KOLT Juni 2018

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n i e n รถ T e u e N k i r b a F n e t l der a Seite 24


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EDITORIAL Juni 2018

Liebe LeserInnen

Viel Spass bei der Lektüre, wir lesen uns im Juli! Nathalie Bursać

IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Martin Bachmann, Joshua Guelmino, Valerie-Katharina Meyer ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke FOTOGRAFIE Janosch Abel, Ellen Mathys, Yves Stuber KORREKTORAT Mirjam Läubli LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 170.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2018, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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Cover fotografiert von Ellen Mathys

Olten scheint ein gutes Studienobjekt zu sein. Sie ist eine durchschnittliche Kleinstadt mitten in der Schweiz, die scheinbar so manche grossen Themen im Kleinen beispielhaft aufzeigen kann. 2001 war Olten – wie so einige Male zuvor und danach – in den nationalen Medien. Der Grund: Die Behörden hatten entschieden, an der Industriestrasse drei Videokameras aufzustellen, die den Betrieb auf dem damals längsten Strassenstrich der Schweiz überwachen sollten. Das weckte das wissenschaftliche Interesse des Geographen Francisco Klauser. Geographie ist die Wissenschaft vom Menschen und dessen Beziehung zum Raum. Eine Videokamera ermöglicht den Blick auf einen Raum, in dem sich Menschen bewegen. Was machen Kameras mit dem Raum und somit mit uns? Dieser Frage widmet Klauser seine Forschungsarbeit. Auf Seite 10 lest ihr, welches Fazit der Geographe zieht. Eine Sammlung von Frauenstimmen findet ihr auf Seite 20. Wir haben uns an den Solothurner Literaturtagen mit Schweizer Schriftstellerinnen unterhalten und nachgefragt, wie es um die Gleichstellung im Literaturbetrieb steht. Und zu guter Letzt: Kleider Frey ist den Leuten aus der Region ein Begriff. Viele Jahrzehnte war das Unternehmen aus Wangen ein führender Kleiderhersteller. Seit Anfang Jahr ist das alte Fabrikgebäude Wohnund Arbeitsort. Das zieht auch Leute aus anderen Schweizer Städten an. Wir haben zwei von ihnen getroffen und mit der neuen Besitzerin der alten Kleiderfabrik gesprochen (Seite 24).


INHALT

6 Im Gespräch Karmen Müller hoch oben über Olten

KOLUMNEN

10 Unter Beobachtung

Warum es schwierig geworden ist, etwas gegen staatliche Videüberwachung zu sagen. Ein Gespräch mit Professor Francisco Klauser über Videokameras – zum Beispiel am Oltner Ländiweg.

GENUSS 16 Film

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Avicii: Wenn die Realität das Happy End zerstört

Kilian Ziegler IBAN der Schreckliche

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Musik Kühle Brise aus Lausanne

Petra & Carlo «Drei andere Couplets»

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STADT 8

20 Frauengenerationen

Was hat sich verändert in den letzten 40 Jahren? Anlässlich des grossen Jubiläums der Solothurner Literaturtage hat KOLT sich bei Schweizer Schriftstellerinnen umgehört.

Off The Record Chance gemeinsam packen: Teil 3

Literatur Um 1968 kommt man dieses Jahr nicht herum

34 Der koltige Monat Eine oft gesehene Handschrift

9 Meinung Unser Wald

24 Neue Töne in der alten Fabrik Kleider Frey war einmal eine angesehene Textilfabrik in Wangen. Heute gehört das Fabrikgebäude einer Basler Pensionskasse. Besuch bei den neuen BewohnerInnen.

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DAS GESPRÄCH

«Kochen auf dem Sälischlössli ist ein Knochenjob» Die Wirtin Karmen Müller ist soeben in die zweite Saison hoch oben über Olten gestartet. Doch es wird auch die letzte Saison sein. KOLT sprach mit der Grencherin über ihre kurze Zeit auf dem Sälischlössli, Disziplin in der Küche und das Lieblingsgericht ihrer kanadischen Gäste. Interview von Martin Bachmann Foto von Janosch Abel

Karmen Müller, Sie führen nun seit zweieinhalb Jahren das Restaurant im Sälischlössli. Im August dieses Jahres geben Sie das Schloss auf. Warum dieser Entscheid? Die Arbeit hier macht mir Spass, aber sie gibt enorm viel zu tun. Deshalb entschied ich mich, den Betrieb Jürg Mosimann zu übergeben. Er liebt es, zu kochen, und er hat kürzlich die Wirteprüfung absolviert. Er ist der richtige Mann als Nachfolger. Ich wünsche mir, dass das Sälischlössli als Restaurant unbedingt erhalten bleibt. Wie kam es dazu, dass Sie im Schlossrestaurant das Zepter übernahmen? Innerhalb meiner Familie hörte ich immer wieder Klagen, das Restaurant auf dem Säli sei oft geschlossen. Als gelernte Köchin fand ich es schade, denn das Sälischlössli ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen in der Region. Als ich dann erfuhr, dass die Bürgergemeinde Olten jemanden suchte, der das Restaurant im Sälischlössli übernehmen würde, meldete ich mich und erhielt die Zusage. Was sind Ihre Erinnerungen an Ihren ersten Arbeitstag auf dem Sälischlössli? Oh, es war herrliches Wetter und dementsprechend waren viele Gäste da. Ich musste mich erst in der Küche orientieren, es war schon etwas schwierig am ersten Tag. Aber mir gefiel die Arbeit vom ersten Moment an. Ich bin Köchin aus Leidenschaft! Wann entdeckten Sie Ihre Leidenschaft für das Hantieren in der Küche und Bewirten von Gästen? Ich wuchs in Kroatien auf, und als ich aus der Schule kam, wollte ich eine Lehre als Service-Fachangestellte absolvieren. Damals gab es aber diese Ausbildung nicht für Frauen. Ich versuchte mich dann kurze Zeit als Krankenschwester. Aber am Anfang der Ausbildung wurde ich für meinen damaligen Geschmack zu oft zum Aufwischen der Gänge abkommandiert (lacht). So entschied ich mich dann, eine Lehre als Köchin in der Stadt Rijeka anzufangen. Im Hotel Quamer, welches damals einen grossen Namen hatte, lernte ich dann während drei Jahren das Kochhandwerk.

Sie wohnen heute in Grenchen, wie kams? Nach meiner Ausbildung wollte ich nach Kanada. Mein Erspartes reichte dann aber gerade Mal bis nach Bern. In der Schweiz fand ich dann die grosse Liebe, und so bin ich hiergeblieben. Das Sälischlössli steht auf einem waldigen Hügel über Olten, Grenchen liegt am Jurasüdfuss, gut 50 Minuten Autofahrt entfernt. Haben Sie sich nie überlegt, nach Olten zu ziehen? Nein, mein zu Hause ist in Grenchen, und ich nutze die Autofahrt besonders nach Feierabend, um vom Arbeitstag abzuschalten. Die Arbeit auf dem Sälischlössli als Köchin ist wunderschön, aber anstrengend. Ein kurzer Arbeitsweg wäre daher nichts für mich.

«Ich organisiere mich gut, das ist das Wichtigste beim Kochen.» Bei gutem Wetter kochen Sie hier manchmal für fast zweihundert Leute; wie bewältigen Sie einen solchen Ansturm? Ich organisiere mich gut, das ist das Wichtigste beim Kochen. Am Anfang hatte ich Küchen-Hilfspersonal, aber das funktionierte nicht. Den Leuten war nicht bewusst, dass Kochen auf dem Sälischlössli ein Knochenjob ist. Also führe ich die Küche seither in Eigenregie. Das ist keine Hexerei, wir haben hier keine schwierigen Gerichte auf der Karte. Aber in einer Küche herrscht nun mal eine gewisse Disziplin, und man muss als Köchin oder Koch bereit sein, diese zu leben. Und dann braucht es noch eine riesige Portion Herzblut.

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Zur Speisekarte: die à la Carte-Gerichte auf dem Sälischlössli wie zum Beispiel Pouletbrust mit Kräuterbutter, Hohrückensteak oder die klassische Portion Pommes-Frites sind bodenständiger Natur. Heutzutage essen immer mehr Leute gerne Gerichte wie vegane Sushi, Quinoa-Salat-Bowls oder Pulled-PorkBurger. Besteht da eine ernstzunehmende Konkurrenz für Gastrobetriebe wie das Säli-Schlössli? Nein, überhaupt nicht! Klar haben auch unsere Gäste, beispielsweise bei Hochzeiten, spezielle Wünsche, was das Menu angeht. Aber die Laufkundschaft schätzt unsere bürgerliche Küche. Das passt auch zum Sälischlössli, hierher kommen WandererInnen, BikerInnen und Familien mit Kindern. Da gehört eine Portion Pommes dazu. Das Sälischlössli gehörte einst dem Star-Koch Anton Mosimann und erhielt damit auch internationales Flair. Spüren Sie heute noch etwas von seinem Ruhm am Herd? Das Säli-Schlössli ist einfach das Säli-Schlössli, obwohl wir auch internationale Gäste haben. Zwei bis drei Mal im Jahr kehrt eine Gruppe kanadischer Geschäftsleute ein. Sie stehen auf unseren Tomaten-Mozzarella Salat mit Pommes! So etwas scheint es in Kanada nicht zu geben (lacht).

Kamen Müller und das Säli-Schlössli Im Spätherbst bietet sich einem ein Bild wie aus einem Tolkien-Roman: Umhüllt von Nebelschwaden thront das Sälischlössli über Olten. Im Sommer bietet die im 13. Jahrhundert von den Froburgern erbaute Residenz einen weniger mythischen Anblick. Dafür lockt das Restaurant mit grosser Terrasse bei Sonnenschein bis zu zweihundert Gäste pro Tag an. Bedient werden sie bis Anfang August noch von der Grencherin Karin Müller (*1962) und ihrem Team. Danach übernimmt der Aarburger Jürg Mosimann das Zepter.


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OFF THE RECORD

Chance gemeinsam packen Teil 3: «1.46 Millionen Franken Honorarsumme»

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rinnern wir uns an das «Off the record»-Thema von letztem Februar: Die auffällig häufige, regelmässige und freihändige Vergabe von Aufträgen im Bereich Verkehrsplanung und Stadtentwicklung durch die Stadt Olten an die auswärtige Firma Kontextplan. Diese Firma wurde 2008 von Markus Reichenbach mitgegründet. In der März-Ausgabe von «Off the record» war dann zu lesen, dass Markus Reichenbach vor 2008 Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma smt ag gewesen war, die seit 2004 ebenfalls grosse Aufträge von der Stadt Olten erhalten hatte.

auf das Thema eigentlich nichts zur Sache. Viel relevanter ist die vom Stadtrat gelieferte Auflistung aller Einzelaufträge an die Kontextplan AG. Die Liste umfasst 66 Einzelposten, deren Kosten für den Zeitraum von 2010 bis 2017 eine Summe von insgesamt 1.46 Millionen Schweizer Franken ergeben. Die Stadt Olten vergab also Aufträge im Wert von total 1.46 Millionen Franken freihändig, sprich direkt und ohne Wettbewerb oder Ausschreibung. Jeder Mensch, der schon einmal vom Submissionsgesetz gehört hat – also dem Gesetz, das die Auftragsvergabe von Gemeinden an private Firmen regelt – sollte spätestens hier stutzig werden.

Die beiden «Off the record» veranlassten den Stadtparlamentarier Urs Knapp (FDP) im März offenbar dazu, eine dringliche Interpellation zu formulieren. Knapp stellte u.a. die Frage, ob «die Behauptung von KOLT» stimme, dass wirklich viele und grosse Aufträge direkt an Kontextplan vergeben worden seien. Zudem forderte Knapp den Stadtrat dazu auf, alle Aufträge an Kontextplan aus dem Zeitraum 2008 bis 2017 offenzulegen.

Die Einzelaufträge finanzierte die Stadt aus dem laufenden Budget und mit Investitionskrediten. «In den Jahren 2010 bis 2017 bezahlt die Stadt via laufende Rechnung insgesamt 671 000 Franken für Planungs- und Studienaufträge an externe Dienstleister. Davon ging mit rund 368 000 Franken gut die Hälfte an die Firma Kontextplan», schreibt Wey dazu in der offiziellen Stellungnahme. Einzeln betrachtet, bewegen sich die meisten Aufträge kostenmässig unterhalb des vom Submissionsgesetz festgelegten Schwellenwertes von 150 000 Franken. So gesehen war die Auftragsvergabe legal. Nur: Einzelne Projekte staffelten sich über mehrere Jahre hinweg, was einige der Aufträge zu Folgeaufträgen macht. Und: Vier bis sechs grosse Aufträge im Bereich der Verkehrsplanung wirken zusammen betrachtet doch eher wie ein Gesamtmandat. Die Stadt Olten hat übrigens intern keinen offiziellen Verkehrsplaner angestellt.

Am 23. April beantwortete Stadtpräsident Martin Wey im Namen des Stadtrates die Interpellation. Wey widerspricht darin dem Inhalt der «Off the record»-Texte nicht. Stattdessen holt er aus und schildert, wie die Beziehung zu Kontexplan in den Jahren 2013/2014 ihren Anfang nahm: Der durch das Entlastungspaket 2014 verbundene Wegfall von 110 Stellenprozenten in der Abteilung Stadtplanung habe die Stadt gezwungen, im Bereich der Verkehrsplanung mehr Aufträge an Dritte zu vergeben. Auf die Auftragsvergabe an die smt ag in den Jahren davor geht der Stadtpräsident nicht ein – vermutlich deshalb nicht, weil die Interpellation sie nicht erwähnte. Die Jahre 2008 und 2009 lässt Wey unkommentiert. Weiter betont er, dass diese Drittaufträge nicht als Gesamtmandat, sondern als Einzelaufträge vergeben worden seien. Auch schreibt er mehrmals, dass nicht nur die Direktion Präsidium (welcher der zuständige Stadtentwickler Markus Dietler untergeordnet ist) Aufträge an Kontextplan vergeben habe, sondern auch die Direktion Bau sowie die Direktion Bildung und Sport. Nur tut diese Aussage in Bezug

die Transparenz der einzelnen Vergabeverfahren. Je mehr Aufträge, desto mehr Kenntnisse. Je mehr Kenntnisse, desto mehr Aufträge? Lässt man das verkehrsferne Projekt «Schulraumplanung» (Honoraraufwand 2010-2017: CHF 73 719 exkl. MwSt.) weg, nährt die Übersicht aller Aufträge an Kontextplan den Verdacht, dass die Oltner Verkehrsplanung in Realität als eigentliches Gesamtmandat mit unbestimmter Laufzeit* in Auftrag gegeben wurde und dieses Mandat womöglich bereits seit 2004 durch vermeintliche Einzelaufträge an die beiden Firmen von Markus Reichenbach im freihändigen Verfahren lief. Bereits die Honorarsumme an die Firma Kontextplan (Gründung 2008) von knapp 1.5 Millionen Franken verteilt auf acht Jahre (2010-2017) ergibt umgerechnet ein jährliches Mandatshonorar von 187 500 Franken, welches einem Gesamtauftragswert von 750 000 Franken entspräche* und öffentlich hätte ausgeschrieben werden müssen, da gemäss Submissionsrecht der Schwellwert für eine öffentliche Ausschreibung bei 250 000 Franken liegt.* Haben die städtischen Auftraggeber die Grössenordnung dieser verkehrsplanerischen Gesamtaufträge tatsächlich nicht vorhersehen können? Oder hat die Stadt Grossprojekte – oder gar ein unbefristetes Gesamtmandat – in kleine Aufträge aufgeteilt, um sie ohne Ausschreibung vergeben können? Beide Szenarien verlangen nach einer einzigen Frage: Warum?

*Ob ein Auftrag in einem freihändigen Verfahren vergeben werden muss (direkte Auftragsvergabe an eine

Wey weist in der Antwort ausdrücklich darauf hin, dass das Submissionsrecht auch Ausnahmen vorsehe, bei denen auch oberhalb der festgelegten Grenzwerte freihändige Verfahren möglich seien. Dies lässt folgende Schlussfolgerung zu: Die Stadt Olten hat Ausnahmen geltend gemacht. Welche Ausnahmen sie wann gemacht hat, schreibt Wey nicht. Will die Stadt mit dem stetig wachsenden Know-how und Erfahrungsschatz von Kontextplan-Inhaber Markus Reichenbach für diese Ausnahmen argumentieren, führt das wohl einige Grundsätze des öffentlichen Beschaffungswesens ad absurdum, nämlich: wirksamer Wettbewerb, die Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung der AnbieterInnen und

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ausgewählte Firma ohne weitere Einholung von Offerten bei anderen Firmen), in einem Einladungsverfahren (weitere Unternehmen werden eingeladen, zu offerieren) oder in einem offenem Verfahren (öffentliche Ausschreibung), ist abhängig vom geschätzten Gesamtauftragswert und der im Submissionsrecht definierten Schwellenwerte. Sobald ein mehrjähriger Auftrag oder ein Auftrag mit absehbaren Folgeaufträgen sich abzeichnet, rechnet sich der Auftragswert nach dem geschätzten Gesamtauftragswert über die gesamte Laufzeit. Wird ein Auftrag auf unbestimmte Zeit vergeben (was quasi einem Mandat entspricht), so berechnet man den Gesamtauftragswert so, indem man die jährliche Honorarsumme auf vier Jahre hochrechnet, das heisst mit vier multipliziert.


MEINUNG

Matthias Tschopp (30) arbeitet als selbständiger Baumpfleger und Forstwart, engagiert sich im Netzwerk «Olten im Wandel» und ist in der Freizeit gerne in den Bergen oder mit dem Velo unterwegs. Nach ein paar Wanderjahren wohnt er wieder in seiner Heimatstadt Olten.

Unser Wald D

ie Bürgergemeinde der Stadt Olten besitzt eine Fläche von fast 6 Quadratkilometern Wald. Laut ihrer Homepage versteht die Forstverwaltung die Holzproduktion im Rahmen einer nachhaltigen und naturnahen Waldbewirtschaftung als ihre Hauptaufgabe. So wird durch den reinen Holzverkauf ein jährlicher Ertrag im kleineren sechsstelligen Bereich erwirtschaftet. Die meisten sehen den Wald wohl mit anderen Augen. Was den Wald ausmacht, ist ja gerade, dass da keine Geldscheine an den Bäumen hängen, keine To-do-Listen herumkrabbeln und keine Bürostühle durch den Wald sausen. Für die Dauer eines Spaziergangs oder einer JoggingRunde kann man in diese absichtslose und ursprüngliche Welt eintauchen und den Kopf ausschalten. Unser Wald ist bei weitem keine Wildnis mehr, sondern aus objektiver Sicht ein intensiv genutzter Freizeit- und Erholungsraum. Ich versuche anhand eines Gedankenspiels vorstellbar zu machen, in welchem ungefähren Verhältnis die Erholungsfunktion gegenüber der Holzproduktion zu gewichten sein könnte: Gehen wir davon aus, dass jeder zweite Oltner und jede zweite Oltnerin den Wald ab und zu besucht und dafür im Härtefall bereit wäre, pro Jahr gerade mal 20 Franken zu bezahlen (Vergleichswerte: ein Paar Joggingschuhe: 150.-, ein

Bike: 2000.-, ein Hund: auch ziemlich teuer…). Es käme insgesamt ein stolzer Betrag von 180 000 Franken zusammen – also vergleichbar mit dem jährlichen Holzertrag.

«Für die Dauer eines Spaziergangs oder einer Jogging-Runde kann man in diese absichtslose und ursprüngliche Welt eintauchen und den Kopf ausschalten.» Derzeit reagiert die Forstbranche auf den sinkenden Holzpreis und das steigende betriebswirtschaftliche Denken vorwiegend mit der Rationalisierung der Holzproduktion. Mit grösseren Maschinen und dem Zusammenschluss von Forstbetrieben konnte man sich bisher öko-

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nomisch über Wasser halten. In meinen Augen sind die Möglichkeiten diesbezüglich grösstenteils ausgeschöpft. Ausserhalb des Horizontes vieler Waldbewirtschafter scheint zu liegen, dass der Wald neben dem Holz noch ganz andere Werte zu bieten hat. Ist es denn nicht naheliegend, diese Werte in eine naturnahe Bewirtschaftung einzubinden? Natürlich nicht in Form des oben erwähnten Wald-Eintritts, aber beispielsweise indem ein Forstbetrieb neben den klassischen Arbeiten auch Schultage und Mitarbeitswochen organisiert, Freizeit-Infrastruktur erstellt und betreibt, das eigene Holz verarbeitet, Möbel verkauft und eigene Nischenprodukte herstellt. Dieser Forstbetrieb kann (und will) sich eine schonende und kleinräumige Waldbewirtschaftung leisten und trägt dazu bei, dass der Wald auf eine vielfältige Art und Weise der Öffentlichkeit zugute kommt. Natürlich benötigt es dazu genauso ein Engagement aus der Bevölkerung. Es sind kreative Ideen und eine Nachfrage nach Produkten und Angeboten aus dem lokalem Wald gefragt. Nicht zuletzt stellt sich im heutigen Kontext auch die Frage, ob die politische und ökonomische Trennung von Bürger- und Einwohnergemeinde überhaupt förderlich ist für eine fortschrittliche Waldbewirtschaftung.


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«Das Thema Video eigentlich Schnee

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überwachung ist von gestern»

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Für seine Dissertation machte Francisco Klauser Olten zu seinem Forschungsgegenstand: 2001 führte die Stadt nämlich schweizweit die ersten Videokameras ein, um die Strassenprostitution zu überwachen. Heute ist Klauser Professor für Geographie an der Universität Neuchâtel und der Experte schlechthin, wenn es um Überwachung im digitalen Zeitalter geht. KOLT sprach mit ihm über Sinn und Unsinn von Kameras im öffentlichen Raum, und inwiefern die Stadt Olten im Hinblick auf die geplante Überwachung am Ländiweg aus ihren Erfahrungen lernen kann.

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rancisco Klauser, hat die Überwachung des öffentlichen Raums in der Schweiz zugenommen? Ganz klar, ja. Das gilt für die öffentliche wie auch die private Überwachung. Von einem Ausmass, wie es in England vorhanden ist, sind wir aber ganz weit entfernt. Es gibt zwar keine Statistik, aber vor zehn Jahren ging man von ungefähr 40 000 Kameras in der Schweiz aus, in England waren es gleichzeitig 4 Millionen.

Sie schrieben 2002 in Ihrer Doktorarbeit, die Videoüberwachung in der Schweiz stecke noch in den Kinderschuhen. Aus heutiger Sicht: Hat die Videoüberwachung also die Pubertät einfach übersprungen? Weder noch. Die Videoüberwachung ist eigentlich Schnee von gestern. Heutzutage redet niemand mehr darüber, auch die Wissenschaft nicht. Mittlerweile sind wir bei ganz anderen Themen angelangt, wie Drohnen oder intelligente Überwachungssysteme. Hinzu kommt, dass unser Leben allgemein viel transparenter geworden ist. Wir alle tragen ein Smartphone auf uns. Und so ein Smartphone überwacht uns um ein X-Faches mehr als irgendeine Videokamera.

Und was bedeutet das? Dass ein paar Kameras, die man irgendwo auf eine Uferpromenade richtet, nicht mehr die gleichen Reaktionen auslösen wie vor 20 Jahren, als wir noch nicht in dieser transparenten, digitalisierten Welt lebten. Es ist schwierig geworden, aus der Perspektive der Privatsphäre etwas gegen Videoüberwachung zu sagen. Was gibt es denn überhaupt noch für legitime Gegenargumente? Mein grösstes Argument gegen die Kameras ist nicht der Schutz der Privatsphäre, sondern die geringe Effizienz und die hohen Kosten. Man muss sich als Behörde oder Polizei bewusst sein, dass es nicht damit getan ist, einfach ein paar Kameras aufzustellen. Sie haben im Genfer Rotlicht-Quartier Pâquis zwei Jahre lang den Einsatz von 30 Videokameras erforscht und ausgewertet. Die Umfragen ergaben, dass die Leute im Laufe der Zeit die Kameras vergassen. Das mache Videokameras wirkungslos. Der symbolische und präventive Effekt verliert sich extrem schnell, sobald die Leute sich an die Kameras gewöhnt haben und deren Existenz ver-

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gessen. In unserer Genfer Studie stellen wir zweierlei fest. Erstens: Es findet eine Verbesserung des Sicherheitsgefühls statt, vor allem in der Nacht. Zweitens: Das Sicherheitsgefühl nimmt ziemlich rasch wieder ab. Will man das vermeiden, braucht es vollen Einsatz und immer wieder klar kommunizierte Erfolge seitens der ÜberwacherInnen. Und das wird eben relativ schnell teuer.

«Man muss sich als Behörde oder Polizei bewusst sein, dass es nicht damit getan ist, einfach ein paar Kameras aufzustellen.»


«In unserer Genfer Studie stellten wir zweierlei fest. Erstens: Es findet eine Verbesserung des Sicherheitsgefühls statt, vor allem in der Nacht. Zweitens: Das Sicherheitsgefühl nimmt ziemlich rasch wieder ab.» Art der Kameranutzung. Man kann nicht grundsätzlich sagen, Videoüberwachung sei gut oder schlecht, sondern das, was damit gemacht werden kann, ist es. Für die einen kann sie positive Auswirkungen haben, für die anderen schlechte. Was kann eine Videokamera-Überwachung denn Schlechtes bewirken? Studien haben gezeigt, dass Videokameras es ermöglichen, gezielt gegen gewisse Gruppen wie Randständige vorzugehen. Es gibt sehr viele Arbeiten, die aufzeigen konnten, dass mit Videoüberwachung sehr oft Wirtschaftsinteressen verfolgt werden. Die Kameras befinden sich meistens in den kommerziell attraktiven Stadtzentren. Es gibt auch Beispiele wie Lyon, wo Videoüberwachungssysteme von privaten Lobbys finanziert und der Polizei zur Verfügung gestellt wurden, sodass die Polizei im Endeffekt quasi private Interessen im Innenstadtbereich durchsetzte. Die Verbindung von kommerziellen und staatlichen Interessen ist relativ schnell präsent.

Wenn das Geld zur Genüge vorhanden ist, gibt es also keine Einwände dagegen, eine öffentliche Videoüberwachung einzuführen? Ich sprach vorhin nicht aus einer normativen Perspektive, sondern aus einer faktischen. Ich stelle lediglich fest – und dies ist jetzt ein statistisches Argument – dass längerfristig betrachtet die finanziellen Mittel begrenzt sind. Sie haben mehrere Studien zum Thema Videoüberwachung durchgeführt. Jedes Mal kamen Sie zum Schluss, dass eine öffentliche Debatte fehle und des-

halb dringend nötig sei. Dass es diese Debatte mehr denn je braucht, würde ich immer noch unterschreiben. Denn Videokameras sind Machtinstrumente, die gewissen AkteurInnen, sei es die Polizei, der Staat oder eine Privatperson, erlauben, Einfluss zu nehmen auf Räume, unsere Städte und somit letztendlich auf uns. Dass dies mehr oder weniger diskussionslos durchgeht, ist nach wie vor problematisch. Naiv gefragt: Wie sieht dieser Einfluss denn aus? Es ist immer eine Frage der Prioritäten und der

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Wann nützt Videoüberwachung? Videoüberwachung erlaubt es der Polizei, schnell und gezielt zu intervenieren. Allgemein ist das Potenzial vorhanden, Sicherheit zu schaffen. Ein Polizeieinsatz wird zielgerichteter und effizienter, sofern es OperateurInnen gibt, die das Videomaterial live analysieren. Nur so glauben die Leute auch, dass wirklich überwacht wird. In Olten kam das Thema Videoüberwachung am Ländiweg wieder auf, als tätliche und sexuelle Übergriffe stattfanden. Können Kameras die Kriminalitätsrate senken? Nein. Der Effekt der Kameras in Bezug auf die Kriminalität ist mehr oder weniger gleich Null. In unserer Studie zum Genfer Quartier Pâquis, wo wir den Einsatz von 30 Überwachungskameras


«Ein Polizeieinsatz wird zielgerichteter und effizienter, sofern es OperateurInnen gibt, die das Videomaterial live analysieren. Nur so glauben die Leute auch, dass wirklich überwacht wird.»

während zweier Jahren untersuchten, konnten wir keine dauerhafte Kriminalitätsreduktion nachweisen. Allgemeine Studien zeigen: Wenn Kameras überhaupt etwas nützen, dann bei Vergehen, die man als rationale Verbrechen bezeichnet, Autodiebstahl zum Beispiel. Die AutodiebInnen entscheiden, wo das Risiko, beim Autoklau erwischt zu werden, am geringsten ist. Steht an einem Ort eine Videokamera, klauen sie dort nicht. Doch sie begehen das Delikt einfach ein paar Meter weiter, ausserhalb des überwachten Bereichs. Das ist der sogenannte Verlagerungseffekt. Dieser tritt gemäss Ihrer Genfer Studie auch beim Drogenhandel ein, richtig? Wer Drogen kaufen oder verkaufen will, wählt den Ort dafür gezielt aus. In Genf wurde es zunehmend schwieriger, den Drogenhandel zu überwachen. Die Videokameras haben das relativ gut überschaubare Phänomen des Drogenhandels aufgesplittert. Er wanderte teilweise in Innenhöfe oder in die Nähe der Schulen ab. Mit Kameras lässt sich das Drogenproblem nicht bekämpfen. Hierfür müsste man in die Schulen gehen und die präventive Arbeit machen – nur kostet die eben auch viel. Prävention statt Repression also. Das ist eine altbekannte Forderung. Ich bringe das Beispiel England: Dort sind während mehr als zehn Jahren drei Viertel des Budgets zur Kriminalitätsprävention in die Videoüberwachung geflossen. Niemand würde heute behaupten, England sei ein besonders sicheres Land. Während in die Technologie investiert wurde, sparte man in weniger sichtbaren Bereichen wie Schul- oder Erziehungsprogrammen. Es drängt sich also die Frage auf, was sich mit diesem Geld anderes unternehmen liesse.

Der Vorteil der Videoüberwachung ist, dass man die Aufnahmen jederzeit heranziehen kann, wenn einmal etwas passiert. Bei der Verbrechensaufklärung im Nachhinein können sie hilfreich sein, ja. Doch das passiert weniger oft, als man denkt. In Genf griff die Polizei während den ersten 18 Monate, in denen die Kameras installiert waren, 119 Mal auf die Bilder zurück. Wenn man das auf die Gesamtkosten des Systems hochrechnet, so kostete das pro Bildauswertung ungefähr 20 000 Franken. Der sprin-

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gende Punkt ist aber, dass eine Bildauswertung nicht immer zur Verbrechensaufklärung führt. Man müsste in jedem einzelnen Fall beweisen können, dass die Videoaufnahmen im Aufklärungsprozess die entscheidende Rolle gespielt haben. Wer gegen Videokameras ist, betreibt TäterInnenschutz, so lautet ein oft gehörtes Argument. Was antworten Sie darauf? Das ist ein interessantes Argument. Dagegen lässt sich wenig sagen. Ausser vielleicht: Wenn man


gegen TäterInnenschutz ist, warum dann nicht gleich die ganze Stadt überwachen? Ich bringe immer folgendes Beispiel – und das mag im ersten Moment etwas seltsam klingen: Wenn man Kameras dort hinstellen wollte, wo wirklich viel Gewalt passiert, dann in den Schlafzimmern. Schauen Sie sich die Statistiken zur häuslichen Gewalt und sexuellen Übergriffen im privaten Raum an. Wer ist da noch für eine Videoüberwachung? Hier kommt die Privatsphäre wieder in die Diskussion. Als die Diskussion über Videoüberwachung am Ländiweg aufkam, verwiesen einige Leute auf Studien, die den Nutzen von Videoüberwachung in Frage stellen. Wie geht es Ihnen als Wissenschaftler damit, dass trotz Ihrer Studienresultate die Überwachung weiterhin wächst? Als WissenschaftlerIn muss man die eigene Rolle realistisch betrachten. Natürlich gibt es Pro-Argumente, beispielsweise von politischer Seite, die mir teilweise zu einfach scheinen. Ich wünsche mir allgemein eine Diskussion, die über Pseudowahrheiten hinausgeht. Aber wenn ich mit der Polizei rede, stelle ich sehr viel Wissen und auch Verständnis für unsere Argumente fest. Häufig ist es nicht die Polizei, die aktiv

«Die öffentliche Videoüberwachung wird geschätzt, ja sogar begrüsst, die private hingegen überhaupt nicht. Dort liegt wohl der wahre Handlungsund Diskussionsbedarf.»

Videoüberwachung fordert, sondern die PolitikerInnen. Letzteren geht es vor allem um symbolische Politik. Ich bin überhaupt nicht desillusioniert, denn mit den AkteurInnen, die wirklich etwas vom Thema verstehen, kann man sehr konstruktiv und differenziert diskutieren. Es ist so gut wie entschieden, dass am Oltner Ländiweg Videokameras installiert werden. Wie kann die Stadt dafür sorgen, dass das Projekt erfolgreich ist?

Ich würde mir wünschen, dass die Stadt klar kommuniziert, nicht nur im Vorfeld, sondern auch im Nachhinein. Denn das garantiert den dauerhaften präventiven Effekt. Es empfiehlt sich, nach zwei Jahren Bilanz zu ziehen und ehrlich zu kommunizieren, was erreicht wurde und inwiefern der Erfolg eindeutig auf die Kameras zurückzuführen ist. Und dann sollte man sich die Frage stellen, ob sich die Videoüberwachung wirklich lohnt. Sie haben untersucht, wie die Stadt Olten kommunizierte, als es um die Videokameras am Strassenstrich ging. Wie lautete Ihr Fazit? Da wurde einerseits etwas sehr gut gemacht, etwas anderes überhaupt nicht. Niemand – von den Anwohnenden über die Industriebetriebe bis hin zu den SexworkerInnen – hatte wirklich das Gefühl, dass diese Kameras zu seinem Schutz da waren. Positiv war hingegen, dass im Zuge der Debatte bezüglich der Kameras Treffen mit diversen Interessengruppen stattfanden. Die Beteiligten sagten mir, dass es diese Meetings waren, die wirklich etwas zur Sicherheit beigetragen hätten. Die Meetings förderten die Debatte, schafften Nähe, man ging aufeinander zu. Dann geht es nämlich nicht nur um Technologie, sondern darum, miteinander zu reden. Kombiniert man Technologie und den zwischenmenschlichen Austausch, haben am Schluss alle gewonnen. Sie erwähnen in Ihrer Studie zum Oltner Strassenstrich einen Vorfall, bei dem die Videoüberwachung versagte. Was war passiert? Eine der Kameras hatte während einer längeren Zeit einen Wackelkontakt. Das Opfer musste dann von der Polizei erfahren, dass man nichts unternehmen könne. Da stellt sich die spannende und provokative Frage, ob es so etwas wie ein Recht auf Überwachung gibt. Wenn man mir schon sagt, ich werde überwacht, habe ich dann das Recht auf Sicherheit? Hat der Staat quasi die Verantwortung, wenn er sagt, er überwache, dies auch tatsächlich zu tun? Welches Zukunftsszenario zeichnen Sie in Bezug auf Videoüberwachung? Aus einer rein technologischen Perspektive gibt es zwei Trends, die teilweise bereits Realität sind: Das eine ist die Vernetzung, das andere die Automatisierung der Überwachung. Die reine Datenflut, die wir dank der Digitalisierung haben, ist durch den Menschen gar nicht mehr zu managen. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten und 30 Monitore zu überwachen – und abgesehen davon ist es auch extrem langweilig. Die Rolle der OperateurInnen ist die Achillesverse des ganzen Systems. Deshalb ist es relativ offensichtlich, dass die Automatisierung versuchen wird, diesem Problem entgegenzuwirken. In Moskau stellt die Regierung immer mehr Videokameras auf, in China tragen PolizistInnen mit

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«Wenn man mir schon sagt, ich werde überwacht, habe ich dann das Recht auf Sicherheit?» Gesichtserkennungstechnologie ausgestattete Brillen. Dürfen wir uns sicher fühlen, solange wir in einem demokratischen Staat leben? Ich sehe in der Schweiz in keiner Weise Tendenzen hin zu einem zentral organisierten Überwachungsstaat. Zwar hat jeder kleine Kiosk an seiner Ecke eine Kamera installiert, aber die Polizei ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr zurückhaltend. Doch die Digitalisierung hat zu neuen Machtverhältnissen unter den ÜberwacherInnen geführt. Die privaten Unternehmen und AkteurInnen werden immer wichtiger, denn sie haben das Know-how, das die Grundlage bildet für die Digitalisierung. Hierzulande wird der Staat nach wie vor als legitimer Überwacher angesehen. Doch sobald man die Leute fragt, ob sie dafür sind, dass Banken Trottoirs überwachen oder dass es mehr professionelle Drohnen gibt, äussern die BürgerInnen grosse Bedenken und fordern eine klare Gesetzgebung. Die öffentliche Videoüberwachung wird geschätzt, ja sogar begrüsst, die private hingegen überhaupt nicht. Dort liegt wohl der wahre Handlungs- und Diskussionsbedarf.

Francisco R. Klauser (*1977) ist Professor am Geographischen Institut der Universität Neuchâtel. Er forscht zu den Themen Videound Drohnenüberwachung und allgemein zur Überwachung im digitalen Zeitalter. 2006 erschien seine Dissertation zur öffentlichen Videoüberwachung, in deren Rahmen er die 2001 eingeführte Videoüberwachung der Strassenprostitution an der Oltner Industriestrasse untersuchte. Die Arbeit erschien unter dem Titel «Die Videoüberwachung öffentlicher Räume. Zur Ambivalenz eines Instruments sozialer Kontrolle».


SERIE

FILM

(K)ein Happy End Wie der sehenswerte Dokumentarfilm über den Star-DJ Avicii von der tragischen Realität eingeholt wurde. von Pierre Hagmann

W

er hat’s getan? Und wer ist überhaupt ermordet worden, in jener Spendengala-Nacht im bonzigen Küstenort Monterey, in dem fast nur unfassbar grosse Villen zu stehen scheinen, die architektonisch hart an der Grenze des guten Geschmacks entlangschrammen? «Big Little Lies» ist ein Krimi-Rätsel in Serienformat, bejubelt, preisgekrönt, luxuriös gecastet mit Nicole Kidman, Reese Witherspoon und Laura Dern – ja, eigentlich bis in die letzte kleine Rolle grandios besetzt! Viel darf man gar nicht verraten über die Handlung, denn schliesslich geht’s eben genau darum, mit jeder Episode diese vermeintliche Idylle mit Meeresblick, pompösen Kinderparties und fetten Lohnkonten zu dekonstruieren. Es ist ein schmerzhafter Prozess, nicht nur, weil die erzählten Lebensgeschichten wehtun, sondern auch weil der Spannungsbogen in der letzten Episode dermassen gespannt ist, dass das Warten auf die Lösung des Rätsels so richtig, richtig schmerzt. (nb)

Big Little Lies

1+ Staffeln, 7 Episoden à 51– 59 Minuten, Drama/HBO/US, 2017

DIE

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«I

n den ersten vier, fünf Jahren war alles super», sagt Tim Bergling am Anfang von «Avicii: True Stories». 90 Filmminuten später sitzt der weltbekannte DJ mit Gitarre an einem einsamen Strand, so einige Torturen hinter sich und endlich losgelöst vom ganzen Stress, von den Blutsaugern, die ihn um den Globus haben jetten lassen, von Auftritt zu Auftritt, von Party zu Party, bis er einfach nicht mehr konnte. Das Leben des Superstars als Leidensweg – diese Geschichte ist nicht neu, und meist landet sie früher oder später als traurige Dokumentation im Kino. Meist posthum: «Amy» (2015) etwa erzählt das tragische Ende von Amy Winehouse, «Montage of Heck» (2015) handelt von Kurt Cobain, «Can I Be Me» (2017) von Whitney Houston. Allesamt sind äusserst gelungene Werke, und das Gleiche gilt für «Avicii: True Stories». Doch die schwedische Produktion über den schwedischen Star endet nicht tragisch, sondern sanft und optimistisch: Regisseur Levan Tsikurishvili entlässt die ZuseherInnen im Glauben, dass alles gut kommt, dass Tim Bergling alias Avicii über den Berg ist, zu sich und zur Ruhe gefunden hat; doch letztlich ist dieser Schluss nichts als eine fröhliche Mo-

ALBEN MEINES LEBENS

Louis Cole Album 2 Dieses Album ist intimer und ernster als Coles aktuelles Schaffen und wirklich von Herzen musikalisch. Ein DIY-Meisterwerk.

mentaufnahme. Der Film wurde 2017 gedreht und zunächst nur in einigen wenigen ausgewählten Kinos gezeigt, bevor er am 31. März via Netflix dem breiten Publikum zugänglich gemacht wurde. 20 Tage später, am 20. April, war Avicii tot. 28-jährig hatte er sich in einem Ferienressort im Oman das Leben genommen. Was eben noch eine schön eingefangene, intime Story mit Happy End war, ist nun ein einziger Hilfeschrei, ein böses filmisches Omen. Bergling ist als Mensch daran gescheitert, dass er im Grunde zu scheu und ängstlich war für die grosse Bühne, die sein musikalisches Genie zur Folge hatte. Der Film wäre auch ohne die Tragik der Ereignisse eine grosse Geschichte. Tsikurishvili gelingt, was Avicii selbst misslang: Er versöhnt im Film den Menschen und den Starmusiker zu einer harmonischen Einheit. Hautnah ist die Kamera dabei, lässt den Star spielen und den Menschen reden. Von Berglings Alkoholexzessen, unter denen seine Gesundheit so litt, ist allerdings kaum etwas zu sehen, und überhaupt wirkt Avicii wie ein unschuldiger Engel. Der Film als böses Omen eben: über Verstorbene lästert man nicht.

von Pamela Méndez

Talk Talk Spirit Of Eden Es gibt Alben, die wirken in mich hinein und verändern quasi die Substanz meiner Seele. Dieses hier ist so eines.

Bosnian Rainbows Bosnian Rainbows Ich bin zwar kein heavy The-Mars-Volta-Fan, aber die Musik, die Omar RodriguezLopez, Deantoni Parks und Teri Gender Bender machen, ist etwas von Interessantesten, was ich bisher gehört habe.

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Chico Buarque Construçao Wenn Popstars ihre sozialen Anliegen vertonen, können Meisterwerken entstehen. Hier geht es wirklich um die Sache. Kein Tropfen Ego. Nur Greatness.

Gwen McCrae On My Way Ich dachte lange, dass ich nie wieder ein Liebeslied singen würde, bis ich Gwen kennenlernte. Aber für mich ist das wahrer Feminismus jenseits einer patriarchalen Kampf-Rhetorik.


MUSIK

WIR TRAGEN B A RT L O M E .

Kalte Brise Polar Circles zum Festival-Start.

von Marc Gerber

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ie einen lieben sie, die anderen hassen sie: Musikfestivals. Und ich verstehe die Hater. Wenn der Wind in die Boxenwand weht, klingen die Foo Fighters plötzlich wie aus einem Walkman Baujahr 1988. Trotzdem gibt es selten so viel Musik auf einmal zu entdecken wie an Festivals. Die Kufa Lyss erzeugt mit ihrem kleinen Inhouse-IndielabFestival (95 Prozent Schweizer Musik) Prä-Festival-Stimmung. Einige der Bands kannte ich bereits, doch auch ich wurde wieder einmal überrascht, als die zweitletzte Band die Bühne betrat: Polar Circles. Die Festival-Saison hat also gerade erst angefangen, und ich habe schon meinen ersten MusikCrush. Polar Circles macht richtig geilen IndieRock, wie wir ihn von Favez, One Sentence. Supervisor und Alvin Zealot gewöhnt sind. Polar Circles spielen eine Mischung aus Rock und Pop, die eben gerade nicht so klingt, als hätten fünf ProduzentInnen daran herumbastelt, damit der Sound ja massentauglich wird.

KOLT

Ihr aktuelles Album «All in the Golden Afternoon» kam schon letzten Herbst heraus und bewegte sich bis vor Kurzem komplett ausserhalb meines Radars. Die zehn Songs auf dem Album wechseln schön zwischen cheesy Pop und hartem Rock hin- und her. Manchmal klingen sie cleaner, manchmal dreckiger. Doch live gefallen mir die Lausanner noch eine Spur besser. Dabei geht es nicht nur um den sympathischen Umgang mit dem Publikum, sondern es ist auch die Energie der Band, die live um ein Vielfaches besser herüberkommt. Hinzu kommt, dass Polar Circles auf der Bühne definitiv mehr Rock sind als Pop – was ihnen ganz gut steht. Schauen wir mal, ob Polar Circles die neuen Könige des Indie-Imperiums werden. Ihre aktuelle Single «Downhill Trail», die sehr poppig klingt, hat auf jeden Fall schon einmal gutes Airplay auf den Radio-Stationen. Ob das den zukünftigen Sound positiv oder negativ beeinflusst, wird sich zeigen.

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Fabienne Allenbach und Marc Müller Holzbrillen von ROLF

Bartlomé Optik AG Brillen und Kontaktlinsen Hauptgasse 33 - 4600 Olten www.bartlome-optik.ch


BUCH

KOLT liest .....................

von Daniel Kissling

«DAS LEBEN. GEBRAUCHSANWEISUNG»

Alle Freaks kamen und machten ihr «Ding».

von Georges Perec

Mit zwei Sätzen «Das Leben. Gebrauchsanweisung» zu beschreiben, ist eigentlich schon fast zu viel, denn der Buchtitel sagt schon alles. Dieses grosse Puzzle, untertitelt mit «Romane», besteht aus 1467 Geschichten und ist eines der grössten Meisterwerke der französischen Literatur. Rebecca Gisler, Autorin

ROT von Uwe Timm

Es heisst, Uwe Timm schreibe immer über das Gleiche: über die Liebe und über die 68er-Bewegung und was davon übriggeblieben ist. Mir ist das egal, denn «Rot» ist das erste Buch, das ich von ihm lese. Es ist unterhaltsam und klug. Gute Lektüre für freie Stunden! Nathalie Bursać, KOLT-Chefredaktorin

DIE HAUPTSTADT von Robert Menasse

«Die Hauptstadt» zieht die LeserInnen in den kafkaesken Brüsseler EU-Bürokratie-Dschungel, schildert realistisch und somit tragikomisch die politischen Mechanismen und verwebt sie in persönliche Schicksale, die manchmal gar in Kriminalfällen verwickelt werden. Easy Lektüre, über die intellektuell geschrieben wurde. Yves Stuber, KOLT-Verleger

Der Electric Kool-Aid Acid Test von Tom Wolfe

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ubiläen, runde Geburtstage oder auch Todestage sind gute Momente, um sich zu erinnern, an Personen genauso wie an Ereignisse – und 2018 ist voll solcher Momente. 100 Jahre Generalstreik, 200 Jahre Karl Marx, 50 Jahre 68er-Bewegung. Was 1968 ebenfalls passierte: Ein US-amerikanischer Journalist schrieb eine mehrere hundert Seiten lange Reportage über die Anfänge eben jener Bewegung, welche die westliche Gesellschaft umwälzte wie bis heute keine andere. Der Name des Buches: «The Electric Kool-Aid Acid Test». Der Grund, weshalb ich dieses Kult-Buch nach langer Zeit wieder aus dem Regal genommen habe, war weniger das aktuelle Jubiläum, sondern vielmehr der Tod von Tom Wolfe. Und kaum hielt ich das Buch in meinen Händen, sass ich wieder mittendrin zwischen all den «Merry Pranksters», diesem bunten Haufen Hippies, die angeführt vom erfolgreichen Roman-Autor Ken Kesey («Einer flog übers Kuckucksnest») in ihrem knallig bemalten Bus quer durch die USA tuckerten mit dem Ziel, die Gesellschaft mittels kollektivem Drogenrausch zu transformieren. Einem das Gefühl zu vermitteln, mittendrin zu sein, das ist die grosse Stärke von «The Electric Kool-Aid Acid Test». Und das war die grosse Stärke von Tom Wolfe, der mit dieser Art des Schreibens, der szenischen, literarischen Reportage, den Stil des «New Journalism» mitbegründete. Anstatt zu schreiben, was er erlebt hatte und es dann im

Nachhinein einzuordnen, schrieb Wolfe, was er im Augenblick erlebte, «On the go» quasi, und liest man «The Electric Kool-Aid Acid Test» dieser Tage, kommt man nicht umhin, sich zu fragen, ob Wolfe heute nicht eher tweeten, einen Live-Ticker machen, eine Instagram-Story posten würde. Und was für eine Insta-Story das wäre! Wolfe war da, als es passierte, im San Francisco des Summer of Love, machte Bekanntschaft mit Beat-Legenden wie Neil Cassady oder William S. Burroughs, traf auf Hells Angels und Blumenkinder und berichtete davon in literarischer Sprache so kritisch wie neugierig, so klug wie nonchalant. Um 1968 kommt man dieses Jahr nicht herum. In grossen Artikeln und Talkrunden wird geschwelgt und abgerechnet und interpretiert. Vieles mag spannend sein, einiges sogar erhellend und überraschend – das meiste jedoch bringt keine anderen Voten oder gar Erkenntnisse als diejenige, welche in den Retrospektiven zum 40., 30. oder 20. Jubiläum bereits publiziert wurden. Tom Wolfes furiose Reportage hingegen macht uns auch noch ein halbes Jahrhundert später zu Zeugen des Geschehens. Mit «The Electric Kool-Aid Acid Test» ist man mittendrin statt nur dabei.

Tom Wolfe

Der Electric Kool-Aid Acid Test Heyne Verlag, 2009. 560 S. ISBN: 978-3-453-40621-6


AM TRESEN Jetzt, da die örtliche Tageszeitung keine Werbung mehr macht für den ersten Oltner Starbucks, fühlt sich ein Tresentest dort nicht mehr ganz so verwerflich an. Am Oltner Bahnhof steht er nun also, der Oltner Starbucks, an diesem geschichtsträchtigen Ort, gleich neben dem mindestens genauso geschichtsträchtigen Bahnhofbuffet, das – wie es scheint – anlässlich der Neueröffnung des Coffeeshop-Giganten ein Facelift erhalten hat. Nun sitzt man also dort, auf einem dieser tiefen Starbucks-Polsterstühle, und versucht sich ins Autogrill-Wifi einzuloggen. Man scheitert, denkt sich, na bravo, in Zürich (und Bern und Basel) funktioniert das aber!, und weiter: Wenn man einen Starbucks nicht als Büro-Ersatz missbrauchen kann, was soll man dann hier!

Der Espresso ist nämlich weder gut noch günstig, dafür viel zu lang. Und auf die Wartehalle-Atmosphäre in Brauntönen kann man gerne verzichten. Zum Glück

sieht man, positioniert man sich denn richtig, hinüber ins Bahnhofsbuffet, wo an diesem Nachmittag ein paar Leute sitzen, Bier trinken, gestikulieren und ein wenig Heimeligkeit erzeugen. Es wirkt so, als täten sie das schon lange, vielleicht schon seit vielen Jahren, vielleicht taten es schon ihre Eltern und Grosseltern davor. Geschichtsträchtig eben, gefaceliftet jetzt, und mit Aussicht auf den Starbucks.

Starbucks

Zwischen Gleis 4 und Gleis 7 Bahnhof Olten

WO SPIELT DIE MUSIK?

Mein Grossvater fragte mich immer: «Wie fest liebst du mich?» Und er akzeptierte nur eine Antwort: «Mit der ganzen Welt». So wie Laura Lee, Bassistin der Band Khruangbin, uns erklärt, wie der Titel ihres neusten Albums «Con Todo el Mundo» entstanden ist, so lässt sich auch ihre Musik beschreiben: Mit der ganzen Welt. Bereits mit ihrem Debütalbum «The World Smiles Upon You» (2015) zeigten Khruangbin grosse Einflüsse der World Music. Wahrscheinlich, weil sie früher oft Thai-Funk-Kassetten aus den 60ern hörten. Um noch etwas weiter zu gehen: Sie machen World-Music, gespickt mit Soul, Dub, Psychedelia und Funk. Eine ziemlich coole Mischung für ein Trio, das aus einem kleinen texanischen Nest stammt. Seit dem Release ihres Debütalbums ist Khruangbin nonstopp und weltweit am Touren. Trotzdem veröffentlichen sie nun ihr neues Album «Con Todo el Mundo» und erfüllen damit all unsere Erwartungen. Ohne langweilig zu werden, ziehen sie ihren Sound durch. Ein grooviges Grundgerüst, das von orientalischen Gitarrenklängen eingehüllt wird. Hintergründiger Gesang und Synthesizer erzeugen schliesslich den Beach-Vibe. (ud)

Strom. GaS. WaSSer. WWW.aen.ch

MOST WANTED Jugendbibliothek Der Blick auf die Top-Liste der Jugendbibliothek lässt den Verdacht aufkommen, dass die Kids von heute Bücher nur noch dann lesen, wenn diese mit Bilder versehen sind. Seit einer guten Weile stehen in der Jugendbiblio nämlich fast ausschliesslich Comic-Romane zuoberst auf der Reservationsliste. Diesen Monat ist es

«Eins-a-Ausreden (und anderes cooles Zeug)» von Liz Pichon.

Stadtbibliothek Dieses Buch sei eines, bei dem «man weniger über den Autor nachdenkt als über die Lektoren oder Lektorinnen, die diesen Trumm zu betreuen hatten. Man stellt sich vor, wie sie Kette rauchend über dem Manuskript sassen, am Anfang ratlos, irgendwann nur noch Kommafehler und Rechtschreibung korrigierend», hiess es in «Die Zeit». Und weiter: «Dieses Buch ist ein absolutes, irreparables Desaster.» Logo, wollen ihn in der Stadtbibliothek alle lesen, den neuen Roman

«Die Tyrannei des Schmetterlings» von Frank Schätzing . (nb)


Wandel und Vor wenigen Wochen fanden die 40. Solothurner Literaturtage statt. Zum grossen Jubiläum hat KOLT bei Schweizer Schriftstellerinnen nachgefragt, wie es um die Frauen in der Literatur steht. Ein generationenübergreifender Blick hinter die Kulissen des Literaturbetriebs.

Text von Valerie-Katharina Meyer Illustrationen von Anna-Lina Balke

ede Stunde eine Lesung im düsteren, verqualmten und überfüllten KreuzSaal, und die Diskussion konnte hart verlaufen», erinnert sich die Schriftstellerin Hanna Johansen an die ersten Solothurner Literaturtage 1979. Dass das Interesse der Öffentlichkeit an der Literatur noch mehr zunehmen würde, hätte sie sich damals aber nicht vorstellen können, sagt die 78-Jährige. Im Mai 2001 wurde während der damaligen Solothurner Literaturtage nach neuen weiblichen Stimmen in der Literatur gefragt und die Hoffnung geäussert, dass die Öffentlichkeit deutschschweizerischen Schriftstellerinnen mehr Präsenz gewähre. Namen wie Judith Keller, Barbara Schibli und Yael Inokai – die dieses Jahr alle in Solothurn mit dabei gewesen waren – aber auch viele andere, wie Martina Clavadetscher oder Dorothee Elmiger bilden gegenwärtig die neue Generation von Autorinnen, die sich aus dem Schatten grosser und bekannter Namen hervorschreibt. Dies veranlasste das Literaturtage-Urgestein Peter Bichsel dann wohl auch zu folgender Aussage: «Noch nie war das, was in der Schweiz von jungen Autoren – und vor allem Autorinnen – geschrieben wurde, von so hoher Qualität.»

Um die Welt zu ärgern Noch 1980 schrieb die unter anderem in Lausanne aufgewachsene und 2015 verstorbene Schriftstellerin und Regisseurin Anne Cuneo im «Portrait der Autorin als gewöhnliche Frau»: «Ich nenne mich Schriftstellerin, um die Welt zu ärgern, weil das nicht als Beruf anerkannt ist.» Vor vierzig Jahren schrieben Frauen oftmals nebenbei; sie mussten um ihre Stimme und um ihre Anerkennung kämpfen. «Sicherlich fand in den 1970er-Jahren ein Umdenken statt», sagt Hanna Johansen: «Es wurden eigens Gefäße und Anthologien für ‘schreibende Frauen’ geschaffen; Frauen hatten dadurch einen Vorteil beim Veröffentlichen, einen zweischneidigen natürlich, denn man kann das gut auch als Laufgitter sehen.» Dass Autorinnen in der Öffentlichkeit inzwischen verstärkt wahrgenommen werden, erklärt sich die Literaturvermittlerin Mariann Bühler damit, dass literarische Institutionen vermehrt zur Sichtbarkeit von Autorinnen beitragen. Allerdings ergänzt sie: «Es ist nicht so, dass der Literaturbetrieb für Frauen einfach

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Hanna Johansen (*1939) veröffentlichte 1978 ihren ersten Roman und wurde seither mit verschiedenen Preisen für ihr literarisches Schaffen ausgezeichnet. 2015 erhielt sie für Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte den Schweizer Literaturpreis des Bundesamts für Kultur. Beim Schreiben hat sie sich an keinerlei Vorbildern orientiert, sie hat aber den Verdacht, dass ihr von Grace Paleys Texten einiges an Ermutigung zugeflossen sei:

«Ich hatte sie übersetzt und war begeistert darüber, wie sie scheinbar inkompatible Bereiche des Menschenlebens, besonders des weiblichen und des politischen, in Texten zusammenflicht und lebendig werden lässt.»


Konstanten

Judith Keller (*1985) war 2018 zum ersten Mal in Solothurn dabei. Ihr Debüt Die Fragwürdigen ist – anders als viele Neuerscheinungen – kein Roman, sondern eine Sammlung von Kurzprosa, für die sie lange Zeit keine Publikationsmöglichkeit gefunden hatte. Die Autorin erschrickt oft ab dem Mangel eigenwilliger Stimmen, ab dem konventionellen Erzählstil vieler Neuerscheinungen:

ein Zuckerschlecken ist. Es gibt zwar mehr Fördergefässe, doch nach wie vor gehen insgesamt und im einzelnen grössere Geldsummen an Autoren. Der Anteil an literarischen Preisträgerinnen ist bestimmt gestiegen, aber von Gleichstand kann noch nicht die Rede sein. Und in Verlagsvorschauen und Veranstaltungsprogrammen sind die Autoren nach wie vor in der Überzahl.»

«Ich kann gar nicht verstehen, warum die Verlage gerade denken, dass ausgerechnet eine solche Literatur sich gut verkaufen würde. Das regt mich oft auf.»

Die Autorin Judith Keller verdeutlicht diese Problematik mit einem persönlichen Erlebnis: «Als ich kürzlich ein Exemplar des neuen Buches von Eleonore Frey im Orell Füssli auspacken wollte – es hatte einen ähnlichen Umschlag wie das Buch von Arno Camenisch – glaubte die Buchhändlerin, ich wolle mir sein Buch anschauen und wies mich darauf hin, es gäbe davon schon ein ausgepacktes Exemplar. Sie zog es aus dem Regal mit den Bestsellern, während jenes von Eleonore Frey auf einem Stapel weiter unten lag. Da schaute ich nach, was denn die aktuellen Schweizer Beststeller sind, und sah ausschliesslich Männernamen. Das hat mich aufgeregt; da muss noch viel passieren.»

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Wandel des Feuilletons Hanna Johansen glaubt weniger, dass sich die Beziehung zwischen Gesellschaft und Literatur in den vergangenen vierzig Jahren gross verändert habe, wohl aber die der Medien zur Literatur: «Das Feuilleton hat nach und nach die Literatur hinausgedrängt. In den achtziger Jahren konnte man damit rechnen, die Neuerscheinungen besprochen zu finden, auch längere Textpassagen als Vorabdrucke gab es, und die zeitraubende Arbeit der RezensentInnen wurde noch einigermaßen angemessen bezahlt. All das ist heute nicht mehr der Fall.» Vor diesem Hintergrund ist es den seit längerem etablierten Schreibenden zwar noch möglich, relativ unabhängig zu publizieren, für die jüngere Generation gestaltet sich dies aber schwierig, und die Autorin Barbara Schibli stellt fest: «Die Schreibenden heute sind sehr stark mit dem Literaturbetrieb verstrickt, auf vielfältige Weise natürlich.» Dass sich zudem das Selbstverständnis des Schreibens gewandelt hat, ist nicht zu über-


Barbara Schibli (*1975), die 2007 als Gewinnerin des openNet-Wettbewerbs zum ersten Mal nach Solothurn an die Literaturtage eingeladen wurde, war zum vierzigsten Jubiläum mit ihrem Romandebüt «Flechten» am Festival dabei . Ihr war wichtig, in ihrem ersten Roman eine Frau in der Wissenschaft zu zeigen: sehen. Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek erklärte in einem Interview, dass sie bei der jüngsten Generation eine «mozartsche Leichtigkeit» mit dem Umgang der Sprache feststelle und dass es manche Schreibende gebe, die «einfach Spass haben wollen». Judith Keller, die an einem Lesekreis mit Schriftstellerinnen teilnimmt, die alle von «leicht anderen Zeiten» geprägt seien, meint denn auch, dass gerade etwas ältere Autorinnen sich intensiver mit ausländischer und politisch motivierter Literatur beschäftigten und dass ihre Texte oftmals weniger narrativ und mehr sprachlich engagiert seien: «Insgesamt finde ich ihre Haltung zu Literatur existentieller, gesellschaftlich interessierter als bei vielen jüngeren Schreibenden, aber das stimmt sicher nicht in jedem Fall.» Auch Mariann Bühler beschreibt die Autorinnen, die vor rund vierzig Jahren mit dem Schreiben begannen, als Frauen, «die oftmals durch ihr experimentell-feministisches Engagement viel aufgebaut haben»; aber sie sieht in diesem generelleren Wandel auch Chancen: «Private Themen können heute beispielsweise ganz anders verhandelt werden und gelten nicht als Betroffenheitsliteratur. Darauf kann die jüngere Autorinnengeneration aufbauen.»

Die Sprache der jungen Generation An den diesjährigen Literaturtagen war auch die Autorin Anna Felder, Jahrgang 1937, anlässlich des grossen Jubiläums im Programm vertreten. Felder, die 1979 eine der Frauen war, die an den ersten Literaturtagen teilgenommen hatte, sprach mit Barbara Schibli über «damals und heute und über die Kraft und Bedeutung des Erzählens». Während die junge Autorin Schibli mit ihrer älteren Kollegin, die dieses Jahr den Grand-Prix für ihr Lebenswerk erhalten hat, sprach, stieg immer wieder Lachen aus dem Publikum empor. So auch, als Anna Felder ernst, aber ohne mitschwingenden Vorwurf zu Barbara Schibli sagte: «Mir ist deine Computersprache aufgefallen.» Während Anna Felder noch immer alle Texte von Hand verfasst – gelegentlich in Aarau oder in Lugano aus dem Fenster blickend – schreibt Barbara Schibli stets auf dem Computer: «Für mich bleiben die Texte dabei beweglicher, als wenn ich sie von Hand schreiben würde, da das Löschen und vor allem auch das Verschieben viel leichter geht. Ich habe dabei das Gefühl, es sei alles vielmehr im Fluss.» Anna Felder erkennt den häufigen Ge-

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«Die Protagonistin Anna ist an sich eine unabhängige Person, man merkt aber nach und nach, dass sie in vielen Bereichen doch auch abhängig ist. Ich denke, dass Unabhängigkeit immer wieder aufs Neue erkämpft werden muss – und von den Frauen immer noch deutlich mehr als von den Männern.»


Mariann Bühler (*1982) ist Geschäftsführerin der Sofalesungen und Produktionsleiterin des Internationalen Lyrikfestivals Basel. Sie glaubt, dass es immer wieder Themen gibt, die zu einer bestimmten Zeit öfter literarisch bearbeitet werden. Aktuell fällt ihr auf, dass verschiedene jüngere Schreibende, Männer sowie Frauen, sich mit der Generation ihrer Grosseltern auseinandersetzen.

«Dass sie mutig sind und noch mutiger werden. Dass sie die Möglichkeiten wie Mentorate, Literaturinstitute und Lektorate nutzen. Dass sie genauso selbstbewusst Werkbeiträge beantragen wie ihre Kollegen. Dass sie sich von alten Hasen nicht einschüchtern lassen und sich Rat holen bei KollegInnen, VeranstalterInnen.»

brauch des Computers bei der jüngeren Generation sodann auch in deren Syntax. Es entstünden kurze, definitionsartige Sätze, deren Kontext abhandengekommen sei. «Fliehen in Birkenstocks ist nur schwer vorstellbar», liest die ältere Frau laut, mit rollendem R aus Schiblis Werk vor – nach Felders Meinung ein beispielhafter «Computersatz». Manche Unterschiede beim Schreiben der Autorinnen, wie etwa die Recherche-Arbeit oder die Veränderungen des Schreibens mit dem Alter der Schreibenden, sind wiederum nicht auf einen Generationenunterschied zurückzuführen, sondern eher individuell zu verstehen. Die vier Schriftstellerinnen verbindet das Beobachten von Menschen und Situationen und die spätere Arbeit am Text: Sie überarbeiten das Geschriebene immer wieder, lesen sich die Texte vor, weil beim Hören besser klar wird, ob und wie Rhythmus, Inhalt und Struktur stimmen. Und Judith Keller fügt an: «Ich glaube, ich brauche ein Material an Sätzen oder Gedanken, von denen ich weiterdenken kann. Ich brauche aber auch einen gedanklichen Leerlauf, um wieder schreiben zu können, ich muss mich ein bisschen langweilen.»

Sichtbar und hörbar sein Debüts gab es an Solothurner Literaturtagen jedes Jahr zu hören. Wichtig ist aber, dass sich die jungen Autorinnen in der Zeit nach ihrer ersten Veröffentlichung weiterentwickeln können. Dafür müssen sie gleich stark gestützt werden wie die Männer. Hierfür braucht es weiterhin ein Umdenken im Literaturbetrieb. Dieses Umdenken kann freilich nicht losgelöst von weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen statt-

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finden. Hanna Johansen glaubt denn auch, dass sich das neue Interesse an Schriftstellerinnen zu einer neuen Normalität ausgewachsen habe, die es aber ganz ohne Einschränkungen noch nicht geben könne. Mariann Bühler wünscht sich von der jüngeren Autorinnengeneration daher umso mehr: «Dass sie mutig sind und noch mutiger werden. Dass sie die Möglichkeiten wie Mentorate, Literaturinstitute und Lektorate nutzen. Dass sie genauso selbstbewusst Werkbeiträge beantragen wie ihre Kollegen. Dass sie sich von alten Hasen nicht einschüchtern lassen und sich Rat holen bei KollegInnen, VeranstalterInnen». Dass sie sich sichtund hörbar machen – auch auf die Gefahr hin, frech und arrogant zu wirken. Aber auch, dass die VeranstalterInnen ihnen eine Bühne geben, damit sie den Weg zu ihren LeserInnen finden. Es ist vorauszusetzen, dass die jüngeren Schreibenden dabei nicht vergessen, was Hanna Johansen wie folgt ausformuliert: «Wir Menschen bestehen aus alten Geschichten, und das nicht nur, wenn wir erzählen». Zugleich ist zu hoffen, dass die neue Generation auch eigene Verantwortung übernimmt und sich getraut, Wege den Rändern entlang und abseits der vorherrschenden Strömung, jenseits der Bestsellerlisten zu gehen. «Mir scheint, dass wir 2018 weniger erzählt als errechnet werden, und dann finden wir uns zwar als Resultat einer Rechnung wieder, aber wir sind darin nicht aufgegangen. Wir gehen nicht auf», stellt Judith Keller fest und fordert von ihrer Generation: «Wir sollten uns gut überlegen, was geschieht, wenn wir schreiben. Am Ende erfinden wir die Welt, wie sie schon ist. Und das wäre ja schade.»


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Text von Joshua Guelmino Fotos von Ellen Mathys

Neues Leben im Kleider Frey Einst wurden an der Dorftrasse 21 in Wangen Kleider gefertigt, seit Anfangs Jahr ist das ehemalige Fabrikgebäude Arbeitsort für junge Unternehmen und Kreative wie zum Beispiel Kilian Spinnler und Dominique Dreier. Der eine wohnt in Bern, der andere in Basel. Zusammen sind sie Teil der erfolgreichen Electro-Swing Band Klischée. Ein Besuch im alten Kleider Frey.

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10 000 Quadratmeter gross ist das Areal der ehemaligen Kleiderfabrik. Das entspricht etwa anderthalb Fussbalfeldern.

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Minuten sitzt man im Bus. Von Olten nach Wangen, vorbei geht’s an immer lichter werdenden Häuserzeilen – vorbei am «Neuhüsli», am «Ochsen», der Post. «Nächster Halt‚ Kleider Frey‘». Als erstes sticht ein imposantes Fabrikgebäude ins Auge, mit grosser Rampe zur Warenannahme. Das ist nicht der «Kleider Frey», obwohl die Haltestelle so heisst. Etwas weiter in Richtung Olten, vorbei an einem weiteren Industriegebäude, näher beim dichter bewohnten Teil von Wangen, liegt, etwas versteckt und fast schon scheu anmutend, das alte Gebäude der ehemaligen «Kleider Frey»-Fabrik. 1909 suchte sich Arthur Frey die Dorfstrasse 21 für sein Geschäft aus. Zusammen mit seiner Frau Emma Frey, einer gelernten Schneiderin, produzierten sie Herrenhosen. Heute feilen Kilian Spinnler und Dominique Dreier an der gleichen Adresse an ihren Sound-Samples. Die beiden sind Teil des Band-Projekts Klischée und mit ihrem Tonstudio «Stereotyp» in der ehemaligen Kleiderfabrik eingemietet. Seit Mitte der 90erJahre die letzte Männerhose das Gebäude verlassen hatte, hat sich einiges getan. «Kleider Frey» heisst jetzt «Freyraum» und soll ein Raum für kreatives Schaffen werden. Besitzerin des ehemaligen Fabrikgebäudes ist die baslerische Pensionskasse «Stiftung Abendrot». Die Pensionskasse hat sich in den letzten Jahren auf den Kauf brachliegender Industriegebäude spezialisiert und bereits dem Gundeldinger Feld hinter dem Basler Bahnhof und dem ehemaligen Sulzer-Areal in Winterthur neues Leben eingehaucht – stets gemäss dem Credo der Nachhaltigkeit. Nicht immer verliefen die Verhandlungen im Vorfeld reibungslos. Im Binz-Areal in Zürich gab es anfangs Komplikationen mit den BesetzerInnen der alten Fabrikgebäude. Bis Mitte dieses Jahres sollen dort in einem Neubau 180 Studios und 237 WGZimmer entstehen.

Electro-Swing aus der Kleiderfabrik Vor sechs Jahren kaufte die «Stiftung Abendrot» also die Parzelle der «Kleider Frey». Über 10 000 Quadratmeter stehen nun zur Verfügung, das entspricht ungefähr anderthalb Fussballfeldern. Etwa die Hälfte davon wird für einen Neubau benutzt. Für die Nutzung der bereits bestehenden Hallen in Wangen schreibt der Gestaltungsplan einen Mix aus Gewerbe und Wohnnutzung vor. Kilian und Dominique waren unter den ersten, die sich im Freyraum einmieteten. Ihr Studio haben sie gleich neben dem grossen Eingang in den Innenhof eingerichtet. Ein runder Tisch mit Stühlen, Ikea-Regale, Kaffeemaschine und Mikrowelle im Aufenthaltsraum erwecken noch nicht das grosse Tonstudio-Feeling. Der zweite Raum ist vollgepackt mit Lautsprechern, jeder Menge Keyboards, Cajòn, Bongo, Computern und einer hölzernen, mit Kissen ausgestatteten Box für Tonaufnahmen. Bereits vor dem Einzug in das «Areal Frey» arbeiteten Kilian und Dominique in Wangen bei Olten. «Ein Freund von uns hatte einen Raum an der Industriestrasse oberhalb der Schreinerei Fritschi gemietet», erzählt Kilian; «Domi wohnt in Basel und ich in Bern. Von daher ist Wangen super, weil es sehr zentral gelegen ist.» Zentral, aber doch etwas abgeschieden.

«Freyraums». Die ehemaligen Büros und Werkstätten sollten zu Wohnateliers umgenutzt werden, dabei sollte der Ausbaustandard möglichst reduziert bleiben. Es sollten also keine gepützelten Luxuswohnungen entstehen, sondern erschwinglicher Raum für Wohnen und kreatives Schaffen. Erschwinglich heisst im Fall «Freyraum» Mieten ab 1270 Franken inklusive Nebenkosten für 82 Quadratmeter Wohnfläche. Eine Tafel am Eingang zeigt, wer wo wohnt. Einige Punkte sind noch unbeschrieben, und auch auf den Briefkästen sind einige Schilder noch namenslos. «Nach Absprache mit der Immobilienverwaltung wurden diese noch nicht aktualisiert», heisst es von Seiten «Stiftung Abendrot». Auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Eindruck vermittelt: Vermietet sind gemäss Aussagen der Pensionskasse bis auf eine 119m2 grosse Gewerbefläche und der grössten Wohnung, für 2750 Franken monatlich, alle Einheiten. Bei Umbauten an bereits bestehenden Gebäuden müssen einige Abstriche gemacht werden. Die Pensionskasse legte beim Projekt «Freyraum» den Fokus mehr auf die gesellschaftliche und weniger auf die ökologische Nachhaltigkeit. Konkret sieht das so aus, dass die Gebäudefassade nicht zusätzlich gedämmt, sondern in ihrer Ursprünglichkeit belassen wurde, um die Würde und Ausstrahlung des Gebäudes zu erhalten.

Nachhaltigkeit heisst im Falle des Projekts «Freyraum» mehr Rücksicht auf bestehende Strukturen und gesellschaftliche Einbettung. Dies stand dann auch im Fokus bei der Realisierung des

Der Verzicht auf grosse Umbauten hat nicht nur einen ästhetischen Grund: «Wir wollten mit dem spielen, was wir bereits hatten. So konnten wir auch die Preise erschwinglich halten.» Dies ge-

Seit Mitte der 90er-Jahre die letzte Männerhose das Gebäude verlassen hatte, hat sich einiges getan.

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Sparsame Sanierung: An manchen Stellen sind die Spuren der Zeit noch deutlich zu sehen.

«Wir machen eher einen günstigen Umbau mit später günstigen Mietzinsen, dafür haben wir zufriedene MieterInnen, die dann länger bleiben.» hört für die Stiftung auch zum Verständnis von Nachhaltigkeit: «Wir machen eher einen günstigen Umbau mit später günstigen Mietzinsen, dafür haben wir zufriedene MieterInnen, die dann länger bleiben.» Das ganze Gebäude zieren sichtbare Leitungen und raue Wände, und selbst der Fussboden wurde nur ersetzt, wenn er wirklich nicht mehr zu

retten war. An einzelnen Stellen gibt es auffällige Markierungen am Boden, und der purpurfarbene Originalbelag wechselt sich verspielt mit der grauen Betonmasse ab. An bestimmten Stellen liess man auch die Unterzüge im Beton sichtbar, die an gewissen Orten zur statischen Verbesserung notwendig waren. Die tragenden Elemente wurden ebenso sichtbar belassen und die Installationen sichtbar geführt. Dadurch ist erkennbar, wie das Haus arbeitet und atmet. Die einzelnen Lofts wurden einzig mit einer Box, die Küche, Badezimmer und Treppe in sich vereint und als Bindeglied zwischen Atelier im Erdgeschoss und Wohnfläche im Obergeschoss dient, ergänzt – der Rest wurde so belassen, wie es seit 1920 und dem Anbau der Nähhalle stets gewesen war. Am runden Tisch sitzend, erzählen die beiden Musiker, dass die Produktionen von Klischée eigentlich bereits seit 2015 made in Wangen bei Olten sind. Nach drei Jahren an der Industriestrasse entschieden sich Kilian und Dominique, einen neuen Standort für ihr Studio zu su-

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chen. Über die Umbauten und das Projekt «Freyraum» erfuhren sie auf dem Weg in die Tankstelle, als sie die Aushängeschilder sahen. Nach einem Besichtigungstermin waren sie sofort angetan von den hohen Fenstern und der industriellen Bauweise.

Nutzung der Nähhalle und des Neubaus 1920 florierte das Geschäfte von Arhtur und Emma Frey. Immer mehr ArbeiterInnen konnten beschäftigt werden, und die bestehenden Hallen wurden durch eine zusätzliche Nähhalle ergänzt. Fortan sollten auch Kopfbedeckungen, Schuhe und weitere Textilwaren hergestellt werden. Heute steht die Halle leer, und nur anhand von Markierungen am Boden lässt sich erahnen, wo früher die schweren Tische standen. Die Steckleisten am Dachhimmel markieren den Standort der zahlreichen Nähmaschinen. Für die ehemalige Nähhalle konnte bisher kein Mieter


gefunden werden. KOLT berichtete vor zwei Jahren von den Plänen, im «Freyraum» ein Living Museum nach New Yorker Vorbild zu eröffnen. Dieses Projekt war schlussendlich nicht realisierbar und musste eingestellt werden, heisst es. Die Halle mit 500 Quadratmeter Fläche möchte die Pensionskasse nun in weitere Wohnund Arbeits-Lofts unterteilen – rund um einen zweiten Begegnungsraum gruppiert. Dabei möchte sie auch mögliche alternative Wohnformen unterstützen. Noch bietet die Halle keinen allzu heimeligen Eindruck, dennoch strahlt sie eine gewisse Schaffenskraft aus und erinnert an alte Zeiten. Der Eingangsbereich mit der prominent platzierten Wanduhr und den beiden Treppenaufgängen erinnert anfangs noch etwas an ein Schulhaus. Schlendert man durch die weite Halle, gerät man hinten links in einen Raum, wo früher wohl der Produktionschef sein Büro hatte. Alles scheint unberührt, und man fragt sich, welche Geschichten diese alten Mauern bereits erlebt haben. Unter dem Büro befindet sich eine grosse Garage

mit einem Kettenkran. «Das wäre doch eine coole Location für eine Bar», meint Kilian, «wenn es nicht Wangen wäre». Die Garage führt in die umgebaute Tiefgarage. Auf der gegenüberliegenden Wand soll in Zukunft ein Durchgang zum geplanten Neubau auf der benachbarten Parzelle entstehen. Bis 2021 sollen dort vier Wohnbauten mit insgesamt 44 Wohnung entstehen. Der Bestandesbau und der Neubau sollen dabei als Einheit erscheinen, und auch die BewohnerInnen des Neubaus sollen die Gemeinschaftseinrichtung in der Nähhalle nutzen können. Noch weiden blökende Schafe auf der Naturwiese und hohe Holzpfähle schiessen aus dem Grün, um das Profil des 2021 bezugsbereiten Neubaus zu markieren. Auf einer grossen Tafel stehen die Namen der an der Realisierung des Neubaus Beteiligten. Auch hier stellt man fest, dass alle Unternehmen mehr oder weniger aus der Region stammen. «Uns gefallen die hohen, hellen Fabrikräume.» Kilian erklärt: «Oftmals sind Tonstudios im 2. Untergeschoss ohne Sonnenlicht untergebracht, da-

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mit niemand den Krach mitkriegt…» – «Krach?!», fällt ihm Dominique ins Wort, «sagen wir lieber… Geräusche.» Die beiden sehen sich als Musik-Nerds. Kilian ist mehr das Herz und der Programmierer der Band, der einfach mal so macht, wie er gerade Lust hat und ein paar Samples

Das ganze Gebäude zieren sichtbare Leitungen und raue Wände, und selbst der Fussboden wurde nur ersetzt, wenn er wirklich nicht mehr zu retten war.


Nicht nur zum Arbeiten: Neben den Ateliers und Büroräumen finden sich in der alten Fabrik auch Wohnungen.

Alles scheint unberührt, und man fragt sich, welche Geschichten diese alten Mauern bereits erlebt haben.

tun. Wenn sie sich in ihrem Studio vor die Keys und den PC setzen, geschieht die ganze Magie in Zimmerlautstärke. «Deshalb haben wir uns entschieden, uns nicht mehr als Band vorzustellen, sondern als Audioproduzenten», erklärt Kilian mit einem Schmunzeln. Und dann klappte es auch mit den Räumen. «Stiftung Abendrot» war jedenfalls sofort begeistert vom Interesse der beiden Audioproduzenten am Raum und wollte sie unbedingt haben. Abendrot war es ein Anliegen, dass kreative Menschen den «Freyraum» beleben.

zerhackt. Dominique, das Gehirn, der Grübler, bringt dann mit seinem musiktheoretischen Hintergrund die richtige Harmonie in die Stücke. Zusammen mit dem Sänger und VJ William Bejedi präsentieren sie so ihre Werke an Konzerten als audiovisuelle Darbietungen.

Mittlerweile arbeitet auf dem Kleider-Frey-Areal ein Mix von Menschen aus verschiedensten Berufssparten. Neben dem Tonstudio gibt es eine Werkstätte für Menschen mit einer Vergangenheit als Drogenabhängige, ein Podologie-Zentrum, eine Buchbinderei und mehrere Kunst-Ateliers. Auch ein Austausch zwischen den einzelnen BewohnerInnen soll angestrebt, aber nicht forciert werden. Der grosszügige Innenhof soll sich im Laufe der Zeit zu einer Begegnungszone entwickeln und vielleicht auch den kreativen Austausch begünstigen. Noch ist nichts viel

Als sie sich für Studioräume bewarben, hatten viele VermieterInnen Angst, da würde «eine Metal-Band mit riesen Marshall-Verstärkern» einziehen. Ihre Arbeit hat aber nichts mit dröhnenden Bass-Amps und verzerrten Gitarren-Riffs zu

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spürbar vom Austausch. Einzig ein Arbeiter der Werkstatt «Restwert» eilt geschäftig über den quadratischen Innenhof. Kilian und Dominique merken auch noch nicht so viel vom Austausch. Oft geniessen sie im Innenhof die Sonne, trinken Kaffee und sind alleine: «In dieser Hinsicht ist da schon noch etwas Luft nach oben.» Aber das liegt wohl auch daran, dass die beiden mit ihrem Studio völlig andere Lebensrhythmen haben als die restlichen BewohnerInnen. «Wenn wir dort sind und arbeiten, sind die woanders und arbeiten. Wenn sie dann nach Hause kommen, sind wir nicht mehr da.» Bis jetzt kam es also nicht zu einer Zusammenarbeit. Die Verantwortlichen bei der «Stiftung Abendrot» meinen dazu, man müsse dem Ganzen noch etwas Zeit geben. Vielleicht schafft es ja dann der warme Sommer, die BewohnerInnen aus ihren Zimmern auf den Innenhof zu locken.


Das ganze Gebäude zieren sichtbare Leitungen und raue Wände, und selbst der Fussboden wurde nur ersetzt, wenn er wirklich nicht mehr zu retten war.

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KILIAN ZIEGLER

NaRr

IBAN der Schreckliche

von Matthias von Känel

Paradies Milena drehte sich zu mir um und schaute mich fragend an, in ihrer Hand den grünen Plastikapfel. Ich denke an das Wochenende vor zwei Jahren, an Vera, wie sie kicherte, als wir angeheitert die mit braunem Spannteppich bezogene Treppe des Hotels in der deutschen Provinz hoch rannten und sie die Vitrine mit den Plastikäpfeln entdeckte. «Ich bin Eva», sagte sie, griff nach einem und tat, als würde sie reinbeissen, und als wir danach miteinander geschlafen hatten, übermütig und betrunken, da sagte ich, dass ich jede Sünde mit ihr begehen, für sie begehen würde, und am nächsten Tag, als wir auscheckten, tat ich so, als hätte ich was im Zimmer vergessen, um noch einmal hochgehen und einen Plastikapfel in meine Tasche stecken zu können. «Hallo?», fragt Milena, die ich vor ein paar Stunden in einer Bar kennengelernt habe und die jetzt in meinem Zimmer steht, den Apfel noch immer in der Hand. «Ein Andenken ans Paradies», sag ich, stehe auf und streif ihr sanft die Bluse über den Kopf.

Matthias von Känel (*1986) stammt aus dem Kandertal, lebt bei Bern, arbeitet beim Staat und schreibt für sich selber und für «Das Narr». www.dasnarr.ch

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ässigen Schrittes und mit gehobener Laune ging ich dem Trottoir entlang, als gehörte es mir. Meine Kopfhörer flüsterten mir HipHop-Beats (Zitat: «Bumm-Zägg, Bumm-BummZägg»), und ich gab Roberto Benigni recht, dass das Vita durchaus bella war. Doch meine eigene kleine Parade endete abrupt, als sich eine Gestalt, komplett in schwarz, vor mich stellte. «Gib mir all dein Geld, aber sofort», forderte mich der Mann auf, der aussah, als hätte er durchaus Gründe, das von mir zu verlangen. «Oha, ein Räuber», dachte ich, gleichermassen überrascht wie beeindruckt von dessen Chuzpe. Was sollte ich tun? Ich legte mir meine Optionen dar: (1) Wegrennen? Zu langsam! Wenn ich renne, bin ich weniger schnell, als wenn ich normal gehe. (2) Angreifen? Zu schwach! Wenn ich jemanden schlage, meint er, ich wolle ihn streicheln. (3) Ihm all mein Geld geben, aber sofort? Mangels Alternativen wählte ich Option drei, klaubte mein Portemonnaie aus der Hosentasche und machte, als ob ich Ueli Schmezer gedenken wollte, Kassensturz. «Ehm», sagte ich, «ich habe mein Geld gezählt und kam auf eine beachtliche Summe von null Franken null null.» «Hmm... Das ist wenig.» «Was machen wir jetzt?», fragte ich, in der Hoffnung, er liesse es gut sein und mich in Ruhe. Der Dieb-in-progress (oder wie ich ihn nenne: der Klaumeier) überlegte und sah dabei aus, als ob er dies nicht oft tun würde. «Du kannst mir sonst einfach was überweisen.» Er zog aus der Innentasche seines Mantels einen

Einzahlungsschein, drückte ihn mir in die Hand und schob ein «E-Banking geht auch» nach. Der Dieb stahl (haha!) sich dann davon. Verkrampften Schrittes und mit gedrückter Laune ging ich, Roberto Benigni hinterfragend, weiter dem Trottoir entlang, als gehörte ich nicht dorthin. Den ganzen Heimweg verfluchte ich die Tatsache, dass ich später zuhause dem Ganoven wohl oder übel das Geld überweisen musste – ausgeraubt werden ist scheisse. Erst als ich in meiner Wohnung ankam, schien ich mich einigermassen zu fangen; mir wurde bewusst, dass ich solche Räubereien eigentlich nicht unterstützen mochte – gehören meine Sympathien doch weniger den Böse- als den Liebewichten. Darum legte ich den Einzahlungsschein unbearbeitet ad acta, also in den Papierkorb. Unwillkürlich dreissig Tage später, hielt ich eine Mahnung in den Händen: «Gerne erinnere ich Sie an folgende Dienstleistung: 1 x Raub à 150.- CHF (Spesen inklusive). Bitte überweisen Sie den Betrag innerhalb der nächsten 10 Tage auf untenstehendes Konto.» Das wollte ich mir nicht bieten lassen! Ich griff zum Hörer und wusste sofort, was zu tun war: Ein Fall für Ueli Schmezer und den Kassensturz.

«Er zog aus der Innentasche seines Mantels einen Einzahlungsschein, drückte ihn mir in die Hand und schob ein ‹E-Banking geht auch› nach.»

Eine gute Zeit Kilian Ziegler PS: In einer Sache war der Mann ein äusserst erfolgreicher Dieb: Er raubte mir viel Schlaf.

www.bijouterie-maegli.ch

AnziehungskrAft

liegt in unserer nAtur.


PETRA & Carlo von Carlo Spiller (Text) und Petra Bürgisser (Illustration)

Drei andere Couplets Wie das denn klänge, Wenn ich für dich sänge? Sicher nicht wie in der Oper, Hauche ich doch meinen Odem Bloss auf das blasse Papier, Danach wasche ich das Geschirr. In dessen bleichen Spiegel ich starre, Warte auf den Chor deiner Gitarre.

Carlo Spiller (*1990) geboren in Zürich schreibt Prosa, Lyrik und Theatertexte. Der Lyrikband «Das Scheitern der Schmetterlinge» erschien 2015 im Amsel Verlag Zürich. 2016 erhielt er das Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin.

Ein Mann in schwarzem Mantel Spricht energisch in sein Natel Vom Kronprinzessinnenweg Führt ein Steg

Seine Sätze sind gekonnt Getaktet und betont

Direkt in den See. Dort sitzt die Fee,

Seine Reime in die Luft gestrickt Auf die Passanten hat es eingewirkt

Fragt nach meinen Wünschen. Ich habe keinen,

Und sie schauen staunend auf die Zeilen Die sich in die Strasse zeichnen

Ausser, dass ich gerne Welche hätte, wie ich grade lerne.

Fragt sich ob auch für sein Gegenüber Die Freske spürbar war

THOMAS MÜLLER Inhaber/CEO

MEHR ALS EINE DRUCKEREI DIETSCHI PRINT&DESIGN AG Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten T 062 205 75 75 www.dietschi-pd.ch


DER KOLTIGE MONAT

Die Handschrift

Musikfestwoche Meiringen 6.– 14. Juli 2018

coniunctio Künstlerischer Leiter: Patrick Demenga

Klassik – 10 Konzerte vom feinsten Grosse Werke der Kammermusik, Neues und Rares in unerhörten Interpretationen … Der Goldene Bogen Die Weltklasse-Geigerin Antje Weithaas wird ausgezeichnet.

Geigenbauschule Brienz Tradition und Innovation: eine inspirierende Verbindung Vorverkauf: kulturticket.ch, Telefon 0900 585 887 haslital.ch, Telefon 033 972 50 50

www.musikfestwoche-meiringen.ch

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eit der ersten KOLT-Ausgabe arbeiten wir mit der Illustratorin Anna-Lina Balke zusammen, die unter anderem die Porträts unserer StadtkolumnistInnen gezeichnet hat. Für die aktuelle Ausgabe haben wir Anna-Lina beauftragt, Schweizer Schriftstellerinnen zu illustrieren. Freudig überrascht waren wir, als sie als dekoratives Element fürs Layout einige handgeschriebene Zeilen aus den Texten von Hanna Johansen vorschlug. Doch Anna-Lina war skeptisch und schrieb uns: «Kennt ihr die Sendung ‹Reporter› von SRF? Die haben seit zirka zehn Jahren den gleichen Opener, in dem eine Handschrift zu sehen ist… Das ist meine Handschrift! Und deshalb sehe ich jetzt auf der Illustration immer nur diese ‹Reporter›-Sendungen! Nicht, dass man den Link zu dieser Sendung macht…» Nein, den Link haben wir nicht gemacht, aber wir finden diese kleine Anekdote doch erzählenswert. Wieder etwas Neues erfahren! Mit flotten und bereits sommerlichen Grüssen Dein KOLT

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In Zusammenarbeit mit der Apotheke / Drogerie Santé Sälipark.

Müde und schwere Beine? Kommen Sie zum kostenlosen Venen-Kurzcheck. 5. Juni 2018, 9–11 und 14–16 Uhr Apotheke/Drogerie Santé Sälipark Louis Giroud-Strasse 20/26 4600 Olten Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. www.pallas-kliniken.ch/venen


Bruce Nauman DISAPPEARING ACTS 17. MÄrz – 26. August 2018

www.schaulager.org

Organisiert von der Laurenz-Stiftung, Schaulager Basel und dem Museum of Modern Art, New york

Bruce Nauman, Green Horses, 1988, gemeinsam erworben von der Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, New York, mit Mitteln aus dem Nachlass von Arthur B. Michael, durch Tausch; und dem Whitney Museum of American Art, New York, mit Mitteln des Director’s Discretionary Fund und dem Painting and Sculpture Committee, 2007, Foto: Ron Amstutz, © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich

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