Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Winter 2018

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Ein starkes Stück Sauerland

zwischen Verse und Sorpe

Plettenberg

Bürgermeisters Visionen

Herscheid

Neu: Komplett gratis!

Landwirt aus Überzeugung

Werdohl

DAS SAUERLANDMAGAZIN

DAS SAUERLANDMAGAZIN 1/2018

Keine halben Sachen

Gespräch mit Ulrich Schulte

Der Ingenieur und seine Rinder

Voller Einsatz für Stadtmarketing ISSN 2363-6777

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… neu gestaltet das KOMPLETT-Team den Vertrieb des Sauerlandmagazins zwischen Verse und Sorpe ab dieser Ausgabe. Das KOMPLETT-Magazin liegt nun kostenlos in Geschäften und öffentlichen Einrichtungen für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, aus. Viermal pro Jahr werden wir Sie mit Geschichten aus der und über die Region zwischen Verse und Sorpe im Sauerland informieren und unterhalten. Wir bieten Ihnen Qualität zum Nulltarif und hoffen, dass Sie das komplett klasse finden! Sie haben aber auch weiterhin die Möglichkeit, das KOMPLETT-Magazin im Abonnement zu erhalten. Sie finden dann jede KOMPLETT-Ausgabe frisch aus der Druckerei in Ihrem Briefkasten. Das KOMPLETT-Abo für jeweils vier Ausgaben kostet 17,80 Euro inklusive der Versandkosten. Damit unterstützen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, unsere journalistische Arbeit und zeigen uns Ihre Wertschätzung. Das KOMPLETT-Team würde sich freuen, wenn Sie Gebrauch von diesem Unterstützer-Abo machen würden! Stichwort Unterstützung: Dass wir KOMPLETT gratis anbieten können, ermöglichen unsere Werbepartner, die mit Anzeigen, Advertorials und Redaktionskostenbeiträgen zu einem großen Teil unsere Arbeit finanzieren. Es handelt sich dabei ausschließlich um Unternehmen aus unserer Region, die als unsere Partner auch ihre Verbundenheit mit der Region und den Menschen hier zeigen. Bitte berücksichtigen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diese Anbieter bei Ihren Einkäufen oder geschäftlichen Überlegungen!

Heiko Höfner

Martin Droste

Pia Kablau Martin Büdenbender

Rüdiger Kahlke

Wolfgang Teipel

Iris Kannenberg

Ina Hoffmann

Cristin Schmelcher

Detlef Schlüchtermann

Unverändert bleibt, dass die KOMPLETT-Autorinnen und -Autoren für Sie liebe Leserin, lieber Leser,

Bernhard Schlütter

VORWORT

Komplett. . .

lesenswerte Geschichten auftun und sorgfältig recherchieren, die Ihnen neue und oft überraschende Informationen über das starke Stück Sauerland zwischen Verse und Sorpe geben, die Sie bewegen oder auch amüsieren. Wir fühlen uns der Stadt und der Region, in der wir leben, verbunden und zeigen dies auch mit unseren journalistischen Beiträgen. Es bleibt dabei: KOMPLETT stellt ebenso bodenständige wie aufgeschlossene Menschen vor, dazu die leistungsfähigen Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Handel, Gastronomie, Landwirtschaft und deren Produkte. KOMPLETT würdigt die Bedeutung des in Verbänden, Vereinen, Initiativen geleisteten Ehrenamts. KOMPLETT weist hin auf touristische Angebote und Ziele, Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten, Visionen und Entwicklungen, Großveranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Brauchtum und Sport. KOMPLETT trägt aber auch mit konstruktiver Kritik dazu bei, unsere Städte und Gemeinden, die komplette Region positiv weiterzuentwickeln. Unsere Wünsche für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, nicht nur für das Jahr 2018: Gesundheit, Zufriedenheit und vor allem: Bleiben Sie komplett!

Heiko Höfner, Bernhard Schlütter, und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin

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Titelseite Winterspaß in Plettenberg-Himmelmert Foto: Martin Büdenbender

Zukunft gestalten - Therapie mit Hund - 18

Alles drin Zukunft gestalten Des Bürgermeisters Visionen für Plettenberg..................8 Herscheider Zukunftsprojekte - eine lange Liste...........12 Neuenrader Zukunftskonzept IKEK bald online..............14 Voller Einsatz fürs Stadtmarketing Werdohl...................16 Therapie mit Hund - Vertrauen und Wärme.............. 18

Echte Sauerländer - Kondomat - 38

Knappes Budget bremst Kultursprinter MK............... 24 Auf LenneSchiene geht‘s voran................................. 26 Sandra Horny: Integration beginnt mit Sprache....... 34 Gastwirt Gregory kämpft für Steuergerechtigkeit.........44 Weltklimakonferenz im Pumpspeicherwerk............. 72

Echte Sauerländer Der Ingenieur und seine Rinder................................ 20 Niggemanns Kondome erobern Plettenberg.................38 Komplett lecker - Café Haltepunkt - 47

Thorsten Waller - sehbehindert und voll im Leben.... 68

Komplett lecker und gemütlich Kolumne: Von Wienern und Frankfurtern ����������������� 46 Ausflugsziel Café Haltepunkt..................................... 47

Kultur komplett PSG-Events: Brings spielt in Schützenhalle............... 40 Doris Althoff und der König von Korsika................... 56 Clara Gabriels Roman „Postkarten an Dora“ ������������ 64 Kultur komplett - Postkarten an Dora - 64


Komplett erleben - Bäckerladen - 32

Komplett erleben Tierisch gute Neujahrsgrüße........................................ 6 Herscheider Wintermärchen...................................... 10 Im Bäckerladen treffen sich Morgenmuffel und Plaudertaschen........................................................... 32 Veranstaltungen: Nichts wie hin! �����������������������42/43

Komplett aktiv Auf Rundwegen Hestenberg neu entdecken............ 48

Komplett aktiv - im Hestenberg - 48

Airlebnisweg für jedes Wetter................................... 52 Mit ganzem Herzen dabei: PSC-Koronarsport........... 54 Männerchor Four Valleys drückt Reset-Taste............. 59 Musikschule fängt im Krabbelalter an....................... 60 Winterspaß in Himmelmert....................................... 74 Auf schmallen Latten übern Ebbekamm................... 76

Komplett beraten Kalender „Herscheider Erinnerungen“...................... 67 Das wertvollste Grundstück Plettenbergs................. 70 Komplett beraten - Herscheider Erinnerungen - 67

Berufswelt Sauerland Runde Geschäftsidee: Möbel aus Autoreifen ���������� 30 Juwelier Bitzhenner mit neuer Chefin....................... 71

Komplett in eigener Sache Hubbi-Krimi ���������������������������������������������������������������� 78 Impressum ����������������������������������������������������������������� 82 Hankes Döneken �������������������������������������������������������� 82 Berufswelt Sauerland - Reifen-Möbel - 30


Foto Ina Hoffmann

TIERISCHE DREI KÖNIGE GRÜSSEN ZUM NEUEN JAHR Da staunten die Passanten am Dreikönigstag, als sie drei Ponys mit Umhängen und Kronen durch die Plettenberger Innenstadt spazieren sahen. Reitlehrerin Sabine Klinger vom Ponyhof Klinger hatte sich für diesen Tag ein besonderes Unterhaltungsprogramm für die Ferienkinder ausgedacht: Gemeinsam verwandelten sie die drei Shetlandponys Yoi, Barny und Lucky in die tierische Version der Heiligen Drei Könige. Als Umhänge dienten ihnen dabei alte Gardinen und die Kronen wurden aus Goldpapier gebastelt. So zogen die Kinder mit den „Heiligen Drei Ponys“ und der Reitlehrerin durch die Innenstadt, wobei ein Abstecher auf die Königstraße natürlich an diesem Tag nicht fehlen durfte.

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Für die Komplett-Fotografin Ina Hoffmann und natürlich für Sie, liebe Leserin, lieber Leser des Komplett-Magazins, hatte Sabine Klinger ihre drei Shetties schon vorab einmal mit den königlichen Requisiten ausstaffiert. Mit diesem tierisch guten Foto wünscht das KomplettTeam Ihnen einen guten Start ins Jahr 2018! Nehmen Sie trübe Tage gelassen und genießen Sie die schönen Wintertage - getreu dem Song aus dem Film „Das Leben des Brian“: Always look on the bright side of life!


MUSIKGALA ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE

Der Musikverein Blau-Weiß Licht­ ringhausen gastiert am 10. März mit seinem Frühlingskonzert in der Stadthalle Attendorn. Das Konzert trägt den Titel „Zwischen Himmel und Erde“ und beginnt um 19 Uhr. Unter der Leitung von Dirigent Martin Theile werden die rund 60 Musiker eine Gala der Musik präsentieren. Das Thema „Zwischen Himmel und Erde“ verspricht Konzertwerke, die die Weiten der Prärie beim großen Wildwestthema mit der Suite über Winnetou als Höhepunkt genauso widerspiegeln, wie alles, was sich

über dem Erdboden befindet. So gehören die Filmmusik aus „Superman“ von John Williams und das klassische „Moving Heaven und Earth“ von Philip Spark ebenso zum Programm wie „die Krone der Schöpfung“. Unbestritten handelt es sich bei dem letzten großen Werk von Udo Jürgens, das er gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern uraufgeführt hat, um einen der Höhepunkte des Konzerts. Als Stargast steht Sopranistin Patricia Vivanco gemeinsam mit dem großen Orchester auf der Bühne und wird dem Konzertabend einen besonderen Glanz verleihen. Nach ihrem Gesangsstudium, das sie u.a. in Salzburg absolvierte, folgten Verpflichtungen als Konzert- und Oratoriensängerin auf nationalen und

internationalen Musikfestivals, als Solistin bei den Salzburger Festspielen sowie am Theater Bonn. Patricia Vivanco versteht es wie kaum eine andere, ihre virtuose, klassische Stimme mit Popgesang zu verbinden und so ihr Publikum zu faszinieren. Eintrittskarten für das Konzert gibt es im Vorverkauf zum Preis von 12 Euro bei den Buchhandlungen Plettendorff in Plettenberg und Frey in Attendorn sowie beim Ticketservice der Stadthalle Attendorn und allen Musikern des Vereins. Telefonische Kartenreservierungen sind unter der Nummer 02391/603501 (mo. bis do. von 19 bis 20 Uhr) möglich.

OHLER ORGELKONZERTE 2018 Auch in diesem Jahr werden in der alten Ohler Dorfkirche Orgelkonzerte zur Aufführung kommen. Jedoch sind es diesmal nur zwei Veranstaltungen, da die vorgesehene dritte aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste.

Das erste Konzert mit Irina Tseytlina an der Orgel und dem Lüdenscheider Dimitri Grigoriev am Cembalo findet am Sonntag, 25. Februar, statt. Die beiden Musiker haben ein etwas anderes Programm vorgesehen. Unter

dem Motto „Arien und Tänze für Orgel und Cembalo“ umfasst es Werke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert von Komponisten Guillaume Dufay über Louis Couperin, Marcel Dupré bis Béla Bartók. Das zweite Konzert findet am Sonntag, 8. April statt. Dabei werden Kantor Gerhard Strub an der Orgel zusammen mit der Violinistin Inna Kogan zu hören sein. Sie spielen, teils auch solo, Werke von Pietro Locatelli (1695-1764), Friedrich II. (der Große, 1712-1786), Niccolò Paganini (1782-1840) und Max Drischner (1891-1971). Die Konzerte beginnen um 17 Uhr und dauern etwa eine Stunde. Der Eintritt ist frei; es wird am Ausgang um eine Spende gebeten.

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VON INNENSTADTERNEUERUNG BIS E-GOVERNMENT: DES BÜRGERMEISTERS VISIONEN Von Bernhard Schlütter

Ulrich Schulte beschreibt zentrale Projekte und Pläne für die nächsten Jahre In Plettenberg wird in naher Zukunft viel Erde bewegt. Innenstadterneuerung, Erneuerung des Busbahnhofs Eiringhausen, Elsetalentlastungsstraße. Aber auch in anderen Bereichen muss sich die Kleinstadt neu aufstellen. Zukunftsfragen müssen beantwortet werden. Bürgermeister Ulrich Schulte beschreibt im Gespräch mit dem Komplett-Magazin die zentralen Projekte, Pläne und Vi-

den Jahren folgen Wilhelmstraße, Kirchplatz und Maiplatz. „Ich rechne damit, dass der gesamte Prozess fünf Jahre dauern wird.“ Nacheinander wird auch das Parkraumkonzept umgesetzt, heißt: Zunächst muss das Parkhaus an der Brachtstraße fertig sein, dann wird der Wieden erneuert. Bereits angelaufen sind die Maßnahmen privater Im-

sionen für die nächsten Jahre in der Vier-Täler-Stadt.

mobilienbesitzer, die durch das Fassaden- und Hofflächenprogramm gefördert werden. „Es muss sich auch rechts und links des Pflasters etwas bewegen“, sagt Ulrich Schulte. Zur kompletten Aufwertung der Innenstadt müssen eben alle Beteiligten ihren Teil beitragen. Das Förderprogramm wird gut angenommen. 20 förderfähige Anträge sind 2017 bei der Stadt Plettenberg eingegangen. Hiervon sind 15 Anträge bei einer Fördersumme von insgesamt ca. 91.000 Euro bewilligt worden. Sechs Gebäude wurden bisher fertiggestellt. Es werden weiter-

Innenstadterneuerung Die Erneuerung der Plettenberger Innenstadt ist längst überfällig. Da herrscht Einigkeit unter Politikern und Bürgern. Doch im Detail steckt Diskussionsbedarf, z.B. was den Baumbestand betrifft. Nach umfangreichen Bürgerbeteiligungen sollen in diesem Jahr endlich die Bagger anrücken. „Wir brauchen anhand der Entwurfsplanung des Büros bbz Landschaftsarchitekten die politischen Beschlüsse. Da geht es darum, wie viele Bäume am Alten Markt stehen sollen und wo noch eine Bank hin soll. Dann geht es in die Ausführungsplanung und anschließend erfolgt die europaweite Ausschreibung. Ich dachte, das geht schnell, aber entgegen meiner Hoffnung wird sich das Monate hinziehen“, muss Ulrich Schulte seine Ungeduld, die er mit den meisten Plettenbergern teilt, zügeln. Der Boom der Baubranche macht es nicht leichter, dennoch hofft der Bürgermeister, dass Mitte Juli der Startschuss fallen wird. Der erste Bauabschnitt reicht vom P-Center an der Bahnhofstraße bis zum Alten Markt. Vorsichtshalber wurden deswegen schon mal alle Großveranstaltungen, die sonst in der zweiten Jahreshälfte stattfinden, terminlich bzw. räumlich verlegt: PleWo-Stadtfest (4. - 6. Mai), P-WegMarathon-Wochenende (bleibt 7. - 9. September, Zielbereich wird voraussichtlich im Wieden sein), Plettenberger Hüttenzauber (setzt aus, falls am Alten Markt noch Baustelle sein sollte). „Die Innenstadterneuerung wird in vier Bauabschnitten durchgeführt“, erklärt Ulrich Schulte. In den kommen-

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hin Fördergelder an Hausbesitzer vergeben. Das Fördervolumen aus dem Fassaden- und Hofflächenprogramm wird von 225.000 auf insgesamt 450.000 Euro verdoppelt. Der Zeitraum der Förderung erstreckt sich bis 2020 bzw. zur Ausschöpfung der Mittel.

Bahnhof Eiringhausen Auch wenn die Innenstadterneuerung das Hauptinteresse auf sich zieht, soll Eiringhausen nicht vergessen werden. „Wir haben die Chance ergriffen und Mittel für den barrierefreien Ausbau des ÖPNV beantragt. So bekommen wir 90 Prozent Förderung für den Umbau des Busbahnhofs.“ Das oft mit einem Eierkarton verglichene riesige Dach verschwindet, der Busbahnhof wird gedreht. „Das wird den Blick auf Eiringhausen verändern“, ist sich Ulrich Schulte sicher.

Elsetalentlastungsstraße Das Jahrzehntprojekt Elsetalentlastungsstraße soll kein Jahrhunderprojekt werden, hofft der Bürgermeister. „Es hakt nach wie vor an Grundstücksfragen. Verhandlungen


mit den Eigentümern ziehen sich hin. Doch 2018 wollen wir das Bebauungsplanverfahren wieder aufgreifen. Dazu gehört eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Widerstand ist ja bereits angekündigt worden, sodass auch rechtliche Auseinandersetzungen zu erwarten sind. Die Dauer dieser Verfahren lässt sich nicht abschätzen“, will und kann Ulrich Schulte keine Prognose abgeben.

Gewerbeflächen Das Vorhalten von Gewerbeflächen vor allem für die heimischen Unternehmen, aber auch für Neuansiedlungen, sieht Ulrich Schulte als ein zentrales Zukunftsthema für Plettenberg an. „Derzeit haben wir alle Gewerbeflächen aufgebraucht. Es sind nur noch Flächen in Osterloh-West und kleinere Flächen Unterm Knebel im Oestertal und in Mühlhoff zur Verfügung.“ Ulrich Schulte begrüßt daher die Potenzialflächenerhebung des Märkischen Kreises und hofft, dass im Verfahren dann Regionalplan und Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden. Wenig Verständnis hat er für den Landschaftsbeirat, der sich grundsätzlich gegen alle vom Kreis ermittelten Potenzialflächen ausgesprochen hat. „Unsere Firmen brauchen Platz für Erweiterungen. Diese Möglichkeiten müssen wir ihnen bieten, um den Bestand und die Arbeitsplätze zu sichern.“

2018 erneut drei Partys statt. Termine sind 17. Mai, 7. und 28. Juni, Ausrichter erneut die Vereine TuS Plettenberg und Schützenverein Eiringhausen sowie Stadtmarketing.

Stadtverwaltung „Wir führen ab 2018 das papierlose Büro im Rathaus ein,“ kündigt Ulrich Schulte an. Das diene auch der Arbeitserleichterung, denn die Aufgaben hätten sich stark verdichtet. Für Bürger soll sich das in verbessertem Online-Angebot bemerkbar machen. „Personalausweis, Auskünfte vom Standesamt, Hundeanmeldung werden dann online machbar sein. Wenn wir einmal damit angefangen haben, wird sich die Bandbreite schnell erweitern.“ Dabei sei das Einsparpotenzial an Stellen gering, erteilt der Bürgermeister entsprechenden Forderungen aus der Politik eine Absage. „Wir sind sowieso eine kleine Verwaltung.“

Plettenberg 2020 Was wünscht sich Bürgermeister Ulrich Schulte für das Jahr 2020? „Dass wir mit der Elsetalentlastungsstraße deutlich weiter sind als heute, den zweiten Bauabschnitt der Innenstadterneuerung abgeschlossen haben und in einem halben Dutzend kleinen Ortsteilen den Breitbandausbau hergestellt haben.“

Tourismus „Der Bereich Tourismus wird in Plettenberg neu geordnet und zukünftig unter die Leitung von Kämmerer Jens Groll gestellt.“ Ziel ist es, ein Tourismuskonzept zu erstellen, um die bisher auf verschiedene Stellen wie Stadtverwaltung, Stadtmarketing und AquaMagis verteilten Aufgaben zu bündeln. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Projekt LenneSchiene 2.0, mit dem das gleichnamige Regionaleprojekt weitergeführt wird. „Dabei nutzen wir vorhandene Strukturen, bauen die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen aus und stimmen die kulturellen und touristischen Angebote ab. Kleine Städte wie wir können nicht alles bieten, aber im Zusammenspiel sind wir stärker und attraktiver, können mit Leuchtturmprojekten Leute anlocken. Davon profitieren natürlich auch die Bewohner.“ Für dieses Jahr rechnet Ulrich Schulte mit dem Lückenschluss des Radwegs Lenneroute zwischen Plettenberg und Werdohl. „Wir haben das entsprechende Grundstück gekauft und die Planung sieht gut aus.“ Fest steht für ihn: „Die Lenneroute wird ein sehr guter touristischer Anziehungspunkt, aber nur als durchgehender Radweg ist sie attraktiv.“ Die auf „Plettenberger Waterkant“ getaufte Lennepromenade an der Bredde wurde gut angenommen. Dort finden

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HERSCHEIDER WINTERMÄRCHEN Nach dem schneereichen Dezember hat manch einer bereits die Nase voll vom Winter. Doch der besteht nicht nur aus Verkehrschaos, Schnee schaufeln und Salz streuen. Er hat auch seine schönen Seiten. An einem frostig kalten Winterabend ist dieses Foto von der Herscheider Apostelkirche entstanden. Im Vordergrund die efeubewachsene Hauswand und gegenüber der Schuppen gehören zum Spieker, dem Heimatmuseum der am Fuße des Ebbegebirges gelegenen Gemeinde. Über dem schneebedeckten Dach der Kirche strahlt der Abendhimmel in einem intensiven Blau. Der Fotograf spricht daher von der blauen Stunde, in der besonders stimmungsvolle Fotos gelingen. Foto: Martin Büdenbender

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DAS JAHR DER LANGEN LISTE Was die Gemeinde Herscheid 2018 so alles beschäftigen wird

Freude und Frust liegen manchmal eng beieinander. Auch beim Herscheider Rathaus-Chef. Aber Uwe Schmalenbach will nicht klagen. „Das Jahr 2017 ist gut für uns gelaufen“, sagt er. Was er für 2018 erwartet. Na klar: „Dass es so weitergeht.“

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Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Mit dem Doppelhaushalt 2017/2018 hat der Gemeinderat 2016 früh die Weichen gestellt. „Das passte einfach, weil sich die großen Projekte über längere Zeit hinziehen“, erläutert der Bürgermeister.

Von Wolfgang Teipel

Für das Gespräch mit Komplett-Autor Wolfgang Teipel hat der Bürgermeister eine längere handschriftliche Liste vorbereitet. Sie in seine ExcelTabelle zu übertragen, das hat er noch nicht geschafft. Die zurückliegenden Wochen waren gespickt mit Terminen. „Jetzt wird es langsam etwas ruhiger“, atmet Uwe Schmalenbach auf. Seit der Bürgermeisterwahl 2009 ist der parteilose Rathaus-Chef im Amt. Ein Herscheider mit Leib und Seele. Das beweist ein Blick auf seine Internetseite www.uweschmalenbach.de. Sie ist unter der Überschrift „Herscheid – das Herz des Ebbegebirges“ mit Fotos gespickt – von der Apostelkirche über den Alten Schulplatz bis zum Rodelhang am Böllenberg und noch mehr. In zwei bis drei Jahren kann er das neue „Haus der Bildung“ am Rah-


lenberg mit in sein Fotoalbum aufnehmen. Als Projekt steht es ganz oben auf seinem Spickzettel. „Es ist wohl das größte Vorhaben der Gemeinde seit Jahrzehnten“, sagt Uwe Schmalenbach. Rund drei Millionen Euro fließen im kommenden Jahr in den ersten Bauabschnitt. Das Herzstück ist die Aula. Sie bildet den Kern des Neubaus und erschließt sich über zwei Etagen. Um diesen Kern des Neubaus führt im Gebäude die barrierefreie Rampe vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss. Stichwort Am alten Schulplatz: Alle Aufträge sind seit November vergeben. „2018 kann es also losgehen“, freut sich Uwe Schmalenbach. Thomas Fenner, geschäftsführender Mitgesellschafter vom Planungsbüro FSWLA, will die Öffnung und Belebung des Platzes zu seiner „Herzensangelegenheit“ machen. „Wir wollen ein neues Herz für den Ort schaffen“, hat er angekündigt. Der Platz mit seinem angestaubten Image soll aus der zweiten Reihe nach vorn geholt werden. Herscheids „Neue Mitte“ eben. Dazu passt das Wohn- und Geschäftsgebäude des GWU Plettenberg am Alten Schulplatz. Der Rohbau steht. Die Fenster sind eingebaut. „Die Arbeiten am Platz können also im Frühjahr beginnen“, kündigt der Bürger-

meister an. Der Ausbau rund um die Apostelkirche werde später in einem zweiten Bauabschnitt erfolgen. Die weitere Sanierung der Landstraße 561 zwischen Herscheid und Plettenberg, dazu der Bau des Kreisverkehrs in Grünenthal stehen für 2018 fest im Terminkalender des Landesbetriebs Straßen NRW. „Das wird die Verkehrsverhältnisse in der Gemeinde spürbar verbessern“, ist sich Uwe Schmalenbach sicher. Weitere Punkte auf seiner Liste für 2018: die weitere Sanierung des Spiekers, die Vermarktung des ortskernnahen Neubaugebiets „Oberer Rahlenberg“ ist angelaufen, das Haus- und Hofflächenprogramm („Einige Anträge sind bereits positiv beschieden.“), die Modernisierung der Feuerwehrgerätehäuser, die notwendige Erweiterung des DRK-Kindergartens. „Das alles sind wichtige Projekte, bei denen wir 2018 entscheidende Schritte weiterkommen“, fasst der Bürgermeister zusammen. Zum Thema Frust: Dass der Breitband-Ausbau wohl noch einige Zeit auf sich warten lässt, findet Uwe Schmalenbach bitter. „In Teilen ist die Gemeinde klar unterversorgt.“ Seine Hoffnung ruht darauf, dass mit Hilfe des Märkischen Kreises Bundesmittel nach Herscheid fließen, die

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www.schramm-verbeke.de die Lage dann verbessern können. Kleines Trostpflaster: Vor drei Wochen hat innogy TelNet begonnen, im Zuge eines privatwirtschaftlichen Projekts Leerrohre für Glasfaserkabel zu verlegen. So eng liegen oftmals Freude und Frust beieinander.

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von Uwe Tonscheidt

NEUENRADER ZUKUNFTSKONZEPT Hönnestädter machen engagiert bei IKEK BALD ONLINE der Erarbeitung künftiger Projekte mit „Ende Januar steht es zum Download im Internet bereit“, berichtet Neuenrades Bauamtschef Marcus Henninger

Als Bürgermeister Antonius Wiesemann am 16. November im Kaisergartensaal zur Abschlussveranstaltung für

im Gespräch mit dem Komplett-Magazin. Gemeint ist das IKEK, das „Integrierte Kommunale Entwicklungskonzept“. Im umfangreichen Dossier steht drin, wie sich die Hönnestadt mit ihren Dorfschaften den Zukunftsaufgaben stellen will. Zum Beispiel der, einer immer älter werdenden Bevölkerung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gerecht zu werden. Wie sieht es künftig mit der Versorgung aus? Wie sind Geschäfte, Ärzte und andere Versorgungseinrichtungen zu erreichen. Wie lässt sich das dörfliche Leben und die Lebensqualität vor Ort erhalten? Und was wird für die junge Generation getan, für Familien, Kinder, Jugendliche? Für Projekte, die all das zum Ziel haben, galt es, ein Konzept zu schreiben. Mit dem wird es dann möglich, ordentliche finanzielle Unterstützung vom Land NRW zu beantragen. Hat man ein

die Bürgerinnen und Bürger begrüßte, konnten sich alle über Lob freuen. „Die Beteiligung war hervorragend“, so Michael Ahn zur großen Resonanz in Neuenrade, Küntrop, Affeln, Altenaffeln und Blintrop. Die Ortstermine im Juni und Juli waren gut besucht. „Wenn sie etwas haben, was sie los werden wollen, dann ist jetzt Gelegenheit dazu“, lud der Stadtplaner zum offenen Gespräch ein. Das wurde gerne angenommen. Reichlich Hinweise gab es zu der Frage, wo sich was verbessern ließe. In Neuenrade hatte die Altstadtgemeinschaft dazu bereits ein eigenes Konzept verfasst. Reichlich Stoff fürs IKEK bekam Ahn auch in Affeln und Küntrop. In Altenaffeln war die Liste kürzer. Die Altenaffelner hatten vergangenen Sommer gerade ihr EU-Förderprojekt „GenerationenPunkt“ (Komplett berichtete) erfolgreich mit viel Eigen-

solches Konzept nicht, gibt es wesentlich weniger Geld aus Düsseldorf - oder auch gar nix.

leistung realisiert. Da ging es vor Ort vor allem darum, wie diese Aktivitäten mit Landesförderung sinnvoll fortgesetzt werden können.

Fachbüro lobt hervorragende Beteiligung Das IKEK ist also wichtig für die finanzielle Unterstützung bei der Zukunftsgestaltung. So wichtig, dass schon das Erstellen des Konzeptes zur Expertenaufgabe wird. „Das dürfen wir nicht allein machen“, erläutert der Neuenrader Bauamtschef die vom Land NRW erstellten Spielregeln. Ein sachkundiges Fachbüro hat sich darum zu kümmern. Die Neuenrader Politik entschied sich Ende 2016 fürs Planungsbüro Wolters Partner aus Coesfeld. Mitinhaber Michael Ahn nahm sich der Aufgabe an. Der Stadtplaner reiste 2017 mit seinem Team mehrfach nach Neuenrade.

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Blintroper erstellten Präsentation Als das IKEK-Projekt im Mai 2017 im Kaisergartensaal der Bevölkerung vorgestellt und erläutert wurde, fiel auf, dass Blintrop nicht ganz so zahlreich vertreten war. „Es ist ja auch nicht ganz so einfach, von Blintrop nach Neuenrade zu kommen“, war ein Hinweis, der unterstrich, wie wichtig es ist, sich für aktuelle und künftige Mobilitätsfragen Lösungen zu überlegen. Beim Planer-vor-OrtTermin Anfang Juli trumpften die Blintroper dann mit großer Präsenz auf. „Mit so vielen sind wir schon lange nicht mehr durch den Ort spaziert“, zitierte die loka-


le Tageszeitung eine Teilnehmerin. Das Dorf hatte sogar eine Präsentation vorbereitet, die aufzeigte, wo es Handlungsbedarf gibt.

Konzept mit Vor-Ort-Ergebnissen fast fertig Planer Ahn und sein Team notierten fleißig. Bei der Präsentation im November wurden für jeden Ort die Punkte aufgezeigt, an denen es Handlungsbedarf gibt. Allerdings „nur“ in Form von Kartenmaterial. Textmaterial gab es via Beamer zur den ortsteilübergreifenden Ergebnissen. Das wurde von einem Zuhörer dann auch als „etwas zu allgemein“ bemängelt. Es gab durchaus Verständnis fürs Konzeptionelle und damit auch fürs abstrakte Schildern von Bedarfen und Zielsetzungen. Es zeigte sich aber auch: Als Mensch, der vor Ort lebt, ist auch das Bedürfnis da, die Ergebnisse eines Konzepts Schwarz auf Weiß zu lesen. Da braucht‘s noch Geduld bis Ende Januar. „Das IKEK-Konzept ist so gut wie fertig“, berichtete Marcus Henninger im Dezember dem Bauausschuss und dem Rat der Stadt Neuenrade. Es müsse noch ins Reine geschrieben werden und gehe im Laufe des Januars an die Ratsfraktionen. Die sollen dann darüber beraten und entscheiden, mit welchen IKEK-Anträgen 2018 begon-

nen werden soll. Das werden vor allem Maßnahmen in den Dorfschaften sein. Für Maßnahmen im Ortskern Neuenrade greift ein anderes Förderprprogramm zur Städtebauförderung. Es nennt sich ISEK. Es funktioniert bei der Bezuschussung ganz anders als IKEK und wird in Neuenrade noch etwas mehr Zeit für die Erarbeitung in Anspruch nehmen. Ein konkretes Gesamtkonzept mit Zeitplan und Kosten ist zu erstellen. „Da haben wir noch einige Hausaufgaben zu machen“, so Henninger im Gespräch mit Komplett. Das gilt übrigens auch für die Beteiligung von Jugendlichen an den Zukunftsplanungen. Eine Veranstaltung mit der jungen Generation war im Zuge der IKEK-Vorbereitungen zwar vorgesehen, konnte aber nicht realisiert werden.

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KEIN TYP FÜR HALBE SACHEN Swantje Midderhoff aus Balve ist die neue Vollzeitkraft beim Werdohler Stadtmarketing Von Iris Kannenberg

Erster Pressetermin mit den Einzelhändlern zum Thema „Moonlight Shopping“.

Swantje Midderhoff, die neue Vollzeitkraft in der Werdohl Marketing

Im November hat sie angefangen, die neue Mitarbeiterin der Werdohl Marketing. Swantje Midderhoff, macht eigentlich nie halbe Sachen und ist deshalb gleich mit einer Vollzeitstelle in das Stadtmarketing eingestiegen. Erst 21 Jahre jung, hat sie durchgezogen und ein Duales Studium mit dem Bachelor abgeschlossen. Sie hat BWL, Tourismus und Eventmanagement studiert. Und das direkt nach dem Abitur. Auf meine Frage, wie man sich so ein Duales Studium vorzustellen hat, erklärt sie bereitwillig, dass während des Studiums Praxis- und Theorie stetig gewechselt haben. Auf dreimonatige Theorie folgten jeweils drei Monate Praktikum, in dem es darum ging, das Erlernte in die Praxis umzusetzen. Sie erzählt, dass das Studium anspruchsvoll war, genau getaktet und es keinen Spielraum gab für ausgedehntes studentisches Leben oder einen Nebenjob. Drei Jahre, in denen sie hauptsächlich gebüffelt hat und während ihrer Praktika ständig quer durch Deutschland und Europa unterwegs war. Studiert hat sie an der FH in Bergisch Gladbach. Aufgewachsen ist sie allerdings in Balve und kennt sich von daher im Sauerland aus. Mit 15 Jahren machte die aktive Schwimmerin im Rahmen ihrer schulischen Ausbildung ein Praktikum im Aqua Magis in Plettenberg. Und fing dort Feuer fürs Eventmarketing. Der Job gefiel ihr. Denn statt Kindern das Schwim-

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men beizubringen, landete sie in der Werbe-Abteilung. Das Aqua Magis ist bekannt dafür, sich immer neue Events einfallen zu lassen. Jedes davon hat seinen eigenen Charakter und muss neu gestaltet und angepackt werden. Und das machte ihr einfach Spaß. Die Vielseitigkeit des Jobs gefiel ihr. Im Studium lernte sie dann während ihrer dortigen Praktika den Eventbereich in immer wieder neuen Facetten kennen. So arbeitete sie für eine Agentur, die hauptsächlich pharmazeutische Kongresse ausrichtete. Eine besondere Herausforderung, gibt es doch einen komplizierten Ehrenkodex in dieser Branche, den man unbedingt beachten muss. Nicht einfach, aber der große Vorteil: Die Kongresse finden national und international statt und da Swantje perfekt Englisch und Französisch spricht, wurde sie dann auch schnell in ganz Europa eingesetzt. Nach dem Praktikum bei den Pharmazeuten organisierte sie Incentive-Reisen für eine Agentur, die sich auf diesen Bereich des Marketings spezialisiert hatte. Incentive-Reisen werden z.B. von einem Unternehmen gewährt, um Geschäftspartner oder Arbeitnehmer des jeweiligen Be-

Treffen der Kulturschaffenden des Lennetals. Swantje ist mittendrin.


triebs für erbrachte Leistungen zu belohnen und zu Mehroder Höchstleistungen zu motivieren. Reiseziel, Unterbringung, Transportmittel und Teilnehmerkreis werden von dem die Reise gewährenden Unternehmen festgelegt. Oft werden für die Umsetzung einer solchen Reise externe Agenturen beauftragt. Also auch wieder eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe, die Swantje Midderhoff zu bewältigen hatte. Und bei der sie ihr Organisations- und Sprachtalent voll einbringen konnte. Überhaupt, ihre Sprachbegabung. Sprachen fliegen ihr einfach so zu. Zudem kann sie analytisch denken und mag die für viele eher trockene Wirtschaftsförderung ebenso gerne wie das abwechslungsreiche Eventmanagement. Werdohl will sie jetzt erst einmal richtig kennenlernen. Wie die Stadt so tickt, was sie braucht. Wo die Stärken der Stadt liegen und wo es Schwächen gibt, die man so vielleicht nicht einfach hinnehmen muss. Swantje Midderhoff ist bewusst, dass die Stadt nicht automatisch „einfach so“ läuft. Und dass Werdohl Teil einer vielfältigen Region ist, die es ganzheitlich zu betrachten gilt.

Arbeitstreffen mit Klaudia Zubkowsky, der Leiterin der Stadtbücherei.

Dabei sieht sie durchaus Potential für die Stadt und hofft, im Laufe des kommenden Jahres, Werdohl in all seinen Facetten so gut kennenzulernen, dass sie präzise einordnen kann, was die Lennestadt am ehesten braucht. Wenn man Swantje Midderhoff fragt, was sie persönlich außer Eventmanagement und Städteförderung noch so macht, z.B. in der Freizeit, erzählt sie begeistert von ihrem Sport. Sie ist Schwimmerin mit Leib und Seele. Wasser ist ihr Element. Aber nicht nur der Sport selbst, sondern auch die dortige Vereinsarbeit ist ihr wichtig. Zudem ist sie Kampfrichterin und Rettungsschwimmerin. Sie ist ein echter Teamplayer und fühlt sich wohl in der Gemeinschaft mit ihren Teamkollegen. Wenn sie nicht gerade schwimmt oder Kindern das Schwimmen beibringt, taucht sie auch

zu Hause gern einmal in andere Welten ein. Die sind dann nicht nass, sondern werden für sie in ihren vielen Büchern während des Lesens lebendig. Sie liest

Vorbereitungstreffen für den Werdohler Weihnachtsmarkt gemeinsam mit den Ausstellern.

gerne und findet dabei Entspannung und den richtigen Abstand von einem stressigen Alltag. „Lesen ist wie Reisen“, sagt sie beim Interview. „Man kann dabei immer neue Welten kennenlernen. Seinen Horizont erweitern.“ Sie ist ein echter Familienmensch. Und erzählt mit leuchtenden Augen, wie wichtig ihr ihre Familie ist. Und natürlich ihre Freunde. Aber das zu trennen, geht eigentlich gar nicht. Die gehören irgendwie auch mit zur Familie. Gut so! Swantje Midderhoff ist noch ganz jung, aber wenn man sie kennenlernt, spürt man schnell, dass sie jemand ist, der bereit ist, sich für Stadt und Leute zu engagieren und einzusetzen. Sie will weiterkommen, ist neugierig und dabei für ihre 21 Jahre sehr taff und zielorientiert. Unterkriegen lässt sie sich nicht von diesem großen Aufgabenbereich, den die Werdohl Marketing umfasst. Klar, sie muss sich noch einarbeiten, erst einmal festen Boden unter den Füßen bekommen. Alles ist neu, alles will erst einmal eingeordnet und bewertet werden. Aber sie hat dafür die intellektuellen Voraussetzungen und den erklärten Willen, die Herausforderungen anzunehmen. Sie ist eine sympathische junge Frau, der man Glück wünscht für die vielen Aufgaben, die da auf sie zukommen. Swantje Midderhoff selbst ist zuversichtlich, freut sich auf die Herausforderung und blickt positiv in die Zukunft. Sie freut sich besonders darauf, mit den vielen Ehrenamtlern der Stadt zusammenzuarbeiten, hat aber auch und im Besonderen die Wirtschaftsförderung im Blick. Eine erfolgversprechende Kombination, die Stadt und Region durchaus gut tun dürften.

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Von Ina Hoffmann

ALLE LIEBEN GORDON UND FANNY Logopädin Bianca Hartelt schätzt ihre Therapiebegleithunde als wertvolle Assistenten „Wo ist das ‚k‘ in Brücke? Am Anfang, in der Mitte oder am Ende?“, fragt Logopädin Bianca Hartelt. Paul und Johanna überlegen kurz und einigen sich dann auf „In der Mitte“ als Antwort. Dafür bekommen sie von Bianca Hartelt ein Leckerchen und Johanna legt es in den mittleren Behälter. Nicht, ohne sich vorher an Gordon zu wenden und ihm zu sagen, dass er noch warten muss, bis er die Leckerchen aufessen darf. Denn die Belohnung ist keineswegs für die Geschwister, die gerade Übungen zur Lautwahrnehmung machen, sondern für den Hund, der neben ihnen Platz genommen hat. Gordon vom Rodeland ist ein elfjähriger Elo und gehört zum Team des Therapiezentrums in Finnentrop. Er war der erste Therapiebegleithund im Kreis Olpe. Als Welpe kam er zur staatlich anerkannten Logopädin Bianca Hartelt, die ihn ausbilden ließ. „Es ist sehr wichtig, dass der Hund gehorcht. Deshalb haben wir eine Hundeschule besucht, wo Gordon lernte, auf Ruf- und Handzeichen zu reagieren“, erklärt sie. Danach wurde der Elo zwei Jahre lang mit seiner Besitzerin im „Münsteraner Institut für tiergestützte Therapie“ ausgebildet. „Hilfreich ist es, wenn ein Therapiehund ein ausgeglichenes, freundliches Wesen besitzt - so wie Gordon. Wenn ein Patient Angst vor Hunden hat und diese überwinden möchte, ist es wichtig, dass der Hund auch einmal eine Sitzung lang

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ruhig liegenbleibt und so keinerlei neue Ängste beim Patienten schürt, sondern hilft, sie langsam abzubauen“, erklärt Bianca Hartelt.

Nachfrage nach tiergestützter Therapie wächst Elos sind besonders geeignet, um in der tiergestützten Therapie eingesetzt zu werden, da sie eine hohe Reizschwelle haben und kaum Hüte- oder Jagdverhalten zeigen, weshalb sie als ruhige und ausgeglichene Tiere gelten. Weil die Nachfrage nach tiergestützter Therapie stetig anwächst, entschied sich Bianca Hartelt, einen zweiten Hund auszubilden. Seitdem verstärkt die siebenjährige Hündin Fanny das Team der Logopädie. Wenn den ganzen Morgen lang bei einem Auswärtstermin viele Menschen Gordons Aufmerksamkeit gefordert haben, ist der Hund natürlich erschöpft und hat sich eine Pause verdient. Dann kommt nachmittags Fanny zum Einsatz und arbeitet mit den Patienten. Dabei werden die Hunde keineswegs überfordert, weiß die Logopädin: „Für die Tiere ist das keine Arbeit. Sie bekommen Leckerchen, werden gestreichelt, spielen und bekommen viel Aufmerksamkeit. Gordon und Fanny lieben das.“ Gordon bleibt gelassen neben Paul liegen, bis alle Wörter auf den Bildkarten richtig benannt und alle Lecker-


chen in den richtigen Behältern verteilt sind. Dann bekommt der Hund von den Kindern das Signal zum Essen. Paul und Johanna freuen sich, als der Hund alle Leckereien aufgegessen hat. Die Probleme der Patienten, die zur Logopädie kommen, sind vielfältig. Behandelt werden Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen. Dazu zählen unter anderem Sprachentwicklungsverzögerungen, Stottern und Lese- und Rechtschreibschwächen. Durch die Hilfe ihres Hundes erhält die Logopädin leichter Zugang zu schüchternen Patienten. „Wenn die Menschen zu Beginn nicht mit mir sprechen möchten, weil sie Scheu vor Fremden haben, entdecken viele von ihnen schnell ihre Zuneigung zu dem Tier und kommen so auch mit mir ins Gespräch. Die Hunde sind sowohl Gesprächsstoff als auch Gesprächspartner“, erklärt Bianca Hartelt. Zu den Hunden finden viele Patienten schnell Vertrauen, da die Tiere sie nicht wegen einer Schwäche misstrauisch beäugen, wie es ihnen oft im Alltag mit anderen Menschen ergeht. „Ein Tier nimmt die Menschen einfach so wie sie sind und freut sich über ihre Aufmerksamkeit.“ Der Kontakt zum Tier stärkt auf diese Weise das Selbstvertrauen der Patienten. Sie sind aufmerksamer, konzentrieren sich auf die Übungen und reagieren offener auf äußere Reize. Auch Demenzpatienten, die sich den Namen ihrer Logopädin nicht merken können, haben den Hund so sehr in ihr Herz geschlossen, dass sein Namen stets präsent ist, da er Abwechslung in ihren Alltag bringt.

Kuscheln, streicheln, Wärme spüren Regelmäßig besucht Bianca Hartelt mit Gordon und Fanny verschiedene Kindergärten, Schulen, Seniorenzentren oder die Geriatrie-Abteilung des Attendorner Krankenhauses. Schlaganfallpatienten, Menschen mit Depressionen oder Hirnschäden - viele ziehen sich zurück, sind antriebslos und lassen nur schwer andere an sich heran. Gordons Anwesenheit öffnet das Gespräch zwischen Patient und Therapeut und bringt Freude in den oft tristen Alltag. Seit einigen Monaten besucht Bianca Hartelt wöchentlich mit Therapiehund Fanny das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Dort werden schwerstpflegebedürftige Kinder und Jugendliche, die aufgrund von unheilbaren Erkrankungen eine verkürzte Lebenserwartung haben, mit ihren Familien betreut, um gestärkt in ihrem Alltag weitermachen zu können. „Die Arbeit dort ist ganz anders als in der Praxis. Während Fanny bei uns im Therapiezentrum aktiv sein soll und in verschiedene Aufgaben bei der Sitzung eingebunden wird, muss sie im Hospiz

ruhig und entspannt sein. Es reicht, wenn sie einfach da ist“, erklärt die Logopädin. Gemeinsam wird mit Fanny gekuschelt oder der Hund leckt Schmelzkäse vom Arm der kleinen Patienten. Obwohl die meisten Kinder nicht sprechen oder sich anders mitteilen können, merkt man ihnen an, dass Fannys Besuch ihnen Freude macht. Sie lächeln, wenn sie das weiche Fell streicheln, die Wärme spüren und hören, wie Fanny die knackenden Leckerlis aufisst. „Bei unserer Arbeit im Hospiz geht es darum, Sinne zu aktivieren und schöne Momente zu bereiten. Ich stelle immer wieder fest, dass die Kinder durch Fannys Anwesenheit ruhiger und entspannter werden“, so Bianca Hartelt. „Es ist immer schön zu sehen, welche Wirkung die Hunde auf die meisten Menschen haben. Viele freuen sich schon tagelang auf den Besuch“, berichtet Bianca Hartelt. Ob Kinder oder Erwachsene, körperlich oder geistig behinderte Menschen, Jung oder Alt - alle lieben Gordon und Fanny.

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DER DIPLOM-INGENIEUR UND SEINE RINDERZUCHT Tradition, Liebe zu Tieren und Natur - der Ingenieur Peter Schulte widmet sich in Danklin der nachhaltigen Landwirtschaft und Zucht von Aubrac-Rindern.

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LANDWIRT AUS ÜBERZEUGUNG UND MIT HERZBLUT Peter Schulte führt den elterlichen Hof weiter Graue Wolken ziehen über Danklin, typisches Novemberwetter. Bekleidet mit wind- und wetterfester Kluft, mit schweren Gummistiefeln und einer tief in die Stirn gezogenen Schirmkappe, unter der ein von herben Zügen gezeichnetes Gesicht hervorschaut, begrüßt mich Peter Schulte. Als er beginnt, mit bedächtigen Worten über seinen Hof zu reden, liegt es mir auf der Zunge: Das ist ein typischer Sauerländer Bauer. Von wegen typisch. Der Typ, der mich gerade zu seiner Herde Rinder auf die Weide führt, ist Akademiker. Peter Schulte betreibt Landwirtschaft im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist er Diplom-Ingenieur und seit mehr als 20 Jahren Betriebsleiter der Schalksmühler Leuchtenschmiede Hoffmeister. Seit diesem Frühjahr tritt der 54-Jährige dort aber kürzer. Er arbeitet nur noch in Teilzeit, um sich mehr der Landwirtschaft widmen zu können. Der Hof in dem kleinen Örtchen Danklin bei Herscheid befindet sich seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Familie Schulte. Das verpflichtet. Aber mehr noch: Einen solchen Betrieb zu füh-

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Von Martin Büdenbender ren, ist eine Herzensangelegenheit, nicht nur für Peter Schulte, auch für seinen Vater, der sich, obwohl schon weit über 70 Jahre alt, noch immer täglich mit um den Hof kümmert.

Nachhaltige Landwirtschaft aus Überzeugung Landwirtschaftliche Betriebe haben im Sauerland einen schweren Stand. Den Hof im Nebenerwerb zu betreiben, ist für viele Landwirte die einzige Chance um zu


bestehen. Der Weg über den Nebenerwerb bietet aber manchmal auch Möglichkeiten, die für einen im Vollerwerb geführten Betrieb nicht durchführbar sind. Peter Schulte zum Beispiel setzt voll und ganz auf Nachhaltigkeit. Extensiv, nicht intensiv nutzt er seine Ländereien. Überdüngung von Wiesen und Weiden ist kein Thema für ihn. Praktische Gründe, aber eben auch seine ganz bewusste Haltung zu Umwelt und Natur haben dazu geführt, dass er sich seit etwa 15 Jahren auf die Haltung von reinrassigen Aubrac-Rindern konzentriert. Insgesamt hält der Schultenhof nur etwa 30 Rinder. Denen stehen Wiesen und Weiden im Übermaß zur Verfügung. Durch einen Flächenüberschuss von etwa 40 Prozent steht immer ausreichend Futter für die Tiere zur Verfügung. Auch im Winter wird ausschließlich eigenes Heu verfüttert. Die in einer großen Scheune trocken gelagerten Ballen stehen auf Holzrosten. Der Futterüberhang vom Hof Schulte wird seit vielen Jahren von Zoos im Ruhrgebiet eingesetzt. Für Peter Schulte ist diese Art, Landwirtschaft zu betreiben, auch ein Beitrag zur Artenvielfalt der Natur. Die Weiden sind in der Regel so eingezäunt, dass die Landschaft nicht nur für die Rinder, sondern auch für andere Tierarten offen bleibt.

Geschlachtet wird auf dem Hof Das Thema extensive Rinderzucht hat Peter Schulte konsequent weitergedacht. Neben der Vermeidung einer übermäßigen Düngung der Ländereien achtet er auf eine

Vermarktung direkt ab Hof...

artgerechte Rinderhaltung. „Aubrac ist eine extensive Rasse“, erklärt er, „die sind robust genug, um ganzjährig, also auch im Winter, draußen zu leben. Meine Rinder sind kerngesund“, freut er sich. Den Tierarzt kennen sie, mal von den vorgeschriebenen Kontrollen abgesehen, nur von weitem. Um den Tieren ein möglichst stressfreies Dasein zu ermöglichen, leben sie bis zuletzt in ihrer gewohnten Umgebung. Der Transport zum Schlachthaus bleibt ihnen erspart. Der Schultenhof verfügt seit 2004 über eigene EU-gerechte Schlacht-, Kühl- und Zerlegeräume. Peter Schulte bezeichnet das Fleisch seiner Rinder als „extrem fettarm“. Bedingt durch die Grasfütterung hat es einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren im Vergleich zur konventionellen Fütterung. Zwei Qualitätskriterien, die Schultes Kundschaft zu schätzen weiß. Der größte Teil des Fleisches wird direkt ab Hof vermarktet. Zudem werden zwei ausgewählte Metzgereien in Plettenberg beliefert, „wenn mal was übrig bleibt“.

.... aber auch bei Veranstaltungen, wie hier in Plettenberg, wirbt das Ehepaar Schulte für seine Produkte

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Im Schleiper Hammer lernen Kinder, wie ihre Großväter noch geschmiedet haben.

KULTURSPRINTER: NUR WER SCHNELL IST, KOMMT KOSTENLOS ZUM ZIEL Mittel des Kreises reichen nicht aus – Topf schon zur Jahresmitte leer

Von Rüdiger Kahlke

Burg Altena statt Akropolis. Die Kultstätte der alten Griechen kennen die Schüler aus Athen. Die Burg überm Lennetal sollten die Austauschschüler bei ihrem Besuch im Dezember kennen lernen – möglichst kostengünstig. Denn: Die griechischen Eltern können sich finanziell kaum den Austausch, geschweige denn kostenträchtige Ausflüge leisten und die Programm-Planer wollten die Gastgeber nicht belasten. Also: hin mit dem Kultursprinter. Die gute Idee hatte nur einen Haken: Sie funktionierte nicht. „Ziel des Projektes ‚Kultursprinter MK‘ ist es, Kindern und Jugendlichen einen Besuch in den Museen und kulturellen Einrichtungen zu ermöglichen, die direkt vor der Haustür liegen. Häufig scheitert ein Besuch jedoch daran, dass der Aufwand und die Kosten eines derartigen Tagesausflugs für die Schulen zu hoch sind“, hat der Kreis erkannt und mit dem „Kultursprinter“ einen kostenlosen Bus-Transfer zu Museen und kulturellen Einrichtungen angeboten. Das Motto: „1 Schulausflug + 0 Fahrt-

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Der Kultursprinter, der kostenlose Fahrten zu außerschulischen Lernorten ermöglicht, ist ein Erfolgsmodell des Kreises. (Foto: Pressestelle MK)


kosten“. Soweit die Theorie und die Werbung auf der Homepage des Märkischen Kreises. Aus dem Kultursprinter ist jedoch ein Schläfer geworden. Grund: Geldmangel.

INFO 5.402 Jungen und Mädchen wurden 2016 mit dem Kultursprinter zu Einrichtungen gefahren. 2017 waren es 7.092. Zur Burg Altena kamen 3.599 Schülerinnen und Schüler, zur Dechenhöhle nach Iserlohn-Letmathe 517, zur Phänomenta nach Lüdenscheid 2.544, zu den sonstigen Einrichtungen 432. Gefördert wird das Projekt vom Kreis, von der Vereinigten Sparkasse, der Sparkasse Iserlohn und der Sparkasse Lüdenscheid sowie den beteiligten kulturellen Einrichtungen.

Fachdienstleiter verweist auf NRW-Stiftung Schon zur Jahresmitte war der Topf leer, räumt Detlef Krüger, Fachdienstleiter Kultur beim Märkischen Kreis, ein. Für 2017 hatte der Kreis die Mittel bereits aufgestockt. Für 2018 legt er jetzt erneut nach. Um nochmals 5.000 Euro soll der Posten für Fahrten mit dem MVG-Bus erhöht werden. „Wir brauchen 23.000 bis 25.000 Euro“, so Krüger. Damit hofft er, „bis in den Spätherbst fahren zu können“. Prinzipiell gilt das Windhundverfahren: Wer sich schnell entscheidet und bucht, kann kostenlos zur Kultur kommen. Auch noch zum Jahresende. Bei frühzeitiger Anmeldung werden die Fahrten geblockt, erläutert Krüger. Buchen „auf blauen Dunst“, ist nicht erwünscht. Krüger: „Man sollte sich schon im Klaren sein, dass man auch fährt.“ Schließlich stehe dahinter eine Logistik, die nicht zum Spielball von wechselnden Interessen oder Prioritäten werden soll. Die Mittel für den Kultursprinter sind begrenzt. Angesichts steigender Nachfrage werden wohl auch 2018 nicht alle Wünsche erfüllt werden. Die MVG rechnet weiterhin mit großer Nachfrage, lässt ihr Sprecher Jochen Sulies durchblicken. Sie hält daher den Ball flach, was Werbung für den Kultursprinter angeht. Denen, die nicht zum Zuge kommen, rät Detlef Krüger, andere Quellen anzuzapfen. Projekte wie Schülerfahrten in Verbindung mit Kultur unterstützt auch die NRW-Stiftung. Sie ermöglicht Fahrten zu 300 außerschulischen Lernorten, die allesamt Förderprojekte der NRW-Stiftung sind. Krüger rät, sich auch dort zu informieren und gegebenenfalls Zuschüsse zu beantragen. „Die haben noch ein bisschen mehr Geld als wir“, sagt der Fachdienstleiter beim Märkischen Kreis. Schulen können ab Februar Anträge über die Homepage der NRW-Stiftung stellen.

Bei der Buchung gilt: Kostenlose Fahrten gibt es nur zur Phänomenta, zur Dechenhöhle, zur Burg Altena, zum Deutschen Drahtmuseum, zur Luisenhütte, zu den Museen der Stadt Iserlohn, zum Bakelitmuseum und zum Schleiper Hammer in Kierspe und zu den Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid. Das Angebot gilt auch für die offenen Ganztagsschulen. Fahrten von Kindertageseinrichtungen werden über dieses Programm nicht unterstützt.

KONTAKT: Kulturamt MK, Bernadette Lange, 02352 / 966-7021, b.lange@maerkischer-kreis.de Informationen zu Buchungen und Angeboten der Kooperationspartner: www.maerkischer-kreis.de/kultur-freizeit/ burg-altena/kultursprinter/kultursprinter-mk.php Heimattouren der NRW-Stiftung: www.nrw-stiftung.de/projekte/ heimattouren_nrw.php

Anmeldungen für die Tour zur Kultur nimmt der Märkische Kreis seit Jahresbeginn an. Der Kultursprinter fährt wieder. Offen bleibt, wie lange.

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DAS BRINGT LEADER FÜR DIE LENNESCHIENE

Von Iris Kannenberg

Warum LEADER einen Verein braucht – ein aufschlussreiches Interview mit dem Vorstand des Vereins für Regionalentwicklung LenneSchiene Manchmal ist es nötig, dass man sich zusammensetzt. Dann gibt es wichtige Dinge zu besprechen, zu ordnen, oft auch neu zu bewerten. So geschehen auch an einem Donnerstag im Oktober 2017 im Rathaus Plettenberg, wo sich der Vorstand des Vereins für Regionalentwicklung Region LenneSchiene e.V. im Büro des VereinsSchatzmeisters Matthias Schröder einfand. Eingeladen waren neben besagtem Schatzmeister die beiden Vorsitzenden Bürgermeisterin Silvia Voßloh aus Werdohl und Bürgermeister Dietmar Heß aus der Gemeinde Finnentop sowie die beiden Regionalmanagerinnen Silke Erdmann und Kathrin Hartwig. „Verein für Regionalentwicklung Region LenneSchiene e.V.“ hört sich für viele erst einmal sperrig an. Tatsächlich steckt hinter diesem Wortungetüm, das vielen kurz und knapp eher unter dem Begriff „LEADER“ bekannt ist, ein engagiertes und sehr kreatives EU-Förderprogramm zur Förderung der ländlichen Regionen, das entlang der

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Lenne bereits seit zwei Jahren erfolgreich und vielversprechend umgesetzt wird. Krimischreiben, Jugendkultur, Mountainbiken, Wandern, ein gemeinsamer Kulturtag, ein Quartiersverein – das sind nur einige der vielen Projekte, die gerade mit LEADER umgesetzt werden. Trotzdem ist vielen Bürgern immer noch nicht ganz klar, was man sich genau darunter vorzustellen hat. Gibt es


da überhaupt einen praktischen und für alle erfassbaren Nutzen? Oder ist LEADER nur für diejenigen, die es eh gewohnt sind, Förderanträge auszufüllen und Projekte durchzuplanen? Also für die „Profis“? „Nein“, sagt der Vorstand des Vereins geschlossen und mit Nachdruck. Denn: „LEADER ist eine kreative und lebendige Möglichkeit, Projekte, die die Region für ihre Bürger attraktiver machen, ganz individuell fördern zu lassen. Mitmachen können ausdrücklich alle. Vereine, Einzelpersonen, Dorfgemeinschaften, Schulen, Kreative aus Kunst und Musik und jede Art von Gruppe, die gemeinsam eine gute Idee entwickelt. Dazu muss man weder ein Profi für Förderanträge sein, noch Projektmanagement studiert haben!“ An diesem Tag im Rathaus gibt es einiges zu besprechen. Vorstand und Regionalmanagerinnen stimmen sich so oft es geht ab, sind immer im Gespräch, wenn es darum geht, LEADER zu optimieren. Besonders wichtig sind ihnen dabei die Erfahrungen, die sie mit der Umsetzung und der Auswirkung der beantragten Projekte machen. LEADER ist eine spannende Sache, vieles ist auch für den Verein neu, überraschend und herausfordernd. Gleichzeitig sind alle begeistert darüber, welche Möglichkeiten sich mit LEADER realisieren lassen. Jetzt, nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre, sind Vorstand und Regionalmanagement sich sicher, dass sich die Bewerbung der Städte und Anrainer des Lennetals dafür, LEADER-Region zu werden, mehr als gelohnt hat. Der Erfolg zeigt dies deutlich. Zugleich ist es ihnen allen ein echtes Anliegen, LEADER einer noch breiteren Bevölkerungsschicht bekannt zu machen. Dazu gehört natürlich auch, dass der Verein an sich für die Bürger transparent ist. Was sind das für Menschen, die sich da zusammengefunden haben? Was ist ihnen wichtig und wie sehen sie die Zukunft für die Lenneschiene jetzt, wo es diese Möglichkeit der Projektförderung gibt? Die fünf Anwesenden stellen sich denn auch an diesem Vormittag bereitwillig allen Fragen, die ihnen gestellt werden. Welche Funktion hat der Vorstand eigentlich? Was hat man sich unter dem Verein vorzustellen? Dietmar Heß: Der Vorstand des Vereins bildet das Leitungsgremium in der LEADER-Region. Das eigentliche Leben des Vereins, das bestimmen natürlich ganz andere. Z.B. der LEADER-Ausschuss, das Regionalmanagement und natürlich und schlussendlich die vielen ehrenamtlichen Akteure. Ich persönlich sehe den Vorstand als rein formales Element

in dieser Konstruktion, weil wir als Verein eben einen geschäftsführenden Vorstand brauchen. Matthias Schröder: Der LEADER-Ausschuss ist dabei das sogenannte Herzstück, nämlich das Gremium, das die Projekte prüft, auswählt und befürwortet. Wer sich dafür interessiert, wie LEADER in der Region umgesetzt wird und sich am Prozess beteiligen möchte, kann Vereinsmitglied werden. Der Verein steht allen interessierten Bürgern im Lennetal offen. Wie ist nach den knapp zwei Jahren, die LEADER agiert, Ihre persönliche Bilanz? Matthias Schröder: Alles in allem sind wir auf einem sehr soliden Weg. Wir schaffen sicher keine Veränderungen im Turbo-Tempo. Wir schauen aber schon auf eine ganze Menge Projekte. Teils sind sie bereits abgeschlossen, teils werden sie gerade umsetzt. Und viele warten auf den Startschuss, um verwirklicht zu werden. Müssen dafür noch durch den LAG-Ausschuss. LEADER hat zum jetzigen Zeitpunkt bereits einen positiven Effekt auf die gesamte Region. Leider ist das Förderprogramm noch nicht so bekannt, wie wir uns das wünschen. Silvia Voßloh: Es ist uns dabei ganz wichtig, dass sich unsere sechs Kommunen Iserlohn, Nachrodt-Wiblingwerde, Altena, Werdohl, Plettenberg und Finnentrop so einheitlich zusammengetan haben. Wir alle haben das Ziel, unsere Region weiterzuentwickeln und wollen dafür Gelder der Europäischen Union in Anspruch zu nehmen, die zur Förderung der Städte und Dörfer der ländlichen Regionen durch das LEADER-Projekt bereitgestellt wurden. Dieter Heß: Ich finde diesen Zusammenschluss auch insofern bemerkenswert, weil wir ja dazwischen auch noch eine Kreisgrenze haben. Finnentrop gehört zum Kreis Olpe, die restlichen Städte liegen im Märkischen Kreis. Aber unser Herz schlägt eben gemeinsam für das Lennetal und seine Städte. Politisch ist das sowieso eine tolle Geschichte, dass sechs Kommunen da an einem Strang ziehen und LEADER so einheitlich vorantreiben. Das ist etwas, das wir als großen Erfolg zu verzeichnen haben. Es sieht immer so aus, als würden wir uns lediglich um einzelne Projekte kümmern, aber wir werben eigentlich noch viel mehr dafür, dass wir gemeinsam etwas für die ganze Region erreichen können.

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Man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass die Kommunen enger zusammengerückt sind durch LEADER. Dietmar Heß: Wir haben ja schon vorher in der „Regionale“ zusammengearbeitet. Insofern ist LEADER eine Weiterführung und Intensivierung dieser Zusammenarbeit. Aber eben auch noch mehr. Bei der „Regionale“ mussten wir uns auf die Lenneachse beschränken, LEADER macht es möglich, das Gebiet auch nach links und rechts viel weiter zu öffnen. Auch die Dörfer und ländlichen Siedlungen mit einzubeziehen. Regionale Projekte wie die Lennetrails, die Werdohler Industriegeschichte oder das Projekt „Miteinander essen – für einander da sein“ führen dazu, dass man nicht nur von außen aufmerksamer auf die Städte und Dörfer entlang der Lenne schaut, sondern auch unter den Bürgern ein Aufbruch stattfindet. Man traut sich wieder, Projekte aktiv anzugehen und diese auch umzusetzen.

Projekte mit Mehrwert für die Region fördern Sehen Sie das alle so? Silvia Voßloh: Durchaus. Besonders die Vielfalt beeindruckt doch sehr. Manchmal sind es ganz kleine Projekte, die da angeschoben werden, dann wieder sehr große, die das Leben im gesamten Lennetal nachhaltig verändern dürften. Jeder von uns hat es begrüßt, die damals begonnene Zusammenarbeit in der „Regionale“ so intensivieren zu können. Es ist uns allen gemeinsam wichtig, Projekte zu fördern, die einen Mehrwert für die Region darstellen. Dadurch ergeben sich zudem auch wieder neue Ideen, die inspiriert sind durch die bereits erfolgreiche Umsetzung einer guten Idee in der Nachbarstadt. Was kann man mit LEADER erreichen? Und was könnte dem im Wege stehen? Silvia Voßloh: Gerade für kleinere Projekte, ist der Aufwand, finanzielle Unterstützung zu bekommen oft scheinbar so groß, dass sich die Menschen noch scheuen, ein LEADER-Projekt anzugehen. Aber dafür ist ja das Regionalmanagement da. Sie helfen bei der Bewältigung der Antragsformulare, sind Ansprechpartner bei allen Fragen. Daher ist es nicht schlimm, wenn Bürger keinerlei Erfahrungen mit Förderprogrammen haben. Matthias Schröder: Das Entscheidende ist, dass sich der Bürger traut, einfach einmal zu fragen. Dann lösen sich anfänglichen Bedenken meistens relativ schnell in Luft auf. Und dann kann man mit LEADER ganz realistisch gesehen zwar nicht die Welt retten, aber doch einiges an-

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schieben und vieles deutlich zum Besseren verändern. Was ist denn realistisch umsetzbar in der jetzigen Förderperiode? Es können ja noch bis Ende 2023 Projekte umgesetzt werden. Dietmar Heß: Es gibt im Moment die Chance, als Bürger die Entwicklung seines Lebensumfeldes selbst in die Hand zu nehmen. Genau das versuchen wir, den Menschen vor Ort zu vermitteln. Wir wollen ja nicht nur neue Projekte generieren, sondern den bereits gewachsenen Status Quo der Städte, Dörfer und Kommunen weiter nach vorne bringen. Ganz stark unter Einbeziehung des Ehrenamtes. Genau diese Menschen sollen ja motiviert werden, ihr eigenes Umfeld attraktiver zu gestalten. Die Aktivierung von Vereinen, um die ganze Region lebenswerter und interessanter für unsere Bürger zu machen, ist sicher eines der realistischsten Ziele, die LEADER haben kann. Wenn die Menschen in der Region gute Ideen haben, wie man das Leben bei uns attraktiver gestalten kann, helfen wir gerne bei der Umsetzung. Silvia Voßloh: Das kann ich nur bestätigen. An uns als Städte werden ja oft ganz direkt Ideen herangetragen. Da sind oft gute Ideen dabei, die wir als Kommunen aus finanziellen und personellen Gründen aber nicht umsetzen können. Mit LEADER haben die Bürger nun die Möglichkeit, mit Geld und Unterstützung das Projekt selbst auf die Beine zu stellen und ganz persönlich etwas anzuschieben für ihren Lebensmittelpunkt.

Beispiel 1: Waldbühne Altena Zwei sehr interessante Projekte, die mit LEADER gerade verwirklicht werden, sind die Waldbühne in Altena und ein Projekt mit dem Stadtmuseum in Werdohl. In Altena wird die neue Waldbühne am Burggymnasium u.a. durch die Architektin Carolin Ossenberg-Engel verwirklicht. Dieses Projekt, das durch LEADER gefördert wird, ist ein Novum in Altena und wird nach Fertigstellung nicht nur bis zu 200 Personen Platz bieten, sondern


sowohl Schulen als auch Bürgern für vielfältige kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Die Bühne befindet sich in einer märchenhaften Umgebung, die erklettert und erobert werden will und lässt auf einen außergewöhnlichen Platz hoffen, der für das kulturelle Leben an der Lenne eine echte Bereicherung darstellen wird.

Beispiel 2: Stadtmuseum Werdohl

In Werdohl ist Stadtmuseumsleiter Heiner Burkhard gemeinsam mit seinen Mitarbeitern ebenfalls dabei, ein LEADER-Projekt umzusetzen. Dieses Projekt hat die Werdohler Industriegeschichte zum Inhalt. Werdohl war schon sehr früh Teil der sogenannten „Industriellen Revolution“. Es gibt noch viele Zeugnisse aus dieser Zeit. Bilder, Briefe, Urkunden, Gesellenbriefe, Gebrauchsgegenstände jeder Art, aber natürlich auch Gebäude und Eisenbahnbrücken, die in der damals üblichen Jugendstil- bzw. Gründerzeit-Architektur entstanden. Diese Schätze zu sichten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist das erklärte Ziel des Werdohler Heimatund Geschichtsvereins in Kooperation mit dem Stadtmuseum. Ein wichtiger Teil der Werdohler Geschichte wird so wieder sicht- und erlebbar und erklärt zudem die Bedeutung, die Werdohl in dieser Zeit des großen Auf- und Umbruchs zukam. Das anspruchsvolle Vorhaben wird nun mit den Fördergeldern aus dem LEADER-Fördertopf realisiert und den Werdohler Bürgern zur Verfügung gestellt.

ander zu arbeiten, als dies bisher möglich war. Auch das ist ein Riesengewinn für die Region. Wer ein Projekt hat, für das er Förderung braucht, sollte sich daher direkt an das Regionalmanagement wenden. Silke Erdmann und Katrin Hartwig freuen sich über einen Anruf und machen gerne einen individuellen Beratungstermin mit dem Ideengeber aus. Man kann die beiden direkt in ihrem Büro im Werdohler Kulturbahnhof besuchen, sie kommen aber auch gerne persönlich zu dem Antragsteller in seine jeweilige Stadt oder Kommune. Dabei spielt es keine Rolle, ob man in Finnentrop wohnt oder in Iserlohn. Die zwei Regionalmanagerinnen helfen zudem bei den Förderanträgen, überprüfen die einzelnen Projekte auf Nachhaltigkeit und stehen mit Rat und Tat jedem zur Seite, der eine gute Idee hat und einen Förderantrag stellen möchte. Sie sind per E-Mail oder Telefon wie folgt zu erreichen: • Silke Erdmann, Telefon 02392-80665421, Email: s.erdmann@leader-lenneschiene.de • Kathrin Hartwig, Telefon 02392-80665422, Email: k.hartwig@leader-lenneschiene.de

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Fazit Es ist durchaus spürbar, dass LEADER im Lennetal die kulturelle Szene tatsächlich belebt und ihr einen ordentlichen Schubs nach vorne gibt. Projekte, die man auf dem Herzen hatte und die unmöglich zu realisieren schienen, sind auf einmal möglich, können gefördert werden und inspirieren zum Nachahmen oder zu städteübergreifenden Aktionen, die das Lennetal deutlich attraktiver gestalten. Die Menschen untereinander lernen sich besser kennen und beginnen, intensiver und gezielter mitein-

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Foto Martin Büdenbender

Anna Schulte und ...

SUCHMASCHINE FÜHRT ZU KREATIVLÄDEN

Text Martin Büdenbender Fotos Gerrit Cramer

„Service-Seite“ des Zukunftslabors Südwestfalen Haben Sie Sinn für Ungewöhnliches? Dann sind sie auf dieser Internetseite richtig. Über www.service.zukunftslabor-einzelhandel.de/suchmaschine-kreativlaeden/ finden Sie eine Vielzahl von außergewöhnlichen Einzelhändlern in Südwestfalen, die mit einzigartigen und interessanten Produkten überraschen. Der Tisch aus Autoreifen gehört ebenso dazu, wie handgemachte Seifen, oder Schmuck aus ungewöhnlichen Materialien oder der Bollerwagen für besondere Anlässe. Die Suchmaschine befindet sich auf der „Service-Seite“ des Zukunftslabors Südwestfalen und ist im Rahmen des Förderprojektes Einzelhandelslabor Südwestfalen entstanden. Ausgangspunkt war eine wissenschaftliche Arbeit des Forschungsinstituts für Regional- und Wissensmanagement gGmbH mit Sitz in Plettenberg. Prof. Dr. Vieregge und seinem Team war dabei aufgefallen, dass es „ein solch kreati-

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ves und einzigartiges Potenzial an Geschäftsideen und Produkten direkt vor unserer Haustür gibt“. Grund genug, diese Suchmaschine zu erstellen. Das Komplett-Magazin stellt beispielhaft einige besonders originelle regionale Anbieter vor. Den Anfang macht das ReifenWerk der Plettenbergerin Anna Schulte. ... ihre Geschäftspartnerin, die gelernte Schneiderin Sybille Grüner


AUTOREIFEN ALS KUNSTWERK Anna Schulte gestaltet moderne Möbel aus alten Schluffen Was ist eigentlich ein Reifenwerk? Klar doch: eine Fabrik, die Reifen herstellt, zum Beispiel das Reifenwerk Heidenau oder das Michelin Reifenwerk in Trier. Seit kurzem gibt es auch in Plettenberg ein Reifenwerk, nämlich das von Anna Schulte. Die fabriziert allerdings keine neuen Reifen. Sie verwertet vielmehr die abgefahrenen Pellen, um daraus Möbel zu gestalten. Wie kommt man bloß auf so eine verrückte Idee? „Ich bin ein kreativer Mensch und es macht mir einfach Spaß, Ungewöhnliches auszuprobieren“, lacht Anna Schulte. Das Rüstzeug für ihre kreative Arbeit hat sie vor etlichen Jahren in Schwerte erworben. Dort hat sie an der Ruhr-Akademie Kunst und Gestaltung studiert. Doch was hat den Anstoß gegeben, sich ausgerechnet mit alten Schluffen zu beschäftigen? Es waren die Reifen selber, erinnert sich Anna Schulte: „Vor etwa zwei Jahren bin ich in der Garage über einen unserer alten Autoreifen gestolpert. Mir ging es damals gerade nicht so gut. Und wie ich den ausgedienten Reifen so betrachtet habe, kam mir in den Sinn: Den werfe ich nicht weg. Aus uns beiden wird noch was.“

richtige Mischung gefunden. „Der Lack ist super“, bestätigte ihr erst kürzlich ein Freund, der sein Reifenkunstwerk ein Jahr lang getestet hat. Das positive Feedback aus ihrem noch kleinen Kundenkreis macht ihr Mut, das Projekt weiter voranzutreiben. Großen Anteil an dieser guten Entwicklung hat Sybille Grüner. Die gelernte Schneiderin entwirft und näht die Bezüge für die Reifenmöbel. Im Rahmen der Attendorner Hanse-Nacht hatte Anna Schulte im Sommer erstmals die Möglichkeit, ihre Reifen-Werke öffentlich vorzustellen. Auch eine Homepage, auf der einige Mustermöbel betrachtet werden können, gibt es bereits im Netz (www.reifen-werk.de). Sie ist noch längst nicht fertig. Aber wer beim Anblick der Fotos auf den Geschmack gekommen ist, kann schon jetzt mit Anna Schulte Kontakt aufnehmen und sich von ihr seine ganz persönlichen Garten- oder Wohnzimmermöbel entwerfen, gestalten und bauen lassen.

Ungewöhnliche Sitzelemente und ausgefallene Leuchten Daraus geworden ist das ReifenWerk, eine kreative Werkstatt für die Herstellung ungewöhnlicher Möbel aus Abfallprodukten. Ihre Idee, aus abgefahrenen Reifen, alten Paletten, aufgetragenen Jeans und anderen Abfall-Produkten etwas Schönes zu bauen, hat Anna Schulte trotz zwischenzeitiger gesundheitlicher Probleme beharrlich weiterentwickelt. Nach und nach sind so die ersten Möbel entstanden. Ungewöhnliche Sitzelemente, Tische und ausgefallene Leuchten sind es geworden, die im Freundes- und Bekanntenkreis bereits begeisterte Abnehmer gefunden haben. Die mussten dafür die Prototypen auf Haltbarkeit und Funktionalität prüfen. Denn „alles soll möglichst perfekt sein“, betont die 36-Jährige. Von den bunt lackierten Reifen darf nicht plötzlich die Farbe abblättern. Die muss halten, gleich, ob die Reifenmöbel im Haus oder im Garten stehen. „Ich musste zunächst Erfahrungen sammeln. Nicht jeder Lack passt zu jedem Reifen. Da gibt es je nach Reifenmarke Unterschiede.“ Inzwischen hat Anna Schulte die

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EINE STUNDE IM BÄCKERLADEN: BEGEGNUNGEN MIT MORGENMUFFELN UND PLAUDERTASCHEN Von Rüdiger Kahlke

Schuberts Stehcafé: ein kleiner Kosmos des Dorflebens – Kaffee to go und Kinokarten für Ohle-Film „Zum Mitnehmen?“ „Hmmh.“ Heißt wohl: ja. Gemeint ist der Kaffee. Dazu belegtes Brötchen, ein Brot. „Geschnitten?“ „Hmmh!“ Morgenstund hat Gold im Mund. Sagt man. Gilt aber nicht immer. Jedenfalls nicht für den Handwerker, den Anke Schubert bedient. Die Chefin fragt gezielt. Der Kunde antwortet – mit „Hmmh“. Gut, es ist noch früh. 7.58 Uhr. Mancher braucht eben etwas länger, um munter zu werden. Da arbeitet Anke Schubert schon eineinhalb Stunden in ihrem Bäckerladen. „Um 6.30 Uhr stehen schon die ersten auf der Matte“, sagt sie. Hier spielt sich ab, was vom Ohler Dorfleben geblieben ist. Die erste Welle ist schon vor acht durch den kleinen Laden geschwappt: Schulkinder, die sich auf dem Weg zur Grundschule eindecken: Schokobrötchen, Croissants, Donuts sind deren Favoriten. Süßes? Ist das das Frühstück der Kinder heute, wo doch gesunde Ernährung fast zum Dauerthema geworden ist? „Früher war das schlimmer“, meint Anke Schubert. Ihre Schwiegermutter hatte noch reihenweise „Dosen mit Süßigkeiten im Fenster stehen“, die die Kinder auf dem Schulweg vernaschten. Inzwischen „haben die meisten ein Bütterken mit“, sagt Anke Schubert. „Bäckerei“ und „Stehcafé“ wirbt das Schild über dem Ladeneingang nahe Ohles kleiner Kreuzung. Hier, wo Nordstraße und Alter Weg auf die breite Durchgangsstraße B 236 treffen. Hier, in der Nähe der Fußgängerampel, ist die Anlaufstelle für Ohler. Hier kennt man sich. Hier gibt es noch eine persönliche Ansprache. Ein Hotspot, wo Leute sich begegnen – wenn auch ein kleiner. Die Bäckerei ist neben der Lottannahme mit Zeitschriften und Büroartikeln der einzige Laden, den es im Dorf noch gibt. Von Treffpunkt mag Anke Schubert nicht sprechen. „Dafür sind wir zu klein“, sagt sie. Aber bei einem Pott Kaffee kommen Kunden schon mal ins Klönen. Matthias Bock kommt regelmäßig, „weil es gut schmeckt“ und weil es weit und breit „die einzige Bäckerei ist, in der noch alles von Hand gemacht wird“. Dafür fährt er mehrmals im Monat aus der Stadt nach Ohle. Der nächste Kunde ordert zwei Brötchen und „Fleischwurst, kalt“. Ein typisches Handwerker-Frühstück. Ein Klassiker neben den Backwaren: Donnerstags ist Fleischwurst-Tag bei Schuberts. Die Ware kommt auch aus ei-

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nem Handwerksbetrieb im Lennetal. Ein Reiter auf dem Bürgersteig wirbt „Heute frische Fleischwurst“. Vorne, in der Theke, liegen die Stücke für die, die sie kalt mitnehmen. In der Küche hinter dem Laden ziehen die würzigen Würste in zwei Kesseln, warten auf Kundschaft aus umliegenden Firmen, die sich in der Pause versorgen. Oder einen wie Burghard (59). Er kommt eigens aus Hüinghausen „für die Wurst und Kaffee to go“. Weil er Spätdienst hat, geht es anschließend nach Hause zum Frühstück. „Es lohnt sich“, sagt er. Schuberts beliefern den Dorfladen in Hüinghausen. So ist er auf den Bäcker gekommen und kauft jetzt, was er kennt. Die einen kommen, weil es am Weg liegt, andere wegen der Backwaren. Schwarzbrot, das war schon bei Hans-Jörg Schuberts Vater ein Klassiker. Kunden loben im Internet: „Die Brötchen und das Brot schmecken hausgemacht!“ oder „Hier gibt es die besten Mehrkornbrötchen im Umkreis. Einfach lecker!“ Und Heike (54), die gerade zwei Tabletts mit appetitlich dekorierten Baguettes für ein Meeting in der Firma abholt, schätzt die Apfel-Berliner: „Die gibt es sonst auch nicht so.“ Für sie ist klar: „Es gibt nicht nur den Metzger des Vertrauens, sondern auch den Bäcker des Vertrauens.“ Was auffällt bei der Stunde im Bäckerladen: Brot- und Brötchenkauf ist die Domäne von Old Boys. Das Gros der Kundschaft an diesem Donnertagmorgen sind Männer, meist im gesetzten Alter. Kirche, Kneipe, Arztpraxis. Alles ein paar Schritte voneinander entfernt. Das ist geblieben von der früheren Vielfalt im Dorf, von Treffpunkten, wo man ins Gespräch kam. Früher gab es hier drei Bäckereien, einen Konsum, Obstund Gemüseladen, Textilgeschäft, Elektroladen, Haushaltswaren, Blumengeschäfte, Milchladen, zwei Metzgereien, Kneipen sowieso – und davon gleich vier. Die


Zahl der Einwohner wuchs, die der Geschäfte schrumpfte. Daran kann sich auch Georg Prüß erinnern. Der Plettenberger Filmemacher rührt am Nebentisch im Kaffee. Er hat gerade die Karten für seine Filmvorführung gebracht. „70 Minuten allerfeinste Unterhaltung über Ohle“, verspricht er. Anfang Dezember hatten die Ohler Gelegenheit, im evangelischen Gemeindesaal in Geschichten zu schwelgen, sich alte Fotos und Filme anzusehen, die Prüß für den Streifen digitalisiert hatte. Wenn er erzählt, wird Geschichte lebendig. Man sieht es noch vor sich: das Hochwasser 1960. „Da war Ohle eine riesige Badewanne.“ Ich erinnere mich: Die Lenne floss durchs Dorf. Der Sportplatz stand kniehoch unter Wasser. Jedenfalls für meine Knie, die eines damals Siebenjährigen. Wer den Film verpasst hat, kann Erinnerungen mit der DVD auffrischen, die Georg Prüß noch brennen will. Und die gibt’s dann auch bei Schubert, neben Brötchen, Schwarzbrot und Apfelberlinern. So, wie den Kaffee: to go. Und einen Einblick in die Backstube. Da hatte der Filmemacher auch gedreht. Morgens um drei, wenn die ersten Brötchen auf Blechen in den Ofen geschoben werden. Prüß kommt ins Plaudern. Der Ohle-Film sollte sein letzter sein, erzählt er. Aber: Gerade am Sonntag zuvor hatte

ihm noch jemand eine Kiste mit Material aus dem Oestertal gebracht. Jetzt plant er doch noch eine Produktion „übers Oestertal der 60er Jahre“. Georg Prüß geht, Katja Krah nimmt seinen Platz ein. Sie kommt aus dem 12 Kilometer entfernten Pasel nach Ohle, „weil es hier noch einen Arzt gibt“. Zur Blutabnahme musste sie nüchtern erscheinen. Jetzt ist erstmal Frühstück angesagt. Sie kennt das KOMPLETT-Magazin, das auch bei Schubert erhältlich ist. Wir kommen ins Gespräch. Namen fallen, Stichworte wie Bremerhaven, Klimahaus und Auswandererhaus. So klein ist die Welt: Man kennt sich nicht, hat aber gemeinsame Bekannte, war am gleichen Ort, teilt Erfahrungen. Der kleine Treffpunkt, Schuberts Stehcafé, zeigt, wie klein auch die Welt sein kann. Auf dem Weg zum Auto schwirrt mir die Melodie von Peter Alexander durch den Kopf: Die kleine Kneipe in unserer Straße / Da wo das Leben noch lebenswert ist. Statt Kneipe jetzt also Stehcafé.

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Sandra Horny, sympathische Leiterin der Neuenrader Stadtbücherei und Zelius sowie erfahrene Intergrationsbeauftragte.

VIELES HAT SICH VERÄNDERT – MANCHES IST GEBLIEBEN

Von Iris Kannenberg

Flüchtlingssituation an Lenne und Hönne Ein Interview mit der Integrationsbeauftragten Sandra Horny Sandra Horny leitet die Stadtbücherei und ist zudem Integrationsbeauftragte der Stadt Neuenrade. Die Stadtbücherei Neuenrade ist auch gleichzeitig ZELIUS, nämlich Zentrum für Lesen, Integration und Sprache. Entsprechend zielgerichtet sind auch die meisten der dortigen Veranstaltungen. Die Bücherei bietet neben regelmäßigem Krabbelgruppen in Kooperation mit Familienzentren, über Vorlesestunden, bis hin zu Kinoabenden oder Lesungen auch eine Sprechstunde ihrer Integrationslotsen und andere Angebote zur Unterstützung speziell von Flüchtlingen an. Die Flüchtlingshilfe befindet sich nämlich ebenfalls unter dem Dach der Stadtbücherei. Sandra Horny koordiniert diese vielen Bereiche und wird dabei von einem sehr engagierten Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen unterstützt. Als Sieger des Deutschen Lesepreises 2013 in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement“ hat sich ZELIUS auch überregional einen Namen gemacht.

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Wo die Stadtbücherei aufhört und die Flüchtlingshilfe anfängt, ist in Neuenrade kaum zu unterscheiden. Alles ist so sehr miteinander verwoben, dass es schwer ist, da einen echten Cut zu machen. Flüchtlinge und Neuenrader Bürger arbeiten und leben hier miteinander und nutzen die Bücherei für gemeinsame Aktivitäten. Es gibt Ausstellungen, Workshops und gemeinsames Feiern mit den Migranten. Und ein regelmäßiges Café, wo man sich treffen und austauschen kann. Aber es wird auch hart „gepaukt“, die deutsche Sprache nämlich. Die VHS mit ihren Deutschkursen sitzt im gleichen Gebäude und auch mit ihr arbeitet man eng zusammen. Flüchtlinge erhalten durch sogenannte „Integrationslotsen“ Hilfe z.B. beim Verstehen der unübersichtlichen Anträge, die für das Job-Center auszufüllen sind. Die Lotsen begleiten auch zu Gesprächen mit den Behörden oder kümmern sich um Wohnungen für die Flüchtlinge mit Bleibestatus.


Die Integrationslotsen kommen aus allen Teilen der Bevölkerung. Kirchen, Moscheen, Kulturvereine oder auch Menschen, die keiner Organisation angehören, sondern einfach nur helfen wollen, arbeiten hier gemeinsam und mit großem Engagement zusammen, um den vielen Flüchtlingen, die seit 2015 nach Deutschland und eben auch nach Neuenrade gekommen sind, effektiv zu helfen. Bei Sandra Horny laufen alle Fäden zusammen. Kein Wunder, ist sie doch schon seit 2004 Integrationsbeauftragte und hat in dieser Zeit genug Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt, um heute vieles, was gerade im Bereich Flüchtlingsproblematik passiert, realistisch einzuordnen. Und, um eben auch als kompetente Ansprechpartnerin für die Kommunen um Neuenrade herum zu fungieren.

Sandra Horny in ihrem Element. Die Bücherei mit ihren vielen Möglichkeiten macht ihr nach wie vor viel Spaß.

Frau Horny, sie wurden mir als absolute Fachfrau für Integration und Sprache im Lenne- und Hönnetal empfohlen. Erst letztens noch waren sie in Werdohl. Wegen der sogenannten Sprachscouts. Ich bin ausgebildete Sprachpädagogin und für diese Schulungen werde ich regelmäßig vom Rotary-Club gebucht. Im Rahmen des Rotarier-Projektes „Sprache verbindet“. Dabei bekommen jüngere Schüler Hilfe von älteren Schülern. Die jüngeren Schüler sind im 1. bis 4. Schuljahr und können sich dafür anmelden. Die Älteren, also die Sprachscouts, werden von mir dafür ausgebildet, dass sie dieser Aufgabe dann auch gewachsen sind. Sind die Sprachscouts ausschließlich für Flüchtlinge da? Auch, aber nicht nur. Natürlich haben wir viele Sprach­ scouts in der Sprachförderung von Flüchtlingskindern eingesetzt. Aber jedes Kind kann an dieser Art Förderung teilnehmen, egal aus welchem sozialen Hintergrund oder aus welchem Land es kommt.

Sie sind ja Integrationsbeauftragte. Sie waren es schon vor ZELIUS und vor dem großen Flüchtlingsstrom. Hat sich seitdem etwas für sie geändert? Ich wurde bereits 2004 zur Integrationsbeauftragten berufen. ZELIUS gibt es jetzt seit 2012. Seitdem arbeite ich sehr zielgerichtet und konzentriere mich gemeinsam mit meinem Team bei dieser Arbeit auf Flüchtlinge und Migranten. Davor hatte ich auch schon eine IntegrationsSprechstunde, aber das lief alles eher nebenbei. Das hat sich natürlich seit 2015 komplett verändert. Es war gut und vorausschauend, dass wir 2012 schon damit begonnen haben, dieses Zentrum hier einzurichten. Natürlich hat niemand vorausgesehen, was da 2015 auf uns zukommen würde, aber wir waren da schon sehr gut aufgestellt, hatten uns mit der Problematik auseinandergesetzt und wurden so nicht einfach überrollt, wie es teilweise in anderen Städten war. Gebündelt läuft die Arbeit hier über mich, aber natürlich könnte ich das nicht, wenn es nicht nach wie vor so viele ehrenamtliche Helfer gäbe, die wir wegen ihres andauernden Engagements sehr, sehr schätzen. Wie hat sich die Flüchtlingsarbeit seit 2015 entwickelt? Gibt es überhaupt Entwicklungen? Ist es einfacher geworden oder schwieriger? Das kann man jetzt nicht so ganz genau sagen. 2015 ging natürlich alles Schlag auf Schlag. Da war man erst einmal einfach nur überwältigt. Das ging allen so, in allen Städten. Es waren hunderte von Menschen. Jetzt 2017 Jahr haben wir „nur“ 75 neue Flüchtlinge in Neuenrade dazu bekommen. Klar, das ist immer wieder eine Herausforderung, aber ich denke, dass wir sehr viel gelernt haben in den vergangenen zwei Jahren und jetzt viel zielgerichteter arbeiten. Gibt es Unterschiede bei den Flüchtlingen von 2015 und heute? 2015 hatten wir meistens Syrer, Iraner und Iraker, die Schutz bei uns gesucht haben. 2017 sind sehr viele Flüchtlinge aus Afrika in Deutschland angekommen. Viele kommen dabei aus sogenannten „sicheren“ Herkunftsländern. Und werden deshalb hier nicht bleiben können. Besonders schwierig für Menschen z.B. aus Nigeria, die vor dem Terror dort fliehen. Genauso schwierig wie für die Menschen aus Afghanistan, die seit 2015 bei uns sind und die ja auch rückgeführt werden in ein Land, das eigentlich nicht sicher ist. Klar ist es fraglich, ob es wirklich richtig ist, Menschen in solche Länder zurückzuschicken. Aber da ist man einfach jetzt auch von Seiten der Politik sehr viel stringenter als 2015.

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Inwiefern? Die Bundesrepublik und ihre verantwortlichen Behörden prüfen mittlerweile sehr genau, wer in Deutschland ankommt und hier Hilfe sucht. 2015 waren die Behörden noch völlig überwältigt von der Flut der Menschen, die bei uns Schutz gesucht haben. Es waren einfach zu viele, darauf war niemand eingerichtet. Mittlerweile sind Städte und Kommunen jedoch gut organisiert und stark vernetzt.

Wie haben sich die Menschen bisher hier integriert? Viele Flüchtlinge fühlen sich sehr wohl. Wir haben hier z.B. ein gemeinsames Flüchtlingscafe. Das ist immer sehr gut frequentiert. Und gerade da bemerkt man die Fortschritte, die viele machen. Viele sprechen schon sehr gut deutsch, sind begeistert von unserem Land und integrieren sich gern und deutlich. Andere wollen einfach nach Hause, vermissen ihre Familien und halten sich an ihre eigenen Traditionen.

Was ist ihre Aufgabe in dem ganzen Geschehen? Nun, die Aufgabe der Flüchtlingshilfe ist zunächst einmal, die Zeit zwischen Aufnahme und eventueller Rück-

Arbeiten sie denn durch die Flüchtlingsproblematik auch als Städte enger zusammen? Ja, auf jeden Fall. Da ist man schon ziemlich nah zusammengerückt. Alle waren natürlich überwältigt von der Flut der Flüchtlinge und mussten erst lernen, mit dem Problem umzugehen. Aber es gibt jetzt gute Arbeitskreise, wir tauschen Erfahrungen aus und diskutieren darüber, wie die einzelnen Städte mit diesen vielen Anforderungen sinnvoll umgehen können und auch, wie man sich gegenseitig unterstützt dabei. Es entstehen dabei fast nebenbei erstaunliche Netzwerke, auch im Bereich Kultur. Überhaupt Kultur. Die ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Integration. Über Kultur lassen sich ganz andere Zugänge zu den Menschen finden. Wir hatten hier bei uns gerade eine Talentschmiede mit jungen Flüchtlingen, wo ein Rap-Song komponiert wurde, Filmchen entstanden, Theater-Aufführungen stattfanden. Das war richtig gut und hat allen riesigen Spaß gemacht. Und man hat viel voneinander erfahren.

Ein regelmäßiges Begegnungscafé ist wichtig für die Flüchtlinge, aber auch für ihre Helfer.

führung optimal zu nutzen. Keiner weiß ganz genau, wie die Bundesregierung und die Länder in punkto Flüchtlinge entscheiden. Die meisten haben ein maximal dreijähriges Bleiberecht. Viele der Syrer z.B. möchten ja auch selbst gerne zurück in ihre Heimat. Ihr Land wieder aufbauen. Wenn der Krieg in Syrien tatsächlich dauerhaft beendet sein sollte, wird der Aufenthalt der Menschen hier für die meisten auch zu Ende gehen. Wir werden jedoch bis dahin alles dafür tun, die Flüchtlinge hier zu integrieren. Sie müssen am Deutschunterricht teilnehmen und es ist wünschenswert, dass sie sich auch sonst in die Gesellschaft integrieren, also ein Verständnis bekommen von dem Land, in dem sie leben. Ob und wann sie zurückgehen, ist dabei zweitrangig. Jetzt sind sie erst einmal hier bei uns und wesentlich stärker reglementiert als zu Anfang. Wenn sie z.B. nicht zum Deutschunterricht erscheinen, haben die Ämter die Möglichkeit, sie abzumahnen, Gelder zu streichen etc. Auch das hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Da ist aber grundsätzlich noch viel in der Schwebe. Bisher gibt es einen Bleibestatus bis zu drei Jahren. Und den hat noch keiner erreicht. Was danach passiert, das weiß noch niemand.

Wie haben sich die Migranten, die schon sehr lange hier sind mit den Flüchtlingen arrangiert? Wir haben ja in Neuenrade nur eine Moschee. Und da gehen alle hin, egal, aus welcher Glaubensrichtung des Islams sie kommen. Bisher ist das ein friedliches Miteinander, die Gemeinde bringt sich auch hier bei uns mit ein und hilft aktiv mit. Glücklicherweise ist das gerade kein Problem.

Nur ein kleiner Teil eines großen Teams. Trotzdem, es dürften gerne noch mehr sein ...

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Ist die Akzeptanz innerhalb der deutschen Bevölkerung gestiegen? Oder hat sich da eher etwas zum Negativen verändert. Nun, nach dem, was da gerade in Altena mit dem dortigen Bürgermeister passiert ist, ist man natürlich erst einmal echt geschockt. Wenn man dann in den Medien hört, was da genau abgelaufen ist, ist man als aktiver Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe schon sehr betroffen. Ich kann allerdings von mir nur sagen, dass ich noch nie irgendwelchen Drohungen ausgesetzt war. Auch das ist etwas, was sich in den Städten an Hönne und Lenne ganz unterschiedlich entwickelt und sicher auch etwas mit der jeweiligen Bevölkerungsstruktur zu tun hat. Jemand, der sowieso schon frustriert ist und denkt, er sei im Leben zu kurz gekommen, ist sicher empfänglicher für eine Hetze gegen Flüchtlinge. Was diesen Mann dazu bewogen hat, mit dem Messer auf den Bürgermeister einzustechen, kann man aber sicher nur dann voll erfassen, wenn man den persönlichen Hintergrund dieses Menschen kennt.

„Ohne die deutsche Sprache zu beherrschen, haben die Menschen hier wenig Chancen“ Klar, manche Menschen, auch in meinem Umfeld sagen, dass es hier ganz schön voll geworden ist. Auch in unserer Bücherei. Aber wir sind mittlerweile einfach ein lebendiger Treffpunkt für alle möglichen Bevölkerungsschichten. Wenn man hier Ruhe sucht, ist das vielleicht gerade nicht der richtige Ort. Z.B. Dienstags ist hier der Integrationslotsen-Treffpunkt. Jede Woche. Dann sitzen hier fünf bis sechs Integrationslotsen und bieten eine Sprechstunde für die Flüchtlinge an. Job-Center, Kindergeld, Strom. Alles nicht so einfach. Zu ihnen kommen so viele Menschen, dass wir ein Nummern-System eingeführt haben. Wie beim Arbeitsamt.

Kultur in Berührung, kann die Gesellschaft verstehen, in der ich lebe. Das versuchen wir den Menschen hier zu vermitteln und dafür tun wir eine Menge, dass das gelingt.

„Wir haben eine ereignisreiche Zeit hinter uns, aber auch eine schöne Zeit“ Wie gehen sie mit traumatisierten Menschen um? Das ist ein echtes Problem. Auch da wäre Sprache unendlich wichtig. Wir haben einfach ganz wenig Arabisch sprechende Therapeuten, die wir zu Rate ziehen können. Wir wissen, dass die Menschen teilweise Fürchterliches hinter sich haben. Aber wir haben wenig bis keine Möglichkeit, ihnen zu helfen, solange die Sprachbarriere dazwischen ist. Klar, manchmal fällt uns jemand auf, bei dem wir spüren, dass da was nicht stimmt. Aber dieses wirklich echte Problem können wir nach wie vor nur dadurch lösen, dass wir den Menschen klar machen, wie wichtig es ist, Deutsch zu lernen. Erst dann kann es für sie die therapeutische Hilfe geben, die sie wirklich brauchen. Erwarten sie eine neue Flüchtlingswelle? Nein, so wie 2015 nicht. Aber es werden kontinuierlich auch weiter Menschen zu uns kommen. Dafür braucht man ja nur zu schauen, was gerade los ist in der Welt. Aber nach den letzten zwei Jahren sind wir gewappnet. Wir haben so viel gelernt und uns auch gemeinsam mit den anderen Städten weiterentwickelt. Wir haben eine ereignisreiche Zeit hinter uns, aber auch eine schöne Zeit, in der auch die Bevölkerung sich sehr solidarisch gezeigt hat gegenüber den vielen Menschen in Not. Wir sind auch mit den Ämtern zusammengerückt, den Kulturschaffenden und überhaupt allen, die involviert waren und sind in den Prozess der Integration.

Wünschen sie sich mehr Mitarbeiter? Ja, gerne. Wir bieten Hospitationen an, jeder kann bei Interesse vorbei kommen und schauen, wo er sich einbringen möchte. Wir freuen uns über jede Hilfe. Was ist ihr derzeitiger Schwerpunkt in der Flüchtlingshilfe? Seit 2017 ist das Hauptthema die Sprache. Auf jeden Fall! Ohne die deutsche Sprache zu beherrschen, haben die Menschen hier wenig Chancen. Kulturarbeit ist wichtig, aber Sprachschulung ist der Schlüssel zu allem weiteren. Nur so kann Integration wirklich gelingen. Denn mit der Sprache eines Landes komme ich erst wirklich mit seiner Schawag_AZ_Bewerbung_54x50 ZW.indd 1

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DIE RENAISSANCE DES KONDOMATEN Dass man aus Automaten neben Zigaretten auch Kaugummis, Würste und sogar Fahrradschläuche ziehen kann, wissen Sie, werter Leser, spätestens seit der vorletzten Ausgabe des Komplett-Magazins. Ausführlich wurde dort über Automaten und ihre Inhalte berichtet. Unerwähnt blieb in dieser Reihe allerdings ein Automat, dessen Inhalt für ganz intime Momente bestimmt ist: der Kondomautomat. Das soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Kondomautomaten hingen früher in fast jeder öffentlichen Toilette an der Wand. Natürlich auch an anderen Orten. Mit Vorliebe dort, wo man sich möglichst unbeobachtet mit einem kleinen Vorrat an elastischen Kautschuktüten mit den phantasievollen Namen wie „Billy Boy“, „Lümmeltüten Zweisam“, „Ritex Intensiv“ oder „Fromms feucht“ versorgen konnte. Unbeobachtet war wichtig, denn über Intimes redete man damals nicht in der Öffentlichkeit. Das ist heute anders. Seit vor dem ernsten Hintergrund der Immunschwächekrankheit AIDS offensiv für die Benutzung von Kondomen geworben wird, hat die Zahl der Kondomautomaten stark abgenommen. „Gummis“

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Niggemanns Kondome erobern Plettenberg Von Martin Büdenbender

kauft man oder frau heute ohne Versteckspiel an fast jeder Ladentheke. Ob im Kiosk oder der Tanke, in Drogerie oder Apotheke, die „Gefühlsechten“ lauern überall und schlummern nicht mehr klammheimlich verborgen in irgendwelchen Automaten. In Plettenberg hat der „Kondomat“ allerdings seit einigen Jahren eine unverhoffte Renaissance erfahren. Peter Niggemann, stadtbekannt als ehemaliger Zahntechniker und Ex-König der Plettenberger Schützengesellschaft, hat ihn in der Vier-Täler-Stadt wieder salonfähig gemacht. Er ist stolzer Besitzer von drei Automaten, zwei sind in der Schützenhalle montiert, ein dritter im Kino Weidenhof. Aber wie kommt ein Zahntechniker auf die Idee, Kondomautomaten zu erwerben und aufzustellen? Zwar ist die Zielgruppe identisch, aber die „Einsatzorte“ liegen doch eher weit auseinander. Zur Rede gestellt schmunzelt Peter Niggemann und erklärt: „Das hatte rein gar nichts mit kommerziellen Überlegungen zu tun. Das ganze ist nur ein Gag. Ein befreundeter Einzelhändler hat mir vor etwa 20 Jahren einen Kondomautomaten, den er nicht mehr betreiben wollte, zum Verkauf angeboten und ich hab’ spontan zugegriffen.“ In der Schützenhalle, so hatte sich Niggemann damals vorgestellt, würde


sich der Automat gut machen. Nach anfänglichen Widerständen - „einzelne Schützen fürchteten“, so Niggemann, „dass es der Gesellschaft künftig an Mitgliedern fehlen könnte“ - erlaubte der damalige Vorsitzende Dirk Thomée, den Kasten auf der Herrentoilette aufzuhängen. Die Befürchtungen blieben unbegründet oder anders ausgedrückt: Das Geschäft mit dem Kondomautomat lief schlecht. Schon beim ersten gemeinsamen Kassensturz konnten sich Peter Niggemann und seine Schützenbrüder davon überzeugen: Gerade mal 40 Mark hatten Billy Boy und Co. erwirtschaftet. „Die Einnahmen haben wir dann gleich bei der nächsten Schützenfeier verprasst“, lacht Peter Niggemann. Bei diesem Prozedere ist es in all den Jahren auch geblieben. Das schwächelnde Unternehmen Niggemann-Kondome erlebte allerdings vor zehn Jahren einen unverhofften, aber leider auch nur kurzen Umsatzaufschwung. Das war, als neben Kondomen erstmals auch Sexspielzeug aus dem Automaten gezogen werden konnte. Dieses wurde in diversen Schützenkreisen mit größtem Vergnügen inspiziert. „Ob es dann zu Hause auch wirklich ausprobiert worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis“, schmunzelt Peter Niggemann. Gesprächsstoff haben der Kondomautomat und seine beiden „Geschwister“, die Peter Niggemann in den folgenden Jahren ebenfalls günstig erwerben konnte, jedenfalls reichlich geliefert. So soll Kondomat Nummer 2 der vor seinem jetzigen Standort, der Damentoilette der Schützenhalle, in der Bahnhofsgaststätte Oberstadt hing - besonders beliebt bei den Jägern gewesen sein. Am gemeinsamen Stammtisch der Schützen und Jäger priesen diese jedenfalls die Vorzüge der Kondome an. Diese seien der ideale Schutz der Gewehre vor Wind und Regen. Einfach über den Gewehrlauf ziehen, lautete der Anwendungstipp. Jägerlatein? Peter Niggemann weiß es nicht. „Aber gelacht haben wir herzlich bei der Vorstellung von einer Gruppe Waidmänner, die mit kondomgeschützten Gewehren durch den Wald ziehen.“

INFO Warum Kondome höchst sinnvoll sind, ist bekannt. Aber die unten angeführten Anwendungstipps sind sicherlich noch nicht jedem geläufig. Sieben nützliche und/oder lustige Anwendungstipps für Lümmeltüten: • als Regenschutz fürs Handy, einfach drüber stülpen • als Kühlpad, Kondom mit Wasser füllen und ab in die Gefriertruhe • als Partybeleuchtung. Kondom mit einer LED nebst Knopfzelle versehen und aufblasen. Für die richtige Partystimmung ist so gesorgt. • zum Feuer anmachen: Mit Wasser gefülltes Kondom als Brennlupe nutzen • als Wundschutz: Vor dem Duschen ein halbiertes Kondom schützend über Wunde und Pflaster ziehen • als Sparstrumpf: Geld einwerfen und unters Kopfkissen legen • als Zopf-Gummi: Am besten farbige Kondome verwenden, sieht besser aus.

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SUPERJEILE ZICK IN DER SCHÜTZENHALLE Plettenberger Schützengesellschaft startet PSG-Events

Plettenberg. Was dem Kölner sein Dom, ist dem PSGSchützen seine Schützenhalle. Spätestens seitdem die Biergerichtsbarden Gerd Schöne und Jürgen Knips Anfang der 1980er Jahre „Wir lassen die Halle am Wieden“ zur Bläck-Föös-Melodie „Mer losse de Dom in Kölle“ schmetterten, besteht die Querverbindung zwischen Sauerländer Schützen und Kölsche Tön. Diese Verbindung wird einmal mehr bekräftigt, wenn am Samstag, 14. Juli, die Kölner Kultband Brings in eben jener Schützenhalle spielt. Und das ist nur der Anfang, wenn es nach Thomas Knappe, dem 1. Vorsitzenden der Plettenberger Schützengesellschaft geht.

Von Bernhard Schlütter

gerfrühschoppen mit Marschkapellen, „die“, so Thomas Knappe, „wir bisher hier in Plettenberg nicht erlebt haben“. Die PSG-Verantwortlichen streben an, dass in Zukunft ein Konzert und zwei Veranstaltungen mit Comedians pro Jahr stattfinden. Mit der Verpflichtung von Brings ist den PSG-Schützen gleich zum Auftakt ein echter Coup gelungen. Die von den Brüdern Peter und Stephan Brings gegründete Band hat in den zurückliegenden über 25 Jahren schon so ziemlich alle Hochs und Tiefs erlebt, die man als Musiker erleben kann. Im Jahr 2000 gelang Brings mit „Superjeilezick“ das, was man gut und gerne als Sechser im Lotto bezeichnen kann. Diese zündende Powerpolka ist mit jedem Jahr bekannter geworden und gehört mittlerweile weit über den Karneval hinaus zu den populärsten Songs Kölscher Mundart überhaupt. Kaum eine Karnevalssession in den letzten Jahren ist ohne einen neuen Stimmungshit von Brings ins Land gezogen. „Poppe, Kaate, Danze“, „Su lang mer noch am Lääve sin“, „Halleluja“, „Dat is Geil“,oder auch das stets rührseligen Stimmungsaufruhr auslösende „Mama, wir danken dir“ sind klingende Beweise, wie gut Brings die Befindlichkeiten und Seelenlagen ihrer Mitmenschen kennen. Anfang Dezember ist ihr neues Album „Liebe gewinnt“ erschienen. Im Vorprogramm wird die Coverband Kölsch Connection aus Lennestadt spielen, die schon bei mehreren PSG-Veranstaltungen für Stimmung sorgte. Zum Repertoire zählen Titel der Höhner, Cat Ballou, Kassalla über Songs der Paveier, Bläck Fööss bis hin zu BAP. Die Kölsch Connection besteht aus vier Musikern und Sänger Christian Korte.

„Wir wollen unsere Schützenhalle als Veranstaltungsort für hochkarätige Konzerte und Comedy-Abende etablieren“, kündigt Thomas Knappe an. Er und sein Vorstands­ team arbeiten emsig an kulturellen Highlights für die nächsten Jahre. Denn „Brings in Concert“ soll nur der Anfang sein. Als weitere PSG-Events sind vorgesehen und zum Teil schon vertraglich fixiert: die Comedians Rüdiger Hoffmann (Herbst 2018) und Markus Krebs (März 2020), die Bands Kasalla und De Höhner, ebenfalls aus der Kölner Musikszene, sowie ein Schützen- und Bür-

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Auf einen Blick Brings in Concert, 14. Juli 2018, Schützenhalle Plettenberg, Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr mit Kölsch Connection, anschl. Brings Tickets: 30 Euro zzgl. 2 Euro Vorverkaufsgebühr (ggf. zzgl. Ticketversand per Einschreiben 3,50 Euro), Ticketreservierungen unter psg-tickets@stanzteilepaul.de. Es gibt ausschließlich Stehplätze.



Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ Attendorn Mit einer Premiere sind die „Kattfiller“ in die neue Session gestartet. Am 11. November schunkelten einige hundert Narren, darunter viele kostümiert, auf dem Alten Markt und ließen sich auch vom nasskalten Schmuddelwetter das Feiern nicht verderben. In der närrischen Endphase sind die Attendorner in „Klein Köln“ noch mächtig gefordert. Hier sind die wichtigsten Termine Anfang 2018: Herrensitzung am 4. Februar, Prinzenproklamation am 8. Februar, Garde-Biwak und Kinderkarneval am 10. Februar, Prunksitzung auf Großsonntag am 11. Februar, Rosenmontag mit dem Kinderzug am 12. Februar und als krönender Abschluss der Veilchendienstagszug am 13. Februar ab 11.11 Uhr mit wieder rund 2.000 Teilnehmern.

Lenhauser Carnevals Club (LCC) Am 3. Februar 2018 steigt um 19.11 Uhr die 53. große LCC Prunksitzung, mit befreundeten Tanzgarden, Büttenreden, dem heimischen Männerballett „Lennesterne“ und der Coverband „Sound Transfer“.

Bärmelsker Carnevals Gesellschaft Die Große Prunksitzung in Bamenohl steigt am 27. Januar 2018 ab 19.31 Uhr in der Schützenhalle. Der Kinderkarneval wird am 3. Februar ab 15.11 Uhr ebenfalls in der Schützenhalle gefeiert.

Festkomitee Finnentroper Karneval Die wichtigsten Termine: Kinder- und Jugendgardetreffen am 28. Januar, Große Prunksitzung am 10. Februar, Kinderkarneval am 11. Februar und Karneval im Haus Habbecker Heide am 12. Februar.

Karnevalsfreunde Hülschotten Die Narren aus dem Bergdorf zwischen Heggen und Landemert sind bereits am 4. November unter dem Motto „Karneball in Hülschotten“ in die neue Session gestartet. Hier sind die Termine der karnevalistischen Endphase: 26. Januar Prunksitzung, 27. Januar Großer Karneval, 4. Februar Kinderkarneval, 8. Februar Frauenkarneval.

Karnevalsgesellschaft Neuenhof Nach 17 Jahren lassen die Karnevalisten in Neuenhof zum ersten Mal ihre Herrensitzung ausfallen. Der Grund sind „logistische Gründe“. Im nächsten Jahr soll es mit einem neuen Konzept wieder eine Herrensitzung geben. Hier die wichtigsten Termine in 2018: 10. Februar Galaabend mit Prinzenproklamation, 12. Februar Kinderkarneval.


VERANSTALTUNGEN Foto Gio Loewe

Leonard Lansink auf Aulabühne Die Komödie Kunst von Yasmin Reza präsentiert die Kunstgemeinde Plettenberg am Sonntag, 14. Januar, in der Aula Böddinghausen (Beginn 19 Uhr). Dabei werden die bekannten Schauspieler Heinrich Schafmeister, Leonard Lansink und Luc Veit auf der Bühne stehen. www.plettenberg.de

Comedyabend vom Allerfeinsten Zu einem Comedyabend mit Dagmar Schönleber lädt die Plettenberger Gleichstellungsbeauftragte ein. Am Samstag, 10. März, um 19 Uhr präsentiert Dagmar Schönleber ihr Programm „40 Grad Fieber“. Sie spricht aus ihrem Alltag und die Gäste werden sich selbst in den Schilderungen erkennen. www.plettenberg.de

Don‘t Stop the Music - The Evolution of Dance Talentierte Tänzer, atemberaubende Choreographien und die größten Hits aller Zeiten vereinen sich zu einer einzigartigen Show, welche durch die Entwicklung des Tanzes leitet. „Don’t Stop the Music“ gastiert am Sonntag, 11. Februar, um 19.30 Uhr im Kaisergartensaal in Neuenrade. www.neuenrade.de

Gertrüdchen Vom 16. bis zum 18. März findet das Neuenrader Gertrüdchen statt. Die Kirmes startet am Freitag, 16. März, um 15 Uhr auf dem Neuenrader Wall am Rathaus. Am Samstag wird der Jahrmarkt um 10 Uhr offiziell eröffnet, traditionell mit dem Peitschenknall auf dem Rathausbalkon. www.gertruedchen.de

Werdohler Schneegestöber Zum fünften Mal veranstaltet der Werdohler Schützenverein am Samstag, 3. Februar, ab 20 Uhr seine Megaparty im Festsaal Riesei. Erstmals wird „Deluxe - the radioband“ für Stimmung sorgen. Die Band präsentiert ein PartyWunschkonzert. Unterstützt werden die Musiker vom schneegestöberbewährten DJ Nexus. www.werdohl.de

Sinfoniekonzert mit dem MJO Das Märkische Jugendsinfonieorchester gibt am Sonntag, 14. Januar, um 11.30 Uhr sein jährliches Konzert im Festsaal Riesei in Werdohl. Unter dem Titel „con tutta la forza“ startet das MJO kraftvoll ins neue Jahr.

Après-Ski-Party Die Schützen- und Landjugend Herscheid feiert am Samstag, 3. Februar, ab 20 Uhr ihre 7. Après-Ski-Party in der Herscheider Schützenhalle. Für das Musikprogramm sorgt DJ Marc Kiss.

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GASTRONOM KÄMPFT AUCH MIT 81 JAHREN NOCH GEGEN STEUERUNGERECHTIGKEIT Ernst-Werner Gregory aus Landemert fordert gleiche Behandlung wirtschaftlicher Konkurrenten Auch wenn er mit stolzen 81 Jahren etwas ruhiger und gelassener geworden ist, wie er selbst sagt, hat ErnstWerner Gregory seinen Kampf nicht aufgegeben. Der frühere Chef des Gasthofs Käsebrink am Dorfplatz in Landemert empfindet die Steuergesetzgebung in der Gastronomie als eine große Ungerechtigkeit. Und aus diesem Grund will er auch nicht locker lassen. Seit zehn Jahren, als die schwarz-rote Bundesregierung 2007 den Satz von 16 auf 19 Prozent anhob, prangert er die unterschiedliche Mehrwertsteuer in seiner Branche an. „Ich fühle mich vom Staat betrogen“, sagt Gregory im Gespräch mit dem Komplett-Magazin und verweist auch darauf, dass zusätzlich wirtschaftliche Konkurrenten unter gleichen Bedingungen unterschiedlich behandelt werden. Worum geht‘s konkret? Ein ganz einfaches Beispiel soll die Situation, die der Plettenberger Gastronom kritisiert, verdeutlichen: Kauft Gregory im Großhandel eine Bockwurst für einen Euro, zahlt er 7% Vorsteuer, verkauft er die Wurst in seinem Restaurant muss er sie mit 19% versteuern, bekommt aber nur die 7% Vorsteuer zurück. Was bleibt, ist ein steuerlicher Aufschlag von 12%, den

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Von Detlef Schlüchtermann

er sich von seinen Gästen zurückholen muss. Ein weiterer Punkt: Liefert beispielsweise ein Imbiss oder auch ein Pizzaservice Essen aus oder verzehren die Kunden den Snack an Stehtischen, müssen nur 7% an den Staat abgeführt werden. Beim Imbiss im Sitzen fallen dagegen 19% Umsatzsteuer an. Eine etwas kuriose Regelung, wie viele Kritiker finden. Kompliziert ist auch, wenn ein kalt-warmes Buffet außer Haus geliefert wird. In der Regel fallen dann 7% Mehrwertsteuer an. Richtet der Partyservice hingegen das Buffet an, dekoriert er es und stellt in großer Menge Gläser und Besteck und Geschirr zur Verfügung, dann muss er 19% abführen.

1904 wurde der Gasthof gegründet Und weil die Gregorys im seit über 110 Jahre bestehenden Gasthof Käsebrink die vielen Besucher und Stammgäste in ihren Räumlichkeiten, die über 100 Gästen Platz bieten, zufrieden bewirten, sind stets 19% Mehrwertsteuer fällig. „Und da sind wir als lohnintensiver Betrieb klar benachteiligt“, bringt Ernst-Werner Gregory seinen Ärger noch einmal klar auf den Punkt. In all den Jahren seines Kampfes hat er versucht, bei überregionalen Medien wie dem Spiegel, beim Bund der Steuerzahler oder


auch bei Politikern in der Region Gehör zu finden. Mit mäßigem Erfolg. Auch bei der FDP, die vor Jahren für Hoteliers den ermäßigten Mehrwertsteuersatz durchgesetzt hatte, blieben seine Forderungen ungehört. „Uns Gastwirte haben die dann vergessen“, sagt der 81-Jährige ein wenig resigniert. „Nein, vergessen wurden die Gastronomen nicht“, sagt Dr. Wolfgang Henke, Hauptgeschäftsführer in Westfalen beim Deutschen Hotel und Gaststättenverband (DeHoGa). Man habe damals allerdings nur einen Teilerfolg realisieren können. Die Senkung des Satzes für Hoteliers habe eine Milliarde gekostet, die für Gastronomen hätte weitere zwei Milliarden weniger an Steuereinnahmen gebracht. Das habe man damals nicht durchsetzen können, erinnert sich Henke. Aber der Kampf für eine einheitliche Besteuerung habe nicht nachgelassen. Eine Bierdeckelaktion zur letzten Bundestagswahl verdeutliche die derzeitigen Aktivitäten. „Auch wenn wir 7% nicht durchsetzen können, lassen Sie uns doch einen gemeinsamen Satz von vielleicht 12% realisieren“, schlägt Dr. Henke als Kompromiss vor. Das Thema jedenfalls sei beim Gaststättenverband niemals zu den Akten gelegt worden.

„Gäste sind heute solider“ Hat Ernst-Werner Gregory noch bis vor einigen Jahren das Pils hinterm Tresen gezapft, macht ihm heute seine Wirbelsäule zu schaffen. Doch Ruhe als Rentner ist nicht sein Ding. Als Forstwirt liegt ihm sein eigener Wald am Herzen. Für die lauschige Wärme im Gasthof ist ErnstWerner Gregory noch heute zuständig. „Ich befördere das Holz vom Wald bis in den Keller“, sagt er nicht ohne Stolz. Am Zapfhahn und in der Küche haben Sohn Karl-Ernst und Ehefrau Sabine Gregory das Zepter übernommen. Offiziell führen die beiden seit 1986 den Gasthof, der übrigens noch mit zwei Kegelbahnen ausgestattet ist. Was sich in den letzten Jahren im Landemerter Gasthof verändert habe, will ich von Vater und Sohn Gregory wissen. „Die Gäste sind solider geworden“, ist unisono die Antwort. Früher sei mehr getrunken worden. Wer als junger Mensch die Geselligkeit im Wirtshaus suchte, kam bis ins hohe Alter immer wieder. Heute fehlen die jungen Gäste. Und die Älteren sind anspruchsvoller geworden. Für den gelernten Koch eine Herausforderung, der er sich gerne stellt. Derzeit sind es vor allem heimische Wildschweine, die der 53-jährige als Gulasch oder auch

Braten auf den Teller bringt. Ansonsten ist bei Käsebrink immer das Schweineschnitzel in allen Variationen der Renner. Und wer seine Winterwanderung im gemütlichen Kaminzimmer bei einem lecker Essen abschließen möchte, sollte auf jeden Fall nicht den Dienstag oder Mittwoch wählen. Denn dann gönnen sich die Gregorys ihre verdienten Ruhetage.

Historisches zum Gasthof Käsebrink 1904 von Ludwig Käsebrink gegründet Bereits dessen Vater unterhielt auf dem Hof einen Schankraum, wo die Landemerter Bewohner ihr Bier und Schnäpsken tranken. Die Weiterentwicklung entstand unter Ernst Käsebrink, wo auch die Jägerschaft ein Versammlungsund Feierdomizil erhielt. In der 3. Generation betrieben Ernst-Werner Gregory und Gertrud Gregory (geb. Käsebrink) seit Anfang der 1960er Jahre den Gasthof. Ein kompletter Neubau entstand. Wenig später kamen zwei Kegelbahnen hinzu. 1986 übernahmen Karl-Ernst und Sabine Gregory den Gasthof, den sie bis heute führen. Es erfolgte ein Anbau im Restaurantbetrieb sowie die Errichtung eines Kaminzimmers.

Gasthof Käsebrink Genießen Sie familiäre Atmosphäre und gutbürgerliche Küche! - Gasthof mit Saal und Kaminzimmer - (Familien-) Feiern bis 100 Personen - Biergarten und Kegelbahnen Öffnungszeiten Donnerstag bis Montag täglich ab 17 Uhr Sonn- und Feiertags Mittagstisch

Dorfplatz 4 · 58840 Plettenberg · Tel. 02391/3494 gasthofkaesebrink@t-online.de

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Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann

IN WIEN HEISST DIE WIENER WURST FRANKFURTER Reisen bildet. Während sich Freunde stets auf die Sehenswürdigkeiten in fremden Ländern und Städten stürzen, liegt mein Schwerpunkt des Interesses an der jeweiligen Küche, an den Produkten und deren Verarbeitung. Das ist mitunter sehr spannend, auch wenn viele sicherlich verwundert den Kopf schütteln. Berichtet hatte ich in dieser Kolumne kürzlich von Recherchen in Berlin zu Qualität und Verarbeitung eines Döner Kebab (türkisch: drehender Grillspieß), von

Würstelständen. Dicht gefolgt von der Burenwurst, auch Haße oder Burenheidl genannt. Diese Brühwurst besteht aus Brät, Speck und Salzstoß und wird mit süßem Senf gegessen. Die Bosna dagegen ist eine gewürzte Bratwurst, die im aufgeschnittenen Weißbrot mit Senf und Zwiebeln garniert wird. Aber auch Debreziner, Frankfurter, Waldviertler und, und, und ... vervollständigen das Wurstsortiment. Ich hab’ in vier Tagen viele probiert. Die Unterschiede sind schon riesig, die Beilagen vielfältig. Und mittlerweile übertreffen sich einige Würstelstände mit abenteuerlichen Kreationen. Immer aber spielen der Kren (frischer

denen es in der Hauptstadt so viele gibt, dass man sie kaum zählen kann. Genießt man die Bestbewerteten, erlebt man wahre kulinarische Überraschungen.

Meerrettich) und diverse Senfsorten eine Hauptrolle. Aber auch Chilis, Zwiebeln, Gurken (in Salz oder Essig), Peperoni (mild oder scharf), Krautsalat, Remoulade und diverse Saucen zählen zu den Wurstbegleitern.

Meine letzte Tour führte mich vor ein paar Tagen in Österreichs Metropole. Dort, wo das Wiener Schnitzel erfunden wurde, wo der Tafelspitz fröhliche Urständ feiert, wo die Sacher Torte im gleichnamigen Hotel mit grob geschätzten zwanzig Kaffeezubereitungsarten zelebriert wird, hab ich mich auf die Erkundung der Wiener Wurstkultur gemacht. Richtig: Würste genießen in der Donau-Metropole, man glaubt es kaum, hohes Ansehen. Klar, die Wiener Wurst kennt ja auch jedes Kind – nur der Wiener halt nicht, denn für ihn heißt die bei uns beliebte dünne Brühwurst einfach nur Frankfurter. Kompliziert, oder? Aber damit wären auch schon fast alle Unklarheiten beseitigt. Fast – denn Käsekrainer, in Österreich auch Eitriger genannt, Burenwurst und Bosna sind den meisten von uns fremd. Da ist erste Bürgerpflicht: probieren. Und wo? Natürlich am Würstelstand, eine Wiener Institution an jeder Ecke. Es gibt Hunderte mit so wohlklingenden Namen wie „der scharfe René“, einer der besten übrigens in der Stadt, oder auch die „Würstelmausi“, der Igel, der Leo, Bitzinger oder auch der „warme Hans“.

Käsekrainer sind am beliebtesten Die Käsekrainer ist eine leicht geräucherte Brühwurst mit Schweinefleischbrät und einem Käseanteil von bis zu 20 Prozent. Sie ist die beliebteste Wurst an Österreichs

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Und das schöne an der ganzen Sache. Auch wer nachts noch großen Hunger verspürt, wird an den lang geöffneten Würstelständen fündig. Da trifft sich alt und jung, arm und reich, um nicht mit leerem Magen den Heimweg antreten zu müssen. Und zur Opernballszeit sieht man die Nachtschwärmer auch schon mal mit Frack und Fliege an der Bude schlemmen. Mein Fazit: Für einen Kurztrip eignet sich Wien hervorragend und preisgünstig ist es auch, wenn Sie einfach mal abwechselnd Käsekrainer, Burenheidl oder Bosna genießen, aber vergessen sie den Kren nicht.

Wohl bekomm‘s!


Meri Hoxha ist eine der beiden Chefinnen im Café Haltepunkt.

CAFÉ HALTEPUNKT Ausflugsziel an historischer Stätte Im Pavillon am Hestenberg in Plettenberg hat im Dezember das „Café Haltepunkt“ eröffnet, ein Ort zum Schlemmen und Entspannen an historischer Stätte. Der Haltepunkt war eine der schönsten Haltestellen auf der 16 Kilometer langen Bahnstrecke von Plettenberg nach Herscheid. Die wurde 1915 eröffnet, aber schon Ende der 60er Jahre wieder stillgelegt. Geblieben ist ein Teilabschnitt bei Köbbinghausen, auf dem heute die Märkische Museumseisenbahn verkehrt. Geblieben sind auch die markante Fischbauchbogenbrücke, die die Lenne bei Ohle überspannt, und einige der alten Bahnhofsgebäude entlang der Strecke, darunter eben auch das hübsche Gebäude am Hestenberg. Das war früher im Fahrplan schlicht als Haltepunkt verzeichnet. Zu Recht wurde es von den Plettenbergern früher „Bahnhof Pavillon“ genannt. Nach seiner Renovierung vor einigen Jahren ist das Gebäude auch heute wieder ein Schmuckstück der Stadt. Bis 2013 war dort der SGV zu Hause, danach eine Weinstube.

Viele Details erinnern an die Eisenbahngeschichte Nach einigen Monaten Leerstand ist seit Dezember mit der Eröffnung des Cafés wieder Leben in das denkmalgeschützte Gebäude eingekehrt. Delia Schulte und Meri Hoxha haben unterstützt von ihren Ehemännern die Pacht übernommen. Während Delia Schulte sich auf die Buchhaltung konzentriert, führt Meri Hoxha im Haltepunkt Regie. Im hellen Ambiente der ehemaligen Wartehalle bieten sie und ihr vierköpfiges Team den Gästen

Von Martin Büdenbender nicht nur Kaffee, heiße Schokolade und selbst gebackenen Kuchen. Hier kann man auch ein leckeres Frühstück einnehmen, sich mittags an schmackhaften Gerichten und Eintöpfen stärken oder nachmittags eine zünftige Brotzeit schmecken lassen. Die umfängliche Speisekarte ist liebevoll gestaltet und informiert auch über die spannende Vergangenheit des Hauses. Überhaupt spiegelt sich die Eisenbahngeschichte in vielen Details wider. So kann der frühe Einkehrer zwischen Kleinbahn-Frühstück und Bieberlies-Frühstück wählen, sich beim Verzehr den Rücken vom gemütlich prasselnden Kaminofenfeuer wärmen lassen und dabei den Anblick eines riesigen Gemäldes von Johanna Winkelgrund genießen. Es zeigt das ehemalige Viadukt an der Kersmecke. Versäumen sollte man nicht, die selbst gemachten Kuchen zu kosten. Darunter gibt es die ein oder andere Spezialität und Eigenkreation, etwa Meri Hoxhas Empfehlung, den Karamel-Milchkuchen nach einem Rezept aus dem Kosovo. Mit einer weiteren Besonderheit überraschen Delia Schulte und Meri Hoxha: „Im Haltepunkt werden nicht nur Hochzeiten gefeiert, hier können auch Trauungen stattfinden.“ „An sechs Tagen in der Woche sind unsere Türen für Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer geöffnet“, betont Meri Hoxha. Hundehalter mit ihren vierbeinigen Begleitern sind ebenfalls herzlich willkommen. Der Hestenberg ist ein beliebtes Naherholungs- und Wandergebiet. Da kommt man am Haltepunkt fast automatisch vorbei.

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AUF NEUEN RUNDWEGEN DEN HESTENBERG ENTDECKEN Die Plettenberger entdecken ihren Hausberg wieder. Nur wenige Schritte von der Innenstadt entfernt, bietet der Hestenberg mit seinem schönen Mischwaldbestand eine wunderbare Naherholungsmöglichkeit. Stadt Plettenberg und SGV-Abteilung Elsetal haben in Zusammenarbeit zwei Rundwege neu markiert. Die Wege P1 und P2 sind nichts für Spaziergänger mit Lackschuhen, sondern bieten abwechslungsreichen und durchaus anspruchsvollen Wanderspaß.

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so GEHT WANDERN heute

Geschichtstafeln, Waldsofas und abwechslungsreiche Streckenführung machen Spaß Lange und kurze Varianten

Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender

Wir treffen Volker Crummenerl, Gerd Udo Schütt und Jochen Runig am Wall (L796) unterhalb des Haltepunkts Hestenberg. Ein Wegweiser aus Holz markiert hier den Einstieg in die Rundwege P1 und P2 durch den Hestenberg. Die drei Männer gehören zur SGV-Abteilung Elsetal und kennen den Hestenberg wie die Taschen ihrer wetterfesten Outdoorbekleidung. Es hat geschneit, also freuen wir uns auf eine Wanderung durch den Winterwald. Der Pfeil am Holzwegweiser weist nach rechts. „Ich empfehle, die Rundwege in der Richtung gegen den Uhrzeigersinn zu gehen“, bestätigt Gerd Udo Schütt. Die Verteilung der Auf- und Abstiege sei dabei einfach angenehmer. Der Weg führt zunächst mal mehr, mal weniger steil hinauf zum Schießstand der Plettenberger Schützengesellschaft. Hier wird alljährlich im Juni der Schützenkönig ermittelt. Unweit des sog. Kohlbuschbergs erreichen wir an Schraders Höhe die erste von fünf neu aufgestellten

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Geschichtstafeln. Dank der Sponsoren Heimatkreis, SGVArbeitsgemeinschaft Naturschutz, Plettenberger Schützengesellschaft und Ehepaar Carrels wurden diese Geschichtstafeln aufgestellt, die an beliebte Ausflugsziele der Plettenberger in früherer Zeit erinnern. Neben Schraders Höhe sind dies der Eiskeller (Rudolfshalle), Hiddemanns Tafel, Waldschulheim/Springbrunnen und Fahnenstange/Gedenkstein.

Einst herrschte buntes Treiben in der Rudolfshalle Der Eiskeller und der Springbrunnen sind die heute noch bekanntesten Überbleibsel einstigen bunten Treibens der Plettenberger in ihrem Hestenberg. Im Eiskeller an der nach dem Gastwirt Rudolf Haape benannten Rudolfshalle wurde in früheren Wintern Eis vom Elsebach eingelagert. Im Sommer stellte Haape dort das Bier kalt, mit dem sich zahlreiche Wanderer erfrischten. Um 1872 ist


das gewesen. „Die Rudolfshalle war ein kleines, recht bunt angestrichenes Holzhäuschen, das auf einem Gewölbekeller stand. In dem Gewölbekeller lagerten die Bierfässer und andere, kühl zu haltende Getränke“, schreibt der viel zu früh verstorbene Journalist und Heimatpfleger Horst Hassel in seinem Plettenberg-Lexikon (www.plettenberg-lexikon.de). „Es war eine regelrechte Sommergaststätte, die Rudolf Haape im Hestenberg unterhielt. In dem kleinen Häuschen, von den Bürgern liebevoll „Rudolfshalle“ genannt, gab es Kaffee und Kuchen, der auf den heute noch erkennbaren Platzflächen, auf denen Tische und Bänke aufgestellt waren, serviert wurde.“ Heute ist der Eiskeller aus Sicherheitsgründen mit einem schmiedeeisernen Tor verschlossen, das der Förderverein Denkmalpflege gestiftet hat. Die Anlage des Springbrunnens wurde vom Fabrikanten Carl Meuser (1832 - 1910) finanziert, der darüber hinaus weitere Anlagen und Wege im Hestenberg anregte. Diese Arbeit übernahm zunächst der Verschönerungsverein, der Vorläufer der SGV-Abteilung Plettenberg war. Nach deren Auflösung im Jahr 2013 sprang die Abteilung Elsetal in die Bresche und betreut seitdem die Wege im Hestenberg.

Funktionale Kleidung und festes Schuhwerk ratsam Volker Crummenerl und Gerd Udo Schütt haben die Wegeführung für die Rundwanderwege P1 und P2 ausbaldowert. Mit der Planung begannen sie 2016. Die Stadt gab die finanziellen Mittel und führte die Gespräche mit Waldbesitzern, über deren Flächen die Wege führen. Die Idee zur Wiederbelebung des Hestenbergs als Plettenberger Naherholungsgebiet habe es schon in der SGVAbteilung Plettenberg gegeben, berichtet Jochen Runig. Er ist inzwischen Mitglied der Elsetaler Abteilung und erlebt nun die Verwirklichung der langgehegten Pläne. „Die Wege enthalten viele Trailabschnitte“, berichtet Gerd Udo Schütt. Das ist durchaus beabsichtigt. „Interessanter und abwechslungsreicher als nur auf breiten Schotterwegen zu gehen“, findet Schütt. Er empfiehlt allerdings die Mitnahme von Wanderstöcken. Bei feuchtem Wetter droht unbestockten Wanderern sonst die ein oder andere unfreiwillige Rutschpartie mit womöglich unsanfter Landung.

Platz mit Waldsofa und Aussicht Das merken auch wir, denn unter dem frischgefallenen Schnee ist der Boden matschig und rutschig. Dennoch gelangen wir unfallfrei zur Fahnenstange. Von hier haben wir einen wunderbaren Blick hinab auf Plettenberg.

Ein Waldsofa lädt zur Rast ein. Zwei dieser bequemen Waldmöbel finden sich am P1. Einige Meter weiter trennen sich die beiden Rundwege. Der kürzere P1 (4 km) führt weiter entlang des Hangs Richtung Hechmecke und Holthausen. Der P2 (8 km) schwingt sich den Hestenberg noch höher hinauf, in einem großen Bogen über Hexentanzplatz, dann wieder hinab und vereint sich oberhalb der Hechmecke wieder mit dem P1. Noch mit einigen Trailabschnitten gespickt geht’s zurück in die Innenstadt.

Verdiente Belohnung im Café Haltepunkt Jetzt haben wir uns ein Heißgetränk und ein Stück Kuchen im Café Haltepunkt, das unmittelbar oberhalb des Start- und Zielpunkts liegt, verdient. Die Einkehrmöglichkeit ist das Tüpfelchen auf dem i am Plettenberger Hausberg Hestenberg. Unser Fazit: So geht Wandern heute. Die Wanderung auf einem der neuen Rundwege P1 und P2 macht Spaß. Die Wegeführung ist interessant und abwechslungsreich. Wir haben den Winterwald genossen, können uns aber mühelos vorstellen, dass der Hestenberg zu jeder Jahreszeit reizvoll ist. Funktionale Bekleidung und vor allem festes Schuhwerk sind unbedingt ratsam. Für einen Spaziergang mit Kinderwagen sind die Wege nicht geeignet.

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EIN WEG FÜR JEDES WETTER – DER AIRLEBNISWEG IN AMECKE Frische Luft und viel Ruhe: Rundweg ums Sorpe-Vorbecken

Der Himmel: grau. Das Wasser: grau. Novembergrau. Zeitweise Totensonntaggrau. Gut jetzt, nicht jammern. Wir sind auch nicht bei Loriot, der Farbbestimmungen bis zum Exzess betreibt. Außerdem ist schon Dezember. Bei der Runde über den Airlebnisweg in Amecke steht am Nikolaustag das „Air“ im Vordergrund, also die Luft. Die ist bei leichtem Südwestwind frisch. Fünf Grad Celsius zeigt das Thermometer im Auto. Da stiefelt man am Besten gleich los, um warm zu werden. Vom Parkplatz am Amecker Damm, der Vorbecken und Sorpe-Talsperre trennt, geht es rechts herum, zurück über den Damm, dann wieder rechts am Wasser entlang Richtung Amecke. Ein Schwarm Gänse zieht kreischend seine Runde und durchbricht die Ruhe. Aus der Gegenrichtung bewegt sich ein junger Mann auf einen Böschungs-Pfad zu. Ihn zieht’s ans Wasser. Tim Rebbe kommt aus Hemer. „Alle zwei Wochen“, sagt er, steuert er die Sorpe an, um zu angeln. Dass er ein Mittagessen fischt, glaubt er eher nicht. Aber entspannen kann man auch ohne schuppige Beute. Viele sind an diesem Dezember-Vormittag nicht unterwegs. Ein paar Damen, die ihren Hund dabei haben. Ein paar ältere Herren. Der 3,6 Kilometer lange Rundweg lädt heute eher zum Meditieren ein, zum Durchatmen. Keine Fußgänger, Radler oder Kinder, denen man ausweichen muss. Das Wasser, von dem man sagt, es wirke beruhigend, liegt immer rechts, immer im Blickfeld. Nicht immer in Reichweite. Aber eine der vielen Stationen zu nutzen oder nach kneippscher Art durchs Tretbecken zu waten, ist eher etwas für wärmere Zeiten. Das gilt auch für die anderen der 20 Stationen, die sich mit den Themen „Wasser“ und „Atmung“ als Basis des Lebens beschäftigen.

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Vögel sind treue Wintergäste Vorbei geht es am Kiosk „Air Stop“. Die Eis-Fahne und die Karte mit Kaltgetränken, deuten darauf hin, dass man hier auf wärmere Zeiten setzt. Dann sind auch das Spielschiff und die archimedische Schraube für Wasserspiele frequentiert. Am Ortseingang geht es auf der Fußgängerbrücke über die Sorpe, die die Talsperre speist, vorbei am Duft- und Kräutergarten. Zwei Minuten später tauchen schon die nächsten Bänke auf. Ein neuer, ein anderer, einer der vieVon Rüdiger Kahlke len Blicke übern den See öffnet sich. Auch einer auf einen leeren Steg, auf dessen Auslegern für die Boots-Boxen Kormorane auf ihr Mittagessen lauern. Den Rand des Flachwassers in der kleinen Bucht säumen Gänse, Enten, Schwäne. Blesshühner – treue Wintergäste. „An vielen Stellen des Rundweges sollten Sie einfach mal Ihre Schuhe ausziehen und das Wasser oder die verschiedenen Bodenbeläge bewusst spüren. Hierzu laden die vielen Barfuß-Elemente und Wassertretstellen oder der Matschplatz geradezu ein. Im Sinneslabyrinth und im historischen Aroma- und Duftgarten tanken Sie Ruhe und Kraft, bevor es auf den anderen Stationen wieder spannend zugeht“, heißt es auf der Homepage der SorpeTouristiker. Sicher ein Grund, im Frühjahr oder Sommer wiederzukommen. Jetzt ist die Zeit, sich den Wind um die Nase wehen und die Gedanken schweifen zu lassen. Der Rückweg führt vorbei am Sorpe-Diamanten, einer Holzkonstruktion, die mit einer weißen Membrane überspannt ist und auch bei Wind und Kälte etwas Schutz und „bei Klängen aus der Natur“ auch Raum für meditative Momente bietet. Weiter geht es an schicken Häusern entlang und einem Labyrinth mit Zerrspiegeln, die neue Blicke aufs Ich eröffnen. Am Ende der kleinen Bucht flüchtet ein Grünspecht vom Wegesrand in den


Auwald. Ein Hörrohr bringt dem Lauschenden die Klänge der Natur näher. Dann sind schon zwei Drittel des Weges geschafft. In gut einer Stunde ist die etwa 3,6 Kilometer lange Tour mit nur 20 Höhenmetern zu bewältigen. Frische Luft, die Möglichkeit durchzuatmen, Natur zu beobachten. Das bietet der Airlebnisweg. Jetzt, im Winter, vielleicht mehr als zu anderen Jahreszeiten, wenn es auf dem Rundweg lebhaft zugeht. Besonders die Wintermonate schätzt Ute Nappert. Die Werdohlerin ist auf dem Weg nach Sundern. Da bietet sich ein Stopp an der Sorpe an: Der Hund hat Auslauf, kann einen Ball apportieren. Sie findet „es sehr schön hier, wenn nicht gerade Wochenende ist“. Eine Reminiszenz an die Ruhe, die an Wochenenden und in der Saison dem Trubel weicht. Und deswegen kommt sie fast wöchentlich zum See. „Auch zum Rad fahren.“

Gut begehbar Der Airlebnisweg wurde 2014 als naturnaher und interaktiver Weg rund um das Vorbecken des Sorpesees angelegt. Er ist Teil des Regionale-2013-Projektes „Sauerland Seen“. Es ist ein Weg für jedes Wetter, für jedes Alter. Familien mit Kindern kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Rollstuhlfahrer und Menschen, die ebenerdige, barrierefreie Wege bevorzugen. Die Tour, überwiegend mit befestigtem Wegen oder mit wassergebundener Decke, ist auch bei schlechterem Wetter gut begehbar und bei normalem Tempo in einer Stunde zu bewältigen. Wer länger laufen und den Blick über die Sorpe von höherer Warte genießen möchte, kann noch eine Schleife am Ostufer mitnehmen. Nach Überqueren des Damms geht es dann zunächst links auf dem Randweg ein Stück an der Sorpe entlang. Wer sich dann rechts hält, kommt auf der kleinen Straße zurück zum Parkplatz hinter dem „Air Stop“ an. Von dort geht es wie gehabt weiter nach links Richtung Amecke. Diese Schleife ist mit 80 Metern Höhenunterschied etwas anspruchsvoller als der Uferweg. Kombiniert sind an Gehzeit für die 5,4 Kilometer etwa eineinhalb Stunden einzuplanen. Cafés oder Kioske sind zu dieser Jahreszeit geschlossen. Einkehrmöglichkeiten, um sich bei einem Kaffee, Tee oder Grog aufzuwärmen, sind in wenigen Minuten per Auto erreichbar, in Amecke selbst oder in Richtung Langscheid. Der Blick aufs Wasser ist oft inklusive. • 3,6 Kilometer langer Rundwanderweg ums Sorpe-Vorbecken • Barrierefrei • Rollstuhlgerecht • Ideal für Familien mit Kindern • Parkplätze an der Seestraße (Uferstraße), Parkplatz hinter dem Damm in Richtung Langscheid und in Amecke Parkplatz am Strandweg. • Karte mit Parkmöglichkeiten und Stationen des Airlebnisweges: www.sorpesee.de/sorpesee-aktiv/airlebnisweg-amecke.html • Weitere Wandervorschläge im Bereich Sorpe/Amecke: www.outdooractive.com/de/aussichtspunkt/suedwestfalen/amecke-promenade-miterlebnisweg/11104353/#dm=1 • Rundweg mit Schleife auf dem Sorpe-Randweg, ca. 5,4 Kilometer: www.komoot.de/tour/25477861

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Von Bernhard Schlütter

MIT GANZEM HERZEN DABEI

Koronarsportgruppe des Plettenberger SC fördert Gesundheit und Geselligkeit Es herrscht reger Betrieb in der Sporthalle. Männer unterschiedlichen Alters spielen Basketball, Hockey oder laufen im Intervalltraining durch einen mit Pylonen markierten Parcours. Ein ganz normaler Sportabend in der Alten Dreifachsporthalle des Schulzentrums Böddinghau-

Klaus Hägerbäumer und Manuel Iwannek sind die weiteren Übungsleiter bei den Montagsgruppen. Hägerbäumer ist zugleich auch der 1. Vorsitzende der Koronarsportgruppe, die als eigenständige Abteilung zum PSC gehört. „Mich hat es damals eiskalt erwischt“, berich-

sen. Erst bei genauem Hinsehen entdecke ich die Frau, die vom Rand der Halle das Geschehen im Blick hat; ein Notfallkoffer steht in Griffweite neben ihr. Es ist Montagabend. In Böddinghausen trainiert die Koronarsportgruppe des Plettenberger Sportclubs (PSC). Hier treffen sich überwiegend Männer (eine Frau ist dabei), die eine Herzschwäche haben. Viele haben einen Herzinfarkt erlitten oder eine Bypassoperation hinter sich. Mit kontrollierter körperlicher Bewegung kommen sie wieder in Schwung und beugen weiteren Herzkrankheiten vor. „Die Belastung wird individuell dosiert“, erklärt mir Lothar Roch. Er ist einer der speziell geschulten und qualifizierten Übungsleiter und Mann der ersten Stunde bei der Koronarsportgruppe des PSC, die 1985 zunächst unter dem Dach der Volkshochschule gegründet wurde. „Unsere Trainingsgruppen werden nach der Belastungsfähigkeit eingeteilt, die vom Hausarzt festgestellt wird“, erklärt er. „Wir Übungsleiter achten genau darauf, dass nicht übertrieben wird. Wir kennen unsere Leute und achten auf die Bewegungsmuster. Bei Bedarf greifen wir sofort ein.“ Denn wenn Männer einen Ball sehen, gehen bekanntlich schon mal die Pferde mit ihnen durch.

tet der 72-Jährige aus eigener Betroffenheit vom Herzinfarkt. „Ursache bei mir war Stress“, sagt er, der von Berufs wegen als Schwimmmeister im AquaMagis regelmäßig Sport trieb. Ähnlich erging es Alfred Sedlag (76). Als aktiver und er-

Vom Herzinfarkt eiskalt erwischt Für akute Notfälle ist Ute Hülsmann da. Die Ärztin nimmt sich nach einem anstrengenden Tag in ihrer Hausarztpraxis die Zeit, um die PSC-Herzsportler zu begleiten. Das macht sie seit über 20 Jahren fast jeden Montagabend. „In der ganzen Zeit ist nie etwas passiert“, erzählt sie. Dennoch lässt ihre Aufmerksamkeit nicht nach. Notfallkoffer und Defibrillator sind stets griffbereit.

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folgreicher Tischtennisspieler hatte er sich über ein Thema wie Herzschwäche keine Gedanken gemacht. Ein Herzinfarkt im Bekanntenkreis bewegte ihn zum Arztbesuch. „Es folgte ganz kurzfristig die Herzoperation“, hatte er wohl Glück, dass er noch rechtzeitig den Arzt aufgesucht hatte. 63 Jahre alt war er zu diesem Zeitpunkt.

„Es geht um Gesundheit und um den Spaß in der Gruppe“ Für Klaus Hägerbäumer und Alfred Sedlag war es keine Frage, dass sie im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten wieder Sport treiben wollten. In der Herzsportgruppe fanden sie ihre neue sportliche Heimat. „Es geht zu je 50 Prozent um Gesundheit und den Spaß in der Gruppe“, findet Sedlag. „Die ärztliche Aufsicht beruhigt zudem.“ Wer kann beim Herzsport mitmachen? „Eigentlich jeder, der eine Herzschwäche hat“, sagt Alfred Sedlag, der als Kassierer zum Vorstand der Koronarsportabteilung gehört. Voraussetzung ist eine Verordnung vom Hausarzt, so dass die Krankenkasse die Kosten für den Rehasport übernimmt. Darüber hinaus stellt der Hausarzt die Belastungsgrenzen fest. „Das Ziel ist, das Herz unter Kontrolle zu belasten, mehr nicht“, erklärt Klaus Hägerbäumer. Altersmäßig sind die Gruppen bunt gemischt. Die

Teilnehmer sind zwischen 35 und 85 Jahre alt. Sie alle sind nicht nur wegen ihres Herzens, sondern mit ganzem Herzen dabei, denn der Sport gibt ihnen das Vertrauen in ihren Körper zurück, lehrt sie, ihr Leistungsvermögen realistisch einschätzen zu können.

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INSPIRATION VOM KÖNIG VON KORSIKA Doris Althoff ist Buchautorin, Burgherrin und Bilderjägerin Text Iris Kannenberg , Fotos Martin Büdenbender

Doris Althoff hat sich im Volmetal einen Namen als Schriftstellerin gemacht. Seit fast zwei Jahrzehnten ist sie Mitglied der Autorengruppen „Geschichtenschmiede“ und „Krimiwerkstatt Volmetal“. Zu Hause ist sie in Werdohl. Doris Althoff wohnt in einer Burg. Ja, in einer echten. Die man aber erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick noch als solche erkennt. Burg Pungelscheid brannte be-

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reits im 18. Jahrhundert durch einen Blitzschlag vollständig aus und lässt sich heute nur noch von denen finden, die bewusst nach ihr suchen. In dem großen Garten der Familie Althoff befinden sich zwei alte Burgbrunnen. Der ehemalige Wehrturm, der als einziger den Brand überlebte, wurde architektonisch in das jetzige Wohnhaus integriert. Was dem Haus seine unverwechselbare Form gibt. Der Erbauer von Burg Pungelscheid war Rötger von Neuhoff, dessen Familie den Sauerländern auch durch Schloss Neuenhof bekannt ist. Aus seiner Nebenlinie entstammte Theodor von Neuhoff. Der war 1736 für 100 Tage lang der bisher einzige König von Korsika und soll tatsächlich eine Zeitlang auf der Burg Pungelscheid gelebt haben. Immerhin, der König von Korsika ein Wahl-Werdohler. Das hat doch was! „Burgherrin“ Doris Althoff erzählt mir bei meinem Besuch die Geschichte vom Königsbesuch mit leuchtenden Augen. Das ist genau der Stoff, aus dem Romane sind. Wenn einen der König von Korsika nicht inspiriert, wer dann? Es gibt noch eine andere sagenhafte Geschichte über die Burg. Eine geheimnisvolle sogar. Während die ebenerdig gelegene Burg ausbrannte, hat sich der Keller der Burg unbeschadet durch die Jahrhunderte erhalten und bietet dem Haus darüber ein besonders interessantes Fundament. Mit einem eigenen Zugang. Um diesen Keller rankt


sich das hartnäckige Gerücht, dass es einen Geheimgang geben soll von der Burg hin zur Stadt Werdohl. Leider hat ihn bisher noch niemand gefunden. Was ja das eigentliche Wesen eines Geheimganges ist. Die Erbauer haben da wohl richtig gute Arbeit geleistet.

Menagerie mit Schafen, Hund und Kater Der Gewölbekeller hingegen wird auch heute noch gern genutzt. Es bedarf hier wenig Fantasie, um sich große Weinfässer vorzustellen, mächtige Schinken, die von der Decke herabhängen und zechende Rittersleute, die sich ein wildes Gelage gönnen. Doris Althoff und ihr Ehemann ließen sich ebenfalls lange Zeit von diesem „Kellergeist“ inspirieren und machten ihn der Öffentlichkeit zugänglich durch interessante Events. Musik, besonders Irish Folk, hat es den beiden angetan und so organisierten sie kleine und größere Konzerte in ihrem Haus, Lesungen und vieles andere mehr. Mit großem Zuspruch, die Events der Althoffs sind legendär. Allein schon wegen des außergewöhnlichen Ambientes! Die Schriftstellerin Doris Althoff passt perfekt in diese Umgebung mit ihrem jahrhundertealten Flair. Und ebenso perfekt in ein modernes Leben mit Mann, Kindern, Tieren, Handys und Computern. Die große, sympathische Frau ist vielseitig und multitalentiert, wirkt zeitlos und ebenso leicht geheimnisvoll wie das Haus, in dem sie wohnt. Sie ist nicht nur Mutter von zwei Kindern, sondern hält sich in dem riesigen Garten direkt vor der Haustür eine kleine Schafherde. Diese für Schafe recht großen Gesellen lieben Essen, sind sehr, sehr neugierig und brachten unseren Fotografen Martin Büdenbender durch ihr stetiges Herumwandern um ihn und seine Kamera zeitweilig etwas aus dem Konzept. Nun, eine Kamera sieht einfach

Schmökern in Mamas Büchern

irgendwie lecker aus, und natürlich auch ein bisschen gefährlich. Genau die richtige Mischung jedenfalls, um bei den „Schäfchen“ für sehr entschlossene Annäherungsversuche und dann wieder ängstliches Weggaloppieren zu sorgen. Immer schön im Wechsel. Begleitet von entrüsteten „Mööööh“. Ein Fotoshooting der ganz besonderen Art. Zur Menagerie des Hauses gehören zudem ein kleiner Hund und ein roter Kater, der - wie für alle Katzen ganz selbstverständlich - der eigentliche Hausherr ist. Ab Frühjahr 2018 bietet die ausgebildete Kommunikationswirtin, die freiberuflich im Bereich Marketing und Webdesign tätig ist, als leidenschaftliche „Fotojägerin“ in Herscheid (VHS Volmetal) zu all ihren Aufgaben auch noch einen Kurs zur Erstellung eines Fotobuches an.

Geschichten gehen unter die Haut Doris Althoff hat also eigentlich genug zu tun. Was sie jedoch nicht davon abhält, seit vielen Jahren Bücher, Kurzgeschichten und Essays zu schreiben. Denn die Werdohlerin ist seit fast zwei Jahrzehnten aktives Mitglied der Autorengruppe „Geschichtenschmiede“ und der „Krimiwerkstatt Volmetal“. Und mehrfache Preisträgerin. Im Jahr 2000 gewann sie mit ihrer Geschichte „Rache ist bitter“ zusammen mit zwei anderen Autoren den 1. Preis des Literaturwettbewerbes „Weibergeschichten“ zum Internationalen Frauentag. 2004 holte sie mit ihrer Liebesgeschichte „Lavendel“ den 1. Preis des Literaturwettbewerbs Volmetal. Im gleichen Jahr wurde ihre Geschichte „Das Nachbargrab“ vom Verlag Alt-Juist in die Anthologie „Mein Juist“ aufgenommen. Und 2017 ging wieder der erste Preis des Literaturwettbewerbs „Weibergeschichten“ für ihre Kurzgeschichte „Der Troststrumpf“ an sie. Drei ihrer Erzählungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, hat nun sogar das Werdohler Kaufhaus WK in sein Sortiment aufgenommen. In „Weibergeschichten - Schöne Neue Welt“ erzählt sie in „Der Troststrumpf“ von einer Flüchtlingsfamilie in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und auch heute nichts an Brisanz verloren hat. In der Anthologie „Mord im Denkmal“ erzählen Autoren und Autorinnen Kriminalgeschichten, die in Denkmälern der Region, z.B. der Heesfelder Mühle

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oder der Burg Pungelscheid spielen. Für solche Geschichten ist Doris Althoff ja nun wirklich DIE Expertin mit ihrem König von Korsika und dem verschollenen Geheimgang. Die so entstandene Kriminalgeschichte „ Der lange Schatten des Königs“ erzählt daher auch mit starkem Lokalkolorit von scheidenden Bürgermeistern, Lokalpolitikern und Ordnungsamtsleitern, die sich in seltsame Intrigen verstricken. Das dritte Buch, das es jetzt im WK zu kaufen gibt - „Grumo, das kleine Grundschul-Monster, ein Hasen-HörnchenHamster wird entdeckt“ -, wurde vom Pomaska-BrandVerlag verlegt und ist zudem das erste Kinderbuch der Autorin. Alle ihre Bücher können im Web bestellt werden. Man braucht dafür nur ihren Namen in die Suchmaschinen einzugeben und erhält zahlreiche Links. Aber ihre Bücher in Werdohl direkt verkaufen zu lassen, zeigt schon in besonderer Weise, wie sehr das Herz der Autorin für ihre Heimatstadt schlägt. Ihre Geschichten behandeln sehr unterschiedliche Themen, die aber die Vielseitigkeit der Doris Althoff nur noch einmal umso ausdrücklicher dokumentieren. Ebenso wie ihre schriftstellerische Kraft und die Fähigkeit, sich in die unterschiedlichsten Charaktere mit Haut und Haar einzufühlen. Ihr persönlicher Schreibstil ist geprägt von einer ausdrucksstarken Sprache. Aber nicht nur diese Eigenschaften kennzeichnen sie als Autorin. Sondern die Tatsache, dass sie sich ihrer Protagonisten mit Vehemenz und viel Liebe annimmt. Ihre Figuren werden beim Lesen lebendig. Doris Althoff begnügt sich nicht damit, einfach nur etwas profan zu erzählen, sondern sie zieht ihre Leser schnell in den Bann und lässt diese erst wieder gehen, wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist.

Autorin mit Humor und Herz Die Schriftstellerin überzeugt durch Authentizität. Besucht man sie in ihrem häuslichen Umfeld, wird einem schnell klar, dass sie auch in ihrem realen Leben das ist, was sie ihren Romanfiguren gerne zuschreibt. Klug, empfindsam, lebendig und immer bereit, sich weiterzuentwickeln. Mit einem scharfen Blick auf die Dinge hinter den Dingen, worüber man besonders in ihrer Krimi-Kurzgeschichte „Der lange Schatten des Königs“ auch einmal richtig lachen kann. Die Autorin hat Humor und Herz. Zudem ist sie ist eine echte Persönlichkeit. Und dazu tiefgründig wie die alten Brunnen der Burg Pungelscheid. Sie nimmt sich viel Zeit. Macht nichts einfach so, sondern überlegt ihre einzelnen Lebensschritte sorgfältig. Das, was sie tut, muss passen, soll sie nicht verbiegen. Sie will sich wohlfühlen. Sie bricht nichts übers Knie, stellt erst einmal ihre Familie und ihre Tiere in den Mittelpunkt. Trotzdem oder gerade deswegen ist sie mit Leib und Seele Schriftstellerin. Eine gute Mischung, die Doris Althoff sicher noch oft zu neuen Geschichten und Figuren inspirieren wird. Vielleicht auch zu dem Roman, der in ihr Gestalt annimmt und für den sie mit ihren vielfältigen Aufgaben als Familienmanagerin noch nicht die Zeit gefunden hat. Ihre Leserschaft muss sie jedenfalls nicht mehr überzeugen. Die weiß, was an schriftstellerischem Talent in ihr steckt und freut sich über jede Zeile aus der Feder der Werdohler Schriftstellerin, die in der alten Burg Pungelscheid wohnt.

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Die Four Valleys proben dienstags von 19.45 bis ca. 21.30 Uhr im Bürgerhaus Bremcke. Die erste Probe im Jahr 2018 findet am 9. Januar statt. Die Kontaktdaten stehen auf der Homepage four-valleys.de.

FOUR VALLEYS DRÜCKEN DIE RESET-TASTE

Plettenberger Männerchor hält Tür für neue Sänger weit offen

Von Bernhard Schlütter Der Männerchor Four Valleys ist ein musikalisches Aushängeschild Plettenbergs. Der vitale Männerchor, der im Dörfchen Bremcke beheimatet ist, tritt ein ums andere Mal den Beweis an, dass Chorgesang alles andere als ein alter Hut ist. Um auch weiterhin attraktiv für immer wieder neue und auch junge Sänger zu bleiben, drücken die Four Valleys zum Jahresanfang 2018 die Reset-Taste. „Wir sind in den zurückliegenden Jahren extrem aktiv gewesen und haben viele schöne Konzerte gegeben. Die Vorbereitung auf derlei Konzerte ist sehr zeitintensiv und aufwendig und verlangt dem Chor alles ab“, erklärt Frank Schmidt, 1. Vorsitzender des MGV Bremcke/ Die Four Valleys. „Das hatte leider auch den Nebeneffekt, dass es interessierte Neusänger schwer hatten, sich in den Chor zu integrieren, weil eigentlich dauerhaft bereits etablierte Stücke auf sehr hohem Niveau geprobt wurden. Das wollen wir jetzt ändern.“ Die Four Valleys werden sich im Jahr 2018 weitestgehend von den heimischen Bühnen zurückziehen, um sich ganz gezielt der Erarbeitung eines neuen Repertoires zu

ten Leitung von Thomas Weidebach wird sich der Chor dann auch wieder ganz gezielt moderner Chorliteratur aus den Bereichen Rock und Pop widmen und sein bestehendes Repertoire nach und nach auffrischen. „Mit dieser Maßnahme möchten wir insbesondere auch neue Sänger motivieren, uns zu unterstützen und es mal bei den Four Valleys zu versuchen.“ Die ersten Hospitanten ließen sich bereits im November und Dezember bei den Proben im Bürgerhaus Bremcke sehen. „Wir sind ein Laienchor. Uns vereint die Freude am Singen und an der Musik“, halten die Four Valleys die Tür für jeden Interessierten offen. Einhergehend mit der Erarbeitung eines neuen Repertoires wird Thomas Weidebach auch die Probenarbeit modifizieren und umgestalten. „Wir werden wieder mehr Wert auf die Basics legen, Grundlagen des Singens neu vermitteln und innovative, sehr abwechslungsreiche Probenmethoden ausprobieren“, kündigt er an. „Das wird auf jeden Fall ein sehr spannender Prozess, zu dem wir interessierte Neueinsteiger herzlich einla-

widmen und interessierten Neusängern die Chance zu geben, in den Chor einzusteigen. „Ab Januar werden wir in den Proben mit einer ganzen Reihe neuer Stücke beginnen, bei denen der komplette Chor bei Null startet“, kündigt Frank Schmidt an. Unter der bewähr-

den möchten.“ Frank Schmidt kündigt an: „Unser Ziel ist es, das neue Repertoire im Rahmen unseres Festivals Acappellissimo im November 2018 zu präsentieren.“ Die zahlreichen Fans der Four Valleys werden es kaum erwarten können.

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MUSIK SPIELEN 61


„JEDER MENSCH IST MUSIKALISCH“ Elementare Musikerziehung der Musikschule Lennetal Was ist eigentlich eine Musikschule? - Sebastian schaut mich irritiert an: „Das weiß doch jedes Kind“, empört sich der Achtjährige. „Da lernst du singen, Musik machen und so.“ Ist das, was eine Musikschule leistet, wirklich so klar definiert? Wird in der Musikschule nach dem Muster herkömmlicher Schulen nur gelernt, gebüffelt, gepaukt, Leistung gefordert? Ist das wirklich alles, was eine Musikschule ausmacht? Aus dem großen Musikzimmer des Plettenberger Standorts der Musikschule Lennetal schallt fröhliches Kinderlachen: „Tike-titak der Tausendfüßler, wickel, wackel, geradeaus, bei jedem Schritt wackeln tausend Füße mit, und so kommt er bald zum Tausendfüßler-Haus“, singen die Vier- bis Sechsjährigen fröhlich, klatschen dazu im Rhythmus in die Hände und begleiten so den Tausendfüßler Emmerich auf seinem Weg nach Hause. Zuvor hatte Emmerich den Schuster besucht, denn einer seiner Tausend Schuhe hat ganz mächtig gedrückt. Fantasievoll sind die Geschichten, die Joachim Kampschulte seinen aufmerksam zuhörenden Schützlingen erzählt. Und immer bieten sie Raum für gemeinsame Musikspiele. Da wird im Takt die Schusterahle geschwungen, um einen imaginären Schuh zu flicken, oder eben miteinander das Tausendfüßler-Lied gesungen.

Joachim Kampschulte will lebenslange Freude am Musizieren vermitteln Musikschulunterricht bei Joachim Kampschulte ist auffallend anders. Es geht hier um das gemeinsame Handeln und Erleben. Im Pädagogen-Deutsch heißt das, den Fokus auf den Aufbau von Lebenskompetenzen legen, Kreativität fördern, soziale und emotionale Kompetenz erwerben. Seit 30 Jahren unterrichtet Joachim Kampschulte an der Musikschule Lennetal und ist dort Fachbereichsleiter für elementare Musikerziehung. In seinem Unterricht setzt der Diplom-Musikpädagoge eigene Akzente, denn er findet: „Eine Musikschule ausschließlich auf Leistung

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Von Martin Büdenbender auszurichten, das ist zu wenig. Unser Ziel als Musikpä­ dagogen muss es sein, den Kindern lebenslange Freude an der Musik zu vermitteln“, fordert er. Überzogenes Leistungsdenken könne dem im Wege stehen. Wer eine geforderte Leistung nicht bringen könne, fühle sich schnell als Versager und verlöre so die Lust am Musizieren. „Was einem Kind am stärksten unter die Haut geht, sind Erfahrungen, die es mit Menschen macht.“ Daher spricht Joachim Kampschultes, wenn er über seinen Unterricht redet, auch weniger von Erziehung, sondern viel mehr von Beziehung, von miteinander Handeln, zusammen singen, tanzen und musizieren. Schon für Kinder im Krabbelalter bekommt so der Besuch der Musikschule einen Sinn. Zusammen mit ihren Eltern erleben sie Musik als eine verbindende Kraft. Das gilt auch für die Vorschul- und Grundschulkinder, die so herrlich unbefangen und mit ganzen Herzen seine Lieder mitsingen. Singen und Musizieren soll nach Kamp-


schultes Verständnis von möglichst vielen Menschen betrieben werden. Den Stellenwert, den Musik in unserer Gesellschaft einnimmt, erkennt man schon daran, dass allerorten Musik konsumiert wird. Radio, TV, Internet, mp3-Player oder Konzert. Musik ist unser ständiger Wegbegleiter. „Aber“, bedauert der Musikpädagoge, „wir musizieren immer weniger. Das hat mit dem Vorurteil zu tun, dass Musik eine besondere Gabe ist, über die nur wenige Verfügen.“ Kampschulte sieht Musikalität eben nicht als eine besondere Gabe,die nur wenige Menschen besitzen. Er betrachtet sie als eine menschliche Grundfähigkeit: „Jeder Mensch ist musikalisch!“ In Joachim Kampschultes Unterrichtsraum hat inzwischen die Belegschaft gewechselt. Jetzt sind die ganz Kleinen an der Reihe. Im Takt der Musik bewegen sich die Muttis und die Vatis mit ihren Kindern auf den Armen übers Parkett und singen dazu: „Es regnet, es reg-

net, es regnet gar so sehr, der Wind bewegt die Bäume, die Bäume hin und her, es blitzt und es donnert, es blitzt und es donnert, wir schau‘n und seh‘n den Regenbogen...“ Keiner ziert sich mitzusingen. Warum auch? Die lachenden Gesichter mit den strahlenden Augen sprechen für sich: Hier fühle ich mich wohl.

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WER WAR DORA?

Von Cristin Schmelcher

Alte Postkarten inspirieren Plettenbergerin Clara Gabriel zu ihrem Debütroman Als ich an einem verregneten Novembertag vor vier Jahren Clara Gabriel einen Besuch abstatten wollte, fand ich meine alte Schulfreundin mitten in einem Stapel antiker Postkarten, Lexika und eigener Notizen vor, mit denen sie versuchte, die zwischen 1905 und 1913 geschriebenen Postkarten zu entziffern und zu übersetzen. „Ich wusste, dass da noch so ein altes Postkartenalbum im Keller liegt und war auf der Suche nach schönen Wintermotiven, um Weihnachtskarten zu gestalten als mir auffiel, dass fast alle Karten an die gleiche Person adressiert sind und jetzt muss ich wissen, wer sie war“, erläuterte sie mir ihre Aktivität.

Alte Postkarten inspirieren die Autorin Seitdem stellt Dora Neumann, die Empfängerin der Postkarten, das Leben der heute 39-Jährigen gehörig auf den Kopf. Verschiedene Wohnorte in London, deren Straßennamen sich teilweise nach den beiden Weltkriegen geändert haben, Bilder von mittlerweile nicht mehr vorhandenen Gebäuden, keine eindeutigen Passagierlisten der Reedereien, kein Passwesen vor dem Ersten Weltkrieg und die Qualität der Schriften auf den Postkar-

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ten brachten Clara auf die Idee, sich anhand der Eckdaten eine Geschichte auszudenken und nach eineinhalb Jahren Recherche fing sie an zu schreiben. Die ersten 200 handschriftlich verfassten Seiten verwarf sie schnell wieder, kaufte sich einen Schreibratgeber und buchte für zwölf Wochen einen Onlineschreibkurs bei Bestsellerautor Rainer Wekwerth aus Süddeutschland, der später zu ihrem Coach wurde. Außer ihm und ihrer Mutter bekam während der Schreibphase niemand ein Kapitel ihres Werkes zu Gesicht. Nach Zusammenarbeit mit der Lektorin und Korrektorin Claudia Pietschmann und der Coverdesignerin Claudia Toman entschied sich die Schriftstellerin schließlich im letzten Sommer zur Selbstveröffentlichung und startete im Herbst des letzten Jahres auf der Frankfurter Buchmesse durch. Gemeinsam mit dem Verleger Olaf Buchheim und dem Schriftsteller Haroon Gordon führte sie im Rahmen des Projekts „Buchalarm“ Interviews mit einigen Bestsellerautoren am Messestand durch und las aus ihrem eigenem Buch auf einer Bühne auf dem Messegelände und im Frankfurter Café Mutz.


Der Roman Doras Geschichte beginnt im Januar 1905 in der Thüringer Stadt Schleusingen. Die 17-Jährige soll Lehrerin werden, wenn es nach ihrem Vater ginge, ihre Mutter sähe sie aber lieber unter der Haube. Doch Dora hat andere Pläne und träumt von einer Karriere als Schauspielerin im fernen Amerika und haut ab. Auch der junge Offizier Alfred, der sich in sie verliebt hat, kann sie nicht aufhalten. Da die Reise zunächst zu teuer ist, landet das attraktive Mädchen in London, der damals größten Stadt der Welt. 1907 gelangt sie auf dem Seeweg nach Buenos Aires und somit ins „falsche Amerika“, da diese Stadt zur damaligen

eine enge Verbindung zu Adolf Natursius, der im Buch Alfred von Natursius heißt, geht aus den späteren Anschriften hervor. Nicht eindeutig ist dagegen die Vermutung, dass Dora eine Tochter namens „Lilli“ bekommen haben könnte.

Hoffnung auf Hinweise zu Dora Bei aller Fantasie legt Clara Gabriel dennoch großen Wert auf sachliche und historische Richtigkeit und so stimmt in ihrem Roman sogar das Wetter an den jeweiligen Tagen, die im Buch genannt werden. Auf ihrer Website www.doras-postkarten.de veröffentlicht sie nach und nach die 192 Originalpostkarten und erhofft sich weitere Hinweise zur „echten Dora“ zu erhalten, die vermutlich etwas älter gewesen sein muss als die Hauptfigur in ihrer Geschichte.

Zeit ein Zentrum der Prostitution war. - In „Postkarten an Dora“ geht es um Liebe, Freundschaft, Treue und Verrat.

Die Suche nach Dora geht weiter Der Autorin ist bewusst, dass sie mit ihrer Geschichte wüste Behauptungen aufstellt, einige Eckdaten und Tatsachen erscheinen aber durch Entschlüsselung der Postkarten logisch. So befindet sich beispielsweise auf den Hamburger Passagierlisten ein Eintrag „D. Newman“ und einige Karten scheinen per Schiffspost zugestellt worden zu sein. Zudem hatte die junge Dame wohl viele Verehrer und sammelte Karten von damaligen Stars; auf einigen ist von Theaterverhältnissen die Rede. Auch

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Ein Schriftstück mit Doras Handschrift befindet sich nicht in der Sammlung. „Ich kann sie wahrscheinlich gar nicht finden, weil ihr Nachlass bei mir ist“, so Gabriel. „Vielleicht können mir auch meine Leser bei einigen Wörtern helfen, die ich nicht entziffern konnte.“ Das Postkartenalbum stammt aus dem Nachlass einer Großtante aus Schleusingen, deren Lebensgefährte Antiquitätensammler war, und schlummerte etwa 20 Jahre im Keller der Schriftstellerin im Sauerland.

Clara Gabriel Den Traum einmal ein Buch zu veröffentlichen hatte Clara Gabriel alias Cornelia Griebel nie. Nach ihrer Schulzeit auf dem Gymnasium absolvierte sie ihr Fachabitur und eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin in Iserlohn. 2002 schloss sie ihr BWL-Studium an der Fachhochschule in Göttingen ab, besaß vier Jahre eine eigene Werbeagentur und ist heute als Kauffrau tätig. Neben ihrem Bürojob erledigt sie mittlerweile früh morgens ihre „Social-Media-Stunde“ und widmet sich interessierten Lesern und ihrem Blog. Auf ihre Website www.claragabriel.de ist nicht nur das Buch in limitierter Auflage mit Abbildungen von den Originalpostkarten erhältlich; die Künstlerin gestaltet z.B. auch eigene Tassen und Kalender und bedankt sich bei

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ihren Lesern mit einigen Aktionen wie einem digitalen Adventskalender. „Postkarten an Dora“ ist außerdem als Taschenbuch im Buchhandel und als E-Book im Internet erhältlich. Wenn neben ihren nun zwei Berufen noch Zeit bleibt, verbringt Clara die Zeit auf Reisen mit ihrem Ehemann, genießt die Natur des Sauerlandes in Begleitung ihrer beiden Hunde, kocht gerne, liest und malt.

Doras Zukunft Clara Gabriel hat schon einige Exemplare ihres Erstwerks verkauft und kündigt auch ihr Erscheinen auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2018 an, auch wenn es bis dahin keine Fortsetzung von Doras Leben geben wird, weil die Recherchearbeiten sehr umfangreich sind. Am 16. Februar liest die Plettenbergerin in der Stadtbücherei ihrer Heimatstadt, am 25. Februar schließt sich eine Lesung im Herscheider Rathaus an. Daneben hofft die Autorin, ihr Buch auch in Doras Heimat Schleusingen einmal persönlich vorstellen zu dürfen. Ihren historischen Roman bezeichnet sie selbst als „Roadmovie“. „Wenn ich meinen Roman eines Tages verfilmen könnte, wäre Josefine Preuß die optimale Besetzung, so stelle ich mir Dora vor“, verrät mir Clara ihre Zukunftsträume für Dora Neumann.


KALENDER MIT TRADITION UND PERSÖNLICHER NOTE

Von Wolfgang Teipel

Gemeindearchivarin Claire Maunoury steuert Herscheider Erinnerungen ihrer Familie bei

Die „Herscheider Erinnerungen“ sind ein Jahreskalender mit Tradition. Die 15. Auflage besitzt eine ganz persönliche Note. Claire Maunoury, seit April 2017 Gemeindearchivarin im Rathaus, hat alte Fotos aus dem Besitz ihrer Familie beigesteuert. „Das ist natürlich ein Glücksfall“, freut sich Bürgermeister Uwe Schmalenbach. Die Familie von Claire Maunoury lebt zwar inzwischen in Werdohl, besitzt aber aus ihrer Herscheider Vergangenheit Fotoschätze, die Leben und Geschichte des Ebbedorfes widerspiegeln. Dazu zählt auch das Bild aus der Räriner Volkschule. Es stammt aus dem Jahr 1910 und liefert einen tiefen Einblick in die Herscheider Bildungshistorie. Auch die Fakten sind von Claire Maunoury recherchiert und in einem kompakten Text zusammengefasst worden. Die Räriner Volkschule existierte danach von 1885 bis 1966. Nach dem Ausbau der zentralen Schulen am Rahlenberg und in Hüinghausen wurde sie geschlossen, ebenso wie die Volksschulen Schwarze Ahe und Schönenbecke. Wie sich die Zeit gleichen. Auch diese Bildungseinrichtungen sind bald Geschichte. Das Schulzentrum am Rahlen-

berg wird zum Haus der Bildung umgebaut. Zum Schuljahr 2020/21 soll die Hüinghauser Grundschule zum Rahlenberg umziehen. Dann verfügt die Ebbegemeinde mit ihren zahlreichen und verstreut liegenden Ortsteilen nur noch über eine zentrale Bildungseinrichtung. Das Februar-Kalenderblatt besitzt starke aktuelle Bezüge. Das gilt auch für andere Dokumente der Herscheider Geschichte, die in diesem Kalender versammelt sind. Im Mai 2018 beispielsweise feiert der TV Grünenthal sein 125-jähriges Bestehen. Im Kalender wird dieses Ereignis mit einem Foto der heimischen Turner gewürdigt, die beim Deutschen Turnfest 1958 in München erfolgreich waren. Nicht nur für die Gemeinde, auch für die Nachfolgerin von Archivarin Lena Koch war das Kalender-Projekt in Zusammenarbeit mi den Stadtwerken Lüdenscheid ein Glücksfall. „So konnte sich die junge Diplom-Archivarin gleich mit Elan in die Arbeit stürzen“, sagt Bürgermeister Uwe Schmalenbach. Die 28-jährige Claire Maunoury ist jetzt Herrin über den Archivschatz der Gemeinde und über aktuelle Dokumente. „Sie bestimmt, was aufbewahrt wird“, erläutert der Rathaus-Chef. Dazu zählen beispielsweise auch Vorlagen für die Ausschuss- und Ratssitzungen der Gemeinde. So kommt in ferner Zukunft möglicherweise mal den Randnotizen des Bürgermeisters besondere Bedeutung zu. „Bislang hatte ich das nicht für so wichtig gehalten“, bekennt Uwe Schmalenbach. Die Nachwelt wird allerdings auf diesem Weg kaum erfahren, was Uwe Schmalenbach über Rat und Verwaltung gedacht hat. „Mit solchen schriftlichen Bemerkungen halte ich mich zurück.“

Der Archivverbund • Die Gemeinde Herscheid kann sich die professionelle Bewertung und Aufbewahrung von Archiv nur leisten, weil sie im Archivverbund mit Lüdenscheid und Schalksmühle kooperiert. „Das ist ein Ergebnis unserer guten interkommunalen Zusammenarbeit“, betont Uwe Schmalenbach. • Bis zum Sommer 2013 wurde das bis dahin angefallene Archivgut als Depositum im Kreisarchiv betreut und im Laufe der Jahre zumindest teilweise erschlossen. Die Depositalverträge waren allerdings befristet. 2009 teilte der Märkische Kreis den betroffenen Gemeinden mit, dass er diese Depositalverträge nicht verlängern wolle. • Im Sommer 2013 wurden die Unterlagen aus dem Altenaer Kreisarchiv nach Herscheid und Schalksmühle zurückgeholt. Zum 1. Juli 2015 wurden sowohl der Kooperationsvertrag als auch der Arbeitsvertrag der zuständigen Archivarin vorzeitig entfristet. • Kontakt: Gemeindearchiv Herscheid, Telefon 02357/909340, E-Mail: maunoury@herscheid.de

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THORSTEN WALLER STEHT VOLL IM LEBEN – TROTZ SEHBEHINDERUNG Blinden- und Sehbehindertenverein Plettenberg ist Austauschplattform und Freizeitangebot zugleich Von Romina Suliani

Thorsten „Wally“ Waller ist bekennender Technikfreak. Die modernen Systeme ermöglichen ihm trotz seiner Sehbehinderung Texte und Bilder zu erkennen.

Thorsten Waller ist ein Zahlenmensch. Sagt er. Er liebt es mit Nummern zu jonglieren, sie zu erfassen und auszuwerten. Und er ist ein Technikfreak. In seiner Wohnung im Plettenberger Stadtteil Oester stapelt sich allerlei technischer Schnickschnack. Am liebsten von der Marke mit dem angebissenen Apfel. Wally – wie ihn seine Freunde nennen – mag Filme und Literatur, am liebsten Krimis und Science-Fiction. Soweit, so unauffällig. Und doch: Es gibt eine Besonderheit an Thorsten Waller, die auf Anhieb zu den beschrieben Eigenschaften nicht zu passen scheint. Er ist stark sehbehindert. Auf dem rechten Auge hat der 42-Jährige noch eine Sehkraft von fünf bis sechs Prozent, links: etwa 20 Prozent. Thorsten kann Zahlen und Buchstaben zwar erkennen – aber nur mit einer vielfachen Vergrößerung. Sein Computer hilft ihm dabei. Hier kann er nach Belieben Texte, Tabellen und Bilder heranzoomen. „Ich bin ein Technik-

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spielkind“, gibt er zu. „Ich probiere alles aus, was man an den Strom anschließen kann.“ Und so testet er zahlreiche Hilfsmittel für Blinde- und Sehbehinderte aus. Elektronische Lupen, Vergrößerungssoftware und anderes – es gibt im Grunde nichts, was er nicht schon einmal ausprobiert hätte. „Ich habe ja immer eine gute Ausrede – ich könnte es ja als Hilfsmittel gebrauchen“, sagt er und grinst breit. Was es da alles für Möglichkeiten gibt, weiß Thorsten auch dank der Unterstützung des Blinden- und Sehbehindertenvereins Plettenberg. Darin ist er seit Ende 2014 Mitglied – und mit seinen 42 Jahren das jüngste.

Verein ist Austauschplattform für Betroffene „Der Altersdurchschnitt der Mitglieder liegt bei 73 Jahren“, erklärt Thorsten. „Sobald ich eine Mitgliederliste in den Händen hatte, habe ich das errechnet.“ Zahlenmensch eben. Deswegen war er zunächst auch skeptisch, als er


sich bei dem Verein das erste Mal blicken ließ. Ob die meisten nicht zu alt sind? Ob das Programm für einen Mann im besten Alter nicht zu langweilig ist? Ob man sich überhaupt was zu erzählen hat? Aber er wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil: „Es hilft mir zu sehen, dass ich nicht mit meinen Problemen alleine bin.“ Der Austausch mit anderen Betroffenen tue ihm gut. Und auch die regelmäßigen Ausflüge, zum Bespiel zu speziellen Blindenvorführungen ins Musiktheater im Revier nach Gelsenkirchen, oder die Sommer- und Weihnachtsfeiern genieße er immer sehr. „Aber natürlich wäre es

Info Wie viele Sehbehinderte und Blinde es genau in Plettenberg und Umgebung gibt, ist schwer zu sagen. Laut der Bundesvereinigung der Blinden- und Sehbehindertenvereine werden Blinde und Sehbehinderte in Deutschland nicht gezählt. Schätzungen zufolge liegt ihre Zahl aber etwa bei 1,2 Millionen bundesweit – Tendenz steigend. Denn viele Augenerkrankungen sind eine Begleiterscheinung zunehmenden Alters. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Plettenberg trifft sich immer am 3. Donnerstag im Monat um 15 Uhr im Hotel Haus Battenfeld. Er bietet: Aufklärung über Hilfsmittel für Sehbehinderte, Hilfe bei allen Formalitäten und Anträgen für Hilfsmittel und Blindengeld, Austausch über Erfahrungen im Alltag bei regelmäßigen Treffen in geselliger Runde. Ausflüge in die nähere Umgebung und zu speziellen Attraktionen für Sehbehinderte. Unverbindliche Infos gibt es bei Bärbel Schatte: Tel. 02391/13027

Der Vorsitzende Markus Mücke stimmt gerne das ein oder andere Liedchen mit seinem Schifferklavier an.

auch toll, wenn sich noch weitere jüngere Menschen mit ähnlichen Problemen uns anschließen würden.“ Dann könnte sich auch noch mehr an den gemeinsamen Aktivitäten ändern. Zu den monatlich stattfindenden Kaffeetrinken am Nachmittag schafft es Thorsten als Betriebsratssekretär bei der Firma Dura nämlich in der Regel nicht. „Aber wir überlegen schon, ob wir im neuen Jahr den Stammtisch am Abend wieder aufleben lassen“, sagt Bärbel Schatte, 2. Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Plettenberg. „Dann können auch die teilnehmen, die arbeiten.“ Auch sie würde sich über weitere Mitglieder freuen. Je jünger, desto besser. Der Gemeinschaftssinn verbindet die Mitglieder des Vereins – auch über Altersgrenzen hinaus. Thorsten tauscht sich zwar auch über soziale Netzwerke mit anderen Betroffenen aus, aber der reale Kontakt ist eben doch durch nichts zu ersetzen. Dank des Blinden- und Sehbehindertenvereins hat er schon viele zahlreiche Tipps erhalten, die ihm in seinem alltäglichen Leben weiterhelfen. So wusste er zwar, dass es staatlich finanziertes Blindengeld gibt – „aber ich dachte immer: Ich bin ja nicht komplett blind. Ich sehe ja immer noch ein bisschen.“ Durch den Plettenberger Verein erfuhr er, dass es auch Anspruch auf finanzielle Unterstützung bei starker Sehbehinderung gibt: das Sehbehindertengeld. Ein weiteres Beispiel: Seitdem Thorstens Augen schlechter werden, weiß er Hörbücher immer mehr zu schätzen. Durch einen Tipp aus dem heimischen Verein hat er das Angebot der westdeutschen Blindenhörbücherei mit Sitz in Münster kennengelernt. Hier können Blinde und Sehbehinderte kostenlos Hörbücher ausleihen – und es kommen ständig neue Erscheinungen hinzu. „Der Blinden- und Sehbehindertenverein ist für mich Hilfestellung, Austauschplattform – aber vor allem ein Treffpunkt mit Gleichgesinnten – und das möchte ich auf keinen Fall mehr missen“, resümiert Thorsten die Vorzüge des Plettenberger Vereins. „Ich kann nur alle Betroffenen ermutigen, selbst mal vorbeizuschauen.“

Impressionen von der Weihnachtsfeier des Blinden- und Sehbehindertenvereins Plettenberg.

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Advertorial

MENSCHELQUARTIER FÜHRT RANKING AN Bodenrichtwert von 200 Euro ist die Spitze in Plettenberg Das MenschelQuartier ist spitze in Plettenberg! Im Ranking der Bodenrichtwerte belegt das neu entstandene Wohngebiet klar Platz 1. Der aktuelle Grundstücksmarktbericht des Märkischen Kreises weist den Bodenrichtwert für die Grundstücke im MenschelQuartier mit 200 Euro aus. Das ist das Doppelte des Plettenberger Durchschnittswertes und sogar deutlich höher als im Innenstadtbereich (zwischen 130 und 165 Euro). Das MenschelQuartier stößt damit in Mendener Dimensionen vor. Die Hönnestadt hat traditionell die höchten Bodenrichtwerte im Märkischen Kreis - ausgenommen die Städte Lüdenscheid und Iserlohn. „In bester Lage von Menden beträgt der Wert ebenfalls 200 Euro“, berichtet Holger Peters, stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Märkischen Kreis. Für Ralf Beßler, Inhaber der R.B. Makler GmbH, die die Umwandlung vom Gewerbe- in ein Wohngebiet federführend vorangetrieben hat, sieht sich bestätigt: „Die Eigentümer der Grundstücke haben ihr Geld gut angelegt. Der Kaufpreis von 245 Euro pro Quadratmeter einschließlich der Konzeption und Erschließung findet sich nun im Bodenrichtwert wieder.“ Als Projektentwickler hatte R.B. Makler die ehemalige Gewerbefläche erworben, die Industriegebäude abgerissen und die Grundstücke aufgeteilt und erschlossen. „Wir haben unsere Kalkulation von Anfang an transparent gemacht“, berichtet Immobilienkaufmann Jackson Kuschel, Gebietsleiter für Plettenberg bei R.B. Makler. Überzeugt von der Toplage des in absehbarer Zeit letzten Neubaugebiets in Innenstadtlage hat sich R.B. Makler selbst mit seinem Büro hier niedergelassen. Insgesamt 15 Baugrund-

stücke wurden geschaffen, von denen aktuell nur noch eines zu haben ist. Das Potenzial, dem MenschelQuartier den Rang abzulaufen, hat das neueste Projekt von R.B. Makler: „The View“. An der Bracht, hoch über den Dächern der Innenstadt, werden fünf Baugrundstücke in der schönsten Lage Plettenbergs geschaffen. Dabei wird das Erfolgsrezept des MenschelQuartiers fortgesetzt. „Der Käufer erwirbt von uns das Grundstück. Er ist frei in der Wahl seines Architekten oder Bauträgers für seine neue Immobilie“, erklärt Jackson Kuschel.

Anhaltspunkt für Wertermittlung Der Bodenrichtwert bezieht sich auf einen Quadratmeter unbebauten Boden und ist ein Anhaltspunkt für den Wert eines Grundstücks. Die Bodenrichtwertkarten sind wesentlicher Bestandteil des Grundstücksmarktberichts, der jedes Jahr neu erstellt wird. Damit können sich Bürger einen allgemeinen Überblick über den Grundstücksmarkt verschaffen und Kaufinteressenten Anhaltspunkte gewinnen. Ermittelt werden die Bodenrichtwerte vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Märkischen Kreis. Der stellvertretende Vorsitzende des Gutachterausschusses Holger Peters erklärt: „Wir bilden den Bodenrichtwert aus sämtlichen Verkäufen vergleichbarer Grundstücke. Es handelt sich um einen Mittelwert.“

Daten online abrufbar Die Bodenrichtwerte sind online einsehbar auf www.boris. nrw.de, dem zentralen Informationssystem der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte in Nordrhein-Westfalen. Der aktuelle Grundstücksmarktbericht für den Märkischen Kreis ist als Druckexemplar zum Preis von 30 Euro im Kreishaus Lüdenscheid (Raum 514) erhältlich oder kann in digitaler Form (PDF) gebührenfrei heruntergeladen werden über diesen Link: www.boris.nrw.de/borisfachdaten/ gmb/2017/GMB_315_2017_pflichtig.pdf. R.B. Makler GmbH Freiligrathstraße 26, 58840 Plettenberg 02391 92830 tel, info@rb-makler.de ww.rb-makler.de

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NEUE CHEFIN UND VERTRAUTES TEAM BEI JUWELIER BITZHENNER Friedrich K. Geske übergibt traditionsreiches Geschäft an Bettina Neumann Hochwertige Uhren, edler Schmuck, besondere Geschenkideen und erstklassiger Service - für all das steht seit nunmehr 120 Jahren Juwelier Bitzhenner in Plettenberg. Diese Tradition führt Bettina Neumann weiter. Zum Jahreswechsel übernahm sie das Geschäft in der Plettenberger Fußgängerzone von Friedrich K. und Anne Geske. Wenn am 9. Januar nach kurzer Renovierungszeit das Geschäft Juwelier Bitzhenner wiedereröffnet wird, erwartet die Kunden das aus vielen Jahren vertraute Team. Die sechs Mitarbeiterinnen, darunter eine Uhrmacherin und eine Goldschmiedin, bleiben. „Neuer Anstrich, aktualisierte Einrichtung, aber sonst bleibt alles beim Alten, denn das hat sich bewährt“, sagt die neue Inhaberin, die auch den traditionsreichen Namen Bitzhenner übernimmt. Bettina Neumann selbst ist seit 17 Jahren bei Juwelier Bitzhenner, hatte davor nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im Uhren- und Schmuckgeschäft in Attendorn schon einige Jahre bei Geskes Vorgänger Günter Geck gearbeitet. Die gebürtige Lichtringhauserin, die seit 30 Jahren in Plettenberg lebt, hat sich ihren Entschluss gut überlegt. „Wenn nicht jetzt, wann dann soll ich etwas Neues wagen“, sagt die sympathische 53-Jährige lächelnd. „Andererseits bleibe ich ja im beruflichen Umfeld, das ich schätze und liebe: Ich verkaufe schöne Sachen und gehe gerne mit den Kunden um.“

Technik und Mode gehen in ihrer Branche eine harmonische Verbindung ein. „Beim Schmuck werden immer wieder neue Materialien verarbeitet. Auch die Mode wandelt sich ständig“, beschreibt Bettina Neumann die Vielseitigkeit. Beim Thema Trauringe stand und steht weiterhin Juwelier Bitzhenner für große Auswahl und individuelle Beratung. Neu ins Uhrensortiment aufgenommen hat Bettina Neumann die Marke Festina. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die eigene Werkstatt. Vom Batteriewechsel über die Anpassung von Uhren bis hin zur Herstellung von einzigartigen Schmuckstücken. „Das machen wir zu 99 Prozent bei uns im Haus“, erklärt Bettina Neumann. Für die Kunden bedeutet das, dass die Arbeiten schneller und günstiger ausgeführt werden, als wenn ihre Stücke erst eingeschickt würden. „Und das Internet kann das schon gar nicht“, unterstreicht Friedrich K. Geske. Friedrich K. und Anne Geske sind froh, dass sie ihr Geschäft, das sie 25 Jahre lang führten, in bekannte Hände übergeben können. „Diese Entscheidung fiel uns leicht, obwohl es auch andere Bewerber gab“, berichtet Friedrich K. Geske. In Teilzeit wird der Uhrmachermeister seine Nachfolgerin noch unterstützen. Ansonsten werden er und seine Frau nach 50 Jahren Berufstätigkeit ihre neu gewonnene Zeit genießen. „Wir freuen uns darauf, mehr Zeit mit unseren beiden Enkelkindern verbringen zu können.“ obs

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AM PUMPSPEICHERWERK GLINGE OFFENBART SICH DILEMMA DER ENERGIEWENDE Abordnung der Weltklimakonferenz informiert sich in Rönkhausen

Text & Fotos Martin Droste

Mark-E Vorstandssprecher Erik Höhne begrüßte die internationalen Gäste im Krafthaus 15 Meter unter dem Unterbecken.

Betriebsleiter Jörg Klages führte die Delegation der Weltklimakonferenz durch die imposante Unterwelt des Pumpspeicherwerks Rönkhausen.

Tief unten im Krafthaus des Pumpspeicherwerks Rönkhausen wird es für einige Sekunden ziemlich laut. Für kurze Zeit bekommen die internationalen Besucher einen kleinen Vorgeschmack vom Höllenlärm, der entsteht, wenn fast 40 Meter unter dem Unterbecken die Maschinen auf Hochtouren laufen. „Hier ist mächtig was los“, untertreibt Erik Höhne bestimmt nicht. Der Vorstandssprecher des Energiedienstleisters Mark-E aus Hagen - eine Tochtergesellschaft der Enervie-Gruppe - hat gerade eine aus Bonn angereiste Delegation der Weltklimakonferenz begrüßt. Anschließend führen Kraftwerke-Chef Martin Heesemann und der für Rönkhausen zuständige Betriebsleiter Jörg Klages die 15 Teilnehmer aus den USA, Kanada und Finnland durch die spannende Unterwelt des Pumpspeicherwerks (PSW). Für die meisten Besucher ist diese im Grunde einfache Technik zur Energiegewinnung absolutes Neuland. Normalerweise werden keine Gruppen mehr durch das Krafthaus in Rönkhausen geführt. Aber für die internati-

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onalen Gäste macht Mark-E eine Ausnahme. Von den angemeldeten 40 Teilnehmern sind allerdings nur 15 gekommen. „Das ist normal“, berichtet Marcus Müller von der Energieagentur NRW. Auch bei den anderen Angeboten für die Delegationen habe es immer wieder Absagen gegeben, weiß Müller, der die Gruppe nach Rönkhausen begleitet. Zudem hält an diesem grauen Novembertag Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre mit Spannung erwartete Rede auf der Weltklimakonferenz in Bonn, die viele Umweltschützer so enttäuschen sollte.

Einzige verlässliche Speichertechnik, aber nicht rentabel Die Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien beschäftigen längst auch Mark-E und haben den einstigen Versorger grundlegend verändert. Vor über 100 Jahren als Kohleverstromer gegründet, baut bzw. betreibt das Hagener Unternehmen inzwischen Windräder an der Versetalsperre und Wasserwerke an der Lenne. Der letz-


te Kohlestromblock E4 im Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen wird im März 2018 abgeschaltet. „Pumpspeicherwerke sind aufgrund ihrer Speicherfähigkeit insbesondere für die stetig steigende Einspeisung erneuerbarer Energien ein unerlässlicher Baustein für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende“, sind Vorstandssprecher Erik Höhne und seine Mitarbeiter überzeugt. Höhne hält Pumpspeicherwerke auch für die „einzigen großtechnischen Großspeicheranlagen“, die zurzeit verlässlich funktionieren.

Investoren gesucht Aber das hat seinen Preis. So müssen die Maschinen alle 12 bis 15 Jahre ausgebaut und erneuert werden. Auch eine Sanierung der Abdeckung des Oberbeckens ist fällig. Das kostet rund 25 Millionen Euro. Deshalb sucht Mark-E Partner und Investoren, um diese enorme Summe stemmen zu können. Bis Mitte 2018 hat die Bezirksregierung die Betriebsgenehmigung für das seit 1969 laufende Pumpspeicherwerk Rönkhausen-Glinge verlängert. Vorstandssprecher Erik Höhne ist „zuversichtlich, dass wir einen Partner finden“ und somit das Kraftwerk mit dem Unter- und Oberbecken auf dem Dahlberg sowie seinen sechs Beschäftigten eine Zukunft hat. Eine Stilllegung will er aber auch nicht ausschließen.

Das Pumpspeicherwerk bei Rönkhausen-Glinge mit einer Gesamtleistung seiner beiden Turbinen von 140 Megawatt gleicht Schwankungen im Stromverbrauch längst nicht mehr nur im klassischen Tag-Nacht-Wechsel aus. Heute wird die Anlage auch tagsüber immer wieder hochgefahren, mitunter nur für wenige Minuten, um ungleichmäßig anfallenden erneuerbaren Strom aus Sonnen- oder Windenergie ausgleichen oder auf die schwankenden Strompreise reagieren zu können. Wegen „fehlender Marktanreize“ (Erik Höhne) aber ist nicht nur die Zukunft des Pumpspeicherwerks Rönkhausen-Glinge unsicher. Bundesweit liegen die meisten Projekte erst einmal auf Eis. Was bei Investitionen im dreistelligen Millionenbereich und den massiven Eingriffen in die Natur nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zu Atomkraftwerken und dem Kohleabbau ist das Pumpspeicherwerk in Rönkhausen-Glinge in der Bevölkerung „hochakzeptiert“, betont Martin Heesemann. „Die Leute, die hier wohnen, wissen, das Ding beißt nicht“, sagt der Kraftwerke-Betriebsleiter von Mark-E. Dabei sieht man auf den ersten Blick von der gesamten Anlage nur die beiden Seen. „Alles andere ist gut versteckt“, schmunzelt Heesemann. Davon konnten sich die Gäste von der Weltklimakonferenz tief im Inneren des Krafthauses überzeugen.

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HIMMLISCHER WINTERTAG IN HIMMELMERT Fotos Martin Büdenbender

Gerade einmal 500 Einwohner zählt das unterhalb der Oestertalsperre gelegene Örtchen Himmelmert. Daher kann man mit Fug und recht behaupten, die halbe Dorfjugend habe sich gerade auf der grünen Wiese versammelt. Grüne Wiese? Die ist gar nicht grün. Es hat am frühen Morgen mächtig geschneit und das ganze Dorf versteckt sich unter der weißen Pracht. Ganz hinten über der Nordhelle steht die Sonne und schickt ihre Strahlen ins kalte Oestertal. Alles hat der Schnee eingepudert, Wälder und Wiesen, die Dächer und Gärten, das Bürgerhaus, die alte Dorfglocke, die an der Hauptstraße auf einem Holzbalkengestühl steht, und auch die Gedenktafel, die daran erinnert, dass Heinrich Jung-Stilling, der später berühmte Augenarzt,

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1756 auf Gut Huckelze als Lehrer unterrichtete. Ein himmlicher Wintertag in Himmelmert. Heute ist das richtige Wetter, um auf den steilen Wiesen rund um den Ort zu rodeln. Doch das hat noch Zeit. Denn die kleinen Himmelmerter sind extra für das Komplett-Magazin gekommen, um einen Schneemann zu bauen. Ohne Rücksicht auf kalte Hände wird der Schnee zu dicken Walzen gerollt und aufeinander gestellt. Kastanien haben die Kinder mitgebracht. Aus denen formen sie Mund und Augen. Eine rote Rübe holt schnell noch jemand von Zuhause. Die wird mitten ins weiße Gesicht gesteckt. Schnell eine Pudelmütze auf den Kopf, den Schal um den Hals und einen Besen in die kalte Hand, fertig ist der Schneemann.


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Sie freuten sich im letzten Jahr über die neue Spur am Hof Roscheid und den Anschluss an die Ebbekammloipe (von links): Lea Selter, Lara Kamp, Uli Selter, Monika Lütteke (Ski-Abteilungsleiterin TV Attendorn) und Manfred Roll.

AUF SCHMALEN LATTEN DURCH DIE SAUERLÄNDER WINTERLANDSCHAFT

Von Martin Droste

Lückenschluss der Ebbekammloipe vom Parkplatz Nordhelle bis Hof Roscheid Die Wiesen und Wälder rund um den idyllisch gelegenen Hof Roscheid hoch über Attendorn sind nicht nur ein ideales Wandergebiet. Seit einem Jahr herrschen hier auch ideale Bedingungen für Skilangläufer, wenn das Wetter mitspielt. Denn der Lückenschluss von der bekannten Ebbekammloipe ab Parkplatz Nordhelle bis zum Hof Roscheid ist geschafft. Dem Wintersportler erschließen sich über 20 Kilometer gespurte Loipen durch die tief verschneite Sauerländer Winterlandschaft. Möglich gemacht haben den Lückenschluss viele fleißige Helfer. Dazu gehören Uli Selter und Manfred Roll von der Skiabteilung des TV Attendorn. Selter ist leidenschaftlicher Skilangläufer und Trainer der Wettkampf-

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Mannschaft des TVA. Roll sorgt auf dem vereinseigenen Motorschlitten mit dem Spurgerät für die optimale Spur durch den tiefen Schnee. Norbert Luke vom Hof Roscheid hat dem Turnverein eine Unterstellmöglichkeit für den Motorschlitten zur Verfügung gestellt. Für die direkte Anbindung an die beliebte Ebbekammloipe vom Parkplatz Nordhelle über Spinne bis zum Hof Roscheid haben Selter und Co. lange gekämpft. Möglich gemacht hat das die enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Förderverein Ebbekammloipe, Forstamt, Waldbesitzer, Norbert Luke vom Hof Roscheid und TV Attendorn mit seiner Skiabteilung.


Roscheid war bislang mit dem schweren Pistenbully des Fördervereins Ebbekammloipe nicht zu erreichen. Den Lückenschluss haben die Skilangläufer aus Attendorn mit ihrem eigenen Gerät geschafft. Die Loipe führt von Roscheid hoch in Richtung Windhausen, biegt dann nach links auf den von Norbert Luke geschobenen Rundweg ab, verlässt diesen Weg oberhalb von Ebbelinghagen und führt weiter über Spinne zur Nordhelle. Attraktiv ist die mit einigen Schleifen über 20 Kilometer lange Loipe für Hobbyläufer und Leistungssportler zugleich. Wer aus Richtung Nordhelle kommt, kann auf dem Hof Roscheid eine kulinarische Pause machen und sich notfalls ein Taxi rufen, wenn er sich für den Rückweg nicht mehr fit genug fühlt. Umgekehrt ist der Hof Roscheid mit den Wanderparkplätzen in der Nähe für diejenigen der optimale Ausgangspunkt, die den Rummel an der Nordhelle scheuen.

„Das ist für uns ideal. Wir haben jetzt die Trainingsmöglichkeiten direkt vor der Haustür“, freut sich Uli Selter, Vater des erfolgreichen Skilangläufers Benjamin Selter. Auch in diesem Winter wird die Loipe bei entsprechender Witterung ab Roscheid bis zur Nordhelle gespurt.

Info Die Ebbekamm-Loipe wird durch den Förderverein Ebbekamm-Loipe in ehrenamtlicher Arbeit betrieben. Angeboten werden verschiedene Strecken in einer Gesamtlänge von rund 20 Kilometer. Informationen zur Strecke und zum Verein gibt es an der neuen Informationshütte auf dem Parkplatz Nordhelle. Internet: www.ebbekammloipe.de.

Weitere Langlaufgebiete: Sundern-Röhrenspring Die Natur auf Langlaufskiern erleben: Das können Wintersportler auf gut 18 Kilometer gespurten Loipen zwischen Röhrenspring und Wildewiese. Von Wildewiese aus geht es auf dem Zuweg auf 4,5 km in Richtung Röhrenspring. Dort erwarten die Langläufer die wunderbar in die Sauerländer Berge eingebetteten Rund-Loipen auf dem Rothloh (5 km) und dem Baukloh (3 km). Neben dem Zuweg von Wildewiese aus kann man auch in Röhrenspring einsteigen. Alle Loipen sind bestens beschildert. Unter anderem befindet sich am unteren rechten Rand ein QR-Code, der mit einem Smart-Handy gescannt werden kann. Durch diesen Code kommt man direkt auf die Homepage (www.sorpesee.de), um vor Ort Informationen abfragen zu können. Die Loipen werden vom Ski Club Sundern gepflegt. Das Schneetelefon ist 24 Stunden unter 02395-438 oder 1042 erreichbar. Informationen zum gesamten Skigebiet Wildewiese gibt es unter www.wildewiese.de. Hohe Bracht Das Skigebiet Hohe Bracht befindet sich in Lennestadt, oberhalb der Ortsteile Bilstein und Altenhundem, auf ca. 600 m ü. NN. Der Skiclub Lennestadt unterhält hier maschinell gespurte Loipen und ein alpines Skigebiet. Hier finden die Skilangläufer die Arnoldi-Rundloipe (Länge 2,3 km, geringe Höhendifferenz), die Hohe BrachtRundloipe (Länge 7,0 km, Höhendifferenz 80 m) und die Hohe Bracht-Rundloipe mit Kreggenbergschleife (Länge

9,7 km - über die Hohe-Bracht-Rundloipe Richtung Benolper Kreuz mit zusätzlicher Schleife um den Kreggenberg (Höhendifferenz 80 m). Internet: www.skiclub-lennestadt.de der www.wintersport-arena.de. Rhein-Weser-Turm Die maschinell gespurten und zertifizierten Loipen (verschiedene Abschnitte der Rothaarloipe) führen durch eine märchenhaft, oft tiefverschneite Winterlandschaft. Das weitläufige Netz gut gespurter Loipen bietet Schleifen von 3, 3,5, 6, 8,5, 16, 20 und 52 Kilometer mit Höhendifferenzen von 20, 40, 50 und 70 Metern. Informationen erteilt die Tourist-Information LennestadtKirchhundem: 02723/608-800, info@lennestadt-kirchhundem.de, www.lennestadt-kirchhundem.de. Wintersport-Arena Sauerland Vom Hochsauerland bis hinein in die Region SiegerlandWittgenstein erstreckt sich die Wintersport-Arena Sauerland. Die Region bietet laut Eigenwerbung „das größte Schneevergnügen nördlich der Alpen“. Das bedeutet Wintersport und -spaß für Skifahrer, Rodler, Snowboarder, Langläufer, Winterwanderer, große und kleine Schneehasen. Bekannte Sportstätten wie die Bobbahn Winterberg oder die Willinger Mühlenkopfschanze, Biathlonzentren, Kunsteisbahnen und DSV Nordic AktivZentren machen das Angebot komplett. Internet: www. wintersport-arena.de.

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VERGISSMEINNICHT EIN HUBBI-KURZKRIMI

Von Pia Mester

Am nächsten Morgen parkte Hubbi ihren Caddy um Punkt acht Uhr vor dem Altenheim, in dem Wilma Haase wohnte. Von außen sah das Heim wie ein ganz normales Mehrfamilienhaus aus: quadratisch, praktisch, schlicht. Es besaß drei Stockwerke, war in einem undefinierbaren beige-braun gestrichen und verfügte über einen versteckt gelegenen Parkplatz, auf dem Hubbi die letzte freie Lücke in Beschlag nahm. Sie stieg aus, zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu, nahm Meter unter den Arm und marschierte los. Seniorenresidenz Haus zur Sonne war auf einem stumpfen Plastikschild über dem Haupteingang zu lesen. Hubbi betrat den Eingangsbereich und wunderte sich, warum sie hier niemanden antraf. Sie hatte mit einer Art Rezeption gerechnet. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie in den ersten Stock, wie Berthold es ihr erklärt hatte. Zwar gab es auch eine Treppe, aber wenn sie die Wahl hatte, nahm Hubbi immer den Lift. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, schlug ihr ein durchdringender Geruch entgegen. Hubbi trat aus dem Aufzug und schnupperte. Kohlrouladen und Urin, kann das sein? Sie versuchte, nur durch den Mund zu atmen, und sah sich um. Genau vor ihr befand sich eine Art Sitzgruppe aus braun-geblümten Polstermöbeln, die wohl einladend wirken sollten. Allerdings machte das Ganze auf sie eher einen trostlosen Eindruck. Gleich daneben ging eine Tür ab, an der Schwesternzimmer stand. Hubbi entschied, ihren Besuch hier anzumelden. Außerdem hatte sie vergessen, Berthold nach Wilmas Zimmernummer zu fragen. Sie klopfte, doch es kam keine Reaktion. Meter wand sich in ihrem Arm und sie setzte ihn auf den Boden, in der Hoffnung, dass er nicht gleich davonlief. Zu dumm, dass sie seine Leine im Auto vergessen hatte. Dann klopfte sie erneut, fester und langanhaltender. Nichts. »Hallo?«, rief sie leise. Keine Antwort. Dann eben nicht, dachte sie und drehte sich um. Fast wäre sie in einen großen Mann gerannt, der hinter ihr stand. Er hatte wirres Haar, einen Dreitagebart und kratzte sich hinter einem seiner abstehenden Ohren. Hubbi registrierte entsetzt, dass er nur ein Hemd, Schuhe und eine Unterhose trug. »Wann kommt der nächste Bus?«, fragte er. Hubbi machte einen Schritt zurück. »Ähm, wie bitte?« »Wann kommt der nächste Bus?« Er blickte sich suchend um. »Oh, das weiß ich nicht. Ich bin mit dem Auto hier.« Hubbi hoffte, dass er so nicht das Gebäude verlassen wollte. Er kniff die Augen zusammen, als müsse er über die Bedeutung ihrer Worte erst nachdenken. Dann schaute er hi-

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nunter auf Meter, der an seinem Schuh schnüffelte. »Meine Katze ist weggelaufen«, sagte er. »Haben Sie sie gesehen?« »Nein, am besten wenden Sie sich an das Pflegepersonal, vielleicht haben die …« »Herr Jansen, so läuft man doch nicht rum!« Eine Frau mit knallroten, kurzen Haaren und in einem weißen, sackförmigen Zweiteiler kam eilig den Flur heruntergerannt und fasste den Mann am Arm. »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu Hubbi. »Er ist mir entwischt.« »Wann kommt der nächste Bus?«, wiederholte der Mann. »Wir ziehen Sie erst mal vernünftig an und anschließend schauen wir in den Busfahrplan, ja?«, antwortete die Pflegerin. Sie lächelte Hubbi entschuldigend an und verschwand mit dem Mann. Als Hubbi ihnen hinterher sah, dachte sie noch, dass sie die Pflegerin nach Wilmas Zimmernummer hätte fragen können. Stattdessen machte sie sich nun allein auf die Suche. Zu ihrer Erleichterung standen die Namen der Bewohner auf kleinen Schildchen neben den Zimmertüren. Hubbi brauchte dennoch eine Weile, bis sie Wilma gefunden hatte. Sie klopfte und betrat den Raum, nachdem von drinnen ein kräftiges »Herein!« erklungen war. Meter drängte sich an ihr vorbei und begann damit, jeden Zentimeter des Raums gewissenhaft zu beschnüffeln. Das Zimmer wirkte weniger trostlos als der Flur, was wohl an dem gewaltigen Antilopengeweih lag, das direkt über dem Fernseher hing. Wilma hatte die Heimmöbel offenbar durch ihre eigenen ergänzt, was ein seltsames Sammelsurium ergab. So saß sie in einem abgenutzten, aber gemütlich aussehenden Ohrensessel, die Füße auf einem dazu passenden Hocker abgelegt, und schaute erst Meter und danach Hubbi fragend an. »Sind Sie eine neue Schwester?« Hubbi räusperte sich. »Nein, ich wollte Sie besuchen kommen. Mein Name ist Huberta Dötsch.« Wilma schien in ihrem Gedächtnis zu kramen. Schließlich erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. »Ach, die kleine Hubbi, die früher immer bei mir geklingelt hat und nie genug Schokolade kriegen konnte! Ist heute wohl noch so, was?« Damit ließ sie ihren Blick über Hubbis zugegebenermaßen nicht gerade schmalen Hüften gleiten. Hubbi zog den Bauch ein und hoffte, dass die Jeans nicht allzu sehr spannte. Doch dann überlegte sie, dass es ihr ja eigentlich egal sein konnte, was Wilma von ihrer Figur hielt. »Freut mich, dass du mich besuchst.« Sie deutete auf einen Stuhl und Hubbi setzte sich. »Was verschafft mir die Ehre?« Meter hatte seine Runde mittlerweile beendet und machte es sich auf einem offenbar vergessenen Handtuch ne-


ben der Heizung gemütlich. Hubbi überlegt, ob sie gleich mit der Wahrheit rausrücken sollte. Dass Berthold sie geschickt hatte, um bei seiner Schwiegermutter gutes Wetter zu machen. Aber sie ahnte, dass ihr das nicht weiterhelfen würde. Zumindest nicht, wenn sie bei Berthold gut dastehen wollte. »Ich habe von Ihrem Unfall gehört und wollte einfach mal sehen, wie es Ihnen geht.« Wilma sah sie prüfend an. »Das hat dir Berthold erzählt, richtig? Der hockt doch immer in deiner Kneipe und versäuft dort sein halbes Monatsgehalt.« Hubbi wusste nicht, was sie antworten sollte, also nickte sie nur. Wilma war besser informiert, als sie erwartet hatte. Der Blick der alten Dame wurde freundlicher. »Trotzdem schön, dass du hier bist. Annegret und Berthold lassen sich kaum noch blicken, seit sie mich hierher abgeschoben haben. Und du kannst mich ruhig Wilma nennen.« »Abgeschoben klingt aber hart«, wandte Hubbi vorsichtig ein. »Ich finde es ganz nett hier. Du hast ein richtig gemütliches Zimmer mit den ganzen Möbeln und dem …«, sie schaute hinauf zu dem Geweih und verdrehte sich dabei fast den Hals, »deinem Haustier da oben.« »Den habe ich selber geschossen. Bei einer Safari, 1967«, erklärte Wilma mit stolzem Lächeln. »Ähm, ja, jedenfalls schön hier.« »Schön ist was anderes«, brummte Wilma. »Also ich meine, ich wünsche mir manchmal auch, den ganzen Tag bedient zu werden.« Hubbi zwinkerte verschwörerisch. »Bedient? Von morgens bis abends werde ich hier rumkommandiert!« Hubbi zupfte an einem losen Faden, der aus dem Bezug ihres Stuhls hing. »Wenigstens hast du hier ständig Gesellschaft. Jemanden, mit dem du dich unterhalten kannst.« »Pah!« Wilma schlug so hart auf die Lehne ihres Sessels, dass Staub aufwirbelte. »Mit den anderen Bewohnern kann man sich nicht unterhalten. Die sind alle«, sie wedelte mit ihrer rechten Hand vor dem Gesicht herum, »total plemplem. Alle verrückt.« Hubbi fragte sich, ob sie auf die Vorfälle zu sprechen kommen sollte, von denen Berthold ihr erzählt hatte. Sie beschloss, sich ranzutasten. »Hier brauchst du dir wenigstens keine Sorgen zu machen, dass du dich verläufst. Es ist immer jemand da, der dir helfen kann.« Sie musste an den Mann in der Unterhose denken. »Wieso sollte ich mich verlaufen?«, fragte Wilma verständnislos. »Na ja, du hast dich doch kürzlich in deinem Garten verlaufen. Und dann die Sache mit der Heizung. Also, ich meine, das kann ja passieren, dass man ein bisschen vergesslich wird.« »Ich bin nicht vergesslich!«, rief die alte Dame, setzte sich

Zeichnung Arnd Hawlina

kerzengerade hin und strich ihre beige Kaschmir-Strickjacke glatt. »Dass Berthold und Annegret solche Lügen über mich verbreiten, ist unverschämt! Da oben«, sie tippte sich an die Schläfe, knapp unter ihre silbergrauen, perfekt gelegten Locken, »bin ich noch topfit.« Hubbi wollte eigentlich keine Diskussion über Wilmas Geisteszustand beginnen. Sie wusste ja nur aus zweiter Hand davon und konnte selber nicht einschätzen, wie es um Wilmas Gedächtnis bestellt war. »Die beiden haben es nur auf mein Haus abgesehen. Sie wollen es verkaufen und sich das Geld einstecken, so sieht es aus!« Wilma schnaufte jetzt regelrecht vor Wut. »Ist ja schon gut, ich meinte ja nur …« Aber weiter kam Hubbi nicht. »Ach, Schätzchen«, sagte Wilma in weicherem Tonfall. Sie ließ sich in ihrem Sessel zurückfallen und schien sich zu entspannen. »Dir gebe ich keine Schuld. Du wolltest mir meine Situation nur angenehmer machen.« Hubbi atmete erleichtert aus. Sie war froh, dass Wilma Verständnis für sie hatte. Damit war ihr Auftrag wohl erledigt. Sie wollte sich gerade freundlich verabschieden, als Wilma sagte: »Es sind ja nicht nur das schlechte Essen, das unfreundliche Personal und die seltsamen Nachbarn …« Sie schaute zu Hubbi und in ihrem Blick lag auf einmal Angst.

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»Ich glaube, hier läuft ein Mörder frei herum.« »Ein … Wie bitte!?« »Es stimmt, Hubbi. Aber Berthold und Annegret glauben mir nicht. Sie behaupten, ich bilde mir das nur ein, aber das tue ich nicht! Hier treibt ein Mörder sein Unwesen.« Hubbi blinzelte irritiert. Das Gespräch hatte eine unerwartete Wendung genommen. Sie schwankte zwischen Unglaube und Neugier. Die Neugier siegte. »Wie kommst du denn darauf?« Wilma wirkte erleichtert, dass Hubbi ihren Verdacht nicht gleich als Spinnerei abtat. »Vor einigen Tagen ist hier eine Frau gestorben: Pauline Mayer. Ich kannte sie schon seit meiner Kindheit. Soweit ich weiß, war sie immer sehr sportlich, hat auf ihre Ernährung geachtet, nie geraucht oder getrunken oder sonst etwas getan, um Spaß zu haben.« Hubbi meinte, einen zynischen Zug um Wilmas Mundwinkel zu erkennen. »Eines Morgens vor einer Woche«, fuhr Wilma fort, »war sie einfach tot. Sie sei nachts gestorben, meinen die Pflegerinnen. Im Schlaf. Aber das kann ich nicht glauben. Natürlich war sie nicht mehr ganz gesund, sonst hätte sie ja nicht in diesem Heim gewohnt. Aber ihre Krankheit war geistiger Natur. Sie war ziemlich verwirrt, aber körperlich fit wie eine 60-Jährige.« »Na ja, ab einem gewissen Alter passiert es eben, dass man überraschend stirbt.« Hubbi hoffte, Wilma damit nicht zu nahe zu treten. »Ich weiß, Schätzchen, ich bin ja nicht naiv. Aber nicht Pauline. Glaub mir, ich habe da so ein Gefühl. Es hat jemand nachgeholfen.« »Okay. Hast du auch schon einen Verdacht, wer das sein könnte?« Wilma lehnte sich vor und Hubbi tat es ihr nach. Fast flüsternd antwortete Wilma: »Die Stationsleiterin, Schwester Jenny.« »Mit welchem Motiv?« Hubbi erwischte sich dabei, wie sie ebenfalls flüsterte. Sie warf einen Blick zur Zimmertür, aber die war verschlossen. Egal, ob es stimmte oder nicht, es war wahrscheinlich besser, wenn niemand dieses Gespräch mitbekam. Wilma kräuselte pikiert die Lippen. »Das ist doch sonnenklar: Pauline wurde zu anstrengend für die Pflegerinnen. Am laufenden Band ist sie weggelaufen, hat ihr Zimmer in Unordnung gebracht, weil sie etwas suchte, oder sich sonst irgendwelchen Quatsch ausgedacht. Und dann noch ihr Papagei mit dem nervtötenden Gekreische! Jemand, der so viel Arbeit macht, ist in einem Altenheim nicht gern gesehen.« »Das ist aber ein bisschen weit hergeholt, oder? In so einem Altenheim gibt es doch immer Bewohner, die etwas mehr Aufmerksamkeit brauchen als andere. Das ist noch kein Grund, jemanden umzubringen«, meinte Hubbi.

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Wilma kniff die Lippen zusammen. »Ich dachte, du bist eine Detektivin. Sollten Detektive einen Mord nicht erkennen, wenn er ihnen quasi auf dem Silbertablett serviert wird?« Hubbi rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Sie hatte zwar schon den einen oder anderen Kriminalfall gelöst, fühlte sich aber noch immer nicht wie eine richtige Detektivin. Wilma hatte wohl recht: Ein richtiger Detektiv würde einen Mord erkennen. Oder klingelte bei ihr nichts, weil der Tod dieser Pauline doch eine natürliche Ursache hatte? »So eine richtige Detektivin bin ich eigentlich nicht«, murmelte sie. »Ach, du meinst das abgebrochene Studium?« Hubbi schaute sie entsetzt an. »Mädchen, jeder im Dorf hat davon gehört. Das ist aber kein Grund, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen.« Hubbi spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihr breitmachte. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Trotzdem hielt sie es für keine gute Idee, in diesem vermeintlichen Mordfall zu ermitteln. »Vielleicht solltest du besser die Polizei informieren. Im Moment fehlt mir einfach die Zeit für so eine Ermittlung. Ich habe in der Nuckelpinne alle Hände voll zu tun. Und dann muss ich auch noch dringend eine Wohnung finden, was mit einem gähnend leeren Konto nicht so leicht ist.« Wilma grinste verschmitzt. »Wenn es weiter nichts ist? Du darfst in der möblierten Dachgeschosswohnung in meinem Haus wohnen, wenn du mir hilfst. Mietfrei, versteht sich.« Sie ließ die Worte einen Moment lang wirken. »Und? Was meinst du?« Hubbi überlegte. Das klang verlockend. Sehr sogar. So würde sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens hätte ihre Wohnungsnot ein Ende, zweitens könnte sie Wilmas Bitte nachkommen und drittens den angeblichen Mord als normalen Tod entlarven, was die alte Dame beruhigen und Berthold und Annegret zufriedenstellen würde. »Einverstanden«, sagte sie grinsend. Es klopfte zaghaft an der Tür und ein junges Mädchen steckte den Kopf herein. »Frau Haase, die Frisörin ist da.« »Ich komme sofort.« Die Tür schloss sich wieder. »Eine Praktikantin, glaube ich«, erklärte Wilma. »Bei diesen ganzen jungen Dingern habe ich längst den Überblick verloren.« Sie schüttelte den Kopf. Hubbi stand auf und Meter tat es ihr nach. »Dann werde ich mich mal umhören und diese Schwester Jenny unter die Lupe nehmen.« »Ich hoffe, du findest schnell etwas heraus. Es ist nicht schön, jeden Tag einer Mörderin zu begegnen.« Hubbi wollte noch einwenden, dass sie noch nicht sicher wüssten, ob die Leiterin Pauline Mayer umgebracht hatte. Dass es ja noch nicht einmal sicher war, ob die Frau tat-


sächlich ermordet worden war. Aber sie ahnte, dass sie damit auf taube Ohren stoßen würde. Wilma kramte einen Schlüsselbund aus ihrer Rocktasche hervor und reichte Hubbi zwei Schlüssel. »Der ist für die Haustür und der für die Wohnungstür«, erklärte sie. Hubbi bedankte sich und lief beschwingt den langen Flur zurück zum Fahrstuhl. Dass dieser Morgen noch eine so gute Wendung nehmen würde, damit hätte sie nicht gerechnet. Das muss Schicksal sein, dachte sie. Das Universum meint es ausnahmsweise mal gut mit mir. Meter fand den Flur fast so aufregend wie seine LieblingsSpazierecke. An jeder Tür und jedem staubigen Beistelltisch blieb er stehen und schnüffelte. Was für Düfte er da entdeckte, wollte Hubbi gar nicht wissen. Beim Fahrstuhl angekommen, drückte sie auf den Knopf und wartete. Ein Lied kam ihr in den Kopf, das sie zuvor im Auto gehört hatte. »If you´re happy and you know it, clap your hands«, sang sie leise und klatschte in die Hände. Meter schaute sie erwartungsvoll an und wedelte mit dem Schwanz. »Bald bekommst du ein neues Zuhause. Vielleicht ist sogar ein eigenes Zimmer für dich drin«, sagte Hubbi fröhlich und summte leise weiter. »Eine halbe Stunde?!«, erklang plötzlich eine aufgeregte Frauenstimme aus dem Zimmer, das den Fahrstühlen am nächsten war. Hubbi hörte auf zu summen und lauschte. »Stefanie schafft es in einer Viertelstunde, Frau Bernstein zu waschen und anzuziehen. Das geht einfach nicht, Marie!« »Aber sie war so aufgelöst und ich musste sie erst beruhigen, bevor ich anfangen konnte«, erklärte eine andere Frauenstimme – vermutlich Marie – in einem entschuldigenden Ton. »Das ist kein Grund, so zu trödeln«, erwiderte die erste Stimme lauter und aggressiver. Hubbis Neugier war geweckt. Sie schlich zu der geschlossenen Tür, hinter der sich die beiden Frauen stritten. »Ich kann sie aber nicht einfach packen und durchs Wasser ziehen! So was macht man nicht!« »Sie bekommt doch eh nichts mehr mit.« »Aber …« »Nichts aber. Tu einfach, was getan werden muss. Seit drei Jahren liegt sie in diesem Bett und gibt keinen Mucks mehr von sich. Denkst du, jetzt plötzlich beschwert sie sich bei irgendwem?« Ein paar lange Sekunden herrschte Stille. Dann meldete sich wieder die wütende Frau zu Wort. »Haben wir uns verstanden? Du weißt genau, wie viel hier zu tun ist.« Schritte trampelten durch den Raum. Hubbi konnte sich gerade noch von der Tür abwenden und so tun, als be-

trachtete sie einen scheußlichen Kunstdruck an der gegenüberliegenden Wand. Meter allerdings starrte ganz unverhohlen auf die Frau, die aus dem Zimmer gestürmt kam. »Hubbi?!«, entfuhr es ihr. Erschrocken drehte Hubbi sich um. »Jenny?!« Völlig entgeistert starrte Hubbi die blonde Frau an. Jennifer Finke. Sie waren gemeinsam zur Schule gegangen und hatten sich einigermaßen gut verstanden, bis Hubbis Exfreund Andreas sich nach einem kurzen Techtelmechtel mit Jenny für Hubbi entschieden hatte. All die Jahre, in denen Hubbi mit Andreas zusammen war, hatte Jenny sie gehasst wie die Pest und sie das bei jeder Gelegenheit spüren lassen. Es musste ihr ein Fest gewesen sein, als Andreas ohne Hubbi zum Studieren nach München gezogen war und sie dort mit der erstbesten Kommilitonin betrogen hatte. »Was machst du hier?«, wollte Jenny wissen. Hinter ihr huschte die rothaarige Pflegerin aus dem Zimmer und verschwand eilig. »Jemanden besuchen«, antwortete Hubbi kurz angebunden. »Wen?« »Wilma Haase.« »Aha«, sagte Jenny in kühlerem Ton und taxierte Hubbi dabei. Hubbi dachte, dass Jennys Silberblick, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, noch schlimmer geworden war. Sie hatte das Gefühl, Jenny gucke über Kreuz, was ziemlich irritierend war. »Tja dann, ich muss los.« Schnellen Schrittes ging Hubbi zum Fahrstuhl, der jedoch nicht mehr auf sie wartete. Also nahm sie die Treppe. Erleichtert atmete sie aus, als sich die automatische Tür des Haupteingangs hinter ihr schloss. Vergissmeinnicht - Hubbis dritter Fall Eine alte Frau stirbt und niemanden interessiert es. Seit einem Sturz wohnt die 89-jährige Wilma Haase notgedrungen in einem Seniorenheim, wo sie auf viele alte Bekannte trifft. Dann stirbt ganz plötzlich eine der Bewohnerinnen, was keinen zu wundern scheint. Wilma beschleicht das Gefühl, dass es bei diesem Todesfall nicht mit rechten Dingen zugegangen ist - doch niemand will ihr glauben. Also bittet sie Hubbi Dötsch um Hilfe. Die plagen jedoch gerade ganz andere Probleme: Nach einem heftigen Streit mit ihrer Mutter ist sie quasi obdachlos. Bald schon muss sich Hubbi nicht nur mit ihrer neuen Wohnung, sondern auch mit den Abgründen des Heimlebens herumschlagen. Und Wilma ist gezwungen nicht nur ihre Erinnerungen, sondern auch sich selbst infrage zu stellen. „Vegissmeinnicht - Hubbis dritter Fall“ ist als Taschenbuch und Ebook bei Amazon erhältlich. Mehr Informationen unter www.hubbi-ermittelt.de

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ENKELSITTING

IMPRESSUM

Eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen meines Enkels Felix treffe ich bei der Familie meiner Tochter ein zum „Kindersitten“. Natürlich freut sich mein Enkel (vier Jahre alt) auf den Opa, weil er noch mit ihm spielen will. Die Eltern verabschieden sich und ich bin im Kinderzimmer das brennende Haus, weil Felix der Feuerwehrmann Sam ist. Ich stehe in der Mitte des Zimmers und werde von ihm mit einem Dreirad, das ist das Feuerwehrauto, mit lautem Tatütata umkreist. Dann stellt er einen Stuhl neben mich, das ist die Leiter, steigt darauf und hat eine Schaumsprühdose in der Hand zum Löschen. Gegen Schaum habe ich eigentlich nichts, wenn der kleine Kerl nur nicht so grinsen würde ... Okay, etwas Schaum auf meiner Schulter, ein bisschen am Ohr, was soll‘s. Ich habe Glück, danach ist die Dose leer. Puh, das war knapp. Bevor Felix deswegen aber heult, das Grinsen ist nämlich verschwunden, mache ich den Vorschlag, mit seinen Autos auf dem Straßenteppich zu spielen. Er ist einverstanden. Will aber, total albern geworden, immer Vorfahrt haben, selbst wenn die Ampel für ihn auf Rot steht. Auch verursacht er einen Unfall nach dem anderen. Das Spiel wird doof. Danach, die Eltern sind jetzt etwa eine Stunde fort, spielen wir Verstecken. Ich muss suchen. Das Haus bietet tausend Verstecke und ich finde den Burschen nur, weil ich laut frage, ob er auch ein Gummibärchen haben möchte und er dann „Ja“ ruft. So, das wäre geschafft.

Von Horst Hanke Nun kommt das Vorlesen an die Reihe. Zähne putzen und den Schlafanzug anziehen braucht Felix heute nicht. Das ist mein Versuch, mich als Kumpel zu beweisen. Ist das toll. Dann einfach rauf auf das Bett und mit den Kissen ein gemütliches Lager bauen. Die Bildergeschichte ist für Felix spannend. Für mich nicht so. Ich lese langsam, fast schleppend, damit der Kurze schnell einschläft ... dann wecken mich die Eltern. Felix blättert noch in dem Buch und behauptet, er hätte mir etwas vorgelesen. Aha. Todmüde mache ich mich auf den Heimweg. Endlich im eigenen Bett. Schlafe, aber schlecht, habe einen Albtraum. Eine Sprühdose verfolgt mich.

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