Schwerpunktthema Freiwillige Feuerwehr Komplett-Magazin Juli/August 2016

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Ein starkes Stück Sauerland

3,80 Euro

zwischen Verse und Sorpe

Sauerland

Sommer im Sauerland

Sauerland

DAS SAUERLANDMAGAZIN JULI/ AUGUST 2016

Brandschutz als Ehrenamt

Action und Erholung vor der Haustür

Neuenrade

DAS SAUERLANDMAGAZIN

175 Jahre freiwillige Feuerwehr

Leben in Wohlfühl-Höhle Heike Ittner verwirklicht Kindheitstraum ISSN 2363-6777

www.Komplett-magazin.de


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Vorbei sind die Zeiten als jeder Bürger einen ledernen Eimer im Hause vorhalten sollte, der zum Löschen mitzubringen war. Der Bürgermeister muss auch nicht mehr, wie 1858 in Plettenberg, die Pflichtfeuerwehr „zur Instruierung“ zusammentrommeln, um „nicht unbedeutende Nachlässigkeit“ beim letzten Brand anzuprangern. Seit Gründung der ersten freiwilligen Feuerwehren in Deutschland 1841 sind die Wehren zu modernen, schlagkräftigen Institutionen geworden. Basis bleibt - auch 175 Jahr nach der Gründung - das ehrenamtliche Engagement.

FEUERWEHRMANN IST ZUNEHMEND FRAUENSACHE

Rüdiger Kahlke Fotos Martin Büdenbender

Brandschutz mit 175-jähriger Tradition - Nachwuchssorgen und wachsende Herausforderungen Dichte Rauchwolken stehen über der ehemaligen Gesenkschmiede A. Vieregge-Elsethal. Am Elseufer werden Motorpumpen in Stellung gebracht. Mit mehreren Schläuchen versucht die Feuerwehr am frühen Samstagnachmittag , ein Übergreifen des Brandes zu verhindern. Gleichzeitig

sollten ebenfalls geübt werden. Teams, die unter Atemschutz ins Gebäude gehen, werden überwacht. So ist jederzeit klar, wer sich wo wie lange aufhält. An den Führungsfahrzeugen werden die Positionen der Fahrzeuge nach Art und Anzahl in den Bereitstel-

dringen Einsatzkräfte der Plettenberger Feuerwehr ins verrauchte Gebäude vor, um nach zwei vermissten Kindern zu suchen. Praktisch im Minutentakt treffen weitere Löschfahrzeuge ein. Der Lehmweg wird zum Bereitstellungsraum für die Einheiten. Vor dem Produktionsgebäude postiert sich ein Rettungsteam, das zum Einsatz kommt, wenn Atemschutzträger im Gebäude selbst in eine Notlage geraten. Fahrzeuge parken auf Firmengelände und auf dem Lehmweg. Einsatzkräfte rollen Schläuche aus, schultern Atemgeräte. Hektik hier, Feuerwehrleute, die scheinbar nichts zu tun haben dort. - Was für den Laien verwirrend aussieht, hat Strukturen. Damit die im Ernstfall auch funktionieren, hatten Andreas und Thomas Gritschke sowie Einsatzleiter Heinz-Wilhelm Klaucke von der Feuerwache in Plettenberg das Szenario für die Großübung aller Plettenberger Löschzüge in der ehemaligen Holthauser Firma ausgearbeitet.

lungsräumen mit Magnettafeln markiert. Funkkanäle werden zugewiesen. Kommt ein Team in eine Notlage, wird sofort der Funkverkehr dafür unterbrochen.

Jeder Handgriff muss sitzen Die Lage: ein Anrufer hat Rauchentwicklung aus dem ehemaligen Schmiedebetrieb gemeldet. Zuvor hatte er zwei spielende Kinder auf dem Fabrikgelände beobachtet und vermutete diese noch im Gebäude. Die Übungsziele: neben der Rettung der vermissten Kinder, dargestellt durch Übungspuppen, ging es um eine umfangreiche Brandbekämpfung von mehreren Seiten, um ein Übergreifen des Feuers auf das verbundene Wohnund Bürogebäude zu verhindern. Löschwasser lieferten die Tanks der Fahrzeuge, tragbare Pumpen am Elsebach und das Hydrantennetz. Führungsstrukturen und ein Funkkonzept in Verbindung mit einzelnen Einsatzabschnitten

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Situation schnell erfassen „Anfangs gibt es immer etwas Hektik“, weiß FeuerwehrSprecher Thomas Gritschke aus Erfahrung. „Man muss schnell einen Plan entwerfen.“ Es müssen Bereitstellungsräume für die Fahrzeuge definiert und Abschnitte für die Löschzüge eingerichtet, die Lage beurteilt und Prioritäten festgelegt werden. „Das entspannt sich, wenn die Personen gerettet sind und das Feuer unter Kontrolle ist“, sagt Gritschke. Das vermeintliche Gewusel hat System. Zielgerichtet weiß jeder Trupp, was wo zu tun ist. Keine zwei Stunden hat die Großübung gedauert. Dann werden die Gerätschaften eingepackt. Letztlich steht noch die Nachbesprechung in der Feuer- und Rettungswache an. Das zu einer Zeit, zu der andere den milden Frühlingsnachmittag genießen. Für die Feuerwehrleute der Wache und die Freiwilligen der Plettenberger Löschzüge war nichts mit freiem Wochenende. Sie investieren Freizeit, um sich fit zu halten für den Ernstfall. Wie schnell der eintreten kann, zeigte ein Zwischenfall bei der Übung. Ein unter Druck stehender Löschschlauch platzte und schleuderte einen Feuerwehrmann zu Boden. Er wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Brandbekämpfung nur eine Aufgabe Feuerwehr, das ist freiwilliges Engagement, das viel Zeit und hohen Einsatz erfordert. 590-mal musste die Feuerwehr in Plettenberg 2015 ausrücken. Dabei wa-


ren nur 66 Brandeinsätze. 334- mal ging es um technische Hilfeleistung, 80-mal handelte es sich um Fehlalarmierungen. Zudem weist die Statistik fast 3000 Rettungs­diensteinsätze aus. Das allerdings auch mit hauptamtlichen Kräften. „Dem Ehrenamt wird viel abverlangt“, resümiert Manfred Theile, Leiter der Feuerwehr in Werdohl. Der Löschzug Mitte hatte im vergangenen Jahr mehr als 180 Einsätze, statistisch jeden zweiten Tag einen. Und das alles mit ehrenamtlichen Kräften. Entlastungen wünscht sich auch Karsten Runte, Chef der Feuerwehr in Neuenrade. Als Beispiel nennt er die Beseitigung von Ölspuren. Die Gefahrenabwehr sei auf die Feuerwehr verlagert worden. Würde Straßen.NRW eine Bereitschaft einrichten, wäre das teurer. Nervig sind für die Einsatzkräfte auch Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Bei Neuinstallationen schlössen seine Einsatzkräfte schon Wet-

fen, im ländlichen Bereich nach 12 Minuten. Das geht nur mit Einsatzkräften, die ortsnah verfügbar sind.

ten ab, wann sie ausrücken müssten, so Runte: „Da lassen dann 20 Mann das Werkzeug fallen.“ Hilfeleistung in Nachbarkommunen ist für die Feuerwehr selbstverständlich. Eine weitergehende interkommunale Zusammenarbeit, etwa gemeinsamer Nutzung von Groß-

sind dünn geworden, weiß Markus Bauckhage. Wichtig ist für ihn „junge Leute zu gewinnen.“ Auch da konkurriert die Feuerwehr mit Ganztagsunterricht in den Schulen und Angeboten der Sportvereine. Bauckhage verweist darauf, dass in der Plettenberger Feuerwehr

geräten funktioniert nach Ansicht von Markus Bauckhage nicht. „Die Einsatzzeiten sind nicht zu halten. Wir kämen ohne Drehleiter nicht aus“, zeigt der Plettenberger Stadtbrandinspektor Grenzen auf. Acht Minuten nach Alarmierung soll die erste Gruppe am Einsatzort eintref-

inzwischen 20 Frauen ihren Mann stehen.

Ehrenamt soll gestärkt werden Auch deswegen geht es für die Leitungen der Feuerwehren darum, Nachwuchs zu werben, attraktiv zu bleiben. Der NRW-Innenminister und der Feuerwehrverband haben das Projekt „Feuerwehrensache“ gestartet. Ziel ist es, das Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr zu stärken und mehr Menschen für die Freiwillige Feuerwehr zu begeistern.“ Thomas Gritschke, Wachleiter und Sprecher der Plettenberger Feuerwehr. „Man ist Feuerwehrmann ganz oder gar nicht.“ Das gilt inzwischen auch für Frauen. Die helfen die Lücken zu füllen, die sich durch Veränderungen in der Arbeitswelt, den Wegfall der Wehrpflicht und den demografischen Wandel auftun. Die Personalreserven

feuerwehrensache.nrw.de www.feuerwehr-nrw.de/arnsberg/maerkischer-kreis www.feuerwehrverband-mk.de

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IM GESPRÄCH MIT... ... Rainer Blumenrath, Kreisbrandmeister des Märkischen Kreises. Ist die Organisationsform der freiwilligen Feuerwehr noch zeitgemäß? Blumenrath: Wir können sicher nicht auf die Freiwillige Feuerwehr verzichten. Soviel hauptamtliche Feuerwehr wie nötig, soviel freiwillige Feuerwehr wie möglich. Für eine hauptamtliche Funktionsstelle sind mindestens vier Mitarbeiter nötig. Bei ca. 200.000 Euro für eine Funktionsstelle wäre das nicht bezahlbar. Deswegen sind wir nach wie vor auf die freiwilligen Feuerwehren angewiesen. Und die brauchen hauptamtliche Unterstützung. Viele Kommunen gehen dazu über, die Leiter der Feuerwehren hauptamtlich einzustellen. Das ist ein Full-Time-Job, der neben Beruf und Familie gar nicht machbar wäre. Das ist mit der Leitung eines mittelständischen Unternehmens vergleichbar, mit Personal-, Finanz- und Einsatzverantwortung für einige hundert Mitglieder.

Nachwuchsmangel gilt als großes Problem. Wie steuern sie gegen? Wir wollen dem dahingehend begegnen, dass wir verstärkt in den Bereich der Kinderfeuerwehren einsteigen. In Kierspe und Lüdenscheid gibt es schon Kinderfeuerwehren mit einem Eintrittsalter von sechs Jahren. Es wird auch alles Mögliche unternommen, den Jugendfeuerwehrbereich zu verstärken. Wir haben das Eintrittsalter auf zehn Jahre runtergesetzt. Bei der Einsatzableitung im Bereich der Ausbildung können die Jugendlichen ab 16 Jahren mitmachen - außerhalb der Gefahrenbereiche. Maximal bleiben aus der Jugendfeuerwehr 50 Prozent übrig. Die anderen 50 Prozent gehen auf dem Weg in die

LISA VEDDER HAT HOBBY ZUM BERUF GEMACHT Plettenbergs erste hauptamtliche Feuerwehrfrau seit April im Dienst – Vater hat sie für Feuerwehr begeistert Rüdiger Kahlke Atemschutzgerät auf dem Rücken. Schlauch auf der Schulter. Gut 20 Kilo hat Lisa Vedder zusätzlich zur Einsatz-Montur zu tragen. Hitze, Rauch, Staub und die Anspannung, die Ungewissheit, die ein Einsatz mit sich bringt, nicht mitgerechnet. – Das ist ein ordentliches Päckchen, mit dem die junge Frau aber umzugehen weiß. Obwohl erst 25 Jahre alt, ist das für Lisa Vedder nichts Neues. Die Plettenbergerin ist die erste hauptamtliche Feuerwehrfrau in der Vier-Täler-Stadt. Am 1. April hat sie ihre Ausbildung angetreten. Ihr Vater hatte ihr „von der Feuerwehr vorgeschwärmt und sie mitgeschleppt“ erzählt sie. Noch während ihrer Ausbildung zur Werkzeugmacherin hat sie sich in Abendkursen zur Rettungssanitäterin ausbilden lassen. Feuerwehr, das war ihr Ding. Mit 17 Jahren kam sie zur freiwilligen Feuerwehr, machte hier Karriere. Mit 22 war sie Gruppenführerin. „Dazu muss man sämtliche Lehrgänge durchlaufen haben“, zollt Feuerwehrsprecher Thomas Gritschke der jungen Kollegin Respekt. „Das Hobby muss Beruf werden“. Dieses Ziel ließ Lisa Ved-

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der nicht los. Sie gab ihren Beruf auf, ließ sich in Vollzeit-Unterricht zur Rettungsassistentin ausbilden. Hilfsbereitschaft und „Interesse an moderner Technik“ waren ihre Motivation. Feuerwehr wird nun ihr Beruf. 18 Monate dauert die Ausbildung an der Feuerwehrschule in Bochum. An den Wochenenden „schiebt“ sie zusätzlich Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr in Plettenberg. „Hier auf der Wache ist das wie eine Familie“, sagt Lisa Vedder. Und sonstige Hobbys? „Tauchen, schwimmen, Mountain-Bike fahren“. Aktivitäten, die sie fit halten für die „große Liebe“, die Hobby und Beruf(ung) zugleich ist. Dass Frauen mit Dienst auf der Wache machen „hat dem Betriebsklima nicht geschadet“, meint Thomas Gritschke, der selbst eine Wachabteilung führt. Im Einsatz hätten etwa Migrantinnen mehr Vertrauen zu Frauen und es sei auch gut, mal „die weibliche Sicht auf die Dinge zu hören“. Eine Sonderrolle für Lisa Vedder? Nein. Im Einsatz gibt es keine Unterschiede. Erst wenn sie den Helm abnimmt , erkennt man die junge Frau.


Einsatzabteilungen oder kurz danach verloren. Da kommen Freund, Freundin, da kommt die Ausbildung, das Studium. Man steht ja im Spannungsfeld mit der Schule. Es gibt Überlegungen, auch im schulischen Bereich mit der Feuerwehr anzufangen. Es gibt Feuerwehr AGs. In Kierspe und Halver wird ausprobiert während der Schulzeit junge Menschen für den Bereich der Feuerwehr zu interessieren, zu begeistern. Wir sind eigentlich die ersten, die in den Bereich der Kinderarbeit eintreten, weil wir ja schon Brandschutzerziehung in den Kindergärten machen. 1992 hatten wir 181 Jungen in der Jugendfeuerwehr. 2015 waren es 529 Jungen und Mädchen, davon 116 Mädchen. Das ist schon eine tolle Zahl. Ist die Rekrutierung von Menschen mit Migrationshintergrund ein Weg, dem Personalmangel vorzubeugen? Man muss wissen, dass Menschen aus anderen Ländern das System freiwilliger Feuerwehr oft nicht kennen. Dort ist die Feuerwehr Teil des Staates oder des Militärs. Sie zu begeistern gelingt teilweise, ist aber sehr schwierig. Es gibt inzwischen viele Feuerwehren, die Flüchtlingen den Brandschutz näher bringen und versuchen sie für die Feuerwehr zu begeistern.

Wir haben auch einen relativ hohen Frauenanteil in der Feuerwehr. Sie geben oft durch Elternzeit den Dienst in der Feuerwehr auf. Dann ist es schwierig zurück zu kommen. Es müssten verstärkt Möglichkeiten zur Kinderbetreuung angeboten werden. Am Institut der Feuerwehr hat ein Lehrgang stattgefunden für Alleinerziehende, die ihre Kinder mitbringen konnten, die dann auch betreut wurden. Da hat sich früher niemand einen Kopf drum gemacht. Was muss passieren, dass die Feuerwehr einsatzfähig bleibt? Die Rahmenbedingungen sind gut geregelt. Letztlich muss man das auf örtlicher Ebene absprechen. Wenn in einer Firma fünf Leute aus der Feuerwehr arbeiten und nur Kleinkram gemeldet wird, dann gehen nur zwei oder einer. Die anderen bleiben am Arbeitsplatz. Man muss ja auch die Firmenchefs verstehen. Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, wäre das... ... das alle Kameradinnen und Kameraden gesund aus dem Einsatz kommen. Das ist mein allergrößter Wunsch. Da kann man dran arbeiten und dann gelingt es in der Regel auch.

ELF LÖSCHGRUPPEN IN FINNENTROP

Martin Droste

Die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Finnentrop umengten Verhältnissen an der Bamenohler Straße (B 236) fasst elf Löschgruppen, von B wie Bamenohl bis S wie Seruntergebracht. kenrode. Zum Zeitpunkt der Jahresdienstbesprechung 2016 Neuer Standort des Feuerwehrhauses soll die Kopernikusgehörten ihr 302 aktive Feuerwehrleute an. straße werden, in unmittelbarer Nähe von In der Jugendfeuerwehr waren 52 Jungen und Rathaus, Schulzentrum und Schwimmbad. zehn Mädchen im Einsatz. Zur Ehrenabteilung Allerdings gab es im Gemeinderat bei der zählten 124 ältere Brandschützer. Dazu komVorstellung erster Entwürfe Bauchschmermen noch die Musikzüge Bamenohl und Hegzen wegen der Kosten von 1,9 Millionen gen mit 63 bzw. 50 Mitgliedern sowie das Euro. Die Pläne sehen einen zweiteiligen Tambourcorps Serkenrode mit 71 Musikern. Gebäudekomplex mit UmkleidemöglichIn den letzten fünf Jahren wurde die Feukeiten und sanitären Anlagen für rund 70 erwehr zu durchschnittlich 99 Einsätzen geFeuerwehrmänner und -frauen sowie Stellrufen. Soweit die nüchternen Zahlen: Denn plätze für drei Löschfahrzeuge, eine Waschzuletzt stand bei den Kameraden der Lenne- Gemeindebrandinspektor Achim Stracke. halle, einen Dekontaminationsraum, WerkGemeinde nicht immer der Brandschutz im (Foto: Gemeinde Finnentrop) statt usw. vor. Bei Bedarf kann der Komplex Mittelpunkt, sorgte die Wehr für ganz andere Schlagzeilen. um eine Halle für die Fahrzeuge der Löschgruppe BameFast zwei Jahre dauerte der Streit zwischen dem abgesetznohl erweitert werden. Bürgermeister Dietmar Heß ist opten Löschgruppenführer Markus Hesse und Gemeindebrantimistisch, dass die Bauarbeiten noch in diesem Jahr bedinspektor Achim Stracke. Der Finnentroper Hesse ging bis ginnen können. zum Verwaltungsgericht Arnsberg gegen seine AmtsentIn unmittelbarer Nachbarschaft baut der Kreis Olpe eine hebung vor. Inzwischen ist die Klage vom Tisch. Zuvor hatneue Rettungswache mit modernen Schulungs- und Sanite die Wehrführung die Vorwürfe gegen Markus Hesse zutätsräumen sowie einer Halle für drei Einsatzfahrzeuge. Das rückgezogen. Die Löschgruppe Finnentrop erhielt eine neue Projekt lässt sich der Nachbarkreis 2,1 Millionen Euro kosFührung, die sich jetzt um die Planungen für das neue Geten. Bürgermeister Heß sprach von einem „Sicherheitszenrätehaus kümmern soll. Noch ist die Löschgruppe in betrum in Finnentrop zum Wohle des ganzen Ortes“.

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JUGENDFEUERWEHR HERSCHEID Von Wolfgang Teipel

Mit zehn ist Joel der Jüngste. Johanna ist mit 17 die Älteste in der Herscheider Jugendfeuerwehr. Eins ist beiden gemeinsam. Sie wollen zur richtigen Feuerwehr. Auf Nachfrage heben vor dem Besuch der Lüdenscheider Phänomenta alle die Hände. „Klar wollen wir Feuerwehrleute werden.“ Was ist so toll bei der Jugendfeuerwehr? „Freundschaft und Kameradschaft“, sagt einer aus der 25-köpfigen Truppe. Das klingt fast wie eine bestellte Antwort. Ist es aber nicht. Unternehmungen wie der Besuch der Phänomenta, die Freizeiten und der Dienst – das schweißt zusammen. Das Zeltlager der MK-Jugendfeuerwehren an Pfingsten auf dem Hof Biggen bei Attendorn war so ein Erlebnis. Das nächste folgt. Die erste Woche der Sommerferien verbringt die Truppe mit einer Freizeit im Harz. Dass auch diese Tour ein Erfolg wird, daran haben Dani-

Übertrittsquote in den aktiven Dienst gut. „So kann die Feuerwehr Herscheid noch ihre Sollstärke halten“, erklärt Daniel Winkelmeier. Die Leiter ziehen alle Register. Mit den Kindern, Jugendlichen und Betreuern haben sie einen Flyer entwickelt – in Form eines Löschfahrzeugs. „112 % Action, Spaß und

el Winkelmeier und Dennis Fuchs keine Zweifel. Die beiden Männer sind der Kopf und der Motor der Herscheider Jugendfeuerwehr. Sie waren schon dabei, als die Nachwuchstruppe im November 1999 gegründet wurde. 50 Prozent feuerwehrtechnische Ausbildung, 50 Prozent Freizeitgestaltung - das ist es, was die Kinder und Jugendlichen erwartet. Sie bereiten sich auf den aktiven Dienst vor. So üben sie für den Erwerb des Jugendflamme-Abzeichens Knoten und Stiche, pauken Fahrzeug- und Gerätekunde, erwerben den Nachweis über Erste Hilfe und mehr. Warum sollen junge Leute gerade in die Jugendfeuerwehr eintreten. „Hier können sie Freundschaft und Vertrauen erleben“, sagt Daniel Fuchs. Wichtig sei, dass später möglichst viele dabei bleiben. Mit etwa 60 Prozent sei die

Abenteuer“ lautet die Schlagzeile. Klappt man die Werbebotschaft auf, erscheinen alle wichtigen Infos. Der Nachwuchs besitzt eine eigene App. Die Facebookseite wird regelmäßig gefüttert und bald kommt die eigene Homepage. „Das kann aber noch dauern“, dämpft Daniel Fuchs übertriebene Erwartungen. Sobald der neue Internet-Auftritt steht, folgt das nächste Projekt. „Dann drehen wir einen eigenen Imagefilm.“ Für die beiden Männer hat sich die Nachwuchsarbeit zum Vollzeit-Hobby entwickelt. „Wir freuen uns über jeden, der sich für die Jugendfeuerwehr interessiert und bei uns bleibt“, sagen sie. Der nächste Dienst nach den Sommerferien ist für Samstag, 27. August, angesetzt. Treffen ist um 14.45 Uhr am Gerätehaus der Löschgruppe Herscheid, Bahnhofstraße 5.

FIRST RESPONDER HELFEN SCHNELL BEI NOTFÄLLEN „In zweieinhalb Minuten sind wir raus“

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von Uwe Tonscheidt

Manchmal kommt es bei einem Notfall auf Sekunden und Minuten an. Und weil das so ist, haben viele Feuerwehrleute in der Region schon etlichen Mitmenschen das Leben gerettet, als „First responder“. So heißen die Grup-

Jürgen Böhmer. So schnell mit Helfern am Einsatzort zu sein, rettet Leben. „Einige haben wir in den vergangenen acht Jahren erfolgreich wiederbeleben können“, berichtet der Neuenrader Brandinspektor im Gespräch mit dem

pen, die alarmiert werden, wenn der Rettungswagen gerufen wird und erkennbar ist, dass sehr schnelle Hilfe benötigt wird. Hilfe, die einsetzt, bevor Rettungswagen und Notarzt da sind. Das kommt nicht selten vor. „In zweieinhalb Minuten sind wir raus“, berichtet Heinz-

Komplett-Magazin. Der Berufsfeuerwehrmann in der Plettenberger Wache gehörte zu den Initiatoren der First-Responder-Aktivitäten der Freiwilligen Feuerwehr Neuenrade. Er leitet heute die Einsatztruppe in den Ortsteilen Affeln, Altenaffeln und Blintrop.


Oftmals geht es nicht um Leben und Tod, da ist es einfach wichtig, dass schnell jemand da ist, der Betroffenen und Beteiligten weiter helfen kann, die Situation beruhigt, schildert Thomas Brockhagen den Einsatzalltag. Er ist für die First Responder-Truppe verantwortlich, die sich um Neuenrade und Küntrop kümmert. In der Statistik der Freiwilligen Feuerwehr Neuenrade belegen die First-Responder-Einsätze mit Abstand Platz eins. „Dieses Jahr waren es schon rund 80“, so Brockhagen. Es gebe Tage, an denen sie gleich mehrfach ausrücken müssten. Auch in Sachen Ausbildung werden besondere Anforderungen gestellt. 80 Stunden dauert die Qualifizierung für die besonderen Einsatzkräfte. Damit sind die Feuerwehrmänner und -frauen dann in der Lage, am Notfallort Verletzte so lange zu betreuen bis Rettungswagen und

MUSIKZUG LA

Wenn‘s ziemlich laut wird am Garagentor der Feuerwehr in Langenholthausen, dann ist ein Einsatz angesagt. Dann rückt die örtliche Löschgruppe aus mit Einsatzfahrzeug und Martinshorn, um zu retten, löschen und zu bergen. Wenn‘s harmonisch klingt, was aus dem Feuerwehrhaus dringt, dann probt der Musikzug Langenholthausen der Freiwilligen Feuerwehr Balve. Die Langenholthauser Musik, mittlerweile über 35 Jahre aktiv, ist in der Region zu einer festen musikalischen Größe geworden. Das war nicht abzusehen, als am 10. Februar 1980 eine ungewöhnliche Wette die musikalische Erfolgsgeschichte in Gang setzte. Da stand zu lesen: „Wir, die Unterzeichner, erklären hiermit, an die neu gegründete Feuerwehrkapelle Langenholthausen 100 DM zu überweisen, wenn zu unseren nächsten Geburtstagen von der Kapelle ein musikalisches Ständchen gebracht wird.“ Eine Woche später ging es tatsächlich los, mit vier Trompeten, einer Ventilposaune, einer Trommel und einem Flügelhorn. Auf seiner Internetseite verrät der Musikzug: Am Anfang „konnte kaum einer der Musiker Noten lesen und geprobt wurde im Turmzimmer der Kirche“. Beides änderte sich. Die „Feuerwehrkapelle Langenholthausen“ wurde immer besser und immer öfter gebucht. Unterm Dach des Langenholthauser Feuerwehrhauses hat

Notarzt eingetroffen sind. Trotz des großen Zeitaufwandes ist innerhalb der Truppe die Motivation hoch, zu den „First Respondern“ zu gehören, berichten Böhmer und Brockhagen. Das gelte besonders auch für die jungen Kameraden und Kameradinnen, die neu ihren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr beginnen. Wann und wo die First Responder im Einsatz sind, das kann man online nachlesen. Auf ihrer Webpräsenz bietet Neuenrades Freiwillige Feuerwehr eine gut gepflegte Einsatzstatistik. Info:www.feuerwehr-neuenrade.de

In Langenholthausen sorgt die Feuerwehr für die Musik Uwe Tonscheidt das Orchester heute sein Probendomizil. Schon in den 1990ern wurde aus der „Musikkapelle“ der Musikzug Langenholthausen. Was über die Jahre weniger geworden ist, berichtet Vorsitzender Achim Wachauf , sei die Zahl der aktiven Feuerwehr-Kameraden und Kameradinnen im Musikzug. Von den 33 aktiven Orchestermitgliedern rückt nicht mal mehr eine Handvoll aus, wenn die Sirenen heulen. Das sei der umfangreichen Ausbildung geschuldet. Und sicherlich ist es auch nicht einfach, beides in einem Freizeit-Terminkalender unterzubringen. Die Langenholthauser Musik ist viel unterwegs. Im Sommer ist Schützenfest-Hochsaison. Im Nachbardorf Küntrop stellt man die Festmusik, auch in Garbeck, Balve, Mellen und Sundern ist der Musikzug im Festeinsatz. Weitere Einsätze kommen hinzu und alljährlich ein großes Wunschkonzert im November/Dezember in der Langenholthauser Schützenhalle. Wenn es darum geht, etwas für den Brandschutz im Dorf zu tun, arbeiten Musikzug und Löschzug Hand in Hand. Den gemeinsamen „Mannschaftswagen“ für Musikzug und Feuerwehr, den hat der Musikzug „zusammengespielt“ und aktiv mit der Löschgruppe Spenden eingeworben. Dass die Langenholthauser in der Region einen guten Ruf genießen, zeigen etliche ihrer Aktiven aus der Nachbarschaft. Neben den Nachbarn aus Balve und Garbeck sind auch Affeln (Neuenrade) und Lendringsen (Menden) vertreten, berichtet der Vorsitzende. Etwas drängender ist die Nachwuchssuche bei der Feuerwehr, so Musikzug-Geschäftsführer Robert Sasse. Hierfür wurde Team gegründet, das sich mit Blick auf die junge Zielgruppe mit Werbeaktionen beschäftigt.

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AUSFLUG IN FEUERWEHRHISTORIE

Von Martin Droste

„Wir sind nicht das typische Museum“, begrüßt Ulrich Johannes den Reporter des Komplett-Magazins. „Bei uns darf man die Sachen auch anfassen und sich in die ausgestellten Wagen setzen.“ Deshalb ist das mit viel Liebe zum Detail ausgestattete Attendorner Feuerwehrmuseum ein Ausflugstipp für die ganze Familie. Der 44-jährige Ulrich Johannes ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann. Im Feuerwehrmuseum neben dem Gerätehaus ist er aber nicht Brandoberinspektor oder stellvertretender Löschzugführer. Seit zehn Jahren steht der Attendorner an der Spitze des Vereins Feuerwehr-Museum.

aus allen Nähten. Die Hälfte ihrer historischen Fahrzeuge muss Johannes und Co. deshalb in anderen Hallen unterstellen. Aber das, was im Attendorner Feuerwehrmuseum zu sehen ist, lässt nicht nur Kinderaugen leuchten. Besonders stolz sind die 220 Mitglieder des Vereins auf den Wagen mit der ersten Drehleiter im Kreis Olpe, Baujahr 1966. Einsatzbereit ist das gute Stück zwar nicht mehr, aber fahren lässt sich das Schmuckstück nach wie vor. Das Attendorner Feuerwehrmuseum ist ein El Dorado für Liebhaber von historischen Fahrzeugen, Spritzen, Strahlrohren, Leitern, Wassereimern aus Leder oder Hanf,

Im Feuerwehrmuseum dreht sich natürlich alles um den Brandschutz. Bis ins 19. Jahrhundert reichen die zahlreichen Ausstellungsstücke zurück, die Ulrich Johannes und sein Team vom Verein Attendorner Feuerwehrmuseum auch in den Sommerferien gerne zeigen. Beim 100-jährigen Jubiläum der Attendorner Wehr wurde 1985 die Idee geboren, einen Museumsverein zu gründen. Schon ein Jahr später war es soweit. Der 1. Vorsitzende hieß natürlich Werner Johannes. 20 Jahre führte der ehemalige Gastwirt „sein“ Museum und ist heute Ehrenvorsitzender. Mit den Enkelkindern Lukas (20) und Jonas (17) steht schon die dritte Generation der Familie Johannes im Dienst der Attendorner Feuerwehr. Inzwischen platzt das Museum an der St. Ursula-Straße 5

Uniformen, Orden oder Helmen. „Wir haben über 130 verschiedene Feuerwehrhelme aus vielen Ländern“, zeigt der Vorsitzende stolz auf die entsprechende Sammlung. Werner Johannes, der vor vielen Jahren mit seiner privaten Sammlung den Grundstock für das Museum legte, hat auch zwei alte Steigetürme als Modelle nachgebaut, die zu Übungszwecken auf dem Feuerteich gestanden haben. Der Holzturm war von 1899 bis 1909 im Einsatz, der Nachfolgeturm aus Metall wurde 1957 abgerissen. Am Sonntag, 21. August, feiert der Museumsverein seinen 30. Geburtstag mit einem musikalischen Jubiläumsfrühschoppen. Vorher sind Ulrich Johannes und Co. mit einigen historischen Fahrzeugen wieder zu Gast bei den Eisenbahnfreunden in Hüinghausen.

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