite wird diesen Herbst in Angriff genommen. Ziel des Ganzen ist es, die wirtschaftlichen und praktischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die fast schon sprichwörtliche Gastfreundschaft in der Propstei weiterleben kann. Die Augen geöffnet Nicht wenige fragten sich allerdings, ob sich der segensreiche Genius loci auch in den neuen Räumlichkeiten heimisch fühlen oder sich vertreiben lassen würde. Wilfried Ross, der St. Gerold-Fan mit vierzig Jahren Erfahrung schreibt uns dazu: «Bevor wir sehen durften, waren wir zufrieden. Quietschende Dielen, ungestrichene Wände, kalte Räume gehörten für uns dazu. ‹Fehler› waren uns fast sympathisch, hatten einfach Charme. Wir betrachteten das nicht Perfekte mit frohem Herzen als Toleranzübung. Jetzt hat Schönheit und Perfektion unsere Augen ge-
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JAHRESTHEMA öffnet. Uns wurde bewusst, wie schön und richtig etwas sein kann, was wir uns nicht vorstellen konnten. Bei all unserem Wohlsein hatten wir natürlich nicht bedacht, wie wichtig für die Propstei neue Gäste sind. Und die kommen heute gottlob zuhauf.»
ihnen in der Propstei immer wieder Benefizkonzerte veranstalten und damit deren Sozialwerke unterstützen, kann zweifellos auch als eine Art Resonanz oder Echo auf erfahrene Gastfreundschaft verstanden werden.
Musik verbindet
«Insel der Seligkeit»
Es ist sicher kein Zufall, dass die Familie Ross 1975 über die Musik den Weg nach St. Gerold gefunden hat. Das trifft für viele andere «Stammgäste» auch zu und es hat damit zu tun, dass Pater Nathanael in der Propstei wie bereits erwähnt nicht nur Menschen, sondern auch ihrer Kultur Gastrecht gewährte. Namentlich die Musik – Klassik und Jazz damals, von Pater Kolumban inzwischen um die Volksmusik erweitert – wirkten und wirken als Magnet, nicht zuletzt auch der vorzüglichen Akustik in der Propsteikirche wegen – und auch für Musiker mit wohlklingenden Namen wie Jan Garbarek, Pierre Favre, das Hilliard Ensemble, der Geiger Paul Giger, die Cembalistin Marie-Louise Dähler, der Chorverband Vorarlberg, die Sängerin Maria Walpen oder das Schötze-Chörli aus Stein AR und viele andere. Dass viele von
Oskar Egle ist Obmann des Vorarlberger Chorverbandes und veranstaltet seit zwanzig Jahren die «internationale Vokalwoche St. Gerold». Alle zwei Jahre versammelt der Chordirigent in der Propstei eine Hundertschaft von Sängerinnen und Sängern aus Vorarlberg, dem Fürstentum und der Schweiz und schliesst diese jeweils ab mit einem Konzert in der Reithalle, die zu diesem Zweck zum «Konzertsaal» umgebaut wird. Auch die Propsteikirche nutzt er gern, jüngst auch für CD-Aufnahmen. Ausserdem kommt Oskar Egle mit den drei Chören, die er leitet, regelmässig zu Probenwochenenden. Auch er ist über kulturelle Veranstaltungen und Konzerte mit der Propstei in Kontakt gekommen. «St. Gerold verbindet einige wichtige Voraussetzungen in ideals-
Drei Generationen St.Gerold-Fans: Wilfried und Brigitte Ross, ihre Kinder mit Partnern, Enkelkinder und Freunde zur Taufe des jüngsten Enkels, Weihnachten 2015 in der Gnadenkapelle der Propstei St. Gerold (Foto: zvg).
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JAHRESTHEMA
Vokalwoche des Vorarlberger Chorverbandes – die Reithalle verwandelt sich jeweils in ein Probe- und Konzertlokal (Foto: zvg). ter Weise: Abgelegenheit, Insel der Seligkeit, Atmosphäre und Stimmung, Gemütlichkeit, Kulinarik und natürlich auch nettes und freundliches Personal», antwortet er und beschreibt die Gastfreundschaft in der Propstei mit diesen Worten: «...dass sich das Personal und die Menschen in der Propstei ehrlich freuen, wenn sie einen wieder einmal zu Gesicht bekommen. Das ist doch das Schönste überhaupt. Und dass alle Wünsche nicht nur erfüllt, sondern sogar von den Augen abgelesen werden...» «Sorgfalt in allen Dingen»
Louise Dähler mit diesen Worten: «Man spürt eine wunderbare Sorgfalt in allen Dingen, eine grosse Achtsamkeit sowohl in menschlicher wie auch in gestalterischer Hinsicht. Die Gastfreundschaft gilt auch für Menschen auf der Schattenseite – mit den Sozialwerken «Oase» und der Hippotherapie wurden so wertvolle Gefässe dafür geschaffen. Diese Offenheit für alle Menschen, der ‹soziale Geist›, gibt uns ein warmes und Das weitgehende Fehlen von Förmlichkeit gehört auch zur Gastfreundschaft in St. Gerold (Teilnehmer Vokalwoche, Foto: zvg).
Paul Giger, der Violinist und Komponist, kommt seit zwanzig Jahren immer wieder für (Benefiz-)Konzerte in die Propstei und seine Partnerin, die Cembalistin Marie-Louise Dähler sogar seit vierzig Jahren. Sie kam mit ihren Eltern erstmals nach St. Gerold, und auch für Paul Giger war die Musik der «Lockvogel»: Proben und Aufführung des Konzerts mit Jan Garbarek, Pierre Favre und den Appenzeller «Space Schöttl». Die Gastfreundschaft in St. Gerold beschreibt Marie-
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JAHRESTHEMA gutes Gefühl wenn wir in der Propstei weilen. Die Freundschaft ist gegenseitig – schenken und empfangen, in wunderbarer Wechselwirkung.» Als Person wahrgenommen Richard Gall ist MS-Patient und lernte die Propstei und ihre Sozialwerke in den neunziger Jahren durch Pater Nathanael kennen. Dieser hatte damals die «MS Selbsthilfegruppe Bludenz» besucht und sie zur Hippotherapie nach St. Gerold eingeladen. Seit fünfzehn Jahren kommt er jährlich mit seiner Schwester als Begleiterin nach St. Gerold. Und er muss wegen seiner fortgeschrittenen Erkrankung hohe Ansprüche stellen, um die Hippotherapie überhaupt beanspruchen zu können. Vier Personen braucht es jeweils, um ihm, der Hände und Füsse kaum mehr bewegen kann, aufs Pferd zu helfen. Entsprechende Hilfsbereitschaft erfährt er seitens des Propstei-Personals regelmässig. Gerade weil er so viel Hilfe braucht, schätzt er die spezielle Gastfreundschaft: «Als Gastfreundschaft empfinde ich, wenn man mich, den Behinderten als Person wahrnimmt und schon bei der Anmeldung meine Bedürfnisse von den Vorjahren kennt. Es freut mich, wenn Pater Kolumban, Pater Christoph oder andere bekannte Gesichter Richard Gall bei der Hippotherapie, begleitet von seiner Schwester und von Hans Keuschnig, dem damaligen Hausmeister der Propstei (Foto: zvg).
ein paar Worte mit mir wechseln.» Aber auch ganz Konkretes gehört dazu, wenn er von zwei Propsteiköchen die Treppe hochgetragen wird, um an einer Veranstaltung im «Wyberhus» teilnehmen zu können. Und als dieses Jahr die zur Hippotherapie gekommenen MS-Patienten in den Genuss einer speziellen Propsteiführung durch Luzia Dünser kamen, wertete Richard Gall dieses Angebot als «Begebenheit, die für mich Gastfreundschaft bedeuten». Drei Stunden habe sich Luzia Zeit genommen für sie. Die Begeisterung ist nicht zu überhören. Innere Gastfreundschaft Nebst den Ferien- und Tagesgästen sowie den Besuchern der kulturellen Anlässe bevölkern praktisch das ganze Jahr über auch Teilnehmer an den über sechzig Seminaren und Einkehrtagen die Propstei. Ihr Slogan «leben–lieben–lernen» verweist auf einen besonderen Aspekt der Gastfreundschaft und damit auf das «heimliche» Generalthema der Seminare und Einkehrtage: Gastfreundschaft wecken, entfalten, pflegen in sich selber – für sich selber und für das jeweilige Gegenüber. Ob Tai Chi oder Fasten, ob meditatives Reiten oder Zen-Sesshin, ob Meditation oder Wanderwoche – immer geht es auch um jenes Etwas, mit dem die Zen-Lehrerin Edith Breuss ihre Propstei-Seminare überschreibt: «In Kontakt kommen mit der eigenen Essenz» oder eben – innere Gastfreundschaft. Menschen für Menschen Der Zürcher Pius Brogle ist einer der Seminarleiter, die im Auftrag der Propstei tätig sind. Die meisten von ihnen sind «alte Hasen», Pius Brogle ist 1990 erstmals nach St. Gerold gekommen und hat seither über vierzig Tai Chi-Seminare durchgeführt, jeweils dreimal jährlich und «immer mit vollem Haus», wie Pater Kolumban betont. Pius Brogle beschreibt die St. Gerolder Gastfreundschaft so: «Die Kursteilnehmer werden schon durch freundliche Menschen
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JAHRESTHEMA Hausteil mit dem Restaurant, der wunderbare Klosterladen, der grosszügige Eingang über die breite Treppe, der obere Festsaal, das alles ist sehr einladend, geschmackvoll und stilsicher. Das helle Holz schafft eine warme einladende Atmosphäre. Auch darin findet der schöpferische St. Gerolder Geist mit seiner Freundschaft dem Gast gegenüber, seiner Willkommenskultur, Ausdruck. «Man fühlt sich als Königin»
Zwei Schlüsselbilder für einen wesentlichen Aspekt der Gastfreundschaft in St. Gerold: Einfach sich selber sein können, allein genauso wie in Gemeinschaft (Teilnehmerinnen der Vokalwoche, Fotos: zvg). am Empfang willkommen geheissen. Und wann immer ich im Verlaufe der Woche dort vorbeikomme, nie erlebe ich Hektik, sondern stets eine ruhige und heitere Betriebsamkeit. Menschen, die für Menschen da sind und nicht bloss für die Computer vor ihnen. Es sind einerseits die Menschen der Propstei, die ganz offenbar aus einem gemeinsamen Geist oder einer gemeinsamen Ausrichtung heraus wirken, welche die Atmosphäre prägen. Und diese ist auch mitgeprägt durch das Haus und den Ort selber mit seiner besonderen Kraft. Eine belebte und das Innere weckende und nährende Stille, die einfach da ist und die nicht beliebig erzeugt werden kann.» Und nach dem Umbau? «Alles was ich erwähnt habe gilt auch dafür. Der neue
Maria Walpen, die Sängerin, führt seit vie len Jahren zusammen mit der TaKeTiNaLehrerin Irene Gooding einmal jährlich eine Frauensingwoche durch: Gregorianik, Jodel, Lieder, Trommeln inkl. Konzert für die Propsteigäste, der Kurs ist immer ausgebucht. Ihre Begeisterung ist sehr deutlich zu spüren, wenn sie erzählt, was Gastfreundschaft in St. Gerold für sie bedeutet: «Sie war sofort spürbar, ich war von der Atmosphäre von Anfang an hingerissen.» Und mit den «wunderbaren Gesichtern der Frauen an der Pforte» als Gegenüber fühle sie sich «als Königin». Den Weg nach St. Gerold angebahnt hat für sie ein Freund und Kollege, der Musiker, Komponist und Gründer der «Klangwelt Toggenburg», Peter Roth. Und zur Gregorianik, die sie auch in St. Gerold pflegt, führte sie kein geringerer als der Einsiedler Gregorianik-«Papst» Pater Roman Bannwart. Ihn habe sie aus einem Impuls heraus um Unterricht angefragt und er sagte zu ihrer grossen Überraschung sofort zu. Und auch Maria Walpen bezeugt, dass sich der genius loci vom Umbau nicht hat vertreiben lassen: «Schlicht und grosszügig» sind ihre Kennworte für die neue Propstei. Besonders der Brunnen im Innenhof hat es ihr angetan, sie fühlt sich – wie die meisten Gäste – von ihm «magisch angezogen». Und falls wieder einmal ein Esel vorbeikommt an diesem Ort und sich niederlegt, lasse man ihn gewähren und verscheuche ihn nicht – er wüsste, was er tut... Erich Liebi
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WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den August 1. Mo
Hl. Alfons von Liguori († 1787) Ordensgründer, Bischof, Kirchenlehrer
5. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung 6. Sa
Fest Verklärung des Herrn 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
7. So 19. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 8. Mo 9. Di
10. Mi
Hl. Dominikus († 1221) Priester, Ordensgründer Fest Hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) Ordensfrau Fest Hl. Laurentius Diakon, Märtyrer
13. Sa
Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Eucharistische Anbetung 16.00 in der Unterkirche
14. So 20. Sonntag im Jahreskeis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 15. Mo
Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper. Prozession und Salve Regina
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20. Sa
Hl. Bernhard († 1153) Abt, Kirchenlehrer
21. So 21. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 22. Mo Einsiedler Krankentag 14.30 Krankengottesdienst mit Krankensalbung 24. Mi
Fest Hl. Bartholomäus (Nathanael) Apostel
27. Sa
Hl. Monika († 387) Mutter des hl. Augustinus
28. So 22. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 29. Mo
Enthauptung Johannes des Täufers
Gebetsmeinungen Weltkirche Sport ermögliche den Völkern freundliche Begegnungen und trage zum Frieden in der Welt bei. Um gelebtes Evangelium: Glaubenszeugnis, Ehrenhaftigkeit und Nächstenliebe der Christen mögen die frohe Botschaft beleben. Kirche Schweiz Der Nationalfeiertag öffne die Herzen in Dankbarkeit für unser Land und mache gleichzeitig achtsam für jene Länder, die von Ausbeutung, Not, Krieg und Hunger betroffen sind.
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den September 2. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung 3. Sa
Fest Hl. Gregor der Grosse († 604) Papst, Kirchenlehrer
4. So 23. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 8. Do
Hochfest Mariä Geburt 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper, Prozession der Rosenkranzbruderschaft
11. So 24. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
18. So
25. Sonntag im Jahreskreis Eidg. Dank-, Buss- und Bettag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina
21. Mi
Fest Matthäus Apostel und Evangelist
22. Do
Hochfest Mauritius und Gefährten Märtyrer 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
25. So
Hochfest Hl. Nikolaus von Flüe Einsiedler, Friedensstifter 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
29. Do 13. Di
13.15– 16.00 16.30 20.00
Hl. Johannes Chrysostomus († 407), Bischof, Kirchenlehrer Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe Eucharistische Anbetung in der Unterkirche Vorabend der «Engelweihe» Feierliche Pontifikalvesper Feierliches Pontifikalamt
Weihefest der Gnadenkapelle «Engelweihe» 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Vesper 20.00 Feierliche Komplet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Engelweihprozession
14. Mi
16. Fr Fest Kreuzerhöhung 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
Fest Michael, Gabriel, Raphael 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
30. Fr
Hl. Hieronymus († 420) Priester, Kirchenlehrer
Gebetsmeinungen Weltkirche Für alle Bemühungen um das Gemeinwohl und den Aufbau einer Gesellschaft, in deren Mitte die menschliche Person steht. Sakramentenempfang und Bibelbetrachtung befähige die Christen zur Mission. Kirche Schweiz Möge die schulische Bildung unserer Kinder und Jugendlichen die spirituelle und besonders die christliche Dimension unseres Lebens nicht vernachlässigen.
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WALLFAHRT
Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2016 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) August Mo, 01. August
Mo, 22. August
Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D) 15.15 Uhr 15.15 Uhr Rheintaler Wallfahrt 09.45 Uhr 15.15 Uhr Familienwallfahrt im Heiligen Jahr 11.00 Uhr MFM Deutschschweiz 12.15 Uhr 14.30 Uhr Einsiedler Krankentag 14.30 Uhr
Sa, 27. August
Afrikanische Wallfahrt
Di, 02. August Sa, 20. August So, 14. August So, 21. August
September So, 04. September Slowakenwallfahrt Di, 13. September Pèlerinage du Diocèse de Sion Mi, 14. September So, 18. September Reiterwallfahrt So, 18. September Missione Cattolica Italiana, Stadt Zürich So, 18. September Ökumenisches Bettagskonzert Di, 20. September Pro Senectute Oberwallis Sa, 24. September Jestetten, Lottstetten, Rheinau, Altenburg und Baltersweil (D) Sa, 24. September Kroaten Jugendwallfahrt So, 25. September Slowenenwallfahrt
Andacht GK Andacht GK Eucharistiefeier Andacht Pilgermesse Rosenkranz Eucharistiefeier Eucharistiefeier mit Krankensalbung 12.30 Uhr Eucharistiefeier
12.15 Uhr 09.30 Uhr 14.30 Uhr 14.30 Uhr 11.00 Uhr
Eucharistiefeier Eucharistiefeier Bussfeier Andacht Segnung, Klosterplatz
12.30 Uhr 18.30 Uhr 17.30 Uhr 20.30 Uhr
Eucharistiefeier Bettagskonzert Eucharistiefeier Andacht
09.30 Uhr 19.00 Uhr 12.15 Uhr 13.30 Uhr
Eucharistiefeier Eucharistiefeier Pontifikalamt Andacht
Oktober So, 02. Oktober So, 09. Oktober So, 09. Oktober Sa, 22. Oktober So, 30. Oktober
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Rosenkranz-Sühnekreuzzug
11.00 Uhr 14.30 Uhr 32. Spanisch sprechende Wallfahrt 12.15 Uhr Priesterbruderschaft St. Petrus 14.00 Uhr Urner Landeswallfahrt 14.10 Uhr Indisch-katholische Christen aus der ganzen Schweiz 14.30 Uhr
Pontifikalamt Andacht Eucharistiefeier Eucharistiefeier i.a.R. Eucharistiefeier Eucharistiefeier
WALLFAHRT
Liturgisches Grundwissen
Friedensgruss «Wie ein Siegel beschliesst der Kuss das gemeinsame Gebet» (Tertullian, Anfang 3. Jahrhundert). Er ist Ausdruck der Gemeinschaft der Getauften: «Grüsst einander mit dem heiligen Kuss» (Rom 16,16). Das Gebet verbindet den Menschen mit Gott und die Menschen untereinander. So findet sich der Friedenskuss schon früh in den Messformularen zum Schluss des Hochgebetes. Andere Traditionen betonten mehr seinen vorbereitenden Charakter: «Geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe» (Mt 5,23). Hier steht er vor «Friede sei mit dir!» (Foto: Jean-Marie Duvoisin). der Gabenbereitung. In der lateinischen Liturgie bleibt er jahrhundertelang praktisch auf den Klerus beschränkt. Seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) hat der Friedensgruss seine gemeinschaftliche Funktion wiedererlangt. Das Friedenszeichen, bei uns als Händedruck, ist vielen Pfarreien zu einer Selbstverständlichkeit geworden: Das Mit- und Zueinander wird hier greifbar. Übertreibungen und seine Wahrnehmung als Unterbrechung der Eucharistie führen indes da und dort zu Überlegungen, ob der Friedensgruss nicht doch besser den Wortgottesdienst abschliessen sollte, wie z.B. im Ambrosianischen Ritus, der in über fünfzig Tessiner Pfarreien gefeiert wird. So oder so: Der Friedensritus ist Teil der Liturgie, also Symbolhandlung. Er stärkt eine Haltung, die man ausserhalb der Messe je neu üben muss.
(Quelle: Gunda Büske/Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012
Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch
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WALLFAHRT
Der Wallfahrtspater lädt ein…
Hochbetrieb im August Rund um Maria Himmelfahrt herrscht Hochbetrieb im Kloster Einsiedeln. Mehrere besondere Gottesdienstangebote und Wallfahrten stehen auf dem Programm – das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit prägt auch den Monat August. Hier erfahren Sie mehr zu den einzelnen Gottesdiensten. Ein Tag für die Familie Am 14. August 2016 findet die «Wallfahrt der Familien» zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit statt. Die Eucharistiefeier um 11.00 Uhr mit Abt Urban als Hauptzelebrant und Prediger bildet den Auftakt dieser besonderen Wallfahrt. Nach dem Mittagessen wird die bekannte deutsche Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz den Eltern einige Gedanken zu Familie und Ehe mit auf den Weg geben, während für die Kinder ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm angeboten wird. Abgerundet wird die Wallfahrt mit einer kurzen Segensfeier bei der Gnadenkapelle. Patrozinium der Klosterkirche An Maria Himmelfahrt, dem 15. August 2016, feiert die Einsiedler Klosterkirche ihren «Namenstag». Zum wichtigsten Marienfest des Jahres werden auch dieses Jahr viele Pilgerinnen und Pilger aus nah und fern erwartet. Höhepunkt des Tages wird das festliche Pontifikalamt um 9.30 Uhr mit dem päpstlichen Nuntius in der Schweiz, Erzbischof Thomas Gullickson, sein. Der Stiftschor und eine Bläsergruppe führen die Messe brève von Léo Delibes und das Salve Regina von Josef Gabriel Rheinberger auf. Am Nachmittag beginnt um 14.00 Uhr das gemeinsame Rosenkranzgebet mit anschliessender Pilgerandacht und Kräuter-
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Kräutersegnung am 15. August 2015 (Foto: Jean-Marie Duvoisin). segnung. Die Gläubigen sind eingeladen, dafür Kräutersträusse mitzubringen. Vor Ort können von der Klostergärtnerei bereitgestellte Kräutersträusse erworben werden. Einsiedler Krankentag Am 22. August 2016 lädt die Klostergemeinschaft alle kranken und betagten Menschen zur Mitfeier des Einsiedler Krankentages ein. Besonders im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ist der Einsiedler Krankentag eine wunderbare Gelegenheit, Gottes aufrichtende Liebe im Sakrament der Krankensalbung zu erfahren und den Besuch in Einsiedeln vielleicht auch mit einem Beichtgespräch und dem Durchschreiten der Pforte der Barmherzigkeit zu verbinden. Weitere Informationen zum Einsiedler Krankentag finden sich auf www.heiligesjahr.ch/krankentag. Pater Philipp Steiner
WALLFAHRT
Kloster-Flohmarkt Freitag/Samstag 12./13. August 2016 10.00 – 16.00 Uhr Im historischen Marstall des Klosters Einsiedeln Altes aus dem Klosterestrich Zugunsten des Klosterplatzes www.kloster-einsiedeln.ch/flohmarkt
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WALLFAHRT
Wallfahrtsinformationen Seelsorge
Öffnungszeiten
Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr
Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr
Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch
Gottesdienste in der Klosterkirche
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Sonn- und Feiertage
Werktage
17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr
Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)
06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)
11.00 Uhr
Pilgermesse (Hauptaltar)
16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
Haben Sie gewusst, dass ... … ein Stichwort tatsächlich stechen kann? Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist zum Beispiel «EU» ein solches Stichwort; sobald sie das Wort hören, gehen sie in Verteidigungs- oder Angriffsposition. Es gibt auch Menschen, für die jedes Wort zu einem Stichwort wird. Es sind jene, die zu allem etwas zu sagen haben; sobald jemand etwas sagt, fallen sie ihm ins Wort und geben bekannt, was sie dazu zu sagen haben. Sie sind wie jener Prediger, der sagte, er könne über alles unvorbereitet reden. Als ihm einer einen Zettel mit dem Wort «nichts» auf die Kanzel legte, redete er eine Stunde darüber, dass Gott aus Nichts die Welt geschaffen habe. Hier haben wir die eher negative, die eigentlich «stechende» Funktion des Stichwortes. Es gibt aber ebenso das positive Stichwort. Dieses ist wie ein schmerzloser Stich in das Gedächtnis, das eine Art kleines Einschlagloch zurücklässt und zu einem Erinnerungshelfer wird. Wenn ich einen Menschen treffe, kann mir der Ort, wo ich ihn treffe, ein Kleidungsstück, das er trägt, ein Wort, das er sagt, zu einem Stichwort werden und ich behalte ihn im Gedächtnis. Wichtig sind Stichwörter vor allem beim Lesen. Von dem, was man liest, vergisst man den grössten Teil. Eine grosse Hilfe gegen das Vergessen sind dabei Stichwörter, die ein Name, ein Ort, ein Begriff, ein ungewöhnlicher Ausdruck, ein besonderer Gegenstand sein können. Auch auffällige Redensarten oder kurze Sätze dienen hervorragend als Stichwort. Als in den Zeitungen über das seltsame Verhalten des neuen Nuntius des Vatikans in der Schweiz berichtet
wurde, kam mir eine Redensart in den Sinn, die ich vor mehr als vierzig Jahren im Studium von einem Professor hörte, der einen Gesandten charakterisierte. «Er ist ein Gesandter, aber kein geschickter». Wortspiele eignen sich vorzüglich als Stichworte! Ein hilfreiches Stichwort gegen ungerechte Kritiker, gegen die man sich nicht wehren kann, liefert Kurt Valentin: «Den ignorieren wir nicht einmal»! Mit Stichwörtern kann man also auch gut sticheln. Pater Alois Kurmann
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KLOSTER EINSIEDELN
In Memoriam Bruder Nikolaus Müller (1924–2016)
Den Blick gespannt auf das Kommende gerichtet Ich war, liebe Schwestern und Brüder, etwas überrascht, als mich Dekan Pater Cyrill fragte, ob ich an der heutigen Beerdigung die Predigt halten möchte – etwa so überrascht wie damals, als ich vor rund zehn Jahren in der alten Schneiderei von Bruder Nikolaus eine meiner ersten Kutten überreicht bekam und beim ersten Griff in die Taschen auf eine Handvoll verdorrte Marronischalen stiess. Während ich vom Alter her der Zweitjüngste in unserer Gemeinschaft bin, war Bruder Nikolaus mit seinem Jahrgang 1924 einer der ältesten Mitbrüder. Wie anders sah damals das Leben in unserem Kloster aus, als er 1946 unter Abt Ignaz hier eintrat – und wie viel hat er in diesen sieben Jahrzehnten als Benediktinermönch erlebt, Schönes und weniger Freudvolles, das den Blick auf das Leben, aber auch den Blick auf den Tod prägte. Den Tod nicht aus dem Blick verlieren Gerade den Tod nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern ihn täglich vor Augen zu halten, ist eine der eindringlichen Weisungen des heiligen Benedikt an seine Mitbrüder, wenn sie auf dem Weg zu Gott hin voranschreiten möchten. Dies entspricht alles andere als der von vielen heute gelebten Haltung – nicht nur von jungen Menschen. Der Tod wird vielfach verdrängt, weil er als Bedrohung wahrgenommen wird, als Feind, der gewaltsam uns das Leben entreisst, als Tür ins Leere, ins Ungewisse. Der christliche Glaube lehrt uns jedoch eine ganz andere Wahrnehmung: Der Tod führt uns nämlich nicht ins Ungewisse, sondern heim zu Gott, ganz zu eigen ihm. Er ist somit das Tor zur
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Erfüllung unserer Sehnsüchte, von Sehnsüchten, die hier auf Erden nie wirklich erfüllt werden können. Die Sehnsucht nach dem Mehr Diese Tatsache wurde mir vor ziemlich genau einem Jahr bewusst, als ich im letzten Sommer mit zwei Freunden ein paar Ferientage verbrachte. Die gemeinsame Woche war geprägt von tiefer Freude und sorgloser Unbeschwertheit. Um so grösser war anschliessend die Traurigkeit darüber, dass der gemeinsame Urlaub so schnell vorüber war. Endlos hätten diese Tage sein können, für immer in diesem Zustand des Glücks hätte ich weilen wollen. Tief bohrte der Schmerz in meinem Herz, dass ich diese Tage nicht noch ausgiebiger zu erfassen vermochte. Bruder Nikolaus Müller OSB (Foto: zvg).
KLOSTER EINSIEDELN Ich glaube, sie alle, liebe Schwestern und Brüder, kennen diese Gefühle. Und ich glaube, dass diese Sehnsucht nach Mehr von Gott selber in unser Herz gelegt ist: Denn sie lässt uns nicht zufrieden sein mit dem, was wir bereits hier auf Erden um uns herum haben, sie macht unser Herz unruhig, lechzend nach tieferer Erfüllung. Das flüchtige Erleben eines Daseins in Fülle, das immer wieder in unserem irdischen Leben aufblitzt, lässt uns danach dürsten, dieses Leben in Fülle für immer zu geniessen – und zwar in einer Fülle, die wir uns gar nicht ausmalen können, weil sie all unsere Vorstellungen übersteigt. Wie ein Blitz durchfuhr mich diese Einsicht: Und auf einmal verspürte ich keinen Schmerz mehr über den Verlust der unbeschwerten Tage mit meinen Freunden, sondern war erfüllt von einer grossen Vor-
freude darauf, was mir von Gott schon jetzt bei ihm bereitet liegt. Bruder Nikolaus hat den Tod nicht verdrängt. In seinen letzten Jahren hat er sich eingehend mit ihm auseinandergesetzt und immer wieder von ihm gesprochen. Er war bereit, diese Tür zu durchschreiten. So war es bezeichnend, dass er in den letzten Minuten seines irdischen Lebens nochmals seine Augen öffnete, als ob er den Blick gespannt auf das Kommende richten wollte, auf die Erfüllung auch seiner lebenslangen Sehnsüchte, auf die ihn der Tod nun hinführen sollte, wenn ihm alles genommen sein wird, was ihn zu Gott hindern könnte. «Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Ja, Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?» (1Kor 15,54f.). Amen. Pater Thomas Fässler
Lebenslauf Am Vorabend zu Fronleichnam konnte Bruder Nikolaus friedlich zu seinem himmlischen Vater heimkehren. Das Sterben des Mitbruders war eine schöne Erfahrung, wenn ich das so sagen darf. In den vergangenen Wochen wurde er immer schwächer und es hat sich abgezeichnet, dass er bald seinem Herrn von Angesicht zu Angesicht begegnen darf. In seiner schalkhaften Art thematisierte er mehrmals den Tod. Nach der Feier der Krankensalbung sagte er: «So, jetzt ist wieder etwas erledigt.» Er überraschte die Pflegenden stets mit träfen Worten und witzigen Reaktionen, die man ihm gar nicht zutraute. Diesen Schalk pflegte er bewusst. Leider kann ich seine Worte nicht im schönen Obwaldner Dialekt wiedergeben. Den Mundart und die Liebe zu Obwalden bewahrte er sich bis an sein Lebensende. Bruder Nikolaus wurde am 17. März 1924 dem Josef Müller und der Rosalia Kathriner in Schwendi ob Sarnen geboren und ein Tag danach in Sarnen auf den Namen Josef Alois getauft. Zwei Jahre später wurde sein Bruder Alois geboren. Schon mit vier Jahren verlor der kleine Josef seinen Vater. Dieser war damals zuständig für das Strassenwesen der Gemeinde und er arbeitete daneben als Knecht bei Bauern. Bei der Übernahme des elterlichen Hofes hatte sein Vater das Nachsehen, er wurde seinem jüngeren Bruder übergeben. Als Kind erkrankte der kleine Josef an der englischen Krankheit. Kranksein und Arztbesuche begleiteten ihn sein Leben lang. Mit zwölf Jahren wurde Josef in Sachseln gefirmt. Nach sechseinhalb Jahren Primarschule stieg er, ohne die Sekundarschule zu absolvieren, ins Erwerbsleben ein. Während den Sommermonaten nahm er bei Landwirten Gelegenheitsarbeiten an. Im Winter arbeitete er in der nahen Fabrik, die Strohhüte für Amerika produzierte. In der Fabrik hatte er einen besseren Lohn als mit der Knechtsarbeit. Die Rekrutenschule absolvierte
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er 1944 als Gebirgssanitäter in St-Maurice und diente im gleichen Jahr als Aktivsoldat in Stans und Engelberg. Im November 1946 trat als Kandidat ins Kloster Einsiedeln ein. Hier wurde er nach wenigen Wochen Arbeit im Garten in der Schneiderei eingesetzt. Bruder Basili, nach der Aussage von Bruder Nikolaus ein Original, nahm diesen in der Schneiderei unter seine Obhut. Am 5. Juni 1948 legte der 24jährige mit dem Namen Nikolaus von Flüe seine Einfache Profess und sechs Jahre später am 8. September 1954 seine Feierliche Profess ab. Weil Bruder Nikolaus im Militär Sanitätssoldat war, wurde der junge Bruder bald auch im klösterlichen Krankendienst eingesetzt als Gehilfe und Ablösung von Bruder Meinrad Locher. Für diesen Dienst wurde Bruder Nikolaus zuerst bei den Krankenbrüdern im Steinhof, Luzern ausgebildet. Das war für ihn aber keine gute Erfahrung. Deswegen wechselte er und absolvierte den Pflegerinnenkurs bei den Sarner Schwestern. Diese Ausbildung für häusliche Krankenpflege mit praktischen Übungen am Krankenbett, in Krankenküche und Samariterdienst schloss er im Dezember 1950 ab. Die Krankenpflege nannte er eine dankbare Sache. Da hatte er es mit Lebendigem zu tun. Etwa zwanzig Jahre lang pflegte er Bruder Andreas Käppeli, den bekannten Klosterkünstler und nach einem Schlaganfall betreute er ebenfalls Bruder Basili, von dem er sehr viel hielt. Bruder Nikolaus sagte von sich: «Ich war sein Arzt!» Doch wegen Rückenproblemen musste er den Krankendienst aufgegeben. Das schmerzhafte Rückenleiden erforderte mehrere ärztliche Eingriffe und viele Physiotherapien. 1973 verordnete ihm der Arzt eine strikte Tagesordnung mit vielen Ruhezeiten. Das Kranksein und die Leiden brachten ihn in eine regelrechte Ordenskrise. Seine Mutter hat ihm damals kurz vor ihrem Tod drei Dinge gesagt, die ihm zu Kernsätzen wurden: «Ich habe dir nie geraten, in ein Kloster zu gehen», und «Du warst von der ersten Geburtsstunde an zum Leiden geboren», und «Denk öfters, Jesus Christus hat noch mehr für uns gelitten.» Bruder Nikolaus schreibt, dass diese drei Sätze ihm in dunklen Stunden immer Kraft und Trost gespendet hätten. Trotz seiner kränklichen Natur durfte er ein hohes Alter erreichen. An dieser Stelle möchte ich im Namen der ganzen Klostergemeinschaft unserem Pflegeteam herzlich danken für die geduldige und liebevolle Pflege und Sorge für unsere betagten Mitbrüder. Die Liebe zum Obwaldnerland trieb Bruder Nikolaus an, die Ordensleute aus seiner Heimat in einer Liste zu erfassen. Ebenso beschäftigte er sich intensiv mit genealogischen Forschungen für die weitverzweigte, bis auf den heiligen Bruder Klaus von Flüe zurückgehende Familiengeschichte. Bruder Nikolaus war ein Mann mit viel Schalk und Humor. Dieser offenbarte sich in den letzten Jahren verstärkt. Er kommentierte dies ganz trocken und ich hoffe, dies im Dialekt richtig wiedergeben zu können: «Eppis mios ma ha!» Pater Cyrill Bürgi
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KLOSTER EINSIEDELN
Gebetsanliegen Meist werden uns Gebetsanliegen zugesandt, weil Menschen Sorgen haben. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass der Anlass durchaus ein erfreulicher ist, die Betreffenden nicht Sorgen haben, wohl aber die Sorge für Andere übernommen haben. Etwa bei einer Hochzeit. Oder wie in diesem Brief, der uns aus Indien erreicht hat: «Es freut mich, euch gute Nachricht zu übermitteln. Am Montag, dem 23. Mai, werden
Ein Gebet für Brautleute
unsere drei Novizen die einfache
Herr, unser Gott!
Profess und drei Junioren die
Du hast diese beiden so geführt, dass sie sich gefunden haben.
Feierliche Profess ablegen. Und
Sei mit ihnen auf ihrem gemeinsamen Weg.
Morgen werden während des
Erfülle ihr Herz mit der Liebe, die nicht nur an sich denkt.
Abendgebetes zwei Postulanten
Gib ihnen Kraft und den festen Willen, gemeinsam zu voll-
zum Noviziat zugelassen. Ich er-
bringen, was ihnen in der Ehe aufgetragen ist.
bitte von ihnen allen das Gebet
Bewahre sie in aller Not.
für diese jungen Männer.»
Wende ihnen auch das Leid zum Guten.
Natürlich ist das Ablegen der
Hilf ihnen, dass sie ihr Leben nach deinem Willen führen,
Feierlichen Profess keine Ga-
sich zu deinem Wort halten
rantie für ein geglücktes Leben.
und in deiner Gemeinde bleiben.
Und umgekehrt ist nicht jede
Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Gemeinschaft, die viele Eintritte hat, dadurch gefestigter und geeinter geworden. So ist es sinnvoll, für alle Ordensgemeinschaften zu beten, nicht nur für jene, die unter Nachwuchsmangel leiden oder sogar in ihrer Existenz bedroht sind. Sondern ebenso für jene, die wachsen, damit sie auch an innerer Kraft gewinnen, und für ihre Mitglieder, damit sie ihre Berufung wirklich leben.
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Novizenausbildung Teil II
Kirchengeschichte In der letzten Ausgabe berichtete der Einsiedler Kandidat Jürg Kühnis in einem ersten Teil über die gemeinsame Novizenausbildung der Benediktiner und Zisterzienser mit dem wichtigen Thema Kirchengeschichte – bis zum Ausbruch der Reformation. Als Referent wirkte der Einsiedler Historiker Pater Gregor Jäggi OSB, Teilnehmer waren eine Zisterzienserin und vier Benediktiner; Gastrecht gewährte den Novizen das Kloster Fahr (Teil II und Schluss). Seit Jahrhunderten hatten vielfältige Missstände in und an der Kirche zu Kritik geführt. Ein tief verwurzelter Antiklerikalismus nährte ständig Verdachtsmomente, etwas könne in der Kirche nicht stimmen. Mit Bildung und Bücherbesitz begannen sich unvermeidlich am Evangelium ausgerichtete Reformgedanken zu verbreiten. Der Oxforder Magister John Wyclif lehrte, dass die von Christus eingesetzte Kirche unsichtbar sei und nicht der sichtbaren Kirchenorganisation entspricht. Alleiniges Fundament des Glaubens ist die Bibel. Ein Lehramt ist überflüssig. Damit geriet die gesamte Kirche ins Wanken, denn die aufgeworfene Frage, ob die sichtbare Kirche das Heil bringen konnte, musste unter diesem Aspekt verneint werden. Jan Hus und das Hussitentum in Böhmen liessen sich davon inspirieren und lösten im 15. Jahrhundert einen Flächenbrand aus, der nicht mehr zu löschen war. Der Reformationssturm Die Reformationen, das heisst die radikalen Umgestaltungen der Kirche, die mit den Namen Martin Luther, Huldrich Zwingli, Jean Calvin, Guillaume Farel, Martin Bucer, Philipp Melanchthon, Thomas Müntzer und vielen anderen verbunden sind, brachen anfangs des 16. Jahrhunderts wie ein Sturm
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über die Kirche herein. Entscheidend für das Losbrechen auf breiter Front war das neu entstandene theologische Denken des Humanismus mit seinem Bezug auf die Bibel und die Kirchenväter. Vom gelehrtesten Humanisten bis hin zum einfachen, des Lesens kundigen Stadtbürger galt allein die Bibel als Massstab für Kirchenleben und persönliche Frömmigkeit. Der gläubige Mensch allein vor seinem gnädigen Gott brauchte keine Vermittlungsinstanzen mehr. Der Buchdruck als Katalysator Die technischen Möglichkeiten des Buchdrucks verbreiten das revolutionäre GedanDie erste vollständige Luther-Bibel stammt aus dem Jahr 1534 (Foto: Wikimedia).
KLOSTER EINSIEDELN kengut in Buch, Flugschrift und graphisch eingängigen Einblattdrucken als Massenware unter die Menschen. Das europäischlateinische Christentum gliederte sich in einem längeren Prozess in sich bekämpfende Konfessionen. Spannend ist der radikale Flügel der Reformation, denn hier artikulierten sich in einem recht freien Spiel eine überraschende Vielfalt von Kirchengestaltung, z.B. die Täuferbewegungen. Die Katholische Kirche gab sich im zähen und lange dauernden tridentinischen Erneuerungsprozess eine Gestalt, deren Stahlgerüst neu gegründete Orden (Jesuiten) und ein stets besser geschulter und kontrollierter Klerus mit Hirtenbischöfen war. Mission in neuen Welten Mit der Entdeckung Amerikas nutzten die iberischen Mächte Spanien und Portugal die Chance, das Christentum auch in die neue Welt zu bringen. Heutzutage wird diese Mission sehr kritisch beurteilt und nach ihren Früchten und Schäden befragt. Der Glaube wurde mit dem Schwert und Unterwerfung durchgesetzt und die menschliche und materielle Ausbeutung erfolgte in schamlosester Weise. Praktisch gleichzeitig mit der Expansion nach Westen in die Neue Welt setzte eine europäische Ausdehnung nach Asien ein. Die Missionen in Ostasien, welche auf sehr fremde Hochkulturen treffen, haben beim freien Spiel der Kräfte riesige Schwierigkeiten zu überwinden und fassen mit Mühe Fuss. Die Ausnahme stellt die alte vietnamesische Missionskirche dar, welche den relativ grössten Blutzoll aller Teilkirchen der Neuzeit bezahlte. Seit dem 16. Jahrhundert fächert sich die Katholische Kirche ununterbrochen auf und nimmt immer mehr die Gestalt einer Weltkirche an. Das Revolutions-Trauma Der europäische Katholizismus erlitt mit der Französischen Revolution ein lange nachhallendes Trauma. Der Staat beschlagnahmte sämtliche Kirchengüter, die Klöster wur-
den aufgehoben, widerspenstige Bischöfe wurden vertrieben, Priester liessen sich in Massen säkularisieren. Die wichtigste katholische Teilkirche wurde nach den Prinzipien der Aufklärung reformiert, dem Staat praktisch einverleibt und von Rom getrennt. Kaiser Napoléon I. setzte den schlimmen Verhältnissen ein Ende und leitete 1801 mit dem Konkordat eine Wende ein, welche auch dem hilflosen Papsttum wieder auf die Beine half. Unter vielen Wendungen wurde Frankreich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem aggressiv laizistischen Staat, der 1905 eine radikale Trennung von Kirche und Staat durchsetzte. Nach Jahrzehnten der Ressentiments fühlt sich die französische Teilkirche frei für ihre evangelische Sendung. Mit einer kurzen Beleuchtung der beiden Vatikanischen Konzilien (1869–70 und 1962-1965) beschloss Pater Gregor den Kurs «Kirchengeschichte». Dank an die Gastgeberinnen Kirchengeschichte in drei Tagen zu vermitteln ist im Ansatz naiv, denn das Thema ist viel zu umfassend um auch nur einem einzigen Teilaspekt davon gerecht zu werden. Dennoch ist es Pater Gregor in fantastischer Weise gelungen, in uns die Neugierde und die Freude für die Geschichte der Kirche zu wecken und uns anzuleiten, uns weiter in die Themen einzulesen. Das Wetter unterstützte uns hervorragend auf dem Weg durch die Geschichte. Von Schnee über Regen zu vorsommerlichem Sonnenschein strahlte das Licht immer deutlicher durch den zweitausendjährigen Nebel der Geschichte. Ein ganz besonderer Dank sei an die Schwestern des Klosters Fahr gerichtet, denn wir wurden in einzigartiger Liebenswürdigkeit bei ihnen beherbergt und gastfreundlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Nicht zuletzt sei unserem Referenten, Pater Gregor Jäggi, für die respektvolle und behutsame Einführung in das spannende Feld der Kirchengeschichte gedankt. Kandidat Jürg Kühnis
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KLOSTER EINSIEDELN
Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln
Auf Tuchfühlung mit Madonna An der Mitgliederversammlung der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln vom Samstag, 28. Mai 2016, plauderte Bruder Gerold nicht nur aus dem Nähkästchen seiner Aufgabe als Garderobier, sondern öffnete für die versammelten Mitglieder auch den Kleiderschrank und die Schmuckschatulle der Schwarzen Madonna.
Rund sechzig Mitglieder konnte Präsident Heino von Prondzynski an der diesjährigen Mitgliederversammlung im Grossen Saal begrüssen. Der tatkräftigen Unterstützung der rund tausend Mitglieder zählenden Vereinigung ist es zu verdanken, dass die zahlreichen Projekte angepackt und erfolgreich umgesetzt werden können, so auch eines der jüngsten, das Buchprojekt über die Kleider der schwarzen Madonna. Madonnas Fashion Bruder Gerold Zenoni, seines Zeichens Mönch, Künstler und Literat, war als Garderobier prädestiniert, das Buch der «spirituellen Modeschau zum Einsiedler Gnadenbild» zu verfassen. Unterstützt wurde er dabei durch die künstlerische Beraterin und Gestalterin Michaela von Prondzynski. Bruder Gerold legte Wert darauf, nicht einfach einen Kleiderkatalog herauszugeben, sondern die Atmosphäre der kostbaren Kleidungsstücke im Kontext von Literatur und Geschichte darzustellen. Dem Publikum wurden Kleider-Exponate von 1750 bis heute präsentiert, in verschiedenen Stoffen und in allen liturgischen Farben. Der «Renner» sei nach wir vor das von einer Muslimin gestiftete und angefertigte blaue Perserkleid, in das verschiedene Geschichten und religiöse Symbole «verwoben» wurden. Bruder Gerolds persönliches Lieblingskleid ist
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das in Mailand gefertigte Pfingstkleid von 1750. Dieses in Rot und Gold gehalte ne Stück passe am besten zu den liturgischen Gewändern und bilde dadurch eine stimmige und abgerundete Einheit. Ein wesentlicher Bestandteil des Erscheinungsbildes ist auch der Schmuck der Muttergottes (sowie des Jesuskindes). Zur Auswahl stehen neben drei Kronenpaaren verschiedene Zepter, Rosenkränze, Votivherzen, Halsbänder, Armreifen, Finger- und Ohrringe. Zahlreiche abgeschlossene, laufende und zukünftige Projekte Im Anschluss an die «spirituelle Modeschau» informierte Präsident Heino von Prondzynski über weitere abgeschlossene, aktuelle und zukünftige Projekte. Zu erwähnen seien insbesondere die nun vollendeten Arbeiten rund um die Sanierung der Glockenanlage und die nach Plan verlaufenden Arbeiten im Rahmen des Masterplans Gesamtsanierung Klosterplatz: die Gerüste der Nordarkade werden bis Ende 2016 entfernt werden können. Auch die Arbeiten an der Südarkade konnten bereits begonnen werden und sollen bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Weitere wichtige Meilensteine des Gesamtkonzeptes werden der zusammen mit dem Bezirk geplante «Platz im Fortsetzung Seite 26
6·2015
S A LV E
S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.
In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.
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KLOSTER EINSIEDELN
Bruder Gerold Zenoni präsentiert «Das blaue Perserkleid» (Foto: Martin Weishaupt). Platz» sein sowie eine neue Beleuchtung von Platz und Kloster. Als Ersatz der heutigen «flachen» Fassadenanstrahlung wird aktuell eine differenziertere, der Barockarchitektur besser entsprechende LED-Objektbeleuchtung konzipiert, welche zudem mit erheblich geringerem Energiebedarf auskommen wird. Ergänzend führte Kassier Ansgar Gmür auf gewohnt gut hörbare und unterhaltsame Art durch die Jahresrechnung, während Vizepräsidentin Margrit Graf die 2015 durchgeführten und die 2016 vorgesehenen Veranstaltungen erläuterte, insbesondere den Ausflug zum Kloster Muri am 8. Oktober 2016 (Anmeldungen bis 30.6.16). Die Jahresrechnung und der Revisionsbericht wurden genehmigt, der Vorstand einstimmig und der Präsident per Akklamation für weitere drei Jahre gewählt. Weicher die Glocken nie klangen Abt Urban dankte allen Anwesenden und nicht Anwesenden für ihr Engagement und
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ihre Unterstützung bei den zahlreichen Projekten. In seiner Wertschätzung wies er auch auf ältere Projekte hin, wie z.B. auf die im Kloster integrierte Pflegestation, welche ebenfalls ein Werk der Freunde sei. Besonders freute sich Abt Urban über die «Resonanz» der Glocken. Durch die Feinabstimmung der verschiedenen Elemente der Glockenanlage und vor allem dem Ersatz der Metalljoche durch Holzjoche sei ein ganz neuer und weicher Klang entstanden und somit ein Dank, der auch hörbar ist. Martin Weishaupt
www.freunde-kloster-einsiedeln.ch
Zum Bild rechts: Bursa mit gesticktem Muttergottesbild aus der Gnadenkapellsakristei des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zenoni).
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Frühjahrstagung der Oblatengemeinschaft
Spirituelle «Fahrt ins Blaue» Zwei neue Oblatinnen legten am Frühjahrstreffen im Kloster Einsiedeln während des Konventamtes ihr Oblationsversprechen ab. Am Nachmittag wurden ausserdem zwei Frauen und zwei Männer als Kandidaten in die Gemeinschaft aufgenommen. Sie werden während des kommenden Jahres für sich prüfen, ob sie Oblaten werden und im nächsten Frühjahr ihr Versprechen ablegen werden. Nach dieser Aufnahme nahm Pater Benedict die Oblatinnen und Oblaten mit auf eine «Fahrt ins Blaue» der besonderen Art. Die Oblatengemeinschaft erfreut sich ei nes stetigen Wachstums. Auch an die sem Treffen waren einige Interessenten dabei, Männer und Frauen, die das Oblatentum gerne kennenlernen würden. Sie besuchen während einer gewissen Zeit unverbindlich deren Anlässe. So können sie in Ruhe die Gemeinschaft und die Regel Benedikts kennenlernen, um zu entscheiden, ob sie sich vorstellen könnten, ihr Leben im Geiste Benedikts nach dem Evangelium zu richten. Diese Lebenshaltung stets und überall zu bewahren, gelingt natürlich nicht immer. Aber im Grunde genommen ist das auch gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, die entsprechende Absicht ernsthaft zu verfolgen. Und um dies einer regelmässigen Überprüfung zu unterziehen, müssen alle Oblaten alljährlich ihr Versprechen an der Herbst tagung im Kloster erneuern und dabei die Frage des Abtes beantworten, ob sie nach wie vor eine benediktinisch ge prägte christliche Lebenshaltung einnehmen möchten. Gelegentlich kann es dann schon vorkommen, dass jemand feststellt, dass sein Weg der Gottsuche ein anderer geworden ist und diese Frage nicht mehr mit «Ja» be-
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antworten kann. Dieses Jahr haben sich zwei Oblaten entschieden, im Herbst das Versprechen nicht mehr abzulegen und aus der Gemeinschaft auszutreten. Impulse als Wegzehrung Weil dieser spirituelle Weg nicht immer ganz so einfach ist, werden den Oblaten durch das Jahr hindurch von den Mönchen an verschiedenen Veranstaltungen Anregungen für ihre persönliche Gottsuche mitgegeben. An dieser Frühjahrstagung kam der Impuls wiederum von Pater Benedict. «Eine Fahrt ins Blaue» betitelte er seinen Vortrag, der so überraschend anders war als man es erwarten würde: «Wenn wir Christen sind», so Pater Benedict, «gläubig und Gott vertrauend, dann ist unser spiritueller Weg, unsere Gottsuche im Alltag eine ‹Fahrt ins Blaue›.» Er führte aus, dass man eine Fahrt ins Blaue unternehme, um sich zu entspannen, Ruhe zu finden, Distanz zum Alltag zu erhalten und neue Horizonte zu eröffnen. Genau das sei bei Gott möglich. Pater Benedict regte die Oblaten dazu an, ihre «Fahrt ins Blaue» als einfaches «Sein vor dem Allgegenwärtigen» zu gestalten, um bei ihm zur Ruhe zu kommen.
KLOSTER EINSIEDELN «Was er euch sagt, das tut!». Das gelte auch für uns, für alle Getauften, wie er feststellte. Maria selber habe das vorgelebt, diese radikale Offenheit und Hingabe an das Wirken des Heiligen Geistes: «Wer sich wie Maria Gott ganz hingibt, dieses Wagnis eingeht, Tag für Tag neu einübt, der wird eintauchen in die wahre göttliche Macht, die Liebe ist, Frieden und Licht, die das Böse auslöscht, Krankheit heilt und die Finsternis vertreibt.» Eine «Fahrt ins Blaue», also das Einkehren und Verweilen in Gottes Gegenwart helfe uns, wie Pater Benedict meinte, nicht müde zu werden immer zu tun, was ER sage. Alles hat seinen Preis
Pater Benedict Arpagaus spendete im blauen Messgewand für Marienfeste den Reisesegen für die spirituelle «Fahrt ins Blaue» (Foto: Verena Huber-Halter). Maria als Vorbild «Maria hat sich als Mensch ganz und gar Gott hingegeben durch ihr Ja-Wort, durch ihre bedingungslose Offenheit und durch ihr vorbehaltloses Vertrauen. Gott wiederum hat sich ganz und gar Maria und so uns Menschen hingegeben durch seine Menschwerdung und den Kreuzestod», erklärte Pater Benedict, «die Bereitschaft, sich Gott ganz hinzugeben, ist für uns der Ort, Anteil zu erhalten an der wahren göttlichen Macht, die erleuchtet, die befreit, die erlöst, heilt, Frieden schafft und zu aufrichtiger Liebe befähigt.»
Es sei unentbehrlich, unsere Kräfte morgens immer wieder von neuem auf Gott auszurichten. Man müsse jedoch auch allabendlich Bilanz ziehen, was gut gelungen sei oder wo eigene Reaktionen lieblos und egozentrisch waren. Dadurch erhalte man ein besseres Gespür für die eigenen Grenzen, was für das Verständnis für andere unentbehrlich sei. Die spirituelle «Fahrt ins Blaue», wie sie Pater Benedict sei an diesem Tag beschrieb, hat auch ihren Preis – sie erfordert Offenheit, Vertrauen und die Bereitschaft zur Hingabe. Im neuen blauen Messgewand für Marienfeste aus dem Fahrer Paramentenatelier erbat Pater Benedict allen Anwesenden zum Schluss den Segen, damit sie gestärkt der Aufforderung Mariens nachkommen können: «Was er euch sagt, das tut!» Verena Huber-Halter
«Was er euch sagt, das tut» Pater Benedict zitierte Maria, als sie an der Hochzeit zu Kana den Dienern aufträgt:
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Wallfahren nach Medjugorje I
Der Fisch, der Collie und das Insekt Jährlich pilgern weit über 300’000 Gläubige an den Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo seit 1981 von Marienerscheinungen und -botschaften die Rede ist. 2012 fuhr Pater Gabriel Kleeb erstmals als geistlicher Begleiter mit einer Einsiedler Pilgergruppe nach Medjugorje. Inzwischen hat er drei Pilgerfahrten dorthin begleitet, zum letzten Mal in diesem Frühjahr. Für die diesjährigen Medjugorje-Pilger hat Pater Gabriel seinen Bericht verfasst und auf dem Heimweg vor der Gotthard-Durchfahrt im Bus vorgelesen. Drei Tiererlebnisse prägten 2012 die Reise. Meine erste Pilgerreise nach Medjugorje unternahm ich als Priester in der Funktion eines geistlichen Begleiters. Die Wallfahrt dauerte vom 21.–28. Oktober 2012; wir fuhren mit einer fünfzigköpfigen Gruppe im doppelstöckigen Drusberg-Car zum berühmten Pilgerort. Klar war das nicht meine erste Pilgerbegleitung. Ich hatte schon manche Wallfahrt hinter mir: war aus Polen, Rumänien, Sizilien, Südengland, Portugal und Spanien, Griechenland, Frankreich und Rom heimgekehrt, auch aus Bayern und Tirol und dem Heiligen Land, stets so bereichert und mit Gnaden beschenkt. Ein Abschied Auch meine liebe Cousine, Schwester Myriam Egli von der «Familie Mariens», war damals unter der Pilgerschar. Ich konnte sie dazu einladen, und sie freute sich sehr darauf, Medjugorje von neuem zu besuchen. Es war ihre zweite oder dritte Pilgerfahrt dorthin. «Dein Cousinli, Sr. Myriam» – so unterzeichnete sie jeweils ihre persönlichen und frommen, aber eher seltenen Briefe an mich. Bald nach unserer Heimkehr erhielt Myriam (das ist auch ihr Taufname) vom Arzt die Diagnose Hirntumor. Jemand erzählte mir, Schwester Myriam habe darauf eher ge-
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Schwester Myriam Egli, «Familie Mariens», Italien, 2005 (Foto: zvg). lassen reagiert, sich sogar gefreut. «Ich darf jetzt nichts Schöneres erwarten als meinen Heimgang zu Christus und ich freue mich darauf», so oder ähnlich soll sie es gesagt haben. Am Freitag, 15. November 2013, ist Myriam am Gehirntumor gestorben. Schon am folgenden Sonntag – Sonntag vor Christkönig – wurde sie in Civitella del Tronto (Marken), dem Hauptsitz der «Familie Mariens», von Schwestern und Brüdern der Bewegung beigesetzt. Wo Schwester Myriam hauptsächlich lebte und wirkte, da ist heute ihr Grab.
KLOSTER EINSIEDELN Zwischenhalt bei Nikolaus Im Drusberg-Car fuhren wir über Loreto, San Giovanni Rotondo und Monte Gargano (Hl. Erzengel Michael) nach Bari, wo seit vielen hundert Jahren eine romanische Grosskirche in ihrer Krypta das Grab des heiligen Nikolaus von Myra birgt. Auch dies ist ein obligater Besuch auf dieser Wallfahrt. Danach assen alle im Freien ein kleines Picknick, es war Abend. Uns selbst und den grossen Car brachten wir dann auf eine mächtige Meerfähre und schifften uns ein. Wir sollten nachts die Adria überqueren Richtung Nord-Nordost, um am frühen Morgen Dubrovnik zu erreichen. Gleichentags gegen Abend auch Medjugorje. Sternenhimmel auf dem Meer Nach wenigen Stunden Schlaf im unteren Bett meiner Koje erwachte ich auf der Fähre nach Mitternacht. In so klarer Nacht gab es einen Sternenhimmel, deshalb ging ich schon bald auf Deck. Und wie es sich gelohnt hat – schon wegen der Sterne! Vom Heck aus sah ich gross das Sternbild Orion. Ich konnte eine Weile einfach nur dastehen und staunen. Später ging ich über das Oberdeck zum Bug. Es standen hier der Grosse und der Kleine Bär senkrecht am Himmel, so wie ich sie noch nie gesehen habe. Die leuchtenden Sterne erlebte ich in diesem Moment als ungewöhnlich starke Geste des Schöpfers. Staunenswert das Firmament, dieser weite Kosmos und das Medjugorje, St. Jakobskirche und Anbetungsplatz für Pilger (Foto: Wikimedia).
Pilgerreise 2016. Überfahrt von der Insel Pag aufs Festland (Foto: zvg). Meer! Es sang in mir und betete: «Komm, Herr Jesus, Maranatha!» Meine Stimmung war hochgemut, auch diese alte Sehnsucht meldete sich wieder oder war einfach da in mir. Und weit in der Ferne sah ich schon die Lichter von Dubrovnik. Der Fisch Ich stand da und schaute lange. Weil es kühl und auch etwas windig war, entschied ich mich nochmals für die Kabine und wollte aufbrechen. Just in diesem Moment geschah das Unerwartete. Ein Fisch sprang aus den Fluten; von der linken Seite her erscholl ein starkes Platschen und Rauschen. Der grosse Fisch, wohl ein Delphin, wollte die Fähre offensichtlich überholen, um so auf die rechte Seite zu gelangen. In kurzen, straffen Schwüngen bewegte er sich ungewöhnlich kraftvoll, überholte die Fähre schliesslich und tauchte vorne, rechts vom Bug des Schiffes ab und nicht mehr auf. Ich beobachtete diesen seinen Kampf eine ganze Weile, eigentlich bis er wieder verschwand, und ich war vom Schauspiel wie gebannt. Als wir in Dubrovnik angelegt hatten, erzählte ich von meinem Erlebnis auch Schwester Myriam. Sie staunte sehr und freute sich mit mir. Sie und ich, wir dachten doch beide insgeheim an Jesus, den Christus und «Ichthys» und wir lobten Gott! (Fortsetzung – Der Collie – folgt). Pater Gabriel Kleeb
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KLOSTER EINSIEDELN
KONVENT GLÖCKLI
statt, zu welcher sich 53 Priester und zwei Bischöfe angemeldet haben. Wie bereits bei der «Wallfahrt der Jugend» am 24. April sollte auch hier eine gemeinsame Fusswallfahrt auf das Programm einstimmen. Aufgrund schlechter Wetterprognosen und Störungen im Bahnverkehr machten sich allerdings nur 16 Priester um 8.45 Uhr von Biberbrugg aus auf den Weg nach Einsiedeln.
RÜ C K BLI C K 18. Mai Heute kommen Äbtissin Imelda, ihre Mitschwestern vom Kloster Seedorf und zwei Begleitpersonen zum Heiligen Jahr nach Einsiedeln. Sie nehmen am Konventamt teil und sind mit uns im Refektorium zum Mittagessen eingeladen. 18. Mai In diesen Tagen wurden bei den Seiteneingängen der Klosterkirche zwei «Infoscreens» montiert. Die beiden Flachbildschirme machen es möglich, dass die in Klosterkirche und Gnadenkapelle gefeierten Gottesdienste des jeweiligen Tages für alle Besucher auf einen Blick ersichtlich sind. Zudem können in Zukunft Mitteilungen und Hinweise aufgeschaltet und Pilgergruppen begrüsst werden. Durch diese Flexibilität sollte nun für alle Besucher jederzeit Klarheit über das bestehen, was in der Kirche läuft. 28. Mai Jahresversammlung der «Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln» im Grossen Saal. Bruder Gerold zeigte in seiner «Spirituellen Modeschau» eine Auswahl der Kleider und des Schmuckes der Einsiedler Muttergottes, erzählte spannende Geschichten rund um den Wallfahrtsort Einsiedeln und signierte anschliessend sein neues Buch «Madonnas Fashion». 30. Mai Heute findet die «Wallfahrt der Priester» anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit
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4. Juni Die GV des Vereins «Freunde der Insel Ufnau» fand traditionsgemäss auf der Ufnau statt. Das einmalige Ambiente mit vorausgehender Überfahrt von Pfäffikon aus schafft jedes Mal eine ganz besondere, von grosser Freude geprägte Stimmung. Im Mittelpunkt standen die bevorstehenden Renovationsarbeiten und der Sponsorenlauf, der am 13. August zugunsten dieses Projektes in Pfäffikon durchgeführt wird. 6. Juni Die Schreiner bauen ab heute Montag die neuen Fenster in den oberen Klausurzimmern gegen Osten ein. Es ist dies eine weitere Etappe der Erneuerung der Fenster, die durch das Hagelunwetter im Sommer 2010 ausgelöst worden ist. Diese Arbeit sollte bis zu den Sommerferien fertig sein. 8. Juni GV des Chappelivereins im Leutschenhaus. Dieser Verein pflegt das «Stockerchappeli», das in der nordöstlichen Ecke des Leutschengutes weithin sichtbar auf der Höhe steht und ein beliebter Ruhepunkt für Spaziergänger ist. Es finden dort auch verschiedene Anlässe statt, die das Dorfleben von Freienbach bereichern. 9. Juni Heute findet um 16 Uhr eine kleine Einweihungsfeier des neuen Zimmers statt, das für die Pflegestation als Esszimmer und Aufenthaltsraum eingerichtet worden ist. Diesen Raum nennen wir neu «Archivstube» in Erin-
KLOSTER EINSIEDELN nerung daran, dass hier früher der Archivar seine Arbeitsstätte hatte. 10. Juni Der Sihltaltag wird bei herrlichem Wetter durchgeführt; die Mitbrüder geniessen das Mittagessen bei der Wisstannenmattli-Hütte. In diesen Tagen wurden weitere gravierte Steine vor dem Haupteingang der Kirche verlegt, damit die Sponsoren ihren Stein nicht vergeblich suchen. 11. Juni Jahresversammlung der Stiftung «Pro Stiftsschule» im Musiksaal, umrahmt durch Gesänge unseres Schulchores «Cum Anima». Nach mehr als zwanzig Jahren Tätigkeit als Sekretär wird Leo Blunschi verabschiedet; seine Nachfolge übernimmt Roger Zosso. 24. Juni Eine besondere Gruppe besucht unser Kloster: Es sind Polizisten aus dem kleinen asiatischen Land Bhutan, das im HimalayaGebirge zwischen Indien, Tibet und China liegt. Da in den vergangenen Jahren immer wieder buddhistische Klöster durch Brände zerstört wurden, hat der Monarch des Landes der Polizei den Auftrag gegeben, sich im Bereich Brandschutz weiterzubilden. In Bhutan gibt es nämlich nicht eigens eine Feuerwehr, sondern die Polizei übernimmt diese Funktion. Aus diesem Grund absolviert die Gruppe in der Schweiz eine Schulung und informiert sich auch über unsere Feuerwehr und die Brandschutzvorrichtungen unseres Klosters.
PERSONEL L ES 2. Mai Pater Philipp besuchte heute zum letzten Mal Vorlesungen am Religionspädagogischen Institut in Luzern. Einen Tag später erhielt er die Meldung, dass er mit seiner Abschlussarbeit zum Thema Kirchenraumpädagogik bestanden habe. Nun steht als letzter Termin in Luzern die Diplomfeier am 8. Juli an. 20. Mai Heute Abend konnte Pater Thomas in der Aula der Pädagogischen Hochschule Bern im Beisein von Pater Cyrill in einem feierlichen Rahmen das Lehrdiplom für Sekundarstufe II entgegennehmen. Er arbeitet weiterhin an seiner Dissertation über unser Kloster im ausgehenden 18. Jahrhundert. 24. Juni Abt Urban und Bruder Gerold nehmen an der Buchvernissage «Im weltweiten Einsatz für Humanität. Cornelio Sommaruga, Präsident des IKRK 1987–1999» in der Aula Magna der Universität Zürich teil. Herausgeber des Buches und Gastgeber für die Vernissage ist Prof. Joseph Jung, ein Mitglied des äbtlichen Beirats. Im Buchexemplar, das Abt Urban bekommt, grüsst Herr Sommaruga die ganze Gemeinschaft, mit der er sich immer noch sehr verbunden fühlt. 27. Juni Pater Cyrill nimmt auf Einladung am Montagabend am ersten Technik- und Innovationsforum der Agro Energie Schwyz AG im Energiezentrum Wintersried, Schwyz teil. Es geht um die Frage des Einsatzes von Robotern am Pflegebett, sogenannte RoboCare. Neben vier anderen Referenten hält Pater Cyrill ein Impulsreferat über «Innovative Nächstenliebe». Anschliessend gibt es eine Podiumsdiskussion vor über hundert geladenen Gästen.
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STIFTSSCHULE 30. April: Jack Kendall (6c) wird von «Schweizer Jugend forscht» für seine mit Damian Henniger gemeinsam verfasste Maturaarbeit «Planung, Bau und Programmierung eines autonomen Roboters» mit dem Prädikat hervorragend und dem Sonderpreis Schweizer Jugend forscht ausgezeichnet. 18./25. Mai: Das bewährte Sportlehrerteam der Stiftsschule um alt Rektor Peter Lüthi sorgt für eine perfekte Organisation des CS-Cup. Unsere 5. und 6. Klasse übernehmen das Schiedsrichteramt. 18./19. Mai: Von der 3. Klasse werden im Rahmen der schweizweiten Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen in Mathematik (ÜGK) im 9. Schuljahr mehrstündige Online-Tests absolviert. 22. Mai: Im Vögele Kulturzentrum in Pfäffikon wird die Ausstellung «Wer bin ich?» eröffnet. Die Maturandinnen und Maturanden des Ergänzungsfachs Bildnerisches Gestalten bei Rachel Stocker stellen Standbild-Objekte aus Gips, Holz und Ölmalerei auf Leinwand zum Thema «sich begegnen in anderem» aus. 26. Mai: Fronleichnam (unterrichtsfrei)
+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 27. Mai: In interdisziplinären Workshops werden am Schulentwicklungstag «Der Blick über die Fachgrenzen hinaus» neue Möglichkeiten der fächerübergreifenden Zusammenarbeit diskutiert. 30. Mai – 3. Juni: Benediktinische Woche im Kloster Fahr, 3-Seen-Fahrt, Gotthard-Basistunnel, ITER HELVETICVM, Migration, Robotik und Sing deinen Song! heissen die Projekte der Projektwoche der 3. Klasse. Die 5. Klasse absolviert die Wirtschaftswoche der Schmidheiny-Stiftung, die 2. und 4. Klasse weilen in der Themenwoche und die 6. Klasse auf Maifahrt in Barcelona, Dublin und auf Malta. 6. Juni: Stiftsschulsporttag. Lynn Ebner (5c) plant und organisiert im Rahmen ihrer Maturaarbeit einen Sporttag für die gesamte Stiftsschule. 9. Juni: Die Klasse 5b (Schwerpunktfach Biologie & Chemie) führt unter Leitung von Florian Frischherz ihre gewonnene Exkursion ins Ausbildungszentrum der Hoffmann-La Roche in Kaiseraugst durch. 10. Juni: Der Schulchor Cum Anima unter Leitung von Adeline Marty gibt im Grossen Saal sein Sommerkonzert mit einem bunten Strauss von Liedern und Rhythmen. 11. Juni: 52 künftige Stiftsschüler der 1. Klasse 2016/17 erleben ihren ersten Schulhalbtag. An der Jahresfeier der Stiftung Pro Stiftsschule Einsiedeln am Nachmittag wird deren langjähriger Geschäftsführer Leo Blunschi nach über zwanzigjährigem Wirken ehrenvoll verabschiedet. Nachfolger wird Roger Zosso (M 1987). 13. Juni: Der LSD der 6. Klasse unter dem Motto «Orient» bleibt uns in positiver Erinnerung. Im traditionellen Fussballspiel gegen die Maturanden zieht das Lehrerteam trotz heftiger Gegenwehr mit 0:2 den Kürzeren. 21. – 24. Juni: Die Stifts-Fussball EM endet mit dem Sieg der Klassen 3b (Schweden) und 4c (Spanien). 30. Juni: Nach den mündlichen Prüfungen dürfen an der Maturafeier 2016 erneut alle 57 Maturandinnen und Maturanden der Stiftsschule ihr Abschlusszeugnis entgegennehmen. Johannes Eichrodt – Valete!
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STIFTSSCHULE
ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Euro 2016 In diesen Tagen Ende Juni dominiert König Fussball das Tagesgeschehen. Die Europameisterschaft in Frankreich ist in vollem Gange. Die besten Fussballnationen Europas kämpfen um den Titel des Europameisters. Die Achtelfinals sind gespielt und haben neben erwarteten Ergebnissen auch einige deftige Überraschungen gebracht: Die Schweiz und Ungarn sind gescheitert, aber auch Spanien, der Europameister von 2012, ist sang- und klanglos ausgeschieden Umgekehrt hat ganz speziell ein kleines Land von sich reden gemacht, ein Land, das auf der Spitzenfussballlandkarte bisher nicht verzeichnet war: Island scheint die Überraschung dieser Europameisterschaft zu sein. Es hat mit England soeben jenes Land aus dem Turnier geworfen, das den Fussball erfunden hatte. Brexit nicht nur auf dem politischen Parkett, sondern auch auf dem Fussballfeld. – Wer hätte das für möglich gehalten? Die Sensation ist perfekt. Die enthusiastische Begeisterung der Isländer für ihr Team kennt keine Grenzen. Ein unglaublicher Support ihrer Fans treibt die Fussballmannschaft zu Höchstleistungen an, so dass sie über sich hinauswächst. Der Torjubel des isländischen Kommentators nach dem gewonnenen Spiel gegen Österreich ist bereits legendär, nun ist die Viertelfinalqualifikation erreicht. Der Schiedsrichter bekreuzigte sich nach dem Spiel. So etwas hat er noch nie gesehen, wir auch nicht. Die Isländer haben immer daran geglaubt, dass sie es schaffen können, und sie haben es wirklich geschafft, sich gegen
weit Stärkere durchgesetzt, gemeinsam mit dem gleichen Ziel. Das ist beispiellos und ein wunderbarer Effekt des Fussballs, der rund bleibt. Der urchige Schlachtruf der Isländer lässt das Stadion regelmässig erbeben. Und jeder, der stehen kann im kleinen Nordland, macht mit bei diesem Ritual. Hinter dieser Mannschaft stehen ausnahmslos alle; ein isländischer Spieler sagte nach dem Englandspiel, was man zwar oft hört, was aber erst hier wirklich gilt: die Anhänger seien der zwölfte Mann auf dem Feld. – In der Tat! Manchmal wünsche ich mir eine solche Begeisterung auch in unserem Land, für unser Land, ohne Wenn und Aber, aus einem Guss. Nichts muss zerredet, nichts im Voraus berechnet oder im Nachhinein beschönigt werden. Nein, es ist ohne viel Aufhebens das zu tun, was getan werden muss, jeder für alle. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber man muss sie zuerst erarbeiten, wie die Isländer das tun. Sie haben uns ganz einfach vorgemacht, was das Motto der Stiftsschule ist: toto corde – tota anima – tota virtute. Es führt offensichtlich ans Ziel. Das wunderschöne nordische Märchen ist auch nach dem verlorenen Spiel gegen Frankreich nicht zu Ende. Man wird sich die Saga von den Isländern noch lange erzählen, und nicht nur auf der fernen Insel, sondern in ganz Europa. – Ob sie sich je wiederholen wird? Johannes Eichrodt, Rektor
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Alumni
Sprühender Ideenreichtum in den Matura-Arbeiten Am Abend des ersten Juli-Samstags wurden in Anwesenheit von rund hundertfünfzig geladenen Gästen im Theatersaal der Stiftsschule die besten diesjährigen Maturaarbeiten vorgestellt. Die unterhaltsame Feier hielt dieses Jahr nebst der mit Spannung erwarteten Prämierung auch einen musikalischen Leckerbissen parat, stand doch mit Delio Malär (M 2011) ein mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Musical- und Schauspieltalent (zuletzt zu sehen in «Mein Name ist Eugen») auf der Bühne. Die fünfköpfige Jury hatte dieses Jahr ein noch nie dagewesenes Spektrum unterschiedlichster Themen zu beurteilen. Die Mitglieder dieses Gremiums seien an dieser Stelle kurz vorgestellt und ihre ausserordentlich aufwendige und mit viel Engagement durchgeführte Arbeit herzlich verdankt: Detta Kälin (M 1981), lic. phil.I, Kunsthistorikerin, Jurypräsidentin; Harro von Senger (M 1963), Professor Dr. phil.I, Dr. jur., Sinologe; Manuel Höfliger, (M 1992), Dipl. Bauing. ETH; Ariane Albisser, (M 1011), MA Theol; Levy Jäger, (M 2008), cand. med. Grosser Einsatz und Ideenreichtum Alle 36 eingereichten Werke – interessanterweise überwiegen in den letzten Jahren die naturwissenschaftlichen gegenüber den geisteswissenschaftlichen Themen – zeugen von grossem, mit viel Herzblut betriebenem Engagement, fundierter Bearbeitung des gewählten Themas und sprühendem Ideenreichtum. Die Beurteilungskriterien der Jury wurden zu Beginn durch Präsidentin Detta Kälin nochmals kurz erläutert. Es gehe nicht darum, die Arbeiten unter demselben Blickwinkel wie die Lehrerschaft zu beurteilen, sondern man lege vor allem Wert auf eine hohe Eigenleistung, eine klare nachvoll-
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ziehbare Wissensvermehrung, eine saubere Recherche sowie das korrekte und vollständige Zitieren der Quellen. Ein Motivationsschreiben, welches die Gründe für eine allfällige Siegernomination aus Sicht des Schreibenden aufzeigt, rundet das Ganze ab. Ausstrahlung Rektor Johannes Eichrodt bedankte sich für das grosse Engagement der Alumni und begründete die nachhaltige Bedeutung des Anlasses vor allem mit der erfreulichen Tatsache, dass die letztjährigen Sieger im Anschluss sogar nationale Lorbeeren im Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» erlangten. Somit war die passende Verbindung zu einem kurzen Rückblick auf und durch die letztjährigen Sieger («Planung, Bau und Programmierung eines auto nomen Roboters») geschaffen. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle die Tatsache, dass die jungen Forscher im Frühling 2017 die Gelegenheit erhalten werden, ihre Arbeit in den USA einem weiteren Fachpublikum vorzustellen. Jurymitglied Harro von Senger (M 1963) seinerseits hob in seiner kurzen Ansprache auf humorvolle Weise hervor, welche neuen
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Die Preisträger (v.l.): Janine Waldvogel, Ladina Marty und Marc Wang, links flankiert von Laudator Carl Alexander Krethlow (M 1985) und rechts von Stephan Zurfluh, Vorstandsmitglied der Alumni (Foto: Detta Kälin). Erkenntnisse er auch dieses Jahr beim Studieren der vielfältigen Arbeiten wieder gewonnen habe – oder hätten Sie gewusst, dass es noch keinen Handyknigge gibt? Oder dass man seinen Gesprächspartner bei der Begrüssung statt der lapidaren Standardfrage «Wie geht’s» auch fragen könnte, wie es denn um dessen Desoxyribonukleinsäure stehe? Wang, Marty, Waldvogel Endlich standen die drei Gewinner auf der Bühne und Moderator Daniele Bürli (M 1981), benannte die mit viel Spannung erwarteten Podestplätze: Marc Wang erhielt den ersten Preis für «Heimatfront Wädenswil – der Zweite Weltkrieg im Spiegel der Lokalpresse». Auf Platz zwei kam Ladina Martys Werk mit dem verheissungsvollen Titel «Urknall im Gartenteich – Sukzession in einem Biotop: theoretisch erklärt, praktisch untersucht, kritisch diskutiert». Rang drei schliesslich erreichte Janine Waldvogel mit
«Religiosität an der Stiftsschule Einsiedeln. Eine fremde Vertraute» (s. Bericht auf den folgenden zwei Seiten). Die drei erklärten gleich selbst in kurzen Worten ihre Motivation sowie den Inhalt ihrer Arbeit und durften unter grossem Applaus ihre Urkunden, ihre Geldpreise sowie – im Falle des Siegers – zusätzlich den Sachpreis entgegen nehmen. Siegerautor Marc Wang wird mit vier Gästen während eines Tages dem Militär- und Festungsmuseum in Ful-Reuenthal einen spannenden und lehrreichen Besuch abstatten. Sabine Saner
Ausblick Die Alumni laden am 7. Dezember zu einem spannenden Treffen mit FilmSchauspieler Anatole Taubman (M 1991). Weitere Informationen und Anmeldung: www.alumni.stift.ch/events_1.shtml
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Religiosität an der Stiftsschule Einsiedeln
Eine fremde Vertraute Im Rahmen ihrer Matura-Arbeit hat sich Janine Waldvogel mit der Frage befasst, welche Bedeutung Religiosität an der Stiftsschule hat. Grundlage dafür war eine anonyme Umfrage im Herbst 2015. Gefragt wurde nach Religionszugehörigkeit, individueller und gemeinschaftlicher Religiosität. Janine Waldvogel zieht aus ihrer Arbeit das Fazit, dass die meisten Befragten zwar einer Religion angehören, sich aber weder privat noch gemeinschaftlich näher damit befassen. Täglich gehen wir Schülerinnen und Schüler, die Lehrpersonen und Angestellten der Stiftsschule Einsiedeln durch die Gänge des Klosters. Für viele ist die Begegnung mit Religiosität an der Stiftsschule Einsiedeln alltäglich und selbstverständlich. Religiosität ist uns scheinbar vertraut. Ziel meiner Maturaarbeit war es, einmal hinter die Fassade zu schauen. Ist die Religion für die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen, Lehrer und Angestellten wirklich vertraut? Wie sieht die eigene Religiosität aus, wie die der Anderen, ist Religion oft Thema oder setzt man sich vermehrt mit ihr auseinander, seit man die Stiftsschule Einsiedeln besucht? Dies sind nur einige der Fragen, die in meiner Maturaarbeit untersucht werden. Diese Arbeit gibt einen spannenden Einblick in ein scheinbar vertrautes Thema, das uns eben doch wahrscheinlich fremd ist. Thema und Umfrage Das Thema Religiosität der Stiftsschule Einsiedeln hat mich, Janine Waldvogel der 5. Klasse, während diesem Schuljahr, im Rahmen meiner Maturaarbeit, beschäftigt Ich durfte im Herbst 2015 eine anonyme Umfrage mit allen Schülerinnen und Schülern, den Lehrpersonen und Angestellten der Stiftsschule Einsiedeln durchführen. Zusam-
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men haben wir, mein Betreuer Pater Martin Werlen, Roger Husistein und ich, den Fragebogen erarbeitet und Fragen zu drei Bereichen zusammengestellt: Religionszugehörigkeit, individuelle Religiosität und Religiosität in der Gemeinschaft. Religionszugehörigkeit Das Thema Religiosität fordert zuerst die Frage nach der Religionszugehörigkeit: Welche Religionen sind vertreten? Wie stehen sie im Verhältnis zueinander? Gibt es Unterschiede zwischen der Stiftsschule Einsiedeln und dem Kanton Schwyz? 60 Prozent der Befragten sind römischkatholisch, 22 Prozent sind evangelischreformiert, 7 Prozent gehören verschiedenen anderen Religion an (anderen christlichen Konfessionen, Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Islam). Die restlichen 11 Prozent gehören keiner Religion an. Im Kanton Schwyz sind alle Anteile leicht höher mit Ausnahme jener der Evangelischreformierten (Anteil im Kanton Schwyz: 11 Prozent). Individuelle Religiosität Die Religionszugehörigkeit allein sagt nicht viel über die Religiosität aus. Deshalb interessierte mich auch die individuelle Religiosität
STIFTSSCHULE der Befragten. Sehen die Befragten sich als religiös? Üben sie ihre Religion aktiv aus? Hat sich ihre religiöse Einstellung in ihrer Zeit an der Stiftsschule Einsiedeln geändert? Und wie nehmen sie das religiöse Angebot der Stiftsschule Einsiedeln wahr? Die meisten der Schülerinnen und Schüler sehen sich nicht als religiös. Sie gehören zwar einer Religion an, aber gebetet oder einen Gottesdienst besucht wird nur selten. Obwohl die Schülerinnen und Schüler täglich mit Religion konfrontiert sind, hat sich die religiöse Einstellung bei den Meisten nicht verändert. Für viele war es nicht wichtig bei ihrem Entschied, an die Stiftsschule Einsiedeln zu kommen, dass die Schule vom Kloster Einsiedeln getragen wird. Überrascht hat mich das Ergebnis, dass sich knapp vierzig Prozent der Befragten nicht wohl fühlt an religiösen Anlässen und in Gottesdiensten der Stiftsschule Einsiedeln. Trotzdem erhalten knapp 80 Prozent, was sie erwarten in Bezug auf das religiöse Angebot. Einige wünschen sich modernere und abwechslungsreichere Gottesdienste. Andere möchten mehr über andere Religionen erfahren. Zu diesen Feststellungen durfte ich zwei Interviews durchführen. Zum einen mit Rektor Johannes Eichrodt und zum anderen mit Schulseelsorger Pater Cyrill Bürgi. Dieser meint, dass man über die Musik viel machen könnte, um die Gottesdienste ansprechender zu gestalten. Religiosität in der Gemeinschaft Die Befragten erleben die Religion nicht nur als Individuum, sondern auch in der Gemeinschaft. Ist Religion oft ein Thema? Wissen sie, welche Religionen an der Schule vertreten sind? Erleben die Befragten Benachteiligungen aufgrund der Religionszugehörigkeiten? Religion ist nur bei sehr wenigen Schülerinnen und Schüler Thema. Bei der Einschätzung, wie die Reihenfolge der vertretenen Religionen aussieht, haben die meisten das Christentum auf dem ersten Platz richtig
Janine Waldvogel, 5a (Foto: zvg). eingeschätzt, auch den zweiten Platz hat noch die Hälfte richtig. Aber alle Plätze haben nur rund 6 Prozent richtig eingeschätzt. Positiv ist, dass es kaum Benachteiligung aufgrund der Religionszugehörigkeit gibt. Fazit Ist uns etwas scheinbar Vertrautes fremd? Ich denke ja. Viele Schülerinnen und Schüler gehören zwar einer Religion an, üben sie aber nicht aktiv aus. Sie spielt in ihrem Leben eher eine untergeordnete Rolle. Weder ist Religion unter den Schülerinnen und Schülern oft Thema, noch wird oft über religiöse Fragen nachgedacht. Es findet keine vermehrte Auseinandersetzung mit dem Glauben statt. Es scheint, als sei Religion eher etwas Privates geworden und werde immer weniger in der Gemeinschaft praktiziert. Deshalb fühlen sich viele unwohl, wenn Religion in der Gemeinschaft ausgeübt wird (z.B. Gottesdienst). Mich hat es gefreut, dass die Befragten dieses Private mit mir geteilt haben. Vielleicht konnte ich auch den Einen oder Anderen mit dieser Umfrage anregen, über seine und die Religiosität der Anderen nachzuJanine Waldvogel denken.
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Internat
Abschied Immer wieder berichten wir hier über Veränderungen und Anpassungen im Internat. Wir erzählen von den «Neuen» oder erwähnen unsere Anlässe, die das Internatsleben auflockern, oder wir beschreiben unsere Arbeit in der Begleitung der uns anvertrauten Jugendlichen. Erst wenige Worte haben wir über den Moment verloren, wenn uns nach sechs oder vier Jahren unsere «Internen» als frisch gebackene Maturi verlassen.
Man ist glücklich und erleichtert, wenn sie gehen und blickt zurück auf die Jahre unseres Zusammenlebens. Die meisten kamen noch als Kinder zu uns und verlassen heute das Internat und die Schule als junge Erwachsene. Eindrücklich zeigt sich das, wenn man den Blick über die Fotos schweifen lässt, die bei uns im Aufenthaltsraum hängen. Erwartungsvoll, vielleicht sogar etwas ängstlich, schauen sie da in die Kamera und bei dem einen oder dem anderen kann man schon erkennen, was für ein Erwachsener sich dahinter verbirgt. So sitze ich an einem Sonntagabend Anfang Juni im Internatsbüro und empfange die Jugendlichen nach dem Wochenende. Damian Damian, einer unserer Maturanden – er kam in der dritten Klasse zu uns – suchte an solchen Abenden gerne das Gespräch. Über den Genuss (essen), politisieren (man musste ihn etwas zurechtrücken versuchen…) oder übers Golfen haben wir gesprochen und damals auch über seinen grossen Verlust vor zwei Jahren, als sein Vater starb. Tobias Tobias, der von der ersten Klasse an hier im Internat gewohnt hat, ist eher etwas zurückhaltend. Bewundernswert, wie er Schule
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und Skispringen auf so hohem Niveau schafft. Er hat sein Ding gemacht und uns ab und zu daran teilnehmen lassen. Brauchte man ihn zur Unterstützung von Jüngeren, war er ohne grosse Worte zur Stelle. Alexander Da ist Alexander schon fast ein bunter Vo gel. Ihn entlassen wir aus dem «Schulgefängnis». Immer hart am Wind, um ja nichts Die Geschenketaschen stehen bereit und dazu für jeden Maturanden eine kleine Ansprache (Foto: Simone De Tomasi).
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Bild oben, v.l.: Alyson Grosss, Alexander Brasse, Simone De Tomasi, Gabriel Karlen (Skispringer) und Raffaela De Vries (Foto: Thea Berchtold 5b). Bild rechts, v.l.: Damian Henniger, Simone De Tomasi, Tobias Birchler (Foto: Isaiah Notter 2b). Überflüssiges und Anstrengendes machen zu müssen. Ein absolut sonniges, verschmitztes und «easy» Gemüt, das ist er! Wir sind erleichtert, dass er es so geschafft hat. Raffaela Raffaela kam in der vierten Klasse zu uns. Auch sie haben wir wachsen sehen. Mit ihren rot leuchtenden Haaren und ihrer Kleidung war sie eine Erscheinung. Mit ihrem breiten und strahlenden Lachen hat sie uns anfangs auf Distanz gehalten, aber schon bald kam die «rote Zora» hervor, die sich bei Schwierigkeiten, heiklen Themen oder für Wünsche der Gemeinschaft voll und ganz einsetzte. Alyson Alyson, damals Schülerin einer 5. Klasse, kam im gleichen Jahr zu uns, als ihr Bruder Maturand war. Spannend zu sehen, wie eine Familie sich in ihren Kindern zeigt und wie verschieden Söhne und Töchter sein können, auch wenn sie aus der gleichen Ecke kommen. Alysons jüngere Schwester, eine Erstklässlerin, dürfen wir auch bei uns im Internat haben. Gewissenhaft, gradlinig und
bestimmt ist sie – und eine hervorragende Schülerin. Nadia Ja, und dann fehlt noch Nadia, die erst vor zehn Monaten zu uns gestossen ist! Lebendig, wenn sie aus der Höhle kommt und rätselhaft und undurchsichtig, wenn man versucht, hinter ihre grossen, schönen Augen zu sehen. Wir waren öfters nervös, ob ihre Rechnung mit den Noten aufgeht, sie hat uns aber ihre Strategie ausgebreitet und uns so aussen vor gelassen. Nun verlassen sie uns und gehen hinaus in die Welt. Sie haben es alle gut gemacht, einige etwas sehr harzig und mit viel Rückenwind, andere mit einer Leichtigkeit, die beneidenswert ist. Man ist nicht unbedingt wehmütig, wenn sie gehen, aber «spüren» tut man da schon etwas. Wir nehmen nun gerne Abschied, weil wir wissen, dass wir sie begleiten durften und ein Stück auf ihrem Weg mit ihnen leben konnten. Machet’s Simone De Tomasi guet!
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Stiftung Pro Stiftsschule Einsiedeln
Glauben an die Schülerinnen und Schüler Zur 22. Jahresfeier der Stiftung Pro Stiftsschule Einsiedeln am 11. Juni versammelten sich rund sechzig Personen, unter ihnen auch Abt Urban Federer. Er betonte in seinem Schlusswort die Wichtigkeit des Glaubens an die Schüler als Fundament.
Kurz nach 14 Uhr begrüsste Präsident Fredi Lienert einen treuen Stamm von gegen sechzig Freunden, Gönnern und Förderern der Stiftung «Pro Stiftsschule Einsiedeln» zur jährlich stattfindenden Feier im Musiksaal der Stiftsschule. Er freue sich besonders über die Anwesenheit von Abt Urban, einigen Personen aus der Politik, aber auch über die anwesenden Mönche, Lehrpersonen und Schüler. Der Schüler-Chor «Cum Anima» unter der Leitung von Adeline Marty sang zwei Lieder zur Eröffnung. Leo Blunschi machte zum letzten Mal in seiner Funktion als Geschäftsführer einige Angaben über die finanzielle Seite. Zur Entlastung des Klosters Die Stiftung konnte neben einer ganzen Anzahl kleinerer auch einige grössere Spenden entgegennehmen, sei es aus einem Nachlass oder von einer Person, die katholischen Gymnasien wohlgesinnt ist. Mit diesem Geld konnten gemäss Stiftungszweck vor allem Stipendien für Schüler und Schülerinnen am Untergymnasium gewährt werden. Bedacht mit Beiträgen wurden aber auch die neue Schulbibliothek, Projekte für Sport und Schulraumausrüstung und die Alumni, die Vereinigung der ehemaligen Studierenden, die letztes Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte. Dies sei nicht zuletzt auch eine Entlastung für
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die klösterlichen Finanzen. Bekanntlich sei ja nicht die Stiftung Trägerin der Schule, sondern das Kloster. Fredi Lienert dankte Leo Blunschi für all seine Arbeit. So habe er während der vergangenen über zwanzig Jahren mit mehreren Äbten, Rektoren und auch Stiftungsräten zusammengearbeitet und mit allen immer den «Rank» gefun den. Auch der nahtlose Übergang zum neuen Geschäftsführer sei vor allem sein Verdienst. Neuer Geschäftsführer Nun stellte sich der Nachfolger Roger Zosso kurz vor. Er selber habe in den 1980er Jahren die Stiftsschule besucht und die Matura gemacht. Die Schule und das Kloster sei für ihn die Grundlage für das, was er jetzt im Leben mache, und so freue er sich sehr, die Geschäftsführung zu übernehmen und etwas für eine gute Sache zu bewegen. Bevor der Rektor aus dem Alltag der Stiftsschule erzählte, gab der Schulchor zwei Lieder zum besten. Johannes Eichrodt erwähnte die Gämschbachbrücke bei Alpthal, die während der letzten Sommerferien von Stiftsschülern erstellt wurde. Eine Brücke sei eine Verbindung von zwei Punkten, aber auch ein Sinnbild, von dem die Stiftsschule heute lebe; von der Verbindung der Tradition zur Gegenwart mit all den Herausforderungen, denen man sich heute stellen müsse und auch wolle.
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Der mönchisch verstärkte Schülerchor «Cum Anima» umrahmte die Jahresfeier der Stiftung (Foto: zvg). Er sprach auch über Auszüge aus dem Evaluationsbericht zur Stiftsschule, wo es unter anderem heisse, dass die gymnasiale Allgemeinbildung zwar einen hohen Stellenwert habe, die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden aber ebenso zentral sei. Lehrer Matthias Lüthi führte die Gedanken am Beispiel der neuen Schulbibliothek weiter und erwähnte das Zusammenspiel von Schülern und Schülerinnen, Lehrpersonen und auch Eltern. Er dankte dem Kloster für diesen Raum, wo Bildung überhaupt erst möglich werde. Eichrodt erwähnte dann noch die Kulturanlässe, so die Ausstellung im Vögele Kulturzentrum über unsere Identität, die grossartigen Erfolge im Sport oder in der Musik. Wichtig für eine Schule in einem mehrsprachigen Land sei auch der Austausch mit den verschiedenen Sprachregionen. Geplant sei ein solcher zwischen den Schulen Einsiedeln, St. Maurice und Ascona.
Er sei dankbar für die Stiftung. Der Glaube an die einzelnen Menschen, an Schüler und Schülerinnen als Fundament sei ihm sehr wichtig. Dies ein paar der Gedanken von Abt Urbans Schlusswort an die Versammelten. Nach dem Dank auf alle Seiten sang der Schulchor noch zwei Mundartlieder und zwar eines aus dem Wallis und das schon aus unserer Kindheit bekannte «Det äne am Bergli». Der anschliessende Apéro in der Gartenhalle des Musikhauses gab reichlich Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Damit wurde einmal mehr die immer sehr anregende und aufschlussreiche Jahresfeier der Stiftung «Pro Stiftsschule» abgerundet. Wolfgang Eberle
Glaube an den Menschen Zum Schluss blieb auch der Spardruck des Kantons auf die Schule nicht unerwähnt.
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Corvina
Verbunden auch mit der Vergangenheit Ende Juni – die Sommerferien nahen, und für viele unserer Mitglieder bedeutet dies, dass auch ihr letztes Jahr an der Stiftsschule zu Ende geht. Das Frühlingssemester hat uns Vieles erleben lassen und uns einige Nachwuchsmitglieder beschert. Besonders beliebt ist bei der Corvina das grosse Fussballturnier des schweizerischen Studentenvereins, das an Auffahrt abgehalten wurde. Auch dieses Jahr war es wieder ein voller Erfolg, wenn auch nicht im athletischen Sinn. Dafür trifft man die unterschiedlichsten Leute, da Studenten aus der ganzen Schweiz auf dem Fussballplatz aufeinandertreffen. Corvinertag Für den Corvinertag fanden wir uns an einem schönen Samstagmorgen Ende Mai auf der Rütliwiese ein. Bereits vor dem Mittagessen hatten wir eine Schiffs- und eine Reise durch die Schweizer Geschichte hinter uns. Am Nachmittag verschlug es uns zum Kommandoposten in Selgis, durch den wir eine spannende Führung unternahmen. Der ehemals strenggeheime Kommandoposten strahlte nicht nur eine Kälte aus, sondern Die Corvina auf dem Rütli (Foto: zvg).
vermittelte uns, besonders da sehr viel der Original-Einrichtung erhalten geblieben ist, eine eindrückliche Verbundenheit mit unserer Vergangenheit. Wie jedes Jahr durften drei unserer Mitglieder die Corvina an der Fronleichnamsprozession vertreten. Ramona Studer v/o Sugar, Nadia Kistler v/o Nikon und Naoko Zürrer v/o Bones haben diese Ehre gerne übernommen. Über die letzten Monate haben wir zwei neue Mitglieder fuxifiziert, nämlich Anjuli de Vries v/o Nox und Niklas Meinhold v/o Vital. Sie werden gemeinsam mit Daniel Knechtle v/o Frisch (Senior) und The Berchtold v/o Pika die Corvina im nächsten Schuljahr erhalten und hoffentlich noch einige Interessenten an Land ziehen. Neue Website Ein Schritt in die Zukunft wurde auch mit unserer neuen Website getan: corvina.ch: neuerdings mit einem schönen Kalender und einem Mitgliederverzeichnis. Danke für die aufgewendete Zeit, Naoko Zürrer v/o Bones und Simon Ringeisen v/o C++, sowie unserem Altherrenpräsidenten Mario Kälin v/o Rapport und Nadine Villiger v/o Lolli. Es bleibt noch auf einen schönen Matura-Abschluss zu hoffen, und auf einen schönen warmen Sommer. Viel Glück auf eurem Lebensweg, man trifft sich sicher am Zentralfest in Schwyz! Deo puer, mundo vir! Nadia Kistler v/o Nikon, Aktuar
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STIFTSSCHULE Venerabile Monasterium Am 25. Mai 2016 ist Bruder Nikolaus von Flüe Müller im 93. Altersjahr gestorben.
Vitae merita Angela Marty (1999–M 2006) hat im Juli 2011 die Lehre als Polygrafin abgeschlossen.– Felicitas Zehnder (2000–M 2006) und Carmela Landis (2001–M 2006) haben im Juni 2009 die Pädagogische Hochschule Schwyz abgeschlossen. – Michael Schmid (2004–M 2010) hat sein Studium am Institut für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich erfolgreich abgeschlossen. Ihm wurde der Titel «Master of Arts in Business Administration and Economics» verliehen. Der Titel seiner Masterarbeit lautet: «Die Auswirkungen von Momentum auf den Teamerfolg im Sport – Mythos oder Realität?» – Jeroen de Leur (2003–M 2009) hat 2009-2014 an der ETH Zürich Bewegungswissenschaften und Sport studiert und am 10. Juni 2014 das Masterdiplom bekommen. Darauf bildete er sich weiter in «Medizinischer Trainingstherapie in Rehabilitation und Prävention». Ab Mai 2014 ist er als medizinischer Trainingstherapeut bei Physio Care Center de Leur AG tätig, wo er im Juni 2014 die Bereichsleitung Aktiv Center übernommen hat.
30. Juni 2012 hat Beat Marie-Madeleine Débonnaire geheiratet. – Seine jetzige Adresse: hotes@masconil.com, www.masconil.com. Postadresse: Mas Conil, Chemin de Collorgues, F-30190 Aubussargues.
Penates Kurt und Elena Meier-Larsky (1989–M 1997) freuen sich über ihren Sohn Raphael, geboren am 24. April 2016.
PERSONAL NACHRICHTEN
Kurzporträt: Beat Schürmann (1975–M 1982) hat von 1983–1986 die Hotelfachschule in Lausanne absolviert, und danach 15 Jahre in diversen Betrieben im Gebiet Lausanne– Genf gearbeitet. 2000 hat er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllt, in der Provence ein Bauerngut gekauft und es bis 2002 durch Totalrevision zum heutigen Mas Conil, Maison et table d’hôtes in F-30190 Aubussargues, in der Nähe des Städtchens Uzès, entfaltet. Unter anderem ist das Haus durch sehr gute lokale Weine bekannt. – Seine Tochter Nicole wohnt mit ihren zwei Kindern Juno und Finn in Singapore. Am
In pace Am 8. Mai 2016 ist Willy Rindlisbacher (1945–M 1952) gestorben.– Am 29. März 2016 ist Jakob Frei (1950–1955) gestorben.– Am 26. Mai 2016 ist Ernst Näf (1937–M 1944) gestorben.
Um liebe Angehörige trauern: Der Vater von Regula Oberholzer (1971–M 1978), Schwiegervater von Peter Wild (1958– M 1966) und Vater von Helen Oberholzer (1973–M 1980), Walter F. Oberholzer-Riedmatten, ist am 10. Mai 2016 gestorben. – Am 20. Mai 2016 ist Frieda Chicherio-Tschümperlin, Mutter von Frieda (1982–M 1989) und Franco Chicherio (1988–M 1995) und Grossmutter von Luca Fink (2. Klasse), gestorben.– Die Mutter von Rolf (1965–M 1973) und Kurt Röthlisberger (1966–M 1974), Alice Röthlisberger-Müller,ist am 25. Mai 2016 gestorben. – Am 24. Juni 2016 ist Peter Braschler-Fritsche, der Vater von Patrick Braschler (1998– M 2004), gestorben. Pater Alois Kurmann
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Maturi 1966 – fünfzig Jahre danach
Ein Schatzkästchen mit goldenem Inhalt Unser fünfzigjähriges Maturajubiläum begann feierlich: im Nachgang zu Fronleichnam mit einer Sakramentsprozession zur Gnadenkapelle und Salve. Mit der ruhigen choreographischen Liturgie und den Gesängen traten wir in eine andere Welt ein.
Zur persönlichen Begrüssung trafen wir uns zum Apéro in der Gartenhalle im Erdgeschoss des neuen Musikhauses. «Kenne ich noch alle Mitschüler, wie heissen sie schon wieder?», fragte ich mich. Bei dem einen oder anderen war der Eintritt ins siebte Jahrzehnt an den grauen Haaren oder/und am Bäuchlein ablesbar. Als eigentliches Novum waren zu unserem Maturajubiläum auch die Ehefrauen/Lebenspartnerinnen eingeladen. Dieser Einladung folgen jedoch nur zehn Maturi. Auf diese Besonderheit hatte Pater Markus das Besichtigungsprogramm ausgerichtet. Mit dem Rundgang durch die Räume der Schule, des Internates, der Klosterkirche und der Bibliothek sollten die Ehegatten Gelegenheit haben, unser dannzumaliges «Zuhause» im Stift näher kennen zu lernen. Wie viel dabei über die Streiche, Missetaten und Kuriositäten «gebeichtet» wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei diesem Rundgang fiel mir auf, dass die Räume des Internates und der Schule ein lichtes, freundliches Gesicht angenommen haben. Eine prächtige Figur machte das neue Musikhaus (geplant von den Architekten Diener & Diener, Basel), dessen hohe architektonische und atmosphärische Qualität niemand über das abgerissene Musikhaus trauern liess. Nachtessen gab es im Hotel «Drei Könige». Jetzt war es Zeit, alte Geschichten aufzufrischen, über die neue Lebenssituation
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als Pensionäre (mit den damit verbundenen Tücken), über den Umgang mit den neuen Freiräumen zu berichten. Anders als an den früheren Klassentagen war diesmal weniger vom Berufsleben die Rede, sondern vielmehr vom lustvollen Hüten der Grosskinder, von Reiseerlebnissen und den neuen Hobbies. Aufgrund aufwändiger Recherchen berichtete Pater Markus über diejenigen Mitschüler, die vom Radar verschwunden sind. Nach meiner Analyse der Adressliste haben 42 Mitschüler die Matura absolviert. Davon sind bereits zehn gestorben . Am Montag trafen wir uns in der Studentenkapelle zur Messe. Das goldene Maturajubiläum – so Pater Markus – soll vorsichtigerweise nicht Anlass sein, Bilanz zu ziehen. Was heute als Erfolg gesehen werde, könnte sich auf lange Sicht als Misserfolg herausstellen und umgekehrt. Unsere Generation habe am meisten von der Solidarität profitiert. Das verpflichte uns auch gegenüber der nachfolgenden Generation ( z.B. zu freiwilliger Arbeit) . Wir müssten aber auch an uns selber denken und uns mit dem «Loslassen» vertraut machen. Mit der Matura wurden wir – so die Grussadresse unseres Seniors populi Hans Bogg beim Mittagessen im Hof – mit einem Schatzkästchen mit goldenem Inhalt ausgestattet, nämlich mit vielfältigem Wissen, mit dem Reichtum und der Vielfalt der Kultur und den Verhaltensweisen. Zum Teil
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Von links nach rechts 1. Reihe: Pater Luzius Simonet, Maria und Herbert Haltmeier, Viviane Richard, Alois Suter, Erika Strobel, Fredi Suter, Prorektor Martin Geiger, Pater Markus Steiner, Balz Purtschert, 2. Reihe: Thomas Strobel, Peter Wild, Bischof Peter Bürcher, Jo Scheuerer, Urban und Marianne Diethelm, Bernhard Isenring, Toni Egli, Josef Schnider, 3. Reihe: Jürg Eberle, Edwin Marty, Bernard Imhasly, Christian Ley, Stefan Hunold, Alois Roux, Hans Boog, 4. Reihe: Josef Moser, Anton Gschwend, Hanni Hunold, Viktor Kälin, Adalbert Richard, Mario Kaelin, Peter Aschwanden, Marie-Rose Ley, Josef Hutzmann (Foto: Franz Kälin jun.). konnten wir den Inhalt dieses Kästchens vergrössern und durch unsere Lebenserfahrung anreichern. Möglicherweise wurde ein Teil des Inhaltes zur Asche, in der es – wie zu hoffen ist – bis zu unserem Ende weiterglimmen wird. Für das uns verschaffte Schatzkästchen dankte er unseren ehemali-
gen Lehrern (welche heute alle verstorben sind) und der Klostergemeinschaft. Da die Feldmusik auf Tournee unterwegs war, wurden wir mit einem prächtigen Konzert auf der Marien- und Mauritiusorgel, verabschiedet. Toni Egli
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Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at
Veranstaltungen Baum-Gesichter und Wasser-Partituren Wann: Die Ausstellung dauert bis zum 18. September 2016. Wer & Was: Der Fotograf, Musiker und Maler Carl Eugen Braun aus Lindau schätzt die urwüchsige Natur im Grossen Walsertal. Seine Fotoreihe «Baum-Gesichter» macht sichtbar, wie gefällte Bäume auch im «Fällschnitt» noch weiterleben. Sie verwandeln sich zu fantasieanregenden Bildern, Gesichtern, Tieren oder Planeten im Kosmos. – Der Titel «Wasser-Partituren» war die Eingebung nach einer Schubert-Matinée, als Carl Eugen Braun in einer Quelle vom Sonnenlicht geschriebene Schriftzeichen entdeckte, wie ein Dialog des Wassers mit dem Licht. Fast alle Bildmotive hat der Fotograf im Grossen Walsertal, zum Teil bei Erhart Holz in Sonntag, und im Bregenzerwald entdeckt. «forum alte musik : sankt gerold» – Eröffnungskonzert mit den Dozenten Wann: Sonntag, 7. August 2016, 17 Uhr / Eintritt: € 15.– Wer & Was: Nach dem guten Erfolg im vergangenen Jahr finden heuer die «2. Internationalen Meisterkurse für Kammermusik» des Vereins «forum alte musik : sankt gerold» statt. Mit diesem Konzert eröffnen die Dozentinnen und Dozenten die Meisterkurswoche. Die künstlerische Leitung der Kurse übernimmt 2016 der Frastanzer Blockflötist Thomas Engel; mit ihm musizieren unter anderem Daniel Johannsen, Sara Ruiz Martinez, Lenka Torgersen und Eva-Maria Hamberger. «forum alte musik : sankt gerold» – Abschlusskonzert mit den Studenten Wann: Samstag, 13. August 2016, 19.30 Uhr / Eintritt: € 15.– Wer & Was: In diesem Konzert, welches zugleich auch das Abschlussfest der «Internationalen Meisterkurse für Kammermusik» von «forum alte musik : sankt gerold» sein wird, stehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt auf der Bühne. Gemeinsam spielen sie Werke aus dem Barock in den verschiedensten Kammermusikbesetzungen. Appenzeller Volksmusikabend Wann: Sonntag, 21. August 2016, 17 Uhr / Eintritt: € 18.– Wer & Was: Buebechörli Stein, Leitung: David Stricker / Jodelduett Armin Dörig, David Stricker Akkordeon: Sonja Schälin-Zürcher / Familienkapelle Gätzi-Wettstein, Jakobsbad, mit Marlene Gätzi, *2004, Handorgel & Gesang; Kilian Gätzi, *2004, Hackbrett; Lars Gätzi, *2004, Bass & Klavier; Susanna Wettstein Gätzi, Handorgel & Gesang.
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PROPSTEI ST. GEROLD Ausstellung: Religion – Tradition – Urbanisation Wann: Samstag, 24. September 2016 bis bis 29. Januar 2017 Wer & Was: Günter Jochum aus Götzis widmet sich schon seit seiner frühen Kindheit mit Leidenschaft der Malerei. Seit seiner Pensionierung arbeitet er wieder an verschiedenen Bilder-Zyklen. – In dieser Ausstellung werden hauptsächlich die mühevolle Abwanderung aus dem Wallis vor 700 Jahren sowie die Urbanisierung in die heutigen Walsersiedlungen Vorarlbergs thematisiert, zum Beispiel die LawinenKatastrophe 1954 mit 120 Todesopfern und 600 zerstörten Gebäuden, besonders im Großen Walsertal und in weiten Teilen Vorarlbergs, welche er als Schüler mit bis heute nachwirkendem Entsetzen mitbekommen hatte. – Die Malgründe sind handgeschöpfte Kartons, welche von einer Frauenkooperative vom erdbebengeschädigten Nepal aus einer biologisch angebauten Palmfaser hergestellt werden. Die Malweise mit Trockenpastell in Wischtechnik entspricht den Werken und Farbmaterialien (Kreide, Kohle, Blut, Ocker-Erden usw.), die schon unsere sehr frühen Vorfahren genutzt haben. Jazz3 – Benefizkonzert zugunsten des Sozialferienfonds OASE Wann: Freitag, 30. September 2016, 20 Uhr / Eintritt: € 15.– Wer & Was: Peter Gartner, Tenorsaxophon; Roland Jenny, Gitarre; Jeff Wohlgenannt, Bass. – Mittlerweile zum sechsten Mal gastiert das Triumvirat Gartner-JennyWohlgenannt in St. Gerold – und wie immer mit einem komplett neuen Programm. Für dieses Jahr haben die drei eine abwechslungsreiche Mischung aus neuen Werken einerseits und Highlights der letzten Jahre andererseits vorbereitet. Tenorsaxophonist Peter Gartner, Gitarrist Roland Jenny und Basslegende Jeff Wohlgenannt führen das Publikum auf dieser musikalischen Reise vom Swing über Jazzstandards, Latin Jazz und Balladen bis in die Region des Modern Jazz.
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Kurse und Seminare Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html
Jazz Workshop Wann: Sonntag, 14. August bis Freitag 19. August 2016 Wer/Was: Schwerpunkt dieses Workshops ist das Verstehen und Spielen von Jazz. Wir berücksichtigen die Wurzeln, ethnische Einflüsse bis zu den amerikanischen Musicals, sowie der Fortsetzung der Entwicklung. Theoretische Kenntnisse werden aus der Praxiserfahrung heraus vermittelt und in unterschiedlichen Formationen spielerisch wieder in die Praxis umgesetzt. Improvisation als «Erfinden neuer Melodien», Phrasierung, Stilsicherheit, Überblick über die Funktionen aller beteiligten Instrumente im Zusammenspiel, Harmonielehre, Voicing, Repertoireerweiterung, Dynamik, rhythmische Sicherheit und Flexibilität, Jazzgeschichte und Geschichten, Bühnenpräsenz, usw. wird in dieser Woche erfahren, mit dem Ziel, eine reichhaltige Palette von Anregungen mitzunehmen. Der Kurs ist also für Notisten ebenso sinnvoll wie für Gehörmusiker. Der Kurs feiert dieses Jahr sein 26-jähriges Bestehen. In dieser Zeit haben sich auch zahlreiche Bands aus den Workshopteilnehmern formiert, die zum Teil bis heute gemeinsam auftreten. Leitung: Wolfgang Lackerschmid, Augsburg/D, Assistenz und Gesangscoaching: Stefanie Schlesinger, Augsburg/D Kosten: Kurs € 280.– + Pension € 405.– bis € 495.–
Die heilende Kräfte unserer Seele entdecken Wann: Freitag, 19. August bis Sonntag, 21. August 2016 Wer/Was: Mit den meditativen Gesängen der Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) verbinden wir uns mit unserer Mitte - die Quelle unserer Heilkraft. Ursprüngliche, natürliche Klänge mit reinen Obertönen lassen uns in Verbindung treten mit unserer eigenen Natur. Als Menschen sind wir urmusikalische Wesen, und unsere Stimme ist ein wichtiger Teil unserer Persönlichkeit. Durch einfache Stimm- und Atemübungen in der Gruppe, kombiniert aus vokaler Improvisation sowie meditativen Gesängen, tauchen wir ein in eine wohltuende und heilsame Klangwelt. Dem Körper und der Körperhaltung als Ausdruck unserer Seele kommt beim Singen ganz besondere Bedeutung zu. Jedes Gefühl, ob bewusst oder unbewusst, findet seinen Ausdruck über unseren Körper und ist in unserer Haltung abzulesen. Ist unser Körper ausbalanciert und zentriert, so befinden wir uns auch seelisch in unserer Mitte, mit uns im Frieden. Über das meditative Reiten erwerben wir ein Gefühl für unsere Mitte und sensibilisieren unsere Wahrnehmung für den Zusammenhang von körperlichem und seelischem Gleichgewicht. Keine Vorkenntnisse erforderlich. Leitung: Aglaia Maria Mika, MMA, Sängerin und Musiktherapeutin, Feldkirch und Julia Joswig, Mag.ª Theologie/Latein, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM), St. Gerold Kosten: € 260.– + Pension: € 162.– bis € 198.–
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PROPSTEI ST. GEROLD Vortrag: In Visionen denken – erfolgreich handeln Wann: Donnerstag 15. September 2016, 18 Uhr Wer/Was: Vortrag von Brigitte Perkhofer, Kommunikationstrainerin, Mal- und Gestaltungstherapeutin nach C.G. Jung, Wien
Seminar: In Visionen denken – erfolgreich handeln Wann: Donnerstag, 15. September bis Freitag, 16. September 2016 Wer/Was: Leben und Unternehmen sind miteinander verbunden und nähren sich gegenseitig. Erfüllen sich die Menschen ihre Visionen, steht auch das Unternehmen in seiner vollen Schöpfer- und Entwicklungskraft. Ein Tag Auszeit in kreativer Schöpferkraft eröffnet den Zugang zum intuitiven Erleben der aktuellen Lebens- und Unternehmenssituation. Sie können über imaginieren, malen und gestalten herausfinden, ob und in welcher Form Sie Visionen im Leben und im Unternehmen entwickeln möchten. Leitung: Brigitte Perkhofer, Kommunikationstrainerin, Mal- und Gestaltungstherapeutin nach C.G. Jung, Wien Kosten: Kurs € 300.– + Pension € 111.–
Kraftvolle Klarheit – Diesseits und jenseits meiner Muster Wann: Montag, 12. September bis Donnerstag, 15. September 2016 Wer/Was: Prägungen und Muster: Sie bilden die Basis für unser Profil und unsere Erfolge. Sie können unsere Entfaltung aber auch verhindern. Das Seminar bietet eine Bewusstseinsschulung, die uns hilft, mit diesen gegensätzlichen Tendenzen richtig umzugehen und die Veränderungen, die sich aufdrängen, anzugehen. Das Seminar setzt methodisch ein: Meditationspraxis, Übungen aus der Tradition des Hatha-Yoga, Kommunikationstechniken des NLP, Achtsamkeitstraining. Leitung: Peter Wild, Meditations- und Yogalehrer, Religionswissenschaftler, Wangen an der Aare/CH; Simon Severino, Unternehmensberater, Coach, Psychotherapeut, Wien Kosten: Kurs € 350.– + Pension € 243.– bis € 297.–
Feldenkrais Wann: Sonntag, 25. September bis Donnerstag 29. September 2016 Wer/Was: Im Mittelpunkt der Feldenkrais-Methode steht das Wahrnehmen und Verändern von Bewegungsmustern. Sanfte Bewegungsabläufe oder taktile Unterweisungen harmonisieren das Zusammenspiel von Nervensystem, Psyche und Muskulatur. Nach nur wenigen Momenten des Übens merken die meisten Menschen plötzlich, dass sie – wie durch Magie – Dinge auf leichte Weise mit ihrem Körper tun können. Durch das Bewusstmachen dieser funktionalen Zusammenhänge, erleben die AnwenderInnen in der Folge eine gesteigerte Lebensqualität und Gesundheit. Leitung: Edith Sidler Huck, St. Gallen Kosten: Kurs € 210.– + Pension € 324.– bis € 396.–
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PROPSTEI ST. GEROLD Fastenwoche – zur inneren Mitte finden Wann: Samstag, 5. November bis Samstag, 12. November 2016 Wer/Was: «Tu deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.» Wir laden Sie ein, mit uns durch achtsam geübtes Yoga, in Verbindung mit mildem Heilfasten und Anwendungen, dieser Aussage näher zu kommen. Ärztliche Leistungen: 1 Ausführliches Arztgespräch zu Beginn der Woche, 3 Bauchbehandlungen, ärztliche Unterstützung in Fastenkrisensituationen. Massagen: klassische Massage, Fußreflexzonenmassage, Bindegewebsmassage. Yogapraxis: Täglich morgens und abends je 75 Minuten. Leberwickel; unterstützend 1 mal täglich ½ h basisches Fußbad abends. Zusätzliche Angebote: ein Kräuterkissen oder einen Kräuterbalsam selbst herstellen. Kräuterwanderung. Leitung: Dr. Dorothea Lebloch, Ärztin für Allgemeinmedizin, ÖÄK-Diplom in Diagnostik, Akupunktur, Homöopathie und Therapie nach Dr. F.X. Mayr, BYO/EYU Yogalehrerin, Bregenz/A; Sabine Burtscher, Ergotherapeutin, BYO/EYU Yogalehrerin und Kräuterpädagogin, St. Gerold/A; Cornelia Zech, Gewerbliche und Medizinische Heilmasseurin, Raggal/A Kosten: Kurs € 690.– + Pension € 511.–
Der Himmel ist in dir Wann: Sonntag, 20. November bis Freitag, 25. November 2016 Wer/Was: Gerhard M. Walch hat in seinem Buch: «Wandlung zum inneren Himmel» Gedicht-Meditationen geschrieben, die uns Dimensionen der Erfahrung des inneren Himmels vermitteln. – Mit Übungen der personalen Leib-, Atem- und Stimmarbeit nach K. Graf Dürckheim gehen wir in die Sprachgestaltung mit diesen Kurzgedichten und bringen sie mit Gebärden weiter zum Ausdruck. Diese Erfahrungen nehmen wir mit hinein in die Stille und Sammlung der ZEN-Meditation im Sitzen, Stehen und Gehen. Zur Bearbeitung der inneren Bilder und Symbole lassen wir uns auf die praktische Traumarbeit nach C.G. Jung ein. Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem-, Stimm-, Psychotherapeut, freie Praxis in Lochau/A Kosten: Kurs € 320.– + Pension € 405.– bis € 495.–
Adventbesinnung mit Pater Jean-Sébastien Charrière OSB Wann: Freitag, 16. Dezember bis Sonntag, 18. Dezember 2016 Wer/Was: Obwohl die Evangelien in Zusammenhang mit der Weihnachtsgeschichte nicht von einem Esel sprechen, finden wir ihn in fast allen Darstellungen der Geburt Jesu. Hat er uns etwas zu sagen? Pater Jean-Sébastien Charrière, der im Kloster Einsiedeln als Künstler arbeitet und auch den hl. Gerold mit dem Esel in der neuen Geroldsstube realisiert hat, lädt uns ein, uns mit Blick auf die Symbolik des Esels der Spiritualität des Geheimnisses von Weihnachten anzunähern. Leitung: Pater Jean-Sébastien Charrière OSB, Kloster Einsiedeln/CH Kosten: Kurs € 100.– + Pension € 162.– bis € 198.–
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Kulinarik Juni – August Grillabende auf der neuen Sonnenterrasse Jeden Mittwoch (bei guter Witterung). Wir servieren Ihnen Köstlichkeiten vom Smoker und Frisches aus unserem Klostergarten.
Frische A-la-carte-Gerichte (ganzjährig – ohne Ruhetage) Unser grosser Klostergarten, unsere Bio-Landwirtschaft und Bauern aus dem Grossen Walsertal liefern Zutaten für unseren Klostertisch am Mittag, das feine Viergang-Menü am Abend wie auch für unsere Auswahl an frischen A-la-carte Gerichten. Das Propstei-Team freut sich darauf, Sie kulinarisch verwöhnen zu dürfen!
Wir empfehlen Ihnen, rechtzeitig zu reservieren: Tel. +43 5550 2121 395, Mail: propstei@propstei-stgerold.at
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KLOSTER FAHR
irche mit * den Frauen». Sieben Pilgerinnen und ein Pilger aus der Schweiz haben den tausend Kilometer langen Weg nach Rom unter die Füsse genommen, um sich für eine Kirche der Verbundenheit und des Dialogs einzusetzen. Das Projekt beschäftigte in den vergangenen Monaten auch die Fahrer Schwestern. Wichtiger Bestandteil dieser Bewegung ist, wie Priorin Irene erklärte, der Stern im Namen. Er erscheint einerseits als Asteriskus, der Stern, der im Stundengebet in den Psalmen die Stellen bezeichnet, wo kurz inne gehalten wird, um Atem zu holen und die Gedanken zu ordnen. Andererseits ist der Stern auch Platzhalter für anderes, alles mögliche, nicht nur für die Frauen: «Man könnte sich dort auch ‹Kirche mit den Armen› denken», hatte Priorin Irene dem «Tages-Anzeiger» erklärt. Auf der Webseite von «Kirche mit*» kann man im täglichem Blog die Erlebnisse der Pilgerinnen und Pilger mitverfolgen. Wie Sie ab Seite 58 lesen können, trafen sie nach der sechsten Etappe auf den Projektchor, der in Thusis für die Anlässe in Rom am 2. Juli probte. Im Blog zu diesem Tag schrieb eine Autorin über dieses Zusammentreffen: «Alle Teilnehmenden berichteten Ähnliches: so viel Verbundenheit, Herzlichkeit, Freude und eine leise Hoffnung, dass sich etwas bewegen könnte, waren seit dem Pilgerstart spürbar.» Der Wunsch der Initiantinnen und Initianten von «Kirche mit*» scheint also an diesem Tag schon ein wenig wahr geworden zu sein. Wäre das nicht die Grundidee von Kirche: ein Ort der Verbundenheit, Herzlichkeit, Freude und Hoffnung zu sein? Eine Kirche also, bei der anstelle des «Asteriskus» jeder und jede von uns steht. Eine Kirche, in der wir alle angenommen und respektiert sind, trotz oder gerade auch wegen unserer Schattenseiten, auch solchen, die laut Katechismus eher zu vermeiden sind. Das Wesentliche des Projektes «Kirche mit*» auf den Punkt gebracht: Es ist eine Freude, dass es so viele unterschiedliche Menschen verbindet. Aber wenn man berücksichtigt, dass es der Kirche nicht immer gelingt, ein Ort der Verbundenheit, Hoffnung und Freude zu sein, und wenn man bedenkt, dass für den Stern alles mögliche eingesetzt werden kann, bleibt «Kirche mit *» nicht ausschliesslich ein Anliegen an die Adresse der Kirchenoberen – es wird zur Anfrage an uns alle.
(Foto: Verena Huber-Halter)
Ihre
Verena Huber-Halter
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KLOSTER FAHR
Weinkeller
Zwei neue Kostbarkeiten Der herrliche Sommer und der goldene Herbst im vergangenen Jahr verschafften dem Fahrer Weinkeller zwei ganz spezielle neue Weine. Mitte November konnte eine Spätlese stattfinden, aus der das Unikat «Simultaneum» hervorgegangen ist. Der Kellermeister Roland Steinmann liess sich ausserdem vom hohen Zuckergehalt in den Trauben inspirieren und kreierte einen weiteren neuen Wein für das Fahrer Sortiment: «Pretiosum». Jeden Samstag, wenn der Kellermeister seinen Weinkeller für die Kundschaft öffnet, wird man nicht nur fachmännisch beim Kauf beraten, man kann sich bei einer Degustation auch gleich selber von der Qualität der Weine überzeugen. Natürlich sind die Weine auch im Klosterladen erhältlich, können dort allerdings nicht degustiert werden. Dem Wetter sei Dank Dank den hervorragenden Wetterbedingungen lud Roland Steinmann zur Überraschung aller Beteiligten seine Helfer Mitte November noch einmal zur Traubenernte ein. Aus den geernteten Trauben kelterte er dann einen ganz speziellen Wein, den «Simultaneum». Der für Fahrer Weine übliche lateinische Name bedeutet: «Gleichzeitig» und wurde nach seinem Entstehungsverfahren benannt. Die Trauben wurden nämlich noch am Tag der Ernte gepresst. Der Wein ist ausserdem ein so genannter «Schillerwein». Diese Bezeichnung geht natürlich nicht auf den berühmten Dichter zurück; schon im 16. Jahrhundert wurde dieser Wein aufgrund seiner schillernden Farbe so benannt. Diese spezielle Färbung erhält er durch die Mischung aus verschiedenen roten und weissen Traubensorten. Im Fahrer Weinkeller wurden dafür 50 Prozent Pinot
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Noir, 35 Prozent Riesling x Silvaner und 15 Prozent Zweigelt-Trauben noch vor der Maische (Gärverfahren) miteinander vermengt. Der «Simultaneum» ist also in unterschiedlichster Hinsicht ein ganz besonderer Wein. Er ist allerdings auch einzigartig. Er kann natürlich nur in ganz seltenen Fällen, wenn das Weinjahr ein besonders sonniges und langes ist, gekeltert werden. Dementsprechend ist das Angebot begrenzt. Messwein Eigenbau Die zweite Neuigkeit ist der «Pretiosum» – der «Kostbare». Seit längerer Zeit gab es im Fahrer Weinkeller keinen Wein mit Restsüs«Simultaneum» 50 Prozent Pinot Noir 35 Prozent Riesling x Silvaner 15 Prozent Zweigelt Vielschichtige, blumige, fruchtige und würzige Beerenaromen zeichnen diesen lieblichen «Schiller» aus. Flasche à 75 cl zum Preis von CHF 18.–. Der Kellermeister empfiehlt diesen Wein zu Apéro, zu weissem Fleisch, Käse und Risotto.
KLOSTER FAHR
Probier-Angebot für «Salve»-Leser Als Leser dieser Zeitschrift offeriert Ihnen der Weinkeller des Klosters Fahr die erste Flasche eines der neuen Weine fünf Franken günstiger. («Simultaneum» für CHF 13.– und «Pretiosum» für CHF 10.–). Bitte weisen Sie beim Kauf diese Ausgabe von «Salve» (4/16) im Weinkeller oder im Klosterladen vor, um von dieser Aktion zu profitieren. Das Angebot ist gültig bis am 1. Oktober 2016 Öffnungszeiten Weinkeller: Samstags 8.00–11.00 Uhr und 13.00–15.00 Uhr.
Die zwei «Neulinge» im Fahrer Weinkeller (Foto: Verena Huber-Halter). se mehr zu kaufen. «Restsüsse» ist der Fachbegriff dafür, dass nach der Gärung des Weines noch ein gewisser Zuckergehalt erhalten bleibt. Aufgrund dieser Tatsache hat er aber dafür nur einen Alkoholgehalt von zehn Volumen-Prozenten. Der «Pretiosum» ist also ein etwas süsslicher Wein und wird nicht zuletzt deshalb im Kloster als Messwein verwendet. Diese Kreation gelang Roland Steinmann, nachdem er eine neue Weinhefe entdeckt hatte, die sich speziell
«Pretiosum» Riesling x Silvaner Der intensive Muskat unterstreicht die würzigen und fruchtigen Noten des lieblichen spritzigen Fahrer Weissweins. Flasche à 75 cl zum Preis von CHF 15.–. Der Kellermeister empfiehlt ihn zu Apéro, Käse und Dessert.
Klosterladen: Montag bis Samstag: 9.00–10.45 Uhr und 13.00–17.15 Uhr. Sonntags geschlossen.
für Weine mit Restsüsse eignet. Die Schwestern freuen sich sehr über diesen hervorragenden, neuen Messwein aus ihrem eigenen Weinkeller. Helfer willkommen Im Fahrer Weinberg werden natürlich auch dieses Jahr wieder helfende Hände gesucht. Das Auslauben findet im Juli statt und die Traubenernte im September/Oktober. Wer sich für einen Einsatz in den Reben interessiert, kann sich jederzeit bei Kellermeister Roland Steinmann in die Helferliste eintragen lassen. Zu gegebener Zeit werden detaillierte Informationen über den Zeitpunkt der Laub- oder Erntearbeiten verschickt. Dann kann man sich zu den passenden Einsätzen anmelden. Helfereinsätze werden natürlich auch in diesem Jahr anlässlich des Erntedankfestes der Klostergemeinschaft belohnt. (Kontakt für den Eintrag in die Helferliste: kellermeister@kloster-fahr.ch) Verena Huber-Halter
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KLOSTER FAHR
Kirche mit * den Frauen
Singen, pilgern, sticken für eine geschwisterliche Kirche Für eine «geschwisterliche Kirche» setzt sich das Projekt «Kirche mit * den Frauen» ein. Priorin Irene Gassmann wirkt seit Beginn der Planungsarbeiten im Kernteam an der Organisation dieses Grossprojektes mit. Sie und ihre Mitschwestern nahmen am Segensgottesdienst zum Auftakt der Pilgerfahrt in der Kathedrale in St. Gallen teil. Und auch in Rom, zur letzten Etappe schickt das Kloster Fahr eine kleine Delegation im Rahmen der «ü30fahrwärts» mit und organisiert ausserdem den Projektchor, der die Anlässe am 2. Juli in den verschiedenen Kirchen musikalisch begleitet. Im Mai und im Juni fanden zwei Treffen in Thusis und in Zürich statt, wo sich die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Ruth Mory-Wigger in intensiven Chorproben für den grossen Tag vorbereiteten.
«Alle Fahrer Klosterfrauen, die laufen können, sind gekommen», schreibt der «TagesAnzeiger» am Tag nach dem Segensgottesdienst in St. Gallen. Die Schwestern hatten die Aufgabe, das «Pilgerband» durch die Kirche zu tragen und die auf kleine Zettel geschriebenen Anliegen der Gottesdienstbesucher darauf einzusammeln. Eingesticktes Gebet Das Pilgerband ist ein 150jähriges Leinentuch, das Schwester Ruth Nussbaumer aus Eschenbach mit Hintergrundinformationen über das Projekt, den Namen der Pilgerinnen und Pilger sowie mit dem Gebet: «Herr, erbarme dich unser» bestickt hatte. Schwester Ruth meinte dazu: «Es sind weisse Fäden, die ineinander gewoben dieses Tuch ergeben. Weiss habe ich gewählt als Erinnerung an die Taufe, für das Aufgenommen werden in die Kirche. Und es musste ein altes Tuch sein, wie auch unsere Kirche schon alt ist. Für mich stehen die Querfäden für die Frauen und die Längsfäden für die Männer. Wie diese Fäden dieses Tuch ausmachen, sind wir
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getauften Frauen und Männer schon immer zu dieser Gemeinschaft verflochten, deswegen sind wir Kirche.» In die auf das Leinentuch aufgenähten kleinen Taschen wurden dann die eingesammelten Zettel hineingesteckt und von den sieben Pilgerinnen und dem einen Pilger, die den ganzen Weg nach Rom zu Fuss bewältigten, im doppelten Sinne des Wortes mitgetragen. Einige Fahrer Schwestern wollten es sich nicht entgehen lassen, für eine «geschwisterliche Kirche» die erste Etappe mit den Pilgern mitzugehen und begleiteten sie auf den acht Kilometern bis nach Teufen. Der Projektchor probt Wieder zu Hause organisierte Priorin Irene zusammen mit Ruth Mory-Wigger die erste Probe für den Projektchor in der Katholischen Kirche in Thusis. Dieses Angebot wird gleich von zwei Projekten mitgetragen, die Unterstützung im Kloster Fahr finden: «Kirche mit * den Frauen» sowie von der «ü30fahrwärts» die die letzte Etappe mitgepilgert ist und die
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Das Pilgerband, bestickt von der Eschenbacher Schwester Ruth Nussbaumer: «Herr, erbarme dich unser» (Foto: Schwester Ruth Nussbaumer). Anlässe in Rom singend begleitet hat. Die «letzte Etappe» des Pilgerwegs führte die dann hoffentlich zahlreichen Anwesenden von der Kirche Santa Maria del Popolo über die Kirche Santa Maria sopra Minerva zum Petersplatz und von dort in den Petersdom, wo unter der Leitung von Bischof Markus Büchel Eucharistie gefeiert wurde. Der Chor traf sich am Tag der sechsten Etappe auf dem Weg nach Rom in Thusis, wo er sich tagsüber auf die Ankunft der RomPilger vorbereitete. 16 Sängerinnen und Sänger, zwei Organisten (Esther und Martin Hobi-Schwarb) und die Chorleiterin Ruth Mory-Wigger hatten sich zur Probe in Thusis eingefunden. Im Blogbeitrag von «Kirche mit *» dieses Tages heisst es: «Meine Güte, die Ruth ist einfach goldig. Zaubert aus einem zusammengewürfelten Grüppli einen klingenden Chor, vermittelt innert Kürze gefühlte zwanzig neue Stücke mit Leichtigkeit und Freude, dirigiert eine ganze Pilgerschar mit Feingefühl, schlicht fantastisch! Unsere Pianistin entlockte dem Klavier Klänge, die einem
direkt ins Herz sprangen. Und in die Seele. Ich freue mich sehr auf die zweite Probe in Zürich und dann natürlich auf das Singen im Petersdom!» Freudentränen in Thusis Als die erschöpften Wanderer gegen Abend die Katholische Kirche in Thusis betraten, stand der Chor schon bereit und hiess sie singend willkommen. Es war ein dichter Moment, es schien zu knistern vor ausgelassener Freude über das Wiedersehen, als diese beiden Gruppen in der Kirche aufeinander trafen. Schnell wurden Taschentücher herumgereicht und sobald die letzten Töne verhallt waren, nahm die herzliche Begrüssung mit Händeschütteln und Umarmungen ihren Fortgang. Zur zweiten Probe in Zürich fanden sich schon bedeutend mehr, nämlich 23 Sängerinnen und Sänger in den Räumen der Kirchegemeinde St. Peter und Paul in Zürich Wiedikon ein. Zwischen 13.00 und 17.00 Uhr wurde mit einer kurzen Pause ein gedrängtes Programm einstudiert. Ruth Mory-Wig-
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KLOSTER FAHR ger gab ihr Bestes, die Sängerinnen und Sänger in das Repertoire einzuführen. Zwei Proben reichen natürlich nicht aus, um zum Chor zusammenzuwachsen, deshalb meinte Ruth Mory-Wigger: «Ich sehe euch nicht als Chor – ihr seid die Gruppe, die den Impuls gibt, damit alle Anwesenden mit euch mitsingen.» Für den 2. Juli werden dann auch Gesangsbüchlein gedruckt, damit alle Teilnehmer der letzten Etappe des Pilgerwegs in Rom mit denjenigen, die in Thusis und Zürich geprobt haben, mitsingen können. Zu diesem Zweck wurden von der vorausschauenden Chorleiterin Lieder gewählt, die einfach mitzusingen sind. Reaktionstest für die Sängerinnen Neben dem Einstudieren aller Lieder wurden auch Akklamationen geprobt, die die Gruppe anstimmen soll, sobald die Organistin einen bestimmten Akkord spielt. Immer wieder, während des ganzen Nachmittags wurde so die Reaktion der Sängerinnen und Sänger getestet. Bis zum Schluss hat das trotz zunehmender Müdigkeit gar nicht schlecht geklappt, ob das dann allerdings auch im Petersdom so prompt gelingt, wie es bei den Proben in Zürich der Fall war, wird sich zeigen. Wie immer mit Ruth Mory-Wigger als Chorleiterin wurde an diesem Nachmittag viel gelacht. Aber die Stim-mung war auch übervoll von freudiger Erwartung, weil die Reise nach Rom nicht mehr fern ist. Von Assisi nach Rom Auch Priorin Irene macht sich auf den Weg nach Rom. Sie wird jedoch, im Gegensatz zu den Sängerinnen und Sängern, von Assisi bis Rom zu Fuss mit den Pilgern mitgehen. «Ich engagiere mich in der Kirche und setze mich für sie ein, weil ich die Kirche liebe. Dazu gehört eben auch, dass ich mich hinstelle und Dinge sage und tue, die anecken können», erklärte sie ihr Engagement. Die Idee der Initiantinnen und Initianten ist es, die Männer der Kirche dazu zu bringen, in Zukunft nicht mehr ohne Frauen über
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Chorprobe in Zürich unter der Leitung von Ruth Mory-Wigger und Esther HobiSchwarb am Klavier (Fotos Verena HuberHalter). deren Stellung, Rolle und Funktion nachzudenken und zu entscheiden. Priorin Irene konnte natürlich nicht den ganzen Weg nach Rom mitpilgern. Für die tausend Kilometer benötigen die sieben Pilgerinnen und der Pilger zwei Monate. So lange kann sie dem Kloster nicht fern bleiben. Aber sie wird die letzten Etappen in der Hoffnung mitgehen, dass der Wunsch um Einbezug der Frauen im Dialog, der die Zukunft der Kirche bestimmen wird, Gehör finden möge. Auf jeden Fall kann jetzt schon mit Bestimmtheit gesagt werden, dass an alle Anlässen, die für das Projekt «Kirche mit *» durchgeführt wurden, die Kirche als Ort der Verbundenheit, Freude und Hoffnung erfahren wurde. Verena Huber-Halter
KLOSTER FAHR Vermählungen: 16. Juni 2016, Irène Kronenberg und Walter Eggenberger, Seeparkstrasse 4, 6207 Nottwil (HK 04/05). – 20. August 2016, Monika und Peter Fähndrich-Rast, Leinacher, 6026 Rain (HK 11/12).
Mutter von: Annemarie Degen-Schmid, Malters (WK 81/82). – Rosmarie Mazenauer-Wicki, Altnau (WK 74/75). – Hanni Lussi-Wicki, Stans (WK 79/80).
Vater von: NACHRICHTEN Gisela Keller-Zimmermann, Geburten: Döttingen (SK 86). 10. April 2016, Robin, Sandra DER EHEMALIGEN und Christian Buholzer-KaeSchwester Michaela Portmann ser, Horw (HK 10/11). – 19. April 2016, Imelda Maria, Christina und Michael ZehnderSchnyder, Dietschwil (HK 9/10). – 26. April 2016, Leonie, Esther und Roman RamseyerLang, Kienberg (FK 09). – 29. April 2016, Korrigenda: Lena, Antonia und Bruno Imholz-Arnold, In der letzten Ausgabe stand irrtümlich, der Isenthal (FK 03). – 10. Juni 2016, Leonie, Silja-Walter-Raum sei jeden Sonntag geöffPriska und Fabian Näf-Grob, Lüthisburg net. Richtig ist: Der Silja Walter-Raum ist je(HK 10/11). – 14. Juni 2016, Karin, Irene und den letzten Sonntag im Monat nach dem Daniel Frei-Stutz, Morschach (FK 04/05). Gottesdienst von ca. 10.45 bis 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Ab Januar Zu Gott heim gegangen 2017 werden auf Anfrage auch Führungen Ehemalige Schülerin: angeboten. Die Kosten betragen für GrupAnnemarie Schmid-Müller, Weggis (WK pen bis max. 15 Personen pauschal CHF 150.– 55/56). – Lydia Huber-Fässler, Wittenbach (Tel. 043 455 10 40 oder info@kloster-fahr.ch). (SK 65).
Sommer in «Subiaco» (Foto: Kloster Fahr).
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Jemand muss zuhause sein, wenn du kommst Wir bleiben, weil wir glauben. Zu glauben und zu bleiben sind wir da, draussen am Rand der Stadt. Herr, und jemand muss dich aushalten, dich ertragen, ohne davonzulaufen. Deine Abwesenheit aushalten, ohne an deinem Kommen zu zweifeln. Dein Schweigen aushalten und trotzdem singen. Dein Leiden, deinen Tod mitaushalten und daraus leben. Das muss immer jemand tun mit allen andern und fĂźr sie. Und jemand muss singen, Herr, wenn du kommst! Das ist unser Dienst: Anbeten und Singen. Weil du Gott bist. Weil du die grossen Werke tust, die keiner wirkt als du und wunderbar wie keiner.
Silja Walter OSB
Aus: Silja Walter, Gesamtausgabe Band XI (aus Offertorium der Messe: Jemand muss zuhause sein, wenn du kommst)
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(Foto: Liliane GĂŠraud)
und weil du herrlich bist
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Veranstaltungskalender Religion Kräutersegnung Was: Wann:
Wo:
Zu Mariä Himmelfahrt werden Kräuter gesegnet. Montag, 15. August 14.00 Uhr Rosenkranz 14.30 Uhr Pilgerandacht und Kräutersegnung Klosterkirche Einsiedeln
Hochfest Maria Aufnahme in den Himmel Was: Eucharistiefeier mit Kräutersegnung Wann: Montag, 15. August, 09.30 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Einsiedler Krankentag Was: Das Kloster Einsiedeln lädt alle kranken und betagten Menschen herzlich ein zur Feier des Einsiedler Krankentages mit Abt Urban Federer. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Wann: Montag, 22. August, 14.30 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Engelweihe Was: Wann:
Wo:
An diesem Fest feiern wir den Weihetag der Gnadenkapelle. Zur Geschichte der Engelweihe: www.engelweihe.ch Vorabend – Dienstag, 13. September 2016 16.30 Uhr Pontifikalvesper 19.00 Uhr Engelweihamt mit Prozession Festtag – Mittwoch, 14. September 2016 09.30 Uhr Pontifikalamt 16.30 Uhr Pontifikalvesper 20.00 Uhr Feierliche Komplet mit grosser eucharistischer Prozession Klosterkirche Einsiedeln
Dein Leben will singen Wann: Samstag, 1. Oktober 2016, 19.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Abendlob – ein abendlicher Gottesdienst im Zugehen auf den Sonntag mit Gesängen von Silja Walter (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Wer: Benediktinerinnen Kloster Fahr und Barbara Kolberg
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Kultur Einsiedler Orgelkonzerte Wann: Dienstag, 2. August 2016: Gereon Krahforst (Maria Laach) Dienstag, 9. August 2016: Pater Theo Flury (Einsiedeln/Rom) und Christoph Oberli (Baar) Dienstag, 16. August 2016: Juan de la Rubia (Barcelona) Dienstag, 23 August 2016: Pater Theo Flury (Einsiedeln/Rom) Beginn: Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft) Wo: Klosterkirche Einsiedeln Freier Eintritt – Kollekte Weitere Infos: www.orgelkonzerte.ch Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch oder Tel. 055 418 62 70 (Mo – Fr 09.00–11.00 / 13.30–6.00 Uhr) Silja Walter-Raum Wann: Wo: Was:
Sonntag, 31. Juli, 28. August, 25. September 2016, jeweils nach dem Gottesdienst ca. 10:45 bis 14:00 Uhr Propstei Kloster Fahr Eine Ausstellung über Leben und Werk der Benediktinerin und Dichterin Silja Walter (Sr. Maria Hedwig) mit zahlreichen Texten, Film-, Ton- und Fotodokumenten und einer Auswahl ihrer Bilder sowie Informationen zum Alltag der Benediktinerinnen. Der Eintritt ist kostenlos. Ab 2017 werden auf Voranmeldung auch Führungen angeboten.
Schreibzelle Was:
Wann: Wo:
Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren steht eine Schreibzelle zur Verfügung, um für zwei Tage im Rhythmus der Benediktinerinnen und in der Stille des Klosters dem persönlichen Suchen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens Raum zu geben und an einem «Fahrer-PsalmenBuch» mitzuschreiben. Jederzeit (Anmeldung erforderlich) Kloster Fahr Weitere Infos und Anmeldung: www.kloster-fahr.ch
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Einsiedeln, der Gotthard und die Dichterin Isabelle Kaiser (I)
«Alles Grosse imponierte ihr» Isabelle Kaiser wäre bestimmt sehr gerne dabeigewesen, als im Mai dieses Jahres der Gotthard-Basistunnel unter Mitwirkung von Pater Martin Werlen aus dem Kloster Einsiedeln feierlich gesegnet wurde. Aber da war die 1866 in Beckenried geborene Dichterin bereits seit über neunzig Jahren tot. Doch auch die «erste» Gotthard-Bahn vermochte sie – wie alles Grosse – sehr zu beeindrucken; ihre Erzählung «Nachtzug» dokumentiert dies. Als Hommage an die Verbindung Einsiedeln–Gotthard–Isabelle Kaiser stellen wir die Dichterin vor und drucken ihre spannende Gotthard-Novelle wieder ab. Für die Dichterin Isabelle Kaiser verlieh die katholische Religion an ihrem Wohnort Beckenried am Vierwaldstättersee den dortigen einfachen Menschen eine seltsame Würde. Sie erwog deshalb einen Übertritt zur katholischen Kirche. Aber noch hielten sie ererbte Vorurteile zurück. «Die Briefe eines katholischen Landpfarrers» von Yves le Querdec, die sie im Frühjahr 1899 las, taten dann ein letztes, um auch diese «Finsternis, in die das Geheimnis des Katholizismus noch stets für mich gehüllt war» zu zerstreuen. Das war das Licht, auf das sie gewartet hatte. «Alles Grosse imponierte ihr,» schrieb Heinrich Federer in seinem Nachruf in den «Neuen Zürcher Nachrichten» am 19. Februar 1925. «Wie hätte ihr da das Grösste, Gott und Ewigkeit und glückberufene unsterbliche Seelen entgehen können?» Zuflucht zur Gottesmutter Im Juni 1899 hielt Isabelle Kaiser wegen des Herzleidens ihrer Mutter ihre erste Andacht zur Muttergottes ab. Ihrer Schwester schrieb sie nach München: «Du wirst mich auslachen, liebe Skeptikerin! Aber seitdem Du geschrieben hast, Du wollest auch an die Mutter-
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gottes glauben, wenn sie das Wunder (der Heilung ihrer Mutter) wirke, habe ich eine neuntägige Andacht zu ihr angefangen, und zwar nicht hier in der nahen Lourdesgrotte, wo man selten allein und ungestört beten kann und der Weg für eine Bussübung nicht lange genug wäre, sondern draussen in der Riedlikapelle.» Dort liess sie die Perlen des Rosenkranzes, den ihr die Mutter in Cannes zu Weihnachten geschenkt hatte, durch die Finger gleiten und «betete in allen Sprachen». Auf dem Heimweg besuchte sie die Kranken und Armen am Weg. Diese abendlichen Gänge wurden ihr so lieb, dass sie sie auch nach dem ermüdenden Besuch der Fürstin von Wied, der Mutter der rumänischen Herrscherin, fortführte. Ins Tagebuch schrieb sie: «Und mögen alle Königinnen zu mir kommen, ich gehe trotzdem und um nichts stolzer zu meiner Königin im Riedli!» Übertritt in Einsiedeln Der formelle Übertritt in die katholische Kirche kam für Isabelle Kaiser schneller als sie glaubte. Er geschah in Maria Einsiedeln. Den Anstoss dazu gab ihre Mutter. Die Dichterin notierte nach der Konversion:
KALEIDOSKOP den Himmel kommst, das wär‘ das Beste, das dir widerfahren könnte.» Die Dichterin, der jede Unehrlichkeit und Halbheit zuwider war, lebte inskünftig «niemandem zu leid und allen zulieb». Neigung zur Einsamkeit
Porträtabbildung von Isabelle Kaiser mit der Original-Bildlegende: «Die reife, leidgeprüfte Dichterin an ihrem Arbeitstisch um die Zeit ihres 50. Geburtstages». «Am 8. Juli begleitete ich meine Mutter auf der Wallfahrt nach Einsiedeln und auf ihren Wunsch habe ich, da meine Seele längst erschüttert war durch das Beispiel meiner Freundin, das Leben meines Volkes und die Lektüre von Yves le Querdec, zum ersten Mal in meinem Leben gebeichtet, kommuniziert und kehrte frei und freudig in den Schoss der katholischen Kirche zurück. An Gott ist’s nun, das Werk zu vollenden!» Der Widerschein ihres inneren Glücks und des Friedens scheint der heimkehrenden Konvertitin auf der Stirne geleuchtet zu haben, da er sogar dem Arzt und Dichter Arnold Ott nicht entging. Anlässlich seines Besuches in Beckenried rief er aus: «Was treibst du noch hier auf Erden? Du bist zu gut für diese Welt! Mach, dass du in
Schon als Kind empfand Isabelle Kaiser eine Neigung zur Einsamkeit. Beim Besuch der Trappisten-Insel Lérins war es der Ringenden erstmals bewusst geworden, wie sehr es sie zur Einsamkeit hinzog. Von dort an wuchs der Drang mit dem Heimweh nach Gott, bis es der Schriftstellerin am Tag ihrer Konversion in Einsiedeln klar wurde, dass auch sie die Fülle des Friedens und Glücks nur in Einsamkeit zu fassen und bewahren vermöge. Der Wunsch, für sich eine Einsiedelei zu errichten wird übermächtig. Dass es Isabelle Kaiser mit dem Entschluss zu völliger Einsamkeit ernst war, zeigt das Verhalten einer klugen Beckenrieder Freundin, die diesen Neophyteneifer zu mässigen suchte, indem sie ihr riet, sich erst mit ihrem Seelenführer zu besprechen. So begab sich die Dichterin nochmals nach Einsiedeln. In einem Brief vom 24. Oktober 1899 hält sie dazu fest: «Ich komme eben von einer kleinen dreitägigen Reise zurück. Ich ging mit meiner Freundin ins weltberühmte Kloster Einsiedeln… und habe dort mit alten, weisen Benediktinern mit mystischen Augen Rücksprache gehalten. Und diese Männer, die selber auf alles verzichtet haben, wollen meinen Plan zu völligem Verzicht nicht gutheissen, weil ich eine Aufgabe zu erfüllen hätte und Gutes tun könne durch Briefe, Besuche und alles, was so schwer auf mir lastet und ich lieber wie eine unnütze Last von meinen Schultern abschütteln wollte, weil es mich beständig daran hindert, auf lichten Höhenpfaden zu wandern und mich wieder zu den Menschen in die Ebene herabzieht. Sie trugen mir auf, weiter auszuharren. Doch ich weiss, dass Gott mir einen Weg aufmachen wird, wenn seine Stunde gekommen ist.» Der Priester, der Isabelle Kaiser auf ihr Aposto -
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KALEIDOSKOP lat in der Einsamkeit hinwies, war Pater Albert Kuhn, bei dem sich die Literatin mit einem Brief bedankte. Von ihrem veränderten Vorhaben schrieb sie kurz nach ihrer Einsiedlerreise an die Schriftsteller Georg Baumberger und J. C. Heer mit ähnlichen Worten: «Wissen Sie, mein Freund, dass ich davon träume, mich ganz von der Welt zurückzuziehen, schier wie mein Ahn Nikolaus von der Flüe, nur der Kunst, den Armen, dem Göttlichen lebend?» Nach einem Besuch im Ranft machte sich Isabelle Kaiser an die bauliche Ausführung ihres Vorhabens und liess auf einem nördlich vom Vierwaldstättersee umfluteten Grundstück ihre Eremitage erstellen. Im Mai 1902 war der Bau bezugsbereit. Von der Südfront des Chalets grüssten Bruder Klausens Bild und der Spruch: Anno Domini 1902. Isabelle Kaiser bestellt es, Wilhelm Hanauer erstellt es, Gott erhält es! Ähnlich wie später der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse unliebsamen Besuch vor seinem Haus im Tessin mit einem abweisend formulierten Spruch fernzuhalten suchte, brachte Isabelle Kaiser am glockenbehangenen Türmchen beim Eingang ein Schild an: O! Wanderer, tritt nicht herein, hier wollen Menschen einsam sein! Eines Morgens stand darunter, halb witzig, halb bösartig geschrieben: «So bleib auch du von unsrer Schwelle, alte Schachtel Isabelle!» Priesterin der Literatur Isabelle Kaiser wurde am 1. Oktober 1866 in Beckenried geboren. Erste Lebensjahre verbrachte sie in Genf und Zug. Eine unglückliche Liebe in jungen Jahren wurde für sie zum Katalysator eines reichen
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Titelbild einer Werbebroschüre für die Gotthardbahn aus der Stiftsbibliothek Einsiedeln aus der Zeit der Erstveröffentlichung der Gotthardbahnnovelle von Isabelle Kaiser. (Foto: Bruder Gerold Zenoni). schriftstellerischen Werkes in französischer und deutscher Sprache. Isabelle Kaiser kaprizierte sich an ihrem späteren Wohnsitz in Beckenried zu einer an der Literatur leidenden Priesterin und empfing ihre berühm ten Schriftstellerkollegen Carl Spitteler, J. C. Heer oder Ernst Zahn als eine Art Vestalin im heiligen Hain in wallendem weissen togaähnlichen Gewand mit einem umgehängten Kreuz und langen kohlschwarzen BotticelliLocken. Heinrich Federer «ging das gegen den Strich». Wobei er zugab, dass sich diese begabte Frau nie verstellte. «Sie gab sich ganz, wie sie fühlte, naiv, geistreich, wehleidig, heroisch, jetzt mit Pathos à la française, jetzt mit innerschweizerischer Herbheit und Innigkeit, immer von der Schwere und Grösse ihres Dichteramtes überzeugt.»
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Nachtzug Skizze von Isabelle Kaiser Bedächtigen Schrittes trat er den Rückweg an, die Dienstmütze tief in die Stirne gedrückt. Die Pfeife war ihm ausgegangen. Vom Rofajen herunter blies der Winterföhnsturm mit Schnee. – «Ist das ein Hundewetter!» – knurrte er in den struppigen vereisten Bart hinein. Er redete gern laut vor sich hin, als hielte er mit einem unsichtbaren Kameraden Zwiesprache. Der Schein der Laterne irrlichterte über das Bahngeleise. Tag für Tag, seit Jahren, ging er dieselbe Strecke der Axenstrasse, mit der stumpfsinnigen Gewohnheit des Herdentieres. Er kannte jeden Marchstein, jede Felsenbildung, jeden Baum im dunklen Tann und versah seinen Dienst mit peinlicher, geistloser Genauigkeit. Sonst war er ein blöder Geselle, der Nidwaldner Domini Selm, einsilbig und menschenscheu, zu nichts anderem zu gebrauchen, als vor seinem Bahnwärterhäuschen zu stehen mit der geschlossenen Fahne, wenn die Gotthardzüge vorbeirasten. Sie bildeten die lebendigen Augenblicke seines Daseins. Woher sie kamen, wohin sie gingen, und was sie in blinder Hast mit sich trugen – was ging’s ihn an! Seine Bahnstrecke zwischen Sisikon und Brunnen, das war seine Welt. Die musste frei liegen: das war der Dienst. Darin gipfelte seine ganze Weisheit. Er schritt über die eiserne Bahnbrücke. Der Milchbach sprang donnernd vom wilden Tobel im Voralptal. Die metallnen Bogen bebten unter dem Anprall der sturmgeschwellten Fluten. Der Selm beugte sich und stemmte sich gegen die Gewalt des Windes, der sich ihm wie ein Feind in den Weg legte. Ein höllischer Sturmchor erklang aus dem starrenden Teufelsmünster jenseits des hochgehenden Sees. Er blickte sich nicht um: die Bahn lag frei, für heute war der Dienst aus, es ging gegen Mitternacht, ihn verlangte heim nach dem langen Geisselmarsch unter dem peitschenden Unwetter. Dort, dicht am Bahngeleise, winkte ein flackerndes Lichtlein. Dort war Ruhstatt bei Weib und Kind. Die Kleinen schliefen wohl längst, aber das Bethli wartete immer, bis er heimkehrte. Und war der letzte Zug vorbeigesaust, so senkte sich für einige Stunden traumloser Schlaf auf das Häuschen des Bahnwärters. Ein Hund kläffte im nahen Bauernhof. Windstille trat ein, und vom Axenberg herunter tönte ein dumpfes Rollen, wachsend, wie ein steinernes Heulen und Stöhnen. Jäh hielt der Mann im Schritt inne, und hob das Haupt, als könne er durch die Finsternis die Art des Unheils erkennen, das da drohend vom Berghang herunter donnerte. Er sann nicht weiter, donnernde, vernichtende Antwort erscholl, und ein Beben lief durch den erschütterten Grund. Das war’s! Dann trat unheimliche Stille ein, nur das Tosen der Fluten schwoll seewärts. Der Domini Selm zauderte nicht, mit einem Ruck machte er kehrt und eilte wieder die Bahnstrecke zurück. Vergessen war das flackernde Lichtlein, wo die Ruhstatt winkte. Lag die Bahn noch frei? Bei der Brücke, da stockte sein wegkundiger Fuss: er kannte den Pfad nicht mehr. Fremd und zerstört lag das Gelände. Weder Damm noch Schienenstrang waren mehr sichtbar. Schutt und Schlamm türmten sich mannshoch vor ihm auf. – «Jesus, Maria!» stöhnte er mit starrem Grauen. Ein entsetzliches, nie gekanntes Gefühl würgte ihm die Kehle: wie ein Blitz zuckte der Gedanke durch sein Hirn: der Nachtzug war unterwegs, und seine Strecke, Domini Selm’s Strecke, lag verschüttet! Wie ein getroffenes Tier jagte er die schroffansteigende Böschung hinan, um die höher gelegene Fahrstrasse zu erreichen. Es gab kein anderes Hinüberkommen. Er kletterte eilig über den Hang, durch
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dorniges Gestrüpp und Geäst, sich an die niederhängenden Äste der Weiden klammernd. Oben auf der Strasse angelangt, atmete er freier. Der Wind, der sich ihm vorher feindlich in den Weg gelegt hatte, stiess ihn nun mit rauher Faust vorwärts; der Sturm selbst trieb ihn zur Eile, alles raste mit ihm dem gefährdeten Zug entgegen. Rutschend, kollernd, ging es wieder die Böschung herab auf das Bahngeleise diesseits der verwüsteten Strecke. Da fing er mit seinen langen Beinen so grimmig an auszuschreiten, dass sich der Atem keuchend durch die fest verschlossenen Lippen zwang. Heiss, wie Nadelstiche, brannten die Flocken auf seinem Antlitz… Springend griff er nach der Tasche in der Dienstjoppe: die Platzpatronen waren da. Eine wilde Wut packte ihn gegen das blinde Unheil, das da durch die Nacht herangesaust kam. Nur eines war zu tun: eine möglichst lange Strecke zurückzulegen und so viel Explosionskapseln auf die Schienen streuen, dass der Schnellzug, aufmerksam geworden durch die knallenden Mahner, noch Zeit fand, seine ins Verderben rasende Schnelligkeit vor der Unglücksstäte zu mässigen. Dies alles kreiste in tollem Wirbel durch den verwirrten Geist des Wärters. Jetzt drang er in den Oelbergtunnel ein. Der Föhn liess ihn fahren, aber gruftähnliche Luft und Modergeruch umhüllten ihn. Wasser troff von den Wänden. Sein Schatten glitt gespenstig an der steinernen Wölbung neben ihm her. Seine Laterne warf einen düsteren Schein über die gleissenden Schienen. Heiss rann ihm der Schweiss unter der Mütze hervor. Er glühte und innerlich schauerte ihn unter der Last der niederschmetternden Verantwortung. Sein Atem flog. Eine Sekunde musste er sich an die Mauer lehnen, ihm war, seine Brust berste. – «Es muss!» … keuchte er, sich vorwärts peitschend – «und wenn’s mich zu Fetzen risse!» – Der Weg zog sich erbärmlich in die Länge. In seinen Schläfen war ein Hämmern, dass er lauschend inne hielt … War’s der Zug? Der Mitternachtzug, der von Goldau aus an allen Stationen vorbeieilte und nur in Erstfeld hielt! Heute musste er vor Sisikon zum Stehen gebracht werden, so wahr er Domini Selm hiess. Sonst!… Eisig quoll es ihm durch die Glieder. Entgleiste der Zug an dieser Stelle, so stürzten die Wagen zum nahen See hinab, und die Wellen schlossen rauschend das Wassergrab. In endloser Länge dehnte sich der Ölbergtunnel, als steckte er voll Gespenstern. Wäre er erst draussen! Da war doch lebendiger Wind, der wie Menschen heulte und schlug. Vorwärts! Immer weiter, um die offene Strecke zu erreichen, die der Zug befuhr zwischen dem Franziskus- und Ölbergtunnel. Da sollten die warnenden Schüsse krachen. Im Felsengang würde ihr Schall, im donnernden Getöse ungehört verhallen. Als Domini Selm im Eilschritt aus dem Gang der Hochfluh trat, sah er einige Lichtlein am kalten aufgehellten Himmel flimmern. Der frische Luftzug strich ihm über das erhitzte Gesicht. Er krümmte den Rücken und legte behutsam die kostbaren Kapseln auf den schmalen Schienenweg. Dann reckte er sich ächzend. – «Jesus! wenn es nur nicht zu spät ist!» Seine Kniee schlotterten. Er lehnte sich erschöpft an einen Pfeiler und beugte sich spähend vor. Nichts wie das laute Pochen seiner Brust und das Tosen in seinen Ohren, wie Wildbachschwellen. Er zog seine Uhr. Er sah nichts, kalter Dunst lag auf der Zifferblattscheibe; er rieb sie an seiner wollenen Joppe und hob die Laterne, die in seiner Hand hin und her klirrte … zwanzig Minuten vor Mitternacht! – Domini Selm schloss die Augen … – «Ausschnaufen! … nur ein gieriger Schluck … Und nachher? Immer weiter nach Brunnen? Nein!, das war nicht mehr zu erlangen. Also zurück. Gegen Sisikon, um wennmöglich vor dem Zug noch die gefährdete Stelle wieder zu erreichen. Er horchte auf: ein dumpfes, fernes Grollen zog in der lauschenden Stille den Berg entlang, vom Seelisbergerwall
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wiederhallend. Er kannte es wohl! Wie anders klang es heute, wie tödliches Verkünden eines unabwendbaren Schicksals. Er schnellte auf. Das gab ihm wieder Beine und neue Kraft. – «Er kommt! er kommt!» und in wilder Hast ging es wieder durch den Felsengang, der voll Gespenster steckte. Die sprangen hinterdrein und zwickten ihn, dass der Boden unter seinen Sohlen glühte. Um keine Welt hätte er sich umgedreht, so sehr drückte ihn das Gefühl, dass zwei ungeheure Feueraugen ihn dämonisch anstarren würden… «Jesus! Jesus!» Wie ein ängstliches Tier keuchte er in halbunterdrückten Klagelauten. Jetzt war der Ausgang erreicht. Da scholl ein gellender kurzer Pfiff: der Nachtzug fuhr in den Ölbergtunnel ein. Die Knallsignale hatten versagt! Noch einige Minuten, und, aus der unterirdischen Gruft tretend, raste der Zug mit jauchzender Schnelligkeit, ahnungslos, dem Verderben zu. Eine jähe Stille herrschte, als hätte der Berg mit Riesenfaust das donnernde Ungetüm unter der Wucht seiner Felsen erwürgt. Der Domini stierte wie festgebannt nach der Mündung der Höhle, daraus ein entsetzliches Verhängnis drohte. Ein Flimmern wie von unzähligen Totenkerzen umgaukelte ihn, und ihn schwindelte, als wäre der Grund, der ihn trug, ein Nauen in Föhnsgewalt. … Er griff sich an die Stirn, und tastete im Dunkeln nach einem Halt. In visionärem Zustand sah er den Zug, dem er täglich mit blöden Augen nachgestarrt, er sah ihn in seinem Geist, als wären die Waggonswände von leuchtendem Kristall und als sässen die Menschen drin in strahlender Helligkeit. Die meisten lagen, halbhingestreckt, mit schlaffen Gliedern, von langer Reise zerschlagen, hin- und hergerüttelt, mit stumpfen Zügen. Andere blickten in die Nacht hinaus, die Stirne an die Scheibe gedrückt und Bilder vergangener Stunden und künftige Hoffnungen tauchten aus der gespenstischen Finsternis auf wie die flimmernden Lichter der vorbeigleitenden Weiler und Gehöfte. … Viele sassen im Speisewagen und tranken sich die Nachtstunden weg mit erhitzten Gesichtern und feuchten, lachenden Lippen oder sorgenumflorten Blicken. Auf den harten Bänken der dritten Klasse sassen sie eingepfercht wie Herden, den Kopf an die Schulter des fremden Kameraden gelehnt, von Müdigkeit übermannt. Arbeiter und Leute aus dem niederen Volk, die karge Habe im Bündel geschnürt, Auswanderer und Tagelöhner. Dazwischen lagen Kinder, hart gebettet, und mochten nicht schlafen bei dem dröhnenden Schlummerlied der eisernen Hüterin. Und alle, die Schläfer und die Träumer, die Prasser und die Arbeiter, die Kinder und die Heimatlosen, die der Zug einem unbekannten Geschick zuführte, sie hielten alle am Leben mit derselben heissen Gier, sie klammerten sich an die freudlose Existenz mit allen Fasern ihres Seins, und waren nicht gefasst auf den würgenden Tod, der wie ein Dieb in der dunklen Nacht schlich und lauerte. Ahnten sie ihn, sie würden wimmern und beten, und heulen und rufen, dass ihr Jammer zum Buggisgrat und zum Rotstock steigen und das Tal mit Entsetzen erfüllen würde. Dies alles sah der Domini, der in seinem Leben nicht viel gesehen hatte, er sah es, ohne sich recht bewusst zu werden, was dies alles bedeute, und warum er diese Dinge, wie Kläger, in seiner Not heraufbeschwor. Es war wie gelähmt in seinem Körper, aber in seinem Hirn löste sich der Nebel, getroffen vom grellen Licht zündender Gefahr. Blitzartig zogen Bilder an ihm vorüber. Zum logischen Denken war keine Zeit im bebendem Harren der lawinenartig heranstürzenden Katastrophe. Jetzt schrack er auf. Ein Ruck ging durch seinen Körper, als rüttle ihn eine unsichtbare Faust und stosse ihn vorwärts. Das unterirdische Donnern wachte wieder auf, wuchs heran, näherte sich grollend, rollte wie ein schweres Geschütz durch die Felswände und keuchend mit einem jubelnden
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Erlösungspfiff, wand sich der Schnellzug aus der rauchspeienden Höhle heraus… Noch ein schriller, langgedehnter Pfiff, der die Nacht wie ein Hilferuf zerriss, als wäre der Zug stutzig geworden ob eines unerwarteten Hindernisses, und die zwei gelben Augen glühten den Domin Selm fragend an: Ist die Bahn frei? Der Bahnwärter jagte dem Zug entgegen, die Signallampe schwenkend. Bei allen Himmeln! Er raste ja noch in vollem Dampf daher … Was nun? was nun? war denn alles umsonst gewesen? Er wollte heulen, wettern, schreien… die ermattete Kehle versagte im lähmenden Gefühl des Entsetzens … Nur die glotzenden Augen der Lokomotive, die nichts sahen, rückten immer näher! Der toterschöpfte Mann sah, dass der Zug an ihm vorübereilte, in solch‘ grauenhafter Schnelle, dass der Luftdruck ihm durch die Haare fuhr mit tötlicher Kälte … Ein Geruch von heissen Dämpfen, ein Geräusch, als ob Riesen mit Felsen kämpften … Räderächzen und lodernder Qualm … Der Selm machte kehrt, wie im Wirbel, lief dem Zug nach, wetteiferte mit ihm in rasender Anstrengung, ohne in seiner sinneverwirrenden Angst zu merken, dass der eiserne Koloss, dampfspeiend, zaudernd in die Nacht spähte und seine Geschwindigkeit mässigte. Sein Atem ging kürzer, zögernder… Domini lief und lief, schwenkte die Signallaterne, schwang sie kreisend ob seinem Haupte und schrie unverständliche Laute, die im tosenden Lärm untergingen. Er erreichte die Lokomotive: «Halt! Halt!» ächzend kam’s von seinen Lippen, er warf die Laterne im Bogen von sich… «Halt! um aller Heiligen willen…» Seine Arme griffen suchend umher, breiteten sich aus, in gekreuzigter Haltung, als könne er den Zug aufhalten, dann fiel er widerstandslos um, den gläsernen Blick starr auf den enteilenden Zug gerichtet… - Da ging ein Ruck jäh durch alle Wagen, der Dampf schoss zischend aus den eisernen Flanken, die Bremse griff hemmend in die Bewegung ein, und zwanzig Meter vor dem hochgetürmten Schutzwall des Wildbaches, hart am Seeabgrund über dem steilen Rain, hielt der Nachtzug… – Schaffner und Zugführer stiegen aus, erregte Zurufe erklangen. Laternen irrlichterten hin und her. Die Lage wurde rasch erkannt. Schauer des Grauens zogen über die gebückten Nacken der wetterfesten Männer. Boten wurden nach der nächsten Signalstation ausgesandt… Wagenfenster wurden heruntergelassen, ungeduldige Köpfe drängten sich im hellen Rahmen, spähten ängstlich umher. «Was gab’s nur? War es schon wieder eine Station?» – Auf der Galerie der ersten Klasse traten mürrische Reisende heraus und schimpften in hochfahrendem Ton: - «He! Schaffner, was will das bedeuten? Natürlich wieder eine Verspätung… Höchst fatal!» Da meldet ein Bahnangestellter, der Wärter Selm liege tot an der Felsenböschung. – «Ach so! aber was geht der Mensch uns an? Nun verpassen wir den Anschluss an den D-Zug nach Genua… Verdammte Geschichte!» Erstveröffentlichung in: Schweizerische Rundschau, IV. Jahrgang, 1903-1904, Stans, Hans von Matt & Co., Verlagsbuchhandlung
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KALEIDOSKOP
BELLETRISTIK Werner Ryser, Walliser Totentanz. Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München, 2015 (1. Auflage 2009 im Rotten-Verlag Visp). Nach langjähriger Vertrautheit mit dem Obergoms stiess ich letztes Jahr auf das Buch von Werner Ryser. Der Autor setzt aus ganz unterschiedlichen Quellen und Anregungen auf spannende Weise ein Werk zusammen, das er Roman nennt. Er setzt den Hauptteil der Geschichte um 1500 an und verwebt darin Historisches, Fiktives, Wahrscheinliches, Plausibles, Zeittrendiges und viel Menschliches aller Zeiten. Zahlreiche genannte Personen und Ereignisse der Obergommer Geschichte sind nachweisbar, allerdings unhistorisch verdichtet. Hintergrund der dörflichen Geschichten sind die grosse europäische und Walliser Geschichte zwischen Burgunderkriegen und dem Ringen um Oberitalien. Die schillernde Figur von Kardinal Schiner wird anhand der kritischen Geschichtsforschung erhellt. Der Reiz der ganzen Erzählung lebt sehr davon, dass zahllose kleine und grosse Gestalten voll prallen mittelalterlichen Lebens vor uns auftreten, ganz wie wir es aus etlichen Quellenbeständen der Zeit sternschnuppenartig kennen. Es ist ein hartes Leben ohne viel Erbarmen, meist rein auf Überleben ausgerichtet. Gewalt spielt eine überwältigende Rolle und wird von skrupellosen, Aufstieg suchenden Gestalten gnadenlos eingesetzt. Frauen haben eine immense Arbeitsleistung zu leisten und nichts zu lachen. Hunger und Seuchen terrorisieren das Leben. Ganze Generationen von jungen Männern verrohen auf Kriegszügen, getrieben von Abenteuerlust, sozialer Perspektivenlosigkeit, materieller Gier; von machtbesessenen Hintermännern aufgestachelt wurden sie völlig enthemmt. – Wenn man am Schattenhang gegenüber dem alten
Pfarrdorf Münster sitzt, kann man mit dem Buch über die Geschichte meditieren. Beim Blick auf die majestätische Pfarrkirche (die bescheidenen, meist armseligen Bauernhäuser muss man sich heute denken) mit dem wunderbaren Hochalter von 1513 kann man über den Einfluss der Kirche auf diese alpine Landbevölkerung mit ihren Hoffnungen und Nöten nachsinnen, den Pfarrer Zussen und seine Spannung zum grossen Kreuz. Auf den Hochweiden sind die Spuren der Stufenwirtschaft noch zu erkennen, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts den jahreswirtschaftlichen Rhythmus vorgab. Am Sonnenhang des Tales lassen sich auch noch Reste alpiner Subsistenz wirtschaft ausmachen. – Auf dem Weg nach dem anderen Gomser Pfarrdorf, Ernen, ist genügend Zeit, sich mit den Elendszügen Gefangener zu beschäftigen, die im Zendenhaus verurteilt und entweder auf dem Dorfplatz verbrannt oder auf dem Galgenhügel gehängt wurden. – Werner Ryser bringt genügend Fremdheit und Distanz in sein Werk, um den tiefen Graben der Geschichte nicht einzuebnen, die ein halbes Jahrtausend hinter uns liegt. Das Buch regt im Unterhalten sehr zum sinnenden Nachdenken an, umso sehr, wenn einem die Landschaft und ihre Monumente ansprechen können.
NEUE BÜCHER
Pater Gregor Jäggi
Evelyn Waugh, Ohne Furcht und Tadel, Roman. Diogenes, Zürich, 2016, 976 S., CHF 39.–, ISBN 978-3-257-06965-5. bgz. 1930 konvertierte der englische Schriftsteller Evelyn Waugh zum römisch-katholischen Glauben. Das vorliegende monumentale Werk wird häufig als der beste Kriegsroman aus der Feder eines englischen
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KALEIDOSKOP Romanciers bezeichnet. Guy Crouchback als Protagonist des Romans vertritt den Katholizismus, wird Opfer absurder Ereignisse und trifft Personen, die als komisch-groteske Parodien auf das Soldatentum, den Offiziersstand oder die englische Aristokratie aufzufassen sind.
Michael Peinkofer, Der Wind und die Wahrheit. Lübbe, Köln, 2016, 461 S., CHF 26.90, ISBN 978-3-431-03952-8. 1362 werden die Reliquien des heiligen Markus aus Venedig gestohlen. Inmitten der Wirren wird die Tochter Alyssia des Kaufmanns Bertrano an Sklavenhändler verkauft. Sie gelangt nach Ägypten wo sie dem jungen Janitscharen El-Rih begegnet, der im Dienst des osmanischen Sultans steht. Die sich anbahnende Liebe steht unter keinem guten Stern, denn es ist eine Liebe, die mit den Regeln beider Welten bricht… Paul Theroux, Der alte Patagonien-Express, Roman. Hoffmann & Campe, Hamburg, 2016, 575 S., CHF 36.90, ISBN 978-3-45550399-9. bgz. Es ist bitterkalt und tiefster Winter als Paul Theroux in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in Boston den Zug besteigt, um nach Patagonien in Argentinien zu reisen ans Ende der Welt. Auf der Reise ist sein Glas im pfeifenrauchgeschwängerten Abteil mit Tequila und Orangensaft gefüllt, ein Mitreisender offeriert
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Schokoladenkekse, es geht durch neblige Höhen zur feuchtheissen, palmengesäumten Küste. Theroux durchstreift die Städte am Reiseweg und führt genauso entlarvende wie amüsante Gespräche. Definitiv eine Reise zum Liebgewinnen. Guntram Vesper, Frohburg, Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main, 2016, 1002 S., CHF 44.50, ISBN 978-3-89561-633-4. bgz. Schon nach dem ersten Abschnitt kommt man zum Schluss, dass hier ein präziser Schriftsteller zum Wohle seiner Leserschaft am Werk ist. Guntram Vesper schrieb einen monumentalen deutschen Erinnerungsroman mit immens vielen unvergesslichen Szenen wie jener tragischen zu Beginn des Buches. Russen erschiessen vor den herbeibefohlenen Dorfbewohnern sieben angebliche Delinquenten aus Frohburg an der Friedhofmauer. Die erzählerische Aufarbeitung seiner Erinnerungen ist Vesper grandios gelungen. Jörg Maurer, Schwindelfrei ist nur der Tod, Alpenkrimi, Scherz, Frankfurt am Main, 2016, 426 S., CHF 21.50, ISBN 978-3-65102235-5. bgz. Ein Krimi mit wissenschaftlicher Beratung! Das kann ja heiter werden… Und das wird es auch. Mit seinen Alpenkrimis ist der Autor und Kabarettist Jörg Maurer längst ein Garant für humorvolle Krimikost. Kommissar Jennerwein bekommt es in diesem Fall mit einem plötzlich verschwundenen Heissluftballon zu tun. Viele skurrile Gestalten treten zum Gaudi der Leserschaft auf. Diese Ballonfahrt geht nicht baden…
KALEIDOSKOP Sofia Andruchowytsch, Der Papierjunge, Roman. Residenz Verlag, Salzburg, 2016, 307 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-7017-1663-0. bgz. Stanislau um 1900: eine galizische Kleinstadt am Rande der Monarchie. Adelja und Stefa wachsen gemeinsam auf. Als Adelja den Steinmetz Petro heiratet wird aus der engen Verstrickung ein problematisches Dreieck. Da kommt der Magier Thorn mit seinem Zirkus in die Stadt und hält den ganzen Ort mit seinem Variété in Atem. Ein wunderbares Panorama aus einer versunkenen Epoche wo man einen Dozenten Professor und einen Studenten im zweiten Lehrjahr Herr Doktor nannte. Margarete Böhme. W.A.G.M.U.S., Roman, Husum, 2016, 621 S., CHF 28.90, ISBN 978-389876-817-7. bgz. Der Roman «Tagebuch einer Verlorenen. Von einer Toten» von Margarete Böhme aus dem Jahr 1905 verkaufte sich über 1 Million Mal und wurde in 14 Sprachen übersetzt. Die Erfolgsautorin war äusserst produktiv und schrieb über 40 Bücher. Den Kaufhaus-Roman «W.A.G.M.U.S.» hielt sie für ihr bestes Werk. Das Buch setzt sich vor dem Hintergrund eines Berliner Warenhauses kritisch mit den Anfängen der Konsumgesellschaft auseinander und darf auf eine Stufe mit Emile Zolas «Paradies der Damen» gestellt werden. Ernst Lothar. Der Engel mit der Posaune, Roman. Zsolnay, Wien, 2016, 543 S., CHF 37.90, ISBN 978-3-552-05768-5. bgz. Als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts wurde Ernst Lothar 1890 in Wien geboren.
1938 floh er über die Schweiz nach Amerika, wo er mit dem vorliegenden Roman den grössten Erfolg als Schriftsteller feierte. Anhand eines Wiener Stadtpalais erzählt Ernst Lothar die Lebensläufe seiner Bewohner – darunter jene der jungen Henriette von Stein, die ein amouröses Verhältnis mit Kronprinz Rudolf unterhält und als alte Frau von den Nazis umgebracht wird – und bet tet diese ein in die politische und kulturelle Zeitgeschichte. Ayelet Gundar-Goshen, Löwen wecken, Roman. Kein & Aber, Zürich, 2016, 432 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-0369-5714-2. bgz. Ausgangspunkt für diesen Roman ist eine wahre Geschichte. Die israelische Autorin traf vor einigen Jahren einen Landsmann im HimalayaGebiet. Er hatte einen Inder überfahren und liess diesen einfach liegen. Im Roman transferiert sie die Fahrerflucht in die Negev-Wüste. Und die Frau des überfahrenen Eritreers war Zeugin der Tat und erpresst nun den jungen Israeli. Das Handeln der Personen wird zum Faszinosum in dieser speziellen Schuld-undSühne-Geschichte. Jan Zweyer, Das Haus der grauen Mönche – Im Dienst der Hanse, Historischer Roman. grafit, Dortmund, 2016, 411 S., CHF 17.50, ISBN 978-389425-621-0. bgz. Dies ist der Abschluss einer Trilogie um ein Dominikanerkloster im deutschen Hattingen. Die Mönche nehmen einen Waisen auf und bie-
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KALEIDOSKOP ten ihm Schutz und Bildung. Jorge freundet sich mit Marlein an. Der dritte Teil spielt Anno 1506 in der Hansestadt Lübeck. Marlein ist eine Zweckehe eingegangen. Gibt es eine Zukunft für sie und Jorge? Zweyer schreibt historisch möglichst präzise und derart anschaulich, dass man von der Lektüre nicht mehr loskommt.
von beeindruckender Monumentalität und präzisester Feinarbeit vor. So erfährt man von der zunehmenden Verhaftung katholischer und evangelischer Priester Mitte der Dreissigerjahre in Deutschland und den antiklerikalen Äusserungen des fanatischen SS-Mannes Eickel. Wahrlich keine leichte Lektüre, aber eine wichtige!
HÖRBUCH
SPIRITUALITÄT
Ian McEwan, Honig, Roman. Diogenes, Zürich, 2013, 10 CD, 773 Min., CHF 34.–, ISBN 978-3-257-80137-8. Serena Frome schliesst 1972 gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab und wird für den M15, den britischen Inlandgeheimdienst, rekrutiert. Der M15 will unter dem Codenamen «Honig» Schrift steller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Serena soll den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors infiltrieren. Sie verliebt sich in den Schriftsteller und wird gewahr, dass auch andere wie gedruckt lügen…
Khalil Gibran, Der Prophet. Herder, Freiburg i. Br., 2016, 144 S., CHF 5.–, ISBN 978-3-45131277-9. «Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.» So beginnt ein weit verbreiteter Text aus Khalil Gibrans «Der Prophet». Der Poet aus dem Orient hat eines der schönsten Weisheitsbücher der Weltliteratur geschrieben: über die Liebe und die Freundschaft, die Freiheit und das Leben.
GESCHICHTE Nikolaus Wachsmann, KL, Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Siedler, München, 2016, 984 S., CHF 49.50, ISBN 978-3-88680-827-4. bgz. Dieses Buch ist genauso erschütternd wie grandios. Der Autor legt in dieser Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein Standardwerk
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Willigis Jäger, Kontemplation – ein spiritueller Weg. Herder, Freiburg im Br., 2015, 160 S., CHF 11.00, ISBN 978-3-451-06835-5. Ein Weg heraus aus Oberflächlichkeit und Hektik, das ist Kontemplation. Loslassen, sich einlassen auf die Wirklichkeit des Göttlichen, Eintauchen in den heilsamen Raum der Stille, die neue Kraft gibt. Willigis Jäger hat diese christliche Tradition immer auch hineingestellt in die Tradition anderer Religionen. Seine Praxisanleitungen machen dieses Buch wich-
KALEIDOSKOP tig für alle, die sich heute auf den spirituellen Weg begeben und Kontemplation üben möchten. Anton Rotzetter, Alles auf den Kopf stellen – neue Wurzeln schlagen. Echter, Würzburg, 2016, 96 S., CHF 9.85, ISBN 978-3-429-04843-3. Mit der Schöpfung leben, sie bewahren und gestalten – für Franz von Assisi und für die geistig-spirituelle Bewegung, die er in Gang gesetzt hat, gehört dies wesentlich zu einem Leben in und mit Gott. Wenn Franziskus die Tiere, Pflanzen und selbst die Materie seine Schwestern und Brüder nennt, dann meint er es im wörtlichen Sinn: Als Kinder des einen Gottes haben alle Geschöpfe eine göttliche Wurzel und Würde und sind einander geschwisterlich verbunden. Welt ist, wie Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika «Laudato Si» ausführt, nicht nur Umwelt, sondern Mitwelt. Anton Rotzetter greift die Aussagen des Papstes auf, vertieft den franziskanischen Aspekt und weist gleichzeitig auf die Konsequenzen einer franziskanischökologischen Spiritualität hin, was sich zum Beispiel in einem neuen Umgang mit der Tierwelt zeigt.
LEBENSHILFE Markus Grimm, Wo bitte geht’s zum Leben. Echter, Würzburg, 2016, 199 S., CHF 16.50, ISBN 978-3-429-03940-0. Solche Fragen beschäftigen den Menschen seit Urzeiten, und er hat schon sehr früh angefangen, nach Antworten zu suchen. Aber nicht wie wir durch «Hirnakrobatik», sondern praktisch und handfest: durch Kult und Kunst – wie zum Beispiel durch Höhlenmalerei. Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der Frage nach dem Wesen dieser menschlichen Grundphänomene und be-
trachtet sie neu: kritisch, neugierig, unterhaltsam, überraschend und kein bisschen fromm. Dabei wird deutlich: Kunst und Kult gehören organisch zum Menschsein, in beiden kann der Mensch das Leben als heilig erfahren. Er verbindet sich mit seinem Wesen und seinem Wesentlichen und macht sich auf den Weg der eigenen Erfahrung des Heiligen, der Unio Mystica, Erleuchtung, Erlösung, Befreiung. Marli Huijer, Disziplin! Theiss, Darmstadt, 2016, 260 S., CHF 25.–, ISBN 978-3-806232769. Was kann ein Mensch sich mehr wünschen als Freiheit im Überfluss? Die Antwort scheint klar: Nichts! Aber gerade heute wird diese Freiheit oft auch zum Problem. Denn nicht nur der Überfluss an Konsumangeboten macht rast- und ratlos – alle Lebensbereiche von der Partnerschaft bis zum Beruf überfordern uns mit einer Überfülle an Wahlmöglichkeiten. Die renommierte Philosophin Marli Huijer gesteht selbst, dass sie speziell bei schönen Schuhen nur schwer Mass halten kann. Gleichwohl gilt auch hier für sie: Ein guter Umgang mit der Freiheit verlangt Disziplin! Spannend und kurzweilig geschrieben, bietet Huijer eine philosophische Lebenshilfe für das alltägliche Überleben im Überfluss. Sie spielt die Disziplin nicht gegen Emanzipation und Freiheit aus, sondern fragt nach ihren freiheitsfördernden Potenzialen. Huijers aktuelle Zeitanalyse lädt dazu ein, über die ungeliebte Tugend der Disziplin neu nachzudenken und sie in den Dienst einer selbstbestimmten Lebensführung zu stellen.
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Impressum
Weitere Autoren dieser Ausgabe Pater Cyrill Bürgi OSB, Simone De Tomasi, Jean-Marie Duvoisin, Wolfgang Eberle, Toni Egli, Pater Thomas Fässler OSB, Pater Gabriel Kleeb OSB, Damian Henniger, Pater Mauritius Honegger OSB, Jack Kendall, Nadia Kistler, Kandidat Jürg Kühnis OSB, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Sabine Saner, Pater Philipp Steiner OSB, Janine Waldvogel, Martin Weishaupt Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868
Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Kloster Fahr, 8109 Kloster Fahr Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB
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