Colonia Claudia Ara Agrippinensium

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Colonia Claudia Ara Agrippinensium


Auf Entdeckungstour durch das römische Köln


Salve und willkommen in Colonia! Die Spuren römischer Zivilisation haben sich in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft erhalten. Sprache, Schrift, Rechtverständnis, Regierung und vieles mehr sind von dem Erbe der Römer durchdrungen. Es ist ein ganz wesentlicher Teil unserer Geschichte und bildet nicht selten das Fundament dessen, wie wir unsere Welt betrachten. Als Stadt, die von den Römern gegründet wurde, sind wir in Köln auf unsere antike Vorgeschichte auch deshalb stolz, da einiges erhalten ist, das weiterhin von unseren Anfängen zeugt und Teil unserer Identität ist. Mal mehr, mal weniger sichtbar, gibt es einige Möglichkeiten, sich auf die Spuren des antiken Kölns zu begeben und in die römische Geschichte einzutauchen. Dieser Guide bietet all jenen eine kleine Übersicht der wesentlichen Sehenswürdigkeiten, die sich für das antike Erbe interessieren und selbst auf Erkundungstour gehen möchten. Zu diesem Zweck haben wir eine Route durch das Kölner Zentrum erstellt, die entlang einiger archäologischer Zeugnisse führt. Darüber hinaus weisen wir auf weitere Möglichkeiten im Kölner Stadtgebiet hin, das römische Erbe zu entdecken. In diesem Sinne wünschen wir viel Vergnügen dabei, die spannende Welt der (Kölner) Antike zu entdecken! Das KölnTourismus Team


09.11.15 n. Chr.

Agrippina die Jüngere wird im Oppidum Ubiorum geboren

753 v. Chr.

Gründung Roms

27 v. Chr.

58 – 50 v. Chr.

Octavian ernennt sich zum „Augustus“ und macht die Republik zu einem „Prinzipat“. Die Kaiserzeit Roms beginnt

Eroberung Galliens durch Gaius Julius Caesar

14 n. Chr.

Tod des Augustus

9 n. Chr. Ca. 282 v. Chr.

Rom beherrscht Mittel- und Unteritalien

In der Varusschlacht unterliegen drei römische Legionen germanischen Stämmen

5 v. Chr.

Das Ubiermonument wird erbaut.

264 – 146 v. Chr.

Punische Kriege gegen Karthago, Rom wird zur Hegemonialmacht im gesamten Mittelmeerraum

20/19 v. Chr.

Marcus Vipsanius Agrippa ist Statthalter in Gallien. Das Oppidum Ubiorum (Stadt der Ubier), auf dem Gebiet des heutigen Köln, wird gegründet

17 n. Chr.

Der Rhein wird die feste Grenze des römischen Reiches

49 n. Chr.

Agrippina heiratet Kaiser Claudius


nach 400 n. Chr.

Die römischen Legionen werden vom Rhein abgezogen

98 – 117 n. Chr.

Das Römische Reich erreicht seine größte räumliche Ausdehnung

476 n. Chr.

260 n. Chr.

Der Feldherr Postumus erhebt sich zum Kaiser eines Gallischen Sonderreiches, dessen Residenzstadt die CCAA ist

Der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches wird abgesetzt. Das Weströmische Reich ist Geschichte

Ca. 90 n. Chr.

Köln wird Hauptstadt der Provinz Germania Inferior

392 n. Chr.

Unter Kaiser Theodosius wird das Christentum zur Staatsreligion

274 n. Chr.

Das Gallische Sonderreich geht unter, Köln gehört wieder zum Römischen Reich.

455 n. Chr.

Ripuarische Franken erobern Köln und machen die Stadt zu ihrer Hauptstadt

50 n. Chr.

Das Oppidum Ubiorum erhält das Stadtrecht und wird zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium (kurz CCAA)

310 n. Chr.

Die Konstantinische Brücke wird in der CCAA errichtet und das Kastell Divitia im Rechtsrheinisch angelegt

313 n. Chr.

Der erste bezeugte Bischof Kölns, Maternus, wird zu einer Synode in Rom berufen


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1a) Römisches Nordtor über der Tiefgarage Der Rundgang entlang antiker Sehenswürdigkeiten der CCAA beginnt auf der Domplatte, mehr oder weniger dort, wo sich das Nordtor des römischen Kölns befunden hat. Vom ehemaligen römischen Nordtor sind nur noch zwei vergleichsweise kleine Elemente erhalten. Der Torbogen befindet sich im Römisch-Germanischen Museum, der Römertorbogen ist auf der Domplatte aufgestellt. Dieser ist lediglich der kleine, östliche Seiteneingang für Fußgänger. Ursprünglich gehörte er zu einem Stadttor, das ca. 30,50 m breit gewesen ist und mit zwei Türmen versehen war. Der mittlere, große Durchgang maß 5,60 m in der Breite und wurde durch ein Fallgitter gesichert, was heute noch an einer Rille im Bogen sichtbar ist. Die genaue Entstehungszeit und die ursprüngliche

Höhe können nicht nachvollzogen werden, das Tor wurde aber noch lange nach der Antike als Portal zur Domumgebung genutzt. Dementsprechend wurde es lange als Pfaffenpforte bezeichnet. Der Abriss erfolgte schließlich 1826, nachdem entschieden wurde, die Straßen in der nahen Umgebung zu verbreitern. In der Folge blieb der seitliche Torbogen erhalten und wechselte mehrfach seinen Platz, bis schließlich mit Errichtung der Domplatte der heutige Ort, fast an der Stelle des Originals, gefunden wurde. Auf der Domplatte, vor dem Torbogen, befindet sich zu Informationszwecken eine Platte, die uns die römische Stadtmauer auf dem heutigen Stadtbild zeigt. Auf dieser ist schön zu erkennen, wie sich die römische Stadtstruktur bis heute in vielerlei Hinsicht erhalten hat. Die Fußgängerzonen (Hohe Straße, Schildergasse, Breite Straße) gehen noch auf die wichtigsten Achsen der römischen Straßenführung zurück. Dort, wo sich Hohe Straße und Schildergasse treffen, war wiederum das römische Forum angelegt. Weiterhin grenzt der Verlauf der römischen Mauer die Innenstadt noch mehr oder weniger ein. Von diesem Kern ausgehend fanden die ersten Erweiterungen im Mittelalter statt, die heute das Zentrum Kölns ausmachen.


1b) Stadtmauer in der Tiefgarage In der Tiefgarage unter der Kölner Domplatte verbergen sich Überreste der römischen Stadtmauer, die von der Stadterhebung Kölns zeugen. Der Zugang liegt an einem kleinen Seiteneingang an der Ecke Komödienstraße/ Trankgasse gegenüber der Touristen Information. Wie der römische Historiker Tacitus schrieb, wurde das „oppidum Ubiorum“ (die Stadt der Ubier) 50 n. Chr. auf Veranlassung der Agrippina, der Ehefrau des damaligen Kaisers, zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium erhoben. In diesem Zusammenhang erfolgte der Bau einer Stadtmauer zu Verteidigungs- und Repräsentationszwecken. Nicht nur sicherte die Stadt und ihre Mauer die Grenze des römischen Reiches, sie repräsentierte auch die Mutterstadt Rom als deren kleines Abbild. Nachdem die Tiefgarage über den Seiteneingang betreten wird, ist der Mauerabschnitt sogleich sichtbar. Der untere Teilbereich ist das Mauerfundament. Hierfür wurde eine Grube ausgehoben und darin eine Holzverschalung für das Fundament angelegt. An den Kanten der Mauer ist zu erkennen, wo der Sockel des Fundaments aufhört und der oberirdische Teil beginnt. Am Mauerabschnitt zeigt sich, dass nun sauber geschnittene Werksteine als Schale der Mauer zum Einsatz kamen, welche den sichtbaren Teil der Mauer optisch aufwerteten.

Wie auch beim Fundament wurde „opus caementitium“, der römische Universalbaustoff, zur Auffüllung verwendet. Dies zeigt sich, wenn die Mitte der Mauer betrachtet wird. Peu à peu wurde die Mauer auf dem Fundament entlang eines Gerüstes errichtet. Löcher im Mauerwerk zeugen von den Holzbalken des Gerüsts, die darin verankert waren. Neben dem Abschnitt der römischen Stadtmauer ist ein römischer Keller platziert, der gefunden wurde, als die Tiefgarage angelegt wurde. Der Keller war Teil der römischen Wohnbebauung, die in der Antike die heutige Domumgebung prägte. Da er dem Verkehr der Tiefgarage im Weg gewesen wäre, wurde der Keller an den heutigen Standort verlegt. Die römische Stadtmauer prägt noch heute maßgeblich das Stadtbild des Kölner Zentrums. Sie verläuft weitestgehend unter der Erde, um an manchen Stellen wieder zum Vorschein zu kommen. Auch wenn man sie auf den ersten Blick nicht wahrnimmt, ist sie zum Beispiel durch die Straßenführung, als Fundament von diversen Gebäuden oder in Form von Geländeerhebungen präsent. Ein Rundgang entlang der 4 km langen Strecke bietet eine Entdeckungstour auf den Spuren von 2000 Jahren Stadtgeschichte und eine zusätzliche Alternative zu der folgenden Begehung.


2) Römische Hafenstraße Beim Bau des Römisch-Germanischen Museums trat der 65 m lange Abschnitt einer Straße zutage, der an den Hafen der römischen Stadt führte. Dieser befand sich ausgerechnet an dem Ort, wo die Einfahrt für die Tiefgarage unter die Domplatte geplant war, weshalb der Straßenabschnitt 5 m südwärts verlegt wurde. Fotos dokumentieren, dass die gefundene Straße in einem besseren Zustand war, als nach der Verlegung an den heutigen Ort. Die Steine passten besser ineinander, als heutzutage und

auch die ursprüngliche Krümmung der Straße, welche das Abfließen des Wassers ermöglichte, ist begradigt worden. Dennoch ist die Hafenstraße eine schöne Veranschaulichung römischer Ingenieurs- und Planungskunst und ein Teilstück des ca. 300.000 km langen Straßennetzwerks im Römischen Reich. Es war eben jenes Straßennetzwerk, welches von Rom ausgehend die Eroberung und Erschließung des Mittelmeerraums und einen Großteil Europas ermöglichte.


3) Rhein, Limes, Divitia und Konstantinische Brücke Seit der Varusschlacht 9 n. Chr. ist der Rhein die natürliche Grenze des Römischen Reiches in Mitteleuropa gewesen. Der Verlust der drei Legionen im Teutoburger Wald (beim heutigen Kalkriese) machte die römischen Ambitionen, ihr Gebiet bis an die Elbe auszudehnen, zunichte, wodurch Köln zur Grenzstadt wurde. Kaiser Konstantin ließ 310 n. Chr. auf der anderen Rheinseite ein Kastell anlegen und verband dieses mit Köln durch eine steinerne Brücke

über den Fluss. Die Überreste der Brücke wurden später für den Bau der großen Kirchbauten genutzt. Die Pfähle, die als Fundament in den Grund des Rheins getrieben worden sind, finden sich zum Teil noch im Römisch Germanischen Museum. Das Fundament des Kastells Divitia kann in Teilen noch auf der Rheinseite im Stadtteil Deutz besichtigt werden, welcher nach dem Namen des Kastells benannt wurde. Als Teil des niedergermanischen Limes ist die Divitia UNESCO Weltkulturerbe.

4) Hafengebäude Groß St. Martin & Schmitzsäule Die Kirche Groß St. Martin ist nicht nur eine der 12 Romanischen Kirchen der Stadt, sondern birgt auch Einblicke in die Antike. Für kleines Geld ist die Krypta der Kirche zu besichtigen, wo man in die antike Geschichte des Gebäudes eintauchen kann. Bevor Groß St. Martin seine heutige Gestalt annahm, gehörte die Struktur zu einem Ensemble römischer Hafengebäude, die sich an eben jener Stelle befanden. Eines der Gebäude wurde später auf der Basis des römischen Baus als Kirche umfunktioniert. Zuvor befand

sich an der Stelle, damals noch auf einer Rheininsel, eine Sportanlage der Römer, worauf ein in der Krypta erhaltenes Wasserbecken hinweist. Wer sehen möchte, welche Deutungen sich dem Kölner daraus erschließen, kann einen Blick auf die Schmitzsäule werfen, die vor der Kirche aufgestellt ist. Öffnungszeiten: Di - Do 13 bis 17 Uhr Fr - Sa 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr So 13 bis 18 Uhr


5) Figurenelement am Rathausturm, Rheinarm & Praetorium Das Figurenensemble des Rathausturms ist eine Zusammenstellung von Kölnern, die von Bedeutung für die lange Stadtgeschichte sind. Zu unserem Glück ist das untere Figurenensemble den Römern gewidmet, die von der Treppe am Rathausturm besichtigt werden können. Hier finden wir die wichtigsten Kölner vor: Agrippa, der die Ubier an die heutige Stelle Kölns umsiedelte und das Oppidum Ubiorum gründete, Augustus, der erste römische Kaiser, Agrippina die Jüngere, Tochter des Oppidum Ubiorums und Gründerin der CCAA, sowie Postumus, der Köln zur Hauptstadt seines gallischen Sonderreichs machte. Hier lohnt sich auch ein Blick auf den Sockel der Figuren. Die Steinmetze erlaubten sich über die eingearbeiteten Symbole zusätzliche Charakter- und Wesensmerkmale der Figuren in den Skulpturen zu verewigen. Schließlich kann an dieser Stelle einen Blick zurück auf den Altermarkt selbst geworfen werden. Mit etwas Vorstellungskraft kann man sich gut ausmalen, wie vor 2000 Jahren ein Nebenarm des Rheins an dieser Stelle die Insel, wo sich heute Groß St. Martin befindet, vom Festland trennte.

Folglich betreten wir beim Besteigen der Treppe wieder das Gebiet der CCAA und treten darüber hinaus in das Römische Praetorium ein. Die Ausgrabungen des römischen Statthalterpalastes befinden sich unter uns, dem Spanischen Bau vor uns und dem Rathaus selbst. Die Fundamente werden bald wieder zu besichtigen sein, wenn der Bau des Museums MIQUA fertiggestellt ist.


6) Römischer Abwasserkanal Der Teilausschnitt des römischen Abwasserkanals wurde von der angrenzenden Kreuzung Unter Goldschmied/ Große Budengasse geborgen. Der oberirdische Ausschnitt verweist auf den noch heute existierenden, unterirdischen Abschnitt von einem der Hauptkanäle aus der Römerzeit, der unter der Straße verläuft. Die Versorgung mit frischem Wasser aus der Eifel und die entsprechende Rückführung des verschmutzen Wassers in den Rhein bildete einer der elementarsten Grundlagen zur Entwicklung

und den Erhalt einer sauberen Stadt. Die Aufrechterhaltung des Systems konnte im Mittelalter nicht mehr bewältigt werden, wodurch die Städte verschmutzten und die Qualität des Trinkwassers massiv litt. Erst im 19. Jahrhundert wurden in Europa wieder Kanalisationen angelegt und somit auf das Erbe der Römer zurückgegriffen. Heute wäre eine moderne Stadt ohne Wasser- und Abwassersystem undenkbar und wahrscheinlich auch nicht bewohnbar.


7) Römischer Frischwasserkanal und Sarkophage Köln wurde in der Antike durch einen der längsten Aquädukte des römischen Imperiums mit frischem Wasser aus der Eifel versorgt. Die fast 100 km lange Wasserleitung war in der Lage 20.000 Kubikmeter frisches Eifelwasser aus der Gegend des heutigen Nettersheim nach Köln zu befördern. Die Kalkschicht im Inneren des Teilabschnitts ist ein Indiz dafür, dass wir es hier mit einer

Frisch- und nicht mit einer Abwasserleitung zu tun haben, Eifelwasser, wie es noch heute aus der Leitung kommt. Nach dem Untergang des römischen Reichs konnte die Wasserleitung nicht mehr in Stand gehalten werden und verfiel in Teilen. Dies führte zu erheblicher Verschlechterung der Wasserqualität in der Stadt. Fortan wurde Trinkwasser aus Brunnen gewonnen. Heute führt ein Wanderweg entlang des römischen Aquädukts. Neben der Besichtigung erhaltener Abschnitte der römischen Frischwasserleitung, zeichnet sich die Wandertour durch ihre schöne Landschaft aus. Auch die drei Sarkophage in der Gartenanlage sind aus der Antike und hier als Anschauungsobjekte präsentiert. Neben Sarkophagen war auch die Urnenbestattung in der römischen Gesellschaft gängig und in Köln durchaus eine geläufige Art sich beerdigen zu lassen.

8) Ausgrabungen im KOLUMBA Museum Ein Blick in den Ausgrabungsbereich des KOLUMBA Museums macht die Vielschichtigkeit der Stadtgeschichte deutlich. Auf den Überresten antiker Wohnhäuser wurden hier später frühchristliche Bauten errichtet, die eine permanente Weiterent-

wicklung erfuhren. Wenn man so möchte, setzten die Folgebauten aus den 50er und 2000er Jahren eine Tradition fort, die seit der Gründung Kölns existiert: Eine fortwährende Umgestaltung der Stadt, die keinen Stillstand kennt.


9) Helenenturm Der Helenenturm ist neben dem Römerturm eines der besterhaltenen Teile der römischen Stadtmauer von Köln. Der Halbturm war schon zu antiker Zeit nicht geschlossen, sondern auf der stadteinwärtigen Seite offen. An der Ruine ist gut auszumachen, dass lediglich der untere Bereich noch ursprünglich ist. Der obere Bereich wurde zu Anschauungszwecken aufgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Stiftung „Kölner Grün“ und das Grünflächenamt der Stadt Köln beständig darum gekümmert, die Ruine und die anliegende Grünfläche zu pflegen und instand zu halten.

10) Römerturm Von insgesamt 19 Türmen der römischen Stadtmauer Kölns ist einzig der nordwestliche Eckturm in gutem Zustand erhalten. Das heute als Römerturm bekannte Bauwerk wurde über lange Zeit vom angrenzenden Franziskanerinnenkloster als Abortanlage verwendet. Einzig dieser Umstand führte zum Erhalt des Gebäudes, welches uns heute als anschaulichstes Beispiel der römischen Stadtmauer dient. Insbesondere das Zierwerk aus weißem Kalkstein und grauen Trachyt, eingebettet in die roten Sandsteine, verdeutlicht, dass die Stadtmauer nicht nur eine defensive Funktion hatte, sondern ebenso ein repräsen-

tatives Bauwerk war. Die römischen Türme der Stadtmauer waren, von vier bekannten Ausnahmen abgesehen, alle nach einer Norm errichtet. Diese sah ein starkes Fundament vor, worauf der ca. 7,80 m hohe Turm errichtet wurde. Dieser wurde im Laufe der Zeit in seiner Höhe beträchtlich gestutzt und dann wieder erhöht. Dadurch weicht die obere Musterung von der unteren ab. Ebenso ist die Zinnenkrone nicht original oder authentisch. Trotz dieser vermeintlichen Makel ist der Römerturm einer der wichtigsten Zeugnisse der römischen Geschichte in Köln und vielleicht genau wegen dieser Makel auch erst richtig Kölsch.


11) St. Gereon Bis heute ist nicht geklärt, welche Funktion der spätantike Zentralbau hatte, der im 4. Jahrhundert auf einem römischen Grabbau errichtet wurde. Es ist anzunehmen, dass das Gebäude im Zusammenhang mit dem ältesten römischen Gräberfeld der Stadt, welches dort angelegt war, gestanden hat und daher ein Mausoleum oder eine frühe Kirche gewesen ist. Von dem spätantiken Bauwerk sind noch bis zu 16,50 Meter hohe Mauern erhalten, die sein gewaltiges Ausmaß verdeutlichen. Dieses war als Oval angelegt und mit durchfensterten Konchen versehen, die in Hufeisenform an das Zentrum angebaut waren. Gekrönt wurde das Bauwerk schließlich von einer ovalen Kuppel, deren Durchmesser 23,70 Meter zu 19,80 Meter betrug. Im Osten schloss eine halbrunde Apsis das Gebäude ab. Weitere Merkmale des Bauwerks, die identifiziert werden konnten, sind eine Vorhalle in westlicher Richtung, die von kleinen Apsiden flankiert war und ein Atrium, dass den Raum vor der Halle ab- und umschloss.

den ersten Konchen der Südseite befinden sich noch heute Teile des Mosaikfußbodens. Weiterhin ist eine Granitsäule, die westlich des Eingangs zu finden ist, ein mögliches Teilstück des Ursprungsbaus und schließlich sind die zugemauerten Fenster der Konchen sichtbar.

Den Erweiterungen und Umbauten zum Trotz haben sich noch einige Elemente des ursprünglichen Gebäudes in St. Gereon erhalten. In

Öffnungszeiten: Mo – So 10 bis 18 Uhr (in Ausnahmen ist lediglich die Vorhalle geöffnet)

Nicht zuletzt ist außerdem Gereon selbst ein Heiliger, der direkt aus spätantiker Zeit entspringt. Der Legende zufolge war dieser ein römischer Offizier der Thebäischen Legion, die sich dem kaiserlichen Befehl widersetzten, sich an der Christenverfolgung zu beteiligen, weil diese selbst Christen waren. Als Strafe wurden die Legionäre in Köln hingerichtet und deshalb später zu Märtyrer ihres Glaubens erhoben. Dem entsprechend wurde ihnen, Gereon im Speziellen, der Kirchenbau gewidmet. Gereon selbst wurde zum Stadtpatron und ist sowohl in den Kirchen, wie auch im Stadtbild mannigfach vertreten. Auf der Grünfäche vor der Kirche findet sich die Darstellung seines Kopfes als Kunstwerk.


©KölnTourismus, Foto: Dieter Jacobi


12) Römerbrunnen Der Römerbrunnen wurde 1915 im Auftrag des Verschönerungsvereins durch den Architekten Franz Brantzky angelegt, um den Ursprüngen der Stadt ein Denkmal zu setzen. Der Brunnen ist in das Fundament der römischen Stadtmauer integriert, wobei die Säule mit 9,10 m in etwa der Höhe der Türme jener Mauer entspricht. Die Säule wird von der Kapitolinischen Wölfin gekrönt, welche die römischen Gründerväter Romulus und Remus säugt. Der heutige Brunnen ist eine Rekonstruktion des Architekten Karl Brand, der den im Krieg schwer zerstörten Brunnen in vereinfachter Form wiederaufbaute. Die heute vorhandenen Elemente

sind die übrigen Bruchstücke, welche gerettet werden konnten. Die ebenso fragmentarisch erhaltene Inschrift über den Reliefs zitiert aus dem Werk des Tacitus, in dem über die Stadtgründung Kölns berichtet wird. Übersetzt lautet die Inschrift: Um ihre Macht auch den verbündeten Völkern zu zeigen, setzte es Agrippina durch, dass in der Stadt der Ubier, in der sie geboren war, eine Veteranenkolonie eingerichtet wurde, die von ihr selbst den Namen erhielt. Der Zufall wollte es, dass ihr Großvater Agrippa dieses Volk, das über den Rhein herübergekommen war, in das Treueverhältnis aufgenommen hatte.


13) Stadtmauer & Grab der Agrippina An der Ecke Tunisstraße/ Komödienstraße sind noch gut erhaltene Teilstücke der römischen Stadtmauer sichtbar. Diese wurden beim Bau der Nord-Süd-Fahrt, der Stadtautobahn Kölns, nach dem Zweiten Weltkrieg freigelegt und zu Präsentationszwecken in das Stadtbild integriert. Es ist an dieser Stelle deutlich zu erkennen, welche Dimensionen das Fundament, besonders der Türme, hatte. Dieses musste gewaltig sein, um dem Gewicht der Mauer standhalten zu können. Weiterhin wird sichtbar, wie sich im Laufe der fast 2000 Jahre das Bodenniveau der Stadt angehoben hat. Da in der Regel auf dem aufgebaut wurde, was zuvor vorhanden war, ist das Bodenniveau von

heute ca. 3 Meter über dem der Antike. Die Vergangenheit der Stadt befindet sich folglich unter dem heutigen Köln. An manchen Stellen tritt sie jedoch zum Vorschein. Der Mauerabschnitt auf der Komödienstraße ist solch ein Kuriosum. Darüber uneins, wie man das „Denkmal“ zu deuten hat, wurde das Mauerstück von den Kölnern zum „Grab der Agrippina“ erklärt. Eine klassisch kölsche Eigenart, die es versteht, humoristische Deutungen zu Dingen zu finden, für die keine Erklärung vorhanden ist. Agrippina starb nicht in Köln und wurde auch nicht in ihrer Geburtsstadt bestattet. Die Stadtgründerin wird aber nach wie vor in Köln verehrt, u.a. in Form der Jungfrau im Karneval.


Weitere Sehenswürdigkeiten der CCAA RGM im Belgischen Haus

Das Römisch-Germanische Museum ist die Institution Kölns für die antike Geschichte der Stadt. Ein bedeutender Teil des Museumsbestandes wurde in das Belgische Haus verlagert, um weiterhin die antike Entwicklung und Bedeutung Kölns anhand der archäologischen Funde präsentieren zu können. Dadurch erhalten Besucher einen Einblick in das Leben der CCAA, dem Rom am Rhein. Weiterhin ist im Ausweichquartier ein Teil seines Alleinstellungsmerkmals ausgestellt, der weltweit größten Sammlung römischer Gläser. Öffnungszeiten: Mi – Mo 10 bis 18 Uhr

Römergrab in Weiden

Im äußersten Westen des Kölner Stadtgebiets kann eines der absoluten Highlights des antiken Kölns besichtigt werden. Das Römergrab in Weiden gilt als die am besten erhaltene römische Grabkammer nördlich der Alpen. Hier bestatteten einst wohlhabende Gutsbesitzer ihre Familienmitglieder, was uns heute erlaubt in deren Welt einzutauchen. Auch der Überbau und das Wärterhäuschen sind mittlerweile von architektonischem Interesse, da sie erste Beispiele der Denkmalpflege aus dem 19. Jahrhundert sind. Der ehemalige Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner wirkte an dem Bau der Anlage mit, was wiederum den Kreis zum Kölner Zentrum schließt. Das Wärterhäuschen fungiert darüber hinaus als „Lernort“ und lädt Besucher in die Zeit des antiken Kölns ein. Öffnungszeiten: Do + Sa 10 Uhr bis 13 Uhr und So 14 bis 17 Uhr

St. Ursula & der Ager Ursulanus

Die Kirche St. Ursula ist natürlich kein antiker Bau, sondern eine romanische Kirche des Mittelalters. In ihr verbirgt sich jedoch ein antiker Schatz, der Köln im Mittelalter sehr reich gemacht hat und noch immer im Wappen der Stadt verewigt ist. Die goldene Kammer der Kirche ist ein mit Reliquienknochen ausstaffierter Raum. Die darin enthaltenen Gebeine gehen auf eine römische Grabstätte, den Ager Ursulanus, zurück. Dieser Friedhof, außerhalb der römischen Stadt gelegen, wurde im Mittelalter wiederentdeckt und zur Ruhestätte der Märthyrerinnen um die Heilige Ursula deklariert. Somit war die Stadt im Besitz von unzähligen Knochen, die als Reliquien verkauft werden konnten. Der Legende zufolge war Ursula, eine bretonische Prinzessin, auf dem Heimweg von einer


Pilgerfahrt nach Rom, als Köln von den Hunnen belagert wurde. Ursula und ihre Begleiterinnen fuhren zu ihrem Unglück Attila und dessen Hunnen in die Arme, was nicht glimpflich ausging. Die Kölner deuteten den Tod der Ursula und ihrer Begleiterinnen in der Folge als Opfer zum Wohle der Stadt, die nicht von den Hunnen erobert werden konnte. Somit wurde Ursula zur Stadtpatronin und ihre elf oder elftausend Jungfrauen in das Stadtwappen aufgenommen. Öffnungszeiten: Di - Sa 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr

St. Maria im Kapitol – der römische Kapitolstempel

Im Namen dieser Romanischen Kirche ist der antike Vorbau bereits enthalten. Das Langhaus der Kirche ruht auf dem Fundament des Kapitolinischen Tempels der CCAA und war den drei bedeutendsten römischen Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva geweiht. Den Tempel umschloss eine Einfassung, die diesen von der städtischen Umgebung abgrenzte und dessen westliche Mauer noch im Kreuzgang enthalten ist. Im Gegensatz zu anderen römischen Stadtanlagen befindet sich der Kapitolstempel der CCAA nicht am Forum der Stadt, sondern ist in der südwestlichen Ecke, oberhalb des Rheins und an der Stadtmauer angelegt worden. Öffnungszeiten: Mo - Sa 10 bis 18 Uhr und So 13 bis 18 Uhr

MIQUA (Vorschau)

Im Herzen der Stadt entsteht derzeit Großartiges. Dort wo einst die Römer ihren Statthalterpalast für die niedergermanische Provinz anlegten, wird derzeit an dem Museum MIQUA gebaut. Im Wort vereinen sich die Namen Mikwe und Quartier. Damit wird zusammengefasst, dass einerseits das jüdische Bad, wie auch das jüdische Quartier des Mittelalters archäologisch erschlossen werden. Diese werden in dem Neubau mit der archäologischen Zone des römischen Praetoriums zusammengeführt, wodurch ein großer Museumsneubau im Herzen der Stadt entsteht. Dies ist insofern passend, als dass ein Gesetzestext des Kaisers Konstantin in Köln gefunden wurde, der die jüdische Gemeinde unter Schutz stellte. Damit ist die Anwesenheit jüdischer Bürger schon in der Antike für Köln belegt. Wir freuen uns bereits auf die Fertigstellung des Projekts, welches einen weiteren Meilenstein für die antike, die jüdische und die Kölner Geschichte darstellen wird.


Ausgrabungen Divitia

Auch das rechtsrheinische Köln hat in Form des Kastells Divitia eine antike Geschichte vorzuweisen. Dort wurde zu Beginn des 4. Jahrhunderts unter Kaiser Konstantin eine Wehranlage errichtet, die den Schutz der Grenze verbessern sollte. Teile der Fundamente des Kastells, vor allem die des Osttores, sind aufgemauert und noch sichtbar. Das meiste der Westseite ist im Zuge der Uferregulierung im 19. Jahrhundert verschwunden. Ein weiteres Element, welches aber noch erhalten ist, kann am Rheinboulevard besichtigt werden. Der Nordwest-Turm, auch „Schinkenkessel“ genannt, ist im Boulevard integriert und sticht als halbrundes Element hervor.

Absatzbecken der römischen Eifelwasserleitung

Am westlichen Stadtrand der heutigen Stadt befindet sich ein bedeutsames Teilstück der römischen Frischwasserleitung der CCAA. Im Absatzbecken der Eifelwasserleitung wurde die Fließgeschwindigkeit des Wassers verlangsamt, so dass sich Schmutzpartikel im Wasser auf den Boden legten und gesäubertes Wasser weiter in die Stadt floss. Weitere Funktionen im Absatzbecken ermöglichten es den Römern das Wasser in Richtung der Stadt abzustellen, wenn die Leitungen saniert werden mussten. Anhand von Münzen, die im Becken eingebaut waren, kann der Bau der Wasserleitung auf 30 n. Chr. bis 50 n. Chr. datiert werden.

Das Ubiermonument

Das älteste Zeugnis antiker Bebauung in Köln findet sich unter der Erde. Das Ubiermonument, welches eigentlich ein ursprünglich mindestens 12 m hoher Turm gewesen ist, wird aller Wahrscheinlichkeit nach Teil der Befestigung des Oppidum Ubiorums, die Stadt der Ubier, gewesen sein. Später, als Köln 50 n. Chr. zur Stadt der Colonia Claudia Ara Agrippinensium erhoben wurde, integrierte man den Turm in die neue Stadtmauer. Um das Fundament im schlickigen Boden des Rheinufers zu sichern, wurden Holzpfähle in den Boden getrieben, auf denen das Fundament ruht. Anhand von dendrochronologischen Untersuchungen an den Holzpfählen konnte bestimmt werden, dass die Pfähle um 4./5. v. Chr. gefällt wurden. Dadurch kann das Ubiermonument auf diesen Zeitraum datiert werden. Öffnungszeiten: Jeden ersten Donnerstag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Auf Anfrage kann im Rahmen einer Führung das Ubiermonument zu einem Wunschtermin besucht werden.


Weiterführende Literatur

Eck, Werner, Geschichte der Stadt Köln Band 1 – Köln in römischer Zeit Greven Verlag, Köln, 2004. Fischer, Thomas, Trier, Marcus, Das römische Köln J.P. Bachem Verlag, Köln, 2013. Wolff, Gerta, Das Römisch-Germanische Köln – Führer zu Museum und Stadt J.P. Bachem Verlag, Köln, 2000.

Impressum VisitKöln KölnTourismus GmbH Kardinal-Höffner-Platz 1 D-50667 Köln info@koelntourismus.de www.koelntourismus.de

Fotos: Jesse von Laufenberg


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