2路2015
S A LV E
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
7. Jahrgang · Ausgabe 2 April/Mai 2015 Erscheint sechs Mal jährlich Titelbild: Mauritius-Statue aus Eichenholz im Kloster Fahr (S. 4ff).
Der hl. Mauritius Kloster Fahr: «Er lebt mit uns allen zusammen weiter»
4
Wallfahrt Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Rubrik Liturgie: Gabenbereitung Liturgischer Kalender Karwoche und Ostern in Einsiedeln Gebetserhörungen: «Danke, Bruder Meinrad» Die Kleider der Madonna Wallfahrtsinformationen Haben Sie gewusst
10 11 12 15 16 18 20 21
Kloster Einsiedeln In memoriam Pater Karl Burkard In memoriam Pater Bernhard Wüest Gebetsanliegen Konventglöckli
22 25 28 30
Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Schulseelsorge: Sorge um Menschen und Schulseele Stiftstheater: «Der gestiefelte Kater» Internat: Externe und Lehrer zu Besuch Personalnachrichten In memoriam Max Zumsteg
32 33 34 36 40 42 43
Propstei St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm
44
Kloster Fahr Grusswort In memoriam Schwester Agnes Baisch Neuerscheinung: «Lauter Licht» «ü30fahrwärts»: Frau, dein Glaube ist gross Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch
2
49 50 53 55 59 60
Kaleidoskop Veranstaltungskalender Selma Lagerlöf/Verner von Heideenstam und Einsiedeln Cantars: Kirchenklangfest 2015 Neue Bücher Impressum
62 64 69 69 79
LEITGEDANKE
W
as für eine schreckliche Aktualität unseres Jahresthemas! «Sie wurden ermordet nur weil sie Christen waren.» Das sagte nicht Papst Marcellinus, um das Massaker an den thebäischen Soldaten unter Führung eines gewissen Mauritius im Unterwallis um das Jahr 300 zu verurteilen. Diese Worte sind heutigen Datums. Papst Franziskus hat damit am 16. Februar dieses Jahres die Enthauptung einer Gruppe koptisch-ägyptischer Christen durch eine Terrormiliz verurteilt. Der einzige Unterschied zu den Enthauptungen vor mehr als 1700 Jahren bei Saint-Maurice besteht darin, dass das Wörtlein «nur» im Falle der thebäischen Legion fehl am Platz gewesen wäre. Mauritius und seine Gefährtinnen und Gefährten waren Christen, aber als solche wollten sie ihrem Gott mehr gehorchen als ihrem weltlichen Gebieter. Sie bekannten sich zu Jesus Christus in Wort und Tat und vielleicht auch dadurch, dass sie wie die Figur des heiligen Mauritius im Kloster Fahr (Seite 4 ff.) auf ihren Schilden das koptisch-christliche Kreuz getragen hatten. Ebenfalls ein koptischer Christ, Pater Makary El-Soriany, ist viel später, am 11. September 1962, dem Festtag der Zürcher Stadtheiligen Felix, Regula und Exuperantius, in der Zürcher Wasserkirche darauf zu sprechen gekommen. Das Kreuz sei durch die Kopten, die Märtyrer der thebäischen Legion, in die Schweiz gebracht worden, sagte Pater Makary vor Vertretern der Stadt, des Kirchenrates und der Universität. Ich erwähne diese Begebenheit aus dem Jahr 1962 deshalb, weil auch sie in den blutigen Rahmen passt: Pater Makary wurde später Bischof für Ökumene und soziale Dienste der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten und kam 1981 beim tödlichen Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat ebenfalls ums Leben. Das Kloster Saint-Maurice d‘Agaune gedenkt dieses Jahr gemeinsam mit vielen Christen seiner Gründung vor 1500 Jahren und damit auch ihrer Vorgeschichte, dem Martyrium des heiligen Mauritius und seiner Gefährten, «weil sie Christen waren». Angesichts des schrecklichen Schicksals vieler Christen namentlich im Nahen Osten könnte das Jubiläum von Saint-Maurice Anlass für uns alle sein, in uns zu gehen, uns zu fragen, was es für uns bedeute, Christen zu sein, und unsere Dankbarkeit und Anerkennung für unsere koptischen Mitchristen, inzwischen über die ganze Welt verstreut, zum Ausdruck zu bringen. Herzlich
Erich Liebi
3
JAHRESTHEMA
Der heilige Mauritius II
«Er lebt mit uns allen zusammen weiter» Als Schwesterkloster der Benediktinerabtei Einsiedeln hat die Klosterkirche Fahr die gleichen Patrone – die Gottesmutter Maria, den heiligen Mauritius und den heiligen Meinrad. Im Kloster Fahr allerdings hat die Verehrung des Märtyrers aus Saint-Maurice d´Agaune, wo dieses Jahr 1500 Jahre Klostergeschichte gefeiert wird, einen etwas anderen Stellenwert als in Einsiedeln: Er wird in jeder Sonntagsmesse angerufen, seine Bildnisse werden von den Fahrer Schwestern liebevoll als Kostbarkeiten gehegt und im Gesamtwerk der Fahrer Schriftstellerin Schwester Hedwig (Silja) Walter ist er in Hymnen und in einem Festspiel aus den achtziger Jahren präsent, «er lebt mit uns allen zusammen». Der Grund dafür könnte allerdings aus einer Zeit stammen, als es das Kloster Einsiedeln noch gar nicht gab.
«... in der Gemeinschaft mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit deinen Aposteln, mit den heiligen Meinrad und Mauritius...»: Diesen Teil des Hochgebetes spricht im Fahr in der Regel der emeritierte Pfarrer Bernhard Kramm als Konzelebrant der Sonntagsmesse. Aus seiner Stimme klingt unverkennbar Hochachtung, wenn er den heiligen Mauritius erwähnt. Als ich Priorin Irene auf diese Beobachtung anspreche, nickt sie: «Ja, Pfarrer Kramm war viele Jahre in der Pfarrei Oberengstringen tätig und die Kirche Oberengstringen ist eine Mauritius-Kirche.» Klostergründung im Mauritius-Land Das weckt die Neugier des Journalisten und er beginnt ein bisschen zu recherchieren. Die Kirche in Oberengstringen mit dem heiligen Mauritius als Patron stammt aus den Sechziger Jahren. Und gleich über dem Berg, im Furttal, steht in Regensdorf eine weitere Mauritius-Kirche. Alle drei, die Fahrer Klosterkirche und die Mauritius-Kirchen in Oberengstringen und in Regensdorf liegen in der
4
Luftlinie keine zehn Kilometer auseinander. Wie es wohl zu diesem «Mauritius-Nest» am westlichen Rand der Stadt Zürich gekommen ist, frage ich mich. Hatte und hat der hochverehrte Heilige eine so starke Strahlkraft über das Kloster Fahr hinaus? St. Mauritius in Höngg Aber nein! Es ist alles ganz anders. Rasch stosse ich bei meinen Recherchen auf den Hinweis, sowohl Ober- und Unterengstringen als auch Regensdorf und das gesamte Furttal hätten früher zur Pfarrei Höngg gehört. Aber die Höngger Katholiken haben ihre Kirche dem Heiligen Geist geweiht, lese ich. Ist das einstige Weinbauerndorf Höngg also eine falsche Fährte? Nochmals nein, denn vor der Reformation war auch in Höngg vieles anders. Die reformierte Kirche, die stolz über den zur Limmat abfallenden Rebbergen thront, war bis zur Reformation auch eine Mauritius-Kirche und die Gründungen in Engstringen und Regensdorf haben sehr viel später an dieses Patrozinium angeknüpft.
JAHRESTHEMA
Hoch oben im Dachgiebel des Fahrer Klostergebäudes mit Blick auf die Reben am Gubrist schaut der heilige Mauritius hinaus ins Land – in Mauritius-Land (Foto: Verena Huber-Halter). Und doch könnte es eine Verbindung zwischen Höngg, Engstringen, Regensdorf und dem Fahr geben – über den Namen Mauritius hinaus. Das Bindeglied könnte ein anderer Name sein. Ein gewisser Landeloh, ein Adeliger, der links und rechts der Limmat viele Güter besass, vermachte diese laut einer Urkunde vom 8. Februar 870 dem Kloster St. Gallen. Namentlich erwähnt sind BesitDie reformierte Kirche Höngg, ab dem 9. Jahrhundert bis zur Reformation St. Mauritius (Foto: Erich Liebi)
zungen in Regensdorf, Affoltern, Engstringen, Höngg und dort die dem heiligen Mauritius geweihte Kirche. Damals, im Jahr 870, war Meinrad, der Einsiedler im Finsteren Wald, bereits seit neun Jahren tot, und erst 64 Jahre nach der erstmaligen urkundlichen Erwähnung der Mauritius-Kirche in Höngg wurde durch Eberhard in Einsiedeln ein Kloster gegründet, mit dem Kirchenpatron Mauritius nebst Meinrad und der Gottessmutter Maria. Ein bisschen Spekulation Die Gegend, wo um das Jahr 1130 das Kloster Fahr gegründet wurde, könnte damals also bereits seit 260 Jahren Mauritius-Land gewesen sein. Zumindest ist es denkbar, dass das Land rechts der Limmat, welches die Freiherren von Regensberg um 1130 für eine Klostergründung stifteten, zu den Gütern gehörten, die bis 870 Eigentum des nicht näher bekanntem Landeloh gewesen waren. War dieser Landeloh vielleicht ein
5
JAHRESTHEMA Vorfahre der Herren von Regensberg? Wir wissen es nicht. Aber spekulieren könnten wir, der seit spätestens 870 in Höngg «ansässige» Mauritius habe seine Finger im Spiel gehabt, als um 1130 im Dreieck Höngg, Alt-Regensberg und Glanzenberg eine neue Mauritius-Niederlassung entstand, das heutige Kloster Fahr – als hätte der tapfere Heilige geahnt, dass er um 1523 seinen Höngger «Wohnsitz» würde aufgeben müssen. Mauritius lebt Wesentlicher als solche Spekulationen ist das, was die Fahrer Schwester Hedwig Silja Walter über den Heiligen aus der Thebäis schreibt: «Heilige leben. Auch wenn sie gestorben sind. Der heilige Mauritius lebt mit uns allen zusammen in Dornach weiter». Diese bedeutungsvollen Worte legte Silja Walter in einem Entwurf zum Mysterienspiel «Der Dornbusch blüht» der Mädchenschullehrerin Lena in den Mund. 1990 ist das Stück aufgeführt worden in Dornach, in der Kirche zu St. Mauritius. Verhandelt wird das Problem, was denn von einem Kirchenpatron zu halten sei, der tot ist und von dem man nur noch ein paar Knochen «in einem Kistchen» besitze. Diesem Problem, dem «toten» Kirchenpatron, der in uns allen lebt, stellt sich mit St. Mauritius, Regensdorf. Die Kirche ist erst 40 Jahre alt, aber der Geist des heiligen Mauritius ist hier seit gut 1150 Jahren lebendig. (Foto: Erich Liebi).
6
Himmel und Erde preisen dich Himmel und Erde lobpreisen dich, Christus. Denn durch dein Sterben errang sich Mauritius Leben in Gott. Ihm folgte wie ein Mann seine Kohorte. Löwen des Mutes ergaben sie sich dem geopferten Lamm. Immer der Zehnte sank hin unterm Schwerte. Aber der Himmel stand offen über gerötetem Sand. [...] Silja Walter (aus dem Hymnus für das Fest hl. Mauritius und Gefährten).
Hingabe auch die St. Mauritius-Pfarrei ennet dem Berg, in Regensdorf. Zum letztjährigen Jubiläum «40 Jahre St. Mauritius» ist in Regensdorf eine Broschüre erschienen, die sich sowohl der Heiligenlegende als auch der Geschichte des Mauritius als Kirchenpatron zuerst in Höngg und dann in Regensdorf widmet. Pfarrer Remo Eggenberger ist ganz offensichtlich ein grosser «Thebäer-Fan»: Jeder Raum des Pfarreizentrums trägt einen Namen der thebäischen Heiligen, eine Kerze zu Ehren des Heiligen mit Mauritius-Ikone wird ebenso angeboten wie ein Mauritius-Brot, das die Pfarrei zu St. Mauritius am 22. September backen lässt. Und wie könnte es anders sein – das Ziel des diesjährigen Regensdorfer
JAHRESTHEMA
Einer der «Löwen des Mutes»:Der Thebäer-Offizier Mauritius, koptisch Moeris, kurz vor seiner Enthauptung um das Jahr 300 in der Gegend des heutigen Saint-Maurice. Auf dem barocken Altarbild in der Klosterkirche Fahr, dessen Mitpatron der hl. Mauritius ist, hat der Christusbezeuger beinahe weibliche Gesichtszüge (Foto: Erich Liebi). Pfarreiausflugs ist Saint-Maurice d´Agaune, wo wie erwähnt dieses Jahr das 1500-JahrJubiläum der Klostergründung gefeiert wird. «Mauritius lebt mit uns allen zusammen» auch in Regensdorf, würde Silja Walter sagen. Womit sich der Kreis Höngg-Regensdorf-Fahr erneut schliesst. «Mr. Schweiz» im Kloster Fahr Mein Wunsch, die Mauritius-Bildnisse im Kloster Fahr zu besichtigen und zu fotografieren, beantwortet Priorin Irene mit einem schelmischem Lächeln. «Ja, komm nur, du wirst staunen. Wir haben einen Mauritius, der alle Chancen hätte, ‹Mr. Schweiz› zu werden.» Gemeint ist nicht die etwas «süsse» Darstellung auf dem barocken Altarbild, sondern eine Plastik aus Eichenholz fast in Lebensgrösse, die seit etwa 1700 in einer der Giebelnischen des Klostergebäudes «ge-
wohnt» hat, inzwischen aber durch eine Tonkopie von Schwester Matthäa Wismer ersetzt worden ist. Der Original-Mauritius alias «Mr. Schweiz» gehört wegen der Klosterrenovation derzeit zu einer ganz besonderen Heiligenversammlung an: Alle Figuren, die wegen der Bauarbeiten aus der Klausur entfernt werden mussten, geben sich ein vorübergehendes Stelldichein in den Räumen des Priorats. Und Schwester Fidelis Schmid, die historisch Versierte im Kloster Fahr, lässt keinen Zweifel, dass dies der Höhepunkt ihrer Führung für den «Salve»-Journalisten ist. Auch Heilige sind Menschen Und in der Tat: das Gesicht, das einem unbekannten Künstler des 18. Jahrhunderts als «Vorlage» für den thebäischen Heiligen gedient haben muss, hat ausgesprochen
7
JAHRESTHEMA
8
menschliche Züge und mutet sehr wirklichkeitsgetreu an – es muss ein stattlicher Mann gewesen sein, viel mehr Philosoph als Krieger, der vor etwa 300 Jahren Modell gestanden hat. Die bildnerische Darstellung unterscheidet sich stark von den übrigen Mauritius-Bildnissen im Kloster Fahr und von üblichen Heiligenbildern allgemein. Die Statue am Altar berührt mich nicht, ihre Aufmachung hat nichts mit Menschsein und schon gar nichts mit Menschsein heute zu tun. «Mr. Schweiz» hingegen zeigt den Heiligen als Mensch. Mit einem solchen Heiligen kann man leben. In diesem Sinn verkündet dieser Mauritius eine wichtige Botschaft: Dass Gott in Jesus von Nazareth ein menschliches Gesicht angenommen hat, widerspiegelt sich in diesem Mauritius-Bildnis. Noch steht nicht fest, wo der Mauritius mit menschlichem Gesicht nach Abschluss der Kloster-Erneuerung seinen Platz haben wird. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er an einem Platz mit Publikumszugang vielen dazu verhelfen könnte, Silja Walters
Heiligenbotschaft zur persönliche Erfahrung machen zu können: Heilige leben jetzt mit uns allen, wir müssen es nur zulassen.
Mauritius, der Mensch (Foto: Erich Liebi)
Mauritius, der Krieger (Foto: Liliane Géraud).
Die Fähre namens Maurizius Mit der Fahrer Fähre, die in der warmen Jahreszeit an Sonn- und Feiertagen Ausflügler über «die sanften Limmatwellen» trägt, kehren wir noch einmal in die Vergangenheit zurück. «Fahr» kommt natürlich von «Fähre», das alte Klostersiegel mit den gekreuzten Fährenstacheln verweist darauf. Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass es an diesem Ort «von alters her» bereits eine Fähre gegeben haben muss, lange bevor das Kloster da war. So ist etwa die Rede von einer «kleinen Burg aus Holz» an dem Ort, wo sich heute das Kloster befindet – ein strategischer Ort für die damaligen Machthaber: rechts der Limmat Alt-(Regens) berg, links der Limmat das «Städtchen» Glanzenberg und flussaufwärts das «Städtchen» Zürich mit seinen Interessen, die oft genug mit denjenigen der Regensberger
JAHRESTHEMA
Auch die Fähre zum Übersetzen von einen zum anderen Limmatufer ist auf den Namen Maurizius «getauft» (Foto: Liliane Géraud). kollidierten. Da war es natürlich ein unschätzbarer Vorteil, für die Flussüberquerung nicht auf Zürcher Brücken angewiesen zu sein. Aber wann die Fahrer Fähre den Namen «Maurizius» erhalten hat, liess sich innert nützlicher Frist nicht ermitteln. Ich gehe davon aus, dass die Namensgebung jüngeren Datums ist. Das Kreuz der Kopten Der «schöne» Mauritius im Kloster Fahr ist wie sein Pendant auf dem Mauritius-Schrein im Kloster Saint-Maurice mit einem Schild ausgestattet, auf welchem ein Kreuz abgebildet ist. Dieses Kreuz ist praktisch überall anzutreffen, wo der Name Mauritius vorkommt, etwa in den Gemeindewappen von St. Moritz im Oberengadin und Saint-Maurice im Unterwallis. Die Form des Kreuzes ist mehr oder weniger dem koptischen Kreuz nachgebildet. Dazu haben koptische Christen in der Schweiz in den sechziger Jahren die Ansicht geäussert, die Soldaten der thebäischen Legion, koptische Christen also, hätten als erste das christliche Kreuz auf Schweizer Boden gebracht. Belegen lässt sich das natürlich nicht. Aber plausibel wäre es. Bereits im vorchristlichen Ägypten galt das Henkelkreuz
als Symbol für das «neue Leben». Die junge koptische Kirche habe dieses «heidnische» Kreuz dann christlich umgedeutet und zu ihrem Symbol gemacht, wird argumentiert. Wenn die thebäische Legion nach der Überlieferung aus Christen bestand, wäre es nicht von der Hand zu weisen, dass sie sich mit «ihrem» Kreuz gekennzeichnet haben. Wer weiss, vielleicht verrät uns ja der «schöne» Mauritius im Kloster Fahr eines Tages das Geheimnis seines Kreuzes. Erich Liebi
Der Kreuzschild des «schönen» Mauritius im Kloster Fahr (Foto: Erich Liebi).
9
WALLFAHRT
Wallfahrtstage grosser Pilgerguppen 2015 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle). April Fr, 3. April So, 19. April
Albanermission Ostschweiz Souveräner Malteser-Ritter-Orden
13.00 Uhr 09.30 Uhr
Kreuzwegandacht Konventamt
Mai So, 3. Mai So, 3. Mai Di, 5. Mai Mi, 6. Mai Do, 7. Mai Sa, 9. Mai Mi, 13. Mai Do, 14. Mai Sa, 16. Mai So, 17. Mai Do, 21. Mai Fr, 22. Mai So, 24. Mai Mo, 25. Mai Sa, 30. Mai So, 31. Mai
Luzerner Landeswallfahrt
09.30 Uhr 14.00 Uhr Seelsorgeeinheit Rapperswil-Jona 12.15 Uhr 12.30 Uhr Obwaldner Landeswallfahrt 09.30 Uhr 14.00 Uhr Nidwaldner Landeswallfahrt 17.30 Uhr Nidwaldner Landeswallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr 69. Vorarlberger Diözesanwallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr Viertelswallfahrt Bezirk Einsiedeln 19.30 Uhr Zuger Landeswallfahrt 15.00 Uhr Bezirkswallfahrt Schwyz 09.30 Uhr und Küssnacht 14.30 Uhr Jahreswallfahrt Kirche in Not 11.00 Uhr Rita-Rosen-Wallfahrt 17.30 Uhr Rita-Rosen-Wallfahrt 09.30 Uhr 13.30 Uhr Portugiesenwallfahrt 12.30 Uhr Polenwallfahrt 12.30 Uhr Pfarreiwallfahrt Uznach, Schmerikon, 11.15 Uhr Gommiswald, Ernetschwil, Rieden Albanermission Ostschweiz 12.30 Uhr
Konventamt Andacht Andacht GK Eucharistiefeier Eucharistiefeier Andacht Eucharistiefeier GK Eucharistiefeier Andacht GK Pontifikalamt Andacht Eucharistiefeier Eucharistiefeier Eucharistiefeier Andacht GK Pilgermesse Eucharistiefeier Pontifikalamt Andacht/Rosenweihe Eucharistiefeier Eucharistiefeier Konventamt Eucharistiefeier
Juni
10
Sa, 6. Juni So, 7. Juni Sa, 13. Juni So, 14. Juni So, 21. Juni
Pro Ecclesia Schweiz Tschechen Wallfahrt Kroatenwallfahrt Kroatenwallfahrt Tamilenwallfahrt
So, 28. Juni
Glarner Landeswallfahrt
12.30 Uhr 12.30 Uhr 19.00 Uhr 12.15 Uhr 12.30 Uhr 15.15 Uhr 11.00 Uhr 15.30 Uhr
Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Pontifikalamt Eucharistiefeier Andacht Pilgermesse Andacht GK
WALLFAHRT
Liturgisches Grundwissen
Gabenbereitung Wie decken wir einen Tisch für die Gäste? Es geht nicht bloss darum, Gegenstände auf einer Oberfläche anzuordnen. Einen Tisch decken, das ist Einstimmung auf eine Begegnung und die Bereitung meiner «Welt», innerlich und äusserlich, auf das Zusammensein mit den Gästen. Wenn Christen Eucharistie feiern, bereiten sie ebenfalls einen Tisch, den Altar. Auch sie decken den Tisch mit einem Tuch und bringen Le- Die Gabenbereitung anlässlich der Primiz von bensmittel in den entsprechen- Pater Mauritius Honegger am 5. Oktober 2014 den Gefässen. in Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin). «Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir», heisst es in einem Lied zur Gabenbereitung. Brot und Wein stehen als Zeichen der Schöpfung und der menschlichen Arbeit auf dem Altar. Die Schöpfung ist Fundament für unser Leben. Die Arbeit gehört ebenso wesentlich dazu. Und das alles nicht ohne unsere Kinder, unseren Partner, Freunde und Kollegen. Unsere Freude, unser Liebe, unser Dank sind Teil dieser Welt, gleichfalls aber unser Sorge, Wut oder Angst. In den ersten christlichen Jahrhunderten brachten die Gläubigen verschiedene Naturalien mit, ähnlich wie heute in manchen Pfarreien beim Erntedankfest. Sie wurden während der Gabenbereitung von den Gläubigen nach vorne getragen. Ein Teil dieser Gaben, Brote und Wein, wurde für die Eucharistiefeier verwendet. Der andere und weitaus grössere Teil der Naturalgaben war für die Armenfürsorge bestimmt. Daraus hat sich die Sammlung der Kollekte, das heutige Kirchenopfer, entwickelt. (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012
Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch
11
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den April 2. Do 19.00 20.00– 06.00
Hoher Donnerstag Abendmahlsfeier Nächtliche Anbetung in der Unterkirche
3. Fr 08.00 16.00 20.00– 06.00
Karfreitag Trauermette Karfreitagsliturgie Nächtliche Anbetung in der Magdalenenkapelle
4. Sa 08.00 18.00 20.30
Karsamstag Trauermette Vesper Feier der Osternacht
21. Di
Hl. Anselm Bischof
25. Sa
Fest Evangelist Markus 11.15 Feierliches Konventamt 26. So 4. Sonntag der Osterzeit Weltgebetstag für geistliche Berufe 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 29. Mi
Fest Katharina von Siena († 1380) Mystikerin, Kirchenlehrerin 11.15 Feierliches Konventamt
5. So
Hochfest Auferstehung des Herrn 10.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper
6. Mo Ostermontag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 12. So
2. Ostersonntag Weisser Sonntag 09.30 Erstkommunionfeier 11.00 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
13. Mo
Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00 Aussetzung des Allerheiligsten in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen
19. So 3. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
12
Gebetsmeinungen Weltkirche Die Schöpfung – sie ist ein Geschenk Gottes: Die Schöpfung als Geschenk wahrnehmen, das dem Menschen von Gott anvertraut ist. Für die verfolgten Christen: Um den spürbaren Trost des Auferstandenen und die Solidarität aller Kirchen. Kirche Schweiz Osterzeit; dass die Christen mit ihrem ganzen Leben die Auferstehung Jesu Christi bezeugen.
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Mai 1. Fr
Hl. Sigismund König und Märtyrer Herz-Jesu-Freitag 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung
24. So
2. Sa
25. Mo Pfingstmontag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
Hochfest Weihe der Klosterkirche 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
3. So 5. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
Hochfest Pfingsten 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper
31. So
Hochfest Dreifaltigkeitssonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
4. Mo
Fest Philippus und Jakobus Apostel 11.15 Feierliches Konventamt
10. So 6. Sonntag der Osterzeit 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 13. Mi
Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00 Aussetzung des Allerheiligsten in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen
14. Do
Hochfest Christi Himmelfahrt 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper
17. So
7. Sonntag der Osterzeit Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper
Gebetsmeinungen Weltkirche Für die Leidenden: Um Zuwendung gegenüber Kranken und Armen. Offenheit für die Frohe Botschaft: Maria stärke die Bereitschaft zum Bekenntnis für Christus. Kirche Schweiz Katechese-Unterricht; dass die Vorbereitung der Kinder auf die Sakramente auch ein Glaubensweg für die Eltern wird.
13
WALLFAHRT
Sommer 2015
f체r 18 - 25j채hrige M채nner
Volontaire im Kloster Einsiedeln
Anmeldung und Info www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire 055 418 61 11
14
WALLFAHRT
Karwoche und Ostern im Kloster Einsiedeln
Der Höhepunkt des Kirchenjahres Die liturgischen Feiern in der Karwoche und die Feier des Osterfestes sind das Herz des Kirchenjahres und Mitte unseres christlichen Glaubens. Die Feierlichkeiten rund um Jesu Leiden, Tod und Auferstehung werden in Einsiedeln besonders festlich begangen. Die Mönche laden zur Mitfeier ganz herzlich ein.
Mit der Abendmahlsfeier am Hohen Donnerstag beginnt das österliche Triduum. Vor dem feierlichen Pontifikalamt mit Fusswaschung (Beginn um 19.00 Uhr) wird um 18.30 Uhr eine Einführung in die Liturgie gegeben. Am Ende des Gottesdienstes wird das Allerheiligste in feierlicher Prozession in die Unterkirche übertragen, wo von 20.00–6.00 Uhr Anbetungsstunden durch Mönche und Personen aus der Pfarrei Einsiedeln gestaltet werden. Der Karfreitag ist dem Gedenken an Christi Leiden und Sterben geweiht: TrauerDas Osterfeuer wird in der Osternachtfeier in die Kirche getragen (Foto: Jean-Marie Duvoisin).
mette um 8.00 Uhr (Chorgebet der Mönche, mitgestaltet vom Stiftschor). Höhepunkte: Klagelieder des Propheten Jeremia und die Responsorien des Einsiedler Komponisten Pater Basil Breitenbach († 1920). Um 16.00 Uhr wird die Karfreitagsliturgie mit Passionsgeschichte, Kreuzverehrung und den Grossen Fürbitten gefeiert. Eine halbe Stunde zuvor wird den Gläubigen wiederum eine Einführung in die beeindruckende Liturgie geboten. Auch in der Nacht von Karfreitag auf den Karsamstag werden zwischen 20.00 und 6.00 Uhr Anbetungsstunden gehalten, diesmal jedoch in der Magdalenakapelle. Auch am Karsamstag wird wiederum um 8.00 Uhr die Trauermette gefeiert. Der Karsamstag ist – abgesehen von Mittagsgebet und Vesper der Klostergemeinschaft – ein sehr ruhiger Tag, man gedenkt der Grabesruhe Christi. Mit der Osternachtsfeier um 20.30 Uhr treten wir ein in die Freude über die Auferstehung Jesu Christi. Auch vor diesem Gottesdienst erhalten die Gläubigen eine Einführung in die Liturgie. Im festlichen Pontifikalamt am Ostersonntag (Beginn um 10.30 Uhr) singt der Stiftschor die Missa Sancti Gabrielis von Michael Haydn († 1806). Die Daten zu den Gottesdiensten finden Sie auf S. 12, Liturgischer Kalender. Pater Philipp Steiner
15
WALLFAHRT
Gebetserhörungen
«Danke, Bruder Meinrad!» Seit sehr langer Zeit will ich Ihnen ein «Dankeschön» schreiben. Seit meiner Schulzeit kenne ich die Novene zu Bruder Meinrad. Unsere Mutter lehrte uns beten. Nun bin ich Grossmutter. Unsere Kinder haben sich von der Kirche abgewandt. Mit den Töchtern kann ich gut über religiöse Themen sprechen. Sie sind gläubige Christen. Unser Sohn ist in eine grosse Krise geraten. Ich bete seit zwei Jahren speziell für ihn und unsere Töchter zu Bruder Meinrad. Er hilft immer! Man muss nur warten und vertrauen können. Ich bin äusserst glücklich und danke von ganzem Herzen! T.L., A. 35 648 Ich bin schon viele Jahre Verehrerin von Bruder Meinrad. Immer, wenn ich nach Einsiedeln pilgere, besuche ich sein Grab und bedanke mich für seine Hilfe. Kürzlich war es
Bruder Meinrad Eugster OSB (Foto: zvg). ein kleines Wunder. Er hat geholfen, den gespannten familiären Frieden aufrecht zu erhalten. Darüber bin ich sehr froh und dankbar. Immer, wenn es Probleme gibt, bin ich froh, dass ich mich an den lieben, gütigen Bruder Meinrad wenden kann. E.G., F. 35 649
Voranzeige Am 14. Juni 2015 jährt sich der Todestag des Ehrwürdigen Dieners Gottes Bruder Meinrad Eugster zum 90. Mal. Aus diesem Anlass lädt die Klostergemeinschaft alle Verehrerinnen und Verehrer von Bruder Meinrad um 15 Uhr zu einer Gedenkfeier in die Einsiedler Klosterkirche ein. Bruder Meinrad wurde 1848 in Altstätten SG geboren. Nach Wanderjahren als Schneidergeselle legte er 1875 die Profess als Mönch von Einsiedeln ab. Ihm wurden verschiedene Aufgaben anvertraut: in der Schneiderei, im Refektorium, in der Sakristei und in der Kleiderkammer. Trotz schwächlicher Gesundheit lebte er während 50 Jahren seine Berufung in grösster Treue. Am 14. Juni 1925 starb er im Rufe der Heiligkeit. Bereits 1939 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1941 wurden seine Gebeine der Mönchsgruft entnommen und beim Patroziniumsaltar in der Klosterkirche neu beigesetzt. 1960 anerkannte der heilige Papst Johannes XXIII. den heroischen Tugendgrad des Ehrwürdigen Dieners Gottes. Mit der gleichen Hilfsbereitschaft wie einst auf Erden scheint er in der Seligkeit weiter zu wirken. Viele Gebetserhörungen bestätigen dies bis auf den heutigen Tag.
16
S A LV E
5·2013
S A LV E Zeitschrift der benediktinis Gemeinscha chen ften Einsiede ln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.
In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr.
Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Telefon E-Mail Datum Unterschrift
Ich bestelle ein Jahresabo der Zeitschrift «SALVE» à Fr. 39.– inkl. MwSt. Ich wünsche die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift ab nächstmöglicher Ausgabe.
Ich möchte die Zeitschrift «SALVE» gerne näher kennen lernen und bitte Sie um die Gratiszustellung der aktuellen Ausgabe.
Ich bestelle ein Geschenkabonnement.
Geschenkabonnement für
S A LV E
SALVE Bestellkarte Zeitschrift «SALVE»
Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Telefon Datum Unterschrift
Bitte senden Sie den Geschenkgutschein an: Abo-Empfänger Rechnungsempfänger
Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Ist die Bestellkarte verloren gegangen? Senden Sie uns bitte einfach diese Seite ausgefüllt zurück.
17
WALLFAHRT
Maria Einsiedeln «Die Kirchentür ist offen und auf dem bunten Dunkel darin gleisst wie eine Verheissung rätselhaft goldener Schimmer. Es ist die Glorie, in der das wundertätige Marienbild steht. Im ersten Kuppelraum erhebt sich die Gnadenkapelle aus dunklem Stein. In ihr, dem Eintritt zugewandt, leuchtet Maria. Brände haben um das Bild gelodert, sie haben es geschwärzt, aber nicht verzehrt. Mit buntem Antlitz blickt die Madonna auf die Beter. Das Kind auf ihrem linken Arm ist schwarz, die edelsteinernen Kronen ruhen auf angesengten Stirnen. Aber Glaube und Hoffnung dringen durch Entstellung und Feuer. Zwischen Gold, Lilien und Wachs thront die Heilige. Dreissig Gewänder, brokaten, gestickt, steingeziert, sind ihr gestiftet. Und an allen Festtagen wechselt sie ihre Kleidung. Die alte kostbare Schnitzerei ihrer Gestalt verschwindet unter Gold und Seide, und die Kerzenflammen spiegeln sich in geschnittenen Steinen und der schwarzen Politur ihres sanften Ovals.» Aus: Kurt Münzer, Bruder Bär – Ausgewählte Novellen und Feuilletons – Einsehbar unter: www.autonomie-und-chaos.de
Das Kleid der Madonna II bgz. Kurt Münzer wurde am 18. April 1879 in Gleiwitz in eine orthodox-jüdische Familie hinein geboren. Um 1887 erfolgte ein Umzug der Familie nach Berlin. Ab 1904 studierte Münzer in Zürich. Als Schriftsteller erzielte Kurt Münzer mit seinen Romanen und Novellen teils beträchtlich hohe Auflagen. Er publizierte erfolgreich auch unter dem Pseudonym Georg Fink. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Münzer in die Schweiz, wo er vorwiegend in Bern lebte. Wie Else Lasker-Schüler wurde Kurt Münzer vom Schweizerischen Schriftstellerverband als Exil-Schriftsteller anerkannt, was damals keineswegs selbstverständlich war. Der obenstehende Ausschnitt aus einem mit «Maria-Einsiedeln» überschriebenen Text erschien erstmals 1921 im Wanderbuch «Unter Weges», das auch Skizzen zu Basel, Lugano oder dem Engadin enthält. Kurt Münzer verstarb 1944 in Zürich. Detail aus dem 1721 vom Kloster Einsiedeln angeschafften Osterornat mit Silberboden sowie reicher Seiden- und Goldstickerei. (Foto: Inge Zinsli).
18
WALLFAHRT
19
WALLFAHRT
Wallfahrtsinformationen Seelsorge
Öffnungszeiten
Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr
Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17. 15 –18.15 Uhr
Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch
Gottesdienste in der Klosterkirche
20
Sonn- und Feiertage
Werktage
17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr
Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)
06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)
11.00 Uhr
Pilgermesse (Hauptaltar)
16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet
Haben Sie gewusst, dass ... ... ein Becher geheimnisvoller ist als ein Glas? Das Glas ist durchsichtig, man sieht leicht, ob Wasser, Wein, Bier oder ein gefärbtes Getränk drin ist. Was aber leicht zu durchschauen ist, enthält kein Geheimnis, gibt sich leicht preis, ist schnell vergessen. Der Becher aber, ob aus Holz, Ton, Keramik oder sogar aus künstlichem Stoff wie Plastik, gibt nicht dem ersten Blick preis, ob überhaupt etwas in ihm enthalten ist und was der Inhalt ist. Ein Becher ist eine kostbare Hülle, die die Erwartung enthält, dass etwas Kostbares dahinter ist. Dag Hammarskjöld drückt das genau aus: «Der Stolz des Bechers ist sein Getränk, seine Demut. Das Dienen. Was bedeuten da seine Mängel?» Der Becher, die Hülle hat ihren Wert darin, dass sie etwas Kostbares umfasst und es dem Dürstenden anbietet. Dass der Becher einen Kratzer hat, unebene Stellen aufweisen kann, nicht aus kostbarem Kristall besteht, nimmt ihm seinen Wert nicht; wertvoll ist er, weil er Wertvolles verbirgt und es nur dem gewährt, der hinter die Wand sieht.
Gläser und Becher können Gleichnisse für Menschen sein. Glas-Menschen sind die durchsichtigen, die in ihrem Daherkommen, durch ihr Reden und Lachen schnell zu erkennen geben, was in ihnen ist. Die Becher-Menschen sind nicht schnell zu durchschauen, wecken Erwartungen, lassen spüren, dass in ihnen mehr lebt, als der erste Blick, die ersten Sätze preisgeben. Sie sind Menschen, die einen Reichtum in sich tragen, den sie nicht ins Schaufenster stellen, den sie sorgsam hüten, aber auch denen gerne preisgeben, von denen sie spüren, dass sie ihn schätzen. In diesen Menschen lebt ein Geheimnis, das aber nicht Geheimnistuerei ist, sondern sich dankbar denen öffnet, die zum Empfangen, zum Beschenktwerden bereit sind. Sie sind aussen nicht notwendig makellos, nicht einem gängigen Schönheitsideal konform, können Kratzer und Runzeln aufweisen. Ihr Stolz ist ihr Inhalt, weil sie mit diesem andere beglücken. Pater Alois Kurmann
21
KLOSTER EINSIEDELN
In Memoriam Pater Karl Burkard (1921–2015)
«Der Eifer für dein Haus verzehrt mich» Am 6. Januar 2015 verstarb im 94. Jahr seines Lebens und im 71. Jahr seiner Ordensprofess unser Mitbruder Pater Karl (Martin) Burkard aus Waltenschwil (AG). Pater Patrick Weisser hielt beim Beerdigungsgottesdienst am 10. Januar die Predigt.
«Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.» – Dieser Vers aus dem Alten Testament kommt den Jüngern in den Sinn, als sie erleben, wie Jesus wutentbrannt gegen die Händler im Tempelvorhof vorgeht. Die Erzählung von der sogenannten Tempelreinigung findet sich in allen vier Evangelien. Sie dürfte auf eine wahre Begebenheit im Leben Jesu zurückgehen, die für die Freunde wie für die Feinde Jesu offensichtlich schockierend war. Einige Theologen sind der Ansicht, dass diese Zeichenhandlung am Tempel der letzte und ausschlaggebende Grund gewesen ist für Jesu Verhaftung und für seinen Tod am Kreuz. Jesus kritisiert den Tempel wie auch die Lebensweise der Pharisäer allerdings nicht aus politischen Gründen. Sein Vorwurf lautet vielmehr, dass der Tempel durch das Geschäften mit Opfertieren und Geld zu einer «Markthalle», zu einer «Räuberhöhle» verkommen ist und damit seine Existenzberechtigung verloren hat. Jesus verkündigt in Wort und Tat, dass das Reich Gottes nahe ist und dass damit unser aller Leben in Gottes besonderer Gegenwart steht. Mit seiner Kritik an den Pharisäern und am Tempel möchte er die damals vorherrschende religiöse Praxis wieder auf ihren wahren Kern hin ausrichten: die Liebe zu Gott, zum Nächsten wie zu sich selbst. Dieses Anliegen bleibt auch in den christli-
22
chen Glaubensgemeinschaften bis heute aktuell. Die Ausrichtung auf Gott, die Liebe zum Nächsten wie zu uns selbst ist auch unsere persönliche Aufgabe und Berufung. Je nach unserem Charakter und unserer Anlage nimmt diese Berufung in unserem Leben ganz unterschiedliche Gestalt an. Das sehen wir auch im Leben von Pater Karl. «Und er gibt nicht nach!» Mit diesen Worten hat Pater Karl in einer Predigt die heutige Lesung zusammengefasst. Abraham setzt sich im Gespräch mit Gott für die Rettung unschuldiger Menschen vor dem drohenden Untergang ein. Offensichtlich lässt Gott ein solches Rechten, ein Kämpfen und Feilschen mit ihm zu, wenn das um der Gerechtigkeit und um der Liebe willen geschieht. «Und er gibt nicht nach!» Diese Worte von Pater Karl, mit erhobener Faust und mit Nachdruck ausgesprochen, waren allerdings auch etwas autobiographisch gefärbt. Nur kurz vor seiner Predigt führte Pater Karl einen heftigen Streit mit einem Mitbruder – und er gab nicht nach. Das Wirken von Pater Karl für das Reich Gottes, «der Eifer für sein Haus», kennt viele Gesichter. An eines davon sei hier erinnert. Jahrelang war Pater Karl bemüht um die Seelsorge an spanischen und portugiesischen Familien in der weiteren Region. Dieser Einsatz brachte ihn dazu, zugunsten sei-
KLOSTER EINSIEDELN ner Schützlinge auch bei Arbeitgebern und bei Amtsstellen aufzutreten und dort ihre Anliegen energisch zu vertreten. Nach eigenen Worten hätte Pater Karl das teure Auto eines schwierigen Arbeitgebers am liebsten einmal mit einem kräftigen Fusstritt beehrt. «Und er gibt nicht nach!» Der damalige Abt, Georg, hat erzählt, dass kurz nacheinander an zwei Sitzungen im Auftrag der Bischofskonferenz zuständige Personen mit fast denselben Worten gesagt haben: Die Fremdsprachenseelsorger leisten sehr gute Arbeit, «zum Beispiel Pater Karl von Einsiedeln». Um den Kontakt mit den spanischen und portugiesischen Familien besser zu pflegen, gab Pater Karl eine selbstgemachte Zeitschrift heraus. Er meinte dazu, er erleide jeden Monat zweimal Geburtswehen, bis die Zeitschrift in spanischer und portugiesischer Sprache geschrieben sei. Auch gab es einige bürokratische Hindernisse zu überwinden, um die Anerkennung als Zeitschrift und damit von der Post ein verbilligtes Porto zu erhalten. Es gefällt Gott, wenn wir um der grösseren Liebe und Gerechtigkeit willen mit ihm rechten. Er schätzt es, wenn wir unser Leben und unsere religiöse Praxis immer wieder neu an ihrem eigentlichen Kern ausrichten: an der Liebe zu Gott, zu den Menschen wie zu uns selbst. Diese Aufgabe hat Pater Karl anlässlich einer Gewissenserforschung vor der Komplet mit folgenden Worten ausgedrückt: «Wir sind zwar keine Esel, aber doch – Mönche!» Damit spielte er auf den Einzug Jesu in Jerusalem an. Bei dieser Gelegenheit reitet Jesus bekanntlich auf einer Eselin zum Zeichen, dass er der verheissene Friedensfürst ist, der in seine Königsstadt kommt. So ist es auch unsere Berufung, nicht uns selber zu verkünden und von uns zu reden, sondern Jesus als Friedensfürsten zu den Menschen zu bringen – wie es die Eselin getan hat. In seinem Buch «Erinnerungen eines Einsiedler Mönchs» erzählt Pater Karl, dass er
von seinem Freund und Künstler Giani Castiglioni ein Bild, einen Holzschnitt, geschenkt bekommen habe, «der», wie er schreibt, «mir über alles gefiel». Auf diesem Bild ist ein fröhlicher, frisch dahinschreitender Clown zu sehen. Der Künstler, Giani, schreibt dazu: «Schreite vorwärts und bleib heiter, schreite immer, immer weiter! Geht’s mal obsi, geht’s mal runter, sei trotz allem PURLIMUNTER!» Pater Karl hat dies als Motto für sein Buch und auch für sein Leben genommen. Dieses Leben ist nun zu Ende gegangen. Die letzten Jahre waren für Pater Karl kein frisches und munteres Dahinschreiten mehr. Umso mehr glauben und hoffen wir, dass das für ihn jetzt auf neue und endgültige Weise wieder möglich ist. Lieber Pater Karl, wir glauben und wünschen dir, dass du jetzt munter weiterschreiten kannst in der Liebe und Erkenntnis dessen, den du verkündet hast: «Schreite vorwärts und bleib heiter, schreite immer, immer weiter! Geht’s mal obsi, geht’s mal runter, sei trotz allem PURLIMUNTER!» Pater Patrick Weisser
Pater Karl Burkard (Foto: Franz Kälin sen.).
23
KLOSTER EINSIEDELN
Lebenslauf Pater Karl war das älteste von sechs Kindern, drei Buben und drei Mädchen. Er wurde am 8. Januar 1921 in Waltenschwil geboren und genau eine Woche später auf den Namen Martin Adolf getauft. Von seiner Kindheit schreibt er: «Wir drei Eidgenossen hatten immer Händel. Das Dreimädelhaus aber lachte oder weinte; etwas anderes kam nicht vor. Ja, wir haben uns manches zuleid, aber noch viel mehr zulieb getan. Im Grunde hatten wir uns doch sehr, sehr gern.» Und seine Selbstbeschreibung zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben: «Mit Franz wurde ich Ministrant. Ich konnte ja auch immer fromm dreinschauen in Kirche und Schule, sonst aber wurde ich so langsam ein Spitzbub.» Schon mit knapp 12 Jahren kam er an die Stiftsschule Einsiedeln und bestand 1940 die Matura. Nach dem Absolvieren des Militärdienstes trat er ins Kloster Einsiedeln ein. Mit dem Namen Karl legte er am 8. September 1941 seine einfache und drei Jahre später seine feierliche Profess ab. Der St. Galler Bischof Josef Meile weihte ihn am 26. Mai 1945 zum Priester. Die ersten beiden Jahre seines Wirkens widmete er den Schülern der Stiftsschule, bis er zur Neugründung des Klosters Los Toldes nach Argentinien geschickt wurde. Dort musste Pater Karl zuerst Spanisch lernen, um später an der aufzubauenden Primarschule und Landwirtschaftlichen Schule unterrichten zu können. Seine Lehrtätigkeit ergänzte er mit Seelsorge für die Leute im Pfarreibezirk des Klosters. Abt Raimund Tschudy rief ihn 1962 wieder nach Hause zurück. Damit nahm für Pater Karl eine prägende Zeit ihr Ende, nicht aber seine Leidenschaft für die argentinische Neugründung. Diese pflegte er weiter in der Betreuung der Prokura für Los Toldos und dem jährlichen Los-Toldos-Fest. Zurück in Einsiedeln wirkte er wieder an der Stiftschule als Lehrer für Religion, Latein, Griechisch, Englisch und Spanisch. Neben seiner Lehrtätigkeit nahm für ihn die Seelsorge für die spanisch Sprechenden in Einsiedeln, March-Höfe, Glarus und Gaster/See eine immer grössere Bedeutung. In den Siebziger Jahren kam die Seelsorge der portugiesisch Sprechenden hinzu. Für sie hielt er zu Beginn Gottesdienste in Rapperswil, später auch in Uznach, im Glarnerland und im Gebiet March-Höfe. Bis zum Ende seines Lebens blieb er mit diesen Menschen sehr verbunden. Padre Carlos pflegte gerne ein südländisches Temperament. Mit viel Elan, Leidenschaft und Eigensinn setzte er sich für das ein, was er für richtig empfand. Sein Charakter eckte oft an. Ich glaube, dass Pater Karl seine Selbstbeschreibung als Spitzbub gerne zelebrierte. In seinem Buch macht er das Eigenschaftswort «purlimunter» zu seinem Eigennamen. Vor vier Jahren stürzte Pater Karl so unglücklich, dass er von da an intensive Pflege benötigte. Im September 2010 kam er ins Alters- und Pflegeheim Langrüti zu wohnen. Dort wurde er bis zuletzt liebevoll betreut. Dem Pflegepersonal danken wir dafür recht herzlich. Nicht einmal seine Buch gewordenen Erinnerungen vermögen darzustellen, was Pater Karl in den Augen Gottes bedeutete, so noch viel weniger diese paar Lebensstationen. Pater Karl starb am Fest «Erscheinung des Herrn». Möge Gott ihm nun erscheinen und ihn in Seinem Licht vollenden. Pater Cyrill Bürgi
24
KLOSTER EINSIEDELN
In Memoriam Pater Bernhard Wüest (1936–2015)
Sterben heisst heimgehen Am 20. Januar 2015 verstarb im 79. Jahr seines Lebens und im 57. seiner Ordensprofess unser Mitbruder Pater Bernhard (Fritz) Wüest aus Grosswangen (LU). Pater Berno Blom hielt beim Beerdigungsgottesdienst am 24. Januar die Predigt.
Am Vortag des Hochfestes des heiligen Meinrad ist unser Mitbruder Pater Bernhard Wüest heimgeholt worden. Obwohl er gesundheitliche Probleme hatte, hat von uns niemand damit gerechnet, hat er doch noch bis kurz vor seinem Tod die interne Post gewissenhaft betreut. Nun hat er den letzten Brief frankiert und der galt dem, an den er geglaubt und auf den er gehofft hat, mit der Bitte, ihn in seine himmlische Wohnung aufzunehmen. Pater Bernhard war gelegentlich mein Tischnachbar im Konvent-Speisesaal. Ich wusste, was ihn freute, und worüber er sich ärgerte. Er hatte ein Gemüt, das sensibel und auch verletzlich war. Über das Sterben haben wir kaum gesprochen, ausser einer Bemerkung von ihm: dass alle einmal drankommen. Jetzt war es für Ihn soweit. Er konnte friedlich einschlafen und heimgehen. Kürzlich habe ich auf einer Todesanzeige folgenden schönen Gedanken entdeckt: «Sterben heisst heimgehen. Heimgehen heisst Ruhe finden nach der Rastlosigkeit dieser Zeit. Heimgehen heisst Heimat finden aus der Heimatlosigkeit unseres Daseins.» Spricht dieser Gedanke nicht aus, was Jesus seinen Jüngern vor seinem Abschied verheissen hat: «Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zu bereiten.» In seine Wohnung im Himmel ist nun auch unser Pater Bernhard eingezogen. Vielleicht nicht ohne Mur-
ren, denn er war nicht lebensmüde, wie ein Paulus im 2. Korintherbrief davon spricht, dass er am liebsten sterben möchte, um beim Herrn daheim zu sein. Eine solche Sehnsucht teilen wir wohl nicht – noch nicht, und doch kennen wir Menschen, die sterben möchten, weil sie jahrelang krank sind und das Leben unerträglich geworden ist. Dem heiligen Benedikt ist es ein grosses Anliegen, dass auf kranke Mitbrüder besondere Rücksicht genommen werde. So schreibt er im 48. Kapitel seiner Regel: «Brüdern, die krank Pater Bernhard Wüest (Foto: Jean-Marie Duvoisin).
25
KLOSTER EINSIEDELN oder von zarter Gesundheit sind, weise man eine Arbeit oder einen Beruf zu, die passen, damit sie weder müssig gehen, noch von der Härte der Arbeit erdrückt oder zum Fortgehen veranlasst werden. Der Abt muss auf ihre Schwäche Rücksicht nehmen.» (Reg. 48,24f). Mit Rücksicht auf seine Gesundheit hat der Abt ihm wohl den Dienst in der internen Post anvertraut, den er bis zu seinem Tod versehen hat. Klagen hörte ich ihn nie über diesen Dienst, aber gelegentlich hörte ich doch durch die Postfächer hindurch ein leises Stöhnen. Knurren darf der Mönch wohl, weil der heilige Benedikt nur das Murren verbietet. Geknurrt hat er gelegentlich auch über einen Tischleser, den er nicht verstehen konnte, und ich mit ihm. Es war seine Art, sich offen auszusprechen, selbst wenn dies nicht allen gefiel. Nun ist ihm die Last aller Mühseligkeit abgenommen. In meiner seelsorgerischen Tätigkeit begegne ich immer wieder Menschen, die sich nicht so sehr vor dem Sterben fürchten als viel mehr vor dem, was sie in der Ewigkeit zu erwarten haben. Es ist ja noch keiner zurückgekommen. Ich zitiere auf diese Bedenken noch gerne den längst verstorbenen Bischof
von Chur, Caminada, der kurz vor seinem Tode auf diese Frage geantwortet hat: «Ich lasse mich überraschen». Ist der Auferstandene nicht für eine Überraschung gut genug, im Leben und im Sterben? So schreibt doch Paulus im Brief an die Römer: «Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn; ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.» Natürlich kennen wir aus der Heiligen Schrift ausdrucksstarke Bilder für das, was wir erwarten dürfen: Von Wohnungen spricht Jesus selber und meint damit einen Ort der Geborgenheit bei Gott, einen Ort, wo es keine Tränen mehr gibt, wo die Glückseligen nicht mehr das Licht der Sonne oder einer Lampe brauchen, weil Gott selber ihr Licht sein wird. In seinem Tod ist nun unser Pater Bernhard dem Auferstandenen begegnet, von Angesicht zu Angesicht. Lieber Pater Bernhard, in seinem Kapitel über die Beobachtung der Fastenzeit schreibt der heilige Benedikt, dass der Mönch das heilige Osterfest in der Freude und Sehnsucht des Geistes erwarten soll. So sagen wir dir jetzt: Geh ein in die Freude deines Herrn. Pater Berno Blom
Lebenslauf Pater Bernhard wurde am 29. Oktober 1936 in Grosswangen geboren und zwei Tage später in der Spitalkirche zu Luzern auf den Namen Friedrich Otto getauft. Er wurde aber immer liebevoll Fritz genannt. Auf dem väterlichen Bauernhof wuchs er als zweitjüngstes Kind im Kreis von zwei Brüdern und drei Schwestern auf. Seine Schulzeit absolvierte er in Grosswangen, Willisau und Beromünster. Ab dem Herbst 1953 besuchte er das Kollegium in Altdorf, wo er vier Jahre später das Reifezeugnis erwarb. Der dortige Rektor charakterisierte den jungen Fritz folgendermassen: «Er gehörte zu den Stillen, die zwar überall etwa mitmachen, aber selber keine Initiative
26
KLOSTER EINSIEDELN
entwickeln. [...] Er gehört ferner zu den introvertierten Typen; er ist daher überlegt, ruhig, sachlich eher zurückhaltend und schüchtern. [...] Er machte nie viel Aufsehens und war doch fröhlich mit den Frohen. Er ist also kein Kopfhänger, sondern ein durchaus aufgeschlossener Mensch, der nur etwas schwer tut, seine Interessen zu zeigen.» Er selber schreibt in seinem damaligen Lebenslauf: «In Altdorf lernte ich den Orden des Hl. Benedikt kennen, der mir von Anfang an gefiel. Aber auch die Missionen zogen mich immer an. So entschloss ich mich denn für Einsiedeln, wo ich unter Umständen Gelegenheit haben würde, zugleich Benediktiner und Missionar zu werden.» So trat er nach der Matura 1957 ins Kloster Einsiedeln ein. Am 8. September 1958 legte er die einfache und drei Jahre später die feierliche Profess ab. Am 9. Juni 1962 weihte ihn Bischof Stephan Hâsz zum Priester. Danach wurde er ans monastische Institut Sant Anselmo nach Rom gesandt, um hier das Theologiestudium mit dem Lizentiat zu beschliessen. Von Rom aus schrieb er einen seiner seltenen Briefe an seinen Frater-Instruktor nach Einsiedeln: «Zur Zeit ist P. Bonaventura hier. Wie er mir sagt, sollte ich mich bald entscheiden, ob ich nach Los Toldos will oder nicht. Dass es dafür jetzt Zeit ist, ist mir klar. Doch leicht fällt mir der Entscheid doch nicht.» Jedenfalls studierte Pater Bernhard in den Jahren 1968–1971 an der Universität Zürich Griechisch und Latein und unterrichtete in der Folge an der Stiftsschule in diesen Fächern. Ich selber hatte ihn als Griechischlehrer erlebt und kann mich erinnern, dass wir im Unterricht viel gelacht haben. An der Stiftsschule wurde Pater Bernhard auch für den «Schul- und Klosterladen» zuständig. Sein Laden hatte er neben dem sogenannten Oberen Museum, wo er auch als Präfekt und Aufsichtsperson waltete. Bis zu seinem Tod behielt er dieses Büro und tätigte den Einkauf für die nötigen Papeterie-Utensilien für das Kloster. Pater Bernhard tat sich schwer mit dem verbalen Äussern von eigenen Bedürfnissen und Gefühlen. Entscheidungen zu fällen und diese durchzusetzen war ebenfalls nicht seine Stärke. Sein grosses Temperament explodierte oder implodierte. Dies machte es ihm schwer, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Er zog sich gerne zurück. Im Alter klagte er manchmal über seine Vereinsamung. Als er Küchenmeister wurde, war er für den ganzen Betrieb der Küche und dessen Personal verantwortlich. Die Führung von Personen war aber nicht seine Sache und belastete vielmehr sein Gemüt. Da entsprach ihm die neue Aufgabe als Postbruder eher. Diesen Dienst versah er dann bis zu seinem Tod. Am Montagabend klagte Pater Bernhard über Schmerzen, wollte aber nicht den Arzt rufen lassen. Am Dienstagmorgen war er in einem so schlechten Zustand, dass wir ihn im Rollstuhl zum Auto bringen mussten, um doch den Arzt aufzusuchen. Auf dem Weg zur Garage und im Gespräch mit der Pflegehilfe verstarb er friedlich im Rollstuhl. Es war der Vortag zum Fest des heiligen Meinrad, in dessen Fussstapfen er in Einsiedeln wandelte. Mit Pater Bernhard verlieren wir einen liebenswerten Mitbruder und hoffen, dass er beim himmlischen Vater für uns Fürsprache hält. Pater Cyrill Bürgi
27
KLOSTER EINSIEDELN
Gebetsanliegen Für einmal ein längeres Zitat aus einem Mail, das uns erreicht hat: «Ich gelange an Sie, damit Sie für ein Mädchen beten, das schwere Magersucht hat. Die Familie leidet mit und macht schwerste Stunden durch. Wenn keine Besserung eintritt, wird Gib mir, Herr nicht Gold und Silber, sie hospitalisiert werden müssen. ... sondern einen starken, festen Glauben. Möge das Essen wieder Freude maIch suche nicht chen, und damit die krankhafte EntLust oder Freude der Welt, wicklung einer solchen jugendlichen sondern Trost und Erquickung Person sich wieder zurückbilden. Die durch dein heiliges Wort. ganze Umgebung der Familie leidet Nichts begehre ich, daran, und verschiedene Projekte der das die Welt gross achtet, Familie sind gefährdet. Liebe Patres, der Glaube ist so stark wie man ihn denn ich bin dadurch vor dir lebt, aber derzeit findet der Glaube nicht um ein Haarbreit gebessert; nicht die richtigen Füsse. Daher, lieber sondern deinen Heiligen Geist gib mir, Herrgott, hilf dieser Person und deren der mein Herz erleuchte, Familie.» mich in meiner Angst und Not
stärke und tröste, Tatsächlich sind heute Essstörungen im rechten Glauben und Vertrauen auf zum Beispiel an unserem Gymnasium deine Gnade erhalte mich das grössere Problem als Drogen. Die bis an mein Ende Zahl der Betroffenen ist erschreckend Amen. hoch, die Ursachen komplex, eine Heilung schwierig. Auch das Umfeld (Martin Luther († 1546) zugeschrieben wird, wie geschildert, stark belastet. Es braucht professionelle Hilfe, aber auch das Gebet, das so viel vermag, nicht zuletzt um den Glauben, damit dieser «die richtigen Füsse findet».
In Putz geritztes Muttergottesbild mit Pfadfinder-Bub des Einsiedler Künstlers Toni Bisig aus dem Jahr 1952 an der Stützmauer in Sichtweite des ehemaligen, inzwischen abgerissenen Pfadihauses auf dem Einsiedler Klostergelände (Foto: Bruder Gerold Zenoni).
28
KLOSTER EINSIEDELN
29
KLOSTER EINSIEDELN
KONVENT GLÖCKLI
RÜ C K BLI C K 8. Januar Eröffnung der neuen Ausstellung in der Stiftsbibliothek «Vedi Napoli e poi muori. Grand Tour der Mönche». Diese bleibt bis Ende Jahr in der Bibliothek zu sehen. 17. Januar Nach der Vesper trifft sich Abt Urban mit Theologen aus der Freien Evangelischen Kirche aus Basel, Weinfelden und Tübingen. Auf Initiative eines ehemaligen Schülers verbrachte die Gruppe – übrigens nicht zum ersten Mal – in unserem Kloster ein paar Tage zur theologischen Weiterbildung. Gäste aus den USA Am 15. Januar konnten wir 15 Diakone aus dem Priesterseminar von St. Meinrad USA bei uns begrüssen. Nach Stationen in London, Paris und Rom schlossen sie ihre Europatour bei uns mit ihren Weiheexerzitien ab. Als Exerzitienmeister wirkte wie bereits letztes Jahr Father Brendan Moss OSB. Drei der 15 Diakone sind Benediktiner. Am 22. Januar sind sie wieder in die USA zurückgeflogen. Sie alle waren sehr dankbar für die Gastfreundschaft und fühlten sich reich beschenkt durch ihren Aufenthalt bei uns. 21. Januar Traditionsgemäss besuchen uns heute viele Ärztinnen und Ärzte und Menschen, die sich sonstwie um unser leibliches Wohl küm-
30
mern; sie sind zum Mittagessen im Konvent eingeladen. 7. Februar Heute treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der Vorstände aus Stiftungen und Vereinen, die unsere Klöster unterstützen, zu einem Gedankenaustausch und einem gemeinsamen Mittagessen. 8.–18. Februar Zusammen mit Abt Richard Yeo (Präses der englischen Benediktinerkongregation) amtet Pater Martin als Visitator in der Abtei St. Martin in Pannonhalma. Dies ist wohl die einzige Benediktinergemeinschaft auf der ganzen Welt, die ihre Visitatoren selber wählt. 18. Februar Aschermittwoch: am ersten Schultag nach den Fasnachtstagen besuchten die 5. und 6. Klasse das eindrücklich gestaltete Konventamt in der Klosterkirche. Eine kleine Sängergruppe der Stiftsschule übernahm gewisse Dienste als Kantoren. Alle waren eingeladen, zum Beginn der Fastenzeit symbolisch das Aschenkreuz auf ihr Haupt zu empfangen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. 26. Februar Eine Delegation des Landesmuseums kommt am Morgen nach Einsiedeln und besichtigt mögliche Objekte für die Ausstellung «Hoffnung und Trost im Finstern Wald. Geschichte der Wallfahrt nach Einsiedeln», die für Herbst/Winter 2017/2018 im Landesmuseum geplant ist. Sie werden von Markus Bamert begleitet.
PERSONEL L ES 14. Februar Pater Mauritius blickt auf ein bereicherndes Wintersemester an der Universität Tübingen zurück, in dem er das Thema seiner Doktorarbeit «Anspielungen an die Psalmen in
KLOSTER EINSIEDELN der Johannesoffenbarung» vertiefen konnte. Zudem nutzte er die Gelegenheit, einige interessante Veranstaltungen sowohl an der katholischen als auch an der evangelischen Fakultät zu besuchen. Für die Exerzitien kommt er heim ins Kloster.
15. Februar Am Fasnachtssonntag zieht Pater Thomas wieder gen Westen, um in Bern das zweite Semester an der Pädagogischen Hochschule zu beginnen. Für die Ostertage wird er wieder zu uns zurückkommen.
Hoher Donnerstag 2014: Abt Urban Federer (Mitte) vollzieht die rituelle Fusswaschung, assistiert von Pater Philipp (links) und Pater Mauritius (rechts). (Foto: Jean-Marie Duvoisin)
31
STIFTSSCHULE 6. Januar: Die Lehrpersonen und Angestellten der Stiftsschule pflegen die traditionelle Geselligkeit zum Jahresbeginn mit einem dreigängigen Dreikönigsessen in der Mensa. 14. Januar: An der Lehrerkonferenz werden die Sparmassnahmen vorgestellt, die ab kommendem Schuljahr geplant sind. Grund dafür sind die vom Kantonsrat beschlossenen Kürzungen der kantonalen Beiträge für die Schwyzer Schülerinnen und Schüler an den privaten Mittelschulen im Umfang von 1.25 Millionen Franken jährlich. Der Kampf um faire und existenzsichernde Beiträge des Kantons geht weiter. 17. Januar: Der Informationsvormittag für die künftigen Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler der 1. Klasse füllt den Theatersaal. Das Interesse am Untergymnasium ist gross, Bildung wird in der Bevölkerung auch in der heutigen Zeit grossgeschrieben. 21. Januar: Der schulfreie Meinradstag unterbricht den Unterrichtsalltag. 26. Januar: Der Semesterwechsel liegt dieses Jahr so früh wie selten. 29./30. Januar: Zum Semesterbeginn sind die 2. und 3. Klasse von Pater Cyrill zu einer Versöhnungsfeier in die Magdalenenkapelle eingeladen. Damit setzt ein Ruhe- und Besinnungspunkt den Anfang für das Sommersemester.
+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 30. Januar: Am Konzert des Jugendorchesters Einsiedeln der Stiftsschule und der Musikschule Einsiedeln im Grossen Saal stehen Stücke skandinavischer Meister im Mittelpunkt. 6. Februar: Zwar lässt sich der Mondschein hinter der Nebeldecke nur erahnen, aber der Vollmond-Event bleibt mit zwei rasanten Schlittenfahrten vom Fryherrenberg hinunter zum Kloster unvergesslich. Es wird viel gelacht, und am Feuer kann man sich bei einem Becher heissen Tee wieder aufwärmen. 11. Februar: Im Schuljahr 2015/16 gelangen in der 6. Klasse die Ergänzungsfächer Biologie, Bildnerisches Gestalten, Geschichte, Musik, Religion und Sport zur Durchführung. 10. Februar: Neben den Eltern besuchen auch fast alle Schülerinnen und Schüler den Elternabend der 3. Klasse. Das ist gut so, weil die Transparenz der gegenseitigen Information zwischen Eltern, Schülern und Lehrerkollegium auf diese Weise hoch ist. 18. Februar: Die 5. und 6. Klasse nehmen am Aschermittwoch am eindrücklich gestalteten Konventamt in der Klosterkirche teil. Alle sind eingeladen, zum Beginn der Fastenzeit symbolisch das Aschenkreuz zu empfangen. 19. Februar: Bei strahlendem Sonnenschein erfreuen sich die Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler am Schneesporttag an phantastischen Schneeverhältnissen im Hoch-Ybrig. 20. Februar: Bis Ostern begnügen sich am Freitag mehr als 260 Schülerinnen und Schüler mit einer kräftigen Suppe für Namwala. Wozu das gesparte Geld dient, berichtete Hannes van der Weijden zwei Tage zuvor in seinem Bericht zu unserer UNESCO-Partnerschule Namwala High School in Sambia. Johannes Eichrodt
32
STIFTSSCHULE
ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, Liebe Schülerinnen und Schüler Abschalten und erreichbar sein Für Angestellte in der Privatwirtschaft, aber auch für viele von uns gilt das Prinzip der permanenten Erreichbarkeit rund um die Uhr immer und überall, als wäre es ein Gebot. Mit Sorge verfolge ich auch bei unserer Schülerschaft eine ähnliche Entwicklung. Unsere mobilen elektronischen Alleskönner verfolgen sie manchmal bis ins Klassenzimmer hinein. Darum bin ich stolz auf alle Schülerinnen und Schüler, die ihr Handy in der Schule bewusst wegstecken. Um Zeit für das Schulgeschehen, füreinander und für gemeinsame Erlebnisse miteinander zu haben während der Zeit, in der wir jeden Tag an der Stiftsschule zusammen sind. Um im echten Sinn des Wortes füreinander «erreichbar» zu sein. Das ist ja gerade das Spezielle an unserer Tagesschule, möglichst vieles gemeinsam zu erleben. Wie wichtig das ist, wurde mir kürzlich wieder bewusst. Auf einer Zugfahrt sassen im Abteil nebenan drei miteinander befreundete Jungen zwischen 10 und 13 Jahren. Sie waren jeder für sich ununterbrochen in das Videogame auf dem eigenen Handy vertieft. Einer klemmte sich sogar den Cola-Becher zwischen Brust und Kinn, damit er beide Hände zum Spielen freihatte, während er am Trinkhalm sog. Gesprochen haben die drei während der ganzen Fahrt nicht miteinander. Sie hätten ebenso gut alleine zu Hause sitzen können. Schade, dachte ich, Zeit zusammen verbringen zu können und trotzdem für sich zu bleiben. Wenn unser Handy piepst, klingelt oder vibriert, sind wir zur Stelle. Unser Gehirn re-
agiert sofort und unwiderruflich auf diese Alarmsignale, die zum Glück meistens keinen Alarm bedeuten. Der permanente akustische oder visuelle Reiz stimuliert unser inneres Alarmsystem zuverlässig und fast pausenlos. Unser Nervensystem steht sozusagen ständig unter Strom. Zur Ruhe kommen wir selten, manche klagen sogar über Dauerstress. Dabei wäre es ganz einfach: Wir können nämlich sehr bewusst Ruhe herstellen, für uns selbst und für die anderen. Das geht gut, ohne uns von unserer Umwelt abschotten zu müssen. Es braucht nur den Willen gegen den Strom der Mehrheit zu schwimmen und etwas Mut. Dann können unsere Smartphones wirklich alles: sogar einmal still sein! Die Befehle auf der Tastatur reichen nämlich von Lautlos bis Ausschalten, um wirklich abzuschalten. Denn ausgerechnet dies scheinen wir mehr und mehr zu verlernen, obwohl es für unser Wohlbefinden unerlässlich ist und uns guttut: innehalten, abschalten, zur Ruhe kommen, uns und unseren Kopf für die unmittelbare Gegenwart und die Menschen um uns herum freibekommen. Gleichzeitig erhalten wir dadurch auch die Chance uns hier und jetzt mit voller Konzentration auf unser Gegenüber einzulassen und uns ihm und seinen Anliegen zu widmen – ohne dass uns schon der nächste Termin ruft, ein Chat oder ein Anrufer uns ablenkt. Wenn wir uns diese Zeiten bewusst nehmen, sie unserem Umfeld und uns schenken, haben wir viel erreicht. Nicht nur für unsere innere Ruhe, sondern auch für alle anderen, für die wir auf diese Weise direkt erreichbar werden und mit ihnen in eine menschliche Beziehung treten, die diesen Namen wirklich verdient – nicht virtuell, sondern real, mit allen Ecken und Kanten, die uns als Menschen auszeichnen und das Leben miteinander interessant machen. Johannes Eichrodt
33
STIFTSSCHULE
Schulseelsorge
Sorge um den Menschen, Sorge um die Schulseele Die Schulseelsorge der Stiftsschule Einsiedeln verkörpert ganz konkret den vielzitierten christlichen Hintergrund des Gymnasiums und damit auch die starke Beziehung dieser Schule zum Kloster. Neu ist neben dem leitenden Pater Cyrill auch Pater Martin Mitarbeiter in der Schulseelsorge. Matthias Lüthi, Klassenlehrer der Stiftsschule, hat Pater Cyrill und Pater Martin zum Wesen der Schulseelsorge befragt (1. Teil).
Pater Cyrill, du bist der Schulseelsorger der Stiftsschule. Was umfasst der Begriff «Schulseelsorge» hier alles? Schulseelsorge ist vielfältig, denn sie ist nicht eingeschränkt auf unsere Schüler/-innen, sondern umfasst ebenso deren Eltern, die Lehrpersonen sowie alle Angestellten der Schule. Aus dieser Perspektive könnte man die Schulseelsorge in zwei grössere Bereiche teilen: Zum einen in den Bereich «Sorge für und um all diese Menschen». Dabei geht es um die Betreuung des Menschen als Ganzes, die religiöse Betreuung ist ein Teil unter vielen. Zum andern gibt es einen Bereich, den man «Sorge um die Schulseele» nennen kann. Das bedeutet, dass ich versuche, das Bewusstsein für die Besonderheiten der Stiftsschule in allen Beteiligten zu erhalten. Natürlich hat jede Schule ihre Besonderheiten. Unsere Schulseele oder unser Schulcharakter wurde und wird stark durch das Kloster und seinen christlichen Geist geprägt, und dieses Bewusstsein um diesen speziellen, benediktinisch geprägten Geist möchte ich wach halten. Dies kann durch Einzelgespräche passieren, aber auch durch Schulaktionen, wie mit der «Suppe für Namwala», wo viele Schüler/-innen und Lehrpersonen während der Fastenzeit freiwillig immer freitags auf das Mensamenu verzichten, dafür eine Suppe und eine Frucht erhalten. Das
34
gesparte Geld kommt dann der UNESCOPartnerschule in Namwala in Sambia zugute. Um Weihnachten hatten wir eine «Coupon-Aktion», welche die Schülerschaft und die Lehrpersonen dazu anhielt, wieder einmal ein tiefgehendes Gespräch über sein Leben zu führen, um der Gefahr der Oberflächlichkeit zu entgegnen. – Selbstverständlich gehören auch Gottesdienste zur Sorge um die Schulseele: Neben den grossen Schulgottesdiensten anfangs und Ende Schuljahr und zu Weihnachten nimmt jede Klasse mindestens einmal pro Semester an einem Gottesdienst teil; zum Beispiel an einer Vesper oder einer Eucharistiefeier, es kann auch ein Gottesdienst im Klassenverband sein. Das soll dazu beitragen, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern den Horizont zu erweitern, sich mit Gott zu befassen. Etwas scheint mir noch wichtig zu sein: Eigentlich bin nicht ich DER Schulseelsorger, sondern Gott sorgt sich um uns. Und ich betone immer wieder, alle, insbesondere die Lehrpersonen, sind auf ihre Art Schulseelsorger, sorgen sich um die Seele der Schule. Welchen Stellenwert nimmt die Schulseelsorge im Konzept der Stiftsschule ein? Pater Cyrill: Die Schulseelsorge ist ein wesentlicher Teil unseres Schulkonzepts. Obwohl sie nur indirekt Einfluss auf die tägliche
STIFTSSCHULE
Pater Martin Werlen, Klassenlehrer Matthias Lüthi und Pater Cyrill Bürgi (v.l.) im Gespräch über die Schulseelsorge (Foto: Jean-Marie Duvoisin). Organisation der Schule und auf den Schulstoff hat, soll sie die ganze Schule durchdringen: unsere Ziele, unseren Weg und was wir gerade tun. Neu bekommst du für die Schulseelsorge mit Pater Martin einen Mitarbeiter. Welche Gründe gibt es für diese Verstärkung? Pater Cyrill: Der konkrete Auslöser ist meine neue Aufgabe im Kloster, wo ich seit Dezember 2013 als Dekan amte. Ich habe festgestellt, dass ich seither der Schulseelsorge nicht mehr genügend Zeit widmen kann. Sie funktioniert nur noch gerade so. Zum Beispiel konnte ich mich zu wenig um die Internatsschüler und um die Ministrantengruppe der Stiftsschule kümmern, und das ist nicht der Sinn der Sache. Es hat jemanden gebraucht, der mir dabei helfen kann. Zusammen mit Abt Urban ist dann die Wahl auf Pater Martin gefallen, weil er schon viel Erfahrung mit der Schule und weil er Psychologie studiert hat – da ist uns die Wahl leicht gefallen. Pater Martin, welche Erfahrungen bringst du neben deinem Psychologiestudium im Schulseelsorgebereich mit?
1988/89 bin ich als Lehrer für ein Schuljahr an die Stiftsschule gekommen. Es gab da zwar keine Institution Schulseelsorge, aber ich habe viel mit der Schülerschaft unternommen. Ich bin zum Beispiel ans Ranft-Treffen gegangen, habe Nachtwallfahrten gemacht, Gottesdienste mit ihnen gefeiert. Nach diesem Schuljahr ging ich für drei Jahre nach Rom studieren und einige der Schüler/-innen kamen mich dort besuchen. Da habe ich gespürt, wie die Impulse, die ich in diesem Schuljahr setzen konnte, weitergegangen sind und es ist bis heute eine gute Beziehung zu dieser Klasse geblieben. 1992 kam ich wieder an die Schule und war verantwortlich für die Ministranten. 1998 wurde ich Internatsleiter und kam so in die Schulleitung und konnte verschiedene Impulse im Bereich Schulseelsorge setzen, zum Beispiel bei der Einführung der Schulpsychologen. Heute freue ich mich sehr, dass ich als Religionslehrer wieder an Bord der Stiftsschule bin und jetzt neu auch als Mitarbeiter in der Schulseelsorge, wo ich vor allem für die Ministrantengruppe verantwortlich bin. (Fortsetzung folgt.)
35
STIFTSSCHULE
Stiftstheater 2015
«Der gestiefelte Kater» – Märchenstunde? Ein empörtes Publikum, ein zerknirschter Dichter und skurrile Figuren: Ludwig Tiecks «Der gestiefelte Kater» stand in der abgelaufenen Spielzeit auf dem Programm des Stiftstheaters. Auf lebendige Art und Weise, schräg und modern, brachte das engagierte Ensemble in der Regie von Oscar Sales Bingisser dieses Stück aus dem späten 18. Jahrhundert auf die Bühne.
Den meisten Zuschauern ist «Der gestiefelte Kater» als Märchen der Gebrüder Grimm ein Begriff. Doch Märchenstunde war keineswegs – Tiecks Stück ist gespickt mit Gesellschaftskritik. Als «Stück im Stück» zeigt er zwar die Geschichte des gestiefelten Katers – das richtige Theater spielt sich aber vor der Bühne ab. Ein sprechender Kater? Unerhört! Im Zentrum der Handlung steht ein missglückter Theaterabend und eine Schauspieltruppe, die versucht, «Der gestiefelte Kater» aufzuführen. Das engstirnige Publikum lehnt ein Kindermärchen mit einer sprechenden Katze als Hauptfigur ab, weil es dies nicht für einen angemessenen Inhalt hält. Die Damen würden lieber eine dramatische Familiengeschichte, eine romantische Liebesgeschichte à la Rosamunde Pilcher oder gar die Zauberflöte sehen. Sie, die sich dem guten Geschmack verpflichtet haben und für ihr Geld keine Posse sehen wollen, beschuldigen den Dichter, die Sittlichkeit zu beschädigen, indem er sprechende Tiere als Protagonisten auftreten lässt. Der Dichter erscheint persönlich auf der Bühne und kann das leicht beeinflussbare Publikum besänftigen. So beginnt nun das eigentliche Stück in der Bauernstube, wo die drei Brüder Lorenz, Barthel und
36
Gottlieb das Erbe ihres Vaters untereinander aufteilen. Gottlieb, dem jüngsten Sohn, bleibt nur der Kater Hinze. Zu seinem Erstaunen fängt Hinze an zu sprechen; der clevere Kater verspricht ihm Ruhm und Reichtum, wenn der Bauernsohn ihm ein Paar Stiefel anfertigen lasse. Der tyrannische König (Frédéric Wolf) und die Prinzessin (Silija Inderfurth).
STIFTSSCHULE
Hinze (Fabio Riediker) und der Liebende (Diego Riediker) im Wald (Fotos: Franz Kälin sen.). Gleichzeitig im königlichen Saal: Der König sorgt sich um die Zukunft seiner Tochter, die nur aus Liebe heiraten will. Das Publikum reagiert hier trotz fehlenden Bezugs zur Märchenhandlung begeistert – endlich scheint eine Liebesgeschichte ihren Anfang zu nehmen, als Prinz Nathanael die Prinzessin heiraten möchte. Doch es wird enttäuscht – der Vorhang fällt, die Szenerie wechselt und Hinze hat wieder einen Auftritt. Die Zuschauer sind zunehmend verwirrt. Sie klagen, dass das Stück keinen festen Standpunkt habe, keinen guten Geschmack zeige und überhaupt schlecht gemacht sei. Durch Zwischenrufe, Pfiffe oder gelangweiltes Stricken bringen sie ihren Unmut zum Ausdruck, der am Schluss des Stückes seinen Höhepunkt findet: Das Publikum jagt den bemühten Dichter von der Bühne; der einzige wohlwollende Zuschauer wird an eine Stange gefesselt und mundtot gemacht.
allem der hölzerne Schrank hervor, der Hinze jeweils zum Abgang dient. Dann spielt das Stück im königlichen Audienzsaal. Nur mit einem grossen Sessel und einem Kronleuchter ausgestattet, lässt er viel Platz für die tumultartigen Szenen, die sich dort abDas Publikum echauffiert sich ob der abstrusen Vorkommnisse auf der Bühne (v.l. Clara Goebel, Svea Maeder, Deborah Züger).
Wirtshaus und Märchenwald Die Bühne besticht dieses Jahr mit wechselnden Schauplätzen. Zu Beginn sehen wir die Bauernstube. Einfach gehalten, sticht vor
37
STIFTSSCHULE
Wie kann man sich solches Zeug anhören? (Als Publikum: Jonas Zuellig, Allegra Dienes, Masha Bingisser).
Der Dichter versucht, das Publikum zu beruhigen (Diego Riediker).
spielen. Anschliessend wechselt der Schauplatz und der Zuschauer wähnt sich in einem Tannenwald: Vogelgezwitscher und eine Nachtigall verführen den Kater Hinze fast dazu, sich seinen natürlichen Trieben hinzugeben. Den vorderen Teil des Theatersaals nutzt der Regisseur für die Zuschauerränge. Damit erlebt man als realer Zuschauer nicht nur die Handlung auf der Bühne, sondern hat auch das fiktive Publikum und deren Gebaren immer im Blickfeld. Im Orchestergraben spielt eine kleine Kapelle unter der Leitung von Marcel Schuler. Die Musik erinnert an eine Blaskappelle – kleinstädtisch und behäbig –, dann an eine Hofkapelle – mit pompösen Melodien und Trompetenfanfaren. Die Kompositionen kommentieren die Handlung; sie sind dramatisch, wenn der König den Koch erwürgt oder romantisch, wenn sich die beiden Liebenden in den Armen liegen.
körperte sowohl den Dichter als auch den Liebenden, der frappante Ähnlichkeit mit dem Ritter des Mirakels aus der letzten Spielzeit hatte. In einer Doppelrolle war auch Clara Goebel zu sehen. Sie spielte eine Dame des allwissenden Publikums und die Liebende.
Gestandene Grössen – neue Gesichter Kaum einmal war die Liste der zu besetzenden Rollen länger als dieses Jahr: König und Prinzessin, Bauern, der Popanz, ein Koch, ein Wirt, zwei Husaren, ein Schuhmacher, ein Kaninchen, ein Prinz, der Hofgelehrte, der Souffleur, der Hofnarr. Einzelne Ensemblemitglieder hatten deshalb eine doppelte Rolle inne: Diego Riediker, letztes Jahr in der Hauptrolle des Don Luzman zu sehen, ver-
38
Glänzendes Publikum Überhaupt ist das Publikum ein Highlight des Stücks. Es hat ausserhalb der eigentlichen Bühne seinen Platz und steht unter ständiger Beobachtung der Zuschauer im Saal – umso schwieriger für die Ensemblemitglieder, da sie des Öfteren ihren Unmut nur durch Gesten zum Ausdruck bringen können. Deborah Züger war in der Rolle der empörten Städterin ebenso überzeugend wie Allegra Dienes oder Svea Maeder. Erwähnt sei auch Masha Bingisser. Das komödiantische Talent der Zweitklässlerin kam in der vergangenen Saison nicht zum Tragen; umso besser spielte sie nun die Frau Schlosser, eine etwas gelangweilte Zuschauerin, die regelmässig den Dichter beschimpft («Schnuderbueb»), die Konfusion um den Inhalt in Alkohol ertränkt und zum Schluss «als Opfer der Kunst» von der Bühne getragen werden muss. In seiner letzten Rolle an der Stiftsschule spielte Frédéric Wolf den tyrannischen König, der einerseits willkürlich über seine Untertanen herrscht, andererseits grosse Sor-
STIFTSSCHULE
Das ungnädige Gesetz: Alexander Stadelmann als Popanz.
Die dritte im Bunde: Alessia Riediker als Hofgelehrter Leander.
ge um seine unverheiratete Tochter zeigt. In den letzten zwei Spielzeiten war Frédéric in den Rollen des skrupellosen Spiegelberg und des gehörnten Filiberto besetzt. Keine der zwei spielte er so gut wie die des rundlichen und simplen Königs. Des Königs Tochter ist Silija Inderfurth. Sie ist dieses Jahr neu im Ensemble und spielt die hemdsärmlige Prinzessin mit Bravour. Mit strubbliger Frisur, grässlichem Rüschenkleid, Wanderschuhen und Posaune beeindruckt sie von Anfang an mit komödiantischem Talent und vermag das Publikum mit Aussagen wie «ich will mich jetzt in die griechischen Mythen stürzen» von Beginn weg auf ihre Seite ziehen.
Gute Feen im Hintergrund Auch die nicht namentlich genannten Mitwirkenden verdienen viel Lob für ihre Leistung, die sie seit letztem Herbst in abendfüllenden Proben aufbrachten, um dem Publikum einen bemerkenswerten Theaterabend zu bieten. Im Hintergrund wird ebenfalls immer fleissig gearbeitet. Besonders aufgefallen sind die Kostüme von Patricia Schönbächler: Mit Dutt, karierten Deuxpièces, Stöckelschuhen und weissen Socken repräsentierten die Damen des Publikums das verkorkste Kleinbürgertum, das glaubt, besser über Kunst Bescheid zu wissen als der Dichter selbst. Die Bühnenbauer unter Fredi Trütsch haben wieder einmal gezeigt, wie sich mit einfachen Methoden eine Bauernstube in einen Wald oder einen königlichen Saal und anschliessend wieder zurück verwandeln lässt. Mit Hilfe einer Schiebtechnik gelang es ihnen, dem Publikum nach jedem Vorhang eine neue Szenerie zu bieten. Veit Kälin war mit zwei Helfern dafür besorgt, dass alle ins rechte Licht gerückt wurden. Besonders erwähnt sei auch Svea Maeder. Die Schülerin aus der fünften Klasse war nicht nur in einer prominenten Rolle zu sehen, sondern zeichnete auch den Kater auf dem Plakat. Das Publikum im Saal war gefesselt und wird sich fraglos, so wie der ausschweifende Nachbar, positiv über das Stück äussern.
Der jüngste ist der beste Den sprechenden Kater spielt Fabio Riediker. Der jüngste der Riediker ist in diesem Stück auch der beste. Keiner spricht deutlicher als der junge Schauspieler. Der Regisseur hat ihm in seiner ersten Saison viel zugemutet und das Publikum wird nicht enttäuscht: Fabio ist der Rolle vollauf gewachsen, sei es in rührenden Szenen mit dem Bauern Gottlieb oder wenn er den König hinterlistig über den Tisch zieht. Bingisser bewies erneut gutes Gespür bei der Besetzung der Rollen und setzte das Stück stimmig um. Seine Inszenierung ist eine Mischung aus Tiecks Original und modernen Ausschweifungen und sorgt damit immer wieder für Lacher.
Valerie Ochsner
39
STIFTSSCHULE
Internat
Externe und Lehrer zu Besuch unter dem Dach Die Internatsräumlichkeiten befinden sich bekanntlich im Unterdach des Gymnasiumstraktes. Zumindest baulich sind wir somit die «Krönung» der Stiftsschule. Weil aber ohne Erlaubnis kein Zutritt besteht, droht das Internat bei den Externen etwas ins Abseits zu geraten. Deshalb haben wir Ende Januar Lehrerschaft und Externe zu einem Besuch unter dem Dach eingeladen. Und wir haben die Gelegenheit für eine kleine Umfrage über das Internat genutzt. Aufmerksamkeit unter den Externen erregt das Internat mit seinem «Zvieriwägeli», wenn wir nach dem Mittagessen mit leckerem Gebäck und Früchten die Mensa Richtung Lift verlassen. So war es naheliegend, dass wir vor einigen Jahren auf die Idee kamen, über ein Dessertangebot Lehrer und Externe ins Internat zu locken, damit sich diese an Ort und Stelle ein Bild über das etwas unbekannte Internat im Unterdach zu machen. Ende Januar dieses Jahres, gerade nach Semesterabschluss, war es dann wieder soweit: die Einladungen waren verteilt und an drei Tagen nach dem Mittagessen lagen die beliebten «Donuts» auf gedeckten Tischen bereit. Der Aufenthaltsraum war fastnächtlich dekoriert und lud zum Verweilen ein. Unsere jungen Gäste genossen es, die für diesen Tag offenen Zimmer zu besuchen, am «Töggelikasten» zu spielen, an den Tischen Kaffee und Kuchen zu geniessen oder einfach nur herumzustehen. Der Ruf des Internats Einige fanden sogar Zeit für eine Schachpartie. Besonders freute uns die rege Teilnahme an einer kleinen schriftlichen Umfrage, auf deren Auswertung wir natürlich sehr gespannt waren.
40
So fragten wir nach, ob man zum ersten Mal hier oben sei. Viele erwähnten, dass sie zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Infotag, an dem jeweils eine Führung durch Schule und Internat geboten wird, hier oben waren. Andere waren schon öfters hier unter dem Dach. Unsere Internen treffen sich hier immer wieder mit externen Schulfreunden, um zu lernen oder Freizeit zu verbringen. Ab und zu bleibt auch jemand zum Nachtessen. Gerade vor den Maturaprüfungen bilden sich hier oben richtige Studierabende. Natürlich waren die Antworten auf die Frage, was man denn so vom Internat «höre» besonders spannend. Neben Aussagen, wie Die Angebote für die Internatsgäste fanden guten Anklang.
STIFTSSCHULE
Unsere Fragebogen brauchten die süsse Konkurrenz auf dem Tisch nicht zu fürchten (Fotos: Simone De Tomasi). «coole Atmosphäre» und «lockere Stimmung», freuten uns die Antworten zur Gemeinschaft: «guter Zusammenhalt», «freundliche Internatsleitung», das besondere und nachhaltige Lernklima und die Möglichkeit, sich schulisch auszutauschen oder einfach «Konzentration zu finden, wenn man hier lernt». Vorurteile Dass man bei uns früh aufstehen muss und die Regeln streng seien, hat uns dann aber doch erstaunt: wohl die meisten Stiftsschüler, die von auswärts anreisen, sei es nur schon von Wollerau aus, stehen bestimmt früher auf. Die Internen lassen sich im Extremfall fünf Minuten vor Frühstücksbeginn wecken. Ab in die Hosen und runtergerannt. Um 7 Uhr sitzen alle vor ihrer Müeslischale und lauschen der Morgenandacht! Rechtzeitig zum Studium zu erscheinen, den Handygebrauch bis zur 3. Klasse etwas
einzuschränken oder in der Teeküche einige Tassen abzuwaschen, kann wohl kaum als «streng» gelten. Nun ja, die Frage war ja auch: Was «hört» ihr vom Internat? Tatsachen verbiegen sich ja bekanntlich ziemlich, je länger sie weitergetragen werden. Weiter durften wir schmunzelnd erfahren, ein Grund für einen Eintritt ins Internat sei die Möglichkeit, das «andere Geschlecht» kennenzulernen…Tja, wie geht denn ein externer Schüler während des ganzen Tages durch die Schulräume? Die Sonnenbrille muss ganz furchtbar dick sein... Schliesslich konnten sich viele einen Aufenthalt hier vorstellen. Vielleicht nicht für die ganze Woche oder gar das ganze Semester. Die Verlockung, Zeit durch den entfallenden Schulweg zu gewinnen, sei gross, aber schliesslich waren doch viele der Meinung, zuhause sei es eben doch am schönsten. Simone de Tomasi
41
STIFTSSCHULE Venerabile Monasterium Am 20. Januar 2014 ist Pater Bernhard (Fritz) Wüest unerwartet gestorben. Er war von 1971–2002 Lehrer für Griechisch und Latein und führte ab 1976 den Laden.
ist. – Esther & Christian Vogler-Bisig (1994– M 2000) freuen sich mit Oliver zusammen über das vierte Familienmitglied, Valentin, geboren am 2. Dezember 2014; Am Kreuzliberg 7, 5400 Baden.
Vitae merita Christian Marty (2001–M 2008) hat im Dezember 2014 das Masterexamen gemacht mit Hauptfach Geschichte und Nebenfach Philosophie. – Peter Bürcher (1964–M 1966), seit 2007 Bischof von Reykjavik, hat aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt eingereicht. – Mario Kälin (2002–M 2008) hat im Januar 2015 an der ETH Zürich den Master (M.Sc.ETH) in Geophysik erlangt. – Roman Kühne (1981–M 1988) ist am 1. Februar 2015 mit seiner Familie nach Santiago de Chile verreist, um in den nächsten Jahren an einem Schweizer Gymnasium zu unterrichten. – Meldung der PR-Agentur deutz: «Wir möchten Sie informieren, dass die PRAgentur deutz am 1. März 2015 das Management von Anatole Taubman (1987–M 1992) übernommen hat. PR-Agentur Deutz, Gitta Deutz, Clarenbachstrasse 188, D-50931 Köln. pr@presseagentur-deutz.de, #49 172 2079810. Bei sämtlichen Angelegenheiten, die Anatole Taubman betreffen, können Sie in Zukunft direkt Gitta Deutz kontaktieren.»
In Pace Thomas Rohr (1940–M 1944) ist am 28. Dezember 2014 gestorben; er war der Vater von Christoph Rohr (1974–M 1978). – Am 12. Januar 2015 ist Bruno Heuberger (1953– M 1961) gestorben; Imelda Heuberger, Promenade 106, 7270 Davos Platz. – Am 22. Januar 2015 ist Karl Strässle-Zimmermann (1953–M 1959) gestorben; Ida Strässle-Zimmermann, Bahnhofstrasse 3, 8868 Oberurnen. – Albert Banzer-Gottet (1958–M 1966) ist am 16. Januar 2015 gestorben. – Hubert Kluser-Federer (1986-M 1988) ist am 10. Februar 2015 unerwartet gestorben; Bernadette KluserFederer, Oberkobelwies 13, 9463 Oberriet.
PERSONAL NACHRICHTEN
Penates Valérie Steinfeld-Blattmann (1993–M 1999) freut sich über ihr zweites Kind, Anton Peter Frédéric, geboren am 16. Januar 2014; Weingartenstrasse 9, 8820 Wädenswil. – Audrey Vorburger-Schaufelberger (1997– M 2003) hat am 22. Dezember 2014 ihren Sohn Aris Tim geboren. – Silvia (Mathematik- und Sportlehrerin) und Reto (Sportlehrer) Brunner-Hesse freuen sich über die Geburt ihres Sohnes Matti Laurin am 5. Januar 2015. – Rolf und Denise Birchler (1987– M 1994) melden voll Freude, dass am 28. Juni 2014 ihr Sohn Yuri geboren worden
42
Um Angehörige trauern: Am 8. Januar 2015 ist Rita Zosso-Lander gestorben; sie war die Mutter und Schwiegermutter von Marcel (1976–M 1983) und Cornelia (1976–M 1983) Zosso-Heuberger, die Mutter von Roger (1980–M 1987) und die Grossmutter von Timo (des Roger) Zosso, 1. Klasse. – Roland Zwisler-Bühler, der Vater von Christoph (1977–M 1980) Zwisler-Pfyl, ist am 9. Januar 2015 gestorben. – Am 5. Januar 2015 ist Beat Schädler-Marty gestorben; er war der Grossvater von Patrizia (1999– M 2005) und Claudio Pfister (2001–2003) und von Stefan Schädler (2005–M 2012). – Anton J. Seiler-Rosenberg (1957–M 1961) trauert um seine Mutter, Maria Anna Seiler-von Burg, gestorben am 16. Januar 2015; Sulgenheimweg 3, 3007 Bern. – Sébastien Byers (2008–M 2012) trauert um seinen Vater, Jeffery Byers, gestorben am 10. Februar 2015; Jeffery war Lehrer für Gesang an der Stiftsschule. Pater Alois Kurmann
STIFTSSCHULE
In Memoriam
Max Zumsteg Pfarrer Max Zumsteg wünschte keinen eiMax der Bergsteiger: Max war sehr Natur gentlichen Lebenslauf nach seinem Tod. verbunden. Hier konnte er auftanken. Er Das soll auch hier nicht anders sein. Hier wusste, wo die schönsten Edelweiss zu finden sind und stand auf manchem Viertaudeshalb ein paar Charakterzüge von Max sender. Er hatte ein Auge für die unscheinZumsteg: baren Schönheiten der Natur, die er mit Max, der Mensch: Bis ins hohe Alter durfte sich Max Zumsteg einer grossen geistigen seinem Fotoapparat festhielt. Beweglichkeit erfreuen. Auch als seine körMax der Wallfahrer: ins Heilige Land, perlichen Kräfte nachliessen, sein Geist war nach Santiago, zu Bruder Klaus, nach Einsiedeln. Diese und viele andere Orte waren ihm hellwach und nahm am Geschehen in Kirche wichtig. Hier fühlte er sich unund Welt Anteil. Er kannte so ter glaubenden und suchenviele Einzelheiten über die verden Menschen. Max als der schiedensten Persönlichkeiten Gastgeber: Aufgrund seiner in Kirche und Gesellschaft, über Gästebücher könnten Bände geschichtliche Ereignisse, über geschrieben werden über jene, theologische Ansichten. Er setzte sein Wissen und Können in die in seinen verschiedenen seinem Alltag um. Die Wurzeln Pfarrhäusern ein- und ausgingen. dazu bekam er zu Hause – hier Max mit feinem Humor: in Laufenburg, im Kreis von drei Dass Max bis zum letzten Tag Geschwistern. Sein Wissen holte er an der Stiftsschule Einsieein Mensch des Humors, aber deln und im Theologiestudium zugleich auch der Tiefe war, Max Zumsteg in Fribourg. Beim Umzug von zeugt ein Gebet, das er zwei † 13. Dezember 2014 Wallbach ins Alterszentrum Tage vor seinem Tod zur Einweihung der neuen Kapelle im Alterszentmusste er mit Wehmut von verschiedenen rum in Laufenburg diktierte: Büchern aus dieser Zeit Abschied nehmen Max der Priester: Seit der Priesterweihe «Herr, unser Gott, am 29. Juni 1943 setzte er sich voll und ganz du bist gross, bei allen Generationen für ein aktives Glaubensleben ein, tröstete und gab Ratschläge, du warst schon bevor der Urknall knallte duldete die Vikare und Mitbrüder in ihren und du wirst sein, Eigenheiten, suchte die Menschen zu versteauch wenn die Gelehrten mit hen und lebte das, was er verkündete. Max den besten Hörgeräten der Fürsorgende: Sein Einsatz für Menschen das Ende des Urknalls nicht mehr hören, in Not, für suchende Menschen war vorbilddenn du bist der ewige, der einzige Gott!…» lich. Was wir heute als «Diakonie» bezeich(mitg.) nen, hat er Jahrzehnte lang verteidigt, der Glaube müsse persönliche Hände und Füsse bekommen.
43
PROPSTEI ST. GEROLD
Kurs- und Kulturprogramm Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at
Konzerte Osterkonzert mit jungen Talenten Wann: 15.– Wer & Was:
Ostersonntag, 5. April 2015, 17 Uhr / Eintritt: € Drei Musikstudentinnen nehmen die Zuhörer mit auf einen Streifzug durch Lieder verschiedener Epochen – von den feinen Gesängen des Renaissancekünstlers Dowland über die verspielten Duette Mendelssohn-Bartholdys bis hin zu den schwermütigen Elegien des Zeitgenossen Leitner.
Vernissage/Ausstellung «Vom Steinblock zur Skulptur» Wann:
Samstag, 11. April 2015 Vernissage und Ausstellung müssen verschoben werden und finden voraussichtlich Ende Mai statt. Den neuen Termin finden Sie ab April auf der Propsteiwebsite und im Newsletter der Propstei.
Jodelgesang und Volksmusik aus der Zentralschweiz Wann: Wer & Was:
Sonntag, 26. April 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 18.– Schibi-Chörli, Entlebuch, und Jodlerduett Ruedi Renggli/Hans Röösli; der Klub unterhält seine Zuhörer mit klassischen Jodelliedern und Naturjodeln verschiedener Komponisten wie auch mit zahlreichen, sehr gehörfälligen Eigenkompositionen und Arrangements von Ruedi Renggli.
Italienisches Buffet und Musik Wann:
Wer & Was:
44
Freitag, 1. Mai 2015, 18.30 Uhr / Konzert und Buffet: € 43.– (Reservierung erforderlich: +43 (0)5550 2121) Die Gruppe Amüsgöl aus dem Bregenzerwald präsentiert Arrangements aus Rock, Blues, Klassik, Jazz, Schlager und Volksmusik. In Verbindung mit dem reichhaltigen Buffet steht einem genussvollen Abend nichts mehr im Wege.
PROPSTEI ST. GEROLD Des Meeres und der Liebe Wellen Wann: Wer & Was:
Freitag, 8. Mai 2015, 19.30 Uhr / Eintritt: € 15.– (Benefizkonzert) Birgit Plankel, Sopran; Clemens Morgenthaler, Bariton; Veronika Ender, Klavier / Ergreifende Musik und tiefe Gefühle aus dem 19. Jh., Interessantes und Unbekanntes des Geschwisterpaares Fanny und Felix Mendelssohn-Bartholdy sowie des Ehepaares Clara und Robert Schumann wird die Zuhörer durch Musik und Briefe dieser vier aussergewöhnlichen Menschen an diesem Abend begleiten.
Appenzeller Volksmusik Wann: Wer & Was:
Sonntag, 17. Mai 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 15.– Mit dem Büelbänkli-Schuppel, der Kapelle Dewiisli und dem Buebequartett Dibidäbi – Freude pur!
Let the Spirit in your heart Wann: Wer & Was:
Samstag, 23. Mai 2015, 19 Uhr / Freier Eintritt, Kollekte (Benefizkonzert) Die beiden Walsertaler Chöre, der Andreaschor und der Chor Sonnasita, schliessen sich zusammen, um gemeinsam ein Benefizkonzert zugunsten der Propsteisanierung zu gestalten. Zu hören gibt es Spirituals und Gospels, passend zum Pfingstfest.
Bachkantaten in Vorarlberg Wann: Wer & Was:
Sonntag, 7. Juni 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 23.– Mirjam Feuersinger singt, begleitet vom Barockensemble, die Kantaten BWV 176 «Es ist ein trotzig und verzagt’ Ding» und BWV 75 «Die Elenden sollen essen».
45
PROPSTEI ST. GEROLD Familienbrunch Wann:
Sonntag, 14. Juni 2015, 11–14 Uhr (Reservierung erforderlich: +43 (0)5550 2121) Wer & Was: Gönnen Sie sich einen unterhaltsamen, gemütlichen Sonntag mit Musik der Gruppe «Lo runs the bases» und einem feinen Brunchbuffet. Familienpreis: € 65.– (zwei Erwachsene und Kinder/Jugendliche bis 17 Jahre) Einzelpreise: Erwachsene: € 30.– / Kinder bis 6 Jahre: frei / Kinder 6–12 Jahre: € 14.– / Kinder u. Jugendliche 13–17 Jahre: € 20.–. Indisches Buffet, Musik, Tanz Wann:
Wer & Was:
Samstag, 20. Juni 2015, 18.30 Uhr / Konzert, Tanz und Buffet: € 43.– (Reservierung erforderlich: +43 (0)5550 2121) Günther Paust und sein Ensemble spielen klassische indische Musik und präsentieren klassischen indischen Tanz. Ein indischer Gastkoch wird für das würzig duftende, indische Buffet zuständig sein.
Kurse Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite: www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html Tapetenwechsel – ein Auftankwochenende für Frauen Wann: Was: Leitung: Kosten:
10.–12. April 2015 Ein Wochenende für dich in Bewegung mit Yoga, Körperarbeit und Tanz! Mag. art. Carolina Fink, Tänzerin & Musik- und Tanzpädagogin, Yogalehrerin Kurs € 140.– + Pension € 158.– bis € 196.–
Heute im Blick – Provokationen für eine Kirche, die mit den Menschen geht Wann: Was: Leitung: Kosten:
12.–15. April 2015 Impulse und Gespräche von und mit Abt em. Martin Werlen vom Kloster Einsiedeln, auf der Grundlage seines neusten Buches «Heute im Blick». Abt em. Martin Werlen, Kloster Einsiedeln Kurs € 180.– + Pension € 237.– bis € 294.–
Selbstsicheres Auftreten – pferdegestütztes Rhetorikseminar Wann: Was:
Leitung: Kosten:
46
24.–26. April 2015 In diesem Kurs werden wir mit Hilfe der Pferde unsere Körpersprache kennen lernen und mehr über uns selber und wie wir auf andere wirken erfahren, woraus wir lernen wollen. Hildegard Salzmann, Eva-Maria Türtscher Kursbeitrag € 380.– + Pension € 158.– bis € 196.–
PROPSTEI ST. GEROLD Exerzitien mit autobiographischem Schreiben Wann: Was:
Leitung:
Kosten:
10.–16. Mai 2015 In der Betrachtung ausgesuchter Texte der Hl. Schrift und den Möglichkeiten der Poesie- und Bibliotherapie wollen wir immer tiefer in ein authentisches Gespräch mit dem dreifaltigen Gott und unserem Leben kommen. Mag. Monika Tieber-Dorneger, zertif. Leiterin für Literar. Werkstätten und Poesie- und Bibliotherapie, Erwachsenenbildnerin, Theologin, ökumen. Exerzitienleiterin, geistliche Begleiterin Kurs € 350.– + Pension € 474.– bis € 588.–
Den Körper als spirituellen Raum (er)leben Wann: Was: Leitung: Kosten:
19.–24. Mai 2015 Meditationspraxis und Körperarbeit in der Tradition des Hatha-Yoga Peter Wild, Theologe, Germanist und Religionswissenschaftler, Meditations- und Yogalehrer, Autor Kurs € 230.– + Pension € 395.– bis € 490.–
Specksteinkurs Wann: Was:
Leitung: Kosten:
28.–31. Mai 2015 Arbeiten mit Speckstein, begleitet von Peter von Burg aus Einsiedeln. Der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt und besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig. Peter von Burg, Einsiedeln Kurs € 190.– + Materialkosten + Pension € 237.– bis € 294.–
Malen, meditieren und die heilsame Sprache der Pferde Wann: Was: Leitung: Kosten:
12.–14. Juni 2015 Im Malen und Meditieren unser persönliches Ganzwerden suchen und in der Begegnung mit den Pferden uns selber besser kennen lernen. Peter von Burg, Einsiedeln € 290.– + Pension € 158.– bis € 196.–
ZEN – Sesshin Wann: Was: Leitung: Kosten:
8.–12. Juli 2015 In Kontakt kommen mit der eigenen Essenz, um aus dieser Mitte heraus unseren Alltag zu gestalten. Edith Breuss, Zen-Lehrerin, Psychotherapeutin Kurs € 220.– + Pension € 262.– bis € 340.–
Weitere Seminare, Konzerte und Kurse finden Sie auf der Propstei-Website, wo Sie sich auch online anmelden können: http://www.propstei-stgerold.at/ kulturprogramm.html / Tel. +43 (0)5550 2121
47
D
KLOSTER FAHR
er Fahrer Teil dieser Zeitschrift ist von Sehnsucht geprägt. Die Zeit, in der diese Seiten entstanden, war eine Zeit der Sehnsucht. Mit dem Längerwerden der Tage neigt sich der Winter allmählich dem Ende entgegen und vielerorts war die Sehnsucht nach saftigen Wiesen, bunten Blüten und wärmeren Tagen spürbar. Man konnte es kaum erwarten, endlich wieder Blumenduft zu schnuppern und die Vögel pfeifen zu hören. Beim Entstehen dieses Heftes war auch Fastenzeit, also diejenigen Wochen im Kirchenjahr, in denen sich Christen auf Ostern vorbereiten und das Fest der Auferstehung Christi herbeisehnen. In einem Bericht in dieser Ausgabe können Sie erfahren, wie die Erscheinung des neuen Buches von Silja Walter – ein Begleiter durch diese Fastenzeit – gefeiert wurde. Diese Fahrer Schwester hatte nicht nur ihr Leben ganz auf ihre tiefste Sehnsucht hin ausgerichtet, sie konnte diese auch wie niemand sonst in Worte fassen. Die Anerkennung, die ihr Werk geniesst, zeigt, dass viele Menschen ihre Sehnsucht nicht nur teilen, sondern auch nachempfinden können. Auf dem Bild nebenan sehen sie ein Gebet, das auf ein Stück Stoff geschrieben steht. Was es mit diesem Stoff genau auf sich hat und wie er als Ganzes aussieht, erfahren Sie im Bericht über die Wallfahrt «ü30fahrwärts». So viel sei jetzt schon verraten: auch dieser Stoff hat mit Sehnsucht zu tun, genau so, wie das Gebet, das darauf geschrieben steht. Es handelt sich hierbei um das JesusGebet. Die immerwährende Wiederholung dieser Worte dient nach ursprünglich Ostkirchlicher Tradition dazu, die Forderung des Apostels Paulus zu erfüllen: «Betet ohne Unterlass!» (1 Thess 5,17). Schon Johannes Cassian († 435) riet zum immerwährenden Gebet. Es dient seinen Ausführungen gemäss dazu, der Sehnsucht Raum zu geben, dass die Seele festen Halt haben möge, wie er in seinen «Unterredungen mit den Vätern» (10, 14) schrieb. Für Schwester Agnes, die am 25. Januar verstarb, hat sich diese Sehnsucht schon erfüllt. Sie hat ihren Halt gefunden, indem sie zu ihrem Herrn zurückgekehrt ist. Der Lebenslauf dieser treuen Klosterfrau und die Predigt, die Abt Urban anlässlich der Trauerfeier gehalten hat, bezeugen es. Und zu guter Letzt lesen Sie den Bericht über die «ü30fahrwärts», die wieder im Kloster Fahr durchgeführt wurde. Hildegard Aepli nahm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf ein Stück Glaubensweg, damit sie zusammen mit Jesus ihren tiefsten Sehnsüchten näher kommen konnten.
Foto: Verena Huber-Halter
Ich wünsche Ihnen einen schönen Frühling und viel Freude beim Lesen.
Herzlich
Verena Huber-Halter
49
KLOSTER FAHR
In Memoriam Schwester Agnes Baisch (1922–2015)
Ein letztes Mal überrascht Am 25. Januar 2015 verstarb im 93. Lebensjahr und im 61. Jahr ihrer Ordensprofess Schwester Agnes Baisch aus Aadorf (TG). Den Lebenslauf, den Priorin Irene Gassmann beim Beerdigungsgottesdienst am 30. Januar 2015 vortrug sowie die Predigt von Abt Urban Federer werden hier wiedergegeben.
Mit ihrem Sterben hat uns Schwester Agnes ein letztes Mal überrascht. Nachdem sich Schwester Agnes von einer Lungenentzündung ein wenig erholt hatte, kam sie am vergangenen Sonntag zum Zvieri ins Refektorium. Sie war zwar sehr schwach, hatte sich aber mit allen Kräften aufgerafft. Als wir uns eine Stunde später in der Kirche für die Vesper vorbereiteten, überbrachte uns eine Mitschwester die Nachricht, dass Schwester Agnes soeben gestorben sei. Wir konnten es kaum wahrhaben. Ja, der Tod von Schwester Agnes kam zwar nicht ganz unerwartet, aber dennoch hatten wir am letzten Sonntagabend nicht damit gerechnet. Keine von uns konnte ihr Adieu sagen. Aber wir glauben und vertrauen, dass Schwester Agnes nun bei Gott angekommen und aufgehoben ist. Weberin aus Berufung Schwester Agnes, Margrith Baisch, wurde am 10. April 1922 in Aadorf als Fünftes und jüngstes Kind von Karl Baisch von Wehingen-Spaichingen, Würthenberg und Elisabeth geborene Tanner von Aadorf geboren. In Aadorf besuchte sie die Primar- und Sekundarschule. Anschliessend absolvierte sie in Kreuzlingen das Lehrerinnenseminar. Nach verschiedenen Vikariatsstellen begann sie in Zürich das Philosophie-Studium. Am 24. November 1949
50
trat sie in unsere Gemeinschaft ein. Am 18. Juni 1951 legte sie Profess ab und bekam den Ordensnamen Agnes. Als junge Schwester erlernte sie im Kloster das Kunsthandwerk des Webens. Mit grosser Hingabe und Präzision berechnete sie den Einzug und das Weben der verschiedenen Muster für die Stolen. Genauigkeit und Sinn für das Schöne zeichneten Schwester Agnes aus. Während über fünfzig Jahren arbeitete sie in unserer StolaWeberei. Bis heute prägt ihre Handschrift das Design der Fahrer-Stolen. Schwester Agnes, die Weberin (Foto: Sandra Meyer).
KLOSTER FAHR Zum Ausgleich für das Sitzen am Webstuhl pflegte und hegte Schwester Agnes mit viel Liebe und Sorgfalt die Rosenbeete im Konventgarten. In ihrer Freizeit fotografierte sie gerne. Mit ihren Fotokarten überraschte sie uns an vielen Festtagen. Jede Schwester durfte sich jeweils aus ihrem grossen Sortiment eine Karte auswählen. Als sie nicht mehr am Webstuhl arbeiten konnte, übernahm Schwester Agnes verschiedene Dienste wie das Tischdecken im Refektorium. Oder wenn bei uns im Sekretariat ein Grossversand anstand, verpackte sie die Briefe, etikettierte und frankierte die Couverts. Auch dies machte sie immer mit grosser Sorgfalt. Das Leben in der Gemeinschaft fiel Schwester Agnes nicht leicht. Oft fühlte sie sich unverstanden. Umso mehr suchte sie in der Stille und Einsamkeit die Nähe Gottes. In grosser Treue ging sie ihren gewählten Weg. Der Namenstag bedeutete Schwester Agnes sehr viel. Nachdem das Fest der heiligen Agnes, welches wir im Kloster Fahr am 19. Januar feiern, letztes Jahr auf einen
Schwester Agnes, die Gärtnerin (Foto: Liliane Géraud). Sonntag fiel und deshalb liturgisch nicht gefeiert wurde, freute sich Schwester Agnes, dass sie dieses Jahr wieder einen «richtigen» Namenstag hatte. Und wie passend ist doch die MagnifikatsAntiphon, die wir an ihrem Namensfest, sechs Tage vor ihrem Sterben, gesungen haben: Schon schaue ich, wonach ich mich sehnte, schon besitze ich, was ich erhoffte. Den ich auf Erden von Herzen geliebt, mit dem bin ich im Himmel vereint. Priorin Irene Gassmann
Predigt von Abt Urban Federer
«Keine von uns konnte ihr Adieu sagen» Liebe Mitschwestern, liebe Trauergemeinde. Beim Tod geht es uns doch oft so: Der kommt selten, wann wir es wollen, selten kann zuvor noch alles erledigt und gesagt werden, was wir sollten. Ja oft bleibt bei Hinterbliebenen ein schlechtes Gewissen zurück: Warum habe ich das nie gesagt? Hätten wir uns nicht noch etwas zu verzeihen gehabt? Was ich alles noch hätte fragen wollen! «Keine von uns konnte ihr Adieu sagen.» Ich finde den Aus-
druck «Adieu» wunderbar, im Deutschen gibt es nichts Vergleichbares. Wenn ich jemandem sage: Adieu, dann sage ich: «Also dann, bei Gott!» Es könnte ja bei jeder Begegnung sein, dass wir uns nicht mehr sehen, dies die letzte Begegnung ist – aber bei Gott werden wir uns bestimmt wiederfinden, dort werden all unsere Lebenswege ihre Erfüllung finden. «Keine von uns konnte ihr Bei-Gott sagen.» Das hättet Ihr, liebe Mitschwestern,
51
KLOSTER FAHR Schwester Agnes noch gerne gesagt: Also dann, bei Gott! Doch dazu kam es nicht mehr, Schwester Agnes hat in ihrem Sterben alle überrascht. Und so überrascht es Sie vielleicht, liebe Mitchristen, wie ich nun Schwester Agnes ins heutige Evangelium einbaue. Gerade für eine Nonne müsste es doch einfach sein, sich darin wiederzufinden: Eine Nonne ist selbstverständlich eine der zehn Jungfrauen. Wir müssten nun nur noch zuteilen, ob Schwester Agnes zu den klugen oder zu den törichten gehörte, ob wir eher klug oder dumm sind… aber nein: Schwester Agnes ging so überraschend von uns, wie im Evangelium der Bräutigam kommt! Ich vergleiche sie also mit Ihm, denn in ihr ist uns ja tatsächlich der Bräutigam Christus entgegengekommen, wie Er das in jedem Menschen tut – und die Jungfrauen im Gleichnis sind dann wir alle, vorbereitet oder nicht vorbereitet für diese Begegnung, mit dem Öl für die brennenden Lampen oder ohne dieses Öl. Und plötzlich wird dieses Gleichnis von den zehn Jungfrauen ein bisschen kompliziert, nicht mehr so einfach, wie es aufgebaut scheint. Für das Kommen des Bräutigams Christus wären wir selbstverständlich bereit: frisch gebeichtet, gut kommuniziert, den Psalter unter Fach und Dach, die Exerzitien in Aussicht! Aber für das Kommen Christi im Mitmenschen? Was, wenn Christus in diesem Mitmenschen uns nicht nur als bester Freund entgegenkommt, sondern als der Leidende? Habe ich für meine Mitmenschen, für meine Mitbrüder zu Hause und für die Mitschwestern hier immer genügend Öl: das Öl, das mir die Ohren für das Zuhören reinigt? Das Öl, das mir die Zunge für das gute Wort schmiert? Das milde Öl der Barmherzigkeit? Das Öl, auf dem quasi die Liebe den anderen entgegengleitet? Heisst nun «Adieu» nicht noch ganz etwas anderes: nicht ein «bis später, bei Gott in der Ewigkeit», sondern die Gottesbegegnung jetzt, wo der konkrete Mitmensch vor mir steht? So verstehen wir, warum die zehn Jungfrauen müde werden
52
und einschlafen: Die Begegnung mit den Mitmenschen ist unter anderem ermüdend, wir haben nicht immer die nötige Geduld, die nötige Ausgeglichenheit, um für andere da zu sein. Der Schlaf ist dann hier Bild für das Sich-Davonstehlen, sich aus der Verantwortung stehlen. Und plötzlich ist es zu spät, der Bräutigam kommt so überraschend – eben zum Beispiel im Mitmenschen, den wir gar nicht erwarten –, dass wir keine Zeit mehr haben, um Öl kaufen zu gehen. Dann stehen wir unvorbereitet da, mit dem, was wir haben, nackt, mit leeren Händen. Meine Lieben, für Schwester Agnes müssen wir keine Angst haben: Sie ist bei Gott, à Dieu, für sie glauben und hoffen wir, was am Schluss der Lesung aus dem Philipperbrief so formuliert ist: «So hoffe ich, zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.» Der Weckruf des Evangeliums ist überraschend deutlich an uns gerichtet: «Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.» Das ist ein Weckruf, unsere Aufmerksamkeit nicht auf das Jenseits zu vertrösten. Wir müssen doch nicht unbedingt bei einem Tod denken: Hätte ich doch noch, warum habe ich nicht… Es ist ein Weckruf, Gott zu suchen im Hier und Jetzt, im Mitmenschen neben mir, denn da ist: à Dieu. Und Schwester Agnes können wir trotzdem sagen: Adieu! Denn bei Gott wird in Liebe all das vollendet, was wir hier im Leben nicht vollbringen konnten. Amen. Abt Urban Federer
KLOSTER FAHR
Neuerscheinung
Lauter Licht Das Kloster Fahr hat zusammen mit Ulrike Wolitz und dem Paulusverlag ein neues Buch von Silja Walter herausgegeben. «Lauter Licht» heisst es und ist ein Begleiter durch die Fasten- und Osterzeit. Von Aschermittwoch bis Pfingsten erhält der Leser täglich mit einem Gedicht von Silja Walter einen dem Kirchenjahr entsprechenden Impuls. Für die Vernissage kam eigens Pater Theo Flury aus Einsiedeln angereist, um die Schwestern an der Orgel zu begleiten. Etwa sechzig Gäste waren für die Vernissage ins Kloster Fahr gekommen. Aufklang der Feier bildete die Vesper, an der ausschliesslich Silja Walter zu Wort kam. Gesänge und Gebete waren allesamt aus ihrer Feder. Gelesen wurden die Gedichte von der wohl besten Kennerin des Werkes von Silja Walter: Ulrike Wolitz. Sie war es auch, die für den Ende letzten Jahres erschienenen Adventsbegleiter wie auch für dieses neue Buch die Tagesimpulse zusammengestellt hatte. Einmal mehr bewies die Redaktorin sehr viel Feingefühl in der Auswahl der Texte. Gerade die Zeit zwischen Aschermittoch und Pfingsten ist spannungsgeladen und enthält von abgrundtiefer Trauer bis zur allergrösster Freude alle Emotionen auf der menschlichen Gefühlsskala. Einmal mehr ist durch die grossartige Arbeit von Ulrike Wolitz ein aussergewöhnliches Buch entstanden.
«Lassen wir uns anstecken und inspirieren von einer Welt, die ‹Lauter Licht› kennt», meinte auch Hanspeter Lembeck, der Lektor der Neuerscheinung aus dem Paulus Verlag Silja Walter, Lauter Licht, Paulusverlag, Freiburg, 2015, ISBN 978-7228-0866-6, Erhältlich im Buchhandel oder im Klosterladen Fahr.
Das Licht in sich selber entdecken Sie selber meinte dazu: «Das Licht auch in sich zu entdecken, dazu geben die Texte von Silja Walters ostersuchenden Menschen Mut und Geleit. Das Buch begleitet durch die dunkle, leidvolle Zeit von Aschermittwoch bis Ostern wie auch durch die licht- und feuervolle Etappe von Ostern bis Pfingsten».
53
KLOSTER FAHR Fribourg anlässlich der Vernissage. Er stellte die Frage in den Raum, warum gerade in einer Zeit, in der es von Kriegen, Anschlägen und Unruhen in der Welt nur so wimmelt, ein Buch mit dem Titel «Lauter Licht» herausgegeben wird. Die Antwort liege auf der Hand, meinte er: «Dort, wo wir Brücken bauen, Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Religionen kann das Licht auch uns erreichen.» Weiter brennen Der Schwestergemeinschaft ist es immer ein grosses Anliegen, die Worte Schwester Hedwigs nach draussen zu tragen: «Silja Walter hat uns in ihrem literarischen Werk einen reichen Schatz an Texten hinterlassen. Diese Texte sollen weiter brennen und Herzen berühren», erklärte Priorin Irene anlässlich der Vernissage, «und so freut es mich sehr, dass der neue Band ‹Lauter Licht› erscheinen konnte.» Pater Theo begleitete die Vesper virtuos an der Orgel. Zur Vernissage des neuen Buches begab er sich ins Kloster Fahr, denn passend zum Anlass wurden nur Hymnen gesungen, deren Text aus Schwester Hedwigs Feder stammte und deren Melodie Pater Theo komponiert hat. Für die Gäste der Vernissage bot sich so ein musikalischliterarischer Ohrenschmaus der besonderen Art. Eigentlich hätte es auch für die Schwestern ein grossartiges Erlebnis werden sollen. Schliesslich haben sie nicht oft Gelegenheit, die Hymnen ihrer MitschwesDas Kapitel «Pfingsten»...
Die Schola der Fahrer Klostergemeinschaft: Vespergesänge von Silja Walter (Fotos: Verena Huber-Halter). ter in Begleitung des Komponisten zu singen. Auf dem Weg ins Licht Aber Freude wollte in ihren Reihen nicht so recht aufkommen. Während der Proben zur Vesper – knapp eine halbe Stunde vor deren Beginn – verstarb ihre Mitschwester Agnes vollkommen überraschend. Sie hatte am Nachmittag erstmals nach einer Lungenentzündung den Kaffee wieder mit der Gemeinschaft zusammen im Konvent einnehmen können. Als die Nachricht von ihrem Hinschied in die Kirche getragen wurde, wo die Schwestern mit Pater Theo gerade am Proben waren, war die Fassungslosigkeit fast greifbar. Die Chorprobe wurde gestrichen und alle machten sich auf den Weg, um sich von Schwester Agnes zu verabschieden. Es war weder für den Organisten noch für den Chor einfach, unter diesen Umständen diese Vesper in der prallvollen Kirche zu feiern. Die Fassungslosigkeit hatte sich noch nicht verflüchtigt. Aber sie alle meisterten das bewundernswert und begleiteten mit ihrem Gesang und der Orgelmusik ihre Mitschwester Agnes, als sie sich auf den Weg zu ihrem Herrn ins Licht gemacht hatte. Verena Huber-Halter
54
KLOSTER FAHR
«ü30fahrwärts»
Frau, dein Glaube ist gross Nach dem «Ausflug» der «ü30fahrwärts» nach Engelberg im vergangenen Sommer kehrte sie für ihre Winter-Ausgabe Ende Februar wieder zurück ins Kloster Fahr. Zu diesem Anlass sorgten die Organisatorinnen Priorin Irene, Ruth Mory-Wigger und Regina Käppeli mit dem gebotenen Programm einmal mehr für grossartige zwei Tage. Hildegard Aepli führte die Wallfahrer mit grosser Sensibilität durch das Thema «Frau, dein Glaube ist gross» und auch Pater Martin griff das Thema der Veranstaltung in seiner Predigt in der Konventmesse am Sonntag auf. Wieder zuhause! Die «ü30fahrwärts» gehört nicht nur dem Namen nach ins Kloster Fahr. Es hat sich an dieser vergangenen Veranstaltung gezeigt, dass der Entscheid, den Anlass immer am selben Ort durchzuführen, richtig war. Ursprünglich wurde einmal darüber diskutiert, die Wallfahrt auch an anderen passenden Orten stattfinden zu lassen. Die Teilnehmer haben sich dann jedoch entschieden dagegen geäussert. Der zwangs-
weise Ausflug nach Engelberg im letzten Sommer und die «ü30fahrwärts» jetzt, Ende Februar, haben aber gezeigt, dass der Erfolg des Anlasses vom Ort und dessen Bewohnerinnen geprägt ist. Die Begrüssung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war so herzlich, dass man den Eindruck erhalten musste, auch die Schwestern hätten die «ü30fahrwärts» im letzten Sommer vermisst. Schwester Monika
Einige Fahrer Schwestern mischten sich unter die «zivilen» Teilnehmer der «ü30fahrwärts».
55
KLOSTER FAHR zum Beispiel liess es sich nicht nehmen, für die Wallfahrerinnen und Wallfahrer trotz Fastenzeit ihre Schenkeli zu backen. Die gehören im Winter neben Wein und Käse beim allnächtlichen gemütlichen Beisammensein schon traditionell zum Menü. Schwester Veronika sorgte dafür, dass für das Essen immer alles rechtzeitig bereit stand, Schwester Martina sorgte dafür, dass es den Gästen in ihren Zimmern an nichts fehlte und Schwester Matthäa legte bei jeder Gebetszeit genug Bücher bereit, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitsingen konnten. Mitwirkung der Fahrer Schwestern Anders als bisher üblich, waren die Schwestern dieses Mal nicht nur im Hintergrund an der Wallfahrt beteiligt, indem sie sich rührend um das Wohl ihrer Gäste kümmerten oder an den Gebetszeiten mitsangen, sie waren auch bei den Impulsen dabei. Das hiess allerdings für diese Wallfahrt nicht, dass sie sich hinsetzen und zuhören konnten. Ganz im Gegenteil! Hildegard Aepli hielt nämlich nicht einfach Vorträge, sie liess das Publikum selber aktiv werden. Auch das war eine neue Erfahrung für diejenigen, die schon öfter an der «ü30fahrwärts» dabei waren. Aber das hiess natürlich, dass nicht nur die Referentin, sondern die ganze Gruppe zur Inspiration werden konnte. Und so wurde die Anwesenheit der Schwestern von allen als grosse Bereicherung erfahren. Glaubenskapital Ganz untätig war Hildegard Aepli allerdings auch nicht. Auch wenn das Programm auf die Mitarbeit der Anwesenden angewiesen war, musste es vorbereitet und geleitet werden. Aber Hildegard Aepli ist wohl nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, sie wirkte vollkommen entspannt, als sie bei der Begrüssung meinte: «Da ist heute ein gewaltiges Kapital an Glaubenserfahrung und Glaubenssuche dabei!». Ihre Ruhe legte sich schnell auch auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, und so liessen sie sich motiviert durch das abwechslungsreiche und span-
56
Die Theologin Hildegard Aepli wirkte als Wallfahrtsleiterin. nende Programm führen. Behutsam und unaufdringlich aber zielgerichtet liess Hildegard Aepli die Mitwirkenden immer mehr zu sich selber kommen. Die Heidin und der Jude Jesus Als Mittel dazu stellte sie Dialoge zur Verfügung, Zitate von Frauen aus der Heiligen Schrift. Eines dieser Gespräche schauten wir uns genauer an und zwar dasjenige der Heidin, die Jesus um Hilfe für ihr Kind bittet (Mt 15, 21–28). Wir wurden eingeladen, die beiden Hauptpersonen der Szene, Jesus und die Heidin, genauer zu beschreiben. Da Jesus die Frau anfänglich ignorierte und sie recht barsch darauf aufmerksam machte, dass er nicht für sie, sondern für die verlorenen Schafe des Hauses Israel zuständig sei, schnitt er in dieser Beschreibung nicht sonderlich vorteilhaft ab. Die verzweifelte Frau, die um die Heilung ihres Kindes bat, hatte es da beim Publikum schon viel einfacher. Bei allen Versuchen, Jesus Verständnis und Nachsicht entgegen zu bringen, konnte niemand darüber hinwegsehen, dass er zu Be-
KLOSTER FAHR ginn der Begegnung mehr als unfreundlich war. In der Diskussion einigte man sich, dass Jesus wohl erst durch die Bitte dieser Heidin erkannt haben wird, dass seine Sendung nicht nur der Erlösung der Juden sondern aller Menschen galt. So gesehen ist seine Reaktion auf die Störung durch diese Frau, als er sich für eine Weile aus dem Rummel um seine Person zurückziehen wollte, verständlich, denn wer ist schon begeistert, wenn er in den Ferien arbeiten muss. Hildegard Aepli brachte es zum Abschluss dieser Übung auf den Punkt: «Hier treffen sich zwei ebenbürtige Menschen.» (Und dies, obwohl das gesellschaftliche Gefälle zwischen den beiden Hauptpersonen wohl nicht grösser sein könnte! Anm. d. Autorin.) «Diese Frau kann dem Theologen Jesus in ihrem Anliegen etwas entgegenhalten. Gefällt euch die Geschichte auch immer besser?» Zu dieser Frage erntete sie breite Zustimmung. Schnell wurde es wieder still im Saal, als sie die Aufgabe stellte, darüber nachzudenken, wie denn unser persönlicher Dialog mit Jesus lauten würde. Wir sollten uns auf dem Klosterareal verteilen, damit jeder für sich ein Gespräch mit Jesus führen und versuchen konnte, seine grösste Sehnsucht zu formulieren. Diese sollte Jesus nicht nur mündlich mitgeteilt, sondern auch auf ein kleines Stück Papier notiert werden.
schlug: «Wann immer du eine Gebetszeit hast, dann beginne sie damit, deine tiefste Sehnsucht zu äussern.» Die Sehnsucht sollte aber weit gefasst werden, wie zum Beispiel «Nicht am Leben vorbeileben» oder «Mich mit einem Schicksalsschlag versöhnen». Dadurch, dass wir sie aufschreiben sollten, musste sie in Worte gefasst werden. «Das ist klug», meinte die Referentin dazu, «weil wir mit dieser Methode mit uns selber in Kontakt kommen und unsere Sehnsucht immer das Richtige und Wichtige ist, was jetzt mit Gott besprochen werden muss. Gleichzeitig aber muss man Gott die Freiheit lassen, auf seine Art und Weise darauf zu antworten.» Wieder zurück in der Gruppe, wollte sie von den Mitwirkenden wissen, wie es ihnen bei diesem Dialog ergangen ist und es wurde schnell deutlich, dass die Aufgabe nicht so einfach war, wie sie sich angehört hatte. Verschiedene Knackpunkte mussten überwunden werden und Hildegard Aepli enttarnte jeden noch so guten Grund, warum man seine Sehnsucht nur schwer formulieSingen als Gottesdienst ist ein tragendes Element der Wallfahrt «ü30fahrwärts».
Deine grösste Sehnsucht Es war auffallend, dass Hildegard Aepli oft nicht einfach von «Jesus» sprach, sondern meist von «deinem», «eurem» oder «meinem» Jesus. Dabei wird deutlich, dass jede und jeder von uns seine persönliche, einzigartige Beziehung mit Jesus hat. Sie ist genau so einmalig wie jede andere Beziehung, die wir zu einem Mitmenschen haben. Beziehungen werden im Kontakt miteinander gepflegt. Und zu dieser Kontaktaufnahme forderte Hildegard Aepli die Wallfahrerinnen und Wallfahrer auf, indem sie ihnen den Auftrag gab, mit «ihrem Jesus» ihrer grössten Sehnsucht auf die Spur zu kommen. Sie folgte damit Ignatius von Loyola, der vor-
57
KLOSTER FAHR
Im Pilgerband werden die Sehnsüchte der «ü30fahrwärts-Teilnehmerinnen und -teilnehmer nach Assisi getragen (Fotos: Verena Huber-Halter). ren konnte als Strategie, denn: «Man hat Angst, es könnte sich etwas ändern.» Es ist halt doch nicht so einfach, die Antwort ganz und gar Gott zu überlassen. Erneut zitierte sie Ignatius von Loyola: «Die wenigsten Menschen erahnen, was Gott mit ihrem Leben machen könnte, wenn sie sich vorbehaltlos seiner Führung überliessen.» Hildegard Aepli nahm ihr Pilgerband hervor, in dessen Taschen die Teilnehmer die kleinen Zettel mit ihrer niedergeschriebenen Sehnsucht hineinlegen konnten. Mit diesem Band wird sie zu Ostern nach Assisi pilgern und die Bitten dort dem Osterfeuer übergeben. Tief berührt nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Angebot an und in vollkommener Stille wurde das Pilgerband unter den Anwesenden weiter gereicht, damit jedes Stück Papier eingesteckt werden konnte. Auf dem Weg nach Rom Zum Schluss erzählte die Referentin von einer anderen Pilgerreise, die sie zusammen mit drei Freunden am 2. Mai 2016 in St. Gallen beginnen will. Ziel dieser Reise ist der Petersplatz in Rom. Auch diesmal werden sie die Sehnsucht von Vielen mittragen, nämlich die Bitte, dass Männer nicht mehr ohne Frauen über deren Stellung, Rolle und Funktion in der Kirche sowie über allgemeine
58
Belange der Kirche nachdenken und entscheiden sollen. Dabei laden sie alle ein, sich mit ihnen auf den Weg zu machen und auf dem Petersplatz dabei zu sein, wenn dieses Schreiben am 2. Juli 2016 hoffentlich an Papst Franziskus persönlich übergeben wird. Dieses Projekt geniesst bereits jetzt gros se Unterstützung. Unter anderem arbeitet auch Priorin Irene im Kernteam mit. (Nähere Informationen sind unter www.kirche-mit.ch erhältlich.) Auch Pater Martin Werlen wirkt in der Vorbereitungsphase mit. Ab dem 2. Mai diesen Jahres werden bis zum Start der Wallfahrt auf der Website täglich Impulse veröffentlicht und er ist einer ihrer zahlreichen Autoren. Weitererzählen In seiner Predigt am Sonntag stellte er fest, dass die Kirche noch etwas an ihrem Respekt vor den Frauen arbeiten sollte. In der zweiten Lesung des Tages (Röm 8, 31f) sei deutlich zu hören gewesen, dass Gott seinen Sohn für ALLE hingegeben habe, nicht nur für die Männer: «Wenn wir an unseren eigenen Glaubensweg denken, erinnern wir uns wohl alle, dass es vor allem Frauen waren, die uns die grossartigen Geschichten unseres Glaubens erzählt haben. Das Weitererzählen gehört zur reichen Tradition unseres Glaubens. Genau das hat zum Niederschreiben der verschiedenen Texte der Heiligen Schrift geführt. Liebe Schwestern, euer Glaube ist gross! Trotz allen Erfahrungen in der Kirche seid ihr dabei geblieben. Dafür sagen wir Brüder euch allen ein herzliches Vergelt’s Gott! Ihr versucht immer wieder, uns Männer zur Herrlichkeit zu führen. Das braucht viel Geduld.» Verena Huber-Halter
KLOSTER FAHR Vermählungen: Fähndrich-Rast, Rain (HK 11/12). – 4. Februar 16. Mai 2015, Madlen und Benno Föhn2015, Elias Benedikt, Rebbeca und René JostZwingli, Geissberg, 6432 Rickenbach (FK Muff, Gunzwil (HK 05/06). – 6. Februar 2015, 2012). – 23. Mai 2015, Anna Marty und Sämi Roman, Brigitte und Armin Röllin-Kümin, von Rickenbach, Hungrigs, 6432 Rickenbach Baar (HK 06/07). (FK 2010). – 30. Mai 2015, Doris Suppiger und Zu Gott heim gegangen: Adrian Bossert, Ober-Alpetli, 6125 Menzberg (HK 10/11). Ehemalige Schülerin: NACHRICHTEN – 30. Mai 2015, Christa BetAnnelies Meyer-Amstutz, schart und Hermann Fisch- DER EHEMALIGEN Gossau (WK 55/56). lin, Bodenmatt, 6434 Illgau (HK 12/13). – 6. Juni 2015, Monika Huber und Mutter von: Jörg Eggimann, Hallwilerstrasse 7, 5724 DürMartha Huber, Boswil (SK 1977). renäsch (FK 2008). – 13. Juni 2015, Nadine Arnold und Thomas Lütolf Hubelstrasse 1, Vater von: 6260 Reidermoos (HK 11/12). Hermine Fellmann-Gassmann, Winikon, (SK 1980). – Lisbeth Gassmann, Sempach, Geburten: (SK 1980). – Rita Jund-Gassmann, Römerswil 9. Januar 2015, Cyrill, Manuela und Severin (SK 1981). Achermann-Rohrer, Niederrickenbach (FK 2005). – 15. Januar 2015, Mia Denise, Daniela Gatte von: und Richard Brunner-Moos Rain (FK 2011). – Hermine Gassmann-Fleischlin, Sempach 16. Januar 2015, Andrina, Andrea und Jo(SK 1947). seph Christen-Greber, Hofstatt (FK 2006). – Schwester Michaela Portmann 24. Januar 2015, Timo, Monika und Peter
Schwester Andrea läutet zur Mittagshore. Sechsmal am Tag versammeln sich die Schwestern vom Kloster Fahr in der St. Annakapelle zum Gebet (Foto: Priorin Irene Gasssmann.
59
Maria von Magdala – Apostola Apostolorum Die verriegelte Türe springt auf. Das verriegelte Grab ist leer. Maria von Magdala schreitet unter dem offenen Bogen herein und singt. Trägt ihn, den Lebenden, den Erstandenen, das Leben selber trägt sie aus dem Garten herein, duftend von Ostern, in pfingstlichem Kleid und im Jubellied ihres glühenden Herzens: Er lebt! Apostolin der Apostel, Botschafterin Jesu, des Kyrios Christus an seine Kirche, die Männer – in ihrem jahrtausendelang sorgsam verriegelten Haus – es ist offen!
aus seinem Wort, im Mund einer Frau: Halleluja! Er lebt!
Silja Walter OSB (GA Band 8)
60
(Foto: Liliane Géraud)
Sprang auf für immer unter der Liebesmacht Gottes,
KALEIDOSKOP
Veranstaltungskalender Religion Karwoche und Ostern im Kloster Einsiedeln 19.00 Uhr 20.00–06.00 Uhr
Hoher Donnerstag, 2. April 2015 Abendmahlsfeier Nächtliche Anbetung in der Unterkirche
08.00 Uhr 16.00 Uhr 20.00–06.00 Uhr
Karfreitag, 3. April 2015 Trauermette Karfreitagsliturgie Nächtliche Anbetung in der Magdalenenkapelle
08.00 Uhr 18.00 Uhr 20.30 Uhr
Karsamstag, 4. April 2015 Trauermette Vesper Osternachtfeier
10.30 Uhr 16.30 Uhr
Ostersonntag, 5. April 2015 Feierliches Pontifikalamt Feierliche Pontifikalvesper
09.30 Uhr 11.00 Uhr 16.30 Uhr
Ostermontag, 6. April 2015 Feierliches Konventamt Pilgergottesdienst Feierliche Vesper
Karwoche und Ostern im Kloster Fahr
19.30 Uhr
Hoher Donnerstag, 2. April 2015 Keine Vesper Abendmahlsfeier, anschliessend Komplet
07.00 Uhr 09.30 Uhr 15.00 Uhr
Karfreitag, 3. April 2015 Trauermette Kreuzwegandacht in der Kirche Karfreitagsliturgie
07.00 Uhr 17.30 Uhr
Karsamstag, 4. April 2015 Trauermette Vesper
05.00 Uhr 09.30 Uhr 16.00 Uhr
Ostersonntag, 5. April 2015 Auferstehungsfeier, anschliessend Laudes Kein Gottesdienst Vesper
Dein Leben will singen – Gesang und Gebet im Kloster Fahr Wann: Wo: Was: Wer:
62
Samstag, 9. Mai 19.00 Uhr Klosterkirche Fahr Abendlob – Ein abendlicher Gottesdienst im Zugehen auf den Sonntag mit Gesängen von Silja Walter und weiteren Autoren (Text) und Barbara Kolberg (Musik) Benediktinerinnen vom Fahr und Barbara Kolberg
KALEIDOSKOP
Religion Fronleichnam, 4. Juni 2015 im Kloster Fahr 9.30 Uhr
feierlicher Gottesdienst mit anschliessender Prozession
Kultur Konzert der Studentenmusik Wann: Wo: Was: Wer:
Samstag, 11. April 2015, 20.00 Uhr Theatersaal der Stiftsschule Einsiedeln Laetarekonzert 2015 Studentenmusik der Stiftsschule; Marcel Schuler, Leitung
Wann: Wo: Was: Wer:
Sonntag, 17. Mai 2015, 13.30 – 23.30 Uhr Klosterkirche Einsiedeln Kirchenklangfest Zehn verschiedene Formationen Mehr S. 71, Details unter http://cantars.org/images/cantars/ programm/2015/CAN_15_Flyer_Einsiedeln.pdf
cantars
Pfingstkonzerte 2015 Wann: Wo: Was:
Freitag, 22. Mai, 19.30 Uhr Klosterkirche Fahr «Corelli und Co – bekannte und unbekannte Triosonaten» Barockkonzert durch Nachwuchstalente mit Moderation
Wann: Wo: Was: Wer:
Samstag, 23. Mai, 19.30 Uhr Klosterkirche Fahr «Impressionen» Schweizer Oktett und Gäste
Wann: Wo: Was: Wer:
Sonntag, 24. Mai, 9.30 Uhr Klosterkirche Musikalische Umrahmung des Gottesdienstes Stringendo 4 Kids
Wann: Wo: Was: Wer:
Sonntag 24. Mai, 17.00 Uhr Klosterkirche «Kontraste wie Tag und Nacht» Schweizer Oktett
Billettevorverkauf und weitere Infos: www.schweizeroktett.ch
63
KALEIDOSKOP
Selma Lagerlöf, Verner von Heidenstam und Einsiedeln (I)
«Das Mekka der Schweiz» Als Gründer der MIVA Schweiz (Missions-Verkehrs-Aktion) ist der Einsiedler Mönch Pater Friedrich Ziegler (1880–1960) vielleicht da und dort noch im Gedächtnis. Seine Kontakte mit zwei grossen Namen der schwedischen Literatur dürften hingegen kaum bekannt sein. «Salve» hat bis ins Archiv der Königlichen Bibliothek in Stockholm nachgeforscht und kann erstmals den Brief von Pater Friedrich Ziegler an die schwedische Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf veröffentlichen, sowie eine Widmung des Literaturnobelpreisträgers Verner von Heidenstam an Pater Friedrich präsentieren. Der schwedische Dichter Carl Gustav Verner von Heidenstam wurde am 6. Juli 1859 in Olshammar, Gemeinde Askersund, geboren und verstarb am 20. Mai 1940 in Övralid, Gemeinde Motala. 1912 wurde er zum Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt und erhielt mitten im Ersten Weltkrieg 1916 den Nobelpreis für Literatur. Noch heute begeht man in Schweden Heidenstams Geburtstag am so genannten Övralidstag. Hilmar Borelius bezeichnet Heidenstam in seinem Buch «Die nordischen Literaturen», als «Aristokrat und Schönheitsverehrer». Verner von Heidenstams erstes Buch «Wallfahrt und Wanderjahre» lasse erkennen, wie stark seine Phantasie von der Farbenfreude und Sinnenlust des Orients, den er bereist hatte, eingenommen war. Heidenstam beseelte ein starkes Heimatgefühl und eine Vaterlandsliebe, wie sie uns auch in den Werken von Selma Lagerlöf entgegentritt. Besonders zum Ausdruck kommt dieser patriotische Zug in der Erzählung «Der heiligen Birgitta Pilgerfahrt». «Ich habe auch einen persönlichen Grund, des schwedischen Dichters zu gedenken. In dem Raum, wo ich diese Notizen zu Papier bringe, hat er viele Abende zuge-
64
bracht. Er sass bei Wein und Tabak mit seinem Freund Heidenstam auf dem Sofa. Strindberg hat diesen Saal anschaulich beschrieben. Nur der Turmfalke, den er vor dem Fenster sah und der auch zu unserer Zeit noch unter dem Dach nistete, kommt nicht mehr.» Diese Sätze aus Jean Rudolf von Salis Buch «Notizen eines Müssiggängers» führen uns mitten hinein in ein literarisches Gipfeltreffen von zwei schwedischen Ausnahmeschriftstellern auf Schweizer Boden. Sowohl Verner von Heidenstam als auch August Strindberg, der Begründer des Naturalismus in Schweden, haben sich längere Zeit in der Schweiz aufgehalten. Getroffen haben sie sich vor allem auf Schloss Brunegg im Kanton Aargau. Neben Jean Rudolf von Salis war der Schweizer Schriftsteller Hermann Burger ein weiterer berühmter Bewohner dieses von den Habsburgern zur Verteidigung der Südseite ihres Kernlandes errichteten Bauwerks. Am 28. Februar 1989 nahm sich Burger auf Schloss Brunegg das Leben. Im 1988 erschienenen Roman «Brenner» hat Burger diesem literarischen Brennpunkt auf eidgenössischem Boden ein Denkmal gesetzt (Hermann Burger, Brenner 1: Brunsleben – Brenner 2: Menzenmang, Roman. Na-
KALEIDOSKOP gel & Kimche, Zürich, 2014, 571 S., CHF 34.90, ISBN 978-3-312-00597-0). In Gesslers Schloss Mit einundzwanzig Jahren heiratete Verner von Heidenstam gegen den Willen seines Vaters seine Jugendliebe Emilia Uggla. Es kam zum Bruch mit dem Elternhaus und führte zur vorübergehenden Ansiedlung des Paares in der Schweiz. «Wir sind noch in Lenzburg, übersiedeln aber am 1. Mai in ein naheliegendes Schloss, das im 8. Jahrhundert erbaut wurde und Gessler gehörte. Wir haben das ganze Schloss mit Fenstermalereien, Zechkrügen, Rüstungen und anderen alten Snoilsky-Requisiten für 120 frcs pro Monat gemietet. Die Zimmer sind unordentlich und dürftig; aber der Ausblick ist göttlich.» So schreibt Heidenstam aus Lenzburg am 22. April 1886 an Strindberg. Es ist ein halbes Spukschloss mit Eulen und Fledermäusen, das der Schriftsteller und seine Gattin bezogen. «Natürlich hatte auch Brunegg Verner von Heidenstam in einer Aufnahme aus dem frühen 20. Jahrhundert (Foto: Akademische Gesellschaft, Lund/Schweden).
seine Gespenstergeschichte: eine weisse harfenspielende Dame ging des Nachts um... Ich hoffte lange auf ein Rendez-vous mit der weissen Dame, am liebsten, wenn meine Frau fort war. Aber sie kam nie.» Der Reporter in Einsiedeln In seinem entzückenden Buch «Landschaften und Menschen» hat Heidenstam dem bei seinem Schweizer Aufenthalt gewonnenen tiefen Verständnis und den grossen Sympathien für unser Land herzlichen und literarisch bedeutenden Ausdruck verliehen. Als Abschluss dieses Artikels folgt deshalb der seit der Buchveröffentlichung in deutscher Sprache erstmalige integrale Wiederabdruck von Heidenstams Text über Einsiedeln. Es ist eine grossartige Reportage aus dem Pilgerort Einsiedeln. Heidenstam gibt sich aufgeklärt kritisch im Text über die Waldstatt und ist gleichzeitig von unleugbarer Faszination für den Ort eingenommen. Man bewundert die Präzision, mit der er in wenigen Worten exakt wiederzugeben vermag, was er in Einsiedeln sah. Vor allem aber wohnt dem Text eine visionäre Komponente inne, wenn Heidenstam im Zusammenhang mit dem Gnadenbild von einem «indischen Götzenbild» spricht oder vor dem Hintergrund der heute herrschenden spirituellen Globalisierung von einem «schweizerischen Mekka» redet. Es ist, als ob er geahnt hätte, dass die Einsiedler Muttergottes im Jahre 2015 tatsächlich über einen Behang aus Indien verfügen würde. Geschenkt von einem Hindu mit grosser Verehrung zur Einsiedler Muttergottes. Und als ob Heidenstam vorausgesehen hätte, dass heute viele nichtchristliche Tamilen den Wallfahrtsort aufsuchen und dass eine muslimische Gläubige der Einsiedler Madonna zwei Kleider gestiftet hat. Der Wallfahrtsort Einsiedeln darf sich glücklich schätzen, über diesen grossartigen Text aus der Weltliteratur zu verfügen. In seinen Erinnerungen «Schloss Brunegg» erweist sich Heidenstam als bewundernder Chronist helvetischer Eigentümlich-
65
KALEIDOSKOP keiten, wenn er die Dorfnotabeln in der «Krone» beim Billardspiel beobachtet: «Das Beste noch war, dass mein Schuhmacher auf mich zukam, um mir seine Dienste anzubieten mit der Begründung, er habe während meines Spiels bemerkt, dass meine Absätze erneuert werden sollten. Dann kam auch der Schneider, um mich zu fragen, ob ich von dem Futter des Rockes, den ich gerade trug und das er eingenäht hatte, befriedigt sei. ‹Bitte, stehen Sie einen Moment still Herr Baron›, sagte er, ‹damit wir sehen können, ob am Halse noch ein wenig ausgeschnitten werden soll.› Schliesslich erkundigte sich noch der breitschultrige Metzger mit donnernder Stimme, ohne natürlich vorher zu grüssen oder aufzustehen, ob das Roastbeef, das er am Vortage nach Brunegg geschickt habe, nicht noch zarter als gewöhnlich gewesen sei.» Verblüfft registrierte Heidenstam an anderer Stelle, dass sie von einem veritablen Oberst kutschiert worden waren. «Wir beschlossen, kein Trinkgeld zu geben und taten wohl daran; denn am folgenden Tag erfuhren wir, dass er ein schweizerischer Oberst sei. Oberst!» Der schwedische Literaturnobelpreisträger aus dem Jahre 1916 schätzte das Werk des Schweizer Schriftstellers Carl Spitteler sehr. Felix Moeschlin, der selber einige Jahre in Schweden lebte, als Schriftsteller mit Werken wie «Der Amerika-Johann» (1912) oder «Wir durchbohren den Gotthard» (1947) hervortrat und von 1939–1947 für den «Landesring der Unabhängigen» im Nationalrat sass, hatte ihn auf Spitteler aufmerksam gemacht. Heidenstam setzte sich in Schweden begeistert für den Schweizer ein. Das scheint die Veranlassung und Voraussetzung für die Verleihung des Literaturnobelpreises im Jahre 1920 an Carl Spitteler gewesen zu sein. Der Schweizer und das Schweizer Landleben Verner von Heidenstam apostrophierte in seinem Buch «Landschaften und Menschen» den Schweizer als kleinbürgerlich und attestierte ihm kurze Beine und einen
66
Selma Lagerlöf, 1928 fotografiert von Atelje Jaeger, Stockholm (Foto: Wikimedia). ungefügigen Oberkörper. «Das Spiessbürgertum liegt wie ein Nebel über der ganzen Alpenrepublik.» Heidenstam sah darin mit einer etwas überheblichen Attitüde die Ursache dafür, dass die Schweiz keine grosse Kunst und Literatur besässe, um kurz darauf sein Urteil gewissermassen revidierend festzuhalten: «Gemütliche, leidenschaftslose Ruhe guckt aus jedem Fenster, und zeitweilig fühlt man sich beinahe geneigt, den Schweizer auf ein Piedestal zu stellen und den Idealmenschen zu nennen.» Zwischen den Alpenschluchten machte er gutmütige trauliche Dörfer aus, die wie Bücher von Fritz Reuter zwischen zwei Bänden Shakespeare lägen. Vollends verblüfft war Heidenstam, als er an einer Freilichtaufführung in Sempach den Bundespräsidenten auf der Ehrentribüne ein Schinkenbrot essen sah. In der Sparsamkeit machte Heidenstam zu gleicher Zeit den grössten Fehler und das
KALEIDOSKOP
Brief von Pater Friedrich Ziegler an Selma Lagerlöf Einsiedeln, 17. November 1910 Fräulein Selma Lagerlöf, Falun Der 52-Jährigen wird herzlich gratuliert. Wer ist es, der diese Wörter schreibt, fragen Sie sicher verwundert. Er ist sehr weit von den Stränden des Siljansees entfernt. Tagesreisen mit dem Schnellzug trennen Sie von ihm. Seine Muttersprache ist nicht Schwedisch sondern Deutsch (deswegen dürfen Sie nicht sehr kritisch sein). Er sitzt in einem riesigen Klostergebäude – in der Mitte der Schweiz, und durch die Fenster schauen schneebedeckte Berge, so wie in der alten Grubenstadt, wo Bataki alles, was geheimnisvoll war, und alles, was Grund zu Grübeleien gab, und alles, was den Gedanken in Bewegung setzte, liebte. Er ist ein Benediktinermönch. Warum schreibt er denn? Weil er das Fräulein Lagerlöf so gern hat. Er hat einen einzigen schwedischen Freund, und dieser schenkte ihm «Nils Holgerssons wunderbare Reise». Er war davon so begeistert, dass er seinen Dank ausdrücken wollte, und Gelegenheit gibt ihm jetzt Ihr Geburtstag. Wie viele herrliche Gedanken werden Ihre anderen Schriften enthalten, wenn Sie für kleine Kinder so schöne haben? Mögen Sie dem schwedischen Volk noch viele Gaben schenken! Sie dürfen glauben, dass ich sehr froh wäre, wenn ich Sie einmal hier in der Schweiz in Einsiedeln sehen könnte. Die Sage erzählt, dass die ersten Einwohner dieser Gegend schwedische Auswanderer gewesen sind. Suit und Sven, die Brüder kämpften gegeneinander, und Suit wurde Sieger. Darum nannte er das erste Dorf «Schwyz», und so nennt man auch jetzt den Kanton und seinen Hauptort. Die Mundarten haben viele Ähnlichkeiten mit der schwedischen Sprache, das kann man nicht leugnen. Sie sind für den nächsten Sommer herzlich eingeladen. Und jetzt noch einmal meine Glückwünsche. Mögen Sie Frieden finden und ihn auch Anderen geben können! Mit Hochachtung Ihr P. Friedrich Ziegler O.S.B., Kloster Einsiedeln, Schweiz Übersetzung des im Original auf Schwedisch verfassten Briefes. Das handschriftlich verfasste Original befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Stockholm, Schweden.
grösste Verdienst des Schweizers aus. «Der Schwede vermag seinen Reichtum nicht zu verbergen, und der Schweizer vermag ihn nicht zu zeigen.» Empört hält er in diesem Zusammenhang eine Geschichte aus Düdingen fest: «Als in der Gegend von Düdingen – einer Gegend, dessen katholische Einwohner unter dem Rufe ‹Tout en Christ!› zur Wahlurne ziehen – ein Eisenbahnunglück sich ereignete, eilten zahlreiche Landleute zur Unglücksstätte, um den Bewusstlosen und Fassungslosen Wasser zu reichen – ge-
gen 20 bis 50 Centimes pro Glas!» Den in Einsiedeln als Leutpriester wirkenden Zwingli nennt Heidenstam «die einzig wirklich sympathische Persönlichkeit unter den Reformatoren». August Strindberg logierte mit seiner Familie längere Zeit in Gersau. Der Priester, Missionar und Schriftsteller Josef Maria Camenzind erzählt in seinem Buch «Europa im Dorf – Von Kurgästen, Soldaten und Arbeitersleuten» unter dem Titel «Der verschwundene Schwede» eine bemerkenswerte Epi-
67
KALEIDOSKOP sode von diesem Aufenthalt Strindbergs in der Innerschweiz. Wie Verner von Heidenstam war August Strindberg ein Bewunderer der Schweiz. Die Landschaft fand er so schön, «wie man sich den Himmel vorstellt». Als eine Art Prophet in Sachen EU schrieb er: «In der Schweiz ist die soziale Frage gelöst [...] Sie ist das Ideal eines Volksstaates [...] Dort ist das Experiment eines Staatenbundes schon ausgeführt und geglückt [...] Sie ist Europas besseres Ich, sein Gewissen [...] Warum sind die Menschen in diesem schönen Lande friedlicher? Warum sehen sie zufriedener aus als anderwärts? Weil sie in einem Volksstaate wohnen. Die Schweiz ist das kleine Miniaturmodell, nach dem das zukünftige Europa aufgebaut werden wird.» An den Schalthebeln der Macht in Brüssel scheint allerdings niemand Kenntnis von dieser Stelle aus der Weltliteratur zu haben. Im Roman «Der Sohn der Magd» heisst es mit Bezug zur Schweiz: «Hier gibt es Religionsfreiheit, Presse-, Meinungs- und Äusserungsfreiheit, allgemeines Wahlrecht, hier gibt es kaum Klüfte zwischen den Gesellschaftsklassen, hier gibt es, wenn nicht Gleichheit, so doch Gleichstellung, und hier gibt es sparsame Menschen, die zwei Centimes zurücklegen, wenn sie vier verdienen; hier gibt es einen sozialen Gemeinsinn und eine leidliche Einigkeit; hier gibt es Mitleid mit den Armen und Kranken; hier gibt es allgemeinen und gemeinsamen Unterricht für alle [...]» Zweimal Pater Friedrich Ziegler Am 17. November 1910 schrieb Pater Friedrich Ziegler aus dem Kloster Einsiedeln einen Brief an die schwedische Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf. Im Jahr zuvor war die Verfasserin des berühmten bis in unsere Tage immer wieder aufgelegten Buches «Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen» – soeben ist in «Die Andere Bibliothek» erstmals der Gesamttext, der das wunderbare Schwedisch einer vergangenen Epoche bewahrt, in deutscher Übersetzung erschienen – die höchste literarische Ehrung zugesprochen worden. Eben-
68
Eine persönliche Karte und eine Buchwidmung an den Einsiedler Pater: Selma Lagerlöf (oben), Verner von Heidenstam. Postkarte und Buch befinden sich in der Stiftsbibliothek (Fotos: KAE). falls erschien im Zürcher Römerhof Verlag das Buch von Barbara Thoma unter dem Titel «Selma Lagerlöf – Von Wildgänsen und wilden Kavalieren» – eine höchst lesenswerte Biographie zu Selma Lagerlöf. Das Original des Briefes von Pater Friedrich befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Stockholm, Schweden. Der in schwedischer Sprache verfasste Brief wird hier erstmals in einer deutschen Übersetzung abgedruckt. Pater Friedrich gratuliert der prominenten Schriftstellerin zum Geburtstag und lädt sie zu einem Besuch ins Kloster Einsiedeln ein. Bruder Gerold Zenoni
(Fortsetzung folgt)
KALEIDOSKOP
Klosterkirche Einsiedeln – Sonntag, 15. Mai 2015 12.00 Uhr: Grusswort von Abt Urban Federer 12.30 Uhr: Contemporary Gospel (Rejoysing Gospelchor Freienbach) 13.30 Uhr: Engelsbotschaften (Jugendkonzertchors Küssnacht) 14.30 Uhr: Klingendes Wort Gottes (Choralschola Kloster Einsiedeln) 15.30 Uhr: Salz des Lebens (Kirchenchor Ibach) 16.30 Uhr: Vesper der Mönche, Vokalensemble 80 17.30 Uhr: Gottesdienstmusik (Kirchenchor Caecilia Lachen) 19.30 Uhr: Traumhafte Nachtgesänge (Klarinettenensemble «Holzbiig» 20.30 Uhr: Gloube, Hoffnig, Liebi (Jodlerkantate, Männerchor Pfäffikon SZ) 21.30 Uhr: Lob der Schöpfung (Harmonie Freienbach) 22.30 Uhr: Orgel | Tanz | Licht «Seelensprung» (Improvisation, Performance) www.cantars.org
SPIRITUALITÄT Christoph Wrembek SJ, Sentire Jesum – Jesus erspüren. Vom Gottesbild Jesu und vom Gottesbild von Menschen. Bonifatius, Paderborn, 2015, 428 S., CHF 36.90, ISBN 978-3-89710584-3. «Sentire Jesum – Jesus erspüren» ist ein Buch, das einen Jesus nahebringt, den man fühlen und anrühren kann, der sich herabbeugt und jeden Menschen retten will, der sein Leben aufs Spiel setzt, indem er Gesetze übertritt,
wenn er nur einen Menschen damit retten und ihn befreien kann von falschen Gottesbildern. In diesem Buch geht es um zentrale Fragen der Heiligen Schrift und unseres christlichen Glaubens. Mithilfe einer soliden biblischen Theologie, angereichert durch eigene Wanderungen im Heiligen Land und archäologische Leckerbissen, wagt der Autor überraschend neue Antworten, so etwa, dass die vier Evangelien allesamt zwischen 45 und 65 entstanden seien; dass der Nazoräer-Titel auf eine königliche Abstammung Jesu aus dem Haus David hinweise; dass in den Evangelien keine Verdammung der Juden ausgesprochen sei. «Sentire Jesum» zeigt,
NEUE BÜCHER
69
KALEIDOSKOP dass Jesus ein Gottesbild offenbart, das alle Menschen anspricht, die Fernen wie die Nahen, Christen wie Nichtchristen. Der jetzige Papst hätte gewiss seine Freude an den Darlegungen seines Mitbruders, denn dieser stellt wie er selbst den allen alles schenkenden Gott des Erbarmens in die Mitte. Sabine Brändlin (Hg.), Lebensstark. Frauengebete aus dem Aargau. Theologischer Verlag, Zürich, 2014, 108 S., CHF 16.80, ISBN 9783-290-17772-0. In einer Umfrage aus dem Jahr 2008 gaben 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung an, dass ihnen das persönliche Gebet wichtig sei. In «lebensstark» sind solche persönlichen Gebete enthalten, verfasst von reformierten Frauen aus dem Kanton Aargau. In den Gebeten widerspiegelt sich das ganze Leben: Frauen, die ein Kind verloren haben, Jugendliche vor dem Einstieg ins Berufsleben, Frauen in der Mitte des Lebens oder Hochbetagte im Altersheim geben Einblick in ihr Gebetsleben. Das Buch zeigt, wie Lebenserfahrungen in Gebeten zum Ausdruck kommen, und was für den Alltag und für besonders herausfordernde Lebenssituationen stärkt. Die Gebete können dem eigenen Bitten und Fragen, Klagen und Danken eine Sprache geben und dazu ermutigen, selbst den Moment in Worte zu fassen. Gudrun Griesmayr (Hg.), Teresa von Avila. Freundschaft, die trägt. Neue Stadt, Freiburg im Br., 2015, 72 S., CHF 13.40, ISBN 978-37346-1048-6. Vier Wochen mit Teresa von Avila (1515–1582), einer Persönlichkeit, die jeden Rahmen sprengt: kontemplativ und überaus aktiv, mystisch und lebenspraktisch, asketisch und lebensfroh, strategisch und voller Gottvertrauen, einfühlsam und schwierig.
70
Zu einer Zeit, in der Frauen die Fähigkeit zum inneren Gebet abgesprochen wurde, lehrte Teresa von Avila das Gebet als Freundschaft mit Gott, zu der Jesus Männer wie Frauen einlädt. Augustin Schmied, Farben des Anfangs. Jesus und seine Botschaft, Biblische Betrachtungen. Neue Stadt, München, 2015, 176 S.,CHF 21.90, ISBN 978-3-7346-1031-8. In den Texten der Evangelien begegnet uns Jesus – geprägt von der Erfahrung, dass er über den Kreuzestod hinaus lebendig ist – mit seiner Botschaft vom Heil. Die Zusage des rettenden und erneuernden Entgegenkommens Gottes ist die Mitte seiner Botschaft, die er in Wort und Tat verkündet hat. Pater Schmied erschliesst Facetten dieser Botschaft: ein Buch, das Jesus heute näher bringt. Mit einem Register, das die spirituell-theologischen Vertiefungen den Sonntagen im Jahreskreis zuordnet. Martha C. Nussbaum, Politische Emotionen. Suhrkamp, Berlin, 2014, 623 S., CHF 59.90, ISBN 978-3-518-58609-9. Wie viel Gefühl verträgt eine Gesellschaft, die nach Gerechtigkeit strebt? Nicht viel, könnte man meinen und etwa auf die Gefahren verweisen, die mit der politischen Instrumentalisierung von Ängsten und Ressentiments verbunden sind. Emotionen, so eine weitverbreitete Ansicht, setzen das Denken ausser Kraft und sind daher im politischen Kontext generell schädlich. Dem widerspricht Martha C. Nussbaum in ihrem neuen Buch. Um der Gerechtigkeit politisch zur Geltung zu verhelfen, so ihre These, bedarf es nicht nur eines klaren Verstandes, sondern auch einer positiv-emotionalen Bindung der Bürgerinnen und Bürger an diese gemeinsame Sache. Manche sprechen
KALEIDOSKOP in diesem Zusammenhang von Hingabe. Nussbaum nennt es Liebe. Grosse Führer wie Lincoln, Gandhi und Martin Luther King haben davon ebenso gewusst wie die Vordenker einer »Zivilreligion«, Jean-Jacques Rousseau zum Beispiel oder Rabindranath Tagore. In beeindruckender Weise erforscht Nussbaum diese Art Liebe und damit verwandte politische Gefühle. Sie zeigt, welche Ausdrucksformen – auch in der Musik oder der Dichtung – sie annehmen können und wie sie sich kultivieren lassen. Dabei erweist sie sich einmal mehr als eine der vielseitigsten Denkerinnen unserer Zeit: als bedeutende Theoretikerin der Emotionen, als herausragende politische Philosophin und nicht zuletzt als grosse Kennerin und Interpretin der Künste. Markus Vinzent, Die Auferstehung Christi im frühen Christentum. Herder Verlag, Freiburg im Br., 2014, 344 S., CHF 54.90, ISBN 978-3451-31212-0. Die patristische Studie beschreibt die Entstehung und Entwicklung des Auferstehungsglaubens in den ersten Jahrhunderten der frühen Kirche. Paulus wertete die Auferstehung Jesu als Grundlage jeder christlichen Hoffnung. Im 4. Jahrhundert gehörte die Auferstehung zu einem zentralen Punkt der christlichen Doktrin. Für die Zeit dazwischen eröffnet Vinzents Studie einen überraschenden Blick auf die Entstehung christlicher Lehre, auf die existentiellen Auseinandersetzungen zu Leben und Tod, immer im Blick auf das Kreuz und Leiden, auf Duldsamkeit und Opfer. Martha Nussbaum, Die neue religiöse Intoleranz. Ein Ausweg aus der Politik der Angst. WBG, Darmstadt, 2015, 220 S., CHF 29.90, ISBN 9783534267156. Warum protestieren jeden Montag Zehntausende in Dresden gegen eine angebliche Islamisierung? Und das in einem Bundes-
land, in dem der Anteil der Muslime an der Bevölkerung gerade einmal 0,1% beträgt? Und warum stimmte die Schweiz über ein Verbot von Minaretten ab, obwohl es landesweit nur vier davon gibt? Die berühmte Philosophin Martha Nussbaum identifiziert eine »neue religiöse Intoleranz« gegenüber fremden Religionen. Sie enthüllt die irrationale Angst, die dahintersteckt und zeichnet, inspiriert durch die Philosophie, die Literatur und die Geschichte, einen Weg aus Angst und Intoleranz heraus. Sie plädiert dafür, die Religionsfreiheit aller zu respektieren und so eine beständige Ethik der Höflichkeit und des Anstands zu entwickeln. Denn nur so können wir über die Politik der Angst hinweg zu einer offenen und gleichberechtigten Zukunft gelangen. Martin Engelmann, Zu Fuss auf dem Franziskusweg nach Rom. Tyrolia, Innsbruck, 2015, 224 S., CHF 42.90, ISBN 978-3-7022-3425-6. Im Einklang von Natur, Kunst und Spiritualität. Auf 622 Kilometern durch das grüne Herz Italiens Pilgern auf dem Franziskusweg heisst, durch eine Landschaft zu wandern, die so schön ist, dass es einem den Atem raubt. Eine Landschaft, die immer schon aussergewöhnliche Menschen inspiriert hat: Franz von Assisi, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Dante, Galileo Galilei und andere grosse Künstler und Denker ihrer Zeit. Der renommierte Reisefotograf Martin Engelmann hat seine schwere Fotoausrüstung geschultert und sich auf den 622 km langen Franziskuswegweg von Florenz über Assisi nach Rom gemacht. In magischen Bildern erzählt er von seiner Reise. Sie führte ihn viele Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit, auf einen Weg, den Kunstwerke wie Meilenstei-
71
ne säumen, um daran zu erinnern, dass die Schönheit der Landschaft die Inspiration und somit die Wiege der Kultur ist. Der einfühlsame Text verknüpft persönliches Erleben, Informationen zu Geschichte und Kunst sowie die franziskanische Spiritualität, die den Pilger auf seinem Weg begleitet.
Wenn Bücher Recht haben. Justitia und ihre Helfer in Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Katalog zur Jahresausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen. St. Gallen 2014. Wer die Weltgeschichte betrachtet, kann nichts anderes tun als staunen, dass es nicht nur Chaos und Willkür, sondern doch hier und dort auch noch mehr oder weniger geordnete Verhältnisse gibt. Rechtsstaat, Rechtsbewusstsein, Rechtspflege und Rechtsentwicklung sind kostbar Güter, deren Wert erst bewusst wird, wenn sie fehlen und missachtet werden. Das Kloster St. Gallen lebte nicht weltfremd. Erstmals wird nun in einer Ausstellung ein Bücherschatz mit Texten des Rechts gezeigt. Es sind keine Prunkhandschriften. Sie sind in einem anderen Sinn gewichtig, weil sie die Entstehung von Rechtsbewusstsein dokumentieren. Im Recht sieht sich eine Gesellschaft widerspiegelt. Ganz eindrücklich sind dabei die überlieferten Rechtstexte der germanischen Reiche, welche sich in Teilen des zerfallenen römischen Reiches installiert hatten. Daraus können wir ersehen, wie sich römische Rechtsvorstellungen mit germanischen Gewohnheiten verbinden, samt ethisch-christlichen Vorschriften. Bemerkenswert ist die Feststellung, dass die ehrwürdigen Manuskripte aus dem 7. bis 9. Jahrhundert nicht in St. Gallen entstanden sind, sondern von auswärts kamen. Es gehört zu den spannendsten geistigen Prozessen des Mittelalters, wie das Recht durch die Wissenschaft in den Griff
72
genommen wurde. Berühmt wurde die Schule von Bologna, wo Gelehrte und Studenten eine Korporation, eine Universität für das römische und kanonische Rechtsstudium bildeten. Das Studium des wieder entdeckten römischen Rechts mittels wissenschaftlicher Methode wird durch eindrückliche Handschriften bezeugt, wo sich die Mühe selbst um das Detail sehen lässt. Wie das Recht innerhalb der Abtei angewandt werden konnte, zeigt das Beispiel des Streites um die Führung des Klosters im 15. Jahrhundert, wofür man sich an ausgeklügelte Regeln zu halten hatte. Die Ausstellung gibt somit reiches Anschauungsmaterial für einen Kulturprozess, der auch in unserer Zeit weitergeht. Pater Gregor Jäggi
Andrea Ciucci, Sartor Paolo, Zu Tisch bei Abraham. Kochen mit der Bibel. 50 Rezepte aus zwei Jahrtausenden. Verlag Neue Stadt, München, 2014, 128 S., CHF 28.50, ISBN 9783-7346-1024-0. Das grosse Bibel-Kochbuch: 50 biblische Rezepte, Informationen zu wichtigen Stichwörtern und Personen mit kurzen Impulstexten und zahlreichen Fotografien: schön gemacht – für Auge, Herz und Gaumen…
Tomás Halík, Nicht ohne Hoffnung, Glaube im postoptimistischen Zeitalter. Herder, Freiburg i.Br., 2014, 256 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-451-33087-2. Hoffnung wird besonders intensiv empfunden in Zeiten der Krise, im Leben jedes einzelnen Menschen wie auch von Gesellschaften. Wenn sich manche Hoffnungen als blosse Illusionen erweisen, ermöglicht dies der Hoffnung, sich zu reinigen
und zu reifen, «in die Tiefe zu zielen» und sich neu auszurichten – Krise ist auch eine Wiege der Hoffnung. Die Hoffnung ist dann wie ein Spalt, durch den die Zukunft einen Strahl ihres Lichtes in die Gegenwart wirft. In diesem Buch würdigt Tomáš Halík verschiedene Gestalten der menschlichen Hoffnung und zeigt, was in ihnen verborgen sein kann – z.B. wenn in alltäglichen Erfahrungen existentielle Fragen aufscheinen oder wenn darin die Sehnsucht nach dem Absoluten spürbar wird. Liao Yiwu, Gott ist rot – Geschichten aus dem Untergrund – Verfolgte Christen in China. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2014, 352 S., CHF 26.90, ISBN 978-3-10-044814-9. bgz. Liao Yiwu wurde 1958 geboren und nach der Veröffentlichung seines Gedichtes «Massaker» (1989) vier Jahre inhaftiert. Für dieses Buch führte er an der Seite eines Arztes Gespräche mit Christen in entlegenen Gegenden Chinas. Die erschütternden Zeugnisse des Glaubens unter repressiven Umständen sind trotzdem voller Hoffnung. Das Glück der freien Glaubensausübung in unseren Breitengraden wird bei der Lektüre als Geschenk wieder entdeckt.
BELLETRISTIK Amélie Nothomb, Eine heitere Wehmut. Diogenes, Zürich, 2014, 124 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-257-06926-6. bgz. Als Tochter eines belgischen Diplomaten wurde die heute in Paris lebende Schriftstellerin Amélie Nothomb 1967 in Kobe, JaAmélie pan, geboren. Mit einem Nothomb Eine heitere französischen Fernsehteam Wehmut macht sie sich auf ins Land ihrer Kindheit, um ihre Roman · Diogenes
Amme und die erste grosse Liebe wieder zu sehen. Erstaunt stellt sie fest, dass sie einen katholischen Kindergarten besuchte. Für die Autorin wird der Trip zu einer höchst emotionalen Spurensuche und für den Leser wird das Buch zu so etwas wie einem alternativen Reiseführer durch Japan. Viktor Niedermayer, Finsterland, Roman. Nagel & Kimche, Zürich, 2015, 206 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-312-00650-2. bgz. Viktor Niedermayer wurde 1926 geboren. Er beschreibt in seinem ersten Roman seine Kindheit und Jugend in Bayern während der Naziherrschaft. Die Sichtweise ist dabei punktuell. Skizzen und Szenen aus dem Spannungsfeld zwischen katholischem Milieu und einer damit nicht korrespondierenden staatlichen Doktrin sind höchst anschaulich geschildert und geeignet auch einer jugendlichen Leserschaft die Augen zu öffnen. Fazit von Niedermayer: Kritisch sein gegenüber Autoritäten, sogar gegenüber Eltern und Lehrern. John Williams, Butcher’s Crossing, Roman. dtv, München, 2015, 365 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-423-28049-5. bgz. Wer sich den guten alten Abenteuerroman zurückwünscht, soll unbedingt zu diesem Buch greifen. Es ist als ob sich Jack London und B. Traven zusammengetan hätten, um gemeinsam eine spannende Geschichte zu verfassen. Der Amerikaner John Williams (1922–1994) erzählt in diesem Roman die Story von Will Andrews, der um 1870 der sicheren Existenz entflieht und ins gottverlassene Butcher’s Crossing kommt. Eine Büffeljaged wird für ihn und seine Begleiter zu einem Abenteuer mit biblischen Dimensionen.
73
Ken Follett, Kinder der Freiheit, Roman. Lübbe, Köln, 2014, 1215 S., CHF 40.90, ISBN 9783-7857-2519-8. bgz. Der englische Schriftsteller Ken Follett scheint das Abonnement auf Bestsellererfolge auf sicher zu haben. Seit Jahren beliefert er die Leserschaft mit bestens verkäuflichen historischen Romanen und zeitgenössischen Thrillern. Der abschliessende Band der gross angelegten Saga aus dem vergangenen Jahrhundert mit den Vorläuferbücher «Sturz der Titanen» und «Winter der Welt» setzt nach dem Zweiten Weltkrieg ein und führt von Berlin nach Washington, von Moskau nach Kuba und von Prag nach Warschau. Jakob Arjouni, Die Kayankaya-Romane, Happy birthday, Türke!/Mehr Bier/Ein Mann, ein Mord/Kismet/Bruder Kemal. Diogenes, Zürich, 2014, 1080 S., CHF 41.90, ISBN 978-3-257-06900-6. bgz. Der 1964 geborene deutsche Autor Jakob Arjouni starb leider viel zu früh bereits am 17. Januar 2013 in Berlin. Seine Fälle um den Frankfurter Privatdetektiv Kayankaya gelten bereits als Klassiker ihres Genres. Wenn man mit der Lektüre beginnt, weiss man auch warum: Arjouni war gewissermassen ein Naturtalent im Entwickeln einer spannenden fesselnden Geschichte. Sein Stil ist lakonisch und sec. Und vor allem ist er bei aller Brutalität, die auch vorkommt, immer sehr dem Humor zugetan. Marianna D. Birnbaum, Esterházy, Konrád Spiró in Jerusalem. Nischen Verlag, Wien, 2014, 149 S., ca. CHF 18.–, ISBN 978-39503345-7-9. György Konrád und György Spiró sind jüdische Ungarn (oder ungarische Juden), während der gläubige Katholik Péter Esterházy aus dem ungarischen Hochadel stammt. Ihre Gespräche mit der Herausgeberin, der unga-
74
risch-stämmigen Professorin der University of California, Marianna D. Birnbaum, umspannen ohne Tabus Jahrhunderte und Welten in Israel und Ungarn und fanden nach einem Besuch der Schriftsteller in Israel statt. Bemerkenswerte Überlegungen und eigenwillige Ansichten regen zu eigenen Reflexionen an. Daniel Defoe, Kapitän Singleton, Roman. Unionsverlag, Zürich, 2014, 364 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-293-20676-2. bgz. Wer sich beim Autor Daniel Defoe bloss auf dessen Roman «Robinson Crusoe» festlegt, dem entgeht mit den anderen Büchern des Engländers viel. In «Kapitän Singleton» (1720) geht es primär um Gewinn und Verlust von materiellem Besitz. Das Buch ist als Vorläufer des Charakterromans wichtig und erzählt aus der Ich-Perspektive von den Abenteuern des Titelhelden, die ihn nach Madagaskar und Afrika und natürlich auf die Meere führen, wo er den Quäker Walters gefangen nimmt und schlussendlich dessen Schwester heiratet. David Nicholls, Drei auf Reisen, Roman. Kein & Aber, Zürich, 2014, 539 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-0369-5701-2. bgz. Der englische Erfolgsschriftsteller David Nicholls ist von mittlerer Statur. Fast meint man vor einem grossen Spitzbuben zu stehen, denn Nicholls Züge formen sich häufig zu einem schelmischen Lächeln. Bei unserer Begegnung in Zürich hörte er erstmals vom Kloster Einsiedeln. Nach dem Weltbestseller «Zwei an einem Tag» beschreibt er hier die serbelnde Ehe von Connie und Douglas, die sich mit dem tunichguten Sohn Albie auf eine Reise durch Europa aufmachen. Selbstverständlich folgen keine Angaben zum Ausgang der Geschichte.
ES GESCHIEHT NICHT MIR ABER JETZT MEIN GESICHT GEGEN FOLTER VIKTOR GIACOBBO SPENDE CHF 5: SMS «JETZT» AN 488
STOPP-FOLTER.CH
Mit dem Wandel leben Die Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner zählt mit ihren europaweit 130 Mitarbeitenden (davon mehr als 90 in der Schweiz) zu den renommiertesten Zentralschweizer Treuhandunternehmen. Seit über 50 Jahren leben wir mit dem Wandel im Dienste unserer Kunden und ihres Erfolgs. Wir sind aktiv in den Geschäftsfeldern Finanz- und Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung, Wirtschaftsberatung, Steuerberatung sowie Rechtsberatung.
Mattig-Suter und Treuhand- und Partner Schwyz Revisionsgesellschaft Schwyz Pfäffikon SZ Brig Zug Altdorf Sofia Sibiu Bukarest Timisoara Wien Bratislava Tirana Ingolstadt
Hauptsitz Bahnhofstrasse 28, Postfach 556, CH-6431 Schwyz Tel +41 (0)41 819 54 00, info@mattig.ch, www.mattig.ch
75
Wir schaffen Zugänge für alle Procap ist die grösste Organisation von und für Menschen mit Handicap in der Schweiz. Procap bietet Beratungen in den Bereichen Bauen, Wohnen, Reisen und Sozialversicherungsrecht an. Zudem ermöglicht Procap Menschen mit Behinderung den Zugang zu Sport, Freizeit, Kultur und Gesellschaft. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, herzlichen Dank! Procap Schweiz PC 46-1809-1 www.procap.ch
76
Ihr Partner vor Ort Kuriger 2-Rad/Motorgeräte GmbH Etzelstrasse 22 8840 Einsiedeln Tel. 055 412 44 01 Fax 055 412 72 66
Reparatur/Service aller Marken
HIER KÖNNTE IHR
INSERAT STEHEN! Melden Sie sich unter: ea Druck AG Telefon 055 418 82 82, info@eadruck.ch
info@kurigerbike-motorgeraete.ch pfen zählt. Jeder Tropfe lt. Jeder Tropfen zählt. Je en zählt. Jeder Tropfen z Tropfen zählt. Jeder Tropfe zählt. Jeder Tropfen zäh er Tropfen zählt. Jeder Trop opfen zählt. Jeder Tropfen er Tropfen zählt. Jeder Tr fen zählt. Jeder Tropfen z Jeder Tropfen zählt. Jede n zählt. Jeder Tropfen zä ropfen zählt. Jeder Tropf lt. Jeder Tropfen zählt. Je pfen zählt. Jeder Tropfen z der Tropfen zählt. Jeder Tro opfen zählt. Jeder Tropfe hlt. Jeder Tropfen zählt. Jed T f hl J d T
SPENDE BLUT RETTE LEBEN blutspende.ch
Sorgentelefon für Kinder is Grat
0800 55 42 10 weiss Rat und hilft
SMS-Beratung 079 257 60 89, www.sorgentelefon.ch Sorgentelefon, 3426 Aefligen, PC 34- 4900-5
77
Spenden Sie Mut mi ssh an de 4 01 lt 2 Postkonto 40-260-2 | www.terredeshommesschweiz.ch
78
Impressum
Weitere Autoren dieser Ausgabe Pater Berno Blom OSB, Pater Cyrill Bürgi OSB, Simone De Tomasi, Matthias Lüthi, Pater Lorenz Moser OSB, Valerie Ochsner, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Pater Martin Werlen OSB, Pater Patrick Weisser OSB Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868
Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB
Abonnentenverwaltung Abos, Adressänderungen, usw.: Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwatlung «Salve», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Jahresabonnement Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Studentenpreis: CHF 20.– Ausland: Abopreise auf Anfrage, Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto Inserateverwaltung + Herstellung ea Medien AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 82 82, Fax: 055 418 82 84, E-Mail: info@eadruck.ch Internet: www.eadruck.ch
79
Ihr kompetenter Partner in sämtlichen Bereichen der Medienkommunikation
FÜR ELEGANTE
WERBEAUFTRITTE, DIE GARANTIERT AUFFALLEN!
ea Druck AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln, www.eadruck.ch