Komplett-Magazin zwischen Verse und Sorpe Frühling 2018

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Ein starkes Stück Sauerland

zwischen Verse und Sorpe DAS SAUERLANDMAGAZIN FRÜHLING 2018

Sauerland

Fit für die Fahrradsaison

Herscheid

Für Karriere ist es nie zu spät

Sauerland

DAS SAUERLANDMAGAZIN

Neu: Komplett gratis!

Treffpunkt Bücherei

Tipps und Trends für Radler

Umschulung bringt doppelten Nutzen

Lesen, lernen, leihen ISSN 2363-6777

www.Komplett-Magazin.de


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VORWORT

Komplett. . . … informiert über die komplette Region zwischen Verse und Sorpe. Diesem Anspruch bleiben wir in der Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, vorliegenden Frühjahrsausgabe unseres KOMPLETT-Magazins treu. Lernen Sie mit uns immer wieder neue Seiten Ihrer Heimat kennen. Entdecken Sie die Möglichkeiten – im Berufsleben und in der Freizeit. Wir stellen Ihnen außergewöhnliche Menschen vor, die in Ihrer Nachbarschaft leben. Kurzum: Lesen Sie sich mit uns warm für den Frühling und Sommer im Sauerland. Lesen ist unser großes Thema in dieser Ausgabe. Der 23. April ist der Welttag des Buches. KOMPLETT-Autorin Ina Hoffmann hat Stadtbüchereien besucht und festgestellt: Lesen ist bei Alt UND Jung nach wie vor in, sei es alte Hacke auf Papier oder digital per E-Book oder im Internet. Die öffentlichen Bibliotheken sind Leseorte und Orte der Kommunikation. Ihr besonderes Augenmerk gilt Kindern und Jugendlichen, die sie mit vielfältigen Aktivitäten ans Lesen heranführen. Nicht ganz uneigennützig finden wir das komplett gut! KOMPLETT-Autorin Iris Kannenberg unterhielt sich mit Werdohls Büchereileiterin Klaudia Zubkowski. Die ist seit fast 40 Jahren im Geschäft und stellt fest: Es habe sich vieles geändert, aber gleich geblieben sei die Anziehungskraft der Stadtbücherei auf Jugendliche. Dazu tragen auch Neuerungen wie das App-Spiel Bi-Parcours ihren Teil bei. Die KOMPLETT-Region ist im Wandel. Die Prognose sagt, dass die Bevölkerungszahl hier in den nächsten Jahren weiter abnimmt. Mit kreativen Ideen zur Attraktivitätssteigerung und Werbung für unser starkes Stück Sauerland versuchen die Städte und Gemeinden, dieser Entwicklung zu begegnen. Martin

Heiko Höfner

Martin Droste Martin Büdenbender

Pia Kablau

Detlef Schlüchtermann Rüdiger Kahlke

Wolfgang Teipel

Iris Kannenberg

Ina Hoffmann

Cristin Schmelcher

Bernhard Schlütter

Büdenbender zählt etliche dieser Initiativen beispielhaft auf.

Die Unternehmen zwischen Verse und Sorpe florieren und bieten Fachkräften jede Menge attraktive Arbeitsplätze. Längst haben die Unternehmer in Industrie und Handwerk die Zeichen der Zeit erkannt und das Thema Ausbildung ganz oben auf ihre Agenda gestellt. Ihre Zielgruppe sind in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene. Aber auch für Frauen und Männer im reiferen Alter werden Fortbildungen und Umschulungen geboten, durch die sie im Beruf neu durchstarten können. Ein Beispiel aus der Firma Gustav Alberts Herscheid schildert KOMPLETT-Autor Wolfgang Teipel. Was wäre das Sauerland ohne Schützenfeste? Und was wäre ein Schützenfest ohne Schützenkönig bzw. Schützenkönigin? Kurz vor dem Ende ihrer Regentschaftszeit halten die Plettenberger Schützenmajestäten 2017/18 flammende Plädoyers für die Monarchie und sagen im Gespräch mit KOMPLETT-Herausgeber Bernhard Schlütter: „Wir würden auch noch ein Jahr dranhängen!“ Liebe Leserin, lieber Leser, wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen, einen wunderschönen Frühling – und vor allem:

Heiko Höfner, Bernhard Schlütter, und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin

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Titelseite Ländliche Idylle in Nieder-Mesten bei Herscheid Foto: Martin Büdenbender

Zukunft gestalten - Leseorte - 10

Alles drin Zukunft gestalten Leseorte - Bibliotheken gehen mit der Zeit...................10 Klaudia Zubkowski - Seele der Werdohler Bücherei......14 Bücherei-Erlebniswelt für junge Leute...........................14 Mit frischen Ideen dem demografischen Wandel begegnen - was Kommunen tun................. 24 Sauerland braucht mehr Power für E-Mobilität........ 48 Widerstand gegen Windkraft im Frettertal............... 53

Echte Sauerländer - im Kraftwerk - 34

Klimaschutzmanagerin in Werdohl hat anspruchsvolle Aufgaben.................................... 54 Frühförderstelle: Stärken stärken...................................58 1948: Die D-Mark kommt.......................................... 61 Werdohler Jugendparlament: unkonventionell und geradlinig............................................................ 64 Auf dem Weg zum Rathaus 4.0................................. 67

Echte Sauerländer Werner Bölker - ein Mann und sein Kraftwerk......... 34 Komplett lecker - Fleisch vom Bauern - 44

Luise Wolff beeindruckt mit starken Texten..................72

Komplett lecker und gemütlich Rindfleisch direkt vom Herscheider Bauernhof........ 44 Kolumne: Zwiebelsüppchen und Wein ��������������������� 47

Kultur komplett I-Rock groovt zwischen Metal und Weltmusik.......... 40 Privatmuseum würdigt Künstler Paul Seuthe........... 70 Verkannte Kulturschätze im Märkischen Kreis ��������� 74 Komplett erleben - Frühstückstreff - 32


Komplett erleben Lieblingsplatz: Schloss Grimminghausen.................... 6 PleWo-Stadtfest schon im Mai..................................... 7 10 Jahre Bürgerbus Finnentrop.................................... 7

Komplett aktiv - Lennetrails - 18

P-Weg-Anmeldung....................................................... 7 Plädoyers für die (Schützen-)Monarchie........................17 Fußballweisheiten und Dorfklatsch zum Frühstück.......32 Veranstaltungen: Nichts wie hin! �����������������������42/43

Komplett aktiv Startschuss für Projekt Lennetrails............................ 18 Begeisterung für Schach............................................ 23 Klasse Sache: TV Jahn Plettenberg macht Sportangebot für Kinder mit Behinderung............... 28

Komplett beraten - Fahrrad fit - 20

Musikschule Lennetal: The Show Must Go On.......... 38 Frauenpower beim FC Finnentrop............................. 56

Komplett beraten Kontaktlinsen geben Seh-Freiheit............................. 16 Tipps für die Fahrradsaison........................................ 20 R.B. Makler bietet Rundum-Sorglos-Paket.....................37 Schwerhörigkeit - viel mehr als nur schlecht hören können............................................................. 50 Hören bedeutet Lebensqualität................................. 52 Berufswelt Sauerland - Traum-Bollerwagen - 30

Berufswelt Sauerland Umschulung bringt doppelten Nutzen ����������������������� 8 Bollerwagen, von denen man(n) träumt.................. 30

Komplett in eigener Sache Hubbi-Krimi ���������������������������������������������������������������� 78 Impressum ����������������������������������������������������������������� 82 Hankes Döneken �������������������������������������������������������� 82 Kultur komplett - Verkannte Kulturschätze - 74


AM SCHLOSS GRIMMINGHAUSEN GEHT ES RUND Andreas Späinghaus verrät seinen Lieblingsplatz

Als Geschichtsbummler ist Andreas Späinghaus über die Grenzen Werdohls hinaus bekannt. Wer Mitbürger und Gäste auf Schusters Rappen zu den interessantesten Orten seiner Heimatstadt führt, sollte körperlich fit sein. Vor gut zwei Jahren - zu dieser Zeit nach eigener Beschreibung „noch ein Coachpotato mit stattlichen 107 Kilo Körpergewicht“- entschloss sich Andreas Späinghaus jedenfalls, etwas für seine Fitness zu tun. Gemeinsam mit seinem Sohn nahm er damals zum ersten Mal eine fünf Kilometer lange Runde mit Start am Löschteich nahe Schloss Grimminghausen in Angriff. „Hinterher“, lacht er, „war ich ganz schön platt.“ Das sollte sich schnell ändern. Denn fortan „walkte“ Andreas Späinghaus seine Runde jeden Tag, bei Wind und Wetter. Das blieb nicht ohne Folgen. Letzten Frühling zeigte die Waage nur noch 81 Kilo an. „Ja“, versichert er, „der Wanderweg hier oben an der Sechtenbecke hinauf zur Schutzhütte und zurück ist für mich so etwas wie mein Lieblingsplatz oder meine Lieblingsrunde. Hier habe ich meinen inneren Schweinehund besiegt.“ Apropos Schweinehund. Schweine spielten auch schon einmal eine Rolle bei seinen täglichen Rundgängen. Genaugenommen waren es Wildschweine und zwar eine ganze Rotte: „Es sind so an die zwanzig Stück gewesen,

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Von Martin Büdenbender

die standen eines Morgens nur zehn oder fünfzehn Meter vor mir mitten auf dem Weg. Jede Menge Frischlinge waren dabei, dazu zwei Bachen. Und die bliesen bedrohlich an.“ Blasen nennt der Waidmann das laute Schnauben der Wildschweine, eine Drohgebärde, der durchaus eine Attacke folgen kann. Eine Verletzung zwang Andreas Späinghaus im vergangenen Jahr zu einer längeren Pause. Die hatte er sich übrigens nicht bei der Begegnung mit den Wildschweinen zugezogen. Beim Fototermin mit dem Fotografen des Komplett-Magazins steht er daher zum ersten Mal wieder startklar auf dem Wanderparkplatz neben dem Löschteich. Blinzelnd lächelt er in die tief über dem Schloss stehende Sonne und meint: „Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Runde so fehlen würde.“


PLETTENBERG FEIERT STADTFEST SCHON IM MAI Das PleWo-Stadtfest, bisher immer im Spätsommer oder Herbst angesiedelt, wird erstmals im Mai gefeiert. Vom 4. bis zum 6. Mai wird Plettenbergs Innenstadt in eine Fest- und Veranstaltungsmeile verwandelt. Die 40. Auflage des PleWoStadtfestes ist gleichzeitig die letzte, für die Barbara Benner als städtische Kulturchefin zusammen mit FrankUlrich Sohn verantwortlich zeichnet. Sie wird zum Ende des Jahres 2018 in Pension gehen. In der kompletten Fußgängerzone werden Walking Acts und Straßenmusiker unterwegs sein und Mitmach-Aktionen angeboten. U.a. gibt’s den Clown Utsch, eine Wahrsagerin, die Rollende Waldschule und Eventbaggern. Kinder finden auf dem Graf-Engelbert-Platz am Samstag das Maverland-Indianerdorf und am Sonntag eine bunte Clownshow. Auf dem Sparkassenplatz übt die Kinderfahrschule und auf dem Kirchplatz können nicht nur Kinder an einem Holzworkshop teilnehmen. Am Sonntag veranstalten die MSF Plettenberg den Oldtimer-Frühschoppen vor dem Rathaus in der Grünestraße.

Musik und Show werden auf dem Alten Markt zu erleben sein. Hier wird auch am Freitag, 4. Mai, das Stadtfest mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Am Abend werden die Teilnehmer des Sternfackellaufs der Plettenberger Sportvereine erwartet. Für Partymusik sorgt am Freitagabend die Band Friends aus Süddeutschland. Am Samstag werden überwiegend heimische Akteure das Publikum unterm Stephansdachstuhl unterhalten: u.a. Shanty-Chor Werdohl, TV Jahn Plettenberg, die Chöre Soundsation und Swingin’ Kids der VocalFactory Plettenberg und am Abend die Bands Acoustic Hats und Finest Fathers. Die musikalische Bespaßung am Sonntag haben Benner und Sohn in die Hände der Partyband Meilenstein gelegt. Außerdem werden eine Modenschau sowie Tanzvorführungen der Funkengarde Hülschotten und des Ipirotischen Vereins zu

10 JAHRE BÜRGERBUS IN FINNENTROP

Großer Bahnhof für den Bürgerbus. Der Bürgerbus-Verein Finnentrop feiert am Samstag, 5. Mai, sein zehnjähriges Bestehen. 17 ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen legen täglich 197 Kilometer zurück. Sie sorgen dafür, dass Menschen am öffentlichen

Leben teilhaben können. Sie sind für viele Garant für Mobilität. Sie helfen, wenn die Einkaufslast mal zu schwer ist oder die Füße gar nicht mehr wollen. In manchen Straßen hält der Bürgerbus nach Bedarf auch außerhalb der Haltestellen, um Wege zu erleichtern. Die Erfolgsgeschichte wird mit Gästen aus Politik und Verwaltung, Sponsoren und 14 benachbarten Vereinen am 5. Mai ab 14 Uhr in der Mensa des Schulzentrums Finnentrop gefeiert. Dann stehen die engagierten Ehrenamtlichen im Mittelpunkt.

sehen sein. Aufgrund der großen Resonanz in vergangenen Jahren werden erneut Hubschrauberflüge über Plettenberg angeboten. Der Helikopter startet am Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr auf der Familienwiese in Böddinghausen; dort sind auch die Tickets erhältlich. Das komplette PleWo-Programm finden Sie auf plettenberg.de.

ANMELDUNG P-WEG 2018 Es ist wieder soweit: Der Anmeldestart für den P-Weg-Marathon 2018 für Wanderer, Walker, Läufer und Mountainbiker steht an. In der Nacht vom 28. auf den 29. April (Samstag auf Sonntag) wird um 0 Uhr die Anmeldung auf der Homepage www.p-weg.de freigeschaltet. Um sich einen Startplatz zu sichern, musst du schnell sein. Im vergangenen Jahr waren nach den ersten 10 Minuten bereits rund 1000 Startplätze reserviert und in weniger als einer Stunde waren alle Mountainbike-Strecken komplett ausgebucht. Der P-Weg-Marathon 2018 findet vom 7. bis zum 9. September statt. Den Auftakt macht am Freitag der Nachwuchs beim Kids Race für Grundschulkinder und beim FunNightRun für Jugendliche. Info/ Anmeldung: p-weg.de

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Marissa Klockner, Julia Kuhn, Justyna Magdalena Krauber, Jutta Wrona und Katarzyna Grazyna Kochanska am Arbeitsplatz von Justyna Magdalena Krauber.

UMSCHULUNG BRINGT DOPPELTEN NUTZEN Gust. Alberts GmbH & Co. KG findet Wege zur Fachkräftesicherung Alles wird gut. Da sind sich Justyna Magdalena Krauber und Katarzyna Grazyna Kochanska ganz sicher. Jutta Wrona, Personalchefin bei Gustav Alberts in Herscheid, geht noch weiter. Nicht nur die beiden Umschülerinnen werden ihren Weg machen. Das Unternehmen wird zwei neue Fachkräfte gewinnen. Nur selten entwickelt sich so leicht ein doppelter Nutzen. „Die Suche nach qualifizierten Fachkräften wird immer schwieriger“, sagt Jutta Wrona. Deshalb sei sie immer auf der Suche nach Leuten, die im Unternehmen neue Chancen suchten. Dazu zählen die beiden jungen Frauen und Mohammad Al Zouabi. Justyna Magdalena Krauber (25) schult zur Fachkraft für Lagerlogistik um. Katarzyna Grazyna Kochanska will Industriekauffrau werden. Mohammad Al Zouabi möchte die Prüfung zum Mechatroniker ablegen. Zwei Frauen, zwei unterschiedliche Lebenswege, aber ein Ziel – die abgeschlossene Berufsausbildung. Beide werden vom Unternehmen und der Agentur für Arbeit unterstützt. Der Start für Justyna Magdalena Krauber war nicht leicht. „Nur ein schwaches Wirtschaftsabi“, sagt sie zurückhaltend. Nach der Schule wurde sie schwanger. Eine Ausbildung war nicht drin. Dann trennte sie sich von ihrem Partner. Als das Baby da war, brauchte sie Geld.

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Von Wolfgang Teipel

Ein Zeitarbeitsunternehmen vemittelte die junge Frau als Kommissioniererin zu Alberts. In der Logistik von Alberts stellte sie Aufträge zusammen. „Kein leichter Job“, sagt sie heute. Auf ihren Wegen durch die Regallager im Gewerbegebiet Grünenthal machen die Kommissionierer jede Menge Kilometer. Die junge Frau biss sich durch und fiel schließlich durch Fleiß und Einsatzfreude auf. Deshalb entschloss sich das Unternehmen, Justyna Magdalena Krauber zu übernehmen. Sie nutzte die Chance. Mit Julia Kuhn vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit vereinbarten das Unternehmen und die junge Frau eine zweijährige Umschulung zur Berufsfachkraft für Lagerlogistik. Start war im September 2017. Eine dreijährige Ausbildung wäre für die alleinerziehende Mutter nicht möglich gewesen. Durch das Förderprogramm WeGebAU kann sie ihr Leben während der Umschulung ohne Kopfzerbrechen weiterhin finanzieren. Diese Förderung spielt nicht nur bei Alberts eine immer größere Rolle. „Das Programm existiert zwar schon seit einiger Zeit“, berichtet Julia Kuhn. „Vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels nutzen es die Unternehmen inzwischen häufiger.“ Bei Katarzyna Grazyna Kochanska lief der Start in die Umschulung über die Wiedereinstiegsberatung der


Agentur für Arbeit. Die junge Frau aus Halver stammt ursprünglich aus Polen. Ihr Studium hatte sie dort nicht beendet, aber vier Jahre bei einem Unternehmen im Bereich Einkauf gearbeitet. „Als ich vor sieben Jahren dann nach Deutschland kam, habe ich zuerst einen Sprachkurs gemacht. Nachdem mein zweiter Sohn dann im Kindergarten war, habe ich gesagt: ‘Jetzt muss ich etwas für mich tun’“, blickt Katarzyna Grazyna Kochanska zurück. Sie wandte sich an die Agentur für Arbeit und gelangte mit Marissa Klockner als Wiedereinstiegsberaterin bei der richtigen Ansprechpartnerin. Marissa Klockner leitete eine Bewerbung bei Gustav Alberts in die Wege. Vorstellungsgespräch und Einstellungstest folgten. Auch der Erfolg stellte sich ein. Die 33-Jährige startete am 1. September 2017 ihre Umschulung zur Industriekauffrau. Marissa Klockner hat sich auf die „stille Reserve“ spezialisiert. Als Wiedereinstellungsberaterin betreut Marissa Klockner fast ausschließlich Frauen, die sich, etwa aus familiären Gründen, vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. In Zeiten des Fachkräftemangels kümmert sich Marissa Klockner darum, dieses schlummernde Potenzial zu heben. Sie ermittelt die Kenntnisse und Qualifikationen interessierter Frauen und begleitet sie bei der Rückkehr in den Beruf. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl. „Frauen neigen dazu, ihre Stärken zu unterschätzen, vor allem wenn sie länger aus dem Beruf raus sind. Ich hole sie da ab, wo sie gerade sind“, erklärt Marissa Klockner. Die Durchschnittsfrau, die zu ihr komme, sei zehn bis 20 Jahre Zuhause geblieben, bevor sie wieder in den Beruf einsteigen wolle. Vermehrt falle ihr dies im Südkreis auf. Ein großer Anteil dieser Frauen besitze sogar akademische Abschlüsse. Für die Firma Gustav Alberts sind die Umschulungen eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir brauchen viele Fachkräfte. Obwohl wir stark ausbilden, ist es schwierig, zusätzliche Kräfte im eigenen Haus zu mobilisieren, sich noch einmal eine Ausbildung oder eine Umschulung vorzunehmen“, sagt Personalleiterin Jutta Wrona. Auch deshalb sei sie froh, dass die Agentur für Arbeit Programme wie das WeGebAU aufgelegt hat. Die merkwürdige Abkürzung bedeutet übrigens „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen.“ WeGeBAU hin oder her: Den drei aktuellen Alberts-Umschüler kann das wurscht sein. Sie haben den Einstieg in die Umschulung mit Erfolg geschafft. Und Jutta Wrona ist sicher, dass auch die Sache mit dem doppelten Nutzen klappt: „Das Trio wird die Zwischenprüfung schaffen“, sagt die Personalleiterin.

Gefahren für Region und Unternehmen Eine Untersuchung der Gesellschaft zur Wirtschaftsund Strukturförderung im Märkischen Kreis mbH nennt Gefahren für südwestfälische Unternehmen und die regionale Wirtschaft: • 21 Prozent der Unternehmen sehen durch Fachkräftemangel die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft in Gefahr • 32 Prozent sehen aktuell keine Defizite, doch in Zukunft Probleme auf sich zukommen • Für 38 Prozent wird der Fachkräftemangel in bestimmten Branchen zum Thema, speziell: metallbearbeitende Berufe, technische Berufe, IT-Bereiche, Ingenieure und Techniker, Ärzte und Pflegepersonal, Maschineneinrichter und Werkzeugbauer

Das sind die Stolpersteine • 29 Prozent der befragten Unternehmen geben an, keine Strategien zur Wissenssicherung zu verfolgen, obwohl in naher Zukunft zahlreiche der Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden • Junge Fachkräfte wünschen eine individuelle Planung ihrer Laufbahn, doch nur die Hälfte der befragten Unternehmen bietet ihnen einen Karriereplan • Grundlage für eine zielgerichtete Weiterbildungsplanung ist eine Bedarfsanalyse, ein Viertel der befragten Unternehmen gibt allerdings an, nicht regelmäßig den Qualifizierungsbedarf zu ermitteln

Hier sehen die Unternehmen Handlungsbedarf • Praxisorientierte Berufsorientierung (85 Prozent) • Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft (59 Prozent) • Unterstützung beim Übergang Schule-Beruf (50 Prozent) • Individuelle Förderung in der Schule (47 Prozent) • Qualifizierte Vorschulbildung (35 Prozent) • Mehr Karrierechancen für Frauen sowie eine verbesserte Kinderbetreuung stehen bei den Nennungen weit unten, obwohl dies in Zukunft immer wichtiger werden wird.

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Text Ina Hoffmann Fotos Martin Büdenbender

IST LESEN EIGENTLICH NOCH IN? Ist Lesen eigentlich heutzutage noch in? Sieht man sich die Generation „Kopf runter“ an, die den Großteil der Freizeit mit dem Blick aufs Smartphone verbringt, muss man annehmen, der Gang zum Bücherregal sei für sie keine Option. Wenn heute schon Kleinkinder ganz selbstverständlich auf einem Tablet spielen, scheinen die Tage der Leihbibliotheken gezählt. Doch stimmt das

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wirklich? Wir haben bei denen nachgefragt, die es wissen müssen: Gunhilde Herzig-Schürmann, die gemeinsam mit Christiane Flick-Schöttler die Stadtbücherei in Plettenberg leitet, sowie Klaudia Zubkowski, Leiterin der Stadtbücherei Werdohl, und Sandra Horny, Leiterin der Stadtbücherei Neuenrade, geben Einblick in ihre Büchereien und die Ausleihgewohnheiten ihrer Nutzer.


WARUM BÜCHEREIEN ÜBER SICH HINAUSWACHSEN MÜSSEN, UM ZU BESTEHEN Neben den klassischen Ausleihmedien, den Büchern, Zeitschriften und Tageszeitungen, haben die Stadtbüchereien ihr Sortiment schon vor vielen Jahren um Hörbücher, CD-Roms, DVDs und Konsolenspiele erweitert. „Man muss einfach mit der Zeit gehen und den Menschen das anbieten, was sie interessiert. Deshalb ist es wichtig, auch neue Trends einzubeziehen, wie etwa die Ting-Bücher, die mithilfe eines Stifts mit ihrem Leser sprechen“, erklärt Gunhilde Herzig-Schürmann. Aus diesem Grund wird das Sortiment der Büchereien beständig erweitert. Erscheint ein neues Buch, von dem die Mitarbeiter aus jahrelanger Erfahrung wissen, dass es bei den Nutzern stark gefragt sein wird, dauert es gerade einmal einen Tag, bis es in den Regalen zu finden ist. „Das Lesen in physischer Form ist durchaus noch beliebt, vor allem bei Erwachsenen und Kindern im Grundschulalter. Ab dem 7. Schuljahr lässt die Begeisterung bei vielen erst mal nach“, weiß Sandra Horny. „Es ist heute schwieriger, Kinder zu begeistern. Es strömt durch die neuen Medien so viel auf sie ein, sie bekommen so viel geboten in der digitalen Welt. Dadurch mangelt es vielen an Bewegung und sie sind unkonzentrierter. Schon aufmerksames Zuhören fällt manchen schwer“, schildert Gunhilde Herzig-Schürmann ihre Erfahrungen.

Sachbücher sind nicht mehr gefragt „Trotz des ständig aktualisierten Bestands gehen die Ausleihzahlen, auf das Ganze betrachtet, beständig zurück“, weiß Gunhilde Herzig-Schürmann zu berichten. Das sei vor allem auf die Sachbücher zurückzuführen. Ein Problem, das alle drei Bibliothekarinnen kennen. „Früher hat-

ten wir den Anspruch, alle Wissensgebiete zu bedienen. Aber die Sachbücher können heute einfach nicht mehr mit dem schnellen Fortschritt mithalten. Es dauert seine Zeit, bis alle Informationen für ein Buch zusammengetragen sind und es veröffentlicht werden kann. Deshalb sind viele Sachbücher schon überholt, wenn sie auf dem Markt erscheinen. In dieser Sparte hat das Internet ganz klar die Nase vorn“, so Gunhilde Herzig-Schürmann. Deshalb sammelt sich auf vielen Sachbüchern der Staub an. „Was heute gar nicht mehr genutzt wird, sind Lexika. Die gibt es überhaupt nicht mehr. Kein Brockhaus, kein Meyersches, einfach gar nichts mehr davon. Dafür hat man jetzt das Internet. Das ist schneller, aktueller und bequemer“, weiß Klaudia Zubkowski von der Stadtbücherei Werdohl. Nur noch wenige Bereiche der Sachbücher werden überhaupt noch gefragt, wie Klaudia Zubkowski weiß: „Reiseführer, Kochbücher und Gartenbücher finden Interesse. Kochen ist ja gerade wieder ein Hype. So eine Information hat man doch lieber in der Hand, als vor einem Bild-

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Selber lesen oder auch vorlesen lassen, beides ist in der Bücherei möglich.

schirm zu sitzen. Der ist ja auch nicht sehr praktisch in der Küche oder im Garten.“ Aus dem geringen Interesse an Sachbüchern ziehen die Leiterinnen ihre Konsequenzen: Wie in Werdohl soll auch in Plettenberg der Sachbuchbereich in den kommenden Jahren deutlich verkleinert werden. Man wolle Platz für Neues schaffen, erklärt Gunhilde Herzig-Schürmann. Trotzdem sind Büchereien auch im digitalen Zeitalter noch ein Ort, an dem Schüler für Referate Informationen finden können. An PC-Arbeitsplätzen, die in allen drei Büchereien vorhanden sind, können sie im Internet surfen, Informationen ausdrucken oder aus Sachbüchern kopieren und scannen. An den Arbeitstischen können gemeinsam Hausaufgaben gemacht und mit dem freien WLAN Präsentationen vorbereitet werden. „Wer lieber mit digitalen Medien lernt, dem kann durch die zahlreichen Materialien im E-Learning, die über die Onleihe erreichbar sind, geholfen werden“, erklärt Sandra Horny. Obwohl man glauben könnte, Kinder und Jugendliche würden heute die Nasen nicht mehr in Bücher stecken, wo ihnen auf den Smartphones die ganze digitale Welt zur Verfügung steht, sind die Ausleihzahlen in den Bereichen Roman, Kinder- und Jugendbücher stabil. Sandra Horny aus Neuenrade hat Hoffnung, dass auch die Jugendlichen weiterhin lesen werden: „In den letzten

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Jahren kamen gerade für die Teens tolle Buchserien auf den Markt, die viele Leser begeistert haben.“ In Plettenberg sind die Jugendbücher sogar der größte Ausleihbereich.

Zahlreiche Aktionen locken in die Büchereien Das ist auch auf die Arbeit zurückzuführen, die die Bücherei-Teams leisten, um schon Kleinkinder für Bücher zu begeistern. Zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen für alle Altersgruppen ziehen die Menschen in die Büchereien. In Neuenrade krabbeln Kleinkinder bei den Treffen der Krabbelgruppen, eine Kooperation mit dem städtischen Familienzentrum, zwischen den Regalen herum und hören den Singspielen zu, während sich die Eltern austauschen und Tipps zu neuen Vorlesebüchern und mehr bekommen. Bei den „Naturforschern“ kommt das theoretische Wissen, das die Kinder in Büchern erworben haben, zur Anwendung, wenn sie gemeinsam den nahen Wald besuchen oder Nistkästen bauen oder anhand von selbst gebastelten Papierfliegern lernen, warum Flugzeuge fliegen können. Im „Bilderbuch-Kino“ und bei den „Bücherzwergen“ lauschen in Plettenberg die 4bis 7-Jährigen den Lesepaten, die ehrenamtlich vorlesen,


um anschließend gemeinsam zu basteln. Ob „Lesestart“, Puppentheater, „Wir sind Bürgermeister“, Fußballpartys oder Star-Wars-Read-Days - die Kreativität der Bibliothekarinnen fördert immer neue tolle Aktionen zu Tage, die Kinder und Jugendliche zum Lesen animieren. Regelmäßig werden in den drei Büchereien Führungen und Rallyes für Kindergärten und Schulen angeboten, damit die Kinder die Bücherei kennenlernen. „Alle Kitas aus der Stadt kommen mit ihren Vorschulkindern zu uns. Wir erzählen eine Geschichte vom Raben Socke und seinen Freunden. Anschließend sollen die Kinder die versteckten Plüschtiere in unseren Räumen finden. Dabei entdecken sie spielerisch die Bücherei“, erzählt Gunhilde Herzig-Schürmann. Der Sommerleseclub erfreut sich großer Beliebtheit. Hier lesen 8- bis 12-Jährige in den Sommerferien Neuerscheinungen aus einem großen Pool an extra für sie zusammengestellten Büchern - und das freiwillig. Für jedes gelesene Buch gibt es einen Stempel ins Logbuch, das am

der Bücher gesehen wurden, sieht man in den Büchereien keineswegs als Bedrohung, sondern als Erweiterung des Angebots. In der Onleihe, dem Online-Angebot, dem sich die Stadtbüchereien angeschlossen haben, kann jeder Nutzer ohne weitere Zusatzkosten E-Books herunterladen und sie, ebenso wie bei den gedruckten Exemplaren, für eine bestimmte Zeit ausleihen. Wer keinen eigenen Reader hat, kann in Plettenberg für den Urlaub ein Gerät ausleihen, auf dem schon 50 E-Books vorin­ stalliert sind. „Obwohl das Angebot der Onleihe gut genutzt wird, hören wir oft den Satz: Ich habe lieber ein richtiges Buch in der Hand“, erzählt Sandra Horny. „Alles ist im Umschwung und wir wollen uns der Herausforderung stellen und unseren Beitrag dazu leisten, dass weiterhin gelesen wird. Kinder fragen manchmal bei den Führungen, wieso sie denn lesen sollen. Lesen ist nicht nur für Deutsch wichtig, sondern für alle Schulfächer. Wer nicht richtig lesen kann, hat es schwer im Leben. Man muss Verträge aufmerksam lesen oder mit

Ende der Ferien eingesammelt wird. Bei der großen Abschlussparty gibt es für jeden erfolgreichen Teilnehmer ein Zertifikat, das einen positiven Eintrag im nächsten Zeugnis bringen kann. In Plettenberg beteiligten sich im letzten Sommer 260 Schüler an der Aktion. Auch die Erwachsenen werden mit zahlreichen Veranstaltungen in die Stadtbüchereien gelockt: Bei den kreativen 90-Minuten-Angeboten in Plettenberg wird gemeinsam gebastelt; in Neuenrade sind die Damen beim Frauenkino ganz unter sich; in Werdohl wird beim Sommerkabarett gelacht und Konzerten gelauscht. Mit den Traumfängern träumen sich die Werdohler drei Stunden lang in andere Welten und werden dabei zu Orks oder Prinzessinnen. Beim Senioren-Forum erhalten Plettenberger Rentner viele nützliche Tipps von Referenten aus verschiedensten Bereichen.

Betriebsanleitungen etwas zusammenbauen. Wer das nicht kann, bekommt Probleme“, plädiert Gunhilde Herzig-Schürmann. So ist zu hoffen, dass Bücher auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden - egal ob in gedruckter oder digitaler Form.

„Wir wollen digitale Medien nicht verteufeln“ Auch in Büchereien geht ohne digitale Medien heute gar nichts mehr. Um im Gespräch zu bleiben, präsentieren sich die Stadtbüchereien Plettenberg und Neuenrade auf Facebook und Instagram. In Werdohl kann man seit Anfang des Jahres beim Bi-Parcours eine Schnitzeljagd mit dem Smartphone machen. Und in Plettenberg werden gemeinsam über Bilderbuch-Apps Geschichten auf dem Tablet erlebt. „Wir verteufeln neue Medien nicht. Telefon: 02391/1755 Sie bieten tolle neue Möglichkeiten und man kann viele sinnvolle Dinge damit machen“, sagt Gunhilde Herzig-Schürmann. E-Books, die bei ihrem Aufkommen von vielen als Feind

Ist Ihr Automatik-Getriebe WARTUNGSFREI? Über die Zeit wird das Öl in Ihrem Automatik-Getriebe und in Ihrer Servolenkung abgebaut. Beachten Sie, dass nur ein regelmäßiger Service teure Getriebe- und Lenkungsschäden vermeiden kann. Der Grund, warum sich Öle mit der Zeit abbauen, sind die hohen mechanischen und thermischen Belastungen. Das verbrauchte Öl ist oft Ursache für schlechten Fahrkomfort und teure Schäden. Getriebe- und Fahrzeughersteller empfehlen deshalb einen regelmäßigen Service von Automatikgetrieben und Servolenkungen. Dabei wird das gesamte Öl gewechselt und die jeweiligen Systeme gereinigt. Das einzigartige Servicekonzept ermöglicht dies professionell, rasch und effektiv! Lassen Sie Ihr Öl noch heute analysieren! Wir sind Ihr autorisierter ATF-ServiceSpezialist und beraten Sie gerne:

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KLAUDIA ZUBKOWSKI UND DIE WERDOHLER STADTBÜCHEREI Seit 39 Jahren eine echt gute Lebensgemeinschaft Die Leiterin der Werdohler Stadtbücherei ist das, was man ein echtes Urgestein nennt. Seit fast 40 Jahren prägt Klaudia Zubkowski maßgeblich und mit ungebrochenem Elan nicht nur die Bücherei, sondern irgendwie die ganze Stadt gleich mit. Sie kennt jeden in Werdohl und ist gern gesehene Ansprechpartnerin für Stadt, Stadtmarketing, sämtliche Kulturvereine und natürlich die vielen Bürger, die bei ihr nicht nur Bücher ausleihen, sondern ihr auch immer mal wieder ihr Herz ausschütten. Klaudia Zubkowski hat für jeden ein offenes Ohr und nicht selten einen echt guten Rat parat. Wer sie kennenlernt, wird schon nach kurzer Zeit feststellen, dass sie zudem über eine ordentliche Portion Humor verfügt.

Von Iris Kannenberg

Da war ich gerade 23 Jahre alt. Hat sich die Stadtbücherei für Sie in den vergangenen vier Jahrzehnten sehr geändert? Komplett! Von dem, was ich damals gelernt habe, kann ich nur noch wenig anwenden.

Super, dass wir es endlich geschafft haben, uns hier zu treffen. Jetzt will ich natürlich mal ein bisschen was von Ihnen wissen. Ja, was denn? (lacht) Schießen Sie los!

Inwiefern? Nun, allein das Angebot. Bücher sind fast das wenigste, was ich hier anbiete. Das ist doch sehr in den Hintergrund getreten. Leider! Dafür durften wir ganz viel Neues dazulernen. Wie man mit einem Computer umgeht. Einen Drucker dazu bekommt, tatsächlich zu drucken. Was ein QR-Code ist und warum der auch verkehrtherum funktioniert. Wie man einen Beamer anschmeißt und damit ein Kino betreibt. All diese wunderbaren Dinge eben, die unsere schöne neue Welt so mit sich bringt. Und die sich täglich ändern.

Na, zum Beispiel, wie lange Sie schon in Werdohl sind und hier die Stellung halten als Leiterin der Stadtbibliothek. Sie wohnen ja eigentlich in Lüdenscheid… Oh, da stellen Sie mir jetzt eine spannende Frage. Hmm, also angefangen habe ich hier im August 1979.

Was machen die vielen Leute dann hier? Ich sehe einige gerade lesen… Ach ja, dafür wird die Bücherei nach wie vor gerne genutzt. Es wird natürlich noch viel Belletristik gelesen, aber das, was früher der sogenannte Bildungsbürger war,

Bi-Parcours - Bücherei-Erlebniswelt für Kinder und Jugendliche Mit dem Spiel Bi-Parcours wird die Stadtbücherei Werdohl besonders für Kinder und Jugendliche auf komplett neue Weise erlebbar. Mitarbeiterin Petra Polo erläutert das Spiel, das allein oder in der Gruppe gespielt werden kann. Um was handelt es sich bei diesem Bi-Parcours-Spiel? Es ist wie eine Schnitzeljagd. Man muss Aufgaben lösen und Dinge suchen und dabei den ganzen Raum erkunden. Zunächst einmal braucht man dafür ein Smartphone und muss sich eine App herunterladen. Der „Bildungspartner NRW“ hat diese Parcours-App mitentwickelt, um Wissenswertes einfacher und spannender, besonders

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den gibt es einfach heute hier nicht mehr so oft. Früher hatte man von jedem Künstler, jeder Stadt, jedem Konzerthaus und zu jedem Sachgebiet Bildbände und Literatur hier stehen. Und die wurden auch ausgeliehen. Die Informationen darüber bekam man ja nur hier. Wie ist das für Sie, diesen krassen Wandel hinein ins digitale Zeitalter so hautnah mitzuerleben? Wächst man da so rein oder fällt das schwer, sich von alten Gegebenheiten zu trennen? Ja, man wächst da einfach so rein. Es bleibt einem ja gar nichts anderes übrig. Das kam ja alles nicht über Nacht, aber doch recht zügig. Heute haben wir allein vier Computer hier stehen mit Webzugang. Wir leihen DVDs aus, CDs und ganz viele Hörbücher. Dazu kommen digitale und elektronische Spiele und der neue Bi-Parcours. Gibt es auch etwas, was sich nie ändern wird? Was sich nie ändern wird, sind die vielen Jugendlichen, die regelmäßig vorbeikommen. Die wachsen einfach irgendwie nach. Die sind in einem bestimmten Alter gerne hier und bringen viel Leben in die Bücherei. Wobei ich persönlich jetzt öfter denke, wenn die Kinder, mit denen ich damals angefangen habe, mit ihren Enkeln an der Hand zum Kinderkino kommen, wird es vielleicht langsam Zeit aufzuhören. 39 Jahre sind einfach eine irre lange Zeit.

Kindern und Jugendlichen, nahezubringen. Dann würde man bei uns auf die Homepage gehen, auf der ein QRCode zu finden ist, den man einliest. Damit ist man freigeschaltet und kann loslegen. Oder man kommt direkt zu uns in die Bibliothek. Hier findet man den QR-Code bei uns am Tresen. Wie genau sieht so ein Bücherei-Parcours aus? Was passiert da exakt? Wir haben zum Beispiel einen Parcours für Schulkinder, die zu zweit gegeneinander antreten können. Man kann aber auch als ganze Gruppe gegeneinander antreten oder einen Einzelparcours laufen. Man kann Orte suchen, viele verschiedene Aufgaben lösen, die mit unserer Bücherei und unseren Medien zu tun haben, und dabei Punkte sammeln. Dazu muss man sich richtig rein-

Werdohl leistet sich als Kleinstadt diese schöne Bibliothek. Ist auch das eine besondere Herausforderung? Muss man sich da immer wieder etwas Neues einfallen lassen? Um attraktiv zu bleiben? Als Leiterin konnte ich hier vieles selbst gestalten und natürlich hänge ich an dieser Stadtbücherei und will sie erhalten. Um sie attraktiv für möglichst viele Bürger zu machen, versucht man eben ganz viele Netzwerke zu knüpfen und darin zusammenzuarbeiten. Sei es mit der Stadt, den Schulen, der Volkshochschule, privaten Kulturvereinen oder dem Stadtmarketing. Und auch interessante Events in die Bücherei zu holen. So haben wir zum Beispiel seit 2010 den Kreativmarkt Klaudia hier. Zubkowski

Fühlen Sie sich eigentlich wohl in Werdohl? Ich meine jetzt erst mal hier in der Stadt. Ja, auf jeden Fall. Werdohl ist schön. Besonders im Sommer, wenn man an der Lenne entlang spazieren gehen kann. Der Fluss und das viele Grün. Auch die Einkaufsmöglichkeiten sind vielfältig. Mir gefällt es hier. Eigentlich gehöre ich nach 39 Jahren ja auch zum Werdohler Inventar. In Werdohl wird einfach auch viel angeschoben, es gibt ein echtes Interesse einer breiten Bevölkerungsschicht an der Stadt. Und ein interessantes Netzwerk unter den Kulturschaffenden. Ich mache meine Arbeit hier sehr gerne, sonst wäre ich nicht so lange hier geblieben. Und ich durfte mit meinen Aufgaben auch immer wachsen. Langweilig war mir hier noch nie.

knien, manche Aufgaben sind gar nicht so einfach zu lösen. Ganz nebenbei lernt man dabei auch noch die Bücherei spielerisch kennen. Gibt es auch andere Anwendungen für Bi-Parcours? Ja, man kann die App auch in Museen einsetzen, in Kirchen, zur Stadtführung und vielem anderen mehr. Voraussetzung ist, dass man zu den Bildungsträgern gehört, das sind Schulen, Museen, Kirchen, Büchereien, Jugendzentren etc. Ich bin technisch nicht besonders versiert und habe es doch ganz einfach geschafft, Bi-Parcours für unsere Stadtbücherei zu modifizieren. Jetzt sind wir natürlich gespannt, wie gut das Spiel angenommen wird und freuen uns auf viele Mitspieler.

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Advertorial

KONTAKTLINSEN GEBEN SEH-FREIHEIT

Unsichtbare Sehhilfen auch für Kinder und Jugendliche sehr gut geeignet

Kontaktlinsen ermöglichen eine uneingeschränkte Rundumsicht und sind gerade für aktive Menschen die optimale Lösung.

Kontaktlinse oder Brille ? Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland trägt eine Brille. Nach unserer Einschätzung trägt weniger als ein Drittel davon auch Kontaktlinsen.

Was ist der Grund dafür? Dazu antwortet Ingo Geck vom Sehzentrum Bitzhenner in Plettenberg: „Ich denke, es liegt an der mangelnden Aufklärung und professionellen Begleitung des interessierten Kunden. Wir im Sehzentrum gehen seit über 20 Jahren einen anderen Weg. Schulungen, modernste Messmethoden, videounterstützte Überprüfungen des vorderen Augenabschnitts und eine sehr gute Einweisung in die Handhabung und Pflege der Linsen sind für uns selbstverständlich und genau der richtige Weg.”

Für jedes Auge die geeignete Linse Ob Mensch und Linse eine gute Verbindung eingehen können, hängt entscheidend von der richtigen Wahl der Kontaktlinse ab. Der Markt hält eine für den Laien zunächst unüberschaubare Vielfalt an Möglichkeiten bereit: formstabiles oder weiches Material, Linsen bei Hornhautverkrümmung, Tages-oder Monatslinsen, Gleitsichtlinsen für die Ferne und Nähe, farbige oder Ortho-K Nachtlinsen für linsen-und brillenfreies Sehen am Tag. Die Kontaktlinsenspezialisten im Sehzentrum Bitzhenner untersuchen die Augen umfangreich, ermitteln im persönlichen Gespräch den Bedarf und empfehlen den am besten geeigneten Linsentyp.

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Kontaktlinsen für Kinder und Jugendliche Lilian-Eyleen hat sich für Kontaktlinsen entschieden. Die Jugendliche ließ sich im Sehzentrum Bitzhenner beraten und übte mit Ute Isenberg das Einsetzen der Linsen. Inzwischen legt sie dabei schon eine gewisse Routine an den Tag. „Ich fühle mich wohl mit den Kontaktlinsen. Ich kann sie sogar beim Schwimmen tragen”,erzählt die aktive Sportlerin. Kinder sind hervorragend als Kontaktlinsenträger geeignet. Sie sind sehr aktiv in der Freizeit und beim Schulsport. „Die jungen Kunden sind aus unserer Erfahrung sehr anpassungs- und lernfähig. Es ist sehr wichtig, dass die Eltern ihre Kinder unterstützen und bei der gesamten Anpassung der Linsen dabei sind”, sagt Ingo Geck. „Wir laden unsere Kunden halbjährlich zum Verträglichkeitscheck ein. Das bietet dem Kunden eine hohe Sicherheit. Wir schicken unseren Kunden die Linsen auch gerne zu, manchmal sogar bis nach China oder Australien.“ Sicheres Kontaktlinsentragen für Leute von 8 bis über 80 Jahren bietet das Spezialistenteam vom Sehzentrum Bitzhenner.

Bitzhenner Sehzentrum Plettenberg Inh. Ingo Geck Am Obertor 1 - 58840 Plettenberg Tel. (02391) 2304 - Fax (02391) 3453 info@optik-bitzhenner.de www.optik-bitzhenner.de


PLÄDOYERS FÜR DIE MONARCHIE Warum es erstrebenswert ist, Schützenkönig zu werden

Einmal Schützenkönig sein! Das ist für manchen Sauerländer - und inzwischen auch manche Sauerländerin ein Lebenstraum. Doch die Sauerländer Monarchie bröckelt. Die Bereitschaft, das mit der Schützenregentschaft verbundene Engagement aufzubringen, ist rückläufig. Die amtierenden Plettenberger Schützenmajestäten halten dagegen und machen potenziellen Nachfolgern die Königswürde schmackhaft. „Ich würde sofort wieder auf den Vogel anhalten“, sagt Matthias Rameil vom Schützenverein Landemert und ist sich darin mit den fünf weiteren Königen in der Vier-Täler-Stadt einig. Überhaupt: Wenn der Entschluss erst mal gefasst und die Hürde am Schießstand genommen wurde, ist der Rest offenbar purer Genuss. „Mit ‚Hallo Majestät’ begrüßt zu werden, das hat schon was“, gibt Ulf Bertermann von der Schützengesellschaft (PSG) zu. Da stimmt ihm Uwe Teckhaus aus vollem Herzen zu. Drei Anläufe nahm er, um in Eiringhausen Schützenkönig zu werden. Nun genießt er sein Jahr in vollen Zügen. Partnerinnen und Freunde müssen mitziehen. Ohne sie geht es nicht, das betonen alle. Nicht nur, weil man sich anfallende Kosten im Hofstaat teilt. Dirk Schulze (SV Oestertal) ist erst auf sanften Druck seiner Frau Petra zum Königsanwärter geworden. Die war Schützenkönigin 2011 und infizierte ihren Mann mit dem Schützenvirus. „In meinem Königsjahr versuche ich, alle Feste mitzunehmen, weil es sehr viel Spaß macht.“ Dazu trägt das freundschaftliche Verhältnis der Plettenberger Könige untereinander maßgeblich bei. Zusammen bilden sie den Königsclub 2017. „Ich kann mich auf die anderen verlassen, mir auch mal einen Rat holen und wir feiern gerne zusammen“, erzählt David Schnell (Blau-Weiß Sundhelle). „Ich kann nur jedem empfehlen, einmal Schützenkönig zu werden“, betont Benjamin Groll (SV Grünetal). Auch seine Königin Jaqueline Timm , selbst gerade 25 Jahre jung, hofft, dass sie „auch ein Vorbild für Jugendliche im Verein“ sein können, damit diese sich aktiv einbringen. Es kostet gar nicht mal so viel Geld wie viele annehmen, allerdings eine Menge Zeit, doch die, da ist sich der Plettenberger Königsclub 2017 einig, sei sinnvoll investiert.

Von Bernhard Schlütter

Schützenfesttermine komplett Plettenberg 26. bis 29. April Grünetal 10. bis 13. Mai Landemert 15. bis 18. Juni PSG 27. bis 30. Juli Sundhelle 17. bis 20. August Eiringhausen Werdohl 29. Juni bis 2. Juli Neuenrade 22. bis 24. Juni Küntrop 6. bis 8. Juli Affeln 27. bis 29. Juli Neuenrade Herscheid 6. bis 8. Juli Finnentrop 18. bis 20. Mai Hülschotten 16. bis 18. Juni Serkenrode (200. Jubiläum) 22. bis 25. Juni Schönholthausen- Ostentrop (200. Jubiläum) 30. Juni bis 2. Juli Finnentrop 28. bis 30. Juli Fretter 4. bis 6. August Lenhausen (200. Jubiläum) 8. bis 10. September Bamenohl Balve 18. bis 20. Mai Volkringhausen

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MOUNTAINBIKER ARBEITEN AM PROJEKT LENNETRAILS Startschuss für ein ambitioniertes Vorhaben: Leader- Mountainbike-Projekt in der Planungsphase Mountainbiker lieben Trails. Beim Fahren auf meist schmalen, kurvenreichen und coupierten Wegen schlagen ihre Herzen höher. Im mittelgebirgigen Sauerland finden sich hervorragende Voraussetzungen für die Anlage solcher Trails. Etliche passionierte Mountainbiker aus dem Lennetal haben daher die Initiative ergriffen und das Projekt „Lennetrails“ angestoßen. Es sollen die schönsten Mountainbiketrails der Lenneschiene ermittelt, ausgewiesen, zum Teil neu angelegt, zu einem regionalen Wegenetz zusammengeschlossen und mit Freizeitangeboten hinterlegt werden. Dank der Leader-Region Lenneschiene ist die sportliche Vision auf dem Weg der Verwirklichung.

Von Bernhard Schlütter

Unter der Federführung der Stadt Iserlohn beteiligen sich die Städte und Gemeinden Altena, Iserlohn, NachrodtWiblingwerde, Plettenberg und Werdohl am ambitionierten Vorhaben. Vor allem aber sind es Mountainbike-Vereine und engagierte Mountainbiker aus dem Lennetal, die die Lennetrails mit Leben füllen.

Geeignete Strecken für Anfänger und Geübte Wie Luca Schawag aus Plettenberg. Der 19-Jährige hatte vor zwei Jahren noch als Schüler des Albert-SchweitzerGymnasiums eine Facharbeit zum Thema erstellt. Nun bringt er sich beim Projekt Lennetrails mit ein. „Unse-

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re Wunschvorstellung ist, dass in jeder Lenneschienen-Kommune verschieden lange Runden mit abwechslungsreichen Trails unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade geschaffen werden“, erzählt Luca. Die Strecken sollten so gestaltet sein, dass sie sowohl den Anfänger nicht überfordern, als auch dem geübten Sportler den Anreiz geben, mit seinem Mountainbike im Lennetal zu trainieren. Optimalerweise würden diese zum Beispiel 20, 30 und 40 Kilometer langen Rundstrecken von den Bahnhöfen ausgehen und so markiert sein, dass auch ortsfremde Mountainbiker sich zurechtfinden. „Dann könnten Mountainbiker mit dem Zug auf der Lenneschiene fahren und direkt vom Bahnhof losradeln.“ Gewünscht ist darüber hinaus die Anbindung an gastronomische Angebote und attraktive Freizeiteinrichtungen.

Konfliktfreie Wegenutzung Einige aus ihrer Sicht mögliche Streckenführungen haben die Mountainbiker im Lennetal schon mal ausgeguckt. Dabei sollen vorhandene Wege genutzt und darüber hinaus attraktive Trails gebaut werden. Bei der Auswahl der Wege steht aber die Abstimmung mit anderen Nutzergruppen des Waldes an vorderster Stelle. Konflikte sollen bereits durch die Auswahl der Strecken vermieden werden. Daher werden auch die einzubindenden Nutzergruppen wie Waldeigentümer, Jägerschaft, Naturschutz, Wanderer und Reiter frühzeitig bei der Auswahl der Wege beteiligt und befragt. Vielfach könnten Synergien genutzt werden. So überarbeiten SGV-Abteilungen der Lenneschiene derzeit das Wanderwegenetz, mit dem Ziel, eher weniger, dafür hochwertigere Wanderrouten auszuweisen. „Mountainbike-Vereine oder -Initiativen könnten die Pflege ausgewählter Wege übernehmen“, regt Luca an. Angesprochen werden sollen auch die Jugendlichen in der Region. Im Rahmen des Projektes sollen innovative Angebote für Jugendliche wie zum Beispiel Kurse, Events und Aktionen entwickelt werden. Die Jugendlichen sollen gezielt an den Sport herangeführt werden, zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Schulen und Sportvereinen.

Schottland als glänzendes Vorbild Als Vorbild für die Lennetrails könnte Lucas Meinung nach Schottland dienen: „Schottland ist als die Mountainbike-Region in Europa bekannt - und das schon seit etwa 15 Jahren. Wir haben genau so gute Wege vor der Haustür und wollen da was draus machen.“ Aber auch in näherer Umgebung gibt es gute Beispiele für Flowtrails, z.B. in Brilon, Siegen, Bad Endbach (Hessen) und Stromberg (Hunsrück). Mit der Topografie und der Landschaft eigne sich auch das Lennetal hervorragend für ein attraktives Mountainbike-Angebot, das Einheimischen ebenso zugutekäme wie es die Region für Touristen interessant machen würde.

Wie geht es weiter? Mit den erarbeiteten Zielen und Anforderungen an die Lennetrails setzen sich die Mountainbiker mit dem Büro Bike Projects und den kommunalen Ansprechpartnern zusammen, um geeignete Wege auszuwählen. Mit diesen ersten Ideen geht’s in die Abstimmungsgespräche mit allen zu beteiligenden Akteuren. Bis Ende 2018 sollen die Lennetrails geplant und abgestimmt sein. Für diese Planungsphase steht eine Leader-Fördersumme von rund 66.500 Euro zur Verfügung. Ab dem Jahr 2019 könnte dann in jeweils eigenen Förderprojekten der beteiligten Kommunen die Umsetzung der Planungen erfolgen. Eine Verknüpfung mit der benachbarten Leader-Region „Bürgerregion Sorpesee“ (u.a. mit Neuenrade und Sundern) wäre in Zukunft sicher wünschenswert.

Stimmen zum Projekt Lennetrails „Um Großes zu erreichen, muss man zusammenarbeiten. Für eine einzelne Stadt wird es schwierig, ein großes und interessantes Wegenetz für Mountainbikes zu organisieren. Im Zusammenschluss der Städte auf der Lenneschiene hat so ein Projekt aber Aussicht auf Erfolg.“ (Facebook-Kommentar von Ulrich Schulte, Plettenberger Bürgermeister) „Unsere Aufgabe zusammen mit den Kollegen von Tour Konzept wird sein, in den nächsten Monaten mit allen Beteiligten die Streckenführungen in Altena, NachrodtWiblingwerde, Iserlohn, Plettenberg und Werdohl abzuklären. Eine sicher nicht ganz einfache, aber spannende Aufgabe.“ (Planungsbüro Bike Projects)

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DEN FRÜHLING ERFAHREN – TIPPS FÜR DIE RADSAISON

Von Rüdiger Kahlke

Kreis bietet Karte für E-Bike-Tankstellen – Mit richtigem Druck rollt es sich leichter Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen – und damit auch die Lust zu radeln. „Wir sind schon mittendrin“, sagt Ute Schröder, Mit-Inhaberin des Zweiradhauses in Holthausen. Mit den ersten Sonnenstrahlen treten auch die Radler in die Pedalen – oder bringen das Rad in die Werkstatt. „Stichtag ist, wenn die Uhr umgestellt wird und es abends länger hell ist“, hat Michael Bergmann festgestellt. Dann beginnt in den Fahrrad-Werkstätten die heiße Phase. Häufigste Mängel nach der Pause im Winterlager: geringer Reifendruck, die Schaltung hakt und der Schmutz vom Vorjahr ist noch dran. Manches, wie eine Grundreinigung, kann man selber machen. Für Sicherheit und Funktions-

fähigkeit bieten Werkstätten Checks an. KOMPLETT fragte Experten: Worauf ist beim Start in den Rad-Frühling zu achten?

Vor dem Start ist Kontrolle angesagt „Alles kontrollieren“, rät Michael Bergmann (Bike Galerie in Eiringhausen). Ganz wichtig ist für ihn der Check der Bremsen. Neben der Funktionsfähigkeit sollte man auch die Beläge im Blick haben, so Holger Rahn, Geschäftsführer von 2-Rad-Meyer in Plettenberg. Rahn rät zudem die Lager nachzustellen, weil „die sich setzen“. Daneben sollte das Augenmerk den Reifen gelten. „Jeder Reifen verliert Luft“, erklärt Ute Schröder. Der richtige Reifendruck ist ein Thema, das alle befragten Fachleute ansprechen. Er sorgt für geringen Rollwiderstand und Stabilität in den Kurven. Ein Aspekt, der oft nicht beachtet werde. Zu geringer Druck könne auch dem Schlauch schaden, weist Ute Schröder auf mögliche Folgeschäden hin.

Was kann man selber machen, was besser nicht? Die Reifen aufpumpen oder ein Birnchen der Beleuchtung zu wechseln dürfte für die meisten kein Problem sein, meint Holger Rahn. Schrauben überprüfen und „nachsehen, ob die noch fest sind“, traut Michael Bergmann den meisten Laien ebenfalls zu. Und eine Kette zu fetten erfordert auch kein Expertenwissen oder Spezialwerkzeug. „Finger weg“, sagt Holger Rahn, wenn es um die Bremsen und die Schaltung geht. Hydraulische Bremsen sind sensible Systeme. Sie brauchen ab und an einen Ölwechsel wie Autos auch. „Da kann Luft drin sein, dann lässt die Bremswirkung nach“, erklärt Ute Schröder. Die WechselIntervalle „hängen davon ab, wie häufig gefahren wird“, sagt Rahn. Aber: spätestens alle zwei Jahre sollte neues Öl rein. Bei Schaltung wissen viele nicht wie es geht, so der Experte. „Dann wird an allen Schrauben gedreht und

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alles komplett verstellt.“ Fachgeschäfte kontrollieren bei Inspektionen 15 bis 20 Punkte. Eine Besonderheit sind die E-Bikes. Ein System-Check mit Fehlersuche ist ohnehin nichts für Laien. Vor dem Saisonstart sollte man auf den Akku achten und checken lassen, ob die elektrischen Anschlüsse in Ordnung sind, sagt Michael Bergmann. Wenn der Motor unterwegs streikt oder dem Akku schneller die Puste ausgeht als erwartet, ist es mit dem Fahrspaß vorbei. Eine besondere Behandlung braucht der Akku nicht, wenn er richtig gelagert worden ist. „Normal laden und los geht’s“, sagt Rahn.

Erste-Hilfe-Tipps für Touren: Genießen, abschalten, die grüne Natur durchstreifen. Was tun, wenn unterwegs Pannen den Spaß ausbremsen? Flickzeug sollte zum Gepäck gehören, wenn man größere Touren plant. „Die wenigsten wissen noch, wie man flickt“, sagt Rahn und rät, besser einen Ersatzschlauch einzupacken. „Für Mountainbiker ist ein Ersatzschlauch Pflicht“, so Bergmann. Das sei gerade bei schlechtem Wetter auch einfacher als einen Flicken aufzubringen. Gerade wenn der Reifen mehrfach perforiert ist, macht ein Schlauch Sinn. Der nützt aber nichts ohne Luft. Also: Pumpe nicht vergessen. Die Fahrrad-Experten empfehlen dazu noch kleines Werkzeug. Ihr Tipp: Multitools, die wenig Platz wegnehmen. Für E-Bikes haben die Experten noch einen Tipp: Wenn sich die Elektronik „aufhängt“, wie man es zuhause vom PC kennt: Akku rausnehmen, warten und nach 30 Sekunden neu starten. Sollte das nicht helfen, lassen sich auch E-Bikes inzwischen gut ohne Motor fahren, da Motor und Getriebe meist getrennt werden.

Nachtanken - wo?

Geht dem Akku unterwegs die Puste aus, lohnt ein Blick ins Internet. Der Märkische Kreis bietet mit seiner interaktiven Karte Orientierung. Sie zeigt, wo E-Biker oder Autofahrer „nachtanken“ können. Alle Ladestationen sind aufgeführt. Ein Klick auf das Icon verweist auf die Adresse und gibt die Öffnungszeiten an. Wer im Lennetal unterwegs ist, tut allerdings gut daran, den Akku vorher zu laden. Plettenberg und Werdohl sind „weiße Flecken“ auf der Lade-Landkarte für Pedelec-Fahrer. In Herscheid gibt es zwei, in Neuenrade drei öffentlich zugängliche Ladestationen. Auf ein dichtes Lade-Netz müssen Radler noch warten. „Es wird etwas dazu kommen“, verspricht Petra Schaller, beim Kreis für W-Mobilität zuständig. Eine Übersicht über Stromtankstellen finden Sie im Geodatenportal auf der Homepage des Märkischen Kreises.

Was gibt es Neues? Revolutionäre Neuerungen gibt es nicht. Rädergrößen verändern sich. Breitere Reifen sind „in“, wenn es ins Gelände geht. Bei E-Bikes verbessern sich die Akku-Reichweiten. Die Kraftzentralen werden mehr und mehr in den Rahmen integriert. Die Rad-Experten verweisen zudem oft auf Software-Updates, die bei Inspektionen aufgespielt werden und immer wieder kleine Verbesserungen bringen.

Heißes Eisen: der Akku Der Akku ist das A und O beim E-Bike. Mit zunehmenden Alter nimmt die Kapazität ab. Vor allem, wenn man ein gebrauchtes Pedelec kauft, sollte man den Akku testen. Ob der noch ausreichend leistungsfähig ist, kann nur mit einem speziellen Gerät geprüft werden. – Das erspart möglicherweise hohe Kosten für eine Neuanschaffung.

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E-Bike auch kompakt eine Lösung Fahrräder mit Motor haben ihren Preis. Käufer sollten auf Qualität achten, rät Stephan Behrendt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC). Wichtig sei auch das richtige Modell. Möchte ich mit dem Mountain-Bike die Berge hoch und runter heizen, möchte ich in der Stadt zur Schule fahren? Benötige ich eher das Holland-Rad oder eher das Mountain-Bike? Das sei beim Pedelec genauso.

1.500 bis 2.000 Euro sieht der ADFC-Experte als untere Grenze für Qualitäts-Pedelecs. „Für ältere Menschen halte ich die Kompakt-Pedelecs mit 20-Zoll-Laufrädern für sehr geeignet, weil sie relativ klein sind, gute Fahreigenschaften haben – wenn ich nicht gerade auf schwierigen Waldwegen fahre. Und sie sind gut zu händeln“, weiß Behrendt. Man müsse ja auch sehen wie man das Rad in den Keller oder ins Auto bekomme. „Da sind die kompakten 20-Zoll-Pedelecs mit ohne Werkzeug verstellbarem Lenker und einklappbaren Pedalen eine gute Lösung“, sagt er.

ADFC: ÄLTERE RADLER SOLLTEN MIT NEUEM E-BIKE IN NEBENSTRASSEN ÜBEN Fahrrad-Club sieht durch Pedelecs generell kein höheres Risiko

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Die Zahl der Unfäl-

sollten erstmal in ruhigen Nebenstraßen mit abgeschal-

le mit Pedelecs ist stark gestiegen. Besonders Ältere verunglücken häufiger mit E-Bikes, so das Statistische Bundesamt. Zum Risiko mit dem Rad und zur Sicherheit im Straßenverkehr antwortete Stephan Behrendt, Leiter Fachausschuss Technik im ADFC, auf die KOMPLETT-Fragen. Herr Behrendt, E-Bikes sind ein Renner, aber auch in schwere Unfälle verwickelt. Ein Trend mit Tücken? Behrendt: Na ja, Steigerung in jedem Jahr von ungefähr 25 Prozent. Das sind die Steigerungen der Verkaufszahlen. Und wenn die Verkaufszahlen um 25 Prozent steigen und wenn die Unfälle um 25 steigen, dann ändert sich am Risiko überhaupt nichts. Wenn ich mehr Leute haben, die Pedelec fahren, habe ich logischerweise auch mehr Unfälle. Unser Risiko ist nicht gestiegen. Das ist natürlich abhängig davon, wie viele Leute fahren. Wenn man sagt, dass ältere Leute schwerere Unfälle haben oder längere Heilungszeiten benötigen, das mag sein, aber es passie-

tetem Motor ein wenig üben – auch bremsen üben – vor allen Dingen, damit sie wieder das Gefühl für das Fahrrad bekommen. Aber das wäre das gleiche Problem, wenn sie ein Fahrrad kaufen würden. Sind Senioren keine besondere Risikogruppe? Aus unserer Sicht, aus Sicht des ADFC, sind sie es nicht. Ältere Menschen haben natürlich ein höheres Risiko. Man kann den Hals nicht mehr so gut wenden. Ich empfehle da einen Rückspiegel am Pedelec, damit man auch sieht, was hinter einem passiert. Man sollte nicht mehr mit allzu hohen Geschwindigkeiten fahren, weil man natürlich auch langsamer in der Reaktionsfähigkeit ist. Was müsste passieren, damit Radeln insbesondere im ländlichen Raum attraktiver wird, um diese Form der Mobilität zu fördern? Wir brauchen generell eine bessere Rad-Infrastruktur. Manche trauen sich einfach nicht auf die Fahrbahn, auf die Straße, weil sie sich vom Autoverkehr bedrängt fühlen. Das müssen nicht immer Radwege sein, das kann auch die Ausschilderung von Nebenstraßen sein, die der normale Radfahrer vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat und der diese Nebenwege überhaupt nicht kennt. Man sieht auf den Straßen oft einen Streifen, der für Radfahrer markiert ist. Vermittelt das nicht eine Sicherheit, die trügerisch ist? Ja, das ist zweischneidig. Der Autofahrer hat generell ei-

ren nicht mehr Unfälle durch die Pedelecs. Gibt es Risikogruppen? Es gibt die Risikogruppe derjenigen, die zehn Jahre vielleicht nicht mehr gefahren sind, sich jetzt ein Pedelec kaufen und dann ohne Übung gleich lospreschen. Die

nen Abstand von 1,5 Metern zum Fahrradfahrer zu halten. Und der Radfahrer sollte tunlichst auch mindestens einen Meter Abstand zum Bordstein halten, besonders wenn dort parkende Autos stehen, sonst fährt man gegen sich öffnende Autotüren.


BEGEISTERUNG FÜR SCHACH Starke Nachwuchstruppe bei Svgg Plettenberg

Von Bernhard Schlütter dass eine Partie aus Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel besteht und wie sie diese Phasen erfolgreich gestalten können.“ Der Vergleich Spieler gegen Spieler macht den Reiz des Schachsports aus. Aber auch die Gruppendynamik ist wichtig. Die Jugendlichen spornen sich untereinander an. Was muss man mitbringen, um ein guter Schachspieler werden zu können? „Konzentrationsfähigkeit, Auffassungsgabe und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen“, sagt Manfred Nölke.

Schach ist eine Sache für Nerds? Dieses Vorurteil widerlegt die muntere Nachwuchstruppe der Schachvereinigung Plettenberg. Etwa 40 Kinder und Jugendliche treffen sich regelmäßig im Schachheim in Böddinghausen und spielen begeistert das strategische Brettspiel mit König, Dame, Turm und Co. An einer langen Tischreihe sitzen sich fünf Spielerpaare gegenüber. Es herrscht konzentrierte Stille. In kurzen Abständen werden die Figuren auf den Brettern bewegt. Nach jedem Zug drückt der jeweilige Spieler die Stoppuhr. Das freie Spiel bildet den Abschluss des Trainings. Zuvor stand für die Mädchen und Jungen unter Anleitung ihrer Trainer Manfred Nölke und Bernd Neumann Theorie auf dem Plan. „Dafür gibt es Arbeitshefte, in denen verschiedene Spielsituationen und Strategien dargestellt werden“, erklärt Manfred Nölke.

Millionen Möglichkeiten Ab einem Alter von ewa vier Jahren können Kinder bei der Svgg mit dem Schachsport beginnen. Sie lernen die grundlegenden Regeln, wie die Figuren gezogen werden dürfen, bis hin zum selbstständigen Spiel. „Der Anfang ist recht schnell gemacht“, weiß Bernd Neumann, der selbst im Kindesalter mit dem Schachspielen anfing und mit 16 Jahren in den Verein eintrat. Komplett beherrschen wird Schach wohl nie jemand: Es gibt Millionen von möglichen Spielverläufen. Mit möglichst vielen der Varianten beschäftigt sich der Plettenberger Schachnachwuchs in der Fortgeschrittenen-Gruppe. „Hier arbeiten wir an Taktik und Strategie“, berichtet Manfred Nölke. „Die Jugendlichen lernen,

Smartphone verpönt Absolut verpönt ist während des Trainings und der Turniere das Smartphone. Ist während eines Spiels auch nur das Summen eines Handys vernehmbar, gilt die Partie für den Eigentümer als verloren. Mit ihrer starken Nachwuchstruppe weicht die Svgg Plettenberg vom Trend ab. Der Schachsport ist zeitintensiv und freie Zeit haben Kinder und Jugendliche in Zeiten von Ganztagsschule weniger zur Verfügung. Dem tragen die Verantwortlichen des Vereins Rechnung, indem sie schon seit fast zehn Jahren zu den Kindern in die Grundschulen gehen. Ganz neu ist gerade die Schach-AG in der Grundschule Ohle, die mit Lena Cviklinski von einer Jugendlichen angeboten wird.

Linda Becker ist NRW-Meisterin Die erfolgreiche Jugendarbeit der Svgg schlägt sich auch in Erfolgen nieder. Gerade wurde Linda Becker NRWMeisterin in der Altersklasse U12 und qualifizierte sich zum dritten Mal in Folge für die Deutschen Jugend-Meisterschaften, die vom 19. bis zum 25. Mai in Willingen ausgetragen werden. Insgesamt fünf Svgg-Spieler waren bei den NRW-Jugendmeisterschaft in Kranenburg bei Kleve dabei: neben Linda Becker waren dies Jinhon und Jiehou Nan (U10), Ratho Rahs (U14) und Lukas Becker (offene Klasse).

Trainingszeiten Mittwoch: 17 - 18 Uhr für Grundschüler, 18 - 19 Uhr für Anfänger (Trainer Bernd Neumann) Donnerstag: 17 - 19 Uhr für Fortgeschrittene (Trainer Manfred Nölke)

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So wünschen es sich die Kommunen: eine junge Plettenberger Familie vergnügt sich auf dem Trimmpfad am Neuenrader Kohlberg.

WIR WERDEN IMMER WENIGER Drastischer Bevölkerungsrückgang trifft besonders das Sauerland Ein Skywalk, eine gläserne Aussichtsplattform am Werdohler Forsthaus über der Lenne, das wäre ein echtes Highlight - nicht nur für Werdohl, sondern für die ganze Region. Das wäre ein weiteres, positives Signal für das Lennetal. Die Bemühungen der Kommunen zwischen Verse und Sorpe, die Lebens- und Freizeitqualität für ihre Bürger zu verbessern, haben einen ernsten Hintergrund: Die Städte und Gemeinden werden immer kleiner. Eine dramatische Entwicklung. Wenn es so weiter geht, zählt beispielsweise Plettenberg in zwölf Jahren keine 20.000 Einwohner mehr. Der demografische Wandel ist insbesondere im ländlichen Raum ein großes Problem. In allen Kommunen, seien es Plettenberg oder Herscheid, Werdohl oder Neuenrade, Balve oder Finnentrop, ist die Bevölkerungszahl in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen und wird auch in Zukunft weiter schrumpfen: Laut Zahlen des Stadtplanerbüros Wolters­ Partner aus Coesfeld droht Werdohl bis 2039 ein Minus von 17,5 Prozent, Neuenrade ein Minus von 13 Prozent, Balve ein Minus von 27,3 Prozent und Altena sogar ein Minus von 46 Prozent. Ähnliche Zahlen veröffentlicht das statistische Landesamt NRW in einer Prognose für den Zeitraum bis 2030: Altena (-29,7), Herscheid

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von Martin Büdenbender

(-26,8), Plettenberg (-21,6) und Werdohl (-20,6). Fast im gesamten Märkischen Kreis verläuft die Bevölkerungsentwicklung negativ. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter und durch die Zuwanderung von Flüchtlingen immer bunter. Die Diagnose ist klar: Die Kommunen kranken an Bevölkerungsrückgang und an Überalterung. Aber wie kann hier therapiert werden? Gibt es eine Chance auf Genesung oder müssen sich die Sauerländer mit dem Unheil abfinden? Tatsächlich sind die Bemühungen, den Entwicklungen entgegenzuwirken oder sich zumindest darauf einzustellen, vielfältig. Bundes- und landespolitisch wird dagegen gesteuert. Auf regionaler Ebene stehen dafür diverse Förderprojekte, aktuell in erste Linie LEADER, das EUFörderprogramm zur Stärkung den ländlichen Raumes. Auf lokaler Ebene sind die Kommunen selbst gefordert, die mit neuen Ideen versuchen, Attraktivität und den Lebenswert für die Menschen zu verbessern. Im einem noch druckfrischen „Integrierten kommunalen Entwicklungskonzept“ beschäftigt sich Neuenrade mit diesem Thema. In einem Demografie-Bericht analysiert Plettenberg die Entwicklung in der Vier-Täler-Stadt. In Werdohl heißt die entsprechende Studie „Demografischer Wandel Risiken und Chancen“.


Und es ist doch was los in der Region. Beispiel: Das Event Genuss am Fluss an der Lenne in Werdohl hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt.

Symptome und ihre Konsequenzen

werden. „Verbesserungen in den Nachbarkommunen steigern doch auch die Attraktivität unserer Stadt und umgekehrt.“ Natürlich habe Plettenberg eigene Projekte am Start, um beispielsweise die zugewanderten Flüchtlinge der letzten Jahre zu integrieren, oder um die Stadt barrierefreier zu gestalten, wovon nicht nur die alte Generation, sondern auch junge Familien mit kleinen Kindern profitieren. Aber zum Beispiel beim Aufbau des Gesundheits- und Pflegenetzwerk habe man eng mit der Nachbargemeinde Herscheid zusammengearbeitet. Eine deutliche Sprache sprechen in Hinblick auf kommunale Zusammenarbeit auch die Förderprojekte, die in den letzten Jahren angegangen wurden und weiterhin umgesetzt werden. Etwa die Bemühungen, die Lenne als Erholungsraum für die Menschen zu erschließen. Die Vielzahl der Verschönerungen wirkt in ihrer Gesamtheit und schafft in der Summe einen für die Menschen attraktiven Lebensraum.

Es sterben mehr Menschen als Neugeborene hinzukommen. Das heißt, immer weniger Erwerbstätige stehen immer mehr Rentnern gegenüber. Das ist eine bundesweite Entwicklung, die aber den ländlichen Kommunen mehr Probleme bereitet, als den großen Städten. Denn hier kommt hinzu, dass es immer mehr Menschen in die Ballungszentren zieht, weil sie sich dort eine höhere Lebensqualität versprechen. Konsequenz: Fachkräftemangel in der Industrie, Leerstände in den Geschäftsstraßen, Unterbesetzung in der medizinischen Versorgung, schließende Bildungseinrichtungen und fehlende Finanzen in den Stadtkassen. Was kann man ändern? Eine Frage an die Demografie-Beauftragten der Kommunen. Werdohl und Neuenrade haben Michael Tauscher und Jörg Wende am Start. In Plettenberg ist Jonas Borgmann vom Fachbereich Soziales und Wohnen der Ansprechpartner. Auf eine Steigerung der Geburtenrate einzuwirken, hält Jörg Wende für problematisch. „Das bekommt man nicht so schnell geregelt.“ Also sieht er das naheliegende Ziel darin, die Attraktivität und den Lebenswert für die Bürger vor Ort zu steigern, um einer Abwanderung entgegenzuwirken. Der Bau des Freibades in Neuenrade vor ei- Der Weser-Skywalk könnte Vorbild für einen Skywalk über dem nigen Jahren, die Erneuerung der Spielplätze in Lennetal sein. Foto: von Presse03 - eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16126924 jüngster Zeit, das LEADER-Projekt Generationenpunkt in Affeln oder der Bürgerbus, seien gute BeispieEin Skywalk über dem Lennetal le dafür. Im gerade beschlossenen Integrierten kommuMit einigen aufsehenerregenden Projekten wartet die nalen Entwicklungskonzept sollen künftig die teilweise Stadt Werdohl auf. Etwa mit den Nachbarschaftshilfeschon bestehenden Dorftreffpunkte in Altenaffeln, Afzentren, die ein Zusammenleben über die Generatiofeln, Blintrop und Küntrop weiterentwickelt und ausgenen hinweg fördern, was im Falle der Königsburg sobaut werden. Das alles hebt den Lebenswert. gar von einem eigens dafür gegründeten Stadtteilverein Allerdings stehe die Stadt Neuenrade in ihren Bemühununterstützt wird. Die Gründung war wiederum ein Förgen zwangsläufig im Wettbewerb mit den Nachbarkomderprojekt, das - darauf wird ausdrücklich hingewiesen munen, betont Jörg Wende, denn „wer hier wegzieht, - beispielhaft für die ganze Region ist. „Wir müssen alle zieht ja woanders hin“. Altersgruppen im Blick behalten“, fordert Michael TauDas bestätigt auch Jonas Borgmann, wehrt sich aber scher. Werdohls Demografiebeauftragter überrascht mit gegen eine rein lokale Sicht- und Vorgehensweise. Das einer Reihe außergewöhnlicher Vorschläge, die alle auf Problem müsse regional betrachtet und angegangen die landschaftlichen Reize des Lennetals abzielen, etwa

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handenen Waldweg, der direkt im Westpark startet. Am Westpark entsteht im Laufe dieses Jahres als Projekt des Förderprogramms Regionale 2013 ein neuer Erholungsund Freizeitpark neben dem Lennewehr.

Außergewöhnliche Entwicklungen verlangen außergewöhnliche Maßnahmen

mit dem Einfall, Hausboote auf der Lenne zu platzieren und zu vermieten. Die kühnste Idee ist die Errichtung eines Lennecoasters, eines hochbahnähnliches Schienensystem, mit dem man von den Höhen hinab ins Lennetal rasen kann. Für die Verwirklichung, so schlägt er vor, könnten vielleicht auswärtige Investoren gewonnen werden. Nicht weniger spektakulär, aber mit Hilfe von Fördergeldern durchaus realisierbar, ist die Idee

Michael Tauschers Vorschläge sind nicht aus der Luft gegriffen. All das gibt es andernorts schon längst. „Wir brauchen außergewöhnliche Maßnahmen, wir müssen uns was trauen“, fordert der Demografie-Beauftragte. „Denn wenn wir so weiter arbeiten, wie bisher, wird sich nichts ändern.“ Den Vorsatz etwas zu ändern, hat nicht nur Werdohl. Gerade hat die dortige Marketing GmbH ein Konzept zur Verbesserung der Freizeit- und Lebensqualität in Werdohl vorgelegt. Meinungen und Ideen von 950 Bürgern wurden dazu erfasst und verwertet. Auch in den anderen Kommunen tut sich was. In Plettenberg will ein Ar-

einer Aussichtsplattform am Forsthaus. Touristen könnten von einer solchen Plattform, die vielleicht sogar mit Glasboden versehen wird, über das Lennetal blicken. Die Aussicht auf das Lennetal ist vom Forsthaus aus in der Tat überwältigend. Erreicht werden könnte der Skywalk sowohl mit dem Pkw als auch zu Fuß über einen vor-

beitskreis mit Bürgermeister Ulrich Schulte an der Spitze ein ähnliches Konzept erarbeiten lassen. Begleitet wurden und werden beide Projekt von Sauerland-Tourismus. Marketingleiter Dr. Jürgen Fischbach begrüßt die Aktivitäten und lobt die Bereitschaft der Kommunen in diesen Fragen zu kooperieren.

Werdohl ist nicht nur aus der Vogelperspektive ein Hingucker. Vom Forsthaus ist der Blick ins Lennetal genauso beeindruckend.

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UNBÄNDIGE FREUDE AM GEMEINSAMEN SPORTTREIBEN TV Jahn Plettenberg bietet Sport für behinderte Kinder an Yassim legt seinem Kumpel Marlon den Arm um die Schulter. Gerade haben die beiden sich ein packendes Wettrennen geliefert. Wer gewonnen hat, ist ihnen egal. Hauptsache, sie machen zusammen Sport. Yassim ist zwergenwüchsig, Marlon sitzt im Rollstuhl. Beide sind begeisterte Sportler und beim TV Jahn Plettenberg haben sie die Möglichkeit, diese Begeisterung auszuleben. Seit Januar 2018 gibt es beim TV Jahn das Angebot „Sport mit Behinderten“. Es richtet sich an Kinder, die mit einer Behinderung leben und am regulären Vereinssport nicht teilnehmen können. Jeden Samstag von 10 bis 11.30 Uhr stehen Leichtathletik, Turnen, Tanzen und Spiele auf dem Programm, wobei alles an die Voraussetzungen der Kinder angepasst wird. Mädchen und Jungen ab 8 Jahren mit körperlichen und geistigen Besonderheiten machen mit.

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Text Bernhard Schlütter Fotos Martin Büdenbender

Junges Damenquartett leitet die Gruppe Melina Braun hatte die Idee zu dieser neuen Gruppe. Aufgrund ihres Bruders, der wegen einer Behinderung im Rollstuhl sitzt, ist sie mit dem Thema vertraut. „Bei einem Schulfest haben wir darüber gesprochen und festgestellt, dass es so ein Angebot für behinderte Kinder hier noch nicht gab. Als ich das dann im Turnverein vorgeschlagen habe, bekam ich direkt Unterstützung“, erzählt die junge Frau, die von Kindesbeinen an im TV Jahn Sport treibt. Qualifiziert ist sie als Übungsleiterin und Studentin der Sonderpädagogik. Gleiches gilt für ihre Freundin Cara Stemski. Unterstützt werden die beiden von Nele Grote und Pia Stemski. Zusammen bilden sie ein eingespieltes Quartett, dem die Freude an der ehrenamtlichen Tätigkeit anzusehen ist.


Leuchtende Augen Die Kinder in der Jahnturnhalle strahlen um die Wette. Ihre leuchtenden Augen und lachenden Gesichter lassen keinen Zweifel daran, dass sie riesigen Spaß haben. Sie bilden einen Kreis und singen zusammen ein Begrüßungslied in mehreren Sprachen. Das gehört zu jeder Übungsstunde dazu, genauso wie das Spiel zum Abschluss. Heute ist die Zaubermaus dran. „Das ist eine gute Sache und auch sozial wichtig für die Kinder“, findet Karola Tengler, die heute ihren Enkel zum Sport begleitet hat.

Wettkampfgedanke gehört dazu Schneller, höher, weiter - der Wettkampfgedanke gehört auch hier dazu. Während ein Teil der Kinder mit Cara, Pia und Nele Weitsprung übt, trainieren Jara und Marlon Ballweitwurf. Mit jedem Versuch fliegt der Vollball weiter. „Sehr gut!“, lobt Melina ihre jungen Athleten. Positive Bestätigung, das ist es vor allem, was die Kinder hier beim Sport erfahren. Und sie lernen, dass durch regelmäßiges Training individuelle Fähigkeiten verbessert und Grenzen verschoben werden können. Unterstützung finden die TV-Jahn-Sportler auch über den Verein hinaus. Beim Bezirkshallenwettkampf in Böddinghausen im April wurde ein eigener Wettkampf für die Kinder mit Behinderung durchgeführt. „Das ist klasse, denn so haben wir beim Training ein Ziel vor Augen“, freut sich Melina.

Das Quartett der Übungsleiterinnen trommelt die Gruppe in der Hallenmitte zusammen. „Abschlussspiel!“, rufen sie. „Oh, schon vorbei!“, bedauert Leon und gibt noch mal mächtig Gas als „Zaubermaus“.

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Kreativläden im Sauerland – 2. Folge

ite des Zukunftslabors Wer Ungewöhnliches sucht, sollte auf der Service-Se ftslabor-einzelhandel.de/ Südwestfalen unter http://www.service.zukun t man neben dem Pletsuchmaschine-kreativlaeden stöbern. Dort finde abe des Komplett-Matenberger „Reifenwerk“, das in der letzten Ausg Attendorner „Bollerwagazins (Januar 2018) vorgestellt wurde, auch die der Originelles zu bieten genfabrik“ - ein weiterer regionaler Anbieter, hat und der in dieser Ausgabe vorgestellt wird.

BOLLERWAGEN, VON DENEN MAN(N) TRÄUMT Eine wahre Helden-Geschichte Die wahren Helden leben im Repetal, ein paar Kilometer talaufwärts von Finnentrop, direkt übern Berg bei Attendorn gelegen. Denn wahre Helden können nur die sein, die im 1192-Seelen-Dorf Helden wohnen. Helden ist bekannt durch den Golfclub Repetal - und seit knapp zwei Jahren durch die deutschlandweit einmalige Bollerwagenfabrik. Fabian Voss und Jens Müller heißen die Inhaber. Sie sind die Helden dieser Geschichte. Angefangen hat alles mit einer Schnapsidee. Das ist nicht ganz richtig. Denn getrunken wurde während der Mai-Wanderung vor ein paar Jahren Sauerländer Gerstensaft. Der wurde, wie es sich gehört, in einem ollen knarzenden und eiernden Bollerwagen mitgeführt. Genervt von den Unzulänglichkeiten ihres Vehikels fragten sich unsere beiden Helden: Geht das nicht besser?

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Text Martin Büdenbender Schließlich sind beide vom Fach. Jens Müller ist gelernter Schreiner, Fabian Voss gelernter Schlosser. Zur MaiWanderung 2014 war er fertig, der erste Bollerwagen „Made in Helden“. Solide, mit kugelgelagerten Schwerlastreifen, einem geschweißten Fahrgestell, solidem Aufbau, Stehtisch und herunterklappbaren Fußablagen, Getränkehaltern und Sonnenschirm. Der Begeisterung unter den Heldener Kegelbrüdern war riesengroß, als Fabian Voss und Jens Müller mit ihrem selbst gebauten Bollerwagen um die Ecke bogen.

Mit Tatkraft und Akribie Bis zur Gründung der Bollerwagenfabrik in Helden vergingen noch zwei Jahre. „Immer wieder wurden wir von Freuden und Bekannten auf unseren Bollerwagen angesprochen“, erinnern sich Voss und Müller. „Irgendwann


haben wir uns gesagt: Den müssten wir in Serie bauen.“ Dann taten sie das, was wahre Helden immer tun. Sie stürzten sich ins Abenteuer, nicht mit der brachialen Urgewalt eines Herkules’, eher mit der Schläue eines Odysseus’. Die Anmeldung des Gewerbes, Klärung steuerrechtlicher Dinge, Anmietung einer Produktionsstätte, Auswahl geeigneter Materialien und Bauteile, Vorbereitung der Lagerhaltung, Organisation von Verpackung und Versand, das alles und noch viel mehr haben sie bedacht und akribisch geplant.

Erfolgreich durchs Internet Zum Unternehmensstart verlosten sie auf Facebook einen Bollerwagen. Eine geniale Idee. „3,4 Millionen Menschen wurden mit diesem Post erreicht, 60.000 haben ihn als ‚gefällt mir’ markiert, 28.000 haben es geteilt und 9.000 kommentiert“, berichtet Fabian Voss. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich auf diese Weise herumgesprochen, dass es im Sauerland eine Manufaktur gibt, die Bollerwagen der ganz besonderen Art herstellt. In ganz Deutschland wandert Man(n) inzwischen mit Bollerwagen aus Helden. Insbesondere in Norddeutschland sind die Vehikel gefragt. Klar, da ist es flach. Da lässt sich ein solcher 50-Kilo-Kaventsmann locker ziehen, in dem üblicherweise mindestens noch einmal das gleiche Gewicht in flüssiger Form mitgeführt wird. Im Sauerland sieht das ganz anders aus. Fabian Voss und Jens Müller tüfteln deswegen an einem Elektroantrieb für ihre Bollerwagen. Die neueste Generation der Bollerwagen, die es in sechs Ausstattungsvarianten vom Basis-Modell bis zur DeLuxe-Version gibt, wird auf Wunsch mit einer kompletten Soundanlage ausgerüstet, damit die fröhliche Runde am Samstag keine Fußballreportage verpasst. Auch der mobile Grill ist als Zubehör erhältlich. Auf individuelle Wünsche wird gerne eingegangen. So hat eine namhafte Siegerländer Brauerei einen Bollerwagen aus Eichenholz bestellt und erhalten. Größere Stückzahlen gingen an die Konkurrenz im Hochsauer-

land. Ausgefallen sieht auch der Bollerwagen aus, den ein Kunde unbedingt in Magenta-Rot haben wollte.

Zwei-Mann-Produktion im Nebenerwerb Die zwei Mann-Produktion läuft im Nebenerwerb. Darauf bestehen die beiden bodenständigen Sauerländer. Der Beruf bei der Feuerwehr beziehungsweise als Rettungsassistent bietet einen sicheren wirtschaftlichen Rückhalt. Allerdings sind die Auftragsbücher inzwischen so voll, dass Unterstützung bei der Produktion notwendig geworden ist. „Wir werden die Holzelemente künftig von den WerthmannWerkstätten bauen lassen“, erklärt Fabian Voss und ergänzt: „Die Behindertenwerkstatt in Attendorn-Ennest bietet sich für uns perfekt an. Kurze Wege, regional und sozial.“ Da kann man nur sagen: Na, dann prost – macht weiter so!

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Von Rüdiger Kahlke

FUSSBALLWEISHEITEN UND DORFKLATSCH ZUM FRÜHSTÜCK Mit dem Bürgerbus geht’s donnerstags auf Einkaufstour nach Eiringhausen Marion Neumann hat alle Hände voll zu tun. Vor der Theke mit Gebäck und belegten Brötchen stehen die Kunden Schlange: Handwerker, die nebenan den Discounter umbauen. Dazu muss die Verkäuferin noch Kaffee für die Gäste brühen. Im kleinen Bistro der Bäckerei Hesse an der Breddestraße in Eiringhausen herrscht Hochbetrieb. Da müssen die Stammgäste etwas warten. Die, die immer donnerstags mit dem Bürgerbus kommen. Gerda und Jochen Krah sitzen auf der gut gepolsterten Bank am Fenster und frühstücken. Die Paseler können noch Auto fahren, nehmen aber den Bus. Und das schon seit fünf Jahren. Das Argument ist einleuchtend: „Wenn keiner mitfährt, gibt es den Bürgerbus irgendwann nicht mehr“, sieht Gerda Krah es pragmatisch. Jochen Krah setzt die Kaffeetasse ab.

Hackenporsche parkt direkt am Tisch „Der May ist gekommen“, kalauert er, als der nächste Senior auf der Bank Platz nimmt: Herbert May. Dass der 87-Jährige zugleich der älteste männliche Paseler ist, erfahre ich auch gleich. „Wir machen unseren Wocheneinkauf hier“, sagt seine Frau Gisela. Die Taschen, besser gesagt die Hackenporsche, also, Einkaufsbeutel auf Rädern, haben sie alle vor der kleinen Tischgruppe geparkt.

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Als Nächste trudelt Anneliese Deimel (80) ein. Sie könne noch Auto fahren, versichert sie, als sie ihren beladenen „Porsche“ einparkt. Aber wegen des Busses brauche sie das nicht. Außerdem mache es „Spaß, die Runde aus dem Dorf zu haben und zu reden“. Zwei Personen zahlen für die Hin-und Rückfahrt 5,90 Euro. Das ist den Paselern das Vergnügen wert. Gut 90 Minuten Zeit haben sie zwischen dem Start um 8.30 Uhr in Pasel und der Rückkehr in den Plettenberger Außenposten. 10:15 Uhr geht es zurück ins Dorf. Zeit einzukaufen, Kaffee zu trinken, Kontakte zu pflegen, Neues zu erfahren. „Sieben sind wir immer“, sagt Jochen Krah, „manchmal acht.“ Schon mal wollten auch zehn Paseler mitfahren. Da stößt der Bügerbus an seine Grenzen. Also wurden kurzfristig private PKW organisiert, um alle ins Eiringhauser Einkaufszentrum zu bringen.

Bei Hesse sind alle per Du Was gebraucht wird, werde während der Woche aufgeschrieben, schildert Jochen Krah. Die Liste wird dann im Supermarkt, beim Discounter nebenan oder im Baumarkt gegenüber abgearbeitet. Für schwere Sachen oder große Teile nehmen die, die wie die Krahs selbst fahren können, auch das Auto. Ansonsten ziehen sie die Ge-


meinschaft vor. „Man kann hier frühstücken, lässt sich bedienen. Die sind alle nett hier“, sieht Herbert May in dem Einkaufs-Ausflug auch ein geselliges Ereignis. Dass in dem Bäckerei-Treff „alle per Du“ sind, die Hesse-Verkäuferin inklusive, gehört für die Senioren zum Wohlfühlen dazu.

60 Jahren“, betont der Paseler. Pech nur, dass der die Ergebnisse oder Spielberichte hier nicht in der Zeitung findet. Welch ein Glück, dass es Videos gibt. „Die guckt er immer“, erklärt seine Frau. Ansonsten reden sie über Pasel. Dorfklatsch halt. Krah kennt alle. Er ist in der Wassergenossenschaft aktiv, muss Zähler ablesen, sich um vieles kümmern. Und dann ist noch Hugo ein Thema. Heute morgen jedenfalls. „Unser siebter Mann“, sagt einer. „Der war gestern auch nicht im Bürgerhaus“, wirft ein anderer ein. Das klingt ein bisschen nach sozialer Kontrolle, aber auch nach einem Sich-Kümmern.

Verkäuferin kennt fast alle Wünsche

Am kleinen Tisch gegenüber nimmt ein sportlicher Senior Platz. Blauer Trainingsanzug, drei rote Streifen der Marke, die damit berühmt wurde und ein dickes Vereinsenblem. Klar: ein Bayern-München-Fan. „Ne Tasse Kaffee trinken, mit den Leuten quatschen“, ist für den 67-Jährigen Motiv für den Besuch im Hesse-Bistro. Seine Frau schickt ihn zum Einkaufen. „Ist auch anstrengend“, bestätigt er sich augenzwinkernd, dass er die PlauderPause verdient hat. Für Karl-Hugo Neumann (70), der mit ihm am Tisch sitzt, ist das kleine Café Ziel seines Spaziergangs. Fast täglich kommt er vom Eschen runter - zu Fuß. Die Bewegung tue gut. Nach einem Kaffee und „ein bisschen schwatzen geht es zu Fuß wieder hoch“. Sofort ist Fußball das Thema zwischen der Paseler Peergroup und dem Tisch nebenan. Die Bayern hatten ja gerade am Abend zuvor mit dem 3:1-Sieg gegen Besiktas den Einzug ins Viertelfinale der Champions League klar gemacht. Jochen Krah diskutiert mit, auch wenn der ein Weiß-Blauer ist. Andere, im Herzen wohl Schalker, betonen noch: „Nicht Blau-Weiß.“ Krah ist Fan von 1860 München, Bayerns lokaler Konkurrenz. „Und das schon seit

„Alle kennen sich“, sagt Hesse-Verkäuferin Marion Neumann, als es gegen 10 Uhr ruhiger wird. Zeit für die Verkäuferin und ihre Kollegin aufzuräumen. Verschnaufpause. Zu ihren Stammgästen gehören mehrere Gruppen. Derzeit auch die Handwerker von nebenan, die für zusätzlichen Betrieb sorgen. Und „die Netten aus Pasel“ sowieso. Wünsche müssen die kaum noch äußern. „Ich weiß schon immer, was die nehmen“, sagt die BäckereiFachfrau. Wünsche haben die Paseler dennoch. Herbert May fände es gut, „wenn Hesse uns donnerstags einen Platz frei hielte“. Oder dass der Bürgerbus bis vor die Tür des Rewe-Marktes fährt. „Bei Regen sind wir hier nass wie eine Katze“, sagt der Senior. Während jeder sich seinen Hackenporsche greift, um zur Haltestelle zu gehen, steuert ein Rentner aus dem Supermarkt kommend dem Ausgang zu. Die automatischen Türen fahren zur Seite. Beim Rausgehen hebt er den Stock, winkt dem Grüppchen zu: „Grüßt mir die Paseler!“ Man kennt sich.

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Harro Feckler (links) und Werner Bölker unter einer der beiden mächtigen Kaplan-Turbinen

WERNER BÖLKER - EIN MANN UND SEIN KRAFTWERK

Text Ina Hoffmann Fotos Martin Büdenbender

Seit 90 Jahren erzeugt die Wasserkraftanlage Lenhausen Elektrizität Am Rande des Industriegebiets Frielentrop in Finnentrop verbirgt sich hinter einer schlossähnlich anmutenden Fassade ein historisches Wasserkraftwerk. Schon seit dem Jahr 1928 wird hier mit Hilfe der Lenne Strom erzeugt. Maschinist Werner Bölker lebt seit 23 Jahren im Wohnhaus direkt neben seinem Arbeitsplatz. Er führt uns durch das denkmalgeschützte Gebäude, berichtet von dessen Geschichte und erzählt wie es ist, neben einem Kraftwerk zu leben. Schon von außen beeindruckt die „Wasserkraftanlage Lenhausen“, so der offizielle Name, mit einer Fassade aus Bruchsteinen. Große Fenster, breite Treppenaufgänge, massive Eichentore und kleine Erker machen die Besucher glauben, sie stünden vor einem Schloss. Vor dem Werk begrüßen uns Werner Bölker, der als Maschinist für die Wasserkraftanlage zuständig ist, und Harro Feckler, Leiter des Regionalbereichs Süd des Ruhrverbandes. „Ein

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schönes Haus, nicht wahr?“, begrüßt uns Harro Feckler. „So aufwändig würde man heute kein Kraftwerk mehr bauen. Das wäre viel zu teuer. Aber 1928 hat man noch viel mehr Wert auf die Optik gelegt. Damals erschien es den Leuten wichtig, dass das Kraftwerk zum nahen Schloss Lenhausen passt.“ Allein das Brummen der Maschinen, das man im Außenbereich leise wahrnehmen kann, verrät, dass es sich hier nicht um ein Schloss, sondern tatsächlich um ein Wasserkraftwerk handelt. „Die Geräusche der Maschinen begleiten mich seit 23 Jahren. Das nehme ich gar nicht mehr richtig wahr“, erklärt Werner Bölker, der als Maschinist für die Lister- und Lennekraftwerke, eine Tochter des Ruhrverbandes, arbeitet. Gemeinsam mit drei weiteren Kollegen betreut er die Wasserkraftanlagen in Frielentrop, Bamenohl und Ahausen sowie die Kraftwerke an der Bigge und der Lister. Doch das Kraftwerk in Frielentrop ist für ihn etwas ganz Besonderes: Gemein-


sam mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern lebt er seit gut zwei Jahrzehnten in dem Wohnhaus, das direkt an das Kraftwerk angrenzt.

Computer hilft, ersetzt Menschen aber nicht Zeitgleich mit dem Werk wurde hier ein Haus für die Arbeiter errichtet. Zwei Familien lebten in dem Haus, das heute von Werner Bölker bewohnt wird, eine weitere Familie in einem Haus am Wehr flussaufwärts. „In den Anfangsjahren wurde hier im Drei-Schicht-Verfahren gearbeitet. Es musste immer jemand vor Ort sein, um die Maschinen im Auge zu behalten“, weiß Werner Bölker. Durch den Fortschritt der Technik übernahmen mit der Zeit Computer immer mehr Aufgaben der Arbeiter und so ist es heute nicht mehr nötig, Temperatur oder Wasserdruck ständig im Blick zu haben. „Gibt es ein Problem, bekomme ich eine Nachricht auf mein Handy und kann nachsehen, was getan werden muss“, so Bölker. Trotzdem wird das Haus an der Anlage noch bewohnt. „Der Computer kann viel, aber ein menschliches Auge oder Ohr kann er nicht ersetzen“, erklärt der Maschinist. Da Wohnhaus und Werk auf demselben Fundament stehen, sind die Geräusche der Maschinen auch im Haus wahrzunehmen. „Über die Jahre haben wir uns daran gewöhnt und es gehört einfach dazu. Wenn eine Maschine nicht rund läuft, bemerke ich die Veränderung sofort. Ich werde nachts wach, wenn es plötzlich ruhiger wird.“ So kann der Maschinist sofort eingreifen und die Anlage wieder ans Laufen bringen.

Wie in einer Badewanne An der Wehranlage Lenhausen wird das Wasser aufgestaut. Durch den etwa zweieinhalb Kilometer langen Obergraben, der kurz unterhalb der Einmündung der Bigge aus der Lenne abzweigt, wird das Wasser zum Kraftwerk geleitet. Werner Bölker zeigt uns, wo das Wasser aus dem Obergraben in die Anlage gelangt. Auf dem Steg knapp über der Wasseroberfläche hat man einen fast schon idyllischen Ausblick aufs Wasser, das hier viel höher steht, als man vermutet, wenn man am Fuße des Grabens steht. Immerhin fällt das Wasser 6,6 Meter durch die Maschinen in die Tiefe, bevor es das Werk wieder verlässt. Obwohl das Wasser fast bis zur Kante des Obergrabens steht, beruhigt Werner Bölker: „Das Wasser kann gar nicht überlaufen. Bevor es über die Kante des Grabens laufen würde, fließt das Wasser über das sogenannte Streichwehr am Werk vorbei, ähnlich wie in einer Badewanne.“ Zwei Schwäne sind hier oft zu Gast. Gefahr besteht für

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die beiden nicht, obwohl sie sich nah an das Werk herantrauen: Gitter und ein Einlaufrechen schützen die Tiere und halten auch Äste von der Anlage fern. „Wir haben hier eine Reinigungsmaschine für den Rechen. Die bekommt automatisch eine Meldung, wenn sich zu viel Schwemmgut angesammelt hat und macht sich an die Arbeit“, erklärt Werner Bölker. Während wir sprechen, fährt die Maschine an und ein Greifer gleitet an einer Schiene heran, um Äste und Blätter aus dem Wasser zu holen, sodass sich der Rechen nicht zusetzen kann und genügend Wasser in die Turbinen gelangt.

Schaltzentrale in prächtiger Halle Wir folgen dem Weg des Wassers in den Maschinenraum und staunen nicht schlecht: Hier sieht es aus wie in vergangenen Zeiten. Vom mehrere Meter langen Steu-

kennt die Geschichte des Werks und die Technik genau. Man merkt ihm an, dass ihm die Arbeit im Wasserkraftwerk Freude macht. „Es ist ein sehr umfangreicher Job, den man nicht innerhalb kurzer Zeit lernen kann. Man muss sich mit Elektrik, Wasser, Mechanik und vielem mehr auskennen. Für den absoluten Notfall sollte man auch wissen, wie man die Maschinen von Hand fahren kann. Ich bin sehr interessiert an Technik und die Arbeit in so einem schönen Umfeld macht viel Spaß. Ich schätze sehr, was für eine tolle Arbeit hier schon vor langer Zeit geleistet wurde“, sagt Werner Bölker. Durchschnittlich 4,9 Millionen Kilowattstunden Strom werden jährlich in der Wasserkraftanlage Lenhausen produziert. In diesem Jahr könnte es sogar noch mehr werden: Durch den nassen Winter wurde in den ersten acht Wochen bereits eine Million Kilowattstunden produziert. „Unsere Jahresleistung würde ausreichen, um 1300 Haushalte mit Strom zu versorgen“, erklärt Harro Feckler. Der Stromüberschuss wird ins öffentliche Netz verkauft, der größte Teil aber an die Kläranlage Finnentrop und das Pumpspeicherwerk in Rönkhausen weitergeleitet, die vom Ruhrverband betrieben werden. „Im Jahr können wir so knapp 90 Prozent unseres benötigten Stroms selbst produzieren. Das ist günstiger, als ihn einzukaufen.“

Technik nahezu für die Ewigkeit Harro Feckler (links) und Werner Bölker unter einer der beiden mächtigen Kaplan-Turbinen

erungspult aus dunkelgrauem Marmor, das zahlreiche Anzeigetafeln, Hebel und Schalter beherbergt, hat man durch mehrere Bögen einen guten Blick in die prächtige Halle. Diese ist weiß gestrichen und bis zur Höhe von knapp drei Metern an den Wänden mit grünen Fliesen verkleidet. Eine aufwändige Holzverkleidung ziert die Decke. Das Herzstück der Anlage sind die beiden mehrere Meter hohen, schwarz glänzenden Kaplan-Turbinen, die bis zu 32 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verarbeiten. „Die Turbinen sind so groß, dass man sie in das halbfertige Gebäude gestellt hat und dann erst die Wand zugemauert hat“, weiß Harro Feckler. „Ein richtiges Kunstwerk, nicht wahr?“, fragt Werner Bölker. Mit Begeisterung weiß er viele technische Details über die Turbinen und die beiden Drehstrom-Synchron-Generatoren, die von ihnen angetrieben werden, zu berichten. Er

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Seit 90 Jahren tun die Maschinen im Wasserkraftwerk ihren Dienst - nur unterbrochen von kurzen Wartungsphasen. „Alle sieben Jahre müssen die Maschinen auseinandergebaut und kontrolliert werden. Bis 1998 musste der Kran, der die mehrere Tonnen schweren Teile anhebt, sogar noch von Hand verschoben werden“, erzählt Werner Bölker. Da sowohl das Haus, als auch der Obergraben, die Maschinen und die darin verbaute Technik unter Denkmalschutz stehen, müssen im Reparaturfall Spezialfirmen originalgetreue Nachbildungen anfertigen. „Die Technik funktioniert immer noch. Früher hat man für die Ewigkeit gebaut. Da steckte einfach eine andere Philosophie dahinter. Während heute Maschinen in der Industrie nach spätestens 30 Jahren ausgetauscht werden müssen, tun unsere Maschinen auch nach 90 Jahren noch ihren Dienst. Es ist fast alles noch genau so wie zu Anfangszeiten des Werks - bis auf die Technisierung durch die Computer“, erklärt Harro Feckler. Und so wird das Wasserkraftwerk trotz seines stolzen Alters wohl noch viele Jahre Strom produzieren können.


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Patricia Vivanco

„THE SHOW MUST GO ON“ Patricia Vivancos Popgesangsgruppe begeistert mit Auftritten

Aus den Fenstern im Obergeschoss der Hauses an der Werdohler Brüderstraße 33 dringen dramatische Klänge: „The Show must go on“ erschallt es stimmgewaltig. Freddie Mercurys Welthit liegt in der Luft. Ein Besuch im großen Probenraum der Musikschule verschafft Klarheit. Hier probt gerade die Popgesangsgruppe. Zur Montagsprobe sind diesmal nur fünf Sängerinnen und Sänger gekommen. „Wir sind alle erkältet“, entschuldigt Musiklehrerin Patricia Vivanco. Man sieht es

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Von Martin Büdenbender

an den dicken Schals, die alle um ihre Hälse geschlungen tragen. Aber man hört es nicht. Wer will sich schon durch einer Erkältung vom Singen abhalten lassen: The show must go on. Richtig, und so wird eben auch mit dem Schal um den Hals konzentriert geprobt. „Let it go“ (aus Die Eiskönigin), „Er lebt in dir“ (aus König der Löwen) und viele andere Musicalmelodien zählen zum Repertoire der Gesangsgruppe. Es ist ja nur die wöchentliche Probe, aber man kann es nicht überhören: Die singen nicht „Zum ersten Mal“ (aus Arielle).


AIR

Hinter dem Erfolg der Gesangsgruppe steht Patricia Vivanco. Die Tochter eines tschechisch-peruanischen Ärzteehepaares hat an der Hochschule für Musik in Detmold Gesang studiert. Als Solistin ist sie bei zahlreichen nationalen und internationalen Musikfestivals aufgetreten, unter anderem bei den Salzburger Festspielen. In besonderer Weise versteht sie es, ihre virtuose klassische Stimme mit Popgesang zu verbinden. Als Lehrerin der Musikschule Lennetal gibt sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse seit 2009 an ihre Schüler weiter. Die bis zu zwanzig Mitglieder der Popgesangsgruppe hat sie seitdem kontinuierlich zu einem bühnenreifen Vokalensemble geformt. Kleinen Aufführungen in den ersten Jahren folgte 2014 das erste große Showkonzert. Mit Auftritten wie 2015 bei „Genuss am Fluss“ oder 2016 beim Plettenberger Stadtfest (PleWo) gewinnt die Gruppe im ganzen Lennetal eine immer größer werdende Fangemeinde. Viele ihrer Schüler treten auch in anderen Gesangsformationen und Bands auf oder überzeugen als Solisten. Zwei studieren inzwischen Musik.

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Picknick-Konzert für Juni geplant Ein besonderer Erfolg war das letztjährige Picknick-Konzert in Werdohl. Mit musikalischen Highlights vom Patti-LaBelle-Hit „Lady Marmelade“ über James-Bond-Themen wie „Skyfall“ oder „Writings on the Wall“ bis hin zu Kelly Clarksons „Because of you“ begeisterte die Gruppe die zahlreichen Zuhörer mit einem Konzert unter frei-

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...uvm

em Himmel direkt am Lenneufer. Schnell wurde in der Fangemeinde der Ruf nach weiteren derartigen Auftritten laut. Die sind selbstverständlich auch für dieses Jahre geplant, verspricht Patricia Vivanco ohne genaue Termine versprechen zu wollen. So viel verrät sie jedoch: „Das Picknick-Konzert wird auch dieses Jahr stattfinden, vermutlich im Juni.“

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27. IMMECKE OPEN-AIR in Plettenberg - Oesterau

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BUNTES I-ROCK FESTIVAL GROOVT ZWISCHEN METAL, ROCK UND WELTMUSIK 28. Auflage des beliebten Festivals in Plettenberg am 20. Mai

Der Frühling hat sich eingestellt und mit ihm die immer größer werdende Vorfreude auf das I-Rock-Festival in Plettenberg. Am 20. Mai erlebt das größte Independent-Festival Westfalens seine 28. Auflage. Die Bandauswahl 2018 ist gewohnt bunt. Zehn Bands lassen es auf der Hauptbühne krachen. Wild und metallisch soll’s werden, aber auch gefühlvoll, verspielt und verrückt, verspricht der veranstaltende I-Rock e.V. Mit dem Adjektiv „verspielt“ wäre die aus dem französischen Marseille stammende Band DA GOUM PROJEKT reichlich untertrieben beschrieben. Die aus acht Musikern aus Frankreich, der Schweiz und Tunesien bestehende Combo mixt Jazz mit Reggae, Rock, Blues und typisch arabischen Sounds. Bei DA GOUM PROJEKT greifen die stilistischen Einflüsse ebenso ineinander wie das kunstvolle Arrangement aus Drums und Rockgitarren mit Cello,

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ne mit Gitarren und Gebläse von der Bühne. 2018 soll für die SUPERHEROES ein Superjahr werden. Neben ihrem Gig in der Immecke geht’s für die Bayern nämlich auch zum bekannten „Open Flair“ in Eschwege. Natürlich sind auch die IMMECKE ALLSTARS wieder mit von der Partie und mit SOUTHERN CARAVAN BREATH aus Saarbrücken kommt ein 70er-Jahre-Rockpfund zum Sägeschuppen. Hardrock und Heavy Metal mit einer großartigen weiblichen Stimme liefern die GALACTIC SUPERLORDS aus Köln. Metal kommt auch von QUASIMONO aus Sundern. Neben FREEB aus Amsterdam, einer der großen Nachwuchshoffnungen aus den Niederlanden, die mit einem an „Nirvana“ erinnernden Sound gerade unser Nachbarland rocken, kommt natürlich auch eine schottische Band zum Festival, deren Namen bei Redaktionsschluss noch nicht feststand.

Saxophon, Klarinette, Keyboards und Percussions. Heraus kommen sphärische Sounds, die in tanzbare ReggaeGrooves übergehen und das Publikum auf einer Welle der guten Laune schweben lassen. Die Band, die im Rahmen des Eurogig Austausch zu uns kommt, ist zugleich auch einer der Top-Acts des 28. I-Rock-Festivals. Knallhart geht‘s zu bei NERD SCHOOL aus Berlin. Zwei Mann lassen es dabei kompromisslos krachen und der

Für mehr als nur Zwischentöne werden etliche Bands auf der Akustikbühne „Scotch Corner“ sorgen. Angesagt haben sich u.a. POLARIOT aus Plettenberg und das sagenhafte Rock’n’Roll-Akustikduo BÄD SPENCER UND TERENCE HELL. Schon in wenigen Tagen startet der Vorverkauf. Die Karten kosten – wie im vergangenen Jahr – 20 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse 22 Euro. In Plettenberg

Zuhörer fragt sich schon nach wenigen Takten, wie es ein Gitarrist und ein Drummer fertigbringen, so fett zu klingen wie „Muse“. Witzig, fröhlich, rockig und dem Ska nicht abgeneigt pfeffern NAKED SUPERHERO aus München ihre gute Lau-

sind die Tickets in der Buchhandlung Plettendorff erhältlich. Bestellungen können aber auch über die Internetplatform des Festivals (www.festival-irock.de) aufgegeben werden. Mit einem Vorverkaufsticket ist natürlich auch das Campen am Festivalgelände wieder frei.



VERANSTALTUNGEN Mega Sports mit Showprogramm Das Mountainbike-Festival Mega Sports lockt am letzten Aprilwochenende auch Feierlustige nach Sundern-Hagen. Am Samstag erleben sie eine akrobatische Trampolinshow, Livemusik mit der Band „Das Wunder“ und ein spektakuläres Höhenfeuerwerk. Am Sonntag gibt es zum Bike-Biathlon ein Rahmenprogramm für Kinder und Jugendliche. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. www.mega-sports.de Samstag, 28. April, Showprogramm ab 20 Uhr; 29. April, ab 10 Uhr

Rockig in den Mai Freunde guter Rockmusik kommen beim Tanz in den Mai im Festsaal Ochtendung (Holthauser Saal) in Plettenberg auf ihre Kosten. Die heimische Coverband Finest Fathers tritt auf und Pierre Baltins von ProLight macht am DJ-Pult Stimmung. Das Ochtendung-Team bewirtet die Rockfans mit Getränken, Cocktails und Snacks. Kartenvorverkauf (14 Euro): Lotto Kleine in Holthausen, Buchhandlung Plettendorff in Plettenberg Montag, 30. April, ab 19 Uhr, Festsaal Ochtendung

Tanz in den Mai Die Löschgruppe Herscheid der Freiwilligen Feuerwehr lädt zum Tanz in den Mai auf den Dorfwiesen ein. Unterm Maibaum treffen sich die Herscheider, um in den Wonnemonat hineinzufeiern. Dazu wird auch ein Festzelt aufgebaut. Montag, 30. April, ab 19 Uhr, Dorfwiesen Herscheid

May Perlorama Auf dem Kulturhof Schulte in Küntrop rocken die Live-Acts Virgin und Entspannungsminister mit Musikverrückten in der Scheune mitten im Wald. Der Abend bietet eine Menge Spaß, nette Leute, eine herrliche Location und Musik zum Abgehen. Montag, 30. April, 19.30 Uhr, Kulturhof Schulte, Neuenrade-Küntrop

Lennefontäne und Weinfest Der Werdohler Bürgerstammtisch lädt für Anfang Mai gleich zu zwei Veranstaltungen ein. Am 1. Mai wird wie jedes Jahr die Lennefontäne wieder in Betrieb genommen. Um 12 Uhr gibt Bürgermeisterin Silvia Voßloh das Startzeichen. Für Unterhaltung sorgt der Shantychor. Am 5. Mai wird das 18. Brückenbürger-Weinfest gefeiert. Winzer aus verschiedenen Weinregionen servieren ihre Produkte. Dienstag, 1. Mai, 11.30 Uhr, Goetheparkplatz & Samstag, 5. Mai, 16 Uhr, Fußgängerbrücke Versevörde

Saisoneröffnung Sauerländer Kleinbahn Bei der Sauerländer Kleinbahn wird am Sonntag, 6. Mai, die Saison eröffnet. Der Museumszug nimmt seine Fahrgäste mit auf eine Dampfzugreise durch die Landschaft des Elsetals wie vor 100 Jahren. An den Fahrtagen verkehrt der Zug von 11 bis 17 Uhr zwischen dem Bahnhof Hüinghausen und Köbbinghausen. Die Mitglieder des Vereins Märkische Museums-Eisenbahn bewirten ihre Gäste im Biergarten und im KleinbahnCafé. Fahrpläne unter www.sauerlaender-kleinbahn.de

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125 Jahre TV Grünenthal: Party mit Marc Kiss Der TV Grünenthal feiert sein 125. Jubiläum in der Sporthalle Herscheid-Grünenthal. Am Freitag wird nach einem Sektempfang das Duo „Ich und Du“ mit Live-Musik für Stimmung sorgen. Der Eintritt ist frei, Karten müssen im Voraus bei Schürmanns Landgasthaus abgeholt werden. Am Samstag steigt die Jubiläumsparty mit DJ Marc Kiss. Kartenvorverkauf (5 Euro): Schürmanns Landgasthaus, Dorfapotheke Herscheid, Schuhhaus Schöttler, Tankstelle Turk. Freitag, 11. Mai, ab 18 Uhr & Samstag, 12. Mai, ab 19.30 Uhr, Sporthalle Grünenthal in Herscheid

Donnerstags an der Plettenberger Waterkant Dreimal heißt es in Plettenberg „donnerstags anne Lenne“ veranstaltet von Stadt und Stadtmarketing Plettenberg in Zusammenarbeit mit den Vereinen TuS Plettenberg und Schützenverein Eiringhausen. Den Auftakt bildet ein Familiennachmittag am 17. Mai. Am Abend spielt die Band Streamline. Es folgt eine Caribbean Night an der Plettenberger Waterkant ebenfalls mit Livemusik von Rody Reyes & Havanna con Klasse. Zum Abschluss legt DJ Dominik Heisler tanzbare Musik auf und es gibt ein großes Höhenfeuerwerk. Der Eintritt ist frei, gute Laune und fließendes Wasser inklusive. 17. Mai, 15 bis 24 Uhr, 7. & 28. Juni, 17 bis 24 Uhr

Werdohler Stadtfest Live-Musik, Tanz und kulinarische Genüsse gibt es beim Stadtfest in der kompletten Werdohler Innenstadt. Veranstalter ist die Werdohl Marketing GmbH. Samstag, 2. Juni, ab 12 Uhr, Innenstadt Werdohl

Plettenberger Ausbildungsbörse Auf der Ausbildungsbörse in der Schützenhalle im Wieden präsentieren sich rund 50 Aussteller ihren künftigen Auszubildenden. Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen haben die Möglichkeit, sich über ihre beruflichen Möglichkeiten in der Vier-Täler-Stadt zu informieren. Donnerstag, 7. Juni, von 8 bis 16 Uhr, Schützenhalle Plettenberg, www.stadtmarketing-plettenberg.de

Wir sind Kultur Der Aktionstag „Wir sind Kultur!“ des Kulturkreises Plettenberg findet in diesem Jahr erstmals im Werk 2 der Firma Langenbach & Köster statt. Es werden Ausstellungen, Lesungen und Musikaufführungen in drei verschiedene Hallen unter einem Dach geboten. Kuchen, Snacks und Getränke werden serviert. Samstag, 16. Juni, Werk 2, Königstr. 81, Plettenberg, www.kulturkreis-plettenberg.de

Blues Company im Lokschuppen Die Blues Company aus Osnabrück ist zurück in Herscheid und verwandelt den Hüinghauser Lokschuppen in einen Bluesschuppen. Bevor es dort richtig hochhergeht, spielt die Band unplugged auf der Zugfahrt vom Köbbinghauser Hammer zum Zielbahnhof Hüinghausen (Abfahrt 19 Uhr). Kartenvorverkauf (15 Euro) - in Herscheid: Bürgerbüro im Rathaus Herscheid, Lotto Panne, Dorfladen Hüinghausen; in Plettenberg: Buchhandlung Plettendorff; in Lüdenscheid: Musikhaus Auth. Samstag, 16. Juni, 20 Uhr, Lokschuppen Hüinghausen

Wallkonzert Das Wallkonzert ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil im Neuenrader Veranstaltungskalender. Der Musikverein Neuenrade unter Leitung des Dirigenten Christian Knaup ist ein Garant für gute Unterhaltung der Besucher mit bekannten und beliebten Melodien. Sonntag, 17. Juni, 16 Uhr, Parkanlage Auf dem Wall, Neuenrade

P-Kult mit N.N. Theater und Luftakrobatik Beim Plettenberger Kultursommer (P-Kult) darf auch in diesem Jahr das N.N. Theater nicht fehlen. Am Donnerstag, 9. August, führen die Schauspielprofis aus Köln die Produktion „20.000 Meilen unter dem Meer“ nach Jules Vernes auf dem Alten Markt auf. Weitere P-Kult-Veranstaltungen sind an den Sonntagen 22. und 29. Juli sowie 5. August. Der Bürgerschoppen findet am Freitag, 3. August, statt. Am Donnerstag, 16. August, wird den P-KultBesuchern ein Highlight geboten: Die Akrobatiktruppe Le p’tit Bras tritt in den Abendstunden auf dem Wieden auf und zeigt Luftakrobatik mit einer Mörder-Story. 22. & 29. Juli, 3., 5., 9. & 16. August, www.plettenberg.de

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Papas Traum vom eigenen Hof beschert auch Luisa und Marie eine traumhafte Kindheit in ländlicher Idylle

TRAUMBERUF BAUER MIT EIGENEM HOF Landwirt Karsten Schäfer hat seinen Kindheitstraum verwirklicht „Mein Kindheitstraum ist wahr geworden!“ Der Herscheider Karsten Schäfer, 39 Jahre jung, verheiratet, zwei Töchter, ist Landwirt im Vollerwerb. Er blickt auf einen stattlichen Betrieb mit zwei Höfen, einem Schlachthaus und 110 Hektar Land. 200 Rinder grasen auf seinen Wei-

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Von Martin Büdenbender

den oder lassen sich in den luftigen, hellen Stallungen das gentechnikfreie Futter schmecken. Dass Karsten Schäfer das einmal erreichen würde, war keineswegs vorgezeichnet. Aufgewachsen ist er auf einem kleinen, nur 2,3 Hektar großen Bauernhof im idyllischen Bruchbachtal. Den Hof, erinnert er sich gerne, hat damals sein Großvater im Nebenerwerb betrieben. Dort habe er sich immer wohl gefühlt. Und schon damals, als kleiner Junge, erzählt Karsten Schäfer, habe er immer behauptet: „Ich werde mal Bauer!“ „Wie denn?“, habe dann sein Vater gelacht, „du hast doch keinen Hof.“ 2,3 Hektar, das sei ihm damals natürlich noch nicht klar gewesen, ist viel zu wenig, um als Landwirt im Vollerwerb bestehen zu können. Und so war von der Übernahme des kleinen


Betriebes lange Zeit keine Rede. Nach der Schule ließ sich Karsten Schäfer zum Metzger und Fleischer ausbilden und machte später auch seinen Meister. Seinen Kindheitstraum hat er in all den Jahren nicht vergessen und tatsächlich im Jahr 2006 den großväterlichen Hof übernommen. Betrieben hat auch er ihn anfänglich nur im Nebenerwerb. Aber unterstützt von seiner Frau konnte er ihn Zug um Zug durch Zukauf und Pacht von Flächen vergrößern und so zu einem rentablen Betrieb wachsen lassen. Vor zwei Jahren stellte er schließlich auf Vollerwerb um, hat den Nachbarhof in Piene gekauft und dort im vergangenen Jahr mit viel Eigenleistung ein hochmodernes Schlachthaus mit angeschlossenem Hofladen errichtet.

Modernes Schlachthaus mit Hofladen Die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe im Sauerland hat in den vergangenen Jahrzehnten ständig abgenommen. Viele Landwirte können nur bestehen, weil sie ihre Höfe

Wenn Karsten Schäfer und seine Gattin samstags im Hofladen hinter der Theke stehen ....

im Nebenerwerb betreiben und ihr Einkommen mit einem zusätzlichen Beruf aufstocken. Karsten Schäfer ist die Ausnahme von der Regel. Dass immer mehr Menschen bei dem, was auf den Tisch kommt, auf Qualität achten, hat ihn in seiner Zielsetzung bestätigt. Eigene Zucht, eigene Mast und eigene Schlachtung, das zusammen sichert ein hohes Maß an Qualität der Fleischprodukte, die er unter dem Namen „Bruchbach-Beef“ vermarktet und die in der Region gefragt sind. Ein beträchtlicher Teil seiner Fleischwaren geht darüber hinaus an eine Reihe von LebensmittelFachgeschäften, die ebenfalls dem Trend zum qualitäts-

... sind die Töchter Luisa und Marie selbstverständlich dabei.

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Bullenreiten auf die friedvolle Art.

bewussten Lebensmitteleinkauf folgen und ihr Sortiment mit Premium-Produkten aufwerten. Qualität erwarten auch die Kunden, die samstags in Piene einkaufen. Der Hofladen ist direkt an das neue Schlachthaus angeschlossen. In großen Kühlregalen liegen hier die Fleischpakete für die Kunden bereit. Zuvor hat das Fleisch zehn Tage im Kühlhaus am Knochen gehangen, um zu reifen. Wer es besonders edel mag, verlangt die T-Bone-Steaks aus dem Dry Ager. In diesem besonderen Reife-Kühlschrank reift das Fleisch über fünf bis sechs Wochen, bevor es über die Ladentheke geht und schließlich knusprig gebraten oder gegrillt auf dem Teller des Gourmets landet.

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Partner der Grundschule Herscheid Der Schäferhof ist Partner der Grundschule in Herscheid. Regelmäßig sind in Nieder-Mesten Schulklassen zu Besuch, um zu erleben, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb funktioniert. Die Grundschüler sind begeistert. Denn bei Familie Schäfer gibt es deutlich mehr als das Rindvieh zu sehen. Katzen, Hunde und etliche Schafe tummeln sich in und rund um die Stallungen. Sogar drei Ponys zählen zum Tierbestand. Die kleinen Ponys gehören Luisa und Marie, das große reitet ihre Mutter. Die beiden Mädchen besuchen die Grundschule in Herscheid, die sich seit kurzem Naturparkschule nennen darf.

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Schönes für drinnen und draußen Mo. - Fr. 8:00 - 12:30 Uhr 13:30 - 18:00 Uhr Sa. 8:30 - 14:00 Uhr 58809 Neuenrade Wemensiepen 20

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Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann

VOM ZWIEBELSÜPPCHEN UND DER GIGANTISCHEN WEINMESSE „Völlig aus der Mode, kommt nicht gut“, kommentierte ein Freund meine Absicht, zu einer Zwiebelsuppe einzuladen. Stimmt vielleicht, dachte ich, hab’ sie auch schon länger nicht mehr zubereitet und ganz früher, so in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausends, da kam die Lauchgewächs-Brühe auch häufiger aus der Dose auf den Tisch. Na gut, ich hab’s trotzdem mal gewagt und die Reakti-

Ein gigantisches, kaum zu bewältigendes Angebot, so mein Kurzfazit. Die Anfänge meines Weintrinkens, so um 1974 herum, begannen stets mit der Frage rot oder weiß. Was dann ins Glas kam, war eigentlich relativ egal. Heute schau’ ich schon etwas genauer hin. Kenne diverse Rebsorten, weiß den jeweiligen Boden zu schätzen und bin in der Lage, einen Rioja vom Bordeaux und einen Silvaner vom Riesling zu unterscheiden. Doch was in Düsseldorf über 6800 Aussteller in zehn Hallen anbieten, lassen Genießer, Gastronom und Geschäftsmann schon fast verzweifeln. Eine Vielzahl von Rebsorten

on meiner sechs Gäste war überwältigend. So ein leckeres Süppchen hätten sie schon lange nicht mehr gegessen, hieß es unisono. Leichte Schärfe, feine Anis-Noten und ein vollmundiger Weingeschmack hätten für einen nicht erwarteten Genuss gesorgt, so die Meinung meiner Freunde. Und auch weil’s so einfach geht, verrat’ ich Ihnen jetzt mein Rezept zum Ausprobieren. Zutaten für vier Personen: 5 große Zwiebeln, 40 gr. Butter, Salz, 1 EL Mehl, ein Pinnchen Pastis (französischer Anisschnaps), ein halber Liter guter Weißwein, ein halber Liter kräftige Fleischbrühe und etwas Piment d’Espelettes (zur Not eine Prise Cayennepfeffer), Baguette-Scheiben und Schweizer Käse, Petersilie Zubereitung: Zwiebeln schälen und in dünne Streifen schneiden. In der Butter anschwitzen, das Mehl drüberstreuen und mit dem Pastis ablöschen, Weißwein und Brühe zugeben, das ganze zugedeckt 20 Minuten köcheln lassen. Inzwischen die Baguette-Scheiben mit Käse belegen und im Ofen überbacken. Zum Schluss die Brühe mit dem Piment d’Espellettes würzen und die Käsebaguettescheiben auf die gefüllten Teller oder Tassen platzieren und mit Petersilie bestreuen.

und immer mehr Neuzüchtungen kommen hinzu. Überblicken kann es kaum noch einer. Es ist die Qual der Wahl, die zu Entscheidungen zwingt und frustriert. Weit über 100.000 verschiedene Weine stehen zum Testen bereit. Ich hab mich diesmal auf Südafrika (hervorragende Tröpfchen) und Franken (die Silvaner und Scheureben werden immer besser) beschränkt. Zwei wichtige Erkenntnisse zum Schluss: Voll im Trend und viel beachtet ist das Angebot im Bio-Bereich. Hier konnten die Fachbesucher alle relevanten Bioverbände aus Deutschland, Italien und Frankreich sowie zahlreiche individuelle Aussteller aus der ganzen Welt antreffen insgesamt rund 300 Produzenten, die bisweilen große Qualität liefern. Ein zweiter großer Trend sind über den Wein hinaus die Craft Drinks aus Manufakturen, auch einige aus dem Sauerland, die handverlesene Biere, edle Brände, Gin, Whisky, Cognac, Single Malt, Grappa oder exotische Cachaça herstellen und mittlerweile ein großes Publikum begeistern. Würde man das alles auch nur mit einem Schlückchen probieren, müsste man wohl auf der Trage die Messe verlassen. Deshalb lautet das Motto: probieren und ausspucken. Eigentlich schade.

Experten testen mehr als 100.000 verschiedene Tröpfchen Auf die Zwiebelsuppe bin ich gekommen, weil ich von einer Weinprobe noch einige Tröpfchen übrig hatte, die es zu verarbeiten galt. Und apropos Weinprobe: Da kann ich Ihnen auch gleich verraten, was es wieder in Düsseldorf bei der dreitägigen „Pro Wein 2018“ gegeben hat.

Wohl bekomm‘s! 47


SAUERLAND BRAUCHT MEHR POWER FÜR E-MOBILITÄT Versorger planen Ausbau von Stromtankstellen Wer ein E-Mobil fährt oder einen Hybrid-Wagen, kann die aktuelle Diesel-Diskussion recht entspannt zur Kenntnis nehmen. Lars Morgenbrodt gehört dazu. Er fährt keinen Diesel mehr. Er fährt einen Hybrid. Ein günstiger Leasingvertrag erleichterte den Abschied vom stickoxidlastigen und rußpartikelreichen Kraftstoff. Der Neheimer mit Arbeitsplatz in Balve kann täglich selbst entscheiden: Fahr ich mit Strom oder fahr ich mit Benzin? Wenn‘s eben geht, lässt er den Verbrennungsmotor kalt. Doch das geht nur, wenn die über Nacht am heimischen Spezialgerät geladenen Auto-Akkus für alle Fahrten des Tages ausreichen, oder es unterwegs die Möglichkeit gibt, an einer Schnellladestation Strom zu tanken. Diese Stationen sind in der sauerländischen KOMPLETT-Region bisher nicht üppig gesät. Doch das ändert sich gerade. RWE-Tochter Innogy, die im Hochsauerland eines ihrer Kerngebiete hat, und die Mark-E, der EnervieGruppe mit dem Stammgebiet Mär-

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kischer Kreis und Hagen, bauen aus.

Bald über 50 Mark-E-Ladepunkte Regionalversorger Mark-E betreibt aktuell 49 Ladepunkte, 18 davon befinden sich an neun Standorten im Märkischen Kreis, berichtet MarkE Pressesprecher Andreas Köster. In Lüdenscheid gibt es vier Standorte, in Meinerzhagen zwei und in Kierspe, Halver und Plettenberg je einen. Weitere sind im MK in Altena (2) und Schalksmühle geplant. In Hagen kommen fünf hinzu. Hier betreibt Mark-E die meisten Schnellladestationen, aktuell an sechs Standorten.

Von Uwe Tonscheid gesamt 252 neue Innogy-Ladepunkte im gesamten Sauerland, so die Information des regionalen Pressesprechers Wieland Dierks. Aktuell betreibt innogy nach eigener Auskunft in Deutschland 5300 Ladepunkte in 700 Städten und Gemeinden, davon sind rund 2400 öffentlich zugänglich. Hinzu kommen 10.000 installierte Ladepunkte bei Privat- und Gewerbekunden. Der bundesweite Ausbau finde „in Kooperation mit mehr als 160 Stadtwerken und Regionalversorgern“ statt. Die aktuellen Innogy-Ausbau-Planungen für die überregionale E-Mobilitäts-Infrastruktur umfassen in

Innogy plant an seinen (wenigen)

NRW, Niedersachsen, Schleswig Holstein und Rheinland Pfalz ein Investitionsvolumen von 7,8 Mio. Euro, berichtet Innogy-Pressesprecherin Julika Gang auf Komplett-Anfrage. Für 2490

Standorten im Märkischen Kreis zehn neue Ladepunkte, sechs in Balve und vier in Neuenrade. Im Stammgebiet Hochsauerland hat Innogy 116 neue Ladesäulen in Planung. Das sind ins-

neue Ladepunkte hat das Unternehmen im September 2017 eine Förderzusage aus dem Bundesverkehrsministerium erhalten. Von dort kommt ein Zuschuss von 40 Prozent.

Innogy: 116 neue Ladesäulen im Hochsauerland


Die Aktivitäten im Sauerland betrachtet E-Auto-Fahrer Lars Morgenbrodt mit besonders viel Sympathie. Nicht ganz ohne Skepsis hat der einstige Dieselbesitzer das Thema E-Mobilität betrachtet. Schnell war er aber von seinem Hybrid-Wagen überzeugt: „Das ist eine gute Brückentechnologie ohne Reichweitenangst“, zeigt der Regionalmanager der Bürgerregion Sorpesee auf, dass die aktuellen Aktivitäten vernünftige Zwischenschritte in die richtige Richtung sind.

Reichweitenangst ein ständiger Begleiter Vorerst ist bei der Elektromobilität die Reichweite immer noch ein Thema. Wer unterwegs keine Alternative zum E-Antrieb hat und keine Schnelllademöglichkeit in erreichbarer Nähe kennt, den überkommt sie, die Reichweitenangst. „Moderne EAutos schaffen mit einer Akkuladung etwa 300 Kilometer“, sagt Wieland Dierks. Das gilt aber längst nicht für alle E-Mobile. Und es kommt auch darauf an, was sonst noch so alles Strom verbraucht, z.B. Heizung, Klimanalage und Radio/MP3/CD/Navi. Auch häufiges Bergauffahren reduziert die Reichweite. Die Hybridfahrer haben keine Reichweitenangst, die haben ja noch den Benzinmotor. Bei den umweltorientierten Hybridnutzern steht der aber nicht hoch im Kurs, geht Morgenbrodt davon aus, dass seine Devise von vielen geteilt wird: „Wenn man elektrisch fahren kann, will man auch immer elektrisch fahren.“

Viele unterschiedliche Bezahlmethoden Deshalb wünscht er sich in der Region mehr Schnellladestationen. „Die funktionieren technisch super“, lobt der Neheimer. Nur in Sachen Bezahlung, da ist er sich mit elektromobilen Kollegen einig, läuft es nicht ganz

so prima, weil immer anders. „Mal geht es über eine App, mal über eine Kundenkarte, mal über eine andere Lösung.“ Dass es da verschiedene Möglichkeiten gibt, bestätigen die heimischen Stromanbieter. Mark-E bietet für die „Spontanladung“ an einer der Säulen im MK eine App an. Mit einer DriveCard, die man über eine Registrierung bei Mark-E/Stadtwerke Lüdenscheid bekommt, kann man europaweit an allen ca. 12000 bei ladennetz.de registrierten Säulen aufladen, so die Information des Anbieters. Gezahlt werde der mit der Mark-E fixierte Preis. Innogy bietet Spontankunden an der Ladesäule das Bezahlen mit Kreditkarte oder Paypal an. Die meistgenutzte Vertragslösung für eine deutschlandweite einheitliche Bezahlung sei der Ökostrom-Vertrag, so die Info aus der Presseabteilung. Wer an einer Autobahn Strom tankt, wird an vielen Raststätten InnogySäulen vorfinden. Dierks und InnogyPressesprecherin Julika Gang berichten auf KOMPLETT-Anfrage: „Innogy hat den Betrieb der Ladeinfrastruktur entlang der deutschen Autobahnen an mehr als 100 Raststätten von Tank & Rast übernommen. Die Ladesäulen werden ausschließlich mit Ökostrom betrieben.“ Darüber hinaus liefert, installiert und betreibt innogy die Ladesäulen auf Parkplatzflächen von Einzelhändlern und Dienstleistern. Entsprechende Verträge, so die Innogy-Information, wurden mit der Santander-Bank, Aldi Süd und der Möbelkette Hardeck abgeschlossen: „Die Kunden können während ihres Einkaufs kostenlos ihre E-Autos aufladen.“

nale Kooperationen im Blick. Entsprechende Gespräche mit den Kommunen im Versorgungsgebiet finden bereits statt oder werden noch geführt, so die Mark-E-Info: „Ziel ist es, gemeinsam mit regionalen Partnern ein öffentliches, flächendeckendes Ladenetz in Südwestfalen zu errichten und zu betreiben.“ Innogy wendet sich mit einem „Vermarktungs- und Partnerkonzept an die regionale Wirtschaft“. Interessierte Kooperationspartner für das Aufstellen von Schnellladesäulen können sich wenden an: Innogy: klaus.musshoff@innogy.com Mark-E: elektromobilitaet@mark-e.de

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SCHWERHÖRIGKEIT VIEL MEHR ALS NUR SCHLECHT HÖREN KÖNNEN Von Mechthild Decker-Maruska

Einschneidende Auswirkungen auf Alltagsleben Betroffener Schwerhörigkeit zählt zu den wohl facettenreichsten senu.a. erhöhte Anspannung, schnellere Ermüdbarkeit, Mussorischen Einschränkungen. In Deutschland sind davon ca. kelverspannung und Schlafstörung, aber auch Unsicher15 Millionen Menschen betroffen. Ein besonders hohes heit, Selbstzweifel, Angst, Reizbarkeit und Traurigkeit bis Aufkommen zeigt sich hier bei Menschen im fortgeschrithin zur Depression. Auch sozialer Rückzug bis hin zur völtenen Lebensalter. ligen Isolation ist nicht selten. Untersuchungen zu Folge ist jeder dritte Deutsche im AlHörminderung erhöht Risiko von Demenz ter zwischen 61 und 70 Jahren und jeder zweite im Alter zwischen 71 und 80 Jahren von einer relevanten SchwerEine der wohl gravierendsten Folgen und oftmals Auslöhörigkeit betroffen. Im Alterssegment der über 80-Jähriser der vorab genannten Auswirkungen ist die beeinträchgen liegt das Aufkommen sogar bei 98 Prozent. Experten tigte Kommunikationsfähigkeit. Der Grund: Schwerhörige gehen davon aus, dass sich die Prävalenz der SchwerhöMenschen können akustische Signale nur bruchstückhaft, rigkeit in den nächsten Jahren drastisch erhöht. Als urverzerrt und/oder leiser wahrnehmen. Auch die gesprosächlich beschrieben werden neben der steigenden Lechene Sprache, das gebräuchlichste Mittel der zwischenbenserwartung eine erhöhte Lärmbelastung, in deren menschlichen Verständigung, wird mittels akustischer SiFolge vermehrt auch junge Menschen von einer Schwergnale übertragen und erfährt somit die zuvor aufgezeigte hörigkeit betroffen sind. Beeinträchtigung. Die häufige, allgemein bekannte, zum Schwerhörigkeit (Hypakusis) ist keine Erkrankung, sonTeil erhebliche Ausmaße annehmende Konsequenz: Eine dern das Symptom einer Erkrankung des sogenannten von Miss- und Nichtverstehen geprägte interpersonelle Ohr-Leitsystems. Schwerhörigkeit beschreibt jegliche VerKommunikation, nicht selten resultierend in einem situminderung des Hörvermögens und kann akut auftretend ativ inadäquaten Reagieren und Handeln der Betroffenen. oder schleichend beginnen. Unterschieden wird zwischen Die zuvor aufgezeigten Auswirkungen und Folgen finden der Schallleitungsschwerhörigkeit mit Krankheitsursachen im äußeren Ohr oder im Mittelohr und der Schallempfindungsschwerhörigkeit, bei welcher die Krankheitsursache in der Gehörschnecke (Cochlea) des Innenohrs zu finden ist. Hiervon abzugrenzen sind die neuronale und die Fassadenarbeit zentrale Schwerhörigkeit bei der die Störungen auf der will gelernt sein. Fassadenarbeit Ebene des Hörnervs bzw. der Hörbahn bzw. im Hörzentwill gelernt sein. rum angesiedelt sind. Alle Formen können jedoch kombiFassadenarbeit niert auftreten. Um festzustellen, welche Ausprägung der will gelernt sein. Schwerhörigkeit vorliegt und welche Therapie erforderlich ist, bedarf es der eingehenden Untersuchung durch einen HNO-Facharzt. Schwerhörigkeit wird im Bezug auf das alltägliche Leben und Erleben der Betroffenen oft unterschätzt, da sich die vielfältigen physischen, psychischen und sozialen Auswirkungen der Hörminderung zumeist der Kenntnis der „gut hörenden Umwelt“ entziehen. Hierzu zählen Wir sind ausgebildete Fassadenprofis. www.farbe.de

50 Wir sind ausgebildete Fassadenprofis. www.farbe.de


sich auch bei Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Erfahrungen aus dem geriatrischen Klinikalltag zeigen: Bleibt die Hörminderung unerkannt, ist die Verwechslung mit einer Demenz nicht ausgeschlossen. Schwerhörigkeit birgt jedoch weitere Risiken. So kann eine unbehandelte Schwerhörigkeit (Nichttragen vorhandener Hörgeräte eingeschlossen) - das Risiko einer demenziellen Entwicklung erhöhen. Dies bestätigen wissenschaftliche Studien, denen zu Folge Menschen mit einem unbehandeltem Hörverlust bis zu fünfmal häufiger an Demenz erkranken als Menschen mit normalem Hörvermögen. Forscher fanden zudem heraus, dass eine unbehandelte Schwerhörigkeit sowohl das Sturzrisiko als auch das Depressionsrisiko deutlich erhöht und eine Hirnatrophie begünstigt. Wissenswert ist darüber hinaus: Schwerhörigkeit und Demenz treten nicht selten im Doppelpack auf. Hierbei potenzieren sich beide Einschränkungen sowohl im Ausmaß der kommunikativen Beeinträchtigung als auch der daraus hervorgehenden Verhaltensauffälligkeiten. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es einer Reihe von Maßnahmen. Hierzu zählen u.a. die gesellschaftliche Enttabuisierung von Schwerhörigkeit und Aufklärung hinsichtlich ihrer Auswirkungen sowie die Erweiterung der leitliniengerechten Demenzdiagnostik um die Ermittlung des Hörstatus.

einmal jährlich das Hörvermögen überprüfen lassen. Nur so lässt sich eine Hörminderung frühzeitig erkennen und behandeln. Betreffend der gesellschaftlichen Enttabuisierung macht Plettenberg mobil: Das 1. Plettenberger Forum für Menschen mit Hörstörungen fand am 13. April im Paul-Gerhard-Haus statt. Neben umfangreichen Informationen für Betroffene und Angehörige wurde hier der Grundstein für die Bildung einer Selbsthilfegruppe gelegt, die sich mit Hilfe des Plettenberger Krankenhauses dem Thema „Hören“ widmet. Die Autorin: Mechthild Decker-Maruska ist Krankenschwester und Case Managerin im Krankenhaus Plettenberg. Darüber hinaus ist sie Fachreferentin des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB).

Krankenhaus Plettenberg übernimmt Vorreiterrolle Eine weitere Maßnahme bezieht sich auf die spezielle Qualifizierung aller im direkten Patient-/Bewohnerkontakt stehenden Strukturen des Gesundheitswesens. Dabei ist der Qualifizierung der Pflegefachkräfte ein besonders hoher Stellenwert beizumessen. Diesem Aspekt wird das Krankenhaus Plettenberg - dank Unterstützung der Geschäftsführung - zum Ende des Jahres Rechnung tragen und eine spezielle Schulungsmaßnahme mit dem Thema „Pflegemanagement bei Hörstörungen“ durchführen. Ebenfalls in Planung ist eine Schulung von Angehörigen schwerhöriger Menschen. Auch die bauliche Struktur betreffend übernimmt das Krankenhaus Vorreiterfunktion. So wurden in den neuen Patientenzimmern der Station 2 Türklingeln zur Aktivierung eines Lichtsignals in Nasszelle und Patientenzimmer eingebaut. Anklopfen wird somit sichtbar und kann nicht mehr überhört werden. Aber auch Betroffene müssen aktiv werden, indem sie zum Beispiel ihr Hörproblem nicht verstecken, sondern offen ansprechen und ihre Hörgeräte kontinuierlich tragen, auch wenn sich die Gewöhnungsphase schwierig gestaltet. Generell gilt: Jeder Mensch sollte mindestens

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HÖREN BEDEUTET LEBENSQUALITÄT Egal ob im Beruf oder im Privatleben: Ein gesundes Gehör ist der Schlüssel zu einer gelungenen Kommunikation und ein Baustein zum Erhalt der geistigen Fitness. Hören bestimmt so viele Bereiche unseres Alltags, dass besseres Hören vor allem eines ist: ein Zugewinn an Lebensqualität. Besseres Hören bedeutet bessere Kommunikation in der Beziehung zum Partner, aber auch gegenüber Freunden und Kollegen. Hörverlust setzt oft schleichend ein. Es fällt ihnen zunehmend schwerer, Gesprächen zu folgen, wenn Hintergrundgeräusche stören, oder die Konzentration in Gruppengesprächen lässt nach. Auch wenn gerade in den Abendstunden die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, kann dies ein Anzeichen von Hörverlust sein.

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Hier setzt die terzo-Gehörtherapie an. Die GROSSE HÖRWELT Thorsten Faust ist mit Standorten in Lüdenscheid und Herscheid das einzige terzo-Zentrum im südlichen Märkischen Kreis. Diese bewährte Therapie ist eine Kombination aus Gehörtraining und Hörgeräteanpassung. Das terzo-Gehörtraining hilft, die Filterfunktion des Gehirns gezielt zu trainieren. Bereits nach zwei Wochen systematischen Gehörtrainings erleben viele Teilnehmer eine deutlich spürbare und messbare Verbesserung ihrer akustischen Wahrnehmungsfähigkeit.

Durch den meist schleichend voranschreitenden Hörverlust verlernt das Gehirn, die akustischen Signale richtig zu verarbeiten. Töne, Worte, Klänge und Emotionen werden nicht mehr entschlüsselt: Der Mensch wird unsicher, zieht sich zurück und kann in eine soziale Isolation geraten. Dadurch ist das Gehirn weniger Reizen ausgesetzt, was zu einem erhöhten Demenzrisiko und zu Einschränkungen in der geistigen Leistungsfähigkeit führen kann. „Das systematische terzo-Gehörtraining kann dafür sorgen, diesen Teufelskreis aus Hörverlust, Isolation und Demenz zu durchbrechen“, weiß Thorsten Faust. Hörverlust ist aber nicht nur ein Thema für die ältere Generation. Vom vorbeugenden Gehörschutz bis zu hochmodernen Hörsystemen mit Bluetooth-Anbindung an

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Smartphone, TV und Computer, die sich problemlos in den Alltag jeder Generation einfügen, bietet die GROSSE HÖRWELT für jeden die passende Lösung an. „Mit einem gut angepassten Hörsystem kann man sich seine eigene Hörwelt wieder größer, schöner und leichter machen. Auf diesem Weg möchte das Team der GROSSEN HÖRWELT Sie gerne begleiten“, beschreibt Thorsten Faust seine Berufsphilosophie.

Erst nach Abschluss des Trainings findet die Anpassung neuer Hörgeräte statt. „So können Sie qualitative Unterschiede selbst heraushören und sich bewusst für Ihre individuelle Hörgerätetechnik entscheiden“, erklärt Audiotherapeut Thorsten Faust. Aktuelle Studien zeigen, dass eine unbehandelte Schwerhörigkeit das Risiko von Altersdemenz und Altersdepression erhöhen kann. Umgekehrt bedeutet dies, dass Menschen, die (wieder) gut hören, ihr Risiko, an Demenz zu erkranken, senken können.

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GEGENWIND AUS DEM FRETTERTAL

Die Dorfgemeinschaften im Frettertal (hier beim Tauziehen in Schöndelt) wollen in Sachen Windkraft weiter an einem Strick ziehen. Foto: Martin Droste

Umstrittene Windkraftpläne in Finnentrop Von Martin Droste Das Frettertal ist ein beliebtes Erholungsgebiet. Mit seinen Wäldern, Wiesen und schmucken Dörfern bietet das zur Gemeinde Finnentrop gehörende Tal auf den ersten Blick Idylle pur. Diese Idylle ist ernsthaft in Gefahr. 14 Windkraftanlagen sollen hier gebaut werden. Den Dorfgemeinschaften droht die Spaltung, viele Hausbesitzer fürchten um den Wert ihrer Immobilien, Infraschall, Lärm und Schlagschatten bedrohen die Gesundheit, die schöne Landschaft wird durch große Industrieanlagen im Wald verschandelt. Ein Horrorszenario? Nein, sagt die Interessengemeinschaft Gegenwind Frettertal: ein Zusammenschluss von zahlreichen Familien aus Serkenrode, Weuspert, Fretter, Schöndelt und Schliprüthen. „Viele können sich noch gar nicht vorstellen, wie sich der Blick aus dem Fenster oder bei Wanderungen rund um unsere Dörfer verändern wird, wenn diese über 230 Meter hohen Windanlagen aufgestellt sind“, heißt es auf der Homepage der IG. Der Name „Gegenwind“ ist Programm, die Initiative aus dem Frettertal kämpft gegen den Bau von 14 Windkraftanlagen in nur zwei Kilometer Entfernung vom Serkenroder Ortskern. Die Pläne waren vor einigen Monaten bekanntgeworden. Seitdem weht den Investoren und Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß ein starker Gegenwind ins Gesicht. Die rund um Serkenrode geplanten Windräder sollen bis zu 240 Meter in den Himmel ragen und wären mit Abstand die höchsten Bauwerke der Gemeinde Finnentrop. Ein Rekord, auf den man im Frettertal gerne verzichten würde. „Die Konzentration von Windrädern im Frettertal macht uns Angst“, spricht der Serkenroder Georg Schmidt vielen Bürgern aus der Seele. „Wehren sie sich, solange es noch geht. Wenn die Dinger stehen, ist es zu spät“, ist Dr. Joachim Ulrich überzeugt. Der Frauenarzt aus dem Siegtal weiß, wovon er spricht. „Bei uns sollten 40 Anlagen gebaut werden“, berichtete der Mediziner auf einer Informationsveranstaltung der IG Gegenwind Frettertal in der mit 450 Besuchern rappelvollen Schützenhalle in Serkenrode. Zu den Referenten an diesem Abend gehörten nur er-

So wie auf dieser Fotomontage der IG Gegenwind Frettertal könnte es aussehen, wenn die bis zu 240 Meter hohen Windkraftanlagen im Wald oberhalb von Serkenrode aufgestellt werden. Foto: Interessengemeinschaft Gegenwind Frettertal

klärte Windkraftgegner wie Dr. Ulrich oder Christof Gerhard aus Rehringhausen bei Olpe. Gerhard hat in seinem kleinen Ort selbst erlebt, wie das Thema Windkraft die Dorfgemeinschaft spalten kann. „Früher bin ich mit dem Traktor über die Wiese meines Nachbarn gefahren, das darf ich heute nicht mehr.“ Christof Gerhard steht an der Spitze des 52 Bürgerinitiativen umfassenden Bündnisses Gegenwind Südwestfalen. Eingeladen hatte die IG Gegenwind Frettertal auch die Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Dietmar Heß. Aber Heß leitete an diesem Abend eine andere Bürgerversammlung in Finnentrop. In Sachen Windkraftanlagen hat sich der Bürgermeister ohnehin keine Freunde gemacht. Die IG Gegenwind ist unzufrieden mit seiner Informationspolitik. Die Fraktion „Freie Wähler für Finnentrop“ wittert mögliche Absprachen mit Investoren. Unterdessen hat der Rat der Gemeinde Finnentrop eine Kehrtwende in Sachen Windkraftpolitik gemacht und auf Antrag der CDU beschlossen, alle Planungen für längstens zwölf Monate einzustellen und die Entwicklung auf Landes- und Bundesebene abzuwarten. Widerspruch kommt vom christdemokratischen Bürgermeister. „Wer erzählt, wir könnten Windkraft verhindern, der führt die Bürger hinters Licht“, warnt Dietmar Heß davor, Planungsinstrumente aus der Hand zu geben und befürchtet Wildwuchs. „Dann haben wir keinen Einfluss mehr und es besteht das Risiko, dass genau das entsteht, was wir verhindern wollen. Wer aus der Planung aussteigt, steigt aus der Steuerung aus.“ Im Frettertal ist man erst einmal froh über die Atempause. Allerdings macht sich die IG Gegenwind nichts vor und weiß, dass der Kampf gegen die bis zu 240 Meter hohen Windräder auf den Bergen rund um Serkenrode längst nicht gewonnen ist.

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Farima Tehranchi ist die neue Klimaschutzmanagerin in Werdohl und freut sich auf Stadt, Bürger und die vielen neuen Aufgaben, die auf sie warten.

BEIM KLIMASCHUTZ KANN JEDER MITMACHEN Farima Tehranchi steht in Werdohl vor anspruchsvollen Aufgaben Farima Tehranchi ist Klimaschutzmanagerin in Werdohl. Manch einer wird sich fragen, ob das wirklich nötig ist? Liegt Werdohl nicht mitten in der schönsten Natur und zählt zudem mit nicht mal 20.000 Einwohnern wohl kaum zu den großen Klimasündern? Weit gefehlt, meint Farima

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Von Iris Kannenberg

Tehranchi. Denn Klimaschutz fängt im Kleinen an. Eigentlich bei jedem Einzelnen. Und auch in einer Stadt wie Werdohl sind Stickoxide und Feinstaubbelastung ein Thema. Ebenso wie das behutsame Umgehen mit den vorhandenen Ressourcen. Denn auch hier sterben Bäume, wüten Stürme, ändert sich das Klima. Was sich u.a. - genau wie in den meisten anderen Regionen der Erde – in einem Verschwinden der ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten, dem Verlust von Insekten, Vögel und einem messbaren Bienensterben äußert. Zu viel Verkehr, Stromverbrauch, Überdüngung und Monokulturen tun ihr Übriges dazu, dass auch in Werdohl die Luft immer „dicker“ wird. Nichts passiert auf der Erde, ohne dass nicht alle gemeinsam die Konsequenzen tragen. Und das Klima noch zu retten und zu verhindern, dass sich die Erderwärmung weiter fortsetzt, dazu wollen zumindest in Deutschland die Länder und Städte ihren Beitrag leisten. Und holen sich dazu die entsprechenden Fachleute an Bord. Farima Tehranchi ist so eine Spezialistin und hat Anfang des Jahres ein Büro im Rathaus der Stadt Werdohl bezogen. Ist das Klima überhaupt noch zu retten? Ist es nicht bereits zu spät dazu? „Nein“, sagt die neue Klima-


schutzmanagerin. „man kann das Ruder noch herumreißen, aber dazu müssen sich möglichst viele Bürger und Bürgerinnen daran beteiligen. Ich möchte viele Menschen motivieren, Initiative für den Klimaschutz zu ergreifen und eine lebenswerte Umwelt für kommende Generationen mitzugestalten. Jeder einzelne kann dazu beitragen!“ Und das schon mit ganz kleinen und wenigen Handgriffen. Sie demonstriert das an einem überzeugenden Beispiel: „Wenn jeder Arbeitnehmer, wenn er zur Mittagspause geht, seinen Bildschirm ausmacht, dann ist das nur eine einzige Sekunde, die dafür zu opfern ist, aber die Gesamtersparnis an Strom ist aufs Jahr gesehen riesig.“ Nur ein Beispiel von vielen, bei denen der Einzelne etwas tun kann, ohne dass es irgendeiner Anstrengung bedarf. Überhaupt, die Ressourcen. Die sind ihr ein echtes Anliegen. Sie hat den Durchblick, wie es um den Planeten insgesamt im Moment bestellt ist. Erschreckend: Wenn die Menschheit so weiter macht und ungezügelt die natürlichen Reserven verbraucht, die Flüsse und Meere verschmutzt und das Klima verändert, wird schon die nachkommende Generation zwei Erden benötigen, um überleben zu können. Zwei Erden? Das könnte durchaus kompliziert werden... Farima Tehranchi, die aus dem Iran stammt und seit 1986 in Deutschland lebt, ist mit großem Engagement beim Thema und freut sich auf ihre Aufgaben in Werdohl. Sie lebt mit ihrer Familie in Aachen und hat, bevor sie an die Lenne kam, bereits in Frankenberg an der Eder jede Menge Erfahrungen sammeln dürfen. Frankenberg, das von der Größe her Werdohl ungefähr gleich kommt, ist vorHier kann man sie finden über die Webseite der Stadt Werdohl. Sie hat ihr neues Büro direkt im Rathaus bezogen.

wiegend von Altbauten geprägt und stellte dementsprechend andere Herausforderungen an die Klimaschutzmanagerin als Werdohl. Dennoch gibt es da wie hier das gleiche Thema: Energie sparen, nachhaltig wirtschaften, die vorhandenen Ressourcen schonen. Nicht einfach, dies umzusetzen. Denn der Bürger hält zwar den Klimaschutz ganz allgemein für das wichtigste Thema überhaupt, aber mit der Umsetzung sieht es dann doch eher mau aus. Dafür fehlt einfach oft die richtige Information, ist das Wissen darum, wie man Umweltschutz aktiv umsetzt und wie einfach das eigentlich ist, nicht vorhanden. Um dies zu ändern, nimmt gezielte Öffentlichkeitsarbeit einen sehr hohen Stellenwert bei der Arbeit der Klimaschutzmanagerin ein. Ihr Ziel ist es, Werdohl und seine speziellen Bedürfnisse und Probleme kennenzulernen, aber auch mit den Bürgern von Angesicht zu Angesicht ins Gespräch zu kommen. Die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt Werdohl ist offen für Vorschläge der Bürger, ebenso wie für Fragen und Diskussionen. Überhaupt, der Bürger: Ohne ihn geht nichts. Er ist der wichtigste Ansprechpartner, denn er ist derjenige, der für seine Region steht. Und hier leben muss bzw. will. Auch noch mit seinen Kindern und Enkeln. Klimaschutzmanager sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Städte und Ansprechpartner auch für Industrie, Land- und Forstwirtschaft und den Denkmalschutz. Gerade ältere Gebäude lassen Aspekte des Klimaschutzes oft noch vermissen. Besonders die in den 1970er Jahren erbauten Gebäuden, die zunehmend mit in den Denkmalschutz aufgenommen werden, pfeift der Wind durch die Fenster und die alte Heizung bräuchte ein Update. Schulen, öffentliche Gebäude und ältere Firmen sind davon betroffen. Keine leichte Aufgabe, dies zu ändern, angesichts klammer Kassen. Farima Tehranchi ist jedoch zuversichtlich. Ihre Arbeit in Frankenberg hat gezeigt, dass Veränderung möglich ist, oft schon mit weniger finanziellen Mitteln als vorher gedacht. Ihre Arbeit ist wichtig für die ganze Lenneschiene und wird Werdohl hoffentlich in eine bessere und bewusstere Klimaschutz-Zeit führen. Wer Farina Tehranchi kennenlernen möchte und Fragen hat zum Thema, kann sie gerne im Werdohler Rathaus anrufen. Sie freut sich auch über Einladungen zu Fachforen und Messen sowie zu Vorträgen in Schulen, Kitas und Museen. Sie ist für alle Bürger da und möchte mit ihrer Arbeit in Werdohl in den kommenden Jahren mit dafür sorgen, dass sich auch in dieser Stadt der Bürger mehr Gedanken macht zu einer topaktuellen Problematik, die jeden betrifft und niemanden auslässt. Es gibt nur diese eine Erde, die es zu erhalten gilt. Egal, was es kostet.

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Gruppenfoto mit der Frauennationalmannschaft von Namibia, die 2016 ein Freundschaftsspiel in Finnentrop bestritt. Foto: FC Finnentrop

FRAUENPOWER BEIM FC FINNENTROP

Von Martin Droste

Erfolgsgeschichte am Schulzentrum

Der FC Finnentrop ist über den Kreis Olpe hinaus die Nummer 1 im Mädchen- und Frauenfußball. Das war nicht abzusehen, als der Verein vor 39 Jahren ins Leben gerufen wurde. Auf eine Zahl ist Engelbert Schulte besonders stolz. „Seit 33 Jahren haben wir mit der 1. Frauenmannschaft nie niedriger als Landes- und Verbandsliga gespielt.“ Der 61-Jährige muss es wissen, denn seit 1989 steht Schulte als 1. Vorsitzender an der Spitze des 1979 gegründeten Vereins. Natürlich gehört der Finnentroper, der bei der Gemeindeverwaltung arbeitet, auch zu den Gründungsmitgliedern des FCF, der auf der Anlage neben dem Schulzentrum zu Hause ist. Bis zum Aushängeschild in Sachen Mädchen- und Frauenfußball war es aber ein langer Weg. An die Gründungsversammlung des FC Finnentrop kann sich Engelbert Schulte noch genau erinnern. „Das war der 2. April 1979.“ Als Vorstandsmitglied übernahm Schulte im neuen Club sofort Verantwortung. An Frauenfußball dachte da noch keiner. Der FC Finnentrop meldete in der C-Kreisliga eine Herrenmannschaft an. „Es herrschte eine Euphorie ohnegleichen. Wir waren die beliebteste Gastmannschaft“, denkt der seit 29 Jahren amtierende Vorsitzende gerne an diese Zeit zurück. Mit zwei großen Bussen fuhr der neue Club mit Spielern und Anhang zu den Auswärtsspielen, wohlgemerkt in der damals untersten Liga im Kreis Olpe. Ende 1979 ging es mit dem Frauenfußball los. Der FCF spielte auf dem Aschenplatz im Schulzentrum. „Außer den beiden Toren, den Flutlichtmasten und der Rundlaufbahn für die Leichtathletik gab es nichts“, berichtet Engelbert Schulte von „spartanischen Bedingungen“. Aber für die Mädchen der damaligen Real- und Hauptschule war der Platz die einzige Möglichkeit, um Fußball zu spielen. Und weil der FC Finnentrop hier zu Hause war, startete schon im Gründungsjahr eine Frauenmannschaft den Trainingsbetrieb.

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Einen eigenen Übungsleiter hatten die Fußballerinnen nicht. Herrencoach Hans Jäkel übernahm zusätzlich das Training des weiblichen Geschlechts. Am 1. Mai 1980 war es soweit: Im Schulzentrum wurde das erste Freundschaftsspiel der FC-Frauen angepfiffen. Der Erfolg war enorm. „Das war ganz neu für Finnentrop. Auf der Anlage waren über 500 Zuschauer. Wir waren von der Resonanz total überrascht und mussten Getränke und Würstchen nachbestellen“, schmunzelt Engelbert Schulte. Das Ergebnis war Nebensache. Finnentrop unterlag dem FC Lennestadt knapp mit 0:1. Mit dieser Begegnung begann die Erfolgsgeschichte des FC Finnentrop in Sachen Frauen- und Mädchenfußball. Schon 1980 nahm ein Team am Spielbetrieb der FrauenKreisliga Olpe-Siegen-Wittgenstein teil. Zwei Jahre später folgte der erste Meistertitel. Da war der FC Finnentrop schon ein ganzes Stück weiter als der Deutsche Fußballbund (DFB), der sich lange mit dem Frauenfußball schwer tat und erst 1982 eine Frauen-Nationalmannschaft an den Start schickte. Mit der Zeit verbesserten sich im Schulzentrum die Bedingungen für die Mannschaften des FC Finnentrop. „Ein Quantensprung war von 1997 bis 1999 der Bau des Vereinsheims“, betont Engelbert Schulte. Im Jahr 2004 erhielt der alte Aschenplatz endlich einen Kunstrasenbelag. Aktuell hat der 520 Mitglieder zählende Verein 15 Teams für den Spielbetrieb gemeldet: neben einer 1. und 2. Herrenmannschaft ein Damenteam, eine Altliga und elf Jugendmannschaften. Bei der A- bis D-Jugend wird eine Jugend-Spielgemeinschaft mit dem SV Heggen gebildet. Weil es im Kreis Olpe zwar noch eine Frauen-Kreisliga gibt, aber nicht genug Nachwuchsteams, spielen die B-, C- und D-Juniorinnen des FC Finnentrop als Gäste im Fußballkreis Arnsberg mit. Viermal hat die Frauenmannschaft des FC Finnentrop den Sprung in die Verbands- bzw. Westfalenliga geschafft. Einen Aufstieg hat Engelbert Schulte besonders in Erinne-


Die Frauenmannschaft des FC Finnentrop spielt in der aktuellen Saison 2017/18 wieder in der Landesliga. Foto: FC Finnentrop

rung, denn das war ein doppelter. Im Jahr 2003 schafften die Männer unter Trainer Karl-Heinz Ax den Aufstieg in die Kreisliga A, die Frauen machten mit ihrem Coach Clemens Mika gleichzeitig das Meisterstück in der Landesliga. „Das war ein tolles Jahr“, erinnert sich der Vereinschef noch gerne an die gemeinsame Aufstiegsfete. Inzwischen sind beide Teams wieder in die Kreisliga B bzw. Landesliga zurückgekehrt. Neben 33 Jahren Landes- und Verbandsliga hat Schulte eine weitere eindrucksvolle Zahl parat. In der letzten Westfalenligasaison 2016/17 hat die Frauenmannschaft rund 4.600 Kilometer zu den Auswärtsspielen zurückgelegt. Denn im Gegensatz zu den Männern ist die Westfalenliga bei den Fußballerinnen eingleisig. Die Folge sind weite Anreisen bis nach Ibbenbüren, Bielefeld oder Münster. Der Fußball schreibt immer wieder besondere Geschichten, auch beim FC Finnentrop. Hier hat Ex-Trainer Peter Ni-

klas seine Ehefrau Sabrina kennengelernt, als Spielerin unter ihrem Mädchennamen Schwermer. Inzwischen sind die beiden längst verheiratet und Engelbert Schulte ist stolzer Patenonkel ihres Sohnes David. Niklas war sechs Jahre Damentrainer in Finnentrop und ist damit Rekordhalter auf dieser Position. Mit dem Attendorner Helmut Rokitte ist untrennbar der Verbandsliga-Aufstieg von 1991 verbunden. Mit Christine Chaladyniak hat der FC Finnentrop sogar eine Nationalspielerin hervorgebracht. Sie wechselte 1984 zum damaligen Vorzeigeverein TSV Siegen und bestritt zwei Länderspiele. Weitere prominente Ex-Spielerinnen sind Iris Hennecke (ebenfalls TSV Siegen) und die 1989 zum Bundesligisten FSV Frankfurt gewechselte Torjägerin Inge Ziegler. Eine Frage interessiert zum Schluss ganz besonders: Gab es nie Probleme zwischen den Fußball spielenden Männern und Frauen? „Das war bei uns immer total entspannt. Der Verein ist ja damit groß geworden“, gibt Engelbert Schule Entwarnung. Übrigens: Der FC Finnentrop hat seit zwölf Jahren auch eine eigene Basketball-Abteilung. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

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STÄRKEN STÄRKEN IN DER FRÜHFÖRDERSTELLE

Text Elke Teipel Fotos Martin Büdenbender

Aiden ist ein fröhlicher Bursche. Der Fünfjährige klettert, würfelt, erzählt und strahlt. Seine Mutter Melanie schaut zu und lächelt. Vor drei Jahren waren beide verunsichert. Aiden sprach nur wenig, seine Worte waren undeutlich, seine Bewegungen unbeholfen. Und Aiden wurde oft wütend, weil er nicht verstanden wurde. Der Kinderarzt überwies den Jungen an die Frühförderstelle der Lebenshilfe, Zweigstelle Plettenberg, Lehmkuhler Straße 16. Das war der erste Schritt in Richtung Hilfe für die ganze Familie Die Hauptstelle hat ihren Sitz in Lüdenscheid, Wehberger Straße 4 B. Sie ist Anlaufstelle für alle Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen. Sie betreut Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt, die in ihrer Entwicklung verzögert sind, im Verhalten Auffälligkeiten zeigen, zu früh geboren sind, von einer Behinderung bedroht sind oder mit Behinderung geboren wurden. Den Eltern entstehen keine Kosten. Frühförderung wird über den Sozialhilfeträger und /oder die Krankenkasse finanziert. Sarah Bauermeister leitet die Einrichtung, die etwa 400 Kinder aus Lüdenscheid, Kierspe, Halver, Schalksmüh-

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le, Herscheid, Plettenberg, Werdohl, Neuenrade, Altena und Nachrodt-Wiblingwerde betreut. „Die Zahlen steigen. Vor 23 Jahren waren es 140 Kinder “, berichtet Mechthild Reer-Stracke, Sarah Bauermeisters Vorgängerin, jetzt zuständig für die Diagnostik. Dabei falle es den Eltern nicht leicht, den Weg zu gehen. Sie haben Berührungsängste, die Hemmschwelle sei groß, weiß Sarah Bauermeister. Wichtige Impulse geben die Kinderärzte, Kindertagesstätten, soziale Dienste. Sie bemerken, dass sich das Kind auffällig benimmt, dass es nicht spricht oder nicht läuft. Die Frühförderstelle findet heraus, wie sich das Kind bisher entwickelt hat – Entwicklungsdiagnostik. „Wir klären, wo das Kind steht und welche Stärken wir nutzen können“, erklärt Sarah Bauermeister, wie der Förderplan entsteht. Bis zum Eintritt in die Schule kann das Kind gefördert werden. Und dann? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 2017 gingen von 64 schulpflichtigen Kindern 51 in die Grundschule ohne besondere Hilfe. Die Arbeit basiere auf dem Netzwerk Eltern, Frühförderung, Kita, Ärzte, beschreibt die Leiterin die Grundpfeiler. „Wichtig ist, dass die Eltern mitziehen.“ Das war der


Fall bei einem Zweijährigen, der „massiv auffällig“ war. Offenbar nahm er nichts wahr. Eltern und Erzieherinnen befürchteten, er sei autistisch oder geistig behindert. Sarah Bauermeister: „In der Frühförderung entwickelte er sich so toll, dass er dann die Regelschule besuchte. Er ist super fit und wird sein Abi machen.“ Auch die Eltern eines anderen Jungen „haben alles gegeben“. Ihr Sohn war nach der Geburt reanimiert worden. Eltern und Arzt hatten große Sorgen, eine Behinderung würde zurückbleiben. Der Kleine kam zur Frühförderstelle. Er sei jetzt auf dem Gymnasium und ein erfolgreicher Sportler. In der Regel kommen die Kinder einmal pro Woche. Die Therapie unterteilt sich in einen motorischen und einen kognitiven Teil. Die Kinder klettern, spielen mit der Eisenbahn, matschen, malen und fahren sogar in der Mülltonne durch Räume und Flure. Das sind nur einige Beispiele. Es macht den Kleinen Spaß. Es kräftigt ihre Stärken und es festigt ihr Selbstbewusstsein. Aiden kommt gern in die Frühförderstelle. „Er hat sich super entwickelt. Er ist so pfiffig“, freut sich seine Mutter.

Ihr Sohn habe einen weiteren kräftigen Entwicklungsschub gemacht, nachdem die Blockade eines Halswirbels gelöst wurde. Aidens Betreuerin hatte beim Trampolin-Training festgestellt, dass sich der Junge nicht dreht. Die Frühförderstelle schickte ihn zum Sozialpädiatrischen Zentrum Hagen – einem Kooperationspartner der Lebenshilfe. Die Blockade wurde gelöst und Aiden machte einen Riesensprung. Es geht voran. „Noch vor einem Jahr hat er keinen Stift in die Hand genommen.

Jetzt zeichnet er und schreibt seinen Namen“, berichtet seine Mutter. Beide haben auch zu Hause geübt: Wäsche aufhängen (für die Feinmotorik), mit Rasierschaum zeichnen (macht auch Schwester Joleen (9) Spaß). Im Sommer wechselt Aiden in die Grundschule. Dann endet auch seine Zeit bei der Frühförderstelle. Das macht ihn etwas traurig. Die Freude aber überwiegt – Mutter und Sohn sind stolz – beide haben es geschafft und blicken selbstbewusst in die Zukunft. Jan lächelt charmant. Er ist dreieinhalb Jahre. Seit Januar 2017 kommt er regelmäßig in die Frühförderstelle. Sei-

ne Mutter Nadine und sein Kinderarzt hatten sich Sorgen gemacht, denn Jan sprach kaum und hatte erst sehr spät angefangen zu laufen. „Vor einem Jahr konnte er gerade mal seinen Namen und Ja oder Nein sagen“, erzählt Sarah Bauermeister. Liedersingen – ging gar nicht, das war kurz vor der Quälerei. Jetzt singt Jan und es gebe Situationen, „da babbelt er ununterbrochen“, schmunzelt seine Mutter. Jan sitzt auf dem Boden und baut an seiner Eisenbahn, er konzentriert sich, blickt auf und lächelt. „Die Fortschritte, die er gemacht hat, sind enorm“, bemerkt seine Mutter. Jan verblüfft alle, auch seine Therapeutin. Er blickt aus dem Fenster, sieht ein Müllauto und fragt: „Na, Frau Bauermeister, wie finden wir das?“

INFO Frühförderstelle Lebenshilfe Lüdenscheid e.V. Wehberger Straße 4 B, 58507 Lüdenscheid Tel.: (02351) 66 80 190 | lebenshilfe-luedenscheid.de

Zweigstelle Plettenberg Lehmkuhler Straße 16, 58840 Plettenberg, Telefon 02391/55 91 11

Zweigstelle Neuenrade Am Semberg 7, 58809 Neuenrade, Telefon 02392/50 87 63

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Alle mögen Lounis Lounis (21 Monate) sitzt in seinem Stühlchen und freut sich über die Nudeln mit Fleischsauce, womit ihn seine Mutter Tanja (39 Jahre) füttert. Gemeinsam wohnen die beiden mit Vater Orhan (41 Jahre) und Schwesterchen Leyla (6 Jahre) in einer gemütlichen Wohnung. Lounis hat das Down-Syndrom. Einen Gen-Defekt, von dem die Eltern erst in der 31. Schwangerschaftswoche erfahren haben. „Es hat uns erst mal den Boden unter den Füßen weggerissen“, berichtet Tanja. „Damit rechnet keiner, wobei wir auch keinerlei Pränatal-Diagnostik im Vorfeld gemacht haben. Meine Mama hat dann mit mir zusammen geweint. Doch für mich war immer klar: Ich nehme dieses Kind, so wie es kommt.“ Bereut habe sie diese Entscheidung in keiner Minute. Ein Leben ohne diesen Sonnenschein könne sie sich gar nicht mehr vorstellen. „Uns war wichtig, dass direkt möglichst viele davon erfahren. Wir wollten kein Gerede hinter unserem Rücken.“ Im Vergleich zu anderen hat die Familie aus Werdohl bisher keine schlechten Erfahrungen machen oder sich negative Kommentare anhören müssen. Im Gegenteil: „Lounis war von Anfang an überall willkommen. Alle mögen ihn.“ Anders ist es auch nur schwer vorstellbar, strahlt der kleine Junge doch sehr viel Lebensfreude aus. Musik, Fußball spielen und der Hund „Booma“ seiner Tante haben es ihm dabei besonders angetan. Gemeinsam mit seiner großen Schwester tobt er begeistert durch die Wohnung. „Obwohl er vier Wochen zu früh gekommen ist, hat er motorisch schneller gelernt als meine Tochter in seinem Alter“, berichtet Tanja stolz. „Anfängliche Erkrankungen wurden direkt nach der Geburt operativ behoben. Er ist nun kerngesund. Wir gehen nur einmal in der Woche zur Frühförderung der Lebenshilfe Lüdenscheid, um das erste große Etappenziel zu erreichen.“ Im Sommer soll Lounis nämlich in den Regelkindergarten gehen, den derzeit noch seine Schwester besucht. Diese wechselt dann in die Grundschule, auf die er – wenn möglich – ebenfalls einmal gehen soll. Wünsche für seine Zukunft? „Wir wünschen uns, dass

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er so normal wie möglich leben kann. Vielleicht in einer WG lebt oder sich verliebt und mit seiner Partnerin wohnt. Er soll einfach glücklich sein.“

„Felix ist der richtige Teil unserer Familie“ Felix ist acht Jahre alt und besucht die Förderschule „Schule an der Höh“. Er ist fröhlich, mitfühlend, hört gerne Musik in voller Lautstärke, spielt mit seinen Kuscheltieren und – ach ja – er hat das Down-Syndrom. Seine Eltern Gitta und Jörg erfuhren am Ende des ersten Schwangerschafts-Trimesters, dass etwas bei ihrem jüngeren Sohn nicht so ist, wie es sein sollte. Es wurde erst ein Herzfehler diagnostiziert, dann bei der Nackenfaltenmessung eine Störung erkannt. Die anschließende FruchtwasserUntersuchung ließ keine Zweifel mehr offen. „Wir waren ziemlich am Boden. Doch für uns war klar: Wir wollen ihn haben. Wir wussten gar nicht, dass wir damit zur Ausnahme gehören.“ Durch die frühen Pränatal-Tests leben immer weniger Kinder mit Down-Syndrom in Deutschland. Belastbare Abbruch-Zahlen gibt es dafür kaum. Experten schätzen aber, dass neun von zehn Kindern mit dem Gen-Defekt abgetrieben werden. „Für uns gab es kein ja oder nein. Für uns stand immer fest, dass wir unser Kind behalten werden. Und da gab es noch so ein Erdnuss-Ultraschall-Bild, bei dem Felix einen kompletten Fuß mit allen fünf Zehen in die Kamera streckte…“ Ungewissheit und Fragen blieben nach der Entscheidung trotzdem, gab es doch vorher keinerlei Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung. „Wir wurden schon gefragt, wie wir das schaffen wollen. Und eine Dame sagte uns sogar, dass sie so ein Kind ja nicht haben wolle. Das war uns aber egal.“ Nach einer langen Behandlung seines Herzfehlers ging Felix zur Frühförderung der Lebenshilfe Lüdenscheid. Er wurde dort umfassend auf dem Weg zu einem möglichst selbstbestimmten Leben unterstützt. Nun sorgt er durch seine Energie, Vitalität, Lebensfreude und Kraft für viel Wirbel und geht dabei seinem großen Bruder Tim auch schon einmal auf die Nerven. „So wie Felix ist, ist er der richtige Teil von unserer Familie.“


VOR 70 JAHREN: MIT WÄHRUNGSREFORM ENDET MANGELWIRTSCHAFT

Von Rüdiger Kahlke

Von Rüdiger Kahlke

Mit 40 D-Mark Kopfgeld – Heinz Lückel: „Man brauchte praktisch alles“ – „Operation Big Dog“: Neues Geld kam in 23.000 Kisten aus den USA „Das erste Geld ist in die Familie geflossen“, erinnert sich Gerd Wilmink. Der Plettenberger, gerade 20 Jahre alt, war erst ein paar Jahre vorher aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Das Kopfgeld, das an diesem Sonntag ausgezahlt wurde, hat er gleich bei seiner Mutter abgeliefert. Heinz Lückel, damals 21 , erinnert sich nur vage an den „Tag X“. Er habe ein paar Süßigkeiten gekauft vom ersten Geld. „Man brauchte praktisch alles“, sagt er rückblickend, mit dem neuen Geld „konnte man keine großen Sprünge machen“. Aber: „Über Nacht waren Waren da, die vorher gehortet worden waren“, sagt der inzwischen 91-Jährige. 40 D-Mark Kopfgeld hatte es tags zuvor gegeben. 40 DM für jeden. Alle waren gleich reich als die neue Währung am 20. Juni 1948 die Reichsmark ablöste. Scheinbar. Die Währungsreform vor 70 Jahren gilt als Initialzündung für das deutsche Wirtschaftswunder. Jeder D-MarkSchein glich einer Schwungfeder für den Flug des deutschen Phoenix aus brauner Trümmerasche. Der 20. Juni 1948 wird vielfach als „Tag X“ oder „Stunde Null“ bezeichnet. Mit Ausgabe des neuen Geldes füllen sich auch die Regale der Läden im Lennetal. Sechs Tage später beschrieb die Westfalenpost „Das Wunder der vollen Schaufenster“. Es gibt wieder Dinge, die lange nicht ohne Bezugsscheine zu haben waren. „Mit staunenden Augen stehen

die Hausfrauen vor den Fenstern und bewundern die Weckapparate, Gläser, Trinkbecher, Seifen- und Butterdosen, Deckel für Konservenbüchsen, Einmachflaschen, Schnittbohnenmaschinen, Kochtöpfe und Zinkbadewannen in jeder Form und Größe.“ Kriegsheimkehrer Gerd Wilminik erinnert sich, dass man wieder Apfelsinen in Plettenberg kaufen konnte. Die Westfalenpost wies aber auch auf Zweifel hin, „ob es der Anfang einer neuen Epoche wird oder aber ob es sich nur um eine vorübergehende Scheinblüte handelt“. Auf jeden Fall stellt sie im Lennetal Unmut darüber fest, „daß dieser plötzliche Umschwung erkennen ließ, daß die Waren auch vorher schon dagewesen sein müssen“. Und nach „dem ersten Schock, den der Schwarzhandel am Tage des Geldumtausches erlitt“, stellte sich schnell heraus, dass vor allem Genussmittel an „allen bekannten Stätten des Kreisgebietes“ immer noch lebhaft schwarz gehandelt wurde.

Lebensmittelkarten als Kontrolle

Kredit“ des Wirtschaftsrates der Westzone ihre Pläne um. Das Projekt war seit Herbst 1947 vorbereitet worden. Ausgezahlt wurde am 20. Juni Geld, das seit November 1947 unter der Tarnbezeichnung „Big Dog“ in den USA gedruckt worden war. In 23.000 Kisten verpackt, verladen auf acht Sonderzügen, waren jene 1000 Tonnen bedrucktes Papier aus den USA in die Mainmetropole Frankfurt gebracht worden. Über die Zweigstellen der Landeszentralbank in Lüdenscheid wurde das Geld an Sparkassen und Banken in der Region verteilt. An der Umtauschstelle in PlettenbergOhle holten sich am 1395 Personen ihr Kopfgeld ab. 55.800 DM wurden hier ausgezahlt. 83.700 Reichsmark zogen die Prüfer ein. Auf Vordrucken wurden die Auszahlungen markiert, Ausweise oder Lebensmittelkarten wurden gelocht, um Doppelauszahlungen zu vermeiden. Für das neue Geld mussten 60 Reichsmark abgeliefert werden, wie die Ernährungsstelle der Stadt Werdohl, einem Plettenberger bescheinigte, der sein Geld in der Nachbarstadt abgeholt hatte.

Wer gespart hatte, hatte fast alles verloren. Die Spar-Einlagen wurden abgewertet. Das „Kopfgeld“, jene 40 DM, die als erste Rate ausgezahlt worden waren, wurde zehn zu eins vom Guthaben abgezogen. Mit der Währungsreform, die erst kurz vor dem Tag X bekannt geworden war, setzte die Sonderstelle „Geld und Schawag AZ 54x50.indd 1

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Das „Verfahren bei der Auszahlung des Kopfbetrages an die Bevölkerung im Falle einer Währungsreform“, einschließlich des Geldtransports und der Spritbeschaffung für die Fahrzeuge hatte zuvor der NRW-Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in einer Verfügung geregelt. Die war mit „Juni 1948“ ungenau datiert und den Kreisen und Polizeibehörden zugestellt worden. Der Termin stand zunächst nicht fest. Im Text hieß es nur: „Der Tag X ist ein Sonntag.“

Gleich reich nur am ersten Tag

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Die Währungsreform traf vor allem den „kleinen Mann“, den Sparer. Er wurde damit zum zweiten Mal innerhalb einer Generation um seine Rücklagen gebracht. Während er 90 Prozent seiner Guthaben verlor, bekamen Aktien- und Wertpapierbesitzer ihre Anlagevermögen im Verhältnis 1:1 getauscht. Sachwerte wurden nicht angetastet. Wer vor der Reform Produktionsmittel besessen hatte, hatte gut lachen. Dass über Nacht die Schuldenlasten um neun Zehntel sanken, kam in erster Linie den Unternehmen zugute. Gleich reich, alles „Sonntagskinder“, waren die Deutschen tatsächlich nur am ersten Tag. Für Unternehmen gab es zusätzlich 40 D-Mark für jeden Beschäftigten. Die Dummen der Währungsreform waren neben den Sparern die Arbeiter. Sie hatten von 1945 bis 1948 für wertloses Geld Waren produziert, die sie bei schnell steigenden Preisen mit der neuen Wunderwährung bezahlen mussten. Die Unternehmer investierten das wertvolle Geld. Sie erweiterten ihre Produktionsanlagen, konnten mehr Waren auf den Markt bringen und mit dem Erfolg wieder mehr investieren. Die Vermögenskonzentration in den Händen weniger wuchs. Die Gewerkschaften wurden nicht

gefragt. Sie hatten die Währungsreform mit einem Lastenausgleich koppeln wollen, um die Begünstigung von Sachwertbesitzern zu verhindern. Ein Lastenausgleichsgesetz, das Vermögensschäden, die Deutsche durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen erlitten hatten, mildern sollte, wurde erst vier Jahre später von der Bundesregierung verabschiedet. Die Währungsreform vertiefte den Graben zwischen den Sachwertbesitzern und denjenigen, die Geldvermögen angesammelt hatten, also vor allem den kleinen Sparern. Nach Ansicht von Ludwig Poullain, dem ExChef der Westdeutschen Landesbank, konnten die später gezahlten Entschädigungen „das 1948 zugefügte Unrecht nicht mehr beseitigen“.

Bettelbrief der Künstler an die Kommunen

Auch die Kommunen standen vor großen Problemen. Die Schulden der Stadt Plettenberg verringerten sich mit dem Währungsschnitt zwar von 1,531 Mio. Reichsmark auf rund 153.000 D-Mark. Gleichzeitig heißt es im Protokoll der Sitzung der Stadtvertretung vom 6. Juli: „Die Vermögensverluste lassen kaum noch einen Grundstock für den neuen Anfang einer Geldwirtschaft übrig.“ Mit einem Antrag der Kommunen, sich die Kosten für die Abwicklung der


Währungsreform erstatten zu lassen, scheitern sie am Länderrat. Der räumt zwar ein, dass es sich um „eine Auftragsangelegenheit für die Gemeinden“ gehandelt habe, aber, da die Kosten größtenteils in Reichsmark entstanden seien, „infolgedessen keine Notwendigkeit zur Erstattung vorliegen dürfte“. Ähnliche Probleme kennen die Kommunen bis heute, wenn sie Aufgaben für andere staatliche Ebenen ohne Kostenausgleich übernehmen.

Stadttheater Plettenberg verschickt Bettelbrief Die Stadttheater Plettenberg GmbH sieht sich durch die Währungsreform in einer Notlage und schickt im August 1948 einen Bettelbrief an die kooperierenden Kommunen. So wird auch die Verwaltung in Meinerzhagen aufgefordert, dem Theater „einen Beitrag zur Verfügung zu stellen, der es uns ermöglicht, unserem in dieser Notzeit besonders schwer leidenden Personal eine wirkliche Hilfe zu bringen“. Trotz eines mit dem Betriebsrat vereinbarten Punktesystems war das Theater nicht in der Lage, „auch nur einen Betrag zur Auszahlung zu bringen, der das Existenzminimum erreicht hätte“. Die Amtsverwaltung Meinerzhagen wies das Gesuch ab. Begründung: Man habe Probleme, „mit sich selbst fertig zu werden, ohne noch Sonderbeiträge nach anderer Seite zu leisten“. Von einem „erschütternden Ereignis“ ist bei den westfälisch-lippischen Sparkassen die Rede. In einer öffentlichen Bekanntmachung zum Weltspartag im Oktober 1948 erinnern sie, der Weltspartag sei früher ein „Tag der Freude“ gewesen. „Heute ist es ein Trauertag. An den Schaltern herrscht keine Spartagsstimmung!“ Der Forderung nach einer sozialen Regelung sei nicht entsprochen worden. „Die gesetzlichen

Bestimmungen sind für Millionen unserer Sparer unerträglich“, heißt es in der Anzeige der Sparkassen.

Generalstreik beendet Lohnstopp US-Militärgouverneur Lucius Clay hatte die Probleme schon im Mai 1948 geahnt: „Es kann keine Währungsreform durchgeführt werden, die nicht sehr unpopulär sein wird.“ Er war gewillt, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Infolge von Preissteigerungen und Lohnstopp hatte sich die wirtschaftliche Lage der Arbeitenden nach der Währungsreform stetig verschlechtert. Die Arbeitslosenzahl hatte zugenommen. Die Gewerkschaften riefen für den 12. November 1948 zu einem eintägigen Generalstreik gegen die unsozialen Folgen der Währungsreform und gegen die Hortungsgewinne auf. Gleichzeitig gaben sie ein ZehnPunkte-Programm für die Mitbestimmung bekannt. An einem Streik, der von neun Millionen Arbeitnehmern befolgt wurde, konnten auch die mächtigen Militärbehörden nicht vorbeigehen. Einen Monat später hob man den Lohnstopp auf.

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auf die Währungsreform: „Sie verkörperte die Hoffnung der Menschen auf eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse und steht als Sinnbild für ein ‚normales‘ Leben (…).“ Die Gewerkschaften, die eine WähVieles bleibt ein rungsreform gefordert hatten, waren unerschwinglicher Luxus enttäuscht. Für die IG Metall war es Die Agonie währte nicht lange. Der „eine der radikalsten Enteignungen Handel kam in Schwung. Nach dem unseres Jahrhunderts, freilich zuunWährungsschnitt zogen auch die Prei- gunsten des kleinen Mannes. Mit ihr se kräftig an – Löhne und Gehälter begann die Vermögenskonzentration blieben konstant. Lebensmittel blie- in den Händen weniger und die Verben bis Anfang 1950 rationiert. Auch mögenslosigkeit breiter Schichten.“ wenn es nach dem 20. Juni wieder Das war 1966, als das WirtschaftsKaffee, Apfelsinen oder Bananen gab, wunder erstmals ins Stocken geriet. wie sich Gerd Wilmink erinnert. Bei einem Monatsverdienst eines Arbei- Für Tipps und Unterstützung bei der ters von 160 DM blieb vieles ein un- Recherche danke ich Martina Witterschwinglicher Luxus. Spürbar aufwärts ging es erst ab 1951/52. In einem 1998 erschienen Buch zur Plettenberger Stadtgeschichte (Band 7) heißt es in Bezug

kopp-Beine und Tanja Böhne (Stadtarchiv Plettenberg) sowie Martin Zimmer (ehem. Plettenberger Stadtarchivar).

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UNKONVENTIONELL UND GERADLINIG Werdohler Kinder- und Jugendparlament tritt engagiert für Belange junger Menschen ein Von Iris Kannenberg Werdohl hat ein Kinder- und Jugendparlament. Geleitet wird es von den JBZ ( Jugend- und Bürgerzentrum) Mitarbeiterinnen Anna-Katharina Reith und Christine SabanciHenkes, die im Moment zusätzlich noch unterstützt werden von der Erzieherin im Anerkennungsjahr, Gina Ziese. Kinder- und Jugendparlamente gibt es seit einigen Jahren verstärkt und besonders in Großstädten. Dort finden manchmal sogar richtige Wahlen statt, bei denen Kinder sich aufstellen lassen können für die parlamentarische Mitarbeit. Natürlich sind auch die Wähler Kinder und Jugendliche, die sich aktiv für ihre Stadt einsetzen wollen und nicht mehr einfach nur hinnehmen möchten, was die Erwachsenen sich oft so für sie ausdenken.

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Ein neues Projekt will bewertet und durchgeplant werden. Ilayda und Gina bei der Arbeit.

Spaß haben und das Miteinander stehen beim Kinder- und Jugendparlament immer noch an erster Stelle.

Da man am Kinder- und Jugendparlament schon ab 10 Jahren teilnehmen kann, ist es wichtig, dass immer zumindest ein Erwachsener als Ansprechpartner vor Ort ist. Anna-Katharina Reith betont aber ausdrücklich, dass sie alle großen Wert darauf legen, dass die Kinder das Parlament alleine führen. Sie und ihre Mitarbeiter stehen lediglich mit Rat und Tat zur Seite, wenn es von den Kindern und Jugendlichen so gewünscht ist. Das Kinder- und Jugendparlament in Werdohl gibt es seit 2014. Seine Mitglieder haben in dieser Zeit schon einiges an Erfahrung sammeln können. Nach der Schließung des Jugendzentrums in Werdohl-Pungelscheid, wurde unter den Jugendlichen der Stadt der Wunsch laut, mitbestimmen zu können, wenn es um Belange geht, die eindeutig Kinder und ganz junge Menschen betreffen. Dieser Ruf fand Gehör und so wurde daraufhin das neue Parlament im JBZ gegründet. Es hat seitdem stetig so um die 10 Mitglieder. Und die sind echt aktiv. Die Jugendlichen, die ich vor Ort treffe, wirken sehr engagiert und sind sich ihrer Wichtigkeit als Ansprechpartner für die Kids in der Stadt durchaus bewusst. Sie berichten begeistert von den Projekten, die sie schon

werden kann. Dafür haben sich die jungen Leute wochenlang Gedanken gemacht, Spielideen entwickelt und diese dann auch gegen sämtliche Einwände der Erwachsenen durchgesetzt. Anna-Katharina Reith betont dabei ausdrücklich, wie wichtig es ist, die Kinder an solchen städtischen Projekten zu beteiligen, da diese eine ganz andere Sicht der Dinge an den Tag legten und - wie sie offen zugibt - viel besser informiert sind über das, was Kinder wirklich brauchen und wollen. Ihnen eine Stimme zu geben, sei nicht nur ein guter Weg, eine Kleinstadt wie Werdohl attraktiver für Kinder- und Jugendliche zu gestalten, sondern gäbe den Erwachsenen von morgen auch schon in ganz jungen Jahren, die Möglichkeit IHRE Stadt mitzugestalten. Eigentlich folgerichtig: Wer sich bereits als Kind mit seiner Stadt identifiziert und sich ernstgenommen fühlt, wird auch als Erwachsener eine ganz andere Bindung zu ihr haben und nicht so schnell abwandern. Das jetzige Jugendparlament jedenfalls ist voll bei der Sache. Das ganze ist natürlich freiwillig. Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, kann zum Schauen kommen und wenn es ihm gefällt, darf er gerne bleiben und mitar-

in Werdohl mit durchgeführt haben und zu denen sie gehört wurden. So ist es ihnen zu verdanken, dass der Stadtteil Königsburg jetzt einen ganz außergewöhnlichen und gut durchdachten Spielplatz sein eigen nennen darf, der auch von der dortigen Grundschule täglich genutzt

beiten. Die Kinder haben eine echte Vision für ihre Stadt. Und die wird mittlerweile auch von den Erwachsenen durchaus ernst genommen. Bei dem neuen Spielplatz an der Grundschule Werdohl-Kleinhammer wurden sie bereits von der dortigen Schulleitung angesprochen, auch


diesen Spielplatz mitzugestalten. Man hat nämlich die Erfahrung gemacht, dass nicht nur etwas Gutes dabei heraus kommt, wenn man die Jugendlichen mit einbezieht, sondern sogar etwas, das Aufsehen erregt, Sinn macht und sehr gut angenommen wird von den Kindern selbst. Um noch bekannter zu werden, planen sie zudem ganz eigenständig richtige Marketingaktionen. Und schauen dabei ganz genau hin, wie die Erwachsenen das so machen. Mit Flyern und kleinen Geschenken, eigenen Visitenkarten und einer Öffentlichkeitsarbeit. So machten sie 2017 z.B. beim Weihnachtsmarkt in Werdohl mit, verteilten dort ihre Informationen, boten Spiele an und machten sich vorher wochenlang Gedanken darüber, wie sie die Kinder der Stadt gezielt ansprechen könnten. Es ist ihnen einfach sehr wichtig, dass die Kinder der Stadt von ihrem Parlament erfahren und mitmachen. Ab und zu bekommt das Parlament auch Spenden, die es dann dafür einsetzt, z.B. die Rechte der Kinder in der Öffentlichkeit zu publizieren. Auch das ist ihnen ein echtes

sene hätten vielleicht schon das Handtuch geschmissen. Aber sie bleiben dran. Und das in einem Alter zwischen 10 und 21 Jahren, in dem viele Gleichaltrige ganz andere Dinge im Kopf haben. Die jungen Leute im JBZ hingegen erzählen begeistert davon, dass sie gemeinsam in Berlin waren, im Bundestag. Und im Haus der Geschichte in Bonn. Sie freuen sich darüber, dabei etwas gelernt zu haben. Da es ihrer Meinung nach gut ist, etwas zu lernen, damit man weiß, wie das so funktioniert mit der Politik und der Gestaltung des eigenen Lebensraumes. „Das ist ja wie ein Hobby für uns“, sagt eines der Mädchen. „Andere gehen Fußball spielen, wir machen eben so etwas.“ Sie sehen alle auch den Wert für ihre Schulen, finden es gut, informiert zu sein und engagieren sich auch dort. Die meisten in der Runde sind Klassen- oder sogar Schulsprecher. Und finden es sehr hilfreich für sich und ihr tägliches Leben, etwas darüber zu wissen, wie Politik, Demokratie und Mitbestimmung funktioniert.

Anliegen, dass mehr Kinder und Jugendliche über ihre Gut für die Zukunft fanden sie auch ihr Date mit der Grundrechte Bescheid wissen. Bundestagsabgeordneten Dagmar Freitag. Es könnte ja Die Kids, die da an diesem Interviewtag auf dem Sofa im durchaus von Vorteil sein, solche Leute schon einmal zu JBZ sitzen meinen es ernst. Sie wirken sehr erwachsen in ihren Bemühen für sich und andere ihres Alters einzutreten. Eines der Mädchen fragt mich dann auch sehr entschieden, warum Erwachsene nie die Kinder anhören, wenn es z.B. um die Gestaltung des Schulunterrichtes geht. Ich weiß darauf auch keine richtige Antwort, schon deshalb nicht, weil ich mich das auch schon sehr oft selbst gefragt habe. „Vielleicht“, sage ich dann, „haben die Erwachsenen einfach Angst vor euren ehrliDas Werdohler Kinder- und Jugendparlament hat ein Anliegen: chen Antworten. Dass sie ernst„HÖRT UNS ZU!“ steht auf dem Banner und ist auch genau so gemeint. Hier auf dem Bild: Kimberly, Chayenne, Niklas, Elisabeth, Ilayda, Björn. haft etwas ändern müssten…“ An diesem Nachmittag fehlen nur Sina, Nanni und Marcel in dieser quicklebendigen Runde Die Anwesenden nicken zustimmend, das sehen sie auch so. Und Veränderung liegt ihkennen, bevor man selbst in die Politik geht, resümienen allen sichtbar am Herzen. Sie fühlen sich manchmal ren die Kinder. Sie machen sich darüber Gedanken, dass nicht ernst genommen und oft auch ohne Wertschätdas alles auch für die Zukunft in ihrem späteren Lebenszung behandelt. Vieles wünschen sie sich anders. Auch lauf einen guten Eindruck machen könnte und sie in ihfür ihre Stadt. rem persönlichen Leben weiterbringt. Überhaupt, PoliUnd lassen deshalb nicht locker, sind seit drei Jahren tik. Darüber reden sie, stellen sich auch harten Themen immer wieder die, die nicht aufgeben wollen. Langsam wie Kinderarmut oder Flüchtlingsproblematik. Sie scheusetzen sie sich durch, werden gehört und ernst genomen sich nicht, sich damit auseinanderzusetzen und auch men. Ein mühsamer und anspruchsvoller Weg. Erwachüber Lösungen nachzudenken. Und sind dabei so unkon-

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ventionell und gradlinig in ihrer Art, Probleme anzufassen, dass sich die „echten“ Politiker durchaus eine Scheibe davon abschneiden dürften. Später kommt auch noch Björn dazu, der schon zu den Älteren gehört. Er erzählt mir, wie sehr er sich getragen fühlt von dieser kleinen Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen. Das jeder hier angenommen und willkommen ist und nur die Person zählt, sonst nichts. Nicht, woher man kommt, die Hautfarbe oder die Religion. Hier sind alle irgendwie einfach nur Freunde. Und dass er viel mehr Selbstvertrauen dadurch für sich gewonnen hat, dass er Teil dieses Parlamentes ist. „Eine tolle Sache“, meint er. Und das mit so viel Nachdruck, dass man

Björn (der junge Mann in der Mitte) hat schon beim Werdohler Fotomarathon fotografisch bewiesen, dass er ein Herz für seine Stadt hat.

es ihm ohne wenn und aber abnimmt. Das Werdohler Kinder- und Jugendparlament ist noch gar nicht so richtig im Fokus der Bevölkerung angekommen und verändert doch schon die Stadt an einigen Stellen recht nachdrücklich. Diese Kinder sind etwas besonderes, sie lassen sich nicht einfach von den Erwachsenen abwimmeln oder ausgrenzen, sondern wollen ernst genommen werden. Dafür sind sie bereit, einzutreten und auch zu kämpfen. Sie lassen nicht locker. Stolz kann eine Stadt sein, die solche Jugendlichen hervorbringt! Und froh, sind solche Kinder doch eine große Hoffnung gerade für die kleinen Städte, bei denen es ums einfache Überleben geht und der demografische Wandel nicht nur ein abstraktes Wort ist, sondern eine tägliche Herausforderung. Das Kinder- und Jugendparlament würde sich über noch mehr Zuwachs freuen. Es trifft sich alle 14 Tage Dienstags (in geraden Kalenderwochen) im JBZ von 16.30 Uhr - 18.00 Uhr, Schulstraße 4, 58791 Werdohl. Telefonisch erreichbar sind die Mitarbeiterinnen AnnaKatharina Reith und Christine Sabanci-Henkes als direkte Ansprechpartnerinnen unter 02392 3114 oder auch per E-mail a.reith(at)werdohl.de oder c.henkes(at)werdohl.de.

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BEIM E-GOVERNMENT MÜSSEN SICH KOMMUNEN NEU ERFINDEN Digitalisierung ohne externen Dienstleister für kleine Gemeinden nicht denkbar – Neue Services sollen Bürgern Umgang mit Behörden erleichtern Von Rüdiger Kahlke Der Windelzuschuss und die Hundesteuer. Zwei Vorgänge, die nichts miteinander zu tun haben. Dennoch haben sie eines gemeinsam: Sie sind die Renner unter den digitalen Angeboten der Stadt Neuenrade. „Da kommt täglich was rein“, sagt Sebastian Schneider, in der Verwaltung für die technische Umsetzung der Digitalisierung zuständig. Und er freut sich, dass das Angebot, das erst seit Anfang Februar online ist, so gut ankommt. Die Kommunen testen neues Terrain. Teils weil sie gesetzlich dazu angehalten sind, teils weil sie mit der Zeit gehen wollen – oder müssen. So müssen sie seit Jahresbeginn eine elektronische Zugangsmöglichkeit zu Behörden vorhalten, erklärt Sebastian Schneider. In Neuenrade geht dass per De-Mail oder über ein eigenes Verschlüsselungsverfahren. Was in der Hönnestadt bereits möglich ist, verbirgt sich auf der Homepage hinter dem eher unauffällig grauen Button „Bürgerportal“. Die Palette der Möglichkeiten reicht von der Reservierung eines Wunschkennzeichens über „Allgemeine Anfragen“ bis zu eben den Windelzuschüssen. Und da stellt sich auch gleich ein Problem. In offiziellem Amtsdeutsch heißt das „Antrag auf Gewährung einer Zuwendung zur Entsorgung von Kinderwindeln“. Für IT-Techniker Sebastian Schreiber ein Unding. Welche junge Familie würde schon darauf kommen, solch einen sperrigen Begriff einzugeben, um ein paar Euro Zu-

Auch im Rathaus der Stadt Plettenberg geht es voran mit der Digitalisierung.

schuss für die Windeln zu kassieren? Verwaltungssprache muss an digitale Schlagworte angepasst werden. Schreiber spricht von Synonymen (Begriffe mit gleicher Bedeutung) die eingesetzt werden müssen, um das Angebot praxistauglich und bürgernah zu offerieren.

Kultur-Ticket kommt übers Internet Aber auch dann stoßen die Macher an Grenzen. „Viele Dinge gehen noch nicht, weil die Unterschrift nötig ist oder es technisch nicht machbar ist“, sagt Schneider. Die Planungen laufen trotzdem weiter. Für die im Herbst beginnende neue Kultur-Saison, einem Neuenrader Aushängeschild, sollen die Karten online buchbar sein. Jahreskarten fürs Freibad sollen auch per PC angeboten werden. Obwohl selbst „ein Fan der Digitalisierung“, kommt der Fortschritt für Schneider nur schrittweise. Denn: „Man muss auch immer den Kosten-Nutzen-Faktor sehen.“ Reinhardt Haarmann beschäftigt sich in der Werdohler Stadtverwaltung mit dem E-Payment. „Wir brauchen einen Bezahldienst“, sagt er. Erst dann können Dienstleistungen wie Auskünfte angeboten werden, die auch gebührenpflichtig sind. Gut laufe bereits das Ratsinfo-System und die Onleihe, die Buchausleihe per Internet. Das Ordnungswesen steht auch bei Matthias Steinhoff in Plettenberg ganz oben auf der To-Do-Liste für die Digitalisierung. Früher wurde die Geburtsurkunde zugeschickt und der Gebührenbescheid gleich mit. Das soll künftig alles online machbar sein, nennt der Leiter des Fachgebiets interne Serviceleistungen ein Beispiel. Als Kommune im Nothaushalt müsse Werdohl den Spagat hinkriegen „zwischen dem, was man sich wünscht und dem, was man so hinbekommt“. Haarmann will als nächstes die Vergabeverfahren digitalisieren.

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Dann müsse nicht mehr so viel Papier bedruckt werden. Kosteneinsparungen sind auch in Plettenberg eine Triebfeder für den Umstieg auf Online-Services. Der wird Auswirkungen auf die Arbeitsinhalte haben. Anforderungen werden sich ändern. Matthias Steinhoff arbeitet mit dem Personalrat an einer Dienstvereinbarung. Wenn die steht, „geht es sehr schnell“, sagt er. Die Vereinbarung mit dem Personalrat soll helfen, die Interessen der Beteiligten zu wahren. Sie soll aber auch Schubkraft entwickeln. – Viel Arbeit. Von der sollen letztlich auch die Bürger profitieren. „Es wird für sie einfacher“, ist Matthias Steinhoff überzeugt. Ein Behördenportal soll 2019 an den Start gehen. Die Dokumentenverwaltung soll bis 2028 selbstverständlich sein. Was neu reinkommt wird sofort gescannt und damit digital aufbereitet. Bestandsakten müssen Zug um Zug eingearbeitet werden, skizziert Steinhoff das Prozedere.

Digitalisierung spart Kosten

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fit gemacht. Die hat für Steinhoff gerade erst begonnen. Wenn die Industrie schon von Digitalisierung 4.0 spreche, seien die Verwaltungen vielleicht bei 1.8 angekommen. „Prozesse beschleunigen sich“, sagt Volker Rombach, Experte für die Digitalisierung der Rathäuser beim kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT. Für ihn ist es keine Frage, ob der Umstieg vom Papier auf Dateien wirtschaftlich ist. „Es ist lebenswichtig“, sagt er. Und: es spart Aufwand fürs Kopieren, fürs Verteilen, für Materialkosten. Rombach leitet eine Arbeitsgruppe (AG), die vor zwei Jahren beim Daten-Dienstleister, ehemals Citkomm, eingerichtet worden ist. „Viele kleine Kommunen können das nicht allein hinkriegen“, verweist der Fachmann auf die rechtlichen und technischen Voraussetzungen. Gemeinsam suchen die Teilnehmer nach Möglichkeiten, die Online-Angebote auszuweiten und Prozesse umzusetzen. Nur Formulare zum Download anzubieten reicht nicht mehr aus. IT-Experte Rombach: „Der Gesetzgeber drängt darauf, bis 2025 alles online zu haben.“ Bis dahin gibt es noch

Die Ratsarbeit läuft, wie fast überall, schon digital. Die Ratsmitglieder haben Tablets, werden informiert, wenn neue Unterlagen ins System eingestellt sind. Durch den elektronischen Workflow geht alles schneller – und es wird günstiger, bilanziert Werdohls Digitalisierer. Inzwischen hat die Stadt die Kopierverträge angepasst: weniger Drucke, geringere Kosten. Im Druckbereich ist eine Kraft eingespart worden, die in Ruhestand gegangen ist. Kleine Kommunen wie Werdohl stoßen beim Umstieg von Papier auf PC an Grenzen – personell und finanziell. So sei die Stadt auf dem Weg zum E-Government auch davon abhängig, was der kommunale IT-Dienstleister an Möglichkeiten anbietet, erklärt Haarmann. „Alle Verfahren sollten beim IT-Dienstleister zusammen laufen“, setzt auch die Plettenberger Verwaltung auf den Verbund. Man müsse auch in 20 Jahren noch auf die Daten zugreifen können. Die Sicherheit sieht Matthias Steinhoff eher gegeben, wenn die Angebote aus einer Hand kommen. Komplexe Neuerungen wie das Dokumenten-Management möchte er vorher selbst in seiner Abteilung einsetzen und testen, bevor es verbindlich für alle eingeführt wird. Klar ist für den Fachleiter auch: „Erstmal muss man was reinstecken.“ Die Einführung verursacht Kosten, braucht Menpower. „Viele sind froh, dass so etwas kommt“, sagt Steinhoff. Angesichts der Arbeitsbelastung erhofften sich viele

einige Hürden zu überwinden – bei den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch in der Verwaltungen.

Für den IT-Fachmann ist Digitalisierung auch eine Voraussetzung, attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können und damit im Wettbewerb um Fachkräfte zu punkten. Elektronische Akten „machen mehr Home-Office möglich“, sind familienfreundlicher. Gerade in kleinen Verwaltungen könnte durch Zugriff auf die Dateien der Bürgerservice verbessert werden. Auskünfte kann nicht mehr nur der jeweilige Sachbearbeiter erteilen, sondern jeder, der berechtigt ist, auf die Dateien zuzugreifen. Politiker hoffen angesichts klammer Kassen in den Kommunen auf Einsparungen bei den Personalkosten. Da sind Matthias Steinhoff wie auch seine Kolleginnen und Kollegen in anderen Kommunen eher skeptisch. „Es wurden schon massiv Stellen abgebaut“, sagt Steinhoff. Die Arbeitsbelastung sei gestiegen. Und schließlich sollen die Angestellten auch für die Bürgerschaft noch ansprechbar sein. „Wir können alte Wege nicht zuschütten“, sagt Steinhoff mit Blick auf persönliche Kontakte oder Telefonauskünfte. – Der Weg ins Rathaus wird auch künftig nicht nur übers Glasfaserkabel führen. Dabei gilt es auch, Vorbehalte bei den Bürgern abzubauen. „Die deutsche E-Government-Misere weitet sich aus“, ti-

Mitarbeiter von der Digitalisierung Entlastungen. Mit einer „offenen Informationspolitik, Einzelgesprächen und Präsentationen“ müssten die Skeptiker an den Schreibtischen mit auf die Reise genommen werden. Auszubildende würden in Plettenberg bereits für die Digitalisierung

telte der Mediendienst „heise-online“ Ende Oktober 2017. Nach einer Studie ist im Jahresverlauf von 2016 auf 2017 die Nutzerquote elektronischer Verwaltungsdienste von 45 auf 41 Prozent gesunken. Die Zufriedenheit sank binnen eines Jahres von 62 auf nur noch 54 Prozent in 2017.

Kommunen konkurrenzfähiger


Studie: Online-Services noch zu umständlich

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Fragen

Gründe für das mangelnde Interesse in der Bevölkerung liegen nach einer McKinsey-Studie darin, „dass sie das derzeitige E-Government-Angebot schlichtweg nicht überzeugt – sie bevorzugen weiterhin den persönlichen Kontakt zur Verwaltung, weil ihnen Online-Services noch zu umständlich und kompliziert erscheinen“. Fazit: Die Angebote müssen nutzerfreundlicher werden. Laut Studie vom März 2015 zeigt die Erfahrung, „dass die Akzeptanz neuer Produkte oder Dienstleistungen nicht zuletzt davon abhängt, wie leicht sie zugänglich sind.“ Sebastian Schneider ist da zuversichtlich. Er war überrascht, wie „aktiv auch ältere Semester im Internet sind“ und spürt Interesse „durch alle Altersgruppen“.

an Volker Rombach Volker Rombach, Experte für Digitalisierung der Verwaltung beim kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT.

Der Schwung der Digitalisierung hat laut einer Studie aus dem Herbst 2017 abgenommen. Wer sitzt denn eher im Bremserhaus, die Kommunen oder die Diensteanbieter? Digitalisierung zu fordern ist einfach, eine konsequente Umsetzung ist im Detail jedoch an vielen Stellen nicht über Nacht möglich. Aus meiner Sicht sind eher die Softwareanbieter, die nicht schnell genug die Schnittstellen zur Verfügung stellen können, im Rückstand. Die Kommunen selbst haben aber auch in der Vergangenheit die Notwendigkeit nicht gesehen, die gesellschaftlichen Veränderungen mitzumachen. Dem hilft der Gesetzgeber nun mit der Verpflichtung zu Online-Angeboten nach. Und es ist wirklich Zeit…

Wo liegen weitere Probleme, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben? Eines der Themen, die wir bei der Digitalisierung der Gesellschaft haben, spiegelt sich auch in der Digitalisierung der Verwaltung wider. Wir haben auf der einen Seite eine Generation, die mit diesen Medien aufwächst. Sie kann sie zwar nicht immer perfekt bedienen, aber sie nutzt sie ganz anders, viel offener. Diejenigen, die nicht damit aufgewachsen sind, müssen stärker an digitale Themen herangeführt werden und stärker als in der Vergangenheit weitergebildet werden. Letztendlich verändert sich die berufliche Praxis auf Dauer. Breitbandausbau, den der Bund fördert, ist ja ein großes Thema. Wenn wir demnächst schnelle Netze haben ist alles gut? Die Breitbandversorgung ist sicher eine wichtige Grundlage für die Nutzung des Internets und der darauf aufbauenden Technologien und Angebote. Dabei geht es nicht nur um Glasfaseranschlüsse, sondern auch WLAN und schnelle Handy-Netze. Das wird gerade in den ländlich strukturierten kleineren Gemeinden noch länger dauern und ist ein wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen. Parallel müssen wir die Online-Angebote der Kommunen erweitern und offen gemeinsam mit Bürgern, Wirtschaft, Forschung und Lehre an die vielen Facetten der Digitalisierung herangehen. Dies bietet auch die Möglichkeit, die Identität mit der Kommune und der Region zu fördern. Der Schlüssel liegt da in „gemeinsam“. Nach dem Datenschutz ist die Datensicherung ein Problem. Papier hält Jahrzehnte, Datenträger wohl nur 10 bis 15 Jahre. Was dann? Die Langzeitaufbewahrung digitaler Dokumente ist bereits seit Jahren ein Thema, dem sich die Archivare der Kommunen und die Anbieter von Speicherlösungen widmen. Dabei ist schon lange Praxis, Datenbestände und Dateien in der Regel auf Festplatten immer wieder verlustfrei umzuspeichern und dadurch zu sichern. Angesichts der großen Datei- und Datenmengen verlieren einzelne Datenträger und Speicherformen wie CDs, DVDs, Speicherkarten und -kassetten an Bedeutung. Je mehr Dokumente elektronisch in Akten abgelegt werden, umso wichtiger ist es für Bürger, Wirtschaft und Kommunen die Datensicherung ernst zu nehmen. Dann sind auch lange Aufbewahrungspflichten wie z.B. in den Standesämtern der Kommunen kein Problem. Vermehrt entstehen auch Speicherangebote von Cloud-Dienstleistern.

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KENNEN SIE PAUL SEUTHE? Thomas Beneckes Privatmuseum würdigt den Werdohler Künstler

Von Martin Büdenbender

Der 1997 verstorbene Künstler und Architekt Paul Seuthe hat nie den Bekanntheitsgrad seiner weltberühmten Namensvetter Paul Gauguin, Paul Cézanne oder Paul Klee erreicht. Er hat aber mit seiner Vielseitigkeit und seiner Kreativität eine ganze Anzahl von interessanten und bemerkenswerten Arbeiten geschaffen und seine Spuren vor allem in Werdohl hinterlassen. Der 1909 in Hagen geborene Künstler zog 1930 in die kleine Stadt an Lenne und Verse und arbeitete dort als Bauingenieur. Stadtbildprägend ist das nach seinen Entwürfen gestaltete Mahnmal im Ludwig-Grimm-Park. Viele von Seuthes Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen. So hängen beispielsweise einige seiner Fotografien im Internationalen Fotomuseum von Paris. Eine stattliche Anzahl seiner Werke hat der Künstler noch zu Lebzeiten dem Märkischen Kreis vermacht. Der weitaus größte Teil seiner Arbeiten befindet sich jedoch in privatem Besitz. So auch die Gemälde, Bücher, Fotografien, Collagen und Zeichnungen, die der Werdohler Diplom-Ingenieur Thomas Benecke seit knapp zwei Jahren in seinem Privatmuseum einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Thomas Benecke hat den Künstler Paul Seuthe erst vor wenigen Jahren für sich entdeckt. Als sachkundiger Bürger im Ausschuss für Umwelt- und Stadtentwicklung wurde er damals mit dem Vorschlag des Werdohler

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Zahnarztes und Kunstfreundes Dr. Georg Vizkelety konfrontiert, Werdohl möge Paul Seuthe für sein Schaffen würdigen, durch eine Büste oder Gedenktafel oder eine nach ihm benannte Straße. „Daraufhin habe ich mich mit Paul Seuthe beschäftigt. Als kurze Zeit später einige seiner Arbeiten per Anzeige zum Verkauf angeboten wurden, habe ich ein erstes Gemälde erworben.“ Bei einem Bild ist es nicht geblieben. Es sind inzwischen viele geworden. Und mit der privaten Sammlung wuchs auch Thomas Beneckes Interesse an der Person Paul Seuthes.

Ausstellungsbesuch ein besonderes Erlebnis Nur wenig mehr als 40 Quadratmeter misst der Ausstellungsraum im Erdgeschosses des Hauses Neustadtstraße 26. Eine kleine Ausstellung also, allerdings nur, wenn man die Ausstellungsfläche sieht. Denn Thomas Benecke lässt den Museumsbesuch zu einem besonderen Erlebnis werden. Zu jedem seiner Exponate weiß er eine Geschichte zu erzählen. Etwa zu dem Gemälde „Sonne im Steinbruch“, das Seuthe 1944 malte, als zahllose Zwangsarbeiter in deutschen Lagern knechten mussten. Dargestellt ist vermutlich ein in Hagen gelegener Steinbruch. Schemenhaft glaubt man in der braunrötlich leuchtenden Steinwand anklagende, zu Fratzen verzerrte Gesichter zu erkennen. Ein stiller Protest gegen die un-


menschliche Zwangsarbeit? Keine abwegige Interpretation. Jedenfalls hat Paul Seuthe nach eigenem Bekunden nur zu gern Mitte der 50er Jahre den Auftrag der Stadt Werdohl angenommen, ein Mahnmal zu gestalten, das an die Schrecken des Krieges erinnert.

Auffällige Collagen Viele Anhänger Paul Seuthes schätzen ihn für seine Landschaftsdarstellungen. Seine frühen naturalistischen Darstellungen brachten ihm den Namen „Sauerlandmaler“ ein. Natürlich sind auch diese in der Ausstellung in der Neustadtstraße zu sehen. Aber nicht nur. „Einige Besucher des Seuthe-Museums sind überrascht, wenn sie hier auch ganz andere Seiten des Künstlers kennenlernen“, freut sich Benecke und ergänzt: „Ein Gast meinte zum Beispiel im Anschluss an den Ausstellungsbesuch: Das ist gar nicht der Paul Seuthe, den ich kenne.“ Paul Seuthe ist eben nicht nur der Sauerlandmaler. Zum Schaffenswerk des Werdohler Künstlers zählen auch Bilder mit abstrakten Inhalten, Collagen und Skulpturen, Fotografien, einige Essays und gemalte Reisenotizen. Reisen haben ihn nach Südeuropa und Skandinavien geführt. Auch Island hat er besucht und seine Eindrücke in Worten und Zeichnungen festgehalten. In dem Buch „Briefe aus Island“ sind sie zusammengefasst. Diese Vielseitigkeit Seuthes ermöglicht es Thomas Benecke, seine Ausstellungen thematisch zu ordnen. „Ich

zeige in meinem Museum nie alle Arbeiten, sondern wähle jedes mal einen neuen Schwerpunkt. So wird jeder Museumsbesuch zu einem eigenen Erlebnis.“ Reichlich Gesprächsstoff bieten zum Beispiel die Collagen Paul Seuthes. Auch hierzu weiß Thomas Benecke Interessantes zu erzählen. Paul Seuthe habe seine Collagen häufig aus alten Papier gestaltet, teils stammte es von Litfaßsäulen, teils hatte er es auf Flohmärkten gekauft. In einem 1984 gegebenen Interview erklärte Paul Seuthe dazu: „Das ist ja altes Papier, das ich gebrauchte. Altes Papier, das ich ausgewählt habe, schöne Dinge rausgesucht und habe es gezwungen zu einer absurden Schönheit.“ Gerne weist Thomas Benecke in diesem Zusammenhang auf eine Leihgabe in seiner Ausstellung. Das für dieses Bild verwendete Papier habe Paul Seuthe im Garten vergraben. So sei ein Kunstwerk entstanden, das die Natur ganz alleine geschaffen habe. Seuthe gab ihm den einfachen aber treffenden Titel „von selbst“.

Ausstellung am 6. Mai Wer neugierig geworden ist und die Werke des Künstlers Paul Seuthe kennenlernen möchte, muss nicht lange warten. Unter dem Titel „einfach nur schön!?“ eröffnet Thomas Benecke die nächste Ausstellung in seinem Museum an der Neustadtstraße 26 bereits am 6. Mai um 12 Uhr. Gezeigt werden diesmal Blumen-Stillleben und Naturmotive von Paul Seuthe.

Thomas Benecke inmitten seines kleinen Paul-Seuthe-Privatmuseums. Am 6. Mai eröffnet er hier eine weitere Ausstellung.

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Text Iris Kannenberg Fotos Cristin Schmelcher

SELBSTVERTRAUEN, TALENT UND GANZ VIEL AUSSTRAHLUNG Die Plettenbergerin Luise Wolff startet mit Musik und eigenen Texten durch Luise Wolff beeindruckt. Gerade mal 18 Jahre jung, gab die Plettenbergerin bei einem der großen Poetry Slams, die der Slam Poet Marian Heuser regelmäßig im Lüdenscheider Kulturhaus veranstaltet, ein viel beachtetes Debüt. Mit einem Text, der im Gegensatz zu denen der späteren Sieger nicht lustig daher kam, sondern durch Mark und Bein ging. Sehr persönlich und überhaupt nicht ängstlich, offenbarte sie ihre tiefsten Gedanken und Sehnsüchte vor immerhin 500 Zuschauern. Gänsehaut pur. Woher hat man soviel Selbstvertrauen? Mit gerade mal 18 Jahren? Luise selbst führt das darauf zurück, dass sie vielleicht schon immer etwas näher an den Dingen dran war, empathisch ist und dabei selten vor sich selbst wegläuft. Dass sie sich immer ihren Problemen stellt. Sie kämpft sich durch und ist erst fertig mit ihnen, wenn sie geklärt unter ihren Füßen liegen. Sie begann bereits mit 13 Jahren alles aufzuschreiben, was ihr so durch den Kopf ging. Erst als Tagebuch, dann mit 15 Jahren in Form von Gedichten und auch in einem

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Buch, das aber leider erst halbfertig ist. Danach entdeckte sie Slam-Texte für sich. In der Schule bei einer Schulaufgabe. Da war sie 16 Jahre alt. Sie sagt selbst, dass sie in dieser Zeit eine Herausforderung war für ihre Familie. Überhaupt für ihre nähere Umgebung. Aber dafür hatte sie es auch mit 16 irgendwie hinter sich, wusste da schon ziemlich genau, wer sie ist und outete sich als eine junge Frau mit großer Ausstrahlung, die eben zur Abwechslung mal nicht auf Männer steht. Und ging auch damit sehr taff ihren Weg. Unterstützt von ihrer Familie, die zu 100 Prozent hinter ihr steht. Und zu Recht sehr stolz auf sie ist. Luise ist sportlich, muss sich, wie sie selbst sagt, einfach auspowern. Sie hat eine Energie, die ansteckt und fast unverwüstlich ist. Sie schreibt nicht nur, sie macht auch Musik und hat eine Band, mit der sie mittlerweile ebenfalls auf Erfolgskurs ist. Und sie ist gut in der Schule. Ein strammes Programm, das ihr aber Spaß macht. Sie liebt es nun mal, ihre eigenen Grenzen zu testen und darüber hinaus zu gehen.


Bühnenpremiere beim Heimat Slam Trotzdem wollte sie eigentlich nie in der Öffentlichkeit stehen. Sie hatte da keinerlei Ambitionen. Und hat sich auch nicht groß um Kultur gekümmert. Sie wollte lange Zeit einfach eine Schreinerausbildung machen. Nach dem Abitur, versteht sich. Aber es kam wie es kommen musste. Nämlich in Person von Marian Heuser, der gerade jetzt sehr erfolgreiche U-20-Slams quer durchs Lennetal anbietet. Vorzugsweise in den Schulen und als Workshops. Nach dem Workshop in Luises Schule, zu dem sie eigentlich gar nicht hingehen wollte, lud er sie zu ihrem ersten Auftritt ins Kulturhaus ein. Beim „HeimatSlam“ battelten sich ausschließlich die ganz jungen Leute. Und irgendwie ganz folgerichtig gewann sie prompt den Wettbewerb.

Wer mutig ist und mitgeht, dem öffnet sich eine Tür hinein in die große, weite Welt der Kultur, die so schnell niemand mehr schließen kann. Nach der Veranstaltung verglichen Luise viele Zuschauer mit Julia Engelmann, der wohl bekanntesten Slam Poetin Deutschlands. Aber Luise ist in ihrer Meinung dazu, dass Menschen über sie sagen: „Du bist ja wie ...“ eher gespalten. Sie will für sich selber stehen, sie selbst sein und nicht verglichen werden. „Überhaupt“, sagt sie, „ich bin doch ein ganz eigener Typ. Ich will nicht sein wie.“ Recht hat sie. Sie ist Luise und ganz und gar einzigartig. Da kann man ihr nur zustimmen.

Nach dem Abi sozialer Einsatz in Bali Luise Wolff macht gerade ihr Abitur. Und sie kann es selbst kaum fassen, wie viel Interesse sie erregt. Sie hat Pressetermine und Angebote für Veranstaltungen. Auch für ihre Band „Standgas“. Für die schreibt sie natürlich auch alle Texte selber, covert aber auch gerne einmal eine Runde. Wenn sie auftreten, wechseln sich Musik und poetische Texte ab. Luise liebt kleine Locations, in denen sie ganz nahe bei ihrem Publikum ist und ganz direkte Reaktionen bekommt.

Danach lud Marian Heuser sie zu den Großen ein. Traut sie sich oder traut sie sich nicht? Beim „World of Wordcraft“-Poetry Slam treten erfahrene Slammer gegeneinander an, von denen man viele bereits aus dem Internet oder aus dem Fernsehen kennt. Eine echte Herausforderung, mit gerade einmal 18 Jahren und als Bühnenneuling dort zu bestehen. Aber klar, Luise traute sich. Sie ist ein Typ, der die Chancen ergreift, die sich ihr bieten. Und sie hat gut daran getan, da sie ihr Publikum überzeugte. Natürlich gewann sie diesen Poetry Slam nicht. Gegen solche Profis. Aber sie schlug sich tapfer und kam mit einer Wertung von durchweg 7 Punkten zumindest ins vordere Drittel der Wettbewerber. Die erste Minute auf der Kulturhausbühne war für Luise die schlimmste. Da war sie sichtbar aufgeregt. Etwa zur Hälfte ihres Auftritts war die Aufregung jedoch verflogen. Da startete sie noch einmal richtig durch und zeigte, was in ihr steckt. Und dass Marian Heuser sie zu Recht zu seinen Profis auf die Bühne geholt hatte. Apropos Marian Heuser: Das macht er einfach gerne. Potenzial entdecken und das dann auch gleich herausfordern.

Luise Wolff kann man sich gut in einer typischen New Yorker Szene-Kneipe vorstellen. Mit ihren Texten, mit ihrer Musik. Schön grunge und ganz schön selbstbewusst. Im Juni, wenn das Abitur geschafft ist, fliegt sie aber erst einmal nach Bali zu einem zweimonatigen freiwilligen sozialen Einsatz. Denn auch das ist Luise. Sie sagt: „Na ja, wenn ich mal frei habe, dann kann ich auch mal was Gutes tun.“ Klar, andere verkaufen dafür Waffeln auf dem Stadtfest, Luise fliegt nach Bali, wo gerade ein Vulkan rumort. Und das an sich nicht gerade bekannt ist für sein ausgeglichenes politisches Klima. Danach will sie aber wieder durchstarten, auf der Bühne stehen, sich bei Poetry Slams mit ihren Slam-Kollegen und deren Texten batteln und natürlich so viel Musik wie möglich machen. Sie, die eigentlich nie darüber nachgedacht hat, dass Kultur ihr Ding sein könnte, freut sich gerade über ihren Erfolg und vor allem über die vielen interessanten Menschen, die ihr begegnen. Marian Heuser, der sie auf die großen Bühnen geholt hat und sie nach wie vor fördert, sagt, wie er Luise sieht: „Ein absolut cooles Mädchen. Sie bringt tatsächlich ein Gesamtpaket mit, das einfach auf eine Bühne gehört. Sie ist jemand, der man nur das Beste wünscht und der man glaubt, dass sie es schaffen kann. Auch ganz nach oben.“

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Ein Beispiel für die romanischen Kirchen des Märkischen Kreises: die Pfarrkirche St. Lambertus in Affeln mit dem berühmten flandrischen Altar

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ROMANISCHE KIRCHEN IM MÄRKISCHEN KREIS

Von Martin Büdenbender

Projektgruppe will verkannte Kulturschätze wieder ins Bewusstsein der Menschen rufen Das Sauerland hat weit mehr zu bieten als nur Wälder, Wiesen und die Burg Altena. Allerdings wissen selbst viele Sauerländer nicht, welche Kulturschätze ihre Heimat zu bieten hat. So ist weitestgehend unbekannt, dass allein im Märkischen Kreis sieben romanische Kirchen stehen. Eine Projektgruppe hat sich jetzt gefunden und will das ins Bewusstsein der Menschen rufen, was seit mehr als 700 Jahren kulturprägend für eine ganze Region war und ist, aber schon lange von den Menschen nicht mehr als Kulturschatz wahrgenommen wird: die romanischen Kirchen im Märkischen Kreis. Es gibt viele Kulturlandschaften und Sehenswürdigkeiten in Deutschland, die es Wert sind besucht zu werden. Etwa Heidelberg mit seinem historischen Stadtkern und der Schlossruine. Oder die Schloss- und Parkanlagen in Potsdam. Trier, die älteste Stadt Deutschlands, steht bei vielen Deutschland-Reisenden weit oben auf dem Programm. Ebenso der Dresdener Zwinger, Rothenburg ob der Tauber, und natürlich der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Kölner Dom. Deutschlands bedeutendste Kathedrale lockt jährlich mehr als sieben Millionen Besucher an. Köln ist als Stadt der Kirchen weltberühmt. Neben dem Dom stehen auch zwölf romanische Kirchen innerhalb der ehemaligen Stadtmauern. Wie in keiner anderen deutschen Stadt findet sich hier auf engem Raum ein derartige Vielzahl großer romanischer Stiftsund Klosterkirchen. Darüber wird jedoch übersehen, dass gerade einmal 70 Kilometer weiter, im Märkischen Kreis, ebenfalls romanische Kirchen stehen. Sieben sind es an der Zahl, jede für sich ein Schmuckstück und in tadellosem baulichen Zustand. Von Norden nach Süden sind das die evangelischen Pfarrkirchen in Iserlohn-Hennen und in NachrodtWiblingwerde, Sankt-Blasius in Balve und Sankt Lambertus in Neuenrade-Affeln, sowie die evangelischen Pfarrkirchen in Plettenberg, Plettenberg-Ohle und in Meinerzhagen. Natürlich gibt es schon jetzt Informations- und Bildmaterial über diese sieben romanischen Kirchen. Zum Teil werden sogar Führungen angeboten. Aber das leistet

bislang jede Kirchengemeinde für sich alleine. Auf Initiative des Kunst- und Architekturkenners Jürgen Hennemann haben sich Anfang des Jahres Repräsentanten aller sieben Kirchengemeinden zusammengetan, und arbeiten nun auf einen gemeinsamen Auftritt der sieben romanischen Kirchen hin. Die Gründung eines Fördervereins ist geplant.

Jürgen Hennemann, Initiator der Projektgruppe, veranstaltet auch selbst Kirchenführungen

Blick in die Plettenberger Christuskirche

Plettenbergs Kirchenführerin Renate Martin-Schröder

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PFARRKIRCHE IN OHLE Kleinod romanischer Sakralarchitektur Rundbögen, mächtige Gewölbe, Säulen mit blockartigen Kapitellen und Wände mit wuchtigen Steinmassen, so wurde vor etwa tausend Jahren in Europa gebaut. Burgen und Kirchen zeugen noch heute von dieser ersten europäischen Kunstepoche, der Romanik. Die Dome in Speyer, in Limburg und Hildesheim sind wohl die bekanntesten Beispiele für die romanische Baukunst. Ein wahres Kleinod romanischer Sakralarchitektur ist die kleine, direkt an der Bundesstraße 236 gelegene Pfarrkirche in Plettenberg-Ohle. Sie ist das einzige Beispiel einer Chorturmkirche in Westfalen.

Durch einen einfachen Rundbogen mit schwerer Eichentür gelangt man ins Kircheninnere. Erstaunlich hell und

Fast 1000 Jahre sind die ältesten Bauteile der Kirche alt. Um 1000 bis 1100 wurde zum Schutze der Siedler in Ohle eine Burg gebaut und an ihrer Ostseite auch eine Kapelle. Von der Burg sind heute nicht einmal mehr Reste erhalten. Einziges Zeugnis ist die kleine Kirche in

licht wirkt der kleine Hallenbau mit seinem fast quadratischen Grundriss. Angenehm kühle Luft schlägt dem Besucher auch an warmen Sommertagen entgegen. Man glaubt den Atem einer längst vergangenen Zeit zu spüren - eine Himmelsburg aus Rundbögen.

Ohle. Vom hohen Alter der Kirche zeugen die kleinen, offensichtlich der Lenne entnommenen Steine in ihren Mauern. Die „Kerke tho Ole“, wie sie in alten Dokumenten aus dem Jahr 1391 bezeichnet wird, ist seit dem 14. Jahrhun-

Himmelsburg aus Rundbögen

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Stille und Erhabenheit machen sich breit. Man fühlt sich klein und geborgen und spürt gleichzeitig ein Stück Unendlichkeit. Das aus soliden Bruchsteinen gemauerte Sakralgebäude hat gute und schlechte Zeiten erlebt, hat Kriege und Notzeiten überstanden. Generationen von Menschen haben sich hier sonntags zum Gottesdienst versammelt. Hier wurden Ehen geschlossen, Kinder getauft und Verstorbene betrauert. Hier wurde gefeiert, aber auch Zuflucht und Trost gesucht.


dert Taufkirche gewesen. Das Kirchenschiff ist dreiteilig und zweijochig. In den schmalen Seitenschiffen standen im Mittelalter Nebenaltäre, im nördlichen der Marienund im südlichen der Servatius-Altar. An die Stelle des letzteren setzte man später das Reiterstandbild des heiligen St. Martin, der Namensgeber der Kirche in Ohle war. Auch äußerlich hat die alte Kirche mehrfach ihr Aussehen geändert. Die Sakristei wurde erst 1653 angebaut, 1751 der Turm um ein Stockwerk erhöht und der heutige Helm in Gestalt einer achtseitigen Pyramide aufgesetzt. Trotz aller baulicher Veränderungen des Sakralbaus prägen die Merkmale der romanischen Baukultur bis heute das Bild der Ohler Kirche. Da ist vor allem der Hallenbau zu nennen. Er zeigt die für die Kirchen der hiesigen Region typischen Stützengestaltung des Pfeilers. Der Grundriss und die Raumwirkung sind denen der Pfarrkirche in Wiblingwerde und der ehemaligen Kilianskirche in Werdohl verwandt, mit dem Unterschied, dass in Ohle statt der Rundpfeiler quadratische Pfeiler mit drei Halbsäulenvorlagen und Knollenkapitelle die Gewölbe tragen. Im Mittelschiff und im Chor hat die Kirche Kreuzgratgewölbe. In den Seitenschiffen, die in kleinen Apsiden enden, befinden sich einhüftige Gewölbe. Typisch sind auch die Rundbogenfenster. Reste mittelalterlicher Wand- und Deckenmalereien komplettieren den Sakralbau. Sie waren viele Jahre von einem Innenputz verdeckt und wurden 1963/64 im Zuge einer Grundrestaurierung der Kirche wieder freigelegt und in ihrer ursprünglichen Form ergänzt. Ähnliches gilt für die Kirchenmauern. Alte Ansichten aus dem Jahr 1883 zeigen das Gebäude komplett verputzt. Heute ist das Bruchsteingemäuer wieder sichtbar.

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DAS FRIVOLE KAFFEEKRÄNZCHEN EIN HUBBI-KURZKRIMI

Von Pia Mester

„Ich hab noch geschlossen!“, rief Hubbi, als die Türklingel bimmelte. Einer der beiden Zapfhähne funktionierte nicht. Hubbi kniete unter der Theke und suchte verzweifelt nach dem Problem. Der Besucher schien sie nicht verstanden zu haben, also richtete sie sich auf. „Oh, Herr Scholl“, sagte sie überrascht. „Du kannst mich ruhig Peter nennen, schließlich bist du ja nicht mehr meine Schülerin!“ Hubbi lächelte verlegen. Als sie damals in die vierte Klasse gegangen war, hatte Peter gerade an der Grundschule seine Stelle als Lehrer angetreten. Mittlerweile leitete er die Schule. „Eigentlich öffne ich erst um sieben, aber Sie können gerne schon etwas zu trinken haben. Du, meine ich…“ „Ein Bier wäre nett“, sagte der Rektor. Hubbi stutzte: Wenn jemand an einem Sonntagnachmittag ein Bier brauchte, war etwas im Busch. Sie griff nach dem Hebel des funktionierenden Zapfhahns, doch es kam nichts heraus. „Verdammte Axt!“, rief sie. „Jetzt ist der auch noch hinüber!“ „Lass mich mal sehen“, sagte Peter und kam um die Theke herum. Er bückte sich rund inspizierte die Zapfanlage. „Hast du einen Schraubenschlüssel?“ Hubbi reichte ihm das Werkzeug. Es knackte und quietschte, dann tauchte der braunhaarige Schopf des Schulleiters wieder auf. „Probier mal, ob es jetzt funktioniert.“ Hubbi zog am Zapfhahn und jubelte. Danach zapfte sie ihrem frühen Gast ein Bier. „Geht aufs Haus“, sagte sie glücklich. Peter nahm einen Schluck, stellte das Glas ab und sah Hubbi ernst an. „Ich brauche deine Hilfe.“ Hubbi machte große Augen. „Wobei?“ Peter schaute sich um, was nicht nötig war, denn sie waren allein in der Kneipe. „Du hast sicher schon davon gehört, dass wir für die diesjährige Projektwoche einen MitmachZirkus engagieren wollen, oder?“ Hubbi nickte. Sie meinte, dass ihre Mutter mal sowas am Frühstückstisch erwähnt hatte. „Nun ja, das ist nicht ganz billig. Genau genommen kostet es 12.000 Euro.“ Hubbi riss die Augen auf. „Alter Schwede! Dafür kann man sich ja schon fast einen eigenen Zirkuselefanten kaufen!“ Peter lächelte schief. „Nun ja, den Kindern wird ja auch einiges geboten. Sie lernen richtige Zirkusnummern und am Ende der Woche gibt es eine öffentliche Aufführung.“ Hubbi dachte, dass sie bei so etwas in ihrer Schulzeit auch gerne mitgemacht hätte. „Und wobei soll ich dir jetzt helfen?“ „Nun ja“, druckste Peter herum und wischte das Kondenzwasser von seinem Glas. „Wir hatten Probleme, das Geld

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zusammen zu bekommen. Alle möglichen Sponsoren haben abgesagt, wir waren echt ratlos. Aber dann konnte der Förderverein die gesamte Summe innerhalb eines Monats auftreiben. Und wie es aussieht, haben sie noch mehr Geld eingenommen. Allerdings will Sonja Groll, die Vorsitzende, nicht sagen, wie sie das gemacht haben.“ „Ja und?“, fragte Hubbi nach. „Ist doch toll, dass das mit dem Zirkus klappt!“ Der Rektor verzog säuerlich das Gesicht. „12.000 Euro, die nimmt man nicht mal eben beim Kuchenverkauf ein“, meinte er. „Ich glaube, der Förderverein ist in etwas Illegales verstrickt“, flüsterte er. Hubbi sog scharf die Luft ein. „Du meinst…?“ „Drogenhandel oder Geldwäsche oder Menschenschieberei oder so.“ Peter war bleich geworden. „Oh“, entfuhr es Hubbi. „Und ich soll jetzt herausfinden, wie sie an das Geld gekommen sind?“ Er nickte. „Aber unauffällig. Ich möchte auf keinen Fall, dass die Schule da mit hinein gezogen wird. Und du berichtest nur mir. Ich entscheide dann, ob ich damit zur Polizei gehen möchte.“ Er zog sein Portemonnaie heraus. „Geht aufs Haus, hab ich doch gesagt.“ Peter reichte ihr ein dickes Bündel Geldscheine. „Das sind 500 Euro. Wenn du das Rätsel löst, bekommst du noch einmal 500.“ Hubbi nahm das Geld. „Ist ja für den guten Zweck“, murmelte sie. Ihren Beobachtungsposten hatte Hubbi hinter einer Reihe Altglascontainern aufgeschlagen. Dort konnte sie ihren Caddy parken, ohne dass er allzu sehr auffiel. Außerdem boten die Container genug Sichtschutz, so dass sie gelegentlich aussteigen und sich die Beine vertreten konnte. Das Beste war aber, dass sie von hier aus das Haus von Sonja Groll perfekt im Blick hatte. Seit ein paar Tagen verfolgte sie nun schon das Leben der zweifachen Mutter mit den dunklen kurzen Haaren und dem Orchideen-Tattoo auf dem Oberarm. Morgens um kurz vor acht brachte sie die Kinder in den Kindergarten und die Schule, danach kam sie nach Hause. Manchmal fuhr sie zum Einkaufen oder hatte Besuch von Freundinnen. Den Nachmittag verbrachte sie mit ihren Kindern, die bei so gutem Wetter wie im Moment im Garten spielten oder mit Kreide auf dem Bürgersteig malten. Ein ganz normaler Alltag also. Hubbi befürchtete schon, niemals hinter Sonjas Geheimnis zu kommen, bis an diesem Freitagmorgen auf einmal eine ganze Schar Frauen an der Tür des gepflegten Einfamilienhäuschens klingelten. Hubbi saß kerzengerade im Autositz und starrte aus dem


Seitenfenster. Einige der Frauen kamen ihr bekannt vor. Sie warf einen Blick auf die Mitgliederliste des Fördervereins, die Peter ihr gegeben hatte und verglich die Fotos mit den Besucherinnen. Sofort wurde ihr klar, dass just in diesem Moment der gesamte weibliche Teil des Fördervereins bei Sonja Groll versammelt war. Vor Aufregung wurde Hubbi ganz flau im Magen. Wenn sie es richtig anstellte, wäre der Fall schon heute MIttag erledigt und sie konnte die restlichen 500 Euro einstreichen. Mit rasendem Puls und trockener Kehle stieg Hubbi aus dem Auto aus. Sie schaute sich um: Zu dieser Tageszeit waren die meisten Nachbarn arbeiten. Trotzdem hoffte sie, dass keiner, der zu Hause war, aus dem Fenster sah. Dann würde er nämlich sehen, wie sich Hubbi in den Garten der Familie Groll schlich. Sie lief um das Gebäude herum, bis sie die Rückseite des Hauses erreicht hatte. Dort führte eine breite Glastür in den Garten hinaus. Allerdings waren die Jalousien heruntergelassen. Was war der Grund dafür? Sonja Groll war doch zu Hause, sie hatte sogar Besuch. Das konnte doch nur bedeuten, dass sie etwas geheim halten wollten! Hubbi musterte den Garten und entdeckte ein Spielhaus aus Plastik. Sie kroch hinein und fixierte die Fensterfront. Die Stunden verstrichen und allmählich wurde es heiß in dem Plastikhaus. Hubbi schwitzte und ärgerte sich, dass sie die Flasche Mineralwasser im Auto vergessen hatte. Da endlich rollte die Jalousie nach oben. Hubbi duckte sich und beobachtete, wie sich die Frauen zum Aufbruch bereit machten. Einige zupften an ihren Kleidern. Sonja Groll baute gerade ein Stativ ab. Wäre da nicht ihr auffälliges Tattoo, hätte Hubbi sie unter der Maske gar nicht erkannt. Tristan Abel, der Hubbi als Hilfsdetektiv und Computerexperte gelegentlich unter die Arme griff, hatte sie ungläubig angeschaut. „Du willst, dass ich was finde?“ Hubbi hatte es ihm noch einmal erklärt, langsam und geduldig, und schließlich war er ihrer Bitte nachgekommen. Als er fand, wonach sie gesucht hatte, sprang sie jubilierend in die Luft. Also hatte ihre Intuition sie doch nicht getäuscht. Tristan hatte geschmunzelt und ihr einen alten Laptop geliehen, damit sie den Rektor von ihrem Fund überzeugen konnte. Der stand nun aufgeklappt auf der Theke der Nuckelpinne. Peter starrte verwirrt auf den Bildschirm. „Was willst du mir denn jetzt zeigen?“ Hubbi schaute auf die Uhr. Bald war es so weit. „Einen Moment noch“, vertröstete Hubbi ihn. Der Schulleiter wirkte verärgert. „Hubbi, ich habe Unterricht. Warum mussten wir uns denn ausgerechnet an einem Freitagvormittag treffen? Hätte das nicht Zeit gehabt bis heute Abend?“ Hubbi schüttelte den Kopf. „Du wirst gleich sehen, wieso.“ Endlich schlug die Uhr neun. Hubbi gab den Namen einer

Zeichnung Arnd Hawlina

Homepage in das Adressfeld ein. „www.frivolerkaffeeklatsch.de?“, las Peter verwirrt. Die Internetseite, die sich nun öffnete, sah aus wie aus einer Frauenzeitschrift. Hubbi klickte auf einen Button und ein neues Fenster mit einem Videochat erschien. Man sah ein leeres Wohnzimmer mit abgedunkelten Fenstern. Peter rückte näher zum Bildschirm, so als könnte er nicht glauben, was er da sah. „Was ist das?“, flüsterte er. „Warte ab“, sagte Hubbi und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nun betrat eine Gruppe Frauen das Bild. Schwatzend und kichernd verteilten sie sich auf den Sofas. „Schuschu, wo bleibt der Kaffee?“, rief eine von ihnen. Eine Frau mit einem unübersehbaren Blumen-Tattoo auf dem Arm trat ins Bild. In der rechten Hand hielt sie eine Kaffeekanne, in der linken einen Teller mit Gebäck. „Und noch was Süßes für die Süßen“, säuselte sie. Hubbi schaute in Peters geschocktes Gesicht. „Das da“, sie tippte auf die Frau mit der Kaffee-Kanne, „ist übrigens Sonja Groll. Und die anderen sind ebenfalls alle im Förderverein.“ Der Mund des Rektors stand offen. Unverwandt schaute er auf den Bildschirm. „Was hat das mit dem Geld zu tun?“, fragte er. „Cherie soll sich ein Hefeteilchen nehmen“, tippte Hubbi in das Feld unter dem Video. Der Text erschien in einem Chat-

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Fenster. Augenblicklich stand eine der Damen auf und nahm sich besagtes Gebäckstück. Sie biss genüsslich hinein. „Das hat uns jetzt 50 Euro gekostet“, erklärte Hubbi. Der Schulleiter schien zu verstehen. „Das ist nicht illegal, oder? Machen die dort etwa…?“ Hubbi wusste, worauf er hinaus wollte, und schüttelte den Kopf. „Gut“, sagte er erleichtert. „Das bleibt unter uns. Niemand darf davon erfahren. Und ich spreche ein ernstes Wörtchen mit Sonja.“ Er gab Hubbi das restliche Honorar und ging. Hubbi schaute dem Schulleiter hinterher. Als die Tür der Kneipe hinter ihm zuschlug, wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu. Gerade hielt Sonja alias Schuschu eine Flasche Sekt in die Höhe. Die Damen kicherten fröhlich. Offenbar hatten sie alle ihren Spaß. Hubbi dachte, dass sie eigentlich auch ganz gerne an diesem Kaffeekränzchen teilgenommen hätte. Allerdings störte es sie, dass die Frauen allesamt mehr oder weniger kunstvolle Masken trugen. Und dass sie splitterfasernackt waren.

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OPAS GEBURTSTAG

IMPRESSUM

Ich habe Geburtstag und die Familie kommt zum „Kaffeetrinken“. Natürlich sind die drei Enkelkinder dabei und da geht es ganz schön turbulent zu. Erst werde ich mit selbst gemalten Bildern überhäuft. Dann sitzt der Opa einsam am Tisch, weil die Enkelkinder das Zepter in die Hand nehmen und von allen Anwesenden hofiert werden. Ach guck doch mal wie süß! Der Kleinste (5 Jahre) hat gerade sein Stück Erdbeertorte zwischen den Händen und versucht, Erdbeerbrei zu machen. Im wahrsten Sinne des Wortes, sehr süß. Ach, und die Älteste (8 Jahre) versucht, Gummibärchen in der Apfelschorle das Schwimmen beizubringen. Zwar süß, aber ekelig. Die Mittlere (6 Jahre) ist verdächtig still. Aha, deswegen. Sie pult gerade von einem Kuchen den Schokoladenüberzug. Sie mag keinen Kuchen, aber Schokolade. Doch dann bin ich auf einmal wieder gefragt. Die Enkel wollen in das Fotoalbum gucken, das vor mir liegt. Eines der Geburtstagsgeschenke. Links, rechts neben mir und auf dem Schoß sitzend wollen sie wissen, wer auf den Fotos zu sehen ist. Das ist der Opa und das die Oma in jungen Jahren und das sind der Papa und die Mama vom Opa und von der Oma. Aha, hochinteressant für die drei... Der Jüngste rutscht nach zwei Minuten von meinem Schoß und die beiden Mädchen sind auch nicht mehr so ganz bei der Sache. Die drei flitzen in den Garten. Mit ihnen die Mamas und die Oma. Das ist die Chance für den Opa, seine Schwiegersöhne aufzufordern, wegen des schwer im Magen liegenden Kuchens ein kleines Schnäpschen zu genießen. Prost Opa, auf ewige Gesundheit und ein Leben bis hundert! HERAUSGEBER: Komplett Verlag Postadresse: Dillackerstr. 22, 58840 Plettenberg 02391/9173002 tel www.komplett-magazin.de, info@komplett-magazin.de REDAKTION: verantwortlich Bernhard Schlütter Redaktionelle Mitarbeit Pia Kablau, Martin Büdenbender, Rüdiger Kahlke, Detlef Schlüchtermann, Martin Droste, Wolfgang Teipel, Iris Kannenberg, Cristin Schmelcher, Ai-Lan Na-Schlütter, Ina Hoffmann, Uwe Tonscheidt,

Danke Jungs! Und noch schnell einen hinterher, weil man ja nicht auf einem Bein stehen kann. Prost Opa und ein Leben über hundert! Danke Jungs! Der Inhalt der Flasche verringert sich. Wir sind bei 130 Lebensjahrwünschen. Die beiden Mädchen haben die Nachbarskinder entdeckt. Opa hat Geburtstag, wollt ihr auch ein Stück Kuchen? Na klar. Aus drei werden sieben Kinder. Der Kuchen ist in Sekunden weg. Mir zu gratulieren, ist wohl ein anderes Mal geplant. Und irgendwann ist es Abend. Das Sandmännchen schleicht ums Haus und leistet gute Arbeit. Dann höre ich dreimal „Gute Nacht Opa, schlaf gut, wir müssen jetzt nach Hause, Mama und Papa sind müde“ und das klingt so schön und geht so ans Gemüt, dass ich schon jetzt darauf warte, die kleine Bande bald wiederzusehen. Horst Hanke

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Das nächste Komplett-Magazin erscheint im August 2018.

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