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DAS SAUERLANDMAGAZIN JULI/ AUGUST 2016
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Leben in Wohlfühl-Höhle Heike Ittner verwirklicht Kindheitstraum ISSN 2363-6777
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SCHACHPIRATIN LINDA BECKER Mit Spaß am Spiel zum Erfolg Linda Becker könnte gut die beste Freundin von Pippi Langstrumpf sein. Nein, nicht so zaghaft wie Pippis Freundin Annika, auch nicht so brav wie deren Bruder Tommy, eher genauso fröhlich, selbstsicher und unkonventionell wie Pippi Langstrumpf selbst. Natürlich wohnt Linda nicht in der Villa Kunterbunt, sondern in Plettenberg am Lehmweg, und natürlich ist ihr Vater nicht König von Taka-Tuka-Land. Und Linda stemmt auch keine großen Apfelschimmel. Sie hat‘s eher mit den kleinen Holzpferdchen, Springer genannt. Auf den 64 schwarzweißen Feldern eines Schachbretts kennt sie sich genauso gut aus, wie Pippi in ihrer Villa. Linda ist gerade einmal 10 Jahre alt, aber schon das Aus-
glichen“, erinnert sich ihre Mutter Bianca Becker. In Beratungsgesprächen und Untersuchungen stellte sich heraus, dass die kognitiven Fähigkeiten der Vierjährige in einigen Bereichen überdurchschnittlich sind. Sie war schlicht und einfach unterfordert. Da kam Lindas Wunsch, bei den Schachpiraten mitzumachen, gerade richtig.
hängeschild der Schachvereinigung (SVgg) Plettenberg. Sie belegte kürzlich bei den in Willingen ausgetragenen Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften (Klasse U10w) sensationell den 7. Platz. Dabei war eigentlich die Teilnahme schon ein Erfolg. Seit fünf Jahren spielt Linda Schach. Die Betonung liegt dabei auf „spielt“. Denn bei aller Ernsthaftigkeit und bei allem Ehrgeiz, Linda betreibt diesen Denksport schlicht und einfach, weil er ihr Spaß macht.
„Natürlich überlege ich zu Beginn des Spiels, ob das ein schwerer Gegner ist oder nicht und welchen Plan er verfolgt. Den versuche ich dann zu stoppen und das ist bei einem starken Gegner ganz schön schwer.“ Intensives Taktiktraining, das weiß Linda, ist dafür unerlässlich. „Ich liebe das“, versichert sie mit leuchtenden Augen und zeigt ihr Trainingsbuch. Seitenweise sind dort Spielzüge aufgezeigt und müssen vervollständigt werden. Einmal in der Woche trainiert die junge Plettenbergerin. Dazu kommt ab und an zuhause eine Partie gegen ihren drei Jahre älteren Bruder. „Das funktioniert prima, wir sind in etwa gleich stark“, bestätigt Lukas neidlos. Im Monat kommen so gerade einmal zehn Stunden zusammen, die Linda dem Schachspiel widmet. „Als sie das bei den Deutschen Meisterschaften erzählte, haben die anderen gestaunt“, erklärt Bianca Becker. Die meisten trainieren wesentlich mehr, eine Teilnehmerinnen sogar 50 Stunden im Monat. „Und ich hab trotzdem gegen sie gewonnen“, schmunzelt Linda.
Angefangen hat alles im Frühjahr 2011. Bernd Neumann, ein Arbeitskollege von Lindas Vater und Geschäftsführer der Schachvereinigung, hatte Lindas Bruder Lukas eingeladen, doch mal bei den Schachpiraten, den jüngsten Spielern der SV, vorbeizuschauen. Zuhause berichtete der große Bruder anschließend so begeistert von seiner ersten Trainingsstunde, dass die damals vierjährige Linda neugierig wurde. „Darf ich auch dahin?“, bettelte sie. „Linda war zu dieser Zeit sehr unausge-
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von Martin Büdenbender
Die mit Abstand jüngste Piratin lernte mit Begeisterung. Ihr Talent wurde von der damaligen Kindertrainerin Monika Gil de Diego und von Bernd Neumann behutsam gefördert. Erfolge stellten sich schnell ein. Schon mit sechs Jahren nahm Linda an ersten Turnieren teil. Dass ihre Gegner meist älter waren, störte sie wenig. „Ist mir egal, wer mir da gegenüber sitzt“, behauptet Linda selbstbewusst.
Wer von Schachfiguren träumt, geht besser mal Schlittschuh laufen Bislang war Schachspielen eben nicht alles für Linda. Lesen, Inline-Skating, Radfahren, Turnen im Verein oder einfach mal herumtoben, das alles ist ihr wichtig. Auch bei den Deutschen Meisterschaften war zwischendurch Abwechslung nötig. „Als ich nach dem vierten Tag beim Einschlafen nur noch Schachfiguren gesehen habe, sind wir am nächsten Abend Schlittschuh laufen gegangen, das war toll.“ „Ja“, bestätigt Linda, „die Meisterschaften waren schon anstrengend.“ Acht Tage dauerte das Turnier. Sie wurde dafür von ihrer Schule freigestellt. Jeder Teilnehmer hatte elf Partien zu absolvieren. Im Schnitt dauerte jedes Spiel zwei bis drei Stunden. Dazu kamen jeweils die Vorbereitung und die anschließende Analyse. Dafür stand ihr mit Carmen Voicu-Jagodzinskiy, Großmeisterin, ehemalige Jugendweltmeisterin und Landestrainerin des Schachbundes
rer elf Partien konnte Linda für sich entscheiden und hätte sie ihr letztes Spiel nicht mit einem Remis, sondern mit einem Sieg abgeschlossen, wäre nicht (nur) der 7. sondern sogar ein 5. Platz dabei rausgesprungen. So oder so, der Jubel über Lindas Abschneiden war riesengroß, nicht nur in der Schachvereinigung. „Meine ganze Schulklasse hat das Turnier verfolgt und mich jubelnd empfangen.“ Jedenfalls ist bei Linda jetzt der Ehrgeiz geweckt. Mit Unterstützung von Carmen Voicu-Jagodzinskiy will sie künftig umfangreicher trainieren, um noch besser zu werden. Sie wird weiter der Spielvereinigung die Treue halten, aber auch als Gastspielerin für Hemer (Landesstützpunkt) an den Start gehen. Auch zu Hause wird das Schachbrett jetzt noch häufiger auf dem Tisch stehen. „Kein Problem“, versichert Lukas, der weiß, dass er von den Spielen mit und gegen seine Schwester auch selbst profitieren wird. Das Team vom Komplett-Magazin wünscht Linda für ihr Vorhaben viel Erfolg, aber noch wichtiger: „Bleib, wie du bist.“
NRW, eine kompetente Schachexpertin zur Seite. Sechs ih-
Die Schachpiraten laden ein - Die Schachvereinigung Plettenberg bietet Schachtraining für Kinder im Alter von etwa fünf bis zwölf Jahren an. - Spielerisch und mit viel Spaß erlernen die kleinen „Schachpiraten“ das königliche Spiel. - Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, logisches Denken und Eigenverantwortung werden ganz nebenbei mittrainiert. - Wo: Schachsportheim Böddinghauser Weg 50b, 58840 Plettenberg - Wann: mittwochs ab 17.00 Uhr - Für das kostenlose Training sind keine Vorkenntnisse nötig und ein Einstieg ist jederzeit möglich. - Homepage der Schachvereinigung: www.svg-plettenberg.de Linda hat schon reichlich Pokale gewonnen.
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