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Interpol am Telefon

Bericht aus der Präventivecke: „Interpol am Telefon“

Geht es Ihnen manchmal auch so, dass Sie denken: „Sachen gibt´s, die gibt´s gar nicht…?“ Kürzlich (und natürlich nach „Feierabend“) saß ich mit der besten Ehefrau von allen mal wieder auf der Bank an der Weißer Fähre, um unser schönes Rheinpanorama zu genießen. Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als mein Mobiltelefon klingelte. Es handelte sich nicht – wie vermutet – um einen Rechtsrat suchenden Mandanten, sondern eine forsche Dame meldete sich in englisch mit „Interpol“… Nach kurzer Überlegung war ich mir keiner Schuld bewusst und ließ die Anruferin zunächst einmal ihr Anliegen vortragen. Angeblich sollte ich durch den Anruf vor Schlimmerem bewahrt werden. Jetzt wurde es spannend! Die Dame behauptete, unbekannte Täter hätten meine persönlichen Daten gestohlen und Kriminelle würden damit nun angeblich Straftaten begehen. Dabei wollten die Täter nicht nur Geld erbeuten, sondern „versuchten auch, an Informationen über die persönlichen und finanziellen Verhältnisse zu gelangen, um weitere Straftaten vorzubereiten“…. Die Täter arbeiten mit vielen Tricks

Die eigentlichen Kriminellen sind dabei in unserem Fall nicht die potentiellen Datendiebe (die es hier gar nicht gab und die folglich auch keinerlei Daten von mir erlangt hatten), sondern die Anrufer*innen selbst. Dabei sind die Anrufer*innen technisch gut aufgestellt: Mittels eines speziellen technischen Verfahrens bekommen die Opfer eine zu der betreffenden Behörde passende Nummer angezeigt, obwohl der Anruf von einem ganz anderen Anschluss im Ausland kommt. Opfer berichten auch regelmäßig, dass die Anrufer oft sehr überzeugend klingen und auftreten. Offenbar handelt es sich um im Telefonmarketing erfahrene Männer und Frauen. So war es auch in meinem „Fall“. Obwohl diese Betrugsmasche bevorzugt ältere Menschen ins Visier nimmt, fallen auch junge Menschen darauf herein. Die „Stories“ sind hierbei sehr abwechslungsreich: So wird den potenziellen Opfern erzählt, ihre Kontodaten seien ausgespäht worden. Sie werden überredet, für ein vermeintliches Täuschungsmanöver Geldtransaktionen vorzunehmen oder Gutscheine zu kaufen, deren Kennzahlen sie den Betrügern übermitteln sollen.

Niemals Daten preisgeben! Wie schon oft kommuniziert, sollte man solchen Nachfragen niemals nachkommen: Weder die deutsche noch die europäische Polizeibehörde Interpol fordern Opfer von Straftaten auf, finanzielle Transaktionen zu Testzwecken durchzuführen. Und bei „Interpol“ tätige Beamte (die als nationale Beamte von den Mitgliedsländern entsandt werden), würden die deutsche Polizei in einem echten Fall um Amtshilfe bitten und Betroffene würden nur im persönlichen Kontakt mit Polizeibeamten Präventionsmaßnahmen besprechen. Ich habe dann der Anrufer-Nervensäge auch zu verstehen gegeben, dass ich das Gespräch (was ohne Zustimmung bekanntlich nicht erlaubt ist) aufgezeichnet hätte und an die Polizei weitergeben würde. Abrupt wurde aufgelegt.

Was tun, wenn der Anruf kommt? Die Empfehlungen des Bundeskriminalamtes (BKA) sind klar: Sich keinesfalls in ein Gespräch verwickeln lassen, wortlos auflegen – und Anzeige erstatten. Niemals sollte man am Telefon über persönliche oder finanzielle Verhältnisse sprechen. Vorbeugend sollte man außerdem insbesondere mit Angehörigen und Freunden über die Gefahren sprechen. (Kleiner, aber nicht ernst gemeinter Tipp von mir: Die Nutzung einer neben dem Telefon griffbereiten Trillerpfeife hat schon manchen Anrufer nachhaltig in die Flucht geschlagen.)

Was tun, wenn die Anrufer nicht lockerlassen? Man kann die Nummern blockieren. Leider ändern die Täter ihre Nummer ständig, sodass diese Maßnahme oft keinen dauerhaften Schutz bietet. In diesem Fall bleibt nur, eine generelle Sperre für unbekannte Anrufer einzurichten.

Ich hoffe, dass Sie den restlichen Sommer ohne nervige Anrufe genießen können!

SANITÄR · HEIZUNG · LÜFTUNG

Fachanwalt Jürgen Zaverl gibt Tipps.

Text: Jürgen Zaverl, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Versicherungsrecht

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