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Mit dem Rad von Berlin nach Rügen
from Weisser Dorfecho 184
by perey-medien
Energie- und umweltfreundlich: Mit dem Rad von Berlin nach Rügen
Offen gestanden bin ich doch immer wieder erstaunt, wie viele Menschen bei uns im Westen unseres Landes noch nie in den neuen Bundesländern gewesen sind. Berlin klar – da war jeder schon mal und auch Dresden und Leipzig wurden schon häufiger genannt, aber so nette Städtchen wie Quedlingburg, Naumburg, Weimar oder Stralsund sind vielen unbekannt, obwohl es sich hier um Kulturhauptstädte teils mit Anerkennung als UNESCO Weltkulturerbe handelt. Die an der Ostseeküste sehr verbreitete Backsteingotik lädt zu vielen historisch bedeutsamen Plätzen ein, ebenso wie hier im Hinterland auch etliche Festivals seit Jahren ihren festen Platz als Großereignis haben (wie z.B. die jährlich stattfindende Zappanale in Bad Doberan oder das Fusion-Festival in Lärz).
350 km mit dem Rad Wir haben in diesem Jahr einmal die Gelegenheit genutzt und sind von Berlin aus mit dem Fahrrad bis nach Rügen gefahren (umwelt- und energiefreundlich, aber zugegeben mit den E-bikes!). Für die ca. 350 km unserer Reise haben wir eine Woche veranschlagt, damit es gemütlich bleibt! Eine tolle Tour, die ich nur empfehlen kann! Unterstützt dabei hat uns die App Naviki, die die besten Fahrradrouten abseits der großen Straßen aussucht.
Brandenburg Spannend direkt am ersten Tag raus aus Berlin über Spandau – der Weg an der alten Mauer entlang (heißt auch Mauerweg) mit Hinweisschildern überall auf Fluchtopfer, die den Weg in den Westen nach Mauerbau nicht geschafft haben. Bei der Schilderung der Ereignisse vom November 1989, als sich die Menschen aus Spandau und Falkensee in den Armen lagen, kommen mir immer noch die Tränen! Ein unfassbares Erlebnis! Nun waren wir also in Brandenburg mit seinen schönen kleinen Dörfchen, viel Kopfsteinpflaster und viel Landwirtschaft ringsum. Immer wieder findet man inmitten von gewaltigen Bäumen beschauliche kleine Cafés zum Ausruhen zwischendurch.
Rheinsberg In kleinen Pensionen haben wir genächtigt, meist an irgendeinem der vielen Seen, die uns fast die gesamte Strecke begleiteten. Sehr imposant fand ich das Städtchen Rheinsberg, das durch die Erzählungen von Fontane (Wanderungen durch die Mark Brandenburg) und Tucholsky (Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte) berühmt wurde. Mich erinnerte es an Versailles, nur im Kleinformat! Im imposanten Schloss lebte Friedrich der Große als Kronprinz vier Jahre lang, die er sich überwiegend mit Kultur beschäftigte. So finden dort auch jedes Jahr open air tolle Opernaufführungen statt, derer wir eine am Abend genießen konnten. Empfehlenswert!
Mecklenburg Vorpommern Bald schon überquerten wir die Grenze nach Mecklenburg Vorpommern (MV), deren Fahrradnetz durchaus nicht so gut ausgebaut ist wie das in Brandenburg. Dort gibt es sehr viele Radwanderwege, die gut in Schuss sind mit bester Beschilderung. Anders in MV, dort arbeitet man noch daran! In der Nähe vom Hauptort der Seenplatte, Waren, blieben wir dann auch zwei Tage, um uns die Umgebung mit dem vielen Wasser und dem Nationalpark einmal genauer ansehen zu können. Doch dazu würde man Monate brauchen, gibt es doch über 1000 Seen dort! Der Müritzsee ist dabei der größte Binnensee Deutschlands, denn der Bodensee, der deutlich größer ist, gehört ja nur zu einem Teil zu uns. Am Kolpinsee, dem drittgrößten nach dem Plauener See, sind wir ins Wasser gesprungen an einem wunderbaren Naturstrand. Rund um die Seen und auch in dem zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Müritz-Nationalpark gibt es viele Radwege, so dass man hier endlos radeln kann!
Greifswald Wir fuhren weiter Richtung Norden vorbei am Kummerower See mit seinen uralten Eichen (sehr beeindruckend!) und erreichten bald die Stadt Greifswald. Sie ist eine der ältesten Universitätsstädte
Deutschlands (1456 gegründet!), die sich 2018 dazu entschlossen hat, den Namen Ernst Moritz Arndt abzulegen. Jetzt heißt sie einfach Universität Greifswald. Wir hatten das Glück, dass seit zwei Jahren ausgefallene Fischerfest dort miterleben zu können! Dazu kommen Schausteller aller Art in das Örtchen Wieck gleich angrenzend an Greifswald am Meer gelegen und bieten zahlreiche Veranstaltungen an. Mit der von mir sonst so geschätzten Ruhe war es damit vorbei! Menschenmassen tummelten sich dort, so dass wir nach einem Rundgang doch schnell wieder weiterfuhren. Unserem Ziel, der Insel Rügen, waren wir nun schon ganz nah und konnten mit einer recht kleinen Fähre übersetzen auf die größte Insel Deutschlands.
Insel Rügen Hier fi ndet man den Ostseeradweg, der praktisch die gesamte Insel umrundet und meist in ganz gutem Zustand ist, teils aber auch durch Sand und alte Betonuntergründe mit viel Holpern führt. Wir haben uns überwiegend im südlichen Teil der Insel aufgehalten – in der Nähe von Putbus, was ein absolut hübsches, weißes Örtchen ist mit Rosenbäumen vor jedem Haus, so wie der Gründer, Fürst Malte von Putbus, das einst ausgegeben hat. Seine Idee, die Stadt zu einer Residenzstadt italienischen Flairs zu gestalten, hält bis heute an und zeigte sich gerade bei dem schönen Sommerwetter, das wir hier erleben durften, von seiner sonnigen Seite. Jeden Montagabend fi nden im Schlosspark Konzerte statt, die man kostenlos auf der Wiese liegend genießen kann. Bedauerlich dabei: 1964 wurde das einst hier vorhandene Schloss des Fürsten von der damaligen DDR gesprengt, da eine Sanierung zu kostspielig gewesen wäre! Welch ein Jammer!
… weitere Besuche geplant Auf einer solchen Reise hat man es natürlich mit viel Historie zu tun, gerade die der jüngeren Vergangenheit, die an manchen Ecken noch deutlich zu sehen ist. Wohltuend fand ich die Weite der Landschaft und das geringe Menschenaufkommen! Wir hier in Köln sind ja an Enge gewöhnt, alles wird bebaut, überall wollen Menschen wohnen und leben, weil man sich hier wohlfühlt. Dort ist noch viel Platz und es werden überall Menschen gesucht, die dort nicht nur Ferien verbringen, sondern die dort leben wollen! Ein Badeort wie Baabe direkt an der Ostsee hat noch nicht einmal 1000 Einwohner!! Aber 70.000 Besucher jedes Jahr! Und wir werden auch nicht das letzte Mal dort gewesen sein!
Text und Fotos: Mechthild Posth
HÖRT, HÖRT:
AUSGEZEICHNETER SERVICE 2 MEISTER. 1 ZIEL: IHNEN GEHÖR SCHENKEN.
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RODENKIRCHENER STR. 160 50997 KÖLN-RONDORF