Salve 4/2017

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

9. Jahrgang · Ausgabe 4, August / September 2017 Erscheint sechsmal jährlich

Jahresthema Der europäische Bruder Klaus

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Wallfahrt Liturgischer Kalender Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Liturgisches Grundwissen – «Tabernakel» Der Wallfahrtspater lädt ein – Geheimtips für August und September Wallfahrtsinformationen Haben Sie gewusst…

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Kloster Einsiedeln

Frontseite: Bruder Gerold Zenoni stellt den «europäischen Bruder Klaus» vor (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

Gebetsanliegen Das Kloster im Museum III Oblatentagung – Symbolik in der barocken Kunst Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Schüleraustausch – Voll hinein ins «Sprachbad» Ausstellung Mobilität – Ein Tesla in der Gartenhalle EF-Exkursion – Braun, schwarz und staubig Rektorenkonferenz – Bildung ist Persönlichkeitsbildung Schulseelsorge – Inspiration fürs ganze Leben Internat – Ein Comeback Stiftung Pro Stiftsschule – Eine erfreuliche «Schiffsreise» Klassentage Maturi 1957 und 1992 Personalnachrichten

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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm

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Kloster Fahr

www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch

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Grusswort Erneuerte Klosterumgebung Mitarbeiterausflug – Auf schmalen Strassen… Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Neue Bücher – Ferdinand Gehr, Pater Christoph Müller und die anderen Impressum

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LEITGEDANKE

L

iebe Leserin, lieber Leser

Bruder Klaus ist unser Nationalheiliger, und irgendwie stellen wir uns vor, seine Verehrung sei auf die Schweiz, vielleicht sogar auf die Deutschschweiz begrenzt. Das ist aber gar nicht so. In der Schottenabtei in Wien durfte ich den Pater Nikolaus kennenlernen. Mit einiger Überraschung erfuhr ich, dass sein Namenspatron nicht etwa der beliebte Nikolaus von Myra, sondern «unser» Bruder Klaus ist. Und meine Nachfrage ergab, dass die Pfarrei in Wien, in der er aufgewachsen ist, den Namen des heiligen Klaus von Flüe trägt. Bruder Klaus hat also die Grenzen der Schweiz längst gesprengt. Davon gibt es auch literarische Zeugnisse aus anderen Ländern. Bruder Gerold ist zweien von ihnen nachgegangen. Grenzen anderer Art werden an der Stiftsschule gesprengt. Sprachgrenzen zum Beispiel. Dass Fremdsprachen nicht nur in der Schule gelernt, sondern auch im Alltag erlebt werden, ist das Ziel des Schüleraustauschs über die Sprachgrenzen hinaus, der im letzten Schuljahr initiiert wurde. Dass dabei die alten Beziehungen zum Collège in Saint Maurice und zum Collegio Papio in Ascona wiederbelebt wurden, ist besonders erfreulich. Die ersten Erfahrungen mit diesem Austausch können Sie in dieser Nummer nachlesen. Grenzen dürften auch die Rektorinnen und Rektoren der Schweizer Gymnasien überschritten haben. Privatschulen und erst recht Klöster sind wohl für die meisten von ihnen eine fremde Welt gewesen. Das, denke ich, hat sich geändert. Sie hielten ihre Jahrestagung im Kanton Schwyz ab. Die Stiftsschule und das Gymnasium Immensee waren für die Organisation verantwortlich. Viel Arbeit für Rektorat und Sekretariat. Aber auch einige Mitbrüder wirkten mit. Auch dazu können sie einen Bericht lesen. Auch die Kunstschätze des Klosters überschreiten dessen Grenzen und werden im Landesmuseum ausgestellt. Sogar die Mönche können dort einiges sehen, was ihnen bisher unbekannt war. Auf die Eröffnung am 15. September hin bringt Ihnen die Kuratorin die Ausstellung nahe und möchte Sie zu einem Besuch einladen. Ihr

Pater Markus Steiner

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JAHRESTHEMA

Jubiläen in Einsiedeln und in Sachseln /Flüeli-Ranft IV

Der europäische Bruder Klaus Kaum je wird in der Rezeption zu Bruder Klaus auf jene Texte verwiesen, die «Salve» im Jubiläumsjahr des Eremiten aus dem Ranft in den Mittelpunkt dieses Beitrages stellt. Beide Texte entstanden bezeichnenderweise vor der Heiligsprechung des Bruder Klaus. Sie stammen aus England und Frankreich und können so für eine europäische Komponente in der Wahrnehmung des Innerschweizer Heiligen stehen.

Der englische Priester und Historiker William Coxe (1748–1828) bereiste ganz Europa. Seine Reiseberichte publizierte er in zahlreichen Büchern, die zu den Klassikern der Reisebeschreibungen zu zählen sind. Die William Coxe machte Bruder Klaus beim gebildeten Publikum in England bekannt.

Bedeutung seiner Schriften erhellt sich auch daraus, dass man Übersetzungen davon publizierte. So erschien das in der Originalsprache 1779 bei J. Dodsley in London erschienene Buch über die Schweiz 1791 unter dem Titel «Briefe über den natürlichen, bürgerlichen und politischen Zustand der Schweitz. Von Wilhelm Coxe, M. A. – Rektor zu Bemerton, Mitglied der Kayserlichen, Oekonomischen Gesellschaft zu Petersburg, der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Koppenhagen, und Kaplan des Herzogs von Marlborough» bei Orell, Gessner, Füsslin und Comp. in Zürich. Coxe besuchte auf seiner Tour durch die Schweiz auch die zum Kloster Einsiedeln gehörende Insel Ufnau im Zürichsee und das Kloster Einsiedeln. Mit einer leicht chauvinistischen Attitüde aus einem anglikanischen Blickwinkel schreibt er auch über seinen Besuch an den Wirkungsstätten von Bruder Klaus, um sich dann doch beeindruckt zu zeigen von dessen Friedensmission. Liebling der Nation «Ich landete zu Saxeln, einem artigen Dorf an dem westlichen Ufer des Sees, das häufig besucht wird, als der Geburtsort des berühmten Heiligen und Vaterlandsfreundes, Nikolaus von der Flüe, zu dessen Ehre man mit grossen Unkosten eine Kirche erbaut hat. Das Innere ist in einem feinen, architektonischen Stil ausgeschmückt. Zehn zierliche Säulen von schwarzem Marmor tragen das

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JAHRESTHEMA man immer noch in der anstossenden Kapelle. Er hat einen simplen Grabstein, auf welchem seine Figur ganz roh in Stein gehauen ist; ein Werk des Zeitalters, in dem er lebte. Ein wenig über diesem alten Grabmahl liegt ein andrer Grabstein, auf dem man ihn wieder abgebildet sieht. Diese Abbildung ist in spätern Zeiten verfertiget worden, und weniger roh, aber immer noch schlecht genug gearbeitet. Als ich in die Kapelle trat, sahe ich eine Menge Pilgrimme beyderley Geschlechts vor dem Grabe knien und mit der grössten Wärme ihr Gebet verrichten. Viele warfen sich im Feuer der Andacht zwischen den beyden Grabsteinen nieder, breiteten ihre Arme gegen die ältere Figur aus, und küssten und umarmten sie zu wiederholten Malen. «Menschlichkeit und Tapferkeit»

Hans Von Matt: Wandbehang «Bruder Klaus und Einsiedler Madonna» in der Kirche Finsterwald. Ausführung durch Schwester Augustina Flüeler (1899–1992). Dach; sie sind ungefähr 24 Schuh hoch, und viele bestehen aus einem einzigen Stük. Sie wurden in einem Steinbruch im Melchthal ungefähr 4½ Stunden von Saxeln gebrochen, und von da durch Bauern geschleppt, welche dieses Geschäft, das sie als eine Art religiösen Diensts betrachteten, freywillig über sich nahmen; ein mühesames Unternehmen, solche Lasten steile Abhänge hinunter, und über rauhe, unwegsame Felsen zu führen, wo man weder Pferde noch Ochsen brauchen konnte. «Einen simplen Grabstein» In einem Glaskasten mitten in der Kirche sind die Gebeine dieses Lieblings der Nation und des Gegenstandes ihrer andächtigsten Verehrung beygesezt, und nach Gewohnheit der Katholiken mit Gold und kostbaren Edelsteinen auf eine seltsame Weise ausgeziert. Seinen würklichen Begräbnisplaz sieht

Dieser Gegenstand des Nationalenthusiasmus wurde zu Saxeln im J. 1417 gebohren. Er stammte von einer alten Familie ab, und zeichnete sich in Vertheidigung seines Vaterlandes und besonders in dem Kriege der Eidgenossen mit Sigismund Herzog von Oestreich aus; und zwar eben so sehr durch Menschlichkeit als durch Tapferkeit. Als seine Landsleuthe das Kloster St. Katharinenthal bei Diessenhofen plündern und verbrennen wollten, machte er ihnen Vorstellungen, und rief aus: ,Wenn Gott euch Sieg über eure Feinde giebt, so braucht ihn mit Mässigung; und verschonet Gebäude, die ihm geweiht sind.‘ Diese Gegenvorstellung war nicht fruchtlos, und das Kloster entgieng der Zerstörung. Mit den vortrefflichen Eigenschaften des Herzens und des Verstandes, und mit grossem politischem Scharfsinn, verband er äusserliche Grazie, Würde des Charakters, und die einnehmendste Leutseligkeit in seinem Betragen. Seine Landsleute erhoben ihn zu verschiedenen Staatsbedienungen; aber aus Gründen, die sein feines Gefühl und edle Denkungsart bewiesen, schlug er mehrermale die Stelle eines Landammans aus, weil er die Grundsäze der damaligen Regierung

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JAHRESTHEMA missbilligte. Zuletzt, durch Abscheu gegen das Böse und Liebe zu klösterlichen Andachtsübungen hingerissen, verliess er, dem Geiste seines Zeitalters gemäss, die Seinigen; entzog sich in einem Anfall von düsterem Aberglauben der Welt, und wurde, im fünfzigsten Jahr seines Alters, ein Eremit. Er wählte seine einsame Wohnung in dem Ranft, nicht gar weit von Saxeln; hier baute er eine Einsiedeley und ein kleine Kapelle, und beobachtete alles, was diese strenge Lebensart erfordert, mit der grössten Genauigkeit. «Warmes Gefühl fürs Vaterland» Aber auch hier wurde sein warmes Gefühl fürs Vaterland nicht unterdrükt; er war das glükliche Werkzeug, die schweizerische Eidgenossenschaft von den drohenden Gräueln bürgerlicher Zwietracht zu retten. Fünf Kantons weigerten sich, die Städte Freyburg und Solothurn in den Bund aufzunehmen. Nach vielem Streit und fruchtlosen Unterhandlungen versammelten sich die Abgeordneten der acht verbündeten Kantons im J. 1481 in Stanz, um die Misshelligkeit beyzulegen; aber beyde Theile waren so gegen einander aufgebracht, dass die Gesandten auf dem Punkt standen, sich zu trennen, ohne eine Aussöhnung bewürkt zu haben, und also ein bürgerlicher Krieg unvermeidlich schien. Kaum hörte von der Flüe in seiner tiefen Einsamkeit von diesen kritischen Umständen, so reisete er sogleich, obwohl schon im vier und sechzigsten Jahr seines Alters, die ganze Nacht hindurch, und kam an eben dem Morgen, an welchem die Gesandten sich zur Abreise rüsten wollten, nach Stanz. Da drang er ernstlich darauf, dass sie da bleiben und noch einmal zusammenkommen möchten. Dieses gelang ihm; er wurde zum Schiedsrichter erwählt, und die grosse Würkung seiner überzeugenden und aussöhnenden Beredsamkeit ist bekannt. Er starb in seiner Einöde, sechs Jahre hernach (1487) geehrt und bedauert von der ganzen Schweiz. Seine Zeitgenossen hatten überhaupt eine so grosse Meinung von seiner

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Der Franzose Louis Veuillot verfasste vor der Heiligsprechung einen Reisbericht über Bruder Klaus. (Fotos: Bruder Gerold Zenoni). ausserordentlichen Frömmigkeit, dass die Bigotterie der damaligen Zeit ihn selbst von den gemeinen Bedürfnissen der menschlichen Natur frey glaubte. In dem Kirchenbuch zu Saxeln steht bey dem Jahr 1485. folgende Anmerkung: ,Im J. 1417 wurde Nikolaus von der Flüe, ein Heiliger, in der Pfarrey Saxeln geboren; er begab sich nachher in eine Einöde, Ranft genannt, wo Gott ihn 18 Jahre hindurch erhielt, ohne dass er in langer Zeit etwas ass oder trank, und er ist (nämlich da dies geschrieben wurde) noch bei guter Gesundheit und führt ein heiliges Leben.‘ Auf seinem Grabe steht folgende Aufschrift: ,Nikolaus von der Flüe verliess Weib und Kinder, um in die Einsamkeit zu gehen. Er diente Gott 19½ Jahr ohne Nahrungsmittel zu sich zu nehmen (Anm. steht: Ohne Fleisch zu essen.). Er starb 1487.‘ Anstatt dieser abgeschmakten Grabschrift hätte der kleingeistige Verfasser lieber schreiben sol-


JAHRESTHEMA len: ,Zum Andenken des Nikolaus von der Flüe, der seine Einöde verliess, um in der Welt zu erscheinen; der unter den schweizerischen Republiken Friede und Eintracht herstellte; und der Gott diente, indem er seinem Vaterland nüzlich war.‘» Ultramontaner Hardliner «Erinnerungen einer Pilgerfahrt durch die Schweiz. – Nach dem Französischen des Louis Veuillot. – Augsburg 1841. Verlag der K. Kollmann’schen Buchhandlung. – Wien, bei C. Gerold. – Luzern, bei Gebr. Räber.» heisst das von Louis Veuillot (1813–1883) verfasste Buch, in dem der Autor ausführlich auf Bruder Klaus zu sprechen kommt und schon im Vorwort ein Loblied auf die Eidgenossenschaft anstimmt, deren edles Sein und Wesen eine Zierde der Menschheit sei. Louis Veuillot war der Sohn eines Handwerkers, was ihm die «Ehre» eines Spottverses von Victor Hugo einbrachte. Veuillot arbeitete als Zeitungsredaktor in Rouen und war zeitlebens ein glühender Verfechter des ultramontanen Katholizismus. Rhetorik und Argumente des Liberalismus werden von ihm einer geradezu kriminalistischen Analyse unterzogen, Ungereimtheiten und Brüche werden sarkastisch offengelegt. Louis Veuillot war ein Hauptvertreter der Infallibilitätsforderung. Auf seiner Schweizerreise besuchte Veuillot immer wieder Kirchen und die Heiligtümer Maria-Stein und Einsiedeln. Man darf davon ausgehen, dass sein Bericht über die Schweiz samt Abschnitt über Bruder Klaus in Frankreichs ultramontanem Lager und darüber hinaus eifrige Leser fand. Bruder Klaus «angekommen» in Paris «Unser erster Gang war zur Kirche (Sachseln, A.d.V.), die reich geschmückt, geräumig und von einem gewiss nicht lobenswerten Geschmacke ist, der aber dennoch dem Beschauer nicht missfällt. Mit Stolz zeigen die Unterwaldner acht oder zehn schöne Säulen von schwarzem Marmor aus einem Stücke, die ich weiss nicht in welchem Steinbruche des Cantons gehauen wurden; es sind wahre

Nationalkleinodien, aufgefundene Schätze für sie, die durch den frommen Gebrauch, welchen sie davon machten, im Werthe noch viel höher stiegen. Wer die Wunder eines andächtigen Glaubens nicht kennt, oder noch darüber staunen kann, der wird hier allerdings von dem grossen Reichthume einer Dorfkirche um so mehr überrascht werden, als ihm die Armuth des Cantons nicht fremd bleiben kann. Ein junger Protestant, der uns begleitete, wusste sich diesen Widerspruch durchaus nicht zusammenzureimen. «Mit weltlichem Putze geschmückt» Vor dem Hauptaltare angekommen, zog der uns herumführende Küster einen Vorhang zurück, und wir fühlten uns von inniger Ehrfurcht durchdrungen, als wir die sorgfältig aufbewahrten irdischen Reste eines Mannes erblickten, der zugleich ein vortrefflicher Bürger und ein katholischer Held gewesen war, den Körper des seligen Nicolaus von der Flühe. Eine fromme Verehrung, die mehr eifrig und aufrichtig als zart ist, hat ihre Freude daran gefunden, diese Gebeine mit allem möglichen weltlichen Putze auszuschmücken, den der strenge Einsiedler im Leben so gründlich verschmäht hatte; das Gerippe ist mit Gold und Edelsteinen bunt übersät. Wenn aber ein reinerer Geschmack hier mit gutem Fuge etwas tadeln mag, so findet das Herz doch gewiss seine Rechnung, und erblickt in dieser liebevollen Verschwendung gerne nichts Ungehöriges. Überdies zeigt sich unter diesem verschiedenartigen Schmucke Manches, was zugleich erhaben und kindlich rührend ist; so trägt der Selige an seinem Halse ein halbes Dutzend Orden aller Länder: Ehrenzeichen, die sich seine Abkömmlinge in fremden Diensten erworben haben. Auch das Kreuz des heiligen Ludwig und das Kreuz der Ehrenlegion, eines wie das andere auf dem Schlachtfelde mit der Degenspitze gewonnen, sind rühmlich darunter zu finden. Nicolaus von der Flühe wurde zu Sachseln am 21. März 1417 geboren. Gott hatte

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JAHRESTHEMA gewollt, dass er den Christen zum Muster in den verschiedensten Lebensbeziehungen dienen sollte, und darum legte er ihm nach und nach die Pflichten eines Sohnes, Gatten, Vaters, eines öffentlichen Beamten und eines Privatmannes auf. Nicolaus war Soldat, Magistratsperson, Familienhaupt, immer und in jedem aber der treue Diener des allmächtigen Herrn; tapfer auf dem Schlachtfelde, unbescholten im Gerichtshofe, sanft und fest in seinem Hause, fromm und wohltätig überall. Als er aber allen diesen Pflichten genügt, als er für sein Vaterland gekämpft, Recht gesprochen, seine Kinder erzogen hatte, sorgte er selbst für seinen Lohn. Er schied nun von dem Hause, wo er gelebt, von den Fluren, die er durch Einsicht und Arbeit fruchtbar gemacht, und siedelte Stanser Verkommnis von 1481. Illustration von Diebold Schilling d.J. in der «Luzerner Chronik» von 1513 (Foto: Wikipedia).

sich, fünfzig Jahre alt, in einer naheliegenden Einöde an; von Allem, was er besass, nur ein Gewand, seinen Rosenkranz und seinen Stab mit sich nehmend. Hier ergab er sich ganz der Betrachtung und dem Gebete, theilte aber den zahlreichen Besuchern seiner Einsamkeit alle Schätze seiner Weisheit und Frömmigkeit mit eifriger Liebe mit. «Kränkungen und Verleumdungen» Nicolaus oder, wie er im Munde des Volkes hiess, der Bruder Claus, lebte zwanzig Jahre in seinem Asyle; mit einem einzigen Gewande, auf dem harten Boden, einen Stein unter dem Haupte, schlafend, und keine andere Speise als das allerheiligste Altarsacrament geniessend. Dies Wunder einer fortwährenden Enthaltung, welches als ein besonderes Merkmal seiner Heiligkeit, oder wenn ich so sagen darf, als der Beglaubigungsbrief erschien, welchen Gott diesem Gesandten des Himmels übergeben, wurde im Anfange für den demüthigen Einsiedler eine reiche Quelle von Kränkungen und Verleumdungen. Trotz der tadellosen Bescheidenheit seines vergangenen Lebens verbreitete man, er wolle das Volk blenden und täuschen, und die Nahrungsmittel würden ihm heimlich zugetragen. Nicolaus ertrug wohl diese verletzenden Gerüchte schweigend, allein die Kirche nahm daran Anstoss. Der Bischof von Constanz ordnete eine förmliche Untersuchung an, begab sich selbst zu Nicolaus, und befahl ihm in Kraft des geistlichen Gehorsams in seiner Gegenwart zu essen und zu trinken. Der Einsiedler gehorchte mit einigem Widerwillen; er hatte jedoch kaum einen Bissen Brot und einige Tropfen Getränke zu sich genommen, als er, von den heftigsten Krämpfen ergriffen, Alles wieder von sich gab. Man wurde indessen hierdurch nicht befriedigt, sondern umschloss seine Hütte während eines vollen Monats mit einem dichten Kreis von Wachen, bis man sich endlich überzeugen musste, dass sein Fasten Wahrheit sey.» Bruder Gerold Zenoni

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JAW HR AE LSLTFH AE HM RA T

Den Löffel im Kloster abgegeben bgz. «Die Verehrung des seligen Bruders Nikolaus von Flüe im Stifte Einsiedeln.» heisste eine Arbeit des Einsiedler Kapitularen Pater Odilo Ringholz. Sie erschien mitten im Ersten Weltkrieg 1917 im Band 11 der «Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte» zum fünfhundertsten Geburtstag des Eremiten. Nach Ringholz habe sich Bruder Klaus bei einer allfälligen Anwesenheit im Stift Einsiedeln «im Hintergrund und in der Verborgenheit» gehalten. Ringholz folgerte daraus, dass sich der berühmte Humanist Albrecht von Bonstetten aus diesem Grund persönlich in den Ranft begeben habe, um den Seligen zu sehen und zu sprechen. Aus der Zeit vor dem Jahr 1582 stammt ein Holzschnitt, der Bruder Klaus und Tell mit Sohn zeigt «Getruckt By Vnsser Lieben FRAVWEN zuo Den Einsidlen». Im SakristeiInventar des Stiftes aus dem Jahr 1700 werden ein Löffel (aus Buchsbaumholz), der gemäss des Lebenslaufes von Bruder Klaus aus der Zeit vor dessen Eremitendasein stammen muss, da Nikolaus von der Flüe aufgrund seines Fastens später kein Besteck mehr benötigte, und eine Kugel vom Rosenkranz des Bruder Klaus aufgeführt. Ringholz fügt an, dass beide Gegenstände um 1810 nicht mehr vorhanden gewesen seien. Zumindest der Löffel befindet sich aber unter einem Reliquiengehäuse aus Glas und Holz (um 1800 gefertigt) bis heute in der Sammlung des Stifts. 1980 erschien im Herder-Verlag das Buch «Gesicht im Goldkreis – Bildmeditation mit Bruder Klaus» von Karl Heinz Zeiss. Eindringliche, dichterisch meditative Texte zu der berühmten Bruder Klaus zugeschriebenen Meditationstafel stammen von Schwester Hedwig Silja Walter aus dem Kloster Fahr. Für die im Jahre 2003 erschienene CD «Niklaus von Flüe – Bruder Klaus, sein Leben – seine Botschaft» hat Pater Theo Flury die Musik komponiert. Pater Theo sitzt aktuell in einer Jury, die ein neues Lied für Bruder Klaus erküren wird.

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den August 3. Do

Heilige Mönche von Einsiedeln

4. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische AUssetzung Fest Verklärung des Herrn 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

20. So 20. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 21. Mo Einsiedler Krankentag 14.30 Krankengottesdienst mit Krankensalbung

6. So

8. Di

HI. Dominikus († 1221) Priester, Ordensgründer

28. Mo

Hl. Augustinus († 430) Bischof, Kirchenlehrer

9. Mi

Fest HI. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) Ordensfrau

29. Di

Enthauptung Johannes des Täufers

10. Do

Fest Hl. Laurentius Diakon, Märtyrer

13. So 19. Sonntag im Jahreskeis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Eucharistische Anbetung 16.00 in der Unterkirche 15.Di

Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper. Prozession und Salve Regina

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27. So 21. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen Weltkirche Die zeitgenössischen Künstler mögen durch ihre Kreativität vielen helfen, die Schönheit der Schöpfung zu entdecken. Kirche Schweiz «Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne» (Mt 17,2). Leicht kann es geschehen, dass wir den inneren Reichtum und das wahre «innere» Gesicht jener Personen übersehen, denen wir täglich begegnen. Möge das Licht des Verklärten uns die Augen öffnen.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den September 1. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung 3. So 22. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

17. So

25. Sonntag im Jahreskreis Eidg. Dank-, Buss- und Bettag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina

22. Fr 8. Fr

Hochfest Mariä Geburt 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper, Prozession der Rosenkranzbruderschaft

10. So 23. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Hochfest Mauritius und Gefährten Märtyrer 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

24. So 25. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 25. Mo

13. Mi 13.15– 16.00 16.30 19.00

Einsiedler Gebetstag für geistliche Beruf Eucharistische Anbetung in der Unterkirche Vorabend der «Engelweihe» Feierliche Pontifikalvesper Feierliches Pontifikalamt

09.30 16.30

Hochfest Hl. Nikolaus von Flüe Einsiedler, Friedensstifter Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen 14. Do

Weihefest der Gnadenkapelle «Engelweihe» 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Vesper 20.00 Feierliche Komplet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Engelweihprozession

16. Sa Fest Kreuzerhöhung 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Weltkirche Missionarischer Geist möge unsere Pfarren inspirieren, den Glauben mitzuteilen und die Liebe sichtbar zu machen. Kirche Schweiz «Durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.» Möge der Geist des Auferstandenen allen Christinnen und Christen die Augen öffnen für die Not in der Welt, möge er ihnen die passenden Worte und Gesten eingeben zur Unterstützung ihrer Nächsten.

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WALLFAHRT

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2017 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) August Di, 01.08.2017 Sa, 19.08.2017

40. Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D) Rheintaler Wallfahrt

So, 20.08.2017

MFM Deutschschweiz

Mo, 21.08.2017 Einsiedler Krankentag Sa, 26.08.2017

Afrikanische Wallfahrt

September So, 03.09.2017 So, 10.09.2017 Mi, 13.09.2017 So, 17.09.2017 So, 17.09.2017 So, 17.09.2017 Di, 19.09.2017

Vietnamesen Wallfahrt Slowakenwallfahrt Pèlerinage du Diocèse de Sion Reiterwallfahrt Gebet für die Heimat Ökumenisches Bettagskonzert Pro Senectute Oberwallis

Sa, 23.09.2017 So, 24.09.2017 So, 24.09.2017

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Jestetten, Lottstetten, Rheinau, Altenburg und Baltersweil (D) Slowenenwallfahrt Missione Cattolica Italiana, Stadt Zürich

Sa, 30.09.2017

Kroaten Jugendwallfahrt

Oktober So, 01.10.2017

Rosenkranz-Sühnekreuzzug

Sa, 07.10.2017

Appenzeller Landeswallfahrt

So, 08.10.2017 So, 08.10.2017 So, 29.10.2017

33. Spanisch sprechende Wallfahrt Priesterbruderschaft St. Petrus Indisch-katholische Christen aus der ganzen Schweiz

15.15 Uhr 09.45 Uhr 15.15 Uhr 12.15 Uhr 14.30 Uhr 14.30 Uhr

Andacht GK Eucharistiefeier Andacht Rosenkranz Eucharistiefeier Eucharistiefeier mit Krankensalbung 12.30 Uhr Eucharistiefeier

12.30 Uhr 12.30 Uhr 09.30 Uhr 11.00 Uhr 14.30 Uhr 18.30 Uhr 17.30 Uhr 20.30 Uhr

Eucharistiefeier Pontifikalamt Eucharistiefeier Segnung Klosterplatz Andacht GK Bettagskonzert Eucharistiefeier Andacht

09.30 Uhr Eucharistiefeier 12.15 Uhr Pontifikalamt 13.30 Uhr Andacht 14.30 Uhr Eucharistiefeier 15.30 Uhr Andacht 19.00 Uhr Eucharistiefeier

11.00 Uhr 14.30 Uhr 10.00 Uhr 15.00 Uhr 12.15 Uhr 14.00 Uhr

Pontifikalamt Andacht Eucharistiefeier Andacht Eucharistiefeier Eucharistiefeier i.a.R.

14.30 Uhr Eucharistiefeier


WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

«Tabernakel» Ursprünglich wurde die Eucharistie für die Kranken und als Wegzehrung für Sterbende in den Häusern von Gläubigen und Priestern aufbewahrt, später in Sakristeien und seit dem Mittelalter schliesslich im Kirchenraum selber. Dafür genügten kleine Aufbewahrungsgefässe. Sie standen auf dem Altar oder hingen darüber, wurden aber auch in Wandschränken verwahrt. Zum Schutz vor Diebstahl und Missbrauch waren sie mit Altar und Tabernakel in der Klosterkirche Fahr (Foto: Schlössern versehen. Grö- Liliane Géraud). ssere Gefässe und Tabernakel wurden erst nötig, als an die Gefässe ein Standfuss geschraubt und die Kommunion an die Gläubigen vor oder nach der Messe aus diesem Ziborium genannten Gefäss ausgeteilt wurde. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) empfangen die Gläubigen die Eucharistie in der Messe, und zwar sinnvollerweise nicht aus dem im Tabernakel aufbewahrten Ziborium, sondern von den in dieser Feier konsekrierten Gaben. Aufgrund des Glaubens an die Gegenwart Christi in den eucharistischen Gaben war der Tabernakel vor allem seit dem Spätmittelalter nicht nur Aufbewahrungs-, sondern auch Anbetungsort. Tabernaculum heisst Zelt. Im Bundeszelt wohnte Gott einst inmitten Israels. Im neuen Jerusalem am Ende der Zeiten wird er unter den Menschen zelten (Offb 21,3). In der Eucharistie auf dem Altar und im Tabernakel ist Christus schon jetzt in unserer Mitte gegenwärtig. (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein

Geheimtipps im August /September Die Monate August und September bieten eine Fülle von Feiertagen, unter denen Maria Himmelfahrt am 15.8. und Engelweihe am 13./14.9. zweifellos besonders herausragen (siehe Liturgischer Kalender auf Seite 10). An dieser Stelle wird auf drei Geheimtipps aufmerksam gemacht. Etwas für kurzentschlossene Familien In diesem Jahr wird im August zum zweiten Mal eine Familienwallfahrt angeboten. Ausgehend von den guten Erfahrungen mit der «Wallfahrt der Familien» im Jahr der Barmherzigkeit haben sich die Wallfahrtsverantwortlichen zu einer Wiederholung des Anlasses entschieden. Am Sonntag, 13. August 2017, sind alle Familien zu einem besonderes kinder- und familienfreundlichen Wallfahrtstag eingeladen. Thema des Vortrags für die Eltern ist: «Dorothee und Niklaus von Flüe: Ihre Strahlkraft für Ehepaare und Familien heute». Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit auf www.familienwallfahrt.ch. Der Einsiedler Krankentag Wallfahrtsorte ziehen seit jeher kranke Menschen an, die sich körperliche oder seelische Heilung suchen. Einsiedeln bildet dabei keine Ausnahme. Ein Datum im Wallfahrtsjahr ist jeweils ganz besonders für diese Pilger reserviert: der Einsiedler Krankentag. Jeweils am Montag nach Maria Himmelfahrt laden Abt und Klostergemeinschaft betagte und kranke Menschen zur Wallfahrt nach Einsiedeln ein. Gemeinsam wird Eucharistie gefeiert und im Rahmen dieses Gottesdienstes kann das Sakrament der Krankensalbung empfangen werden. Eingeladen sind alle, die irgendein Leiden zu tragen haben: Altersbeschwerden, chronische Krankheiten, psychische Leiden und Behinderungen jeglicher Art. Sie alle sollen

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durch Gebet und Salbung gestärkt werden und Gottes liebende Nähe erfahren. Der Krankentag findet heuer am Montag, 21. August 2017, statt. Ab 13.00 Uhr besteht Beichtgelegenheit in der Beichtkirche und um 14.30 Uhr beginnt die Eucharistiefeier mit Krankensalbung in der Klosterkirche. Hochfest des Schweizer Landespatrons 2017 wird der 600. Geburtstag von Bruder Klaus gefeiert. Nicht nur in Flüeli-Ranft und in Sachseln wird diesem grossen Mystiker, Mittler und Menschen gedacht. An seinem liturgischen Gedenktag, dem 25. September 2017, werden auch in Einsiedeln festliche Gottesdienste gefeiert, zum Beispiel das Konventamt um 11.15 Uhr und die Vesper um 16.30 Uhr. Herzliche Einladung! Pater Philipp Steiner

Salbung der Hände beim Krankentag (Foto: Jean-Marie Duvoisin).


Monkstrail Die moderne Schnitzeljagd quer ßber das Einsiedler Klostergelände

www.monkstrail.ch


WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche

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Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)

11.00 Uhr

Pilgermesse (Hauptaltar)

16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet


Haben Sie gewusst, dass ... … Herren nicht herrlich und Damen nicht dämlich sind? Wenn das nicht stimmt, ist ja eine treffsichere Waffe früherer Feministinnen entwertet! Dass das positiv qualifizierende Wort «herrlich» von «Herr» und das abwertende «dämlich» von «Dame» abgeleitet ist, zeigt doch unüberhörbar, wie die Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft bewertet werden – so eine öfter gehörte Meinung. Zum Glück sind diese Ableitungen sprachgeschichtlich nicht richtig.

Hehre Alpenwelt (Foto: Diego Bernardini).

Was «herrlich» ist, wurde früher als «hehr» bezeichnet, mit dem Wort, das uns Schweizerinnen und Schweizern im «hehren Vaterland» in unserer Nationalhymne vertraut ist. «Hehr» bedeutet «beeindruckend, Ehrfurcht gebietend, ehrwürdig, erhaben». Es wird etwa noch gebraucht in der Wendung «hehre Ziele haben». Später wurde dieses «hehr» leider mit «Herr» in Verbindung gebracht. Das «dämlich» ist abgeleitet vom nieder- bzw. mitteldeutschen Verb «dämeln» mit der Bedeutung‚ «sich kindisch benehmen, verwirrt sein». Aber eben: Leider ist auch hier der Bezug zu «Dame» gemacht worden (wobei «Dame» vom Lateinischen «domina» = Herrin kommt). Aber noch ein drittes Mal «leider». Sprachliche Ableitungen, die uns die Wissenschaften vermitteln, prägen nicht den Gebrauch unserer Alltagssprache. Während wir das «herrlich» auf das Wetter, eine Bergtour, ein Fest, eine Jeans anwenden und dabei keineswegs meinen, deren Qualität sei durch «Herren» garantiert, bringen wir das «dämlich» unweigerlich mit den Damen in Beziehung. Unsere Sprache ist und bleibt sexistisch, disqualifiziert Frauen, schliesst sie aus, auch gerade die religiöse Sprache. Wie oft lassen wir in der Kirche den Apostel Paulus nur zu Brüdern sprechen, obwohl die Mehrzahl der Gottesdienstgemeinde aus Schwestern besteht! Ein humorvoller oder eher satirischer Satz der Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch kann möglicherweise sensibilisieren: Herren sind herrlich, Damen sind dämlich, Winzer sind winzig und ihr Wein ist zum Weinen! Pater Alois Kurmann

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KLOSTER EINSIEDELN

Gebetsanliegen «Die Ernte ist gross, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden», sagt Jesus im Matthäusevangelium. Das Gebet um Geistliche Berufe ist uns also immer aufgetragen, unabhängig davon, ob das uns ein persönliches Anliegen ist oder ob wir von anderen darum gebeten werden. Dass dieses Gebet heute von besonderer Dringlichkeit ist, braucht wohl nicht betont zu werden.

Gott, ich gebe mich Gott, ich gebe mich ganz in deine Hände. Mache mit mir, was du willst. Du hast mich für Dich geschaffen. Ich will dir folgen. Was willst du, dass ich tun soll? Geh deinen eigenen Weg mit mir. Ich will das sein, wozu du mich machen willst. Ich sage nicht: ich will dir folgen, wohin du gehst, denn ich bin schwach. Aber ich gebe mich dir, dass du mich führst, gleich wohin. Ich will dir im Dunkel folgen und bitte nur um Kraft für meinen Tag. Nach John Henry Newman († 1890)

Es mag freilich auch sein, dass der Herr dieses Gebet anders erhört, als wir dies erwarten. Er fordert ja dazu auf, weil er Mitleid mit den Menschen hatte, «denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben». So steht wohl mancher, der sich der Müden und Erschöpften annimmt, in der Arbeit für die Ernte des Herrn, ohne dass wir das bemerken. Es genügt auch nicht, um neue Priester- und Ordensberufe zu beten. Auch die Frauen und Männer, die bereits auf besondere Weise im Dienste des Herrn stehen, brauchen unser Gebet. Nur zu leicht werden sie selber zu Menschen, die müde und erschöpft sind, die die Freude an ihrer Aufgabe verloren haben. Beten wir auch dafür, dass ihre Vorgesetzten bei aller Dringlichkeit der Aufgaben sie nicht überfordern, sondern ihnen eine Hilfe sind, vielleicht sogar grundlegend neue Lösungen finden für die pastoralen Probleme unserer Zeit. Und beten wir schliesslich für die Betreuten, dass sie bemerken, was andere für sie leisten und ihnen so begegnen, dass sie mit Freude ihren Dienst tun können.

Muttergottes mit Jesuskind (Detail) auf einem Messgewand des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

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KLOSTER EINSIEDELN

Das Kloster Einsiedeln im Landesmuseum III

Pilgern seit tausend Jahren Am 15. September wird im Landesmuseum Zürich die Ausstellung über das Kloster Einsiedeln als Pilgerort eröffnet. Christine Keller berichtet als Kuratorin der Ausstellung aus Museumssicht über das aufwendige Projekt. Die Ausstellung wird bis 21. Januar 2018 dauern.

Als Markus Bamert, der die Kunstsammlung des Klosters betreut, vor einigen Jahren mit dem Vorschlag an die Direktion des Schweizerischen Nationalmuseums gelangte, im Landesmuseum Zürich eine Ausstellung über das Kloster Einsiedeln und seine Kunstsammlung zu realisieren, war diese von der Idee sogleich angetan. Wo, wenn nicht im Landesmuseum Zürich gebührt dem Nationalheiligtum eine umfassende Ausstellung – gehört doch das Kloster zu den bedeutenden Zeugnissen unserer Kulturgeschichte. Zusammen mit der Direktion des Schweizerischen Nationalmuseums ging es auf eine erste Reise nach Einsiedeln, wo wir höchst freundlich empfangen wurden und auf einem eindrücklichen Rundgang durch die Klostergebäude, Sakristeien und Depots einen ersten Augenschein möglicher Ausstellungsstücke nehmen durften. Wir waren tief beeindruckt von den Kostbarkeiten und den zahlreichen Zeugnissen zur Geschichte des Klosters. Es folgten Besprechungen mit Abt Urban, der das Vorhaben wohlwollend begleitete, sowie ein reger Austausch mit Markus Bamert und allen Beteiligten im Kloster Einsiedeln. Zunächst wurde ein Konzept erarbeitet, die Themen für die Ausstellung im Detail festgelegt und mögliche Exponate diskutiert. Das grosse Ordnen Waren die vielen Themen definiert und nach zahlreichen weiteren Besuchen die Ob-

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jekte im Kloster ausfindig gemacht, mussten diese wieder auf die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche von 1100 Quadratmeter heruntergebrochen werden. Es fiel uns allen schwer, sich von dem einen und anderen Gegenstand wieder zu trennen, erzählen doch alle Objekte − auch die auf den ersten Blick unscheinbaren − eine spannende Geschichte. Nachdem die Auswahl der Exponate aus dem Kloster und aus anderen Christine Keller und ihre Assistentin Valérie Hashimoto rahmen den hl. Meinrad. Diese Steinskulptur von Franz Anton Kälin bildet den Auftakt zur Ausstellung (Foto: Markus Bamert).


KLOSTER EINSIEDELN

Christine Keller, Kuratorin der Ausstellung, Andreas Spillmann, Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, Heidi Amrein, Chefkuratorin und Markus Bamert im Kirchenschiff der Klosterkirche (Foto: Bruder Gerold Zenoni.) Museen, Institutionen sowie der museumseigenen Sammlung getroffen worden war, galt es, diese aufzuarbeiten, sie zu vermessen, dokumentarisch zu fotografieren und in eine Datenbank einzuspeisen. Die Projektbeteiligten im Landesmuseum haben so über vierhundert Datensätze bearbeitet und jedem Ausstellungsstück eine Nummer zugeordnet, um sämtliche Objekte beim Einrichten der Ausstellung dann auch korrekt platzieren zu können. Das letzte Exponat, das für die Ausstellung noch fehlte, war eine Figur des heiligen Meinrads. Fündig wurde Markus Bamert im Kloster. Dort steht diese immer noch in freudiger Erwartung, in Zürich ab dem 16. September die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung als Erster in Empfang zu nehmen. Das viele Schreiben Gleichzeitig lief die Detailplanung der Inhalte − es wurden die grossen Ausstellungstex-

te und über hundert Objektexte geschrieben, neu verfasst, gekürzt und wieder umgeschrieben, bevor sie in die Übersetzung gegeben wurden, um auch den französisch-, italienisch- und englischsprechenden Besucherinnen und Besucher den Inhalt der Ausstellung näherzubringen. Eine Ausstellung lebt heute nicht mehr nur von ihren Exponaten, sondern muss dem Publikum auch Multimediales bieten. Gegen fünfzig Medienstationen wurden vorbereitet. Dazu gehören iPads mit weiterführenden Informationen zu ausgewählten Objekten, Filmsequenzen zur Wallfahrt oder zur Engelweihe, Touchscreens mit Handschriften zum Blättern − wie etwa das Blockbuch mit der illustrierten Legende des heiligen Meinrad −, Hörstationen zu den Mirakelberichten und gesprochene Klagen des Klosters während des Marchenstreits. In den letzten Wochen vor Ausstellungseröffnung wird das vierköpfige Team von IT-Spe-

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KLOSTER EINSIEDELN zialisten im Landesmuseum die Filmsequenzen schneiden, Hörstationen bereitstellen, Medienstationen aufbereiten und sämtliche iPads und Touchscreens programmieren. Ins Sammlungszentrum Ein grosser Teil der Objekte aus dem Kloster konnte schon im März abgeholt und ins Sammlungszentrum des Nationalmuseums in Affoltern am Albis zur Vorbereitung gebracht werden, wo die gegen 1 Mio Objekte der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums aufbewahrt sind. Dort befinden sich auch die Werkstätten für Konservierung/Restaurierung, ein Fotoatelier sowie die naturwissenschaftliche Abteilung. Textilien und Votivtafeln konnten dort sorgsam gereinigt werden, Holzobjekte kamen zur Behandlung in eine Stickstoffkammer, und Kleinobjekte wurden für die Präsentation vorbereitet. Letztlich stellte sich auch die Frage, wie die insgesamt siebzehn Kleider der Madonna und des Jesuskindes präsentiert werden sollten, und wie der grosse Teppich von Kaiser Leopold I. am besten zur Geltung kommen würde. Auch Kronen und Schmuck des Gnadenbildes, die in der Ausstellung gezeigt werden dürfen, wurden im Frühjahr ins Sammlungszentrum gebracht, um die Edelsteine in unserer naturwissenschaftlichen Abteilung analysieren zu lassen und zu bestimmen, ob Maria echten Schmuck trägt oder ob es sich um Imitationen von Edelsteinen und Perlen handelt. Das Ergebnis zeigt: Maria trägt kostbaren Schmuck.

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Montagemodell für die Kleider der Madonna. Dank des dunklen Hintergrunds sind in der Ausstellung nur die Kleider zu sehen. (Foto: Schweizerisches Nationalmuseum). Realisierbarkeit der vielen Inhalte und die Verteilung der zahlreichen Exponate. Gemeinsam wurde über die Anordnung der Räume, die Farbe der Wände, die Verteilung der Vitrinen und die Integration der Multimediaelemente diskutiert. Als besonderes Highlight entwarfen die Szenografen eine stimmungsvolle «Kapelle» für die Mirakelberichte und Votivgaben.

Die Architektur der Ausstellung

Ein Katalog entsteht

Nachdem das Konzept stand, musste ein Büro für die Ausstellungsgestaltung gefunden werden. Die Wahl fiel auf das für Szenografie bekannte Zürcher Büro Holzer und Kobler Architekturen. Es wurde damit beauftragt, die Themen und die entsprechenden Exponate in den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und mit den vorhandenen Bauelementen optimal in Szene zu setzen, und es prüfte als erstes die

Die lange und arbeitsintensive Vorbereitungszeit findet ihren Höhepunkt in der Eröffnung der Ausstellung, doch bereits nach vier Monaten muss diese wieder einer neuen Ausstellung weichen. Was bleibt ist der Katalog, ein ansprechendes Buch für ein breites Publikum mit grosszügig präsentierten Bildern der gezeigten Schätze und historischen Dokumente zur Geschichte des Klosters und seiner Wallfahrt aus dem Mittelalter


KLOSTER EINSIEDELN bis ins 20. Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit Markus Bamert wurden Themen und mögliche Autoren diskutiert, und mit dem Verlag Hatje Cantz in Stuttgart konnte der ideale Partner gefunden werden. Entstanden ist ein Katalog, der den Glanz und die Kostbarkeit der Klosterschätze über die Ausstellung hinaus in Erinnerung behalten möge. Viele Einsiedler Mönche haben für den Katalog hilfreiche und wertvolle Arbeit geleistet – sei es mit dem Verfassen von Texten, dem kritischen Lesen oder dem Bereitstellen der vielen Abbildungen. Im Endspurt Zwei Jahre Vorbereitungszeit und zahlreiche Mitdenkende, Mitschreibende und Mitarbeitende braucht eine Ausstellung dieser Dimension. Letztlich möchten auch die Gäste an der Vernissage bewirtet, die Kinder ein Rätselheft erhalten, die Besucherinnen und

Von Mönchen und Pilgern

Besucher der Museumsboutique nicht nur den Katalog, sondern auch auserlesene Andenken mitnehmen und jene, welche die Ausstellung noch nicht gesehen haben, mit einem Plakat und einer Webseite auf die Ausstellung und die Rahmenveranstaltungen aufmerksam gemacht werden. Dies alles braucht Zeit und Energie auf allen Ebenen − Energie für eine schöne Arbeit, die gerne investiert wird in der Hoffnung, dass das Ergebnis den Besucherinnen und Besuchern eine neue Welt eröffnet: diejenige des Klosters und seiner Geschichte der Wallfahrt. Ab dem 16. September 2017 bis zum 21. Januar 2018 steht diese Welt im Museum allen offen, bevor die Schätze wieder an ihre angestammten Plätze hinter die Klostermauern zurückkehren. Christine Keller

Neue DVD erschienen: «Von Mönchen und Pilgern – Leben im Kloster Einsiedeln»

Leben im Kloster Einsiedeln

Der 45-minütige Film zeigt faszinierende Bilder und erklärt gut verständlich Vergangenheit Von Mönchen und Gegenwart des Klosters und Pilgern Leben im Kloster Einsiedeln Einsiedeln. Er eignet sich darum ideal als Vorbereitung auf einen Besuch in Einsiedeln und als sinnvolles Andenken oder Geschenk.

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Preis: CHF 30.00 erhältlich im Klosterladen oder über www.kloster-dvd.ch

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KLOSTER EINSIEDELN

Frühjahrstreffen der Oblatengemeinschaft

Symbolik in der barocken Kunst Die Einsiedler Oblatengemeinschaft verbrachte Anfang Juni einen Tag in «ihrem Kloster». Im Konventamt erhielt die Gemeinschaft Zuwachs durch die Aufnahme dreier neuer Oblaten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen am Hof hielt Pater JeanSébastien einen Vortrag über die Sprache der Kunst und führte die Oblaten durch die Klosterkirche, wobei er ihnen die Bedeutung architektonischer und gestalterischer Elemente von Kloster und Kirche erklärte. Während des Konventamtes legten eine Kandidatin und zwei Kandidaten ihr Oblationsversprechen ab und wurden so in die Gemeinschaft der Einsiedler Oblaten aufgenommen. In seiner kurzen Ansprache meinte Abt Urban, dass allen durch Taufe und Firmung aufgetragen sei, durch ihr Leben am Evangelium weiterzuschreiben, also den Glauben als Zeuginnen und Zeugen des Lebens und der Barmherzigkeit Gottes in die Gesellschaft hinaus zu tragen. Er ermutigte auch die neuen Oblaten dazu, indem er ihnen versicherte: «Gott spricht euch in eurer Oblation einmal mehr sein ‘Ja’, seine Liebe zu». Gott spricht auch in Bildern Wie dieses «Ja» vernehmbar werden kann, erklärte Pater Jean-Sébastien in seinen Ausführungen am Nachmittag. «Sei achtsam, mit allem, was du bist, nimm wahr», denn Gott spreche nicht nur im Wort zu uns, sondern auf ganz unterschiedliche Art und Weise, auch in Bildern, Zahlen und Formen. Pater Jean-Sébastien führte aus, dass unsere Buchstaben aus Bildern entstanden seien. Die Entwicklung unseres Alphabetes baue also auf einer reichen Symbolik auf und hinter unseren Zahlen stünden Bedeutungen, die den Menschen früherer Jahrhunderte noch geläufig gewesen waren, heute aber weitgehend aus unserem Bewusstsein verschwunden seien.

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Auf dem Weg zur Klosterkirche erklärte Pater Jean-Sébastien die Symbolik, die in der Architektur der Klosteranlage zum Ausdruck kommt. Bruder Caspar Moosbrugger, der Architekt der ab 1703 erbauten Anlage, schien viel Wert auf Symbolik zu legen. Der Bau besteht aus vier Flügeln, die ein Viereck bilden. Im Schnittpunkt dessen Diagonalen, am geographischen Zentrum des Klosters, kamen Altar und Tabernakel der Basilika zu stehen, also die Mitte, worum sich das Klosterleben dreht, nämlich Jesus Christus und seine Hingabe in Liebe zu uns. Die Zahl Drei symbolisiert den Himmel und die vollkommene, fruchtbare Liebe und die Zahl Vier gilt als Zeichen für die Erde. Die Zahl Sieben, als Summe von drei plus vier symbolisiert daher die Fülle, die herrscht, wenn Himmel und Erde miteinander verbunden sind. Dass die Zahl Sieben für die Menschheit aber schon immer von Bedeutung gewesen war, ist offensichtlich: die Woche besteht aus sieben Tagen, die jüdische Menora trägt sieben Kerzen, Herodots Liste der Weltwunder zählt deren sieben und das Antike Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut. Vier Höfe und ihre Mitte Der Grundriss der Klosteranlage umfasst je drei Flügel längs und quer, die so vier Innenhöfe bilden. Die Symbolik ist klar: hier ist der Ort, an dem sich Himmel und Erde verbin-


KLOSTER EINSIEDELN den. Das wird auch innerhalb der Kirche auf unterschiedliche Weise illustriert. Der Originalboden unter dem heute sichtbaren Mosaik ist grauer Kalksandstein und sämtliche Pilaster sind noch heute bis weit oben hin schlicht in Weiss gehalten. Die Decke allerdings ist reich geschmückt – sie symbolisiert den Himmel, der ein Stück weit den oberen Teil der Pilaster ziert. Damit sollte deutlich gemacht werden, dass man sich nicht nach irdischen Zielen richten soll, sondern nach oben orientieren, zum Himmel hin. Die Sprache der Zahlen Die Zahl Acht (Sieben plus Eins) symbolisiert den Neuanfang. In der Musik zum Beispiel, beginnt nach dem siebten Ton auf der Tonleiter eine neue Oktave. Im Christentum bedeutet die Zahl Acht gar die neue Schöpfung: Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen und am siebten Tag, am Sabbat, ausgeruht. Jesus Christus ist am Sonntag, sozusagen am achten Tag auferstanden und

damit beginnt die neue Schöpfung. Wer die Einsiedler Klosterkirche betritt, befindet sich zunächst unter dem mächtigen Oktogon, das die Gnadenkapelle überwölbt. Die achteckige Form dieser Kuppel ist also nicht zufällig gewählt. Schliesslich wies Pater Jean-Sébastien auf die je drei langen, weissen Kerzen links und rechts vom Tabernakel hin. Zusammen mit dem Kreuz in deren Mitte, das uns Licht ist, versinnbildlicht dieses Arrangement die siebenarmige Menora. Für den modernen Menschen, der in der Symbolik nicht mehr beheimatet ist, wirkt der Kirchenschmuck möglicherweise willkürlich und überladen. Für den Kirchenbesucher vor dreihundert Jahren war die Ausstattung der Einsiedler Klosterkirche ein dickes Buch, in dem er lange Zeit lesen und die Aussagen meditieren konnte, die durch Architektur, Bilder und Figuren gemacht wurden. Verena Huber-Halter

Klare Symbolik der Einsiedler Klosteranlage: Hier ist der Ort, an dem sich Himmel und Erde verbinden (Flugaufnahme Verena Huber-Halter).

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KLOSTER EINSIEDELN

KONVENT GLÖCKLI

Besuch der Vesper treffen sich die Freunde zu einem Apéro riche am Hof.

PERSONEL L ES

RÜ C K BLI C K 17. Mai Am Mittwoch möchte uns Dominic Mathies einen Einblick in die Arbeit im Weinberg und im Keller bieten. Gerne wird er davon erzählen, was in den letzten zwei bis drei Jahren gelaufen ist und welche Pläne für die Weiterentwicklung bezüglich Produktqualität und Verkauf vorhanden sind. Gewiss werden wir dann auch nicht auf dem Trokkenen sitzen/stehen bleiben. 29. Mai Von heute Montag bis am Mittwoch findet bei uns die Ordentliche Versammlung der Schweizer Bischofskonferenz statt. Am Montagabend stösst der Nuntius aus Bern für einen Besuch dazu. Am Dienstagabend steht ein Ausflug in die Milchmanufaktur auf dem Programm. Am Mittwoch nimmt die ganze Bischofskonferenz am Konventamt teil. Analog zu anderen Ländern will die SBK einen öffentlichen Gottesdienst mit möglichst viel Volk. Der Gottesdienst wird deshalb auch gegen aussen hin beworben und von Radio Maria übertragen. Der Präsident der SBK, Bischof Charles Morerod, steht dem Amt vor. 24. Juni GV der «Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln» um 14.00 Uhr im Grossen Saal. Unter anderem findet die Uraufführung des Filmes «Kloster Einsiedeln» statt, den die Freunde finanziert haben und der im Klosterladen als DVD zum Verkauf angeboten wird (s. Inserat auf S. 23). Nach dem

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7. Mai Pater Matthäus darf am Sonntag auf 90 Lebensjahre zurückschauen. Zu diesem runden Geburtstag wünschen wir ihm viele Momente der Freude und des Glücks. Möge er bei guter Gesundheit weiterhin Gottes Segen erfahren. 8. Mai Pater Cyrill nimmt von Montag bis Freitag im Benediktinischen Institut in Salzburg an einer Weiterbildung mit Schwester Michaela Puzicha über Barmherzigkeit in der Benediktsregel teil. 13. Mai Pater Pascal, Pater Oswald und Pater Lorenz feiern heute den 50. Jahrestag ihrer Priesterweihe. Zu diesem Fest gratulieren wir ihnen recht herzlich und wünschen weiterhin segensreiches Wirken im priesterlichen Dienst. Pater Pascal wird dieses Fest an diesem Sonntag mit uns und seinen Gästen im Konventamt feiern. Er wünschte ausdrücklich, dass darüber im Vorfeld in den Zeitungen nichts geschrieben wird. Pater Lorenz teilt seine Freude über sein Priesterjubiläum am Sonntag, 28. Mai mit uns (übrigens am gleichen Datum, wie er damals die Primiz gefeiert hat). Pater Oswald schliesslich feiert sein Jubiläum im kleinen familiären Rahmen. 13. Mai Neben dem Priesterjubiläum kann Pater Pascal heute auch seinen 75. Geburtstag feiern. Wir gratulieren ihm und wünschen ihm noch viele gute und gesunde Jahre.


KLOSTER EINSIEDELN 18. Mai Am Donnerstag darf sich Pater Christoph an 70 vollendeten Lebensjahren freuen. Dazu gratulieren wir ihm recht herzlich und wünschen gute Gesundheit und noch viele «ringe» Kilometer auf seinem Fahrrad. 26. Mai Heute findet in der Aula accademica der Musica sacra in Rom ein Konzert unter dem Motto: «Der Lehrer und sein Schüler» statt. Zum hundertsten Geburtsjahr von Domenico Bartolucci, dem Kompositionslehrer von Pater Theo, erklingen Werke von Bartolucci und Flury. Ausführende sind der Chor «Cantora» von Fribourg unter der Leitung von Pierre-Georges Roubaty und Pater Theo an der Orgel. Der Anlass ist ferner eine (edle) «Hauptprobe» für das mit Chor erweiterte Orgelkonzert vom 15. August im diesjährigen Einsiedler Orgelzyklus. 31. Mai Am Mittwoch darf Pater Hilarius bei guter Konstitution auf 90 Lebensjahre zurückblikken. Zu diesem runden Geburtstag gratulieren wir ihm recht herzlich und wünschen weiterhin viele gesunde und frohe Jahre.

8. Juni Am Donnerstag feiert Pater Remigius sein 60jähriges Priesterjubiläum. Dazu gratulieren wir ihm recht herzlich und wünschen ihm, dass er seine priesterliche Berufung weiterhin mit Freude und Elan zum Segen für die Menschen und zum Lobe Gottes ausüben kann. 9.–11. Juni Frater Francisco besucht ein weiteres Modul in der Ausbildung «Geistliche Begleitung» bei Innsbruck. 15.–18. Juni Pater Mauritius weilt im Kardinal-KönigHaus in Wien für ein weiteres Modul der Ausbildung «Geistliche Begleitung». Der Referent ist dieses Mal Prof. Klemens Schaupp. 21. Juni Pater Kolumban darf am Mittwoch sein zwanzigjähriges Priesterjubiläum feiern. Dazu gratulieren wir ihm recht herzlich und wünschen ihm weiterhin viel Freude, Elan und Gottes reichen Segen in seinem priesterlichen Wirken.

Gregorianik–Perlen Choral aus dem Kloster Einsiedeln Die tausendjährige Tradition des Chorals in Einsiedeln hat Pater Roman Bannwart, langjähriger Choralmagister des Klosters, für das Tonstudio Zürich in den 60er- und 70er-Jahren zusammen mit der klösterlichen Schola aufgenommen. Diese CD macht seine Begeisterung für die Gregorianik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Lassen Sie sich mitnehmen auf die faszinierende Reise des Gregorianischen Chorals, der am Wesentlichen unseres Lebens rührt. Finanziell ermöglicht hat die Herausgabe dieser CD die Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln.

Die CD ist im Klosterladen Einsiedeln (www.klosterladen-einsiedeln.ch/ 055 418 64 71) zum Preis von CHF 30.– erhältlich.

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STIFTSSCHULE 15.–19. Mai: Mit der Themen- und Projektwoche (2. und 4. Klasse; 3. Klasse), Wirtschaftswoche (5. Klasse) und Maifahrt (6. Klasse) beginnt das letzte Quartal des Schuljahres. 22./23. Mai: Die Stiftsschule Einsiedeln organisiert vor Ort die 104. Jahresversammlung der Konferenz der Schweizerischen Gymnasialrektorinnen- und -rektorenkonferenz für den Gastgeberkanton Schwyz. Pater Martin hält das Abschlussreferat zum Thema «Persönlichkeitsbildung». 23. Mai: Wegen Bauarbeiten auf der Aussenanlage wird diesmal ein Sporthalbtag entlang der Birchlilauf-Route durchgeführt. 24./31. Mai: Der CS-Cup findet wegen der Verlegung der neuen Fernwärmeheizungsleitungen auf dem Stiftsrasen ausnahmsweise auf dem «Rappenmöösli» des FC Einsiedeln statt. Die Stiftsschüler der 5. und 6. Klasse sorgen als Schiedsrichter für faire Bedingungen. Die Mädchen der Klasse 2bc stossen als Gruppensiegerinnen in die Finalrunde in Basel vor. 25. Mai: Auffahrt (mit Brückentag). Exkursion der 6. Klasse (Schwerpunktfach Griechisch, mit B. Diethelm nach München mit einem Besuch der beiden Antikenmuseen am Königsplatz; Exkursion der 6. Klasse (Ergänzungsfach Geographie, mit F. Bucher in die Eifel und ins Ruhrgebiet.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 29. Mai: Vernissage der Ausstellung «Mobilität» (29.5.–15.6.17) in der Gartenhalle, gestaltet vom Ergänzungsfach Geografie (6. Klasse, F. Bucher). 2. Juni: Am Last School Day überrascht uns die 6. Klasse mit martialisch anmutender Kostümierung in Tarnfarben. Das Fussballspiel gegen das Lehrerteam gewinnen die durchtrainierten Maturanden mit 7:0. 7. Juni: Am Schweizer Mittelschulsporttag in Fribourg vom vergangenen Mittwoch gewinnt das Team der Stiftsschule die polysportive Stafette, das OL-Team erreicht den ausgezeichneten 3. Rang. 9. Juni: Der Sommerwandertag führt uns vom Brunni über die Haggenegg und Engelstockweid nach Rothenthurm. 13.–19. Juni: Mündliche Maturaprüfungen der 6. Klasse. 17. Juni: Die 64 künftigen Erstklässler treffen sich zum ersten Schulmorgen und erleben den ersten Unterricht an der Stiftsschule in den Fächern Biologie, Geografie und Sport. Den Abschluss bildet ein Mittagessen in der Mensa. An der Jahresfeier der Stiftung Pro Stiftsschule blickt Geschäftsführer R. Zosso nach einem Grusswort von Abt Urban auf ein erfreuliches Geschäftsjahr 2016 zurück. 22. Juni: Maturafeier und Valete setzen den erfolgreichen Schlusspunkt hinter die gymnasiale Bildung des Maturajahrgangs 2017 an der Stiftsschule. Adrian Hug (M 76), Direktor der eidg. Steuerverwaltung, hält die Festansprache mit dem Titel «Die Verantwortung der Eliten». Alle 57 Kandidatinnen und Kandidaten haben die Maturaprüfungen bestanden. – Valete! 25. Juni: Sommerkonzert des Cum-Anima Chors unter Leitung von Adeline Marty mit der Feldmusik unter Lukas Meister als Gastformation. 26.-28. Juni: Stiftsfussball-WM. 29. Juni: Mündliche Präsentation der Maturaarbeiten (5. Klasse) mit Prämierung der besten eingereichten Arbeiten durch die Jury der Alumni Scholae Einsidlensis. Johannes Eichrodt

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STIFTSSCHULE

ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Vorbild, aber bitte mit Anstand! Als Lehrpersonen befassen wir uns täglich damit, unseren Schülerinnen und Schülern zugleich Beispiel und Vorbild zu sein. Wir sind bestrebt, ihnen im Schulalltag durch unsere eigene Vorbildwirkung wichtige Werte vorzuleben, angefangen damit, ihnen anständige Umgangsformen beizubringen und auch gewisse Anstandsregeln durchzusetzen. Das ist nicht immer einfach, besonders dann nicht, wenn wir den Blick über die Schule hinaus richten, denn wir sind ja bei weitem nicht die einzigen Vorbilder für unsere Jugend. In Frankreich hat dieses Frühjahr mit François Fillon ein aussichtsreicher Kandidat seine Präsidentschaftskampagne auf einen Schlag ruiniert, weil er einst seiner Gattin eine gutdotierte, aber letztlich fiktive Anstellung auf Staatskosten verschafft hatte. Der aktuell vielleicht weltbeste Fussballspieler Cristiano Ronaldo hat in Portugal eine Klage wegen 15 Millionen hinterzogener Steuergelder am Hals. Am juristischen Institut einer Schweizer Universität musste kürzlich ein Dozent nach einigen Winkelzügen zugeben, für eine Zwischenprüfung nochmals dieselben Aufgaben gestellt zu haben wie schon einmal, so dass von allen Kandidaten eine zweite Prüfung abgelegt werden musste. Dies sind nur einige von unzähligen Beispielen aus der jüngsten Gegenwart, bei denen wir uns mit Fug und Recht fragen müssen, wie denn nun Vorbild und Anstand zusammenwirken, oder ob die Zeiten, in denen wir das Zusammenspiel von beidem fraglos voraussetzten, definitiv zu Ende sind.

Wir sollten uns nicht mit lapidaren Ausreden wie «Das machen heute sowieso alle» oder «Warum sollte ich das nicht auch tun?» zufrieden geben und uns achselzuckend aus der persönlichen Mitverantwortung für die Gesellschaft ziehen. Bekannte Persönlichkeiten aus Sport und Wissenschaft oder Menschen in sozialen Berufen, am meisten aber jene in wichtigen politischen Ämtern haben automatisch Vorbildwirkung für andere. Das Bewusstsein dafür und die Konsequenzen daraus müssen klar sein. Die Verantwortung besteht darin, das eigene Handeln mit Anstand gegenüber der Gesellschaft zu verbinden, man könnte auch sagen, die vorhandene mediale, politische oder erzieherische Machtposition nicht zu missbrauchen und auf diese Weise gewissermassen doppelt und gleichzeitig rücksichtslos auf Kosten anderer zu profitieren. Dieses Verantwortungsbewusstsein oder «Fingerspitzengefühl» ist so manchem Zeitgenossen und offenbar sogar schon einzelnen Bildungsfachleuten abhandengekommen. Eine Folge davon ist, dass gemeinschaftliche Werte verlorengehen, weil manche «Vorbilder» sie nicht (mehr) leben. Das mutwillige Ritzen der dünnen Haut unserer Zivilisiertheit im Alltag ist gefährlich und kann in rücksichtslose Selbstbehauptung jedes Einzelnen münden. – An der Stiftsschule halten wir bewusst dagegen – tota anima, tota corde, tota virtute. Johannes Eichrodt, Rektor

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STIFTSSCHULE

Echange – Scambio

Voll hinein ins «Sprachbad» In diesem Schuljahr wurde aus dem gefassten Plan erstmals Realität: Die Pilotphase eines individuellen Sprachaustauschs zwischen Einsiedeln, St-Maurice und Ascona lief an. In einem fremdsprachigen Landesteil der Schweiz leben interessierte Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler der 3. und 4. Klasse während drei Wochen im Schulinternat, besuchen den regulären Unterricht auf ihrer Klassenstufe und knüpfen Kontakt mit gleichaltrigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten – in einer anderen Landessprache. Vollimmersion («Sprachbad») ist dafür der Schlüsselbegriff. Nach einer Informationsveranstaltung im September 2016 über die Rahmenbedingungen des Austauschs schossen am Schluss auf die Frage, wer an diesem neuen Angebot der Stiftsschule Interesse habe, die Hände in die Höhe. Rund die Hälfte der anwesenden sechzig Schüler konnte sich eine Teilnahme am Austausch vorstellen. Rund 25 kamen schliesslich zum Zug: achtzehn als Gäste des Lycée-Collège de l’Abbaye St-Maurice, sieben am Collegio Papio in Ascona. Voraussetzung für den Austausch in Ascona sind ausreichende Italienischkenntnisse, über die gewöhnlich nur jene verfügen, die an der Stiftsschule das Schwerpunktfach Italienisch besuchen. St-Maurice steht demgegenüber allen offen, denn Französisch ist erste Fremdsprache. Trotzdem muss man sich entscheiden: Während der Stiftsschulzeit kann nur ein Austausch absolviert werden. An Tradition anknüpfen Der Hintergrund der drei Schulen ist ähnlich, die Beziehung untereinander eng. Die Augustiner Chorherren führen die Schule in StMaurice, das Collegio Papio wurde bis 1964 von den Einsiedler Benediktinern geführt. In früheren Jahren verbrachten immer wieder Gymnasiasten aus St-Maurice die letzten beiden Schuljahre vor der Matura am Lyze-

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um der Stiftsschule, um in Einsiedeln nicht nur gut Deutsch zu lernen, sondern auch, um die Mittelschulzeit mit der Einsiedler Matura abzuschliessen. Soweit sind wir zwar noch nicht wieder, aber wer weiss... Auf solchen Traditionen lässt sich aufbauen. An der Stiftsschule waren 2016/17 sechs Schüler aus Ascona und St-Maurice zu Gast. Internatsluft Während drei Wochen im November sowie im Februar hatten unsere Schüler am Collegio Papio Gelegenheit, in die italienische Sprache einzutauchen und mit den Tessiner Schülerinnen und Schülern die Schulbank zu drücken. Untergebracht sind sie im Internat – für die meisten eine neue und spannende Erfahrung. Zu Beginn sei es schwierig gewesen, dem Unterricht zu folgen, berichten sie. Doch mit jedem Tag sei es ihnen besser gelungen, sich in den einzelnen Fächern zurechtzufinden und am Unterricht teilzunehmen. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass südlich und nördlich der Alpen ganz ähnlich unterrichtet wird. Nur die Handy-Regeln seien in Ascona etwas strenger als in Einsiedeln. Da das Smartphone ausschliesslich über die Mittagszeit benutzt werden dürfe, würden die Jugendlichen in den Pausen viel mehr miteinander


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Schüler-Hauskonzert im Salon von Mme de Cocatrix in St-Maurice (Foto: zvg). reden. Ein bisschen extrovertierter, vielleicht ein wenig «italienischer» hätten sie sich die Tessiner vorgestellt, doch man sei sich viel ähnlicher als angenommen. Ganz dem Klischee entsprechend seien hingegen das feine Essen und das milde Klima. Zufrieden und um viele Erfahrungen reicher sind die sieben aus dem Tessin zurückgekehrt und empfehlen den Austausch unbedingt weiter; auch wegen der Sprache: Das Sprechen falle ihnen jetzt leichter, die Hemmung sich spontan zu äussern, sei verschwunden. Auch sei ihr Wortschatz grösser geworden und die Aussprache vom vielen Italienischhören deutlich besser. Italianità in Einsiedeln Zum Teil gleichzeitig, zum Teil zeitlich leicht versetzt waren vier Schüler und drei Schülerinnen aus Ascona bei uns in Einsiedeln. Sie brachten ein wenig Italianità in die Klassen und Korridore der Stiftsschule und belebten mit ihrer Offenheit und Kommunikationslust manche Unterrichtslektion. In den Pausen wurde zwischen den Sprachen munter hin- und hergewechselt: Matteo aus Ascona übersetzt für Julien aus St-Maurice ins Fran-

zösische, wechselt dann kurz ins Englische, bevor er den Satz schliesslich auf italienisch beendet. Das ist echte Mehrsprachigkeit. Viel Neues haben auch wir Lehrpersonen über die Tessiner und ihre Sicht auf die Schweiz erfahren und wir fragen uns, warum wir einen solchen Austausch nicht schon viel früher ins Auge gefasst haben. In St-Maurice verfügt die Schule über ein Knabeninternat. Die Mädchen logieren bei einer ehemaligen Lehrerin des Collège, die in ihrem nahe gelegenen Stadtpalais einige Zimmer für die Austauschschülerinnen eingerichtet hat. Über Mittag essen alle gemeinsam in der Mensa der Schule. Samuel Tanner (Klasse 3a) war drei Wochen in St-Maurice. Er überraschte seine Französischlehrerin mit einer französisch geschriebenen Ansichtskarte und verfasste nach seiner Rückkehr einen Bericht auf Französisch. Der Sprachaustausch mit der Romandie und dem Tessin ist beliebt und wird definitiv weitergeführt, im neuen Schuljahr in Erweiterung mit dem Collège et Lycée SaintCharles in Porrentruy im Jura. Stephanie Gnekow/Johannes Eichrodt

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S A LV E

3·2016

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

Die Eiche betet (Foto: Erich Liebi).

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Ausstellung «Mobilität»

Ein Tesla in der Gartenhalle Florentin Bucher, seines Zeichens Geografielehrer an der Stiftsschule, kommt gleich selbst mit dem Velo angefahren und begrüsst die wartenden Gäste in der Gartenhalle der Stiftsschule. Es ist der 29. Mai 2017, ein Montag und bisher gemächlich verlaufender Schultag. Doch so mancher Schüler hatte schon zu Mittag die ersten Ausstellungsstücke entdeckt und noch vor der offiziellen Eröffnung im 1.Klasse-Abteil der SOB Platz genommen. Und nicht zu vergessen: Ein schwarzer Tesla, Modell Roadster mit Schiebedach, parkte an diesem Tag mitten in der Gartenhalle. Anlass dieser besonderen Ausstellung war die Beschäftigung des Ergänzungsfachs Geografie unter der Leitung von Florentin Bucher mit dem brisanten Thema «Mobilität – Personenverkehr in der Schweiz». Die acht Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen stellten sich dazu folgende Fragen: Wie bewegt sich die Schweizer Bevölkerung fort? Welche Verkehrsmittel werden bevorzugt? Welche zukunftsfähigen Modelle gibt es im Bereich der Mobilität? Und nicht zuletzt: Welche politischen Steuerungsmechanismen werden eingesetzt, um die derzeitigen Herausforderungen wie die Überlastung der Verkehrswege in Form von Stau, der Überhang motorisierter Mobilität gegenüber der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und nicht zuletzt die ökologischen Konsequenzen unseres intensiven Verkehrsverhaltens von durchschnittlich 37 Kilometer pro Tag zu bewältigen? Selbstfahrende Autos und urbane Luftseilbahnen? In der thematischen Einführung wurden den sechzig Gästen, Stiftschülerinnen und Stiftsschüler, Lehrpersonen und Eltern, gleich erstaunliche Fakten präsentiert: So besitzen mit 78 Prozent mehr Schweizer Haushalte einen PKW als ein Velo (65 Prozent), auch fahren wir statistisch täglich 24 Kilometer mit dem Auto, aber nur neun mit

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Bahn und Bus und 0,9 Kilometer per Velo. Ebenso erstaunlich: Der Grossteil des motorisierten Verkehrs fällt mit 44 Prozent auf den Freizeit- und nicht wie erwartet auf den Berufsverkehr. Der Schüler Ben Spöttling wies anschliessend auf neue Entwicklungen im Automarkt hin, ganz konkret auf die seit letztem Jahr sich in Betrieb befindlichen autonomen Fahrzeuge, deren Entwicklung es in Zukunft weiterzuverfolgen gilt. Offenbar wird es in naher Zukunft auch durchaus üblich sein, per Seilbahn über Städte zu schweben – erste Modelle an urbanen Luftseilbahnen gibt es in Algier, Singapur oder im deutschen Der Tesla Roadster mit Elektroantrieb kommt ohne fossile Energieträger aus – Ausstellungsobjekt in der Gartenhalle (Foto: Marcel Oswald).


STIFTSSCHULE Koblenz, so Belinda Kälin (6b). Eine Chance auch für die Schweiz? Elektromobilität mit dem Suncar Prof. Dr. David Dyntar, ETH-Professor für Mechatronik mit Schwerpunkt Motorenbau, zielte in seinem Vortrag auf ein weiteres hochaktuelles Thema: Wie lassen sich unser verständlicher Wunsch nach Mobilität mit Prämissen der Nachhaltigkeit in Einklang bringen? Für Dyntar gibt es auf diese Frage eine eindeutige Antwort: der Suncar, das elektrisch betriebene Fahrzeug, das es derzeit schon in zahlreichen Modellen vom Kleinwagen bis zum Schaufelbagger zu erwerben gibt. Jahrzehnte widmete der engagierte Wissenschaftler der Erforschung der Elektromobilität sowie der konkreten Entwicklung zukunftsfähiger Modelle. Dem Erdölzeitalter hat der durchaus christlich motivierte Forscher dabei ein nahes Ende vorausgesagt, der Weg führe zurück zum Solarzeitalter, denn: «Die Sonne – das geniale Kraftwerk» liefere ja laufend zehntausend Mal mehr Energie als wir überhaupt gebrauchen können. Die Schöpfung zu bewahren heisst für den letztes Jahr in Prag ausgezeichneten Forscher dann auch, den globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad (seit 1850) nicht zu ignorieren oder den CO2 -Anstieg um über 40 Prozent auf 405 ppm (Stand 2017) ernst zu nehmen. Der Hintergrund: «Wenn wir 1 Liter Öl verbrennen, erzeugen wir dadurch 2,5kg CO2.» Wieviel Luft benötigen wir dafür? «Zwölftausend Liter, jene Menge an Atemluft, die für ein Kleinkind für einen Monat ausreicht.» Kritische Anfragen und Probefahren Derart explizite Worte rufen freilich auch kritische Anfragen hervor. Sind Elektroautos nicht etwas für eine wohlhabende Elite? Wie verträglich sind die Batterien in den Elektrofahrzeugen? Und: Ist die Fahrqualität auch entsprechend? Prof. Dyntar bot hier einiges an Argumenten auf: Elektroautos gibt es inzwischen auch in der Preisklasse

eines konventionellen Kleinwagens. Die Lithium-Ionen-Batterie sei aus wissenschaftlicher Sicht unbedenklich. Und die Fahrqualität? «Kommt mit. Wer möchte probefahren?» Das liess sich so mancher Ober stufenschüler nicht zweimal sagen. Sie folgten Prof. Dyntar auf den Parkplatz vor der Gartenhalle und fuhren mit dem Suncar eine Proberunde. Ein Apéro und ein Wettbewerb Ein feiner Apéro rundete die Vernissage schliesslich ab. Engagiert wurde unter den Ausstellungsbesuchern weiterdiskutiert, ob Mobility Pricing und Car Sharing effiziente Modelle seien, ob man auch bereit wäre, sein eigenes Mobilitätsverhalten zu ändern oder Gewohnheit und Pragmatismus vorrangig seien. Einige Bilder blieben aber wohl auch dem kritischen Gast noch im Gedächtnis: Etwa dass der Flächenverbrauch durch den Verkehr einen Drittel der gesamten Siedlungsfläche der Schweiz beansprucht. In den folgenden Wochen besuchten noch weitere Klassen die Ausstellung, ein Wettbewerb lud auch zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit der Thematik ein. Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern hatte als Preis Eintrittskarten zur Verfügung gestellt, ein aktuelles Buch zum internationalen Zweihundert-Jahr-Jubiläum des Velos mit dem Titel «Das Fahrrad. Eine Kulturgeschichte von Hans Erhard Lessing» (2017) zählte ebenso zu den Preisen. In jedem Fall rückte die Ausstellung augenscheinlich unser als so selbstverständlich betrachtetes mobiles Konsumverhalten in den Mittelpunkt. Auf Mobilität, unsere «liebgewonnen Freiheit» werden wir auch in Zukunft nicht verzichten müssen, doch vielleicht wird der eine oder andere das nächste Mal bewusster in die Bahn steigen, auf das Velo im wortwörtlichen Sinne umsteigen oder vielleicht sogar so manchen Kilometer des privaten Freizeitverkehrs vermeiden. Mit David Dyntars Worten: «Everybody wants change und we can be the change.» Maria Egartner

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EF-Exkursion Vulkaneifel/Ruhrgebiet

Braun, schwarz und staubig Die Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Geografie reisten vom 25. bis zum 27. Mai in die Kohlengebiete Deutschlands. Sie kamen dort hautnah in Berührung mit einer Region, die sich mitten im Strukturwandel befindet: Das letzte Steinkohlewerk des Ruhrgebiets wird 2018 schliessen, andere Zechen haben bereits Platz für Museen, Architekturbüros und Konzerträume gemacht. Auf eine Fahrt ins Blaue, Grüne, Braune – so leitete Chauffeur Gregor Bucher unser Abenteuer ein. Nach dem Grenzübertritt im Schwarzwald wurde das passende Dessert serviert und von da an zeigten Hunderte von Windrädern den Weg in die Eifel. Noch eben im Walddickicht standen wir plötzlich auf dem Tummelplatz Deutsches Eck in Koblenz, wo sich die mäandrierende Mosel dem Rheinregime beugt. Da blickt hoch zu Pferd auf uns herab Kaiser Wilhelm und dort drüben pendeln zwölf riesige Luftseilbahngondeln über den Rhein hoch zur Burg Ehrenbreitstein – so was gibt’s bei uns einfach nicht! Im Lava-Dom Nach kurzer Weiterfahrt treffen wir im Lava-Dom ein, zu unserer nächsten Verabredung. Klingt heiss. Ist es auch. Immerhin befinden wir uns hier in der jüngsten Landschaft Deutschlands, wo vor 13'000 Jahren der Laacher-See-Vulkan Asche bis nach Norditalien und Südschweden verteilte. Und die erstarrte Lava wurde abgebaut und ziert heute als schwarzer Baustein zahlreiche Häuser in Mendig. Mit Helm und Friesenjacke ausgerüstet, steigen wir 150 Stufen tief in den Lava-Keller, wo bis ins 19. Jahrhundert in 169 Schächten der schwere Basalt nach oben befördert wurde. 1906 wurde das Naturprodukt dank neuer Verarbeitungstechniken durch den leichteren Bimsstein ersetzt – in die Keller zogen neu 28 Bierbrauereien und machten sich die natür-

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liche Kälte von 6 bis 9 Grad zu Nutze. Mit dem Aufkommen industrieller Kühltechnik meldeten sich die Brauereien wieder ab, bis auf die Vulkanbräu. Und seit jüngerer Zeit erfreuen sich fliegende Besucher mit grossen Ohren und spitzen Zähnen zu Tausenden dem feuchtkühlen Höhlenklima. Wir verbringen die Nacht in idyllischer Gegend am kreisrunden Laacher See, in Nachbarschaft die Benediktinerabtei Maria Laach mit der romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet, eingenommen auf der Sonnenterrasse mit Blick in den Garten, fahren wir zur Aussichtsplattform Jackerath im Rheinischen Braunkohlerevier. Und da stehen wir und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neun Schaufelradbagger haben eine zweihundert Meter tiefe, ca. 25 km2 grosse Grube geschaffen. Achtzig mal Sihlsee-Volumen Die Braunkohle, kaum geborgen, wird nach einer rasanten Fahrt auf dem Förderband zu den rauchenden Kraftwerken am Horizont transportiert und dort gleich wieder verbrannt. Fast zynisch wird die ganze Szenerie von drehenden Windrädern umgarnt – Deutschland hat innert Kürze seinen Strommix zu einem Drittel auf erneuerbare Energieträger umgestellt, doch der Kohlestrom steht immer noch in gleicher Grössenordnung da. Bis 2045 soll im Tagebau Garzweiler II Abraum und Kohle im vierzigfachen


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Greifbare Geografie: Rund zehn Mal Menschengrösse ergibt den Durchmesser für ein Schaufelbaggerrad im Braunkohleabbau (Foto: Gregor Bucher). Volumen des Sihlsees weggeführt oder umgelagert werden und bis dahin sollen weitere Dörfer wie aktuell Immerath vom Erdboden verschwinden, wie wir sehr eindrücklich erlebt haben und bezeugen können! Auslaufmodell Steinkohle Von der Braunkohle geht es in der Inkohlungsreihe zur Steinkohle ein Stockwerk tiefer und so haben wir uns am Nachmittag das auf 2018 terminierte Auslaufmodell Steinkohle-Bergbau zum Thema gemacht. In der Zeche Zollverein wurden wir während zweier Stunden in einer rassigen und unterhaltsamen Führung durch das Industriegelände vom Abbau der Kohle, der Kohlenwäsche bis zur Koksproduktion, geführt. Dieses Architektur- und Industriedenkmal mitten im Ruhrgebiet in Essen gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die einst wie auf einer Geisterbahn fahrenden Förderwagen, bergmännisch Hunten, stehen heute still – was immer noch arbeitet, sind die zahlreichen Wasserpumpen, welche das abgesunkene Land vor dem aufsteigenden Grundwasser schützen sollen. Beeindruckt von der Vorstellung der jahreszeitlich extremen Temperaturunter-

schiede, dem ohrenbetäubendem Lärm und der flächenhaft zentimeterdicken Kohlestaubschicht in der Zeche, gehen wir uns bei Sonnenuntergang an der Ruhr vom einstigen Industriemilieu gedanklich rein waschen. Die Nacht im Bermudadreieck in Bochum liess glücklicherweise niemanden verschwinden, so dass wir uns am Samstag nochmals wissenshungrig dem Strukturwandel und der Siedlungsaufwertung im Pott widmeten. Auf dem Weg nach Bruckhausen in Duisburg Nord brachte unser «Radio Bucher» die wichtigsten Informationen über Deutschland als viertstärkste Volkswirtschaft der Welt und über den in der Region zweitgrössten Konzern ThyssenKrupp. Diese drei Tage über Auffahrt zeigten, wie greifbar Geografie ist und welche offen-sichtlichen Herausforderungen sich in einem der grössten europäischen Ballungsräume auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft stellen – eine Entwicklung, die es in Zukunft weiter zu verfolgen gilt! Diese erste Auslandsexkursion des EF Geografie war in jedem Fall ein Gewinn für alle Beteiligten. Florentin Bucher

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Konferenz der Schweizer Gymnasialrektorinnen und -rektoren

«Bildung ist und bleibt Persönlichkeitsbildung» Am 22./23. Mai 2017 fand in Einsiedeln und Schwyz die 104. Jahresversammlung der Konferenz Schweizerischer Gymnasialrektorinnen und Gymnasialrektoren (KSGR) statt. Als Gastgeberkanton war vom Vorstand im Vorjahr der Kanton Schwyz ausersehen worden. Die Organisation der Tagung mit ca. 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern übernahmen die Rektoren der Stiftsschule und des Gymnasiums Immensee. Dies auch als Zeichen dafür, dass die privaten, staatlich anerkannten Gymnasien ihren Beitrag im Dienst der Bildung und für den Kanton Schwyz gerne auch in anderer Form zu leisten bereit sind als durch jährliche Sparbeiträge an die Kantonsfinanzen. Der vorangehende Sonntagabend markiert traditionell den inoffiziellen Beginn jeder Jahresversammlung. In der Gartenhalle der Stiftsschule kredenzt Kellermeister Dominic Mathies zum Apéro unsere Klosterweine. Bezirksammann Franz Pirker richtet im Namen des Bezirksrats Einsiedeln ein Gruss-

wort an die Anwesenden, bevor zum Nachtessen in die Zunftstube des «Bären» gewechselt wird. Hier heisst Abt Urban die Gäste im Namen des Klosters herzlich willkommen. Johannes Eichrodt (Stiftsschule) und Benno Planzer (Gymnasium Immensee) geben ihrer Freude darüber Ausdruck, dass

Die Gastgeber der KSGR-Konferenz: Benno Planzer, Rektor des Gymnasiums Immensee (li.), Abt Urban Federer und Johannes Eichrodt, Rektor der Stiftsschule Einsiedeln.

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer der KSGR-Konferenz als interessierte Zuhörer an der Podiumsdiskussion im Schwyzer Rathaus (Fotos: Niklaus Schatzmann). so viele Teilnehmende schon früher angereist sind und sich für den speziellen Anlass Zeit genommen haben. In Schwyz werden die Konferenzteilnehmer am Montagmorgen auf dem Hauptplatz von den «Einsiedler Geisslechlepfern» mit «Triichle» und «Chlepfe» lautstark begrüsst. Thema der Podiumsdiskussion der nationalen Parteipräsidenten im Kantonsratssaal unter der Moderation von Iwan Rickenbacher sind die Ziele der gymnasialen Bildung. Petra Gössi (FDP), Gerhard Pfister (CVP) und Albert Rösti (SVP) geben sich keine Blösse. Einzig Christian Levrat (SP) musste sich aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig entschuldigen. «Bildung ist und bleibt Persönlichkeitsbildung»: Dieses Motto, das KSGRPräsident Marc König der Diskussion voranstellt, prägt die beiden Konferenztage nachhaltig.

Der Schwyzer Bildungsdirektor Michael Stähli: Ansprache im Namen der Schwyzer Kantonsregierung.

Die grosse Stärke Hochschulreife und Gesellschaftsreife müssen die beiden Ziele für unsere Gymnasias-

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Die Abendtafel in der Zunftstube «Zum Bären» in Einsiedeln. ten bleiben, wobei sich die drei Spitzenpolitiker rasch darin einig sind, dass die Gesellschaftsreife eigentlich Aufgabe der Eltern und nicht der Schule sei. Die Durchlässigkeit des Schweizerischen Bildungssystems mache die grosse Stärke aus, Berufsbildung und gymnasiale Bildung nebeneinander. Der Nachmittag ist dem Kennenlernen von Land und Kultur gewidmet: Das Victorinox-Werk in Ibach, das Bundesbriefmuseum in Schwyz, die Sihlsee-Staumauer des Etzelwerks, die Architekturbibliothek Werner Oechslin und natürlich das Kloster in Einsiedeln stehen zur Auswahl. Am abendlichen Empfang im «Waldstätterhof» in Brunnen beehrt Bildungsdirektor Michael Stähli die Konferenz mit seiner Teilnahme und einer Ansprache im Namen der Schwyzer Kantonsregierung.

Apéro am See in Brunnen.

CVP-Präsident Gerhard Pfister und FDPPräsidentin Petra Gössi.

Pflichtprogramm am Dienstag Der Dienstag bleibt den Geschäften der Konferenz vorbehalten: Nach der Geschäftssitzung werden in Ateliers die Umsetzung der basalen fachlichen Studierkompetenzen, das gemeinsame Prüfen, die Studien- und Laufbahnberatung sowie Informatik am Gymnasium thematisiert, allesamt Teilprojekte der EDK, um in der Schweiz mit der Maturität weiterhin den prüfungsfreien Zugang zu den Hochschulen zu gewährleisten. Einen markanten Schlusspunkt setzt Pater Martin Werlen mit seinem Referat «Letzter Ernst ist nie ohne eine Dosis Humor». Einen Schlüssel

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Abt Urban Federer im Gespräch mit Benno Planzer, Rektor des Gymnasiums Immensee.

zum langen Prozess der Persönlichkeitsbildung bietet er dem Publikum in Form eines Satzes der Gründerin der Ingenbohler Schwestern an: «Das Gramm Gold entdecken, das in jedem Menschen steckt.» Johannes Eichrodt


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Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mann für einen Klostereintritt in Frage kommt, ist dem heiligen Benedikt ein Kriterium besonders wichtig: «Man achte sorglich darauf, ob er wirklich Gott sucht» (RB 58,7). Diese Grundhaltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Sinn des Lebens und nach dem persönlichen Weg zu Glück und Heil prägt das Mönchtum von Anfang an. Das Kloster Einsiedeln ist seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche und als Benediktiner sind wir Erben einer langen Tradition. Aus diesem reichen Schatz zu schöpfen und ihn für die heutige Zeit fruchtbar zu machen, das ist eine Herausforderung, die an jede Generation neu ergeht. Die modernen Kommunikationsmittel bieten neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten, Botschaften innert Sekunden über die ganze Welt zu verbreiten. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute – besonders der jungen Generation – mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit täglichen Impulsen auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Machen Sie mit und besuchen Sie unsere Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, Fragen und «Gefällt mir»-Klicks. Wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch

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Schulseelsorge

Inspiration fürs ganze Leben Auf Anregung der Maturandin Lisa Kistler ist an der Stiftsschule die Gruppe «Geniales» entstanden. Hier treffen sich unter der Leitung von Pater Martin Schülerinnen und Schüler, die bereit sind, auch darüber zu nachzudenken, wovon die anderen nicht einmal träumen. Am 13. März konnte die Gruppe eine pränatale Operation mitverfolgen.

Zusammen fuhren wir ins Universitätsspital Zürich, um bei einer pränatalen Operation dabei zu sein. Dazu hatte uns Prof. Martin Meuli eingeladen, der Pionier auf diesem Gebiet. Auf der Abteilung für Neonatologie wurden wir freundlich empfangen und durften im Aufenthaltsraum neben dem Operationssaal die Operation eines Fötus im Mutterleib live mitverfolgen. Wir hätten einzeln auch in den Operationssaal gehen können, aber das wäre für uns doch zu viel gewesen – zudem sahen wir am Grossbildschirm viel mehr von der Operation. Diese Art von Operation ist in Europa ein Novum und wird so erst seit sechs Jahren durchgeführt. Das Kind, das an diesem Morgen operiert wurde, ist der 53. Fötus, bei dem dies möglich ist. Spina bifida Die Föten haben den angeborenen Defekt eines offenen Rückens (Spina bifida), eine Entwicklungsstörung des Nervensystems. Dabei wird das Rückenmark nicht richtig verschlossen, was zu Lähmungen der unteren Körperhälfte, Blasen- und Darmstörungen sowie sexuellen Funktionsstörungen führen kann. Ebenso sind viele Kinder mit diesem Defekt kognitiv beeinträchtigt, da die Rückenmarks- bzw. Hirnflüssigkeit nicht richtig abgeleitet werden kann, was zu einem sogenannten Wasserkopf führt. Viele Eltern entscheiden sich bei einer solchen Diagnose zur

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Abtreibung des Kindes. Je nach Schweregrad der Behinderung kann ein Kind enorm von einer Operation profitieren, allerdings weiss man zum Zeitpunkt der Operation noch nicht, wie gross die Verbesserung sein wird und ob eine solche überhaupt eintreten wird. Die Mutter nimmt also ein beträchtliches Risiko auf sich, um ihrem ungeborenen Kind ein besseres Leben zu ermöglichen. Idealerweise wird zwischen der 24. und 26. Schwangerschaftswoche operiert, da der Fötus dann schon weit genug entwickelt ist, um ihn auf die Welt zu bringen, falls es während der Operation zu Komplikationen kommen sollte. Zuvor muss

Die Operation am ungeborenen Kind konnte auf einem Grossbildschirm verfolgt werden (Foto: Pater Martin Werlen).


STIFTSSCHULE natürlich eine ganze Reihe von Voruntersuchungen getroffen werden, um andere Risiken auszuschliessen, wie beispielsweise andere Behinderungen und Entwicklungsstörungen. Der Verlauf der Operation Um acht Uhr begann der Eingriff. Zuerst mussten Mutterleib und Gebärmutter aufgeschnitten werden. Dies dauerte ca. eine Stunde. In dieser Zeit kamen immer wieder Ärzte vorbei, welche unsere Fragen beantworteten und das Geschehen im Operationssaal kommentierten. Die Stimmung war offen und entspannt und wir fühlten uns sofort als Teil des Ganzen. Vor dem Schnitt in die Gebärmutter gab es kurze Komplikationen: Es bestand die Gefahr, dass es zu Kontraktionen kommen und das Kind – natürlich viel zu früh – geboren werden könnte. Darum muss die Gebärmutter – der Uterus – vor dem Schnitt weich sein. Mit Ultraschall wurde die Stelle gesucht, an der sich der offene Rücken befand. Der Schnitt musste genau an dieser Stelle erfolgen, da man sonst, wenn der Uterus an einer anderen Stelle offen wäre, keine Chance mehr hätte, das Kind zu drehen. Nach dem Schnitt in den Uterus konnten wir die Stelle des offenen Rückens des ungeborenen Kindes erkennen. Nun musste die Blase, die an dieser Stelle die Fehlbildung markierte, geöffnet und mit Eihaut wieder verschlossen werden. Zusammenarbeit macht's möglich Dass so etwas überhaupt möglich ist, erschien uns wie ein Wunder. Auch fiel uns auf, wie viele Menschen daran arbeiteten: Materialwissenschaftler mussten Fäden entwickeln, die sich zum richtigen Zeitpunkt, wenn die Schnitte zusammengewachsen sind, wieder auflösen, Biologen mussten den Defekt des offenen Rückens exakt erforschen, Chemiker mussten die richtigen Betäubungsmittel entwickeln, damit Mutter und Kind gleichermassen anästhesiert werden können usw. Somit kann man diese Errungenschaft als Erfolg einer grossen Zu-

sammenarbeit sehen. Auch die Chirurgen arbeiteten sehr exakt im Team. Nachdem der Fötus genäht worden war, wurden auch der Uterus und der Körper der Mutter wieder verschlossen. Das Kind wird später per Kaiserschnitt zur Welt gebracht, da durch eine natürliche Geburt das Risiko eines Risses im Uterus zu gross wäre. Nachbesprechung Nach der Operation erklärte uns Prof. Meuli, es sei ihm wichtig, dass Fehler keinesfalls totgeschwiegen, sondern offengelegt werden. So hätten alle Beteiligten – ohne Schuldzuweisungen – die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. Diese offene und ehrliche Atmosphäre beeindruckte uns und zeigte uns, wie man mit Fehlern umgehen kann. Diese offene Kritikkultur wäre bestimmt auch in anderen Berufen eine grosse Hilfe. Bedingung dafür wäre, sich selbst nicht als unfehlbar zu sehen und offen zu sein für Ideen und Kritik. Selbstbewusstsein und Demut Nach der Besprechung nahm sich Prof. Meuli Zeit, um persönlich mit uns zu sprechen und unsere Fragen zu beantworten. Mit einer besonders eindrücklichen Aussage antwortete er auf die Frage, wie er sich fühle, wenn er den Fötus vor sich habe und wisse, dass jetzt kein Fehler mehr erlaubt ist: «Eine Mischung aus Selbstbewusstsein und Demut.» Er wisse zwar, dass er dies schon viele Male gemacht habe und es bisher immer gut herausgekommen sei. Aber er wisse auch, dass immer etwas passieren könne und er sich nie überschätzen dürfe. Deshalb brauche man auch Demut vor dem Leben, das ihm gewissermassen anvertraut wurde. Diese Worte inspirierten uns, weil sie nicht nur auf das medizinische Fachgebiet bezogen, sondern übertragbar sind auf das ganze Leben. Wir durften ein Wunder der modernen Medizin miterleben und ganz neue Erkenntnisse machen. Lisa Kistler

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Internat

Ein Comeback Als «Gouvernante» im Internat Es war im Frühling 2008. Ich sass in meinem Büro an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg, als ein Mitarbeiter anklopfte, eintrat und mich zwinkernd mit der Frage überraschte: «Willst du nicht als Gouvernante im Internat Einsiedeln arbeiten?» Er machte mich auf die Stellenausschreibung der Stiftsschule Einsiedeln «Stellvertretende/r Internatsleiter/in gesucht» aufmerksam. Ich arbeitete damals (nach meinem Theologieund Germanistikstudium) als Assistentin am Lehrstuhl für Dogmatik und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ökumenische Studien der Theologischen Fakultät in Fribourg. Zwar gefiel mir die wissenschaftliche Arbeit, doch fehlte mir sozusagen die soziale Seite, die Arbeit mit Menschen. Der erwähnte Kollege wusste das und hatte nebenbei einen guten Draht zum damaligen Abt Martin Werlen. Ich bewarb mich kurzerhand in Einsiedeln, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und schon bald war klar: Ich sollte ab August 2008 zusammen mit Roland Burgener in der Hauptleitung und Yvonne Ribaux als Mitarbeiterin die neue Aufgabe im Internat übernehmen. Mikrowellenfondue und neue Frisuren Das war eine Herausforderung! Wurde doch das Internat 2007 nach fünfjähriger Schliessung neu eröffnet und nach nur einem Jahr die Internatsleitung neu besetzt. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um eine Struktur auf die Beine zu stellen; Studienzeiten, Internatsaktivitäten, Filmabende, Freizeitangebote und spirituelle Anlässe wurden geschaffen. Es war eine intensive Zeit und nicht

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nur für die neuen Internen war alles neu, sondern auch für uns in der Leitung. Wichtig war, dass eine Gemeinschaft entstehen konnte, eine «grosse Familie» – verbrachten doch die Jungs und Mädchen den grössten Teil ihrer Zeit in Schule und Internat. Freundschaften wurden geschlossen, es gab auch Zwist und Liebeskummer, man genoss gemeinsam das Mikrowellenfondue im käseduftenden Aufenthaltsraum, die Jungs entdeckten das Haarglättegerät der Mädchen (und frisierten sich neu), der eine oder andere Schüler versuchte mit Beharrlichkeit stets von neuem, während der Brigitte Blöchlinger-Baumeler (Foto: zvg).


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Schachpartie im Aufenthaltsraum des Internats: Patrick Assal, Brigitte Blöchlinger, Colin Miehling. Vorne: Nils Müller und Noëlle Matter (Foto: Philipp Obrist 2a.). Nachtruhe unentdeckt unter der Bettdecke Chips zu knabbern und DVD zu schauen… Doch dem wachsamen Auge der Internatsleitung entging nichts. Oder ich weiss nichts davon… Das erste Jahr war schnell rum. Am Ende meines zweiten Internatsjahres verliess ich das Internat auch schon wieder: Ich hatte im Sommer 2009 geheiratet und trat im Frühling 2010 meinen ersten Mutterschaftsurlaub an. Die nächsten Schuljahre unterrichtete ich an der Stiftsschule Religion und erteilte in der Maturaklasse das Ergänzungsfach Religion. Mit dem Internat blieb ich aber auch in dieser Zeit verbunden. Es zog mich immer wieder nach oben in den Dachstock und ich stattete hin und wieder einen kleinen Besuch im Internatsbüro ab. Comeback – was hat sich verändert? Sechs Jahre und drei Kinder später kam es zu meinem «Comeback». Das Schuljahr 2016/17 war gerade angebrochen, ich unterrichtete Religion in der 3. Klasse, als das Internatsteam um Roland Burgener, Simone De Tomasi und Yvonne Ribaux wegen des grossen Andrangs Unterstützung brauchte. Da der

Hauptleiter mich offenbar in guter Erinnerung behalten hatte, wurde ich angefragt, einen Abend pro Woche im Internat zu arbeiten. Ich zögerte keine Sekunde und nahm das Angebot mit Freude an. Inzwischen fühle ich mich wieder ganz in meinem Element als Betreuerin und Studienbegleiterin der Internen. Verändert haben sich in den sechs Jahren vor allem zwei Dinge: Das neue Angebot «Internat nach Mass» und der Anteil weiblicher Bewohnerinnen. Das «Internat nach Mass» bringt mehr Flexibilität für die Internen, aber auch mehr Organisation für das Leitungsteam. Die neue Frauenpower bringt eine gewisse Ausgeglichenheit in die Gemeinschaft, ein bisschen mehr Ruhe und Ordnung vielleicht. Der Mädchentrakt hat sich stylisch richtig gemacht und sein freundlicher Aufenthaltsraum lädt mit seinem maritimen Design zum Relaxen ein. Nun wurde gerade der Ausbau eines weiteren Trakts mit neuen Zimmern fertiggestellt und ich bin gespannt, ob die Mädchen im ursprünglichen Knabeninternat Einsiedeln noch die Oberhand gewinnen. Brigitte Blöchlinger-Baumeler

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STIFTSSCHULE

Stiftung Pro Stiftsschule Einsiedeln

Eine erfreuliche «Schiffsreise» An der Jahresfeier der Stiftung «Pro Stiftsschule Einsiedeln» am 17. Juni versammelten sich rund achtzig Gäste. Abt Urban Federer als oberster Chef der Schule erwähnte, bei der kürzlichen Jahresversammlung der Schweizerischen Gymnasialrektoren und Gymnasialrektorinnen im Kantonsratsaal Schwyz habe er gemerkt, wie wohltuend Bildung sein kann, vor allem, wenn nicht nur über Finanzen gesprochen werde. Bildung sei in der Tat etwas Christliches, wie schon Meister Eckhart sagte. In jedem Menschen sei ein Bild angelegt und alle jungen Menschen hätten ein Anrecht auf Bildung. Abt Urban dankte allen Anwesenden für die stetige Verbundenheit zur Stiftsschule; vor allem dankte er dem ganzen Stiftungsrat unter dem umsichtigen Präsidenten Fredy Lienert für seine Arbeit. Kurz nach vierzehn Uhr begrüsste dieser die anwesenden Freunde, Gönner und Förderer der Stiftung zur jährlich stattfindenden Feier im Musiksaal. Er freue sich ganz besonders über die Anwesenheit von Abt Urban, aber auch über einige Personen aus der Politik und über die anwesenden Mönche, Lehrpersonen und Schüler. Abt Urban streifte kurz einige aktuelle Projekte und

Baustellen, die das Kloster momentan beschäftigen; so die Insel Ufnau, die kürzlich vollendete zweite Bauetappe in St. Gerold, den zu erneuernde Klosterplatz, aber auch die am 15. September beginnende Ausstellung über das Kloster Einsiedeln im Landesmuseum Zürich. Finanzen sind im Lot Die Reihe war nun an Geschäftsführer Roger Zosso. Er teilte kurz und bündig mit: Das Schiff «Pro Stiftsschule» sei auf Kurs. Die Stiftung könne immer von einer grossen Zahl kleinerer aber auch einiger grösserer Spenden profitieren. So habe kürzlich ein älteres Geschwisterpaar, das zusammenzog, einen ordentlichen Beitrag lockergemacht und diesen nach einem Gespräch mit ihm

Welturaufführung: Das Stiftsschulorchester unter derLeitung von Musiklehrer Lukas Meister spielte einen Teil aus der Matura-Arbeit von Elias Rothlin – «die Schiffsreise».

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Im Studentengarten wurde die Jahrestagung informell fortgesezt (Fotos: Wolfgang Eberle). dann gleich noch verdoppelt. Mit all den Spenden konnten jährlich um die zwanzig Stipendien gesprochen und nötige Hilfsmittel für Schule und Freizeit mitfinanziert werden. Im zurückliegenden Jahr zum Beispiel eine Musikanlage in der Turnhalle, Sportgeräte, Ausrüstungen fürs Theater, Pflanzen und ähnliches. Im laufenden Jahr rechne man damit, Stipendien in der Höhe von etwa 120'000 Franken ausrichten zu können. Oberstes Ziel sei, niemanden aus finanziellen Gründen vom Besuch des Gymnasiums abzuhalten. Er als Geschäftsführer schätze den Kontakt zwischen Spendern, Eltern und Lehrpersonen sehr. Wind, Geld und gute Leute Bevor Rektor Johannes Eichrodt aus dem Alltag der Schule erzählte, spielte das hervorragend aufgestellte Stiftsschulorchester den ersten Satz aus Haydns Klavierkonzert. Am Flügel die begnadete Klavierspielerin Jacquelin Aronsky aus der ersten Klasse. Johannes Eichrodt führte das Bild der Schiffsreise weiter und sagte, dass es dazu neben Wind und Geldern vor allem auch Leute brauche, und dies seien seine Schüler. So sei ein Ziel die aktuelle Schülerzahl des Internats von gegenwärtig 35 auf 50 zu erhöhen. Erwähnt wurden neben anderem die sportlichen Meisterleistungen, wie das

knapp verpasste Halbfinal der Zweitklässlerinnen am CS-Cup Finalturnier in Basel. Dann aber auch der Sprachaustausch zwischen den verschiedenen Regionen. Gut 25 Dritt- und Viertklässler weilten während drei Wochen bei den Chorherren in Saint Maurice oder am Collegio Papio in Ascona. Nicht unerwähnt liess der Rektor den Anlass mit dem ehemaligen Stiftsschüler und Schauspieler Anatole Taubman, den Besuch von elf Schülern in Namwala (Sambia) und die Ministrantenreise mit Pater Martin nach Palästina. Dann die Unternehmergespräche zwischen den Schülern und bekannten Schweizer Wirtschaftsführern sowie der gute vierte Platz an der Biologieolympiade in Basel. Als Spezialgast konnte den Gönnern der Stiftung Elena Windlin vorgestellt werden. Sie präsentierte ihre Maturaarbeit hautnah mit dem Thema «Schulbekleidung». Eine Umfrage unter ihren Mitschülern ergab, dies sei zwar eine sehr gute Idee, sollte jedoch nicht zwingend sein. Nach dem Dank auf alle Seiten konnte einmal mehr die immer sehr anregende und aufschlussreiche Jahresfeier der Stiftung «Pro Stiftsschule» geschlossen werden. Der anschliessende feine Apéro unter den Schatten spendenden Bäumen im Studentengarten gab reichlich Gelegenheit für Gespräche. Wolfgang Eberle

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Klassentag der Maturi 1957

Diamantenes Maturajubiläum Es war ein strahlender Frühlingstag, der schönste weit und breit, jener 24. April, der Montag nach dem Weissen Sonntag, als wir nach Einsiedeln reisten, um unser diamantenes Maturajubiläum zu feiern. Eingeladen hatte der Klassensenior mit unserer damaligen Maturakarte, gestaltet von unserm Mitschüler Willi, der auf eigenwillige Weise unsern bevorsteheden Kampf für das Reich Gottes dargestellt hatte. Willi gehört zu jener Hälfte unserer Klasse, die leider nicht mehr unter uns sind. Von den Überlebenden haben fast alle auf die Einladung reagiert, Etienne und Hansruedi mussten sich aus gesundheitlichen Gründen abmelden, für Peter war der Weg von Japan nach Einsiedeln zu weit. So waren wir denn unser zehn, fast alle in Begleitung ihrer Gattin oder Lebenspartnerin, unter ihnen auch Josef, ein Spätberufener, wie man damals sagte, nun 91 Jahre alt. Hatten wir in früheren Jahren noch zweitägig gefeiert, begnügten wir uns diesmal mit einem Tag. Pater Raymund empfing uns in der Unterkirche, wo wir den Jubeltag mit der Eucharistiefeier zum Dank an Maria und zum Gedenken an unsere verstorbenen Mitschüler begannen. Keine Lehrer mehr von damals Zum Fototermin im Abteihof begrüssten uns Pater Cyrill und Rektor Eichrodt, Abt Urban musste sich entschuldigen lassen, er weilte im Ausland. Danach wurde im Speisesaal ein leckeres Mahl serviert, das wir aber nicht mehr mit unseren Lehrern geniessen konnten wie in früheren Jahren, denn von ihnen lebt keiner mehr. Bald schon lockten uns die Klänge der Studentenmusik wieder in den Abteihof hinunter. Und wir erinnerten uns natürlich daran, wie Pater Roman 1953 die Feldmusik, die nur noch ein kümmerliches

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Dasein fristete, zu neuem Leben erweckte. Viele unserer Klasse machten damals mit, unter ihnen Rugel und Milo mit der Klarinette, der virtuose Flötist Peter und der stramme Tambourmajor Franz Josef, auch sie alle sind nicht mehr unter uns. Geändert haben sich inzwischen nIcht nur die Rhythmen, sondern auch die Uniform und vor allem die Präsenz des Weiblichen. Im Namen der Klasse dankte am Ende der Mahlzeit Alfons, der langjährige Präsident der Freunde des Klosters. Er liess einige Sternstunden unserer Internatszeit aufleben, so z.B. die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von J. S. Bach durch die Thomaner Kantorei Leipzig im Advent 1952, er erwähnte in seiner witzigen Art auch die Streiche, die wir etwa Pater Thaddä oder Pater Johann Baptist gespielt haben, und er vergegenwärtigte viele gute Erinnerungen an Pater Kuno und weniger gute an Pater Patrick. Rektor Eichrodt führte uns in seiner Antwort in die Gegenwart zurück. Er betonte, wie wichtig es ihm ist, dass die musikalische Tradition aus der Zeit weiterlebt, da die Lehrer fast ausschliesslich Mönche und die Schüler zum allergrössten Teil Interne waren: Ausser der Blasmusik gibt es auch noch das Orchester und den Chor. Er wies aber auch auf interessante Neuerungen hin, wie den dreiwöchigen Austausch mit den Gymnasien Ascona und St. Maurice. Dankbar und zufrieden verabschiedeten wir uns. Auf der Terrasse der Drei Könige liessen wir, die Klostertürme vor Augen, den Klassentag ausklingen. Ob es wohl der letzte war? Toni Bieri


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Vorne v.l.: Susanna Bieri, Rosmarie Moos, Anton Bieri, Berta Frei, Josef Gründler, Dekan Pater Cyrill, Walter und Margrit Artho, Bea Freivogel-Ochsner, Rektor Johannes Eichrodt. Mitte und hinten: Gottlieb Moos, Giorgina Stalder, Leo und Therese Bütler, Xaver Stalder, Charles Wuhrmann, Norbert und Adelheid Kamer, Pater Raimund, Philipp Goldinger, Alfons Ziegler (Foto: Franz Kälin jun.).

Klassentag der Maturi 1992

Wann hattet ihr euren Wake-Up Day? Denk ich an Einsiedeln vor gut 25 Jahren – eine sehr nervenaufreibende Zeit. Die Maturaprüfungen kulminierten fast täglich in neuen Hochrechnungen zum Notenschnitt. Bange Momente. Zum Glück nicht für alle von uns. Die Mehrheit war schon längst am Feiern – nicht nur in Gedanken – und plante und träumte das Danach, den weiteren Lebenslauf ... Und jetzt vor kurzem, trafen sich gut zwanzig M92er-Alt-Einsiedler zum «25. Jahrestag» der bestandenen ersten grösseren Testphase des Lebens.

Ja, reifer sind wir alle auf die eine oder andere Art geworden, haben da und dort ein paar Beulen, Kratzer oder eine andere Kopfpracht zugelegt, doch erkannt haben wir uns alle wieder. Und jeder hatte wohl seine ganz eigene, spezifische Erinnerung an seine Maturakolleginnen und -kollegen. Fast alle, die kamen, reisten schon am Sonntagabend nach Einsiedeln zum lockeren Plauderanlass in den «Bären». Im Damals hätten wir ganz bestimmt noch die eine andere Runde und ein zwei Lokale mehr auf uns genommen,

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Unterste Reihe von links: Gregor Hoefter, Stefan Zurfluh, Daniel Fluri, Pater Alois, Cyrill Schmid, Abt Urban, Samuel Krähenbühl, Stefan Baumann, Pater Lorenz, Rektor Johannes Eichrodt. Mittlere Reihe von links: Ilija Reymond, André Keiser, Beatrice Zanetti Fuhrer, Markus Rickenbacher, Cornel Gmür, Lukas Gnädinger, Urs Seeholzer, Marcin Zielinski, Martin Risch. Oberste Reihe von links: Pater Lukas, Giuditta Panzera, Myriam Fraefel Wheldon, Sibylle Minder Hochreutener, Daniela Diederichs-Fischli, Thomas Birchler, Manuel Höfliger, Marcel Oswald, Rene Gassmann (Foto: Franz Kälin jun.). doch eben: In Erinnerung schwelgen macht müde, und wir wollten tags darauf, am Montag, 12. Juni im besten Licht im Klosterhof erscheinen. Pünktlich um 12 Uhr drückte der Hoffotograf ab. Wer zu spät kam, hatte noch die Chance auf Photoshop. Der Vertreter des verhinderten Klassensprechers verpasste auch diese Chance. Er fehlt auf der Aufnahme. Aber bei der Tischrede setzte er sich umso mehr gekonnt ins Szene: Mit einer würdevollen und emotionalen Ansprache erzählte Anatol Taubmann, seines Zeichens Schauspieler mit «Noch»-Wohnsitz in Berlin, von seinem persönlichen Wake-Up Day, den er in Einsiedeln habe erleben dürfen. Ohne Einsiedeln, das betonte er mehrfach, wäre er nicht zu dem geworden, was er heute sei. Ohne dieses besondere Umfeld, die besonderen Lehrpersonen, Patres, Kolleginnen und Kollegen –

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ohne diese «Heimat» wäre vieles anders gekommen. Dem Dank, den Anatol der Klostergemeinschaft, der Stiftsschule für die besondere Zeit in Einsiedeln aussprach, schlossen sich die Kolleginnen und Kollegen an, wie dem freudvollen und warmen Applaus zu entnehmen war. Danke Ani für deine Rede! Wie auch für deine Rolle des Geldeintreibers zugunsten der Feldmusik und der Kochkünstler, die beide mit dem Dargebotenen sehr überzeugten. – Was bleibt vom 25.? Aufgefrischte Erinnerungen, viele Gespräche, lachende Gesichter, ein «Hoi», «Sali du, was machsch?» und die Erkenntnis, dass die Stiftsschule lebt, floriert, weil sie sich verändert hat und doch im Kern gleich geblieben ist. Bis spätestens in fünf Jahren! – Wiedersehen macht Freude. Salvete! Mri


STIFTSSCHULE Venerabile Monasterium Am 31. Mai 2017 konnte Pater Hilarius (Hans) Estermann (1941–M 1949) seinen 90. Geburtstag feiern. Vitae merita Andreas Burkard (2007–M 2014) hat an den Greco-Schweizermeisterschaften im Ringen in Willisau am 6. Mai 2017 die Goldmedaille gewonnen; Andreas studiert in Luzern Wirtschaft. – Harro von Senger (1955–M 1963) hat eben sein neustes Buch veröffentlicht: Das Tao der Schweiz. Ein sinohelvetisches Gedankenmosaik. Verlag NZZ 2017. – Urban Laffer (1960–M 1976) hat am 31. Dezember 2016 das Amt als Präsident der FMCH (Foederatio Medicorum Chirurgicorum Helvatiae) abgegeben, das er seit der Gründung der Vereinigung 2004 innehatte, und wurde am 7. April 2017 zu deren Ehrenmitglied ernannt. Am 1. April 2016 wurde er ebenfalls von der SGC (Schweizerische Gesellschaft für Chirurgie), deren Präsident er von 2002–2004 war, zum Ehrenmitglied ernannt. Er freut sich, nun mehr Zeit für sein Hobby, das Orgelspiel zu haben. – Bernadette Boggia-Portmann (1979–M 1984) übernimmt ab Schuljahr 2017/18 ein Pensum in Mathematik an der Stiftsschule. – Adrian Hug (1960–M 1976), Chef der Eidgenössischen Steuerverwaltung, hielt am 22. Juni 2017 die Maturarede an der Stiftsschule. Kurzporträt: Sibylle Minder (1985–M 1992) Sibylle schloss 2001 das Studium in Betriebswirtschaft mit besonderer Vertiefung der Klein- und Mittelunternehmen an der Uni St. Gallen ab (Dr. oec. HSG). 2000–2003 war sie Projektleiterin Flughafen Zürich AG, 2004– 2008 Leiterin Diplomstudium Betriebsökonomie der Berner Fachhochschule, seit 2001 hat sie einen Lehrauftrag an der Uni St. Gallen, seit 2008 ist sie Prorektorin und Fachbereichsleiterin Wirtschaft der FHS St. Gallen und seit 2014 Verwaltungsrätin bei RUAG AG. – Sibylle ist seit dem 9.7.2004 mit

Christoph Hochreutener verheiratet, seit dem 15.1.2010 sind sie Eltern von Johannes Felix. Adresse: Dr. Sibylle Minder Hochreutener, Sonnenbergstr. 29, 9030 Abtwil. Email: sibylle.minder@alumni.unisg.ch. Penates Janine und Marco Kälin-Voser (1999–2002) freuen sich über die Geburt von Miro am 4. Mai 2017; Rinderplätzstr. 64b, 8841 Willerzell. In Pace Ing.agr.ETH Hans GutEgli (1946–M 1950) ist am 1. Mai 2017 gestorben. – Am 4. Mai 2017 ist Pater Gallus (Lorenz) Lutz OP (1946–M 1950), Spiritual im Dominikanerinnenkloster Weesen, gestorben. – Peter Spinatsch (1958–M 1965) ist am 19. Juni 2017 gestorben.

PERSONAL NACHRICHTEN

Um Angehörige trauern: Kurt Lippuner-Vannay, der Vater von Petra Lippuner (1980–M 1987) ist am 23. April 2017 gestorben. – Am 23. April 2017 ist Hans Kuriger-Rosario, der Bruder von Nadine Kuriger (1993–M 1999), gestorben. – Alice Frei-Erne, die Mutter von Remi Frei-Hensch (1972–M 1979), ist am 28. April 2017 gestorben. – Am 11. Mai 2017 ist Bruno Ochsner-Lienert, der Vater von Ralph Ochsner (1978–1982), gestorben. – Elisabeth Stalder-Villiger, die Mutter von Joseph Stalder (1962–M 1969) ist im Juni 2017 gestorben. Pater Alois Kurmann

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PROPSTEI ST. GEROLD

Kurs- und Kulturprogramm www.propstei-stgerold.at

Ausstellung Faszination Höhlen Wann: Bis Sonntag, 5. November 2017 Wer/Was: In der Foto-Ausstellung zeigt der Muotathaler Fotograf Erwin Gubler eine Bildauswahl der verschiedenen MuotathalerHöhlen. Alle Abzüge wurden vom Fotografen als «Fine Art Prints» in höchster Qualität persönlich angefertigt. Verschiedene Informationen rund um das Thema Höhlen ergänzen die Ausstellung.

Veranstaltungen Bauen als Dienst am Leben Wann: Jeweils am Freitagabend: 4. August, 1./8./15. September, 6./27. Oktober 2017 Wer/Was: In einer persönlichen Führung stellt Ihnen Pater Kolumban die neu sanierten Räumlichkeiten der Propstei vor, gewährt Einblicke in die umfassende Konzept- und Planungsarbeit, in interessante Ent wicklungsprozesse, die Wahl der Materialien und sein Verständnis vom Bauen als Dienst am Leben und Ausdruck des Vertrauens. Programm: 18:00 Uhr Beginn der Führung / 18:45 Uhr Aperitif im historischen Weinkeller der Propstei / 19:15 Uhr Exquisites 4-GangÜberraschungssmenu nach Saison in der Remise (Fleisch, Vegi oder Vegan). Preis: € 49.– pro Person, zuzüglich Getränke beim Essen. Teilnahme: Mindestens 5 Personen, maximal 20 Personen. Fall sich weniger als 5 Personen angemeldet haben, werden die Angemeldeten jeweils am Donnerstag von uns informiert. Anmeldung: +43 (0)5550 2121 oder propstei@propstei-stgerold.at jeweils bis Mittwochabend davor, 18:00 Uhr.

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PROPSTEI ST. GEROLD Appenzeller Abend Dienstag, 15. August 2017 Wann: 17 Uhr Eintritt € 18.– Wer & Was: Der Besuch des bekannten Schweizer Jodlers, Volksmusikers, Komponisten und Entertainers Frowin Neff und seines innovativen Bergwaldchörlis Enggenhütten verspricht einen stimmungsvollen, unvergesslichen Volksmusikabend. forum alte musik: sankt gerold Wann: Sonntag, 20. August 2017 17 Uhr Eintritt € 18.Wer/Was: 2017 finden zum dritten Mal die «Internationalen Meisterkurse für Kammermusik» des Vereins «forum alte musik: sankt gerold» statt. Der diesjährige Kurs dreht sich um die beiden 1685 geborenen Vertreter des Deutschen Barocks Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Mit dem Konzert am 20. August eröffnen die Dozentinnen und Dozenten die Meisterkurswoche. forum alte musik: sankt gerold Wann: Samstag 26. August 2017, 19.30 Uhr Eintritt € 18.– Wer/Was: Dieses Konzert, welches zugleich auch das Abschlussfest der «Internationalen Meisterkurse für Kammermusik» von «forum alte musik : sankt gerold» sein wird, bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit während der Meisterkurswoche zu präsentieren. Gemeinsam musizieren sie Werke aus dem Barock in den verschiedensten Kammermusikbesetzungen, wobei wiederum Musik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel im Mittelpunkt stehen wird.

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PROPSTEI ST. GEROLD JAZZ3 Wann:

Wer/Was:

Freitag, 22. September 2017 20 Uhr Eintritt € 15.Zum siebten Mal gastiert das Triumvirat Gartner-JennyWohlgenannt in St. Gerold – und wie immer mit einem komplett neuen Programm. Tenorsaxophonist Peter Gartner, Gitarrist Roland Jenny und Basslegende Jeff Wohlgenannt führen das Publikum auf dieser musikalischen Reise vom Swing über Jazzstandards, Latin Jazz und Balladen bis in die Region des Modern Jazz.

Volksmusikalische Schweizer Rosinen Wann: Freitag, 22. September 2017, 20 Uhr / Eintritt € 15.Wer/Was: Das Duo Andreas Gabriel und Fabian Müller hat sich rasant vom Geheimtipp zu einer der wichtigen und stilbildenden Formationen der neuen Volksmusikszene in der Schweiz gemausert. Dazu stösst der schweizweit bekannte charismatische Klarinettist der Fränzlimusig aus dem Engadin, Domenic Janett. Mit schmissigen Tänzen, lyrischen Walzermelodien und getragenen «Jüüzli» (Naturjodel) von eigenartiger Exotik aus den urchigen Tälern der Schweiz, bieten sie ein musikalisches Wechselbad zwischen Besinnlichkeit und ansteckender Lebensfreude! Jubiläumskonzert fünfzig Jahre Freundeskreis Wann: Sonntag, 10. September 2017, 16.30 Uhr / Eintritt für NichtFreundeskreismitglieder: € 18.– Wer/Was: Anlässlich der Fünfzigjahr-Feier des Freundeskreises der Propstei St. Gerold spielt das Ensemble Inversa mit Marielle Oggier (Querflöte/Bassflöte), Laida Alberdi (Violine), Hanspeter Oggier (Panflöte) und Marina Vasilyeva (Orgel/Klavier) in der Propstei St. Gerold ein Jubiläumskonzert. Zu hören sind barocke Werke von J.S. Bach, A. Vivaldi und G.P. Telemann sowie von L. Alberdi arrangierte argentinische Tangos. Das Konzert ist öffentlich.

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Kulinarik Jeden Mittwochabend bis Ende August Grillabende auf der Sonnenterrasse Bis Ende August ist bei guter Witterung jeden Mittwoch ab 18 Uhr wieder unser Smoker für herzhafte Grillgerichte im Einsatz. Unser feines Grillbuffet mit köstlichen Fleischvariationen, frischen Salaten und buntem Gemüse bietet jedem etwas, verbunden mit einem traumhaften Blick in die Bergwelt des Grossen Walsertals. Wir empfehlen Ihnen, rechtzeitig zu reservieren: Tel +43 5550 2121 395, Mail: propstei@propstei-stgerold.at

Kurse und Seminare In meiner Kraft sein Wann: Freitag, 8. September bis Samstag, 9. September 2017 Wer/Was: Wenn wir uns dem Leben öffnen, erinnern wir uns an das, was ganz und heil ist in uns. Gerade in dieser schnelllebigen Zeit mit ihren vielfältigen Anforderungen ist es wichtig, dass wir uns seelisch, geistig und körperlich ausbalancieren, um unsere Gesundheit und Harmonie zu erhalten. Mit der Harmonisierungskunst Jin Shin Jyutsu ist es uns möglich, achtsam in unseren Körper zu hören und uns mit unserer inneren Weisheit zu verbinden. Der Körper zeigt uns dabei auf natürliche Weise, wo der Lebensfluss unterbrochen ist. Mit der einfachen Selbsthilfe des Jin Shin Jyutsu nehmen wir unser Wohlbefinden in die eigenen Hände, bekommen Zugang zu unserer Intuition und stärken die Verbindung zur Quelle des Lebens in uns. Leitung: Maria Anna Zündt, Jin Shin Jyutsu Praktikerin und Selbsthilfelehrerin/A Kosten: Kurs € 120.– + Pension ab € 106.– Einkehrtage für Leib und Seele Wann: Sonntag, 17. September bis Freitag, 22. September 2017 Wer/Was: Wenn uns unser Körper zeigt, dass er die Balance verloren hat, wenn wir uns erschöpft fühlen, unter Schmerzen oder depressiven Verstimmungen leiden, wenn wir eine schwere (Krebs-) Erkrankung zwar durchgestanden, aber noch nicht überwunden haben, dann ist es vielleicht an der Zeit, bei sich einzukehren, den tieferen Sinn mit allen Sinnen begreifen, die Zusammenhänge in der Natur, mit dem eigenen Leib und der Seele neu zu betrachten.

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Inhalte: Achtsamkeitsmeditation (MBSR); geistliche Impulse, Formenzeichen als Weg der Gelassenheit; Stimme, tönen, singen; einfache Körperübungen aus Quigong und Yoga; Weg der Sinne – Weg der Stille; Impulsvorträge und ein individuelles Arztgespräch. Leitung: Prof. Dr. Klaus Kramer M.Sc, Integrative Medizin/ D und Evelin Kramer, MBSR-Lehrerin, Atempädagogin, Dipl. Kirchenmusikerin/D Kosten: Kurs: € 350.– + Pension ab € 480.– Kultur-Wanderwoche Wann: Sonntag, 17. September bis Samstag, 23. September 2017 Wer/Was: Erleben und geniessen Sie mit Pater Kolumban die Schönheit des Biosphärenparks Grosses Walsertal und die Bergwelt der Region bei Wanderungen in intakter Natur, Begegnungen mit einheimischer Kultur und beim Genuss exquisiter regionaler Kulinarik. Die Wanderungen dauern drei bis vier Stunden und überwinden (keine steilen) Steigungen von 300 bis 500 Höhenmetern. Leitung: Pater Kolumban Reichlin, Propst von St. Gerold Kosten: € 810.–, inkl. Pension, Kultur- und Wanderprogramm Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden Wann: Freitag, 22. September bis Sonntag, 24. September 2017 Wer/Was: Das Erkennen, Wahren und Überschreiten eigener Grenzen wird uns in diesem Seminar begegnen. Durch geführte Meditationen gehen wir nach innen. Gehen unseren inneren Bildern, verborgenen Glaubenssätzen und Überzeugungen auf den Grund. Im Pferdestall gehen wir nach aussen und begegnen den Pferden als Spiegel unserer Wirklichkeit. Im Umgang mit den Tieren braucht es emotionale Intelligenz, Achtsamkeit und Empathiefähigkeit aber auch Durchsetzungsvermögen, klare Ansagen sowie authentisches Auftreten. Die Interaktion mit den Pferden liefert wichtige Hinweise und Rückschlüsse auf die Wirkung und Wirksamkeit unserer Körpersprache und Mentalkraft. Schritt für Schritt wird es möglich, unbewusste Probleme zu erkennen, aufzulösen und daran zu wachsen. Der Schwerpunkt dieses Seminars liegt auf der Persönlichkeitsentwicklung zur Entfaltung des eigenen Potentials. Es wird nicht geritten, das Pferd dient als Spiegel und bietet die Möglichkeit Verhaltensweisen wertfrei zu reflektieren. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Leitung: Julia Joswig, Mag.ª Theologie/ Latein, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM)/A und Eva-Maria Türtscher, BA Politikwissenschaft, Reittherapeutin/A Kosten: Kurs: € 290.–, + Pension ab € 192.–

ƌŚŽůƐĂŵĞƐ ^ĐŚƺƩĞůŶ Wann: Donnerstag, 28. September bis Samstag, 30. September 2017 Wer/Was:

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Jedes Trauma oder jeder Stress aktiviert psycho-biologische Reaktionen im Körper, die nach dem Trauma oder nach dem Stress häufig nicht vollständig deaktiviert werden. Die nicht gänzlich aufgelöste Erregung bewirkt über eine Feedback-Schleife, dass unser vegetatives Nervensystem in ständiger


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Leitung: Kosten:

Alarmbereitschaft bleibt. Die Folgen davon sind z.B. chronische Verspannungen, Erstarrung oder Nervenzittern, Gefühle von Überanstrengung, Ermüdung, Betäubtsein, Hypersensibilität oder auch Ängste. Die von Dr. David Berceli entwickelte Übungsreihe TRE® – Tension & Trauma Release Exercises – ist eine einfach zu erlernende Methode, die es Körper und Psyche ermöglicht, zu einem natürlichen Gleichgewicht zurückzufinden. Spezielle Körperübungen motivieren den Organismus dazu, mit dem so genannten neurogenen Zittern zu reagieren, wodurch die in der Tiefenmuskulatur des Körpers gespeicherten Spannungen entladen werden können. Im Seminar werden die Übungen erlernt, eingeübt und die gemachten Erfahrungen ausgetauscht. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit dem Wirkprinzip von TRE®. Nach dem Seminar können die Übungen selbständig zu Hause durchgeführt werden. Inhaltliche Schwerpunkte: WAS ist TRE® und wie wirken die Übungen? Erlernen der sieben Übungen, Erfahrungsaustausch. Zielgruppe: Menschen, die Stress abbauen oder die Bewältigung traumatischer Erlebnisse durch Körperarbeit unterstützen wollen. Mag.a Renate Schwenk, Betriebswirtin, Psychotherapeutin, Lehrtherapeutin (TRER Provider) und -trainerin für Bioenergetische Analyse/A Kurs: € 240.–, + Pension ab € 192.–

Lösungen finden in Achtsamkeit Wann: Freitag, 27. Oktober bis 29. Oktober 2017 Wer/Was: Manchmal sehen wir uns im Leben schwierigen Situationen gegenüber – in Beziehungen, im Beruf oder gesundheitlich. Wenn uns eine solche Situation sehr belastet und wir sie nicht aus eigener Kraft lösen können, bietet sich Unterstützung von aussen an. Eine sehr wirkungsvolle Methode zur Auflösung problematischer Themen sind systemische Aufstellungen. Bei Aufstellungen wird die belastende Situation im Raum mit Hilfe sogenannter Repräsentanten in ihren familiensystemischen oder beruflichen Zusammenhang gestellt und mittels Umstellungen und lösender Sätze bearbeitet. Verschiedene Achtsamkeitsübungen und Meditation führen uns zwischen den Aufstellungen immer wieder zu uns selbst und helfen uns, uns mit unserer Weisheit zu verbinden und uns aus dieser Präsenz und Weisheit heraus dem Aufstellungsprozess zur Verfügung zu stellen. Seminarkosten inkl. Aufstellung € 240.– Leitung: Conni Eder, Systemische Therapeutin; Heilpraktikerin für Psychotherapie/CH Kosten: Kurs: € 140.–, + Pension ab € 192.–

Kontaktinfos: www.propstei-stgerold.at / propstei@propstei-stgerold.at / Tel. +43 5550 2121 Aktuelle Infos finden Sie auch auf unserem facebook-Auftritt: www.facebook.com/propstei.st.gerold

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KLOSTER FAHR

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« ie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen». Es ist leichter gesagt als getan, was der hl. Benedikt da in seiner Regel von den Ordensleuten fordert. Aber natürlich tut er das im Sinne eines intakten Gemeinschaftslebens.

(Foto: Verena Huber-Halter).

Auf den kommenden Seiten berichten wir über die Neugestaltung der Umgebung rund um das Kloster Fahr sowie über den Personalausflug, den Priorin Irene mit den Angestellten des Klosters unternommen hat. Beide Aktionen sind gemeinschaftliche Unternehmungen. Im ersten Fall geht es um das Gemeinschaftswerk von mehreren unterschiedlichen Handwerksbetrieben, die Hand in Hand zusammen gearbeitet haben, um den Klosterkomplex in einen einheitlichen und ansprechenden Rahmen zu stellen. Da die Zeit ausserdem drängte, war die gute Zusammenarbeit dringend erforderlich. Im zweiten Fall genoss ein eingeübtes Team für einmal einen Tag der Musse, um ihre Gemeinschaft zu pflegen. Diese gemeinsam unternommene Reise bot Gelegenheit, sich für einmal in unüblicher Umgebung und unter ungewohnten Umständen zu sehen. Das ermöglichte ein besseres Kennenlernen auch von Mitarbeitenden anderer klostereigener Betriebe. Die Benediktinerinnen vom Fahr wissen nämlich darum, wie wichtig es ist, einer Gemeinschaft als Ganzes ab und an neue Impulse zu ermöglichen, damit man vielleicht wieder ganz neu zusammen finden und Kreativität und Tatkraft erhalten kann. «Stabilitas» (Beständigkeit) ist eins der drei benediktinischen Gelübde. Em. Abtprimas Notker Wolf ist der Meinung, Benedikt hätte mit Stabilitas vor allem die Beständigkeit im Verbleiben in der Gemeinschaft vor Augen gehabt. Das sei nur möglich, wenn in einem Kloster freies und frohes Denken beheimatet sei, denn man brauche die Zuwendung der Mitschwestern und -brüder. Die gesellschaftliche Forderung, immer beweglich bleiben zu müssen, könne ausserdem erst dann erfüllt werden, wenn man selber irgendwo verankert sei. Aufgehoben in einer Gemeinschaft von gleich Gesinnten würden Benediktiner diesen Anker im «Ruhen in sich selbst» (habitare secum) suchen. Das könnte man entdecken, wenn man in Gott und in anderen Menschen ruhen lerne. Mit dem Ausflug bot das Kloster ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Verankerung in der Gemeinschaft zu verstärken, damit sie alle weiterhin beweglich bleiben können. Ich wünsche auch Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, schöne gemeinschaftliche Erlebnisse und gute Erholung in diesen Sommermonaten. Ihre

Verena Huber-Halter

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KLOSTER FAHR

Klosterumgebung

Ein einziger gestalterischer Wurf Die vorläufig letzte Etappe der Klosterrenovation hat in den vergangenen Monaten den letzten Schliff erhalten. Nach der Restaurierung der alten Klostermauern und der Neugestaltung des Konventhofes wurden Beleuchtung und Signalisation rund um das Kloster herum installiert. Wie die zuständige Denkmalpflegerin Dr. Isabel Haupt meinte, sollte das Gesamtkonzept all dieser Elemente im Aussenbereich des Klosters ein «einziger gestalterischer Wurf» sein. Die dreihundert Jahre alten Mauern, die das Kloster Fahr umgrenzen, waren von Wind und Wetter gezeichnet und hatten dringend eine Ausbesserung nötig. Loser Mörtel ermöglichte an diversen Stellen das Eindringen von Wasser. Dieser Mangel musste behoben werden, denn hätte das Wasser die Steine hinterspült und herausgebrochen, hätte das die Stabilität der Mauern beeinträchtigt. Die Arbeiten dauerten nicht nur aufgrund von wetterbedingten Verzögerungen monatelang, die Aufgabe selbst war mühselig und zeitraubend. In einem ersten Schritt mussten die langen Mauern sorgfältig gereinigt werden, indem in Kleinarbeit der vom Alter gezeichnete und lockere Mörtel entfernt werden musste, um schliesslich noch alles von Staub zu befreien. Historischer Mörtel Danach wurde in Handarbeit ein historischer Mörtel so dick aufgetragen, dass alle Steine bedeckt waren. «Historisch» ist dieser Mörtel, weil sowohl das Mischverhältnis wie auch die Herkunft von Sand und Kalk so gewählt wurden, wie es schon zur Zeit der Errichtung der Klostermauern verwendet wurde. Der Mörtel wurde dann vor Ort in der benötigten Menge gemischt und auf die gereinigten Mauern aufgetragen. Nach dem Austrocknen musste der neue Belag soweit abgekratzt werden, bis einzelne Steine wieder sichtbar wurden. Das neu erstrahlte

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Aussehen entspricht jetzt wieder dem Anblick, wie er sich vor dreihundert Jahren präsentiert hat. Einheitliche Beschilderung Schon seit zwei Jahren ist ausserdem die neue Beschilderung und Beleuchtung rund um das Kloster in Planung. Bis vor kurzem wiesen Dutzende von unterschiedlichen Aussenleuchten und Tafeln den Besuchern den Weg. Um das Ganze zu vereinheitlichen und damit mehr Klarheit zu schaffen, liess die Klostergemeinschaft durch den Architekten, die Denkmalpflegerin und einen Spezialisten für Signaletik ein gesamtheitliches Konzept erstellen. Es ist den Schwestern ein An-

Ein Stück Umgebungsmauer nach der Restaurierung (Foto: Verena Huber-Halter).


KLOSTER FAHR liegen, dass sich auch ortsunkundige Besucher sofort auf dem Gelände zurecht finden und keine Hemmungen zu haben brauchen, einen Blick in den Propsteigarten zu werfen, die St. Anna Kapelle zu betreten oder dem Klosterladen einen Besuch abzustatten. Bisher haben viele Besucher vor dem Durchschreiten der Tore links und rechts des Riegelhauses zurückgeschreckt, weil sie privaten Klosterbereich vermuteten. Die neue Beschilderung soll deutlich machen, dass Besucher auch in all diesen Bereichen willkommen sind. In so genannten «Themeninseln» stehen jetzt verschiedene Informationen zur Verfügung, um Interessierten einen Blick ins Klosterleben zu ermöglichen. An unterschiedlichen Orten sind zu diesem Zweck Tafeln angebracht, die Auskunft über Geschichte und Leben im Kloster oder über die Bepflanzung im Propsteigarten geben. Die neuen Wegweiser wurden als Stelen gestaltet, die gleichzeitig Leuchtkörper sind, deren Lichtfarbe sich das Jahr über den liturgischen Farben anpasst. Vom Durchgangs- zum Aufenthaltsort

Einladende Weigweiser und Themeninseln (Fotos: Anex & Roth Visuelle Gestaltung).

Der Konventhof, dessen Kiesbelag schon beim Umzug zurück ins Kloster ein grosses Hindernis darstellte, wurde nun endlich rollstuhlgängig gestaltet. Bisher wurde dieser Hof ausschliesslich als Durchgang zu unterschiedlichen Bereichen im und ums Kloster genutzt. Mit der Neugestaltung hat sich das geändert. In der Mitte steht frisch gereinigt der alte Brunnen, der, nachdem Risse aufgefüllt und Zu- und Ableitung erneuert wurden, wieder in Betrieb genommen werden konnte. Schöne, rollstuhlgängige Wege ermöglichen jetzt auch für die gehbehinderten Schwestern einen einfachen Zugang in den Klostergarten und die grosse Bank rund um den neu gesetzten, Schatten spendenden Kugel-Trompetenbaum laden zum Verweilen ein. Die grossen, herzförmigen Blätter dieses Baumes sondern einen Stoff ab, der die Mücken fern halten soll, so dass die

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KLOSTER FAHR

Der Klosterhof im Umbau vom Durchgangs- zum Aufenthaltsort (Foto: Verena Huber-Halter). Schwestern auch abends noch ungestört unter ihm beisammen sitzen können. Der zweite alte Brunnen, der bisher auch im Konventhof beheimatet war, hat im Zuge der Umgestaltung im Klostergarten einen neuen Standort gefunden.

Sperrige Fundsache im Boden des Klosterhofs (Foto: Andrea Vogt).

Die Arbeiten haben durch die eine oder andere ungeplante Entdeckung etwas Verzögerung erfahren. So rechnete man zum Beispiel beim Aushub für die neuen Wege nicht damit, unter dem Erdreich einen prachtvoll erhaltenen, starken, 750 Kilogramm schweren Wurzelstock eines vor langer Zeit gefällten Thujabaumes zu finden. Der Bagger benötigte denn auch einen halben Tag, um dieses Ungetüm auszugraben, was die anderen Arbeiten leicht verzögerte. Trotz aller Hindernisse, die sich den Gärtnern in den Weg gestellt hatten, konnte die Arbeit dann doch rechtzeitig fertiggestellt werden, so dass die von den Schwestern schon von langer Hand vorbereitete, kleine Einweihungsfeier planmässig stattfinden konnte. Somit kann die Gemeinschaft schon in diesem Sommer ihren Konventhof nicht nur als Durchgang benutzen, sondern auch darin verweilen und geniessen. Verena Huber-Halter

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KLOSTER FAHR

Mitarbeiterausflug

Auf schmalen Strassen ins Paradies «Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem reisen wir in andere Verfassungen der eigenen Seele.» Mit diesem Zitat von Werner Bergengruen beginne ich gerne mit dem Reisebericht des Mitarbeiterausfluges vom Kloster Fahr. Es wurde bei einer Bereichsleitersitzung deutlich, dass die Belegschaft gerne einmal ausserhalb des Klosters etwas unternehmen möchte. So beschlossen wir einvernehmlich, dass die MitarbeiterInnen im einen Jahr mit den Schwestern beim Kloster Fahr einen gemeinsamen Tag verbringen und im anderen verreisen. In diesem Jahr war der Ausflug an der Reihe. Ein naheliegendes Ziel Für das Ziel und Thema des gemeinsamen «Reislis» brauchten wir keinen Ausflugsmanager. Wir wollten uns auch nicht «teamquizduellieren», nicht «offgolfen» und schon gar nicht «trommeleventen». Da wir ein relativ junges Team sind (im Sinne von neu) war das Ziel naheliegend – das Kloster Einsiedeln, der grosse «Zwillingsbruder» des Klosters Fahr. Gestärkt mit einem feinen Kaffee vom klostereigenen Restaurant «Zu den Zwei Raben» reisten wir am 13. Juni bequem mit dem Car ins schöne Einsiedeln. Wir rätselten, wie lange man wohl zur Gründungszeit dorthin hatte? Es war ganz bestimmt eine lange und aufwendige Reise. Dauerte sie einen Tag oder gar zwei? Das Fachteam von der Paramantenwerkstatt genoss gleich zu Beginn eine Sonderführung in der Sakristei, wo sie die kostbaren und von Hand gefertigten Liturgiegewänder bestaunen konnten. Pater Philipp Steiner empfing auch uns bei der Hofpforte. Aufmerksam folgten wir seinen Berichten über die wechselvolle Geschichte

Die Fahrer «Landwirtschaftsdelegation» auf dem Weg zu den Einsiedler Cavalli della Madonna. und das Leben hinter diesen Klostermauern. Auch bestaunten wir die Ein- und Ausblicke im Kloster, die der weltlichen Bevölkerung normalerweise verborgen bleiben. Nach der Gärtnerei vermissten wir plötzlich ein Mitglied vom Küchenteam. Wie sich herausstellte, konnte es den feinen Kräutern nicht widerstehen – und so freuen wir uns auf die feine Zutat in der Fahrer Küche. Hochinteressiert inspizierten unsere Mitarbeitenden von der Landwirtschaft den Marstall, das älteste Gestüt Europas. Die drei noch vorhandenen Mutterstutenlinien gehören zu einem kulturhistorischen Erbe von nationaler Bedeutung. Natürlich war der Aufenthalt in der Klosterkirche von unglaublichen kulturhistorischen und liturgischen Eindrücken geprägt. Jeder von uns nutzte einen stillen Augenblick, um eine Opferkerze anzuzünden. Zum Abschluss nahmen wir an der feierlichen

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KLOSTER FAHR

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters Fahr auf St. Meinrad, in der Mitte Priorin Irene Gassmann (Fotos: Susi Losenegger). Vesper und dem Salve Regina mit den Einsiedler Mönchen teil. Alsdann fuhren wir auf schmalen Strassen ins Paradies. Der Etzelpass liegt eingebettet zwischen Schindellegi und Einsiedeln. Belohnt wurden wir mit einem herrlichen Ausblick auf die umliegenden Hügel, welche bis zu den Mythen reichen. «Gebetssteine» Bei der Kapelle St. Meinrad berichtete Priorin Irene Gassmann viel Spannendes zur Geschichte, gespickt mit einem persönlichen Erlebnis der Fahrer Schwestern: Alle hatte bei einem früheren Ausflug einen persönlichen Stein als Symbol für ihre mitgebrachten Anliegen beim Altar niedergelegt. Und zu unserer grossen Freude – niemand hat sie weggeräumt. Im Gasthaus St. Meinrad, mit dem vielversprechenden Untertitel «weil essen verbindet», liessen wir es uns gut gehen. Auf der grossen Terrasse genossen wir den gemütlichen Abend, bis die Sonne unterging. Unglaublich, wie schnell die Zeit

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verging! Viel zu früh für die einen, gerade richtig für die anderen, machten wir uns schliesslich auf den Heimweg. Mit einer kleinen zeitlichen Distanz zum Reisli stelle ich erfreut fest, dass der gemeinsame Ausflug uns nähergebracht und uns für die gemeinsame Aufgabe «Kloster Fahr» gestärkt hat. Susi Losenegger

Die Fahrer «Gebetssteine» am Fuss des Altars in der Meinradskapelle.


KLOSTER FAHR Wir gratulieren herzlich und wünschen den Prüfungserfolge: diplomierten Bäuerinnen viel Freude und Folgende Ehemalige unserer Bäuerinnenschule haben die Berufsprüfung «Bäuerin Erfolg in ihrem Beruf. mit eidgenössischem Fachausweis» erfolgreich abgeschlossen: Vermählungen: Amstad-Odermatt Manuela, Dorfstrasse 51, 20.9.2017, Monika Reichlin und Bruno Linggi, Gotthardstrasse 7a, 6410 Goldau (FK 12). 6375 Beckenried (HK 11/12). – Fähndrich-Rast Monika, Leinacher 1, 6026 Geburten: Rain (HK 11/12). – FöhnNACHRICHTEN 26.4.2017, Daniel, Pia und Zwingli Madlen, Geissberg, Martin Arnold-Arnold, 6432 Rickenbach (FK 12). – DER EHEMALIGEN Bürglen (FK 04). Krauer-Ruhstaller Martina, Sonnenriedstr. 3, 8855 Wangen (FK 11). – Zu Gott heimgegangen: Reichlin Helen, Steinerstr. 2, 6416 Steinerberg (HK 11/12). – Stadelmann-Troxler Sarah, Ehemalige Schülerin: Schulstr. 44, 9327 Tübach (FK 12). – SteinerAgnes Gisler-Baumann, Schattdorf (SK Keusch Andrea, obere Schwandenstr. 18, 1958). 8833 Samstagern (HK 11/12). – Vogel-Riser Daniela, Guggenbühl 1, 8442 Hettlingen (FK Gatte von: 12). – Wallimann-Scheuber Maja, Burg 1, Maria Röllin-Bättig, Seedorf (SK 1964). 6372 Ennetmoos (HK 11/12). – Widmer Patricia, Kreuzmatte 2, 6373 Ennetbürgen (HK Bruder von: 12/13). – Ziegler Alice, Giebel, 6454 Flüelen, Heidi Aregger-Fries, Kloster Fahr (SK 1994). (FK 13).

Sommerliches Weizenfeld beim Kloster Fahr (Foto: Priorin Irene Gassmann).

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Bruder Klausen-Lied Da Gottes Geist dich überkam und dich berief wie Abraham, verlässt du, heil’ger Bruder Klaus, gehorsam Heimat, Volk und Haus. Herr, soll es so dein Wille sein, lass mich in deine Stille ein. Nimm, was mich trennt von dir.

Der Dornbusch brennt im stillen Ranft, ein Gottesfeuer stark und sanft. Wie Mose zieht die Schuhe aus, Gott spricht zu uns durch Bruder Klaus. Herr, lass uns hören, was er spricht. In dir allein ist Fried‘ und Licht! Nimm mich, und gib mich dir.

Silja Walter OSB

Aus: Silja Walter Gesamtausgabe Band 10

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Der Ranft (Foto: Erich Liebi).

Du schaust das heilige Geschehn von Christi Tod und Auferstehn. Du stirbst mit ihm und lebst davon, im Himmel weilst auf Erden schon. Herr, sei auch unser Brot und Haus, zieh uns an dich durch Bruder Klaus. Gib, was mich führt zu dir.



KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Goldene Profess von Schwester Andrea Felder Wann: Samstag, 12. August 2017, 10.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Feierlicher Gottesdienst Kräutersegnung Was: Wann:

Wo:

Zu Mariä Himmelfahrt werden Kräuter gesegnet. Dienstag, 15. August 2017 14.00 Uhr Rosenkranz 14.30 Uhr Pilgerandacht und Kräutersegnung Klosterkirche Einsiedeln

Einsiedler Krankentag Was: Das Kloster Einsiedeln lädt alle kranken und betagten Menschen herzlich ein zur Feier des Einsiedler Krankentages mit Abt Urban Federer. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Wann: Montag, 22. August 2017, 14.30 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Engelweihe Was: Wann:

Wo:

An diesem Fest feiern wir den Weihetag der Gnadenkapelle. Zur Geschichte der Engelweihe: www.engelweihe.ch Vorabend – Mittwoch, 13. September 2017 16.30 Uhr Pontifikalvesper 19.00 Uhr Engelweihamt mit Prozession Festtag – Donnerstag, 14. September 2017 09.30 Uhr Pontifikalamt 16.30 Uhr Pontifikalvesper 20.00 Uhr Feierliche Komplet mit grosser eucharistischer Prozession Klosterkirche Einsiedeln

Dein Leben will singen Wann: Freitag, 29. September 2017, 19.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Abendlob – ein abendlicher Gottesdienst zum Ausklang des Festes der Erzengel mit Gesängen von Silja Walter (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Wer: Benediktinerinnen Kloster Fahr und Barbara Kolberg

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KALEIDOSKOP

Kultur Einsiedler Orgelkonzerte Wann: Dienstag, 8. August 2017: P. Lukas Helg und Emanuel Helg Dienstag, 15. August 2017: P. Theo Flury (Einsiedeln / Rom) mit Chor «Cantora» Dienstag, 22. August 2017: P. Theo Flury (Einsiedeln / Rom) mit Brass Power Beginn: Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft) Wo: Klosterkirche Einsiedeln Freier Eintritt – Kollekte Weitere Infos: www.orgelkonzerte.ch Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch oder Tel. 055 418 62 70 (Mo – Fr 09.00 – 11.00 / 13.30 – 16.00 Uhr) Konzert mit Capriccio Barockorchester Wann: Sonntag, 20. August 2017, 18:00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: «Zwölftes Jahrhundert», Werke von Bach, Vivaldi und Händel Solistin: Maya Boog, Sopran Wer: Capriccio Barockorchester Info: Information und Ticket www.kloster-fahr.ch Kultur und Angebote Ü-30-fahrwärts Wann: Wo: Was:

25.–27. August 2017 (mit Anmeldung) Kloster Fahr Im Rhythmus der Benediktinerinnen miteinander den Glauben feiern, miteinander ins Gespräch kommen, singen, diskutieren, auftanken, zuhören.

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KALEIDOSKOP

Neuer Katalog zum Künstler Ferdinand Gehr

Der mit den Farben tanzte Der Künstler Ferdinand Gehr (1896–1996) ist sowohl im Kloster Einsiedeln als auch in der zu Einsiedeln gehörenden Propstei St. Gerold mit Werken vertreten. Anfänglich umstritten mit seinen sakralen Werken, gehört Gehr heute zu den grossen, international anerkannten Kirchenmalern des 20. Jahrhunderts. Der neue Katalog über das Werk des Künstlers Ferdinand Gehr erschien zu der kürzlich gezeigten Ausstellung «Ferdinand Gehr – Bauen an der Kunst» im Kunstmuseum Olten und widmet sich den öffentlichen Aufträgen. Essays nähern sich Gehrs Werk aus historischer, architekturtheoretischer und kunstgeschichtlicher Perspektive an, so dass ein abgerundetes Bild des 1996 hochbetagt verstorbenen Künstlers entsteht. Glücksfall St. Gerold Gehr war alles andere als ein verkannter Künstler. Ein Verhüllter vielleicht schon eher, denn 1957 musste sein bekanntes Werk in der Kirche Oberwil (ZG) aufgrund vehementer Proteste abgedeckt werden. Gehr litt unter den gegen seine Kunst gerichteten Kampagnen und die Aufträge für die künstlerische Ausgestaltung von Sakralbauten verebbten für eine gewisse Zeit. So darf es als Glücksfall bezeichnet werden, dass Pater Nathanael Wirth, der damalige Propst in St. Gerold (A), Gehr den Auftrag für das Altarbild in der Pfarrkirche St. Gerold erteilte. Im Buch sind die Werke von Ferdinand Gehr in St. Gerold auf mehreren Seiten abgebildet. Wie Pater Kolumban Reichlin in der «Propstei-Zeitung 1/2017» ausführt, war Gehr ein Mystiker, ein Mensch, der das Mysterium der Liebe respektiert, reflektiert und rezipiert habe. «Eine Frucht dieses jahrzehntelangen spirituellen Weges war seine mit der Erfahrung universeller

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Dorothee Messmer & Katja Herlach, Ferdinand Gehr – Die öffentlichen Aufträge. Scheidegger & Spiess, Zürich, 2016, 224 S., CHF 49.-, ISBN978-3-85881-533-0.

Freiheit und Einheit einhergehende ungegenständliche Malerei.» Gehrs Kunst hat sich emanzipiert und wird heute nicht mehr verhüllt. Bruder Gerold Zenoni


KALEIDOSKOP

Das Buch zum 70. Geburtstag von Pater Christoph Anlässlich des 70. Geburtstags von Pater Christoph Müller wurde unter Freunden und Wegbegleitern die Idee geboren, den beliebten Seelenhirten der drei ersten Pfarreien im Vorarlbergischen Grossen Walsertal – Thüringerberg, St. Gerold und Blons – mit der Herausgabe von siebzig lesenswerten Vorworten, die er in den vergangenen Jahren im Pfarrblatt seines Pfarrverbandes verfasst hatte, zu überraschen. Am Sonntag, 21. Juni 2017, konnte das Buch bei der öffentlichen Dankesfeier für Pater Christoph übergeben werden, der es mit grossem Erstaunen und ebensolcher Freude entgegengenommen hat. Das 184 Seiten starke Buch mit einem Vorwort von Bischof Benno Elbs und Abt Urban Federer sowie mit zahlreichen Fotos von Pater Christoph und mit Abbildungen vom «Weg der Sinne und der Stille» kann in der Propstei St. Gerold zum Preis von € 17.80 (inkl. Versandkosten) erworben werden. Bestellungen: propstei@propstei-stgerold.at / Tel. +43 5550 2121 20.

SPIRITUALITÄT Die Bibel. Einheitsübersetzung. Altes und Neues Testament. Herder, 2017, 1504 S., CHF 14.90, ISBN 978-3-451-36000-8 Der unentbehrliche Bibel-Klassiker für Kirche, Schule und alle Bibelleser und Bibelnutzer: handlich, gut lesbar, preiswert, praktisch erschlossen durch Einleitungen, Anmerkungen, Querverweise, Zeittafeln, Register und Karten. Besonders geeignet für Religionsunterricht, Bibelkreise und die persönliche Schriftlesung. Die revidierte Einheitsübersetzung wurde im Herbst 2016 vorgestellt. Damit endete ein zehnjähriger Arbeitsprozess, an dem Theologen, Bibel- und Sprachwissenschaftler sowie viele weitere Fachleute beteiligt waren. Basis für die Überarbeitung der 1979 erschienenen Einheitsübersetzung waren neue Erkenntnisse zu

frühen Textzeugen, eine engere Orientierung am Urtext und die Berücksichtigung von Änderungen im aktuellen Sprachgebrauch. Die Einheitsübersetzung wird über Deutschland, Österreich und die Schweiz hinaus im gesamten deutschsprachigen Raum genutzt und ist die ver-bindliche Fassung für Liturgie, Schule und Seelsorge. Roland Breitenbach, Sei behütet und beschützt. Ein segenreicher Begleiter durch die Jahreszeiten. Echter, 2017, 112 S., CHF 16.90, ISBN 978-3-42904331-5. Nicht nur heute soll jemand an deiner Seite sein, der dir Worte des Lebens sagt, einer, der deine Worte versteht, Menschen, die deine Hilfe schätzen und die in dein Lachen ein-

NEUE BÜCHER

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KALEIDOSKOP stimmen. Segnen kann jeder Mensch. Und segnende Menschen sind offene Menschen, die nichts Wertvolles für sich behalten wollen. Gelegenheiten für ein Segenswort gibt es viele: als ein Willkommen oder zum Abschied; bei einer Erkrankung, einem Todesfall oder einer Enttäuschung; zum Beginn eines neuen Lebensabschnitts oder zum Ende des Lebens. Die Segensworte in diesem Begleiter durch die Jahreszeiten ermuntern dazu, für jeden Tag neu einen Segen wie einen guten Wunsch über sich und andere zu sprechen. Ermes Ronchi, Die nackten Fragen des Evangeliums, Neue Stadt, 2017, 192 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-3746-1112-4. Jesus liebte es zu fragen. Denn Fragen können wichtiger sein als Antworten: Sie stimulieren und öffnen neue Horizonte. Jesu Fragen, die «nackten Fragen des Evangeliums», erweisen sich als überraschend brisant und befreiend – für einen persönlichen wie für die Kirche als Ganzes. Unmittelbar kommen wichtige Themen ins Blickfeld: Was wollen wir eigentlich? Warum und wovor haben wir Angst? Wofür brennen wir? Welche Rolle spielen bei uns die Frauen? Worauf richtet sich unser Augenmerk: auf Regeln, auf die Vergangenheit – oder auf den einzelnen Menschen und die Zukunft Gottes?

LEBENSHILFE Hans-Joachim Maaz, Das falsche Leben. C.H. Beck, 2017, 256 S., CHF 15.50, ISBN 978-3406-70555-7. Ein Normopath ist stets normal und angepasst, sein Verhalten überkorrekt und überkonform. Die Zwanghaftigkeit, mit der er den Erwartungen entspricht, verrät indes,

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dass er ein falsches, ein unechtes Leben führt. Krank ist nicht nur er, sondern vor allem die Gesellschaft, in der er lebt und deren Anpassungsdruck er sich unterwirft – bis er die Gelegenheit gekommen sieht, seine aufgestaute Wut an noch Schwächeren oder am «System» abzureagieren. Der Hallener Psychoanalytiker und Psychiater Hans-Joachim Maaz ist bekannt für seine brillanten, zukunftsweisenden Analysen kollektiver Befindlichkeiten und gesellschaftlicher Zustände – vom Gefühlsstau, einem Psychogramm der DDR, bis zur narzisstischen Gesellschaft, einer PsychoAnalyse unserer Promi- und Leistungsgesellschaft. In seinem neuen Buch nimmt er Phänomene wie Pegida und AfD, den zunehmenden Hass auf Ausländer, aber auch die Selbstgerechtigkeit der politischen Elite zum Anlass, ein konturenscharfes Bild unseres Lebens zu zeichnen, in dem wir uns lange eingerichtet haben und aus dem uns nun die zunehmende Polarisierung und Barbarisierung unserer sozialen und politischen Verhältnisse herausreisst. Das falsche Leben ist das Buch zur Stunde – Augen öffnend und alles andere als Mainstream. Hildegard von Bingen, Die Seele altert nicht. Wofür es sich zu leben lohnt. Benno, 2017, 128 S., CHF 14.90, ISBN 978-3-7462-4933-9. «Die Seele altert nicht», sagt Hildegard von Bingen. Dieses Buch beleuchtet das körperliche Altern, zeigt aber auch die Chancen des Alters: reifer werden, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können, zufriedener werden, aus dem Berg an Lebenserfahrung die «bleibenden Werte», die Früchte des Lebens ernten. Ein Buch, das Mut macht, in Gelassenheit alt zu werden.


KALEIDOSKOP

SACHBÜCHER Arznei für die Seele. Mit der Stiftsbibliothek St. Gallen durch die Jahrhunderte. Sommerausstellung 2017. Hg. von Cornel Dora, Verlag Klosterhof, St. Gallen 2017. Bibliotheken wird man erst vermissen, wenn es sie nicht mehr gibt. Der rasante Kulturwandel löst das alte Verständnis von Bibliotheken als Kulturgut erster Güte zunehmend auf durch die Reduzierung alles Wissens auf Information. Bibliotheken können aber nicht auf nutzbares Wissen reduziert werden. Über dem Eingang der St. Galler Stiftsbibliothek steht: Heilstätte der Seele. Büchersammlungen weisen über materiellen Nutzen hinaus, sie öffnen ungeahnte Räume und ermöglichen Freiheit. Um dieses eminente Kulturwerk, dessen Wurzeln in andere, längst vergangene Kulturen weisen, ein wenig besser zu verstehen, ist die Sommer – Ausstellung in St. Galler eingerichtet worden. Der Leser des Katalogs wird auf eine Reise durch die Kulturgeschichte der Bibliothek mitgenommen. Anhand der Bestände der Stiftsbibliothek werden die bescheidenen, aber sehr spannenden Anfänge der Klosterbibliothek seit dem 8. Jahrhundert dargestellt. Die Bibliotheksgeschichte widerspiegelt auch die innere Geschichte des Klosters, das nicht immer auf der Höhe des eigenen geistlichen Anspruches stand. Es brauchte viel Vorsorge und noch viel mehr Glück, dass die Stiftsbibliothek verhältnismässig gut bis in unsere Zeit bewahrt bleiben konnte. Auch wenn es institutionell seit dem Untergang der Abtei St. Gallen eine tote Bibliothek ist, kann sie dank der sorgsamen Pflege und wissenschaftlichen Erforschung, finanziell getragen vom katholischen Konfessionsteil St. Gallen, ein Leuchtturm geistlicher Kultur sein.

Yuval Noah Harari, Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen. C.H. Beck, 2017, 576 S., CHF 35.90, ISBN 978-3-406-70401-7. In seinem Kultbuch «Eine kurze Geschichte der Menschheit» erklärte Yuval Noah Harari, wie unsere Spezies die Erde erobern konnte. In Homo Deus stösst er vor in eine noch verborgene Welt: die Zukunft. Was wird mit uns und unserem Planeten passieren, wenn die neuen Technologien dem Menschen gottgleiche Fähigkeiten verleihen – schöpferische wie zerstörerische – und das Leben selbst auf eine völlig neue Stufe der Evolution heben? Wie wird es dem Homo Sapiens ergehen, wenn er einen technikverstärkten Homo Deus erschafft, der sich vom heutigen Menschen deutlicher unterscheidet als dieser vom Neandertaler? Was bleibt von uns und der modernen Religion des Humanismus, wenn wir Maschinen konstruieren, die alles besser können als wir? In unserer Gier nach Gesundheit, Glück und Macht könnten wir uns ganz allmählich so weit verändern, bis wir schließlich keine Menschen mehr sind.

KUNST Christoph Niemann, Souvenir. Diogenes, Zürich, 2017, 256 S., CHF 50.-, ISBN 978-3257-02149-3. bgz. Christoph Niemann ist ein international erfolgreicher Illustrator. Seine Sammlung von Reisezeichnungen aus den letzten Jahren bildet den Grundstock dieses grossformatigen Kunstbandes. Reduktion auf eine Art übergeordnete Realität könnte man die sparsame Strichführung des Künstlers umschreiben. Und häu-

Pater Gregor Jäggi

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KALEIDOSKOP fig entdeckt man Elemente des Humors in seinen Porträts von Menschen und Dingen. Man blättert begeistert durch die Seiten und wünscht sich noch mehr von Christoph Niemanns Kunst.

GESCHICHTE Magnus Brechtken, Albert Speer – Eine deutsche Karriere. Siedler, München, 2017, 910 S., CHF 40.40, ISBN 978-3-8275-0040-3. bgz. Nach der Lektüre bleibt unweigerlich nur eine Schlussfolgerung: Man muss radikal Abschied nehmen vom Bild des «guten Nazis» Albert Speer, das sich dieser auf unverfrorene Art und Weise nach dem Zweiten Weltkrieg selbst gezeichnet hat. Dem Stakkato einer Maschinengewehrsalve gleich listet der Autor – häufig untermauert durch aussagekräftiges Bildmaterial – die stets belegbaren Verstrickungen Speers in die totale Kriegsmaschinerie der Nationalsozialisten auf. Speer sorgte für die Verlängerung des Kriegs und opferte unzählige Menschenleben. Die Glaubwürdigkeit von Brechtkens Argumenten scheint ausser Zweifel zu sein, so dass diesem Buch der Rang der gültigen und wahren Speer-Biographie zukommt.

BELLETRISTIK Chris Kraus. Das kalte Blut. Diogenes, Zürich, 2017, 1187 S., CHF 39.-, ISBN 978-3-25706973-0. bgz. Der Filmemacher und Romancier Chris Kraus stütz sich bei diesem Roman auf die Biographie seines Grossvaters, der aus Riga stammte und in Lettland als SSMann agierte. Die Brüder Hubert und Konstantin

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Solm gehen 1917 aller Privilegien verlustig. Zwischen Bolschewisten, Faschisten und Kommunisten lavierend, werden sie zu Opportunisten im Dienste der Nazis, der Sowjets, des BND, der CIA oder des Mossad. Immer an ihrer Seite die jüdisch-stämmige Ev. Ein Roman, wie man ihn seit Jonathan Littells Buch «Die Wohlgesinnten» nicht mehr gelesen hat! Alina Herbing, Niemand ist bei den Kälbern, Roman. Arche, Zürich, 2017, 256 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-7160-2762-2. bgz. Bezeichnenderweise heisst die Ortschaft in Mecklenburg-Vorpommern Schattin. Christin ist hier aufgewachsen. Jetzt lebt sie auf dem grossen Milchviehbetrieb ihres Freundes Jan. Doch sie will weg: in die grosse Stadt! Alina Herbing möchte ja vielleicht in ihrem Debut-Roman von der Landidylle schreiben. Aber ihre Protagonisten lassen ihr keine Wahl: es ist die Hölle! Und das Anbändeln mit dem Windkrafttechniker Klaus wird für Christin zum Debakel. Das Buch setzt den richtigen Kontrapunkt zu den zahllosen Landlustwohlfühlfilmen im Fernsehen. Carsten Jensen, Der erste Stein. Knaus, München, 2017, 638 S., CHF 34.90, ISBN 978-38135-0741-6. bgz. Leider gibt es nie genug Antikriegsromane. Der dänische Bestsellerautor Carsten Jensen legt mit diesem Bericht aus dem AfghanistanKrieg ein unter die Haut gehendes Pamphlet gegen jede Kriegsführung vor. Eine Gruppe dänischer Soldaten und eine Soldatin geraten am Hindukusch in den Malstrom einer Maschinerie aus der es kein Entrinnen gibt. Zwischen der «Friedensmissionstruppe», Warlords, der afghanischen Armee, Schmugglern und Waffenhändlern entwickelt sich ein Katzund Mausspiel, das nur Verlierer kennt.


KALEIDOSKOP Kurt Palm, Strandbad Revolution, Roman, Deuticke, Wien, 2017, 254 S., CHF 33.55, ISBN 978-3-552-06337-2. bgz. 1971: Tiefste österreichische Provinz. Und doch das volle Leben für Mick und seine Freunde. Zwar sollte er für die FranzösischNachprüfung büffeln. Doch die burgenländische Keramikerin und die Holländerin auf dem kroatischen Campingplatz sind entschieden attraktiver… Wenn auch vorerst keineswegs alles klappt! Es ist die Zeit des Opel Admirals, der von vorsorglichen Müttern mit Billigangeboten vollgestopften Tiefkühltruhen und der Proteste gegen das «Establishment». Nur blöd, dass man auf die Kirche «Ora & deflora» sprayt.

Heinz Liepman, Karlchen oder Die Tücken der Tugend, Roman, Milena, Wien, 2016, 224 S., CHF 32.90, ISBN 978-3-90295-082-6. bgz. Der 26 Jahre alte Karlchen kann nicht lügen. Wahrheit ist für ihn oberste Maxime. Ihm gelingt der Ausbruch aus der Nervenheilanstalt, in die er wegen seines Wahrheitsfimmels eingeliefert worden war. Liepman beschreibt die Abenteuer seines Antihelden als gutmütigem Taxifahrer in der Stadt mit viel Liebe und Humor. Am Schluss heisst es lakonisch: «Alles ist schade.» Liepmans Parabel auf die Tugend der Wahrheit aus dem Jahre 1964 ist eine lohnende Wiederentdeckung.

Bodo Kirchhoff, Mexikanische Novelle. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main, 2017, 158 S., CHF 28.90, ISBN 978-3627-00236-7. bgz. Die Novelle erschien erstmals 1984. Die vom Autor erarbeitete Neufassung hat keinen Staub angesetzt. Es sei denn der Staub der an einem flirrenden Hitzetag in Mexiko in der Luft liegen mag. Als Ich-Erzähler soll ein junger deutscher Journalist einen in den USA stationierten deutschen Kampfpiloten porträtieren. In Mexiko kreuzen sich auf mysteriöse Art und Weise und mit tödlichen Folgen die Wege des Protagonisten mit einer jungen Schönen, ihrem Bruder und weiteren Personen. Eine Prise Georges Simenon, etwas Gabriel Garcia Marques, so ungefähr liest sich dieser meisterhafte und lang nachhallende Text von Bodo Kirchhoff.

Karl Friedrich Borée, Frühling 45 – Chronik einer Berliner Familie, Roman. Lilienfeld, Düsseldorf, 2017, 461 S., CHF 32.-, ISBN 9783-940357-60-1. bgz. Den Nazis gelang es erfolgreich, den Namen des Schriftstellers Karl Friedrich Borée aus der deutschen Literaturgeschichte zu streichen. Nun aber liegt erfreulicherweise eines der besten Bücher Borées wieder vor. Geschildert wird die Schlussphase des Zweiten Weltkriegs der Familie Stein. Sie können eine von einem Nazibonzen verlassene Villa in einem Berliner Vorort beziehen. Mit stets inhaltsschwer aufgeladenen Sätzen ist man hautnah dabei in dieser turbulenten Zeit der Ungewissheit und aufkeimender neuer Hoffnung.

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KALEIDOSKOP

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Natascha Wodin, Sie kam aus Mariupol. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2017, 365 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-498-07389-3. bgz. Fßr ihre romanhafte Biographie wurde Natascha Wodin 2017 mit dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Die Mutter der Autorin stammte aus den besseren Kreisen der ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Von den Nazis nach Deutschland verschleppt, ertränkt sie sich später. Nach der erfolgreichen Eingabe des Namens der Mutter in eine russische Suchmaschine beginnt fßr die Autorin eine spannenden Spurensuche, die man mit grosser Anteilnahme und heller EmpÜrung ßber jene, die Schuld an den katastrophalen Zustanden trugen, mitverfolgt.

Annie Proulx, Aus hartem Holz, Roman. Luchterhand, Mßnchen, 2017, 894 S., CHF 34.90, ISBN 978-3-630-87249-0. bgz. Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx legt nach ihren Welterfolgen Schiffsmeldungen und Brokeback Mountain ihren neusten Roman vor in dem sie anhand zweier aus Frankreich eingewanderten Familien einen dreihundertjährigen Bogen ßber die immer exzessiver gewordene Abholzung der unermesslich riesigen Wälder in Kanada schlägt. Verbunden damit ist die Marginalisierung der Indianer, was im Kloster Einsiedeln auf besonderes Interesse stossen dßrfte, da der Einsiedler MÜnch Martin Marty an vorderster Front bei der Missionierung der Sioux in Amerika tätig war.

Nagib Machfus, Spiegelbilder. Unionsverlag, ZĂźrich, 2017, 377 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-293-20767-7. bgz. Der ägyptische Literaturnobelpreisträger aus dem Jahr 1988 webt hier einem orientalischen Teppich gleich ein Geecht von Personen aus dem Kairo des vergangenen Jahrhunderts. Dabei ist der Autor den beschriebenen Personen in unterschiedlichem Masse verbunden: mal sind es Schulgefährten, begehrenswerte Frauen oder Ministerialbeamte. Gewissermassen am Rande der beschriebenen Personen lernt man viel Ăźber die ägyptische Geschichte in der jĂźngeren Vergangenheit. Grossartige Porträts des KĂźnstlers Saif Wanli ergänzen das Buch.

7PFKPô 4CF\GXKêKĿVô (KUEJG WPF &TCEJGP 4GUKFGP\ 8GTNCI 5CN\DWTI 5 %*( +5$0 Im Buch fßr das die litauische Autorin den Literaturpreis der Europäischen Union erhielt, geht es um vier Frauen, die in einer Wohnung in absurden Dialogen ßber das Leben sinnieren. Und es geht um den Maler Giuseppe Castiglione, der im 18. Jahrhundert als jesuitischer Missionar am Hof des chinesischen Kaisers wirkt. Seine Mission scheitert zwar, aber dafßr begrßndet er den Mal-stil der chinesischen Qing-Dynastie. Zeiten und Erzählstränge verbinden sich zu einem umwerfend komischen Roman ßber zwei Kulturen.


KALEIDOSKOP Nancy Bilyeau, Der Gobelin des Königs, Historischer Roman. dtv, München, 2017, 462 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-423-26103-6. bgz. Johanna Stafford war Novizin bei den Dominikanerinnen im englischen Städtchen Dartford. Doch auf Befehl des Königs wurde das Kloster dem Erdboden gleichgemacht. Jetzt lebt Johanna als Gobelinweberin wieder in der Welt. König Heinrich VIII. findet Gefallen an ihrer Kunst und lädt sie an den Hof ein. Der dort verübte mysteriöse Anschlag auf Johanna durch einen obskuren Pagen ist nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe spannender Episoden verteilt auf halb Europa.

Rebecca Gablé, Die fremde Königin, Historischer Roman. Lübbe, 2017, Köln, 763 S., CHF 34.90, ISBN 978-3-431-03977-1. 951: Der junge Gaidemar aus König Ottos Reiterlegion soll die im 11. Jahrhundert heiliggespro-chene Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Das Unterfangen gelingt. Auf der Flucht verliebt sich Gaidemar in Adelheid. Doch diese heiratet König Otto. Auf dem Lechfeld siegt Otto über die Ungarn. Gaidemar verlobt sich mit der Tochter eines Slawenfürsten. Ein fes-selnder Roman über ein Zeitalter grosser Frauen und kämpferischer Männer!

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